nachhaltig
HANDELN
Heizen mit Holz. Was Pellets kรถnnen.
Alternative Baustoffe. Was die Natur bietet.
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Energetisch sanieren. Worauf es ankommt.
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P R E I S E Außenwände, die mit Styropor gedämmt werden, verursachen Kosten von 90 bis 130 Euro pro Quadratmeter. Alternativmaterialien wie Steinwolle sind teurer. Die oberste Geschossdecke, also den Dachboden, energetisch abzuschirmen, schlägt mit Quadratmeterpreisen von 25 bis 35 Euro zu Buche. Soll es begehbar sein, kostet es bis zu 50 Euro. Um ein Satteldach zu dämmen, gibt es zwei Methoden. Das Material wird auf oder zwischen den Dachsparren befestigt. Die Preisspanne liegt zwischen 110 und 150 Euro pro Quadratmeter. Bei einem Flachdach muss man mit 70 bis 100 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Dämmung der Kellerdecke kann von zwei Seiten erfolgen. Von unten wird sie in der Preisspanne zwischen 20 und 35 Euro liegen. Erfolgt die Dämmung von oben, können Kosten zwischen 40 und 50 Euro pro Quadratmeter anfallen. Der Wechsel der Fensterscheiben zu Thermoscheiben mit höherem energetischem Standard ist ein weiterer Kostenfaktor. Je nach neuer Effizienzklasse des Glases muss der Bauherr Spannen zwischen 130 und 200 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren. Wird das komplette Fenster getauscht, kommen die Kosten für den Rahmen hinzu. Als Anhaltspunkt kann die Preisspanne von 250 bis 450 Euro als mögliche Quadratmeterpreise dienen. Die Preise (jeweils inklusive Arbeitskosten) können variieren. Weitere Infos unter www.energiesparen-im-haushalt.de www.zukunft-haus.info
FREITAG, 22. MÄRZ 2013 I VERLAGSBEILAGE
Gut verpackt
Wärmedämmung kann Kosten sparen. Vor dem Bauen sollte man aber Rat einholen
n Deutschland gibt es rund 18 Millionen Wohngebäude mit etwa 40 Millionen Wohnungen. Auf sie entfallen 35 Prozent des Energieverbrauchs vorwiegend durch Heizung und Warmwasser. Etwa zwei Drittel der Gebäude wurden vor 1978 errichtet und entsprechen damit meist veralteten Energiestandards. Daraus leitet der „Energiekompass 2012“, den der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme (WDV) herausgibt, ein gewaltiges Einsparpotenzial ab. Es sei „fast fünfmal so hoch“ wie jene 140 Terawattstunden Energie, die alle deutschen AKWs 2010 produzierten. Dabei sind die Dämmung der Außenhülle und eine Modernisierung der Heizanlage die wirksamsten Methoden, um die Energiebilanz zu verbessern. Untersuchungen der Deutschen Energie-Agentur (dena) zufolge, verliert ein unsaniertes Einfamilienhaus über das Dach pro Jahr etwa 12 000 Kilowattstunden (kWh) Energie, durch veraltete Fenster rund 6 000 kWh sowie über die Außenwände mehr als 10 000 kWh. Im sanierten Zustand würden diese Werte des Daches auf ein Viertel, bei den Fenstern auf ein Drittel und an den Wänden gar auf ein Fünftel sinken. Eine solide Dämmung erscheint also auch angesichts steigender Energiepreise als das Gebot der Stunde. Das Grundprinzip ist simpel. Auf die Außenwand wird ein Kleber aufgebracht, der Dämmstoff aufgesetzt und verdübelt. Es folgen ein Unterputz und schließlich das Aufbringen der gewünschten Putzfläche. Der aktuell am häufigsten eingesetzte Dämmstoff ist blockgeschäumtes Styropor mit weitem Abstand vor Steinwolle. Aber auch wenn Dämmen auf den ersten Blick vergleichsweise einfach erscheint, raten Fachleute, nicht vorschnell zu handeln. Nach Ansicht des Berliner Architekten Roland Wolff „ist die Wärmedämmung nur ein Aspekt unter vielen“, wenn man nachhaltig handeln will. „Es macht wenig Sinn, ein Gebäude hochwertig zu dämmen, wenn im Keller eine uneffiziente Heizung steht. Eine bessere Anlage kann die Anforderungen an die Wärmedämmung reduzieren. Das eine ohne das andere ist heute nicht mehr sinnvoll.“ Beachtet werden müssen auch die Folgen einer ungeeigneten oder fehlerhaften Dämmung. So kann sich die nach der Dämmung kühlere Außenhülle auf Aussehen und Zustand der neuen Fassade auswirken. In ungünstigen Lagen hält sich länger Feuchtigkeit auf den Oberflächen.
