iz3w Magazin # 366

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Arbeitsrechte – ein permanenter Kampf

iz3w t informationszentrum 3. welt

AuĂ&#x;erdem t 1968 in Mexiko t Streit ums Humboldt Forum t Evangelikale in Costa Rica

Mai / Juni 2018 Ausgabe q 366 Einzelheft 6 5,30 Abo 6 31,80


In dies er Aus gabe . . . . . . . . .

Titelbild: Roberto Armocida / Solidarity Center

Schwerpunkt: Arbeitsrechte

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Editorial

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Editorial

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Haben oder nicht haben Bei Arbeitsrechten gibt es ein weltweites Rollback von Helmut Weiss und Mag Wompel

Politik und Ökonomie 24 4

Plädoyer für Wirtschaftssanktionen von unten von Christian Stock

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Außenpolitik: Krieg mit deutschen Waffen Die Große Koalition setzt ihre Politik der Rüstungsexporte fort von Markus Bickel

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Ungarn: Wir und die Anderen Antiziganismus und Populismus von Benjamin Horvath

»...keinerlei Probleme mit Gewerkschaften...« Interview mit der Anwältin Susana Prieto in Ciudad Juárez

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Erstickende Einheit Unabhängige Gewerkschaften sind in Algerien unerwünscht von Bernard Schmid

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Unterm Existenzminimum Arbeiten in Russland ist eine prekäre Angelegenheit von Ute Weinmann

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Feudal und neoliberal In Indien kämpfen Hausangestellte für Arbeitsrechte von Christa Wichterich

Sklaverei: Gewandelt und nicht abgeschafft Die Moderne Sklaverei ist weiterhin verbreitet von Oliver Schulten

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Entwicklungspolitik: Fehler im System Sexueller Missbrauch im Hilfsbusiness von Theresa Weck

»Hier gibt es absolute Gewinngarantie« In Ciudad Juárez herrscht rücksichtslose Ausbeutung von Kathrin Zeiske

China: Alles nur Propaganda? Menschenrechtsdiskurse in China von Albert Scherr

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Costa Rica: Politischer Evangelikalismus Die christliche Rechte verliert die Wahl in Costa Rica nur knapp von Nikolas Grimm

Der Staat gibt, der Staat nimmt? Arbeitsrechte und Arbeitskämpfe am Beispiel Argentinien von Daniel Kulla

Türkei: Kein Tourismus in die Türkei!

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Streiks und Polizeigewalt In Indien versinken Arbeitsrechte in der Informalität von Hanns Wienold

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Kultur und Debatte 37

1968 I: »Täter beim Namen nennen« Interview mit Jorge Gálvez über Repression in Mexiko nach 1968

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1968 II: »Zu kämpfen ist es immer wert« Interview mit der Zeitzeugin Edith Gonzalez über das Massaker in Tlatelolco

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Film: Beharrliche Träume Die Berlinale zeigte »Heldinnen«-Filme aus Kenia und Palästina von Isabel Rodde

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Postkolonialismus: Eine koloniale Schatzkammer Das Humboldt Forum in Berlin steckt in der Krise von Joachim Zeller

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Rezensionen Szene / Tagungen Impressum


Editor ial

Auf einen Kaffee in Homs »In Damaskus hat man den Eindruck, dass hier alles ganz entspannt ist.« Thomas Röckemann, der NRW-Landes­sprecher der AfD, ist ganz hin und weg von Bashar al-Assads Syrien. Im Interview mit dem rechten Magazin »Compact« berichtet er: »Wir haben überall freundliche Menschen getroffen, die sich über unseren Besuch sehr freuten.« In der Tat muss der Empfang der siebenköpfigen AfDReisegruppe durch Repräsentanten des Assad-Regimes sehr freundlich gewesen sein. Die AfDler wurden wie offizielle deutsche Staatsgäste behandelt. Sie trafen sich mit Außenminister Walid al-Muallim und mit Ali Haidar, der den etwas euphemistischen Titel »Minister für nationale Versöhnung« trägt. Höhepunkt war eine Begegnung mit dem Großmufti Ahmad Hassun, ebenfalls ein Sprachrohr Assads. Für ihn sei »Demokratie kein Fremdwort«, lobten ihn die AfDler. Vor lauter Begeisterung übersahen sie, dass Hassun 2011 mit Selbstmordattentaten in Europa und den USA gedroht hatte, sollte es zu einer westlichen Intervention gegen das AssadRegime kommen. Die Reise der AfDler diente aber nicht nur dazu, sich von Assad-Getreuen und dem russischen Sender RT Deutsch als wichtige deutsche Außenpolitiker bauchpinseln zu lassen. Im Grunde ging es um Innenpolitisches, genauer gesagt darum, künftig syrische Flüchtlinge aus Deutschland abschieben zu können. Dazu musste ein entsprechendes Bild von Syrien gezeichnet werden. Auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum von Damaskus sei man auf »Straßen ohne Schlaglöcher« an riesigen TVTafeln vorbeigefahren, mit denen für Flachbildschirme und Handys geworben wurde, schilderte der AfD-Landtagsabgeordnete Christian Blex seine Eindrücke. Aus Homs twitterte die fröhliche Reisegruppe: »Während sogenannte syrische ‚Flüchtlinge’ aus Homs auf Kosten d. deutschen Steuerzahlers in Berlin Kaffee trinken, trinken wir ihn auf eigene Kosten in Homs.« Nach all diesen Erlebnissen kam die AfD-Truppe zum gewünschten Ergebnis: »Wir haben daran keinen Zweifel gefunden«, dass man syrische Geflüchtete in sichere ­Gebiete Syriens zurückschicken könne, damit sie dort am Wiederaufbau mitarbeiten. Die zum Zeitpunkt der AfD-Reise heftig umkämpfte Region Ost-Ghouta haben die AfDler übrigens nicht besucht, obwohl sie nahe Damaskus liegt. Aus Sicherheitsgründen.

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n der syrischen Bevölkerung kam der Besuch der AfDler nicht besonders gut an, wie das ARD-Studio Kairo in zahlreichen Interviews herausfand. Wael Alhomsy aus der OstGhouta, der seine Frau bei einem Bombenangriff verlor, fragt die AfD-Politiker: »Haben Sie nicht gesehen, dass hier jeden Tag Frauen und Kinder getötet werden, dass Kriegsverbrechen

begangen wurden, es Hunderte von Massakern in Ost-Ghouta gab? Ich frage mich, wie Sie Assad unterstützen können, der international ge­ächtete Chemiewaffen einsetzt?« Mahmud Hassano aus Aleppo urteilt: »Die einzigen, die das Recht haben, über Syrien zu sprechen, sind die Kinder, die ohne Decke in Zelten leben müssen, nachdem Assad ihr Zuhause zerstört hat. Wer Vertreter des Regimes besucht, verschließt die Augen vor dem Leid der Bevölkerung.« Und Ahmad Alhilal aus Aleppo staunt über die Besucher von der AfD: »Ich hätte nicht gedacht, dass sie so naiv sind.« Die Flüchtlinge würden erst zurückkommen, wenn die UN Syrien für sicher erklärten, nicht eine AfD-Delegation.

