Vereinigung der Stile Die „Marienvesper“
schwerkrank nach Cremona, verschuldet, ärmlich gekleidet, dazu auch ohne das Honorar seiner Gattin Claudia, nach deren Tod er für zwei kleine Kinder sorgen muss. Ich schreibe Seiner Hoheit auf Knien, er möge in Gottes Namen meinen Sohn aus dem Dienst entlassen, denn wenn er nach Mantua zurückkehrt, so fürchte ich, wird er bald sterben.“ Obwohl Monteverdi selbst betonte, dass sein Leben „dann, wenn ich mich von der anstrengenden Arbeit an der Theatermusik nicht ausruhe, sicherlich kurz sein“ werde, da er sich „als Folge der vergangenen Überanstrengung ein Kopfleiden zugezogen habe, und einen so heftigen Juckreiz um die Taille, der sich durch die vorgenommenen Ausbrennungen, durch die Einnahme von Purgiermitteln, durch Aderlaß und andere starke Mittel bis jetzt nur teilweise heilen ließ“, blieb der Herzog unbeeindruckt und der Komponist musste widerwillig nach Mantua zurückkehren. Seine dortige Situation besserte sich allerdings nicht. Hatte er sich zuvor beklagt, „unter Kälte, fehlender Kleidung, Knechtschaft und beinahe auch unter dem Mangel an Lebensmitteln“ zu leiden, so drohte Monteverdi – der betonte, er wisse, „dass man schnell komponieren kann, aber schnell und gut geht nicht zusammen“ – nun unter der gewaltigen Arbeitslast zusammenzubrechen. Über die Komposition seiner Tragedia L’Arianna teilte er fast zwanzig Jahre später mit: „Der Mangel an Zeit war nämlich der Grund dafür, dass ich mich beim Komponieren der ,Arianna‘ fast umgebracht hätte.“
„CLAUDANTUR ORA IN CLAUDIUM“
Vermutlich fiel in diese Zeit Monteverdis Entschluss, die Unzulänglichkeiten seiner Anstellung schnellstmöglich hinter sich zu lassen, und möglicherweise kam ihm zu diesem Zeitpunkt erstmals der Gedanke an die Komposition seiner Vespro della Beata Vergine („Marienvesper“). Zwei Jahre später veröffentlichte er, mit einer auf den 1. September 1610 datierten Widmung an den „allerheiligsten und gesegnetsten [Papst] Paul V.“ versehen, beim venezianischen Drucker Ricciardo
Amadino einen Band mit dem Titel Sanctissimae Virgini Missa senis vocibus ad ecclesiarum choros, ac Vespere pluribus decantandae cum nonnullis sacris concentibus ad Sacella sive Principum Cubicula accommodata (Messe der Heiligsten Jungfrau zu sechs Stimmen für Kirchenchöre und Vesper für mehrere Stimmen mit einigen geistlichen
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Konzerten für Kapellen oder Fürstengemächer geeignet). Hinter der „Messe der Heiligsten Jungfrau“ verbirgt sich die Missa in illo tempore, eine Parodiemesse auf die acht Themen der gleichnamigen Motette des frankoflämischen Komponisten Nicolas Gombert, während es sich beim zweiten Werk um die „Marienvesper“ handelt. Der in acht Stimmbüchern – sieben für die Vokalstimmen, Streicher und Blasinstrumente und eines als „Dirigierpartitur“ mit der Generalbassstimme und den Noten der wichtigsten Stimmen und Einsätze – herausgegebene Band vereinte mit diesen beiden Werken zugleich die gegensätzlichen stilistischen Pole seiner Zeit. Während die Messe in der kunstvoll imitatorischen Polyphonie und im strengen Kontrapunkt der Prima Pratica gehalten ist, zeigt sich die Vesper vor allem in den eingefügten geistlichen Konzerten von den Neuerungen der Seconda Pratica geprägt. Im Vorwort der Partitur buhlte Monteverdi nicht nur unterwürfig um die Gunst des Papstes und erwehrte sich dabei hintergründig der Vorwürfe Artusis: „Damit also diese heiligen Harmonien, von Eurem herausragenden und nahezu göttlichen Glanz erhellt, widerleuchten mögen und damit der höchste ihm zukommende Segen den
