Schonen – die Landschaft der zahlreichen Schlösser
Schonen – die Landschaft an der Südspitze Schweden – ist bekannt für seine Schlösser, Burgen und stattlichen Landhäuser. Insgesamt gibt es hier 250 Gebäude dieser Art. Bei Reisen durch Schonen fällt auf, wie abwechslungsreich die Landschaft ist; sie bietet auch wunderschöne Ausblicke auf den Öresund und die Ostsee. Zugleich ist es eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend, die vom Reichtum ihrer Bewohner zeugt. Dies ist die Kornkammer Schwedens; ein wertvoller Bestandteil des weiten und oft kargen Landes. Seit 1658 gehört Schonen zu Schweden; zuvor war es ein Teil Dänemarks. Die zahlreichen Kriege zwischen Dänemark und Schweden drehten sich häufig gerade um die fruchtbare Landschaft Schonens. Die Feindschaft zwischen den beiden Ländern machte die Errichtung starker Verteidigungsanlagen erforderlich, die langen Belagerungen standhalten konnten.
Starke Festungen
Schloss Malmöhus im zentralen Malmö ist eine interessante und mit seinen Wallgräben imponierende Festungsanlage, die heute als Museum zu besichtigen ist. Genauso stabil ist die Zitadelle in Landskrona, heute ebenfalls Museum und ein Zentrum für Kunstgewerbe. Auf den Festungswällen sind jetzt Blumen- und Gemüsebeete angelegt. Auch nordwärts entlang des Öresund befinden sich Festungen. An der schmalsten Stelle des Öresund liegt mitten in Helsingborg ein hoher, dunkler Turm aus Ziegelsteinen, Kärnan genannt. Dies war einmal eine Burg, die bei der Verteidigung der Stadt von entscheidender Bedeutung war.
Schloss Sofiero – ein blühender Rhododendron-Traum
Noch weiter nördlich liegt ein 150 Jahre altes Schloss, das früher vom schwedischen Königshaus genutzt wurde. Es heißt Sofiero und wurde 1865 errichtet. Später wurde das Gebäude noch durch mehrere Stockwerke, Zinnen und Türme erweitert. Der schwedische König Gustaf VI Adolf hatte das Schloss geerbt, und als Hobbygärtner verwandelte er die Anlage in einen Traum aus blühendem Rhododendron. Heute steht das Schloss unter der Verwaltung der Stadt Helsingborg. Der Besuch Sofieros und seines wunderschönen Parks, der in verschiedenen Stilen angelegt ist, und der übrigen Gärten sowie des bekannten Restaurants und nicht zuletzt der sommerlichen Musik- und Gartenveranstaltungen ist wirklich ein Erlebnis. Die Aussicht über den lebhaft befahrenen Öresund ist einmalig. Vom Park des Schlosses Sofiero aus kann man am gegenüberliegenden dänischen Ufer das Renaissanceschloss Kronborg erblicken. Kronborg ist übrigens das Schloss Hamlets im Shakespeareschen Drama.
Schloss Sofiero. Im Mai und Juni blühen in Sofiero jedes Jahr über 10.000 Rhodo-dendren 500 verschiedener Arten. Foto: skane.com©sydpol.com
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Glimmingehus – eine mittelalterliche Festung
Auf der entgegengesetzten Seite Schonens – der fruchtbaren Ebene mit dem Namen Österlen – bietet die mittelalterliche Festung Glimmingehus ein ebenso spannendes Erlebnis. Während aber Sofiero von offenen Flächen, von Blumen und Anmut charakterisiert ist, erscheint Glimmingehus eher wie ein düsteres Ausrufezeichen gegen den südöstlichen Horizont.
Glimmingehus. Foto: skane.com©sydpol.com
Die Burg wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts gebaut. Burgherr war Admiral Jens Holgersen Ulfstand, der mit seiner Flotte die Ostsee unsicher machte und sich dabei viele Feinde schuf. Als Schutz vor den Feinden benötigte er eine starke Festung: die Feldsteinmauern waren 2,5 m dick, im Keller der Burg gab es einen Brunnen, die Burg war mit Schießscharten und Vorratsräumen für Lebensmittel ausgerüstet. Heute ist die Burg als Museum im staatlichen Besitz. Sie beherbergt auch ein Wirtshaus und ist eines der beliebtesten Touristenziele Schonens.
Schlösser und Dörfer im Schatten kleiner Wälder
Schlösser und Gehöfte prägen die heutige Landschaft Schonens. Die Schlösser liegen oft versteckt hinter kleinen Wäldern, wobei lange Alleen zu den gepflegten Schlossparks führen. Eine Allee ist hier stets ein Zeichen dafür, dass in der Nähe ein Schloss oder ein größeres Landhaus liegt. Über den Baumkronen kann man manchmal bereits die Zinnen und Türme entdecken. Die Schlösser Schonens stammen hauptsächlich aus drei verschiedenen Zeitaltern: die meisten entstanden bereits unter der dänischen Herrschaft (bis 1658), andere bis zum Jahre 1800, und dann kamen noch eine ganze Reihe Schlösser im 19. Jahrhundert hinzu als Zeichen des neureichen Wohlstands, der sich damals in Schonen ausbreitete. Der Besuch eines Schlosses in Schonen macht uns mit der Geschichte der Landschaft bekannt. Am interessantesten ist vielleicht die Epoche vor 1658, als Schonen und Dänemark noch zusammengehörten, was sich in der Bauweise und den gemeinsamen herrschenden Adelsfamilien manifestierte.
Burgen der Wikinger und Mönche
Hier folgt eine chronologische Übersicht der Schlösser, Burgen und Landhäuser während der letzten tausend Jahre in Schonen, die heute besichtigt werden können: Schloss Bosjökloster am Ringsjön mitten in Schonen ist ein Kloster, das bereits im Jahre 1080 gegründet wurde und heute ein entzückendes Lustschloss mit Park und Rosengarten ist; hier finden auch Ausstellungen und andere Aktivitäten statt. Schloss Bäckaskog im Nordosten Schonens – gelegen zwischen den anmutigen Seen Ivösjön und Oppmannasjön – war ursprünglich ebenfalls ein Kloster. Im 19. Jahrhundert
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gehörte es zum Besitz des schwedischen Königshauses, heute beherbergt es ein Hotel und Restaurant im Schlosspark.
Schloss Krapperup. Foto: skane.com©sydpol.com
Schloss Krapperup bei Kullaberg im Nordwesten Schonens ist eines der ältesten Güter Schonens, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Heute wird es von der Stiftung ”Gyllenstiernska Krapperupsstiftelsen” verwaltet. Das Schloss ist offen für bereits gebuchte Führungen in Teile des Jahres. Der Schlosspark ist öffentlich; auch gibt es hier einen Andenkenladen, ein Café und eine Kunsthalle.
Bekannte Schlösser des 16. Jahrhunderts
Im 16. Jahrhundert entstanden mehrere der berühmtesten Schlösser Schonens: Svaneholm ist ein reizendes Renaissanceschloss, das heute ein Heimatmuseum sowie einen beliebten Gasthof beherbergt. Das Museum schildert die Tätigkeit des landwirtschaftlichen Reformators Rutger Macklean.
Schloss Svaneholms. Foto: skane.com©sydpol.com
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Bei den Schlössern Torup und Trollenäs im südwestlichen Schonen sind nur die Schlossparks der Allgemeinheit zugänglich. Jedoch werden auf Torup und Trollenäs zeitweilig Führungen für Gruppen durchgeführt. Neben Schloss Torup liegt als Kontrast ein interessantes Tagelöhnermuseum. Im Schloss Trollenäs gibt es ein Café. Schloss Hovdala (nicht weit von Hässleholm entfernt) hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Die alten Gemächer des Schlossherrn Ehrenborg können hier besichtigt werden. Auch ein üppiger Gemüsegarten sowie verschiedene Ausstellungen in der Orangerie locken den Besucher. Konzerte, Leseabende und zahlreiche weitere Aktivitäten lösen einander während der Sommersaison ab. Schloss Wanås (nördlich von Kristianstad) verfügt über eine großartige Skulpturensammlung, die über den ganzen Schlosspark verteilt ist. Hierher wallfahren Kunstliebhaber aus aller Welt, um neue Werke zeitgenössischer Kunst zu sehen.