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ie AfD-Reise stieß in Deutschland ebenfalls auf viel Kritik, sogar in Medien, die sonst selbst für das Assad-Regime Partei ergreifen. Zu letzteren zählt die Tageszeitung junge Welt. Als die Offensive syrischer Regierungstruppen in Aleppo mit dem Sieg über islamistische und nichtislamistische ‚Rebellen‘ im Dezember 2016 zu einem vorläufigen Ende kam, titelte sie »Aleppo ist frei«. Damit übernahm sie eins zu eins die Sprachregelung von Assad, für den dieser militärische Erfolg eine wichtige Etappe dabei war, seine angeschlagene Position wieder zu festigen. An Zynismus ist diese Überschrift kaum zu überbieten: 1.200 Menschen kamen in Aleppo ums Leben, darunter 600 ZivilistInnen. Laut dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hatten syrische Regierungstruppen gezielt ZivilistInnen erschossen. Amnesty International verurteilte die Massaker als »Verbrechen gegen die Menschheit«. Als Propagandistin des Regimes tritt insbesondere die junge Welt-Autorin Karin Leukefeld auf. Sie ist nicht umsonst eine der ganz wenigen ausländischen JournalistInnen, die in Damaskus eine Akkreditierung als Korrespondentin erhielten. Die Gewaltorgie in Aleppo verklärte Leukefeld als »feuergewaltige Offensive der syrischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten (Russland, Iran, Hisbollah)«, die zur »Befreiung der Stadt« geführt habe. Leukefeld bedient mit ihren im Gewande der Aufklärung daher kommenden Propagandastücken nicht nur die junge Welt, RT Deutsch und das verschwörungstheoretische Internetmagazin Rubikon. Ken Jebsen vom antisemitischen Querfrontprojekt KenFM gab sie so lange ein Interview, bis der sich nach zwei Stunden vor Begeisterung überschlug. Kein Zufall ist es auch, wenn der rechtsextreme Verlag Antaios des bekannten Neurechten Götz Kubitschek die Syrienbücher von Leukefeld vertreibt. Hier schließt sich der Kreis zur AfD: Einig ist man sich im anti-westlichen Ressentiment, in der pro-russischen und pro-iranischen Haltung sowie in der Verharmlosung des autoritären Führers Assad. Bei aller berechtigten Kritik an der westlichen Syrienpolitik: So tief sinken wird niemals die redaktion

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Tü r k e i

Kein Tourismus in die Türkei! Plädoyer für Wirtschaftssanktionen von unten von Christian Stock Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu gab sich optinoch Dauer der Inhaftierung nachvollziehbar. Mit derartigen Festmistisch. »Ich sehe einen gewaltigen Anstieg«, sagte er Anfang nahmen ist in allen Landesteilen der Türkei einschließlich der März bei seinem Besuch der Internationalen Tourismusbörse (ITB) touristisch frequentierten Regionen zu rechnen.« Der Abschrein Berlin über die deutschen TürkeiurlauberInnen. Rekordzahlen ckungseffekt dürfte bisher spürbar gewesen sein. wie die 5,6 Millionen von 2015 könnten bis Ende dieses Jahres Doch auch wenn die Reisehinweise noch nicht den türkischen wieder erreicht werden, stellte er bei der weltweit bedeutendsten Wünschen angepasst wurden, so zeigt sich die neue Bundesregierung insgesamt äußerst kooperationswillig gegenüber der türkischen Reisemesse in Aussicht. Regierung. Trotz der verheerenden Menschenrechtslage und des Nötig wäre diese Trendwende aus Sicht des türkischen Staates. Angriffskriegs gegen das kurdisch-syrische Afrin erwägt die BunIm vergangenen Jahr lag die Zahl der BesucherInnen aus Deutschland bei nur 3,6 Millionen, 2016 sogar bei 2,5 Millionen. Das desregierung nicht einmal, Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei drastische Wegbleiben der UrlauberInnen geht auf die Festnahmen zu verhängen. Die EU-Kommission hält sich ebenfalls zurück. Die deutscher StaatsbürgerInnen und die anhaltende Gefahr von AnStimmung gegenüber der Türkei wird spätestens seit der Freilassung schlägen zurück. Beides hat viele verunsichert. Das lädierte Image von Deniz Yücel immer freundlicher, auch bei den Tourismuskonder Türkei als sorgenfreies Urlaubsland hielt Millionen deutsche zernen. Der Reiseanbieter Thomas Cook hat seine Flugkapazitäten und andere ausländische BesucherInnen fern. Wer reist schon bereits deutlich aufgestockt. gerne in ein Land, in dem abertausende Oppositionelle ins GefängUm den türkischen Ambitionen auf mehr Deviseneinnahmen nis gesteckt werden, in dem immer mehr gesellschaftliche Freiheieinen Strich durch die Rechnung zu machen, bleiben somit nur ten missachtet werden? Sanktionen von unten, aus der Zivilgesellschaft. Dafür eignet sich Aus türkischer Sicht sind ausländische UrlauberInnen jedoch das Mittel des Tourismusboykotts mit am besten. Jede/r an Menbesonders wichtig: Sie bringen dringend benötigte Devisen ins schenrechten Interessierte hat es selbst in der Hand, einen represLand. Denn die Türkei leidet unter einem siven Staat durch die Ausgaben für eine Reise gewaltigen Handelsdefizit, das heißt, die zu unterstützen – oder eben nicht. Jeder Euro für den Tourismus Importe sind regelmäßig größer als die Es gibt einige Beispiele für erfolgreiche TourisExporte. Der Tourismussektor ist daher musboykotte. Während der Apartheid wurde ist ein Euro für Kriegswaffen seit Jahrzehnten von enormer strategiSüdafrika von der Reisebranche gemieden, hier scher Bedeutung. Auf dem Höchststand war der Boykott zudem in weitere Wirtschaftssanktionen eingebunden. In den 1990er Jahren hatten Menschenvor vier Jahren brachten ausländische Gäste Devisen in Höhe von rechtsgruppen recht erfolgreich zum Reiseboykott gegen Myanmar 39 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse. Dieses Geld wird benötigt, um damit zum Beispiel Waffen kaufen zu können. Mit Türkischen aufgerufen. Die ehrgeizigen Wachstumspläne des dortigen MilitärLira geben sich weder deutsche noch andere Rüstungskonzerne regimes für den Tourismussektor erlitten einen Dämpfer. In den zufrieden. 1980er Jahren war auch zum Reiseboykott der Türkei aufgerufen worden, wegen des schon damals brutalen Krieges gegen die Das ist der Hauptgrund, weshalb Cavusoglu sich so vehement für die Reisebranche in die Bresche wirft. In jüngerer Zeit unternimmt KurdInnen. Von Erfolg war das aber nur punktuell gekrönt, der die türkische Regierung große Anstrengungen, um dem Rückgang Tourismussektor boomte ab den 1990er Jahren. des Tourismus zu begegnen. Sie richtete dafür eigens eine «Einheit Heute werden zumindest bislang nur wenige Stimmen laut, die für Risikomanagement« ein. Teil der türkischen Offensive in Sachen einen Boykott des Tourismus in die Türkei fordern. Zu ihnen zählen Tourismuswerbung sind beispielsweise die millionenschweren Katja Kipping, Kovorsitzende der Linkspartei, und die BetreiberInnen Imagekampagnen von Turkish Airlines, die dafür Hollywood-Stars der Facebook-Seite »Türkei-Boykott«. Umso nötiger ist es, dass sich ihnen jetzt möglichst viele Menschen anschließen. Und selbst wenn wie Morgan Freeman verpflichteten. Mittlerweile »gibt es eine ganze Branche, die daran arbeitet, das die Boykottierenden nicht zur Massenbewegung werden, so ist Bild von der Türkei im Ausland zu ‚korrigieren’«, kritisiert dies der doch jeder Euro, der dem türkischen Staat entgeht, ein Euro, der türkische Journalist Ali Cekikkan. Bei der ITB im März hatte die nicht für Krieg und Menschenrechtsverletzungen verwendet werTürkei nicht von ungefähr den größten Stand aller Aussteller. Der den kann. türkische Tourismusminister Numan Kurtulmus sprach dort davon, Auf mich kann die Boykottbewegung zählen, von mir bekommt die Reservierungen seien jüngst um 70 Prozent gestiegen und das Erdogan-Regime keinen Cent. Dieses schöne Land werde ich vermutete, dies ginge vor allem auf die gewachsene Nachfrage aus erst wieder bereisen, wenn ein deutlicher Kurswechsel stattgefunDeutschland zurück. den hat. Das bin ich nicht nur allen schuldig, die mithilfe deutscher Waffen in Afrin und anderswo massakriert werden, sondern auch Anlässlich der ITB übten türkische Politiker erneut Druck auf die Bundesregierung aus, damit sie die Reisehinweise des Auswärtigen den Oppositionellen in den Knästen. Amtes für die Türkei entschärft. Dort heißt es: »Seit dem Putschversuch im Juli 2016 wurden in der Türkei vermehrt deutsche Staatsangehörige willkürlich inhaftiert. Dabei waren weder Grund tt Christian Stock ist Redakteur der iz3w . tt

