Gallery Weekend

Page 1

Gallery Weekend 2. bis 4. Mai 2014

D

as Gallery Weekend Berlin hat Grund zum Feiern: Zehn Jahre ist es alt, nein jung. Man sagt, es sei das erste seiner Art gewesen, vor München oder New York. Auf jeden Fall der erste selektierte Galerienrundgang. Dieses Jahr lockt er nun wieder mit 50 Galerien in die ungewöhnlichsten Räume und Winkel der Stadt. Und so steht natürlich das Feiern ganz im Zeichen der Kunst. Denn bis Sonntagabend werden an drei Frühlingstagen – die aufblühende Jahreszeit bezaubert an der Spree ja ganz besonders – die neuesten, besten, am Puls der Zeit pochenden Kunstwerke zu durchwandern und bestaunen sein. Ganz zu schweigen von den vier Nächten, in denen auch noch das Reden über Kunst, das Sammeln und Kunsthandeln, das Speisen und Partyfeiern die Sinne beschwingt, erregt, vielleicht verärgert. Die Galerien haben viel investiert in ihre Künstler, in wegweisende Kunst und internationalen Programme. Bei auffallend vielen Kunstschaffenden steht der Prozess an sich im Fokus ihres Werkes, sie arbeiten in situ, wie etwa Nadira Husain (bei PSM, in einer ehemaligen Kofferfabrik) oder der New Yorker Künstler Alex Hubbard (bei Galerie Neu, mit neuem Ort in altem Heizhaus). Darüber hinaus laden zahlreiche weitere Kunststandorte in ihre Räume, Höfe, Gärten, Treppenhäuser (bei Sassa Trülzsch) ein. Besonders brummt es in dem immer dichter mit Galerien besiedelten Quartier um die Potsdamer Straße und das Schöneberger Ufer. Glamour mischt sich mit der Berliner Szene und Sammler treffen auf junge Kunstinteressierte, die noch Sammler werden wollen. Dafür stellen wir Ihnen das junge Start-up „Artusiast“ vor. In Charlottenburg haben wir Michael Schultz besucht, ein Urgestein der Berliner Galeristenszene. Das Kunstjahr setzt sich Ende Mai mit der 8. Berlin Biennale fort – und überrascht bereits zum Gallery Weekend. Wir haben es für Sie geordnet, kommentiert und mit englischen Kurzfassungen versehen. Nun wünschen wir erbauliches Vergnügen! Irmgard Berner

E N G L I S H

S U M M A R Y

DEF IMAGE

„Flower Mirror“, Öl auf Leinwand, von Richard Phillips

Lügen haben schöne Augen H

ier mischt sich Schönheit mit blanker Ironie. Richard Phillips, Jahrgang 1962, Maler aus New York, setzt sich in seinen neuen Bildern in der Galerie Max Hetzler so amüsiert wie bissig mit denWerbebildern der Massenmedien auseinander. Es ist nicht zu übersehen: Er macht die gängigen kommerziellen, die propagandistischen Techniken und Strategien sichtbar. Mit anderen Worten, er zeigt – so unterhaltsam wie lakonisch – wie sehr alles käuflich ist und jedes in dieser Welt einer immer stärkeren, aber auch flüchtigeren Visualisierung – und Heilsversprechen – ausgesetzt ist. Und wie es meist unwidersprochen hingenommen, ja, bedenkenlos goutiert wird. Es muss dem Maler einen Heidenspaß machen, die alltägliche Bilderflut, ob nun auf Hochglanz-Papier, SoftdrinkFlaschen, Cremes oder Deo-Sprays, zu hinterfragen, auch der Lüge, des nur

schönen Scheins, zu überführen. Phillips lässt auf seinen Bildern für Berlin das rumänische Topmodel Catrinel Menghia mit Klassikern der Pop Art – etwa Roy Lichtenstein, Richard Hamilton, Robert Indiana – und Bildern, so von Jeff Koons, posieren. Die Idee dafür kam dem Amerikaner, der das vierte Mal bei Hetzler ausstellt, bei einem zufällig miterlebten Fotoshooting in der Sammlung der angesagten Designerin Lisa Perry. Der ideale Ort also, an dem neben langen Beinen, langem Haar Kunst, Mode und Luxusindustrie zusammentreffen. Inklusive der Nähe zur Playboy-Ästhetik. Phillips zeigt, kein bisschen moralinsauer, unverhohlen die uralte manipulative Verknüpfung von Schönheit, Begehren und Sex mit Geld und Macht. (ir.) 18 Galerie Max Hetzler, Bleibtreustraße 45

Berlin’s Gallery Weekend has a reason to celebrate: it’s 10 years old, no, 10 years young! People say it’s the first of its kind, before Munich, Paris or New York. In any case the gallery tour spread over the entire city is growing magnificently. And for its 10th anniversary, Gallery Weekend will celebrate everything in the name of art. Because over the three spring days – along the Spree the season’s bloom is particularly enchanting and is sure to enrich the marathon of exhibitions – ending Sunday evening, you can wander around and marvel at the newest, best, pulsing artworks of the moment. And we haven’t even mentioned the four nights, where there will be talks about art, collecting and the art market, as well as dinners and parties that will arouse, exhilarate and maybe even exasperate your senses. 50 galleries have invested a lit in their artists, their groundbreaking art and their international programs. For many of the art makers, the event in itself is centered around their work – they’ll work in sito, as will Nadira Husain (PSM) and the New Yorker artist Alex Hubbard (Galerie Neu). Beyond that countless art locals invite you into their spaces, courtyards, gardens, stairways and factory floors. The city will be especially buzzing around the areas of Potsdamer Straße and Schöneberger Ufer, which are becoming more and more dense with gallery spaces (Aurel Scheibler, Esther Schipper, Wien Lukatsch). Glamour mixes with the Berlin scene and collectors meet young art enthusiasts, who would one day like to become collectors themselves. That's why we've featured the young startup Artusiast. And we spoke with Michael Schultz in Charlottenburg, a fixture in the Berlin gallery scene. The beginning of the art season continues in the end of May with the 8th Berlin Biennale – here a little foretaste.We've classified the most exciting moments of the art parcour, commented on them, and summarized it all in an English version. Now we’d like to wish you an eyeopening weekend!


2

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

Gallery Weekend

MUSEEN+GALERIEN 1 Bode-Museum: „Andreas Schlüter und das barocke Berlin“– Von seinen Zeitgenossen als „Michelangelo des Nordens“ gepriesen, war der Barockkünstler Schlüter wie sein italienischer Kollege nicht nur Bildhauer, sondern zugleich Architekt und Gestalter von komplexen Raumdekorationen, mit denen er der aufstrebenden Residenzstadt BerlinCölln um 1700 erstmals europäischen Glanz verlieh. Anlässlich seines 300. Todesjahres stellt das Bode-Museum mit 230 Objekten zum ersten Mal überhaupt das vielseitige Schaffen Schlüters vor. Skulpturen, Gemälde, Graphiken sowie Bauplastik und kunstgewerbliche Arbeiten lassen das barocke, inzwischen verloren gegangene Zentrum Berlins wiedererstehen. Museumsinsel, Am Kupfergraben; Di–So 10–18, Do bis 20 Uhr. Bis 13. Juli.

Der philosophische Alchemist Die Galerie Neu feiert ihren 20. Geburtstag am neuen Standort in Kreuzberg mit Skulpturen und experimentellen, performativen Videos des Amerikaners Alex Hubbard

2 Neue Nationalgalerie: Marsden Hartley – Die deutschen Bilder / The German Paintings 1913-1915. Der Amerikaner malte in Berlin seine eindrücklichsten Werke. Er verkehrte in der „Sturm“-Galerie Herwarth Waldens und reiht sich in die damalige Avantgarde ein. Potsdamer Str. 50, bis 29. Juni. Di–So 11–18 Uhr.

3 Alte Nationalgalerie: Rembrandt Bugatti – Mit mehr als 80 Plastiken ist dies die erste große museale Einzelausstellung Rembrandt Bugattis (1884–1916). Der Bruder des legendären Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti zählt zu den bemerkenswertesten und künstlerisch eigenständigsten Bildhauern im frühen 20. Jahrhundert. Sein lebenslanges Thema: das Tier. Bodestraße 1–3; Di-So 10–18, Do bis 20 Uhr. Bis 27. Juli.

GALERIE NEU

Die Möglichkeiten des Skulpturellen lotet Hubbard in seinen vielseitigen, universellen Experimenten aus. Hier ganz explizit für die Berliner Schau. 4 Martin-Gropius-Bau: Ai Weiwei – Gefängniszelle, 6 000 Holzhocker und versteckte Ironie – „Evidence“ ist eine politische Ausstellung, die der chinesische, unter Hausarrest stehende Künstler für Berlin in seinem Studio am dörflichen Stadtrand von Peking entwarf. Niederkirchnerstr. 7. Mi–Mo 10–19 Uhr. Bis 7. Juli.

5 Me Collectors Room: „Stanze/Rooms“ zeigt die Sammlung von Patrizia Sandretto Re Rebaudengo aus Turin. (Auguststr. 68) 6 Galerie Koal: Dennis Feddersen „Warten auf Wunder“. (Brunnenstr. 25 B, 1. Etage) 7 Die 8 der Wege: „Kunst in Beijing“-Ausstellung in den Uferhallen. (Uferstr. 8)

V ON I NGEBORG R UTHE

D

as Leben wie die Kunst gehen oft eigenwillige Wege. Sie unterscheiden sich und führen doch zugleich immer wieder zusammen. Die Galerie Neu, mit ihrem scharfen Profil, ihrem anspruchsvollen, intellektuellen, dem EventMainstream abgekehrten Programm und ihren internationalen Künstlern (Sergej Jensen, Kitty Krauss, Nick Mauss, Bernadette Corporation, Florian Hecker, Andreas Slominski, Daniel Pflumm, Manfred Pernice, Elaine Sturtevant) ist seit 20 Jahren eine unverzichtbare Bereicherung der Kunstlandschaft Berlins. 19 Jahre lang residierte der elitäre Kunstort weitab der Szene von Mitte und Tiergarten in einer kruden Baracke nahe der Charité, die der Humboldt-Uni gehört. Die braucht das Haus nun selber. Vor Monaten schon wurde also umgezogen, nach Kreuzberg, an den Mehringdamm 72, dorthin, wo das junge Leben der Stadt pulsiert. Und weil ein klein wenig Nostalgie sein muss, hatte der kalifornische Künstler John Knight mit einer leisen, poetischen Geste das Holzdach des Galerie-Bungalows entfernt und es als Wandfassade am neuen Standort installiert. Nun passt der rastlos jedwede Kunstform hinterfragende US-Amerikaner Alex Hubbard, geboren 1975 und Bewohner von New York/Brooklyn, ideal dazu. Skulptur, Malerei, Video, Experiment,

dabei eigentlich immer „unfertiges“ Bildwerk – er interpretiert in seinen universellen Arbeiten, wo alles mit jedem zu tun hat, eins ins andere übergeht und das jeweils andere bewertet oder interpretiert, seine Praxis des Entstehens von Kunst. Sie ist für Hubbard ein weites Aktionsfeld ohne Schubfächer, ohne Ismen, ohne KunstIdeologien. Wie ein philosophischer Alchemist, bisweilen mit großer Bastler-Fantasie, war er zum Beispiel in einem Video von 2007 beim performativen Akt zu sehen, etwa, wie er ein Laken über eine Oberfläche wirft, dann eine Vase mit Blumen arrangiert, um sie darauf in Stücke zu schlagen. Das ganze, genussvoll zelebrierte, Alltagsdesaster, aus Scherben und Pflanzenresten hat er mit pechschwarzer Farbe übersprüht, das Chaos dann mit einem Stock zur Seite geschoben. Das Konzept des New Yorkers: Er will Prinzipien gestisch-expressiver Malerei auf alltägliche Dinge übertragen. Das ist seine Art, die Malerei, die ’zigmal Totgesagte, aber immer Wiederauferstandene, sowie ihre oft aufgezeigten vermeintlichen Grenzen zu erweitern: Ging es amerikanischen Malern wie Pollock und später John Armleder um abgeschlossene, auch auratische Werke, so zeigt uns Hubbard, wie sehr das Gestische doch nur zeitweilige Kompositionen zulässt: Improvisationen eben. 29 Galerie Neu, Linienstraße 119

8 Salon Dahlmann: Bahar Oganer „Greener Pastu-

res“ (Marburger Str. 3)

ARRATIA BEER

Bahar Oganer

Greener Pastures 1– 31 May 2014 Opening hours Gallery Weekend

1 – 4 May 2014, 11 am – 6 pm & every Saturday 11 am – 4 pm & by appointment info@salon-dahlmann.de www.salon-dahlmann.de office@editionartco.com www.editionartco.com

GUIDO W.BAUDACH

BLAIN|SOUTHERN

BORTOLOZZI

Alle Teilnehmer von A bis Z Zum Gallery Weekend gehören in diesem Jahr 50 Galerien. Alle Ausstellungen des „offiziellen“ Parcours finden Sie in der hier beginnenden Bildstrecke. Auf dem Stadtplan (Seiten 4/5) sind die Standorte des Gallery Weekends rot markiert.

