Frauen lieder -leben und
15. SEPTEMBER 2023
INTERNATIONALES BRUCKNERFEST LINZ 2023
Nikola Hillebrand & Helmut Deutsch
Frauenlieder und -leben
Freitag, 15. September 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
15. SEPTEMBER 2023
INTERNATIONALES BRUCKNERFEST LINZ 2023
Frauenlieder und -leben
Freitag, 15. September 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
Franz Schubert (1797–1828)
Romanze aus der Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern, D 797, Nr. 3b (1823)
Die Blumensprache, D 519 (1817)
Du liebst mich nicht, D 756 (1822)
Die Liebende schreibt, D 673 (1819)
Heimliches Lieben, D 922 (1827)
Versunken, D 715 (1821)
Clara Schumann (1819–1896)
„Liebst du um Schönheit“, Nr. 4 aus: Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückerts Liebesfrühling, op. 12 (1841)
„Sie liebten sich Beide“, aus: Sechs Lieder, op. 13, Nr. 2 (1842)
„Ich stand in dunklen Träumen“, aus: Sechs Lieder, op. 13, Nr. 1 (1840)
„Er ist gekommen in Sturm und Regen“, Nr. 2 aus: Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückerts Liebesfrühling, op. 12 (1841)
„Die stille Lotosblume“, aus: Sechs Lieder, op. 13, Nr. 6 (1843)
Lorelei (1843)
– Pause –
Johannes Brahms (1833–1897)
Des Liebsten Schwur, Nr. 4 aus: Neun Gesänge, op. 69 (1877)
Treue Liebe, aus: Sechs Gesänge, op. 7, Nr. 1 (1852)
Liebestreu, aus: Sechs Gesänge, op. 3, Nr. 1 (1853)
„Es träumte mir, ich sei dir teuer“, Nr. 3 aus: Acht Lieder und Gesänge, op. 57 (1871)
Salome, Nr. 8 aus: Neun Gesänge, op. 69 (1877)
Richard Strauss (1864–1949)
Begegnung, TrV 98 (1880)
Die erwachte Rose, TrV 90 (1880)
Das Rosenband, aus: Vier Lieder, op. 36, Nr. 1 (1897)
„Ich schwebe wie auf Engelsschwingen“, Nr. 2 aus: Fünf Lieder, op. 48 (1900)
Muttertändelei, Nr. 2 aus:
Drei Gesänge älterer deutscher Dichter, op. 43 (1899)
Rote Rosen, TrV 119 (1883)
Schlagende Herzen, Nr. 2 aus: Drei Lieder, op. 29 (1895)
Cäcilie, Nr. 2 aus: Vier Lieder, op. 27 (1894)
Konzertende ca. 21:00
Nikola Hillebrand | Sopran
Helmut Deutsch | Klavier
Brucknerhaus-Premiere
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts bahnte sich das (Kunst-)Lied als eigenständige Gattung, deren Anspruch weit über die eng gesteckten Grenzen folkloristischer und populärer Weisen hinausreichte, seinen Weg in das Konzertleben vieler europäischer Länder. Unter mannigfaltigen Bezeichnungen – von deutschsprachigen Gesängen und Liedern über französische Romanzen, Mélodies und Chansons bis hin zum englischen Song – erblühte das Lied über die Ländergrenzen hinweg in immer neuen Formen und Farben, deren künstlerische Vielfalt sich aus den gesellschaftlichen, kulturellen und nicht zuletzt sprachlichen Eigenheiten des jeweiligen Wirkungskreises der Komponist*innen speiste. „Der Charakter des begleiteten Sololieds wird mehr als der anderer mus[ikalischer] Gattungen durch nationale Eigenheiten bestimmt“ (Frits Noske) und lässt sich dabei dennoch stets auf die von Joseph von Eichendorff lyrisch umschriebene ästhetische Prämisse zurückführen: die künstlerische Symbiose von Dichtung und Musik.