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Editor ial

Arbeitsrechte – ein permanenter Kampf Im Kapitalismus prägt die Lohnarbeit das Leben. Damit ist sie ein wesentliches Terrain für die Verbesserung der menschlichen Existenz. Solange die Lohnarbeit die Welt regiert, müssen Arbeitsrechte jeder und jedem zugänglich sein, so wie andere Menschenrechte auch. Jeder Mensch sollte von seiner Arbeit wenigstens leben können. Es braucht also Lohnuntergrenzen und soziale Absicherung – auch wenn diese de facto nur das Recht auf geregelte Ausbeutung und Entfremdung darstellen. Arbeitsrechte resultieren nicht automatisch aus guten Gewinnen der UnternehmerInnen. Vielmehr müssen sie dem Kapital und dem Staat in mühsamen Auseinandersetzungen abgetrotzt werden. Ein Beispiel dazu aus dem Iran, bei dem es um ein ganz elementares Arbeitsrecht geht, die Bezahlung des Lohns: ZuckerarbeiterInnen des Unternehmens Haft Tappeh kämpfen seit August 2017 für die Ausbezahlung ihrer Löhne. Seit der Privatisierung des Unternehmens im Frühjahr 2016 kam es immer wieder zu Lohnausfällen. Dem daraus folgenden Widerstand der 2008 gegründeten unabhängigen Betriebsgewerkschaft begegnete die Unternehmensleitung mit Repressionsmaßnahmen. Die Forderungen der Arbeitenden erstreckten sich außerdem auf die Rücknahme der Privatisierung und die Anerkennung der selbstorganisierten Gewerkschaft. Ende Februar 2018 kam eine rückwirkende Entlohnung.

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ie Meldung aus dem Iran stammt von Labournet.de, einer unabhängigen, internetbasierten Plattform für Arbeitsrechte. Verstreut in diesem Themenschwerpunkt stehen weitere Nachrichten dieser Webseite über internationale Arbeitskämpfe, und wir verdanken der Initiative auch den Einleitungsartikel. Bei Labournet.de erfährt man, wie hoch riskant es im Iran und in vielen anderen Ländern ist, für Arbeitsrechte einzutreten. So sitzt etwa der gewerkschaftlich aktive Busfahrer Reza Shahabi im Iran eine sechsjährige Haftstrafe unter katastrophalen Bedingungen ab. Die Kosten, die ArbeiterInnen weltweit für ihren Einsatz zugunsten von mehr Gerechtigkeit bezahlen, sind hoch. Rechte wie ArbeitnehmerInnenschutz, Arbeitsrechtgesetze sowie das Recht, einen Betriebsrat zu wählen und Gewerkschaften zu bilden, fallen nicht vom Himmel. Im Artikel über die Situation in Argentinien sagt ein Aktivist: »Alles, was wir haben, haben wir uns erkämpfen müssen.« Es sind vor allem die reichen Länder dieser Welt, bei denen der Internationale Gewerkschaftsbund die Anerken-

nung wenigstens der basalen Arbeitsrechte konstatiert. Letztere weltweit durchzusetzen, bedarf noch allergrößter Anstrengungen. Unglaublich schwierig umzusetzen sind Arbeitsrechte insbesondere im übergroßen informellen Sektor der Länder des Globalen Südens. Im Beitrag über Algerien steht dazu der lakonische Satz: »In ihm ist gewerkschaftliche Organisierung undenkbar.« Die Abgehängten der allerärmsten Länder haben derweil noch nicht einmal das Recht, ausgebeutet zu werden, von Arbeitsrechten ganz zu schweigen. Die Existenz der Hungernden ist eine Mahnung an die ArbeiterInnenschaft im informellen Sektor, aus ihrem Hamsterrad bloß nicht abzuspringen.

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rbeitsrechte sind überall umkämpft, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Es gibt aber einen länderübergreifenden Trend: Die Auseinandersetzungen im Zuge des gegenwärtigen ‚Klassenkampfes von oben‘ werden immer härter. Der Globale Rechtsindex des Internationalen Gewerkschaftsbundes warnte zuletzt, dass sich die Zahl der Länder, in denen die ArbeiterInnen körperlicher Gewalt und Drohungen ausgesetzt sind, im letzten Jahr um zehn Prozent erhöhte. In 59 Ländern wurden Angriffe auf Gewerkschaftsmitglieder dokumentiert. In 84 untersuchten Ländern sind Beschäftigte vom Arbeitsrecht ausgeschlossen. In mehr als drei Viertel der Länder wird einigen oder allen Beschäftigten das Streikrecht verweigert. In ebenso vielen Ländern werden einigen oder allen Beschäftigten Tarifverhandlungen verweigert. Und in mindestens elf Ländern wurden GewerkschafterInnen ermordet: in Bangladesch, Brasilien, Kolumbien, Guatemala, Honduras, Italien, Mauretanien, Mexiko, Peru, den Philippinen und Venezuela. Arbeitsrechte sind ‚harte’, da existenzielle Rechte: Wenn sie fehlen, geht es an die Substanz. Deshalb ist erstaunlich, welch geringen Stellenwert Arbeitsrechte beispielsweise bei der Entwicklungszusammenarbeit haben. Menschenrechte werden von ihr nur gefordert, wenn sie der Unternehmerseite nichts kosten. Die 1968er sagten: »Die Demokratie hört am Werktor auf.« Damit kritisierten sie letztlich die autoritäre Trutzburg der Lohnarbeit, die Arbeitsstätten als Hort der Willkür des Kapitals. Reicht es, da einfach einige Rechte hinein zu montieren? So notwendig dies ist, so unzureichend ist es im Hinblick auf eine umfassende Befreiung der Gesellschaften. die redaktion

Der Themenschwerpunkt Arbeitsrechte wurde gefördert durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Die linken FIT-Parteien beim Gewerkschafts-Massenprotest im März 2017

Foto: Daniel Kulla

Der Staat gibt, der Staat nimmt? Arbeitsrechte und Arbeitskämpfe am Beispiel Argentinien In Argentinien hing die Durchsetzung von Arbeitsrechten immer eng mit den weltwirtschaftlichen Konjunkturen zusammen. Die selbstorganisierten Proteste zeitigten dabei einige Erfolge. Vieles davon steht aber durch den Zugriff des Staates auf die Gewerkschaften und den internationalen Konkurrenzdruck wieder auf dem Spiel.