Schöne Schlösser trotz kriegerischer Zeiten
Als Schonen im 17. Jahrhundert allmählich ”verschwedischt” wurde, löste dies eine Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Dänemark und Schweden aus. Kristianstad im Nordwesten wurde z. B. von den Dänen als Festungsstadt gegen die schwedischen Angriffe angelegt.
Trotz der unruhigen Zeiten baute man auch mehrere schöne Schlösser:
Schloss Marsvinsholm bei Ystad verfügt heute über ein Freilichttheater im Schlosspark. Schloss Sinclairsholm westlich von Hässleholm bietet als Spezialität im Sommer frisch geernteten Spargel direkt aus den Gemüsegärten des Barons zum Verkauf an. Hier befindet sich auch die älteste Ziegelkirche Skandinaviens, nämlich Gumlösa, die aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammt. Der Königshof Tomarp im Nordwesten Schonens bietet eine Kunsthalle; das Café befindet sich in den wunderschönen Schlossgemächern. Geradezu als eine Perle ist das Schloss Vrams Gunnarstorp östlich von Helsingborg anzusehen. Es ist aus Ziegeln errichtet und hat einen berühmten, dreihundertjährigen Garten. Hier findet alljährlich auch ein Weihnachtsmarkt statt. Dabei können Besucher die schöne ”Kupferküche” des Schlosses besichtigen.
Schloss Marsvinsholms. Foto: skane.com©sydpol.com
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Romantik und Reichtum
Nach den Kriegen mit Dänemark folgten ruhigere Zeiten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann man erneut mit dem Bau von Schlössern (oft im romantischen Rokokostil): Schloss Christinehof war im 18. Jahrhundert der Schauplatz des größten skandinavischen Unternehmens; hier betrieb die Eigentümerin Christina Piper eine Alaunhütte. Das Schloss ist für Besucher geöffnet. Övedskloster ist eine der anmutigsten Rokokoanlagen Schwedens. Schöne Alleen und Gärten laden zum Besuch ein. Der Park ist im Sommer für Besucher geöffnet. Die Schlösser des 19. Jahrhunderts zielten auf die Entfaltung von Pracht, sie hatten keine militärische Funktion mehr. ”Lustschloss” war die Vorstellung, die dabei den neureichen Schlossherren vorschwebte. Schloss Häckeberga, das auf einer Seeinsel liegt, sowie die Schlösser Kronovall, Snogeholm und Örenäs dienen heute als stilvolle Gastronomie- und Hotelanlagen.
Tourismus und Erhaltung der Schlösser
Viele Schlossbesitzer haben sich in den letzten hundert Jahren darum bemüht, die alten Schlösser zu renovieren und sie für neue Anwendungsbereiche zu öffnen. Zugleich wird damit die kostspielige Wartung der Gebäude finanziert. Die Schlösser sind ein wichtiger Teil des geschichtlichen Erbes Schonens. Viele Schlösser wurden zu Touristenattraktionen ausgebaut. Obwohl einige Schlösser nicht der Allgemeinheit zugänglich sind, wird die Besuchserlaubnis für die Schlossparks überwiegend großzügig gehandhabt.
Versäumen Sie nicht Fredriksdal!
Herrschaftliche Landsitze sind in Schonen zahlreich vertreten. Sie stellen sozusagen die Minischlösser einer neueren Zeit dar. Ein gutes Beispiel dafür ist Fredriksdal – heute ein Freilichtmuseum der Stadt Helsingborg. Der wunderschöne Park, das Freilichttheater, Cafés und Restaurants, alte Gebäude und ein grafisches Museum locken den Besucher. Dies ist ein Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, der in eine moderne Freizeitanlage verwandelt wurde! Ove Torgny
Einige Schlösser verfügen über eigene Webseiten: www.citadellet.com www.sofiero.helsingborg.se www.tomarps-kungsgard.com www.malmo.se/museer www.svaneholms-slott.se www.bosjokloster.se www.trollenas.com www.backaskogslott.se www.hovdalaslott.com www.sinclairsholm.se www.wanas.se www.christinehof.nu www.raa.se/glimmingehus www.petripumpa.se (Kronovall) www.krapperup.se
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