Gesangstexte
Charles Ives
Memories A. Very Pleasant
Text: Charles Ives (1874–1954) | Übersetzung: Andreas Meier
We’re sitting in the opera house;
We’re waiting for the curtain to arise
With wonders for our eyes;
We’re feeling pretty gay, And well we may, “O, Jimmy, look!” I say, “The band is tuning up And soon will start to play.”
We whistle and we hum, Beat time with the drum.
We’re sitting in the opera house; We’re waiting for the curtain to arise
With wonders for our eyes, A feeling of expectancy, A certain kind of ecstasy, Expectancy and ecstasy … Sh’s’s’s. (Curtain!)
Wir sitzen im Opernhaus; wir warten darauf, dass der Vorhang sich mit Wundern für unser Auge hebt; wir fühlen uns recht fröhlich und das dürfen wir auch, „O, Jimmy, schau!“, rufe ich, „das Orchester stimmt sich ein und wird bald zu spielen beginnen.“ Wir pfeifen und wir summen, schlagen den Takt mit der Trommel.
Wir sitzen im Opernhaus; wir warten darauf, dass der Vorhang sich mit Wundern für unser Auge hebt; ein Gefühl der Erwartung, eine Form von Verzückung, Erwartung und Verzückung … Pssssst! (Vorhang auf!)
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Maurice Ravel
Chanson romanesque
Text: Paul Morand (1888–1976) | Übersetzung: Boris Kehrmann
Si vous me disiez que la terre À tant tourner vous offensa, Je lui dépêcherais Pança:
Vous la verriez fixe et se taire.
Si vous me disiez que l’ennui
Vous vient du ciel trop fleuri d’astres,
Déchirant les divins cadastres,
Je faucherais d’un coup la nuit.
Si vous me disiez que l’espace Ainsi vidé ne vous plaît point, Chevalier dieu, la lance au poing.
J’étoilerais le vent qui passe.
Mais si vous disiez que mon sang
Est plus à moi qu‘à vous, ma Dame, Je blêmirais dessous le blâme
Et je mourrais, vous bénissant.
Ô Dulcinée.
Wenn ihr mir sagtet, dass euch die Erde mit ihrem ewigen Drehen stört, würde ich Panza zu ihr schicken und ihr würdet sehen: Sie steht still und gibt Ruhe.
Wenn ihr mir sagtet, dass euch der Himmel mit seiner überreichen Sternenblüte langweilt, die das himmlische Grundbuchregister durcheinander bringt, würde ich sie in der Nacht mit einem Sichelhieb abmähen.
Wenn ihr mir sagtet, dass euch der Weltraum nicht mehr gefällt, der jetzt kahl und leer ist, würde ich als Kreuzritter, die Lanze in der Faust, den vorbeirauschenden Wind durchlöchern und mit Sternen zieren.
Aber wenn ihr mir sagtet, meine Herrin, dass mein Blut mir mehr bedeutet als euch, würde ich blass werden ob dieses Tadels und, euch segnend, sterben.
Oh Dulcinea.
21
Gesangstexte
Chanson épique
Text: Paul Morand | Übersetzung: Boris Kehrmann
Bon Saint Michel qui me donnez loisir
De voir ma Dame et de l’entendre, Bon Saint Michel qui me daignez choisir
Pour lui complaire et la défendre,
Bon Saint Michel veuillez descendre
Avec Saint Georges sur l’autel
De la Madone au bleu mantel.
D’un rayon du ciel bénissez ma lame
Et son égale en pureté
Et son égale en piété
Comme en pudeur et chasteté : Ma Dame.
(Ô grands Saint Georges et Saint Michel)
L’ange qui veille sur ma veille, Ma douce Dame si pareille
À Vous, Madone au bleu mantel !
Amen.
Lieber St. Michael, der du mir die Gnade gewährst, meine Herrin zu sehen und zu hören, lieber St. Michael, der du mich würdig befandest, ihr zu gefällig zu sein und für sie zu streiten, lieber St. Michael, lass‘ dich mit dem Heiligen Georg herab auf den Altar der SchutzmantelMadonna mit dem blauen Umhang.
Segne mein Schwert mit einem Himmelsstrahl, und sein Ebenbild an Reinheit, und sein Ebenbild an Frömmigkeit wie an Keuschheit und Scham: meine Herrin.
Ihr großen Schutzheiligen, St. Georg und St. Michael, und Engel du, der über mir wacht, und du, Schutzmantel-Madonna: Meine milde Herrin ist euch so ähnlich. Amen.
22
Gesangstexte
William Denis Browne
To Gratiana Dancing and Singing
Text: Richard Lovelace (1618–1657) | Übersetzung: Andreas Meier
See! With what constant motion
Even, and glorious, as the sun, Gratiana steers that noble frame,
Soft as her breast, sweet as her voice
That gave each winding law and poise,
And swifter than the wings of Fame.
Each step trod out a lover’s thought
And the ambitious hopes he brought, Chain’d to her brave feet with such arts;
Such sweet command, and gentle awe,
As when she ceas’d, we sighing saw
The floor lay pav’d with broken hearts.