Historiker J. L. Romero). Er stieß eine mehrstufige Industrialisierung, die von Verstaatlichung und dem Ausbau der Infrastruktur flankiert war, hin zur von ihm propagierten »ökonomischen Unabhängigkeit« an.

Peróns Erpressung Gleichzeitig stellte Perón die Arbeitskräfte, die sich in mächtigen anarchistischen und kommunistischen Organisationen lautstark bemerkbar gemacht hatten, nicht nur ruhig – er brachte sie mit beispiellosen Zugeständnissen massenhaft begeistert hinter sich: bezahlter Urlaub, Jahresendprämie, bessere Arbeitsbedingungen, Versicherung gegen Unfälle, kürzere Arbeitszeiten, Mindestlohn, Gesundheitsversorgung, Preiskontrolle für Lebensmittel und Mieten sowie als teuerstes und wichtigstes Herzstück die Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung. Der Preis dafür war, dass nur die von Peróns Gewerkschaften Erfassten in den Genuss der meisten Leistungen kamen. Zuerst waren das die ArbeitsmigrantInnen aus der Provinz und den Nachbarländern Bolivien und Paraguay. Die Gesamtzahl der Gewerkschaftsmitglieder wuchs im Zuge dieser veritablen Erpressung sowie der brutalen Zerschlagung jeder Selbstorganisation auf zeitweise über 80 Prozent der Klasse an. Dieses vorübergehend erfolgreiche Modell autoritärer Verstaatlichung des Klassenkampfes bescherte einer großen Mehrheit nicht nur die geforderte »genuine Arbeit«, die zum Lebensunterhalt reicht, sondern einen der damals höchsten Lebensstandards weltweit. Das rächte sich jedoch, als seine tt

von Daniel Kulla So fern und doch so nah: Argentinien übernahm den G20Vorsitz direkt von Deutschland und richtet Ende November das nächste Gipfeltreffen aus. Die dortige Regierung hängt einer »argentinischen Illusion« an, wie Gaby Weber ihren neuen Dokumentarfilm untertitelt: dem »Traum von der Ersten Welt«. Einfach modern und kapitalfreundlich zu sein ändert nichts an der katastrophalen Verschuldung und an der Abhängigkeit von der Willkür dessen, was so harmlos »Welthandel« genannt wird. Dabei sah es für Argentinien schon einmal besser aus. Durch Masseneinwanderung spanischer, italienischer und polnischer Arbeitskräfte startete Argentinien mit stark vergrößerter Bevölkerung in nagelneuen Großstädten ins 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich die Chance, in die Weltmarktlücken vorzustoßen, welche die Kapitalvernichtung des totalen Krieges aufgerissen hatte. Die wachsenden Gewinne aus der Agrarproduktion in diesem kurzen ,Window of Opportunity‘ nutzte General Juan Perón, gewählter Präsident der »Republik der Massen« (so der tt

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Arbeitsrechte Grundlagen, vor allem die begonnene Industrialisierung durch Umleitung der Agrogewinne, nach Peróns Sturz wieder beseitigt werden sollten. Während die selbstorganisierten Arbeitskämpfe sich ab Ende der 1960er Jahre erneut radikalisierten und auch der Peronismus diese nicht mehr bändigen konnte, agierten die Gewerkschaften immer mehr als staatliches Durchsetzungsorgan. Sie wurden schließlich integraler Teil der mörderischen Militärdiktatur ab 1976, die sich nicht zuletzt gegen die Reste der ArbeiterInnenselbstorganisation wandte, in enger Abstimmung mit Unternehmen wie Mercedes-Benz.

Neoliberal bis zum Staatsbankrott

tische linke Kraft. Sie sind im Parlament vertreten und erreichen die verschiedenen Sektoren gleichermaßen, vertreten deren Anliegen aber unterschiedlich stark. Bei den Massenprotesten gegen die Sparpolitik waren sie geschlossen zu Zehntausenden beteiligt und überproportional von der Repression betroffen. Auch bei den großen Frauenprotesten gegen Feminizide und die reaktionäre Abtreibungsgesetzgebung sind sie massenhaft vertreten. Die ­Straßenblockaden der Piqueteros und die Proteste gegen die Migra­tionskontrolle bestreitet von ihnen aber nur die Erwerbslosenorganisation Polo Obrero, allein oder mit schwacher und fluider linksperonistischer und linksliberaler Unterstützung.

