Gute Aussichten
Magazin für Ein- und Ausblicke 7 // Juni 2023
Hipp, hipp, hurra!
Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung im Rahmen des österreichischen Verwaltungspreises 2023 für das Projekt „Unser Verein“
Das innovative Impulsprogramm für Vereine und Initiativen, die mutig neue Schritte gehen wollen. Christoph Kutzer und Elisabeth Bleimschein-Ratz, hier zu sehen mit Sektionsleiter der Sektion „Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation“ im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, Christian Kemperle und Landesamtsdirektor Philipp Abbrederis, nahmen den Preis feierlich entgegen. Danke für die großartige Kooperation an die Fachgruppe UBIT Vorarlberg (Wirtschaftskammer Vorarlberg)!
2023: Willkommen im Jubiläumsjahr
10 Jahre partizipative Demokratie in der Landesverfassung
Was für ein Meilenstein: Die Richtlinie zur Durchführung und Einbettung von Bürger*innenräten in der Vorarlberger Landesverfassung feiert Geburtstag. Anlass genug für das FEB zu feiernaber auch um inne zu halten: Wohin geht der Weg in Sachen Beteiligung generell? Antworten darauf gibt die neue Beteiligungsstrategie. Sie bildet den Schwerpunkt dieser Ausgabe.
3
Gute Aussichten
Don’t forget to breathe!
Dieser gute Rat einer Prozessbegleiterin aus den USA, die vor Jahren Teil des Gastgeber*innenteams eines Art of Hosting-Trainings war, drängt sich die letzten Monate immer wieder in den Vordergrund. Oder anders ausgedrückt: Es gibt viel zu tun! Nicht nur bei uns im Büro, auch die Außenwelt wirkt mehr als ausreichend beschäftigt.
Bereits die siebte Ausgabe der Guten Aussichten liegt in Ihren Händen, werte Leserin, werter Leser. Darin geben wir Ihnen einen Einblick zu laufenden Projekten und dürfen Sie neugierig machen auf weitere Highlights der zweiten Jahreshälfte unseres Jubiläumsjahrs 2023!
Wir feiern nämlich einen runden Geburtstag: Bereits zehn Jahre ist es her, dass sich das Land Vorarlberg in seiner Verfassung zur partizipativen Demokratie bekannt hat und die Richtlinie zur Einberufung und Organisation der Bürger*innenräte (ja, wir gendern diesen Begriff jetzt bewusst!) erlassen wurde. Den Auftakt zu diesem Jubiläum bildete die Beteiligungsenquete im März. In diesem Rahmen wurden Impulse für eine neue Beteiligungsstrategie des Landes vorgestellt. Diesem Impuls widmen wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe.
Ab Seite 42 dreht sich alles um den EngagementBereich, denn auch hier tut sich vieles. So waren wir im April auf der Dornbirner Frühjahrsmesse „SCHAU!“ mit dabei, um dem Thema „Freiwilliges Engagement und Inklusion“ eine Bühne zu geben. Ein Vorbild in Sachen „Ehrenamt in der Gemeinde“ ist die Gemeinde Langenegg im Bregenzerwald, welche kürzlich eine eigene Engagement-Strategie ausgearbeitet hat. Und im Rahmen eines „EPA“-Trainings (Engagement Potential Aktivieren) wurden Freiwilligenkoordinator*innen methodisch und inhaltlich in ihrer Rolle unterstützt. Im Ausblick widmen wir uns einerseits dem Thema SDG – in einer etwas anderen Herangehensweise. Neugierige können gleich auf Seite 54 springen und sich von KI erstellten Zukunftsbildern inspirieren lassen. Auch der Blick in die Glaskugel widmet sich einer Zukunftsfrage: Otto Scharmer, einer der bekanntesten Transformationsforscher weltweit, beschäftigt sich damit, wie Führung in der Zukunft aussehen kann.
Michael Lederer
3
Editorial
Wie immer wünsche ich, im Namen des gesamten Teams, eine anregende Lektüre!
Begriffsdefinitionen
Politische
Wozu eine Beteiligungsstrategie?
Beteiligung als fixer Bestandteil von Politikgestaltung
Reinventing-Strategie
Über die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses: im Gespräch mit Martin Kornberger
Was verstehen wir unter Beteiligung? Eine Ein- und Abgrenzung
Demokratie im Wandel Entwicklungen und Herausforderungen
Von Beteiligung, Glück und der Notwendigkeit, Grundsatzfragen zu stellen
Expert*innen kommen zu Wort
Partizipatives Führen
Ein leuchtender Nordstern?
Herausforderungen und Ziele
Worauf gilt es besonders zu achten und was wird angestrebt?
Und nun?
Wie es weitergeht
Für eine Kultur der Beteiligung
Das war die Beteiligungsenquete
Wenn Namen Gesichter bekommen
Ein Erfahrungsbericht des Community of PracticeTreffens rund um Bürger*innenräte
Die aufgemalte Lösung über Nacht
Über die Wirkungen eines kommunalen Bürger*innenrates
Von der Tafel an’s Flipchart - und zurück!
Einblick in’s Team
Ein Blick hinter die Kulissen
Unnützes FEB-Wissen
Zahlen 2022/23
September – April
4 Inhalt Einblick 34 35 36 38 39 40 Schwerpunkt Impulse für eine Beteiligungsstrategie 10 11 12 14 16 18 20 24 30
Beteiligung und Partizipatives Führen
Für eine Kultur der Beteiligung S. 34
Illustrationen: Francesco Ciccolella
Langenegg: Ein Ehrenamts-Dorf voller Lebensfreude und Gemeinschaftssinn
Eine Bregenzerwälder Gemeinde geht mutige Schritte
Barrieren überwinden, zueinander finden!
Über das Impulsprogramm „Unser Verein Inklusiv“
Kennen Sie den Baum der Anerkennung?
Wie Engagement-Begleiter*innen sinnvoll unterstützt werden können
Ziemlich beste Jahre –sind Sie bereit dafür?
Das Gestalten und der Übergang in eine neue Lebensphase
54 56 58 59 60 62 64
Wie schaffen wir das mit der Umsetzung der SDG? Ein KI-generiertes Zukunftsbild
On the Road
Wo FEB-Wissen gefragt war Hochkonjunktur für den Feel-Good-Manager
Die aktuelle Kalle-Kolumne
Tipps
Was wir gerade hören, lesen, sehen und weiterempfehlen
Von gelungener Demokratieerfahrung Über Schüler*innenhaushalte in zwei Vorarlberger Pilotschulen
Termine
Unsere Angebote
Blick in die Glaskugel Platz für gute Aussichten von Otto Scharmer
5 Inhalt 42 44 48 50 Ausblick
Langenegg: Ein Ehrenamts-Dorf voller Lebensfreude und Gemeinschaftssinn S. 42
„Was ist mein Beitrag für eine gute, gerechte Welt?“
Die aktuelle Kalle-Kolumne S. 58
Ziele machen höchstens
mittelfristig und lokal Sinn. Zwecke hingegen sind Nordsterne, die unerreichbar sind und doch Energien mobilisieren und Orientierung geben.
Martin Kornberger
6
Schwerpunkt
7
Ziele machen höchstens mittelfristig und lokal Sinn. Zwecke hingegen sind Nordsterne, die unerreichbar sind und doch Energien mobilisieren und Orientierung geben.
Martin Kornberger
8
Vorarlberg wird besser. Wir brauchen alle.
Impulse für eine Beteiligungsstrategie
9
Politische Beteiligung
bezeichnet die aktive Teilnahme von Bürger*innen an politischen Prozessen und Entscheidungen, die die Gesellschaft und das Gemeinwesen betreffen. Ziel politischer Beteiligung ist es, die Mitbestimmung und Teilhabe aller Bürger*innen an Entscheidungen zu fördern und demokratische Prozesse zu stärken.
Partizipatives Führen
bezeichnet eine Führungsphilosophie, bei der unterschiedliche Anspruchsgruppen aktiv in Entscheidungsprozesse und Gestaltungsaufgaben einbezogen werden. Im Kontext politischer Entscheidungsprozesse bedeutet das, dass Führungskräfte beispielsweise Bürger*innen als gleichwertige Partner*innen betrachten und ihre Meinungen, Ideen und Anregungen in Entscheidungen und Veränderungsprozesse einfließen lassen.
10
Begriffsdefinitionen: Politische Beteiligung und Partizipatives Führen
Beteiligungsstrategie?
1 2 3 4
Gemeinsam bessere Entscheidungen treffen.
Das sind die zentralen Themenfelder des Impulses für eine Beteiligungsstrategie. Im Kern geht es darum, Beteiligung nicht als Projekt zu denken, sondern als integrativen Teil der Politikgestaltung. Das Einbeziehen unterschiedlichster Perspektiven über gut gestaltete Prozesse wird nicht gemacht, weil es zum guten Ton gehört, sondern weil dadurch bessere Entscheidungen entstehen. Das ist das Wozu.
Beteiligungskultur gestalten und stärken.
Wir haben uns die Frage gestellt, welches Verständnis wir in Zeiten von Unsicherheit und Komplexität überhaupt noch als – für uns – sinnvoll erachten. Strategie als Kompass, als richtungsweisend, aber nicht als Jahresplan in Stein gemeißelt. Martin Kornberger, über den Sie auf den folgenden Seiten gleich noch mehr erfahren werden, spricht in diesem Kontext vom „Nordstern“ – und bietet damit ein Bild an, das minimale kollektive Ausrichtung bei maximaler individueller Freiheit darstellt.
Inklusiver beteiligen:
Wir brauchen alle, um im Kollektiv besser zu werden.
Unser Nordstern ist ein neues Führungsverständnis und eine Art Reinventing des Beteiligungsbegriffs. Partizipatives Führen, also das selbstverständliche Miteinbeziehen aller Beteiligten, wenn es um Entscheidungsprozesse und Gestaltungsaufgaben geht, ist dabei zentral. Schaffen wir Beteiligungsprojekte ab – und sehen den Einfluss vieler Ideen, Gedanken und Meinungen in Entscheidungsprozessen als konstanten Bestandteil von Politikgestaltung. Soweit die Vision. Für die Arbeit des FEB stellt die Strategie wichtige Leitplanken dar, wie wir unsere Arbeit verstehen und unserem übergeordneten Ziel, eine lebendige und integrative Beteiligungskultur zu etablieren, näher zu kommen.
Ein neues Führungsverständnis ist dabei
zentral: Partizipatives
Auf den folgenden Seiten finden Sie den Kern der Impulse für eine Beteiligungsstrategie. An dieser Stelle nur ein Auszug. Wer sich vertiefen möchte, findet die gesamte Publikation hier.
Führen ist das Führen der Zukunft. Schwerpunkt
Die gesamte Publikation:
Wozu eine Beteiligungsstrategie?
11 Wozu eine
Reinventing-Strategie
Über die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses
Martin Kornberger, ein gebürtiger Lochauer, unterrichtet an der Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien und beschäftigt sich in seinem Buch „Systemaufbruch – Strategie in Zeiten maximaler Unsicherheit – Die Wiederentdeckung von Clausewitz“ mit einem neuen Strategieverständnis. Dieses war bei der Erstellung der Beteiligungsstrategie von wesentlicher Bedeutung. Wir haben ihn getroffen, um mehr darüber zu erfahren.
Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung: In deinem Buch beschäftigst du dich mit einem neuen Strategieverständnis. Warum braucht es das überhaupt?
Martin Kornberger: Ich glaube, wenn wir uns umschauen, dann sehen wir, dass in ganz vielen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen die Strategie versagt. Also dass es Lösungen gibt, die dann aber im Endeffekt nicht funktionieren.
FEB Kannst du dazu ein Beispiel nennen?
MK Ein Beispiel, ein Gadget, an das sich noch viele erinnern werden, ist Blackberry. Hier war die Strategie das Problem, weil sie nicht in die Realität übersetzt werden konnte. Sie sind einfach nicht auf die Wünsche und Anforderungen der Endkonsument*innen bei der Smartphone-Entwicklung eingegangen. Wenn man sich dieses Beispiel oder auch andere Unternehmen oder auch öffentliche Verwaltungen anschaut, sieht man, dass viele mit Strategie Probleme haben.
FEB Was schlägst du vor? Was braucht es, damit Strategie funktionieren kann?
MK Ich glaube, dass der Strategiebegriff eine Erneuerung oder eine Erweiterung braucht oder zumindest ein kritisches Andersdenken.
FEB Du beschäftigst dich ja in deinem Buch mit dem Strategieverständnis von Clausewitz. Wer ist das und wie soll er uns weiterhelfen bei unserer Auseinandersetzung mit Strategie?
MK Clausewitz war während der napoleonischen Kriege General in Preußen. In seinem Buch, das 1832 veröffentlicht wurde, also vor nicht ganz 200 Jahren, hat er sich bereits den Kopf zerbrochen, wie Strategie ohne Plan funktionieren kann. Clausewitz’ Ausgangssituation war, dass bei Napoleon das Planen in der Art der methodischen Kriegsführung nicht mehr funktioniert hat.
FEB Was war Clausewitz’ Lösung für diese neue Situation?
MK Clausewitz erkannte, dass seine Lehrsätze und Lehrmeinungen, die er gelernt hatte, nicht mehr anwendbar waren. Er begann daher, einen dynamischeren Strategiebegriff zu entwickeln, der tatsächlich half, in diesen disruptiven Situationen, trotz Unplanbarkeit, eine gewisse strategische Richtung zu halten.
12
Reinventing-Strategie
FEB Das heißt, es braucht eine gemeinsame Richtung oder Ausrichtung, an die wir uns in unplanbaren Situationen halten können?
MK Genau, wir können von Clausewitz lernen, dass es eine gewisse Ausrichtung zu einem Zweck braucht. Und dieser Zweck (oder auch purpose) muss etwas Inspirierendes, Funktionierendes, etwas Handlungsanleitendes sein. Der Zweck hat die Aufgabe, Orientierung zu geben.
FEB Du sprichst in deinem Buch von der Metapher des Nordsterns, der der Strategie Orientierung geben soll. Wie kann man sich den Nordstern vorstellen?
MK Das Entscheidende bei diesem Bild ist, dass der Nordstern von verschiedenen Positionen Orientierung im Denken und Haltung im Handeln weitergeben kann. Natürlich will niemand zum Nordstern hingehen, aber trotzdem brauchen wir ihn, um in der jeweils eigenen Situation Orientierung zu erhalten.
FEB Was heißt das dann konkret?
MK Nehmen wir als Beispiel Vorarlberg. Wenn es tatsächlich den Nordstern gibt, ist die Situation als Bürgerin und Bürger in Lochau, im Montafon oder sonst wo eine andere. Es herrschen andere Probleme, Vorstellungen, Wünsche, Ängste und eine unterschiedliche sozioökonomische Aufstellung. Diese Mannigfaltigkeit an Sichtweisen, diese Pluralität ist gut, ohne die wollen wir nicht leben, aber gleichzeitig braucht es trotzdem etwas, was die Leute in eine ähnliche Richtung bringt. Ich glaube, dafür ist der Nordstern eine wichtige Metapher. Wir richten uns gemeinsam nach dem Nordstern aus. In den jeweiligen Regionen gibt es unterschiedliche Mittel und Arten, wie man in der Situation dann konkret handelt und entscheidet, weil da braucht es Flexibilität und viel Autonomie, aber gleichzeitig die gemeinsame Ausrichtung.
FEB Du verwendest in deinem Buch noch weitere Begriffe: die Strategie als Brücke zwischen Nordstern und Taktik. Was ist damit gemeint?
MK Der Nordstern ist nur ein Teil. Der andere geht wieder auf Clausewitz zurück und zwar auf den Begriff der Auftragstaktik, der im Kern besagt, dass Entscheidungen lokal und autonom getroffen werden müssen. Der Nordstern gibt die Orientierung vor und die Ausführung, wie man dann individuell dorthin kommt, ist lokal zu entscheiden. Lokal gibt es maximale Freiheit, weil ansonsten auch die Kreativität, die in dem Kollektiv steckt, überhaupt nicht zu Tragen kommt.
FEB Du fasst das in deinem Buch in einem Satz sehr schön zusammen: „Die minimal kollektive Ausrichtung bei maximal individueller Entscheidungsfreiheit“.
