Gallery Weekend 2. bis 4. Mai 2014
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as Gallery Weekend Berlin hat Grund zum Feiern: Zehn Jahre ist es alt, nein jung. Man sagt, es sei das erste seiner Art gewesen, vor München oder New York. Auf jeden Fall der erste selektierte Galerienrundgang. Dieses Jahr lockt er nun wieder mit 50 Galerien in die ungewöhnlichsten Räume und Winkel der Stadt. Und so steht natürlich das Feiern ganz im Zeichen der Kunst. Denn bis Sonntagabend werden an drei Frühlingstagen – die aufblühende Jahreszeit bezaubert an der Spree ja ganz besonders – die neuesten, besten, am Puls der Zeit pochenden Kunstwerke zu durchwandern und bestaunen sein. Ganz zu schweigen von den vier Nächten, in denen auch noch das Reden über Kunst, das Sammeln und Kunsthandeln, das Speisen und Partyfeiern die Sinne beschwingt, erregt, vielleicht verärgert. Die Galerien haben viel investiert in ihre Künstler, in wegweisende Kunst und internationalen Programme. Bei auffallend vielen Kunstschaffenden steht der Prozess an sich im Fokus ihres Werkes, sie arbeiten in situ, wie etwa Nadira Husain (bei PSM, in einer ehemaligen Kofferfabrik) oder der New Yorker Künstler Alex Hubbard (bei Galerie Neu, mit neuem Ort in altem Heizhaus). Darüber hinaus laden zahlreiche weitere Kunststandorte in ihre Räume, Höfe, Gärten, Treppenhäuser (bei Sassa Trülzsch) ein. Besonders brummt es in dem immer dichter mit Galerien besiedelten Quartier um die Potsdamer Straße und das Schöneberger Ufer. Glamour mischt sich mit der Berliner Szene und Sammler treffen auf junge Kunstinteressierte, die noch Sammler werden wollen. Dafür stellen wir Ihnen das junge Start-up „Artusiast“ vor. In Charlottenburg haben wir Michael Schultz besucht, ein Urgestein der Berliner Galeristenszene. Das Kunstjahr setzt sich Ende Mai mit der 8. Berlin Biennale fort – und überrascht bereits zum Gallery Weekend. Wir haben es für Sie geordnet, kommentiert und mit englischen Kurzfassungen versehen. Nun wünschen wir erbauliches Vergnügen! Irmgard Berner
E N G L I S H
S U M M A R Y
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DEF IMAGE
„Flower Mirror“, Öl auf Leinwand, von Richard Phillips
Lügen haben schöne Augen H
ier mischt sich Schönheit mit blanker Ironie. Richard Phillips, Jahrgang 1962, Maler aus New York, setzt sich in seinen neuen Bildern in der Galerie Max Hetzler so amüsiert wie bissig mit denWerbebildern der Massenmedien auseinander. Es ist nicht zu übersehen: Er macht die gängigen kommerziellen, die propagandistischen Techniken und Strategien sichtbar. Mit anderen Worten, er zeigt – so unterhaltsam wie lakonisch – wie sehr alles käuflich ist und jedes in dieser Welt einer immer stärkeren, aber auch flüchtigeren Visualisierung – und Heilsversprechen – ausgesetzt ist. Und wie es meist unwidersprochen hingenommen, ja, bedenkenlos goutiert wird. Es muss dem Maler einen Heidenspaß machen, die alltägliche Bilderflut, ob nun auf Hochglanz-Papier, SoftdrinkFlaschen, Cremes oder Deo-Sprays, zu hinterfragen, auch der Lüge, des nur
schönen Scheins, zu überführen. Phillips lässt auf seinen Bildern für Berlin das rumänische Topmodel Catrinel Menghia mit Klassikern der Pop Art – etwa Roy Lichtenstein, Richard Hamilton, Robert Indiana – und Bildern, so von Jeff Koons, posieren. Die Idee dafür kam dem Amerikaner, der das vierte Mal bei Hetzler ausstellt, bei einem zufällig miterlebten Fotoshooting in der Sammlung der angesagten Designerin Lisa Perry. Der ideale Ort also, an dem neben langen Beinen, langem Haar Kunst, Mode und Luxusindustrie zusammentreffen. Inklusive der Nähe zur Playboy-Ästhetik. Phillips zeigt, kein bisschen moralinsauer, unverhohlen die uralte manipulative Verknüpfung von Schönheit, Begehren und Sex mit Geld und Macht. (ir.) 18 Galerie Max Hetzler, Bleibtreustraße 45
Berlin’s Gallery Weekend has a reason to celebrate: it’s 10 years old, no, 10 years young! People say it’s the first of its kind, before Munich, Paris or New York. In any case the gallery tour spread over the entire city is growing magnificently. And for its 10th anniversary, Gallery Weekend will celebrate everything in the name of art. Because over the three spring days – along the Spree the season’s bloom is particularly enchanting and is sure to enrich the marathon of exhibitions – ending Sunday evening, you can wander around and marvel at the newest, best, pulsing artworks of the moment. And we haven’t even mentioned the four nights, where there will be talks about art, collecting and the art market, as well as dinners and parties that will arouse, exhilarate and maybe even exasperate your senses. 50 galleries have invested a lit in their artists, their groundbreaking art and their international programs. For many of the art makers, the event in itself is centered around their work – they’ll work in sito, as will Nadira Husain (PSM) and the New Yorker artist Alex Hubbard (Galerie Neu). Beyond that countless art locals invite you into their spaces, courtyards, gardens, stairways and factory floors. The city will be especially buzzing around the areas of Potsdamer Straße and Schöneberger Ufer, which are becoming more and more dense with gallery spaces (Aurel Scheibler, Esther Schipper, Wien Lukatsch). Glamour mixes with the Berlin scene and collectors meet young art enthusiasts, who would one day like to become collectors themselves. That's why we've featured the young startup Artusiast. And we spoke with Michael Schultz in Charlottenburg, a fixture in the Berlin gallery scene. The beginning of the art season continues in the end of May with the 8th Berlin Biennale – here a little foretaste.We've classified the most exciting moments of the art parcour, commented on them, and summarized it all in an English version. Now we’d like to wish you an eyeopening weekend!