Kämpfe zusammenführen

Als »Musterland des IWF« zerstörte Argentinien während der Zeit der Militärdiktatur die eigene industrielle Infrastruktur, halbiertt In Argentinien wird sichtbar, wie sehr die Lage der Arbeitskräfte te die Reallöhne nahezu und setzte die Privatisierungspolitik des von ihren Kämpfen sowie der Auswahl der politischen Verbündeten Ausverkaufs auch nach der Wiedereinführung des Parlamentarismus abhängt. Der häufigste Satz aus den instandbesetzten Betrieben, 1983 bis zum Staatsbankrott fort. Immer weiter greifende Privati»Alles, was wir haben, mussten wir uns erkämpfen«, gilt für die sierungen von Staatsbetrieben erzeugten Massen von Erwerbslosen, gesamte arbeitende Klasse: Sozialversicherungen, öffentliche Eindie ab Mitte der 1990er Jahre mit Straßenblockaden (piquetes) richtungen oder Arbeitsrechte, ja die ganze ‚Freiheit‘ der Wahl des eine Protestform etablierten, die Ende der 1990er von den sozial Ausbeutungsplatzes – alles wurde in Protesten, Streiks, Aufständen schon stärker Abgehängten unter dem Schlachtruf »Piqueteros, und Revolutionen der Herrschaft abgetrotzt. Und es steht jederzeit carajo!« aufgegriffen und zur Massenwieder auf dem Spiel. bewegung ausgeweitet wurden. Sie Im Abgleich mit hiesigen Verhältnissen stellen »Alles, was wir haben, mussten verband sich im Dezember 2001 mit sich trotz der Unterschiede – erheblich längere den Kochtopfprotesten (cacerolazos) Arbeitszeiten, offener zutage liegender Klassenwir uns erkämpfen« der städtischen ‚Mittelklasse‘, deren konflikt, größere Armut – durchaus ähnliche FraBankkonten soeben eingefroren worgen: Wie weit lässt sich der Krisendruck auf wen den waren, zum wütenden Aufstand Hunderttausender, der innerabwälzen? Welche Belohnungen verspricht die Nation, welche Ängshalb einer Woche fünf Präsidenten aus dem Amt jagte. te schürt der Staat? Mit welcher Aussicht und auf welcher Grundlage entschließen sich die Arbeitskräfte zum Widerstand, der allein Das Resultat war ein peronistisches Revival unter den KirchnerStaat und Kapital entzaubern kann? Wie lassen sich die Kämpfe um Regierungen von 2003 bis 2015. Sie nutzten die vorübergehende wirtschaftliche Erholung für sparsame Sozialmaßnahmen und G20, Migration und Nation länderübergreifend verbinden? Wie verstanden es, die Protestbewegungen für sich einzuspannen. Die entkommen die Arbeitskräfte den verhängnisvollen Bündnissen mit Piqueteros wurden zu Arbeitsbeschaffungsprojekten angeregt, die denen, die ihnen jede erstrittene Macht sogleich wieder entreißen? dann aber meist ohne ausreichende Finanzierung an ihnen hängen blieben. Die fürs Kapital bedrohlichen kollektiven Aneignungen, vor allem die instandbesetzten Betriebe, wurden verschaukelt, tt Daniel Kulla ist Buchautor, Übersetzer und Vortragsreisender erpresst und teilweise in einen Do-it-yourself-Billiglohnsektor verzu Ideologie, Rausch, Lust und Klassenkampf und bloggt auf classwandelt. Immer versuchte der Kirchnerismus, der Selbstorgani­sation less.org. Er veröffentlichte 2015 die deutsche Fassung von »Sin zuvorzukommen – diese sollte stabilisierend wirksam werden, nicht Patrón« über instandbesetzte Betriebe in Argentinien. aber selbstermächtigend. Es ergab sich ein klassisch abgestuftes Bestechungssystem mit unterschiedlichen Zugeständnissen. Der neue liberalkonservative Präsident Mauricio Macri versucht nun, ausländisches Kapital – gerade auch deutsches – mit sozialem Argentinien: Kahlschlag und Repression gegen widerspenstige Arbeitskräfte Gewerkschaften gegen Macri anzulocken. Die informellen Arbeitskräfte, viele aus anderen südamerikanischen Ländern, sind durch die Einführung einer neuen Migrationskontrolle zur Anpassung an die ‚Erste Welt‘ direkt bett Am 2. Februar 2018 protestierten TransportarbeiterInnen troffen, und ebenso von der weitgehenden Straffreiheit der Staatsmit einer Großkundgebung gegen die Arbeitspolitik der argengewalt bei ihren immer wieder tödlichen Einsätzen in den Armentinischen Regierung unter Präsident Mauricio Macri. Sie trotzvierteln. Die Massenproteste gegen Entlassungen und Kürzungen, ten damit seinen UnterstützerInnen in den Gewerkschaften, am heftigsten die ‚Rentenreform‘, sind auch für diese Arbeitskräfte die diesen Kampftag zu verhindern versuchten. Seit Ende relevant, aber nicht entscheidend. Bei den regulär Beschäftigten, letzten Jahres wehren sich ArbeiterInnen gegen das »brasiliabesonders den Gewerkschaftsmitgliedern, verhält es sich genau nische Modell«, das eine Überführung informeller in formelle umgekehrt: Um ihre Arbeitsplätze und Rentenansprüche geht es Arbeitsverhältnisse vorsieht, aber gleichzeitig zentrale Arbeitsdabei ganz konkret, während Polizeigewalt und Migrationskontrechte beschneidet. Dabei soll der Kündigungsschutz gelockert rolle sie weniger betreffen, sie diese viel zu oft sogar gutheißen. sowie Weihnachtsgeld, Prämien und Überstunden gekürzt Die revolutionär-sozialistischen Parteien, die als Linksfront FIT werden. aus: www.labournet.de zu nationalen Wahlen antreten, sind die wichtigste nicht-peronistt

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Foto: Yusuf Beyazit »SIE feiern in Weiß, WIR trauern in Schwarz« – NICHTFEST für das Berliner Schloss / Humboldt Forum am 12. Dezember 2015

Eine koloniale Schatzkammer Das Humboldt Forum in Berlin steckt in der Krise Es soll ein »Weltkulturmuseum« werden und ist der post­ koloniale Ort in Deutschland: das Humboldt Forum in Berlin. Sein Domizil soll es hinter der Barockfassade des wiederaufgebauten Stadtschlosses finden. Die (Teil-)Eröffnung ist für Ende 2019 geplant. Doch die Konzeption stößt vielfach auf Ablehnung: Das nach dem Naturforscher Alexander Humboldt benannte Forum verharre im kolonialen Blick auf die aus­ gestellten Objekte, bei denen es sich oft um Raubgut handelt.

Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst mit ihren zusammen rund 500.000 Objekten präsentiert werden. Bisher waren sie im Museumszentrum in Berlin-Dahlem zu Hause. Die so genannte Gründungsintendanz wurde mit dem Archäologen und Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp und dem britischen Museumsfachmann Neil MacGregor besetzt.

»Palast der Verlogenheit« von Joachim Zeller Geworben wird für das Großprojekt nur im Superlativ. Das Schloss sei ein »Jahrhundertbau« und das Humboldt Forum ein »Weltkulturmuseum« neuen Formats. Es soll ein »Kompass für das globale Miteinander« sein, ein »kulturelles Zentrum von nationaler und internationaler Ausstrahlung«, mit dem sich Berlin im Kreis der »weltweit führenden Kultur- und Museumsstädte« etablieren will. Selbst die Tourismusindustrie könnte das Branding der Marke Berlin nicht besser betreiben. 615 Millionen Euro sind für die Wiedererrichtung des 1950 von der DDR gesprengten Residenzschlosses der Hohenzollern-Dynastie veranschlagt und 60 Millionen jährlich für den Ausstellungsbetrieb. In den Räumlichkeiten des Humboldt Forums mit seinen 40.000 Quadratmetern Nutzfläche sollen die Sammlungen des tt

Seit das Großprojekt auf der Agenda steht, wird es von erregt geführten Debatten begleitet. Folgt man den Verantwortlichen, handelt es sich bei dem Vorhaben um das »wichtigste kulturpolitische Projekt in Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts«. Das Humboldt Forum soll »zur Denk- und Erfahrungsschule einer demokratischen Weltgesellschaft« avancieren. Mit dem »Denkraum für die Zukunft der Welt« wird ein »Ort des Dialogs der Kulturen der Welt« angestrebt. Die neue Mitte Berlins soll zu einer »Freistätte für Kunst und Wissenschaft« werden. Im Humboldt Forum als einem »multiperspektivischen Ort der Weltkulturen« will man die Objekte der außereuropäischen Kulturen auf Augenhöhe mit denen westlicher Kulturen präsentieren. All diesen Bekundungen zum Trotz hagelt es Kritik an der inhaltlichen Ausgestaltung. Mitunter wird sogar die Legitimation des gesamten Projekts in Frage gestellt. Bereits die Schloss-Replik stößt tt

