klasseKinder! »Vater, Vater, Kind«

Page 1

! r e d n i K e s s a l k Das Praxismagazin für die Schulkindbetreuung

Nr. 1 i 2018

6 -12

JAHR

E

Vater, Vater, Kind Patchwork, Regenbogen, Single-eltern: Familie ist vielfältig

★★★★

len Mit al n Sinne

betreuung 3.0

ente Experim er d für Kin

Schule und Social media

neurobiologie

Verlag Herder

www.klasseKinder.de

Wenn Wut das Gehirn lähmt


INHALT

klasseKinder! ::: 1 I 18

SPeziaL FamiLienvieLFaLt 18

Alles familie Vielfältige Familienformen werden von Schulen weitgehend ignoriert. Was Fachkräfte ändern können, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Jutta Hartmann.

21

So leben familien in deutschland Zahlen und Statistiken zu Patchwork-, Regenbogen- und Kleinfamilien

Illustrationen: Constanze Guhr, Atelier petit4, Berlin | Foto: shutterstock.com © Andrey Arkusha

imPULSe

4

12

14

16

Kurz und knapp Termine, Nachrichten und Aktuelles rund um den Ganztag Wenn Extremisten an die Schule drängen Wie Lehrer radikale Positionen bekämpfen können. Tipps vom Verfassungsschutz die haltung der fachkräfte ändern Systemische Ansätze in der Pädagogik

23 Klischee und Wahrheit Sind Schwule schlechte Eltern? Alternative Familienformen im Faktencheck 24 Eigene Vorurteile hinterfragen Fachkräfte und Pädagogen können Vielfalt im Ganztag fördern. 26 Engagiert euch gegen homophobie! Grundschüler, die sich nicht heteronormativ verhalten, werden oft ausgegrenzt. Ein Kommentar von Frank G. Pohl 27

materialien und bücher Broschüren, Literaturtipps und Studien zum Thema


BeRUF Und aLLtaG

30 lernpaten ohne Schulbuch Im Saarland unterstützen Ehrenamtler Ganztagsschüler in deren Persönlichkeitsentwicklung. 32 medienkompetenz beginnt mit medienabstinenz Der Jugendpsychiater Christoph Möller warnt vor unreflektierter Handy- und Computernutzung an Schulen.

42 Wut hat einen kurzen Schaltkreis Dass Kinder ihre Emotionen schwer steuern können, liegt an der Hirnentwicklung. 44 Was bei Wut hilft Tipps, Spiele und Literatur zur Förderung der Impulskontrolle 46 mehr Energie im Alltag Entdecken Sie Ihre eigenen Kraftquellen.

34 Stärken und leiten Wie mit Smartphone und sozialen Medien im Hort umgehen? Tipps eines Medienpädagogen 36 Kinderlexikon: Von nase bis haut Ohne unsere Sinnesorgane könnten wir die Umwelt nicht wahrnehmen. 38 mit allen Sinnen Hören, Riechen, Schmecken: Experimente für Kinder

zU GUteR Letzt 48

rezensiert Lektüretipps aus der Redaktion

49

impressum

50 mama meint: mitleid? nein danke!

Fotos: Lernpaten Saar, Saarbrücken | shutterstock.com © Elena Sherengovskaya

PRaxiS

5


Foto: shutterstock.com © rkl foto

klasseKinder! ::: 1 I 18

Wenn Extremisten an die Schule drängen Egal ob Neonazis oder Salafisten: Fachkräfte sollten radikalem G ­ edankengut klar Paroli bieten.

Von Sven Kästner

„W

arum feiern wir nicht Hitlers Geburtstag? Diese völlig ernst gemeinte Frage stellten Kinder einer Grundschule im Berliner ­Bezirk Treptow-Köpenick, während Kati Becker dort als Sozialpädagogin arbeitete. Becker war damals eigens an diese Schule gewechselt, weil es dort ein großes Problem mit Neonazis gab. Ein Sonderfall, denn in der Nähe

14

hatte die NPD ihre Bundeszentrale, und Rechtsextremisten aus ganz Deutschland waren in die Nachbarschaft gezogen. In kleineren Dimensionen aber kann Rechtsextremismus an jeder Schule auftreten. „Und es kommt immer darauf an, dem richtig zu begegnen“, sagt Kati Becker, die heute das Netzwerk „Berliner Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin“ koordiniert.