Parodiemesse: Messe auf Grundlage einer mehrstimmigen weltlichen Komposition, wie etwa Motette oder Chanson
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Vereinigung der Stile Die „Marienvesper“
Papst Paul V., Mosaik von Marcello Provenzale, 1621
Titelblatt der Generalbassstimme des Erstdrucks der „Marienvesper“, 1610
winzigen Hügel meines Genius Tag für Tag mehr ergrünen lassen möge [eine Anspielung auf seinen Nachnamen; „monte verde“ = grüner Berg] und die Münder derer, die unrecht über Claudio sprechen, sich verschließen mögen [im Original ein Wortspiel mit seinem Vornamen „claudantur ora in Claudium“; claudere = verschließen], überreiche ich und bringe ausgestreckt zu Euren heiligsten Füßen diese meine wie auch immer gearteten Arbeiten schlafloser Nächte dar“. Die Bemerkung, der Band enthalte „Arbeiten schlafloser Nächte“, legt darüber hinaus den Schluss nahe, der Komponist habe das Werk in seiner Freizeit abseits der Verpflichtungen am herzoglichen Hofe komponiert. Angesichts dessen mutet Monteverdis Veröffentlichung regelrecht wie ein musikalisches Portfolio an, mit dem er sich um eine Anstellung in Rom und anderen Städten bewerben wollte. Sein Vorhaben sollte ihm dabei erst drei Jahre später glücken: Nachdem Herzog Vincenzo I. Gonzaga am 18. Februar 1612 verstarb und dessen Sohn und Nachfolger Francesco IV. aufgrund der prekären finanziellen Situation zahlreiche Hofmitglieder, darunter auch Monteverdi, entlassen musste, bewarb sich der Komponist im Sommer des Jahres 1613 um den vakant gewordenen Posten des Kapellmeisters am Markusdom in Venedig, auf den er am 1. August desselben Jahres berufen wurde. Die Prokuratoren des Domes betonten in ihrer Begründung für die Wahl Monteverdis, besonders „von seinen gedruckten Werken“ beeindruckt gewesen zu sein.
EIN MACHWERK? EIN SAMMELBAND?
Obschon die „Marienvesper“ heutzutage fast ausschließlich in ihrem vollen Umfang zur Aufführung kommt, handelt es sich wohl eher um einen in der Zeit der Renaissance üblichen Repertoiredruck, in dem verschiedene Werkgattungen zu einer Sammlung zusammengefasst wurden, aus der sich die Ausführenden je nach Besetzung und Anlass bedienen konnten. Die einzige Besonderheit im Vergleich zu anderen derartigen Partituren besteht darin, dass die keinen integralen Bestandteil der Vesper-Liturgie darstellenden Concerti nicht, wie gewöhnlich, gesammelt abgedruckt, sondern mit den einzelnen Teilen der Vesper verwoben wurden. Auch mit der Kombination zweier MagnificatVertonungen reihte sich der Komponist in eine bestehende Tra
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dition ein, wenn auch die identische motivische Struktur beider Werke eine Eigentümlichkeit darstellt. Durch die Verschränkung der traditionellen Sätze der Vesper, deren virtuoser Polyphonie Monteverdi jeweils eine liturgische Cantus firmusMelodie zugrunde legte, mit den strukturell ungleich freieren, expressiven geistlichen Konzerten schuf er eine eindrucksvolle Demonstration all dessen, was in der Sakralmusik seiner Zeit für möglich erachtet wurde, die erst knapp 140 Jahre später in Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe BWV 232 eine würdige Nachfolgerin fand.