So did she move; so did she sing
Like the harmonious spheres that bring
Unto their rounds their music’s aid;
Which she performèd such a way,
As all th’ enamoured world will say:
The Graces danced, and Apollo play’d.
Sieh! Mit welch gleichmäßiger Bewegung, ebenmäßig und glorreich wie die Sonne, Gratiana diesen edlen Wagen lenkt, weich wie ihre Brust, süß wie ihre Stimme, die jeder Windung Ordnung und Haltung verlieh und schneller als die Schwingen des Ruhms.
Jeder Tritt schreitet den Gedanken eines Liebenden
und seine begierigen Hoffnungen aus, gekettet mit solcher Kunst an ihre mutigen Füße;
solch süßer Befehl und sanfte Ehrfurcht, dass, wenn sie endete, wir voller Seufzen den Boden bedeckt mit gebrochenen Herzen sahen.
So ging sie hin; so sang sie wie die harmonischen Sphären, die auf ihren Bahnen von Musik geleitet werden. Das alles führte sie in solcher Weise aus, dass die ganze verzückte Welt sagen musste:
Die Grazien tanzten und Apollo spielte.
23 Gesangstexte
Gesangstexte
Gerald Finzi
The Self-unseeing
Text: Thomas Hardy (1840–1928) | Übersetzung: Andreas Meier
Here is the ancient floor, Footworn and hollowed and thin, Here was the former door Where the dead feet walked in.
She sat here in her chair, Smiling into the fire; He who played stood there, Bowing it higher and higher.
Childlike, I danced in a dream; Blessings emblazoned that day; Everything glowed with a gleam; Yet we were looking away!
Hier ist der alte Fußboden, abgenutzt und hohl und dünn, hier war einmal die Tür, wo die toten Füße eintraten.
Sie saß hier in ihrem Stuhl, lächelte in das Feuer; er, der spielte, stand dort und bog es höher und höher.
Wie ein Kind in einem Traum tanzte ich; Segnungen schmückten diesen Tag; Alles glühte mit einem Schimmer; und doch sahen wir weg!
Modest Mussorgski
Kolybel’naja
Text: Arseni GolenischtschewKutusow (1848–1913) | Übersetzung: Barbara Höfling
Stonet rebënok …
Sveča, nagoraja, Tusklo mercaet krugom.
Celuju noč’ kolybel’ku kačaja, Mat‘ ne zabylasja snom.
Ranymranëchon’ko v dver’ ostorožno
Smert’ serdobol’naja stuk!
Vzdrognula mat’, ogljanulas’ trevožno … „Polno pugat’sja, moj drug!
Weinen und Klagen
Das Licht flackert müde Traurig verglimmt schon sein Schein Sanft wiegt die Mutter ihr Kind
Ohne Ruhe und Schlaf in der einsamen Nacht
Früh in der Dämmerung nähert sich leise, Tod, die Barmherzige, und pocht Aufgeregt schaut ihr die Mutter entgegen „Musst nicht erschrecken vor mir
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Blednoe utro už smotrit v okoško …
Plača, toskuja, ljublja, Ty utomilas’, vzdremnika nemnožko, Ja posižu za tebja.
Ugomonit’ ty ditja ne sumela.
Slašče tebja ja spoju.“ –
„Tiše! rebënok moj mečetsja, b’ëtsja, Dušu terzaja moju!“
„Nu, da so mnoju on skoro ujmëtsja. Bajuški, baju, baju.“ –
„Ščëčki blednejut, slabeet dychan’e …
Da zamolčiže, molju!“ –
„Dobroe znamen’e, stichnet stradan’e, Bajuški, baju, baju.“
„Proč’ ty, prokljataja!
Laskoj svoeju sgubiš’ ty radost’ moju!“
„Net, mirnyj son ja mladencu naveju. Bajuški, baju, baju.“ –
„Sžal’sja, poždi dopevat’ chot’ mgnoven’e, Strašnuju pesnju tvoju!“
„Vidiš’, usnul on pod tichoe pen’e.
Bajuški, baju, baju.“
Schaut schon der Morgen so blass in das Fenster
Müde von Tränen und Schmerz.
Du kannst nun ruhen, vergiss deine Sorgen. Ich werde wachen für dich
Wusstest dein Kind nicht zur Ruhe zu bringen Süßer als du singe ich“
„Leise! Mein Kind es windet sich, quält sich. Ach, es zerreißt mir das Herz!“
„Nun denn, bei mir wird es ruhiger schlafen Schlaf mein Kind, schlaf ein“
„Wangen erblassen, der Atem wird schwächer Halt ein! Ich flehe dich an!“
„Das verheißt Gutes, es endet sein Leiden Schlaf …“
„Fort mit dir, Schreckliche! Mit deinem Singen nimmst du mein Liebstes, mein Glück.“
„Nein, schon umwehen es liebliche Träume. Schlaf …“
„Warte! Erbarme dich doch, lass dein Singen! Ende dein grausames Lied!“
„Siehst du! Da liegt es und lächelt im Schlummer Schlaf mein Kind, nun schlaf“
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Gesangstexte
Gesangstexte
Johannes Brahms
Auf dem Kirchhofe
Text: Detlev von Liliencron (1844–1909)
Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt, Ich war an manch vergess’nem Grab gewesen.
Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt, Die Namen überwachsen, kaum zu lesen.
Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer, Auf allen Gräbern fror das Wort: Gewesen.
Wie sturmestot die Särge schlummerten –Auf allen Gräbern taute still: Genesen.
Robert Schumann
Dichters Genesung
Text: Robert Reinick (1805–1852)
Und wieder hatt’ ich der Schönsten gedacht, Die nur in Träumen bisher ich gesehen; Es trieb mich hinaus in die lichte Nacht, Durch stille Gründe musst ich gehen.
Da auf einmal
Glänzte das Tal, Schaurig als wär’ es ein Geistersaal.
Da rauschten zusammen zur Tanzmelodei
Der Strom und die Winde mit Klingen und Zischen, Da weht’ es im flüchtigen Zuge herbei
Aus Felsen und Tale, aus Wellen und Büschen,
Und im Mondesglanz
Ein weißer Kranz, Tanzten die Elfen den Reigentanz.
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Und mitten im Kreis ein luftiges Weib, Die Königin war es, ich hörte sie singen:
„Lass ab von dem schweren irdischen Leib! Lass ab von den törichten irdischen Dingen!
Nur im Mondenschein
Ist Leben allein!
Nur im Träumen zu schweben, ein ewiges Sein!
Ich bin’s, die in Träumen du oft geseh’n, Ich bin’s, die als Liebchen du oft besungen, Ich bin es, die Elfenkönigin, Du wolltest mich schauen, es ist dir gelungen. Nun sollst du mein
Auf ewig sein, Komm mit, komm mit in den Elfenreih’n!“
Schon zogen, schon flogen sie all um mich her, Da wehte der Morgen, da bin ich genesen.
Fahr wohl nun, du Elfenkönigin, Jetzt will ein andres Lieb ich mir erlesen; Ohn’ Trug und Schein
Und von Herzen rein
Wird wohl auch für mich eins zu finden sein!
Der Hidalgo
Text: Emanuel Geibel (1815–1884)
Es ist so süß zu scherzen
Mit Liedern und mit Herzen
Und mit dem ernsten Streit!
Erglänzt des Mondes Schimmer, Da treibt’s mich fort vom Zimmer, Durch Platz und Gassen weit; Da bin zur Lieb’ ich immer
Wie zum Gefecht bereit.
Die Schönen von Sevilla
Mit Fächern und Mantilla Blicken den Strom entlang; Sie lauschen mit Gefallen, Wenn meine Lieder schallen Zum Mandolinenklang, Und dunkle Rosen fallen Mir vom Balkon zum Dank.
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Gesangstexte
Gesangstexte
Ich trage, wenn ich singe,
Die Zither und die Klinge
Vom Toledan’schen Stahl.
Ich sing an manchem Gitter
Und höhne manchen Ritter
Mit keckem Lied zumal, Den Damen gilt die Zither, Die Klinge dem Rival.
Auf denn zum Abenteuer!
Schon losch der Sonne Feuer
Jenseits der Berge aus.
Der Mondnacht Dämmrungsstunden, Sie bringen Liebeskunden,
Sie bringen blut’gen Strauß, Und Blumen oder Wunden Trag’ morgen ich nach Haus.
Jacques Ibert
Chanson à Dulcinée
Text: Alexandre Arnoux (1884–1973) | Übersetzung: Boris Kehrmann
Un an me dure la journée
Si je ne vois ma Dulcinée.
Mais, amour a peint son visage, Afin d’adoucir ma langueur,
Dans la fontaine et le nuage,
Dans chaque aurore et chaque fleur.
Un an me dure la journée
Si je ne vois ma Dulcinée.
Toujours proche et toujours lointaine, Étoile de mes longs chemins.
Le vent m’apporte son haleine
Quand il passe sur les jasmins.
So lang wie ein Jahr scheint mir jeder Tag, An dem ich meine Dulcinea nicht sehe.
Um meine Sehnsucht zu lindern aber Hat Amor ihr Gesicht
Auf das Wasserspiel des Brunnens und die Wolke, Auf jedes Morgenrot und jede Blume gemalt.
So lang wie ein Jahr scheint mir jeder Tag, An dem ich meine Dulcinea nicht sehe.
Du bist mir fern und doch so nah, Du bist der Leitstern all‘ meiner Wege. Der Wind trägt deinen Atem zu mir her, Wenn er über die Jasmin-Felder streicht.
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Chanson du Duc
Text: Alexandre Arnoux | Übersetzung: Boris Kehrmann
Je veux chanter ici la Dame de mes songes
Qui m’exalte au dessus de ce siècle de boue
Son cœur de diamant est vierge de mensonges
La rose s’obscurcit au regard de sa joue.
Pour Elle, j’ai tenté les hautes aventures
Mon bras a délivré la princesse en servage
J’ai vaincu l’Enchanteur, confondu les parjures
Et ployé l’univers à lui rendre homage.
Dame par qui je vais, seul dessus cette terre,
Qui ne soit prisonnier de la fausse apparence
Je soutiens contre tout Chevalier téméraire
Votre éclat non pareil et votre précellence.
Singen will ich hier die Herrin meiner Träume, die mich hoch über dieses schmutzige Jahrhundert erhebt.