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Postkolonialismus bei den GegnerInnen auf Ablehnung. Das Gebäude stehe für Büste der Nofretete (Ägypten), eine der Hauptattraktionen auf der Preußentum, Militarismus, Krieg und koloniale Expansion. In dieser Berliner Museumsinsel, oder das Tangué (Kamerun) im Münchner feudalistischen Herrschaftsarchitektur könne man keine »ethnoloMuseum Fünf Kontinente. gischen Objekte« ausstellen, die durch koloniale Gier in die vormaDie Restitutionsdebatte bezieht sich aber nicht nur auf Kunst- und lige Kolonialmetropole Berlin gebracht worden sind. Bemängelt Kulturobjekte aus ethnologischen Sammlungen, die aus ehemaligen wird zudem die Zusammensetzung der Gründungsintendanz, die deutschen und anderen europäischen Kolonialgebieten stammen. nur aus weißen mitteleuropäischen MänAbgesehen von den bereits laufenden Renern besteht. patriierungen von Human Remains wird auch »Die Strategie der Ästhetisierung Offensiv in die Öffentlichkeit getragen über Objekte aus naturkundlichen Sammwurden die Anti-Humboldt-Positionen lungen wie das zum Berliner Naturkundeerfüllt eine politische Funktion« insbesondere durch das Kampagnenmuseum gehörende Skelett des Brachiosaubündnis »No Humboldt 21«, einem rus brancai diskutiert. Das Wahrzeichen des Zusammenschluss von mehr als 40 kultur- und entwicklungspo­ Museums – es ist das größte in einem Museum aufgebaute Dinosaurier-Skelett der Welt – wurde in den Jahren nach 1909 bei einer litischen, migrantisch-diasporischen sowie internationalen NGOs. Grabungskampagne in »Deutsch-Ostafrika« (heute Tansania) freiSchon früh forderten die AktivistInnen des Bündnisses ein Moratorium und eine öffentliche Debatte über das Humboldt Forum. Die gelegt und außer Landes gebracht. Dieses Beispiel belegt, wie kompliziert Restitutionsansprüche sein können. Während tansanische Kulturschätze aus aller Welt dienten lediglich zur Demonstration ParlamentarierInnen die Rückgabe sämtlicher Saurierknochen forvon Weltoffenheit der selbsternannten »Kulturnation«. Das Humboldt Forum verharre im kolonialen Blick auf seine Objekte. Die dern, erteilte die Regierung Tansanias einem Restitutionsantrag im Hegemonien des Kolonialzeitalters würden nicht aufgebrochen, da Juni 2017 eine Absage, wohl um die guten Beziehungen zu Deutschdie in dem Humboldt Forum versammelten Kulturgüter der Welt land nicht zu gefährden: will heißen, um keine Kürzung deutscher auch weiterhin den Privilegierten im Norden vorbehalten blieben. Entwicklungshilfeleistungen zu riskieren. Unterstützung fanden die VertreterInnen des Bündnisses unter anderem bei Aminata Traoré, der ehemaligen Kultur- und TourisKritik der Kritik musministerin Malis. Schon bei der Eröffnung des Pariser Musée tt Wer die Debattenbeiträge verfolgt, dem bieten sich erstaunliche du Quai Branly im Jahr 2006 hatte sie festgestellt: »Unsere Kunstwerke haben Bürgerrechte dort, wo uns allen der Zugang verwehrt Einblicke in das Diskursereignis Humboldt Forum. Dazu gehört etwa bleibt.« In der Presse pflichtete man diesem Gedanken bei. Der der Text »Das Humboldt Forum – Ein Versuch einer Kritik der Kritik« Kunsthistoriker und Journalist Hanno Rauterberg nannte das Humvon Viola König, der Direktorin des Ethnologischen Museums der boldt Forum einen »Palast der Verlogenheit«. Gepredigt werde »ein Staatlichen Museen Berlin. Mit ihrem Aufsatz reagiert sie vor allem Dialog der Kulturen, gelebt wird eine Politik der Abschottung. auf die »Kolonialismusdebatte«, um die sich gegenwärtig vieles Kulturelle Relikte sind wohlgelitten, nicht aber jene Menschen, die dreht. Zunächst verwahrt sich König dagegen, den VertreterInnen des Humboldt Forums Unkenntnis kolonialer Geschichte, Geschichtsdiese Kultur hervorbrachten – was für eine Bigotterie!« vergessenheit und eurozentrische Selbstgewissheit zu unterstellen. Solche pauschalen Behauptungen, die lediglich wohlfeiler »SelbstProvenienzforschung ungleich Restitution profilierung« dienen würden, weist sie zurück. In diesem Punkt ist tt Für Aufsehen sorgte der Protest von Bénédicte Savoy, die im Juli ihr beizupflichten. 2017 aus dem internationalen ExpertInnenbeirat des Humboldt Aufschlussreich ist aber, auf welche Kritikpunkte König nicht Forums austrat. Die Leibniz-Preisträgerin, Professorin für Kunstgeeingeht. Dazu gehört die Mahnung, man möge doch in Berlin die schichte an der Technischen Universität Berlin und am Collège de migrantischen und postkolonialen Gruppen nicht außen vor lassen. France in Paris und Leiterin des Forschungsprojekts »Translocations« Denn der Hinweis darauf, das Humboldt Forum strebe ein partizizu Kulturgutverlagerungen, bemängelte die bisher unzureichende patives Arbeiten an und wolle »Deutungsmacht« abgeben, indem Provenienzforschung der Sammlungsobjekte. In der Ausrichtung WissenschaftlerInnen aus den Herkunftsländern der Objekte in die des Humboldt Forums sieht sie eine unkritische Fortschreibung der Projekte eingebunden würden (was de facto nur zögerlich geschieht), über 300-jährigen, kolonial geprägten Sammlungsgeschichte. kann die Marginalisierung der diasporischen und aktivistischen Gruppierungen vor Ort kaum überdecken. Es scheint so, als wäre Savoy betont, dass Provenienzforschung und Restitutionen zu man sich unter den OrganisatorInnen des Berliner Humboldt Forums unterscheiden sind, ein Unterschied, den manche um ihre Sammlungsbestände besorgten MuseumsbeamtInnen nicht zur Kenntnis einig, die postkolonialen Initiativen auf Distanz halten zu wollen. nehmen wollen. Während die Provenienzforschung eine historische Man spricht ihnen die Expertise ab, außerdem könnten sie ja nur Wissenschaftsforschung ist, sind Restitutionen, mit denen Fragen moralisch argumentieren. nach einer möglichen Wiedergutmachung von Unrecht und einem Noch gravierender in der Argumentation von König ist ein anAusgleich des erlittenen Nachteils verhandelt werden, von juristischer derer Punkt. Sie behauptet, die kritischen Stimmen zum Musée du und symbolischer Natur. Quai Branly in Paris seien nach dessen Eröffnung rasch verstummt. Rückgabegesuche zu einzelnen Kunst- und Kulturobjekten aus Auch in Berlin werde dies nach der Fertigstellung des Humboldt Forums der Fall sein. Tatsächlich ist das nationale französische den Beständen des zukünftigen Humboldt Forums liegen teilweise Museum für außereuropäische Kunst ein Publikumsmagnet und schon seit Jahrzehnten auf dem Tisch, ob es sich um die Kultmasken der Kogi (Kolumbien), die Benin-Bronzen (Nigeria) oder den erhielt großen Zuspruch. Aber König lügt sich in die Tasche, wenn Thron des Königs Njoya (Kamerun) handelt. Weitere Museen in sie die bis heute anhaltende Kritik verschweigt. Der Soziologe Wolf Berlin und anderen deutschen Städten sind ebenfalls von RückgaLepenies wies schon vor Jahren auf das Versagen des Musée du beforderungen betroffen. Zu den bekanntesten Fällen gehören die Quai Branly hin, »auf die Frage nach der kolonialen Vergangenheit iz3w • Mai / Juni 2018 q 366

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des Landes eine Antwort« zu geben. Er kritisierte, »wie sehr die Strategie der Ästhetisierung eine politische Funktion erfüllt«, um eben nicht über den – auch im Geschichtsbewusstsein der Französinnen und Franzosen – weithin verdrängten Kolonialismus sprechen zu müssen.