PRIMA UND SECONDA PRATICA
Nach einer festlichen Intonatio („Deus in adiutorium“), in der Monteverdi die einleitende Toccata seines L’Orfeo zitiert und damit gleichsam die Verschränkung weltlicher und geistlicher Musik vollzieht, folgt mit dem „Dixit Dominus“ der erste Psalm der traditionellen katholischen Vesper. Als gelte es, sein ganzes kompositorisches Können auf dem Gebiet der Prima Pratica unter Beweis zu stellen, lässt er aus dem zunächst einstimmig vorgetragenen Cantus firmus vielfältige kanonische Imitationen sprießen, die im weiteren Verlauf dem stets beibehaltenen Psalmton immer neue klangliche Farben abgewinnen, ehe die harmonisch deutlich abgetrennte Schlussformel „Gloria Patri“ in ihrer orgelpunktartigen Struktur wieder den Gestus der Intonatio aufgreift. Im ersten Concerto, dem „Nigra sum“, begibt sich Monteverdi wiederum ganz auf das Gebiet der Seconda Pratica: Das über einem rezitativisch begleitenden Generalbass erklingende Tenorsolo ist in erster Linie vom Inhalt des Textes charakterisiert, den der Komponist, wie auch im Fall des zweiten Concertos, dem alttestamentarischen Hohelied Salomos entnahm und damit der liturgischen Marienverehrung eine ungewöhnlich sinnliche Note verlieh. Auch im eher konzertant als polyphon gehaltenen Psalm „Laudate, pueri“ verwendet Monteverdi zahlreiche lautmalerische Mittel, wie etwa die aufsteigenden Figuren auf „erigens“ („erhöht“) oder die klangliche Reduktion bei „pauperem“ („den Armen“). Auf das lyrische, von elegant wiegenden Punktierungen geprägte Duett „Pulchra es“ folgen in der Psalmvertonung des „Laetatus sum“ kunstvolle kontrapunktische Variationen, deren zugrunde liegende, die Worte „In domum Domini
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Vereinigung der Stile Die „Marienvesper“
Vereinigung der Stile Die „Marienvesper“
Titelseite des Lyrikbandes
Fiori poetici, der 1644 „anlässlich der Beerdigung des sehr illustren und sehr verehrten Signor Claudio Monteverdi“ erschien, 1644
ibimus“ („Lasset uns zum Hause des Herrn gehen“) ausdeutende Basslinie bezeichnenderweise erstmals bei den Worten „Stantes erant pedes nostri“ („Unsere Füße stehen“) zum ,Stehen‘ kommt. Einen ersten Höhepunkt erreicht Monteverdis affektvolle Textausdeutung im dritten Concerto, „Duo Seraphim“, in dem die Rufe zweier Engel durch eindringlich sequenzierte Sekundreibungen ausgedrückt werden, bevor an der Textstelle „tres sunt“ („Drei sind“) die dritte, die Trinität Gottes vollendende Stimme hinzutritt und sich die drei Sänger schließlich auf demselben Ton vereinigen: „et hi tres unum sunt“ („und diese drei sind Eins“). In der Vertonung des Psalms „Nisi Dominus“ stellt Monteverdi die sinnlose Geschäftigkeit der Menschen – „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so mühen sich die Bauleute umsonst“ –
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durch die Technik des „Coro spezzato“, also eines „geteilten Chores“, dar, indem er zwei fünfstimmige Chöre antiphonal ,gegeneinander‘ singen lässt. Das vierte Concerto, „Audi, caelum“, basiert auf einem Text aus dem 16. Jahrhundert, dessen filigrane Wortspiele Monteverdi in Form einer die „fragenden“ Koloraturen des Tenors imitierenden Echostimme vertonte, die jeweils die Endsilben des zuletzt gesungenen Wortes aufgreift. So wirkt es, als antworte dem Fragenden das eigene, naturgemäß um phonetische Einzelheiten beraubte Echo: „Quae est ista, quae consurgens ut aurora rutilat, ut benedicam? – Dicam.“ („Wer ist diese, die im Emporsteigen rötlich schimmert wie die Morgenröte, so dass ich sie preisen kann? – Ich werde [es dir] sagen.“). Wie die erste, so endet auch die letzte Psalmvertonung der Vesper, das „Lauda, Ierusalem“, in welcher die den Cantus firmus intonierende Tenorstimme von zwei dreistimmigen Chören umrahmt wird, mit dem tonartlich abgesetzten „Gloria Patri“. Bei der darauffolgenden Sonata sopra „Sancta Maria, ora pro nobis“ handelt es sich um eine virtuose und farbenprächtige Instrumentalkomposition, über der die Sopranstimmen die Allerheiligenlitanei „Sancta Maria, ora pro nobis“ ( „Heilige Maria, bete für uns“) intonieren. Auch in die zwischen Chor und Solostimmen alternierenden sieben Strophen des mittelalterlichen Hymnus „Ave, maris stella“, die in ihrem rhythmischen Fluss und ihrer intimen Klanglichkeit einen kontemplativen Ruhepunkt bilden, fügte Monteverdi vier den Text musikalisch kommentierende instrumentale Ritornelle ein. Im abschließenden siebenstimmigen Magnificat steht jeder der zwölf Sätze in unterschiedlicher vokaler und instrumentaler Besetzung, um den Inhalt der jeweiligen Textstellen möglichst treffend zum Ausdruck zu bringen. Allen Sätzen gemein ist wieder ein gleichbleibender Cantus firmus, der zuletzt zur Grundlage eines klanggewaltigen Schlussabschnitts wird, der alle instrumentalen und vokalen Kräfte bündelt und damit, wie es Monteverdis Bruder bereits im Vorwort der Scherzi musicali formuliert hatte, nachdrücklich unter Beweis stellt, „daß es in dieser Art von Musik seine Absicht gewesen ist zuzusehen, daß die Rede Herrin der ,armonia‘ sei und nicht Dienerin“
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Andreas Meier
Vereinigung der Stile Die „Marienvesper“
Gesangstexte
Claudio Monteverdi (1567–1643)
Vespro della Beata Vergine
I „Deus in adiutorium“
Vesper-Ingressus
Text nach Psalm 69,2 der Vulgata (nach heutiger Zählung Ps 70,2) mit Doxologie
Deus, in adiutorium meum intende, Domine, ad adiuvandum me festina.
Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. Alleluia.
II „Dixit Dominus“
Text: Psalm 109 der Vulgata (nach heutiger Zählung Ps 110) mit Doxologie
Dixit Dominus Domino meo: Sede a dextris meis, donec ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum.
Virgam virtutis tuae
emittet Dominus ex Sion: dominare in medio inimicorum tuorum.
Tecum principium in die virtutis tuae in splendoribus sanctorum; ex utero, ante luciferum, genui te.
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Gott, auf meine Hilfe sei bedacht. Herr, eile mir zu helfen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Halleluja.
Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.
Das Zepter deiner Macht wird der Herr von Sion ausgehen lassen. Herrsche inmitten deiner Feinde.
Bei dir ist Herrschaft am Tage deiner Macht im Glanze der Heiligen; ich habe dich aus meinem Schoße gezeugt vor dem Morgensterne.
17 Übersetzung
Juravit Dominus, et non poenitebit eum: Tu es sacerdos in aeternum secundum ordinem Melchisedech.
Dominus a dextris tuis; confregit in die irae suae reges.
Judicabit in nationibus; implebit ruinas, conquassabit capita in terra multorum,
de torrente in via bibet; propterea exaltabit caput.
Gloria Patri et Filio …
III „Nigra sum“
Antiphon aus dem Commune Virginum
Text nach dem Hohelied Salomos (Hld 1,5 (4); 2,10–12)
Nigra sum, sed formosa, filiae Ierusalem. Ideo dilexit me rex et introduxit me in cubiculum suum et dixit mihi:
Surge, amica mea, et veni: iam hiems transiit; imber abiit, et recessit. Flores apparuerunt in terra nostra; tempus putationis advenit.
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Gesangstext
Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Auf ewig bist du Priester nach der Ordnung des Melchisedechs.
Der Herr zerschmettert zu deiner Rechten Könige am Tage seines Zornes.
Er wird Gericht halten über die Völker, er wird Trümmer aufhäufen, die Häupter im Lande vieler zerschmettern.
Aus dem Bache am Wege wird er trinken; darum wird er das Haupt erheben.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn …
Schwarz bin ich, aber schön, ihr Töchter Jerusalems: darum hat mich der König geliebt, und eingeführt in sein Gemach und mir gesagt:
Steh auf, meine Freundin, und komme!
Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; die Blumen sind hervorgekommen in unserem Lande, die Zeit, die Weinstöcke zu beschneiden, naht.
19 Übersetzung
IV „Laudate, pueri“
Text: Psalm 112 der Vulgata (nach heutiger Zählung
Ps 113) mit Doxologie
Laudate, pueri, Dominum, laudate nomen Domini.
Sit nomen Domini benedictum ex hoc nunc et usque in saeculum.
A solis ortu usque ad occasum laudabile nomen Domini.
Excelsus super omnes gentes Dominus, et super caelos gloria eius.
Quis sicut Dominus Deus noster, qui in altis habitat,
et humilia respicit in caelo et in terra?
Suscitans a terra inopem, et de stercore erigens pauperem:
ut collocet eum cum principibus, cum principibus populi sui.
Qui habitare facit sterilem in domo, matrem filiorum laetantem.
Gloria Patri et Filio …
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Gesangstext
Lobet den Herrn, ihr Diener! Lobet den Namen des Herrn!
Der Name des Herrn sei gepriesen, von nun an bis in Ewigkeit.
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei der Name des Herrn gelobt.
Hocherhaben über alle Völker ist der Herr, die Himmel überragt seine Herrlichkeit.
Wer ist wie der Herr, unser Gott, der in der Höhe thront,
der tief herabschaut im Himmel und auf Erden?
Der den Geringen aus dem Staube aufrichtet, und den Armen aus dem Kote erhebt,
um ihn neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes zu setzen.
Der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt, als fröhliche Mutter von Kindern.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn …
21 Übersetzung
V „Pulchra es“
Antiphon auf Mariae Himmelfahrt
Text: Hohelied Salomos (Hld 6,4–5)
Pulchra es, amica mea; suavis, et decora filia Ierusalem; terribilis ut castrorum acies ordinata.
Averte oculos tuos a me, quia ipsi me avolare fecerunt.
VI „Laetatus sum“
Text: Psalm 121 der Vulgata (nach heutiger Zählung Ps 122) mit Doxologie
Laetatus sum in his quae dicta sunt mihi: In domum Domini ibimus.
Stantes erant pedes nostri in atriis tuis, Ierusalem.
Ierusalem, quae aedificatur ut civitas, cuius participatio eius in idipsum.
Illuc enim ascenderunt tribus, tribus Domini, testimonium Israël, ad confitendum nomini Domini.
Quia illic sederunt sedes in iudicio, sedes super domum David.
Rogate quae ad pacem sunt Ierusalem, et abundantia diligentibus te.
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Gesangstext
Schön bist du und lieblich, Tochter Jerusalems, furchtbar wie eine geordnete Heeresmacht.
Wende deine Augen von mir; denn sie verwirren mich.
Ich freute mich, als man zu mir sprach: Lasset uns zum Hause des Herrn gehen!
Unsere Füße stehen in deinen Torhallen, Jerusalem!
Jerusalem, das wieder gebaut wird wie eine Stadt, die sich zur Gemeinschaft zusammenfügt.
Dorthin ziehen ja die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, nach dem Gesetze für Israel, den Namen des Herrn zu preisen.
Denn dort stehen die Stühle zum Gerichte, die Stühle für das Haus Davids.
Erfleht Jerusalem Frieden, und Überfluss werde denen zuteil, die dich lieben.
23 Übersetzung
Fiat pax in virtute tua, et abundantia in turribus tuis.
Propter fratres meos et proximos meos, loquebar pacem de te.
Propter domum Domini Dei nostri, quaesivi bona tibi.
Gloria Patri et Filio …
VII „Duo Seraphim“
Responsorium zu den Sonntagen nach Epiphanias und nach Trinitatis
Text nach Jesaja (Jes 6,3) und dem
1. Brief des Johannes (1 Joh 5,7–8)
Duo Seraphim clamabant alter ad alterum: Sanctus Dominus, Deus Sabaoth; plena est omnis terra gloria eius.
Tres sunt, qui testimonium dant in caelo: Pater, verbum et Spiritus Sanctus et hi tres unum sunt. Sanctus Dominus, Deus Sabaoth; plena est omnis terra gloria eius.
VIII „Nisi Dominus“
Text: Psalm 126 der Vulgata (nach heutiger
Zählung Ps 127) mit Doxologie
Nisi Dominus aedificaverit domum, in vanum laboraverunt qui aedificant eam.
Nisi Dominus custodierit civitatem, frustra vigilat qui custodit eam.
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Gesangstext
Friede sei in deiner Feste; und Überfluss in deinen Türmen!
Um meiner Brüder und um meiner Nächsten willen wünsche ich dir Frieden!
Um des Hauses des Herrn, unseres Gottes willen, will ich alles Gute für dich erflehen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn …
Zwei Seraphim riefen einer dem andern zu: Heilig ist der Herr, Gott der Heerscharen! Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!
Drei sind, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist; und diese drei sind Eins. Heilig. Ehre sei dem Vater. Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit.