MK Genau. Ich glaube, was wir suchen, ist ein intelligenter Mittelweg. Wir brauchen die gemeinsame kollektive Ausrichtung, also wir brauchen die Haltung, die wir teilen. Aber wichtig ist, dass man sie nicht implementieren darf. Im Individuellen muss entschieden werden, wie man dazu kommt und was konkret passiert. Ansonsten würde man die Kreativität im Keim erstickten.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
13
M a r t in Kornberger Schwerpunkt
Was verstehen wir unter Beteiligung?
Beteiligung ist ein Begriff, der vielseitig Anwendung findet, von der Immobilien- und Kapitalbeteiligung bis hin zur Kriegsbeteiligung. Wenn in dieser Strategie von Beteiligung gesprochen wird, beziehen wir uns auf das politische System, also auf die Schaltzentrale unserer Demokratie. Unter Beteiligung (auch „Politische Partizipation genannt“) werden „alle Tätigkeiten, (…), die Menschen freiwillig unternehmen mit dem Ziel, Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen des politischen Systems zu beeinflussen“, verstanden.1
Was verstehen wir unter Beteiligung? 14
Die formal wichtigste Form in unserer repräsentativen Demokratie ist die Beteiligung an Wahlen. Repräsentant*innen bekommen unsere Stimmen und damit die Macht, unser Zusammenleben zu gestalten. Damit eine Einflussnahme auch abseits des Urnengangs möglich ist, sieht unsere Verfassung auch direktdemokratische Elemente (Volksbegehren, Volksbefragung und Volksabstimmung) vor.
Ergänzend zu repräsentativen und direktdemokratischen Elementen haben sich in den letzten Jahren viele neue Formen der politischen Beteiligung entwickelt. 2013 hat sich Vorarlberg als erste Region der Welt explizit in der Verfassung zu Formen der partizipativen Demokratie bekannt.
Im Kern geht es bei Beteiligung darum, gesellschaftliche und politische Aushandlungsprozesse so zu führen, dass eine echte Meinungsbildung und Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht wird (Deliberation). Betroffene Menschen können auf die Willens- und Entscheidungsfindung Einfluss nehmen, indem sie ihre Standpunkte und Positionen formulieren. Bessere Lösungen und mehr Identifikation mit der Thematik sollen dabei entstehen. Da es ein breit gefächertes Methodenrepertoire bei der Gestaltung von Beteiligung gibt und insbesondere auch unterschiedliche Gestaltungsspielräume, kann Beteiligung ganz Unterschiedliches bewirken. Einmal sind Zukunftsbilder und Werthaltungen das Ergebnis von Ausverhandlungen, das andere Mal sind es inhaltliche Positionen bei strittigen oder komplexen Themen und wiederum ein anderes Mal sind es kreative und innovative Ideen oder Lösungsansätze. Der Zweck der Beteiligung bestimmt die Methodenwahl und diese den Ergebnischarakter.2
1 Vgl. dazu: Max Kaase: Partizipation. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1995, S. 521–527. Zitiert nach Jan W. van Deth: Soziale und Politische Beteiligung: Alternativen, Ergänzungen oder Zwillinge? (PDF; 144 kB) In: Achim Koch, Martina Wasmer, Peter Schmidt (Hrsg.): Blickpunkt Gesellschaft 6. Politische Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland. Empirische Befunde und theoretische Erklärungen. Leske + Budrich, Opladen 2001. ISBN 3-8100-3062-7
Im Fokus dieser Strategie stehen Beteiligungsformen, die es Menschen erlauben, sich abseits von Wahlen oder direktdemokratischen Instrumenten einzubringen und politische Entscheidungen zu beeinflussen.
2 Für die Prozessentwicklung gibt es zahlreiche hilfreiche Modelle – die Klärung von need (Bedarf/Notwendigkeit) und purpose (Sinn & Zweck) sind dabei zentral. Der Zugang von Art of Hosting and Harvesting Conversations That Matter (AoH) ist für die Arbeit im FEB besonders relevant. An dieser Stelle sei daher auf das Modell „Chaordic Stepping Stones“ verwiesen: TO_Chaordic Stepping Stones (squarespace.com) (Dezember 22)
15
Damit hat Vorarlberg das Interesse an der Weiterentwicklung der Demokratie deutlich zum Ausdruck gebracht.
Schwerpunkt
Demokratie im Wandel
Entwicklungen und Herausforderungen
Die gesellschaftlichen Umbrüche und Transformationen der letzten Jahrzehnte sind Anlass vielfältiger Gesellschaftsanalysen. Die miteinander verwobenen, global bedeutenden Erscheinungen sind als prägend für unsere Gegenwart zu sehen: Klimakrise, Populismus, Digitalisierung, Migration, Wirtschaftskrise, Wandel der Demokratie –um nur einige zu nennen.
Die Demokratie als politisches System wird nach wie vor mit breiter Zustimmung als bestmögliche Staatsform bezeichnet – vielfach scheint es, dass es keine Alternative gibt. Gleichzeitig geraten die Demokratie und ihre Institutionen immer mehr unter Druck. Wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, wächst global gesehen die Anzahl der Autokratien:
„Erstmals seit 2004 verzeichnet unser Transformationsindex (BTI) mehr autokratische als demokratische Staaten. Von 137 untersuchten Ländern sind nur noch 67 Demokratien, die Zahl der Autokratien steigt auf 70. Auch bei Wirtschaftsentwicklung und Regierungsleistung zeigt die Kurve nach unten, die Corona-Pandemie hat bestehende Defizite noch deutlicher zutage treten lassen. Einen Lichtblick bietet zivilgesellschaftliches Engagement, das sich vielerorts gegen den Abbau demokratischer Standards und wachsende Ungleichheit richtet.“3
Insbesondere die Covid 19-Pandemie hat deutlich aufgezeigt, welche Auswirkungen gesellschaftliche Spaltung durch Polarisierung haben kann. Der Demokratie wird nachgesagt, eine Krise zu durchlaufen, sowohl was Legitimation als auch Effizienz, zwei fundamentale Kriterien einer Demokratie, betrifft. Negative Trends wie die stetige Abnahme der Wahlbeteiligung, starke Wähler*innenwanderungen (Stimmberechtigte wählen nicht nur weniger, sondern auch unberechenbarer) und die Tatsache, dass immer weniger Menschen Mitglied in politischen Parteien werden, sind zu beobachten. Der oft langwierige Prozess von Koalitionsverhandlungen oder die Realisierung von Großprojekten, die sich über Jahre hinzieht, lassen Zweifel an der Effizienz aufkommen.4 Bei den Bürger*innen stellen sich Ohnmachtsgefühle und ein gewisses „Demokratiemüdigkeitssyndrom“ ein.
Demokratie im Wandel: Entwicklungen und Herausforderungen
16
Ein damit zusammenhängender Aspekt ist das Empfinden vieler Menschen, sich von politischen Repräsentant*innen nicht mehr vertreten zu fühlen. Diskutiert wird dies oft unter dem Begriff der „Repräsentationskrise von Demokratie.“5 Inklusion und Pluralität sind wichtige demokratische Grundsätze für die Gestaltung politischer Entscheidungsfindung. In diesem Kontext und um die steigende Kluft zwischen Funktionsträger*innen und Bürger*innen zu verringern,6 steigt die Relevanz von Beteiligungsverfahren immens. Gleichzeitig wird die Legitimation politischer Entscheidungen enorm gestärkt. An dieser Stelle könnten nun weitere Diagnosen stehen, um die Analyse noch fundierter zu betreiben. Doch es gibt Lösungswege, um Selbstwirksamkeit, Vertrauen in Politik und gesellschaftliches Miteinander zu stärken. In der Beteiligung von Bürger*innen, charakterisiert durch Prozessoffenheit und Perspektivenvielfalt, liegt die große Chance, breit getragene, nachhaltige Lösungen für komplexe Fragen zu erarbeiten. Etliche Beispiele auf sämtlichen politischen Ebenen zeigen, worin die Stärken von Bürger*innenbeteiligung liegen.
Neben den eben erwähnten Entwicklungen im Bereich der Demokratie sind wir darüber hinaus mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen konfrontiert, die geprägt sind von Beschleunigung, Entgrenzung und Dynamisierung. Vielfach wird daher auch von der „notwendigen Transformation unseres Gesellschaftssystems“ gesprochen. Doch was meint das genau?
Trends, Umbrüche oder Wandel?
Meinen wir Trends, Krisen, Umbrüche, Paradigmenwechsel oder schlicht einen Wandel der Dinge, wenn von Transformation die Rede ist? Man könnte folgende Abgrenzung vornehmen:
• Krisen und Umbrüche zeigen sich kurzfristig und unerwartet (Pandemie, Ukrainekrieg …)
• Wandel findet langfristig statt, ist anhand von zahlreichen Faktoren nachvollziehbar (Anthropozän …)
• Transformation als Versuch, zur Vermeidung der negativen Folgen des Umbruchs die Zukunft bewusst zu gestalten (mit wiederum einschneidenden Folgen, z.B. Ungleichheiten)
Krisen, Wandel und Transformation überlagern sich, sind Auslöser oder Verstärker und machen diese Veränderungen zu einem gewissen Grad unberechenbar. Häufige Muster dieser Prozesse sind:
• Exponentiell beschleunigtes Wachstum in vielen Bereichen führt plötzlich zu unglaublich schnellen Veränderungen
3 Demokratie weltweit unter Druck: Bertelsmann Stiftung (bertelsmann-stiftung.de); Studie vom Feburar 2022
4 Vgl. Van Reybrouck, 2013, S. 14f.
5 Vgl. Repräsentation in der Krise? | bpb.de
6 Vgl. Innovative Citizen Participation and New Democratic Institutions: Catching the Deliberative Wave | en | OECD
7 Vgl. dazu: Rosa, Hartmut: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehungen. Suhrkamp, 2016.
• Sprunghafte Entwicklung durch gegenseitig, additiv verstärkende Faktoren (tipping point – der Punkt, an dem die Lawine zu rutschen beginnt)
• Sie sind nicht regional oder national beschränkt und können auch nicht im Kleinen gelöst werden (z.B. Bevölkerungswachstum, steigende Ressourcenanspüche in „Entwicklungsländern“), aber gleichzeitig doch die Handlung im Konkreten vor Ort voraussetzen.
• Hochkomplex, sich gegenseitig verstärkend, uneindeutig, „Fahren im Nebel“, notwendiger Umgang mit Überforderung (man denke an die Beschreibungen der VUCA- und BANI-Welt)
17
Schwerpunkt
Von Beteiligung, Glück und der Notwendigkeit, Grundsatzfragen zu stellen
Bei der Erstellung der Strategie war Input von außen ein wichtiger Bestandteil. Der altbewährte Blick über den Tellerrand hilft insbesondere dabei, das Verständnis für aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu schärfen. Wir haben mit Expert*innen gesprochen und dabei vieles gelernt.
Link zu den gesamten Interviews:
18 Von Beteiligung, Glück und der Notwendigkeit, Grundsatzfragen zu stellen
Politik sollte von Bürgerinnen und Bürgern kommen
Für mich ist Bürgerbeteiligung ein ganz wichtiges Thema, weil in der repräsentativen Demokratie wird sehr wenig auf Ansichten der Bürgerinnen und Bürger geachtet. Dabei ist sie die Essenz der Demokratie! Wir brauchen den Raum für Austausch, Diskussion – nicht nur die Abstimmung über eine bestimmte Frage. Vielmehr geht es um eine thematische Auseinandersetzung, Diskussion in Medien genauso wie am Wirtshaustisch und in der Familie. Das ist das Entscheidende für eine lebendige Demokratie! Dabei zentral ist immer Folgendes: Wie können wir Bürger*innen stärker wirklich wirksam beteiligen? Ich sehe besonders viel Spielraum auf Gemeindeebene, da es hier oft mehr Entscheidungsfähigkeit gibt. Doch wie kommt man überhaupt zu einer guten Entscheidung? Durch tragfähige Prozesse. Und hier setzt das Thema „Demokratie lernen“ an, denn Mitwirkung an politischen Prozessen ist oft noch zu wenig ausgeprägt. Dabei gibt es einen wissenschaftlich nachweisbaren Zusammenhang zwischen Glück und Beteiligung: Wenn Menschen sich einbringen können, macht sie das zufriedener. Mitbestimmung ist nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft und vielen anderen Lebensbereichen ein wichtiger Aspekt.“
Bruno S. Frey
gilt als einer der Pioniere der Ökonomischen Theorie der Politik und der Glücksforschung und ist führender Forscher im Bereich der Kulturökonomik. Er bezeichnet sich selbst als „politischer Ökonom“ und ist ständiger Gastprofessor an der Universität Basel. Sein neu erschienenes Buch „Mehr Demokratie wagen. Für eine Teilhabe aller.“ hat uns bei der Erstellung der Beteiligungsstrategie sehr inspiriert.
Und wem gehört eigentlich der Tisch?
Die kommende Dekade ist entscheidend für die Entwicklung der Menschheit, da wir vor Möglichkeitsräumen stehen, die entweder unsere Zukunft extrem einschränken, oder uns bestimmte Optionen offenhält. Wir betreten eine neue Risiko-Ära, aber auch von Transformationsmöglichkeiten. Wir sollten antizipieren und Handlungsfähigkeit aufbauen, um Krisen vorzubeugen und einen besseren Umgang damit zu finden. Bei Beteiligungsprozessen geht es immer darum, Menschen an einen Tisch zu bringen, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen. Dabei ist es wichtig zu klären, wem der Tisch gehört und wer die Autorität hat, um einzuladen und letztendlich Entscheidungen zu treffen. Transparenz bezüglich dieser Aspekte zu Beginn des Prozesses ist ein wichtiger erster Schritt. In Zukunft wird es jedoch noch wichtiger sein, die Frage zu klären, wem der Tisch gehört, insbesondere für diejenigen, die am meisten an der Umsetzung, Bewertung und Ausrichtung beteiligt sein sollten. Hier sind ein gemeinsames Verständnis und eine partizipative Führung erforderlich.“
Caroline Paulick-Thiel
ist strategische Designerin und Expertin für verantwortungsvolle Innovation. Seit 2015 ist sie Direktorin von „Politics for Tomorrow“, eine parteiunabhängige Initiative, die Innovationen für und mit dem öffentlichen Sektor erarbeitet. Dabei begleitet sie gesellschaftliche Transformationsprozesse in Zusammenarbeit mit politisch-administrativen Institutionen von der lokalen bis zur höchsten Bundesebene in Deutschland und international.
19
Br
Clora i n e Pau lick -
„ „ Schwerpunkt
uno S. Frey
Thiel
Partizipatives Führen
Ein leuchtender Nordstern?
Partizipatives Führen: ein leuchtender Nordstern?
Die Ausführungen der folgenden Seiten bilden der Kern dieser Beteiligungsstrategie: einerseits, weil wir unser Strategieverständnis offenlegen und andererseits, weil wir den zentralen inhaltlichen Aspekt der Strategie, was wir partizipatives Führen nennen, an dieser Stelle detaillierter beschreiben.
Strategisches Grundverständnis
Zweck der strategischen Auseinandersetzung mit dem Thema Beteiligung im Rahmen dieses Strategiepapiers (und dem daran anknüpfenden Prozess) ist es nicht, einen 5-Jahresplan aufzustellen, der darlegt, wie die Welt gelesen werden muss und welche Maßnahmen zu besseren politischen Entscheidungen führen. Im Sinne der Ausführungen von Martin Kornberger in „Systemaufbruch – Strategie in Zeiten radikaler Unsicherheit“8 sehen wir Strategie nicht im Sinne von Ziel – Plan – Implementierung, sondern stärker als Möglichkeit, einen Nordstern (im Sinne von Handlungsorientierung) zu definieren. Im Interview auf Seite 12/13 sind wir schon darauf eingegangen, was es mit dem Nordstern auf sich hat. Was heißt das aber konkret in Bezug auf unsere Strategie? Der Nordstern bietet Orientierung und lokale Flexibilität, kollektive Ausrichtung ohne individuelle Handlungsanleitung. Er lädt zu flexiblem, agilem und situativem Handeln ein, während er Haltung vermittelt. „Ziele machen höchstens mittelfristig und lokal Sinn. Zwecke hingegen sind Nordsterne, die unerreichbar sind und doch Energien mobilisieren und Orientierung geben. Ziele sind Linien im Sand, Zwecke hingegen sind Sinngehalte, die richtungsweisend sind und zum Weitergehen anspornen.“9
Strategie in diesem Sinne bedeutet eine Brücke zu schaffen zwischen lokalem Handeln und dem Nordstern. Jegliche Handlungen zahlen dann auf den gemeinsamen Zweck ein, so wie jeder Strich des Malers zum ‚big picture‘ führt. Angesichts radikal unsicherer Zeiten und multiplen krisenhaften Entwicklungen scheint es angemessen, Strategie nicht als Masterplan zu verstehen, der bestimmtes politisches Handeln vordefiniert. Strategie in diesem Sinne soll Orientierung bieten – nach innen wie nach außen, den Zweck eines Anliegens definieren, Aussagen über die Arbeitsweise und Überzeugungen enthalten, sowie definieren, an wen sich die Strategie richtet.11
8 Kornberger, Martin: Systemaufbruch. Strategie in Zeiten radikaler Unsicherheit. Hamburg: Murmann Publishers, 2022
9 Ebenda, S. 52
10 Ebenda, S. 26
11 Vgl. dazu: The Dark Horse: Das Strategie Hexagon. Online verfügbar unter: (1) Posten | Feed | LinkedIn bzw. unter Dark Horse: Future Organization Playbook – Murmann Verlag (murmann-verlag.de)
21
Schwerpunkt
„Der Nordstern ist minimale kollektive Ausrichtung bei maximaler individueller Flexibilität.“10
Partizipatives Führen statt projektorientierter Beteiligung
Beteiligung ist ein wesentlicher Bestandteil einer lebendigen, partizipativen Demokratie, zu der sich Vorarlberg in seiner Landesverfassung bekennt. Als Kompetenzstelle für Beteiligung ist es die Aufgabe des FEB, für Menschen, die sich politisch beteiligen möchten, einen bestmöglichen Rahmen zu schaffen.
Die Etablierung und Weiterentwicklung einer Beteiligungskultur in Vorarlberg hat zum Ziel, die Region nachhaltig, chancenreich und innovativ zu gestalten. Ein klarer Gestaltungsspielraum, Rückgebundenheit der Ergebnisse an Politik und Verwaltung, Transparenz und Inklusion stellen die Eckpfeiler gelungener Beteiligung dar. In Vorarlberg wird langfristig eine Kultur der Beteiligung institutionalisiert und Partizipation soll zukünftig bei allen wichtigen politischen Entscheidungen Berücksichtigung finden. Eine Kultur der Beteiligung meint die Sensibilisierung und Befähigung aller relevanten Stakeholder-Gruppen, um Eigenverantwortung zu stärken, sowie Subsidiarität und Selbstorganisation zu ermöglichen.
12 Vgl. dazu: Laloux, Frederic: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. Vahlen Verlag: 2015.
13 Sowohl in der Fachliteratur (Vgl. dazu: Frey, Bruno/Zimmer, Oliver: Mehr Demokratie wagen. Für eine Teilhabe aller. Aufbau Verlag: 2023.) als auch in der Praxis (z.B. P°litics f°r T°m°rr°w - Home (politicsfortomorrow.eu)) werden Plädoyers für innovative Formen in der Politikgestaltung abgegeben.
Partizipatives Führen: ein leuchtender Nordstern?
Das neue Verständnis von Beteiligung im Sinne eines eigenen Politik- und Führungsstils erscheint dabei besonders relevant. Beteiligung soll in Zukunft nicht als Projekt mitgedacht werden, sondern ist als Grundhaltung inhärenter Bestandteil von Politikgestaltung im Sinne von „participatory leadership“, also „Partizipativer Führung“. Unter diesem oder auch verwandten Begriffen (participative leadership, transformational leadership u.ä.) werden in der Managementliteratur Ansätze verstanden, Anspruchsgruppen (z.B. Mitarbeitende) vor Entscheidungen einzubinden.12 Die Integration dieses Leadership-Ansatzes in den Prozess der Politikgestaltung ist das Kernziel dieser Strategie bzw. soll als Nordstern fungieren. Entscheidungsträger*innen in Politik und Verwaltung sollen durch die Arbeit des FEB und anderen relevanten Akteuren im Feld Impulse und Unterstützung dabei bekommen, politische Prozesse partizipativer zu gestalten.13
22
Zielgerichtet und effektiv: Partizipatives Führen ganz konkret
Wie sehen sie aus, die Führungskräfte von morgen? Welche Fähigkeiten haben sie und wie ist ihr Führungsverständnis? Gerda und Thomas, zwei völlig frei erfundene Personen, sollen helfen, besser zu verstehen, worin sich partizipatives Führen auszeichnet.
ist eine 45-jährige Bürgermeisterin einer mittelgroßen Vorarlberger Gemeinde mit langjähriger Erfahrung in der Verwaltung und einem Abschluss in Rechtswissenschaften. Sie ist bekannt für ihre Partizipations- und Beteiligungsprojekte und sehr engagiert und motiviert, positive Veränderungen in in ihrem Ort zu bewirken. Gerda ist selbstbewusst, freundlich, empathisch und ein unterstützendes Arbeitsumfeld für ihr Team ist ihr wichtig. Sie arbeitet eng mit Bürger*innen und Mitarbeiter*innen zusammen. Sie ist sich bewusst, dass Bürger*innen und Mitarbeiter*innen eine wichtige Rolle bei der Erreichung von Zielen spielen und sie stellt sicher, dass ihre Bedenken und Ideen gehört werden. Sie ist offen für Kritik und Anregungen und setzt sich sehr dafür ein, sie in ihre Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Ihr Ziel ist es, ihre Gemeinde wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig zu machen und einen Ort zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen und der sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Thomas
ist ein 54-jähriger Abteilungsleiter in der öffentlichen Verwaltung mit einem Abschluss in Betriebswissenschaften und Erfahrung in verschiedenen Positionen in der öffentlichen Verwaltung. Er ist bekannt für seine Fähigkeit, eng mit seinem Team und anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten, um vielschichtige Probleme kooperativ zu lösen. Thomas ist offen, kommunikativ und teamorientiert und fördert eine Kultur der Offenheit des gegenseitigen Respekts. Er arbeitet eng mit seinem Team zusammen, um sicherzustellen, dass alle in Entscheidungsprozesse und Projekte einbezogen werden. Thomas legt Wert darauf, dass die Mitarbeiter*innen in der Abteilung effektiv arbeiten und die Ergebnisse ihrer Arbeit nachvollziehen können. Sein Ziel ist es, eine effiziente öffentliche Verwaltung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Bürger*innen gerecht wird und seine Abteilung so zu führen, dass sich alle Mitarbeiter*innen wohl fühlen und ihre Fähigkeiten sowie ihr Wissen verbessern können.
In Gerdas Gemeinde gibt es ein Problem mit der Verkehrssicherheit auf einer vielbefahrenen Straße, dazu kommt, dass einige Gebäude renoviert und Maßnahmen für den Umgang mit Leerstand entwickelt werden müssen. Für sie ist klar: Das lösen wir nicht hinter verschlossenen Türen der Gemeindestube! Um alle Beteiligten von Anfang an gut involviert zu wissen, ist auch Thomas, als der zuständige Abteilungsleiter, bei Planungstreffen mit dabei. Entgegen seinem Vorgänger ist er sehr offen dafür, die Meinung der Bürger*innen einzuholen. Ihm ist klar, dass so nachvollziehbare Entscheidungen zustande kommen. Nicht alle in seinem Team teilen diese Meinung, er kann sie aber trotzdem für das Experiment gewinnen. Bei mehreren öffentlichen Veranstaltungen werden verschiedene Vorschläge zur Lösung des Problems diskutiert und alle Stimmen werden gehört. Eigentümer*innen der umliegenden Gebäude, Verkehrsplaner*innen sowie engagierte Akteur*innen der Gemeinde sind ebenso eingebunden, wie die Bewohner*innen. Das gemeinsame Anliegen einen sicheren Lebensraum für alle zu schaffen und ein lebendiges Zentrum als Ort der Begegnung, wird dabei schnell deutlich. Schließlich wird beschlossen, die Verkehrsflächen durch Geschwindigkeitsreduktion sowie einen Kreisverkehr, der einen geordneten Verkehrsfluss bringt, zu beruhigen. Die Lösung scheint einfach und naheliegend, der Weg dahin bringt aber nachhaltige Vorteile mit sich: Die Bewohner*innen fühlen sich einbezogen, machen die Lösung treffsicherer und tragen sie mit. Die Akzeptanz und Zufriedenheit in der Bevölkerung ist wesentlich höher als bei einem ähnlichen Projekt vor ein paar Jahren. Für beide Seiten zeigt sich, dass sie zukünftig intern die Fähigkeiten aufbauen möchten, Veranstaltungen partizipativ vorzubereiten und umzusetzen. Auch wenn Gerda anfangs unsicher war, so viel Kontrolle abzugeben und Gestaltungsmöglichkeiten an Mitarbeitende und Bürger*innen zu übertragen, so hat sie doch gelernt, dass es sich lohnt, solchen Prozessen zu vertrauen.
23 Einblick
Gerda
Schwerpunkt
Herausforderungen und Ziele
Neben dem Nordstern „Partizipative Führung“ sollen die identifizierten Herausforderungen und Ziele allen Stakeholdern eine zusätzliche Orientierung geben. Passend zur Nordstern-Metapher bilden sie den Großen und den Kleinen Wagen, die den Nordstern umkreisen und eine genauere Orientierung ermöglichen.
24
Herausforderungen und Ziele
Beteiligung s rutluk D emographisc h relednaW Tra nspa ner z iV elf al t
Die folgenden Herausforderungen und Ziele sind maßgeblich durch eine Stakeholder-Befragung im April/Mai 2022 entstanden. Rund 30 ausgewählte Beteiligungsexpert*innen wurden eingeladen, die zentralen Herausforderungen und Ziele im Bereich „Beteiligung im Land“ zu benennen. Die Ergebnisse wurden beim Beteiligungssymposium (Juni 2022) vorgestellt und durch die Erkenntnisse des Bürgerrats „Faire Wahlen“ (Juli 2022) sowie durch die Analyse früherer Ergebnisse aus Bürgerräten und durch Fachgespräche (Jänner 2023) mit diversen Stakeholdern ergänzt.
Diversität und tätivisulknI
25 I n f ormationsarbeit u n d sexoblooT
V ern etz u gn E n tscheidungsfi n gnud Schwerpunkt
Herausforderungen
Vielfalt der Teilnehmenden:
Die Personen, die an Beteiligungsprozessen teilnehmen, sind nicht ausreichend divers bzw. sind die angebotenen Formate nicht hinreichend durchdacht in Bezug auf Inklusion und Diversität.
Einbindung der Entscheidungsträger*innen und Verwaltungseinheiten:
Die politischen Entscheidungsträger*innen sowie die mit der Umsetzung befassten Verwaltungseinheiten müssen besser in die Prozessplanung mit einbezogen werden. Oft fehlt es an grundsätzlichem Wissen über das Potential von Beteiligung sowie an Verständnis für Methodik und deren Wirkungsweisen. Als weitere Herausforderung wurden Ängste und mangelnde Zuhörkompetenz bei den Entscheidungsträger*innen und Verwaltungseinheiten identifiziert.
Aufbau von Kompetenzen für die Organisation, Begleitung und Vernetzung von effektiven
Beteiligungsprozessen:
Neben Information zum politischen System sollte politische Bildung auch die Vermittlung von Kommunikationswerkzeugen und einer Kultur der Beteiligung beinhalten. Eine breite Palette an „Werkzeugen“ und „Erfahrung und Haltung“ zum Thema Beteiligung soll beim Aufbau der geforderten Kompetenzen helfen. Die Vernetzung von Akteur*innen in der Beteiligungsszene soll gestärkt werden.
Bürgerbeteiligung
wird zu punktuell und kurzlebig gedacht:
Sowohl auf Seite der Bürger*innen als auch auf Seite von Politik und Auftraggeber*innen werden Beteiligungsprozesse sehr punktuell und kurzlebig gedacht. Der Aufbau einer längerfristigen Beteiligungskultur oder die aktive Einbindung von Bürger*innen bei der Umsetzung ist selten im Bewusstsein der involvierten Akteur*innen. Eine zunehmende Polarisierung und häufige Diskursunfähigkeit der Bürger*innen kommt dabei erschwerend hinzu. Speziell an Schulen und in ländlichen Gemeinden wird eine mangelnde Beteiligungskultur von Kindern und Jugendlichen als Herausforderung benannt.
26 Herausforderungen
Fehlende Transparenz, Ergebnisse werden nicht ernst genommen:
Die Nachvollziehbarkeit darüber, wie politische Entscheidungen nach einem Beteiligungsprozess zustande kommen, ist grundlegend. Ist diese nicht gegeben, entsteht der Eindruck von fehlender Transparenz und das Gefühl, dass Ergebnisse der Beteiligung nicht ernst genommen werden. Die Wirkung von Beteiligungsprozessen auf politische Entscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen nachzuweisen, ist eine zentrale Herausforderung. Beteiligung darf nicht nur Lippenbekenntnis und Scheinelement eines ergebnisfixierten Prozesses sein. Politiker*innen und Bürger*innen sollen sich auf Augenhöhe begegnen können.
Mediale Berichterstattung stärken, um mehr Wirkung zu erzeugen:
Die (lokalen) Medien spielen eine entscheidende Rolle in der Kommunikation rund um Beteiligungsprozesse, insbesondere auf der Wirkungsebene. Durch eine gelungene Berichterstattung kann mehr Breitenwirkung und größere Öffentlichkeit entstehen. Oft wird extremen Außenseiter-Positionen (bspw. lokale Widerstandsgruppen) medial unverhältnismäßig viel Raum gegeben. Bürgerbeteiligung ist aus Sicht der Medien weniger interessant, weil sie ausgleichend wirkt.
Demografischer Wandel, besonders die Pensionierungswelle der nächsten Jahre muss gut mitgedacht werden:
Besonders in den öffentlichen Verwaltungen, aber auch generell in der Arbeitswelt, werden viele Führungskräfte in den nächsten Jahren ihre Pension antreten. Ihr Beteiligungs-Know-how soll nicht verloren gehen (Miteinander der Generationen, Potenzial der Alten).
Umgang mit Überladung der Systeme, besonders auf
kommunaler Ebene:
Die öffentlichen Systeme sind überladen mit Aufgaben, Anforderungen und Reglementierungen. Digitalisierung, Inklusion, Bürgerbeteiligung etc. werden als zusätzliche Belastung wahrgenommen und rufen ressourcentechnische Widerstände bei den Verwaltungseinheiten auf Landes- und Kommunalebene hervor.
27
Schwerpunkt
Zentrale Anlaufstelle für Vernetzung, Förderung und Capacity Building:
Für Bürgerbeteiligung soll es eine zentrale Anlaufstelle geben, die auch nicht institutionell angebundene Initiativen oder Einzelpersonen berät, Zugang zu Netzwerken zur Verfügung stellt und Möglichkeiten der Finanzierung aufzeigt. Darüber hinaus soll der Aufbau von Capacity Building und Vernetzung für eine breite Kultur der Beteiligung vorangetrieben werden. Hierbei ist insbesondere auch die mittel- und langfristige Perspektive der Entwicklung bzw. Arbeit an einer Partizipations- und Demokratiekultur explizit anzuführen. Beteiligung soll in Zukunft nicht als Projekt mitgedacht werden, sondern ist inhärenter Bestandteil von Politikgestaltung. Die hierfür benötigten Kompetenzen werden laufend vermittelt und reflektiert.
Neue Formen gemeinsamer Gestaltung –breitere Basis von Methoden und Sprache als Grundlage:
Beteiligungsprozesse sind nur so gut wie die Werkzeuge, die dafür angewendet werden. Ein besonderes Augenmerk liegt bei der Formulierung der Einladung, die möglichst viele Bürger*innen ansprechen soll. Die Verwendung einer einfachen Sprache, die nicht exkludierend wirkt, ist wichtig. Wenn Politik und Verwaltung gemeinsam arbeiten und sich als Team verstehen, kann auch die Stärkung der Rolle von politischen Vertreter*innen forciert werden. Beteiligung könnte als zentrales Planungs- und Führungsinstrument der Politik und Verwaltung verstanden werden und somit Ansätze für vertiefende und innovative Lösungsfindung vermehrt in Anwendung bringen.
Höhere Diversität und Inklusivität:
Es braucht mehr Diskursräume und eine breitere Nutzung dieser. Kernziel von Beteiligungsprozessen soll sein, die Vielfalt der Meinungen und Interessen sichtbar zu machen, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Um dies zu ermöglichen, muss eine große Bandbreite von Gruppierungen aktiviert und es müssen Minderheiten gehört und miteinbezogen werden. Zentral dabei ist, dass verstärkt Diskurs über Themen, die alle betreffen, ermöglicht wird. Auch im Bekanntmachen verschiedener Werkzeuge und ihrer Einsatzmöglichkeiten liegt ein Zugang, um mehr Breitenwirkung zu erzielen. Die Anzahl der Gemeinden und Regionen, die Beteiligung als essentiellen Bestandteil von Politikgestaltung sehen, ist zu erhöhen.
28 Ziele
Ziele
Informationsarbeit und Toolboxes zum Thema Beteiligung:
Grundlegende Informationen über Beteiligungsmöglichkeiten, methodische Zugänge sowie Funktionen unterschiedlicher Prozesse machen es für Entscheidungstragende leichter, die richtige Wahl von Beteiligungsformaten zu treffen. Es ist sinnvoll, praxisnahe Handlungsanleitungen für alle anzubieten, die Beteiligungsprozesse planen und durchführen. Darin sollten verschiedene Elemente enthalten sein, insbesondere ein Leitfaden, der dabei hilft, besser zu entscheiden, wann und zu welchem Zweck Beteiligung Sinn macht. Grundlegendes Wissen über die verschiedenen Ebenen von Beteiligung sollte sichtbar gemacht werden und dahingehend sensibilisieren, dass Beteiligung viele Abstufungen enthält. Außerdem muss ein Grundverständnis darüber vermittelt werden, welche wichtigen Rahmenbedingungen, Grundprinzipien und Werthaltungen eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung ausmachen.
Messbare Folgen/Wirkungen von Beteiligung durch Entscheidungen:
Grundlegend ist die Nachvollziehbarkeit darüber, wie Ergebnisse zustande kommen und was der Gestaltungsspielraum der Beteiligung ist. Ist hier keine Klarheit gegeben, entsteht der Eindruck von fehlender Transparenz und das Gefühl, dass Ergebnisse nicht ernst genommen werden. Ob und welche Wirkungen Ergebnisse von Beteiligungsverfahren erzielen, ist vielfach nicht so einfach darstellbar. Kausalzusammenhänge sind großteils nicht gegeben, daher entsteht vielfach eine Diffusität bei der Kommunikation zu Ergebnissen oder es wird gar ganz darauf vergessen. Vertrauen in politisches und Verwaltungshandeln kann jedoch nur durch Nachvollziehbarkeit entstehen.
Beteiligung einüben und Jugend Gestaltungsmöglichkeiten bieten:
Insbesondere auf kommunaler und regionaler Ebene und damit nahe an den Lebenswelten von jungen Menschen sollte eine Kultur des Miteinanders von klein auf vorgelebt, angeboten und eingeübt werden. Die kontinuierliche Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein Ziel, das z.B. über die Struktur der Regios (Modellregion Walgau, Montafon) etabliert werden kann.
Mitentscheiden statt nur beraten (auch online):
Die Rahmenbedingungen müssen ausverhandelt und eine Umsetzung der Ergebnisse muss eingefordert werden. Es braucht eine echte Rückkopplung der Ergebnisse in die politische Entscheidungsfindung. Wenn die Wirksamkeit unmittelbar erfahrbar gemacht werden kann, stärkt das das Vertrauen in demokratische Prozesse. Um dies zu gewährleisten, ist es essentiell, Entscheidungsträger*innen gut auf Prozesse vorzubereiten (über Chancen und Risiken sprechen, offenes Ohr für ihre Fragen und Bedenken haben …). Transparenz ist unverzichtbar, wenn Beteiligung ernst genommen wird.
29
Schwerpunkt
Und nun?
Die Strategie verfolgt das Ziel, eine aktive und selbstbestimmte Gesellschaft zu fördern, indem sie eine gemeinsame Ausrichtung anbietet. Dabei wird Beteiligung nicht länger als isoliertes Projekt betrachtet, sondern als essentieller Bestandteil der Politikgestaltung. Die Strategie hebt hervor, dass partizipatives Führen eine Kernkompetenz für zukünftige Verantwortungsträger*innen darstellt. Durch diese Herangehensweise soll eine breite Teilhabe der Bevölkerung ermöglicht und demokratische Entscheidungsprozesse sollen gestärkt werden. Damit wird angestrebt, eine Gesellschaft zu formen, in der Bürger*innen aktiv in politische Prozesse eingebunden sind und Verantwortung übernehmen.
Die laufenden und zu entwickelnden Maßnahmen im Bereich der Beteiligung von Bürger*innen bilden den Arbeitsschwerpunkt für das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung für die kommenden Jahre.
30
Und nun?
31
Einblick
Und nun?
Die Strategie verfolgt das Ziel, eine aktive und selbstbestimmte Gesellschaft zu fördern, indem sie eine gemeinsame Ausrichtung anbietet. Dabei wird Beteiligung nicht länger als isoliertes Projekt betrachtet, sondern als essentieller Bestandteil der Politikgestaltung. Die Strategie hebt hervor, dass partizipatives Führen eine Kernkompetenz für zukünftige Verantwortungsträger*innen darstellt. Durch diese Herangehensweise soll eine breite Teilhabe der Bevölkerung ermöglicht und demokratische Entscheidungsprozesse sollen gestärkt werden. Damit wird angestrebt, eine Gesellschaft zu formen, in der Bürger*innen aktiv in politische Prozesse eingebunden sind und Verantwortung übernehmen.
Die laufenden und zu entwickelnden Maßnahmen im Bereich der Beteiligung von Bürger*innen bilden den Arbeitsschwerpunkt
für das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung für die kommenden Jahre.
32 Ausblick
Strategie
Einblick: Woran arbeiten wir gerade?
33
Für eine Kultur der Beteiligung
Das war die Beteiligungsenquete
10 Jahre partizipative Demokratie in der Landesverfassung und neue Impulse für eine Beteiligungsstrategie - das sind gute Gründe zu feiern! Das dachten sich auch mehr als 120 Menschen, die wir Ende März bei der Beteiligungsenquete im vorarlberg museum begrüßen durften. Ein Rückblick von Lydia Fischkandl.
Dankbar rückwärts und mutig vorwärts!
Schon seit vielen Jahren hat in Vorarlberg die Beteiligung von Bürger*innen bei politischen Prozessen auf allen Ebenen einen hohen Stellenwert. Diese Erfahrungen wurden reflektiert und daraus sind Impulse für eine Beteiligungsstrategie entstanden, die im Rahmen der Beteiligungsenquete erstmals öffentlich vorgestellt wurden.
Michael Lederer führte durch den Abend, und es wurden spannende Statements zum partizipativen Führen von Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow, strategische Designerin), Martin Kornberger (WU Wien, Philosoph) und Bruno Frey (Crema Research, Ökonom) eingespielt. Landeshauptmann Markus Wallner betonte in seiner Rede, dass Beteiligung künftig als inhärenter Bestandteil von Politikgestaltung betrachtet werden sollte und eine kontinuierliche Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Akteur*innen notwendig seien. Die an diesem Abend vorgestellten Impulse beinhalten das klare Bekenntnis, zukünftig die Bürger*innen noch stärker in politische Prozesse einzubinden.
Was wäre eine Beteiligungsenquete ohne Beteiligung?
Im Anschluss wurden die Teilnehmenden selbst eingeladen, zwei Beteiligungselemente zu erleben, während sie sich mit der Frage auseinandersetzten, welche Relevanz Beteiligung in unterschiedlichen Zusammenhängen hat. Die Methode „Prozess 21“ führte zu einer offenen Diskussion in der FishBowl, wo spannende Perspektiven in den Fokus rückten.
Klänge und Kulinarik im Foyer
Hier geht’s zum Veranstaltungsvideo: Beteiligungsenquete des Landes Vorarlberg
Einladende Jamklänge und kleine Köstlichkeiten lockten die Teilnehmenden anschließend ins Foyer. Der Austausch im Café des Museums über den inspirierenden Abend rundete die Veranstaltung ab.
Für eine Kultur der Beteiligung: Das war die Beteiligungsenquete
34
Über gute Fragen in den Austausch kommen.
Wenn Namen Gesichter bekommen
Lydia Fischkandl, derzeit Praktikantin im FEB, teilt ihre ganz persönlichen Erfahrungen ihrer Teilnahme beim letzten „Community of Practice“
Treffen rund um den Bürger*innenrat. Dabei kommen Menschen zusammen, die Bürger*innenräte begleiten, moderieren und/oder koordinieren.
Zentral dabei: Erfahrungsaustausch, voneinander lernen und weiterentwickeln. Aber lest selbst.
Vor meinem ersten „Community of Practice“-Treffen hatte ich keine besonderen Erwartungen an die Veranstaltung. Doch was ich in den nächsten zwei Tagen erlebte, übertraf meine Vorstellungen bei weitem. Zusammen mit meinen Kolleg*innen aus dem FEB fuhr ich ins Bildungshaus Batschuns und als wir den Seminarraum betraten, erwartete mich ein traumhafter Ausblick ins Tal.
Etwas abgelenkt von dem tollen Ausblick half ich bei den letzten Vorbereitungen im Raum. Die Veranstaltungstage starteten mit einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem ich bereits ein paar bekannte Gesichter erblickte. Von den Gesichtern, die ich nicht zuordnen konnte, was doch einige waren, wurden mir dazu die Namen eingeflüstert. Endlich konnte ich den oft gehörten Namen aus dem Büroalltag Gesichter zuordnen.
Nach dem Mittagessen ging es dann offiziell los und Annemarie Felder, Prozessbegleiterin aus Bregenz, führte uns mit ihrer souveränen und empathischen Moderation durch eine Kennenlernrunde. Ich erkannte schnell, dass sich die Teilnehmenden bereits größtenteils untereinander kannten. Es herrschte eine Atmosphäre von Wiedersehen und Austausch. Es fühlte sich so an, als ob sich eine große Familie bei einem lang ersehnten Familientreffen wiedersah. Wenn man bedenkt, dass das letzte „Community of Practice“-Treffen 2019 war, verwundert es wohl nicht.
Es waren Teilnehmende aus vier unterschiedlichen Ländern anwesend. Das Nachmittagsprogramm, bei dem ein Update über die unterschiedlichen Entwicklungen des Bürger*innenrats in den verschiedenen Ländern gegeben wurde, half mir, mein inneres Wissensbild über das Themenfeld der Bürger*innenräte weiter zu vervollständigen.
In Kleingruppen diskutierten wir weitere Herausforderungen, die sich in der Praxis der Bürger*innenräte ergeben. Die familiäre Atmosphäre ermöglichte spannende Diskussionen und ich lernte viele inspirierende Menschen und Ansätze kennen. Auch nach dem offiziellen Programm fanden wir uns noch zu einem gemütlichen Abend zusammen. Am nächsten Tag ging es mit großer Motivation weiter. Markus Götsch vermittelte uns einige Impulse zur Moderationsmethode „Dynamic Facilitation“ und wir beschäftigten uns weiterhin auf unterschiedlichen Ebenen mit Fragen rund um das Instrument und seine Weiterentwicklung. Die Zeit verging wie im Flug und ich fand mich plötzlich in der Abschlussrunde wieder. Insgesamt war es ein unglaublich bereicherndes Erlebnis, Teil der großen „Familie“ der Beteiligungsszene zu sein. Mein inneres Wissensund Namensbild wurde klarer und ich durfte viele spannende Persönlichkeiten mit inspirierenden Erfahrungen und Sichtweisen kennenlernen. Ich sage „Danke“, dass ich dabei sein konnte und möglicherweise bis zum nächsten „Community of Practice“-Treffen.
35
Praktiker*innen kamen im Kontext Bürger*innenrat zusammen.
Einblick Wenn
Namen Gesichter bekommen
Die aufgemalte Lösung über Nacht
Der Bürger*innenrat ist weit über Vorarlbergers Grenzen hinaus bekannt und lockt immer wieder Interessierte von außerhalb nach Vorarlberg. So auch im April: Wir besuchten mit einer Delegation aus Baden-Württemberg u.a. gemeinsam die Bregenzerwälder Gemeinde Egg. Sieben Jahre nach dem dortigen Bürger*innenrat. Ein Rückblick von Judith Lutz.
Wer das Bienenhaus in Egg betritt, spürt sofort, hier ist ein ganz besonderer Begegnungsort entstanden. Kinderbetreuung für die Kleinsten mit offenem Cafébereich. Hier grenzen Büroräume an liebevoll gestaltete Schlafmöglichkeiten für die betreuten Kinder, bevor sie die selbstgebastelte Kugelbahn aus Recyclingmaterialien testen. Das helle Holz, hohe Decken, der Lehmboden, große runde Fenster, die Einblicke in die Räume bieten. Als wir das im September 2022 eröffnete Gebäude betreten, sind wir nicht alleine. Eine Delegation aus Baden-Württemberg, Abgeordnete aus sämtlichen Fraktionen, mit dabei Staatsrätin Barbara Bosch, besucht Vorarlberg für einige Tage, um sich über Erfahrungen in Sachen partizipativer Demokratie auszutauschen. Teil der Reise ist ein Ausflug in den Bregenzerwald. Als der vollgefüllte Bus am neu erstandenen Busbahnhof ankommt, strahlt die Sonne. Und mit ihr die Menschen, die aus ihm aussteigen. Bürgermeister Paul Sutterlüty erzählt stolz, dass sowohl der Busbahnhof als auch das Bienenhaus am kommenden Wochenende feierlich eröffnet werden. Es sei noch einiges zu tun, aber kurz vor knapp fertig zu werden, sei man ja ohnehin gewöhnt.
Wir spazieren gemeinsam in das Gemeindehaus und finden uns im Sitzungszimmer im obersten Stock versammelt ein. Es soll über den Bürger*innenrat berichtet werden, der hier in der Gemeinde 2016 stattfand. Mit dabei auch zwei Teilnehmer*innen, die erzählen, wie der Bürger*innenrat das Dorf verändert hat. Doch bevor jemand zu Wort kommt, erklingen Gitarrensaiten – und ein Bregenzerwälder Ständchen läutet den Nachmittag ein. Noch mehr strahlende Gesichter und gezückte Smartphones verraten: Was hier gesehen und gehört wird, gefällt. Heißt willkommen.
Die aufgemalte Lösung über Nacht
fasst Bürgermeister Paul Sutterlüty die Wirkungen des Prozesses zusammen.
36
„Der Bürger*innenrat war ein Segen für uns“
Einladender Einblick in das Bienenhaus.
2016 stand die Gemeinde vor mehreren Herausforderungen. Einerseits – eine zerrissene Gemeindevertretung. Andererseits – der Verkehr, der als riesen Belastung wahrgenommen wurde. Fragen, wie die Gemeinschaft in Egg gestärkt und wie ein belebtes Dorfzentrum aussehen kann, darauf gab es zwar mögliche Antworten, die aber allesamt in Schubladen verschwanden. Paul Sutterlüty hat damals die Führungsaufgabe der Gemeinde übernommen und war überzeugt, so einen Neuanfang schaffen wir nicht alleine. Wir brauchen auch die Bürger*innen von Egg dazu. Er erzählt ausführlich davon, welche Vorteile der Prozess mit sich brachte. Zentral dabei: Die Anliegen der Gemeinde bekamen mehr Gewicht, die Kommune fühlte sich von Seiten des Landes besser wahrgenommen. Die vielen Ideen und Empfehlungen für ein lebendiges Dorfzentrum aus dem Bürger*innenrat wurden sehr ernst genommen und, wie gezeigt wurde, umfassend umgesetzt. Denn aus den Ergebnissen entstand ein Masterplan für das Zentrum, das sich nicht hundertprozentig mit den Vorstellungen des Bürger*innenrats deckt, aber im Kern die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger in den Fokus stellt. Der Prozess wurde als Anschubpunkt für vieles gesehen, was neu in der Gemeinde entstanden ist. Das lichtdurchflutete Bienenhaus mitten im Dorf und der helle, architektonisch spannende Busbahnhof – ebenfalls mitten im Dorf –sind nur zwei Beispiele.
Ein weiteres Beispiel ist der gemalte Kreisverkehr, von dem lange die Rede davon war, dass es aus Platzgründen an diesem Ort nicht möglich sei. „Wir haben es einfach gemacht und in einer Nacht- und Nebelaktion aufgemalt. Am nächsten Morgen war er da – und hat
die ersten sechs Monate unfallfrei das massive Verkehrsaufgebot geregelt. Die Kreuzung war wirklich gefährlich und hat dazu geführt, dass manche Menschen Egg gemieden haben. Das mussten wir ändern!“ erzählt Bürgermeister Paul Sutterlüty. Es mag „nur“ ein Kreisverkehr sein, doch die Wirkung ist enorm – denn er war die Lösung für ein langjähriges Problem, das sich negativ auf die Aufenthalts- und Lebensqualität in Egg ausgewirkt hat.
fasst ein Teilnehmer des Bürger*innenrates in Egg sein Resümee zusammen.
Dass sich wahrhaftig etwas tut, erleben wir im Bienenhaus. Während Staatsrätin Barbara Bosch ein Interview gibt, die restlichen Gäste sich bei Kaffee und Kuchen anregend unterhalten, springen Kinder in Regenausrüstung durch die Gänge. Vor dem Gebäude treffen sich Familien beim Spielplatz und genießen die Aprilsonne. Sie winken, als die Delegation wieder in den Bus steigt und vor dem Abschied noch einmal kurz zurückblickt.
37
„Durch den Bürger*innenrat wurde der Dialog angestoßen. Wir haben vieles aufgezeigt, was uns wichtig war. Das wurde aufgegriffen, auch wenn es teilweise andere Formen hat. Aber unsere Grundanliegen wurden gehört und wir sehen, es tut sich was!“
Einblick
Von der Tafel an’s Flipchartund zurück!
Elisabeth Bleimschein-Ratz hat diesen Schritt gewagt - und bereut nichts. Seit September arbeitet die Gymnasiallehrerin für ein Jahr im FEB mit und hat einiges zu erzählen. Ein Gespräch über den Mehrwert, mal die Seite zu wechseln, persönliche Highlights und den Mut, den eigenen Kosmos zu verlassen.
Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung: Liebe Elisabeth, was hat dich dazu gebracht, Schule gegen Landesverwaltung zu tauschen?
Elisabeth Bleimschein-Ratz: Seit zwei Jahren gibt es auf Initiative der Mega-Bildungsstiftung in Wien das Programm Seitenwechsel „Aus dem Klassenzimmer ins Unternehmen – und zurück.“
Nach 25 Jahren im Schuldienst habe ich mich für die Teilnahme am Projekt beworben, weil ich durch das Eintauchen in eine andere Arbeitswelt und den Perspektivenwechsel neue Impulse für meinen Unterricht und die Schule bekommen wollte. Und nach diesen zehn Monaten im FEB kann ich sagen, dass der Seitenwechsel eine unheimlich große Bereicherung für mich ist und somit auch für meine Schüler*innen sein wird.
FEB Warum hast du dich für das FEB entschieden?
EBR Von den drei Säulen des FEBs fühlte ich mich sehr angesprochen. Als ehrenamtlich Engagierte kenne ich die Perspektive der Freiwilligen und weiß um die Herausforderungen der Vereine. Sie leisten Großartiges für die Gesellschaft, und sie in ihren Aktivitäten zu unterstützen, empfinde ich als sehr schöne Aufgabe. Die Weiterentwicklung der Demokratie
durch verstärkte Bürger*innenbeteiligung ist mir ebenfalls ein großes Anliegen. Demokratie lebt vom Diskurs und von der Kompromissfindung. Bürger*innenräte sind wunderbare Instrumente, dies auf eine wertschätzende Art und Weise zu praktizieren. Und dass wir in Vorarlberg auch auf Kinder- und Jugendbeteiligung setzen, ist sehr vorausschauend. Das Thema Nachhaltigkeit und SDGs ist für mich als Geographin und Lehrerin einer Schule für Humanökologie ohnehin Programm.
FEB Was war dein bisheriges Highlight?
EBR Im Laufe der vergangenen Monate durfte ich schon sehr viele schöne Momente erleben. Die Konzipierung der Fachtagung „Ehrenamt macht Schule“, die Impulsaktion „Unser Verein Inklusiv“ auf der Dornbirner Messe und das Training für Freiwilligenbegleiter*innen sind nur einige meiner persönlichen Highlights. Dass ich die Agenda 2030-Tagung vorbereiten und mitgestalten darf, freut mich ebenfalls sehr.
FEB Was ist der Mehrwert für Lehrpersonen, mal in ein ganz anderes Metier einzutauchen?
EBR Den eigenen, bekannten Kosmos zu verlassen ist sehr horizonterweiternd. Das Erlernen und Erleben von anderen Arbeitsweisen und -welten empfinde ich als eine Form von praxisnaher Weiterbildung. Neue Erkenntnisse und Methoden kann ich in die Schule mitnehmen und in Anwendung bringen. Umgekehrt hat es auch seine Vorteile, wenn die Perspektive der Schule im Büro Einzug hält. Zudem ist es sehr motivierend, meine Wirksamkeit in einem anderen Berufsfeld erleben zu dürfen.
FEB FEB in a nutshell: Was nimmst du dir aus deiner Zeit hier mit?
EBR Reich an neuen Erfahrungen, inspirierenden Begegnungen, vielfältigem methodischem Werkzeug und wegweisenden Ideen verlasse ich das Büro mit einem großen Reisekoffer – und noch dazu mit Übergepäck! Dieses Jahr im FEB wird in meinem Lebenslauf einen besonderen Platz einnehmen!
Danke für das Gespräch, liebe Elisabeth! Schön, dass du bei uns bist!
38
Von der Tafel an’s Flipchart - und zurück!
Ein Blick hinter die Kulissen Wusstestdu,
wir derzeit 10 Mitarbeiter*innen sind?
dass …
alle weiblichen Teammitglieder (außer Lydia) im September geboren sind?
Unnützes FEB-Wissen
… sich 4.172 Mio. Bytes gesammeltes FEB-Know-how auf unserem Server befinden?
wir auf unseren Arbeitswegen
summa summarum 150 km täglich mit dem Fahrrad zurücklegen?
Julia Stadelmann ab August wieder aus der Karenz
zurückkommt und das Team bereichert? wir im Durchschnitt 44 Jahre alt sind? Mit dem „KalleEffekt“ sind es 41 Jahre.
39
Einblick
Das derzeitige FEB-Team (v.l.n.r): Christiane Schallert, Christoph Kutzer, Michael Lederer, Lydia Fischkandl, Yvonne Wolf, Bertram Meusburger, Stefan Lins, Elisabeth Bleimschein-Ratz und Judith Lutz. Es fehlt Kriemhild Büchel-Kapeller.
Ein Blick hinter
Kulissen: Unnützes FEB-Wissen
die
Zahlen 2022/23
September bis April
19,59 % Freiwilliges Engagement
7.578 Stunden von SeptemberbisA
15,72 % Systemleistungen
49,86 % Bürger*innenbeteiligung
6,40 % Öffentlichkeitsarbeit
pril = 100 %
8,40 % Nachhaltige Entwicklung
Personaleinsatz nach ArbeitsbereicheninProzent
Aufgewendete Sachmittel in allen Bereichen inklusive Öffentlichkeitsarbeit im Zeitraum September 2022 bis April 2023:
40 Zahlen 2022/23
EUR 276.067,84
Wie viele Menschen erreichen
wir mit unseren Aktivitäten?
Unsere Arbeit lässt sich nur schwer in Zahlen fassen. Wir versuchen es trotzdem und zeigen hier ein paar Beispiele: Zahlenstand Redaktionsschluss
Landesweite Bürger*innenrat findet Ende Juni zum Thema „Care-Arbeit und Vereinbarkeit“ statt
Antworten bei der Onlinekonsultation über „Vorarlberg Mitdenken“ zur Tierschutzstrategie des Landes Vorarlberg
890×
wurde die letzte Magazinausgabe online aufgerufen
8
Module zu Beteiligungs- und Partizipationsmethoden mit über 120 Teilnehmenden
1.353
Menschen sind Teil unserer Facebook-Community. Komm’ doch auch dazu!
Kurse im Rahmen des Bildungsprogramms „freiwillig engagiert“ wurden von 220 Menschen besucht
13
41 Einblick
Langenegg: Ein
Ehrenamts-Dorf voller Lebensfreude und Gemeinschaftssinn
Ehrenamt und gutes Leben? Ja, da gibt es einen deutlichen Zusammenhang. Die Bregenzerwälder Gemeinde Langenegg hat das schon lange erkannt und nun, mit FEB-Unterstützung, eine Engagementstrategie erarbeitet. Die brandheißen Neuigkeiten hat sich Lydia Fischkandl direkt bei einem Dorfabend Mitte Mai persönlich geholt.
Willkommen in Langenegg, einem Ort mit 1.200 Bewohner*innen, der nicht nur mit seiner idyllischen Landschaft und seinem Dorfkäse begeistert, sondern vor allem mit der besonderen Art des Denkens seiner Bewohnerinnen und Bewohner. In Langenegg wird das Herz im Hier und Jetzt gelebt, während der Blick in die Zukunft gerichtet ist. Wie gelingt also ein gutes Leben in Langenegg? Zentral dabei: der große Stellenwert des Ehrenamts.
Langenegg ist eine Kleingemeinde im Vorderen Bregenzerwald. Ursprünglich eine Abwanderungsgemeinde, hat sich Langenegg Mitte der 1990er Jahre zu einem beispielhaften Entwicklungsprozess aufgemacht. Ziel war es, die Lebensqualität vor Ort deutlich zu verbessern, um der drohenden Abwanderung entgegenzuwirken und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Seit dem Beitritt zum Klimabündnis Österreich spielen auch Klimaschutz und Energiesparen eine wichtige Rolle in den Aktivitäten der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger.
42
Langenegg: Ein Ehrenamts-Dorf voller Lebensfreude und Gemeinschaftssinn
Seit Jahrzehnten engagiert sich die Gemeinde in Sachen Energie, Klimaschutz, Familie und Soziales.
Die Langenegger Mission –das Dorf der Zukunft
Thomas Konrad (Bürgermeister) und Katharina Fuchs (Vize-Bürgermeisterin) stellten die Langenegger Mission mit großer Begeisterung und Energie vor. Das Geheimnis liegt in einer Mischung aus Kultur, regionaler Versorgung, einer florierenden Wirtschaft, kurzen Wegen und dem ehrenamtlichen Engagement der Bewohner*innen.
In einer kürzlich durchgeführten Befragung zur Lebenszufriedenheit, angelehnt an den OECD-Index (Organisation for Economic Co-operation and Development), erzielte Langenegg einen beeindruckenden Wert von 7,5. Damit liegt das Dorf über dem österreichweiten Durchschnitt von 7,2 und auch weit über dem Durchschnitt aller OECD-Länder, der bescheidene 6,7 beträgt. Es ist offensichtlich, dass die Bewohnerinnen und Bewohner hier etwas ganz Besonderes haben.
Lebenswertes Langenegg –eine lebendige Gemeinde mit Engagementstrategie
Ein Grund für das hohe Maß an Lebenszufriedenheit in Langenegg liegt zweifellos im ehrenamtlichen Engagement und dem starken Vereinswesen. Wie in vielen Bereichen steht auch in Langenegg das Engagement vor Herausforderungen, wie etwa Funktionär*innen zu finden, Mitgliederbindung, Nachwuchs zu finden und motivieren, Digitalisierung etc. und muss sich daher weiterentwickeln. Ein von Kriemhild Büchel-Kapeller vom Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung begleiteter Prozess unter Einbindung wesentlicher Akteur*innen wurde durchgeführt. Im Rahmen von zwei Engagement-Werkstätten wurden folgende Fragen gestellt: Was wurde bisher in Bezug auf das Engagement gemacht? Was hat sich bewährt? Und wo werden neue Wege benötigt? Basierend auf den Erkenntnissen aus diesen Werkstätten fand ein „Dialog der Vereine“ statt, um gezielt Maßnahmen abzuleiten.
Die daraus resultierte Ehrenamtsstrategie fasst die Ergebnisse zusammen und trägt dazu bei, das Ehrenamt zu fördern, zu stärken, zu vernetzen und ein Bewusstsein zu schaffen und von der ehrenamtlichen Tätigkeit zu erzählen.
Vier ehrenamtlich tätige Personen erzählen mit großer Freude und Begeisterung von ihren Erfahrungen: Sophia, Manuel, Stephanie und Peter. Egal ob Feuerwehr, Funkenzunft oder die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu knüpfen und sich zu integrieren - das Ehrenamt spielt eine zentrale Rolle in Langenegg und sorgt für Spaß, Dankbarkeit und das Gefühl, etwas zurückgeben zu können.
Doch nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner selbst schwärmen von ihrem Dorf. Regio-Obmann Guido Flatz gibt uns einen Blick von außen und bestätigt die beeindruckende Entwicklung in Langenegg. Er betont, dass der Zusammenschluss der 24 Bregenzerwald-Gemeinden zur der Regio Bregenzerwald wichtig ist und bereits viel erreicht hat.
Wir alle sind Gemeinde: Langenegg formuliert drei goldene Regeln für ein gutes Zusammensein:
Jede*r weiß, was läuft.
Das Leben in Langenegg lieben.
Gemeinsam sind wir stark.
Diese einfachen, aber kraftvollen Prinzipien tragen dazu bei, dass sich die Menschen in Langenegg als Teil eines kollektiven „WIR“ fühlen und das Dorf zu einem noch lebenswerteren Ort machen.
Denk und red mit a dr’Langenegg –ein zukunftsfähiges Dorfzentrum
Langenegg bewusst Zukunft geben steht nun auf dem Programm. Ein Dorfentwicklungsprozess soll gemeinsame Zukunftsperspektiven und Handlungsempfehlungen entwickeln.
Dabei werden verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten, über das Jahr 2023 hinweg, wie der Erzählraum, die digitale Beteiligung und ein Planspiel für Zukunftsperspektiven angeboten, um das Langenegg von morgen zu gestalten. Einblick
43
Barrieren überwinden, zueinander finden!
Impulsprogramm „Unser Verein Inklusiv“: Vorarlberg ohne Ehrenamt, ohne die zahlreichen Vereine und Freiwilligenorganisationen? Undenkbar! Freiwillig Engagierte leisten Großartiges nicht nur für die Vereinsmitglieder, sondern für die Gesellschaft, kurzum für das ganze Land. Mit dem Vereinsimpulsprogramm „Unser Verein“ sollen gezielt Vereine bei Herausforderungen unterstützt werden. Auftakt zu „Unser Verein Inklusiv“ bildete eine Aktion bei der Frühjahrsmesse in Dornbirn im April.
Mit dem Programm „Unser Verein Inklusiv“ sollen Vereine dazu ermutigt werden, ihre Vereinstüren für ALLE – insbesondere auch für Menschen mit Behinderungen – zu öffnen, damit sich ALLE aktiv in die Vereinsarbeit einbringen können. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen schafft eine aktivierende Dynamik im Verein. Offenheit und Vielfalt wirken positiv, bereichernd und inspirierend. Schon jetzt leisten Menschen mit Behinderung wertvolle Dienste in den Vereinen und Freiwilligenorganisationen.
Aus dem Workshop: Himmelblau
Überzeugt von der Wirksamkeit der Selbsterfahrung starteten wir das Programm mit einer Impulsaktion auf der Dornbirner Frühjahrsmesse. An vier Stationen war es den Besucher*innen möglich, spielerisch neue Perspektiven kennen zu lernen. Die Umsetzung von „Rollend unterwegs“, die Welt mit den Händen sehen, sich in Gebärdensprache verständigen und eine Reise ins Alter wurde getragen vom Fachwissen und dem ehrenamtlichen Engagement des ÖZIV (= Österreichs zukunftsorientierte Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen).
44
„Alles, was wir selbst ausprobieren und erleben dürfen, geht tiefer und wird nachhaltig gespeichert.“
Barrieren überwinden, zueinander finden!
Der Andrang bei der Frühjahrsmesse in Dornbirn war groß.
uns, den Rollstuhlparcours
präsentieren zu können. Durch Rampen, schiefe Ebenen und verschiedene Bodenbeläge kann erlebt werden, mit welchen Barrieren Rollstuhlfahrende täglich konfrontiert sind. Durch diese Selbsterfahrung möchten wir Menschen animieren, sich mit dem Thema „Barrierefreiheit“ auseinander zu setzen, damit in weiterer Folge ein Umdenken stattfindet. Nach wie vor sind es bauliche und menschliche Barrieren, die verhindern, dass wir auch trotz UNBehindertenrechtskonvention nicht in einer inklusiven Gesellschaft leben.“
Karin Stöckler Geschäftsführende Präsidentin ÖZIV – LV Vorarlberg
Unterstützt wurde unsere Aktion von der Marke Vorarlberg, die sich intensiv dafür einsetzt, dass Vorarlberg zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder wird - für ALLE Kinder!
45 Einblick
„Wir freuen
‚Rollodrom‘ einer breiten Öffentlichkeit
Der Landeshauptmann im Gespräch mit Karin Stöckler, Landespräsidentin ÖZIV Vorarlberg
Unsere Aktion hat viele Messebesucher*innen angesprochen und zum Nachdenken
angeregt:
Sobald man im Rollstuhl sitzt, muss man jede Bewegung doppelt planen: Komm ich da wieder hoch/runter oder wo ist der nächste Lift? Vor allem beim Hindernisparcours habe ich gemerkt, wie selbstverständlich wir – die nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind –Kanten, Treppen und unebenes Terrain überwinden.“
Pia, 15 Jahre
Der Rollstuhlparcours – das war für mich persönlich eine der besten Aktionen auf der Dornbirner Messe, denn ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass Rollstuhl fahren so schwierig sein kann. Jeder Absatz, der nur 10 cm hoch ist, kann für Rollstuhlfahrer*innen ein großes Problem darstellen.“
Chiara, 17 Jahre
Jetzt verstehen wir die älteren Leute viel besser. Wir können nun nachvollziehen, wie es ist, wenn man alt wird. Das Halten von Dingen, das Laufen, oder auch das Schreiben von Notizen ist viel anstrengender. Was wir als das Schwierigste empfunden haben, war das Bücken und Schuhe zubinden. Viele Menschen unterschätzen, wie schwer das eigentlich ist. Bevor wir den Anzug anprobierten, konnten wir es selbst nicht glauben.“
Hannah und Noemi, 13 Jahre
46
Barrieren überwinden, zueinander finden!
„ „ „
Der Rollstuhlparcours „Rollodrom“ zeigt eindrücklich auf, welche Schwierigkeiten der öffentliche Raum für Menschen im Rollstuhl mit sich bringt.
dann gibt es da noch ELLA.
In Ellas Dorf dreht sich alles ums Radfahren. Jedes Baby kriegt von der Bürgermeisterin ein Fahrrad geschenkt – jedes eine Sonderanfertigung. So auch Ella. Doch als sie alt genug ist, um Rad fahren zu lernen, bemerkt sie: Ihr Rad hat nur ein Pedal. Das Radfahren – für die anderen Kinder eine Selbstverständlichkeit – wird für sie zur echten Herausforderung.
Quelle: www.himmelblau.co
Neugierig, wie die Geschichte weitergeht?
Nach diesem gelungenen Auftakt auf der Dornbirner Messe starten wir mit fünf Vereinen in die konkrete Umsetzung des Impulsprogramms. Mit Informationen und ansprechenden Workshops zum Thema „Wie können wir Inklusion und Barrierefreiheit in unserem Verein und Wirkungsbereich vorantreiben?“ wollen wir Vorarlberg ein Stück chancenreicher und inklusiver machen.
Kurz und knackig drückt es das Zitat von Sylvia Schoder bei der Mitmach-Aktion des Koordinationsbüros zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in München aus:
Barrieren überwinden und zueinander finden!
Und beim Zueinanderfinden wollen wir unterstützen!
Lesen Sie nach im Kinderbuch: „Himmelblau – eine Geschichte über Toleranz, Anerkennung und Inklusion“ oder erfahren Sie mehr über Ella im „Himmelblau Erzähltheater“.
Himmelblau – Verein zur Förderung von Inklusion hallo@himmelblau.co
Und übrigens, ist Ihnen schon aufgefallen, dass ELLA von hinten nach vorne gelesen ALLE heißt?!
„Himmelblau – eine Geschichte über Toleranz, Anerkennung und Inklusion“
47 … und
Einblick
Kennen Sie den Baum der Anerkennung?
Nein? Dann sollten Sie unbedingt beim nächsten Training für Engagement-Begleiter*innen dabei sein! Dort erfahren Sie, dass es sich bei diesem Baum nicht um eine vom Aussterben bedrohte Art handelt, sondern eher um eine neu entdeckte Spezies. Was es damit auf sich hat, berichtet Elisabeth Bleimschein-Ratz.
Ehrenamtliche gewinnen und halten ist mitunter eine große Herausforderung für Vereine. Ein Erfolgsschlüssel dafür ist die gute, wertschätzende Begleitung von Freiwilligen.
Und genau zu diesem Thema haben sich Anfang Mai rund 20 Freiwilligenkoordinator*innen aus unterschiedlichen Engagement-Bereichen getroffen und sich in einem eintägigen Seminar intensiv mit Engagement-Begleitung auseinandergesetzt.
Das von der Beratergruppe Ehrenamt ausgearbeitete Training zeichnete sich durch Praxisnähe aus und gab den Teilnehmer*innen im wahrsten Sinne des Wortes direkt anwendbare Werkzeuge und Unterlagen in die Hand. Der Bogen spannte sich dabei vom Aufnehmen und Einarbeiten von Freiwilligen über deren Führung und Wertschätzung bis hin zum Feedbackgeben und Anerkennen. Der Wandel im Ehrenamt stand genauso auf dem Programm wie der Nutzen und die Grenzen von Engagement. Erfahrungsaustausch und Vernetzung sollten an diesem Tag auch nicht zu kurz kommen.
„Für mich durfte der Workshop viele neue Perspektiven öffnen. Die Begeisterung und das große persönliche Engagement der Teilnehmer* innen waren ansteckend und sehr motivierend für mich, die Inhalte, Themen und die wertvollen Gruppenübungen eine große Bereicherung.“
Andrea Kubesch Lebensraum Bregenz
Kennen Sie den Baum der Anerkennung?
Ein ganz wertvoller Baustein bei diesem Training war der eingangs erwähnte Baum der Anerkennung. Und so sieht er aus, dieser Baum!
48
Baum der Anerkennung (Idee: Beratergruppe Ehrenamt, Berlin)
Lob Lob Verantwortung Verantwortung Vertrauen Danke Danke Teilnahme an Veranstaltungen Hilfsbereitschaft Hilfsbereitschaft Strahlen eines Kindes ehrliche freudige Begrüßung
Was dieser mit Engagement-Begleitung zu tun hat? Ganz einfach. Der Baum, seine Blätter und Früchte laden zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Anerkennung ein. Durch das Aufschreiben und Erzählen von Anerkennungserlebnissen wird klar, was beim Anerkennen und Wertschätzen wirklich zählt!
Und wie sehen die Teilnehmer*innen dieses Instrument?
„Persönliche Anerkennungserlebnisse zu beschreiben ist zuerst schwierig. Ich hatte ein wenig Bedenken, weil ich mich nicht selbst vor der Gruppe loben wollte. Das hat sich aber durch die Beiträge aller Teilnehmenden gar nicht so angefühlt. Dabei wurde offensichtlich, dass ein ehrliches Dankeschön und das „AlsMensch-gesehen-werden“ wertvoller ist als Materielles.“
Angelika Gantner
Amt der Stadt Feldkirch, Abteilung Jugend, Ehrenamt und Integration
„Die Vielfalt an Anerkennungsmomenten zeigt mir, was ich einsetzen kann, um andere wirksam wertzuschätzen. Durch den Baum der Anerkennung habe ich sehr viele Impulse für den Alltag bekommen.“
Markus Schupp Feuerwehr Hörbranz
Alle Teilnehmer*innen konnten an diesem Tag wertvolle Ideen und Anregungen für ihre Arbeit mit Freiwilligen sammeln und mitnehmen – ganz im Sinne einer reichen Obsternte insbesondere vom Baum der Anerkennung!
Während viele Vereine unter Funktionär*innenknappheit ächzen, weisen Studien hohe, nicht aktivierte Engagement-Potenziale aus. Viele Menschen sind bereit, sich zu engagieren, wenn sie eine stimmige Aufgabe finden und sich gefragt fühlen. Gut gefragt werden und ausprobieren ist ein Anfang. Wird das Ankommen im Verein nicht begleitet, war es das mitunter auch schon wieder. Mit wenig Aufwand in der Begleitung von Engagierten kann ungeahnte Aktivierung gelingen. Willkommen sein, Aufgaben übernehmen können, klare Ansprechpersonen, wertschätzendes Feedback und Anerkennung: Das ist der Stoff, aus dem erfolgreiche Engagement-Geschichten geschrieben werden. Vom Einstieg über das Hineinwachsen, bis hin zur Übernahme von Verantwortung Funktionen und Vereinsführung.
Gewinnen, Begleiten und Halten von Engagierten ist ein zentraler Faktor für die positive Entwicklung des Ehrenamts.
Eine Maßnahme ist der Aufbau eines Bildungsnetzwerks von freiwilligen Organisationen aller Engagement-Bereiche zur Ausbildung von > 1.000 Engagement-Begleiter*innen. Es ist genug Engagement für alle da.
Weitere Informationen zur Beratergruppe Ehrenamt unter:
49
Einblick
Engagement-Potenziale aktivieren: strategisch gedacht!
Ziemlich beste Jahre –sind Sie bereit dafür?
Das Gestalten und der Übergang in eine neue Lebensphase
Schon Louis Pasteur, der bekannte französische Mediziner und Naturwissenschaftler, wusste: Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist. Und das haben sich Peter Weiskopf vom Lebensraum Bregenz und sein Team wohl auch gedacht, als sie sich mit dem Thema „Übergang vom Erwerbsleben in die Pension“ auseinandersetzten und das Projekt „Ziemlich beste Jahre“ konzipierten. Es wurde ein ansprechendes Programm erarbeitet, das Menschen auf die Phase nach der Erwerbstätigkeit vorbereitet. Welches Modul vom FEB gestaltet wird, weiß Elisabeth Bleimschein-Ratz.
Über „Die Macht der neuen Alten“ berichtete der Kurier ausführlich im Dezember 2022. Eine neue Generation an Pensionist*innen verändert die Gesellschaft. Zahlen belegen das deutlich: Laut aktueller WiFo-Studie stammten bereits 2015 knapp 40% der Konsumausgaben von Haushalten der Altersgruppe 55+. Anders gesagt: Jeder dritte Euro im Konsum stammt von den „Neuen Alten“. Und auch der Faktor Ehrenamt ist bedeutsam. Ehrenamtliche Tätigkeiten im Wert von 8,6 Mrd EUR (Anm. das entspricht dem österr. Bildungsbudget von 8,9 Mrd EUR) leisten österreichische Senior*innen jährlich.1 Die Stadt Bregenz erkannte dieses Potential und hat eine spannende Vortragsreihe erarbeitet, die Impulse für die Gestaltung des neuen Lebensabschnitts und den Übergang in diese Lebensphase gibt. Von März bis Oktober 2023 bekommen die Teilnehmer*innen in sechs Modulen wertvolle Anregungen für Körper, Geist und Seele.
Ruhestand ist kein Dauerurlaub
So sprach Franz Josef Köb im März beispielsweise über das neue Bild des Alters und plädierte in seinem Vortrag, sich in der Pension sinnvollen Aufgaben zu widmen. „Nicht wenige glauben, der wohlverdiente Ruhestand sei ein Schlaraffenland, das sich von selber einstellt“, meinte Markus Hofer im zweiten Modul.
1 Quelle: Österreichischer Seniorenbund
Für gesunde 99+ Jahre
Was braucht mein Körper jetzt? Dieser Frage ging Eva Wildauer-Brunner auf den Grund, denn Ernährung und Bewegung sind ganz wesentlich für das körperliche Wohlbefinden. Für die ganzheitliche Gesundheit braucht es aber auch ein gutes soziales Umfeld und Kontakte. Kriemhild Büchel-Kapeller erzählte Ende Mai über Faktoren, die sich positiv auf die persönliche Lebenszufriedenheit auswirken. Und welche Bedeutung Engagement für die Lebenszufriedenheit hat. Sie setzt sich auch mit der Frage auseinander, was uns Zuversicht und Halt in einer Zeit des Wandels gibt. Und Pater Martin Werlen nimmt die Teilnehmer*innen mit auf eine spirituelle Entdeckungsreise.
Sind die Dinge geregelt, schläft es sich besser
Bedürfnisse und Gewohnheiten ändern sich, das Eigenheim ist viel zu groß und noch dazu nicht barrierefrei. Expertinnen der Raiffeisengruppe, Maria Fink und Marina Rietzler, geben praktische Tipps in Sachen Versicherungen und Immobilien. „Kümmern Sie sich jetzt um Ihren Nachlass!“, fordert uns Matthias Längle auf. Er widmet sich dem Thema Vermögensverteilung und insbesondere der Frage, wie jede/r zur Streitvermeidung beitragen kann.
Gut im Abgang – nicht nur für Weinliebhaber*innen
Viele Jahre gearbeitet und sich für das Unternehmen eingesetzt, umfangreiches Know-how erworben und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Der Ausstieg aus dem Erwerbsleben soll das Gesamt(kunst)werk gut vollenden. Stefan Behnke zeigt, wie ein gelungener Abschied aussehen kann.
Weitere Informationen zum Projekt und den Modulen unter:
50
Ziemlich beste Jahre – sind Sie bereit dafür?
51 Ausblick
Ziemlich beste Jahre –sind Sie bereit dafür?
Das Gestalten und der Übergang in eine neue Lebensphase
Schon Louis Pasteur, der bekannte französische Mediziner und Naturwissenschaftler, wusste: Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist. Und das haben sich Peter Weiskopf vom Lebensraum Bregenz und sein Team wohl auch gedacht, als sie sich mit dem Thema „Übergang vom Erwerbsleben in die Pension“ auseinandersetzten und das Projekt „Ziemlich beste Jahre“ konzipierten. Es wurde ein ansprechendes Programm erarbeitet, das Menschen auf die Phase nach der Erwerbstätigkeit vorbereitet. Welches Modul vom FEB gestaltet wird, weiß Elisabeth Bleimschein-Ratz.
Über „Die Macht der neuen Alten“ berichtete der Kurier ausführlich im Dezember 2022. Eine neue Generation an Pensionist*innen verändert die Gesellschaft. Zahlen belegen das deutlich: Laut aktueller WiFo-Studie stammten bereits 2015 knapp 40% der Konsumausgaben von Haushalten der Altersgruppe 55+. Anders gesagt: Jeder dritte Euro im Konsum stammt von den „Neuen Alten“. Und auch der Faktor Ehrenamt ist bedeutsam. Ehrenamtliche Tätigkeiten im Wert von 8,6 Mrd EUR (Anm. das entspricht dem österr. Bildungsbudget von 8,9 Mrd EUR) leisten österreichische Senior*innen jährlich.1 Die Stadt Bregenz erkannte dieses Potential und hat eine spannende Vortragsreihe erarbeitet, die Impulse für die Gestaltung des neuen Lebensabschnitts und den Übergang in diese Lebensphase gibt. Von März bis Oktober 2023 bekommen die Teilnehmer*innen in sechs Modulen wertvolle Anregungen für Körper, Geist und Seele.
Ruhestand ist kein Dauerurlaub
So sprach Franz Josef Köb im März beispielsweise über das neue Bild des Alters und plädierte in seinem Vortrag, sich in der Pension sinnvollen Aufgaben zu widmen. „Nicht wenige glauben, der wohlverdiente Ruhestand sei ein Schlaraffenland, das sich von selber einstellt“, meinte Markus Hofer im zweiten Modul.
1 Quelle: Österreichischer Seniorenbund
Für gesunde 99+ Jahre
Was braucht mein Körper jetzt? Dieser Frage ging Eva Wildauer-Brunner auf den Grund, denn Ernährung und Bewegung sind ganz wesentlich für das körperliche Wohlbefinden. Für die ganzheitliche Gesundheit braucht es aber auch ein gutes soziales Umfeld und Kontakte. Kriemhild Büchel-Kapeller erzählte Ende Mai über Faktoren, die sich positiv auf die persönliche Lebenszufriedenheit auswirken. Und welche Bedeutung Engagement für die Lebenszufriedenheit hat. Sie setzt sich auch mit der Frage auseinander, was uns Zuversicht und Halt in einer Zeit des Wandels gibt. Und Pater Martin Werlen nimmt die Teilnehmer*innen: innen mit auf eine spirituelle Entdeckungsreise.
