Gute Aussichten#5 - April 2022

Page 1

Gute Aussichten Magazin für Ein- und Ausblicke


Wir setzen ein Zeichen. Denn Frieden darf keine Option sein. Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung


Gespenstische Zeiten Von Zeitenwandel und Transformation Schwangere sehen lauter Schwangere. Sie kennen das. Unsere Wahrnehmung verändert sich durch die Fokussierung auf ein Thema und wir sehen plötzlich vermehrt das, was wir sehen wollen. So geht es einem schnell einmal, wenn man etwas zum Thema Transformation sagen möchte. Es gibt ja kaum mehr einen Artikel oder Vortrag, der nicht irgendwie Bezug auf den Wandel nimmt. Manche Aussagen sind dringlicher (es ist bereits fünf nach zwölf!), andere abgeklärter (im Lauf der Geschichte hat es immer abrupte Veränderungen gegeben). Und in einer Phase sich überschlagender, erschreckender Ereignisse werden langfristige Transformationsprozesse ganz plötzlich in den Schatten gestellt1, auch wenn uns die Tragweite der Geschehnisse im Moment (der „Zeitenwende“) meist gar nicht bewusst ist. Sind wir nun in einem stetigen Wandel, der nur immer schneller vor sich geht oder befinden wir uns in einer historischen, sich lange anbahnenden Umbruchphase, bei der noch viele tiefgreifende Verwerfungen für unsere Lebensweise, die Arbeitsformen oder die Umwelt zu erwarten sind? Und was hat das dann mit unserer Lebensplanung zu tun? Selbstverständlich ist das Thema zu groß, um es in Kürze halbwegs fassen zu können. Auch ist es nicht leicht, in emotional aufgeladenen Zeiten ein halbwegs klares Bild zeichnen zu wollen. Und wir wollen nicht bei dem verbreiteten Anspruch landen, den der Philosoph Peter Sloterdijk als Grundgefühl „unserer Zeit“ in seinem Buchtitel: „Du sollst dein Leben ändern“ gefasst hat. Oder gar an den Titel „Kollaps“ von Jared Diamonds denken, in dem er auf spannende Weise der Frage nachgeht, warum manche Gesellschaften in der Geschichte gescheitert sind, andere hingegen tausende Jahre Bestand hatten. Also wovon soll hier die Rede sein? Für Ursula von der Leyen ist es der Green New Deal als Antwort auf die Klimakrise mit einem radikal neuen Verständnis von Arbeit, für andere ist es die ArmReich-Schere, die immer weiter auseinandergeht, das Bevölkerungswachstum und der Generationenwandel in den west1 z.B. fand der bedeutende IPCC-Bericht zum Klimawandel in den Anfangstagen des Ukraine-Russland-Krieges gerade mal 5 Minuten am Schluss des Ö1Mittagsjournals

3

lichen Ländern, die Cancel Culture, die sich in jede Nuance unseres Alltags bis zur Sprache verbunden mit moralischer Überlegenheit ausbreitet, die drohende Finanz- oder Immobilienblase, die Eruptionen durch Digitalisierung und Biotechnologie, an die wir uns so schleichend gewöhnen. Oder schauen wir auf die allseits spürbare Veränderung unseres demokratischen Grundverständnisses bis zur drohenden Eskalation der politischen Machtblöcke, die auf eine neue Weltordnung abzielen. Oder berührt uns mehr der so weit fortgeschrittene Rückgang der Biodiversität und die unglaubliche Anreicherung mit Umweltgiften aller Art, die bereits viele Grenzen überschritten hat? Und wenn von einem notwendigen, kompletten Umbau/Umbruch des Wirtschaftssystems gesprochen wird, dann ahnt man die Größe des Anspruchs. Ganz zu schweigen von der Pandemie, die ja viele dieser Themen erst verdrängt und dann wie im Brennglas beleuchtet und sichtbar gemacht hat. Veränderung ist angesagt. Gesellschaftliche Transformation durchdringt alle Lebensbereiche. In unserem Feld der Verwaltung verzeichnet z.B. das Creative Bureaucracy Festival in Berlin als Innovationsschmiede seit den wenigen Jahren seines Bestehens exponentielle Zuwachsraten an BesucherInnen. Sogar hier scheint sich allerhand zu tun. Schlagworte, wie z.B. agil, sinnstiftend, Smart City Governance, neue Narrative, prozessorientiert und resilient, tauchen häufig auf. Doch was heißt das in einer Staats-(vertrauens-)Krise? Und was hat das alles mit Engagement, Beteiligung und Nachhaltigkeit/Kooperation – unseren Kernthemen – zu tun?

Was heißt das für unser Land, unsere Region?

Gespenstische Zeiten


Trends, Umbrüche oder Wandel?

Zeiten von Veränderungen

Meinen wir Trends, Krisen, Umbrüche, Paradigmenwechsel oder schlicht einen Wandel der Dinge, wenn von Transformation die Rede ist? Man könnte folgende Abgrenzung vornehmen:

hat es immer wieder gegeben. Seien dies nun Kontradiev-Zyklen oder Bären- und Bullen-Phasen in der Finanzwelt, gesellschaftliche Umbrüche oder Revolutionen. Darum macht es Sinn zu verstehen, was intensive, abrupte, schockartige Ereignisse, wie 9/11, die Finanzkrise, Fukushima, die CoronaPandemie oder gar kriegerische Handlungen zwischen den Großmächten miteinander und mit der Transformation zu tun haben.

• Krisen und Umbrüche zeigen sich kurzfristig und unerwartet (Pandemie, Ukrainekrieg …) • Wandel findet langfristig statt, ist anhand von zahlreichen Faktoren nachvollziehbar (Anthropozän …) • Transformation als Versuch, die Vermeidung der negativen Folgen des Umbruchs und die Zukunft bewusst zu gestalten (mit wiederum einschneidenden Folgen, z.B. Ungleichheiten) Krisen, Wandel und Transformation überlagern sich, sind Auslöser oder Verstärker und machen diese Veränderungen zu einem gewissen Grad unberechenbar. Häufige Muster dieser Prozesse sind: • Exponentiell beschleunigtes Wachstum in vielen Bereichen, welches schwer wahrnehmbar ist, führt plötzlich zu unglaublich schnellen Veränderungen • Sprunghafte Entwicklung durch gegenseitig, additiv verstärkende Faktoren (tipping point, der Punkt, an dem die Lawine zu rutschen beginnt) • Sie sind nicht regional oder national beschränkt und können auch nicht im Kleinen gelöst werden (z.B. Bevölkerungswachstum, steigende Ressourcenansprüche in „Entwicklungsländern“), gleichzeitig braucht es aber konkrete Handlungen vor Ort. • Hochkomplex, sich gegenseitig verstärkend, uneindeutig, „Fahren im Nebel“, notwendiger Umgang mit Überforderung (man denke an die Beschreibungen der VUCA- und BANI-Welt)

Gespenstische Zeiten

Langfristige Umbrüche gehen tiefer und sind mit wesentlich radikaleren Verwerfungen und sehr heftigen Turbulenzen verbunden. Oft sogar mit zerstörerischen Krisen, die vieles neu ordnen. Laut dem Philosophen Richard David Precht stehen wir vor einem Übergang, wie er vom Agrar- zum Industrie-Zeitalter vor sich gegangen ist. Und er fragt: Wie gelingt ein Übergang vom einem von Leistung geprägten Arbeitsbild zur Sinn-Arbeit? Das sind ja bisher angedeutet nur die sichtbaren Zeichen einer Entwicklung, wo wir doch wissen, dass Haltungen, Werte, Kultur und kollektives Bewusstsein der eigentliche Nährboden sind für das, was wir machen und hervorbringen. Äußere Entwick-

4


Wie damit umgehen? lungen haben einen Bezug zu innerem Bewusstsein. Gibt es auch hier DIE große Transformation, wenn wir davon ausgehen, dass sich auch Bewusstsein evolutionär entwickelt?

Bei all den Versuchen, eine Zeit des Wandels auf einer abstrakten Ebene zu erfassen und zu beschreiben, bleibt die Einsicht, wir stecken mittendrin und sitzen alle in einem Boot. Es ist nicht mehr so leicht zu sagen, das geht mich nichts an oder das verstehe ich nicht. Der Wandel dringt in jede Ritze und verlangt täglich Antworten. Die Dinge hängen oft vielmehr zusammen, als wir wahrhaben wollen.

5

Zwei Reaktionsformen stechen in überkomplexen Situation ins Auge: Wir vereinfachen rasch sehr stark oder machen vieles noch viel komplizierter. Beides sind verständliche Strategien, um der Wirklichkeit möglichst gerecht zu werden, aber beide sind leider auch mit der Gefahr verbunden, dass einerseits allzu simple Lösungen vielem und vielen nicht gerecht werden, andererseits detailversessenes Grübeln das im Alltag notwendige intuitives, pragmatisches, proaktives Handeln vereitelt. Wenn in den vergangenen Jahren im Umgang mit dem Wandel viel von Resilienz, Kooperationskultur, Innovationskraft die Rede war, so müssen wir in unserer Haltung heute wohl einen Schritt weitergehen: In unserem Team sind die Themen Mut und Macht aufgetaucht. Mut, trotz aller Widrigkeiten dran zu bleiben, zu handeln und Entscheidungen zu treffen, auch wenn die Aussichten nebulös sind. Und Macht nicht über jemanden, sondern für eine Sache, die Menschen am Herzen liegt, die sie miteinander ausgehandelt haben und gemeinsam Gestaltungsspielräume nutzen. Also Mut zum Engagement, Macht für Beteiligung. Aus welcher Sicht macht es Sinn, sich noch oder erst recht zu engagieren und wenn ja, wie? Welche Art von Beteiligung hat Kraft im Lokalen und schafft wichtige Korrekturen im Großen? Sich in den Herausforderungen nicht zu verlieren und den Ort für sich zu finden, wo das eigene Engagement Sinn und Freude macht. Dann kann aus unserem Tun Sinn entstehen und aus dem Sinn das Tun erhalten bleiben. Mut, sich gewissen Dingen bewusst entgegenzustellen, aber vielleicht auch mal etwas sein zu lassen und nicht länger das tote Pferd zu reiten. Die Macht, jederzeit Dinge anders und Spielräume unseres Handelns neu sehen zu können. Sich mit anderen (anders denkenden) Menschen zusammen zu tun, Visionen zu entwickeln, Ziele auszuhandeln, Entscheidungen zu fällen und Handeln zu reflektieren.

Gute Aussichten


Was gibt Orientierung? Trendforschung hat Hochkonjunktur. Die Zukunft zu antizipieren, je widersprüchlicher und veränderbarer sie wird, wird zum wirtschaftlichen und politischen Imperativ. Die Zukunft bewusster zu gestalten suggeriert eine Lenkbarkeit, die uns immer mehr aus der Hand genommen wird. Es ist also Zeit, die Zügel aktiv selbst in die Hand zu nehmen. Wir haben für diese spezielle Ausgabe der GUTE AUSSICHTEN das Thema Transformation in den Mittelpunkt gesetzt. Schnell wird auffallen, dass wir dafür die bisherige Struktur in dieser Ausgabe über Bord geworfen haben. Mut und Macht. Dialogfähigkeit. Sozialer Zusammenhalt. Diese Schlüsselwörter strukturieren die folgenden Seiten. Wir stellen uns zunächst die großen Fragen wie „Was braucht ein transformatives Vorarlberg?“ (S. 10) und „Wie geht wir?“ (S. 12). Wir gehen der Frage nach, was es denn wirklich heißt, in diesen Zeiten mutig zu sein? Was bedeutet das ganz konkret, beispielsweise für Vereine? (S. 15) Es finden sich inspirierende Utopien für die Zukunft Europas (ab S. 32), die in einem Punkt Konsens finden: „Die Solidarität muss großzügig sein!“. Und rundum das große Thema sozialer Zusammenhalt ranken sich Berichte von einem Art of Hosting-Training für Jugendliche, ein Interview mit der diesjährigen Key-Note Speakerin der Langen Nacht der Partizipation (S. 41) und auch dritte Orte – „the place to (re)connect“ (S. 40) finden ihren Platz. Und Landeshauptmann Markus Wallner hat uns verraten, was für ihn persönlich Mut bedeutet. (S. 46)

Gespenstische Zeiten

„Miteinander mutig sein“ – das haben wir uns im FEB vorgenommen. Es bleiben viele offene Fragen. Zumindest können wir in unserem Alltagsleben spüren und üben, was Wandel heißt, nämlich sich wirklich auf etwas Neues oder andersden­kende Menschen einzulassen. Und die Praxis des Dialogs weiterzuentwickeln. Dann bleibt statt dem Schock vielleicht eine wohltuende Überraschung.

6


7


Inhalt Gute Aussichten Magazin für Ein- und Ausblicke

10

Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg?

12

Wie geht „Wir“?

14

Mut und Macht

Mut und Macht, S. 14

Inhalt

16

Lebendige Vereine: Mehr Lebendigkeit, weniger Mühsal

19

Die digitale Transformation der West Austrian Musical Company

21

Ein Aufzeigen von Möglichkeiten: Die Potentiale des informellen Ehrenamts

Illustrationen: Francesco Ciccolella

15 Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit

8


40

Dritte Orte – the place to (re)connect

42

Beteiligung schafft Begegnung. Beteiligung schafft Miteinander. Beteiligung wirkt!

44

Miteinander mutig sein

46

Im Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner

48

Zahlen 2021

50

On the Road

52

Tipps

53

Kalle-Kolumne

54

Termine ab April

56

Blick in die Glaskugel

Auf die Stärken, fertig, los! S. 39

24

Änderungen durch Corona im Vereinswesen

26

Der Ideenkanal: Vom Wettbewerb zum grenzübergreifenden Problemlösungsprozess

30 Kinder- und Jugendbeteiligung Modellregion Walgau 32 Und die Solidarität muss großzügig sein! 36 Vom Problemdenken ins Lösungshandeln 38

Wie gelingt der Kitt zur Erhaltung einer lebenswerten Gemeinschaft?

39 Auf die Stärken, fertig, los!

„Toleranz fällt auch denen schwer, die sich diese gerne bescheinigen.“ Wie geht „Wir“? S. 12

Inhalt


Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg?

Andrea S pie t

h

Angelika

Katharin

aF

Ma

uc

rti

n

hs

Mut gilt als die Überwindung des Gleichmuts. Das durchdringende Gefühl, etwas verändern zu wollen, war ausschlaggebend dafür, dass sich eine Gruppe von Frauen aus Vorarlberg zusammengefunden hat und nun daran arbeitet, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Frauen in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Diese Doppelseite widmen wir den „Xipertinnen“ und haben nachgefragt: Wie transformativ ist Vorarlberg? Und was braucht ein transformatives Vorarlberg?

„ Die derzeitige Pandemie zeigt uns, wie

transformativ wir in Vorarlberg sind, denn vieles, was vor kurzem noch schwer umsetzbar bzw. undenkbar war, ist in kürzester Zeit möglich. Gleichzeitig lassen sich Ungleichheiten noch besser erkennen. Es ist wichtig, das Potential von Frauen und Männern gleicherweise zu erkennen und auch zu nutzen!“ Angelika Martin Bildungsorganisatorin Stellt regelmäßig „Xipertinnen“ auf Social Media vor.