1

Friedrich Teepe, 1929 geboren, schuf „Räumliche Malerei“. Er verabschiedete sich in den frühen 70erJahren von seinen monochromen und abstrakten Leinwänden und begann, mit dem Trägermaterial der Bilder selbst zu experimentieren. Er faltete, schnitt und schichtete die Textilien zu skulpturalen Formen. (Potsdamer Straße 87)

2

Björn Dahlem findet mit „Orbits of High Velocity Stars“Humor in Chaos und Ordnung, in Astrophysik und Alchemie. Wissenschaft verwandelt er in dreidimensionale Gebilde, Glühlampen oder Neonröhren stehen dabei gleichsam für das Erhellende, das sich als galaktische Parabel um das „Schwarze Loch“ bewegt. (Potsdamer Straße 85)

3

Lynn Chadwicks primäres Handwerkzeug war das Schweißgerät. Damit schuf er aus rostfreiem Stahl seine zum Teil kolossalen Figuren, die zwischen Figuration und Abstraktion changieren. Bereits 2003 verstorben, zählte er zu den wichtigsten britischen Nachkriegskünstlern. Sein Werk nun in Retrospektive. (Potsdamer Straße 77–87)

4

Wu Tsang. Der 2-Kanal-Film „A day in the life of Bliss“ folgt dem Jungen Bliss in seine Welt der „nahen Zukunft“, in welcher Socialmedia-Avatare und Online-Personas ihr eigenes Schwarmbewusstsein, genannt Looks, entwickelt haben, und wo Bliss der Outsider bleibt. Ein Melodram im Sci-Fi-Genre angesiedelt. (Schöneberger Ufer 61)


3

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

Gallery Weekend

Kunst sucht neue Liebhaber Sammeln im 21. Jahrhundert: „Artusiast“ lockt mit hohen Qualitätsstandards vor allem zukünftige Kunst-Sammler

V ON I RMGARD B ERNER

A

ls ich mit Mitte 20 anfing, Kunst zu sammeln, war das die Welt der Erwachsenen“, erzählt Christian Boros. „Eine Gemeinde, die unter sich war. Es war schwer hineinzukommen, daran erinnere ich mich noch sehr schmerzhaft.“ Längst besitzt Boros eine der großartigsten Sammlungen, in seinem Berliner Kunstbunker macht er sie auch Besuchern zugänglich. Obwohl die Kunstgemeinde größer geworden sei, gäbe es immer noch sehr starke Eintrittsbarrieren. „Und diese Barrieren wollen wir mit unserem Web-Portal einreißen.“ Und das heißt „Artusiast“. Das „Wir“ kann man als Dream-Team bezeichnen. Denn neben dem erfahrenen Sammler Boros sind es Alice und Jay von Seldeneck – sie leiten den Berlinableger des Kölner Auktionshauses Lempertz – und Karl Philip Prinzhorn, Geschäftsführer und E-Commerce-Fachmann, die sich gemeinsam in die digitale Welt aufgemacht haben, um Zugang zu einem oft undurchsichtigen Markt zu schaffen, um jungen Kunstinteressierten Qualitätskunst aus dem Zweitmarkt zum Verkauf anzubieten und der Orientierungslosigkeit entgegenzuwirken. Denn es gibt viele, die noch keine Sammler aber Käufer sind, in Galerien gehen und sich nicht trauen, nach einem Preis zu fragen. Sie bemängeln die fehlende Markttransparenz, wissen nicht, was gute Kunst ist und was nicht. „Den Galerien machen wir keine Konkurrenz“, sagt Boros. „Die haben eine großartige Aufgabe zu vermitteln, junge Künstler und neue Kunstwerke auf den Markt zu bringen. Sie sind der Primärmarkt.“ Daneben gäbe es aber sehr viel Kunst, die verkauft wurde und im Markt ist. Dieser Zweitmarkt ist noch äußerst intransparent: „Da wollen wir aktiv sein.“ Orientierung, Transparenz, Qualität Für Qualitätsgarantie sorgt unter anderem die Expertise des Kunsthauses Lempertz. „Alle Objekte, die Sie bei Artusiast kaufen, hat ein Kunsthistoriker in der Hand gehabt und geprüft, fünfmal umgedreht, einen Zustandsbericht gemacht“, betont Alice von Seldeneck, die im Familienunternehmen

BQ

15 www.artusiast.com (Poststr. 22)

Richard Wright. Für „Nine Chains To The Moon“ lädt der Brite andere Künstler mit ein und erweitert seine eigene Arbeit in den öffentlichen Raum. Im neuen Ausstellungsraum „Upstairs“, einer Wohnung im Hinterhaus der Galerie, zeigt Alexandra Bircken die neue Werkgruppe „B.U.F.F.“, militärisch für „Big Ugly Fat Fellow“. (Weydinger Str. 10)

E N G L I S H

IRMGARD BERNER

Das Team hinter „Artusiast“ und vor Olaf Nicolais „Modern Dreams“: Christian Boros, Alice von Seldeneck, Karl Philip Prinzhorn.

Lempertz groß geworden und ebenfalls Kunsthistorikerin ist. „Das ist der Unterschied zu einigen anderen Portalen, die einfach anhand von Fotos den Preis festsetzen.“ Von jedem Kunstwerk, das man mit ein paar Klicks auf der Seite anschauen und kaufen kann, ist die Provenienz nachzulesen, sie sind durch das Artloss-Register gegangen und in Auktionskatalogen vermerkt. Der Fokus des Angebots liegt auf etablierten Künstlern des Sekundärmarktes, von Zeitgenössisch bis zu Alten Meistern. Alles auf einem Level: „Es kann also passieren, dass jemand auf unsere Seite geht, sich für zeitgenössische Kunst interessiert, dann aber eine Zeichnung von Dix kauft, eine Beckmann-Radierung oder einen silbernen Kerzenhalter aus dem 18. Jahrhundert.“ Das Geheimnis und das Potenzial von Artusiast – der Enthusiasmus wohnt dem Worte inne wie dem Team – ist also nicht nur die Mischung an Akteuren, die dahinter steckt. Es ist das Modell, das den E-Com-

BUCHHOLZ

5

besprochen, wird heftig geliked und gefollowed. „Unsere Gemeinde wächst ständig“, freut sich Christian Boros. „Die Follower empfehlen uns weiter und tragen dazu bei, dass es serious ist.“ Irgendwann könne man bei Artusiast Zehntausende von Bildern sehen, die alle geprüft das Qualitätsniveau einhalten. Expertise aber braucht ihre Zeit, und das Online-Business ist ein hungriges Geschäft. Welche Rolle spielt da noch das Gallery Weekend? „Es schürt die Lust, sich mit Kunst in den eigenen Räumen zu umgeben“, sagt Boros. Aber viele Kunstinteressierte seien mit dem Neuen, Zeitgenössischen vielleicht überfordert. „Da bieten wir etablierte Kunst, die schon mal verkauft wurde – und die neue Liebhaber sucht.“

merce in einen sehr konservativen Markt, den Kunstmarkt, bringt. Die Kunst wird auf derselben Oberfläche präsentiert – ohne dunkelrote Brokatwände für die Alten Meister oder grauen Betonboden für zeitgenössische Kunst, wie auf Auktionen üblich. Folglich schreiben sich die Artusiast-Macher das „Sammeln im 21. Jahrhundert“ auf ihre Fahnen. Und um das zu untermauern, haben sie Sammler wie Thomas Olbricht in Interviews gebeten, ihr Insiderwissen preis und Tipps zu geben. Kunst – etabliert und erschwinglich Die Kunst ist aus dem üblichen Kontext genommen. Da steht schon mal ein alter Stich neben einem Werk von Jonathan Meese. „Diese Dinge gäbe es im klassischen Handel nicht“, sagt Boros. „Meese wird von zeitgenössischen Galerien vertreten, und Stiche gibt es bei Kunsthändlern. Bei uns kommt alles zusammen. Wir glauben, dass wir dadurch eine neue Schicht von Interessierten

BUCHMANN

6

Lutz Bacher. Mit „Homer“ greift die Künstlerin griechische Militärliteratur auf und lässt in 45 Fotografien Soldaten in 70er-Jahre-Uniformen posieren – im Büro, lümmelnd auf der Couch, rauchend und lässig am Strand. Mit fünf Skulpturen, den „Tumbleweeds“, bringt sie die „ghost towns“ des Westerns mit ins Spiel. (Fasanenstr. 30)

CAPITAIN PETZEL

7

Wolfgang Laib. Selten sind sie zu sehen, die frei stehenden Wachsräume des Deutschen, nur drei hat er seit 1988 realisiert. Der außen weiß verputzte Kubus lässt die innere Form – herrlich sinnlich das goldgelbe, duftende Bienenwachs – nur erahnen. „La chambre des certitudes“ hat er tief in einen Felsen gebaut. (Charlottenstr. 13)

8

Adam McEwen. Ihrer ursprünglichen Funktion entledigt, zeigen sich auf den emblematischen Bildern des New Yorker Künstlers die Dinge des täglichen Konsumlebens transformiert und in auratische Form gesteigert. „Factory Tint“ versammelt Readymades, denen er seine eigene Materie verpasst, das Grafit. (Karl-Marx-Allee 45)

ansprechen.“ Artusiast stellt die Verbindung zum Verkäufer her und macht kein Geheimnis daraus, wer dieser ist. „Das ist ganz transparent“, sagt Seldeneck, „Sie können sich das Original auch immer vor Ort anschauen.“ Für diesen Service arbeitet man nur mit ausgewählten Partnern wie europäischen Auktionshäusern oder Kunst-Editeuren zusammen. Nach New York werden gerade die Fühler ausgestreckt. Denn noch ist das Start-up jung. Ende November 2013 ging Artusiast mit 300 Objekten an den Start, Firmensitz ist das Kunsthaus Lempertz im Berliner Nikolaiviertel. Es war ein Geheimprojekt, inzwischen hat es 100 000 Newsletter-Abonnenten. Gefiltert wird das Angebot nach Künstlern, Epochen, Genres und natürlich nach Preisen, die unter tausend Euro beginnen. „Wir suchen unsere Käufer online“, erklärt Prinzhorn. Ein Team von Redakteuren meldet sich von Messen oder dem Gallery Weekend. Aktiv auf Facebook und auf Blogs

CARLIER I GEBAUER

Artusiast is an online platform that promises orientation, quality and transparency for „Collecting in the 21st Century.“ Here, you can buy works by established artists on the secondary market – from Old Masters to contemporaries at affordable prices. All works are examined and furnished with a quality seal by accredited art-historians. So what really sets Artusiast apart is its top-notch team and the partners behind it. Experienced collector Christian Boros is joined by e-commerce specialist Karl Philipp Prinzhorn, as well as by art-historian Alice and Jay von Seldeneck, who run the Berlin branch of Lempertz auction house with their experts. IMPRESSUM Berliner Verlag GmbH Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (Berlin Medien) Mathias Forkel Redaktion: Peter Brock (verantw.), Angelika Giorigis Irmgard Berner Anzeigenverkauf: Renate Werk, Tel. 030 23 27 53 15 kultur@berlinmedien.com Art Direction: Jane Dulfaqar, Annette Tiedgee