Sind die Dinge geregelt, schläft es sich besser
Bedürfnisse und Gewohnheiten ändern sich, das Eigenheim ist viel zu groß und noch dazu nicht barrierefrei. Expertinnen der Raiffeisengruppe, Maria Fink und Marina Rietzler, geben praktische Tipps in Sachen Versicherungen und Immobilien. „Kümmern Sie sich jetzt um Ihren Nachlass!“, fordert uns Matthias Längle auf. Er widmet sich dem Thema Vermögensverteilung und insbesondere der Frage, wie jede/r zur Streitvermeidung beitragen kann.
Gut im Abgang – nicht nur für Weinliebhaber*innen
Viele Jahre gearbeitet und sich für das Unternehmen eingesetzt, umfangreiches Know-how erworben und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Der Ausstieg aus dem Erwerbsleben soll das Gesamt(kunst)werk gut vollenden. Stefan Behnke zeigt, wie ein gelungener Abschied aussehen kann.
Weitere Informationen zum Projekt und den Modulen unter:
52
Ziemlich beste Jahre – sind Sie bereit dafür?
Ausblick: Wie geht es weiter?
53
Wie schaffen wir das mit der Umsetzung der SDG?
Wir brauchen Zukunftsbilder, die aktivieren. Wie könnte die Welt 2030 aussehen? Wir haben ChatGPT gebeten, uns ein „freches“ Zukunftsszenario zu entwickeln, das die Umsetzung der SDG im Jahre 2030 berücksichtigt. Machen Sie sich am besten selbst ein Bild.
54
Wie schaffen wir das mit der Umsetzung der SDG?
Eine
Revolution
der
SDGs: Die Welt 2030 im Sturm erobert
Ein mutiges Zukunftsszenario für eine kühne und aufregende Welt
Liebe Leserinnen und Leser,
lasst uns in eine Zukunft eintauchen, in der die Sustainable Development Goals (SDGs) bis zum Jahr 2030 nicht nur umgesetzt, sondern mit Feuer und Leidenschaft revolutioniert wurden. Dieses Zukunftsszenario wirft den Status quo über den Haufen und bringt eine Welt hervor, die voller Abenteuer, Kreativität und nachhaltiger Exzellenz ist.
Wir finden uns in einer futuristischen Stadt wieder, in der Nachhaltigkeit das neue Schwarz ist. Die Wolkenkratzer sind mit vertikalen Gärten überzogen, die nicht nur für grüne Schönheit sorgen, sondern auch die Luft reinigen und frischen Sauerstoff produzieren. Unterirdische Tunnelsysteme bieten eine innovative Infrastruktur für den öffentlichen Nahverkehr, der nicht nur schnell und effizient ist, sondern auch mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Überall in der Stadt finden wir Kunstinstallationen, die das Bewusstsein für Umweltschutz schärfen und die Menschen zum Nachdenken anregen. Wir machen einen Sprung aufs Land und landen in einer Gemeinde, die von rebellischen Bauern und Bäuerinnen regiert wird. Statt traditioneller Landwirtschaftsmethoden setzen sie auf revolutionäre Techniken wie vertikalen Anbau und hydroponische Systeme. Ihre Felder sind bunt und lebendig, da sie verschiedene Kulturen in harmonischer Koexistenz anbauen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und Schädlinge auf natürliche Weise abzuwehren. Die Gemeinschaft hat einen mutigen Schritt gemacht und den Gebrauch von Pestiziden und chemischen Düngemitteln komplett abgeschafft. Stattdessen setzen sie auf natürliche Alternativen und fördern die Biodiversität in ihren Anbauflächen.
Wir werfen einen Blick auf die globale Bühne und sehen eine Welt, in der Rebellion gegen die Klimakrise zur Norm geworden ist. Eine neue Generation von Aktivistinnen und Aktivisten hat die Macht ergriffen und drängt Regierungen und Unternehmen zu drastischen Maßnahmen. Große Ölkonzerne wurden zu erneuerbaren Energieunternehmen umgewandelt, während saubere Technologien und grüne Innovationen florieren.
Herzliche Einladung zur Agenda 2030-Tagung
23. und 24. November 2023 im Festspielhaus Bregenz
„Komplexe Problemstellungen treffen auf eine erschöpfte Menschheit.“ So lautet eine sehr treffende Gesellschaftsanalyse, die uns letzthin im Newsletter des FAQ-Festivals Bregenzerwald unterkam. Wie sehen aber Taktiken aus, die uns vor Apokalypseszenarien bewahren und positive Zukunftsbilder generieren? Wie schaffen wir es, gemeinsam das Ruder rumzureißen in Richtung Transformation? Wir wollen aktiv gestalten und laden dazu alle ein, die Bilanz ziehen, voneinander lernen und Strategien entwickeln wollen, wenn es um die Umsetzung der SDG geht. Denn in Sachen SDG-Umsetzung ist HALBZEIT! So wie beim Fußball wird in der Pause die 1. Halbzeit des Spiels analysiert und daraus die Taktik für die 2. Halbzeit entwickelt. Was haben wir auf dem bisherigen Weg gelernt? Was sind erfolgreiche Strategien in der Umsetzung? Welche Taktiken helfen uns bei der Umsetzung? Welche Wirkung zeigte sich? Welche Hebel müssen umgelegt werden, damit Transformation auf den unterschiedlichsten Ebenen gelingt?
Dazu gibt es
• Impulse (u.a. mit Stefan Brunnhuber; Transformationsforscher)
• Viele Geschichten aus der Praxis, zum Inspirieren und Lernen
• Exkursionen an Orte, wo die SDGs erlebbar sind
• Gemeinsamer Raum für Austausch und miteinander wirksam werden
Ein Highlight wird der Vortrag von Stefan Brunnhuber, Spezialist für die Erforschung von Transformationsprozessen. Er hat zahlreiche Publikationen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel, psychische Gesundheit und Wirtschaftswachstum veröffentlicht.
Die Veranstaltung im Rahmen der Nachhaltigkeitskoordination Österreichs ist eine Kooperation des Landes Vorarlberg mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, dem Österreichischen Gemeindebund und dem Österreichischen Städtebund.
Weitere Infos unter:
55
Ausblick
On the Road
An dieser Stelle zeigen wir, wo FEB-Wissen und Expertise gefragt sind und geben Einblick in die ganz besonderen Arbeitstage. Von Kinoabend mit 220 Jugendlichen bis Warschau-Reise: Auch in dieser Ausgabe gibt es einiges aus der Kategorie „FEB-Alltag mal anders“ zu berichten.
Kinoabend: DANKEFÄSCHT für engagierte Jugendliche
21. April 2023
Rund 220 Jugendliche wurden beim DANKEFÄSCHT im Cineplexx Hohenems für ihr freiwilliges Engagement geehrt. Die Veranstaltung wurde vom aha – Jugendinfo Vorarlberg, EUROPE DIRECT Vorarlberg und dem FEB gemeinsam organisiert und bot den Teilnehmer*innen einen Abend mit Programm, Snacks und dem Film „Air: Der große Wurf“.
Nominierung beim „Innovation in Politics“-Award
11. Mai 2023
Das FEB gehörte zu den Finalist*innen beim diesjährigen „Innovation in Politics“-Award in der Kategorie „Government Improvement“ mit dem Bürger*innenrat „Faire Wahlen“ und der Online-Plattform „Vorarlberg Mitdenken“. Die Verleihung fand in Warschau statt, wo Kriemhild Büchel-Kapeller in Vertretung für das Team die Auszeichnung entgegennehmen durfte. Mit dabei waren auch unsere Kollegen von Crowdinsights Philipp Scherer und Lukas Wolf. Vielen Dank für eure wertvolle Unterstützung beim Tool für die bewährte Online-Plattform „Vorarlberg Mitdenken“.
56 On the Road
Ein voller Erfolg: Der Kinoabend für freiwillig engagierte Jugendliche.
Workshop: Bürger*innenrat goes Zürich
4. November 2022
Auf Einladung des Kanton Zürich, Direktion der Justiz und des Innern, durfte Judith Lutz das „Vorarlberger Modell“ im Rahmen eines Workshops zu deliberativen Bürger*innenräten vorstellen. Auch weitere Modelle aus Deutschland und Ostbelgien wurden vorgestellt und anschließend gemeinsam diskutiert. Danke für diese Möglichkeit!
Ein kleiner Schwank aus dem kunterbunten FEB-Alltag – Konnichiwa und willkommen in Bregenz!
23. März 2023
Die Arbeit des Bürger*innenrats Vorarlberg hat international Aufmerksamkeit erregt. Yvonne Wolf und Michael Lederer durften ein achtköpfiges Forschungsteam aus Japan empfangen und sie über unsere Arbeitsbereiche und Formate informieren. Besonders beeindruckend fanden die Teilnehmenden den Bürger*innenrat und die Aktivitäten im Bereich Kinder- und Jugendbeteiligung. Danke für den Besuch!
Team-Power goes Mitarbeitenden-Rat
4. Mai 2023
Ergebnispräsentation des ersten Mitarbeitenden-Rats der Vorarlberger Landesverwaltung.
Premiere – ein Mitarbeitenden-Rat für die Landesverwaltung. Das gesamte FEB-Team hat sich auf den Weg nach St. Arbogast gemacht, um im Rahmen des Prozesses zur Leitbildaktualisierung der Landesverwaltung Mitarbeitenden-Räte zu moderieren. Die zufällig ausgewählten Teilnehmer*innen brachten wertvolle Ideen ein, die in den Prozess einfließen werden.
57 Ausblick
Die Besucher*innen aus Japan mit Michael Lederer und Yvonne Wolf in Bregenz.
Hochkonjunktur für den Feel-GoodManager
Von „Es ist schon wieder was passiert“ zu „Was bisher geschah“. Einen Rückblick auf das erste FEB-Halbjahr? Ich sag’s euch: Es passiert so viel, da komm ich nicht mehr mit. Und auch mir in meiner Rolle als FEB’scher Bürohund wird ganz bestimmt nicht fad. Im Gegenteil. Viel Besuch, ja sogar aus fernen Ländern reisen manche schon an. Von so weit her! Da denk ich mir, das Büro muss ja schon etwas Besonderes sein. Und dann sind da viele Veranstaltungen, wo ich gar nicht erst dabei sein darf. Das muss man sich mal vorstellen! Meiner Kollegin Juli vom Büro des Bundespräsidenten wird es ähnlich ergehen. Vielleicht sollte ich mich mal mit ihr austauschen – mit den heutigen Kommunikationsmitteln ist das ja kein Problem. Aber gut, da frag ich mich dann schon, ob das dann wirklich sooo wichtig ist, überall dabei zu sein. Stellst du dir die Frage auch manchmal? Ich hab’ ja das Gefühl, dass grad überall und für ganz viele Menschen grad ein „zu viel“ am Start ist. Und grad dann ist es wichtig, mal nach innen zu schauen statt Orientierung im Außen zu suchen und sich zu fragen: Was möchte ich wirklich, wirklich tun? Was ist mein Beitrag für eine gute, gerechte Welt? Ich kann das schnell sagen: Ich bringe Menschen zum Lächeln. Selbst diejenigen, die gar keine Hunde mögen. Alle reden immer über meine Ohren, dabei sind die doch gar nicht so groß. Zumindest hör’ ich nur das, was ich hören will. Zum Beispiel, wenn es wieder an allen Ecken im Büro raschelt und Snacks auf mich warten. Wenn Kekse durch die Luft fliegen, ich ihnen nachspringen kann und noch weitere kriege – dann bin ich glücklich. Und bereit für den nächsten Powernap. Denn von so einem Hundeleben kann mensch sich schon einiges abschauen. Zum Beispiel im Moment zu leben. Und sich über Kekse freuen.
Was möchte ich wirklich, wirklich tun?
Was ist mein Beitrag für eine gute, gerechte Welt?
58 Hochkonjunktur für den Feel-Good-Manager
Ich bin Kalle, der Bürohund.
Text: Judith Lutz
Demokratiebewusstsein
Buch Nichts ist selbstverständlich –auch nicht die Demokratie?! Oder war dir bewusst, dass es mittlerweile wieder mehr autokratische Regime als Demokratien gibt? Herfried Münkler geht der Frage auf den Grund, warum die Demokratie in die Defensivrolle geraten ist, und welchen Gefahren sie momentan ausgesetzt ist. Und wer rettet nun das wertvolle Gut? Nach Münkler sind es die kompetenten und engagierten Bürger*innen. Ein Auftrag für uns!
Die Zukunft der Demokratie
Herfried Münkler
Podcast Ein Podcast über Lösungen für langanhaltende Konflikte durch die Beteiligung. Martina Gross begleitete den „Klima-Zukunft“ Bürger*innenrat in Vorarlberg. Erfahre mehr über den Beitrag und höre ab ca. 15:00, welche Rolle Vorarlberg spielt.
Versuchslabor Demokratie –Bürgerräte auf dem Vormarsch
WDR Mediathek
Nachhaltigkeitsvielfalt
Buch Am Versuch, wirklich nachhaltige Marillenmarmelade herzustellen, ist Cornelia Diesenreiter gescheitert, aber sicher nicht an der ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, kein uneingeschränktes Gut und Böse. Die Autorin klagt nicht an, sie motiviert und plädiert für einen versöhnlichen Umgang miteinander. Ein sehr persönliches Buch für alle Nachhaltigkeits-Profis und jene, die sich auf den Weg machen!
Nachhaltig gibt’s nicht
Cornelia Diesenreiter
Entschuldigungskultur Teilhabe aller
Buch Der Psychologe Thomas Brudermann nimmt 25 Ausreden unter die Lupe, die uns davon abhalten, klimafreundlich zu handeln. Seine Analyse der dahinterliegenden psychologischen Muster ist verständlich und humorvoll aufbereitet und erklärt, warum wir uns selbst oft austricksen. Das Buch ist empfehlenswert für alle, die ihr eigenes klimafreundliches Verhalten reflektieren möchten.
Die Kunst der Ausrede
Thomas Brudermann
Buch Visionär für mehr Zusammenhalt in Europa: Frey und Zimmer betonen, dass bereits Lösungen für viele aktuelle Probleme existieren, jedoch müssen wir bereit sein, diese auch umzusetzen. Ihre Vision zielt darauf ab, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, an politischen Entscheidungen teilzuhaben. Sie schlagen ein Konzept vor, das allen Menschen eine echte Beteiligung am politischen Prozess ermöglicht. Anregend!
Mehr Demokratie wagen: Für eine Teilhabe aller Bruno S. Frey, Oliver Zimmer
59 Tipps
Ausblick
Bürger*innenrat
Von gelungener Demokratieerfahrung
Beteiligung macht Schule: Schüler*innenHaushalte sind ein etabliertes und kostengünstiges Instrument zur Beteiligung von Schüler*innen an Entscheidungsprozessen. Das Verständnis für Demokratie steigt durch das Eingebundensein in lebendige Politik. Zwei Pilotprojekte an Vorarlberger Schulen wurden mit fast 90% Wahlbeteiligung ein voller Erfolg. Ein Text von Peter und Jakob Kühnberger, Dialog Plus - Büro für Kommunikationstechnologie und Beteiligung.
Kurz vor Ostern war Wahltag an den Mittelschulen in Bludenz und Rankweil West, der Höhepunkt für die Jugendlichen der beiden Planungsteams. In einem mehrmonatigen Beteiligungs-, Demokratielern- und Selbstermächtigungsprojekt handelten diese die Spielregeln für das Projekt aus, sammelten in der ganzen Schule Ideen, diskutierten Wahlvorschläge, bewarben das Projekt und waren für den Wahltag und die Umsetzung verantwortlich.
Über 469 der insgesamt 531 Schüler*innen stimmten über die Wahlvorschläge mit einem Budget von 3.000 Euro pro Schule ab. Das Projekt wurde vom Land Vorarlberg zur Stärkung der Demokratie, Selbstorganisation und Ermächtigung aller jungen Menschen finanziert. Dialog Plus durfte die beiden Schulen begleiten, nachdem wir das Konzept des Schüler*innenHaushalts 2015 in Zusammenarbeit mit der Berliner Servicestelle Jugendbeteiligung an österreichische Schulen gebracht hatten. Mit unterschiedlichen Herangehensweisen laufen Rankweil und Bludenz nun mit den Wahlergebnissen in die Zielgerade ein.
