Es gilt das gesprochene Wort!
BusiNETvs "WIE KANN DER LÖTSCHBERG FÜR EINE WALLISER KMU VALORISIERT WERDEN ?" 29. September 2009 Thema: Lonza und die NEAT Autor: Klaus Kalbermatter
1. Einleitung Meine Damen und Herren, in meinem Referat möchte ich Ihnen zuerst kurz die Firma Lonza vorstellen und anschliessend auf die heutige und zukünftige Bedeutung der NEAT für die Lonza eingehen. 2. Vorstellung Lonza Lonza ist heute ein in den Life Sciences tätiges Chemie- und BiotechnologieUnternehmen mit Sitz in der Schweiz. Im Jahr 2008 hat die Lonza CHF 2.94 Milliarden Umsatz erzielt. Das Unternehmen verfügt weltweit über 26 Produktions- und F&E Standorte. Im Bereich der Exklusivherstellung für die Pharma- und agrochemische Industrie ist Lonza führende Anbieterin von Zwischenprodukten, Wirkstoffen und Biopharmazeutika. Auf der Grundlage organisch chemischer sowie biotechnologischer Plattformen bietet das Unternehmen weitere hochwertige Produkte und Dienstleistungen an. Diese sind bestimmt für die Märkte Ernährung, Hygiene & Körperpflege, Holz- & Wasserbehandlung sowie für spezielle industrielle Applikationen. Lonza offeriert auch polymere Zwischenprodukte, Harze und Verbundwerkstoffe. Lonza beschäftigt heute weltweit rund 8400 Mitarbeitenden. Mit heute 3064 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Visp der grösste Produktions- und Forschungsstandort des Konzerns. Hier werden auf 90 Hektaren in 108 Produktionsanlagen auf chemischem und biotechnologischem Weg 250 Produkte produziert, welche zur Herstel-
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lung von Pharmazeutika, Pflanzenschutz-, Nahrungs- und Futtermittel, für Farb-, Kleb-, Riech- und Kunststoffe und Düngemittel verwendet werden. Die Gesamtproduktionsmenge betrug im Jahre 2008 181'000 Tonnen bei einem Gesamtrohstoffverbrauch von 324'000 Tonnen und einem Energieverbrauch von 1600 Gigawattstunden. Lonza investierte in Visp in den Jahren 1993 – 2003 durchschnittlich 80 Millionen Franken, 2003 – 2005 durchschnittlich 120 Millionen Franken und in den Jahren 2006 – 2008 je circa 200 Millionen pro Jahr in die Bereiche Produktion, Infrastruktur, Umwelt, Forschung und Entwicklung. In den Jahren 2004 bis und mit 2008 wurden 540 neue Stellen geschaffen. Heute arbeitet jeder 12. Erwerbstätige im Oberwallis in der Lonza. Der volkswirtschaftliche Input in Form von Lieferantenumsätzen, Löhnen, Gehältern, Renten und Steuern betrug im Jahre 2008 rund 460 Millionen Franken. 3. Lonza und NEAT Wenn wir die Bedeutung der NEAT für die Lonza diskutieren möchten, müssen wir die Themenbereiche Materialtransporte, Personentransporte und Personalgewinnung näher anschauen Materialtransporte: Wie bereits vorher erwähnt betrug im Jahre 2008 die Gesamtproduktionsmenge 181'000 Tonnen und der Gesamtrohstoffverbrauch 324'000 Tonnen. Über 95 % der Rohstoffe und über 90 % der Produkte werden mit der Eisenbahn transportiert. Wir müssen jedoch feststellen, dass die NEAT für das Werk Visp bis heute keinen Einfluss auf die Materialtransporte hat. Dies liegt vor allem daran, dass die Drehscheibe für die Materialtransporte der SBB für das Werk Visp in Lausanne beheimatet ist. Ausserdem wird der Crackerfeed, einer der grossvolumigen Rohstoffe, hauptsächlich von den schweizerischen Raffinerien in Collombey und Cressier, aus Frankreich und Italien bezogen. Die Eisenbahntransporte führen nicht durch die NEAT. Der Dünger, das Produkt mit dem grössten Volumen, wird seit dem Jahre 2007 als Losedünger mit der Eisenbahn, unter Einsparung von 2000 – 2500 Lastwagenfahrten, von Visp nach Roggwil bei Langenthal transpor-
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tiert. Hierbei handelt es sich um einen Eisenbahnzug, der auch von anderen Unternehmen benutzt wird. so werden auf dem ganzen Weg Wagen an – und abgehängt. Um diese Synergien zu nutzen, wird der Zug nicht durch NEAT, sondern das Wallis hinunter, über Lausanne, durchs Mittelland bis an die Ostgrenze der Schweiz geführt. Für geplante Optimierungen im Bereich der Transportlogistik, wie zum Beispiel die Einführung von Blockzügen, zusammen mit den anderen chemischen Produzenten in der Schweiz, bringt die NEAT weder Vor- noch Nachteile. Betrachtet man die Entwicklung des Produktportfolios des Standortes Visp, so sieht man, dass in der Zukunft, neben den vorhandenen Commodities, vermehrt kleinvolumige Produkte hoher Wertschöpfung wie Aktive und Hochaktive Pharmawirkstoffe (API / HAPI’s), Biopharmazeutika, Conjugates, d.h. hochwirksame modifizierte Antikörper, hochaktive Agrochemikalien etc