Wenn der Herr nicht das Haus baut, so mühen sich die Bauleute umsonst; wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Hüter umsonst.
25 Übersetzung
Vanum est vobis ante lucem surgere: surgite postquam sederitis, qui manducatis panem doloris. Cum dederit dilectis suis somnum, ecce haereditas Domini, filii; merces, fructus ventris.
Sicut sagittae in manu potentis, ita filii excussorum.
Beatus vir qui implevit desiderium suum ex ipsis: non confundetur cum loquetur inimicis suis in porta.
Gloria Patri et Filio …
IX „Audi, caelum“
Text: Anonymus (nicht biblisch)
Audi, caelum, verba mea, plena desiderio et perfusa gaudio.
Audio.
Dic, quaeso, mihi: Quae est ista, quae consurgens ut aurora rutilat, ut benedicam?
Dicam.
Dic nam, ista pulchra ut luna electa, ut sol replet laetitia terras, caelos, maria.
Maria.
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Gesangstext
Vergeblich ist es für euch, vor Tage aufzustehen; stehet immer auf, nachdem ihr lange gesessen, die ihr das Brot der Schmerzen esset. Während er seinen Geliebten Schlaf gibt, sehet, vom Herrn verliehener Besitz sind Kinder, ein Lohn von ihm die Leibesfrucht.
Wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Kinder der Vertriebenen.
Glückselig der Mann, der sein Verlangen damit erfüllt sieht; er wird nicht zu Schanden, wenn er mit seinen Feinden im Tore rechtet.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn …
Höre, Himmel, meine Worte voll Verlangen und mit Freude übergossen. Ich höre.
Bitte sage mir: Wer ist diese, die im Emporsteigen rötlich schimmert wie die Morgenröte, so dass ich sie preisen kann? Ich werde sagen.
Sag, denn sie ist schön wie der Mond, strahlend wie die Sonne und sie füllt mit ihrer Fröhlichkeit die Länder, Himmel, Meere. Maria.
27 Übersetzung
Maria virgo illa dulcis praedicta de propheta Ezechiel porta orientalis?
Talis.
Illa sacra et felix porta, per quam mors fuit expulsa, introduxit autem vita?
Ita.
Quae semper tutum est medium inter homines et Deum pro culpis remedium? Medium.
Omnes hanc ergo sequamur, qua cum gratia mereamur vitam aeternam. Consequamur! Sequamur.
Praestet nobis Deus, Pater hoc et Filius et Mater, cuius nomen invocamus dulce miseris solamen. Amen.
Benedicta es, virgo Maria, in saeculorum saecula.
X „Lauda, Ierusalem“
Text: Psalm 147 der Vulgata (nach heutiger Zählung Ps 147,12–20) mit Doxologie
Lauda, Ierusalem, Dominum; lauda Deum tuum, Sion.
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Gesangstext
Maria, jene liebliche Jungfrau, angekündigt vom Propheten Hesekiel, die Pforte des Ostens? Eben jene.
Jene heilige glückliche Pforte, durch die der Tod vertrieben wurde, führte sie das Leben doch herein? So ist es.
Die, die immer sichere Mittlerin zwischen Mensch und Gott ist, Heilung für die Schuld? Die Mittlerin.
Lasst uns ihr also alle folgen, mit deren Gnade wir das ewige Leben erwerben können, lasst uns ihr nachfolgen!
Lasst uns folgen!
Gott ist größer als wir, der Vater und der Sohn und die Mutter, deren Namen wir anrufen, als süßer Trost den Armen. Amen.
Sei gepriesen, Jungfrau Maria, von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Lobe, Jerusalem, den Herrn; lobe, Sion, deinen Gott!
29 Übersetzung
Quoniam confortavit seras portarum tuarum, benedixit filiis tuis in te.
Qui posuit fines tuos pacem, et adipe frumenti satiat te.
Qui emittit eloquium suum terrae, velociter currit sermo eius.
Qui dat nivem sicut lanam, nebulam sicut cinerem spargit.
Mittit crystallum suum sicut buccellas: ante faciem frigoris eius quis sustinebit?
Emittet verbum suum, et liquefaciet ea; flabit spiritus eius, et fluent aquae.
Qui annuntiat verbum suum Jacob, justitias et judicia sua Israël.