60
Von gelungener Demokratieerfahrung
Das Planungsteam der Mittelschule in Bludenz
Jugendliche im Planungsteam übernehmen für die Umsetzung des Projekts Verantwortung
In der Sportmittelschule und Mittelschule Rankweil West startete der Schüler*innenHaushalt nach dem Ausfall einer Begleitlehrerin mit engagierter Unterstützung der Schulsozialarbeiterin. Diese organisierte die Treffen des Planungsteams, erinnerte die Schüler*innen an Termine und unterstützte, wenn sie nicht weiter wussten. Es entstand ein von den jungen Menschen selbst getragenes Projekt und ein gruppendynamischer Prozess innerhalb des Teams. Das Planungsteam bestand aus den Schüler*innen der dritten Klassen. Der Vorteil war, dass diese auch nach der Umsetzung das Ergebnis im kommenden Schuljahr erleben werden. Auch sind diese unter den Schüler*innen gut vernetzt. Zum Wahltag am 20. März wurden Wahlkabinen und Wahlurnen aufgestellt. Das Planungsteam fungierte als Wahlkommission. Mehr als die Hälfte der Wähler*innen stimmten für den Vorschlag der Sitzsäcke, wobei nun für jede Klasse zwei qualitative Sitzsäcke angeschafft werden. Der Direktor der Schule ist über den Teamgeist des neu gegründeten Planungsteams sehr erfreut und möchte mit den Jugendlichen in den kommenden Monaten die Erstellung eines Leitbilds angehen.
In der Mittelschule Bludenz war es nach dem Ausfall von zwei Begleitlehrern notwendig, dass die Direktorin die Begleitung des Schüler*innenHaushalts stärker unterstützte. Das Planungsteam bestand aus Vertreter*innen jeder Klasse. Das führte einerseits zu einer hohen Diversität der Gruppe, Multiplikator*innen in jeder Klasse, erschwerte andererseits aber die Organisation der Planungstreffen und war wegen der Gruppengröße auch nicht so einfach in der Umsetzung. In fünf Treffen wurden die einzelnen Abschnitte des Projekts organisiert und es gab eine große Vorfreude auf den Wahltag.
Gewählt wurde in Zeitabschnitten pro Klasse, unter Berücksichtigung der Schularbeiten, mit Wahlkabine, Wahlurne und Wahlhelfer*innen – den Jugendlichen aus dem Planungsteam. Die Wahlbeteiligung war wegen zahlreicher Krankmeldungen an dem Tag etwas niedriger als in Rankweil. 99 Stimmen wählten einen Boxautomaten, dessen Einnahmen für einen guten Zweck gespendet werden sollen. Platz zwei belegte mit 81 Stimmen die Idee eines Schulfests.
Gelungene Selbstermächtigung und freudige Demokratieerfahrung
In beiden Schulen war eine große Begeisterung für das Projekt zu spüren. Verantwortung übernehmen zu dürfen und einen Entscheidung selbst treffen zu können, die allen dann zugute kommt, hat viele Wahlberechtigte an den Schulen für den Schüler*innenHauhalts motiviert. Auch gab es an beiden Schulen positive Nebeneffekte. So hat das Projekt geholfen, die Wünsche der Schüler*innen aufzuzeigen, die auch außerhalb dieses Projekts für die Direktionen wichtig waren zu erfahren. Dialog Plus half den Begleitpersonen in mehreren Treffen, online und vor Ort, bei der erfolgreichen Umsetzung des Projekts, bei Unsicherheiten und diente als Schnittstelle zwischen dem Land Vorarlberg und den Schulen. Wir würden uns freuen, wenn die Zahl der Schüler*innen, die eine solch positive Demokratieerfahrung machen können, in Vorarlberg und Österreich größer wird.
Einladung in das Landhaus geplant
Nach Umsetzung der Maßnahmen werden die damit verbundenen Aktivitäten von mitwirkenden Jugendlichen im Landhaus Bregenz präsentiert. Hier findet zudem ein informeller Austausch mit den Jugendsprechenden des Vorarlberger Landtags zu Themen der Landesentwicklung statt. Die Idee hat in Deutschland, genauer gesagt in Berlin und Brandenburg, schon länger Fuß gefasst. Bis jetzt durften dort schon über 600.000 Schüler*innen beim Schüler*innenHaushalt mitmachen. Im Herbst 2023 sollen weitere Schulen Schüler*innenHaushalte durchführen und weitere junge Vorarlbergerinnen und Vorarlberger diese Chance zur altersgerechten und lebensweltnahen Jugendbeteiligung erhalten.
61
Ausblick
Die Abstimmungen fanden selbstverständlich nach den gelten Wahlgrundsätzen statt.
Termine
Bildungsprogramm für freiwillig Engagierte
Risiko Ehrenamt? Recht, Haftung und Versicherung in der Freiwilligenarbeit
MO, 23.10. 2023, 18:30 Uhr
Jede Tätigkeit birgt Gefahren, das gilt auch für die Freiwilligenarbeit. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu beachten, wie beugt man Schadenersatz- und Haftungsansprüchen vor?
Welche Vorschriften gelten bei der Durchführung von Veranstaltungen?
Wir laden Sie ein, Ihre Fragestellung bei der Anmeldung bekannt zu geben.
Referent: Dr. Claus Brändle
Ort: Volkshochschule Götzis
Kinder schützen – Tipps und Tricks für Vereine
DI, 10.10. 2023, 18:30 Uhr
In diesem Vortrag erfahren Sie, wie Sie als Vereinsverantwortliche und -mitglieder dazu beitragen können, die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen zu erhöhen und sie vor potenziellen Gefahren zu schützen. Wir behandeln Themen wie das Erkennen von Gefahrensituationen sowie den Schutz vor Missbrauch und körperlicher Gewalt. Lernen Sie den Mehrwert – für Kinder und Verein – von Kinderschutzkonzepten kennen und wie diese aufgebaut sind.
Referent: Mag. Christian Netzer, MBA (Kinder- und Jugendanwalt)
Ort: Volkshochschule Götzis
App-Entwicklung ohne Programmierkenntnisse mit AppSheet
Infos und Anmeldung:
Kein Desaster mit dem Zaster - Finanzmanagement für Vereine
MO, 27.11. 2023, MI, 29.11. 2023, MO, 04.12. 2023, 18:30 – 20:30 Uhr
An drei Abenden entwickeln wir gemeinsam eine App für deinen Verein zur Erfassung von Daten und Automatisierung von Abläufen. Dazu musst du keine Programmierkenntnisse mitbringen. Die Entwicklung erfolgt mit der LowCode-Plattform AppSheet von Google. Kommt am besten in einem kleinen Team von 2-3 Personen aus eurem Verein und entwickelt gemeinsam diese App zur Unterstützung in der täglichen Vereinsarbeit.
Referent: Christian Wally Ort: Volkshochschule Götzis
Kann Künstliche Intelligenz euer ÖffentlichkeitsarbeitsTeam ersetzen?
MI, 15.11. 2023, 18:30 Uhr
Die aktuellen Entwicklungen können nicht ignoriert werden. Wie können wir uns von der Künstlichen Intelligenz bei unliebsamen Aufgaben im Verein unterstützen lassen? Wie nutzen wir diese Tools, um die Content-Produktion zu erleichtern? Welche Aufgaben kann die Künstliche Intelligenz uns gerne abnehmen – und wo sollten wir skeptisch bleiben? Öffentlichkeitsarbeit neu denken und ausprobieren steht im Fokus.
Referent: Sören Etler Ort: Online
MO, 06.11. 2023, 18:30 Uhr
Welche abgabenrechtlichen Vorschriften in Hinblick auf Gemeinnützigkeit, Steuerpflicht, Sozialversicherung und Buchungsführungsgrenzen gelten für Vereine? Wie kann die Buchhaltung ausgestaltet sein, wie sollte eine Kassaprüfung ablaufen? Anhand von Praxisbeispielen werden Stolperfallen aufgezeigt und Handlungsempfehlungen gegeben – auf individuelle Fragen und Problemstellungen aus dem Vereinsalltag wird gerne eingegangen.
Referent: Axel Rubatscher
Ort: Volkshochschule Götzis
Burnout-Prophylaxe für Ehrenamtliche
DI, 21.11. 2023, 18:30 Uhr
Wir sind in unserem Privat- und Berufsleben regelmäßig Belastungen ausgesetzt. Jede Person reagiert unterschiedlich auf die physischen und psychischen Stresssituationen des Alltags. Damit der Stress auf Dauer nicht zu einem gesundheitlichen Risikofaktor wird, ist es gut, persönliche Bewältigungsmuster zu kennen. Welche Maßnahmen Sie setzen können, um langfristig ein Burnout zu verhindern, erfahren Sie im Impulsvortrag.
Referentin: Mag.a Marcella Liberti
Ort: Volkshochschule Götzis
62 Termine
Verein-StammtischSpezial
MI, 29.11. 2023, 18:30 Uhr Ob eben neu gegründete oder schon länger bestehende Vereine, die Herausforderungen im Verein sind vielfältig. Nutzen Sie die Gelegenheit und stellen Sie Ihre Fragen, die Sie gerade beschäftigen, beim Verein-Stammtisch-Spezial. Franz Neunteufl steht Ihnen mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung in der Vereinsführung und Organisationsentwicklung für Probleme und Herausforderungen aus Ihrer aktuellen Vereinsarbeit zur Verfügung. Gemeinsam Lösungen zu finden steht im Vordergrund.
Referent: Franz Neunteufl
Ort: Volkshochschule Götzis
Weitere Termine:
Bürger*innencafé CareArbeit und Vereinbarkeit
MO, 03.07. 2023, 19:00 – 21:30 Uhr Herzliche Einladung zum Bürger*innencafé am 3. Juli 2023, bei dem der Bürger*innenrat „Care-Arbeit und Vereinbarkeit“ die Ergebnisse präsentiert! Seid gespannt auf spannende Erkenntnisse und Diskussionen rund um das Thema.
Ort: Landhausfoyer, Bregenz
LEX-Night: Was heißt eigentlich „Wir-Mut“?
Projektschmiede (Online)
MI, 04.10. 2023, 18:00 – 21:00 Uhr
Du stehst vor einer Herausforderung und kommst bei einem konkreten Projekt alleine nicht weiter? Du bist mutig und bereit, über deine Pläne zu sprechen und offen für neue Perspektiven? Dann bist du herzlich eingeladen, bei der Projektschmiede mitzumachen. Egal, ob du bereits ein Projekt hast oder nicht, wir freuen uns darauf, dich kennenzulernen! Erfahre mehr über Termine und weitere Informationen unter:
www.projektschmiede.cc
Agenda 2030-Tagung
DO, 23.11. 2023 und FR, 24.11. 2023
Die
Führungskraft im Verein –Rollenverständnis und Wirkung
MO, 20.11. 2023, 18:00 Uhr Führungskräfte im Verein haben einen besonderen Stellenwert. Sie leiten die Geschicke des Vereins, sind Ansprechpartner*in für die Vereinsmitglieder und verantwortlich für die Vereinsentwicklung. Doch was benötigt eine Führungskraft eines Vereins? Wirkung nach außen, Aufgaben lenken und Mitgliederführung sind Bestandteile der Funktion. Im Impulsvortrag werden diese Punkte besprochen und auf den Punkt gebracht. Bewährte und notwendige Fähigkeiten, gemischt mit neuen Ansätzen.
Referent: Mag. (FH) Wolfgang
Burtscher BSc.
Ort: Volkshochschule Götzis
MI, 02.08. 2023, 19:00 – 22:00 Uhr Erlebe im Rahmen des Poolbar-Festivals eine Weltpremiere bei der LEX-Night und entdecke gemeinsam mit anderen den Begriff des „Wir-Muts“. Tauche ein in neue Denkweisen und eine transformative Haltung, um den Herausforderungen des Wandels zu begegnen. Sei Teil eines einzigartigen Abends voller Inspiration, Überraschungen und spannenden Gästen. Sei dabei, wenn wir das Wort „Wir-Mut“ zum Leben erwecken!
Ort: Altes Hallenbad, Feldkirch
Partizipationsmethoden
Start: September 2023
Neben dem Art of Hosting-Training im August bieten wir auch wieder vertiefende bzw. ergänzende Weiterbildungsangebote aus dem Werkzeugkasten der Beteiligungskultur an.
Anmeldung und weitere Infos hier:
Halbzeit bei der Umsetzung der SDGs: Erfolgreiche Strategien und Wege zur Transformation stehen im Fokus auf der 2-tägigen Tagung in Bregenz. Mit Impulsen vom renommierten Transformationsforscher Stefan Brunnhuber und Praxisbeispielen aus Gemeinden, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bietet die Veranstaltung inspirierenden Austausch, erlebbare SDGs und Raum für gemeinsame Wirkung.
Ort: Festspielhaus Bregenz
Anmeldung und weitere Infos hier:
63 Ausblick
Blick in die Glaskugel
Wir fragen an dieser Stelle Menschen aus Vorarlberg und darüber hinaus, wie ihre schönste Zukunftsvision aussieht. Hier ist Platz für gute Aussichten.
Die Revolution beginnt in der Provinz! Oder: Was braucht Transformation?
Wenn ich vom Thema „Von der Zukunft her führen“ spreche, dann geht es immer um das JETZT. Denn das Jetzt ist das einzige, was da ist. Das, was es braucht, um gute Entscheidungen abzuleiten. Und wie wir zu besseren Entscheidungen kommen, ist ganz klar geprägt von dem, was wir als wichtig erachten. Und hier sind in der heutigen Zeit drei Aspekte oftmals überbewertet: das Wissen, das Tun und das Wohlfühlen. Denn wir wissen tatsächlich oft nur sehr wenig. Oder sogar nichts. Und wenn das Navi nichts anzeigt, müssen wir in uns hineinspüren, wie es weitergehen soll. Im Aktionismus reproduzieren wir alte Muster und das System, das wir transformieren wollen. Dabei machen wir wesentliche Lernerfahrungen außerhalb unserer Komfortzone. Wie sehen unterstützende Räume aus, die sich dem Nicht-Wissen widmen, das Hineinspüren (Sensing) erlauben und uns aus der Komfortzone holen?
Otto Scharmer
Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Begründer der Theorie U. Agiert weltweit als Berater für unterschiedlichste Institutionen. Der Text entstand während seines Besuchs in Vorarlberg im Rahmen der Tage der Utopie.
Zukunft Raum geben kann nur jemand, der Gefühl für das Jetzt hat. Deshalb: Macht die Bühne frei und setzt euch ins Publikum. Umstülpung als eine Form der Reflexion und womöglich eine Form von Führung von der Zukunft her. So entstehen dann auch schöpferische soziale Felder, die die Transformation ermöglichen.
64 Blick in die Glaskugel
Impressum
Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller:
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Regierungsdienste, Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, Landhaus, Römerstraße 15, 6901 Bregenz
Verlagsort:
6900 Bregenz
Herstellungsort:
6971 Hard
Druck:
Hecht Druck, 6971 Hard Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens gedruckt.
Bildnachweise:
Marko Kovic U2; Nina Bröll S. 2, S. 4, S. 38, S. 31, S. 33, S. 34, S. 35, S. 51, S. 53; Angela Lamprecht S. 5, S. 42; Murmann Verlag S. 13; Roman Obermeier. S. 19; Melina Pafundi S. 19; Moritz Kempf S. 22; Alexandra Serra S. 36, S. 57; Michael Kreyer S. 39; ÖZIV S. 44, S. 45, S. 47; Hanno Mackowitz S. 54; Dietmar Mathis S. 56; Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung S. 57; Judith Lutz S. 58; Peter Kühnberger S. 60, S. 61; Michael Lederer S. 64
Wir sind der Überzeugung, dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden, und stellen uns eine Welt vor, in der langfristig ein gutes Zusammenleben für alle möglich ist.
Amt der Vorarlberger Landesregierung
Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung
Jahnstraße 13-15, 6901 Bregenz
T +43 5574 511 20605
beteiligung@vorarlberg.at www.vorarlberg.at/feb
Land Vorarlberg | www.vorarlberg.at/datenschutz