Das begünstigt eine Algenbildung, die Kosten für die Reinigung zur Folge haben. Hersteller der Dämmbaustoffe versuchen nun, der Algenbildung durch die Beimischung von Bioziden vorzubeugen. Im Innern des gedämmten Hauses muss zudem ein strenges Lüftungsregime eingehalten werden, weil gut isolierte Räume leichter zur Schimmelbildung neigen. Darüber hinaus gibt es Kritik seitens der Feuerwehr an der Brandbeständigkeit mancher Dämmplatten. Andere Fachleute bemängeln die ungeklärte Entsorgungsfrage insbesondere der Styroporblöcke, sollten diese einst ihre Haltbarkeitsgrenze erreichen. Mieterverbände kritisieren die immer schärferen Vorschriften für die Dämmung als untragbar. Denn elf Prozent der Kosten können pro Jahr auf die Mieter umgelegt werden – mehr, so die Kritik, als Mieter durch weniger Energieverbrauch sparen. Eine von der ARD beauftragte Studie, bei der 20000 Ein- und Zweifamilienhäuser untersucht worden sind, ergab Diskrepanzen. So koste eine durchschnittliche Fassadendämmung etwa 17000 Euro. Statt versprochener Kostenreduzierung zwischen 50 und 85 Prozent, belegte die Studie in der Praxis lediglich eingesparte 15 Prozent. Was laut dem ARD-Magazin „PlusMinus“ eine Refinanzierung der Investition erst nach 30 Jahren ermögliche. Günstiger freilich verhält es sich bei Mietshäusern wie in Berlin, bei denen die zu dämmende Außenfläche im Vergleich zur Wohnfläche viel kleiner ist. Ratsam ist jedenfalls, vor einer Dämmung des Hauses bei einem Experten Rat zu holen und allzu optimistische Einsparprognosen durchaus zu hinterfragen. Auch bei einem Neubau ist das ein Thema. Architekt Roland Wolff rät: „Am Anfang steht die Überlegung: Wie gliedere ich den Baukörper? Kann ich Vor- und Rücksprünge verringern, um die Außenhülle zu minimieren? Erst danach ist Wärmedämmung ein Thema.“ Laut dena rechnen sich Investitionen in die Energieeffizienz insbesondere bei ohnehin sanierungsbedürftigen Häusern. „Dort liegen die durchschnittlichen Mehrkosten zur Einsparung einer Kilowattstunde Wärmeenergie meist unter den Kosten, die Hausbesitzer für Heizung und Warmwasser aus Öl oder Gas zahlen müssen.“ Zudem gilt, wer an einem Haus mehr als zehn Prozent des gesamten Baus saniert, muss die Vorschriften der Energiesparverordnung beachten. (mwo.)
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u den Bausteinen der Energiewende gehört nicht nur die Ablösung herkömmlicher Energieträger wie Kohle oder Öl. Nicht minder bedeutsam ist der effektivere Umgang mit fossilen Brennstoffen, solange sie unverzichtbar sind. Eine solche Möglichkeit bieten Blockheizkraftwerke (BHKW). Ihre Zahl in der Stadt ist nach Auskunft von Volker Gustedt, Pressesprecher der Berliner Energieagentur, von 250 im Jahr 2008 bis heute auf 665 gewachsen. „Das ist noch kein Boom, aber ein stetiger Aufwärtstrend“, so Gustedt. Insbesondere der Anteil kleiner Anlagen sei von 220 auf 561 gestiegen. Ihr Zuspruch erklärt sich aus dem Funktionsprinzip eines BHKW, das den Energieträger besser ausnutzt. Im Unterschied zu einer herkömmlichen Heizung produziert ein BHKW neben Wärme gleichzeitig Strom für den Eigenbedarf. Überschüsse werden ins Stromnetz eingespeist. Die Anlage wird in der Regel mit einem ans Gasnetz
angeschlossenen Motor betrieben, dessen Abwärme die Heizung des Hauses versorgt. Ein angeschlossener Generator erzeugt den Strom. Für jede produzierte Kilowattstunde erhält der Betreiber einen Bonus von 5,41 Cent. Hinzu kommen derzeit 4,5 Cent pro eingespeister Kilowattstunde, die sich aus dem Verkauf an der Strombörse realisieren. Der Betreiber verdient also an dem produzierten Strom und spart den Fremdkauf der Eigenbedarfsmenge an Strom. Demgegenüber stehen die Investitionskosten, die bei einem Mini-BHKW bei etwa 20 000 Euro liegen. Der Betreiber muss zudem das Gas für den Betrieb einkaufen und sich gleichzeitig mit Strom aus dem Netz absichern. Denn existiert kein Wärmebedarf im Haus, produziert das BHKW keinen Strom. In Einfamilienhäusern etwa ist der Wärmebedarf zwischen Mai und Oktober außerordentlich gering, die Anlage ist dann meist außer Betrieb. Deshalb braucht es nach den Worten von Gustedt bei
Jetzt anmelden zum Modernisierer-Abend. Zwei Stunden, die sich für jeden Immobilienbesitzer lohnen. 11.04.2013 Wir nehmen Ihre Rechnung unter die Lupe – Energiespartipps vom Experten 16.05.2013 Richtig dämmen und mit Wärmebildern Ihre energetische Modernisierung vorbereiten 13.06.2013 Neue Heizungstechnologien kennen lernen Alle Veranstaltungen von 18.00 bis 20.00 Uhr im GASAG-Kundenzentrum, Henriette-Herz-Platz 4, 10178 Berlin (S-Bhf. Hackescher Markt). Anmeldung per E-Mail unter kundenzentrum@gasag.de, im Internet unter gasag.de/modernisiererabend oder telefonisch unter 030 7872-1130.
Eine Rechenaufgabe Blockheizkraftwerke können Energie sparen, aber sie lohnen sich nicht für jeden
Der GASAGModernisierer-Abend
Mini-BHKWs bestimmte Voraussetzungen, damit sich die Investitionen rechnen – trotz des staatlichen Zuschusses von 3 450 Euro. Nach den Erfahrungen der Energieagentur machen sich kleine BHKW, sofern kein stetiger Wärmebedarf zum Beispiel für Swimmingpools existiert, erst für Häuser mit mehr als zehn Wohnungen bezahlt. Es empfiehlt sich, eine vorherige Kalkulation mit einem Energieberater vorzunehmen. Denn die Höhe der Investitionskosten hängt von einer genauen Analyse der örtlichen Gegebenheiten ab. Beispielsweise gehören neben dem Stromund Wärmeerzeuger noch ein angepasster Wärmespeicher und gegebenenfalls ein Spitzenlastkessel zur Anlage. Der Speicher überbrückt kurze Phasen geringeren Wärmebedarfs, der konventionelle Lastkessel springt bei, sollte die Heizleistung an eisigen Tagen nicht ausreichen. Im Internet bietet die Energieagentur ein Online-BHKWCheck zum Thema an (www.berliner-e-agentur.de). (mwo.)
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WÄRME NUTZEN Die warme Raumluft in einem Haus kann durchaus genutzt werden, um Energie zu sparen. Das Lüften ist ja einerseits wichtig, stellt aber andererseits einen Verlust von Wärmeenergie dar. Wohnraumlüftungsanlagen sind vor allem in neuen hocheffizienten Gebäuden und in energetisch sanierten Altbauten sinnvoll. Sie sorgen nicht nur für den Luftaustausch, sondern nutzen die warme verbrauchte Luft aus Bad, WC und Küche zum Erwärmen einströmender kalter Frischluft. Wärmetauscher, entweder im Kreuzstrom-Platten- oder Rotationsprinzip, sind in der Lage, der Abluft 50 bis 90 Prozent ihrer Wärme zu entziehen und diese auf die frische, einströmende Luft zu übertragen, sodass diese nur noch geringfügig erwärmt werden muss. Einsparungen von 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche sollen damit pro Jahr in einem Einfamilienhaus möglich sein. CO2- und Feuchtigkeitssensoren sorgen in der Lüftungsanlage, die die einzelnen Räume verbindet, für eine gleichbleibende Luftqualität. Dezentrale Lösungen für jeweils nur einen Raum gelten als weniger effektiv. Die Luftfilter der Anlage müssen mehrmals im Jahr gereinigt werden. Die Preise für mittlere zentral gesteuerte Systeme ohne Montage für ein Einfamilienhaus liegen bei etwa 5 000 bis 7 000 Euro. Kombiniert mit einer Wärmepumpe wachsen Einsparleistungen und Kosten. Auch solche Lüftungsanlagen sind durch die KfW-Bank (www.kfw.de) förderfähig.
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Die Kraft der Sonne
Selbst in Berlin und Brandenburg können sich Solaranlagen oder Wärmepumpen lohnen
erlin und Brandenburg liegen in weiten Teilen in Sonneneinstrahlungsgebieten mit mittlerer bis guter Intensität. Die Voraussetzungen sind also gegeben, um über die Installation einer Solarstromanlage oder eines solarthermischen Systems zur Erzeugung von Wärme nachzudenken. Doch ehe man zur Tat schreitet, sollte man einige Überlegungen anstellen und auch externen Rat nicht scheuen. Zu klären ist etwa der Punkt, ob die eigene Immobilie überhaupt für eine Solaranlage geeignet ist. Optimal für Sonnenstrom sind nach Süden orientierte Dachflächen mit etwa 30 Grad Neigung. Eine Abweichung nach Südwest/Südost oder gering abweichende Dachneigungen verringern die Energieausbeute nur unwesentlich. Schatten auf den Modulen wirken sich aber negativ aus. Eine weitere Frage ist die verfügbare Dachfläche. Mit einer Anlage, die auf 18 Quadratmetern Sonnenstrahlen einfängt, erzeugt man jährlich etwa 1 600 kWh Solarstrom. 2 000 Kilowattstunden Heizenergie reichen aus, um das Wasser für etwa 400 Wannenvollbäder mit je 150 Litern oder für 2 000 Duschgänge mit je 30 Litern zu erwärmen. Von Mai bis September ist die Deckung des Warmwasserbedarfs bei 1,0 bis 1,5 Quadratmeter Kollektorfläche pro Person realistisch. Im Winter jedoch reicht die Einstrahlung nur zum Vorerwärmen des Kaltwassers. Wenn sich das Ganze lohnen soll, kommt man nicht ohne Kalkulation aus. Im Internet findet man hilfreiche Modellrechner. Für eine Solarstromanlage mit 18 Quadratmetern müsste man etwa 4 000 Euro investieren, um innerhalb von 20 Jahren 5 000 Euro zu erwirtschaften. (www.solaranlagen-portal.com/photovoltaik-rechner) Eine Solarwärmeanlage zur Warmwasserbereitung, die für einen Haushalt mit vier Personen ausreicht, ist inklusive Montage etwa 4 500 Euro teuer. Soll sie als Kombianlage auch die Heizung unterstützen, können es auch 10 000 Euro und mehr werden. Lohnenswert kann die Eigenstromproduktion sein, weil es Einspeisevergütungen (für die Einleitung des Stroms ins allgemeine Netz) nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gibt. Allerdings sinkt der Einspeisebonus nach und nach ab. Der Bundesverband Solarwirtschaft stellt auf dem Portal www.solartechnikberater.de einen Vergütungsrechner zur Verfügung. Für Solarstromanlagen von Kleinerzeugern, die nach dem 1. April
2013 in Betrieb gehen, werden 15,92 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Solarwärmeanlagen unterstützt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) mit Zuschüssen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt zudem günstige Darlehen bis zu 50 000 Euro. Näheres erfährt man bei der Hausbank. Die Energie der Sonne kann aber auch indirekt genutzt werden – durch Wärmepumpen. Diese bedienen sich der Erdwärme, des Grundwassers oder der Außenluft. Das Wirkungsprinzip ist in einem Rohrsystem stets gleich. Zunächst entzieht ein Verdampfer der Umgebung Wärme, wodurch das durchfließende Kältemittel gasförmig wird. Das wärmeaufgeladene Gas wird mit Hilfe eines Kompressors verdichtet, die Temperatur weiter erhöht. So erhitzt, wird dem Gas in einem Verflüssiger Wärme entzogen. Mit dem nun wieder flüssigen Kältemittel kann das Ganze im geschlossenen Rohrkreislauf erneut von vorn beginnen. Eine elektrische Pumpe hält den Kreislauf aufrecht. Die im Verflüssiger abgegebene Wärme reicht vielfach aus, um in der Übergangszeit Wohnräume allein zu versorgen. Insbesondere für strenge Frostperioden wird unter Umständen ein ergänzendes Heizsystem benötigt. Welche Pumpenart infrage kommt, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Nicht überall lassen sich Bohrungen für Erdsonden durchführen. Mancherorts sind die Auflagen wegen des Grundwassers streng. 2012 wurden nach Angaben des Bundesverbandes Wärmepumpe knapp 60 000 Systeme installiert. Zwei Drittel davon waren Luftwärmepumpen, was an deren vergleichsweise günstigen Erschließungskosten der Wärmequelle liegen dürfte. Neben den Gerätepreisen, die bei allen Pumpenarten zwischen 9 000 und 12 000 Euro liegen, ist die Erschließung ein weiterer Kostenfaktor. Bei Außenluftnutzung sind das durchschnittlich bis zu 600 Euro (Infos: www.erdwärmepumpe.de). Bei Grundwasserbrunnen und Erdsonden bis 5 000 Euro. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kann man Anträge auf einen Zuschuss bis zu 3 000 Euro stellen. Direkt gefördert wird aber nur noch der Einbau in bestehenden Gebäuden, deren Heizsystem vor 2009 installiert wurde. Die KfW-Bank hält jedoch zudem günstige Darlehen bereit (www.kfw.de). (mwo.)