Non fecit taliter omni nationi, et judicia sua non manifestavit eis.
Gloria Patri et Filio …
XI Sonata sopra „Sancta Maria, ora pro nobis“
Sancta Maria, ora pro nobis.
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Gesangstext
Denn er hat die Riegel deiner Tore festgemacht, deine Kinder in dir gesegnet.
Er hat deinen Marken Frieden gewährt, und sättiget dich mit dem Fette des Weizens.
Er sendet sein Wort aus auf die Erde; gar schnell eilt sein Wort.
Er gibt Schnee wie Wolle, streut Nebel wie Asche aus.
Er wirft seinen Hagel wie Bissen hernieder; wer kann bestehen vor seinem Froste?
Er entsendet sein Wort und lässt ihn schmelzen; es weht sein Wind, da fließen die Wasser.
Er tut Jakob sein Wort kund, seine Rechte und seine Satzungen Israel.
Nicht also hat er irgendeinem anderen Volke getan, und seine Rechte ihnen nicht offenbart.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn …
Heilige Maria, bete für uns.
31 Übersetzung
XII „Ave, maris stella“ Hymnus
Text: Anonymus (8. oder 9. Jahrhundert)
Ave, maris stella, Dei mater alma, atque semper virgo, felix caeli porta.
Sumens illud „Ave“ Gabrielis ore, funda nos in pace, mutans Evae nomen.
Solve vincla reis, profer lumen caecis, mala nostra pelle, bona cuncta posce.
Monstra te esse matrem, sumat per te preces qui pro nobis natus tulit esse tuus.
Virgo singularis, inter omnes mitis, nos culpis solutos mites fac et castos.
Vitam praesta puram, iter para tutum, ut videntes Iesum semper collaetemur.
Sit laus Deo Patri, summo Christo decus, Spiritui Sancto tribus honor unus. Amen.
XIII Magnificat
Text: Lukas-Evangelium (Lk 1,46–55)
Magnificat anima mea Dominum:
Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.
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Gesangstext
Ave, Stern des Meeres, hehre Mutter Gottes, allezeit reine Jungfrau, sel’ge Himmelspforte!
Du vernahmst das Ave, aus des Engels Munde; Evas Namen wendend, fest’ge uns in Frieden.
Lös der Sünder Bande, heil die Nacht der Blinden, unsre Übel scheue, was uns gut, erbitte.
Zeige dich als Mutter, durch dich hör die Bitten der, für uns geboren, dein zu sein sich würdigt.
Auserwählte Jungfrau, milde über alle, mach uns rein von Sünden, sanft und keuschen Sinnes!
Schaff uns reines Leben, mach den Weg uns sicher, dass, anschauend Jesum, ewig wir uns freuen.
Lob sei Gott dem Vater, Preis dem höchsten Sohne und dem heil’gen Geiste, eine Ehr den Dreien!
Amen.
Hoch preiset meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlocket in Gott meinem Heilande.
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Quia respexit humilitatem ancillae suae: ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes,
quia fecit mihi magna qui potens est: et sanctum nomen eius,
et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum.
Fecit potentiam in brachio suo: dispersit superbos mente cordis sui.
Deposuit potentes de sede, et exaltavit humiles.
Esurientes implevit bonis: et divites dimisit inanes.
Suscepit Israël puerum suum, recordatus misericordiae suae:
sicut locutus est ad patres nostros, Abraham et semini eius in saecula.
Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen.
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Gesangstext
Denn er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd; siehe, von nun werden mich selig preisen alle Geschlechter!
Denn Großes hat an mir getan, der da mächtig ist, und dessen Name heilig.
Er ist barmherzig von Geschlecht zu Geschlecht denen, die ihn fürchten.
Er übet Macht mit seinem Arme; zerstreuet, die da hoffärtig sind in ihres Herzens Sinne.
Die Gewaltigen stürzt er vom Throne und erhöhet die Niedrigen.
Die Hungrigen erfüllt er mit Gütern, die Reichen lässt er leer ausgehen.
Er nimmt sich Israels an, seines Knechtes, eingedenk seiner Barmherzigkeit.
Wie er zu unsern Vätern gesprochen hat, zu Abraham und seinen Nachkommen, ewiglich.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(Übersetzungen: Ferdinand Janner, Martin Luther, Alexander Jost)
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