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Editorial

Editorial Oktober 2019

Ein Haus, ein Möbel oder auch Schmuck aus Schweizer Holz. Das klingt doch gut in unseren laubbehangenen Holzohren, oder? Manchmal scheint es aber, als dass sich dies fast nur in den Ohren der Wald- und Holzbranche gut anhört. Ich lebe mit meiner Familie in einem Haus aus Schweizer Holz und wir freuen uns sehr daran. Doch, wie können wir auch andere Zeitgenossen von diesem phänomenalen Rohstoff überzeugen? Das frage ich mich manchmal selbst. Oft versuchen wir es mit schlagkräftigen Argumenten wie dem Klimaschutz, der Schutzwaldpflege, den kurzen Transportwegen, dem hiesigen Gewerbe oder so ähnlich. Bei manchen weckt Holz auch das Gefühl von Wärme und Behaglichkeit. Doch, ist Holz auch trendy? Die Industrie lehrt uns doch täglich, dass man seine Produkte weit erfolgreicher verkauft, wenn man es schafft, daraus einen Trend zu machen oder mit ihnen quasi auf einen bestehenden Trend aufspringt. Werfen wir doch einen kurzen Blick in die Lebensmittelindustrie: Sobald Produkte im Regal mit grossen Buchstaben «OHNE …» angepriesen werden, so hat dies auf einen beachtlichen Teil der Konsumenten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. «Ohne» irgendwas ist für viele in unserer Gesellschaft gleichbedeutend mit gesund oder zumindest gesünder. Ich wage zu behaupten, dass sich die Büchsenravioli «Ohne RGB» besser verkaufen, als jene in der ganz normalen Büchse. Ach so, Sie wissen nicht, was RGB bedeutet? Macht nichts, ich weiss es auch nicht und habe das auch im Internet nirgends gefunden, weil es RGB gar nicht gibt, sondern frei erfunden ist. Viele Konsumenten sind heute so verunsichert, dass sie manchmal gar nicht mehr (hinter-)fragen, was denn eigentlich drin ist, sondern einfach einmal schauen, ob etwas nicht drin ist (oder scheinbar nicht drin sein soll). Haben Sie schon einmal gesehen, dass eine Holzbaufirma mit Häusern aus radonfreiem Holz wirbt? Weshalb gerade radonfrei? Na ja, meines Wissens enthält Holz eben kein Radon. Radon ist jedoch bekannt als radioaktives Edelgas, das vermutlich krebsfördernd wirkt. Es geht also um unsere Gesundheit und da werden so manche hellhörig. Ob Holz natürlicherweise diesen Stoff enthält oder nicht, wird kaum hinterfragt. Wenn, dann wird im Internet noch recherchiert, was denn Radon ist. Und spätestens, wenn da steht «… ist wegen seiner Radioaktivität…», dann ist es klar. Diese Firma baut gesunde Häuser! Wie erwähnt, ich wohne in einem Holzhaus. Um mit dieser Aussage mehr Aufmerksamkeit auf den Baustoff zu lenken, müsste ich wahrscheinlich sagen: Hey, ich wohne in einem veganen Holzhaus! Ein veganes Holzhaus? Weshalb nicht? Vegan ist absolut trendy. Nur bringen wir das nicht mit dem Holz als Baustoff in Verbindung. Vergleichen wir die Werbung fürs Holz mit jener anderer Industriezweige, so darf man wahrscheinlich mit Genug tuung feststellen, dass das Holz bodenständiger und verständlicher beworben wird als manch anderes Produkt, dem wir täglich begegnen. Dies ist bestimmt nicht schlecht oder falsch so. Nur, ein altes Sprichwort sollte auch bei der Holz-Werbung niemals ausser Acht gelassen werden: Ehrlich währt am längsten! Denn nur weil die Werbung das Erdgas auf dem grünen Blatt dahingleiten lässt, müssen wir Putins Fichte hier noch lange nicht als heimische Fichte verkaufen …

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Redaktor Jörg Clavadetscher

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