Bis heute gilt Franz Schubert als herausragender Begründer des deutschsprachigen Kunstliedes. „Schubert indeß ist wohl der einzige Componist, der wahre Meisterwerke darin geliefert hat. Sein ,Wandrer‘ wenigstens steht oben an“, urteilte die von Gustav Schilling herausgegebene Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften noch 1840, zwölf Jahre nach dem frühen Tod des Wiener Komponisten. Mit der Überführung des eindimensionalen Strophenliedes in die Form durchkomponierter dramatischer Miniaturen, der Emanzipation des begleitenden Klaviersatzes und einem bis dahin ungeahnten harmonischen Reichtum definierte Schubert die Gattung völlig neu: „Es
ist unglaublich, was für Musik in dessen Liedern steckt“, soll Johannes Brahms seinem Biographen Max Kalbeck zufolge dem befreundeten Philologen Gustav Wendt anvertraut haben. „Wir haben das ja auch versucht; aber gegen Schubert ist das alles Stümperei.“ Auch Robert Schumann, der den Liedkompositionen seiner Zeitgenossen – Schubert zuweilen eingeschlossen – zunächst kritisch gegenüberstand und darin „zu viel Noten zu den einfachen Worten“ fand, verfiel, wohl auch unter dem Eindruck seiner (bevorstehenden) Hochzeit mit Clara Wieck, im sogenannten „Liederjahr“ 1840 schließlich ganz dem Reiz der Gattung. „Ach, ich kann nicht anders, ich möchte mich tot singen wie eine Nachtigall“, schrieb er am 15. Mai an seine Verlobte und komponierte in diesem Jahr 138 seiner insgesamt rund 250 Lieder. Während Clara Schumann, die schon in Jugendjahren erfolgreich als
Komponistin an die Öffentlichkeit getreten war, nach Annahme ihrer neuen ,Rolle‘ als Ehefrau an ihren künstlerischen Fähigkeiten zu zweifeln begann, versuchte Robert, sie in den Sog seines Schaffensdranges hineinzuziehen: „Denkst Du denn etwa, weil ich so viel componire, kannst Du müßig sein“, schrieb er ihr am 13. März. „Mach’ doch ein Lied einmal! Hast Du angefangen, so kommst Du nicht wieder los. Es ist gar zu verführerisch.“ Erst ein halbes Jahr später, in den Tagen nach ihrer Hochzeit und nur zögerlich, nahm sie sich diese Worte zu Herzen und überraschte Robert zum Weihnachtsfest 1840 mit dem Manuskript dreier Lieder, darunter „Ich stand in dunklen Träumen“, das sie drei Jahre später in ihren Sechs Liedern op. 13 veröffentlichte, eine Sammlung, in die sie auch das 1842 als Geschenk zu Roberts 32. Geburtstag am 8. Juni entstandene, ebenfalls auf einen Text von Heinrich Heine komponierte „Sie liebten sich Beide“ aufnahm.
Neben der in der Tradition Schuberts stehenden, gewissermaßen ‚originären‘ Form des Kunstliedes erstarkte im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch wieder das Interesse an Volksmelodien unterschiedlichen Kolorits. Ebenso wie Johannes Brahms in seinen Zigeunerliedern op. 103, wandte sich beispielsweise Franz Liszt, der sich mit dem Erbe Schuberts nicht zuletzt in seinen zahlreichen Klaviertranskriptionen auseinandersetzte, in seinem Liedschaffen verschiedenen Facetten des Volksliedes zu und erwies dabei auch seiner ungarischen Heimat die Reverenz. Gustav Mahler, dessen vokales Schaffen
in fruchtbarer Wechselwirkung mit seinen Sinfonien entstand – so zitierte er etwa im ersten und dritten Satz der Sinfonie Nr. 1 D-Dur seine Lieder eines fahrenden Gesellen und integrierte ab der Sinfonie Nr. 2 c-moll auch direkt liedhafte Abschnitte in seine sinfonischen Sätze –, bediente sich, angeregt durch die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn, gleichfalls häufig klassizistischer Formen und volkstümlicher Elemente. Auch der um vier Jahre jüngere Richard Strauss schöpfte in seinen mehr als 200 Klavierliedern, mit denen er sich von ersten Jugendkompositionen bis zu den gravitätischen Vier letzten Liedern TrV 296 sein ganzes Leben lang beschäftigte, aus der reichhaltigen Volksliedtradition ebenso wie jener des Kunstliedes um Schubert, Schumann und Brahms. „Zwar kann man Strauss nicht, wie etwa Hugo Wolf oder Gustav Mahler, und erst recht nicht wie den Komponisten der Wiener Schule, den Platz eines Schöpfers genuin neuer Liedkonzeptionen zusprechen; seine Lieder sind allerdings keineswegs nur traditionell – wie die tonal geprägten ‚Vier letzten Lieder‘ vermuten lassen –, vielmehr partizipieren einige seiner Liedopera auch an fortschrittlichen Strömungen sowohl im Verhältnis von Text und Musik als auch in der Tonsprache. Die weite Spannbreite und Diversität sind das eigentlich Interessante und unterscheiden sein Liedschaffen von demjenigen seiner Zeitgenossen“ (Elisabeth Schmierer).