IM P U L S E

Zwar verfügen Grundschulkinder noch nicht über ein gefestigtes Weltbild. Sie reden so, wie sie es zu Hause hören. Aber was Schülerinnen und Schüler in diesem Alter als normal erleben, prägt die spätere Lebenseinstellung mit. Ausgrenzung und Rassismus sollten nicht dazu gehören. Trotzdem müssen Erzieherinnen und Erzieher keine Angst vor Fall­ stricken haben. „Man kann Kindern einen herzlichen und zugewandten Umgang beibringen, ohne dabei in die Details der NS-Ideologie einsteigen zu müssen“, erklärt Becker. ­„Allein das hilft schon viel gegen Ausgrenzung, wie Neonazis sie propagieren.“ KinderäuSSerungen ernst nehmen

Die Expertin rät, Kinder auch dann ernst zu nehmen, wenn sie extremistische Dinge sagen. Dann sollten Fachkräfte kindgerecht mit einem Gespräch reagieren. Rechtsextremen Eltern muss klar Paroli geboten werden. Neonazis verfolgen seit Jahren die Strategie, ihre Positionen in der Mitte der ­Gesellschaft zu verankern. Teils versuchen sie, an weit verbreitete Vorbehalte – wie zum Beispiel die Ablehnung von Flüchtlingen – anzudocken. Trägt eine Mutter oder ein Vater auf der Elternversammlung offen Kleidung mit Nazisymbolen oder einschlägigen Sprüchen, dann wissen Pädagogen, mit wem sie es zu tun haben. Doch nicht immer zeigen Neonazis ihre Gesinnung so offen. Deshalb sollten vehementer Protest gegen Migrantenkinder in der Schule oder abfällige Bemerkungen gegen Fremde hell­ hörig machen. „Grundsätzlich geht es rechtsextremis­tischen Eltern immer um eine Trennung vermeintlich deutscher Kinder von den anderen“, sagt Kati Becker. Eine Gefahr besteht darin, dass Rechtsextreme sich gerne als Elternvertreter oder in Angeboten für die Kinder engagieren. Becker warnt: „Das sind häufig Frauen, die man gemeinhin gar nicht so als Neonazis wahrnimmt.“ Rechtsextremisten nutzen gerne auch die Angst vor islamis­ tischem Terror, um ihre ausgrenzenden Forderungen zu begrün­den. Auch dagegen sollten Schulen klar Position beziehen. Das gilt, obwohl es mittlerweile tatsächlich Probleme mit Salafisten an Grundschulen gibt. Auch hier ist es schwierig, radikalen Islamismus von besonders konservativer Reli­ gionsauslegung zu unterscheiden. Im Gespräch bleiben

„Wenn Kinder einen Gebetsraum an der Schule fordern, Mädchen die Teilnahme am Schwimmunterricht verweigern oder Schüler an muslimischen Feiertagen nicht zum Unterricht erscheinen, sind das erste Anzeichen, um ein Gespräch mit den Eltern zu suchen“, sagt Lisa Gellert. Die Politik- und Religionswissenschaftlerin arbeitet beim niedersächsischen Verfassungsschutz in der Islamismusprävention. Allerdings beweisen solche Forderungen allein genauso wenig wie eine

voll verschleiert auftretende Mutter, dass eine Familie sich radikalisiert. Wenn aber mehrere solcher Indizien auftreten, kann das ein Hinweis sein. „Bei konkreter Gefährdungslage muss natürlich sofort die Polizei informiert werden“, sagt Gellert. „Sonst raten wir, vor allem mit den Schülerinnen und Schülern im Gespräch zu bleiben, ohne verurteilende Formulierungen nachzufragen und selbst erst mal neutral zu bleiben.“ Wenn ältere Kinder aber plötzlich mit ihrem Freundeskreis brechen, abwertend über andere Religionen sprechen und abrupt die Interessen ändern, sollten Pädagogen das als Alarmzeichen verstehen. Einzelgänger sind für extremistische Strömungen anfälliger als andere Kinder. Gellert: „Oft stecken Ausgrenzungserfahrungen dahinter, wenn Schüler sich in ein geschlossenes Weltbild zurückziehen.“ Werden Eltern im Gespräch mit Fachkräften ausfallend, kann die Schule ganz unabhängig von religiöser Toleranz jederzeit klare Kante zeigen und von ihrem Hausrecht ­ ­Gebrauch machen. „Das hat nichts mit Religion, sondern mit Defiziten im Sozialverhalten zu tun“, erklärt die Expertin des Verfassungsschutzes. Es ist eher selten, dass beide ­Elternteile in gleicher Schärfe die Vorgaben der Schule ab­ lehnen. Präventiv wirkt es deshalb, wenn Pädagogen trotz negativer Erfahrungen zumindest mit dem kooperativeren der beiden in Kontakt bleiben. „Generell bietet der Ort Schule gute Chancen im Engagement gegen Extremismus“, sagt Gellert. Hier kommen Kinder aus salafistischen Familien auch mit anderen Weltsichten in Kontakt. Diese Chance gilt für jede Form von Extremismus. Deshalb setze hier die Verantwortung des Teams an, meint Sozialpädagogin Becker: „Man muss als Schule dafür sorgen, dass es im Kleinen so aussieht, wie man es im Großen gerne hätte.“

