AMICA-Konferenzzeitung & taz-Beilage

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››› AMICA e.V. ››› Jubiläumsausgabe 1993 – 2013 ›››

Konferenzzeitung

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Seit 1993 engagiert sich AMICA e.V. für Frauen und Mädchen in Krisenregionen. Die Hilfsorganisation baut auf dem Balkan, im Nordkaukasus, in den besetzten palästinensischen Gebieten und seit 2012 auch in Libyen psychosoziale Zentren auf und unterstützt Fraueninitiativen, die sich am gesellschaftlichen Wiederaufbau ihres Landes beteiligen.

Wir machen Frauen und Mädchen in Krisenregionen stark! ››› AMICA e.V. ››› Habsburgerstraße 9 ››› 79104 Freiburg ››› Telefon 0761 – 556 92 51 ››› office@amica-ev.org ››› www.amica-ev.org ››› Spendenkonto 2100100 ››› BLZ 68090000 ›››

AMICA e.V. und Heinrich-Böll-Stiftung Internationale Konferenz – 11./12. Dez. 2013

(K)ein Frühling für Frauen?

Fr a u e n r e c h t e e t h c e r n e h c s n e sind M Berlin | Der Anspruch, als Frau nicht diskriminiert zu werden, gilt als Menschenrecht. Was selbstverständlich klingt, versteht sich keineswegs von selbst. Der Schutz von Frauen wurde in verschiedenen UNO- Vereinbarungen verankert. von Jasmina Prpić

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assenhafte Vergewaltigungen wurden in der jüngsten Geschichte nahezu zur Strategie der Kriegsführung. Bei solchen Verbrechen geht es fast nie um Sexualität, sondern um Macht, Unterdrückung und Herrschaft. Lange Zeit wurden diese Taten tabuisiert, geduldet und als unvermeidliche Nebenerscheinung bewaffneter Konflikte angesehen. Diese Einstellung spiegelte sich in der unzureichenden Strafverfolgung der Täter und den zurückhaltenden Normen des Völkerrechts wider. Der Einsatz von Frauenorganisationen nach Massenvergewaltigungen während des Krieges in Ex-Jugoslawien und in Ruanda trug wesentlich zur Aufnahme neuer Tatbestände in das Völkerstrafrecht bei.

Vergewaltigung als Kriegsverbrechen Vor dem ICTY begann im Jahr 2000 der erste Prozess, in dem Vergewaltigung als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit definiert wurde und das erste Urteil aufgrund von sexueller Gewalt erging – ein historisches Ereignis. Trotz dieser Fortschritte ist die Zahl bisher Verurteilter eher ernüchternd. Die Gründe dafür liegen in der schwierigen Beweisführung, v. a. wegen der geringen Bereitschaft der Frauen zu Zeugenaussagen. Nicht selten fehlt es auch am nötigen politischen Willen.

Völkerrechtliche Instrumente gegen Diskriminierung von Frauen Frauenrechte sind als universales Völkerrecht seit 1945 strukturell verändert worden. Die frauenspezifischen Konventionen entstanden aus der Einsicht, dass Gleichberechtigung nicht allein durch das generelle Diskriminierungsverbot erreicht werden kann. UN Frauenrechtskonvention CEDAW: Das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, besser

bekannt unter der englischen Abkürzung CEDAW, ist heute die bedeutendste internationale Konvention für die Gleichstellung. Ziele sind die Sicherung der Menschenrechte von Frauen sowie das Verbot jeglicher Diskriminierung. Zudem soll das Bewusstsein für deren Rechtswidrigkeit geschärft werden. UN Resolution 1325: Einen weiteren Meilenstein stellt die UN-Sicherheitsrat-Resolution 1325 dar. Sie verpflichtet die UNMitgliedstaaten und Konfliktparteien, Frauen und Mädchen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen und die Verantwort­ lichen strafrechtlich zu verfolgen. Frauen sollen an Friedensprozessen beteiligt und die Geschlechterdimension in allen sicherheitspolitisch relevanten Bereichen beachtet werden.

Gesellschaftlicher Wandel ist angesagt Trotz aller Fortschritte und Erfolge des humanitären Völkerrechts bestehen weltweit nach wie vor verschiedene Formen von Diskriminierung an Frauen. Eines steht fest: Internationale Instrumente alleine rufen keine Veränderungen hervor. Es werden Frauenorganisationen, Aktivistinnen und Anwältinnen vor Ort gebraucht, die ihr Augenmerk auf die aktuelle Lage richten und Missstände anfechten. Nur so kann die Diskriminierung von Frauen gezielt bekämpft werden.

Jasmina Prpić ist eine deutschbosnische Juristin und Frauenrecht­ lerin. 2007 gründete sie den Verein »Anwältinnen ohne Grenzen e.V.«. Für ihr Engagement für die Rechte von Frauen wurde sie 2012 mit dem »Preis Frauen Europas – Deutschland« ausgezeichnet. ››› www.anwaeltinnen-ohne-grenzen.de

Politische Umbrüche und sexualisierte Gewalt: Beispiele aus den arabischen Transformationsländern Sexualisierte Gewalt, die in politischen Umbruchsituationen als ­Waffe eingesetzt wird, ist ein globales Problem. Sexualisierte Gewalt betrifft zwar auch Männer und ­Jungen, Frauen und Mädchen sind jedoch in besonderem Maße gefährdet. Zugleich sind Frauen aktive Gestalterinnen politischen Wandels. Dies zeigt sich auch in den Transformationsprozessen in den ­arabischen Ländern. Zu diesen ­Themen findet eine internationale Konferenz statt. ››› Seite II / III

20 Jahre Friedensarbeit für Frauen Seit 1993 arbeitet die Organisation AMICA e.V. in Nachkriegsregionen und Krisengebieten und stärkt lokale Fraueninitiativen. Arbeitsschwerpunkte sind psycho-soziale Zentren, Frauenrechte sowie politische und ökonomische Teilhabe. Christina Hering und ­Sandra Takács sprechen über ihre Arbeit vor Ort. ››› Seite IV


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