„Ich bin Innovationsmanagerin und somit

tikaler Richtung – und damit mehr als einfach nur „Veränderung“. Dafür brauchen wir zuallererst ein gemeinsames Verständnis darüber, wohin die Entwicklung gehen soll – eine Richtung – und Kriterien, woran wir diese Entwicklung erkennen können. Zweitens brauchen wir Ideen für die Umsetzung: Wie gehen wir vor, welche Methoden, Formate und Prozesse sind hilfreich, um Transformation zu fördern und nachzuhalten. Und last but not least brauchen wir dafür ein gutes Miteinander: Vertrauen und Offenheit in und für andere, Bereitschaft zu kritischer Selbstreflexion und Mut, die Komfortzone zu verlassen und einen Schritt weiter zu gehen.“

professionelle Störerin. Mein Job ist es, die bestehende Ordnung, Gelerntes und Bekanntes in Frage zu stellen. Es ist heute wichtiger denn je, dass wir mutig sind und Ressourcen in Zukunftsprojekte mit offenem Ausgang stecken. Mein Job ist es auch, Brückenbauerin zwischen den beiden Welten des Bewahrens und des Erneuerns zu sein. Erfolgreiche Organisationen müssen beides beherrschen: Bestehende Kompetenzen und Prozesse effizient nutzen und gleichzeitig neue Chancen am Markt erfassen. Das Management dieser Beidhändigkeit – auch unter dem sperrigen Begriff „Ambidextrie“ bekannt – wird als Schlüsselkompetenz in der Transformation gesehen. Die Auseinandersetzung mit dieser Beidhändigkeit ist ein ständiger Prozess und dabei hat sich vor allem eines gezeigt: Für eine erfolgreiche Transformation braucht es den Streit und nicht den Konsens.“

Andrea Spieth Organisationsentwicklerin, Moderatorin und Coachin

Katharina Fuchs Vizebürgermeisterin sowie Supervisorin, Coachin und Moderatorin

„ Transformation ist Entwicklung in ver-

Wie transformativ ist Vorarlberg? Was braucht ein transformatives Vorarlberg?

10


th

Era

l

Lea Putz -

ind

Bettina S te

„ Wirtschaftlich und gesellschaftlich be-

trachtet sind Umbrüche hochspannende Zeiten, die vor allem retrospektiv ein komplexer Forschungsgegenstand sein können. Mit den uns heute zur Verfügung stehenden Netzwerken und Kommunikationsmitteln haben wir die Chance, einen Umbruch aktuell zu erfassen und spartenübergreifend zu behandeln. Eine wesentliche Erkenntnis dabei könnte sein: „Kreative sind der Rohstoff der Zukunft“. In der Natur entstandene Werkstoffe erschöpfen sich. Es liegt an kreativen Kräften, innovative, zukunftsfähige Lösungen für das Jetzt und die Zukunft zu finden. Dafür brauchen wir entsprechende Mindsets und Haltungen. Kreatives Forschen, Denken und Handeln sind wichtige Werkzeuge, die aktiv ermöglicht und unterstützt werden müssen. Innovation braucht Raum und Milieu: Die CampusVäre soll ein solcher Ort sein – sie transformiert ehemalige Industriehallen zu einer „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ am Campus V in Dornbirn.“ Bettina Steindl Geschäftsführerin CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg GmbH, Kulturmanagerin und Dozentin an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen

11

Brigitta

Sor

rap

er

r

a

„ Meine

Entscheidung, nach über 20 Jahren im Ausland zurück nach Vorarlberg zu ziehen, hängt auch mit dem enormen Potential hier zusammen. Überall gibt es Initiativen, Organisationen, Bewegungen, die einen Beitrag für Nachhaltigkeit, Chancengerechtigkeit und ein gutes Leben für alle leisten wollen und können. So viele energievolle, kluge und top ausgebildete junge Menschen kommen zurück ins Land, so viele erfahrene, immer noch neugierige, kämpferische Menschen leben hier und setzen sich unermüdlich ein. Beide zusammen können den nötigen Wandel bewirken. Im Weg steht dem nur ein Denken, das vornehmlich Wirtschaftsinteressen und Profitmaximierung über alles stellt. Meine Hoffnung ist, dass hier – angesichts der Ungeheuerlichkeiten von Krieg und Elend in der Welt – eine echte Werteverschiebung stattfindet.“

„ Transformation

ist mehr als Veränderung. Transformation ist, aus dem, was schon da ist, etwas Anderes, etwas Neues, das das Alte ersetzt, zu schaffen. Und aus dem Neuen wird irgendwann das neue Alte. Vorarlberg ist ein Land, in dem Nägel mit Köpfen gemacht werden, ein Land mit Tradition, Beharrlichkeit und hoher Wertschätzung für das, was einmal gut funktioniert. Transformation hat in diesem Mindset dort ihren Platz, wo sie als zweckmäßig und zukunftsfähig erkannt wird. Wer beurteilt Zweckmäßigkeit und Zukunftsfähigkeit? Gesellschaftliche Eliten? Politische Entscheider:innen? Unternehmer:innen? Medienhäuser? Zivilgesellschaft? Kinder und Jugendliche? Senior:innen? Männer? Frauen? Diverse? Sie? Du? Wir? Wo wird Vorarlbergs Zukunft gemacht? Die Transformation ist weiblich.“ Lea Putz-Erath Lehrbeauftragte an der FHV im Studiengang Soziale Arbeit, seit 2017 Geschäftsführerin femail FrauenInformationszentrum Vorarlberg. Zurzeit ist sie in Karenz, aber nicht weniger aktiv.

Brigitta Sorraperra Regisseurin, Kulturarbeiterin, Ideengeberin und Möglichmacherin. Insbesondere als Projektleiterin der „IG Geburtskultur a-z“.

Gute Aussichten


Wie geht „Wir“? Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die gesellschaftliche Polarisierung nimmt zu, und die Toleranz schwindet. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, braucht es wieder mehr sozialen Zusammenhalt. Ein Text von Jens Poggenpohl.

Das Wir-Gefühl steckt in einer Krise: Dieses Gefühl dürfte in den vergangenen zwei Jahren viele von uns beschlichen haben. Manchmal reichten die Grenzen der Gemeinschaft notgedrungen kaum über den engsten Familienkreis hinaus. Oft nur an die Grenzen der eigenen Meinungsblase. Oder an die Grenzen der Nation, wenn es um die Verteilung von Masken oder Impfstoff ging. Dass der soziale Zusammenhalt schwindet, ist eine viel gehörte Klage dieser Tage. Neu ist sie nicht. Die Pandemie-Krise hat nur grell ausgeleuchtet, dass etwas ins Rutschen geraten ist – sowohl im Umgang zwischen gesellschaftlichen Gruppen als auch im Hinblick auf das politische System. Regelmäßig erklären in Umfragen zwischen 20 und 50 Prozent der Bevölkerung, der Demokratie nicht oder nur eingeschränkt zu vertrauen. Ob man deshalb schon von einer Spaltung der Gesellschaft sprechen muss und wie tief die Beziehungskrise zwischen Bürger*innen und politischen Eliten ist, darüber mag man streiten. Unstrittig erscheint dagegen, dass das Miteinander als Ressource wieder neu entdeckt werden muss.

Jens Poggenpohl ist freier Journalist und beobachtet für die Internationale Bodensee-Hochschule Bildung, Wissenschaft und Forschung in der Vierländerregion Bodensee.

Wie geht „Wir“?

Eine der Grundtugenden dafür liegt in der Fähigkeit, Mehrdeutigkeit und unterschiedliche Positionen auszuhalten. Gerade diese Ambiguitätstoleranz ist aktuell einem besonderen Stresstest ausgesetzt, wie der Soziologe Fabian Rebitzer von der FH Vorarlberg mit Blick auf die Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz der Corona-Massnahmen oder die Diskussionen um eine Impflicht erläutert. „Wie selten zuvor ist eine Mehrheit der Bevölkerung auf eine Minderheit angewiesen, da deren Verhalten plötzlich die eigene Freiheit und den eigenen Handlungsspielraum betrifft.“ Und gerade die gesellschaftlichen Kreise, die sich selbst gerne Toleranz bescheinigen, müssten sich eingestehen, dass dies leichter gesagt als gelebt ist.

Willkommen in der VUCA-Welt So extrem und speziell die Erfahrung einer Gesundheitskrise auch sein mag: Sie erinnert nachdrücklich daran, dass es in dieser Welt Krisen gibt, die ein Mehr an Zusammenhalt erfordern, als es derzeit der Fall ist. Womöglich enthüllt das Grossexperiment der Pandemie daher nur, dass wir uns in Richtung einer Realität bewegen, die man bislang eher aus Managerseminaren kannte: der VUCA-Welt. Die Abkürzung steht für Volatility, Uncertainty, Complexity and Ambiguity und diente ursprünglich dem US-amerikanischen Militär zur Beschreibung der unübersichtlichen Weltordnung nach dem Kalten Krieg. Der Begriff beschreibt aber auch verblüffend genau den Alltag der jüngeren Vergangenheit. Denn was wäre volatiler als das Auf und Ab der pandemischen Wellen, unsicherer als die künftigen Mutationen des Virus, komplexer als die Effekte auf alle Teilbereiche der Gesellschaft und mehrdeutiger als die damit verbundenen Abwägungsfragen? Für jeden Einzelnen bedeutet dies eine Herausforderung, zuweilen auch eine Überforderung, wie Rebitzer festhält. „Wenn man in dieser Situation nicht das Gefühl hat, sein Leben unter Kontrolle zu haben und wirkmächtig zu sein, entsteht daraus leicht Angst und daraus wiederum der Drang, Verantwortliche zu finden.“

12


Ein „Mangel an Debattenkultur“ Das eigentliche Hauptproblem sieht Rebitzer indes im immer ausgeprägteren Hang, „Menschen in Schubladen zu stecken“. Von einem „Mangel an demokratischer Debattenkultur“ spricht auch Markus Lux, Bereichsleiter Demokratie und Einwanderungsgesellschaft bei der Robert Bosch Stiftung. „Wir müssen wieder lernen, mit anderen Meinungen umzugehen – da haben alle gesellschaftlichen Gruppen Nachholbedarf.“ Der zum Teil erzwungene Rückzug ins ganz eng gefasste Wir hat dieses Defizit verstärkt. Wenn Volksfeste oder Stadionbesuche ausbleiben, entfallen nun einmal auch spontane Begegnungen mit anderen Positionen. Allerdings war die Pandemie auch diesbezüglich nur ein Katalysator. Individualisierung, Fragmentierung und Tribalisierung sind die bekannten Stichworte der Entwicklung, auch die Effekte der sozialen Medien, deren Algorithmen den starken negativen Affekten und der schnellen Pointe den Vorzug vor Austausch und Zwischentönen geben, sind inzwischen beschrieben. Zugleich haben die Orte und Institutionen, an denen man Andersdenkende und Fremde traf, an Bedeutung verloren. Vereine, Kirchen und Volksparteien leiden unter schwindenden Mitgliederzahlen, Innenstädte drohen zu veröden, die Lebenswelten von Arm und Reich trennen sich. Doch ohne die Erfahrung, dass es zwischen unterschiedlichen Menschen und Milieus mehr Verbindendes als Trennendes geben könnte,

13

fällt es jedoch auch zusehends schwerer, Vertrauen zu anderen aufzubauen – und das ist schlussendlich auch für die Demokratie ein Problem. Denn „Vertrauen“, darauf hat der Ökonom und spätere Nobelpreisträger Kenneth Arrow schon 1974 hingewiesen, „ist das wichtigste Schmiermittel eines sozialen Systems.“

Teilhabe als Booster Falsch wäre indes das Bild einer Negativspirale. Die gesellschaftliche Solidarität ist deutlich ausgeprägter, als es die gereizten Debatten in den sozialen Medien suggerieren. Auch die Bereitschaft von Bürger*innen, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, ist nach wie vor hoch. Unübersehbar ist schließlich auch, dass auch die Politik wenigstens auf lokaler Ebene das Potential der Partizipation zu erkennen beginnt. Durchwegs also auch gute Aussichten! Im Original erscheint der Text im Jahresbericht 2021 der Internationalen Bodensee-Hochschule. Text zu finden unter: https://wissenschaftsverbund.medium.com.

Toleranz fällt auch denen schwer, die sich diese gerne bescheinigen. Gute Aussichten


Mut und Macht Ein (un)gleiches Paar Wir haben Inspiration gesammelt und laden dich dazu ein, Mut zu bewahren. Gegen die Ohnmacht! Viren sind – mangels eigenem Stoffwechsel – keine Lebewesen. Nichtsdestotrotz lassen sie uns ihre Macht über uns unmissverständlich spüren. Zu wenig Angst ist lebensgefährlich. Zu viel Angst führt zu Neurosen.

Mut und Macht

Auch wir Menschen sind machtvolle Wesen. Als „Krone der Schöpfung“ zeigen wir wenig scheu, uns dieser Macht zu bedienen, und uns die Erde untertan zu machen. Mit unübersehbarem Übermut legen wir Hand an. Die Auswirkungen auf die natürlichen Systeme wie Klimawandel, Artensterben, Erosion geben allen Grund zur Sorge. Auch innerhalb unserer Spezies lassen wir einander unsere Macht spüren. Wir gegen die anderen, alle gegen jede/n. Wirtschaftssanktionen, militärisches Wettrüsten und offene Gewalt werden weltweit zur realen Bedrohung. Mutausbrüche für einen sorgsameren Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen wie die „Fridays for Future-Bewegung“ stehen den globalen Machtdynamiken gegenüber wie David dem übermächtigen Goliath.

Dieser Blick in den Abgrund macht nicht gerade viel Mut. Es ist sinnvoll, Angst zu haben. Sie hat unsere Ahnen vor Fressfeinden bewahrt. Angst macht uns wach. Zu viel Angst lähmt. Es hilft uns auch nicht weiter, wie der Hase auf die Schlange zu starren. Doch was tun, wenn sich Ohnmacht breitmacht? Was kann ich schon bewegen? Die zentrale Erfolgsstrategie unserer Spezies ist die Kooperation. Die Hoffnung auf eine gute Entwicklung hin zu langfristig lebenswerten Lebensbedingungen und einer realistischen Chance auf ein gutes Leben für alle ist berechtigt. Was wir tun können? Wir können handeln! Wir können uns einander zuwenden. Wir können das Miteinander üben. Wir können Verhalten ändern. Wie können Regeln neu verhandeln.

14


Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit Mut, Frustrationstoleranz und Humor als rettende Anker in Zeiten der Kontaktreduktion. Oder: Warum engagierte Menschen nicht unterzukriegen sind! Krise, Support und Mut Die Corona-Zeit stellte engagierte Menschen und Freiwilligenorganisationen vor enorme Herausforderungen. Kontaktreduktion, fehlende Planungsgrundlagen, ParagraphenDschungel, Konfliktlinien und Zusammenhalt: Während das Vereinsleben zeitweise stillstand, wurden die Belastungsgrenzen vieler engagierter Menschen chronisch überschritten. „Krisen-Support“ hat sich zu einem temporären Dauerbrenner im FEB-Service-Angebot etabliert. Wer nun an einen „Kummerkasten“ denkt, ist auf dem Holzweg. 1.400 Beratungskontakte mit Ratsuchenden: Gespräche, schriftliche Anfragen, Impuls- und Info-Veranstaltungen haben auf beeindruckende Weise gezeigt, was Mut und Frustrationstoleranz bedeuten.

Verantwortungsbewusstsein, Wille und Humor Anrufe von Vereinen waren selten von Resignation geprägt und dabei hätte es allen Grund dazu gegeben. Verantwortungsbewusstsein und der Wille zur guten Lösung ziehen sich als rote Fäden durch den Austausch zu Corona-Fragen aller Art. Auch der Humor hat sich als stabile Größe im Vereinswesen erwiesen. Es gab überraschend oft was zu lachen, obwohl die Situation alles andere als lustig war. Humor und Zweckoptimismus machen Mut und stärken das Immunsystem.

Vieles in Bewegung Die Studie „Corona & Freiwilligenarbeit“1 zeigt, dass Engagierte verstärkt pausieren, aufhören oder neue Tätigkeiten annehmen. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Es ist zu erwarten, dass die (Re)Aktivierung des Vereinslebens und das Gewinnen von Menschen für die Mitarbeit im Verein vielerorts und zunehmend zur Herausforderung werden. Dieser Trend hat sich bereits vor der Corona-Zeit gezeigt. Es besteht dennoch Grund zur Zuversicht. Das Bedürfnis nach sinnvollem Schaffen und die Lust, sich miteinander für die gute Sache einzusetzen, werden nicht verloren gehen. Das Vereinsleben wird sich erholen. Nur Mut!