hergestellt werden. Der Versand dieser Produkte erfolgt in kleinen Losgrössen, sehr oft tiefgekühlt auf dem Luftweg. Der Transport von Visp zu den schweizerischen Flughäfen erfolgt dabei mittels Motorfahrzeugen und nicht mit der Eisenbahn. Der Hauptgrund ist dabei die Geschwindigkeit, aber auch die Minimierung des Risikos auf Grund des Handlings. Massiv wachsen wird die Anzahl der Sendungen kleiner Losgrössen, sobald neben den Sektoren Life Science Ingredients und Exclusive Synthesis auch der neue Sektor Bioscience in Visp Produktionsstätten eröffnen wird. Dieser Sektor produziert Diagnosetools für die biotechnologische Produktion, Zellkulturen für die Forschung und die klinische Patientenbehandlung sowie Nährlösungen für die biotechnologische Produktion. Personaltransporte: Im Bereiche der Personaltransporte hat der Bau der NEAT für den Standort Visp grosse qualitative und quantitative Vorteile gebracht. Lonza ist heute organisatorisch in global tätige Business Units aufgeteilt. Viele Mitarbeiter in Visp sind heute nicht nur mehr lokal aktiv, sondern als Mitglieder der Führungsteams der Business Units international tätig. Dadurch hat die Reisetätigkeit massiv zugenommen. Mit
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dem Bau der NEAT wurde die Reisezeit nach Basel, wo der Hauptsitz der Firma beheimatet, ist und zum Flughafen Zürich, dem wichtigsten schweizerischen Tor in die USA und nach Asien, um mehr als eine Stunde verkürzt. So ist es heute problemlos möglich für Leute aus Visp in Basel oder umgekehrt Sitzungen zu organisieren, ohne dass am Vorabend angereist und übernachtet werden muss. Dieser qualitative und quantitative Vorteil gilt auch für die in Visp ansässigen Forscher und Ingenieure, die Projekte weltweit betreuen. Aber auch unsere Kunden profitieren von der verbesserten Anbindung an den Rest der Schweiz. Sie haben nun die Möglichkeit Kundenaudits, deren Anzahl in den letzten Jahren immer mehr zunimmt, ohne zusätzliche Übernachtungen durchzuführen. Personalgewinnung: Wie für alle Firmen in der westlichen Welt, wird auch die zukünftige Personalgewinnung für den Standort Visp immer mehr ein Thema. Im Jahre 2006 gemachte Untersuchungen der Demographie der Mitarbeitenden am Standort Visp hat gezeigt, dass in den Jahren 2007 bis 2017 40% der Belegschaft in Visp auf Grund von Pensionierungen und natürlichen Fluktuation ersetzt werden müssen. Für den Standort Visp bedeutet dies, dass ohne die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, jährlich zwischen 60 und 70 Personen rekrutiert werden müssen. Wie oben bereits erwähnt, hat die Lonza in den letzten 3 Jahren am Standort Visp rund 200 Millionen Schweizer Franken pro Jahr investiert. Unter der Annahme, dass weiterhin in dieser Grössenordnung investiert wird, und unter Berücksichtigung, dass es sich bei einem Teil der Investitionen um so genannte „Maintenance Investitionen“ handelt, werden so zusätzliche 80 bis 120 neue Stellen pro Jahr geschaffen. Im Umfeld einer wachsenden Überalterung der Bevölkerung wird es immer schwieriger die benötigten Arbeitskräfte lokal zu finden. Der Bau der NEAT vereinfacht für uns die Möglichkeit das Rekrutierungsgebiet zu vergrössern. So wird die Lonza auch für zukünftige Mitarbeitende attraktiv, welche ihren Wohnsitz nördlich der Alpen behalten möchten. Aber auch die schnellere Anbindung an die schweizerischen
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Zentren wie Bern, Basel, Zürich etc macht Nichtwallisern die Entscheidung leichter ihren Wohnsitz ins Wallis zu verlegen. 4. Zusammenfassung Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für die Materialtransporte der Bau der NEAT für die Lonza in Visp weder Vor- noch Nachteile gebracht hat. Diese Aussage gilt auch für die zukünftige Entwicklung des Produktportfolios. Grosse qualitative und quantitative Vorteile bringt der Bau der NEAT für den Personalverkehr und die Personalgewinnung. Der Standort Visp rückt näher zum Headquarter und zu den restlichen Standorten des Konzerns. Die immer mehr geforderte internationale Tätigkeit der Mitarbeiter am Standort wird vereinfacht. Die Nähe zum Kunden wird verbessert. Bei der Personalgewinnung wird das Rekrutierungsgebiet vergrössert. Zukünftige Mitarbeiter, die ihren Wohnsitz nördlich der Alpen behalten möchten, können vermehrt für eine Tätigkeit am Standort Visp gewonnen werden. Die raschere Anbindung an die schweizerischen Zentren erleichtert es Nichtwallisern ihren Wohnort ins Wallis zu verlegen.
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