CFA

9

Harold Ancart, Aaron Aujla, Neil Beloufa, Jonathan Binet, Michel François, Zak Kitnik, Ajay Kurian, Caroline Mesquita, Valerie Snobeck, Jessica Warboys, Emily Wardill. Ein Flur, ein Zimmer, eine Insel – alle können sie Gedächtnispaläste sein. So versammelt „Memory Palaces“ diese Künstler und ihre vertrauten Räume. (Markgrafenstr. 67)

S U M M A R Y

MEHDI CHOUAKRI

10

Christian Rosa. Reduziert und minimal sind die Arbeiten des jungen Brasilianers, beinhalten aber durchaus figürliche Elemente. Den malerischen Gestus empfindet er als einen Entdeckungsprozess, als Archäologie, der das Scheitern als Leitmotiv innewohnt – in den Gesichtern, Tieren und Bewegungen (Am Kupfergraben 10)

11

Gerold Miller besticht mit seiner präzisen Kompilation von Form, Oberfläche und starker Farbe. Das Quadrat bildet seine geometrisch abstrakte Bilderwelt. Das Prinzip der Wiederholung ist seine Reminiszenz an den Minimalismus in seiner Urform. Bei Miller heißt sie „Monoform“ und weist auf Joseph Albers. (Edison-Höfe, Invalidenstr. 117)

Gerhard Richter Abstract Illusion

12. April – 03. Mai 2014 GALERIE MICHAEL SCHULTZ BERLIN SEOUL BEIJING Mommsenstraße 34 · D -10629 Berlin (Germany) · Fon +49 (0)30 31 99 13 - 0 · Fax +49 (0)30 31 99 13 - 50 · office@galerie-schultz.de · www.galerie-schultz.de


4

5

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Gallery Weekend

Alle Ausstellungsorte auf einen Blick

Pa pp ela l

. str ann sem

S Greifswalder Str. ErnstThälmannPark

. er A llee

Sto

rko

tr.

PSM

AUREL SCHEIBLER

ige

rS

tr.

34

.

nstr.

nz

Str

r. Sc hu lst

Achraf Touloub. Der französisch-marokkanische Künstler, 1986 in Casablanca geboren, reflektiert in seinen akribischen Zeichnungen tradierte Bildauffassungen und ihre mögliche Verortung in einer globalisierten, hypervernetzten Welt. Paradox – er verlinkt, ja verwebt Zeit und Raum. (Potsdamer Straße 77–87)

tr.

Galerie Kamm

ald

24 Kow Berlin Neugerriemschneider Galerie Mehdi Chouakri Torstr. U Rosenthaler Platz hain 30 Gau drichs Fritzm Frie A KunstWerke SchlossHuttens 22 Kicken Berlin tr. 31 Galerie Nordenhake Volkspark Friedrichshain Park Galerie Neu Mierendorfplatz Galerie Eigen + Art 29 12 5 Turmstr. U RosaU 14 Eigen + Art Lab LuxemburgHaupt5 BQ U Oranienburger Tor U Turmstr. bahnhof Platz Kaiserin-Augusta-Allee U 13 Croy Nielsen . r WeinMe collectors room e st S U t S Alle 41 Sprüth Magers meisterstr. den oabi i l M t a Mo l Kraupager r A Oraniene Inv llst 25 Tuskany Zeidler Ora dsb r. nie burger Str. Platz der Lan nbu en Str rge Vereinten Nation Alt-Moa S . r bit Johnen Galerie Hackescher -Str. S U L t . r eve Schillingstr. h Markt st Alexanderplatz holtz ec 1 Bode Museum tzo 19 U Helm kn ws b S U Friedrichstr. tr. ie Kar 3 Alte rl-L l-Ma ee NationalKa Spr rx-A llee galerie Contemporary Fine Arts 10 Strausberger Platz Klosterstr. 37 Galerie Micky Schubert U U Peres John-Foster-Dulles-All e e Kunsthaus Lempertz U en nd Li n Brandenburger Tor de r te Project Un 32 Hansaplatz Alton g U 9 S ae we Str. U Jannowitzbrücke e e Weberwiese r h e ni Str c ahl Ju . aue U r s Str r i Str s 17 . de s p r. ö St z S S . Französische Str. Behrenstr. Fran Richard-Wagner-Platz Ott U Spree o-S ni 21 Kewenig uhr Hausvogteiplatz Str. des 17. Ju -All Tiergarten S 16 Gerhardsen Gerner ee U Stadtmitte Tiergarten Bismarckstr. Ho Mohrenstr. U Märkisches U lzm U Bismarckstr. U Museum U ark U Neuer See . Ernst-Reuter-Platz r t U tst s é U Deutsche Oper r. Lenn Spittelmarkt Ha Potsdamer r. Heinrich-Heine-Str. St er zig Galerie Thomas Schulte 40 ip Le rd S Tiergartenstr. Isabella Bortolozzi S Platz Galerie Max Hetzler 18 enb Ostbahnhof Galerie U er Zoologischer Garten 34 PSM gs VW Buchmann Galerie Neue tr. (Veneklasen/ NationalU Wilmersdorfer Str. Martin-Gropius-Bau Aurel Scheibler 7 Werner) 2 galerie 15 Konrad Fischer Galerie . r Str 4 e 35 t Zoologischer Garten s e R i chpie e 45 Kantstr. p r a 9 23 Warschauer Str. S e f Kö Charlottenburg tsc m Bud Savignyplatz 50 Zˇ ak I Branicka owu U Johann König pe hu E n g elda 4 Kochstr. U Lütz S U n S U f Mü er ick Galerie S Kurf hle er MendelsohnEsther Schipper 36 Galerie Michael Haas 17 ürst Wien n S s ens tr. tr. Carlier/Gebauer 11 Berlinische Galerie Bartholdy-Park 10 Moritzplatz Kurfürstendamm U 43 tr. Lukatsch 49 S Salon Dahlmann Arratia Beer 1 m U U 18 8 Galerie Max Hetzler O Anhalter p Galerie Michael Schultz ran Galerie Barbara Thumm 39 elh H iens Wittenbergplatz 27 Bahnhof Kunsthandel Société tr. 48 m Wolfgang Werner U m a d Schlesische Str. Meyer Riegger n e t 2 Guido W. Baudach s r fü r Ku Blain/Southern 3 Kleis U t 6 Galerie Buchholz str. 23 Sc U Adenauerplatz U Nollen- U Plan B Galerie hle U . r t 33 Möckernbrücke S . e r tr S e Gleisr z St. Agnes Johann König dorfplatz ge t r ur sis li nb a ze k Liet Kurfürstenstr. S Sommer U U U Kottbusser Tor dreieck ch 40 U Hallesches Tor e & Kohl Görlitzer Bahnhof Tanya Leighton Gallery 26 St Augsburger Platz U Gitschiner Str. U r. 44 Galerie Barbara Weiss Sassa Trülzsch 47 46 Wie Prinzenstr. U U n Spichernstr. Moeller Fine Art 28 er r. Bülowstr. Böcklerpark Wentrup Str Görlit St . zer er . tr L rs Par e a n ch n 12 Circus dweh Blü U Victoria-Luise-Platz k or r b k a nal s l u a Pallasstr. P Hohenzollernplatz Hohenstaufenstr. Schlesischer Goeb U enstr. U U Mehringdamm Busch Ma str. Konstanzer Str. k c y U bac Schönleinstr. U mm U S Yor a G h n d u eise n fer Güntzelstr. Urb naus ller Yorckstr. ans tr. nzo tr. e h U Ho U Galerie Neu 29 Gneisenaustr. U Kleistpark Fehrbelliner ldstr. Südstern Grunewa Platz U U U Bayerischer Platz Hasen Eisenacher Str. heide Monumentenstr. eif sw

Gr

rger

rsbu

Stromstr

.

Pete

35

Nadira Husain. Ein ephemeres Bodengemälde aus indischem „Holi“ (Puderfarbe) durchzieht den Galerieraum als Garten:„Le jardin est un tapis“. Die indisch-französische Künstlerin durchsetzt dieses Environment mit skulpturalen Elementen, verbindet indische Miniaturen mit heutigen Comics und macht beide plastisch erlebbar. (Köpenicker Straße 126)

Philip Guston (1913 – 1980), ein Meister des derb Grotesken, fasste zuerst als abstrakter Expressionist im New York der 1950er Fuß. Heute gilt er als Vorreiter der postmodernen figürlichen Malerei und des „Bad Painting.“ Filmscreening von „A Life Lived“: 3. und 4. Mai, filmkunst 66; 1. bis 7. Mai, Hackesche Höfe Kino. (Schöneberger Ufer 71)

ESTHER SCHIPPER

MICKY SCHUBERT

Paulstr

str.

sing

Les

nkl

.

Str

ger

ber

ten

rise r

. de r Pa

36

s ss Ro

Str

Ma

Lich

tr.

kens

Ebertstr.

Brüc

ue Ne

tr.

elms

Friedrichstr.

Wilh

Bac

rch

hst

r.

str.

tr.

Komun e

tr.

ins

Sp

ers

and

Fra

r.

st

Alex

en

ed

Fri

ree

.

Str.

Sömmeringstr.

David Ostrowski geht es in seinen Malereien um Oberflächen, Looks und um Begehren. Oder angeblich geht es um nichts. Geschult an der Digitalisierung bedient er sich in seinen abstrakten Großformaten am Repertoire der Moderne, des Informel und Minimal. Ein Fußabdruck muss reichen. (Karl-Marx-Allee 82)

rS

er

Brunne

Da

Galerie Neugerriemschneider

U Senefelder Platz

20

we

33

Volkspark Anton Saefkow

zlau

ns

30

nstr. Invalide

sw

eif

Gr

Ho

. Ho ch str

Schönhauser Allee

lee

Pa nk st r.

rte Ga

r.

.

m

tstr

.

Lind

37

Liam Gillick verweist in „Revenons à nos moutons“ auf zeitgenössische Wohn- und Arbeitsstätten und wie sie Arbeitskonditionen prägen, interaktiven Diskurs fördern oder behindern. Neben Text und Abstraktion ist sein neuer Film „Hamilton: A Film by Liam Gillick“ zu sehen, eine Hommage und Erkundung künstlerischer Praxis. (Schöneberger Ufer 65)

Maximilian Zentz Zlomovitz gibt in seinen Installationen dem Betrachter kleine abstrakte Tools als Imaginationsanreger oder Placebo mit. Der junge Berliner verknüpft metaphysische Parallelwelten mit dem Alltäglichen, ist selbst inspiriert von einer möglichen Cyber Anarchie, einem Pre Data Krieg im Internet und Hackerfantasien. (Bartningallee 2–4)

THOMAS SCHULTE

SOCIÉTÉ

lber

Ada

str.

Prin

zen

hes esc all fer U er of

Pot

Leipnizstr.

sda Str mer .

ens

tr.

Hei

nric

h-H

ein

e-S

tr.

tr.

Te

JOHNEN

tr.

tr.

rS

e ald

tr.

MAX HETZLER

Prenzlauer Allee S Gre llst r

rS

Danzig

Galerie Koal

llee

Arnulf Rainers frühe Übermalungen zeigen bereits das Ringen um die Schöpfung eines neuen Bildes, ob auf Leinwand oder Papier. Dennis Scholl fängt mit dem Bleistift in akribisch feinem Strich hyperrealistische Motivcollagen ein. Bildzitate, Elementemix und Formenmetamorphosen zeichnet er auf monumentale Papierformate (Niebuhrstr. 5)

Nordbahnhof S

rde

11

Hofjägera

Julian Opie nutzt das bewegte Bild für seine stilisierte Bildsprache und ikonischen Bewegungsexperimente: Weiß leuchtende Pferde galoppieren auf einem schmalen, schwarzen LED-Vries hintereinander weg; eine junge Frau stürmt auf einer stattlichen LED–Stele vorwärts, ohne von der Stelle zu kommen. (Holzmarktstr. 15–18)

U Bernauer Str.

6

.

er Str

r. r St

tr.

str

PLAN B

32

.

e

nau

Naturkundemuseum U

str

rle

Pe

. ssstr

ich-Str.