Andreas MeierFranz Schubert
Romanze aus der Bühnenmusik zu Rosamunde, Fürstin von Cypern
Text: Wilhelmine Christiane von Chézy
Der Vollmond strahlt auf Bergeshöhn, Wie hab’ ich dich vermisst!
Du süßes Herz, es ist so schön, Wenn treu die Treue küsst.
Was frommt des Maien holde Zier?
Du warst mein Frühlingsstrahl. Licht meiner Nacht, o lächle mir Im Tode noch einmal.
Sie trat hinein, beim Vollmondschein, Sie blickte himmelwärts:
„Im Leben fern, im Tode dein“, Und sanft brach Herz an Herz.
Die Blumensprache
Text: Eduard Platner
Es deuten die Blumen des Herzens Gefühle, Sie sprechen manch heimliches Wort; Sie neigen sich traulich am schwankenden Stiele, Als zöge die Liebe sie fort. Sie bergen verschämt sich im deckenden Laube, Als hätte verrathen der Wunsch sie dem Raube.
Sie deuten im leise bezaubernden Bilde
Der Frauen, der Mädchen Sinn; Sie deuten, das Schöne, die Anmuth, die Milde, Sie deuten des Lebens Gewinn: Es hat mit der Knospe, so heimlich verschlungen, Der Jüngling die Perle der Hoffnung errungen.
Sie weben der Sehnsucht, des Harmes Gedanken Aus Farben ins duftige Kleid. Nichts frommen der Trennung gehässige Schranken, Die Blumen verkünden das Leid. Was laut nicht der Mund, der bewachte, darf sagen, Das waget die Huld sich in Blumen zu klagen.
Sie winken in lieblich gewundenen Kränzen
Die Freude zum festlichen Kreis, Wenn flatternd das ringelnde Haar sie umglänzen, Dem Bacchus, der Venus zum Preis; Denn arm sind der Götter erfreuende Gaben, Wenn Leier und Blumen das Herz nicht erlaben.
Du liebst mich nicht
Text: August Graf von Platen-Hallermünde
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du ließest mich‘s wissen, du liebst mich nicht! Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien, Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!
Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt, Mit allzugewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond, Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose, was blüht der Jasmin, Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
Die Liebende schreibt
Text: Johann Wolfgang von Goethe
Ein Blick von deinen Augen in die meinen, Ein Kuss von deinem Mund auf meinem Munde, Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde, Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, Führ ich stets die Gedanken in die Runde, Und immer treffen sie auf jene Stunde, Die einzige; da fang ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens, Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille. Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens, Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille, Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen!
Heimliches Lieben
Text: Caroline Luise Karsch von Klenke
O du, wenn deine Lippen mich berühren, So will die Lust die Seele mir entführen; Ich fühle tief ein namenloses Beben Den Busen heben.
Mein Auge flammt, Glut schwebt auf meinen Wangen; Es schlägt mein Herz ein unbekannt Verlangen; Mein Geist, verirrt in trunkner Lippen Stammeln, Kann kaum sich sammeln.
Mein Leben hängt in einer solchen Stunde An deinem süßen, rosenweichen Munde, Und will, bei deinem trauten Armumfassen, Mich fast verlassen.
O! dass es doch nicht außer sich kann fliehen, Die Seele ganz in deiner Seele glühen! Dass doch die Lippen, die voll Sehnsucht brennen, Sich müssen trennen!