Bewunderung und Planung nach Corona Die Gültigkeitsdauer eines „Wohnzimmer-Tests“ wird in Vergessenheit geraten. Die Bewunderung für das verantwortungsbewusste Verhalten und den Willen, Vereine in Zeiten der Kontaktreduktion lebendig zu halten, werden in Erinnerung bleiben. Es wird sich in Zukunft ungeahnt einfach anfühlen, Vereinsaktivitäten zu planen. Stellen Sie sich vor: Alle dürfen kommen, einfach so. Keine improvisierte Teststraße und keine „Hybrid-Veranstaltung“ als Plan B. Die Organisation von Vereinsaktivitäten auf einem Bein, mit geschlossenen Augen: Kein Problem im Vereinsleben nach Corona.

Danke für Ihr Engagement und beste Grüße Menschen sind dazu in der Lage, fast jedes „Wie“ zu ertragen, wenn sie ein „Wozu“ haben2. Diese These hat sich in beeindruckender Weise bestätigt. Der unermüdliche Wille engagierter Menschen, etwas zu einer guten Welt beizutragen beeindruckt. Diese Inspiration bleibt, als Ermutigung zurück. Daher haben wir im März eine große DANKEKampagne gestartet. Mit der Verlosung von 100 Vereinsjausen, mit freundlicher Unterstützung von Sutterlüty Ländlemarkt, sollen Vereine wortwörtlich gestärkt und ermutigt neue Aktivitäten angehen können. Es bleibt nur noch eines zu sagen: Danke für Ihr Engagement und bleiben Sie mutig!

1 siehe S. 21 ff in diesem Magazin 2 siehe S. 24; S. 25 in diesem Magazin

15

Ganz schön mutig! Engagement in der Corona-Zeit

Gute Aussichten


Lebendige Vereine: Mehr Lebendigkeit, weniger Mühsal Vereinsimpulsprogramm des Landes Vorarlberg

Vereine lebendig zu halten ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung. Es braucht Mut und Visionen, um gewohnte Abläufe zu reflektieren und da, wo es nötig ist, alte Schemen aufzubrechen. Ein Text über die Bereitschaft, wahre Macht in der Veränderung selbst zu sehen. Von Isabel Baldreich und Janin Salzger. Genau darauf – auf den Mut und das Vertrauen in die Macht der Veränderung – kommt es an. Hier setzt das Impulsprogramm „Unser Verein“ des Landes Vorarlberg unterstützend an. Denn viele Vereine stellen sich immer wieder dieselben Fragen: Wie stärken wir unser Team? Wie können wir etwas für die Gemeinschaft tun? Wie sorgen wir für Nachwuchs? Wie können wir uns und unsere Mitglieder motivieren? Im Rahmen dieses Impulsprogramms haben Vereine die Möglichkeit, den eigenen Verein zu analysieren, aus der Analyse konkrete weitere Handlungsschritte abzuleiten und diese umzusetzen. Vereine, die etwas verändern oder bewegen wollen, erhalten individuelle Hilfe zur Selbsthilfe. Sie werden im Rahmen einer umfassenden Prozessbegleitung dazu ermächtigt, selbstständig konkrete, machbare und wirkungsvolle Impulse zu setzen. Das Ziel des Vereinsimpulsprogramms sind erfolgreiche und lebendige Vereine in ganz Vorarlberg!

Lebendige Vereine

FC Schruns

16


Themen, die Vereine beschäftigen Das Programm hat gezeigt, dass sich Vereine – ganz unabhängig ihres Wirkungsbereichs – oft mit denselben Themenkreisen beschäftigen.

Teamgeist Ähnliche Erfahrungen hat auch der FC Schruns gemacht. Neben all den kreativen Aktivitäten und tollen Inputs war besonders hilfreich die Schärfung des Blicks für das Wesentliche, die Rückbesinnung auf das eigentliche Ziel des Vereins: Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen zu ermöglichen. In der Einfachheit liegt die Kraft. Generell läuft es im Verein gut – gerade weil kontinuierlich Veranstaltungen und Prozesse gemeinsam reflektiert werden. „Dabei hat uns auch das Impulsprogramm sehr geholfen. Ein guter Blick von außen, kompetenter Input und professionelle Hilfe zur Selbsthilfe tun bestimmt jedem Verein gut“, ist Michael Fritz überzeugt.

Micha

K Sabine lapf

el Fritz

Ein funktionierendes Team, das gemeinsam die Fragen des Vereins angeht, ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Wenn die Kommunikation vernachlässigt wird, oder gar einmal „der Wurm drin ist“, kann es im gemeinsamen Tun schwierig werden. So berichtet Sabine Klapf vom Verein „Eine Welt“ in Bludenz, dass sie durch das Impulsprogramm ihre Mitglieder aktivieren und die Kommunikation stärken konnten. Es war sehr motivierend, durch das Analysetool „Vereins Checker“ zu sehen, wie viel im Verein wirklich gut läuft. „Die eigenen Potentiale zu erkennen ist ein sehr aktivierender Prozess“, so Sabine Klapf. Durch den erweiterten Fokus wurden bestehende Herausforderungen klarer, die Begleitung im Impulsprogramm war wegweisend:

„Und vielleicht läuft es ja gerade deswe„ Durch die tolle Begleitung haben wir den Weg zu etwas gefunden, das wir bereits lange angehen wollten, aber nie wussten, wie genau wir das machen sollten.“

17

gen so gut bei uns – weil wir nichts nur deshalb machen, ‚weil es immer schon so war‘, sondern immer versuchen das zu machen, was gerade gebraucht wird.“

Gute Aussichten


Generationenwechsel

Um Mitglieder langfristig für den Verein zu begeistern, ist es notwendig, sie einzubeziehen und unmittelbar zu beteiligen. Zudem beugt die Beteiligung vieler oft der Überlastung weniger vor und fördert den Teamgeist. So hat sich auch die Chorgemeinschaft Cantemus aus Bürserberg mutig auf den Prozess eingelassen. „Am meisten Mut braucht es, wirklich völlig offen in den Prozess zu gehen und die Mitglieder einzuladen, sich zu beteiligen“, sagt Obmann Josef Fritsche. „Sich allen Themen zu stellen mit der ehrlichen Bereitschaft, Neues zu probieren, war herausfordernd, aber das war auch das tollste!“ Der Workshop war nicht nur sehr aufschlussreich, sondern auch ein gelungenes Gemeinschaftserlebnis. „Die professionelle Begleitung durch den Coach hat uns sehr dabei geholfen, uns vertrauensvoll zu öffnen.“ Besonders wichtig und positiv für den Verein war auch die generationenübergreifende Mitgliederbefragung.

Damit der Verein zukunftsfit bleibt, müssen Entscheidungsträger*innen sich irgendwann ändern. Um Aufgaben gut übergeben zu können und die Nachfolger*innen bestmöglich dabei zu unterstützen, handlungsfähig zu werden, braucht es klare Strukturen und überschaubare Arbeitspakete. Diese helfen wiederum dabei, Interessierten die Beteiligung zu ermöglichen und das Team zu stärken. Gerade im Ehrenamt ist es oft schwierig, jemanden für ein „Amt“ zu finden, der sich engagieren möchte. Aber je leichter der Einstieg, umso eher nimmt sich jemand dieser Aufgaben an. Genau das war das Thema des Domino in Frastanz und der langjährigen Leiterin Christl Stadler: „Ich kann es wirklich jedem empfehlen, ehrlich zu hinterfragen, was man normalerweise macht. Dinge neu zu denken, Veraltetes loszulassen, Bewährtes zu erweitern und Neuem Raum zu geben lohnt sich.“ So konnten im Verein mithilfe des Impulsprogramms neue Strukturen geschaffen und Aufgaben umverteilt werden.

Josef

Fritsche

Christ

l Stadler

Beteiligung

„ Einerseits war es eine schöne Bestär-

kung, zu erfahren, wie zufrieden die meisten sind und was sie besonders am Verein schätzen. Andererseits gab es auch sehr überraschende Rückmeldungen, die bisher übersehene Themen ans Licht brachten. Erst durch das Bewusstwerden über diese Themen sind wir jetzt fähig, unseren Verein weiter zu verbessern“, ist Josef Fritsche überzeugt.

Lebendige Vereine

„ Manchmal braucht es einen Crash, damit sich jeder beim Schopf nimmt und etwas anpackt. Das Programm hat mir dabei wirklich sehr geholfen.“

Diese Inspirationsgeschichten zeigen, dass es neben dem Mut zur Veränderung manchmal auch einen Anstoß braucht – eine Ermächtigung, um gewisse Dinge anzugehen und umzusetzen. Das Vereinsimpulsprogramm hat sich hier als absolutes Erfolgsmodell etablieren können und Vereine in ganz Vorarlberg Schritt für Schritt vorwärtsgebracht.

18


Dass Digitalisierung in Vereinen keine Hexerei ist, sondern eine große Erleichterung sein kann, zeigt das Beispiel der West Austrian Musical Company. Erich Manser, seit 2003 Präsident des Vereins, liebt nicht nur die Arbeit mit Menschen in der analogen Welt, sondern unterstützt sie als Softwareentwickler auch dabei, ihren Weg im digitalen Dschungel zu finden. Ein Erfahrungsbericht.

19

Die digitale Transformation

E r i c h Ma nse r

Die digitale Transformation der West Austrian Musical Company

Live- und Schauspielcoach sowie Digital Transformation Coach der WKO. Zur WAMCO kam er mit 22 Jahren.

Gute Aussichten


Logbuch 2000 Wir schreiben den 6. November 2000. Das Casting ist abgeschlossen. Ein Sitzungstermin im Organisationsteam (OTIS) wird benötigt. Rundruf an alle, der Termin für eine Besprechung ist organisiert. Drei Wochen später: OTIS-Meeting, Stück wird besprochen, Aufgaben werden verteilt, weitere Personen ins OTISTeam einberufen. Wunsch-Aufführungstermine bis zur nächsten Besprechung. … Terminabklärung mit der Location, Organisation Helfer, Kostümverantwortliche, Graphik Design, Fototermin klären, Website- und PR-Verantwortung klären, Aufgabenliste … Zwei Monate später ist nun das meiste geklärt und wir können uns endlich ausschließlich um das Wesentliche, nämlich die Aufführung kümmern.

Logbuch 2022 6. Februar 2022. Casting abgeschlossen. Doodle-Umfrage an OTIS für Sitzungstermin. Zwei Tage später: Online-OTIS-Meeting. Zwei Stunden später: Termine, Verantwortlichkeiten, Presse geklärt, Location per Telegram reserviert, alle sind informiert. Es bleibt Zeit für persönliche Gespräche. Ergebnis: 3. Juli 2022 – WAMCO-Musical „The Show Must Go On“, Kulturbühne AMBACH in Götzis Die Arbeit, die sich früher über drei Monate verteilte, war mehr oder weniger in zwei Stunden erledigt.

Die digitale Transformation

Ehrenamtliche Tätigkeiten leben von Gemeinschaft und Beziehungen. Das ist die Basis. Vereinsarbeit soll Spaß machen und persönlich bereichern. Die Angst vor dem Verlust dieser Basis ist oft der Grund, Digitalisierung abzulehnen. Bei der WAMCO ging die erste Internetseite 2002 online. Das war der Start für unsere digitale Transformation: Zeitungsausschnitte, Fotos und Dias wurden gescannt und digital archiviert. Videoaufnahmen wurden von analog in digitale Dateien umgewandelt, zum Teil Notenmaterial, Dokumente und richtungsweisende Sitzungsprotokolle. Eine private Cloud, um Terrabytes an Bild- und Videomaterial zu sammeln, kam ebenso dazu wie Microsites und Soziale Medien. Die Suche nach Bildmaterial über eine Person oder Stück für die Öffentlichkeitsarbeit ist dank Gesichtserkennungssoftware nun nur noch ein Klick. Ein Paradigmenwechsel bei den Mitgliedern trat ein: von der Bring- zur Holschuld! Wer dabei sein will, wer informiert sein will, muss aktiv werden. Umgekehrt erhalten wir nun Fotomaterial und interessante Infos von unseren Mitgliedern direkt in unsere Cloud. Bei Proben dominiert mittlerweile das Handy als Medium für Noten und Text. Generell nutzen wir eine Kombination aus vielen verschiedenen digitalen Tools. Wir nehmen Proben auf, damit die Abwesenden nichts verpassen. Für die interne Kommunikation helfen intelligente und funktionsreiche Messengers anstelle SMS, E-Mail oder WhatsApp. Wir halten online Proben, kommunizieren mit unseren Gästen und Fans über Internetseiten und die Sozialen Medien. Die digitale Transformation eröffnete und eröffnet uns noch immer neue Möglichkeiten. Dafür bedarf es das Wissen rund um den Wert von Daten und den sorgsamen und wertschätzenden Umgang damit.

Die persönliche Beziehung im Verein und die Freude am gemeinsamen Tun wurde durch die digitale Transformation der WAMCO aufgewertet und befreit.

20


Ein Aufzeigen von Möglichkeiten: Die Potentiale des informellen Ehrenamts Informelles Ehrenamt, also ein Engagement unabhängig von Vereinsstrukturen, dafür mit mehr Flexibilität, nimmt immer weiter zu. Quer durch alle Jahrgänge ist es eine attraktive Möglichkeit, sich für eine gute Sache zu engagieren. Angepasst an die eigene Lebenssituation. Grund genug, bei der digitalen Ehrenamt-Fachtagung im Dezember 2021 mit über 60 Teilnehmenden dieses Thema in den Fokus zu nehmen. Drei Projekte erzählten von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und schönen Momenten. Wir haben sie dazu befragt.

Gebhard Bechter Das informelle Ehrenamt ist breiter aufgestellt, flexibler und von größerer Betroffenheit gesteuert. Oft ist es die Antwort auf ein aktuelles Problem. Damit treten auch ganz neue Themen in den Fokus, die im formellen Ehrenamt noch nicht auf dem Bildschirm sind. Formelle Hürden bestehender Strukturen stehen nicht im Weg, daher ist schnelleres Handeln möglich. Informelles Ehrenamt wächst häufig aus persönlicher Betroffenheit, daher ist auch viel Herzblut dabei.

21

g

ra n nd

Gabi Hampson Informelles Ehrenamt bringt Flexibilität und Leichtigkeit mit sich. Ohne langfristige Verpflichtung, ohne schwere Bürokratie. Man kann sich dort einbringen, wo man sich gerade zu Hause fühlt, wo man das eigene Talent gut eingesetzt sieht, wo man selbst gerade eine Priorität gesetzt hat. Man kann sich dann einbringen, wann es zeitlich gut in die eigene Lebensrealität passt. Kein entweder … (bist du dabei) oder … (eben nicht). Informelles Ehrenamt öffnet Türen und Möglichkeiten für Integration und schafft Berührungspunkte zwischen unterschiedlichsten Menschen. Verbindlichkeit wird durch Offenheit und durch die Freiheit aufgebaut, entscheiden zu können, wie sehr man sich einbringen möchte oder kann.

Martin Herburger Beide Formen sind ein wichtiger Teil des Sozialkapitals einer Gemeinde und somit Kitt unserer Gesellschaft. Beide Formen sind wichtig für eine lebendige Gemeinschaft und beide Formen unterstützen die Wertehaltung in der Gesellschaft. Die Potentiale des informellen Ehrenamtes liegen in der Innovation. Informelles Ehrenamt eröffnet neue Sichtweisen und macht das Zusammenleben reicher.

Tate

1

Was sind Potentiale des informellen Ehrenamtes im Vergleich zum formellen Ehrenamt?

Gabi Hampson Gemeinde Lustenau

Die Potentiale des informellen Ehrenamtes

Gute Aussichten


2

Wo siehst du in der jetzigen Zeit Herausforderungen hinsichtlich des informellen Ehrenamtes? Gabi Hampson Die Fülle an Angeboten und auch Aufgaben, mit denen Menschen sich konfrontiert fühlen, erlaubt oft keinen Platz für eine weitere Aufgabe oder zusätzliches Engagement. Gebhard Bechter In Zeiten der Pandemie waren soziale Kontakte kaum möglich. Die Leute haben sich zurückgezogen. Informelles Ehrenamt lebt aber vom persönlichen Austausch. Und weil vieles nicht erlaubt war, gab es Denkblockaden hinsichtlich ehrenamtlichen Lösungsansätzen für auftretende Bedürfnisse in der Gesellschaft. Es ist aber auch eine Chance dabei. Nachdem wieder geöffnet wurde, ist eine „Jetzt erst recht“-Mentalität spürbar. Der vorausgegangene Leidensdruck könnte die Energie für neues Engagement liefern.

g

b Le

ens

wert leben in Lan

ge

ne

g

Martin Herburger Informelles Ehrenamt eröffnet den Weg von der allzuständigen Gemeinde zur bürgerschaftlichen Verantwortung. Dies erfordert ein Umdenken auf kommunaler Ebene. Räume für Beteiligung müssen geschaffen und ermöglicht werden. Voraussetzung dafür ist, dass das informelle Ehrenamt auch den Stellenwert bekommt, der ihm gebührt. Es braucht eine Anerkennungskultur, ein wertschätzendes Miteinander von Ehrenamt und Profession, ein Zusammenwirken auf Augenhöhe. Beteiligung im informellen Ehrenamt muss sinnstiftend sein und Spaß machen.

Gebhard Bechter Gemeinde Langenegg

Die Potentiale des informellen Ehrenamtes

3

Welche Bedeutung hat informelles Ehrenamt für dich? Gabi Hampson Was wir am Anfang nicht mitgedacht haben, was uns das Feedback aber eindeutig zeigte: Durch unsere Aktion konnten wir vielen Menschen eine Möglichkeit geben, mitzuhelfen und zu wirken. Sie sahen das Problem, fühlten sich aber hilflos. Wir haben ihnen ein Werkzeug gegeben. Wir sind ein Team von drei Frauen mit unterschiedlichen Kompetenzen, die sich ergänzen. Es gibt keine Hierarchie, keine Stundenkarten. Wir machen eine To Do-Liste und teilen diese auf und unterstützen einander, wenn es bei der einen oder anderen gerade mal eng wird. Gebhard Bechter Informelles Ehrenamt ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zur Bürgerbeteiligung. Persönliche Betroffenheit ist oft die Triebfeder für ein Engagement. Ich habe mehrfach erlebt, dass Menschen über diese Erfahrung „auf den Geschmack kommen“, was Ehrenamt auch an persönlichem Nutzen und Sinn stiften kann. Nicht selten führt der Weg dann weiter in das formelle Ehrenamt. Martin Herburger Bürgerinnen und Bürger bringen im informellen Ehrenamt ihre Ideen, Wünsche und Erfahrungen ein. Diese neuen Zugänge und Sichtweisen machen das Leben in einer Kommune bunter und führen zu neuen Lösungen, das Füreinander und Miteinander in der Kommune zu gestalten.

22


4

Warum braucht es informelles Ehrenamt? Gabi Hampson Es ist offen, leicht, locker, flexibel. Keine starre Vereinsstruktur, kein „Muss“. Nur ein Aufzeigen von Möglichkeiten. Gebhard Bechter Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Im digitalen Zeitalter kommt das menschliche, persönliche Miteinander zu kurz. Gemeinsames Engagement kann aus dieser Ecke der Ego-Haltung und Vereinsamung herausführen. Dieses Engagement ist aber auch aus wirtschaftlichen Gründen notwendig, denn was früher die gute alte Nachbarschaft im Stande war zu leisten, kann heute der Staat über professionelle Dienste nicht organisieren und finanzieren. Eine weiterentwickelte, zeitgemäße Sorge-Kultur ist überlebensnotwendig. Martin Herburger Regionale Zusammenarbeit und Digitalisierung sind nur zwei Aspekte, die die zukünftigen Herausforderungen im kommunalen Bereich verändern werden.

Die Welt ist im Umbruch und auch das Ehrenamt verändert sich. Unser Alltag ist unplanbarer geworden. Das informelle Engagement ist flexibler und daher gelingt es hier oft, Menschen auch kurzfristig für Engagement zu gewinnen. Es ist daher eine wichtige Ergänzung zum formellen Ehrenamt. Gerade das spontane humanitäre Engagement wird angesichts einer Vielzahl an Kriegsflüchtlingen, die dringend Schutz und Hilfe brauchen, bald sehr wichtig werden. Das können wir nur miteinander bewältigen. Kriemhild Büchel-Kapeller (FEB)

Zämma leaba

Um all diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden, wird das Miteinander in der Gemeinde, das füreinander Verantwortung übernehmen, zukünftig eine neue Bedeutung bekommen. Es geht uns gut. Damit es so bleibt, braucht es jede und jeden. Informelles Ehrenamt ist eine Möglichkeit, dem gerecht zu werden.

tzi

s

Die Aufgaben der Gemeinden werden sich zukünftig noch individueller nach den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausrichten.

Martin Herburger Gemeinde Götzis

23

Gute Aussichten


Änderungen durch Corona im Vereinswesen Mit der Studie „Ein Jahr Corona – Licht und Schatten der Freiwilligenarbeit“ (Bundesministerium für Soziales und Verein Freiwilligenmessen) liegen nun Zahlen vor, die die österreichweiten pandemiebedingten Veränderungen in der Freiwilligenarbeit aufzeigen. Gerne geben wir einen Einblick:

20 % haben kurzfristig Tätigkeit eingestellt

Engagement hat sich in den privaten Bereich der Nachbarschaftshilfe verschoben.

8% haben eine neue Tätigkeit begonnen

3.

Auch in der Pandemie waren die verlässslichsten Freiwilligen solche, die sich überdurchschnittlich viel und gleichzeitig in mehreren Vereinen engagieren.

2.

Die Krise hat auch positive Veränderungen gebracht (neue, junge Freiwillige, Digitalisierung).

1.

Auswirkungen sind bei den befragten Organisationen vorhanden, aber nicht existenziell bedrohend.

Änderungen durch Corona im Vereinswesen

4.

Was Freiwillige leisten können, kann von Hauptamtlichen nicht kompensiert werden.

Die Pandemie hat deutlich gezeigt ... 24


Der Ve re

it rbe A hr

er Kontakte, me

e

hat Ak ti

%

g eni

45

:w

n konnten digit

rückgefah ren

pro W o ch

al

du

40 % 1/3

+ 3,2 %

geführt werden rch

der Tät i

i te

zu der to

ruhend ges tel ten l

1/3

5.320

ng durch Coro eru na

ä v it

e gk

5.154

ä

90 %

m al ein

engagiert sich ein*e Freiwillige*r im Schnitt

ren starke V spü er

nd

gieren sic a g h en

20 h pro Monat

ine

rS zu

ie tud

:

Hier g

eh ts

2020

2019

4.929

2021

+ 4,6 %

5.

Man beendet eher die Mitarbeit in einem Projekt als die direkte Arbeit für Menschen und investiert mehr Zeit in die Betreuung von Menschen als in andere Arbeiten.

25

Anzahl der Vereine in Vorarlberg im Wandel

Gute Aussichten


Der Ideenkanal: Vom Wettbewerb zum grenzübergreifenden Problemlösungsprozess Der Ideenkanal

26


Die Zukunft gehört den Mutigen. Was vor zwölf Jahren ursprünglich als Wettbewerb zur Förderung junger Sozialunternehmer:innen in Liechtenstein begann, ist heute die führende Kollaborationsplattform zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen im Alpenrheintal. Die beiden Initiatoren, Stephan Schweiger und Christof Brockhoff, über Prozess und Haltung beim Ideenkanal.

Gute Ideen scheitern an den Menschen, aber auch an den starren Rahmenbedingungen. Genau da setzt der Ideenkanal an, indem er engagierten Bürger:innen das nötige Fachwissen, Netzwerk und Kapital bietet, um neue Ideen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu entwickeln, zu testen und zu verbreiten. Im Mittelpunkt des Ideenkanals stehen Initiator:innen, Teams oder Einzelpersonen, die innovative Lösungsansätze für ein bestimmtes Problem entwickeln. Zusammen mit ehrenamtlichen Expert:innen, sogenannten Kompliz:innen, sowie Partner:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, lernen sie im Tun, testen und verbessern ihre Lösungsansätze. Der Ideenkanal hilft dabei, ein Unterstützer:innen-Netzwerk aufzubauen und Projekte mithilfe der „Crowd“ selbst zu finanzieren. Schnell wird klar: Hier ist der Weg das Ziel.

In vielen kleinen Schritten zum Mutausbruch Jedes Abenteuer beginnt mit dem ersten Schritt. Und genau dieser ist es, der am meisten Mut verlangt. Einfach loslegen. Aus diesem Grund ist die Teilnahme am Ideenkanal-Prozess für zukünftige Initiator:innen auch möglichst einfach: „Formuliere deine Projektidee in 500 Zeichen“ - und schon ist sie auf der Website für jeden Interessierten ersichtlich. Ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung beginnen die unterschiedlichsten Prozesse. Man kommt ins Tun, wird von anderen Menschen angeschrieben oder angesprochen, es

27

werden Komplimente oder Verbesserungsvorschläge zugetragen. Man findet zukünftige Weggefährten und schließt spannende Kontakte. Mut und Motivation braucht es dann auch für die Onlineabstimmung. Hier geht es darum, online möglichst viele Befürworter für sein Vorhaben zu finden, aber auch Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen und so unter die meistgestimmten Ideen gewählt zu werden. Diese Ideenteams erhalten dann die Möglichkeit, am Pitch-Abend teilzunehmen, dem emotionalen Höhepunkt des Ideenkanals.

Pitchen – und dann? Am Pitch-Abend dürfen die auserwählten Ideenteams dann ihre Vorhaben in einer Minute den Kompliz:innen vortragen. Diese wählen dann aus, mit welchen Projektideen sie in der kommenden Zeit intensiver zusammenarbeiten wollen. Im Rahmen des dynamischen Online-Formats „Komplizencamp“ lernen sich die Initiator:innen und Kompliz:innen gegenseitig kennen, mit dem Ziel, dass kleine bedarfsorientierte Teams und Arbeitsgruppen entstehen, welche dann in selbstorganisierten Folgetreffen an der Realisierung der Projekte arbeiten – beispielsweise um Projektpläne zu entwickeln, Prototypen zu bauen, Organisationen zu gründen oder die Crowdfunding-Kampagnen zu planen. Denn das Crowdfunding, zu Deutsch Schwarmfinanzierung, ist der letzte Schritt auf dem Weg zur Realisierung des Vorhabens. Mit Unterstützung der Bevölkerung kann so das Projekt finanziert und ein Markttest durchgeführt werden. So stehen am Ende des Ideenkanals Projektideen, die sich selbst ein Netzwerk, Startkapital und so auch ein stabiles Fundament aufgebaut haben. „Es sind nicht immer die besten Ideen, die beim Ideenkanal gefördert werden, aber ganz sicherlich die mit den motiviertesten Menschen dahinter“, sagt Christof Brockhoff. „Und diese werden von der Bevölkerung und mutigen Partnerorganisationen unterstützt und getragen.“ Und damit diese Komplizenschaft auch zukünftig im Austausch bleibt und das Wissen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, bietet die Ideenkanal-Stiftung ganzjährig diverse Webinare, Schulungen und Meetups an.

Gute Aussichten


Wie geht es weiter? „Die nunmehr über 80 realisierten Projekte, über 350 ehrenamtlichen Kompliz:innen und das stetig wachsende Netzwerk an innovationsfreudigen Partnern ermutigt uns von Jahr zu Jahr wieder aufs Neue, an unserem Vorhaben festzuhalten“, so Stephan Schweiger. Christof Brockhoff ergänzt: „Damit dies auch weiterhin so funktioniert, sind wir auf der Suche nach weiteren, zukunftsorientierten Organisationen aus der Region, um gemeinschaftlich wirksam zu werden“. Packen wir es an, die Zukunft gehört den Mutigen. Das Land Vorarlberg war auch beim zwölften Durchgang 2021 als Themenpatin mit dabei. Es wurden Projekte zum Themenfeld „Dritte Orte als Raum für Begegnung und Pop-Up Engagement“ gesucht und gefunden.

Der Ideenkanal


Projektinitiatoren (v. l. n. r.): Stephan Schweiger und Christopf Brockhoff

Stephan: „Wir haben im Rheintal alle Möglichkeiten, die es braucht, um Menschen mit neue Projekten zu fördern und bei der Umsetzung zu unterstützen, nämlich Wissen, Kapital, Unternehmergeist. Was es aber noch viel mehr braucht ist der Mut von Organisationen und Institutionen, grenzübergreifend in Menschen zu investieren, die am Anfang stehen, noch keine fix fertigen Businesspläne haben, aber sich trauen, neue Wege zu gehen. So wie das auch die Vorarlberger Landesregierung seit Jahren mit ihrer Partnerschaft beim Ideenkanal tut.“

Christof: „Ideen, Geld und Start-up-Wissen gibt es wie Sand am Meer. Woran Projekte vielmehr scheitern, sind der Mut und der Durchhaltewillen der Menschen, welche diese umsetzen. Um diese Charaktereigenschaften zu stärken, braucht es Prozesse und Netzwerke, welche Menschen darin unterstützen, um Schritt für Schritt über sich hinauswachsen und nicht aufzugeben, wenn es brenzlig wird. Und genau das versuchen wir mit dem Ideenkanal zu leisten.“

Packen wir es an, die Zukunft gehört den Mutigen. 29

Gute Aussichten


Kinder- und Jugendbeteiligung Modellregion Walgau Junge Menschen gestalten die Region mit! Kinder und Jugendliche können vielerorts mitgestalten. Kleine Gemeinden sind jedoch nur bedingt dazu in der Lage, Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten. Die Region Walgau zeigt, was durch Kooperation möglich wird! Modellregion Walgau: Bespielgebend für Vorarlberg Im Walgau wird das Kinder- und Jugendbeteiligungsprogramm „jung&weise“ (Welt der Kinder) etabliert. Die Region ist beispielgebend für den stetigen Aufbau von Beteiligungsmöglichkeiten. Zielsetzungen sind die Stärkung junger Menschen und die Etablierung des Zusammenwirkens zwischen Jugend, Politik, Verwaltung und Institutionen durch wirksame Mitgestaltung der Region. Die Finanzierung der Modellregion wurde über vier Jahre (2022 – 2025) durch alle 14 Bürgermeister der Region und die Landesregierung beschlossen.

Junge Menschen und die Region stärken! Durch Kinder- und Jugendbeteiligung können Sozialkompetenzen und die Gemeinschaftsfähigkeit gestärkt werden. Junge Menschen werden zum Engagement für das Gemeinwesen ermutigt. Dies verbindet Jugend, Politik und die Region.

Kinder- und Jugendbeteiligung Modellregion Walgau

Zugang finden und gemeinsam Initiativen starten Schulen sind die Türöffner. Der Einstieg über Strategiespiele (z.B. World Peace Game, Weltklimaspiel) ermöglicht Zugänge für alle. In der Folge entwickeln junge Leute eigene Lösungen und werden in Initiativteams begleitet und vernetzt. Gemeinsame Aktivitäten bringen junge Leute und Bürgermeister zusammen. Im „jung&weise-Dialog“ treffen sich alle Generationen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Themen und Begleitung Im Programm „jung&weise“ stehen die Anliegen junger Menschen im Fokus. Die Themen betreffen Umwelt, Klimawandelanpassung, Lehmbau, Ernährung, Garten, mentale Gesundheit, gutes Miteinander, Resilienz und Mobilität. Kooperationsvereinbarungen mit Schulen, Gemeinden und der Region schaffen Verbindlichkeit im Zusammenwirken. Durch Veranstaltungen, Arbeitstreffen und Weiterbildungsangebote entsteht eine fundierte Basis für gute Lösungen. Junge Menschen erfahren, dass sie etwas bewegen können. Verlässliche, engagierte und kompetente Begleitung bietet einen guten Rahmen für wertvolle Erfahrungen. Die Modellregion ist ein Programm der Region im Walgau in Kooperation mit Welt der Kinder (Entwicklung) und Youngcaritas (Begleitung). Co-gefördert durch Weitblick GmbH und Land Vorarlberg.

30


„Junge Menschen in Vorarlberg sollen die besten Chancen vorfinden und können die Region durch ihr Engagement mitgestalten. Das hat höchste Bedeutung für die Landespolitik in Vorarlberg.“ Markus Wallner Landeshauptmann Vorarlberg

„Mir ist es wichtig, dass wir etwas bewirken können. Es ist ein tolles Gefühl, sagen zu können: ‚Das habe ich mit eingebracht‘. Das stärkt und ermutigt.“ Patrick Pasqualini Engagierte Jugendlicher

„Beteiligungsprojekte sind schön, inspirierend, und dann auch wieder zu Ende. Es ist wichtig, sie zum dauerhaften Programm mit kontinuierlichen Beteiligungsmöglichkeiten auszubauen. So wird die Mitgestaltung durch junge Menschen zu einem Fixpunkt in der Region.“ Georg Bucher Bürgermeister Bürs, Regio-Beauftragter für Kinder- und Jugendbeteiligung

„Im Programm ‚jung& weise‘ schaffen wir verlässlich Möglichkeiten zur Beteiligung: Die jungen Leute vermitteln ihre Anliegen, entwickeln eigene Ideen für Lösungen, erproben diese und setzen um. Erwachsene öffnen Türen, unterstützen begleiten, und beraten.“ Carmen Feuchtner Welt der Kinder, Programmentwicklung

31

Gute Aussichten


Und die Solidarität muss großzügig sein! Der 24. Februar 2022 bleibt uns allen als ein dunkler Tag in Erinnerung. Die Europäische Union, das größte Friedensprojekt seit dem zweiten Weltkrieg, ist bis ins Mark erschüttert. Der Weg des Dialogs, des Gesprächs, des Suchens nach Lösungen in der friedlichen Auseinandersetzung – am Morgen des 24. Februar wurde der gegenteilige Weg gewählt. Gleichzeitig war dies auch der Tag, an dem das virtuelle Zukunftscafé Europa stattfand. Organisiert von EUROPE DIRECT, der Abteilung Europa und in Kooperation mit dem FEB umgesetzt, standen Utopien zu Europa und die Möglichkeit zur Mitgestaltung der Zukunft Europas im Vordergrund.

Im Frühjahr 2020 hätte es bereits starten sollen, das „einmalige Demokratieexperiment der Europäischen Union“, wie Landtagspräsident Harald Sonderegger bei der Begrüßung den Prozess beschreibt. Die Zukunftskonferenz Europa, in deren Inhalte sämtliche Ergebnisse vieler kleinerer Veranstaltungen fließen, startete pandemiebedingt ein Jahr verzögert. Im Frühjahr 2022 sollen nun partizipativ erarbeitete Leitlinien für die Zukunft Europas fertiggestellt werden. In ganz Europa finden Zukunftcafés und weitere Veranstaltungen statt. Drei, alle für sich speziell herausragende, Impulsreferate, aufrüttelnde Worte der Europaklasse des Gymnasiums Schillerstraße in Feldkirch und eine Podiumsdiskussion waren Teil des spannenden Abends. Zentral dabei: Die Verknüpfung der verschiedenen Ebenen in der politischen Praxis und die Zusammenarbeit miteinander. Da waren sich Othmar Karas (Vizepräsident des Europäischen Parlaments), Elisabeth Edstadtler (Europaministerin), Andrea Kaufmann (Bürgermeisterin Dornbirn und Präsidentin Vorarlberger Gemeindeverband) und Harald Sonderegger (Landtagspräsident) einig.

Anbei geben wir Einblicke in die spannenden Impulse: Utopien für Europa

Hintergründe und weitere Informationen:

EU Zukunftskonferenz

Und die Solidarität muss großzügig sein!

32


Mitschrift zu „Ein Europa für alle Menschen“ Von Phillippe Narval (Er war über acht Jahre Generalsekretär des Forum Alpbach und entwickelt aktuell an der Universität St. Gallen ein Innovationszentrum.) Eine meiner Utopien, und sie muss jetzt in diesem Moment der Krise umgesetzt und neu gedacht werden, ist ein Europa, das es schafft, eine Balance herzustellen zwischen dem Schwert, ein militärisch und sicherheits-geeinten Europa, und einem solidarischen Europa, das nach außen hin Allianzen schmieden kann. Sich solidarisch mit jenen zeigt, die unter Klimawandel und anderen geopolitischen, wirtschaftlichen Verschiebungen und Krisen zu leiden haben. Wir haben eine absolute Inbalance in unserer Gesellschaft. Wir brauchen die Mitte eines sicheren, militärisch schlagfertigen Europas, das aber auch Geografie, Geostrategie und Verantwortung lehrt. Und dass in den Räumen unserer Nachbarschaft. Es gilt, hier endlich Handlungen zu setzen auf Augenhöhe und nicht als arroganter Partner von oben herab. Um die Landkarte nicht im Ganzen durch-

33

zugehen: Aber Nordafrika, mit einer großen Jugendbevölkerung, einer ständig steigenden Arbeitslosigkeit, braucht mehr als Almosen und Entwicklungshilfen. Sondern strategische Kooperation und einen neuen Marshallplan für Afrika. Investitionen in eine Energiewende! Raus aus dem Öl – das zahlt sich in Ländern wie Tunesien beispielsweise viel mehr aus, als wenn wir die letzte Gartenhütte mit Schaumstoff zukleistern in irgendeinem Kaff in meinem Heimatbezirk Tennengau. Und wir müssen – und hier hat jeder von uns eine Verantwortung – eine Sensibilisierung in der Öffentlichkeit schaffen für Geopolitik. Für Verantwortungen über die Grenzen unseres kleinen Gartenzwerglandes Österreich hinweg. Und die Solidarität muss großzügig sein und wir dürfen nicht kleckern, sondern wir müssen, in der Art, wie wir hier zusammenarbeiten, klotzen. (…) Wir müssen Ausbildung forcieren, in den Ländern direkt. Aber nicht als Heilsbringer, sondern auf Augenhöhe. In einem Respekt vor den Bedürfnissen. Ein Europa, das diese Solidarität auch nach innen lebt. Warum haben wir keinen europäischen Freiwilligenkorps? Das könnte aber auch genauso Mitarbeit sein bei ökologischen Themen, in der Transformation der Landwirtschaft. Wir brauchen die Jugend und die Jugend ist auch bereit, sich einzusetzen, wenn wir hier Möglichkeiten schaffen. Wenn ich die Klimakrise herausnehme, dann bedeutet Transformation, hier alte Muster zu brechen, alte Verhaltensmuster neu zu denken und vor allem zu lernen, wie andere Formen von Wirtschaften, aber auch in privaten Verhaltensweisen des Konsums, bis hin zu unseren täglichen Essensgewohnheiten. Und eines der Hauptprobleme der Transformation ist, dass wir alle Dinge neu lernen müssen. Dieses Lernen findet momentan an Schulen und Universitäten statt, aber viele Dinge sind nicht zugänglich. Wir brauchen eine große europäische Universität, die es allen europäischen Bürgerinnen und Bürgern erlaubt, sich neu zu erfinden. Dinge zu lernen, die wir für die Transformation brauchen. Ein Beispiel: Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir genügend TechnikerInnen haben, um Energiesysteme auch in Ländern zu etablieren, in denen Solarpotential noch nicht genutzt wird. Hierbei geht es um ein zugänglich machen: digitales Lernen und Know-How-Transfer. Wir brauchen eine große, offene, digitale europäische Universität, die allen offensteht, um diese Transformation zu bewerkstelligen. Und wir brauchen eben diesen neuen Geist.

Gute Aussichten


Auszüge aus „Dauerprojekt Europa“ Von Rüdiger Görner (Literaturwissenschaftler, Lehrstuhl an der Queen Mary University of London und mehrfach ausgezeichneter Autor) Gemessen an der Geschichte Europas – es genügt allein ein Blick auf die letzten beiden Jahrhunderte – gemessen an dieser tragischen Diskrepanz zwischen kulturellen Höchstleistungen und ideologischen Selbstverblendungen mit katastrophalen Folgen, ist und bleibt die Europäische Union eine im Sinne Ernst Blochs ‚konkrete‘, ja gelebte Utopie. ‚Zukunft‘ im Europa innerhalb und außerhalb der Europäischen Union bedeutet, immer wieder neu mit dem Eingeholt-Werden durch die Geschichte umgehen zu lernen. Werden wir nicht alle, wenn wir über diese Zukunft nachdenken, zu „rückwärtsgewandten Propheten“, wie der Romantiker Friedrich Schlegel so unübertrefflich die Historiker nannte? Die Ausgangsfrage für jegliche Zukunftsperspektivierung der Union lautet: Wie steht es um die innere Verfassung dieser Europäischen

Und die Solidarität muss großzügig sein!

Union, die, vergessen wir das nie, ein Teileuropa darstellt? Wie hinlänglich bekannt, stellen populistisch motivierte, mediengeschürte, vom Brexit animierte Exitismen diese Union in Frage, zumindest ihre gegenwärtige institutionelle Form, an deren Reformbedürftigkeit jedoch niemand zweifelt. Nur: Welche Art ‚Reform‘ ist gefordert? Sind neue Leitideen vonnöten, die dann jedoch nur zu rasch mit einer meist verhängnisvollen Forderung nach einer unweigerlich ausgrenzenden ‚Leitkultur‘ verwechselt werden, es sei denn, der Leitgedanke einer solchen Kultur hieße: eine Eigenheiten bewahrende Integration? In jedem Fall ist es wenig hilfreich, das Populistische – je nach Definition – nur zu dämonisieren und pauschal zu verdammen. Verdanken wir nicht Bewegungen, die aus der Bevölkerung kamen, den Aufbruch in Osteuropa, der das Sowjetregime zu Fall brachte, Bürgerbewegungen, die sich noch nicht zu Ismen stilisiert hatten? (…) Die Transformation von einer funktionalen Wirtschaftsgemeinschaft zu einem kulturpluralistischen Gemeinwesen, als das sich die Europäische Union verstehen will, wird in ihrem Kern stets über eine utopische Dimension verfügen. Und diese offene Dimensionalität hat sie in ihr Selbstverständnis eingeschrieben; enthalten ist sie im bedeutsamen Wort der „ever closer union“, die einen nie abschließbaren Prozess meint und den man vor allem in Downing Street so grotesk missverstehen wollte – mit dem bekannten desaströsen Ergebnis. Denn das ist das Problem mit zukunftsorientierten Leitideen, dass sie vorgeben, zielgerichtet zu sein, das anzustrebende Ziel zu kennen. Aber genau davon kann bei diesem – trotz aller inzwischen etablierten Institutionen – offenen Projekt namens ‚Europäische Union‘ nicht die Rede sein. (…)

34


Einblick in „Green Deal erfordert Ambition“ Von Verena Ringler (Europa- und Strategieexpertin sowie Direktorin von European Commons) (…) Spulen wir mal ins Jahr 2019. Da höre ich die Rede von Ursula von der Leyen in Madrid. Sie stellte den European Green Deal vor. Also unseren gemeinsamen Fahrplan für diesen Spurwechsel von einer karbonisierten Wirtschaft hin zur Klimaneutralität, also zum dekarbonisierten WirtschaftsKreislauf und dem konsequenten Natur- und Umweltschutz. Und ich vermute: Diese Spurwechsel wird die „Mutter aller Umbrüche“ darstellen. Der European Green Deal ist das größte politische Projekt, das wir vor uns haben. Er betrifft unsere Institutionen und Organisationen, Verfassungen und Vereinbarungen, Gruppen und Individuen von Kiruna in Schweden bis Kreta in Griechenland.

Wir wollen der erste klimaneutrale Kontinent werden! Das heißt: Wir müssen unsere Werte neu denken und konzipieren, unsere Wertschöpfung, unsere Wirtschaft, unsere Lebensstile.

35

(…) Wollen wir den European Green Deal in die Umsetzung bringen, wollen wir z.B. in Vorarlberg zur Kreislaufwirtschaft, in der Energiefrage, Neues ausprobieren, andere inspirieren? Dann brauchen wir dreierlei – hier vor Ort, in Europa. 1. Innovation, 2. Partizipation, 3. Investition. Der EGD bedeutet für viele Regulierung. Normen, Klimasteuer. Doch der EGD ist auch eine große, übergreifende Einladung zur Innovation. Zum Neudenken an diesen Kreuzungspunkten, wo sich öffentlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Sektor treffen. Oder Vertreterinnen verschiedener Branchen und Sparten in unserer Privatwirtschaft. Das Wissen wird mehr, wenn man es teilt. Das weiß man hier in Vorarlberg besonders gut, denn hier haben sich mehr als 40 Unternehmen zusammengetan, um systematisch zu Zukunftsfragen und insbesondeere der Nachhaltigkeit zusammenzuarbeiten. Diese Plattform V inspiriert andere Bundesländer, aber auch Regionen Europas. Cross-sektorale Innovation ist ein Standortfaktor! Das zweite, was wir für das Gelingen der Klimawende made in Europe brauchen, ist freilich der demokratische, gemeinsame, transparente Weg dahin. Auch da ist Vorarlberg gut aufgestellt: Seit über 20 Jahren trainiert und pflegt Vorarlberg in großen Bürgerräten genauso wie in kleinen Salons und Dialogtreffen das Zuhören und die Co-Creation. Vorarlberg weist hier eine Erfahrungskurve auf, eine Infrastruktur und Praxis, die dazu führen, dass die OECD in Paris das Bundesland regelmäßig als Vorreiter für deliberative Demokratie zitiert. Es ist klar: Partizipation, wenn sie als Beziehung und nicht nur als Event verstanden und gelebt wird, schafft Vertrauen. Die Partizipation hier in Vorarlberg ist ein Standortfaktor und einer, der ganz besonders am Weg zur Klimaneutralität zum Tragen kommt. Denn die Bildung von Vertrauen, von Mensch zu Mensch, ist letztlich DAS Alleinstellungsmerkmal und DIE Notwendigkeit in der EU. Nur wer vertraut, kann Konflikte bewältigen und zusammenarbeiten. Das bringt mich zum dritten Punkt, European Green Deal ruft uns zur Innovation und zur Partizipation auf, vor allem aber beauftragt er uns an öffentlichen und an privaten Entscheiderpositionen – zu Investitionen. (…) Massive Spurwechsel können wir nur angehen, indem wir Aufmerksamkeit, Zeit und Geld dahin investieren, wo es menschelt: ins Reden und ins Zuhören, in den Aufbau von Vertrauen und von neuen Allianzen. Beim Reden kommen die Leute zusammen, und eben nur beim Reden. Vertrauen kann ich nicht emailen. (…)

Gute Aussichten


Vom Problemdenken ins Lösungshandeln Beim Reda kummen d’Lüt zem. Eigentlich tief ren dann die Ziele? Die jungen Menschen sollten empowered in der Vorarlberger Identität verankert, derzeit werden, bestärkt in ihrem Mut und Selbstvertrauen, sich für ihre Ideen einzusetzen und gemeinschaftliche Prozesse der scheinbar auf wackeligen Beinen. Debatte statt Co-Kreation zu begleiten. Sie sollten den Sinn von AoH erDialog, unverrückbare Meinungen prallen aufei- kennen, statt nur einer Menge Methoden abzuhandeln. Statt nander. Wir glauben, es war noch nie so wichtig, Problemdenken wollte das Training sie in ein Lösungshandeln begleiten. Und das alles sollte auch noch Spaß machen. Dialogfähigkeit zu üben. Und das am besten so früh wie möglich. Ein Art of Hosting and Harvesting-Training speziell für junge Menschen An- Interesse und Beteiligung fang März hat gezeigt, wie es gehen kann. Ein Insgesamt kamen über 40 Jugendliche im Alter von 12 bis 20 Einblick von Peter Ionian von freigeist arbogast, Jahren zusammen – von der Freien Schule Lindau bis zu Klimapeers aus Kufstein, vom BG Blumenstraße in Bregenz bis Mitinitiator der Veranstaltung. Beim Art Of Hosting And Harvesting-Training vom Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung im vergangenen Herbst hat diese Geschichte ihren Anfang genommen. Mehrere Einrichtungen, die mit Jugendlichen arbeiten, bekamen damals die Möglichkeit, diese zum Training einzuladen. Die Durchmischung der Generationen hat eine ganz besondere Atmosphäre und die Grundlage für die Entwicklung dieses Projektes geschaffen.