Sven Kästner ist Redakteur von klasseKinder!.

Weiterführende Infos:

www.schule-ohne-rassismus.org Amadeu Antonio Stiftung: Demokratie ist (k)ein Kindergeburtstag. Handreichung für Kinder­ tagesstätten im Umgang mit Rechtsextremismus Zum Download unter www.amadeu-antonio-stiftung.de www.antworten-auf-salafismus.de www.ufuq.de

15


klasseKinder! ::: 1 I 18

18


S P e z i a L Fa m i L i e n v i e L Fa Lt

Alles familie Kinder werden in ganz unterschiedlichen Familienkonstellationen groß: Bei verheirateten eltern, bei alleinerziehenden, in Patchwork- oder Regenbogenfamilien. trotzdem werden vielfältige Familienformen an Schulen immer noch unzureichend vermittelt, kritisiert die erziehungswissenschaftlerin Jutta Hartmann. das muss sich ändern. Grundschulkinder sollten die vielfalt der Gesellschaft kennen und reflektieren lernen. Wie das in der pädagogischen arbeit gelingen kann, zeigen wir auf den folgenden Seiten.

Ist das nicht auch eine politische Frage? In Berlin etwa stehen Themen wie sexuelle Vielfalt, Familie und Rollenbilder explizit im Rahmenlehrplan für Grundschulen. Natürlich. Welches Thema wie stark in der Schule aufgegriffen wird, bestimmen auch die Kultusministerien der einzelnen Bundesländer. Aber wir haben da schon Riesenschritte gemacht. Seit den 1970er-Jahren ist Sexualerziehung ein Bildungsauftrag der Schulen. In den letzten Jahren haben mehrere Bundesländer die Akzeptanz sexueller Vielfalt in ihre Rahmenlehrpläne aufgenommen. Aber noch immer fehlt eine adäquate Aus- und Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer zu Erkenntnissen der Gender & Queer Studies. Was macht das mit den Kindern und ihrer Identität, wenn ihre familiäre Lebensweise an der Schule oder im Hort nicht vorkommt?

Da gibt es Unterschiede: Selbstbewusste Kinder finden es vielleicht sogar toll, außergewöhnlich zu sein. Aber bei den meisten kommt das so an, als wäre ihre Lebensform nicht normal. Das kann Verunsicherungen auslösen und zu Konflikten führen – sei es zu Hause mit den Eltern oder in der Schule. Extreme Folgen sind nachlassende Leistungen oder andere Auffälligkeiten. Schule hat jedoch die wichtige Aufgabe, die soziale Realität so zu vermitteln, dass sich jedes Kind darin wiederfinden kann. Sollten Schulen Vielfalt schon in den Leitlinien verankern? Das hilft natürlich. Aber die Leitlinien sind eine Sache. Andererseits müssen die pädagogischen Fachkräfte ihre eigene Haltung zu dem Thema reflektieren und Handlungskompetenzen für den Umgang mit Vielfalt entwickeln. Ein Beispiel? Eine Erzieherin hat zu Schuljahresanfang ein Blatt ausgeteilt, auf dem die Kinder sich und ihre Familie einzeichnen sollten. Irgendwann kam ein Vater zu ihr und sagte, dass seine Tochter damit nicht zurechtkomme. Sie fände innerhalb des vorgegebenen Rahmens keinen Platz für alle Mitglieder ihrer Patchwork-Familie. Da wurde der Erzieherin klar, dass sie ein Bild von Familie im Kopf hat, in dem getrennt lebende Eltern mit neuen Partnerinnen und Partnern plus weiteren Kindern nicht vorkommen – und das, obwohl die Einrichtung Heterogenität und Vielfalt im Konzept stehen hat!