17

rS

e

rg be

tr.

Eberswalder Str. U

Ber

Schwartzkopfstr. U

ide

tr.

n Sicki

ns

se

Lie

He

Birkenstr. U

gens

Jungfernheide S U

r.

nsst Sieme

tr.

st ee ss

Westhafen U S Westhafen in-Str. ppste Ellen-E

r.

st

er

ll Se

. str nn No e F h rdafe n

rga

ert

tr.

es

Pren

an

Sta

llee

nk

e

Alle

U Voltastr.

U Reinickendorfer Str.

au

W

es

th

e af

Gus

Ch

m

Mauerpark

yer-

Me tav-

U Wedding S

ch

ena

am

Kaiser-Friedr

16

.

Str

Wi

ani

ht-D

al

Volkspark Humboldthain

S Humboldthain

tr. bric

Gleimstr.

tse

nss

rS

MICHAEL HAAS

U Leopoldstr.

gha

Os

owe

GERHARDSEN GERNER

r.

hen Rat

Magnus Plessen setzt bildliche Zeugnisse in Malerei um. So auch in den neuen Arbeiten, denen seine Auseinandersetzung mit der 1922 von Ernst Friedrich erstmals veröffentlichten Publikation „Krieg dem Kriege“ zugrunde liegt. Er hat Bildformen mit der Frage entwickelt, wie Malerei und Realität einander überlagern können. (Lindenstr. 35)

st

S U Gesundbrunnen

str.

ee

Tim Eitel entzieht oder abstrahiert jedes Bildsujet von seinem narrativen Raum und neigt dazu, es in der Stille und Dauer einzubetten, um es der Beobachtung und Variation auszusetzen. Die Griechin Despina Stokou installiert im Lab hochnervös übertextete Großformate als„The royal we“. Raffiniert collagiert und verwischt. (Auguststr. 11–13 und 26)

Lu

Amrumer Str. U

Beusselstr. S 15

xem

er

Lan

Str.

U Schönhauser Allee S

nen

ns

mm

h-O

A100

14

er

g bur

Behmstr.

n Bru

r. St

ze

Da

Heckerdamm

üll

er rum Am

öt

ler

KONRAD FISCHER

dric

M

e

Se

r. St

Pl

ink

Frie

. str

Wisbyer

U Pankstr.

r.

e ch

Hohenzollernkanal

Seestr. U

Str. ickendorfer Rein

ni s

A111

Uferhallen

st

Volkspark Rehberge

ika Afr

Weitere Galerien und Kunstorte

atw

EIGEN + ART

Hugh Scott-Douglas. Die Bedeutung und Metaphorik von Digitalisaten und das ästhetische Potential mechanischer Produktion zu erforschen, treiben den jungen New Yorker Künstler an: Er schrotet und schabt Geldscheine, macht sie in hochauflösenden Scans zu seinen „Chipped Bills“. (Weydingerstr. 10)

1

7

Nauener Platz U

Sa

Sadie Benning, Rochelle Feinstein, Eric Sidner flirten in ihren Videos, Installationen und Collagen mit den Absurditäten des Alltags, der vom Fluss seiner Metaphern, Codes und Umgangssprachen durchdrungen ist. Persönliches prallt auf Soziopolitisches, Mythologie auf Popkultur. (Obentrautstraße 21 / Haus 17)

13

Teilnehmer Gallery Weekend

d Ba

12

1

PERES PROJECTS

Ka st

CROY NIELSEN

Fö hr er S

CIRCUS

20

Simon Dybbroe Møeller führt uns durch Öffnungen, mechanische, medizinische, körperliche. In den Videos und Installationen von „Aperture&Orifice“geht es um Begehren, Essen, Schlucken, wie bei„Negative Plates“, Keramiktellern mit halb aufgegessenen Mahlzeiten, in Kunstharz gegossen. (Rosa-LuxemburgStr. 43/45 und Kurfürstenstr. 142)

21

Bertrand Lavier untersucht in seinen „Objets Paints“, die er seit den frühen 1980er-Jahren schafft, wie Dinge des Alltags, der Popkultur oder Kunstgeschichte zu Kunst werden können. Er malt Kühlschränke, Möbel, ein Klavier an, kombiniert sie aber auch zu neuen Wesenseinheiten. „Medley“, alles bleibt unvollendet. (Brüderstr. 10)

Structures & Surfaces. Die Gruppenausstellung versammelt Fotografien von Joachim Brohm, Charles Fréger, Jitka Hanzlová, Hans-Christian Schink, Alfred Seiland. Allesamt nähern sie sich sachlich-dokumentarisch ihren Objekten und zeigen Bilder von deren Oberflächen und Strukturen, auf denen sich das Wesentliche verdichtet. (Linienstr. 161a)

r.

Str

.

ldst

er

Bae rwa

KOW

23

Jessica Jackson Hutchins. Die amerikanische Künstlerin kombiniert in ihren farbenreichen Objekten im Haushalt gefundene mit von Hand geformten und bemalten Materialien. In der Alexandrinenstraße ist das Langzeitprojekt „Antiherbst“ von Konzeptkünstler Michael Sailstorfer zu sehen. (Dessauerstr. 6–7; Alexandrinenstr. 118–121)

KRAUPA-TUSKANY ZEIDLER

24

Chris Martin zog in den frühen 80erJahren nach Brooklyn. In seinen übermalten Materialcollagen versöhnt er die Erhabenheit deutscher Romantik mit dem amerikanischen Expressionismus. Gezeigt werden erstmals auch einige seiner als Bauzeichner entstandenen Werke. Martin engagierte sich früh schon in der Aidsbewegung. (Brunnenstr. 9)

25

Katja Novitskova. In ihrer neuen Ausstellung knüpft die Post-InternetKünstlerin an die vorherige an. Wieder geht es ihr um den Fluss menschlicher Aufmerksamkeit und um Evolution. Flache, überlebensgroße Foto-Cut-Outs von Tieren und Natur kombiniert Novitskova dieses Mal mit visualisierten Entwicklungskurven. (Karl-Liebknecht-Straße 29)

TANYA LEIGHTON

26

Robert und Trix Haussmann / Friedrich Kuhn. In Kooperation mit Herald St stellt Tanya Leighton Möbelentwürfen des Architektenpaars Robert und Trix Haussmann Gemälde von Friedrich Kuhn gegenüber. Im Dialog ergeben sich zwischen den Werken des gefeierten Duos und denen des kapriziösen Bohemiens viele Parallelen. (Kurfürstenstr. 156)

MEYER RIEGGER

27

Katinka Bock konzipiert ihre Arbeiten häufig vor Ort. Für ihre Idee von Materie formt sie Gegenstände situativ aus Stein, Ton, Sand, Kreide oder Metall. Der Akt der Balance ist dabei ebenso entscheidend wie die Spuren, die im Schaffensprozess entstanden sind und die Objekte so zu Erinnerungsträgern machen. (Friedrichstraße 235)

gau

MOELLER FINE ART

28

Pravoslav Sovak befasst sich seit 1958 mit den Möglichkeiten der Radierung, deren Techniken er seitdem ständig weiterentwickelt. Radierungen schließt er zu Werkzyklen mit politischen Sujets zusammen, Wüstenund Küstenlandschaften zu „Museumsblättern“. Die Collagen 2011-13 betrachtet er als sein visuelles Tagebuch. (Tempelhofer Ufer 11)

NEU

NEUGERRIEMSCHNEIDER

29

Alex Hubbard. Der New Yorker Künstler interpretiert in universellen VideoArbeiten seine Praxis des Entstehens von Skulpturen und Bildern: Alles ist Aktionsfeld und ein jedes ist Teil von allem. Er verquickt die Medien, sieht auch den Malprozess als performativen Akt und macht ihn zu Allegorien auf den Alltag. (Linienstr. 119 ABC; Mehringdamm 72)

39

Glo

.

rst r

nie

Pan

gdamm

Katzbachstr.

38

Museum Dahlem

JOHANN KÖNIG

22

Mehrin

Uhlandstr.

Kons ta

Martin-Luther-Str.

KICKEN

14

amm

KEWENIG

Haus am Waldsee

D ser bus

KAMM

13

Kott

David Claerbout. Manipulationen gefundener Bilder sind die Spezialität des belgischen Künstlers. Für „Oil workers“ hat David Claerbout ein kleines JPG, das Arbeiter einer Ölfirma zeigt, die sich bei Monsunregen unterstellen, mittels 3D-Techniken in ein Video verwandelt, das sich mit Zeit, Warten und Produktivität auseinandersetzt. (Marienstr. 10)

nzer S tr.

Uf

Robert Holyhead. Intim und nachdenklich erscheint seine Malerei, unfertig, fragmentarisch. Malen ist für ihn wie das Erlernen einer Sprache und steht vor der Abstraktion an sich. Richard Phillips setzt sich in seiner Malerei ironisch und kritisch mit Massenmedien, Bildproduktion und ihrer heutigen Rolle auseinander. (Goethestr. 2/3; Bleibtreustr. 45)

Bundesallee

. che Str nburgis

Brande

19

18

30

Pae White „Orllegro“ fordert mit Lichtquellen und Duftessenzen, die den Galerieraum durchziehen, die Sinneswahrnehmung heraus. Thomas Bayrle und Harald Pridgar greifen mit „Indian cucumbers dedicated to Michel Majerus“ ein Werkmotiv von Majerus auf und schaffen eine weitläufige Wandarbeit. (Lindenstr. 155; Knaackstr. 12)

NORDENHAKE

31

Paul Fägerskiöld. Nur oberflächlich monochrom verändern die Malereien der Serie „Silent Spring“ihr Erscheinen je nach Betrachterstandpunkt. Mit seinem raffiniert polychromatischen Pointillismus aus Acrylfarbenschichten untersucht der junge Schwede Impressionismus und Farbfeldmalerei als Theorie, Erkenntnis und Sprache. (Lindenstr. 34)

Gordon Matta-Clark. Der New Yorker Künstler-Architekt zersägte in den 70er-Jahren ganze Häuser, seine Eingriffe in urbane Lebenswelten hat er auf Videos festgehalten. Dieter Appelt schuf für den neun Meter hohen Galerieturm die „Fig. 3 Erinnerungsspur“, eine metrische, kontrapunktuell orchestrierte Skulptur plus Wandnotation. (Charlottenstr. 24)

Ned Vena. Spielerisch geht der Amerikaner für seine Kunstproduktion mit computerisierten Maschinen um. Im Sinne einer Pop-up-Utopie, in der der Fabrikarbeiter die Produktionslinie besitzt, die ihn zuvor versklavte. Tattoo-gemusterte Klebefolie wird zum Bild, mit dem Plotter ausgeschnittene Klebebänder zur Zeichnung. (Genthiner Str. 36)

SOMMER & KOHL

SPRÜTH MAGERS

40

Andreas Eriksson. In den von der Decke bis zum Boden reichenden Gemälden des schwedischen Künstlers spiegelt sich die abgeschiedene Natur seiner Heimat wider. Eriksson nimmt dabei Bezug auf die Traditionen der Landschaftsmalerei, ergänzt diese jedoch mit seinem subjektiven, entschleunigten Blick. (Kurfürstenstr. 13/14)

41

Reinhard Mucha; Philip-Lorca DiCorcia; Peter Fischli / David Weiss. Philip-Lorca diCorcia ließ für seine Fotoserie „Hustlers“ Anfang der 1990er in LA männliche Prostituierte posieren. Reinhard Mucha zeigt sein Werkensemble „Frankfurter Block“, Peter Fischli und David Weiss „Eine Ansammlung von Gegenständen“. (Oranienburger Str. 18)


4

5

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Gallery Weekend

Alle Ausstellungsorte auf einen Blick

Pa pp ela l

. str ann sem

S Greifswalder Str. ErnstThälmannPark

. er A llee

Sto

rko

tr.

PSM

AUREL SCHEIBLER

ige

rS

tr.

34

.

nstr.

nz

Str

r. Sc hu lst

Achraf Touloub. Der französisch-marokkanische Künstler, 1986 in Casablanca geboren, reflektiert in seinen akribischen Zeichnungen tradierte Bildauffassungen und ihre mögliche Verortung in einer globalisierten, hypervernetzten Welt. Paradox – er verlinkt, ja verwebt Zeit und Raum. (Potsdamer Straße 77–87)

tr.