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ach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) wird mehr als ein Viertel der 15 Millionen Feuerstätten für feste Brennstoffe hierzulande mit Holz beheizt. Etwa 43 Prozent des deutschen Holzaufkommens sorgten 2012 für warme Stuben. Ein Fünftel aller mit Holz heizenden Haushalte befeuert dabei eine Zentralheizung. Immer häufiger mit Pellets. Zum Ende des vergangenen Jahres waren laut Deutschem Pelletinstitut etwa 280 000 Pelletheizungen installiert. 40 000 neue kamen 2012 hinzu. Mit knapp 50 000 weiteren neuen rechnet die Branche in diesem Jahr. Deutschland gilt in Europa mittlerweile als umsatzstärkster Markt für dieses Heizsystem. Der Verbrauch von Pellets wuchs 2012 auf 1,6 Millionen Tonnen. Pellets sind beliebt. Und eine Verknappung ist nach Angaben der FNR nicht zu befürchten: „Im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung stehen Rohund Restholz in ausreichendem Maße zur Verfügung.“ Holz als Brennstoff gilt im Wesentlichen als klimaneutral. Im Unterschied zu Kaminen oder Kachelöfen aber nutzen Pellets den Rohstoff deutlich besser aus. Obwohl der Preis für Pellets seit August 2012 deutlich angezogen hat, sind die Presslinge laut Angaben der Internetplattform holzpellets.net im Vergleich zu Heizöl „der-
zeit um rund ein Drittel günstiger. Im Vergleich zu Erdgas beträgt der Preisvorteil gut 20 Prozent.“ Der Preisvorteil beim Brennmaterial steht einem auffallend hohen Preis bei der Anschaffung der Anlage gegenüber. Stiftung Warentest urteilte: „Gas und Öl punkten mit den niedrigsten Anschaffungskosten ab etwa 5 000 Euro. Rund doppelt so teuer sind die Holzpelletkessel.“ Weitere Kosten entstehen durch ein Brennstofflager sowie eine Förderschecke, mit der der automatische Nachschub im Ofen erfolgt. Was im Vergleich zu Gasheizungen mehr Platz verlangt. In die Diskussion geraten Pelletheizungen durch einen vermeintlich höheren Feinstaubeintrag in die Umgebung. Doch Thomas Rosenmüller von der Schornsteinfeger-Innung Berlin ist anderer Ansicht: „Im Gegensatz zu Scheitholz oder Hackschnitzeln, handelt es sich bei Holzpellets um einen genormten Brennstoff mit gleichbleibender Qualität und Zusammensetzung. Dies trägt dazu bei, dass niedrige Werte in Bezug auf Kohlenstoffmonoxid- und Staubemissionen erreicht werden können, die deutlich unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen.“ Voraussetzung sei allerdings auch die regelmäßige Wartung und Reinigung der Feuerstätte durch einen Fachbetrieb sowie die richtige Lagerung der Holzpellets. (mwo.)
Z U S C H U S S Der Heizwert von Holzpellets
Gepresstes Holz Moderne Pellet-Heizungen können Kosten sparen
beträgt rund 5 kWh/kg. Zwei Kilogramm Pellets ersetzen etwa 1 Liter Heizöl bzw. 1 Kubikmeter Erdgas. Die Presslinge werden in mehreren Qualitätsklassen angeboten. Für Haushalte ist die Klasse A1 relevant. Sie bezeichnet die beste Qualität mit Aschegehalten kleiner als 0,7 Prozent. In der Klasse A2 beträgt der Aschegehalt bis zu 1,5 Prozent. Gute Qualität kann man auch an dem Zertifikat Enplus erkennen, das vom Deutschen Pelletinstitut vergeben wird. Umsteigen wird gefördert. Wer eine Pelletanlage mit Solarfläche (9 qm) und Pufferspeicher installiert, wird laut holzpellets.net mit mindestens 4 500 Euro bezuschusst und kann für die Investition mit einem Niedrigzinsdarlehen von zwei Prozent rechnen. Weitere Infos: www.bio-energie.de www.bafa.de
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WÄRME NUTZEN Die warme Raumluft in einem Haus kann durchaus genutzt werden, um Energie zu sparen. Das Lüften ist ja einerseits wichtig, stellt aber andererseits einen Verlust von Wärmeenergie dar. Wohnraumlüftungsanlagen sind vor allem in neuen hocheffizienten Gebäuden und in energetisch sanierten Altbauten sinnvoll. Sie sorgen nicht nur für den Luftaustausch, sondern nutzen die warme verbrauchte Luft aus Bad, WC und Küche zum Erwärmen einströmender kalter Frischluft. Wärmetauscher, entweder im Kreuzstrom-Platten- oder Rotationsprinzip, sind in der Lage, der Abluft 50 bis 90 Prozent ihrer Wärme zu entziehen und diese auf die frische, einströmende Luft zu übertragen, sodass diese nur noch geringfügig erwärmt werden muss. Einsparungen von 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche sollen damit pro Jahr in einem Einfamilienhaus möglich sein. CO2- und Feuchtigkeitssensoren sorgen in der Lüftungsanlage, die die einzelnen Räume verbindet, für eine gleichbleibende Luftqualität. Dezentrale Lösungen für jeweils nur einen Raum gelten als weniger effektiv. Die Luftfilter der Anlage müssen mehrmals im Jahr gereinigt werden. Die Preise für mittlere zentral gesteuerte Systeme ohne Montage für ein Einfamilienhaus liegen bei etwa 5 000 bis 7 000 Euro. Kombiniert mit einer Wärmepumpe wachsen Einsparleistungen und Kosten. Auch solche Lüftungsanlagen sind durch die KfW-Bank (www.kfw.de) förderfähig.