Ein sich ergänzendes Team Die jugendlichen Teilnehmer*innen waren begeistert. Also trat Carmen Feuchtner von Welt der Kinder an Pete Ionian von freigeist arbogast und Semih Morel, selbständiger Prozessbegleiter, heran mit dem Vorschlag, dass es weitere Anknüpfungspunkte für die Jugendlichen brauche. So entstand die Kerngruppe des Projektes und die Vision, ein AoH-Training speziell für junge Menschen anzubieten.

Bestärkende Ziele Was wollte man nicht erreichen: Frontalunterricht, rein theoretische Inputs, volle Köpfe und leere Herzen. Was aber wa-

Vom Problemdenken ins Lösungshandeln

zur Mittelschule Gortipohl im Montafon, vom Bregenzerwald bis in den Walgau. Auch das Hosting-Team war generationenübergreifend. Fünf Erwachsene und sieben Jugendliche begleiteten durch das Programm. Die Jugendlichen erlebten, wie man einen Check-In und Check-Out macht, lernten sich spielerisch kennen und entwickelten noch vor der ersten Pause wicked questions - verflixte Fragen. In einem Pro-ActionCafé konnten sie ihre eigenen Ideen und Projekte kooperativ weiterentwickeln. Am Nachmittag wurden Gordische Knoten geknüpft und entwirrt, Kreisdialoge abgehalten und das individuelle sowie gemeinsame Ernten erlebt.

Aufrecht und begeistert Was nicht nur spürbar und unmittelbar im Prozess zu beobachten war, sondern von den jungen Menschen auch konkret ausgesprochen wurde, war, wie wichtig ihnen die Unterstützung von Erwachsenen ist, dass man ihnen Vertrauen schenkt und einen sicheren Rahmen bietet, dass man ihnen etwas zutraut und sich auf Augenhöhe begegnet. Dann wachsen junge Menschen über sich hinaus, dann sprühen sie vor Tatendrang und Ideen, dann können und wollen sie wirksam werden und etwas verändern in dieser Welt. Sie können ihre Erfahrungen nun künftig für die Entwicklung ihrer Gemeinden, Regionen und Schulstandorte einsetzen.

36


in

Ku

te

Luca, 16 J., aus L

ind

au

Felicit

Madle

as, 16 J., a

us

us

na, 12 J. ,a

fs

au

Lo

ch

Stimmen der Jugend

„ Ich fand diesen Tag sehr, sehr, sehr „ Für mich war das eine ganz neue Er-

„ Ich fand diesen Tag einfach super. Wir

fahrung. Ich bin das erste Mal in Vorarlberg und wir haben selbständig diese Reise gemacht. Es war schön, die ganzen Stimmen, die man nur aus Online-Meetings kennt, nun mal in Wirklichkeit zu hören und die Gesichter dazu zu sehen. Es ist toll zu erleben, wie viele Jugendliche teilen, dass sie etwas bewegen möchten. Ich hatte hier das Gefühl, das man alles sagen kann, was man will. Ohne dass jemand die Augen verdreht, oder man beurteilt wird.“

Emma, 20 J. , au

„ Ich bin überwältigt von der Vielfalt

au

„ Der Tag war sehr gut, ich bin voll ent-

der Ideen und Projekte der jungen Leute. Ich hatte zuerst Angst, dass wir gar nicht alles in der Zeit unterbringen können, aber es hat alles voll super geklappt. Ich habe neue Energie gewonnen, um auch mit meinen Projekten durch zu starten. Es geht darum, es einfach mal anzugehen und zu machen.“

37

ind

st

Isa, 12 J., au sL

7J Lea, 1 ., aus Wo lf

ch

sH

ö

ur

t

haben viele verschiedene Kommunikationsarten für größere Gruppen kennen gelernt. Bei uns in der Schule gibt es auch Kommunikationsgruppen, die die Schüler organisieren. Das Training war für mich eine große Inspiration, um diese Treffen in Zukunft abwechslungsreicher zu gestalten.“

interessant. Es war eine tolle neue Erfahrung und ich konnte sehr viel Neues lernen. Ich habe auch sehr viele neue Meinungen und Ansichten kennen gelernt. Es sind tolle Projektideen entstanden und es waren viele junge Menschen, die etwas bewegen wollen, mit dabei. Ich sehe für mich in der Schule die Chance, auch selbst etwas davon umzusetzen.“

spannt aber auch gespannt, was alles noch passieren wird und wie es weitergeht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, im Hosting-Team mit dabei zu sein und zu moderieren. Ich liebe es, vor Leuten zu reden. Und es waren so viele junge Menschen mit vielen Gemeinsamkeiten und auch neuen Ansichten. Ich hoffe wir bleiben im Kontakt, um zusammen etwas umzusetzen und uns zu unterstützen. Ich bin motiviert worden, den Mut zu fassen, gemeinsam etwas zu verändern.“

„ Ich habe so ein Training noch nie gemacht und fand es voll gut. Es war eine ganz neue Erfahrung und wir haben viel Verschiedenes ausprobiert. Ich habe mit vielen neuen Leuten gesprochen, die ich vorher nicht kannte, ansonsten tauscht man sich ja oft nur mit seinen Freunden aus. Wir haben auch viele Methoden kennen gelernt, die ich gut anwenden kann, beispielsweise um Konflikte zu lösen.“

Gute Aussichten


Unser Beitrag: Wie gelingt der Kitt zur Erhaltung einer lebenswerten Gemeinschaft?

Auch wenn in unserem Namen der Begriff ‚sozialer Zusammenhalt‘ nicht vorkommt, so ist die Stärkung des Sozialkapitals, und damit unweigerlich auch des sozialen Zusammenhalts, Teil unseres Kernauftrags. Und unsere Gesellschaft erlebt in dieser Hinsicht gerade einen Stresstest. Wie gelingt der Kitt zur Erhaltung einer lebenswerten Gemeinschaft?

Die Gründe hierfür sind zahlreich und der Grundstein für die zunehmende Entsolidarisierung gesellschaftlicher Gruppen in zahlreichen Analysen herausgearbeitet. Andreas Reckwitz beispielsweise in seinem Buch „Das Ende der Illusionen“ oder Hartmut Rosa mit „Resonanz“ haben treffende Beiträge verfasst, wie gesellschaftliche Entwicklungen zur Singularisierung oder negativen Resonanzerfahrungen führen. Dazu kommen tiefgreifende soziostrukturelle Ungleichheiten, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit, den Unterschied zwischen Arm und Reich oder Chancengerechtigkeit aufgrund der Herkunft geht. Die Pandemie wirkt dabei wie ein Beschleuniger und brachte und bringt vieles an die Oberfläche. Die Verwerfungen durch den Angriffskrieg von Russland im Hinblick auf wirtschaftliche Folgen und Preisentwicklungen sind dabei noch unberücksichtigt. Jedenfalls besteht Handlungsbedarf. Da hegen wir keine Zweifel. Die Frage, die wir uns alle also stellen müssen: Wie können wir den sozialen Zusammenhalt stärken? Wir sehen das Potenzial von dritten Orten als Begegnungsräume, wir sehen den wichtigen Diskurs zur Zukunft Europas, wir wollen miteinander mutiger sein und geben bei der langen Nacht der Partizipation Projekten und Vorhaben, die den Zusammenhalt stärken, eine Bühne. Ein Bürgerrat darüber, was es braucht, dass in Zukunft faire Wahlen durchgeführt werden können, findet ebenso statt wie ein Symposium zum Transformationspotenzial von Beteiligung. Nicht einfach so, sondern mit Beharrlichkeit, Zuversicht und unbeirrbarem Tatendrang arbeiten wir für gute Aussichten in puncto Zusammenhalt!

38


Auf die Stärken, fertig, los! Den Fokus auf die eigenen Stärken legen. Ein Umfeld vorfinden, in dem diese zielgerichtet eingebracht werden können. Und Menschen, die sich gegenseitig unterstützen. Das wirkt gegen Vereinzelung und stärkt sozialen Zusammenhalt. Ein Einblick in unser Pilotprojekt in Götzis.

Aber der Reihe nach: Mit dem Befund aus unserer Engagement-Studie (2019), dass in Vorarlberg immer mehr Menschen von Einsamkeit betroffen sind und damit nicht mehr, oder zu wenig stark, in soziale Strukturen eingebunden sind, haben wir uns auf die Suche nach Möglichkeiten gemacht, diese betroffenen Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Das Ziel dabei war klar, diese zu aktivieren und langfristig für Engagement zu begeistern.

Stärkenorientierung funktioniert! Wir haben in den letzten Ausgaben schon darüber berichtet. Mit positiver Psychologie im Rucksack gelang es auf erstaunliche Weise, die beteiligten Bürger*innen aus der Reserve zu locken. Auch wenn es phasenweise als Zumutung empfunden wurde, so blieb das Gefühl, dass ihnen etwas zugetraut wird. Auf dieser Ebene gestärkt, half es, eingebunden zu sein in eine Gruppe und ein gemeinsames Ziel. Von Seiten der Gemeinde wurde ein leerstehender Raum zur Verfügung gestellt. Der persönlichen Entfaltung und dem Engagement stand somit nichts mehr im Weg. Außer Corona. Der Abschlussevent findet daher erst in diesem Frühjahr statt.

Wissen wird mehr, wenn man es teilt Im Herbst möchten wir unsere Learnings aus diesem Projekt teilen und konzipieren daher gerade ein Webinar für möglichst viele Interessierte. Stay tuned!

39

Auf die Stärken, fertig, los!

Gute Aussichten


Dritte Orte – the place to (re)connect Vor allem in strengen Lockdown-Zeiten war es schwierig, sich mit anderen Personen zu treffen und auszutauschen. Kaffeehäuser, Restaurants und selbst Spielplätze waren für eine längere Zeit geschlossen. Und privat in den eigenen vier Wänden war auch tabu. Was war da noch übrig um gemeinsam in Kontakt zu treten? Um sich zu begegnen? Einige in der Bodensee-Region trafen sich beispielsweise auf den Sunset-Stufen in Bregenz. Ein öffentlicher Platz, der für alle Menschen zugänglich war und der auch eine spontane, zufällige Durchmischung ermöglichte. Ein Ort, an dem man sich wieder verbinden konnte. Sowohl mit Freund*innen als auch mit fremden Menschen. „Die Gute Stube“ in Andelsbuch: Ein Ort für gemeinsames kreativ und aktiv sein. Auf dass die Kleiderständer bald wieder prall gefüllt sind!

„In einer Gesellschaft der Singularitäten, wo sich Menschen und Orte um Besonderheiten konkurrenzieren, und einer sich immer stärker segmentierten Öffentlichkeit, wird die Suche nach Räumen bedeutender, die eine ‚agora’ sein können.“ Dritte Orte – the place to (re)connect

40


Die richtige Mischung vieler Faktoren macht den Sound Dritter Orte. Wichtige Regler sind: Betriebssystem/Struktur, Führung, Raum, Programm, Geld, Haltung, Bürokratie, Kommunikation & Marketing. Dabei ist der Erfolg Dritter Orte besonders abhängig von den Rahmenbedingungen, der Haltung, der Zusammenarbeit und des Betriebssystems sowie der Wirkung nach innen und außen. Und warum jetzt diese Dritten Orte? Ganz einfach – „to re(connect)“.

Es gibt verschiedene Kategorien Dritter Orte: Quartiere/Plätze wie die SunsetStufen und Pipeline Bregenz, temporäre Dritte Orte wie Wanderkiosk sowie Co-Working Spaces wie die Postgarage Dornbirn. Aber auch interaktive Bildungs- und Kulturorte wie das W*Ort Lustenau oder Freiräume wie die Otelos in Oberösterreich. Während der Wanderkiosk niederschwellig organisiert und nur für einen begrenzten Zeitraum

it

Beispiele Dritter Orte & ihre Vielfältigkeit

Ein Mischpult für Dritte Orte – was macht einen lebendigen Dritten Ort aus?

t

en

Or

ten

im Positionspap

ier

:

Dr

Das Positionspaper hat gezeigt, dass sich eine exakte Trennung und Aufteilung in Ersten, Zweiten und Dritten Ort als schwierig gestaltet. Die Grenzen sind eher verschwommen, als klar gezogen, was aber wiederum genau diese Dritten Orte ausmacht. Es sind Orte der Übergänge. Und genau in derartigen Räumen der Transition ist Raum für Neues, für Aufbruch, für Ungeplantes, für Neugierde, für Kreativität. Raum für mitgebrachtes Potential.

genutzt wird, ist das W*ort Lustenau hingegen unter der Leitung einer Geschäftsführerin und besteht für längere Zeit, mit dem Ziel, dass Erwachsene Kindern ihre Zeit schenken und auf Augenhöhe begegnen. Oder auch das Otelo: ehrenamtlich organisiert mit der Funktion, Leerstände kreativ zu nutzen. Somit: 3× Dritte Orte und 3× so vielfältig. „Es gibt viele Menschen in Vorarlberg, welche nicht über Vereine, Ehrenamt oder soziale Gruppierungen erreicht werden können. Dadurch können Parallelgesellschaften entstehen. Genau dort sehe ich den Dritten Raum, vielleicht als Bindeglied, als Kitt oder als Brücke.“

r zu

Was genau sind nun diese Dritten Orte?

Der „vogelfreiRAUM“ in Rankweil wartet darauf, wieder als Ort für Begegnung und kulturelle Vielfalt zu fungieren.

Meh

Aber sozialer Zusammenhalt hat nicht nur aufgrund der Kontakteinschränkungen gelitten. Auch eine steigende Individualisierung in der Gesellschaft verstärkt diesen Trend. Laut Politologe Edgar Grande1 hat nicht der soziale Zusammenhalt in den vereinzelten, bestimmten Gruppen und Netzwerken abgenommen, sondern in der Gesamtgesellschaft. Wir erleben eine Segmentierung der Öffentlichkeit. Und genau dem können Dritte Orte entgegenwirken. Was Dritte Orte noch alles können und wie vielfältig sie sind, das hat LandStadt Vorarlberg in einem Positionspapier herausgearbeitet, welches am 1. Februar online präsentiert wurde.

1 https://www.deutschlandfunk.de/sozialer-zusammenhalt-politologe-engagement-von-jungen-100.html

41

Gute Aussichten


Beteiligung schafft Begegnung. Beteiligung schafft Miteinander. Beteiligung wirkt! Die Lange Nacht der Partizipation kann dieses Jahr nach einer pandemiebedingten zweijährigen Pause endlich wieder stattfinden. In vierter Auflage – und viermal so gestärkt. Warum dieses Format sozialen Zusammenhalt in den Vordergrund rückt und warum ein starkes Wir die Demokratie stärkt, erzählt die diesjährige KeyNote-Speakerin Patricia Hladschik im Interview mit Nina Almer.

Die Lange Nacht der Partizipation hatte ihr Debüt bereits im Jahr 2015. Das Format bringt somit Erfahrung und auch Beliebtheit mit. Doch worum geht es da überhaupt genau? Die Lange Nacht der Partizipation ist ein Kooperationsprojekt des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, der FH Vorarlberg, der Stadt Dornbirn, dem Verein Jugend Dornbirn sowie der Polytechnischen Schule Dornbirn.

Es geht um Inspiration. Begegnung. Austausch.

Die Lange Nacht der Partizipation findet am MI, 22. Juni in der Polytechnischen Schule in Dornbirn statt. Wir freuen uns auf einen Abend voller Austausch, Begegnung und des Miteinanders. Weitere Informationen zu den Projekten und der Veranstaltung unter: www.langenachtderpartizipation.at

Beteiligung schafft Begegnung. Beteiligung schafft Miteinander. Beteiligung wirkt!