Dass doch im Kuss’ mein Wesen nicht zerfließet, Wenn es so fest an deinen Mund sich schließet, Und an dein Herz, das niemals laut darf wagen, Für mich zu schlagen!
Versunken
Text: Johann Wolfgang von Goethe
Voll Locken kraus ein Haupt so rund! –Und darf ich dann in solchen reichen Haaren, Mit vollen Händen hin und wider fahren
Da fühl’ ich mich von Herzensgrund gesund. Und küß ich Stirne, Bogen, Auge, Mund, Dann bin ich frisch und immer wieder wund. Der fünfgezackte Kamm wo soll er stocken?
Er kehrt schon wieder zu den Locken. Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel, So zart zum Scherz so liebeviel!
Doch wie man auf dem Köpfchen kraut, Man wird in solchen reichen Haaren Für ewig auf und nieder fahren.
Clara Schumann
„Liebst du um Schönheit“
Text: Friedrich Rückert
Liebst du um Schönheit, O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne, Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend, O nicht mich liebe!
Liebe den Frühling, Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze, O nicht mich liebe!
Liebe die Meerfrau, Sie hat viel Perlen klar!
Liebst du um Liebe, O ja, mich liebe!
Liebe mich immer, Dich lieb’ ich immerdar!
„Sie liebten sich Beide“
Text: Heinrich Heine
Sie liebten sich Beide, doch keiner Wollt’ es dem andern gestehn; Sie sahen sich an so feindlich, Und wollten vor Liebe vergehn.
Sie trennten sich endlich und sahn sich Nur noch zuweilen im Traum; Sie waren längst gestorben Und wußten es selber kaum.
„Ich stand in dunklen Träumen“
Text: Heinrich Heine
Ich stand in dunklen Träumen Und starrte ihr Bildnis an, Und das geliebte Antlitz Heimlich zu leben begann.
Um ihre Lippen zog sich Ein Lächeln wunderbar, Und wie von Wehmutstränen Erglänzte ihr Augenpaar.
Auch meine Tränen flossen Mir von den Wangen herab –Und ach, ich kann’s nicht glauben, Dass ich dich verloren hab!
„Er ist gekommen in Sturm und Regen“
Text: Friedrich Rückert
Er ist gekommen
In Sturm und Regen, Ihm schlug beklommen
Mein Herz entgegen.
Wie konnt’ ich ahnen, Daß seine Bahnen
Sich einen sollten meinen Wegen?
Er ist gekommen
In Sturm und Regen, Er hat genommen
Mein Herz verwegen.
Nahm er das meine?
Nahm ich das seine?
Die beiden kamen sich entgegen.
Er ist gekommen
In Sturm und Regen. Nun ist gekommen Des Frühlings Segen. Der Freund zieht weiter, Ich seh’ es heiter, Denn mein bleibt er auf allen Wegen.
„Die stille Lotosblume“
Text: Emanuel Geibel
Die stille Lotosblume
Steigt aus dem blauen See, Die Blätter flimmern und blitzen, Der Kelch ist weiß wie Schnee.
Da gießt der Mond vom Himmel All seinen gold’nen Schein, Gießt alle seine Strahlen
In ihren Schoß hinein.
Im Wasser um die Blume
Kreiset ein weißer Schwan, Er singt so süß, so leise
Und schaut die Blume an.
Er singt so süß, so leise Und will im Singen vergehn.
O Blume, weiße Blume, Kannst du das Lied verstehn?
Lorelei Text: Heinrich Heine
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Daß ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blitzet, Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme Und singt ein Lied dabei, Das hat eine wundersame, Gewalt’ge Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh’.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen Die Lorelei getan.
Des Liebsten Schwur
Text: Josef Wenzig
Ei, schmollte mein Vater nicht wach und im Schlaf, So sagt’ ich ihm, wen ich im Gärtelein traf. Und schmolle nur, Vater, und schmolle nur fort, Ich traf den Geliebten im Gärtelein dort.
Ei, zankte mein Vater nicht wieder sich ab, So sagt’ ich ihm, was der Geliebte mir gab. Und zanke nur, Vater, mein Väterchen du, Er gab mir ein Küsschen und eines dazu.
