4 minute read

Isabel Allende: Wie ein wilder Ozean

Next Article
Clever & smart

Clever & smart

Wie ein wilder Ozean

Der bewegende Appell einer großen Feministin: In Was wir Frauen wollen hält die Erfolgsautorin Isabel Allende Rückschau auf ihr beeindruckendes Leben

Advertisement

Ihr Buch sei eine Kombination aus Geschichtenerzählen, persönlichem Memoir und Reflexion darüber, was es bedeutet, heute eine Frau in ihrem Alter zu sein, sagt die 78-jährige Schriftstellerin. Damit ist das besondere Konzept von Was wir Frauen wollen perfekt umrissen. Isabel Allende wächst in den 1940er/-50er-Jahren in der konservativen katholischen Gesellschaft Chiles auf. Da eine Frau dort nichts zu sagen hat, beschließt sie von klein auf, sich ein Leben wie das ihres Großvaters oder Onkels aufzubauen. Keinesfalls will sie wie ihre alleinerziehende Mutter Panchita „ohne Mittel oder Stimme“ dastehen – koste es, was es wolle.

Prompt wird das entsprechend wilde Mädchen mit sechs Jahren von deutschen Nonnen wegen Aufsässigkeit von der Schule verwiesen. In den späten Sechzigern ist Isabel in der Frauenbewegung aktiv. Umgeben von gleichgesinnten Journalistinnen schreibt sie „mit einem Messer zwischen den Zähnen“ und fühlt sich erstmals wohl in ihrer Haut. In drei Ehen erlebt sie, wie sie als Frau in Beziehungen wachsen kann, wie man scheitert und wieder auf die Beine kommt und dass man sich der eigenen sexuellen Wünsche selbst annehmen muss. Was wollen Frauen heute? Liebe, Respekt und vor allem auch Kontrolle über Leben und Körper und Unabhängigkeit. In diesen Hinsichten aber gibt es noch sehr viel zu tun, sagt Isabel Allende. Provokant, inspirierend und voller Leidenschaft setzt sie sich mit diesem wunderbaren Buch einmal mehr für ihr Lebensthema ein – und bestätigt ihren wohlverdienten Status als Ikone und Vorbild vieler Menschen auf der ganzen Welt. „Das Patriarchat ist aus Stein, der Feminismus dagegen ein bewegter Ozean, mächtig, tief und so unendlich vielschichtig wie das Leben selbst“, schreibt sie in Was wir Frauen wollen. „Wie der Ozean gibt auch der Feminismus niemals Ruhe.“

„Ich war schon als Fünfjährige eine Feministin, lange bevor es dieses Wort in Chile überhaupt gab.“

Isabel Allende

Isabel Allende

zählt zu den weltweit beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen. Ihre in mehr als 40 Sprachen übersetzten Bücher wurden über 57 Millionen Mal verkauft. 2018 wurde die 1942 im peruanischen Lima geborene Schriftstellerin als erste Person aus der spanischsprachigen Welt mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Isabel Allende Was wir Frauen wollen

SuhrkAmp

Isabel Allende Was wir Frauen wollen 184 S., 18,00 € eBook 15,99 € Suhrkamp

LITERATUR

Natsu Miyashita

Natsu Miyashita Der Klang der Wälder 238 S., 20,00 € eBook 16,99 € Insel Verlag

DER KLANG DER WÄLDER

INSEL

Eine Hommage an die Musik

Zu hören wie ein Klavier gestimmt wird – das ist das Erlebnis, das den jungen Helden dieses Buchs nicht mehr loslassen wird: Durch die Töne fühlt sich Tomura in die rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt, fortan prägt die Musik sein Leben. Er wird selbst Klavierstimmer. Doch bei aller Passion ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Piano der Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es „den einen“ perfekten Klang nicht gibt. Und als er die Konzertpianistin Kazune spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen. Dieser vor Poesie bebende Roman ist eine Hommage an die Schönheit der Musik.

Eine Frau zieht Konsequenzen

Dieser intensive Roman ist im Stil unverwechselbar und im Inhalt hochaktuell: Patrícia Melo erzählt von kontrollierten Frauen und von Eifersucht, die in Gewalt mündet. Ihre Hauptfigur, eine junge Anwältin, verliebt sich in einen charmanten, intelligenten Mann. Der Anfang ist verheißungsvoll und voller intensiver Gespräche. Doch dann der Schock: die Ohrfeige. Sie flieht weit weg von São Paulo, nimmt an Gerichtsverhandlungen zu brutalen Frauenmorden teil. Immer näher kommt sie dem Leben der Opfer – den Töchtern, den Müttern, den Freundinnen. Und immer eindringlicher verfolgen sie Bilder aus ihrer Kindheit, Bilder ihrer eigenen Mutter. Um der Wirklichkeit zu entkommen, flüchtet sie sich in eine Traumwelt – in zauberische Wälder, an die Seite von Amazonen, die die Täter verfolgen. Die Realität jedoch bleibt hart und ungerecht.

Patrícia Melo Gestapelte Frauen 256 S., 22,00 € eBook 18,99 € Unionsverlag

José Luís Peixoto Galveias 312 S., 24,00 € Septime Verlag

Zeitlos und wortgewaltig

Zwei Brüder streiten wegen eines Stückchens Land. Ein Mann liebt seine Haushälterin, Mutter des Jungen, der irrtümlich die Prostituierte tötet. Ein Pfarrer versenkt seine Nöte im Wein. Eine betrogene Ehefrau entwickelt aus Rache Leidenschaft für die Nebenbuhlerin. Und der Briefträger von Galveias reist nach Bissau, um seine in der Heimat geheim gehaltene Familie zu besuchen. Über allem Ortsgeschehen steht der Großgrundbesitzer und Arzt, Doktor Matta Figueira. Doch plötzlich geschieht etwas völlig Unerwartetes, das die Alltagsquerelen in den Schatten stellt. José Luís Peixoto schenkt uns mit Galveias und seinen Einwohnern einen zeitlosen und wortgewaltigen Roman, den man immer wieder lesen möchte.

This article is from: