Gute Aussichten#9 - Dezember 2024

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MAGAZIN FÜR EIN- UND RAUSBLICKE

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Das Ende der Nacht –Was dämmert uns?

Warum die Welt besser ist, als wir denken.

30 The Art of what?

Wozu braucht der Journalismus Art of Hosting und was steckt eigentlich hinter diesem sperrigen Begri ?

Krisenzeiten sind notwendig, um Utopien hervorzubringen.

Jean Servier, Histoire de l'Utopie, in Zukunft von Florence Gaub

Manchmal scheint mir, wir sind im Endkampf.

„Weltschmerz“ gegen „Zukunftsfreude“ heißt das Duell. Wer in Sachen Sympathie hier die Nase vorn hat, ist klar. Eigentlich wissen wir es sogar, wir müssen positiv bleiben, an das Gute glauben, den Fokus darauf legen und uns dafür einsetzen. Darum gibt es ja auch dieses Heft: Gute Aussichten also.

Michael Lederer

Leiter Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB)

Und dennoch ist es dieser Tage nicht immer einfach, voller Vorfreude in die Zukunft zu blicken. Vieles liegt im Argen und die Lösungen scheinen zwar da zu sein, aber in unserer hochkomplexen und globalisierten Welt nicht zu greifen. Oder es geht einfach zu langsam voran. Aus dieser Betrachtung heraus ist diese Ausgabe entstanden: Erleben wir gerade so etwas wie die dunkelste Stunde der Nacht, kurz vor der Dämmerung? In der Gewissheit, dass ein neuer Tag anbricht und neue Lösungen möglich werden?

„Das Ende der Nacht: Was dämmert uns?“ Diesen Gedanken haben wir als Gestaltungsimpuls für diese Ausgabe hergenommen und Beiträge gesammelt, die gute Zukünfte denkbar scheinen lassen. Wir berichten von Projekten, die wir für sinnvoll halten und die ermutigen. Nachahmung erwünscht. Ein Journalist gewährt Einblick in unser Art of Hosting Training und befindet über dessen Relevanz für den Journalismus.

Und verschiedene Rausblicke zeigen das Beteiligung in Lech und in Kiev hilfreich sein kann. Wir geben Tipps und den gewohnten Blick in die Glaskugel.

In diesem Sinne wünsche ich, im Namen des gesamten Teams des FEB, eine anregende Lektüre.

Schwerpunkt

Das Ende der Nacht –Was dämmert uns?

Wie geht’s dir mit der Weltlage?

Was dämmert dir?

Ein Interview ohne Worte

Das Ende der Nacht –Was dämmert uns?

Warum die Welt besser ist, als wir denken.

Das Morgengrauen

Im Spannungsfeld der Interessen

Was uns dämmert, bleibt ungewiss.

Aber was ist der Status-Quo? Testen Sie Ihr Wissen!

On the Road

Wo FEB-Know-how gefragt war

Expertise statt Krise!

Das Beratungsprogramm „Unser Verein“

Die vielen Gesichter des freiwilligen Engagements

Zwölf von 5540 Vereinen stellen sich vor

The Art of what?

Wozu braucht der Journalismus Art of Hosting und was steckt eigentlich hinter diesem sperrigen Begriff?

15.000 Euro für die beste Idee

Wolfurt lässt Bürger*innen entscheiden

Von leer zu lebendig

Wie ungenutzte Räume zu Begegnungsorten werden

Voll anstrengend und bringt eh nix?

Wir haben uns mit gängigen Vorbehalten rund um Beteiligungsprozesse auseinandergesetzt

Projektschmieden

fanden im Jahr 2024 statt.

Happy Birthday, Projektschmiede!, S. 46

Rausblick

„Es muss normal werden, sich für das Klima zu engagieren!“

Zwei Schülerinnen schildern, wie sie sich den gesellschaftlichen Einsatz für den Klimaschutz wünschen

Mit Bürger*innenräten in die Zukunft: Ukrainische Delegation zu Gast in Vorarlberg

Im Einsatz für unsere saubere Umwelt: Selbstverständlich?

Ja, selbstverständlich!

16.000 Menschen packen bei der Landschaftsreinigung 2024 mit an

Ein Blick nach Lech

Digital mitmischen? So geht’s!

vorarlberg.mitdenken.online:

Die Plattform für digitale Beteiligung.

Großer Weitblick im Großen Walsertal

Bürger*innen diskutieren über die Zukunft des Tals

Happy Birthday, Projektschmiede!

Zehn Jahre Projektschmiede in Vorarlberg, fünf Jahre in Lindau – ein doppeltes Jubiläum!

Welche Strategien braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der SDGs der Vereinten Nationen bis 2030?

Ein Rückblick auf die Agenda-Tagung 2030

Wind of Change: Neue Rhythmen, frische Energie

Musikalische Morgendämmerung: Unsere Playlist des Umbruchs

Zahlen, die zählen

Ein Einblick in die FEB-Kennzahlen

Jugendbeteiligung, die wirklich wirkt

Kalle Kolumne

Briefe von Kalle

Tipps

Was wir gerade hören, lesen, sehen und weiterempfehlen

Termine

Aktuelle Angebote

Blick in die Glaskugel

Aus den tiefschwarzen Augen eines schwarzhaarigen Mädchens

Schüler*innen-Haushalt 2024/25 an fünf Vorarlberger Schulen

Nach den erfolgreichen Pilotprojekten an den Mittelschulen in Bludenz, Rankweil und am Sacré Coeur Riedenburg startet der Schüler*innen-Haushalt an fünf weiteren Schulen in Vorarlberg. Die Schüler*innen stimmen darüber ab, wie ein Budget von 3000 Euro eingesetzt wird, um ihre Schule zu verbessern. Mit hoher Wahlbeteiligung und kreativen Ideen wird das Projekt ein wichtiges Instrument für Selbstermächtigung und Demokratieerfahrung. Wir wünschen eine spannende Wahl!

Erste Empfehlungen des Dornbirner Jugendklimarat umgesetzt

Der Jugendklimarat Dornbirn entwickelte 2023 Maßnahmen für ein klimabewusstes Dornbirn. Nun wurden erste Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. 60 Mülleimer mit humorvollen Sprüchen von Schüler*innen der Mittelschule Baumgarten motivieren zur richtigen Müllentsorgung, und Taschenaschenbecher helfen, Zigarettenstummel zu vermeiden. Gratulation zur gelungenen Umsetzung!

Zur Dokumentation

Zum Bericht

„Einfach Machen“: DIY-Klimaschutz fördern

Das Projekt „Einfach Machen“ unterstützt Gruppen bei der Umsetzung von Do-It-Yourself-Klimaschutzideen. Unter der Projektleitung des Energieinstituts werden z.B. gemeinschaftlich Balkonkraftwerke gebaut oder Gemüse fermentiert. Das FEB ist Projektpartner und unterstützt bei der Aktivierung und Projektbegleitung. „Einfach Machen“ bietet Werkstätten, fördert Projekte finanziell durch Kleinprojektefonds und freut sich auf Anfragen und Ideen.

Zu den Workshops und MitmachMöglichkeiten

Schwerpunkt

Wie geht’s dir mit der Weltlage?

Interview ohne Worte

Was dämmert dir?

Gerhard Stübe ist Geschäftsführer des Festspielhaus Bregenz und prägt es als führenden Kulturund Konferenzort. Mit seinem Engagement für Nachhaltigkeit und Vernetzung gilt er als wichtige Persönlichkeit der Vorarlberger Kulturszene.

Das Ende der Nacht –Was dämmert uns?

Zu lange schon regiert der Krisenmodus – Klimawandel, Krieg, bedrohte Demokratien, Pandemien und die Auswirkungen des (Turbo-)Kapitalismus sind gewaltige Aufgaben. Diese Polykrisen setzen uns als Gesellschaft unter enormen Handlungsdruck. Wie finden wir in dieser Pluralität und Komplexität Auswege? Was dämmert uns?

Negativ gepolt

In der Stille der Nacht sind meine Gedanken laut. Die schleichende Normalisierung von vor Kurzem noch Undenkbarem lässt mich nicht los. War Femizid früher noch ein Fachbegriff, ist er längst im Mainstream angekommen. Gewalt gegen Frauen ist nicht normal. Gestern hat meine Tochter den Begriff Remigration benutzt, als wäre er schon immer da. Ursprünglich für die freiwillige Rückkehr von Migrant*innen in ihr Herkunftsland gedacht, wurde der Begriff von rechtsextremen Gruppen umgedeutet, um ihre Pläne zur Rückführung von Migrant*innen salonfähig zu machen. Die Macht der Worte wird viel zu häufig unterschätzt. Der Diskurs bedrückt und beängstigt mich. Im Grunde genommen bin ich ein optimistischer Mensch und glaube fest daran, dass positive Veränderung möglich ist. Wie sonst könnte ich mich tagtäglich für ein besseres Morgen einsetzen?

Angst behindert die Kreativität und das Vertrauen. Beides braucht es, um gute Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Unser Steinzeitgehirn reagiert stärker auf Gefahren (Stichwort Säbelzahntiger) als auf Positives. Biologisch gesehen sind wir von vornherein negativ gepolt. Das Ende der Nacht – Was dämmert

Warum die Welt

besser ist, als wir denken

Einen Anteil an meinen düsteren Gedanken mitten in der Nacht hat mit Sicherheit die auf Krisen und Katastrophen fokussierte Medienberichterstattung. Die Informationsflut auf allen Kanälen beeinflusst unser Weltbild maßgeblich. So schätzen wir die Wirklichkeit oftmals weit schlechter ein, als sie ist.

Dazu ein Beispiel: 99 Prozent der Deutschen – und dies ist sicherlich auch auf die Österreicher*innen übertragbar – unterschätzen die Erfolge bei der Armutsbekämpfung. Laut der Studie „Glocalities“1 wissen nur 0,5 Prozent, dass die extreme Armut in den letzten 20 Jahren um über die Hälfte gesunken ist. Während 92 Prozent glauben, sie sei gleichgeblieben oder gestiegen, halten es drei Viertel für unwahrscheinlich, dass die extreme Armut bis 2030 weltweit überwunden sein wird.

Tatsächlich liegt der Anteil der Menschen in schwerer Armut auf einem historischen Tiefstand. Laut Our World in Data ist dieser von 38 Prozent im Jahr 1990 bis 2022 auf neun Prozent gesunken.

Die Jugendstudie Dornbirn2 2024 zeichnet ein ähnliches Bild. So gaben 61,8 Prozent der Jugendlichen an, Angst zu haben, dass die Armut in Österreich steigt – obwohl die Armutsquote gemäß Statistik Austria in den letzten sechs Jahren relativ stabil war. In unserer Gesellschaft ist Armut immer noch Realität und Bedrohung gleichermaßen.

Gespaltene Gesellschaft

Auch interessant: Wie gespalten sind unsere Gesellschaften wirklich? Die Forschung zeigt ein anderes Bild, als es uns die öffentliche Debatte suggeriert. Es herrsche mehr Einigkeit als gedacht, schreibt z. B. Steffen Mau in seinem Buch „Triggerpunkte“.

Über Jahre hat Mau mit zwei Kollegen die deutsche Bevölkerung in einer großen Studie erforscht. Die Erkenntnis: Die schmerzhaften gesellschaftlichen Verhärtungen betreffen primär die Bereiche Migration, Klimakrise und Identität. Die gute Nachricht: Zwischen kleinen extremen Rändern findet sich viel Potenzial für Konsens.

Die Welt so sehen, wie sie wirklich ist

Bei allen berechtigten Sorgen wird die Lage in vielen Bereichen langsam besser. Das zu sehen und anzuerkennen, gehört zu einem ausgewogenen Weltbild dazu und lässt mich (zumindest meistens) besser schlafen.

Emotionale Reaktionen auf die negative Medienberichterstattung sind Ohnmachtsgefühle, Mutlosigkeit, Vertrauensverlust – bis hin zur Nachrichtenverweigerung. Diese Tendenzen stellen eine erhebliche Gefahr für die demokratische Meinungsund Willensbildung dar.

Wenn wir unsere evolutionsbiologisch bedingten Mechanismen kennen, können wir lernen, mit dieser neuen Umwelt umzugehen. Hier wartet zwar kein Säbelzahntiger hinter dem Felsen, dafür aber eine Flut von Nachrichten auf allen Kanälen. Es hilft, eine neue Medienhygiene zu entwickeln und unsere Gewohnheiten und Routinen zu hinterfragen.

1 Studie „Glocalities“

2 Jugendstudie Dornbirn

Erzählungen für eine

Welt von morgen

Um den drängenden Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein, brauchen wir nicht noch mehr Nachrichten.

Wir brauchen Informationen, die sachlich und objektiv dazu beitragen, uns als handlungsfähiges Mitglied der Weltgemeinschaft zu empfinden.

Eine globale Strömung, die sich dieser Aufgabe stellt, ist der kritisch-konstruktive Journalismus. Dieser richtet den Fokus vom Problem auf die Zukunft und konkrete Perspektiven und fragt: „Wie kann es weitergehen?“. Es geht darum, vollständigere Beschreibungen der Wirklichkeit zu liefern – mit Problemen und Lösungen –, ohne Polarisierung oder einseitige Positivität. Das Ziel ist es, gesellschaftliche Probleme in ihrer Vielschichtigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln abzubilden und Handlungsoptionen anzubieten. Gemäß aktuellen Erkenntnissen helfen Handlungsperspektiven, das Gefühl der Hilflosigkeit zu überwinden: Wer von Lösungen hört, glaubt eher an Veränderung und setzt sich für sie ein.

Wie kann es weitergehen?

Eine resiliente Gesellschaft zu sein bedeute, die Krise als Möglichkeitsraum auszuhalten, las ich letztens in der Zeit – jeder Umbruch sei auch ein mögliches Sprungbrett in eine bessere Zukunft.

Wer auf ein besseres Leben und eine bessere Welt hofft, wird eher aktiv. Laut Forschung bringt Hoffnung viele Vorteile mit sich: höhere Stressresistenz, weniger Verzweiflung, bessere Bewältigungsstrategien, flexibleres Denken, mehr Selbstlosigkeit und eine bessere Beteiligung an der Gemeinschaft. Ganz schön eindrücklich, was Hoffnung alles kann. Hoffnung alleine wird unsere multiplen Krisen nicht bewältigen. Spätestens, wenn wir an den Wurzeln der Probleme ankommen, wird sichtbar, wie verwoben und festgefahren unsere Systeme sind. Wenn aber verschiedene Menschen an verschiedenen Teilen des Problems arbeiten, kann auf Dauer alles zu einem großen Ganzen zusammenkommen.

Zusammen ist man weniger allein

Viele Menschen setzen sich tagtäglich für ein besseres Morgen ein. Obwohl sie ähnliche Ziele haben, sind die Aktivitäten oft unkoordiniert, sie wissen nicht voneinander, beginnen immer wieder Neues, anstatt auf Vorhandenem aufzubauen.

Demgegenüber arbeiten

Demokratiefeinde von Moskau über Budapest bis Washington global strategisch zusammen: Sie übertragen Strategien und Narrative von einem Land ins andere, verhelfen einander mit Geld, Beziehungen und Expertise zu Macht.

Was wäre, wenn auch wir strategisch zusammenarbeiten und zielgerichtet an einem Strang ziehen?

Ich bin überzeugt: Es geht schneller und ist wirkungsvoller, wenn viele gemeinsam und koordiniert in die gleiche Richtung streben. Dafür braucht es mutige Ideen und Experimente, neue Räume für Wissenstransfer, Dialog und Zusammenarbeit. Das Ende der Nacht naht, draußen dämmert es. Der Gesang einer Amsel dringt an mein Ohr. Ich frage mich, wie wir das Hier und Jetzt so gestalten können, dass Neues wahrscheinlicher wird. Kann es sein, dass wir uns eine schönere Welt schlichtweg nicht vorstellen können?

Willkommen, liebe Unsicherheit

Wir bewegen uns aktuell als Gesellschaft auf wackeligen Beinen. Das Alte ist noch nicht weg, das Neue noch nicht da. Es ist wie der Übergang von der Nacht in den Tag. Gerade um drei Uhr früh überfallen viele Menschen Unsicherheiten und Ängste. Vielleicht steht die aktuelle Zeit für uns als Gesellschaft genau für so einen Moment. Wir wissen nicht, in welche Richtung wir uns bewegen. Werden wir morgen noch in einer Demokratie aufwachen? Setzen wir schnell genug Schritte gegen den Klimawandel? Es herrscht ein Kampf zwischen geschlossenen und offenen Gesellschaften. Es entscheidet sich, ob wir als Gesellschaft Schritte nach vorn oder Schritte zurück gehen wollen.

Alles ist möglich.

Weitersagen!

Aktuell ist vieles auf Kurzfristigkeit ausgerichtet, gepaart mit einem weit verbreiteten „Es gibt keine Alternative“-Denken. Im Jahr 2020 erklärte die UNESCO Zukunftskompetenz zu einer wesentlichen Fähigkeit für das 21. Jahrhundert. Diese beruht auf der menschlichen Fähigkeit, sich mehrere und unterschiedliche Zukünfte vorzustellen und zu nutzen – nicht nur, um künftige Herausforderungen und Chancen zu antizipieren, sondern auch, um die Gegenwart neu zu sehen. Zeit für einen Kaffee… Ob ich es heute wohl schaffe, dabei mal keine tagesaktuellen Nachrichten zu lesen? Vielleicht ist es an der Zeit, Gewohnheiten zu ändern … am Morgen anders hinzuschauen; zu sehen, dass die Welt besser ist, als wir denken. Denn da geht was: Es gibt zahlreiche Geschichten des Erfolgs und des Scheiterns, von denen wir lernen können. Um heute schon an übermorgen zu denken, gehören diese Geschichten weitererzählt. Sie geben uns Kraft zu handeln. Entscheidungen von heute haben möglicherweise Einfluss auf zukünftige Entwicklungen. Worauf warten wir noch?

Wie können wir mit dieser Unsicherheit umgehen?

Wie kann ein gestaltender Optimismus uns dabei helfen?

Wirklich zuhören

Traditionelle Denkweisen hinter sich lassen und empathisches Zuhören üben und praktizieren, um das Verständnis für die ständig sich ändernde Dynamik unserer Welt zu vertiefen.

Komplexität annehmen

Die Welt ist schon lange nicht mehr überschaubar. Heute geht es nicht mehr darum, Komplexität zu reduzieren, sondern Zusammenhänge neu zu verstehen.

Das Ende der Nacht – Was dämmert uns?

Zukunft ist gestaltbar

Voraussetzung dafür ist herauszufinden, welche Zukünfte wir gerne hätten, um uns diesen auf neuen und alten Wegen anzunähern. Gemeinsam gelingt das auch. Schritt für Schritt.

Text: Nina Schnider

Die gebürtige Schweizerin ist die österreichische Geschäftsführerin von Faktor D – dem Netzwerk für Demokratie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Mitbegründerin von Demokratie21 und Herausgeberin und Gründerin von relevant.news, dem unabhängigen online Medium für lösungsorientierten Journalismus.

Zukunftsbilder herausfordern

Etablierte Denkmuster hinterfragen und durchbrechen, um Raum für vielfältige Perspektiven und alternative Lösungen zu schaffen.

Fragen über Fragen

Regelmäßiges Stellen offener Fragen wie „Was wäre, wenn?“ öffnet neue Perspektiven und fördert kreative Lösungen.

Die Stimme der Zukunft priorisieren

Die Integration der Stimmen junger Generationen in Entscheidungsprozesse fördert langfristige Auswirkungen und nachhaltige Praktiken.

Aus Fehlern lernen

Eine Kultur der Experimentierfreude und Risikobereitschaft fördern, um aus Fehlern zu lernen und innovative Fortschritte zu erzielen.

Das Morgengrauen

Im Spannungsfeld der Interessen

Das Morgengrauen – Im Spannungsfeld der Interessen

Fotos: Lucas Breuer ist aus Bregenz und Fotograf mit Fokus auf künstlerische Fotografie, politische Kommunikation und Grafikdesign. Seine Bilder vereinen ästhetischen Anspruch mit gesellschaftlicher Aussagekraft und zeigen oft die rohe Kraft der Natur. Breuers Arbeiten sind geprägt von einem tiefen visuellen Ausdruck und wurden international ausgestellt.

Was uns dämmert bleibt ungewiss.

Mehr Gewissheit gibt´s beim Status-Quo.

Wo stehen wir aktuell bei Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Klimawandel, Armut, Bildung und mehr? Kannst du die richtigen Antworten auf unsere kniffligen Fragen finden?

1) Wie viel Prozent beträgt der Gender Pay Gap in Vorarlberg?

4) Wie hoch sind die CO²-Emissionen pro Kopf in Österreich? (Stand 2021)

2) In welchem Jahr wurde das Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt?

5) Wie viel Prozent der Erwachsenen in Österreich haben keinen Abschluss der Sekundarstufe II?

3) Wie hoch ist der Prozentsatz der Menschen in Österreich, die von Armut oder Ausgrenzung bedroht sind?

Tauche ein in die Welt der Fakten und Zahlen und finde heraus, wie gut du informiert bist! Lösungen: 1) 25 (gerundet) (Quelle: Equal Pay Day in Österreich » alle Infos | AMS) | 2) 1918 (Quelle: Frauenwahlrecht | Parlament Österreich) | 3) 18 (gerundet) (Quelle: https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-undsoziales/einkommen-und-soziale-lage/armut)

6) Wie viel Prozent der Bevölkerung in Vorarlberg haben einen Migrationshintergrund? (Stand 2023)

On the Road

Teilnehmende tauschen sich beim Training für Engagementbegleitung aus.

Vorarlberg übernimmt den Vorsitz bei der Nachhaltigkeitskoordinator*innenKonferenz (NHK-K)

24. 25. September 2024

Am 24. und 25. September ging es für Michael und Kriemhild vom FEB nach St. Arbogast zur Nachhaltigkeitskoordinator*innen-Konferenz (NHK-K). Dies ist das zentrale Forum, in dem Bund und Länder ihre Aktivitäten zur nachhaltigen Entwicklung aufeinander abstimmen. Ein besonderes Highlight: Vorarlberg übernimmt im kommenden Jahr den Vorsitz der NHK-K. Die Vorsitzenden koordinieren die Konferenzen, leiten den Austausch zwischen Bund und Ländern und bereiten gemeinsame Strategien und Beschlüsse zur nachhaltigen Entwicklung vor. Wir freuen uns auf ein spannendes Jahr!

Die Teilnehmenden der Nachhaltigkeitskoordinator*innen-Konferenz in St. Arbogast

Kinder- und Jugendbeirat

meets Europe

10. — 13. Oktober 2024

Was passiert eigentlich auf EU-Ebene für Kinder und Jugendliche, wie arbeitet der Jugendbeirat in Flandern und welche neuen Ansätze zur Bürger*innenbeteiligung gibt es in Brüssel? Antworten auf alle diese Fragen und zwei Kleinbusse voller Inspiration hat der Kinder- und Jugendbeirat des Landes Vorarlberg, in dem auch wir einen Sitz haben, aus Brüssel mit nach Hause gebracht. So beispielsweise., dass wir Kinder und Jugendliche, wie in Flandern, künftig im Beirat deutlich stärker beteiligen wollen.

Der Kinder- und Jugendbeirat des Landes Vorarlberg vor dem Europäischen Parlament

Erfolgreiches Training für Freiwilligengewinnung geht in die nächste Runde

27. Januar 2024

Mit dem Ziel, brachliegende Engagementpotenziale zu aktivieren, fand am 27. Januar bereits zum zweiten Mal ein Training dieser Art statt. In erfreulicher Kooperation mit der Katholischen Kirche Vorarlberg, der Caritas, der aha Jugendinfo Vorarlberg, dem Verein Essbare Stadt Dornbirn und der Stadt Dornbirn widmeten wir uns einen Tag lang der Frage, wie neue Ehrenamtliche gewonnen, begleitet und gehalten werden können. Außerdem bot das Training Gelegenheit für Austausch und Vernetzung innerhalb der Ehrenamtlichen-Szene. Die rund 40 Teilnehmenden waren begeistert, weswegen wir das Training am 25.01.2025 erneut auflegen. Save the date!

Erfahrungen teilen –Zivilgesellschaft stärken: Europas Engagement für die Ukraine

6. September 2024

Am 6.9.2024 wurde unser Büro vom Europarat eingeladen, vor Kommunalpolitikern der Ukraine in Kiew über Freiwilligenarbeit als Voraussetzung für den Aufbau einer starken Zivilgesellschaft zu sprechen. Neben Klemens vom FEB wurden Best-Practise-Beispielgeber*innen aus Albanien, Schweden, Kroatien, Estland und der Türkei eingeladen darüber zu diskutieren, wie Freiwilligeninitiativen in der Ukraine gestärkt und ihr enormes Potenzial genutzt werden kann.

Büro für Mitwirkung, Wien: Bühne

frei für eine lebendige Beteiligungskultur

22. Oktober 2024

Am 22. Oktober nahm Michael vom FEB an einem Workshop im neu gegründeten Büro für Mitwirkung in Wien teil. Als zentrale Anlaufstelle für Bürger*innenbeteiligung und kreative Mitwirkungsprojekte bietet das Büro den Wiener*innen eine Bühne, um aktiv städtische Entscheidungen mitzugestalten. Im Fokus des Workshops stand die Frage, wie in Wien eine lebendige und inklusive Beteiligungskultur entstehen kann und welchen Fokus das Büro für Mitwirkung in Zukunft setzen kann, um diesem Ziel näher zu kommen. Michael gewann spannende neue Einblicke und brachte wertvolle Erfahrungen aus dem FEB ein.

Klemens Thaler hielt einen Online-Vortrag über Freiwilligenarbeit vor Kommunalpolitiker*innen der Ukraine in Kiew

Expertise statt Krise!

Beratungsprogramm „Unser Verein“

„Unser Verein“ bietet Vereinen maßgeschneiderte Unterstützung. Mit fachkundiger Begleitung werden individuelle Lösungen mit Vereinen entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Wie das Programm mitten in der Corona-Krise entstehen konnte, erfahren Sie in dieser Geschichte.

Text: Christoph Kutzer

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Im Jahr 2022, auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, ist das „Vereinstelefon“ im Dauerbetrieb. Mehr als 1500 Beratungskontakte zeigen: Vereine sind destabilisiert und brauchen Unterstützung. Mit dem Ende der Schutzmaßnahmen legen die Vereine wieder los. Doch viele langjährige Funktionäre haben die „Pause“ zum Rückzug genutzt. Die Mobilisierung der Mitglieder gestaltet sich schwierig. Die Arbeitslast verteilt sich auf weniger Schultern. Es zeigt sich klar: Intensive Begleitung ist gefragt!

Der Prototyp entsteht

Das FEB-Team ist fest entschlossen, die notwendige Hilfe zu bieten. „Vereinscoaching“ mit individueller Beratung durch Fachexpert*innen, das braucht es jetzt! Mutig wird ein maßgeschneidertes Unterstützungsprogramm initiiert. Zehn Vereine werden von renommierten Coaches erfolgreich auf ihrem Weg aus der Krise begleitet. Aber wie geht es nun weiter? Wie wird aus dem Prototyp ein Programm, das vielen Vereinen nützt?

Kooperation mit der Wirtschaftskammer

Mit Chris Wally, dem Berufsgruppen-Sprecher für IT, entsteht die Idee zur Kooperation mit der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Der UBIT-Vorstand (Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie) beschließt die Unterstützung des Beratungsprogramms einstimmig. Vereine erhalten Beratungsschecks, die sie bei Mitgliedern der Fachgruppe einlösen können, um so von deren Fachkennt-

nissen zu profitieren. Die Rückmeldungen zeigen klar: Die Coaches helfen den Vereinen, effektive Lösungen für drängende Herausforderungen zu entwickeln und umzusetzen.

Erfolge und Auszeichnung:

Danke an alle Mitwirkenden!

Mittlerweile haben über 90 Vereine von den Impulsen profitiert. „Unser Verein“ wurde im Rahmen des Österreichischen Verwaltungspreises ausgezeichnet und ist zu einem fixen Bestandteil der Vereinsunterstützung geworden. Unser Dank gilt allen Coaches, den Vereinen sowie der UBIT, insbesondere Sibylle Drexel und Celina Brichac (Fachgruppenbüro), Benedicte Hämmerle (Fachgruppenobfrau), Chris Wally und Stefan Hagen (Berufsgruppensprecher) und der Miterfinderin, Vereinsexpertin und Organisationsentwicklerin Isabel Baldreich.

Kooperation des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB/Land Vorarlberg) und Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT, Wirtschaftskammer Vorarlberg)

Erfolgsgeschichte: Kinderstube Höchst

Wachsende Anforderungen und drängende Fragen

Vor dem Coaching herrschte im Vorstand der „Kinderstube“ eine gewisse organisatorische Unübersichtlichkeit. Die wachsenden Anforderungen machten eine Anpassung der Strukturen dringend erforderlich. Dank der Beraterin Judith Zortea wurde ein roter Faden gefunden. Der Verein konnte erfolgreich Aufgaben bündeln, Ansprechpartner*innen definieren, die vakante Geschäftsführung besetzen und Abläufe klären. Zudem wurden neue Statuten und eine Geschäftsordnung erarbeitet.

Vom kreativen Chaos zu produktiven Erkenntnissen

„Wir sind mit ganz vielen Ideen, aber reichlich Chaos in das Coaching gestartet. Judith hat es geschafft, unser vermeintliches Chaos zu sortieren. Durch ihre Expertise sind wir ganz schnell auf Lösungen gekommen, die wir sehr gut weiterführen können“, so Julia Meusburger von der Kinderstube. Auch Unternehmensberaterin Judith Zortea ist begeistert: „Besonders beeindruckt haben mich das große ehrenamtliche Engagement und die wertschätzende, bestärkende Zusammenarbeit.“

Zukunft steht auf guten Beinen

Mit der erfolgreichen Weiterentwicklung im Rücken kann die Kinderstube nun neue Projekte umsetzen, wie zum Beispiel die Spendenplattform „Freunde der Kinderstube“.

Unterstützungsangebot „Unser Verein – Organisationsentwicklung“

• Ziel: Vereine finden gute Lösungen für ihre Herausforderungen

• Ablauf: Analyse, Planung, Umsetzung – mit Begleitung durch Coaches.

• Beratungsscheck: € 1.700, gefördert durch Land Vorarlberg und Wirtschaftskammer, plus € 420 Eigenanteil

• Kapazität: 15 Vereine pro Zyklus. First come, first served.

Weitere Infos: www.vorarlberg.at/unser-verein-oe

regrubsueMailuJ , K i dn e r s t u be Höchst, Vorstand

„Macht das auf jeden Fall! Das Beratungsprogramm war für uns eine große Hilfe.“

Jdu i t h Z o r tea, Beraterin

„Es wurden Lösungen entwickelt, die nicht nur effektiv sind, sondern auch die begrenzten Ressourcen des Vereins berücksichtigen.“

Jetzt QR-Code scannen und Beratungscheck holen!

Die vielen Gesichter des freiwilligen Engagements

Vorarlberg bietet mit rund 5540 Vereinen nicht nur sehr viele, sondern auch sehr unterschiedliche Engagementmöglichkeiten. Seit Anfang 2024 wird in der Vereinspost, unserem Newsletter, monatlich der „Verein des Monats“ vorgestellt. Hier ein kleiner Einblick in unsere Vorarlberger Vereinsvielfalt:

„VergissMichNicht –Sternenkinder-Fotografie“

Ehrenamtliche Fotograf*innen halten für Eltern von Sternenkindern wertvolle Erinnerungen fest. Diese Bilder geben Trost in den schwersten Momenten.

Jährlich kommen in Vorarlberg etwa 230 Sternenkinder zur Welt.

EUth – Jugend in Europa fördern

Gegründet vom Vorarlberger Jugendbotschafter Dave Kock, bietet EUth kostenlose Bildungsarbeit in Sachen EU. Ob Brüssel-Reise, Schulworkshop oder Quizabend – alle sind eingeladen, mitzumachen oder eigene Ideen umzusetzen.

3, 2, 1, los!:

Der BMX-Club Bludenz

Der BMX-Club Sparkasse Bludenz schult seit 15 Jahren Kinder auf dem BMX-Rad. Viele starten danach eine Sportkarriere. Dieses Jahr gibt es wegen der hohen Nachfrage einen zusätzlichen Kurs.

Alpenvereinsjugend Vorarlberg

Über 6000 junge Bergsportbegeisterte engagieren sich vom Bodensee bis zum Piz Buin für Natur und Gemeinschaft. Sei dabei und hilf im Kampf gegen invasive Pflanzenarten.

Schul- und Hilfsprojekte

Theo Fritsche

Seit 35 Jahren engagiert sich Theo Fritsche in Nepal. Sein Verein baut Schulen, verbessert die Gesundheitsversorgung und fördert Berufsausbildungen – finanziert durch Spenden, die direkt nach Nepal fließen.

Trachtengruppe Vandans

Seit 1953 pflegt die Trachtengruppe Vandans Montafoner Trachten, Volkstänze und -lieder. Wer Lust hat, kann mitmachen – Instrumente sind willkommen, Trachten stellt der Verein. Interesse? Einfach eine E-Mail schreiben!

Verband für Obst- und Gartenkultur Vorarlberg (OGV)

Das OGV-Jahresthema 2024: „Rund ums Korn“. Der OGV Alberschwende verleiht einen Klein-Mähdrescher. Der Landesverband plant zukünftig eine Entspelzungs- und Reinigungsmaschine bereit zu stellen, um dem kleinflächigen Getreideanbau eine Chance zu geben. Interesse? Melde dich beim OGV!

65 Jahre Judo Bregenz

Judo stärkt Körper und Geist von Kindern mit Lern- und Konzentrationsschwächen. Ziel des Vereins: In fünf Jahren die meisten Kinder unter den Sportvereinen in Bregenz zu betreuen und 2024 bei der Bodensee-Meisterschaft in jeder Gewichtsklasse auf dem Podest zu stehen.

Fridays-For-Future Vorarlberg

Seit 2019 setzt sich die Vorarlberger Jugend für das 1,5-Grad-Ziel ein. Nach unzähligen Klimastreiks für ein klimafittes Ländle in Bregenz konnten sie schon viel erreichen, sie haben aber mindestens noch genauso viel vor. Engagiere dich mit für eine klimagerechte Zukunft – denn wir haben die Wahl!

„Pflege daheim“: Interessenvertretung für pflegende und betreuende Angehörige

Wir sind eine Eigeninitiative, die pflegende und betreuende Angehörige in der Pflegesituation unterstützen. Wir helfen bei der Suche nach Lösungen in der Pflegesituation – sei es bei finanziellen Fragen, bei Entlastungsmöglichkeiten, oder indem wir unsere wertvollen Erfahrungen weitergeben. Kontaktiere uns per Mail.

PAMOJA – mitanand

Seit 2019 unterstützt das Team von PAMOJA – mitanand bedürftige Kinder und Familien in Kenia. Mit regelmäßigen Besuchen und einem Team vor Ort wird sichergestellt, dass die Spenden direkt ankommen. Unterstützen kann man mit einer Mitgliedschaft, Patenschaft oder Spende.

Sustainable Development Together

Das Projekt vermittelt kostenlos Freiwillige für Aktionen rund um die UNNachhaltigkeitsziele. Nach ersten Erfolgen in Österreich, Liechtenstein und Deutschland suchen sie neue Partnerprojekte. Interesse? Einfach per E-Mail melden!

The Art of what?

Wozu

braucht der Journalismus Art of Hosting und was steckt eigentlich hinter diesem sperrigen

Begriff?

Journalist*innen haben traditionell die Aufgabe, zu informieren und eine Wächterfunktion in der Gesellschaft einzunehmen. Doch eine funktionierende Demokratie braucht nicht nur Informationen. Sie braucht Dialog. In einer Zeit, in der Fake News und Polarisierung die öffentliche Debatte prägen und unsere ökologischen, technischen und politischen Herausforderungen immer größer werden, stehen Journalist*innen vor einer entscheidenden Frage: Reicht es noch aus, „nur“ zu berichten? Oder müssen wir aktiv Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Lösung lokaler und globaler Krisen übernehmen?

Ich bin mit meiner Partnerin seit fast 20 Jahren als Journalist, Filmemacher und Künstler weltweit unterwegs, um die sozialen und ökologischen Folgen von Landwirtschaft zu dokumentieren. Wir leben mehrere Monate, oft Jahre mit den Menschen, über die wir berichten, um wirklich zu verstehen, was sie bewegt, vor welchen Herausforderungen sie stehen und wie sie darauf reagieren. Wir veröffentlichen unsere Recherchen in Magazinen und Zeitungen, in Filmen und multimedialen Web-Dokumentationen und präsentieren diese weltweit in Ausstellungen, in Museen und Universitäten. Lange Zeit war ich überzeugt, dass es reicht, unseren Leser*innen, Zuschauer*innen und Besucher*innen die richtigen Informationen bereitzustellen, damit sie bewusst handeln können. Hat sich durch unsere Recherchen etwas im Leben unserer Protagonist*innen verändert? Selten. Wirkliche Veränderungen hat es immer dann gegeben, wenn wir selbst Verantwortung übernommen haben für das Wissen und die Kontakte,

what?

die sich aus unseren Recherchen ergeben haben, und aktiv geworden sind.

Journalist*innen sind optimal positioniert, um gesellschaftliche Transformationsprozesse anzustoßen und Lösungen zu moderieren. Wir reden mit Bauern, Ingenieur*innen, Aktivist*innen, Politiker*innen, Indigenen, Sozialarbeiter*innen, Wissenschaftler*innen und dem Typ an der Bar. Viele dieser Menschen haben Ideen für Teillösungen gesellschaftlicher Herausforderungen. Sie begegnen sich aber nicht, weil sie sich in unterschiedlichen Kreisen bewegen, oft nicht die gleiche Sprache sprechen oder nicht als Expert*innen akzeptiert werden. Dadurch geht wertvolles Wissen verloren. Journalist*in-

Menschlich bleiben in einer Welt mit KI – Darum ging es beim diesjährigen Art of Hosting Training.

nen verbinden diese Menschen und ihre Ideen virtuell, wenn wir Geschichten schreiben oder Filme schneiden. Was passiert, wenn wir sie im echten Leben verbinden?

Als R&D Fellow für Forschung und Entwicklung des Media Lab Bayern erforsche ich in meinem Projekt „Transformation Journalism“, was Journalist*innen von Design, partizipativen künstlerischen Strategien und Techniken aus Mediation, Moderation und Coaching lernen können, um interdisziplinär nachhaltige Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln, bestehendes Wissen der verschiedenen Akteur*innen zu verknüpfen und neues zu generieren.

Immer wieder fiel mir bei meiner Recherche „The Art of Hosting and Harvesting“ (AoH) auf:

Die Kunst, gute Gespräche zu ermöglichen. AoH ist ein Set von Methoden, um Räume und Situationen zu schaffen, die Menschen zusammenbringen, um gemeinsam an komplexen Herausforderungen zu arbeiten und Veränderungen zu gestalten.
Teilnehmende des Art of Hosting Trainings tauschen sich zu ihren Trainingserfahrungen aus.

Im „Kreisdialog“ z.B. regelt ein symbolischer Stein das Rederecht. Wer den Stein hält, spricht – die anderen hören zu. So können Meinungen geäußert werden, ohne sofort Gegenrede oder Unterbrechung zu erfahren. Während diese ruhige, respektvolle Art der Kommunikation hilft, ein gemeinsames Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu entwickeln, ist die Stärke der Methode des „World Cafés“, schnell viele Lösungsansätze für komplexe Probleme zu generieren. Es treffen sich jeweils vier bis fünf Teilnehmer*innen an einem kleinen Tisch und diskutieren über eine vorher klar definierte Frage. Nach 15 bis 30 Minuten wird der Tisch gewechselt, und ein dynamischer Prozess entsteht, bei dem sich die Ideen von Runde zu Runde weiterentwickeln. Neben vielen weiteren Methoden, um Gespräche zu ermöglichen und Ideen zu generieren, werden Ergebnisse von den Gastgebern (Hosts) der Art-of-Hosting-Veranstaltung permanent „geerntet“ und an einem zentralen Ort für alle zugänglich gemacht.

Um herauszufinden, ob „Art of Hosting“ den journalistischen Werkzeugkasten sinnvoll erweitern kann, habe ich Ende August an einem AoH-Training teilgenommen. Ich war beeindruckt, wie leicht es den 13 Hosts gelang, das straffe Programm mit 74 Teilnehmer*innen durchzuziehen, immer pünktlich von einem Programmpunkt zum nächsten überzugehen und dabei Nähe und Vertrauen zwischen vorher Fremden zu schaffen. Eine begeisternde Veranstaltung, die das Versprechen einlösen konnte, Ideen für komplexe Probleme durch Schwarmintelligenz zu entwickeln.

Es wurde aber auch schnell klar, wer fehlte. Beim Training waren wir eine ziemlich homogene Gruppe aus Akademiker*innen, Menschen aus der Politik und dem Verwaltungs- und Bildungssektor, die politisch eher liberal-progressiv eingestellt sind. Genau die Menschen, die man bei so einer Veranstaltung erwartet. Menschen mit Migrationshintergrund und andere marginalisierte Gruppen, klassische Arbeiter*innen und Menschen mit eher konservativer Einstellung waren kaum dabei. So wurde die Chance verpasst, einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft abzubilden. Ein Training ist allerdings nicht das Gleiche wie eine inhaltliche Veranstaltung, die nach Art-of -Hosting-Prinzipien organisiert wird. Bei einem Bürger*innenrat z.B. werden Teilnehmende per Losverfahren eingeladen, wodurch normalerweise eine größere Diversität erreicht wird. Aber auch bei einem Zufallsverfahren besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wichtige Expertise verloren geht. Genau hierin liegt die Chance für Journalist*innen, Art of Hosting entscheidend zu erweitern. Sie können die kritische Lücke zwischen den allfällig interessierten Menschen und den zufällig ausgewählten füllen, wenn sie gezielt die Menschen einladen, die sie während ihrer Recherchen kennengelernt haben. Menschen mit großer Expertise, die gemeinhin nicht als Expert*innen wahrgenommen und dadurch leicht übersehen werden. Dadurch besteht eine Chance, die dringend nötigen gesellschaftlichen und ökologischen Transformationsprozesse einen großen Schritt voranzubringen.

Text: Uwe H. Martin ist Journalist, Künstler und Designer. Er beschäftigt sich mit der Rolle des Journalismus in Bezug auf gesellschaftliche Transformation. Dieses Jahr hat Uwe am AoH-Training teilgenommen und seine Eindrücke und Reflexionen dazu in diesem Text verarbeitet.

Dieser erweiterte Ansatz soll die klassischen journalistischen Prinzipien nicht ersetzen, sondern ergänzen. Unabhängigkeit, kritisches Hinterfragen und die Wächterfunktion bleiben zentrale Elemente des Journalismus. Die Integration von Art-of-HostingMethoden kann dazu beitragen, diese Prinzipien in einer sich wandelnden Gesellschaft neu zu interpretieren und wirksam umzusetzen.

Es geht darum, Journalismus neu zu denken – nicht als einseitige Informationsvermittlung, sondern als aktiven Prozess des Zuhörens, Verbindens und Moderierens.

what?

15.000 Euro für die beste Idee

Wolfurt lässt Bürger*innen entscheiden

Was wäre, wenn Bürger*innen selbst entscheiden könnten, welches Projekt aus der Bevölkerung in ihrer Gemeinde umgesetzt wird? In Wolfurt ist dies 2024 durch das erste Bürger*innen-Budget Realität geworden. Bürger*innen sollten aktiv in die Gemeindegestaltung einbezogen werden und die zukünftige Richtung mitbestimmen können. Ziel war es damit, gemeinsam mit dem Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) einen weiteren Grundstein für eine nachhaltige Beteiligungskultur zu schaffen.

Beim Beteiligungsfest feierten die Wolfurter*innen das Siegerprojekt des Bürger*innen-Budgets.

Von der Einreichung bis zur Feier: Der Weg des Bürger*innen-Budgets in Wolfurt

Alle Bürger*innen waren eingeladen, leitbildkonforme Ideen einzureichen, die das Gemeinwohl fördern und Wolfurt lebenswerter machen. Die Projekte durchliefen eine Machbarkeitsprüfung und wurden in einer ko-kreativen Projektschmiede gemeinsam mit Interessierten weiterentwickelt. Am Ende stimmten die Bürger*innen ab – eine neue Kneipp-Anlage erhielt die meisten Stimmen und 15.000 Euro für die Umsetzung. Das Beteiligungsfest, bei dem das Siegerprojekt gefeiert wurde, war ein vorläufiger Höhepunkt des Pilotprojekts. Die größte Freude wird schlussendlich die Einweihung der neuen Kneipp-Anlage darstellen.

Mit Transparenz und Engagement: So meisterte das Kernteam die Herausforderungen

So viel positive Resonanz es auch gab; das Bürger*innenBudget brachte auch Herausforderungen mit sich. Besonders deutlich wurde der hohe zeitliche und personelle Aufwand, den die Organisation des Prozesses bedeutete. Im Rathaus herrschte anfangs Skepsis, insbesondere was den Aufwand der Verwaltung betrifft. Einige hatten Bedenken, dass die Umsetzung komplett in den Fachabteilungen landen würde. Mit der Zeit und durch eine transparente Kommunikation und aktives Miteinbeziehen der Verwaltung drehte sich diese Vorannahme und einige Mitarbeitende erklärten sich sogar bereit, in verschiedenen Rollen aktiv mitzuarbeiten. Für das Kernteam, bestehend aus Franziska Hattler und Tina Winkler, war der zeitliche Aufwand jedenfalls groß. Andere Projekte und Aufgaben mussten hintangestellt werden. „Der persönliche Austausch mit den Beteiligten war für uns sehr wichtig. Diese Arbeit erforderte viel Zeit und Energie, hat uns aber auch viel Freude bereitet, weil wir gemeinsam etwas Neues schaffen konnten“, so Tina Winkler. Eine weitere Herausforderung des Bürger*innen-Budgets war die Mobilisierung der jüngeren Generation. Jugendliche für die Teilnahme an solchen Formaten zu begeistern, bleibt eine Aufgabe, die in Zukunft verstärkt angegangen werden muss.

Erfolgsrezept: Hybride Formate und starke Netzwerke

Trotz der Herausforderungen war das Bürger*innen-Budget ein Erfolg: Zehn Projektideen wurden eingereicht, und 212 Menschen beteiligten sich an der Abstimmung. Hybride Formate aus Online- und Präsenzbeteiligung ermöglichten es allen Bürger*innen teilzunehmen. Der engagierte Unterstützungskreis trug durch Mundpropaganda zum Erfolg bei. Die Veranstaltungen, allen voran das Beteiligungsfest und die Projektschmiede, erhielten durchwegs positives Feedback. Um die Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde zu stärken und Orte der Begegnung zu ermöglichen, will die Gemeinde solche Veranstaltungen künftig regelmäßiger durchführen.

Text: Tina Winkler, BA BA Öffentlichkeitsarbeit und Medien bei der Marktgemeinde Wolfurt seit Dezember 2018. Bachelorstudium Transkulturelle Kommunikation an der Uni Wien. Bachelorstudium Vergleichende Literaturwissenschaft an der Uni Wien.

Text: DI Franziska Hattler Klima, Energie, Umwelt, Mobilität bei der Marktgemeinde Wolfurt seit Juni 2023. Masterstudium Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU in Wien.

Franziska Hattler und Tina Winkler präsentieren die Beteiligungsplattform.

Von leer zu lebendig

Wie ungenutzte Räume zu Begegnungsorten werden

Wie kann Leerstand kreativ genutzt werden, um Einsamkeit entgegenzuwirken? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung „LeerRaum für Begegnung: Gemeinsam gegen Einsamkeit“ am 21. September im Rahmen des Poolbar Festivals. Fünf inspirierende Gäste präsentierten Ideen, wie ungenutzte Räume zu lebendigen Orten der Begegnung werden können – und wie schon kleine Gesten im Alltag Türen für neue Begegnungen öffnen können.

Text: Kira Hoffmann

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Vorarlberg ist heute voller Leerstand: leerstehende Häuser und Wohnungen, verlassene Gasthäuser, für die keine Nachfolge gefunden werden kann, und alte Industriehallen, die längst stillgelegt sind. Während viele Räume leer stehen, füllt sich das Leben vieler Menschen mit Einsamkeit.

Laut dem „Austrian Health Report 2023“ fühlen sich insbesondere junge Menschen unter 30 Jahren zunehmend einsam. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Ein Schlüssel liegt darin, echte Verbundenheit zu erleben – wenn Menschen einander begegnen und gemeinsam aktiv werden.

Veranstaltung „LeerRaum

Die
für Begegnung“ fand in der Alten Spinnerei von F. M. Hämmerle statt.

1846

… gründete der Dornbirner Unternehmer Franz Martin Hämmerle eine der größten Textilfabriken Vorarlbergs . Die Spinnerei in Feldkirch-Gisingen, die zwischen 1892 und 1894 entstand, beschäftigte bis zu 400 Mitarbeiter*innen und gehörte zu den modernsten des Unternehmens . 130 Jahre nachdem das erste Garn auf den Spinnmaschinen gesponnen wurde, wird die einstige Fabrikhalle zu einem Ort der Begegnung …

Freiwilliges Engagement als Mittel gegen Einsamkeit

Freiwilliges Engagement bietet genau diesen Raum: Hier treffen sich Menschen, teilen ihre Ideen, gestalten ihre Umgebung und spüren die Kraft einer Gemeinschaft. So wird freiwilliges Engagement nicht nur zu einem wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, sondern auch zu einem effektiven Mittel gegen Einsamkeit.

Wie das konkret aussehen kann, zeigte Gabi Hampson mit ihrem Impulsbeitrag über das Projekt W*Ort in Lustenau, das heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert. Das W*Ort ist ein Begegnungscafé, das vor allem Kindern die Möglichkeit bietet, ihr kreatives Potenzial zu entfalten. Sie können sich aktiv an der Gestaltung des Cafés und der Planung von Veranstaltungen beteiligen. Dabei übernehmen sie nicht nur Verantwortung, sondern erfahren auch Selbstwirksamkeit. Ein schönes Beispiel dafür ist die neunjährige Emilia, die eines Tages mit Mappe und Lageplan in der Tür stand, um einen Kleidertausch zu initiieren – ein Beweis dafür, dass es keine Altersgrenze für Beteiligung gibt. „Im W*Ort kennt man sich, es entstehen neue Verbindungen und man erlebt, dass die eigene Arbeit wirklich etwas bewirkt“, erzählt Gabi Hampson.

„Jeder Ort sollte sich fragen: Bin ich andockkompetent?“

Dass es auch nach oben keine Altersgrenze für Beteiligung geben soll, zeigte Verena Bonell-Folie mit dem Projekt D'Stubat in Wolfurt. Hier entsteht ein Begegnungsort, der an mehreren Stellschrauben drehen will: Wie kann man der Einsamkeit im Alter begegnen, Gesundheit fördern und Altersarmut lindern? Denn: Nicht nur junge Menschen fühlen sich zunehmend einsam. In Wolfurt lebt in jedem dritten Haushalt eine Person allein, ein Drittel davon sind Menschen über 60 –allein in einem Haus, das oft zu groß und still geworden ist.

„D'Stubat“ soll mehr als nur ein Café sein – ein lebendiger Treffpunkt, an dem ältere Frauen gemeinsam backen, sich austauschen, sich begegnen und Gemeinschaft erleben. Die Eröffnung ist für Ende des Jahres geplant.

„Andockräume“ nennt Eva Grabherr von okay.zusammenleben das, was der W*Ort in Lustenau bietet und in der „Stubat“ entstehen soll – Räume, die einladen, Begegnung ermöglichen und Menschen wieder näher zusammenbringen. So entstehen echte Kontakte und ein Gefühl der Zugehörigkeit. „Jeder Ort sollte sich fragen: Bin ich andockkompetent?“, sagte Eva Grabherr. Es reiche nicht, Räume einfach zu öffnen. Sie müssen so gestaltet sein, dass sich Menschen willkommen fühlen. Sichtbarkeit und Zugänglichkeit sind entscheidend –ein einfaches „Wir sind offen“ reicht nicht aus.

Die leerstehende Spinnerei wird zum Ort der Begegnung.

Begegnung dort ermöglichen, wo Menschen sind

Der Zugang zu Begegnungen kann zum Beispiel davon abhängen, wie und wo die Einladung ausgesprochen wird. Bertram Strolz vom Institut für Positive Psychologie betonte in seinem Impuls, wie wichtig es sei, Menschen dort abzuholen, wo sie ohnehin hinmüssen – etwa bei der Müllsack-Abholstelle oder der Anmeldestelle bei der Stadt. „Warum nicht solche Orte nutzen, um zu Begegnungsveranstaltungen einzuladen?“, fragte er.

In der anschließenden Diskussion wurden auch konsumfreie Räume als zentrale Möglichkeit hervorgehoben, um Menschen ohne Druck zusammenzubringen. Die Impulsgebenden waren sich einig: Jeder Begegnungsort sollte auch Bereiche bieten, in denen man einfach sein kann, ohne etwas kaufen zu müssen. Gerade am Wochenende sind solche Räume unverzichtbar, um der Einsamkeit entgegenzuwirken.

Kleine Gesten gegen Einsamkeit

In der Diskussion wurde auch deutlich, dass es neben den Begegnungsorten auch Zeit füreinander und echte Aufmerksamkeit braucht, um Einsamkeit zu begegnen. Eva Grabherr nannte ein anschauliches Beispiel aus ihrem Alltag: Im Bus setzt sie sich bewusst auf Plätze, die sie sonst meiden würde – und plötzlich ergeben sich Begegnungen, die sie sonst verpasst hätte. Es sind diese kleinen Gesten, die Türen öffnen. Bertram Strolz ergänzt, dass oft schon ein einfaches Grüßen der Einsamkeit entgegenwirken kann. „Es ist die Beharrlichkeit des Guten“, sagte er treffend. Solche alltäglichen Gesten können Menschen spüren lassen: Du bist nicht allein.

Leerstand als Chance –Räume mit Leben füllen

Zum Abschluss eine Vision: Was wäre, wenn wir alle leerstehenden Objekte in Vorarlberg mit Leben füllen könnten? Wenn jede verlassene Villa, jede stillgelegte Halle und jedes leerstehende Gasthaus zu einem Ort der Begegnung würde, an dem Menschen Gemeinschaft erleben? Die Veranstaltung in der alten Spinnerei in Gisingen hat gezeigt, dass diese Vision greifbarer wird, wenn Menschen gemeinsam anpacken, mutig kreativ werden und Leerstand nicht als Problem, sondern als Chance verstehen. Die Veranstaltung „LeerRaum für Begegnung“ war eine Einladung an uns alle, Räume mit Leben zu füllen und zu erkennen, dass in jedem Leerstand das Potenzial für ein lebendiges Miteinander schlummert.

Eva Grabherr (links) und Fabian Rebitzer (rechts) waren zwei der fünf Impulsgeber*innen des Abends.
Die Teilnehmenden verfolgen gespannt die Inputs der Gäste.

Voll anstrengend und bringt eh nix?

Wir haben uns mit gängigen Vorbehalten rund um Beteiligungsprozesse auseinandergesetzt

Mitte Mai dieses Jahres ging die fünfte „Lange Nacht der Partizipation“ (LaNaP) an der Polytechnischen Schule Dornbirn über die Bühne. Dabei teilten 35 Projektgeber*innen mit rund 200 Teilnehmenden ihre ermutigenden Geschichten. Die Veranstaltungsreihe bietet Raum für Inspiration und Vernetzung und lädt gleichzeitig ein, selbst aktiv zu werden und die Welt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten ein Stückchen besser zu machen. Im Bewusstsein, dass es bezüglich des sperrigen Worts Partizipation viele Vorbehalte gibt, hat sich Redakteurin Simone Fürnschuß-Hofer eine kleine paradoxe Intervention erlaubt und Besucher*innen mit den gängigsten Einwänden konfrontiert. Das sind deren Antworten ...

Vorbehalt #1:

Voll anstrengend, wenn alle mitreden!

aber auch voll schön, wenn man damit die Vielfalt von der Sicht zu gewissen Dingen oder Aufgaben erkennen kann. In unserer schnelllebigen Zeit, wo nur noch an der Oberfläche wahrgenommen wird, gilt es vermehrt neue Blickwinkel wahrzunehmen. Wer sich Zeit nimmt, auch andere Aspekte anzuhören, abzuwägen und einzubinden, kann letztlich eine erfolgreichere Umsetzung seines Zieles sicherstellen.“

Hans Punzenberger, 63, Gründer der Plattform Klimacent

Text: Simone Fürnschuß-Hofer Journalistin und Projektgestalterin

Voll anstrengend und bringt eh nix?

Wir erfahren nur in demokratischen Atmosphären und Prozessen ein Gefühl der Gleichwertigkeit. Selbst wenn es mehr Zeit und Energie kostet, lohnt es sich, ALLE anzuhören, ernst zu nehmen und zu beteiligen. Denn dahinter stehen Perspektiven, die ihre Daseinsberechtigung haben, und jede nicht inkludierte Stimme ist eine fehlende Stimme zu viel.“

Sümeyra Coşkun-Ilhan, 27, Erziehungs- & Literaturwissenschaftlerin, Obfrau MIMOSA-Frauenverein

Vorbehalt #2:

Am Schluss entscheidet dann ja doch wieder die Politik.

Partizipationsprozesse sind wichtig und können sehr wohl Entscheidungen beeinflussen. Gerade in Vorarlberg gibt es seit über zehn Jahren die gute Tradition des Bürger*innenrates, den auch Politiker*innen ins Leben rufen können. Die Entscheidung bleibt aber in einer repräsentativen Demokratie wie Österreich immer bei den Politiker*innen, die ins Amt gewählt worden sind. Ansonsten müsste man grundlegend das System ändern, zum Beispiel in eine direkte Demokratie.“

Daniel Furxer, 46, Politikwissenschaftler und Journalist

Es ist völlig okay, dass die Politik als die gewählte Repräsentanz entscheidet. Wichtig ist mir jedoch, dass die Politiker*innen den Bürger*innen auf Augenhöhe begegnen und die Erkenntnisse aus Beteiligungsprojekten ernst nehmen. Diese sollten die gleiche Wertigkeit bekommen wie andere, meist wirtschaftliche Faktoren. Frustrierend ist es, wenn man das Gefühl bekommt, Bürger*innenräte u. Ä. dienen der Scheinbeteiligung.“

Brigitta Soraperra, 55, Regisseurin, Kulturvermittlerin und leidenschaftliche Projekthebamme

Vorbehalt #3:

Partizipation kostet viel Geld und bringt nichts.

Erfahrungen, die ich von der LaNaP mitnehme: Austausch von Ideen und gemeinsames Weiterdenken und die Ermutigung zu sehen, dass sich viele für eine sozial-ökologisch gerechtere Gesellschaft einsetzen. Wichtig ist, sich zu verknüpfen, um gemeinsam an etwas zu arbeiten. Und das muss kein Geld kosten.“

Jürgen Mathis, 53, Pastoralassistent

Vorbehalt #4:

Wofür braucht es das bzw. wofür gibt es denn dann überhaupt die Politik!?

Die Politik kann Rahmenbedingungen schaffen für die Umsetzung einzelner Projekte, bei einem Projekt wie herz.com muss der Wille jedoch aus der Bevölkerung vor Ort kommen, um konkrete Maßnahmen – in unserem Fall gegen Einsamkeit –zu setzen. Es sind diese tatkräftigen Menschen in den Dörfern und Städten, die so viel an wirklicher Begegnung ermöglich, die kreative Ideen mit viel Mut umsetzen und Verantwortung in ihrem Sozialraum übernehmen.“

Thomas Hebenstreit, 54, Projektkoordinator PfarrCaritas Vorarlberg, eingereichtes Projekt „herz.com“

Vorbehalt #5:

Partizipationsprozesse haben doch nur eine Alibifunktion!

Durch partizipative Projekte wird jungen Menschen die Möglichkeit geboten, mitzudenken, mitzuplanen und mitzuwirken. Sie werden gehört und sehen ihre Ideen in der Umsetzung. Diese Prozesse zeigen ihnen: Ich kann etwas bewirken! Junge Menschen machen die Erfahrung, dass ihre Ideen und Meinungen einen Wert haben und es sich lohnt, diese mitzuteilen.“

Tabea Hampel, 30, Sozialarbeiterin in der Offenen Jugendarbeit Dornbirn

Ich erlebe im Verein „Aufblüherei – Begegnungsraum Garten“ in Feldkirch, wie unterschiedlichste Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, aufeinander zugehen, sich austauschen und miteinander die Natur entdecken. Selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, ist oft besser als zu warten, bis ‚die da oben‘ alles für einen richten. So kann echte Beteiligung gelingen.“

Brigitta Keckeis, 68, Pensionistin und Inklusionsbotschafterin

Digital mitmischen? So geht’s!

Tunnelspinne, Abtreibungen im Krankenhaus oder Unterflurbahn an der Pipeline? Besonders bei polarisierenden Projekten ist es oft sinnvoll, die Bevölkerung einzubeziehen. Aber wie funktioniert das? Das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) unterstützt Gemeinden und Regionen bei der Planung und Umsetzung von Beteiligungsprozessen.

Veranstaltungen sind häufig das Mittel der Wahl, um einerseits über Ideen und Vorhaben zu informieren und andererseits Meinungen aus der Bevölkerung einzuholen – gegebenenfalls auch durch Abstimmungen. Neben diesen oft bewährten Elementen bietet die digitale Teilhabe eine wertvolle und vor allem niederschwellige Möglichkeit zur Beteiligung.

Gemeinden und Regionen können kostenlos unsere Plattform vorarlberg.mitdenken.online nutzen. Bis November 2024 wurden dort bereits 44 Projekte mit insgesamt 6637 Beiträgen abgewickelt. Ein großer Vorteil ist die transparente Darstellung: Von der ursprünglichen Befragung über die Antworten bis hin zu politischen Stellungnahmen und Entscheidungen wird jeder Schritt nachvollziehbar dokumentiert. Wie im Schaubild gezeigt, sind die Befragungsmöglichkeiten sehr vielfältig. Von einfachen qualitativen und quantitativen Umfragen über die Markierung von Problemzonen auf Landkarten bis hin zur Verteilung von Budgets auf eingereichte Ideen – vieles ist möglich. Projekte können bei Bedarf auch nur für bestimmte Gruppen sichtbar sein.

Besonders gelungene Beispiele sind die digitale Beteiligung an der Sportstrategie Bregenz, das Projekt

„Koblach – Ort des Lernens“, der Aktionsplan LGBTIQ* des Landes Vorarlberg oder der aktuelle Prozess zur Zukunft des Großen Walsertals. Diese und alle anderen laufenden oder abgeschlossenen Prozesse sind online einsehbar.

Haben Sie während der Lektüre dieses Textes konkrete Ideen entwickelt, wie vorarlberg.mitdenken.online in Ihrer Gemeinde eingesetzt werden könnte? Dann sprechen Sie die Verantwortlichen vor Ort an oder melden Sie sich direkt bei uns, falls Sie selbst zuständig sind.

Text: Klemens Thaler

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Großer Weitblick im Großen Walsertal

Bürger*innen diskutieren über die Zukunft des Tals

Bewohner*innen des Großen Walsertals im Zukunfts.Dialog

Am 4. und 5. Oktober versammelten sich Bewohner*innen des Großen Walsertals zum Zukunfts.Dialog, um im Rahmen der „Werkstatt fürs Tal“ über die Entwicklung ihrer Region zu diskutieren. In intensiven Gesprächen wurden über zwei Tage hinweg Ideen und Empfehlungen erarbeitet. Das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) war in beratender Funktion dabei und erlebte hautnah, wie Menschen, die sich größtenteils zum ersten Mal begegneten, gemeinsam die Zukunft ihres Tals mitgestalteten – ein spannender Einblick in die Kraft von Dialog und Zusammenarbeit.

Text: Kira Hoffmann Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

„Das Zusammenkommen von Jung und Alt ist enorm wichtig!“

Johannes Studer, 25 zufällig ausgeloster Teilnehmer

Es war ein nebliger Nachmittag, als die „Werkstatt fürs Tal“ am vierten Oktober begann. Nach und nach trafen die Teilnehmenden in der Sporthalle der Biosphärenpark-Mittelschule in Blons ein. Als schließlich alle beisammensaßen, wurde schnell klar: Eine bunte Mischung von Menschen war hier versammelt. Genau das macht die „Werkstatt fürs Tal“ so besonders – sie steht allen offen. Mit dabei waren jüngere und ältere Menschen, aus unterschiedlichen beruflichen Kontexten und vielfältigen Familienkonstellationen. Menschen, die schon lange im Großen Walsertal verwurzelt sind, kamen mit solchen zusammen, die erst kürzlich zugezogen sind. Claudia Eller, eine Teilnehmerin aus Blons, die erst seit ein paar Jahren im Tal lebt, bemerkte: „Austausch und Begegnung sind unglaublich bereichernd. Ich habe viel über die Menschen und das Tal gelernt.“ Als jemand, der im Bildungsbereich arbeitet, nutzte Claudia den Zukunfts.Dialog, um ihre Ideen zur Zukunft der Schulen in der Biosphärenpark-Region einzubringen.

Der 25-jährige Johannes Studer wurde als eine von 140 Personen zufällig aus der Walser Bevölkerung ausgelost und zur Veranstaltung eingeladen: „Ich bin sehr überrascht gewesen, als die Einladung kam. Ich wäre sonst nie auf die Idee gekommen, dort mitzuwirken, weil ich es gar nicht mitbekommen hätte. Nun bin ich sehr froh, dabei gewesen zu sein. Es ist eine super Runde gewesen. Das Zusammenkommen von Jung und Alt ist enorm wichtig.“

„Statt sich zu beschweren, selbst anpacken!“

Sofia Jenny Teilnehmerin über ihre Motivation

Sofia Jenny erfuhr durch die Regionalzeitung „talschafft“ von der Veranstaltung und entschied sich mitzumachen: „Ich habe mir gedacht, man sollte sich nicht immer nur über alles beschweren, was schlecht läuft. Eigentlich sollte man sich mal engagieren und bewusst mitwirken.“ Sofia beschreibt ihre Erfahrungen als durchwegs positiv: „Ich gehe gestärkt aus dem Prozess. Es war nicht nur Gerede, sondern wir haben konkrete Dinge erarbeitet.“

Ob durch Zufallsauswahl, Zeitungsanzeigen, Werbung oder Weiterempfehlung – die Bewohner*innen des Walsertals fanden auf vielfältige Weise ihren Weg zum Zukunfts.Dialog. Genauso vielfältig wie die Einladungsmethoden sollten auch die Möglichkeiten sein, wie Menschen ihre Ideen in einen Beteiligungsprozess einbringen können. „Bei einem Beteiligungsprozess zur Zukunft des eigenen Lebensraumes ist es wichtig, unterschiedliche Formen der Beteiligung anzubieten“, sagt Annemarie Felder, die den Zukunfts.Dialog als Moderatorin begleitete. „Ergänzend zum Zukunfts.Dialog konnten die Walser*innen ihre Meinung und ihre Ideen auch über die Plattform vorarlberg.mitdenken.online einbringen.“

Der Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft hat für die Walser*innen oberste Priorität. Klimaschutzmaßnahmen und eine nachhaltige Landwirtschaft sollen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Ein sanfter Tourismus, der die Natur respektiert, soll die wirtschaftliche Entwicklung des Tals voranbringen. Gleichzeitig gelten der Ausbau des Nahverkehrs und des Radwegenetzes als wichtige Maßnahmen, um die Mobilität zu verbessern. Ebenso zentral ist die Stärkung der Gemeinschaft durch Begegnungsräume und die Förderung von Vereinen. Weitere Schwerpunkte sind bezahlbarer Wohnraum, regionale Wertschöpfung und Bildung. Zudem werden eine engere Zusammenarbeit der Gemeinden sowie die Förderung des Ehrenamts als Schlüssel für die Zukunft des Tals angesehen.

„Eben ein guter Boden hier im Walsertal!“

Annemarie Felder vergleicht die vielfältige Fauna und Flora des Großen Walsertals mit dem Potenzial und der Vielfalt an engagierten Menschen, die dort leben: „Wenn die Natur einer unserer Spiegel ist, dann verstehe ich, wieso hier so viele unterschiedliche Menschen in einem Saal zusammenkommen und so angeregte und lebendige Gespräche miteinander führen. Eben ein guter Boden hier im Walsertal!“

Nach zwei Tagen voller Diskussionen und Austausch war die Stimmung am Ende des Zukunfts.Dialogs spürbar positiv. Viele Teilnehmende, die anfangs unsicher waren, wie weit sie sich einbringen können, gingen mit neuen Eindrücken und einem erweiterten Blick nach Hause: „Man spricht normalerweise nur mit Menschen, die ähnlich denken wie man selbst. Doch hier wurde meine Blase aufgebrochen. Das macht ein bisschen offener“, erzählte ein Teilnehmer. Ein anderer gestand: „Gestern hatte ich keine Lust mehr und dachte, das ist nichts für mich. Aber heute Vormittag hat es mir richtig gut gefallen.“ Aus Skepsis wurde Begeisterung. Auch Sofia Jenny wurde von dieser Begeisterung angesteckt und formulierte ihren Tatendrang so: „Ich überlege mir jetzt, ob es in meinem Leben eine Projektidee gibt, die ich einbringen möchte, und gleichzeitig bin ich bereit mich selbst mehr zu engagieren und einzusetzen für das, was mir wichtig ist.“

Jung und Alt tauschen sich aus.

Wenn sich der Nebel

lichtet: Ein klarer Blick in die Zukunft

Der Zukunfts.Dialog setzte wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Leitbilds des Tals. Wenige Tage später wurden die Ergebnisse in die politischen Gremien getragen. Klemens Thaler vom FEB betonte: „Die Bürgermeister*innen und die Obfrau der Regio, Andrea Schwarzmann, waren durchwegs dankbar für die vielen Beiträge der Bürger*innen. In vielen Punkten sahen sie sich in ihrem Weg bestärkt, in anderen finden sich neue Impulse für politische Aushandlungsprozesse. Eine nächste Ausgabe der ‚Werkstatt fürs Tal‘ in zwei Jahren ist bereits in Planung.“ Bürgermeister Erich Kaufmann aus Blons fand bei der Abschlussrunde des Zukunfts.Dialogs klare Worte: „Danke für die vielen konstruktiven Diskussionen und Ideen. Wir müssen positive Mundpropaganda für solche Beteiligungsveranstaltungen machen. Das ist der effektivste Weg, um Menschen wieder zusammenzubringen. Ich danke euch allen für eure Mitarbeit.“

Yvonne Wolf, ebenfalls vom FEB, ergänzte: „Die Ideen aus dem Zukunfts.Dialog können der Region helfen, an wichtigen Stellschrauben zu drehen. Sie fließen unter anderem in das neue Leitbild und andere laufende Prozesse und Planungsinstrumente des Biosphärenparks Großes Walsertal ein.“ Zum Abschluss des Zukunfts-Dialogs versprach Ingo Türtscher, Geschäftsführer der REGIO Großes Walsertal: „Wir sorgen dafür, dass eure Ideen nicht nur gehört, sondern auch in die politischen Verhandlungen aufgenommen werden.“

Die REGIO, eine Organisation, die seit über 50 Jahren die regionale Entwicklung prägt, wird auch weiterhin eng mit der Bevölkerung zusammenarbeiten. Seit dem Jahr 2000 ist der Biosphärenpark Großes Walsertal institutionalisierte Form einer ganzheitlichen und nachhaltigen Gestaltung im Tal unter der Trägerschaft der REGIO. Kurz vor der Abschlussrunde am Samstagmittag lichtete sich der dichte Nebel, der das Tal bis dahin eingehüllt hatte. Die Sonne kam hervor und eröffnete den Blick auf das wunderschöne Große Walsertal – ein passendes Bild für die neu gewonnene Klarheit in den Köpfen der Teilnehmenden. Beim gemeinsamen Mittagessen genossen alle den weiten Blick, erfüllt von neuen Visionen für die Zukunft des Tals.

Großes Walsertal

Die sechs Gemeinden des Großen Walsertals beherbergen gemeinsam rund 3500 Menschen, die auf kommunaler Ebene von über 63 Gemeindevertreter*innen repräsentiert werden. Im Bewusstsein dessen, dass in der Kooperation vor allem für kleinere Gemeinden große Potenziale liegen, wird der Biosphärenparkregion schon heute ein großer Stellenwert beigemessen und stets nach neuen Möglichkeiten des Miteinanders gesucht.

St. Gerold

Thüringerberg

Blons Raggal

Fontanella

Sonntag

Gemeindevertreter*innen

Happy Birthday, Projektschmiede!

Zehn Jahre Projektschmiede in Vorarlberg, fünf Jahre in Lindau – ein doppeltes Jubiläum!

Text: Lydia Fischkandl Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Seit der Gründung 2014 hat die Projektschmiede in Vorarlberg über 500 Projekten dabei geholfen, sich weiterzuentwickeln. Dabei hat das Format auch die Landesgrenze überschritten: Seit 2018 ist es erfolgreich in Lindau etabliert. Dieses Doppeljubiläum wurde am 20. Juni im Club Vaudeville in Lindau gefeiert. Was genau steckt hinter dem Namen „Projektschmiede“? Wie funktioniert das Ganze? Was passiert mit den Projekten? Wir haben die Antworten!

Was ist die Projektschmiede eigentlich?

Kurz gesagt: Ein co-kreatives Format, bei dem Projekte und Ideen in kleinen Gruppen in drei aufeinander folgenden, strukturierten Runden weiterentwickelt werden. Klingt nach harter Arbeit? Ja, aber mit viel Spaß und kreativen Impulsen!

Seit wann gibt es die Projektschmiede? Seit 2014 in Bregenz, dann folgten rasch Projekte in Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Frastanz, im Montafon, im Bregenzerwald und im Großen Walsertal. 2018 überschritt die Projektschmiede die Grenze nach Deutschland und Lindau übernahm das Format. Mittlerweise gibt es auch Projektschmieden in Liechtenstein und der Schweiz sowie eine Online-Variante.

Ich stecke in meinem Projekt fest. Kann die Projektschmiede mir helfen?

Absolut! Wenn ein Projekt ins Stocken gerät, bietet die Projektschmiede neue Perspektiven, externe Impulse und wertvolle Kontakte. Sie kann auch bei der Finanzierung oder Umsetzung unterstützen.

Braucht man Vorwissen, um an der Projektschmiede teilzunehmen?

Nope! Alles, was du brauchst, ist dein Lebens- und Alltagswissen. Damit bringst du wertvolle Perspektiven in die Projektschmiede ein und bereicherst das Ganze mit deiner Einzigartigkeit.

Welche Projekte haben bereits teilgenommen?

Die Vielfalt der Projekte, die mit Unterstützung in der Projektschmiede entwickelt wurden, ist beeindruckend. Beispiele dafür sind FreiDay – ein alternatives Lernformat, das Literaturhaus Hohenems, das Foodsharing-Projekt in Lindau, die Villa Kunterhund in Vaduz oder das Projekt „mit dir“, das Menschen über 65 dazu einlädt, sich aktiv in ihrer Nachbarschaft zu engagieren. Diese und viele andere Projekte haben bereits von der Projektschmiede profitiert.

Welche Wirkung hat die Projektschmiede auf die Teilnehmenden und ihr Umfeld?

Egal wo – eine Projektschmiede entfaltet Wirkung. Teilnehmende spüren, dass sie etwas bewirken. Der Austausch stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, fördert das Vertrauen in die Gemeinschaft und schafft eine Atmosphäre, in der Neues entstehen kann. Diese unsichtbaren Effekte, sind oft genauso wichtig, wie konkrete Projektergebnisse. Ein echter Mehrwert für alle Beteiligten!

Die Besucher*innen informieren sich über bereits durchgeführte Projektschmieden.

Was wird über die Projektschmiede gesagt?

Die Projektschmiede hat mich überrascht, denn sie ist eine professionelle, ehrenamtliche Möglichkeit, Projekte weiterzuentwickeln.“

Jürgen Iligasch

Stadtarchivar aus Lindau

Die Kultur des aktiven Zuhörens ist entscheidend, um auf die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft zu reagieren.“

Gisbert Schmitz

Beteiligungsbeauftragter Stadt Lindau

In Projektschmieden können Freundschaften entstehen. Menschen begegnen sich auf Augenhöhe und lassen sich auf neue Themen ein.“

Stefan Tittmann

Amt für Umwelt und Energie in St. Gallen

Gute Gespräche – Get it done!“

Stephan Schweiger Ideenkanal Liechtenstein

Die Gäste feiern das Doppeljubiläum.

Viele Menschen haben Schätze. In der Projektschmiede können sie ihre Rohdiamanten zu richtigen Edelsteinen schleifen.“

Monika Schanz Vertreterin des Bodenseekreises

Noch Fragen?

Falls Sie mehr zum Jubiläumsfest oder zum Format erfahren möchten, schauen Sie einfach auf projektschmiede.cc vorbei oder scannen Sie den QR-Code für weitere Informationen!

Projektschmieden

fanden im Jahr 2024 statt. Die Landesgrenzen wurden dabei überschritten.

Deggenhausertal

Uhlingen-Mühlhofen

Friedrichshafen

Berg

Ravensburg

Leutkirch

Kempten

Lindau

Wolfurt

St. Gallen

Feldkirch

Vaduz

Agenda 2030

Welche Strategien braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) bis 2030?

Text: Bertram Meusburger Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Fast 200 Menschen von Berlin bis Wien, von Chur bis Bezau trafen sich Ende 2023 im Festspielhaus Bregenz zu einer österreichweiten Nachhaltigkeitsveranstaltung.

Wer kennt schon die SDGs – also die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen? Und wie ernst nehmen wir es mit der Umsetzung? Eine berechtigte Frage nach der Halbzeit bis 2030. Und das bei einem Thema, das einerseits so groß im Anspruch, andererseits so konkret im Alltag spürbar ist. Immerhin haben sich 2015 zum ersten Mal in der Geschichte 193 Staaten auf eine solche gemeinsame Zielsetzung geeinigt.

Was wollte das FEB mit der Agenda-Tagung, die jedes Jahr in einem anderen Bundesland veranstaltet wird, erreichen?

Für Vorarlberg als Veranstalter war der Prozess die Strategie: Es fehlt bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele nicht so sehr das Wissen, was zu tun wäre, sondern das praktische Knowhow und das konkrete Engagement von Menschen, Kommunen und Organisationen, das auch gemeinsam Mut machen kann. Daher gab es viel Inspiration in den Exkursionsorten, viel Raum für den direkten Austausch mit erfahrenen Akteur*innen und dann ein gemeinsames Suchen nach hilfreichen Antworten. Und was bleibt als Essenz? Folgende Schlagzeilen fassen mehrere Diskussionsstränge der Tagung zusammen:

• Es braucht wirkliche Beteiligung!

• Reden wir weniger in einer technischen (Insider-)Sprache und mehr von Haltungen und Verantwortung!

• Es braucht ein gutes Narrativ, das unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen und Milieus mitnimmt, sowie Rahmenbedingungen, die diese Ziele auch in Gesetze gießen, und vor allem Räume für gute Zusammenarbeit.

• Und es braucht bei diesem anspruchsvollen Thema auch Raum für Humor!

Rückblick zur Tagung „Agenda 2030“

23. und 24. November 2023 in Bregenz, Vorarlberg

Österreichweite Tagung für Gemeinden und Städte zum Thema: „Welche Strategien braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der SDGs (Sustainable Development Goals)?“

Mit dabei: Rund 200 Teilnehmende aus Gemeinde- und Stadtverwaltungen, Landesbedienstete, Regionalmanager*innen, politisch Engagierte und Interessierte; Bundesministerin Leonore Gewessler (per Grußbotschaft) und Landeshauptmann Markus Wallner

Format: Vorprozess mit Prof. Martin Kornberger für alle Inputgeber*innen, zehn Geschichten aus der Praxis zur Umsetzung der SDGs; Exkursionen nach Egg, Hittisau, Nenzing und Rankweil; Zusammenfassung des Tages durch den Improvista Social Club; „Open Space“ am zweiten Tag mit anschließender Diskussion in der Fishbowl und Vortrag von Transformationsforscher Prof. Stefan Brunnhuber

Kurze Doku mit Videos

Ein persönlicher Rückblick auf die Agenda-Tagung 2023

ein Gespräch mit Gerald März

Welche Strategien braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der SDGs bis 2030?

Was für eine Frage?! Noch eine Nummer größer wäre nur noch die Frage nach dem Sinn des Lebens gewesen. Oder ist das nicht irgendwie dasselbe?

Entsprechend bunt und vielfältig waren die Beiträge der Teilnehmer*innen und Vortragenden. Manche leidenschaftlich und visionär, andere pragmatisch und nüchtern, zum Teil auch kontrovers und widersprüchlich. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich im Nachgang der Tagung meine Gedanken sortiert bekommen habe und diese in folgende vier Erkenntnisse zusammenfassen konnte:

• Helga Kromp-Kolb hat recht, wenn sie in ihrem Buch „Für Pessimismus ist es zu spät“ sinngemäß meint, dass es völlig okay ist zu dilettieren, wenn es um den Blick auf unsere Welt, unsere Gesellschaft und ihre Entwicklung geht. Sie schreibt: „Wenn wir uns aber nicht trauen, über unser eigenes Fachgebiet hinaus zu denken, werden wir für die komplexen Herausforderungen der Gegenwart keine Lösungen finden.“

Also: mich von anderen/m inspirieren lassen und gemeinsam Neues denken.

• Auch wenn ich es mir nicht so vorgenommen hatte: Ich suchte und fand auf der Tagung zahlreiche Bestätigungen für Meinungen und Standpunkte, die ich schon davor vertreten hatte. Das ist gefährlich, denn das fütterte nur mein Ego und meine Eitelkeit. Nicht gut! Ich hätte mich stattdessen auf die Suche nach Gesprächspartner*innen begeben sollen, diegegenteilige Meinungen vertreten. Nicht um zu versuchen, sie zu überzeugen, und auch nicht aus Lust an der Konfrontation, sondern um meine Bubble ein wenig zu punktieren, meine Komfortzone zu verlassen.

Angebote wie Open Spaces ermöglichen es, meine Komfortzone zu verlassen, aber ich muss es auch wollen.

Gerald März war als langjähriger Mitarbeiter von Vorarlberg Tourismus schon immer am Thema Nachhaltigkeit interessiert und hat sich nach der Tagung mit den vielen Anregungen beschäftigt.

• Das naive Träumen von einer besseren Welt fühlt sich zwar gut an, ist aber wenig hilfreich, wenn man es nicht schafft, die Wirklichkeit diesen Träumen zumindest ein Stück weit anzupassen. Ebenso muss man der Versuchung der Verzweiflung und Resignation widerstehen. „Es bringt doch alles nichts mehr, es ist doch ohnehin schon zu spät“ ist keine produktive Einsicht. Insofern war Prof. Brunnhubers Vortrag zur Finanzierung der Erreichung der SDG faszinierend beklemmend, eine Schockstarre aber ist nicht hilfreich.

Große Frage: Wie können wir trotz der manchmal erdrückenden Tatsachen mutig und zuversichtlich bleiben?

• Mein Vertrauen ist gestiegen, dass man mit strukturierter, systematischer und wirkungsorientierter Vorgehensweise viel erreichen kann. Sowohl Cordula Kreidl mit ihrer Mitmach-Region zu den Themen Ernährungssouveränität sowie Schul- und Gemeinschaftsverpflegung als auch Werner Schweizer, Bürgermeister der norddeutschen Gemeinde Klixbüll, haben gezeigt, wie das funktionieren kann.

Trotzdem bleibt die Frage: Sind die SDG tatsächlich erreichbar? Es gibt Widersprüche und Lücken, und viele bestehende Systeme werden nicht hinterfragt. Vielleicht ist SDG #17, „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“, der Schlüssel, um die anderen 16 Ziele zu erreichen. Doch warum sehen wir so wenig Fortschritt?

Um ins Handeln zu kommen, brauchen wir gelingende Kooperationen. Doch was macht eine erfolgreiche Zusammenarbeit aus? Der Spruch „Die Leidenschaftlichen träumen von einer besseren Welt, die Nüchternen bauen sie“ trifft es gut: Wir brauchen beides –Leidenschaft, um eine starke Vision zu verfolgen, und Pragmatismus, um sie umzusetzen.

Eben dazu braucht es Kümmerer, klare Zuständigkeiten und Regeln, aber auch Übersicht, Zeit und Sorgfalt. Gute Vorarbeit und Kommunikations-Know-how usw. Alles kleine Dinge, die wir als Kulturtechnik der Kooperation aus dem Projektmanagement, der Selbstorganisation und der Beschäftigung mit sozialen Systemen kennen. Die SDG sind dabei ein praktischer Leitfaden zwischen Nordstern (ein gutes Leben für alle, heute und künftig) und den „dezentralen und agilen Handlungen“.

Meine Antwort auf die Frage nach den nötigen Strategien? Neben guten Rahmenbedingungen ist vor allem flächendeckende Kooperation entscheidend. Wir können das – und die, die es noch nicht können, können es lernen.

Yuval Noah Harari sagte: „Unser Erfolg beruht auf unserer Fähigkeit, in großer Zahl zu kooperieren.“ Lasst uns zeigen, dass er recht hat.

Bei der Tagung trafen sich Menschen aus unterschiedlichsten Regionen und beruflichen Kontexten. Wir haben mit vielen gesprochen und einige um eine Rückmeldung gebeten.

Hat sich die Anreise von Deutschland zur Tagung „AGENDA 2030 für Städte und Gemeinden“ gelohnt? Mit Leichtigkeit: Ja! Die Exkursionen nach Hittisau und den anderen Orten, die ImpulsVorträge, das Zusammentreffen mit den Akteur*innen aus Vorarlberg und anderen Teilen Österreichs bis aus dem Norden Deutschlands. Die grandiosen Räume im Kongresszentrum, auch die erleichtern das Miteinander-Denken und -Wirken. Für uns, angereist aus Berlin, Darmstadt, Heidelberg, war’s jeden Zugkilometer wert: Thematisch, kollegial, kulinarisch, methodisch –nicht zuletzt wegen der „Zuggespräche“ und dem end-genialen Improtheater. Gerne wieder!“

Beate Heimberger, Fritz Walter, Daniel Hirschler Transformations- und Positive-Change-Expert*innen

Bei der Agenda-2030-Tagung durften wir als Gemeinde Langenegg präsentieren, welche Bedeutung die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für unser Dorf haben. Wir stellten unseren Bürger*innenbeteiligungsprozess zur Entwicklung unseres Dorfzentrums vor.

Auf der Tagung habe ich wertvolle Tools kennengelernt, die uns als Gemeinde helfen, unsere Projekte und Strategien besser an den SDGs auszurichten, die Orientierung zu bewahren, uns mit den richtigen Fragen zu beschäftigen und gut zu entscheiden.

Besonders inspirierend war der Austausch mit Vertreter*innen anderer österreichischer Gemeinden. Dabei wurde klar, dass viele Herausforderungen ähnlich sind und wir viel voneinander lernen können. Bedauerlich war die geringe Teilnahme politischer Vertreter*innen aus Vorarlberger Gemeinden. Hier wäre die Chance gewesen, mehr über die strategische Bedeutung der SDGs für Gemeinden zu erfahren.

Für die erfolgreiche Umsetzung der SDGs braucht es meiner Meinung nach genau das: systematisches Lernen voneinander und eine kontinuierliche Kommunikation über die Nutzung der SDGs als strategischen Rahmen.“

Katharina Fuchs

Langenegg

Die Agenda-2030-Veranstaltung überzeugte durch eine abwechslungsreiche Gestaltung von Formaten, Vorträgen und Austausch in Gruppen. Für eine niederschwellige Verbreitung wären solche Veranstaltungen wichtig und inspirierend für Menschen außerhalb der thematischen Blase, auch um mit konkreteren Umsetzungen eine breitere Masse damit in Berührung zu bringen.

Als Beispiel haben sich die 83 LEADER-Regionen in Österreich im Bereich der Wirkungsmessung von Regionalentwicklung gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) auf einheitliche Wirkungsindikatoren verständigt und diese mit den entsprechenden SDGs verbunden, um die gesammelte Wirkung in einer für alle verständlichen und kompakten Auswertung sichtbar zu machen.“

Die Tagung war eine tolle Möglichkeit, uns mit verschiedenen Akteur*innen aus Städten und Gemeinden zu vernetzen, die an der Umsetzung der SDGs arbeiten. Besonders die Exkursionen haben uns viele neue Inspirationen geliefert Wichtig erscheint uns, dass es gute „Landeplätze“ für die SDGs in den Gemeinden, Städten und Regionen gibt. Das können Gemeindeentwicklungsprozesse sein, aber auch Schulen, Unternehmen oder engagierte Vereine und Menschen. Genauso wichtig ist auch eine einfache „Übersetzung“ und Kommunikation der Nachhaltigkeitsziele. Das versuchen wir in Oberösterreich zum Beispiel mit dem Workshopformat GemeindeNavi Agenda 2030, welches wir Gemeinden kostenlos zur Verfügung stellen.“

Johannes Meinhart, Lena Füßlberger Regionalmanagement OÖ

Günther Humer OÖ. Zukunftsakademie Leitstelle Agenda.Zukunft

Mit dem Prozess 21 einigt man sich auch mit 200 Menschen schnell auf die wichtigsten Fragen.

Das Format ist die Botschaft.

Warum haben wir bei diesem ernsten Thema nur so viel gelacht?, haben sich einige nach der Tagung gedacht. Nach der langen Vorbereitung war klar, dass es viel um emotionale Botschaften gehen wird: Mut, Durchhaltevermögen, Optimismus. Aber wie soll Optimismus entstehen, wenn die Fakten erdrückend sind? Freude entsteht, wenn Menschen von ihren Erfahrungen offen erzählen, wenn wir uns lebendig, kritisch austauschen und durch neue Ideen und tieferes Verstehen Hoffnung geweckt wird. Eine Zusammenfassung muss nicht nur trocken daherkommen, sondern kann auch als Bähnlefahrt inszeniert werden, in der wir uns alle als kreative und spontane Menschen erleben und erstaunliche Geistesblitze zum Besten geben. Da bleibt mitunter viel mehr in Erinnerung und senkt die Hürde, sich zu verbinden. Es geht ja nicht um Perfektion, sondern um das Lernen, wie Kooperation gelingen kann. Und die kann man nicht erzeugen, sondern sie entsteht am besten in entspannter, fokussierter Atmosphäre.

Was heißt das für das FEB? –Elegante nächste Schritte

Nachhaltige Entwicklung ist komplex und häufig bestimmt durch Zielkonflikte. Es genügt nicht, einen Plan aufzustellen, Maßnahmen zu definieren und diese linear abzuarbeiten. Voraussetzung ist jedenfalls ein klarer Auftrag für die Umsetzung – aus mehreren Gründen, v.a. aber um Ressourcen zu mobilisieren und Prioritäten zu setzen. Und damit ermöglicht wird, dass verschiedene politische und wirtschaftliche Akteure sowie die Zivilgesellschaft in eine gemeinsame Richtung arbeiten.

Wenn die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen zur Umsetzung der sogenannten „Sustainable Development Goals (SDGs)“ ein Beschluss des Vorarlberger Landtags vom 17. November 2021 und der Prozess „Marke Vorarlberg“ sind, der das Ziel hat, Vorarlberg bis 2030 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu machen, stellt sich die Frage: Was wäre in Zukunft u.a. notwendig und wünschenswert:

Vernetzung relevanter Akteure und strategisch Verantwortlicher

Innovations-Impulse: Good practice aufzeigen und davon lernen (Geschichten des Gelingens)

Mögliche Förderungen darstellen und Kooperationen unterstützen

Feedback und Monitoring: Klarheit, wo wir stehen.

Wind of Change: Neue Rhythmen, frische Energie

In unserem Team hat sich dieses Jahr viel bewegt! „Time to say goodbye“ hieß es für Christiane, die eine neue berufliche Herausforderung annimmt. Seit April sorgt Dagmar im Sekretariat dafür, dass alles reibungslos läuft. Christoph ist aus der Bildungskarenz zurück und übernimmt mit frischer Energie wieder den Bereich Freiwilliges Engagement. Klemens betreut ab sofort die Plattform vorarlberg.mitdenken. online und die Projektschmieden. Stefan geht für ein Jahr und lässt sich zum Ambassodor für offene Technologielabore ausbilden und Judith wagt nach ihrer Bildungskarenz den

Schritt in die Selbständigkeit – wir wünschen ihr viel Erfolg!

Kira steht als neuer Verwaltungspraktikantin und Nachfolgerin von Lena ein abwechslungsreiches Jahr bei uns bevor. Wir freuen uns sehr auf das gemeinsame Wirken.

Mehr dazu beim deep talk mit uns.

Das aktuelle FEB-Team: (Von links nach rechts): Kriemhild Büchel-Kapeller, Klemens Thaler, Bertram Meusburger, Yvonne Wolf, Dagmar Fontain, Lydia Fischkandl, Julia Stadelmann, Kira Hoffmann, Michael Lederer, Christoph Kutzer

Musikalische Morgendämmerung: Unsere Playlist des Umbruchs

Was kommt nach dem Ende der Nacht? Im FEB haben wir uns dieser Frage musikalisch angenähert und nach Liedern gesucht, die unseren Gedanken und Stimmungen den passenden Ausdruck verleihen.

Jede*r von uns hat einen Song beigesteuert, der den Übergang in den neuen Morgen symbolisiert. Eine Person fragt mit dem Song „Where is my mind?“, wie man in dieser Welt überhaupt Orientierung findet? Eine andere fühlt, dass „Wenn die Nacht am tiefsten“ ist, ein neuer Anfang in Sicht kommt. Drei weitere stellen sich den Morgen vor, mit „Sunrise“ und „Morgenrot.“ Der Gedanke, was nach dem Ende der Nacht kommen könnte, kann auch aufwühlen und erfordert Mut – so wählte jemand den Song „Courage“.

Auch die Frage, wer mit einem das neue Morgen gestaltet, kann entscheidend sein. So fragte sich eine Person: „Kommst du mit?“, während eine andere erkannte, dass „Vorwärts ist keine Richtung“ helfen kann, die eigenen Wege zu finden und nicht den Weg, den alle gehen. Und schließlich wählte jemand „Respect“ – etwas, das wir auch im Morgen füreinander und für unsere eigenen Wege mitbringen sollten.

Jetzt sind Sie dran: Können Sie erraten, wer welchen Song ausgewählt hat? Viel Spaß beim Rätseln!

Titel und Personen verbinden

Where is my mind? / Pixies

Wenn die Nacht am tiefsten / Ton Steine Scherben

Sunrise / Norah Jones

Sunrise / Coldplay

Anthem / Leonhard Cohen

Courage / Sigrid Horn

Morgenrot / Herbert Pixner

Imagine / John Lennon

Vorwärts ist keine Richtung / Hannes Wittmer, Spaceman Spiff

Kommst du mit? / Liedfett

Respect / Aretha Franklin

Spotify Playlist

Bertram Meusburger
Dagmar Fontain
Kira Hoffmann
Lydia Fischkandl
Stefan Lins
Yvonne Wolf
Michael Lederer
Kriemhild Büchel-Kapeller
Klemens Thaler
Julia Stadelmann
Christoph Kutzer

Zahlen 2024

Stunden

6,23 %

Nachhaltige Entwicklung

8,94 %

Öffentlichkeitsarbeit

19,31 % Systemleistungen

Personaleinsatz nach Arbeitsbereichenin Prozent

Herkunftsländer

zählten wir bei unseren Teilnehmer*innen (Beispiel Agenda-Tagung)

Geplanter Sachaufwand in Euro: 642.500

Nachhaltige Entwi

Rausblick

„Es muss normal werden, sich für das Klima zu engagieren!“

Im

Gespräch mit Ann-Kathrin Freude

schildern zwei

Schülerinnen,

wie sie den gesellschaftlichen Einsatz für den Klimaschutz sehen.

Text: Ann-Kathrin Freude

Ann-Kathrin hat Architektur studiert und arbeitet mittlerweile als Journalistin. Sie hat das Investigativ-Startup „The Marker“ sowie den Nachhaltigkeitsverein „pure leben“ gegründet. Die gebürtige Stuttgarterin lebt seit sieben Jahren in Vorarlberg.

„Es muss normal werden, sich für das Klima zu engagieren!“

Im Oktober 2023 erhielten zwei Schülerinnen des Sacré Coeur Riedenburg in Bregenz, Victoria (16) und Michaela (16), eine außergewöhnliche Gelegenheit: Gemeinsam mit ihrer Klasse nahmen sie an einer Agenda-Tagung im Festspielhaus Bregenz teil. Dort diskutierten Vertreter*innen aus Kommunen und Ländern Österreichs über die regionale Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs). Später reisten die beiden in das kleine, aber beeindruckend fortschrittliche Klixbüll in Norddeutschland. Dort wurden sie vom Bürgermeister, den sie bereits auf der Tagung als inspirierenden Referenten kennengelernt hatten, in die Transformation seiner Gemeinde eingeführt.

2. Kein Hunge

und der ehemaliger Bürgermeister Werner Schweizer.

Die SDGs, die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, sollen dazu dienen, Herausforderungen wie Armut, Hunger, Ungleichheit und Klimawandel zu bewältigen. Schnell erkannten die Schülerinnen, dass diese Ziele untrennbar miteinander verbunden sind. Michaela betont: „Wenn man das SDG 13, den Kampf gegen den Klimawandel, nicht umsetzt, sind die anderen wertlos, weil es dann den Planeten nicht mehr so gibt, wie wir ihn jetzt kennen und wie er lebenswert ist.“

In Klixbüll konnten die Schülerinnen hautnah erleben, wie eine kleine Gemeinde die SDGs in den Alltag integriert. „Die SDGs sind dort überall präsent“, erzählt Victoria. „Zum Beispiel beim Gemeindezentrum: Dort ist der Kindergarten, und die dort umgesetzten SDGs sind direkt sichtbar. Auch auf den Carsharing-Autos sind die SDGs abgebildet. Sie sind einfach überall.“

Diese Exkursion veränderte ihre Perspektive auf die konkrete Umsetzung nachhaltiger Ziele. Besonders beeindruckt waren sie von der Bürger*innenbeteiligung und der Tatsache, dass die Gemeinde ihre eigenen Windräder betreibt, um die Energiewende und das Carsharing zu finanzieren. Der Bürgermeister von Klixbüll, Werner Schweizer, sei ein Vorbild, das nicht nur mit Herzblut für die gemeinsame Sache kämpft, sondern dabei bescheiden bleibt. „Er hat nicht gesagt, was er alles macht, aber er macht so viel“, betont Victoria. „Sein Workshop auf der Tagung dauerte nur eine Dreiviertelstunde, aber es hat gereicht, um uns zu inspirieren.“

Klixbüll ist eine kleine Gemeinde mit nur rund 1000 Einwohner*innen. Das Ziel ist hochgesteckt: Alle Bürger*innen sollen sogenannte Weltbürger*innen werden. Das heißt, weniger als zwei Tonnen CO2 jährlich zu verbrauchen.

Die Schüler*innen

Wie kann eine so anspruchsvolle Transformation gelingen?

Auch die anschließende Klassenreise nach Hamburg hinterließ einen bleibenden Eindruck. Dort bewunderten sie die innovative Stadtentwicklung. Michaela erklärt: „In Hamburg bauen sie Hochhäuser aus Holz und entsiegeln Flächen, damit das Wasser wieder versickern kann. Sie sind dort einfach schon viel weiter.“ Diese Beobachtungen führten zu einer Diskussion über die Notwendigkeit nachhaltiger Städte in Österreich. „In Österreich könnten wir schnell nachhaltig werden, weil die Flächen schon da sind“, meint Michaela. Besonders die Begrünung von Städten und klimagerechtes Bauen sieht sie als große Chancen.

Kritisch sehen die Schülerinnen auch andere politische Versäumnisse in Österreich. Das „Gießkannenprinzip“ bei der Ressourcenzuteilung empfinden sie als ineffektiv. Victoria erklärt: „Beim Klimabonus zum Beispiel bekommen alle das Gleiche, egal ob arm oder reich oder ob die Empfänger sich engagieren oder nicht. Das ist nicht fair. Man müsste das Geld anders verteilen.“ Beide fordern einen stärkeren Fokus auf langfristige Lösungen und die Belohnung nachhaltigen Verhaltens.

Für Victoria und Michaela ist klar: Gemeinschaft und Zusammenarbeit sind entscheidend. „Wenn es keine Gemeinschaft gibt, die zusammenhilft, geht es nicht“, sagt Victoria. Diese Erkenntnis gelte nicht nur für den Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch für viele andere Lebensbereiche. Michaela ergänzt: „In der Schule merkt man auch, wie es ist, wenn manche nicht mitarbeiten. Das beeinflusst alle. Genauso ist es in der Gesellschaft.“

Die beiden sehen generell große Chancen in der Kraft der Gemeinschaft. Um die Menschen dazu zu bewegen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, könne man stärker auf Belohnungen setzen. Victoria: „Oder auch auf eine Art Gruppenzwang. Denn wenn es alle machen, dann funktioniert es automatisch.“ Statt dem einen großen Ziel „Bekämpfung des Klimawandels“ müsse man die Problematik außerdem auf kleinere, kurzfristige Ziele herunterbrechen. Das sei verständlicher und motivierender. „Wie in der Schule. Da teilt man die Schularbeiten auch auf das ganze Jahr auf.“ Besichtigung eines Windparks.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist für die beiden die Frage der Gerechtigkeit. Besonders in Bezug auf Klimaflüchtlinge sieht Victoria großen Nachholbedarf in Österreich. „Wenn Menschen Hilfe brauchen, sollten sie aufgenommen werden“, betont sie und stellt fest, dass eine stabilere Welt automatisch zu mehr Klima- und Umweltschutz führen würde.

Trotz der Kritik und der realen Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels bleibt die Grundstimmung der Schülerinnen optimistisch. „Angst gibt es schon viel“, räumt Victoria ein, „aber das ist vielleicht nicht die richtige Emotion, um den Klimawandel anzugehen. Man sollte hoffnungsvoll sein. Denn wenn man keine Hoffnung mehr hat, wird es schwierig.“ Michaela stimmt zu, hebt jedoch hervor, dass eine gewisse Angst auch als Antrieb dienen kann: „Wenn man keine Angst vor Hurricanes hat, wird man nichts unternehmen.“

Die engagierten Schülerinnen zeigen eindrucksvoll, dass der Einsatz für Nachhaltigkeit kein Thema der fernen Zukunft ist – es muss jetzt gehandelt werden. „Wenn sich jeder ein Thema raussucht, das ihn interessiert, und damit zu einer Verbesserung unserer Welt beiträgt, wäre das Ziel ja schon schnell erreicht“, fasst Victoria ihre Erkenntnisse zusammen.

Mit Bürger*innenräten in die Zukunft: Ukrainische Delegation zu Gast in Vorarlberg

Mit der Vision einer aktiven Bürger*innenbeteiligung beim Wiederaufbau der Ukraine im Gepäck reiste eine Delegation aus sechs Pilotgemeinden der Ukraine quer durch Österreich. Vom 17. bis 21.

September 2024 besuchte sie Vorarlberg, Salzburg und Wien im Rahmen des Europarat-Projekts „Strengthening democratic resilience through civic participation during the war and in the postwar context in Ukraine“.

Text: Lydia Fischkandl

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Vorarlberg als Vorbild

Der erste Stopp war Vorarlberg, wo Michael Lederer vom Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) das Vorarlberger Modell der Bürger*innenräte vorstellte. Im Fokus standen Fallbeispiele, die aufzeigten, wie das Format auf unterschiedlichen politischen Ebenen erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Vorarlberger Bürger*innenräte gelten als ein wegweisendes Modell für partizipative Demokratie, bei dem zufällig ausgeloste Bürger*innen gemeinsam Empfehlungen zu politischen Fragen erarbeiten. „Für die Delegation aus der Ukraine war es spannend zu sehen, wie partizipative Prozesse auch zu komplexen politischen Fragestellungen etwas beitragen können“, betont Michael Lederer.

Bereichernde Impulse für die Ukraine

Der Austausch hinterließ einen bleibenden Eindruck: „In vielen Orten in der Ukraine laufen schon jetzt Vorbereitungen zur Etablierung von Bürger*innenräten an. „Auch über Projektschmieden wird nachgedacht“, berichtet Michael Lederer begeistert nach seiner Rückkehr ins Büro. Besonders vor dem Hintergrund, dass in der Ukraine in den letzten Jahren keine regulären Wahlen abgehalten werden konnten, sind solche partizipativen Formate von großer Bedeutung. Sie bieten der Zivilgesellschaft eine Möglichkeit, sich aktiv in den politischen Prozess einzubringen und die demokratische Mitgestaltung zu fördern.

Einen weiteren Stopp machte die Delegation in Wolfurt. Hier hatte sie die Gelegenheit, etwas über das Pilotprojekt „Bürger*innenbudget Wolfurt“ zu erfahren. Die Gäste zeigten sich beeindruckt von der Möglichkeit, Bürger*innen direkt in die Verteilung öffentlicher Gelder einzubinden.

Weitere Stationen in Salzburg und Wien

In Salzburg erfuhr die Delegation, wie verschiedene Beteiligungsformate die Einbindung aller Bevölkerungsgruppen in Stadtentwicklungsprozesse fördern. In Wien überzeugten die „DemokratieWERKstatt“ des Parlaments und das Format der „Partizipativen Kinder- und Jugendmillion“, bei dem junge Menschen ihre eigenen Projekte mit einem Budget von einer Million Euro realisieren können.

Ein Stadtspaziergang im Bezirk Ottakring zeigte, dass Beteiligung auch ohne Wahlrecht funktionieren kann. Besonders die Wiener Klimateams demonstrierten, wie Bürger*innen aktiv in die Gestaltung des öffentlichen Raums und die Planung von und Entscheidung über Maßnahmen gegen den Klimawandel eingebunden werden. Die kürzlich zur „European Capital of Democracy 2024/25“ gekürte Stadt Wien entwickelt derzeit eine umfassende Demokratiestrategie.

Wertvolle Inspiration für den Wiederaufbau

Die Delegierten resümierten, dass ihre Reise durch Österreich wertvolle Impulse für den Wiederaufbau ihres Landes gegeben habe. Die verschiedenen Ansätze der Bürger*innenbeteiligung hätten viele Möglichkeiten für die Einführung partizipativer Formate in der Ukraine aufgezeigt. Ein erster Schritt wurde bereits gemacht: In Zvyahel fand unter Kriegsbedingungen kürzlich der erste Bürger*innenrat statt – ein bedeutendes Zeichen für die Stärkung der Demokratie in der Ukraine.

Im Einsatz für unsere saubere

Umwelt: Selbstverständlich?

Ja, selbstverständlich!

Bei der Landschaftsreinigung 2024 sammelten 16.000 Freiwillige in Vorarlberg rund 54 Tonnen Müll – eine Menge, die nicht durch Abfalleimer oder Kehrmaschinen zusammenkam, sondern von engagierten Bürger*innen in zahlreichen Gemeinden eingesammelt wurde. Sie sagen dem Littering dem achtlosen Wegwerfen von Abfall auf Straßen, in Parks und Gärten, auf Wiesen, Wäldern und am Wasser – den Kampf an und dafür gebührt Ihnen größter Dank und Anerkennung. Ist das irgendwie, naja, selbstverständlich?

Die Tatkraft und Entschlossenheit von 16.000 Menschen sind inspirierend und verdeutlichen, dass Veränderung möglich ist, wenn alle zusammenarbeiten. Bei Wind und Wetter draußen zu sein, für eine saubere Umwelt einzustehen und den Abfall anderer in Säcken wegzutragen, erfordert Willen und Überzeugung. Nämlich die Überzeugung, dass das, was man tut, irgendwie selbstverständlich ist. Genauso erschreckend wie auch beeindruckend die tonnenweise zusammengetragenen Abfallmengen bei den jährlichen Sammel-

aktionen sind, genauso wenig selbstverständlich ist der Einsatz der Freiwilligen bei der Landschaftsreinigung. Das kann man nicht einfordern, man kann niemanden dazu zwingen. Man muss aber auch nicht darum betteln, man muss niemanden überreden. „Es ist wieder Landschaftsreinigung; machst du mit?“: „Natürlich!“, „Eh klar, logisch!“ und „Jo fix, bin dabei!“

So klingt es doch oft, wenn engagierte Vorarlberger*innen immer wieder zeigen, dass sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu einer gemeinschaftlich geprägten und lebenswerten Umgebung beizutragen. Ganz egal, ob Landschaftsreinigung, Radeln ohne Alter oder kreative, inspirierende und zeitintensive Bürger*innenbeteiligungsprojekte in den Gemeinden – das vielseitige Engagement ist der Schlüssel für gesellschaftliches Vorankommen und positive Veränderung.

Ein besonderes Highlight: Die Ausstellung „Vom Aufheben“ im vorarlberg museum präsentierte kuriose Fundstücke in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Gemeindeverband. Sie lud zum Nachdenken und Mitmachen ein – ein Schritt zu positiver Veränderung. Kuriositäten erzählten ihre eigene Geschichte.

Text: Simon Groß Simon Groß, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Vorarlberger Gemeindeverbands, bringt mit innovativen Formaten wie Ausstellungen Themen wie Abfallvermeidung, Umwelt und Beteiligung in die Öffentlichkeit.

Ein Blick nach Lech:

Jugendbeteiligung, die wirklich wirkt

Lech soll ein Ort sein, an dem junge Menschen gerne leben und sich gut entfalten können. Die Abwanderung junger Leute soll gestoppt und ihre Anliegen sollen stärker in die Gemeindepolitik integriert werden. Doch wie kann das gelingen?

Text: Yvonne Wolf

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Alles begann Ende 2023 mit dem Wunsch, Jugendliche aktiv in die Gestaltung der Zukunft Lechs einzubeziehen. Das Ziel vor Augen, wurde ein Weg beschritten, dessen Ende völlig offen war.

Der erste Schritt war die Gründung einer Projektgruppe, bestehend aus Jugendlichen und Gemeindevertreter*innen. Die erste gemeinsame Aufgabe war, eine Umfrage zu erstellen, um Meinungen, Bedürfnisse und Wünsche junger Menschen einzuholen. Diese Ergebnisse flossen direkt in einen Jugendrat ein, der bereits für Februar 2024 geplant war. Der gesamte Prozess wurde von Annemarie Felder mitkonzipiert und begleitet.

Der Beginn einer neuen Ära: Jugendliche gestalten aktiv ihre Zukunft in Lech

16 motivierte Jugendliche – die einen nervös, die anderen voller Vorfreude, manche beides – kamen am 24. Februar 24 zusammen, um miteinander über die Zukunft ihrer Heimatgemeinde zu diskutieren. Per Zufall wurden Jugendliche aus dem Melderegister gelost und zur Mitwirkung eingeladen –dadurch wurden auch junge Menschen erreicht, die sich bisher wenig oder gar nicht an Prozessen dieser Art beteiligten. Sie hatten die Gelegenheit, ihre Vorstellungen für die Zukunft von Lech gemeinsam im Jugendrat zu diskutieren und sich mit folgender zentralen Frage auseinanderzusetzen:

Lech

Wirksamkeit wird spürbar: Begeisterung und die Kraft der Jugendbeteiligung

Der Jugendrat bot einen lebendigen und inspirierenden Austausch, in dem die Jugendlichen sich gehört und ernst genommen fühlten. Sie schätzten es, verschiedene Standpunkte zu hören und gemeinsam klare Schwerpunkte zu setzen. Die offene Atmosphäre ermöglichte es ihnen, neue Themen zu entdecken und ihren Horizont zu erweitern, was den Zusammenhalt und die Motivation, Ideen weiterzuverfolgen, stärkte. Für die Jugendlichen war es ermutigend, ihre Anliegen intensiv zu besprechen, auch wenn nicht alles sofort umsetzbar war. Der Jugendrat hat gezeigt, dass Jugendbeteiligung wirkt und dass viele Jugendliche entschlossen sind, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinde mitzuwirken.

Der Jugendrat in Lech bot einen lebendigen und inspirierenden Austausch.

Ein Blick in die Zukunft

Die Resonanz auf die Präsentation in der Gemeindevertretung im Juni 2024 war durchwegs positiv. Das Engagement der Jugendlichen wurde gelobt und gleichzeitig versprochen, ihre Anliegen ernst zu nehmen und nach Möglichkeit umzusetzen. Bürgermeister Gerhard Lucian betonte: „Es kamen Ideen und Vorschläge zu vielen Themen, die uns auch in der Gemeindepolitik beschäftigen. Dies zeigt, dass unsere jungen Menschen nicht nur am Freizeitvergnügen orientiert sind, sondern sich auch Gedanken machen, wie Lech für sie lebenswert bleibt und was für eine gute Zukunft für alle getan werden müsste.“ Es war schnell klar: Dieser Austausch sollte keine einmalige Angelegenheit bleiben. Der Jugendrat war somit mehr als nur ein Treffen – er war der Beginn einer neuen Ära der Jugendbeteiligung in Lech.

Im Sommer folgten Workshops, um die Gründung eines ständigen Jugendrats vorzubereiten, der regelmäßig die Anliegen der Jugend in die Gemeindepolitik einbringen wird. Gemeindevorstand Elias Beiser unterstreicht: „Was mich sehr beeindruckt hat, war die Tiefe des Austausches beim Jugendrat. Dass sie es sehr geschätzt haben, eingeladen und gefragt zu werden, motiviert mich, an der Etablierung von Jugendbeteiligung dranzubleiben. Bis zum Winter sollen die Statuten beschlossen sein und der Jugendrat kann starten.“

Stimme der Jugendlichen

Jugendbeteiligung ist wichtig für eine positive Gegenwarts- und Zukunftsentwicklung

Die Einführung des ständigen Jugendrats in Lech ist ein bedeutender Schritt für eine lebendige Demokratiekultur und eine inklusivere, jugendfreundlichere Gemeindepolitik. Jugendbeteiligung ermöglicht jungen Menschen nicht nur, an der Gestaltung ihrer Zukunft mitzuwirken, sondern fördert auch das Vertrauen in demokratische Prozesse und stärkt das Gefühl, Teil des Systems zu sein. Dadurch erkennen sie die Möglichkeiten der Mitbestimmung und nehmen sie aktiv wahr. Die Jugendlichen in Lech sind motiviert, ihre Projekte voranzutreiben und weiterhin aktiv an der Gemeindepolitik teilzunehmen und ihre Stimme für Veränderungen einzusetzen, was nicht nur ihnen selbst, sondern der gesamten Gemeinde zugutekommt. Die Zukunft des Jugendrats sieht vielversprechend aus, denn seine Stimmen werden gehört und können echte Veränderungen bewirken.

Jugendbeteiligung, die wirklich wirkt

16Jahre

„Mir würde gefallen, wenn es einen Raum gibt, wo wir uns treffen können. Da arbeite ich auch gerne mit. Der Jugendrat hat mir sehr gut gefallen.“

18 Jahre

„Es hat mir sehr gut gefallen, gemeinsam mit anderen Zukunftsperspektiven für Lech zu entwickeln. Wir konnten aufzeigen, was uns wichtig ist und was man in Lech alles machen könnte.“

Ctsno a n t i n Koch,

„Dass unsere Meinung gehört wird, das freut mich. Wir denken gerne mit, was für die Zukunft von Lech wichtig ist. Ich bin gespannt, was wir gemeinsam umsetzen werden.“

„Der Jugendrat ist eine gute Möglichkeit, in die Entwicklung der Zukunft einbezogen zu sein. Wir leben hier und werden unseren Ort aktiv mitgestalten.“ ilOiv

Lech 2050 Ein attraktiver Ort für junge Menschen

Ständiger Jugendrat Lech ab 2025:

10–15

Jugendliche im Alter von 15 – 25 Jahren

Regelmäßige Treffen des Jugendrats

• ca. 1x im Quartal Bericht in der Gemeinderatssitzung

• Gremien der Gemeinde Lech können den Jugendrat zur Beratung hinzuziehen

• jährliches eigenes Projekt-Budget

• hybride Treffen (analoge oder digitale Anwesenheit möglich)

Briefe von Kalle

Wie riecht die gute Zukunft?

Hallo zusammen, habt ihr mich schon vermisst?

Keine Sorge, Kalle is back –als treuer Brieffreund.

Nun hab ich schon länger nichts mehr hören lassen von mir. Das liegt daran, dass ich mich intensiv weitergebildet hab. Jawohl. Und das mit dem Schreiben und Denken kann ich auch nicht ganz lassen. Ich hab Folgendes gelernt: Gesellschaftlicher Fortschritt ist wie eine Pendelbewegung. Einmal schlägt sie nach links, hält kurz inne, nimmt scheinbar Anlauf, um dann geschwind nach rechts auszuscheren. So geht es dahin. In Zeitabständen, die ich mir gar nicht vorstellen kann. Hunde haben nämlich ein ganz anderes Zeitgefühl als die menschliche Spezies, müsst ihr wissen. Wir orientieren uns an festen Abläufen, das gibt uns Sicherheit. Läuft mal etwas anders, als wir es kennen, reagieren wir mit Unsicherheit. Oder großer Neugierde. Mhmm, ist das so viel anders bei euch Menschen? Außerdem sind wir einsame Spitze, wenn es darum geht, Gerüche zu orten und wahrzunehmen. Je länger etwas her ist, desto weniger intensiv der Geruch. Eh klar. Da frag ich mich: Wann riecht's mal wieder richtig nach Hoffnung?