Ei, klänge dem Vater nicht staunend das Ohr, So sagt’ ich ihm, was der Geliebte mir schwor. Und staune nur, Vater, und staune noch mehr, Du gibst mich doch einmal mit Freuden noch her.
Mir schwor der Geliebte so fest und gewiss, Bevor er aus meiner Umarmung sich riss: Ich hätte am längsten zu Hause gesäumt, Bis lustig im Felde die Weizensaat keimt.
Treue Liebe
Text: Edouard Ferrand
Ein Mägdlein saß am Meerestrand
Und blickte voll Sehnsucht ins Weite.
„Wo bleibst du, mein Liebster, Wo weilst du so lang?
Nicht ruhen läßt mich des Herzens Drang.
Ach, kämst du, mein Liebster, doch heute!“
Der Abend nahte, die Sonne sank
Am Saum des Himmels darnieder.
„So trägt dich die Welle mir nimmer zurück?
Vergebens späht in die Ferne mein Blick. Wo find’ ich, mein Liebster, dich wieder.“
Die Wasser umspielten ihr schmeichelnd den Fuß, Wie Träume von seligen Stunden; Es zog sie zur Tiefe mit stiller Gewalt: Nie stand mehr am Ufer die holde Gestalt, Sie hat den Geliebten gefunden!
Liebestreu
Text: Robert Reinick
O versenk’, o versenk’ dein Leid, mein Kind, in die See, in die tiefe See! Ein Stein wohl bleibt auf des Meeres Grund, mein Leid kommt stets in die Höh’.
Und die Lieb’, die du im Herzen trägst, brich sie ab, brich sie ab, mein Kind! Ob die Blum’ auch stirbt, wenn man sie bricht, treue Lieb’ nicht so geschwind.
Und die Treu’, und die Treu’, ‘s war nur ein Wort, in den Wind damit hinaus. O Mutter und splittert der Fels auch im Wind, Meine Treue, die hält ihn aus.
„Es träumte mir, ich sei dir teuer“
Text: Georg Friedrich Daumer
Es träumte mir, Ich sei dir teuer; Doch zu erwachen Bedurft’ ich es kaum.
Denn schon im Traume
Bereits empfand ich, Es sei ein Traum.
Salome
Text: Gottfried Keller
Singt mein Schatz wie ein Fink, Sing ich Nachtigallensang; Ist mein Liebster ein Luchs, O so bin ich eine Schlang!
O ihr Jungfraun im Land, Vom Berg und über See, Überlaßt mir den Schönsten, Sonst tut ihr mir weh!
Er soll sich unterwerfen
Zum Ruhm uns und Preis!
Und er soll sich nicht rühren, Nicht laut und nicht leis!
O ihr teuren Gespielen, Überlaßt mir den stolzen Mann!
Er soll sehn, wie die Liebe Ein feurig Schwert werden kann!
Begegnung
Text: Otto Friedrich Gruppe
Die Trepp’ hinunter gesprungen Komm’ ich in vollem Lauf, Die Trepp’ empor geschwungen Kommt er und fängt mich auf: Und wo die Trepp’ so dunkel ist, Haben wir vielmals uns geküsst, Doch Niemand hat’s geseh’n.
Ich komm’ in den Saal gegangen, Da wimmelt’s von Gästen bunt, Wohl glühten mir die Wangen, Wohl glühte mir auch der Mund: Ich meint’, es säh’ mir’s jeder an, Was wir da mit einander gethan -Doch niemand hat’s gesehen.
Ich musste hinaus in den Garten, Und wollte die Blumen sehn, Ich konnt’ es nicht erwarten, In den Garten hinaus zu gehn. Da blühten die Rosen überall, Da sangen die Vögel mit lautem Schall, Als hätten sie’s gesehen.
Die erwachte Rose
Text: Friedrich von Sallet
Die Knospe träumte von Sonnenschein, Vom Rauschen der Blätter im grünen Hain, Von der Quelle melodischem Wogenfall, Von süßen Tönen der Nachtigall, Von den Lüften, die kosen und schaukeln, Von den Düften, die schmeicheln und gaukeln.
Und als die Knospe zur Ros’ erwacht, Da hat sie milde durch Tränen gelacht Und hat geschaut und hat gelauscht, Wie’s leuchtet und klingt, Wie’s duftet und rauscht.