Illustration: Constanze Guhr, Atelier petit4, Berlin

klasseKinder!: Familie wird in der Schule meist noch eher stereotyp als Kernfamilie mit verheirateten Eltern gedacht – und das, obwohl die Realität anders aussieht. Warum ist das so? Jutta Hartmann: Schule und Bildung laufen manchmal der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher. Seit etwa 20 Jahren gibt es im Hinblick auf vielfältige familiäre, sexuelle und geschlechtliche Lebensweisen einen differenzierten erziehungswissenschaftlichen Diskurs, der die soziale Realität besser berücksichtigt. Es braucht aber ganz offensichtlich Zeit, bis das in der Schulwirklichkeit ankommt.

19


klasseKinder! ::: 1 I 18

Eigene Vorurteile hinterfragen Wie kann man diversity in der Schulkindbetreuung fördern? anregungen für die Praxis Von Ulrike Schattenmann

1. Selbstreflexion und pädagogische haltung

Wie vielfältig ist unsere Schule, unser Hort? Sind unterschiedliche Familienformen gleichberechtigt sichtbar? Welche Einstellung habe ich persönlich zu Lesben, Schwulen, transgeschlechtlichen Menschen? Es lohnt, sich sowohl im Team als auch auf der Leitungsebene offen mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Dazu gehört, die eigene Haltung kritisch zu hinterfragen, sich der eigenen Vorurteile bewusst zu werden und diesen entgegenzuwirken. „Noch immer gibt es viele Berührungsängste, Unsicherheiten und auch Unwissen“, sagt Yan Feuge. Die Studienrätin arbeitet als Bildungsreferentin für die Berliner Bildungsinitiative Queerformat. In Auftrag der Berliner Senatsverwaltung berät sie zusammen mit Kolleginnen und Kollegen Berliner Schul- und Kitaleitungen, wie sie vielfältige Lebensweisen in ihrer Einrichtung unterstützen können. 2. leitbild und Konzept

Wichtig ist, sagt Feuge, dass die Leitungsebene sich klar für Vielfalt positioniert und eine diskriminierungskritische Haltung des Kollegiums fördert. Wenn Leitung und Team eine

24

klare eigene Haltung haben, können sie diese nach innen und außen vermitteln und auch möglichen Widerständen – etwa seitens der Eltern – begegnen. Idealerweise verankern Einrichtungen vielfältige Lebensweisen und Diversität bereits im Schulprogramm oder im Leitbild. 3. das thema sichtbar machen

„Zeigen Sie deutlich, dass Sie generell eine positive Einstellung zu vielfältigen Lebensformen haben und alle Familienformen wertschätzen“, rät Yan Feuge. Erzieherinnen und Erzieher können entsprechende Poster, Fotos und Bilder aufhängen (siehe auch Seite 28). Auch offenes Interesse für die Familiensituation der Kinder und der Eltern signalisiert eine Willkommenskultur für alle Familien.


S P EZIA L Fa m i l i e n v i e lfa lt

4. Elternarbeit: Alleinerziehende haben wenig Zeit

Alleinerziehende stehen oft unter großem Zeitdruck. Der größte Teil von ihnen ist berufstätig, nicht selten Vollzeit. Daher ist es für sie ungleich schwieriger, an Elternabenden oder Bastelnachmittagen teilzunehmen; oft fehlt ihnen schlichtweg jemand, der auf die Kinder aufpasst. Fachkräfte im Ganztag sollten das bei Elternabenden oder Gesprächsterminen mitdenken. Manchmal erreicht man alleinerziehende Papas oder Mamas mit einem zwanglosen Gespräch beim Abholen am Nachmittag besser als mit einer formellen Einladung zum Elternabend.

8. Klare Intervention bei Diskriminierung

„Schwuchtel“, „Du Lesbe“, „Das ist voll schwul“ – diese Worte sind auf dem Pausenhof allgegenwärtig und werden von Lehrkräften allzu oft als Jugendsprache relativiert. Aber solche Beschimpfungen sind nicht harmlos. Sie verbinden Lesbisch- und Schwulsein mit etwas Negativem und verletzen alle, die homosexuell sind. Fachkräfte im Ganztag sollten hier sofort reagieren und klar Position zeigen: „Ich will nicht, dass schwul oder lesbisch als Schimpfwort verwendet wird. Denn das hat Auswirkungen auf die Jungen und Mädchen, die nicht heterosexuell sind. Sie trauen sich dann nicht, zu ihren Gefühlen und zur ihrer sexuellen Identität zu stehen.“