»Entinnerung« als Strategie Widerstände dagegen, den kolonialhistorischen Ballast des Humboldt Forums unvoreingenommen aufzuarbeiten, lassen sich auch beim Gründungsintendanten Horst Bredekamp beobachten. Er argumentiert, große Teile der Sammlungen des zukünftigen Humboldt Forums seien »vorkolonial«. Als Beleg verweist er auf Exponate wie das mexikanische Federbild, das Alexander von Humboldt der Kunstkammer des Berliner Schlosses übergab. Bredekamp scheint entfallen zu sein, dass Humboldt durch spanische Kolonialgebiete reiste. Will da jemand partout nicht zur Kenntnis nehmen, dass die völkerkundlichen Sammlungen ihr Zustandekommen ganz wesentlich dem Kolonialismus und vor allem dem Hochimperialismus im späten 19. Jahrhundert verdanken? Bredekamp ist offensichtlich entgangen, dass es »1492« und die Folgen gegeben hat und dass die Globalisierung unter kolonialen Vorzeichen abgelaufen ist. Zu allem Überfluss beruft sich Bredekamp auch auf die Spieltheorie von Friedrich Schiller, als sei das Ganze ein »spielerisches Sammeln« gewesen. Einer solchen Formulierung Unempfindlichkeit gegenüber der kolonialen Vergangenheit zu attestieren, ist eine Untertreibung: Sie ist ein verlogener Euphemismus, denn allzu oft war die Beschaffung der Objekte illegal und geschah im Rahmen kolonialer Raubzüge. Handelt es sich hier nicht um einen »intellektuellen Kolonialismus« (Wolf Lepenies), der immer noch allein von Europa aus den Blick tt

auf die »nicht-westlichen« Kulturen richtet? Fakt bleibt: Nicht alle, aber viele Artefakte in den ethnographischen Sammlungen sind im kolonialen Unrechtskontext »erworben« worden. Wer sich derart krude wie Bredekamp äußert, setzt auf eine Strategie der »Entinnerung« der Kolonialgeschichte, wie dies die Kultur- und Politikwissenschaftlerin Lilia Youssefi genannt hat. Das habe, so Youssefi, »nichts mit einem Nicht-Wissen über die kolonialen Implikationen des Humboldt Forums zu tun. Es handelt sich nicht um eine Ignoranz im Sinne einer Nicht-Wahrnehmung, sondern einer aktiven Ent-Wahrnehmung.« Zwar dürfe die koloniale Provenienz eines Großteils der außereuropäischen Sammlungen nicht verschwiegen werden, heißt es auf Seiten der VerfechterInnen des Humboldt Forums. Doch beeilt man sich hinzuzufügen, nichts wäre verfehlter, als es in ein »kolonialhistorisches Museum zu verwandeln, um damit einen weiteren Teil der historischen Schuld Deutschlands abzutragen«, so der Ethnologe Karl-Heinz Kohl. »Dies zu tun, käme einer erneuten Vereinnahmung der künstlerischen Hervorbringungen der indigenen Kulturen gleich. Sie stellen autonome Werke dar, die dasselbe Recht haben, um ihrer selbst willen ausgestellt zu werden, wie die großen Kunstwerke des klassischen Altertums, Ägyptens und Mesopotamiens auf der benachbarten Musuemsinsel.« Auch dieses Argument kann nur verlogen genannt werden.

Glamour statt Kolonialismusdebatte Denn niemand stellt ernsthaft in Frage, die betreffenden Sammlungsobjekte als autonome Kunstwerke wertzuschätzen und sie – auch, aber eben nicht nur – als solche präsentieren zu können. Der Vorwurf einer vermeintlich »erneuten Vereinnahmung« übergeht aber vor allem die Kehrseite der Medaille. Denn werden die ­Objekte tt

Foto: Joachim  Zeller

Das neue alte Stadtschloss in Berlin im Rohbau (Mai 2016). Links davon ist die Humboldt-Box zu erkennen. Nach seiner Fertigstellung soll der Zweckbau mit rekonstruierter Barockfassade das Humboldt Forum beherbergen.

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Postkolonialismus europäischer Ausbeutung im Humboldt Forum nicht zu Objekten auf das sich Museen in Frankreich bei Restitutionsforderungen stets kosmopolitischen Verstehens gemacht? Auf nichts Anderes als eine beriefen, infrage gestellt wird. In Berlin zog die Rede Macrons Vereinahmung läuft es hinaus, wenn sie ins nationale Schaufenster heftige Streitereien über die »koloniale Amnesie« nach sich, die den gestellt werden, wo sie der Tourismusindustrie und der SelbstverMacherInnen des Humboldt Forums vorgeworfen wird. klärung Deutschlands als weltoffen dienen. Wiederholt beklagten sich die VertreterInnen des Humboldt Radikale Ehrlichkeit vonnöten Forums, nicht »die Wertschätzung der Exponate fremder Kulturen, sondern die hypostasierte Schuld, diese zu besitzen«, stehe gegentt In Anbetracht des Dilemmas und der gegenwärtig kaum zu wärtig im Mittelpunkt der Debatten. Man solle das Humboldt überbrückenden Gegensätze reicht es nicht – und riecht es nach Forum »nicht den Bedenkenträgern« überlassen, raunt es aus der Selbstbeweihräucherung sich liberal gebender Weißer – das Humboldt Forum als »einen Ort radikaler Toleranz« (Horst Bredekamp) konservativen Presse. Statt »freudloser und hyperkorrekter Kolonialismus-Debatten« sollte doch »Glamour und Magie« angesichts auszurufen. Mit einer solchen harmlosen Konsensformel ist der Preis für das Humboldt Forum nicht zu begleichen, er wird sehr viel der sensationell schönen Kunstschätze vorherrschen. Solchen aus höher ausfallen. Angemessener wäre es, einen Ort radikaler Ehrlichder Defensive kommenden Formulierungen ist der Unwille anzumerken, zur Aufarbeitung des deutschen und europäischen Kolokeit zu fordern. Wenn das Humboldt Forum ein demokra­tischer nialerbes beizutragen. Wer von der Kolonialgeschichte als »tragische und kosmopolitischer Debattenort werden soll, dann gilt es, die Verbundenheit« (Hermann Parzinger) zwischen Europa und den Kontroversen nicht akademisch verpackt im Kleingedruckten der Menschen anderer Kontinente schwadroniert, als sei das Ganze Katalogtexte zu verstecken, sondern sie in die Ausstellungskonzepeine Naturkatastrophe gewesen, versagt angesichts der globalen tion zu übernehmen. Und dazu gehört nun mal die Kolonial- und Eroberungsgeschichte, von der Deutschland und ganz Europa postkolonialen Konfliktlagen. eingeholt wird. So wie der Kolonialismus eine Chiffre ist, über die größere Themen wie Rassismus oder der Umgang mit dem Fremden verhandelt Am Ende der Debatte muss ein mutiger Schritt gemacht werden: werden, so ist nach Auffassung des Kulturwissenschaftlers Thomas hin zu einer vollständigen Neustrukturierung der Sammlungen im Thiemeyer das Humboldt Forum Humboldt Forum einschließlich derjezu einem symbolischen Ort gewornigen auf der Museumsinsel. Man wird »Es war ein Verhältnis der Ungleichheit, den, der Anlass bietet, über das um einen ganz neuartigen MuseumsSelbstverständnis der bundesdeutverbund in Kooperation mit den Herder reine Kolonialismus« schen Gesellschaft als Migrationskunftsländern der Objekte nicht herumgesellschaft nachzudenken. Stimmt kommen. Von einem »Preußischen man dem zu, geht es um nicht weniger als die Suche nach einer Kulturbesitz« zu sprechen, wird dann nicht mehr zeitgemäß sein. modernen kulturellen Identität und um globale Kulturvielfalt im Der Kameruner Postkolonialismus-Theoretiker Achille Mbembe Zeichen des Postkolonialismus. Nicht zuletzt deshalb sollte, ja muss spricht von einem »grenzenlosen Zirkulieren von Kunstgegenständas Humboldt Forum vor allem auch die MigrantInnen im Lande den« und dem Aufbau und Unterhalt von Museen in Afrika, die von den ehemaligen Kolonialmächten zu bezahlen seien. ansprechen – und in den Gestaltungsprozess einbinden. Das Berliner Humboldt Forum als der postkoloniale Ort DeutschBemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Aussage der lands muss auf die im Zuge des Postcolonial Turn aufgeworfenen am Wiener Weltmuseum arbeitenden Ethnologin Claudia Augustat. Grundsatzfragen über rassistisch motivierte Forschungspraxen und Sie berichtet davon, wie sie 2005 in dessen Auftrag in Surinam bei den Umgang mit kolonialzeitlichen Museumsbeständen, diesem den Saamaka, die NachfahrInnen entflohener SklavInnen sind, »heiklen« und »schwierigen Erbe«, überzeugende Antworten geben. Schnitzereien, Textilien und Alltagsgegenstände kaufte. Im Rückblick Nicht so schnell beendet sein werden die Auseinandersetzungen bereue sie den Erwerb der Objekte, die sie kaum beurteilen könne, um das vielbemühte geteilte Erbe, das den Menschen der Herzu kurz sei der Aufenthalt gewesen. Außerdem hätten die Menschen kunftsländer zur Verfügung steht, im Humboldt Forum lediglich ihre Objekte nur deshalb so günstig und willig herausgegeben, da seinen Verwahrungsort hat und als Besitz der ganzen Welt gilt. Das sie sonst kaum die Möglichkeit haben, an Bargeld zu kommen. »Es Humboldt Forum als große »Leihbibliothek« zu verstehen (manche war ein Verhältnis der Ungleichheit, eigentlich der reine Kolonialissprechen dagegen von einer großen Fundgrube), ist ein Konstrukt, mus«, gab sie zu Protokoll. »Ich würde das heute nie wieder machen.« das kaum auf die Zustimmung aller Beteiligten treffen wird. Die Eine solche Ehrlichkeit oder ethisch basierte Wissenschaftlichkeit ist auch Berlin zu wünschen. Und sollte eine solche Stellungnahme Forderung des Historikers und Museologen Ciraj Rassool aus Kapstadt ließe sich damit nur schwer in Übereinstimmung bringen. Er einer Kuratorin dann auch noch auf den Ausstellungstafeln im Museum auftauchen – was in Wien bisher nicht geschehen ist –, mahnt einen anderen Blick auf die Sammlungen an: Sie müssten nicht nur »post-kolonial« ausgerichtet sein, sondern in ihren Strukgesellt sich zur Ehrlichkeit die Transparenz. Sich selbst und die turen »entkolonisiert« werden. Praxis der Weltaneignung zur Diskussion zu stellen, ist und bleibt Für Unruhe in der Museumswelt sorgte kürzlich die Ankündigung unabdingbar für Museumsfachleute. des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Ende November 2017 sagte er in Burkina Faso, er wolle geraubte Kulturgüter aus Afrika zeitweilig oder endgültig zurückgeben. Er sehe tt Joachim Zeller ist Historiker in Berlin. Bei seinem Artikel handelt es sich um die gekürzte Fassung eines Aufsatzes aus dem Sammeldas Thema im größeren Rahmen der »kolonialen Vergangenheitsbewältigung«. Ergänzend verlautete aus dem Elysée-Palast: »Das band »Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen afrikanische Erbe darf kein Gefangener europäischer Museen sein.« Vergangenheit« (Hg. von Marianne Bechhaus-Gerst / Joachim Zeller, Die Erklärung Macrons ist geradezu revolutionär, da das Prinzip der Metropol-Verlag Berlin, im Druck). Eine längere Fassung steht auf Unveräußerlichkeit, der Unverjährbarkeit und der Unpfändbarkeit, www.iz3w.org iz3w • Mai / Juni 2018 q 366