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Die Kraft der Sonne
Selbst in Berlin und Brandenburg können sich Solaranlagen oder Wärmepumpen lohnen
erlin und Brandenburg liegen in weiten Teilen in Sonneneinstrahlungsgebieten mit mittlerer bis guter Intensität. Die Voraussetzungen sind also gegeben, um über die Installation einer Solarstromanlage oder eines solarthermischen Systems zur Erzeugung von Wärme nachzudenken. Doch ehe man zur Tat schreitet, sollte man einige Überlegungen anstellen und auch externen Rat nicht scheuen. Zu klären ist etwa der Punkt, ob die eigene Immobilie überhaupt für eine Solaranlage geeignet ist. Optimal für Sonnenstrom sind nach Süden orientierte Dachflächen mit etwa 30 Grad Neigung. Eine Abweichung nach Südwest/Südost oder gering abweichende Dachneigungen verringern die Energieausbeute nur unwesentlich. Schatten auf den Modulen wirken sich aber negativ aus. Eine weitere Frage ist die verfügbare Dachfläche. Mit einer Anlage, die auf 18 Quadratmetern Sonnenstrahlen einfängt, erzeugt man jährlich etwa 1 600 kWh Solarstrom. 2 000 Kilowattstunden Heizenergie reichen aus, um das Wasser für etwa 400 Wannenvollbäder mit je 150 Litern oder für 2 000 Duschgänge mit je 30 Litern zu erwärmen. Von Mai bis September ist die Deckung des Warmwasserbedarfs bei 1,0 bis 1,5 Quadratmeter Kollektorfläche pro Person realistisch. Im Winter jedoch reicht die Einstrahlung nur zum Vorerwärmen des Kaltwassers. Wenn sich das Ganze lohnen soll, kommt man nicht ohne Kalkulation aus. Im Internet findet man hilfreiche Modellrechner. Für eine Solarstromanlage mit 18 Quadratmetern müsste man etwa 4 000 Euro investieren, um innerhalb von 20 Jahren 5 000 Euro zu erwirtschaften. (www.solaranlagen-portal.com/photovoltaik-rechner) Eine Solarwärmeanlage zur Warmwasserbereitung, die für einen Haushalt mit vier Personen ausreicht, ist inklusive Montage etwa 4 500 Euro teuer. Soll sie als Kombianlage auch die Heizung unterstützen, können es auch 10 000 Euro und mehr werden. Lohnenswert kann die Eigenstromproduktion sein, weil es Einspeisevergütungen (für die Einleitung des Stroms ins allgemeine Netz) nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gibt. Allerdings sinkt der Einspeisebonus nach und nach ab. Der Bundesverband Solarwirtschaft stellt auf dem Portal www.solartechnikberater.de einen Vergütungsrechner zur Verfügung. Für Solarstromanlagen von Kleinerzeugern, die nach dem 1. April
2013 in Betrieb gehen, werden 15,92 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Solarwärmeanlagen unterstützt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) mit Zuschüssen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt zudem günstige Darlehen bis zu 50 000 Euro. Näheres erfährt man bei der Hausbank. Die Energie der Sonne kann aber auch indirekt genutzt werden – durch Wärmepumpen. Diese bedienen sich der Erdwärme, des Grundwassers oder der Außenluft. Das Wirkungsprinzip ist in einem Rohrsystem stets gleich. Zunächst entzieht ein Verdampfer der Umgebung Wärme, wodurch das durchfließende Kältemittel gasförmig wird. Das wärmeaufgeladene Gas wird mit Hilfe eines Kompressors verdichtet, die Temperatur weiter erhöht. So erhitzt, wird dem Gas in einem Verflüssiger Wärme entzogen. Mit dem nun wieder flüssigen Kältemittel kann das Ganze im geschlossenen Rohrkreislauf erneut von vorn beginnen. Eine elektrische Pumpe hält den Kreislauf aufrecht. Die im Verflüssiger abgegebene Wärme reicht vielfach aus, um in der Übergangszeit Wohnräume allein zu versorgen. Insbesondere für strenge Frostperioden wird unter Umständen ein ergänzendes Heizsystem benötigt. Welche Pumpenart infrage kommt, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Nicht überall lassen sich Bohrungen für Erdsonden durchführen. Mancherorts sind die Auflagen wegen des Grundwassers streng. 2012 wurden nach Angaben des Bundesverbandes Wärmepumpe knapp 60 000 Systeme installiert. Zwei Drittel davon waren Luftwärmepumpen, was an deren vergleichsweise günstigen Erschließungskosten der Wärmequelle liegen dürfte. Neben den Gerätepreisen, die bei allen Pumpenarten zwischen 9 000 und 12 000 Euro liegen, ist die Erschließung ein weiterer Kostenfaktor. Bei Außenluftnutzung sind das durchschnittlich bis zu 600 Euro (Infos: www.erdwärmepumpe.de). Bei Grundwasserbrunnen und Erdsonden bis 5 000 Euro. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kann man Anträge auf einen Zuschuss bis zu 3 000 Euro stellen. Direkt gefördert wird aber nur noch der Einbau in bestehenden Gebäuden, deren Heizsystem vor 2009 installiert wurde. Die KfW-Bank hält jedoch zudem günstige Darlehen bereit (www.kfw.de). (mwo.)