Bei der Langen Nacht der Partizipation können sich Projekte vorstellen, die Mitsprache und Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern. Sprich: Projekte, an denen sich Bürger*innen beteiligen können. Der Abend bietet die Möglichkeit für Projektinitiator*innen und Mitwirkende, sich untereinander zu vernetzen und auch mit Besucher*innen in einen Austausch zu gehen. Menschen begegnen sich, und das inspiriert. In Vorarlberg wird besonders die Beteiligung der Gesellschaft als ein wichtiger Antrieb für eine hohe Lebensqualität gesehen. Aber warum die Gesellschaft überhaupt beteiligen? Was bedeutet Beteiligung und warum ist es für sozialen Zusammenhalt wichtig? Und was hat die Politik damit zu tun? Diese Fragen haben wir der diesjährigen Key-Note-Speakerin Patricia Hladschik gestellt und inspirierende Antworten erhalten:

42


NA: Liebe Patricia, was bedeutet Beteiligung für dich? PH: In sehr einfachen Worten heißt Beteiligung für mich, dass Menschen bei dem, was uns betrifft, auch mitreden, mitgestalten und mitentscheiden können. Dass wir also gemeinsam die Verantwortung dafür übernehmen, wie wir unsere Welt gestalten wollen – egal ob im Kleinen, also in der Familie, in der Schule, in der Freizeit, oder im Großen, etwa in der Klimapolitik, in der Migrationspolitik oder in der Ausgestaltung der Demokratie. NA: Warum ist Beteiligung und sozialer Zusammenhalt wichtig und was hat die Politik damit zu tun? PH: Zwischen Beteiligung und sozialem Zusammenhalt gibt es einen Zusammenhang. Beteiligung schafft sozialen Zusammenhalt – durch das Miteinander, durch das gemeinsame Nachdenken und Handeln und durch die gemeinsame Verantwortung für eine Sache entsteht ein Wir-Gefühl, das sehr wichtig ist für den einzelnen Menschen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. Denn eine Demokratie braucht eine positive und lebendige Deutung dieses „Wir“. Wenn dieses Gefühl des Miteinander abnimmt, wenn also ein Gefühl der Vereinzelung da ist, oder wenn das Wir-Gefühl zu stark auf einem „Wir gegen die Anderen“ aufbaut, entstehen in einer Gesellschaft Spannungen oder eine zunehmende Distanz zur Welt des Politischen.

„Es ist eine Kernaufgabe der Politik, dieses Grundvertrauen in das WIR und damit in die Demokratie zu gestalten und zu erhalten.“

Möglichst vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen, unterstützt diese Prozesse wesentlich. Dabei geht es um innovative politische Partizipationsmöglichkeiten wie BürgerInnen-Räte genauso wie um Schuldemokratie oder Beteiligung in den Bereichen Arbeit, Freizeit oder Zivilgesellschaft. Eine demokratische Kultur braucht die Beteiligung möglichst vieler Menschen.

43

Patricia Hladschik Geschäftsführerin von Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule (www.politik-lernen.at), Vorstandsmitglied der Österreichischen Liga für Menschenrechte und österreichisches Mitglied des Education Policy Advisers Network des Europarats. Ihre ersten Beteiligungserfahrungen machte sie in den 1980er Jahren bei Infoständen für Amnesty International in der Bregenzer Kaiserstraße.

NA: Und abschließend noch eine Frage Patricia: Worauf freust du dich bei der diesjährigen Langen Nacht der Partizipation? PH: Ich war noch nie bei der Langen Nacht der Partizipation und ich stelle sie mir sehr lebendig vor. Für meine Arbeit ist es wichtig, dass ich immer wieder mitkriege, was sich in der Praxis tut. Wir sind ja bei Zentrum polis darauf spezialisiert, Lehrkräfte und MultiplikatorInnen bei der Umsetzung von Politischer Bildung zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass wir ihnen zeigen, wie sie Kinder und Jugendliche gut in partizipativen Prozessen begleiten können. Der Einblick in die Praxis zeigt mir, welche Kompetenzen Erwachsene für diese Arbeit brauchen und was sich die Jugendlichen wünschen Außerdem find ich es immer sehr inspirierend, engagierte Menschen zu treffen, egal ob jung oder alt. Eine Demokratie braucht diese Leute, die sich für ihre eigenen Angelegenheiten und die Anliegen ihrer Mitmenschen interessieren und einmischen.

Gute Aussichten


Miteinander mutig sein Viel mehr Jahresmotto als leere Floskel. Doch was verstehen wir darunter? Ein Einblick in die Gedankenwelt der FEBsters.

Miteinander mutig sein

44


Zwischen Mut und Angst liegt eine Brücke über den Sumpf der Nöte. Wir haben uns darüber ausgetauscht, was es denn bedeutet, miteinander mutig zu sein und welches große Potential sich dadurch entfalten kann. An einem regnerischen Montagmorgen im Februar trafen wir uns im pandemiebedingt leergefegten Arbogast zur Team-Klausur. Das erste Mal in Präsenz seit Jänner 2020. Das erste Mal in der aktuellen Teamkonstellation. Können wir das noch? Sämtliche Zweifel wurden in regem Speed-Dating rund um Mutgeschichten aus der Welt geschafft. Ja, wir konnten und wir wollten. Und während vor den großen Fenstern die dunklen Wolken vorbeizogen und die Regentropfen gegen das Glas prasselten, rückten wir wieder enger zusammen. Was bedeutet für uns Mut? Was macht uns mutig? Und welche Ressourcen haben wir als Team, um mutig zu sein und auch anderen Raum fürs Mutigsein zu schaffen? Das (un)gleiche Paar Mut und Macht beschäftigt uns nicht nur auf der Klausur, sondern ist generell zentral in unserer Arbeit. Mut als Haltung, Macht für eine Sache, nicht über andere Menschen. Die gesellschaftliche Spaltung in schwarz und weiß, das Fehlen eines gemeinsamen Aushandlungsprozesses, wo denn genau eigentlich die zentralen Punkte der verschiedenen Bedürfnisse, Anliegen und Sorgen liegen.

45

Bei der Jahresplanung unserer Projekte, Veranstaltungen und Aktivitäten stand der Fokus des sozialen Zusammenhalts im Zentrum. Im gegenseitigen Ermutigen, im Transfer vom Individuellen zum Kollektiven, stärken wir uns als mutige Gesellschaft. Um wirklich mutig sein zu können, ist das Warum, der Sinn und Zweck, zentral. Das nachhaltige Wirken in großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Als Individuum und im Team. Klarheit darüber, warum wir machen, was wir machen. Platz schaffen, um auch individuellen Raum zu ermöglichen, mutig sein zu können. Wir wollen Menschen ermächtigen, Teilhabe ermöglichen und gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe vorleben. Übrigens schien bei der Abreise zurück ins Büro in Bregenz die Sonne.

Gute Aussichten


Im Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner über sozialen Zusammenhalt, Auswirkungen der Pandemie und ganz persönliche Ansichten über Mut

FEB: Den sozialen Zusammenhalt zu stärken ist das Gebot der Stunde. Wie schaffen wir das in Vorarlberg? LH Markus Wallner: Wenn man sich in der historischen Betrachtung anschaut, was Vorarlberg immer gestärkt hat, dann ist der starke soziale Zusammenhalt ein wichtiger Aspekt. Der Kitt der Gesellschaft ist nicht nur die Wirtschaft, sondern eben auch der Fokus auf ein gesellschaftliches Miteinander. Die starke Bedeutung des Ehrenamtes, gemeinsam etwas bewegen zu wollen, hat der Entwicklung dieses Landes immer gut getan. Wir beobachten sehr genau, wie sich der Zusammenhalt entwickelt. Es gibt Spannungen, aber auch Dialog und Einigkeit in vielen zentralen Fragen der Landesentwicklung. Die Dialogfähigkeit zu erhalten, das ist der Schlüssel für gute Lösungen. Viele Projekte, die das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung umsetzt, arbeiten ganz klar an dem Ziel, dieses gute Miteinander im Land zu stärken.

Im Gespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner

FEB Wenn Sie das Ehrenamt ansprechen: Was möchten Sie den freiwillig Engagierten im Land sagen? LH In erster Linie möchte ich allen freiwillig Engagierten einen sehr großen Dank aussprechen. Die Pandemie hat sämtliche gesellschaftlichen Bereiche betroffen. Besonders für Menschen, die für andere da sein wollen und sich in den Dienst einer guten Sache stellen, war es herausfordernd. Es beeindruckt mich sehr, dass viele Vereine trotzdem Wege gefunden haben, miteinander in Kontakt zu bleiben und für ihre Mitglieder Möglichkeiten geschaffen haben, weiter dran zu bleiben. So wie sich Vorarlberg auf seine Ehrenamtlichen verlassen kann, so können sich die ehrenamtlich Tätigen jedenfalls auf die Unterstützung durch das Land verlassen. FEB Auch viele Bürgerbeteiligungsprozesse sind ins Stocken geraten. Wie kann das Land Vorarlberg hier eine Stärkung der Mitsprachemöglichkeiten vorantreiben? LH Es stimmt, viele Prozesse mussten aus verschiedenen Gründen pausiert oder gestoppt werden. Die Möglichkeit der Onlinebeteiligung über die Plattform Vorarlberg Mitdenken wird jetzt intensiver genutzt, was mich sehr freut. Das halte ich für eine gute Möglichkeit, auch Menschen zu erreichen, die anders nicht zu Wort kommen können oder möchten. Außerdem ist mir besonders die Beteiligung von jungen Menschen wichtig. Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit drei jungen Menschen bei mir im Büro letzten Sommer, das mich sehr beeindruckt hat (Anmerkung d. Red.: Das Interview ist Teil der Ausgabe 4 der Guten Aussichten).

46


J ungen Menschen einen Rahmen zu bieten, in dem sie ihre Meinungen, Interessen und Talente einbringen können, halte ich für zentral. Auch weitere Bürgerräte sind in der Planung, was ich immer begrüße. Hier werden wir verstärkt Impulse setzen. FEB Was wünschen Sie sich für ein gutes Miteinander? LH Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie können wir heute noch nicht exakt voraussagen. Sicher ist aber, dass ein wichtiger Schlüssel in der Lösung von Krisen der gesellschaftliche Zusammenhalt ist. Krisen können nur gemeinsam gelöst werden. Ein respektvoller Umgang miteinander ist dabei ganz zentral. Ich denke, wir haben alle erlebt, was es bedeutet, wenn die gemeinsame Gesprächsbasis aufgrund verhärteter Fronten schwindet. Hier müssen wir ansetzen, denn wir brauchen ein Miteinander, anstatt ein Gegeneinander in unserer Gesellschaft.

47

FEB Herr Landeshauptmann, in dieser Ausgabe erzählen wir viele mutmachende Geschichten. Was bedeutet denn Mut für Sie persönlich? LH Mutig sein heißt für mich, neue Wege gehen und Schranken überwinden. Dafür muss man der Zukunft aus meiner Sicht mit innovativen Ideen begegnen und tolerant gegenüber neuen Entwicklungen sein.

Vielen Dank für das Gespräch! Gute Aussichten


Zahlen 2021

4 Stunden 10.19 im

Jah r2

19,44 %

1= 02

6,23 %

Öffentlichkeitsarbeit

Systemleistungen

Nachhaltige Entwicklung

30,33 %

% 100

11,18 %

32,82 %

Freiwilliges Engagement

Pr oz

en

t

Bürgerbeteiligung

Personaleinsatz nach

A

it r be

sb e

ch rei

in

Sachaufwand im Jahr 2021: EUR 561.541

76.817

t

ment age ng

chhaltige

Freiwillige sE

g igun eil

be

it

36.362

Na

twicklun En g

keitsar ch

Öffentli

Bürgerbe

179.222

269.140

Sachaufwand nach Arbeitsbereich in Euro

Zahlen 2021

48


ra Ve

d

sd

urch

geführt word en

sin r

un

hd

on

er

d er-

28

u n d J ug en

db

et

eili

eP

ch finanz. Mitte du r lv

Bereic

K in

gefördert

s er

o

te im

un

151

Projekt-Blitzlichter

je k

l t u n g e n , d i e v on

od

Zahlen, Daten, Fakten aus dem FEB

a n st

gu ng

1.300 Personen in

34

Impulsvorträgen zu den Themen Engagement, Sozialkapital und Beteiligung erreicht

49

10

Remote-Projektschmieden mit über 200 Teilnehmer*innen

Newsletter „Vereinspost“

Online-Konsultationen über die Plattform „Vorarlberg Mitdenken Online“

10 Gute Aussichten


On the Road

Auch wir als Organisation transformieren uns. Wir wollen uns weiterentwickeln, unser Wissen weitergeben, aus unserer Praxis berichten. In Form von Vorträgen, Präsentationen und bei Veranstaltungen ist FEB-Know How gefragt. Aber auch die Weiterbildung unserer Fähigkeiten ist uns wichtig. Und mittlerweile hat sich eine gute Mischung aus analogen und digitalen Formaten etabliert. Anbei ein kleiner Einblick in unsere Highlights der letzten Monate.

Seminar: Zukunftsfrage Ehrenamt 11. Jänner 2022 Im Rahmen der Verwaltungsakademie von Schloss Hofen wurde für Bürgermeister*innen und Gemeindebedienstete ein Seminar zum Thema „Zukunftsfrage Ehrenamt“ angeboten. Neben den aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in diesem Bereich, die von Seiten des FEB vorgestellt wurden, ging es um die konkreten Unterstützungsangebote im Rahmen der Engagementstrategie, sowie um den Erfahrungsaustausch in den Gemeinden.

Vernetzung: SDG Forum Bodensee / SDG Weihnachtstalk 29. September 2021 / 21. Dezember 2021 Vernetzung und Austausch über laufende Entwicklungen und Aktivitäten – in Vorarlberg, der Bodenseeregion und darüber hinaus. Das steht im Mittelpunkt der Aktivitäten des SDG-Forums – Claudio Tedeschi vernetzt in diesem Rahmen regelmäßig Akteur*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zentral dabei: Überblick verschaffen und Kräfte bündeln!

On the Road

50


Besuch eines Prototyps: DATAROOM Bessere Entscheidungen für eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraumes treffen: Im designforum Vorarlberg konnten wir Anfang Februar den Prototyp des „DATAROOM“ besuchen und testen. Das innovative Projekt von Bodensee Vorarlberg Tourismus, in Kooperation mit Service Design Profis von Funka, Architekturbüro Studio Saal und Österreich Werbung, stellt einen mobilen, physischen Raum dar, der einen intensiven, faktenbasierten Austausch auf neue Art ermöglichen soll.

e

is bn

ans

ehen

Hier

das

Er g

DATAROOM – Bodensee Vorarlberg Tourismus: www.weavs.io

Workshop: Smartphone Video-Training 2. – 3. März 2022 Dass ansprechende Kurz-Videos auch einfach per Smartphone gedreht und geschnitten werden können, haben Nina und Stefan bei einem Workshop mit Videoprofi David Kleinl Anfang März gelernt und sofort in die Praxis umgesetzt. Neugierig auf das Ergebnis? Hier geht’s lang!

Onlineveranstaltung: Kinderbeteiligung wirkt! Impulsnachmittag mit Geschichten und Austausch 18. November 2021 Junge Menschen sind die Zukunft der Gemeinde. Doch wie können sie zu aktiven Mitgestalter*innen lebendiger Gemeinden werden? Drei Impulse zeigten auf, wie es gelingen kann. Mit dabei: Kinderstadtvertretung Feldkirch (Vera Ulrich & Kinderstadtvertreter*innen), Jugendforum Montafon (Elke Martin/Jugendkoordination & Mitglieder des Jugendforums) und Freizeitplatz Oberfeld Bludesch (Michael Tinkhauser/Gemeindeverband und ehemaliger Bürgermeister von Bludesch).