Ihr diamantenes Herz ist unberührt von Lüge.
Die Rose wird blass, wenn sie die Farbe ihrer Wangen sieht.
Für sie habe ich gefährliche aventiuren auf mich genommen.
Mein Arm hat die Prinzessin aus Leibeigenschaft befreit.
Ich habe den Zauberer besiegt, die Heiden unterworfen
und die Welt auf die Knie gezwungen, um ihr Ehre zu erweisen.
Herrin, durch die ich als einziger über diese Erde ziehe, der nicht falschem Schein erliegt,
jedem verwegenen Ritter gegenüber werde ich
Euren Glanz ohne Gleichen und euren Vorrang verteidigen.
29
Gesangstexte
Modest Mussorgski
Serenada
Text: Arseni GolenischtschewKutusow | Übersetzung: Barbara Höfling
Nega volšebnaja, noč’ golubaja, Trepetnyj sumrak vesny.
Vnemlet, poniknuv golovkoj, bol’naja
Šopot nočnoj tišiny.
Son ne smykaet blestjaščie oči, Žizn’ k naslažden’ju zovët, A pod okoškom v molčan’i polnoči
Smert’ serenadu poët:
„V mrake nevoli surovoj i tesnoj
Molodost’ vjanet tvoja; Rycar’ nevedomyj, siloj čudesnoj
Osvobožu ja tebja.
Vstan’, posmotri na sebja: krasotoju
Lik tvoj prozračnyj blestit, Ščëki rumjany, volnistoj kosoju
Stan tvoj, kak tučej obvit.
Pristal’nych glaz goluboe sijan’e, Jarče nebes i ognja; Znoem poludennym veet dychan’e …
Dämmernde Frühlingsnacht, tiefblauer Himmel
Magisches Zittern der Luft
Still wacht die Kranke
Mit fiebrigem Blicke lauscht sie dem Flüstern der Nacht
Schlaflos ihr Auge gebannt vor Verlangen
Lockend das Leben sie ruft
Doch unterm Fenster mit schmeichelndem Sange
Bringt ihr sein Ständchen der Tod:
„Einsam gefangen in Schranken und Ketten
welkt deine Jugend dahin
Ich will dein Ritter sein, will dich befreien
Hab nur dein Bestes im Sinn
Schau in dem Spiegel dein Bild, Sieh die Schönheit deiner bleichen Stirn
Lippen so lockend, so voll Verlangen, Haare so dunkel und schön
Glänzend die Augen, so blau und begehrend
Strahlend wie Frühling im Mai
Brennt deiner Lippen Glut, heiß und verzehrend
Hast mir entzündet mein Herz
30 Gesangstexte
Ty obol’stila menja.
Sluch tvoj plenilsja moej serenadoj, Rycarja šopot tvoj zval, Rycar’ prišël za poslednej nagradoj: Čas upoen’ja nastal.
Nežen tvoj stan, upoitelen trepet … O, zadušu ja tebja
V krepkich ob’jat’jach: ljubovnyj moj lepet
Slušaj! … molči! … Ty moja!“
– Pause –
Charles Ives
Memories B. Rather Sad
Text: Charles Ives | Übersetzung: Andreas Meier
From the street a strain on my ear doth fall,
A tune as threadbare as that “old red shawl”,
It is tattered, it is torn, It shows signs of being worn,
It’s the tune my Uncle hummed from early morn, ’Twas a common little thing and kind ’a sweet, But ’twas sad and seemed to slow up both his feet;
I can see him shuffling down
To the barn or to the town,
A humming.
Höre, es tönen für dich Serenaden Riefst du nicht lange mich schon?
Nun kommt dein Ritter, den Lohn zu verlangen
Nur eine Stunde der Lust
Schlank ist dein Leib, mich berauscht deine Nähe Schließ fest und fester dich in meine Arme
Den Brautkuss dir geben will ich
Sei still! Du bist mein!“
Von der Straße gelangt eine Weise an mein Ohr, eine Melodie so abgenutzt wie dieses „Old red shawl“, sie ist zerfleddert, sie ist zerfetzt, sie weist Zeichen der Abnutzung auf, die Melodie, die mein Onkel frühmorgens summte, eine gewöhnliche kleine Sache, irgendwie süß, aber doch traurig und sie schien seine beiden Füße zu bremsen; ich sehe ihn hinunterschlurfen in die Scheune oder die Stadt summend.
31
Gesangstexte
Gesangstexte
Jacques Ibert
Chanson du départ de Don Quichotte
Text: Pierre de Ronsard (1524–1585) | Übersetzung: Boris Kehrmann
Ce Chasteauneuf, ce nouvel edifice
Tout enrichy de marbre et de porphire, Qu’Amour bastit chasteau d e son empire, Où tout le Ciel a mis son artifice, Est un rempart, un fort contre le vice,
Où la Vertu maistresse se retire,
Que l’œil regarde, et que l’esprit admire, Forçant les cœurs à luy faire service.
C’est un Chasteau fait de telle sorte, Que nul ne peut approcher de la porte, Si des grands Rois il n’a sauvé sa race, Victorieux, vaillant et amoureux.
Nul Chevalier, tant soit aventureux, Sans estre tel, ne peut gaigner la place.