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ach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) wird mehr als ein Viertel der 15 Millionen Feuerstätten für feste Brennstoffe hierzulande mit Holz beheizt. Etwa 43 Prozent des deutschen Holzaufkommens sorgten 2012 für warme Stuben. Ein Fünftel aller mit Holz heizenden Haushalte befeuert dabei eine Zentralheizung. Immer häufiger mit Pellets. Zum Ende des vergangenen Jahres waren laut Deutschem Pelletinstitut etwa 280 000 Pelletheizungen installiert. 40 000 neue kamen 2012 hinzu. Mit knapp 50 000 weiteren neuen rechnet die Branche in diesem Jahr. Deutschland gilt in Europa mittlerweile als umsatzstärkster Markt für dieses Heizsystem. Der Verbrauch von Pellets wuchs 2012 auf 1,6 Millionen Tonnen. Pellets sind beliebt. Und eine Verknappung ist nach Angaben der FNR nicht zu befürchten: „Im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung stehen Rohund Restholz in ausreichendem Maße zur Verfügung.“ Holz als Brennstoff gilt im Wesentlichen als klimaneutral. Im Unterschied zu Kaminen oder Kachelöfen aber nutzen Pellets den Rohstoff deutlich besser aus. Obwohl der Preis für Pellets seit August 2012 deutlich angezogen hat, sind die Presslinge laut Angaben der Internetplattform holzpellets.net im Vergleich zu Heizöl „der-
zeit um rund ein Drittel günstiger. Im Vergleich zu Erdgas beträgt der Preisvorteil gut 20 Prozent.“ Der Preisvorteil beim Brennmaterial steht einem auffallend hohen Preis bei der Anschaffung der Anlage gegenüber. Stiftung Warentest urteilte: „Gas und Öl punkten mit den niedrigsten Anschaffungskosten ab etwa 5 000 Euro. Rund doppelt so teuer sind die Holzpelletkessel.“ Weitere Kosten entstehen durch ein Brennstofflager sowie eine Förderschecke, mit der der automatische Nachschub im Ofen erfolgt. Was im Vergleich zu Gasheizungen mehr Platz verlangt. In die Diskussion geraten Pelletheizungen durch einen vermeintlich höheren Feinstaubeintrag in die Umgebung. Doch Thomas Rosenmüller von der Schornsteinfeger-Innung Berlin ist anderer Ansicht: „Im Gegensatz zu Scheitholz oder Hackschnitzeln, handelt es sich bei Holzpellets um einen genormten Brennstoff mit gleichbleibender Qualität und Zusammensetzung. Dies trägt dazu bei, dass niedrige Werte in Bezug auf Kohlenstoffmonoxid- und Staubemissionen erreicht werden können, die deutlich unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen.“ Voraussetzung sei allerdings auch die regelmäßige Wartung und Reinigung der Feuerstätte durch einen Fachbetrieb sowie die richtige Lagerung der Holzpellets. (mwo.)
Z U S C H U S S Der Heizwert von Holzpellets
Gepresstes Holz Moderne Pellet-Heizungen können Kosten sparen
beträgt rund 5 kWh/kg. Zwei Kilogramm Pellets ersetzen etwa 1 Liter Heizöl bzw. 1 Kubikmeter Erdgas. Die Presslinge werden in mehreren Qualitätsklassen angeboten. Für Haushalte ist die Klasse A1 relevant. Sie bezeichnet die beste Qualität mit Aschegehalten kleiner als 0,7 Prozent. In der Klasse A2 beträgt der Aschegehalt bis zu 1,5 Prozent. Gute Qualität kann man auch an dem Zertifikat Enplus erkennen, das vom Deutschen Pelletinstitut vergeben wird. Umsteigen wird gefördert. Wer eine Pelletanlage mit Solarfläche (9 qm) und Pufferspeicher installiert, wird laut holzpellets.net mit mindestens 4 500 Euro bezuschusst und kann für die Investition mit einem Niedrigzinsdarlehen von zwei Prozent rechnen. Weitere Infos: www.bio-energie.de www.bafa.de
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LEBENSDAUER Nachhaltiges Bauen bedeutet nicht nur einen effizienten Umgang mit Ressourcen und einen energiesparenden Betrieb. Viele Bauherren verlangen darüber hinaus auch, dass auch die eingesetzten Baustoffe langlebig, reproduzierbar und wiederverwertbar sind. Nachhaltig heißt in diesem Zusammenhang auch, dass die verbauten Materialien von möglichst ähnlich langer Lebensdauer sein sollen. Sonst müssten während des Alterungsprozesses Bestandteile in unterschiedlichen Intervallen ausgetauscht werden, was erhebliche Kosten verursachen kann. Gründliche Planungen des Bauprojektes beginnen folgerichtig lange vor dem ersten Spatenstich mit der richtigen Auswahl und Zusammenstellung der Materialien. Das Bundesbauministerium hat zur Bestimmung der Lebensaltersprognose verschiedenster Bauelemente die Internetseite www.nachhaltigesbauen.de eingerichtet. In der Datenbank „Ökobaudat“ wird dort neben der Charakteristik zahlreicher Baustoffe auch deren durchschnittliche Nutzungsdauer dargestellt. Beschrieben werden auch verschiedene Holzprodukte, Metalle, Gebäudetechnikteile oder Farben und Putze. Ein Außenanstrich auf mineralischem Untergrund mit Dispersionsfarbe etwa kann eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren aufweisen. Mit Kalkfarbe kann das Ganze aber auch schon nach weniger als der Hälfte der Zeit unansehnlich werden. IMPRESSUM Berliner Verlag GmbH Anzeigenleitung: Mathias Forkel Redaktion: Peter Brock (verantwortlich), Angelika Giorgis Anzeigenverkauf: Karla Semmelmann, Tel. 030 23 27 53 24 sonderprojekte@berliner-verlag.de Art Direction: Jane Dulfaqar, Annette Tiedge