Wenn ich so durch die Straßen spazier' und in die Gesichter der Menschen blicke, überkommt mich das Gefühl, aktuell befindet sich die Welt nicht gerade auf der dem Fortschritt zugewandten Seite. Oder stimmt das gar nicht? Ist die Lage besser als die Stimmung? Viele Tatsachen sprechen dafür, dass der Ausgang dieser aktuellen Geschichte nicht gut sein wird. Es gibt aber auch eine gute Nachricht. Denn: Wahrscheinlichkeit ist keine Sicherheit. Zukunft ist noch immer offen, gestaltbar und voller Möglichkeiten. Für eine gute Zukunft zu arbeiten ist weder dumm noch naiv, sondern ich finde das sehr klug. Genauso übrigens wie Fred Luks, Ökonom, Nachhaltigkeitsforscher und Publizist sowie Autor des Buches „Die Ökonomie der Großzügigkeit: Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden“. Er weist darin sehr deutlich auf die Unterscheidung von Hoffnung und Optimismus hin. Es gäbe wenig Grund für Zweiteres aber wo kommen wir hin, wenn wir nicht mehr hoffen? Denn, und das macht sie vielleicht so kraftvoll, diese Hoffnung: Wer sie hat, verfügt über eine andere Perspektive auf das Kommende. Sie hilft, aktiv zu bleiben. Superpower Hoffnung also. Die wünsche ich euch allen.

Bussi, Baba, euer Kalle

Ich bin Kalle, Bürohund in Pension und treuer Brieffreund.

Vorstellungskraft

Dialogkultur

Buch Florence Gaub, die auch beim FAQ zu Gast war, schafft es, komplexe Zusammenhänge anschaulich zu vermitteln und unseren Optimismus ohne Naivität zu stärken. Die Fähigkeit des Menschen, sich Zukunft vorstellen zu können, ist ein enormer Vorteil, den wir nutzen sollten. Ein inspirierendes Werk für alle, die sich mit den Herausforderungen und Chancen der kommenden Jahrzehnte auseinandersetzen möchten.

Zukunft – Eine Bedienungsanleitung

Florence Gaub

Podcast Wie können wir in einer komplexen und sprunghaften Welt gute Entscheidungen für die Zukunft treffen? Michael Lederer, Leiter des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, war zu Gast beim Podcast Convention Partner Vorarlberg und spricht dort über die Balance zwischen Chaos und Ordnung und das Wunder unverhoffter Lösungen durch Art of Hosting.

Art of Hosting

Convention Partner Vorarlberg: #37

Podcast mit Michael Lederer FEB

Faktenmut

Buch „Wann immer in mir Ängste aufkommen, dass die Welt noch mehr aus den Fugen gerät, nehme ich dieses Buch der Familie Rosling zur Hand. Für mich stellt Factfulness das Pendant zu allen Miesmachern und Weltuntergangspropheten dar und gibt mir neue Kraft, nicht aufzugeben.“

Factfulness

Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund, Ola Rosling

Empfehlung: Gerhard Stübe

Webseite/Tool e-parti.eu steht für digitale Jugendbeteiligung, bindet junge Menschen mit digitalen Tools ein, ermöglicht, ihre Ideen direkt in Entscheidungsprozesse einzubringen, und schafft neue Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Austausch.

E-Parti EU Jugendbeteiligung analog bis digital

Online Tools und praktisches Know-how

Zukunftsarchitektinnen

Film Mut und Dringlichkeit – das zeigt der neue Film über vier Frauen in der Gemeindepolitik. Welche Hürden meistern sie? Wo bringen ihre Ansätze positive Veränderungen? Welche Klima-Projekte treiben sie voran?

Frauen in den Orten der Zukunft Der Film stammt von der Initiative „Gleich.wandeln“, die sich für mehr Chancengleichheit auf lokaler Ebene am Weg zur Klimawende einsetzt.

Jugendstimme

Artikel 2023 vertrauten nur 48 % der Jugendlichen in Österreich dem politischen System. Korruption, Ungleichheit und fehlende Repräsentation belasten das Vertrauen. Wie dem entgegenwirken? Der Jugendklimarat in Dornbirn bot ihnen die Chance, klimabewusste Ideen einzubringen.

Wenn die Jugend mitentscheidet Elisa Heißenberger

Online Tools und praktisches

Know-how

Termine Bildungsprogramm für freiwillig Engagierte

MACHWAS! So begeistert ihr Jugendliche für eure Vereinsprojekte!

DO, 27.02.2025, 18:30 Uhr

Sie möchten Jugendliche für Ihren Verein gewinnen? Das aha-Team bietet mit den MACHWAS-Tagen eine ideale Gelegenheit: Vereine stellen sich vor und setzen mit Jugendlichen ein konkretes Projekt um. 2024 haben rund 1300 junge Menschen teilgenommen und dabei verschiedene Vereine im Ländle kennengelernt. Unter dem Motto „Gemeinsam Gutes tun!“ nutzen Vereine und Schulklassen die letzten Schultage, um ein sinnvolles Projekt zu realisieren und Kontakte zu Jugendlichen zu knüpfen. Andrea Gollob und Judith Thurnher (aha Jugendinfo) stellen das Projekt vor und entwickeln mit Ihnen Ideen für Ihre MACHWAS-Aktion.

Referentinnen: Andrea Gollob und Judith Thurnher (aha Jugendinfo) Ort: VHS Götzis

Kein Desaster mit dem Zaster –Finanzmanagement für Vereine

MO, 10.03.2025, 18:30 Uhr

Welche abgabenrechtlichen Vorschriften zu Gemeinnützigkeit, Steuerpflicht, Sozialversicherung und Buchführungsgrenzen gelten für Vereine? Wie sollte die Buchhaltung aussehen und wie läuft eine Kassaprüfung ab? Finanzexperte Axel Rubatscher zeigt anhand von Praxisbeispielen Stolperfallen auf und gibt Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. Auf individuelle Fragen und Problemstellungen aus dem Vereinsalltag wird gerne eingegangen.

Referent: Axel Rubatscher Ort: VHS Götzis

Vereinskommunikation:

Vom Chaos zur Ordnung mit WhatsApp & Co

DI, 11.03. 2025, 18:30 Uhr

Vereine, die ihre Vision wirksam vermitteln und ihre interne Kommunikation verbessern möchten, erhalten wertvolle Impulse und Tipps von Kommunikationsexperte Tobias Pöschl. Anhand von Praxisbeispielen aus Vereinen werden direkt umsetzbare Strategien vorgestellt, um die Kommunikation im Verein mit WhatsApp & Co. effizienter und übersichtlicher zu gestalten. Im Austausch werden Fragen der Teilnehmenden und konkrete Ansätze für die Vereinskommunikation besprochen.

Referentin: Tobias Pöschl Ort: online

Stress bewältigen –Burnout verhindern

DI, 18.03. 2025, 18:30 Uhr

Freiwilliges Engagement bereichert, kann aber auch stressig werden. Wie bleibt man trotz Vereinsarbeit und alltäglichen Herausforderungen entspannt? Der renommierte Psychiater, Psychotherapeut und Autor Reinhard Haller zeigt in diesem Vortrag Wege zur Stressbewältigung und gibt praktische Impulse, um langfristig gesund und motiviert zu bleiben.

Referent: Reinhard Haller Ort: VHS Götzis

Digitaler Vereinshelfer:

ChatGPT in der Vereinsarbeit

DI, 25.03. 2025, 18:30 Uhr

In diesem Workshop zeigen wir Ihnen konkret, wie ChatGPT im Vereinsalltag unterstützen kann – sei es bei der Kommunikation, der Veranstaltungsplanung oder der Mitgliederverwaltung. Vereinspraktiker und KI-Experte Marco Moosbrugger gibt praktische Tipps und zeigt, wie Sie KI sinnvoll für Ihren Verein nutzen können. Fallbeispiele aus Vereinen zeigen: Digitale Vereinshelfer sind keine Utopie. Ideen austauschen, anwenden, loslegen!

Referentin: Marco Moosbrugger Ort: online

Gemeinsam Ressourcen schonen: Nachhaltige Vereinsprojekte zum Mitmachen

DI, 01.04. 2025, 18:30 Uhr

Vereine, die Umwelt- und Klimaschutz mit ihren Vereinsaktivitäten verbinden, erreichen neue engagierte Mitglieder. Der Impulsabend zeigt inspirierende Beispiele zu nachhaltiger Mobilität, umweltfreundlicher Beschaffung, Abfallvermeidung und Energiekonzepten. Die vorgestellten Projekte schonen Umwelt und Vereinskasse. Das Projekt „Einfach Machen“ bietet Unterstützung und finanzielle Förderung für Ihre Ideen. Mit den Projektleiter*innen entwickeln Sie konkrete Ideen für Ihren Verein. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Vereinsleben nachhaltig zu gestalten!

Referent*innen: Martin Strele (Kairos) und Tamara Rohner (Energieinstitut Vorarlberg)

Ort: online

Risiko Ehrenamt? Recht, Haftung und Versicherung in der Freiwilligenarbeit

MO, 07.04. 2025, 18:30 Uhr

Jede Tätigkeit birgt Gefahren, auch die Freiwilligenarbeit. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten? Wie beugt man Schadenersatz- und Haftungsansprüchen vor? Welche Vorschriften gelten bei Veranstaltungen? Rechtsanwalt Claus Brändle steht mit Fachwissen und Erfahrung bereit, um rechtliche Fragen zu besprechen. Teilen Sie uns gerne Ihre Fragen bei der Anmeldung mit.

Referentin: Claus Brändle

Ort: VHS Götzis

Vorstandswechsel leicht gemacht: Einfache Wege zur erfolgreichen Übergabe

DI, 29.04. 2025, 18:30 Uhr

Fehlende Nachfolge im Vorstand? Mitgliederschwund? Keine Panik! Vereinscoach Hanu Fehr zeigt, wie clevere Vereinsstrukturen eine solide Basis für die Vorstandsnachfolge schaffen. Mit einfachen Maßnahmen gelingt eine nahtlose Übergabe von Verantwortlichkeiten und eine stärkere Mitgliederbindung. Die Teilnehmenden erhalten Einblicke in Best Practices und Werkzeuge für eine langfristige und stabile Vereinsführung.

Referent: Hanu Fehr

Ort: VHS Götzis

Leiten, Begleiten, Motivieren –die Kür der Vereinsführung

MO, 16.06. 2025, 18:30 Uhr

Ambition, Einfachheit, Teamgeist und Führung sind die wesentlichen Zutaten zum Erfolg von Vereinen. Diese Prinzipien und eine gute Entwicklung in den zentralen „Strategiefeldern“ des Vereinsmanagements helfen, Ihren Verein langfristig lebendig zu halten. In diesem Workshop fokussiert Isabel Baldreich auf die Führung und gibt Ihnen praktische Umsetzungsideen mit. Zudem erfahren Sie, wie es um Vereine in Vorarlberg steht und was erfolgreiche Vereine ausmacht.

Referent: Isabel Baldreich Ort: VHS Götzis

Weitere Termine:

Ideencamp

27.03.2025, Vaduz

Das Ideencamp wartet auf Sie: ein kreatives Labor für sinnvolle Projekte! Ob mit eigener Idee oder als Unterstützer*in –alle sind willkommen. Gemeinsam schmieden Sie Ideen, entwickeln sie weiter und bringt sie zur Umsetzung. Ein inspirierender Ort für alle, die mit Leidenschaft Neues bewegen wollen.

Infos und Anmeldung

Training für Engagement-Begleitung

25.01.2025, PlattformV Space, Dornbirn, 09:00 – 17:30 Uhr Wie gelingt es uns, neue Engagierte zu aktivieren? Das Training zur Gewinnung und Begleitung von Freiwilligen bringt Impulse, wie neue Ehrenamtliche angesprochen, unterstützt und langfristig eingebunden werden können. Teilnehmende werden von Freiwilligenkoordinator*innen aus vielfältigen Engagement-Bereichen angeleitet, erproben Methoden, tauschen sich aus und sammeln Ideen fürs Ehrenamt.

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Blick in die Glaskugel

Aus den tiefschwarzen Augen eines schwarzhaarigen Mädchens

Sie las die Hausaufgabe zigmal durch, doch verstehen konnte sie sie nicht. Na toll – ein Ketchup-Fleck prangte unverschämt mitten im Heft. Ihre jüngere Schwester neben ihr aß die Nudeln, die ihre Mutter für sie gekocht hatte. Die Lehrerin würde bestimmt schimpfen. Beide Eltern waren bei der Arbeit, die Brüder zockten. Es war schon dunkel, sie konnte die Aufgabe nicht lösen und ging zu den Nachbarn, in der Hoffnung, dass ihr jemand die Aufgabe ins Türkische übersetzen könnte. Doch da sie in einer sogenannten Türkenstraße lebte, in der niemand fließend Deutsch sprach, konnte ihr niemand helfen. Mit hängenden Schultern fragte sie sich auf dem Rückweg, wie sie als Volksschulkind eine Aufgabe lösen sollte, die nicht einmal die Erwachsenen verstanden. Ihr Blick streifte den Garten des Nachbarn. Plötzlich entdeckte

Text: Hatice Demirkir

Seit meiner Jugendzeit setze ich mich ehrenamtlich im Bereich der Jugendarbeit für das Empowerment von Menschen mit Migrationsbiografie und für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft ein. Aktuell leiste ich im Schulbereich Präventionsarbeit rund um die Themen Gewalt, Mobbing und Extremismus.

sie neben dem Baum etwas Merkwürdiges: eine Glaskugel, die leuchtend schimmerte. Die Knie des Mädchens berührten das Gras, und ihre neugierigen Augen richteten sich auf die Glaskugel. Sie blickte nun in die Zukunft:

Dort durften Kinder Kinder sein. Sie mussten keine Erziehungsaufgaben der Erwachsenen übernehmen. Kinder durften Kinder sein, sie mussten ihre Bäuche während der Pause nicht mit Wasser füllen, damit der Magen während des Tests nicht knurrte, weil die Eltern wie so oft keine Jause vorbereitet hatten. Kinder durften Kinder sein. Die Förderung ihrer Talente hing nicht von den Möglichkeiten und Perspektiven ihrer Eltern ab, sondern von Erwachsenen, die für sie da waren. Da waren, um sie zu stützen und zu unterstützen. Sie lächelten, erklärten, zeigten vor und ließen die Kinder ausprobieren. Erwachsene schufen Lernräume, in denen Kinder wie sie gedeihen und aufblühen konnten. Diese Räume waren keine Orte der Demütigung oder Degradierung, sondern boten Platz für alle Kinder – für Kinder, die so aussahen und klangen wie sie. Kinder durften Kinder sein, so wie sie nun einmal waren. Die Andersartigkeit wurde anerkannt und ihre Vielschichtigkeit wurde ihnen zugestanden. Kinder durften Kinder sein und waren nicht Spielball der Machtspiele der Mächtigen. Die mächtigen Erwachsenen nutzten ihre Macht, um sichere Räume zu schaffen, in denen nicht nur manche, sondern alle Kinder Schutz erhielten. Kinder gingen leichten Herzens in die Schule und kehrten nach Hause zurück mit Zuversicht und Selbstvertrauen. Dort durften Kinder einfach nur Kinder sein. Das schwarzhaarige Mädchen mit den tiefschwarzen Augen nahm ihr mit Ketchup beflecktes Heft und ging nach Hause. Die Farben der Glaskugel schimmerten nun in ihrem Herzen.

Wir sind der Überzeugung, dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden, und stellen uns eine Welt vor, in der langfristig ein gutes Zusammenleben für alle möglich ist.

Impressum

Herausgeber und Medieninhaber: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Regierungsdienste, Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, Landhaus, Römerstraße 15, 6901 Bregenz

Verlagsort: 6900 Bregenz

Herstellungsort: 6971 Hard

Hersteller: Hecht Druck, 6971 Hard Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens gedruckt.

Bildnachweise:

Super BfG w/ Adobe Firefly U. 1, S. 3, S. 6, S. 9, S. 12, S. 15, S. 16, S. 17; Angela Lamprecht S. 5, S. 10, S. 11, S. 54, S. 55, S. 67; Ursula Dünser S. 6, S. 35, S. 36, S. 37; MS Bludenz S. 8; Stadt Dornbirn S. 8; Florian Oberforcher S. 8; Rosa Merk S. 17; Lucas Breuer S. 18, S. 19, S. 20, S. 21; Darko Todorovic S. 23, S. 48, S. 49, S. 52; Dietmar Mathis S. 24; FEB S. 24, S. 30; Sonja Stefani S. 24; Europarat S. 25; Verein Kinderstube S. 27; 2024 VMN S. 28; BMX-Club Bludenz S. 28; Theo Fritsche S. 28; EUth S. 28; Alpenvereinsjugend Vorarlberg S. 28; Trachtengruppe Vandans Andreas Künk S. 28; OGV Alberschwende S. 29; FridaysFor-Future Vorarlberg S. 29; Verein PAMOJAMITANAND S. 29; Unsplash S. 29; Kirstin Hauk S. 31; Frauke Huber S. 32; FT Digital 2024 S. 33; Marktgemeinde Wolfurt S. 34; Ulla Wälder S. 38; Büro Magma S. 42, S. 44; Christian Flemming S. 47; Rosa Hoppe S. 53; Gerald März S. 50; Matthias HendrickxFischer S. 57, S. 62; Ann-Kathrin Freude S. 58; Susanne Hirner S. 59, S. 60; Berri Productions S. 62; Semih Morel S. 63; Annemarie Felder S. 64, S. 65; Judith Lutz S. 66; Hatice Demirkir S. 70

Amt der Vorarlberger Landesregierung Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Jahnstraße 13-15, 6901 Bregenz T +43 5574 511 20605

beteiligung@vorarlberg.at www.vorarlberg.at/feb

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