Galerie Kamm

ald

24 Kow Berlin Neugerriemschneider Galerie Mehdi Chouakri Torstr. U Rosenthaler Platz hain 30 Gau drichs Fritzm Frie A KunstWerke SchlossHuttens 22 Kicken Berlin tr. 31 Galerie Nordenhake Volkspark Friedrichshain Park Galerie Neu Mierendorfplatz Galerie Eigen + Art 29 12 5 Turmstr. U RosaU 14 Eigen + Art Lab LuxemburgHaupt5 BQ U Oranienburger Tor U Turmstr. bahnhof Platz Kaiserin-Augusta-Allee U 13 Croy Nielsen . r WeinMe collectors room e st S U t S Alle 41 Sprüth Magers meisterstr. den oabi i l M t a Mo l Kraupager r A Oraniene Inv llst 25 Tuskany Zeidler Ora dsb r. nie burger Str. Platz der Lan nbu en Str rge Vereinten Nation Alt-Moa S . r bit Johnen Galerie Hackescher -Str. S U L t . r eve Schillingstr. h Markt st Alexanderplatz holtz ec 1 Bode Museum tzo 19 U Helm kn ws b S U Friedrichstr. tr. ie Kar 3 Alte rl-L l-Ma ee NationalKa Spr rx-A llee galerie Contemporary Fine Arts 10 Strausberger Platz Klosterstr. 37 Galerie Micky Schubert U U Peres John-Foster-Dulles-All e e Kunsthaus Lempertz U en nd Li n Brandenburger Tor de r te Project Un 32 Hansaplatz Alton g U 9 S ae we Str. U Jannowitzbrücke e e Weberwiese r h e ni Str c ahl Ju . aue U r s Str r i Str s 17 . de s p r. ö St z S S . Französische Str. Behrenstr. Fran Richard-Wagner-Platz Ott U Spree o-S ni 21 Kewenig uhr Hausvogteiplatz Str. des 17. Ju -All Tiergarten S 16 Gerhardsen Gerner ee U Stadtmitte Tiergarten Bismarckstr. Ho Mohrenstr. U Märkisches U lzm U Bismarckstr. U Museum U ark U Neuer See . Ernst-Reuter-Platz r t U tst s é U Deutsche Oper r. Lenn Spittelmarkt Ha Potsdamer r. Heinrich-Heine-Str. St er zig Galerie Thomas Schulte 40 ip Le rd S Tiergartenstr. Isabella Bortolozzi S Platz Galerie Max Hetzler 18 enb Ostbahnhof Galerie U er Zoologischer Garten 34 PSM gs VW Buchmann Galerie Neue tr. (Veneklasen/ NationalU Wilmersdorfer Str. Martin-Gropius-Bau Aurel Scheibler 7 Werner) 2 galerie 15 Konrad Fischer Galerie . r Str 4 e 35 t Zoologischer Garten s e R i chpie e 45 Kantstr. p r a 9 23 Warschauer Str. S e f Kö Charlottenburg tsc m Bud Savignyplatz 50 Zˇ ak I Branicka owu U Johann König pe hu E n g elda 4 Kochstr. U Lütz S U n S U f Mü er ick Galerie S Kurf hle er MendelsohnEsther Schipper 36 Galerie Michael Haas 17 ürst Wien n S s ens tr. tr. Carlier/Gebauer 11 Berlinische Galerie Bartholdy-Park 10 Moritzplatz Kurfürstendamm U 43 tr. Lukatsch 49 S Salon Dahlmann Arratia Beer 1 m U U 18 8 Galerie Max Hetzler O Anhalter p Galerie Michael Schultz ran Galerie Barbara Thumm 39 elh H iens Wittenbergplatz 27 Bahnhof Kunsthandel Société tr. 48 m Wolfgang Werner U m a d Schlesische Str. Meyer Riegger n e t 2 Guido W. Baudach s r fü r Ku Blain/Southern 3 Kleis U t 6 Galerie Buchholz str. 23 Sc U Adenauerplatz U Nollen- U Plan B Galerie hle U . r t 33 Möckernbrücke S . e r tr S e Gleisr z St. Agnes Johann König dorfplatz ge t r ur sis li nb a ze k Liet Kurfürstenstr. S Sommer U U U Kottbusser Tor dreieck ch 40 U Hallesches Tor e & Kohl Görlitzer Bahnhof Tanya Leighton Gallery 26 St Augsburger Platz U Gitschiner Str. U r. 44 Galerie Barbara Weiss Sassa Trülzsch 47 46 Wie Prinzenstr. U U n Spichernstr. Moeller Fine Art 28 er r. Bülowstr. Böcklerpark Wentrup Str Görlit St . zer er . tr L rs Par e a n ch n 12 Circus dweh Blü U Victoria-Luise-Platz k or r b k a nal s l u a Pallasstr. P Hohenzollernplatz Hohenstaufenstr. Schlesischer Goeb U enstr. U U Mehringdamm Busch Ma str. Konstanzer Str. k c y U bac Schönleinstr. U mm U S Yor a G h n d u eise n fer Güntzelstr. Urb naus ller Yorckstr. ans tr. nzo tr. e h U Ho U Galerie Neu 29 Gneisenaustr. U Kleistpark Fehrbelliner ldstr. Südstern Grunewa Platz U U U Bayerischer Platz Hasen Eisenacher Str. heide Monumentenstr. eif sw

Gr

rger

rsbu

Stromstr

.

Pete

35

Nadira Husain. Ein ephemeres Bodengemälde aus indischem „Holi“ (Puderfarbe) durchzieht den Galerieraum als Garten:„Le jardin est un tapis“. Die indisch-französische Künstlerin durchsetzt dieses Environment mit skulpturalen Elementen, verbindet indische Miniaturen mit heutigen Comics und macht beide plastisch erlebbar. (Köpenicker Straße 126)

Philip Guston (1913 – 1980), ein Meister des derb Grotesken, fasste zuerst als abstrakter Expressionist im New York der 1950er Fuß. Heute gilt er als Vorreiter der postmodernen figürlichen Malerei und des „Bad Painting.“ Filmscreening von „A Life Lived“: 3. und 4. Mai, filmkunst 66; 1. bis 7. Mai, Hackesche Höfe Kino. (Schöneberger Ufer 71)

ESTHER SCHIPPER

MICKY SCHUBERT

Paulstr

str.

sing

Les

nkl

.

Str

ger

ber

ten

rise r

. de r Pa

36

s ss Ro

Str

Ma

Lich

tr.

kens

Ebertstr.

Brüc

ue Ne

tr.

elms

Friedrichstr.

Wilh

Bac

rch

hst

r.

str.

tr.

Komun e

tr.

ins

Sp

ers

and

Fra

r.

st

Alex

en

ed

Fri

ree

.

Str.

Sömmeringstr.

David Ostrowski geht es in seinen Malereien um Oberflächen, Looks und um Begehren. Oder angeblich geht es um nichts. Geschult an der Digitalisierung bedient er sich in seinen abstrakten Großformaten am Repertoire der Moderne, des Informel und Minimal. Ein Fußabdruck muss reichen. (Karl-Marx-Allee 82)

rS

er

Brunne

Da

Galerie Neugerriemschneider

U Senefelder Platz

20

we

33

Volkspark Anton Saefkow

zlau

ns

30

nstr. Invalide

sw

eif

Gr

Ho

. Ho ch str

Schönhauser Allee

lee

Pa nk st r.

rte Ga

r.

.

m

tstr

.

Lind

37

Liam Gillick verweist in „Revenons à nos moutons“ auf zeitgenössische Wohn- und Arbeitsstätten und wie sie Arbeitskonditionen prägen, interaktiven Diskurs fördern oder behindern. Neben Text und Abstraktion ist sein neuer Film „Hamilton: A Film by Liam Gillick“ zu sehen, eine Hommage und Erkundung künstlerischer Praxis. (Schöneberger Ufer 65)

Maximilian Zentz Zlomovitz gibt in seinen Installationen dem Betrachter kleine abstrakte Tools als Imaginationsanreger oder Placebo mit. Der junge Berliner verknüpft metaphysische Parallelwelten mit dem Alltäglichen, ist selbst inspiriert von einer möglichen Cyber Anarchie, einem Pre Data Krieg im Internet und Hackerfantasien. (Bartningallee 2–4)

THOMAS SCHULTE

SOCIÉTÉ

lber

Ada

str.

Prin

zen

hes esc all fer U er of

Pot

Leipnizstr.

sda Str mer .

ens

tr.

Hei

nric

h-H

ein

e-S

tr.

tr.

Te

JOHNEN

tr.

tr.

rS

e ald

tr.

MAX HETZLER

Prenzlauer Allee S Gre llst r

rS

Danzig

Galerie Koal

llee

Arnulf Rainers frühe Übermalungen zeigen bereits das Ringen um die Schöpfung eines neuen Bildes, ob auf Leinwand oder Papier. Dennis Scholl fängt mit dem Bleistift in akribisch feinem Strich hyperrealistische Motivcollagen ein. Bildzitate, Elementemix und Formenmetamorphosen zeichnet er auf monumentale Papierformate (Niebuhrstr. 5)

Nordbahnhof S

rde

11

Hofjägera

Julian Opie nutzt das bewegte Bild für seine stilisierte Bildsprache und ikonischen Bewegungsexperimente: Weiß leuchtende Pferde galoppieren auf einem schmalen, schwarzen LED-Vries hintereinander weg; eine junge Frau stürmt auf einer stattlichen LED–Stele vorwärts, ohne von der Stelle zu kommen. (Holzmarktstr. 15–18)

U Bernauer Str.

6

.

er Str

r. r St

tr.

str

PLAN B

32

.

e

nau

Naturkundemuseum U

str

rle

Pe

. ssstr

ich-Str.

17

rS

e

rg be

tr.

Eberswalder Str. U

Ber

Schwartzkopfstr. U

ide

tr.

n Sicki

ns

se

Lie

He

Birkenstr. U

gens

Jungfernheide S U

r.

nsst Sieme

tr.

st ee ss

Westhafen U S Westhafen in-Str. ppste Ellen-E

r.

st

er

ll Se

. str nn No e F h rdafe n

rga

ert

tr.

es

Pren

an

Sta

llee

nk

e

Alle

U Voltastr.

U Reinickendorfer Str.

au

W

es

th

e af

Gus

Ch

m

Mauerpark

yer-

Me tav-

U Wedding S

ch

ena

am

Kaiser-Friedr

16

.

Str

Wi

ani

ht-D

al

Volkspark Humboldthain

S Humboldthain

tr. bric

Gleimstr.

tse

nss

rS

MICHAEL HAAS

U Leopoldstr.

gha

Os

owe

GERHARDSEN GERNER

r.

hen Rat

Magnus Plessen setzt bildliche Zeugnisse in Malerei um. So auch in den neuen Arbeiten, denen seine Auseinandersetzung mit der 1922 von Ernst Friedrich erstmals veröffentlichten Publikation „Krieg dem Kriege“ zugrunde liegt. Er hat Bildformen mit der Frage entwickelt, wie Malerei und Realität einander überlagern können. (Lindenstr. 35)

st

S U Gesundbrunnen

str.

ee

Tim Eitel entzieht oder abstrahiert jedes Bildsujet von seinem narrativen Raum und neigt dazu, es in der Stille und Dauer einzubetten, um es der Beobachtung und Variation auszusetzen. Die Griechin Despina Stokou installiert im Lab hochnervös übertextete Großformate als„The royal we“. Raffiniert collagiert und verwischt. (Auguststr. 11–13 und 26)

Lu

Amrumer Str. U

Beusselstr. S 15

xem

er

Lan

Str.