Als all ihr Träumen nun wurde wahr, Da hat sie vor süßem Staunen gebebt Und leis geflüstert: Ist mir’s doch gar, Als hätt’ ich dies alles schon einmal erlebt.
Das Rosenband
Text: Friedrich Gottlieb Klopstock
Im Frühlingsschatten fand ich Sie; Da band ich Sie mit Rosenbändern: Sie fühlt’ es nicht und schlummerte.
Ich sah Sie an; mein Leben hing Mit diesem Blick’ an ihrem Leben: Ich fühlt’ es wohl, und wußt’ es nicht.
Doch lispelt’ ich Ihr sprachlos zu, Und rauschte mit den Rosenbändern: Da wachte Sie vom Schlummer auf.
Sie sah mich an; Ihr Leben hing Mit diesem Blick’ an meinem Leben, Und um uns ward Elysium.
„Ich schwebe wie auf Engelsschwingen“
Text: Karl Friedrich Henkell
Ich schwebe wie auf Engelsschwingen, Die Erde kaum berührt mein Fuß, In meinen Ohren hör’ ich’s klingen Wie der Geliebten Scheidegruß.
Das tönt so lieblich, mild und leise, Das spricht so zage, zart und rein, Leicht lullt die nachgeklung’ne Weise
In wonneschweren Traum mich ein.
Mein schimmernd Aug’ -- indeß mich füllen
Die süßesten der Melodien, -Sieht ohne Falten, ohne Hüllen Mein lächelnd Lieb’ vorüberziehn.
Muttertändelei
Text: Gottfried August Bürger
Seht mir doch mein schönes Kind, Mit den gold’nen Zottellöckchen, Blauen Augen, roten Bäckchen!
Leutchen, habt ihr auch so eins?
Leutchen, nein, ihr habt keins!
Seht mir doch mein süßes Kind, Fetter als ein fettes Schneckchen, Süßer als ein Zuckerweckchen!
Leutchen, habt ihr auch so eins?
Leutchen, nein, ihr habt keins!
Seht mir doch mein holdes Kind, Nicht zu mürrisch, nicht zu wählig!
Immer freundlich, immer fröhlich!
Leutchen, habt ihr auch so eins?
Leutchen, Leutchen, ihr habt keins!
Seht mir doch mein frommes Kind!
Keine bitterböse Sieben
Würd’ ihr Mütterchen so lieben.
Leutchen, möchtet ihr so eins?
O, ihr kriegt gewiß nicht meins!
Komm’ einmal ein Kaufmann her!
Hunderttausend blanke Taler, Alles Gold der Erde zahl’ er!
O, er kriegt gewiß nicht meins! -
Kauf’ er sich woanders eins!
Rote Rosen
Text: Karl Stieler
Weißt du die Rose, die Du mir gegeben? Der scheuen Veilchen stolze, heiße Schwester; Von Deiner Brust trug noch ihr Duft das Leben, Und an dem Duft sog ich fest mich und fester.
Ich seh Dich vor mir, Stirn und Schläfe glühend, Den Nacken trotzig, weich und weiß die Hände, Im Aug noch Lenz, doch die Gestalt erblühend voll, Wie das Feld blüht um Sonnenwende.
Um mich webt Nacht, die kühle, wolkenlose, Doch Tag und Nacht, sie sind in eins zerronnen. Es träumt mein Sinn von Deiner roten Rose Und von dem Garten, drin ich sie gewonnen.
Schlagende Herzen
Text: Otto Julius Bierbaum
Über Wiesen und Felder ein Knabe ging, Kling-klang schlug ihm das Herz; Es glänzt ihm am Finger von Golde ein Ring.
Kling-klang schlug ihm das Herz.
„Oh Wiesen, oh Felder, Wie seid ihr schön!
Oh Berge, oh Täler, Wie schön!
Wie bist du gut, wie bist du schön, Du gold’ne Sonne in Himmelshöhn!“
Kling-klang schlug ihm das Herz.
Schnell eilte der Knabe mit fröhlichem Schritt, Kling-klang schlug ihm das Herz;
Nahm manche lachende Blume mit –Kling-klang schlug ihm das Herz.