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Szene / Tagungen Tagungen

Die Neuauflage des »Rüstungsatlas Baden«, im Januar 2018 herausge­ geben von der Evangelischen Landes­ kirche in Baden, informiert über lo­kale Unternehmen, die Waffen und Rüstungsgüter produzieren. Der Atlas befasst sich kritisch mit den globalen Verflechtungen der Firmen und stellt die Rüstungsforschung in Baden vor. tt ekiba.de

tt

tt

Das Seminar für Ländliche Entwicklung der Humboldt-Universität zu Berlin und die Heinrich-Böll-Stiftung veranstalten vom 16. bis 17. Mai die Entwicklungspoli­tischen Diskussionstage (EPDT) 2018. Diskutiert werden Themen nachhaltiger Entwicklungspolitik wie Ownership, Natur­schutzgebiete und Klimarisikoversicherungen. tt bit.ly/2GNTdnv Vom 1. bis 3. Juni finden die Linken Buchtage Berlin im Mehringhof statt. In zahl­ reichen Veranstaltungen stellen sich linke und unabhängige Verlage vor und präsentieren ihre Zeitschriften und Bücher. tt linkebuchtage.de tt

»Frieden geht!« Vom 2. Mai bis 2. Juni führt der Staffellauf gegen Rüstungsexport für eine friedliche Welt «Frieden geht!« von Oberndorf über Kassel nach Berlin. Er wird begleitet von verschiedenen kreativen, kulturellen und friedenspolitischen Aktionen. tt frieden-geht.de tt

Reise nach Kirgistan Der Internationale Arbeitskreis (IAK) bietet vom 21. Juli bis 5. August eine politische Reise nach Kirgistan an. In Bischkek, Osch und am Issyk-Kul-See werden die Themen privater und öffentlicher Raum sowie private und öffentliche Identität bearbeitet. tt iak-net.de tt

Die FARN-Fachtagung Schöne neue Heimat? Nationalchauvinistische und völkische Ideologien im Natur- und Umweltschutz und wie man sich dagegen wehren kann informiert am 2. Juni in der Nähe von Bielefeld über Verknüpfungen zwischen Rechtsextremismus und Natur- und Umweltschutz. tt naturfreunde.de/termin/fachtagungschoene-neue-heimat tt

Die Universität Kassel lädt vom 23. bis 27. Juli zur zweiten herrschaftskritischen Sommer­ universität Herr*Krit ein. In Workshops, Crash­ kursen und einem Kulturprogramm wird über Herrschaft, Kritik und Emanzipa­tion diskutiert. tt herrkrit.com tt

Herausgeberin t Aktion Dritte Welt e.V. informationszentrum 3. welt, Kronenstraße 16a (Hinterhaus), D-79100 Freiburg i. Br. Telefon: 0761 / 740 03, Fax: 0761 / 70 98 66 E-Mail: info@iz3w.org Bürozeiten: Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr

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t Kündigungen bis zum Erhalt des letzten

Vorschau: iz3w 367 Anarchistische Bewegungen weltweit Anarchismus hat in der globalen Linken eine lange Tradition. Doch h ­ eute ist es in Westeuropa und Nordamerika recht still darum geworden. Umso lebendiger sind anarchistische Szenen in Lateinamerika, in einigen ­asia­tischen Ländern und in Osteuropa. In unserem Themenschwer­ punkt fragen wir unter anderem: Worin bestehen ­anarchistische Utopien, was ist anarchistische Herrschaftskritik, ­worin bestehen ihre Stärken, Verdienste und Schwächen? In welchen gesellschaftlichen und geographischen Nischen werden heute anarchistische Vorstellungen von der freien Assozia­tion der Menschen gelebt? tt

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