U Schönhauser Allee S

nen

ns

mm

h-O

A100

14

er

g bur

Behmstr.

n Bru

r. St

ze

Da

Heckerdamm

üll

er rum Am

öt

ler

KONRAD FISCHER

dric

M

e

Se

r. St

Pl

ink

Frie

. str

Wisbyer

U Pankstr.

r.

e ch

Hohenzollernkanal

Seestr. U

Str. ickendorfer Rein

ni s

A111

Uferhallen

st

Volkspark Rehberge

ika Afr

Weitere Galerien und Kunstorte

atw

EIGEN + ART

Hugh Scott-Douglas. Die Bedeutung und Metaphorik von Digitalisaten und das ästhetische Potential mechanischer Produktion zu erforschen, treiben den jungen New Yorker Künstler an: Er schrotet und schabt Geldscheine, macht sie in hochauflösenden Scans zu seinen „Chipped Bills“. (Weydingerstr. 10)

1

7

Nauener Platz U

Sa

Sadie Benning, Rochelle Feinstein, Eric Sidner flirten in ihren Videos, Installationen und Collagen mit den Absurditäten des Alltags, der vom Fluss seiner Metaphern, Codes und Umgangssprachen durchdrungen ist. Persönliches prallt auf Soziopolitisches, Mythologie auf Popkultur. (Obentrautstraße 21 / Haus 17)

13

Teilnehmer Gallery Weekend

d Ba

12

1

PERES PROJECTS

Ka st

CROY NIELSEN

Fö hr er S

CIRCUS

20

Simon Dybbroe Møeller führt uns durch Öffnungen, mechanische, medizinische, körperliche. In den Videos und Installationen von „Aperture&Orifice“geht es um Begehren, Essen, Schlucken, wie bei„Negative Plates“, Keramiktellern mit halb aufgegessenen Mahlzeiten, in Kunstharz gegossen. (Rosa-LuxemburgStr. 43/45 und Kurfürstenstr. 142)

21

Bertrand Lavier untersucht in seinen „Objets Paints“, die er seit den frühen 1980er-Jahren schafft, wie Dinge des Alltags, der Popkultur oder Kunstgeschichte zu Kunst werden können. Er malt Kühlschränke, Möbel, ein Klavier an, kombiniert sie aber auch zu neuen Wesenseinheiten. „Medley“, alles bleibt unvollendet. (Brüderstr. 10)

Structures & Surfaces. Die Gruppenausstellung versammelt Fotografien von Joachim Brohm, Charles Fréger, Jitka Hanzlová, Hans-Christian Schink, Alfred Seiland. Allesamt nähern sie sich sachlich-dokumentarisch ihren Objekten und zeigen Bilder von deren Oberflächen und Strukturen, auf denen sich das Wesentliche verdichtet. (Linienstr. 161a)

r.

Str

.

ldst

er

Bae rwa

KOW

23

Jessica Jackson Hutchins. Die amerikanische Künstlerin kombiniert in ihren farbenreichen Objekten im Haushalt gefundene mit von Hand geformten und bemalten Materialien. In der Alexandrinenstraße ist das Langzeitprojekt „Antiherbst“ von Konzeptkünstler Michael Sailstorfer zu sehen. (Dessauerstr. 6–7; Alexandrinenstr. 118–121)

KRAUPA-TUSKANY ZEIDLER

24

Chris Martin zog in den frühen 80erJahren nach Brooklyn. In seinen übermalten Materialcollagen versöhnt er die Erhabenheit deutscher Romantik mit dem amerikanischen Expressionismus. Gezeigt werden erstmals auch einige seiner als Bauzeichner entstandenen Werke. Martin engagierte sich früh schon in der Aidsbewegung. (Brunnenstr. 9)

25

Katja Novitskova. In ihrer neuen Ausstellung knüpft die Post-InternetKünstlerin an die vorherige an. Wieder geht es ihr um den Fluss menschlicher Aufmerksamkeit und um Evolution. Flache, überlebensgroße Foto-Cut-Outs von Tieren und Natur kombiniert Novitskova dieses Mal mit visualisierten Entwicklungskurven. (Karl-Liebknecht-Straße 29)

TANYA LEIGHTON

26

Robert und Trix Haussmann / Friedrich Kuhn. In Kooperation mit Herald St stellt Tanya Leighton Möbelentwürfen des Architektenpaars Robert und Trix Haussmann Gemälde von Friedrich Kuhn gegenüber. Im Dialog ergeben sich zwischen den Werken des gefeierten Duos und denen des kapriziösen Bohemiens viele Parallelen. (Kurfürstenstr. 156)

MEYER RIEGGER

27

Katinka Bock konzipiert ihre Arbeiten häufig vor Ort. Für ihre Idee von Materie formt sie Gegenstände situativ aus Stein, Ton, Sand, Kreide oder Metall. Der Akt der Balance ist dabei ebenso entscheidend wie die Spuren, die im Schaffensprozess entstanden sind und die Objekte so zu Erinnerungsträgern machen. (Friedrichstraße 235)

gau

MOELLER FINE ART

28

Pravoslav Sovak befasst sich seit 1958 mit den Möglichkeiten der Radierung, deren Techniken er seitdem ständig weiterentwickelt. Radierungen schließt er zu Werkzyklen mit politischen Sujets zusammen, Wüstenund Küstenlandschaften zu „Museumsblättern“. Die Collagen 2011-13 betrachtet er als sein visuelles Tagebuch. (Tempelhofer Ufer 11)

NEU

NEUGERRIEMSCHNEIDER

29

Alex Hubbard. Der New Yorker Künstler interpretiert in universellen VideoArbeiten seine Praxis des Entstehens von Skulpturen und Bildern: Alles ist Aktionsfeld und ein jedes ist Teil von allem. Er verquickt die Medien, sieht auch den Malprozess als performativen Akt und macht ihn zu Allegorien auf den Alltag. (Linienstr. 119 ABC; Mehringdamm 72)

39

Glo

.

rst r

nie

Pan

gdamm

Katzbachstr.

38

Museum Dahlem

JOHANN KÖNIG

22

Mehrin

Uhlandstr.

Kons ta

Martin-Luther-Str.

KICKEN

14

amm

KEWENIG

Haus am Waldsee

D ser bus

KAMM

13

Kott

David Claerbout. Manipulationen gefundener Bilder sind die Spezialität des belgischen Künstlers. Für „Oil workers“ hat David Claerbout ein kleines JPG, das Arbeiter einer Ölfirma zeigt, die sich bei Monsunregen unterstellen, mittels 3D-Techniken in ein Video verwandelt, das sich mit Zeit, Warten und Produktivität auseinandersetzt. (Marienstr. 10)

nzer S tr.

Uf

Robert Holyhead. Intim und nachdenklich erscheint seine Malerei, unfertig, fragmentarisch. Malen ist für ihn wie das Erlernen einer Sprache und steht vor der Abstraktion an sich. Richard Phillips setzt sich in seiner Malerei ironisch und kritisch mit Massenmedien, Bildproduktion und ihrer heutigen Rolle auseinander. (Goethestr. 2/3; Bleibtreustr. 45)

Bundesallee

. che Str nburgis

Brande

19

18

30

Pae White „Orllegro“ fordert mit Lichtquellen und Duftessenzen, die den Galerieraum durchziehen, die Sinneswahrnehmung heraus. Thomas Bayrle und Harald Pridgar greifen mit „Indian cucumbers dedicated to Michel Majerus“ ein Werkmotiv von Majerus auf und schaffen eine weitläufige Wandarbeit. (Lindenstr. 155; Knaackstr. 12)

NORDENHAKE

31

Paul Fägerskiöld. Nur oberflächlich monochrom verändern die Malereien der Serie „Silent Spring“ihr Erscheinen je nach Betrachterstandpunkt. Mit seinem raffiniert polychromatischen Pointillismus aus Acrylfarbenschichten untersucht der junge Schwede Impressionismus und Farbfeldmalerei als Theorie, Erkenntnis und Sprache. (Lindenstr. 34)

Gordon Matta-Clark. Der New Yorker Künstler-Architekt zersägte in den 70er-Jahren ganze Häuser, seine Eingriffe in urbane Lebenswelten hat er auf Videos festgehalten. Dieter Appelt schuf für den neun Meter hohen Galerieturm die „Fig. 3 Erinnerungsspur“, eine metrische, kontrapunktuell orchestrierte Skulptur plus Wandnotation. (Charlottenstr. 24)

Ned Vena. Spielerisch geht der Amerikaner für seine Kunstproduktion mit computerisierten Maschinen um. Im Sinne einer Pop-up-Utopie, in der der Fabrikarbeiter die Produktionslinie besitzt, die ihn zuvor versklavte. Tattoo-gemusterte Klebefolie wird zum Bild, mit dem Plotter ausgeschnittene Klebebänder zur Zeichnung. (Genthiner Str. 36)

SOMMER & KOHL

SPRÜTH MAGERS

40

Andreas Eriksson. In den von der Decke bis zum Boden reichenden Gemälden des schwedischen Künstlers spiegelt sich die abgeschiedene Natur seiner Heimat wider. Eriksson nimmt dabei Bezug auf die Traditionen der Landschaftsmalerei, ergänzt diese jedoch mit seinem subjektiven, entschleunigten Blick. (Kurfürstenstr. 13/14)

41

Reinhard Mucha; Philip-Lorca DiCorcia; Peter Fischli / David Weiss. Philip-Lorca diCorcia ließ für seine Fotoserie „Hustlers“ Anfang der 1990er in LA männliche Prostituierte posieren. Reinhard Mucha zeigt sein Werkensemble „Frankfurter Block“, Peter Fischli und David Weiss „Eine Ansammlung von Gegenständen“. (Oranienburger Str. 18)


6

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

Gallery Weekend

G

erade zurück aus Baku, fliegt Michael Schultz wenige Stunden später nach Südkorea, dann noch zur Art Cologne. Mut zum Risiko und mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Kunstbetrieb prägen sein Galeristenleben. In Berlin betreibt er zwei Galerien, 2006 eröffnete er eine weitere in Seoul, 2007 eine in Peking.

„Wir verstecken uns nicht“

Herr Schultz, Sie sind nur zwei Tage in Berlin. Da brauchen Sie gute Mitarbeiter? Wir sind ein tolles Team. Das ginge auch gar nicht anders. Jeder hat seine Aufgabe. In unserer Firma gibt es keine herausragende Hierarchie. Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, soll im Betrieb große Selbstständigkeit herrschen. Einer muss halt die Verantwortung tragen und letztlich für alles gerade stehen. Aber das läuft gut! Mit wie vielen Leuten arbeiten Sie? Hier in Berlin sind wir acht, in China zwei und in Korea drei. Dort waren es schon mal mehr, es hat sich aber reduziert, weil der koreanische Kunstmarkt unglaublich kompliziert ist und schwankend. Die ganze Gesellschaft ist so strukturiert. Der Kunstmarkt hat viele Dellen bekommen im letzten Jahrzehnt. Es gibt zwar einige Sammlungen, die einen guten Stand haben, aber unter den koreanischen Kunstkäufern sind 90 Prozent, die dealen. Sie sind happy, wenn sie 100 Euro verdienen. So ist ständig etwas in Bewegung – in einer ungünstigen Schwingung. Im Moment gibt es wieder Anzeichen für einen Ruf nach Kunst – da sind sie alle nervös und kaufen. Das schafft Euphorie, man freut sich auch, wenn was passiert. Aber die Erfahrungen zeigen, dass es nicht lange anhält. Deshalb haben wir unser Programm in Korea auf nur noch einen Showroom reduziert, wo wir Kunsthandelsware präsentieren und ein, zwei Ausstellungen von jungen Künstlern machen – bis sich der Markt wieder stabilisiert. Und trotzdem bleiben Sie dort vertreten? Es gibt sehr gute Verbindungen. Ich will das gar nicht verteufeln – Korea bleibt nach wie vor für mich ein interessantes Land. Wir sind da fest verhaftet und werden das auch bleiben, aber mit einem anderen Kostenapparat. Es gab auch eine Messe, mit deren Beginn ich sehr viel zu tun hatte, mittlerweile gibt es zehn Messen in Korea. Das ist inflationär, ein so kleines Land verträgt das nicht. Die Messen können die Aussteller gar nicht ernähren. Bei uns ist es ähnlich. Aber dort ist es noch viel schlimmer. Korea ist zwar ein kleines Land, aber ist es im großen ostasiatischen Raum nicht in regem Austausch mit China und Japan? Es kriselt ja dort überall. Der japanische Kunstmarkt ist ähnlich kompliziert wie der koreanische. Obwohl die etwas weiter sind. Der japanische Kunstmarkt, der mal ganz oben war, hat sich seit sieben Jahren nicht