Dieses neue Schloss, neu erbaut und reich mit Marmor und Porphyr geziert, das sich Amor als Zentrum seines Reiches schuf, in dem alle Himmel mit ihren Gaben wohnen, ist Trutzburg und Schutzwall gegen das Laster. Hier zieht sich die Tugend als Herrin zurück.
Das Auge betrachtet, der Geist bewundert es und die Herzen können nicht anders, als ihm zu dienen.
Dieses Schloss ist so beschaffen, dass sich keiner seinen Toren nahen darf, der sich nicht königlich bewährt hat: siegreich im Kampf, tapfer und liebenden Herzens. Kein Ritter, und ritte er auch auf noch so viele aventiuren aus, findet diesen Ort, ohne so geartet zu sein.
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Dmitri Schostakowitsch
„Proščaj, Grenada“
Text: Anonymus in der russischen Übersetzung von Sergej Bolotin (1912–1994)
Übersetzung: Andreas Meier
Proščaj, Grenada, moja Grenada, S toboj naveki mne rasstat’sja nado!
Proščaj, ljubimyj kraj, očej uslada, Navek proščaj! Ach!
Budet pamat’ o tebe moej
Edinstvennoj otradoj
Moj ljubimyj, moj rodimyj kraj!
Navek mne serdce
toska pronzila, Pogiblo vsë, čto v žizni bylo milo, Moja ljubov’
ušla vo mrak mogily, I žizn’ ušla! Ach!
I vokrug mne vsë postylo, Žit’ kak prežde, net už sily
Tam gde junost’ tak byla svetla!
Leb wohl, Granada, mein Granada, für immer muss ich von dir scheiden! Leb wohl, mein geliebtes Land, meine Augenweide, leb wohl! Ach!
Meine Erinnerung an dich wird mein einziger Trost bleiben. Mein geliebtes, mein Heimatland!
Für immer wird mein Herz voll Traurigkeit sein, alles, was mir im Leben wertvoll war, ist fort,
meine Liebe verschwand
in der Dunkelheit des Grabes, mein Leben ist dahin! Ach!
Und um mich herum ist alles widerlich, Ich kann nicht weiterleben wie zuvor, dort, wo meine so glückliche Jugend war!
33
Gesangstexte
Pervaja vstreča
Text: Anoynmus in der russischen Übersetzung von Sergej Bolotin
Übersetzung: Andreas Meier
Ty u ruč’ja vody mne dala kogdato, Svežej vody, cholodnoj, kak sneg v uščel’jach sinich gor.
Noči temnej tvoj vzor, v kosach aromat lepestkov dikoj mjaty …
Vidiš’, opjat’ kružit chorovod, Buben gremit, zvenit i poët.
Každyj tancor podružku vedët, smotrit na nich, ljubujas’, narod.
Bej, moj buben bej, gremi, budto grom!
S miloju moej my tancuem vdvoëm.
Lenta na tebe nebes golubej!
Bej, moj buben, bej! Buben, bej! Buben bej!
Mne ne zabyt’ vovek ėtoj pervoj vstreči, Laskovych slov i smugloj ruki, i bleska čërnych glaz …
Ponjal ja v ėtot čas, čto tebja ljublju i ljubit’ budu večno!
Einmal hast du mir Wasser am Bach gegeben, frisches, kaltes Wasser, wie Schnee in den Schluchten der blauen Berge.
Deine Augen sind dunkler als die Nacht, und deine Zöpfe duften nach wilden Minzblüten …
Sieh’, der Reigen dreht sich wieder, das Tamburin rasselt und klingelt und singt.
Jeder Tänzer führt seine Partnerin, die Leute sehen ihnen bewundernd zu.
Schlage, Tamburin, schlage, rassle wie der Donner!
Mein Schatz und ich, wir tanzen zusammen.
Sie trägt ein Band so blau wie der Himmel!
Schlage, Tamburin, schlage! Tamburin, schlage!
Ich werde diese erste Begegnung niemals vergessen, die zärtlichen Worte und die dunkle Hand, und das Leuchten der schwarzen Augen … In dieser Stunde wurde mir klar, dass ich dich liebte und immer lieben werde!
34
Gesangstexte
Maurice Ravel
Chanson à boire
Text: Paul Morand | Übersetzung: Boris Kehrmann
Foin du bâtard, illustre Dame, Qui pour me perdre à vos doux yeux
Dit que l’amour et le vin vieux
Mettent en deuil mon cœur, mon âme !
Ah !
Je bois
À la joie !
La joie est le seul but
Où je vais droit ...
lorsque j’ai bu !
Ah ! Ah ! Ah ! La joie !
Ah ! Ah ! Ah ! La joie !
La, la, la, je bois à la joie !
Foin du jaloux, brune maîtresse, Qui geint, qui pleure et fait serment
D’être toujours ce pâle amant
Qui met de l’eau dans son ivresse !
Zum Teufel mit dem Bastard, erhabene Herrin, der mir, um mich um eure schönen Augen zu bringen, einredet, dass Liebe und alter Wein mein Herz und meine Seele ins Verderben stürzen.
Ah!
Ich trinke auf die Freude!