„Über Wiesen und Felder
Weht Frühlingswind, Über Berge und Wälder
Weht Frühlingswind.
Im Herzen mir innen weht Frühlingswind, Der treibt zu dir mich leise, lind!“
Kling-klang schlug ihm das Herz.
Zwischen Wiesen und Feldern ein Mädel stand, Kling-klang schlug ihr das Herz.
Hielt über die Augen zum Schauen die Hand, Kling-klang schlug ihr das Herz.
„Über Wiesen und Felder
Über Berge und Wälder, Zu mir, zu mir, schnell kommt er her!
Oh, wenn er bei mir nur, bei mir schon wär!“
Kling-klang schlug ihr das Herz.
Cäcilie Text: Heinrich Hart
Wenn Du es wüßtest, Was träumen heißt Von brennenden Küssen, Vom Wandern und Ruhen Mit der Geliebten, Aug’ in Auge, Und kosend und plaudernd –Wenn Du es wüßtest, Du neigtest Dein Herz!
Wenn Du es wüßtest, Was bangen heißt In einsamen Nächten, Umschauert vom Sturm, Da Niemand tröstet Milden Mundes Die kampfmüde Seele –Wenn Du es wüßtest, Du kämest zu mir.
Wenn Du es wüßtest, Was leben heißt, Umhaucht von der Gottheit Weltschaffendem Atem, Zu schweben empor, Lichtgetragen, Zu seligen Höh’n, Wenn Du es wüßtest, Du lebtest mit mir.
Noch am Beginn ihrer Karriere stehend, hat Nikola Hillebrand bereits an führenden Opern- und Konzerthäusern wie der Bayerischen Staatsoper und dem Musikverein Wien sowie beim Glyndebourne Festival gesungen. Seit 2020 gehört sie dem Ensemble der Semperoper Dresden an. Dort ist sie in Partien wie Pamina (Die Zauberflöte), Susanna (Le nozze di Figaro), Musetta (La Bohème), Zdenka (Arabella), Sophie (Der Rosenkavalier) und Adele (Die Fledermaus) zu erleben.
Im Sommer 2023 war sie mit Haydns Die Schöpfung bei den Festivals in Herrenchiemsee, Gstaad und Klosters zu Gast. Bei den Salzburger Festspielen sang sie Mozarts Exsultate Jubilate und dessen Krönungsmesse sowie die Partie der Elisa in Il re pastore. Beim Eröffnungskonzert des Grafenegg Festivals war sie in Mendelssohn Bartholdys Ein Sommernachtstraum zu hören. In der Saison 2023/24 folgen Haydns Theresienmesse gemeinsam mit dem Concentus Musicus Wien im Wiener und Grazer Musikverein, Lieder von Richard Strauss mit dem Tonkünstler-Orchester in Wien und St. Pölten, Bachkantaten mit dem Ensemble Pygmalion in Versailles und Paris und Brahms’ Ein deutsches Requiem mit dem Orchestre National de France in Paris. Im Januar 2024 debütiert sie als Kunigunde in Bernsteins Candide am MusikTheater an der Wien.
Nikola Hillebrand ist zudem eine passionierte Liedsängerin. Die Gewinnerin des internationalen Liedwettbewerbs „Das Lied“ 2019 in Heidelberg gab zuletzt Liederabende beim Heidelberger Frühling, beim Festival de Pâques in Aix-en-Provence, beim Leeds Lieder Festival in England, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, in der Londoner Wigmore Hall, in der Philharmonie Essen, im Pierre Boulez Saal in Berlin, bei der Internationalen Hugo Wolf Akademie in Stuttgart und im Musikverein Graz. In der Saison 2023/24 wird sie bei der Schubertiade in Schwarzenberg und gemeinsam mit Patricia Nolz in einem Duoabend im Wiener Konzerthaus auftreten.
Helmut Deutsch zählt zu den gefragtesten Liedbegleitern der Welt. In Wien geboren, studierte er am Konservatorium, an der Musikakademie und an der Universität seiner Heimatstadt, erhielt den Kompositionspreis der Stadt Wien und wurde mit 24 Jahren Professor. Schon in seiner Studienzeit konzentrierte sich sein Hauptinteresse auf das Lied, daneben aber betätigte er sich mehrere Jahrzehnte hindurch als Kammermusiker in allen erdenklichen Formationen mit vielen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten von Weltrang.
