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Von Beteiligung, Glück und der Notwendigkeit, Grundsatzfragen zu stellen
Bei der Erstellung der Strategie war Input von außen ein wichtiger Bestandteil. Der altbewährte Blick über den Tellerrand hilft insbesondere dabei, das Verständnis für aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu schärfen. Wir haben mit Expert*innen gesprochen und dabei vieles gelernt.
Link zu den gesamten Interviews:
Politik sollte von Bürgerinnen und Bürgern kommen
Für mich ist Bürgerbeteiligung ein ganz wichtiges Thema, weil in der repräsentativen Demokratie wird sehr wenig auf Ansichten der Bürgerinnen und Bürger geachtet. Dabei ist sie die Essenz der Demokratie! Wir brauchen den Raum für Austausch, Diskussion – nicht nur die Abstimmung über eine bestimmte Frage. Vielmehr geht es um eine thematische Auseinandersetzung, Diskussion in Medien genauso wie am Wirtshaustisch und in der Familie. Das ist das Entscheidende für eine lebendige Demokratie! Dabei zentral ist immer Folgendes: Wie können wir Bürger*innen stärker wirklich wirksam beteiligen? Ich sehe besonders viel Spielraum auf Gemeindeebene, da es hier oft mehr Entscheidungsfähigkeit gibt. Doch wie kommt man überhaupt zu einer guten Entscheidung? Durch tragfähige Prozesse. Und hier setzt das Thema „Demokratie lernen“ an, denn Mitwirkung an politischen Prozessen ist oft noch zu wenig ausgeprägt. Dabei gibt es einen wissenschaftlich nachweisbaren Zusammenhang zwischen Glück und Beteiligung: Wenn Menschen sich einbringen können, macht sie das zufriedener. Mitbestimmung ist nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft und vielen anderen Lebensbereichen ein wichtiger Aspekt.“
Bruno S. Frey gilt als einer der Pioniere der Ökonomischen Theorie der Politik und der Glücksforschung und ist führender Forscher im Bereich der Kulturökonomik. Er bezeichnet sich selbst als „politischer Ökonom“ und ist ständiger Gastprofessor an der Universität Basel. Sein neu erschienenes Buch „Mehr Demokratie wagen. Für eine Teilhabe aller.“ hat uns bei der Erstellung der Beteiligungsstrategie sehr inspiriert.
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Und wem gehört eigentlich der Tisch?
Die kommende Dekade ist entscheidend für die Entwicklung der Menschheit, da wir vor Möglichkeitsräumen stehen, die entweder unsere Zukunft extrem einschränken, oder uns bestimmte Optionen offenhält. Wir betreten eine neue Risiko-Ära, aber auch von Transformationsmöglichkeiten. Wir sollten antizipieren und Handlungsfähigkeit aufbauen, um Krisen vorzubeugen und einen besseren Umgang damit zu finden. Bei Beteiligungsprozessen geht es immer darum, Menschen an einen Tisch zu bringen, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen. Dabei ist es wichtig zu klären, wem der Tisch gehört und wer die Autorität hat, um einzuladen und letztendlich Entscheidungen zu treffen. Transparenz bezüglich dieser Aspekte zu Beginn des Prozesses ist ein wichtiger erster Schritt. In Zukunft wird es jedoch noch wichtiger sein, die Frage zu klären, wem der Tisch gehört, insbesondere für diejenigen, die am meisten an der Umsetzung, Bewertung und Ausrichtung beteiligt sein sollten. Hier sind ein gemeinsames Verständnis und eine partizipative Führung erforderlich.“
Caroline Paulick-Thiel ist strategische Designerin und Expertin für verantwortungsvolle Innovation. Seit 2015 ist sie Direktorin von „Politics for Tomorrow“, eine parteiunabhängige Initiative, die Innovationen für und mit dem öffentlichen Sektor erarbeitet. Dabei begleitet sie gesellschaftliche Transformationsprozesse in Zusammenarbeit mit politisch-administrativen Institutionen von der lokalen bis zur höchsten Bundesebene in Deutschland und international.
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