Die Freude ist das einzige Ziel, auf das ich geraden Wegs zureite … und wenn ich auf die Freude getrunken habe, trinke ich nochmal auf die Freude und nochmal … auf die Freude! Auf die Freude!
Zum Teufel mit dem Neidhammel, braunhaarige Geliebte, der lamentiert und greint und schwört, immer jener blasse Liebhaber zu bleiben, der sich mit Wasser betrinkt!
35
Gesangstexte
Modest Mussorgski
Trepak
Text: Arseni GolenischtschewKutusow | Übersetzung: Barbara Höfling
Les da poljany, bezljud’e krugom.
V’juga i plačet i stonet, Čuetsja, budto vo mrake nočnom, Zlaja, kogo-to choronit; Gljad’, tak i est’!
V temnote mužika
Smert’ obnimaet, laskaet,
S p’janen’kim pljašet vdvoëm trepaka, Na ucho pesn’ napevaet:
Oj, mužičok, staričok ubogoj, P’jan napilsja, poplëlsja dorogoj,
A mjatel‘-to, ved’ma, podnjalas’, vzygrala.
S polja v les dremučij nevznačaj zagnala.
Gorem, toskoj da nuždoj tomimyj, Ljag, prikorni, da usni, rodimyj!
Ja tebja, golubčik moj, snežkom sogreju,
Vkrug tebja velikuju igru zateju.
Vzbej-ka postel’, ty mjatel’-lebëdka!
Gej, načinaj, zapevaj pogodka!
Skazku, da takuju, čtob vsju noč’ tjanulas’, Čtob p’jančuge krepko pod neë zasnulos’!
Wald, öde Heide und nirgends ein Haus
Wütendes Sturmgetöse
War es nicht Schluchzen im wirbelnden Schnee?
Gräbt dort nicht jemand ein Grab?
Da! Ja so ist’s. Durch den Wald wankt ein Mann
Schleicht sich die Todesbraut an
Fasst ihn und tritt mit ihm an zum Trepak
Raunt ihm ins Ohr dabei leise:
Ach du erbärmlicher alter Bauer
Hast einen Rausch, kannst den Weg nicht finden
Und das böse Wetter lag schon auf der Lauer
Trieb vom offnen Felde in den Wald dich Bauer
Schleppst ja noch kaum mehr die matten Glieder
Komm, leg ein wenig zur Rast dich nieder
Du sollst hier mein Freund gar warm und weich liegen
Will mit Spiel und Tanz in süßen Schlaf dich wiegen.
Sturm! Schüttle hoch ihm auf das Bette
Auf! Fange an mit dem Lied, du Wetter
Singe ihm ein Märchen, eine lange Sage
Dass er feste schlafe bis zum jüngsten Tage
36 Gesangstexte
Oj, vy lesa, nebesa, da tuči, Tem’, veterok, da snežok letučij!
Svejtes’ pelenoju, snežnoj, puchovoju; Eju, kak mladenca, starička prikroju …
Spi, moj družok, mužičok sčastlivyj.
Leto prišlo, rascvelo!
Nad nivoj solnyško smeëtsja da serpy gljajut, Pesenka nesëtsja, golubki letajut …
Camille Saint-Saëns
Le Danse macabre
Tanzet ihr Wälder und Wolkenhimmel Finstere Nächte und Schneegewimmel Kreiset um den Alten, winterliche Winde Webt ihm eine Decke, weich wie einem Kinde.
Schlaf nun mein Freund, schlafe ein und träume.
Schon kam der Sommer ins Land
Es wehen erntereife Ähren und es lacht die Sonne
Leise tönen Lieder und es flattern Tauben …
Text: Henri Cazalis (1840–1909) | Übersetzung: Andreas Meier
Zig et zig et zig, la mort en cadence
Frappant une tombe avec son talon, La mort à minuit
joue un air de danse, Zig et zig et zag, sur son violon.
Le vent d’hiver souffle, et la nuit est sombre, Des gémissements sortent des tilleuls ;
Les squelettes blancs vont à travers l’ombre
Courant et sautant sous leurs grands linceuls.
Klick und klick und klick, der Tod im Takt schlägt mit der Ferse aufs Grab, der Tod spielt zu Mitternacht eine Tanzmelodie, klick und klick und klack, auf der Geige.
Der Winterwind weht und die Nacht ist finster, ein Ächzen dringt aus den Lindenbäumen; die weißen Skelette durchziehen die Schatten, rennend und springend in ihren weiten Totenhemden.
37
Gesangstexte
Zig et zig et zig, chacun se trémousse,
On entend claquer les os des danseurs,
Un couple lascif s’asseoit sur la mousse
Comme pour goûter d’anciennes douceurs.
Zig et zig et zag, la mort continue
De racler sans fin son aigre instrument.
Un voile est tombé !
La danseuse est nue !
Son danseur la serre amoureusement.
La dame est, dit-on, marquise ou baronne.
Et le vert galant
un pauvre charron –
Horreur ! Et voilà qu’elle s’abandonne
Comme si le rustre était un baron !
Zig et zig et zig, quelle sarabande !
Quels cercles de morts se donnant la main !
Zig et zig et zag, on voit dans la bande
Le roi gambader auprès du vilain !