51

Gute Aussichten


Dialogfähigkeit

Zukunftsweisend

Kulturkritik

Buch Lukas Meschik sinniert bei einem Buch Der wohl eindringlichste Roman Buch In seinem neuen Buch transforSpaziergang durch die Nachbarschaft rund um die Klimakrise! Hitze, Flut, miert der österreichische Philosoph darüber, wie die Menschen verlernt Artensterben: Zig Schreckensszenarien zwölf zentrale Fragen aus Nietzsches haben, miteinander zu sprechen und haben sich im Jahr 2050 erfüllt, das ‚Zarathustra‘ in die Gegenwart. Mit über die Polarisierung der Gesellschaft. „Ministerium für die Zukunft“, eigent- dieser ausführlichen Interpretation des Er lädt ein – trotz Anstrengung – das lich dazu da, das Überleben nachfol- berühmten Gedichts schafft Liessmann Gespräch miteinander zu suchen. Ein gender Generationen zu sichern, steht eine pointierte kulturkritische Diagnokluges Essay, das dazu ermutigt, sich vor riesigen Herausforderungen. Eine se unserer Gegenwart. Lesenswert und nicht mit einfachen Antworten auf gelungene Mischung aus Sachbuch hochaktuell! und Roman, das ganz ohne erhobenem schwierige Fragen zufrieden zu geben. Zeigefinger auskommt, sondern fakten- Alle Lust will Ewigkeit. basiert wachrüttelt. Einladung zur Anstrengung. Mitternächtliche Versuchungen Wie wir miteinander sprechen Konrad Paul Liessmann Das Ministerium für die Zukunft Lukas Meschik Kim Stanley Robinson

Soziologieklassiker

Buch Ein oft zitierter, aber überraschend aktueller Klassiker des Wirtschaftssoziologen Karl Polanyi: 1944 erschienen, beschreibt Polanyi den tiefgreifenden Wandel westlicher Gesellschaftsordnung im 19./20. Jahrhundert und übt Kritik am Kampf zwischen Marktsystem und Gesellschaft. Eine spannende und anregende Lektüre! The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen Karl Polanyi

Inspiration

Talk „This is it. Here we all are, together at last, to talk about optimism. If this isn't nice, I don't know what is.“ So eröffnet Jamil Zaki seinen inspirierenden Talk über Mut, Zusammenhalt, die Macht der Art welche Geschichten wir erzählen und warum es sich lohnt, die „Zynismus Falle“ zu kennen, um nicht in sie zu treten. How to escape the cynism trap TED-Talk: Jamil Zaki

Demokratieentwicklung

Buch In zig Beispielen verschiedener Beteiligungsprozesse zeigen die Autor*innen auf, dass erfolgreiche und innovative Ideen oft bottom-up entstehen. Kernbotschaft des Buches: Die Beteiligung von Bürger*innen muss endlich mehr sein als ein Feigenblatt der repräsentativen Demokratie. Ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Bürger*innen! Das wird unsere Stadt. Bürger:innen erneuern die Demokratie Patrizia Nanz, Charles Taylor, Madeleine Beaubien Taylor

52 Tipps


Wie veränderst du die Welt? In meiner letzten Kolumne hab’ ich doch erzählt, dass es immer schon mein Anspruch war, die Welt zu retten. Irgendwie fühlt sich das grad nach einer sehr, sehr großen Aufgabe an. Da frag ich mich schon: Wo anfangen? Was kann ich denn schon bewirken? Auch die Zweibeiner im Büro fragen sich das immer wieder. Und trotzdem stehen sie jeden Tag auf, setzen sich an den Schreibtisch, sprechen in Bildschirme. Machen einfach weiter. Mein Lieblingsmensch und ich haben letzthin einen schönen Film geschaut. Zumindest war sie sehr berührt. Das hab‘ ich an den Tränen in ihren Augen gesehen. Weil, auch wenn ich fast immer sowas verschlafe – bei den wichtigen Momenten bin ich hellwach. Jedenfalls ging’s um Glück. Die Menschen waren wieder viel zufriedener nach einem einfachen Prinzip: Wenn jede und jeder von uns drei Menschen einen lebensverändernden Gefallen tut, ohne sich eine Gegenleistung zu erwarten– und diese das dann auch machen – wird die Welt wieder zu einem schöneren Ort. Quasi Schneeballsystem. Denn was können wir denn schon anderes tun, als bei uns selbst zu beginnen?

Ich bin Kalle, der Bürohund.

Lasst uns dafür sorgen, dass – ganz nach dem Glücksprinzip – eine ganz andere Welle über uns schwappt. Nämlich eine schöne.

53

Kalle-Kolumne

Gute Aussichten


Termine ab April AOH-Prozessdesign Praxisbeispiele DO, 5.5.2022 17 - 20:30 Uhr Art of Hosting im Training erleben ist das eine. AoH in die eigene Praxis zu bringen stellt eine Herausforderung dar. Einfach mal anfangen – aber wo und wie? Wie plant man, welche Prinzipien bewähren sich, wofür braucht man Mut, was könnte ein guter erster Schritt sein? Referent*innen: Robert Pakleppa, Annemarie Felder, Semih Morel Ort: Gelbe Fabrik, Dornbirn Beitrag: EUR 70,– (diverse Ermäßigungen möglich)

Positiv voran! Initiativen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit Veranstaltungsreihe in Kooperation mit KlimaVor! & voralberg museum Di, 26.4.2022, 19 – 20:30 Uhr Tamara Rohner (dreierlei – Bioladen Wolfurt) Paul Stampfl (nena – Neue Nachbarschaften) Ingrid Benedikt (Offener Kühlschrank) Mi, 18.5.2022, 19 – 20:30 Uhr Isabella Moosbrugger (Gemüse ohne Kilometer) Angelika Purin (Macherei Wolfurt) Franz Kuttelwascher (Consolnow – Verein Konsumentensolidarität) Mi, 8.6.2022, 19 – 20:30 Uhr Martin Strele (Bodenfreiheit) Eric Poscher-Mika (fairvelo – Transportrad für alle) Monika Forster (KEM Vorderwald, Klima-Experiment Paris-Vorderwald) Ort: vorarlbergmuseum Beitrag: kostenlos Infos und Anmeldung: https://bit.ly/3CFTUNr

Weiterbildungsprogramm

„freiwillig engagiert“

Termine ab April

Gemeinsam entschieden, hält besser – Soziokratie in der Vereinsarbeit

Kein Desaster mit dem Zaster: Finanzmanagement für Vereine

DI, 26.04.2022, 18 Uhr Wie kann die soziokratische Arbeitsweise Vereine bei Struktur- und Entscheidungsprozessen unterstützen? Drei Vereine (Bundesverband für Gemeinwohl-Ökonomie, Unweit und Salon13) geben Einblicke in das soziokratische Arbeiten und dessen Wirkung. Lisa Praeg wird für spezifische Fragen zur Soziokratie und deren Einführung zur Verfügung stehen.

MO, 02.05.2022, 19 Uhr Welche abgabenrechtlichen Vorschriften (Gemeinnützigkeit, Sozialversicherung, Buchungsführungsgrenzen, Registrierkassenpflicht etc.) gelten für Vereine? Anhand von Praxisbeispielen werden Stolperfallen aufgezeigt und Handlungsempfehlungen gegeben – auch individuelle Fragen werden behandelt.

Inputgeberin: Lisa Praeg Ort: Volkshochschule Götzis Beitrag: kostenlos

Referent: Axel Rubatscher Ort: Volkshochschule Götzis Beitrag: kostenlos

54


Projekt­schmiede: Gemeinsam Wandel gestalten Sie haben ein konkretes Projekt, bei dem Sie alleine nicht weiterkommen? Sie haben den Mut, mit anderen über Ihre Vorhaben zu sprechen, und sind offen, deren Erfahrungen und Meinungen zu hören? Herzlich willkommen bei der Projektschmiede! Die Projektschmiede schafft einen klaren Rahmen, in dem konkrete Projekte gemeinsam bearbeitet werden können und die Fähigkeit, sich ko-kreativ einzubringen, trainiert und kultiviert wird. DI, 17.05.2022, 18:15 – 21:15 Uhr Lindau, Kitz Aeschach FR, 27.05.2022, 14 –17 Uhr Bregenz, vorarlbergmuseum FR, 01.07.2022, 18 – 21:15 Uhr Lindau, Friedensräume Bad Schachen

Webinar: Kinder in Gemeinden beteiligen

4. Lange Nacht der Partizipation MI, 22.6.2022, 17 – 21:30 Uhr Ein Abend voller Inspiration und gegenseitigem Ermutigen: Wir holen Beteiligungsprojekte vor den Vorhang und bringen die Community zusammen. Ein Impulsvortrag von Patricia Hladschik (Geschäftsführerin Zentrum Polis) läutet den Abend ein! In Kooperation mit der Stadt Dornbirn, FH Vorarlberg, JugenDornbirn und Polytechnische Schule Dornbirn laden wir zur vierten Ausgabe der „LANAP“!

Bereits in jungen Jahren mitwirken und das eigene Umfeld gestalten: Wenn eine Gemeinde ihre jüngsten Mitbürger*innen zur Mitwirkung einlädt, tun sich eine Fülle an günstigen Entwicklungen auf. In den vergangenen 20 Jahren wurde in Vorarlberg dazu sehr erfolgreich Aufbauarbeit geleistet, mitgetragen und beauftragt von der Landesregierung und den Gemeinden. Als Partner im Aufbau der Programme stellt Carmen Feuchtner die Erfahrungen im Team von Welt der Kinder vor. Referentin: Mag. Carmen Feuchtner, Welt der Kinder Ort: Online Beitrag: EUR 75,Anmeldung über: katharina.raab@schlosshofen.at

Ort: Polytechnische Schule Dornbirn Beitrag: kostenlos

Anmeldung: www.aoh-vorarlberg.at/ projektschmiede

Vereinsmanagement: Wie führen wir unseren Verein zum Erfolg?

Freiwillige gewinnen – motivieren – halten Unser Verein Digital: Wie kann Digitalisierung den Vereinsalltag erleichtern?

MO, 09.05.2022, 18 Uhr Ambition, Einfachheit, Teamgeist und Führung sind die wesentlichen Zutaten zum Erfolgsrezept für Ihren Verein. Diese Prinzipien und eine gute Entwicklung in den zentralen „Strategiefeldern“ des Vereinsmanagements unterstützen Sie dabei, Ihren Verein langfristig lebendig zu halten. Input und praktische Anwendung mit Isabel Baldreich.

MO, 09.05.2022, 18:30 Uhr Welche EDV-Anwendungen helfen uns wirklich? Und wo fangen wir an? Wesentliche Themen, gute Beispiele aus dem Vereinsalltag und Impulse für Digitalisierung in Vereinen mit Expert*innen, Praktiker*innen und Menschen mit oder ohne ausgeprägte digitale Vorkenntnisse.

Referentin: Isabel Baldreich, BA Ort: Volkshochschule Götzis Beitrag: kostenlos

Referent: Christian Wally Ort: Volkshochschule Götzis Beitrag: kostenlos

55

DO, 12.05.2022, 18 Uhr In Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen ist auch das Ehrenamt im Umbruch. Für viele Vereine wird es zunehmend schwieriger Funktionen zu beset-zen, neue Ehrenamtliche anzusprechen oder die Motivation bei den Mitgliedern zu halten. Worauf kommt es beim neuen Ehrenamt an? Inwiefern hat gesellschaftliche Vielfalt in Vereinen Platz? Referentinnen: Dr.in Kriemhild Büchel-Kapeller, Dr.in Eva Grabherr Ort: Online Beitrag: kostenlos

Gute Aussichten


Blick in die Glaskugel Wir fragen an dieser Stelle Vorarlberger*innen, wie ihre schönste Zukunftsvision aussieht. Hier ist Platz für gute Aussichten.

Magdalena Rauter Studiengangsleiterin Umwelt & Technik an der Fachhochschule Vorarlberg

Blick in die Glaskugel

Inspiriert von studentischen Abschlussarbeiten. Und dem Wunsch nach kreativem Schreiben. Und der Sehnsucht nach guten Aussichten. Es ist ein ruhiger, sonniger Sommermorgen – ich lasse mich in der Wiese vor dem Haus fallen & trinke meinen morgendlichen Tee. Wohltuend sind sie, die frühen Sonnenstrahlen, wie sie weich und warm über die Haut streichen. Ich muss blinzeln, schließe die Augen und Tag für Tag erinnert mich dieses Ritual daran, wie schön es ist, mit der Natur und ihren Ressourcen verbunden zu sein. Vom Hügel aus, auf dem unser kleines Haus steht, überblicke ich die Landschaft und schwinge mich kurz später aufs Rad. Am Weg in die Arbeit denke ich darüber nach, wie die Beziehung von Mensch & Natur in anderen Kulturkreisen betrachtet und übermittelt wird. Und ich frage mich: Was ist eigentlich Natur? Robin Wall Kimmerer schreibt über die Sprache eines indigenen Volkes in Nordamerika, in welcher das Wort „Samstag“ ein Verb ist. Ebenso sind dies ganz viele andere Wörter wie „Ein Hügel sein“ oder „eine Bucht sein“. Machte das Sinn? Das kommt auf die Art und Weise der Betrachtung an. Wenn das Wasser zwischen den Mauern gefangen ist, die erbaut wurden, um es in Schach zu halten, ist es vielleicht ein Nomen. Doch wenn die Verbindung zwischen Mensch und Natur so eng ist, dass man das Wasser in der Bucht riechen kann, und beobachten, wie es gegen das Ufer schlägt und am Sand entlang rieselt, dann ist es lebendig. Denn es könnte auch anders sein - ein Bach oder ein Ozean oder ein Wasserfall werden, und auch dafür gibt es Verben. Ein Hügel sein, ein Sandstrand sein, ein Samstag sein, das alles sind mögliche Verben in einer Welt, in der alles lebendig ist. In dieser Zukunftsvision sehe ich Leben. Ich sehe uns und unsere Umwelt in Harmonie sein und ich sehe Vielfalt. Bunte Blumenwiesen, Menschen, die zusammenkommen. Ich sehe Wertschätzung und Verständnis. Ein gemeinsames Miteinander. Denn nur so kann diese Beziehung bestehen. Das ist Natur. Umwelt. Das ist Leben.

56


Wir sind der Überzeugung, dass wir auf komplexe Fragen nur gemeinsam Antworten finden, und stellen uns eine Welt vor, in der langfristig ein gutes Zusammenleben für alle möglich ist. Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Regierungsdienste, Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, Landhaus, Römerstraße 15, 6901 Bregenz Verlags- und Herstellungsort: 6900 Bregenz Druck: Buchdruckerei Lustenau GmbH Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens gedruckt. Bildnachweise: Daniel Furxer S. 9, S. 39, S. 50; Petra Rainer S. 10, S. 11; Ulla Wälder S. 10; Thomas Kohler S. 10; Lisa Dünser S. 11; FC Schruns S. 16; Sabine Klapf S. 17; Michael Fritz S. 17; Josef Fritsche S. 18; Christl Stadler S. 18; WAMCO S. 19, S. 20; Erich Manser S. 19; Martin Schachenhofer S. 21, S. 40, S. 41; Gebhard Bechter S. 22; Marktgemeinde Götzis S. 23; Julian Konrad S. 26, S. 28, S. 29; Nina Bröll S. 30; COFOE S. 34; Luca S. 37; Madlena S. 37; Felicitas S. 37; Emma S. 37; Lea S. 37; Isa S. 37; Stefan Schartlmüller S. 38; Hannes Vyoral S. 43; Brigitte Gütl S. 44; Sebastian Geiger S. 45; Studio Fasching S. 47; Büro Magma S. 51; Judith Lutz S. 53; Magdalena Rauter S. 56

57


Land Vorarlberg | www.vorarlberg.at/datenschutz Amt der Vorarlberger Landesregierung Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung Jahnstraße 13-15, 6901 Bregenz T +43 5574 511 20605 beteiligung@vorarlberg.at www.vorarlberg.at/zukunft


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.