Seine internationale Karriere als Liedbegleiter begann mit der Sopranistin Irmgard Seefried, wichtigster Sänger seiner jungen Jahre aber wurde Hermann Prey, dessen fester Partner er für zwölf Jahre in mehreren hundert Konzerten war. Seither arbeitete Helmut Deutsch mit einem Großteil der bedeutendsten Liedsängerinnen und Liedsänger zusammen und spielte in allen wichtigen Musikzentren der Welt. Aktuell zählen Camilla Nylund, Piotr Beczała, Jonas Kaufmann, Diana Damrau, Michael Volle und Mauro Peter zu seinen vorrangigen Partnerinnen und Partnern.
Die Arbeit von Helmut Deutsch ist auf mehr als hundert Tonträgern dokumentiert. Einige davon spiegeln auch wider, was er als eines seiner zentralen Anliegen sieht: die Wiederentdeckung zu Unrecht vergessener Komponisten. Eine andere Aufgabe, die im Laufe der Jahre immer mehr zu einer Herzenssache wurde, ist die Ausbildung und Förderung junger Talente. Seine Lehrtätigkeit setzte sich nach den Jahren in Wien vor allem an der Hochschule für Musik und Theater München fort, wo er für 28 Jahre Professor für Liedgestaltung war. Bis heute gibt er Meisterkurse in ganz Europa und im Fernen Osten und bleibt als Gastprofessor ausgewählten Hochschulen verbunden. Zu seinen Studentinnen und Studenten zählten neben vielen anderen Juliane Banse, Dietrich Henschel, Christian Gerhaher, Jonas Kaufmann und Wolfram Rieger.
MO 1 JÄN 17:00
NEUJAHRSKONZERT
Eröffnungskonzert mit dem Bruckner Orchester Linz A. Bruckner: Scherzi aus der ‚Nullten‘ und ‚Neunten‘ u. a.
SA 23 MÄR 18:30 GROSSER
ZUBIN MEHTA & WIENER
PHILHARMONIKER
Festkonzert zum 50-Jahr-Jubiläum des Brucknerhauses Linz mit Bruckners ,Siebenter‘
DI 10 SEP 19:30
GROSSER SAAL
DO 19 SEP 19:30
GROSSER SAAL
FR 4 OKT 19:30
GROSSER SAAL
PHILIPPE HERREWEGHE & ORCHESTRE DES CHAMPS-ÉLYSÉES
Übersteigern – Bruckners
,Achte‘ im Originalklang
CHRISTIAN THIELEMANN & WIENER
PHILHARMONIKER
Bruckners ,Erste‘
Verklären – Bruckners
,Vierte‘ im Originalklang
Kent Nagano | Dirigent
Liederabend
Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
Lieder von Hildegard von Bingen, Corona Schröter, Annette von DrosteHülshoff, Pauline Viardot-García, Ingeborg von Bronsart, Ethel Smyth, Liza Lehmann, Amy Beach, Rebecca Clarke, Nadia Boulanger, Ilse Weber, Judith Weir, Nico Muhly u. a.
Benjamin Appl | Bariton, Kit Armstrong | Klavier
Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerfest.at
Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz
Redaktion: Peter Blaha | Der Text von Andreas Meier ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Biographien & Lektorat: Romana Gillesberger | Gestaltung: Pamela Stieger, Anett Lysann Kraml, Lukas Eckerstorfer
Abbildungen: M. Creutziger (S. 41 [4. v. o.]), Bildarchiv Hamburger Kunsthalle (S. 10), M. Hendryckx (S. 41 [3. v. o.]), M. Jung (S. 37), Österreichische Nationalbibliothek (S. 7), privat (S. 9), M. Rittershaus (S. 41 [2. v. o.]), D. Ruano (S. 42), Shutterstock (S. 1), Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (S. 8), S. Suarez (S. 39), S. Veranes (S. 41 [5. v. o.]), V. Weihbold (S. 41 [1. v. o.])
Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de