Mais psit! tout à coup on quitte la ronde,
On se pousse, on fuit, le coq a chanté …
Oh ! La belle nuit pour le pauvre monde !
Et vive la mort et l’égalité !
Klick und klick und klick, ein jeder zappelt wild, man hört die Knochen der Tänzer klappern, ein lüsternes Paar bettet sich auf das Moos, als ob es vergangene Süße genösse.
Klick und klick und klack, der Tod fährt fort, sein bittersüßes Instrument abzuschaben. Ein Schleier ist gefallen!
Die Tänzerin ist nackt!
Ihr Tänzer drückt sie liebevoll an sich.
Die Dame ist, sagt man, Marquise oder Baronin. Und der grüne Kavalier ein armer Rädermacher –Entsetzlich! Und nun gibt sie sich hin als wäre der Tölpel ein Baron!
Klick und klick und klick, welch Sarabande! Welch Reigen an Toten, die sich die Hände reichen!
Klick und klick und klack, man sieht unter ihnen den König neben dem Schurken hüpfen!
Doch pst! Auf einmal löst sich die Runde auf, man stößt sich, man flieht, der Hahn hat gekräht … Ach! Welch schöne Nacht für die Armen der Welt!
Es lebe der Tod und die Gleichheit!
38 Gesangstexte
Franz Schubert
Der Geistertanz
Text: Friedrich von Matthisson (1761–1831)
Die bretterne Kammer
Der Toten erbebt,
Wenn zwölfmal den Hammer
Die Mitternacht hebt.
Rasch tanzen um Gräber
Und morsches Gebein
Wir luftigen Schweber
Den sausenden Reih’n.
Was winseln die Hunde
Beim schlafenden Herrn?
Sie wittern die Runde
Der Geister von fern.
Die Raben entflattern
Der wüsten Abtei,
Und flieh’n an den Gattern
Des Kirchhofs vorbei.
Der Jüngling und der Tod
Text: Joseph von Spaun (1788–1865)
Der Jüngling
Die Sonne sinkt, o könnt’ ich mit ihr scheiden!
Mit ihrem letzten Strahl entfliehen!
Ach diese namenlosen Qualen meiden
Und weit in schön’re Welten zieh’n.
O komme, Tod, und löse diese Bande!
Ich lächle dir, o Knochenmann,
Wir gaukeln und scherzen
Hinab und empor
Gleich irrenden Kerzen
Im dunstigen Moor.
O Herz, dessen Zauber
Zur Marter uns ward, Du ruhst nun in tauber
Verdumpfung erstarrt;
Tief bargst du im düstern
Gemach unser Weh;
Wir Glücklichen flüstern
Dir fröhlich: Ade!
Entführe mich leicht in geträumte Lande, O komm’ und rühre mich doch an.
Der Tod
Es ruht sich kühl und sanft in meinen Armen, Du rufst! Ich will mich deiner Qual erbarmen.
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Gesangstexte
Jacques Ibert
Chanson de la mort de Don Quichotte
Text: Alexandre Arnoux (1884–1973) | Übersetzung: Boris Kehrmann
Ne pleure pas Sancho, ne pleure pas, mon bon.
Ton maître n’est pas mort.
Il n’est pas loin de toi.
Il vit dans une ile heureuse
Où tout est pur et sans mensonges.
Dans l’ile enfin trouvée où tu viendras un jour.
Dans l’ile désirée, O mon ami Sancho!
Les livres sont brulés et font un tas de cendres.
Si tous les livres m’ont tué
Il suffit d’un pour que je vie
Fantôme dans la vie, et réel dans la mort.
Tel est l’étrange sort du pauvre
Don Quichotte.
Weine nicht, mein Sancho,
Weine nicht, mein Lieber,
Dein Herr ist nicht tot.
Er ist nicht fern von dir.
Er lebt auf einer glücklichen Insel, Auf der es weder Falschheit, noch Lüge gibt.
Und wenn ich die Insel erst gefunden habe, kommst du eines Tages nach.
Das ist die Insel, die du dir immer gewünscht hast, Sancho, mein Freund!
Die Bücher sind alle verbrannt und nur noch ein Häuflein Asche.
Aber so, wie sie mich umgebracht haben,
So genügt ein einziger Roman, dass ich ewig lebe, Als schattenhafter Begleiter im Leben, aber wirklich im Tod.
Dies ist das seltsame Schicksal des armen Don Quijote.
40
Gesangstexte
Modest Mussorgski
Polkovodec
Text: Arseni GolenischtschewKutusow | Übersetzung: Barbara Höfling
Grochočet bitva, blešut broni, Orud’ja žadnye revut, Begut polki, nesutsja koni
I reki krasnye tekut.
Pylaet polden’, ljudi b’jutsja; Sklonilos’ solnce, boj sil’nej; Zakat bledneet, no derutsja
Vragi vse jarostnej i zlej.
I pala noč’ na pole brani.
Družiny v mrake razošlis’ …
Vsë stichlo, i v nočnom tumane
Stenan’ja k nebu podnjalis’.
Togda, ozarena lunoju, Na boevom svoëm kone, Kostej sverkaja beliznoju, Javilas’ smert’; i v tišine, Vnimaja vopli
i molitvy, Dovol’stva gordogo polna, Kak polkovodec
mesto bitvy
Krugom ob’echala ona.
