Im Februar 1998 entdeckte HaPe das Gelände des Alten Gaswerkes an der Schwanseestraße 92, als er nach einem Atelier für sich suchte. Mittlerweile hat sich das gaswerk in seiner Entwicklungs- und Aufbauphase als funktionierender Schaltkreis, als Spielort sowie als design und projekt werkstatt etabliert. Veranstaltungen und inhaltliche Auseinandersetzungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich von Kunst, Musik, Design, Medien und Architektur sind charakteristisch für das gaswerk. Es repräsentiert eine einmalige Konstellation aus Produktions-, Ausstellungs- und Werkstattbetrieb in Kombination mit laufendem Programm unterschiedlicher künstlerischer Genres und bietet durch seinen Charme der Industriebrache ungewöhnliche Möglichkeiten. Im Mai fand zum ersten Mal ein Symposium für Stahlskulpturen auf dem Gelände statt. Das Gebäude und die technischen Gegebenheiten waren bestens für die Durchführung geeignet. Die Arbeiten von Martin Neubert (Jena), Trashko, HaPe, Gigi, Dieter G. (alle Bauhaus-Universität), die während des Symposiums 1999 entstanden sind, werden noch das ganze Jahr auf dem Terrain zu sehen sein.
Journal der Bauhaus-Universität Weimar
der Bogen 6, 1999
gaswerk – design und projektwerkstatt
Das Gaswerk in der Schwanseestraße 92
Das »Nett Nest«, ein Veranstaltungsblock im Juni 1999 mit Medienpiraten, Videokünstlern, Studierenden, Schülern, »Freaks«, Jugendlichen, Klangkünstlern, DJs, Bands, Lichtmalern und Artisten aus Weimar und Umgebung und aus anderen Domänen subkultureller Hochburgen, wie Mannheim, Heidelberg, Leipzig, Berlin und Mailand, bot im vergangenen Monat einige visuelle und auditive Highlights. [ --> Seite 3 ]
Goethe im Gepäck Am 19. Juni begann für Maria Vill, Kerstin Hanisch und Steffen Mittelsdorf, Studenten der Fakultäten Gestaltung und Medien, eine weite Reise. Ihr Semesterprojekt führte sie in das 9.800 km entfernte Wladiwostok, wobei bei Goethe im Mittelpunkt: Das Goethe-Team (Kerstin Hanisch, Maria ihrer Reise der Weg auch gleichzeitig das Ziel war. Das Vill und Steffen Mittelsdorf) beim Aufbruch nach Wladiwostok »Goethe-Team«, wie sie sich nennen, hatte eine selbst Foto: Harbarth angefertigte Goethe-Büste aus Gips im Gepäck, die sie dem Bürgermeister der »östlich am weitesten entfernten Stadt des europäisch-asiatisch zweigeteilten Russlands« überreichten. Außerdem übergaben sie eine Grußadresse des Weimarer Bürgermeisters und ein Buch über Weimar mit einer Widmung des Rektors der Bauhaus-Universität. Um Kunst und Kultur aus Weimar in den Osten zu tragen, reichte ihnen aber diese Geste nicht. Ausgestattet mit blauen, gelben und orangefarbenen Arbeitsanzügen fuhren sie von Moskau nach Wladiwostok mit der Transsibirischen Eisenbahn und kramten ihre Schulrussisch-Kenntnisse heraus, um mit den Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Für das »Goethe-Team« lasen sie die »Italienische Reise« von Goethe auf Russisch, stickten ein Wandbild mit dem Motiv eines »Lesestübchens« oder halfen beim Nachbau von Goethes Gartenhaus. Steffen Mittelsdorf äußerte den Wunsch, dass vielleicht dieses gemeinschaftlich entstandene Gartenhaus der Grundstein für einen weiteren Nachbau in Wladiwostok wird. Alle Aktionen wurden dokumentiert und während des Rundganges der Fakultät Gestaltung vom 16.–18. Juli gezeigt. [ Brigitte Harbarth ]