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Bauen mit der Natur
Nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Holz oder Kork gewinnen an Bedeutung
achwachsende Rohstoffe als Baumaterial sind längst kein Modetrend mehr. Zwar offenbart sich ihr ressourcenschonendes Wesen nicht immer auf den ersten Blick, doch wirken viele ihrer Eigenschaften unmittelbar. Raumluftqualität, angenehme Oberflächentemperaturen, Gestaltungsvielfalt oder sinnliche Haptik sind Argumente für solche Werkstoffe. Moderne Holzhäuser etwa avancieren im Energiesparzeitalter zu Hightech-Gebäuden. Die Rahmen eines Viertels der zwölf Millionen jährlich eingebauten Fenster sind aus Holz- oder HolzaluminiumKonstruktionen. Ein Kubikmeter Holz speichere eine Tonne CO2, argumentiert der Bundesverband ProHolzfenster, so viel wie ein Mittelklasse-Pkw auf 6 000 Kilometern Fahrstrecke produziert. Die folgende Kurzcharakteristik stellt typische Eigenschaften und baurelevante Einsatzfelder nachwachsender Baustoffe vor. Holz: Kein anderer Werkstoff lässt sich so universell verwenden. Sein Einsatzbereich reicht von Stützpfeilern über Holzfassaden, als Rahmen- und Flächenkonstruktion in Türen und Fenstern bis zum kompletten Innenausbau. Holzkonstruktionen überzeugen bei fachgerechter Fertigung durch hervorragenden Schallschutz und beste Wärmedämmwerte. Sie bieten bei geringem Gewicht, solider Festigkeit und leichter Bearbeitung große Funktionalität, natürliche Ästhetik sowie enorme Witterungsbeständigkeit. Selbst im Brandfall setzen Hölzer, anders als Kunststoffe, keine Giftstoffe frei. Raumprägend ist ihr Einsatz als Fußboden, der als langlebig, feuchtigkeitsausgleichend, schallschluckend und antistatisch gilt. Auch die Kombination mit modernen Fußbodenheizungen ist kein Problem, sofern man die Wärmeleitfähigkeit des jeweiligen Holzes berücksichtigt und die Dielen nicht dicker als 22 Millimeter sind. Sieht man von den Folgen einer falschen Pflege einmal ab, haben die meisten Hölzer eigentlich nur einen Feind: anhaltende Durchfeuchtung. Lehm: Als einer der ältesten Baustoffe erfährt Lehm gegenwärtig auch in den Industriestaaten eine gewisse Renaissance. Neben seiner vergleichsweise einfachen Verarbeitung spielen seine Feuchtigkeitseigenschaften eine besondere Rolle: Lehm kann Luftfeuchtigkeit sehr gut aufnehmen und wieder abgeben. In vielen modernen, gedämmten Häusern gewinnt dieser Vorzug zunehmend an
Bedeutung. Denn der durch moderne Dämmungen deutlich reduzierte Luftaustausch zwischen den Innenräumen und der Außenwelt begünstigt Feuchtigkeit und Schimmelbildung, wogegen Lehm helfen kann. Lehm soll außerdem antiallergisch wirken und besitzt darüber hinaus gute Wärmespeichereigenschaften und schirmt auch vor Hitze ab. Als nachhaltig gilt der Baustoff nicht nur, weil er praktisch in allen Regionen vorkommt. Lehm aus abgerissenen Gebäuden kann in vielen Fällen sogar wieder eingesetzt werden. Im Vergleich zu anderen Materialien ist für seine Verarbeitung nur sehr wenig Energie notwendig. Zu seinen Nachteilen zählt ein gewisser Volumenschwund nach der Verarbeitung sowie die Anfälligkeit bei einer Dauerdurchfeuchtung. Hanf: Beinahe so vielseitig wie Holz wartet die Hanffaser (Cannabis) noch immer auf ihr endgültiges Comeback. Einerseits geriet die Pflanze, weil THC-haltige Züchtungen zu Joints verarbeitet werden können, in Verruf, andererseits wurde Hanf von Kunstfasern aus dem Markt verdrängt. Als Baustoff hat Hanf insbesondere wegen seiner Widerstandsfähigkeit und Lebensdauer besondere Bedeutung. Die wachsende Hanf-Lobby berichtet von Häusern, die zu 90 Prozent aus Hanf erbaut sein sollen, in denen Hanf in Kombination mit Kalk sogar das klassische Mauerwerk ersetzt. Durch die geringe Wasseraufnahme besitzt Hanf eine hohe Festigkeit, die gute Dämmeigenschaften hervorbringt. Der Einsatz im Dach, Fußboden oder an Außenwänden resultiert aus den gleichermaßen vorhandenen sehr guten Wärmespeicher- wie Hitzeschutzeigenschaften. In Kombination mit anderen Materialien kann Hanf insbesondere Feuchtigkeitsschäden vorbeugen. Kork: Als Verschluss von Weinflaschen ist Kork in nahezu allen Haushalten bekannt. In letzter Zeit gewinnt das Material, das aus der geschälten, nachwachsenden Rinde der Korkeiche stammt, aber auch als wärme- und schalldämmender Fußbodenbelag sowie als Dämmstoff an Bedeutung. Kork ist dank vieler Lufteinschlüsse besonders atmungsaktiv und besitzt niedrige Wärmeleitwerte. Kork lässt sich zu Platten verarbeiten, aber auch als Schüttung verwenden oder sogar als Spritzkork (Korkschrot) einsetzen. Geringe Brennbarkeit, hoher Fäulniswiderstand und beachtliche Feuchteresistenz sind weitere Vorzüge des Baustoffs. (mwo.)