Na cholm podnjavšis’, ogljanulas’, Ostanovilas’, ulybnulas’ …
I nad ravninoj boevoj
Razdalsja golos rokovoj:
Kanonen donnern, Menschen kämpfen,
es tobt die Schlacht in wilder Wut
Die Erde bebt, die Reiter jagen, in roten Strömen fließt das Blut.
Es glüht der Mittag, kein Erbarmen.
Die Sonne senkt sich, wirres Bild!
Es naht der Abend, doch der Kampf lässt nicht nach
Das Morden endet nicht
Es senkt die Nacht sich kühl und milde, Die letzten Krieger ziehen ab.
Still ist es …
Durch den düstren Nebel
Nur Seufzer stöhnen durch die Nacht. Und da im bleichen Mondenscheine, auf seinem hohen fahlen Ross
schneeweiß die knöchernen Gebeine, erscheint der Tod Reglos verharrt er, lauscht dem Schreien und dem Beten
Zufrieden schaut er auf ihr Werk
Reitet dann langsam um das Schlachtfeld
Mit langem, feierlichem Schritt. Steht auf dem Hügel, schaut sich um; Lauscht in die Stille, und er lächelt
Ruft dann mit steinerner Gewalt
Über das Schlachtfeld weit hinaus:
41
Gesangstexte
„Končena bitva! ja vsech pobedila!
Vse predo mnoj vy smirilis’, bojcy!
Žizn’ vas possorila, ja pomirila!
Družno vstavajte na smotr, mertvecy!
Maršem toržestvennym mimo projdite, Vojsko moë ja choču sosčitat’;
V zemlju potom svoi kosti složite, Sladko ot žizni v zemle otdychat’!
Gody nezrimo projdut za godami, V ljudjach isčeznet i pamjat’ o vas.
Ja ne zabudu i gromko nad vami
Pir budu pravit’ v polunočnyj čas!
Pljaskoj tjažëloju zemlju syruju
Ja pritopču, čtoby sen’ grobovuju
Kosti pokinut’ vovek ne mogli, Čtob nikogda vam ne vstat’ iz zemli!“
„Aus ist der Kampf nun, Nur ich bin der Frieden
Auf nun ihr Toten
Zum letzten Appell!
Ziehet in festlichem Marsche vorüber
Zählen will ich mein gewaltiges Heer Leget sodann in die Erde euch wieder
Ahnet die Süße im Lande des Tods
Jahre um Jahre im Fluge verrinnen
Langsam erlischt die Erinn’rung an euch
Einzig der Tod wird sich eurer erinnern
Auf eurem Grab werd ich feiern ein Fest!
Tanzet zur Mitternacht, tödliche Schatten Stampfet die Erde in nächtlichem Reigen Tretet die Knochen noch fester hinein! Damit sie nie mehr ersteh’n aus dem Grab!“
Gerald Finzi
The dance continued
Text: Thomas Hardy (1840–1928) | Übersetzung: Andreas Meier
Regret not me;
Beneath the sunny tree
I lie uncaring, slumbering peacefully.
Swift as the light
I flew my faery flight; Ecstatically I moved, and feared no night.
I did not know
That heydays fade and go, But deemed that what was would be always so.
Bedaure mich nicht; unter dem sonnigen Baum liege ich taub, friedlich schlummernd.
Rasch wie das Licht, flog ich meinen Feenflug; verzückt bewegte ich mich und fürchtete keine Nacht.
Ich ahnte nicht, dass Blüten verwelken und vergehen, sondern dachte, dass es immer so bleiben würde.
42 Gesangstexte
I skipped at morn
Between the yellowing corn, Thinking it good and glorious to be born.
I ran at eves
Among the piled-up sheaves, Dreaming, ‘I grieve not, therefore nothing grieves’.
Now soon will come
The apple, pear, and plum, And hinds will sing, and autumn insects hum.
Again you will fare
To cider-makings rare, And junketings; but I shall not be there.
Yet gaily sing
Until the pewter ring
Those songs we sang when we went gipsying.
And lightly dance
Some triple-timed romance
In coupled figures, and forget mischance;
And mourn not me
Beneath the yellowing tree; For I shall mind not, slumbering peacefully.
Ich sprang am Morgen durch das gelbe Korn und hielt es für gut und herrlich, geboren zu sein.
Ich rannte am Abend durch die aufgestellten Garben und träumte: Ich trau’re nicht, daher trauert nichts.
Jetzt wird schon bald der Apfel, die Birne, die Pflaume kommen Hirschkühe werden singen und Herbstinsekten summen.
Wieder wirst du gehen, um raren Apfelwein zu machen und Quarkspeisen; doch ich werde nicht da sein.
Doch fröhlich singen bis zum zinnernen Ring die Lieder, die wir umherstreunend sangen.
Und leichtfüßig eine Romanze im Dreivierteltakt tanzen in umschlungenen Figuren und das Unglück vergessen.
Und trau’re nicht um mich unter dem gelb leuchtenden Baum; denn es kümmert mich nicht, friedlich schlummernd.
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Gesangstexte