Schon zu West-Berliner Zeiten war Michael Schultz Galerist mit Räumen in Charlottenburg. Unermüdlich bricht er auf zu neuen Kunst-Ufern, wie jetzt nach Baku. Mit ihm sprachen wir über Südkorea, die aserbaidschanische Kunstszene – und darüber, dass Berlin eine Messe braucht. IRMGARD BERNER

6 Die bunte Papierschnipselcollage „Mobiler Raum im Garten I“ der koreanischen Künstlerin SEO hing bis vor Kurzem noch bei Galerist

Michael Schultz im Büro. Inzwischen ist das Bild verkauft. Zum Gallery Weekend gibt es Gerhard Richters „Abstract Illusion“ in seiner Galerie zu sehen.

mehr richtig erholt und entwickelt sich nicht. Es gibt viel und preiswertes Geld. Die Leute, die was davon verstehen, spekulieren mit Kunst – was auch nicht schlecht ist. Sie kommen gerade aus Baku. Pflegen Sie schon länger Beziehungen dorthin? Das sind Anfänge, ich war jetzt das zweite Mal dort. Die Stadt verändert sich gerade sehr – mit sanfter Gewalt. Für große Museumsbauten laden sie namhafte Architekten ein, gehen aber behutsam mit den Beständen um. Man denkt ja sofort an Abu Dhabi, Dubai oder andere Städte der arabischen Länder. Aber hier zeigt man ein erstaunliches Fingerspitzengefühl, das alte herrschaftliche Baku zu erhalten. Der Wohlstand ist sichtbar und auch die Geschichte. Was charakterisiert die junge aserbaidschanische Kunstszene? Im Museum of Modern Art findet man einen sehr interessanten Einblick, es ist voll

mit aktueller Kunst aserbaidschanischer Künstler. Und das neue Ausstellungscenter von Zaha Hadid zeigt gerade die Ausstellung „Fly to Baku“, die hier in Berlin auch bei mecollectors gezeigt wurde. Sie hat einen spannenden Fokus auf die angesagten, nicht nur die jungen Künstler. Man muss sie natürlich vor dem Hintergrund der Landeskultur und der jungen Geschichte des aserbaidschanischen Volkes sehen und nicht, wo sie kompatibel mit westlicher Kunst ist. Die sind auf einem sehr guten Weg. Welche Interessen verfolgen Sie, wollen Sie eine Galerie eröffnen? Ich wurde vor längerer Zeit von einem Politiker aus Baku angesprochen, ob wir nicht Interesse an einem Kunsttransfer hätten, um Kunst aus Deutschland zu zeigen und umgekehrt. So hat sich herauskristallisiert, dass wir im September hier den Künstler Alif Aziz vorstellen. Er hat die lange Leidensgeschichte Aserbaidschans miterlebt.

Wie sehen Sie das Gallery Weekend? Ist es denn wichtig, oder halten Sie sich da lieber raus? Das ist schon eine tolle Einrichtung! Ich bin ja nie dabei gewesen, habe ein Mal mit denen telefoniert – ein müdes Telefonat, daraufhin habe ich meine weiteren Bemühungen eingestellt. Es gibt auch in der Welt der Kunst Kollegen, die meinen, sie haben das Rad erfunden. Entstanden ist es ja als Konkurrenz zur Berliner Kunstmesse Artforum, wie die „abc“ auch. Ich finde es schade, dass man nicht an einem Strang zieht und eine hochkarätige Veranstaltung in Berlin anvisiert, stattdessen Konkurrenz – andererseits kommen komische Fragen, wenn man nicht gelistet ist. Aber ich sehe das ganz locker, wir sind nicht darauf angewiesen. Wir machen zweiVeranstaltungen bei uns, ein hochkarätig besetztes Meeting zwischen Industrieführern und unseren Künstlern Cornelia Schleime, SEO, MaikWolff, Bernd Kirschner. Ein Abendessen mit dem Dialog „Manage-

ment meets Arts“, sodass beide Seiten voneinander lernen. Wir bringen uns ein, laden unsere Sammler ein, verstecken uns also nicht. Wo sehen Sie den Stellenwert von Berlin ? Berlin hat einiges versäumt, aber die Stadt hat ein Wahnsinnspotenzial! Diese kreative Energie, die die Stadt beseelt, müsste man besser bündeln. Wir brauchen hier nicht im Frühjahr ein Techtelmechtel, wo 700 Leute in die Stadt kommen und im Herbst dasselbe noch einmal. Wir brauchen hier eindeutig ein ganz großes Event, in das alle Energie gepackt wird. Damit die Stadt ganz schnell wieder da ist, wo sie hingehört, nämlich zu den Tops der Kunstwelt! Das Gespräch führte Irmgard Berner. Galerie Schultz, Mommsenstraße 34. Di–Fr 10–19/Sa 10–14 Uhr

E N G L I S H

Galerie Max Hetzler Darren Almond Glenn Brown André Butzer Rineke Dijkstra Jeff Elrod Günther Förg Robert Grosvenor Mona Hatoum Robert Holyhead Jeff Koons Vera Lutter Marepe Beatriz Milhazes Joan Mitchell Ernesto Neto Christoph Niemann Frank Nitsche Navid Nuur Albert Oehlen Yves Oppenheim Richard Phillips Michael Raedecker Bridget Riley Thomas Struth Edmund de Waal Rebecca Warren Christopher Wool Toby Ziegler maxhetzler.com

Vorbesichtigung in Berlin .–. Mai,  –  Uhr Highlights unserer Auktionen Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst, Photographie, Alte Meister, Schmuck, Silber, Porzellan, Asiatische Kunst Matinée am Sonntag, . Mai ,  Uhr „Ars ex machina?“ Wie das iPad den Kunstbegriff verändert. Dr. Jeannot Simmen Sigmar Polke. Aus: ...Höhere Wesen befehlen. 1968. Aquarell Auktion am 31. Mai

Gallerist Michael Schultz occupied spaces in Charlottenburg before the Wall came down, when Charlottenburg was still in West Germany. For Gallery Weekend, he will be showing Gerhard Richter’s „Abstract Illusion.“ He’s a fixture in the scene, tirelessly infiltrating new art movements. Michael Schultz just arrived back from Baku, and in a few hours he’s flying to South Korea. After that he’s off to Art Cologne. He opened a gallery in Seoul in 2006; in 2007, he opened one in Beijing. A willingness to take risk and over two decades of experience in the business have shaped his life as a gallerist. This jet setter has a great team; he doesn’t think much of strict hierarchies. He recently reduced his location in Seoul to a showroom, is only presenting marketable art goods and will have one or two exhibitions of young artists

until the market there stabilizes. Michael Schultz is currently establishing relationships in Baku and has already planned an art transfer. The Azerbaijani art scene is going places, but Schultz emphasized that you have to see their art in the context of their culture, not in a Western context. He thinks Gallery Weekend is a great establishment, even though his gallery isn’t listed. Nevertheless he qualifies this by saying that it does build up too much competition. Important industry leaders and his artists Cornelia Schleime, SEO, Maik Wolff and Bernd Kirschner will be invited to a discussion, „Management meets Arts,“ as well as a dinner in his space this weekend. A proper art fair is missing in Berlin. The city has an insane amount of potential, it fails however to focus its creative energy. The city needs a really big event to again become one of the „tops in the art world.“

SUPPORTICO LOPEZ

BARBARA THUMM

42

Poststraße 22 10178 Berlin T 030 27 87 60 80 berlin@lempertz.com

S U M M A R Y ❖

Julian Beck. Gedichte voller anarchistischer Ideen, expressionistische Malerei und Zeichnung sowie schauspielerische Leidenschaft kennzeichnen das Werk des New Yorker Künstlers. 1925 geboren, gründete er 1947 das berühmte „Living Theatre“. Bis 1958 stellte er in Peggy Guggenheims „Art of This Century“ und im MoMA aus. Als Filmschauspieler spielte er in Coppolas „Cotton Club“ und starb kurz danach 1985. (Kurfürstenstr. 14b)

43

Antonio Paucar. Der peruanische Performer zapft für seine poetischen, eindringlichen Arbeiten alle Quellen an, aus denen er seine kulturellen Wurzeln nährt. Das Dorf seiner Kindheit im Zentralmassiv der Anden spielt in seine Videoinstallationen und Fotografien genauso hinein, wie seine Berliner Studienzeit bei Rebecca Horn. 2013 hat er in Huancayo und in Cusco das Projekt „Guardián del maizal“ verwirklicht. (Markgrafenstr. 68)


7

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

Sparkassen-Finanzgruppe

Gallery Weekend

ichen Museen erer der Staatl rd fö pt au H in rh Wir sind weite die Ausstellung unterstützen zu Berlin und

U MEISTER cke Berlin“ „SCHLOSS BA und das baro r te lü ch S s a Andre sinsel Berlin eum, Museum us li 2014, Bode-M 4. April – 13. Ju

IGNACIO URIARTE

11 Seine Zeichnungen stellt der Klangkünstler Ignacio Uriarte mit alten mechanischen

Schreibmaschinen und gefalteten Papierblättern her. Sie erinnern an Minimalkunst der 60er- und 70er-Jahre.

Acht Stunden lang zählen Ignacio Uriarte lässt die Zeit mal anders vergehen V ON B EATE S CHEDER

E

ine der Merkwürdigkeiten der Zeit ist, dass sie mal schneller, mal langsamer zu vergehen scheint, je nachdem, was man gerade tut. Während sich so manch öder Tag im Büro wie Kaugummi in die Länge dehnt, zerrinnt der Sonntagnachmittag am See schneller als Erdbeereis in der Sonne. Und das, obwohl die Zeiger an der Uhr ihr Tempo natürlich niemals ändern. Auch Ignacio Uriarte fordert unsere Wahrnehmung von der Zeit und deren Verlauf heraus. „Acht Stunden zählen“ heißt seine Soundinstallation, die ab Samstag ein Jahr lang den Windfang der Berlinischen Galerie bespielt. Zu hören ist genau das, was der Titel besagt: Acht Stunden lang zählt ein Sprecher von eins bis 3 599, wobei auf jede Sekunde genau eine Silbe fällt. Anfangs – also abgesehen von der Sieben und bis einschließlich der Zwölf – ist das ganz einfach. Zahl ist gleich Silbe und damit gleich Sekunde. Je länger das Zählen jedoch andauert, je weiter die Zeit voranschreitet, desto länger werden auch die Wörter, die die Zahlen beschreiben. Zwei-Tau-Send-Sie-Ben-HunDert-Sechs-Und-Acht-Zig heißt es dann zum Beispiel, was so aufgedröselt seltsam abstrakt wirkt. Erst wenn man sich auf die Installation einlässt und eine halbe Minute oder länger lauscht, kommt man in den Fluss und kann im Kopf mitzählen. Gefangen in Routinen Lange hatte Uriarte nach einem geeigneten Sprecher für diese Konzentrationsübung gesucht. Auch Christian Intorp, der die Aufgabe schließlich übernahm und mit Metronom im Ohr Silbe um Silbe der mal ein-, mal 16-silbigen Zahlen aufsagt, verfällt ungewollt doch in eine Sprechmelodie und senkt am Ende jeder Zahl leicht die Stimme. So, wie man es beim Zählen eben instinktiv tut. „Gott sei Dank“, findet Uriarte. Dass sein Versuch, Sprach- und Zählrhythmus gleichzustellen, nicht zu 100 Prozent gelingt, macht diesen nur noch eindringlicher. „Acht Stunden zählen“ hat etwas Hypnotisches, gleicht ein wenig diesen Meditationsübungen aus dem asiatischen Raum, bei denen man die Aufmerksamkeit etwa ganz auf die Atmung lenken soll. Zweimal elf Stunden dauerte die Aufnahme.