5. Auf die Sprache achten

6. Offener Umgang mit Lebensformen im Kollegium

Studien belegen, dass Menschen ihre negativen Einstellungen gegenüber einer Gruppe verändern, wenn sie einen guten und angenehmen Kontakt zu Menschen dieser Gruppe haben. Ein Kollegium, in dem es Menschen gibt, die offen schwul, lesbisch, bisexuell oder transgeschlechtlich leben, wirkt deshalb besonders stark gegen Diskriminierungstendenzen unter Kindern. Sie erleben Homosexualität dann nicht als abstraktes Thema, sondern als eine Möglichkeit unter vielen, Partnerschaft und Liebe zu leben. 7. Rollenklischees innerhalb des Teams prüfen

Stereotype Geschlechterrollen sind tief in uns verankert und zeigen sich auch in der alltäglichen Arbeit im Ganztag. Fachkräfte im Hort können sich fragen: Wer leitet die Gruppe? Wer bastelt mit den Kindern? Wer spielt mit ihnen Fußball? Muss der einzige Mann in der Gruppe die Dinge machen, die als typisch männlich angesehen werden – oder geht es auch anders?

9. Medien und Spielsachen ergänzen

Sorgen Sie dafür, dass Bücher, Broschüren, Filme im Ganztag die Vielfalt der Familien und Lebensformen abbildet – Anregungen finden Sie ab Seite 27. Viele (Schul-) Bücher und Arbeitsmaterialien reproduzieren ­immer noch Stereotype über Mädchen und Jungen und über Menschen, die nicht heterosexuell leben. Lesbische, schwule, bisexuelle Menschen, Regenbogen- und Patchworkfamilien kommen oft schlichtweg nicht vor. Nehmen Sie auch die Spielsachen kritisch unter die Lupe! Warum gibt es im Puppenhaus nur Figuren, mit denen man die klassische Familie (Vater, Mutter, zwei Kinder) nachspielen kann? 10. Keine Angst vor Veränderung

Fachkräfte im Ganztag sind oft sehr belastet und scheuen deshalb Veränderung. „Was sollen wir mit dem Thema, wir haben schon genug zu tun“, heißt es dann. Tobias Häußler von Queerformat rät daher, nicht auf die größten Hürden zu schauen, die man überwinden muss – sondern darauf, welche schon existierenden Ansätze in der Schule man ausbauen kann. Inklusive Schulen haben manchmal schon ein Konzept für Vielfalt in ihrem Leitbild, das man nur ergänzen muss. „Haben Sie keine Angst vor Veränderung, holen Sie sich Unterstützung, bilden Sie sich weiter“, sagt Häußler. „Das einzige, was Fachkräfte im Ganztag falsch machen können, ist, sich nicht auf den Weg zu machen.“

Illustration: Constanze Guhr, Atelier petit4, Berlin

Sprache bildet unsere Wirklichkeit nicht nur ab, sondern ­gestaltet sie. Wie wir etwas formulieren, beeinflusst unser Denken und unsere Wahrnehmung. Fachkräfte im Ganztag sollten daher auf eine geschlechtersensible Sprache achten. Das heißt, möglichst immer in der männlichen und weiblichen Form sprechen (Schülerinnen und Schüler) oder den Gendergap (Schüler_innen) benutzen sowie in der An­ sprache berücksichtigen, dass es vielfältige Familienbilder gibt („Bitte sag deinen Eltern Bescheid“ anstatt „Bitte sage deiner Mama und deinem Papa Bescheid“).

Ulrike Schattenmann ist Redakteurin von klasseKinder!.

25


Erstmalig! Der perfekte Ratgeber, um mit einer gesunden, unbelasteten Stimme frei zu agieren! Die eigene Stimmgesundheit fördern und situations- und personenbezogenes Sprechen lernen: Mit diesem Buch lernen pädagogische Fachkräfte vielfältige Übungen und Tipps zur Körperhaltung und Körperspannung, dem Atem und der Stimmlage sowie zur Stimmkraft kennen. Die Übungen und Gedanken können gut in den Alltag integriert werden.

Marcel Hinderer / Sieglinde Eberhart Gut gestimmt! Stimmtraining für Erzieherinnen 128 Seiten | € 15,00 (D) ISBN 978-3-451-37965-9

In allen Buchhandlungen oder unter www.herder.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.