SASSA TRÜLZSCH

„Das Drehbuch hat uns allen sehr geholfen“, sagt Uriarte und öffnet eine Excel-Tabelle auf seinem Computer. Darauf sind die Zeiten aufgelistet ebenso wie die Zahlen – als Ziffer und als Text. Eigentlich ist die Tabelle selbst eine Arbeit für sich, auch wenn sie nicht ausgestellt wird. Die acht Stunden sind natürlich eine bewusst gewählte Dauer. Der klassische Arbeitstag dauert so lang, auch die Öffnungszeiten der Berlinischen Galerie. Uriarte, der vor allem für seine Papierarbeiten bekannt ist, für Zeichnungen, die er mithilfe von mechanischen Schreibmaschinen oder Gebrauchsstiften anfertigt und die an Minimalkunst der 60erund 70er-Jahre erinnern, beschäftigt sich mit Vorliebe mit dem Büro und seinen Routinen. In Uriartes Studio stapeln sich im Regal Schreibmaschinen, Kugelschreiber sind in Gläsern farblich sortiert. Auf einem Arbeitstisch liegen präzise geplante Tintenroller-Kritzeleien. Eine Mitarbeiterin ist gerade dabei, weiße Papierbögen vorzufalten, zweimal, wie bei einem Geschäftsbrief, jedoch in verschobenen Winkeln. Die geknickten Blättern ergeben nebeneinander gehängt eine von sieben Papierarbeiten, die Uriarte demnächst in München zeigen wird. Uriarte, der, bevor er sich der Kunst widmete, als Wirtschaftswissenschaftler für Firmen wie Canon oder Siemens arbeitete, kennt beide Seiten und spielt den Gegensatz zwischen dem vermeintlich freien Künstler und dem in Routinen gefangenen Büroarbeiter immer wieder aufs Neue durch. „Irgendjemand muss es ja tun“, sagt er und grinst. Ganz wird sich die Soundinstallation in der Berlinischen Galerie wohl kaum einer anhören – höchstens unfreiwillig jemand vom Wachpersonal. Der Windfang ist kein Ort zum Verweilen, auch wenn dort sogar eine Bank steht. Die meisten werden wohl nur ein paar Sekunden davon vernehmen, erst beim Rein-, dann beim Rausgehen. Wer sich die Zahlen merkt, kann da auch etwas über seinen eigenen Umgang mit der Zeit erfahren und zwar ganz konkret: An „Acht Stunden zählen“ lässt sich nämlich ablesen, wie lange man sich in der Berlinische Galerie aufgehalten hat.

Wann ist ein Geldinstitut gut für Deutschland? Wenn es nicht nur die Tore zu Berlins besten Museen öffnet. Sondern auch deren Vielfalt fördert.

Als größter nichtstaatlicher Kulturförderer wenden die Sparkassen jährlich über 150 Mio. Euro auf, um unter anderem die Qualität und die Vielfalt der deutschen Museumslandschaft zu stärken und bedeutende Institutionen wie die Staatlichen Museen zu Berlin zu unterstützen. Das ist gut für die Kultur und gut für Deutschland. www.gut-fuer-deutschland.de

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr. 124–128. Eröffnung am 3. Mai, 11 Uhr.

VENEKLASEN | WERNER

44

Klaus vom Bruch kontrastiert in seinem Bild „In The Future …“ die Wirklichkeit mit dem Fiktionalen. Die Billboards kombinieren vorgefundene Filmstills mit unerhörten Hypothesen. Den medialen Auftritt der Kunst untersuchend, fing er in den 70er-Jahren an, mit den neuen Medien zu experimentieren. Ingo Günther ist Gast im Treppenturm. Vor 30 Jahren verließ der Neu-New-Yorker Deutschland auf der Höhe seiner Karriere und schuf eine journalistisch geprägte konzeptuelle Kunst. (Blumenthalstr. 8)

45

Huma Bhabha war 2013 Artist-in-Residence an der American Academy in Berlin. Mit dem Einfluss deutscher Künstler geht der Pakistaner Huma Bhabha offensiv um. Roh, barbarisch und gewalttätig nähert er sich der Form an, was seinen Skulpturen eine kraftvoll emotionale, politische Schwingung verleiht. Aus Styropor, Holz, Metall oder Terrakotta geformt, sprechen die Totems und fragmentierten Figuren eine archäologische Sprache. (RudiDutschke-Str. 26)

Sparkassen. Gut für Deutschland.


8

Berliner Zeitung · Nummer 100 · 30. April/1. Mai 2014

·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

Gallery Weekend

8. Berlin Biennale Von 29. Mai bis 3. August: Eine „Heimat in der Welt“

Kurator Juan A. Gaitán war weltweit auf Spurensuche. Die künstlerischen Kräfte verknüpft er mit der Szene der Stadt. Auch die von David Zink Yi, rechts – hier bei Dreharbeiten in den Silberminen von Ayacucho, Peru. THOMAS EUGSTER, DAVID ZINKYI

D

ie 8. Berlin Biennale hat mit „Crash Pad“, einer Rauminstallation von Andreas Angelidakis, bereits ihren ersten kleinen Eröffnungsschritt gemacht. Denn schon Ende Januar lud Kurator Juan A. Gaitán das Publikum in die Kunst-Werke an der Auguststraße ein, dorthin, wo der griechisch-norwegische Architekt einen Salon im barocken Vorderhaus mit Podesten und Säulen ausgestattet und mit Teppichen vom Athener Trödel ausgelegt hat. In dieser folkloristischen Sitz-Wohnlandschaft mit 19. Jahrhundert-Anmutung, die sofort Nostalgie und Sentiment hervorruft, wird bis zum Biennale-Ende Tee gereicht. Diese Handreichung und die mit ihr verbundene gemeinschafliche Wohlfühlumgebung bedienen Gaitán und Angelidakis mit subtiler Absicht. Ein Jahr lang war der in Toronto geborene Kolumbianer Juan Gaitán in

Indien, Südamerika, Australien und Südafrika unterwegs auf Recherchereise, um mit seiner indischen Beraterin, der Autorin und Kuratorin Natasha Ginwala, die Auswahl zu erarbeiten und im Weiteren mit seinem Künstler-Team, bestehend aus Tarek Atoui, Catalina Lozano, Mariana Munguía, Olaf Nicolai und Danh Vo, zu diskutieren. Er selbst lebte in Kanada und den Niederlanden und lehrte „Kuratorische Praxis“ in San Francisco. Die Lebensorte blieben immer Teil der Gedanken, sagt er, und umgekehrt. So habe die Stadt Berlin im 20. Jahrhundert lange an der Peripherie des Kunstgeschehens dahingelebt. Ihn fasziniere daher die Idee, die 1998 zur Gründung der Berlin Biennale geführt hat: Weil Künstler aus aller Welt in die wiedervereinigte Stadt

mit ihren vielen Freiräumen und erschwinglichen Arbeitsflächen kamen, sich hier ansiedelten und eine äußerst fruchtbare Kunstproduktion in Gang setzten. Diese Voraussetzungen ändern sich gerade massiv, bezahlbare Lebens- und Arbeitsräume gibt es kaum mehr. Mit diesem Blick auf Berlin hat Gaitán entlang dreier spekulativer Stränge recherchiert: Zum einen ist es der lokale Aspekt, zum andern reizen ihn die historischen Schichten und Überlagerungen. Nicht zuletzt ist es die Auswahl der Orte, die er mit seinen etwa 50 Künstlern bespielt: Neben den Kunst-Werken sind es das Haus am Waldsee in der Zehlendorfer GründerzeitVilla und die Museen Dahlem, die, im Südwesten der Stadt beheimatet, bald in das neu aufgebaute Schloss in Mitte ziehen sollen. Klar zeichnen sich die zentralen The-

BARBARA WEISS

WENTRUP

WOLFGANG WERNER

Zum Gallery Weekend eine Überraschung

47

46

Geta Brătescu, 1926 in Bukarest geboren, ist eine der herausragenden Figuren der osteuropäischen Kunst. Virtuos setzt sie sich in ihren Performances, Filmen, Skulpturen und Collagen mit Fragen der Identität, Geschichte und dem Erbe der Moderne auseinander. Mythologisches wie Literarisches fließen ein in ihr phantasievolles „Atelier Continuu“, das von den 70er-Jahren bis heute Einblicke in den künstlerischen Kosmos der international renommierten Künstlerin gibt. (Kohlfurter Str. 41/43)

Florian Meisenbergs Druckerinstallation spuckt permanent und unregelmäßig Blätter mit Posts und Tweets aus. Sie führen im Herabfallen „einen kurzen Tanz“ auf von oben unter der Decke, wo der Drucker die von Künstlerkollegen aus aller Welt herbeigesandten Kurznachrichten in physische Papierbotschaften verwandelt. Auch in seinen Malereien vermittelt er ein Pixeluniversum, die er – ganz analog – mit dem ansteigenden Papierberg von „glitch“, „delay“ und „error“ verbindet. (Tempelhofer Ufer 22)

men ab: das Migrieren von Formen durch Kulturen und Zeiten. Zum Gallery Weekend gibt es eine Überraschung: das „USSA Wellness Center“ des Chicagoer Künstlers Zachary Cahill. (ibe.)

„Artist of the Year“ 2014 21. März – 22. Juni

Unter den Linden 13/15 10117 Berlin 10–20 Uhr, montags Eintritt frei deutsche-bank-kunsthalle.de

Lansstraße 8, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa–So 11–18 Uhr

WIEN LUKATSCH

ZAK | BRANICKA

Eröffnung zum Gallery Weekend: „USSA Wellness Center“, am 1. Mai um 17 Uhr in den Kunst-Werken. Talk am 3. Mai um 16 Uhr. 12 Kunst-Werke: Auguststraße 69, Mitte. Di–So

12–22 Uhr; Crash Pad c/o KW: VH, 1. OG

13 Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa–So 11–18 Uhr 14 Museen Dahlem – Staatliche Museen zu Berlin,

49

Georges Adéagbo bezieht sich stets direkt auf den Ort. Früher sammelte er Texte, Bilder, afrikanische Holzfiguren und Strandgut in seiner Heimat Benin. Nun sind es Relikte aus Berlin, der DDR und einer untergegangenen Kultur, deren Überreste er noch auf Flohmärkten findet, wie etwa Schallplatten von Mireille Matthieu und Magazine. Über Wände und Böden installiert er diese als formale und gedankliche Ketten raumfüllend in nicht-hierarchischer Anordnung. (Schöneberger Ufer 65, 3. OG)

Victor Man Zephir

S U M M A R Y

The 8th Berlin Biennale has taken the first step towards its opening with the instillation „Crash Pad“ by Greek-Norwegian architect Andreas Angelidakis. Curator Juan A. Gaitán already invited the public into the comfy red-carpet-covered salon in the KunstWerke on Auguststrasse. The salon is emblematic of the multilayered „Heimat in der Welt“ (Home in the World), in which he will show 50 artists in three exhibition spaces; aside from KW, the Biennale will exhibit in the Haus am Waldsee and the Museen Dahlem. Central themes: the city and the migration of forms through cultures and time. And a surprise-opening of „USSA Wellness Center“ on May 1st!

48

Gerhard von Graevenitz (1934–1983) setzt sich in seinen kinetischen Objekten ab 1960 mit Phänomenen wie Bewegung, Licht, Raum, Zeit, Struktur, Zufall oder Progression auseinander, so wie seine Zeitgenossen Otto Piene, Heinz Mack und Jean Tinguely. In Paris begründet er die internationale Gruppe „Nouvelle Tendance“ mit, 1968 ist er auf der Documenta IV mit Spielobjekten vertreten, bei denen der Betrachter die runden und eckigen Scheiben selbst bewegen kann. (Fasanenstraße 72)

E N G L I S H

50

Zofia Kulik kehrt in „Anstatt der Skulptur – Sequenzen 1968–71“ zu ihren ersten künstlerischen Ergründungen zurück, die sie in ihrer Abschlussarbeit für Skulptur an der Kunstakademie Warschau 1970/71 vornahm. Seit über vier Jahrzehnten ist dieses Projekt, bei dem sie permanent eine Kamera bei sich trug und filmte, nun erstmals aufbereitet zu sehen. 500 Fotografien in einer Diashow stellen eine Art Karte mit Referenzen und persönlichen Gedanken skulptural vor. (Lindenstr. 35)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.