NACHHALTIG HANDELN I 7
FREITAG, 22. MÄRZ 2013 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
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ür Dr. Frank Büchner, Geschäftsleiter Siemens Deutschland, Region Ost, ist Berlin das Erprobungsfeld der Energiewende.
Siemens hat Städte seit einiger Zeit als strategisches Geschäftsfeld im Visier. Erklären Sie uns, warum? Weltweit ist ein starker Trend zur Urbanisierung feststellbar. Bis zum Jahr 2050 werden knapp 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnen. Der Beitrag von Städten zur weltweiten Wirtschaftsleistung liegt aktuell bei etwa 80 Prozent. Gleichzeitig verursachen diese Ballungszentren rund 80 Prozent der CO2 -Emissionen und mehr als zwei Drittel des weltweiten Energie- und Wasserverbrauchs. Wir müssen in den Städten ansetzen, wenn wir über nachhaltige Energieversorgung und effiziente Infrastruktur unter den Aspekten Klima- und Umweltschutz reden. Berlin gilt dem Unternehmen vor diesem Hintergrund als eine Art Labor. Warum gerade Berlin? Berlin als Gründungsstandort unseres Unternehmens ist nach 165 Jahren auch heute noch der weltgrößte Fertigungsstandort von Siemens. Hier entwickeln wir Systeme und Technologien, wie wir sie für eine nachhaltige, sparsame Energielandschaft von morgen brauchen. Als Highlight sehe ich unsere hoch effektiven Gasturbi-
Die Hauptstadt als Effizienzlabor
Frank Büchner sieht Berlin in einer Vorbildrolle für künftige Technologien
SIEMENS
Frank Büchner ist Siemens-Geschäftsleiter für die Region Ost in Deutschland – er will mit neuen Technologien vor allem in Städten künftig mehr Energie sparen.
nen, die hier großteils entwickelt und gefertigt werden. An welchen Themen der Energiewende arbeiten die Entwickler gerade? Wir müssen unser Stromnetz für die Einspeisung von Strom aus vielen kleinen und größeren dezentralen Anlagen – ob Solar oder Wind – fit machen. Dazu ist eine intelligente Infrastruktur, ein sogenanntes Smart Grid, nötig, das Stromerzeuger, -speicher, Verteilungsnetze und Verbrauch verbindet, steuert und überwacht. Für dieses Netz der Zukunft entwickeln und fertigen wir in Berlin Sicherungs- und Schutzsysteme. Schlüsselkomponenten für die Energieübertragung und damit für die sogenannten Stromautobahnen zur Anbindung von Offshore-Windparks kommen ebenfalls von Siemens Berlin,
SIEMENS
In der Stadt der Zukunft ist fast alles intelligent miteinander vernetzt.
Hochspannungsschaltanlagen beispielsweise. Was qualifiziert Berlin eigentlich neben seiner Rolle als traditioneller Siemens-Standort? Berlin ist für uns ein starker Partner auf verschiedenen Zu-
kunftsfeldern im Infrastrukturbereich. Wir arbeiten zum Beispiel mit Partnern an einer intermodularen Plattform auf Basis dynamischer Verkehrsdaten. Sie wird einem Verkehrsteilnehmer künftig erlauben, per Smartphone den optimalen Weg von A nach B zu bestimmen. Einbezogen sind sowohl der ÖPNV als auch der Individualverkehr. Das heißt, eine solche App könnte Vorschläge machen, an welcher Stelle man etwa vom gemieteten Elektroauto auf die Bahn oder das Fahrrad wechselt. Unter dem Strich soll eine Zeit-, CO2- und Kosteneinsparung stehen. Darüber hinaus wird an zahlreichen weiteren Querschnittfunktionen der IT, dem „Internet der Dinge“, hier in Berlin geforscht. DennSoftware-Applikationen machen in nahezu jedem Bereich unser Leben einfacher und komforta-
bler. Intelligente Stromzähler managen Angebot und Nachfrage. IT macht Gebäude zu Energiesparern. Geht es ausschließlich ums Energiesparen? Auch im Gesundheitswesen können intelligente Assistenzsysteme dafür sorgen, dass wir beispielsweise im Alter länger selbstbestimmt sicher und mobil leben können. Für all diese Themen bietet Berlin mit seinem hervorragenden Potenzial an Universitäten und Forschungseinrichtungen, mit der Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Themen und mit zahlreichen innovativen, projekterfahrenen Partnern die allerbesten Voraussetzungen. Und damit kann die deutsche Hauptstadt auch international viele positive Zeichen setzen.
Einsparen ist der sauberste Verbrauch Siemens-Gebäudetechniker verstehen sich auch als Effizienzexperten
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ie Division Building Technologies zählt zu den Zukunftssparten mit Tradition im Hause Siemens. Jörg Marks ist deren Leiter in der Vertriebsregion Deutschland Ost. Er ist sicher, er fände in so gut wie jedem Berliner Gebäude, das größer als ein Einfamilienhaus ist, Technik von Siemens. Bei einer Produktpalette von der Steckdose über die Stromversorgung bis hin zur Gebäudeautomation und der kompletten Sicherheitstechnik verwundert das nicht. Doch Masse allein ist kein Erfolgsrezept. Siemens-Produkte müssen vor allem effizient sein. Es gilt der Grundsatz: Der sauberste Strom ist der, der gar nicht erst verbraucht wird. Gebäude sind für 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs
verantwortlich, weshalb sich Gebäudetechniker von Siemens heute mehr denn je als Einsparexperten beweisen müssen. Berlin hat einen besonderen Anteil an dieser Entwicklung. Als die Stadt zu Beginn der 90er-Jahre viele Gebäude mit wenig Geld modernisieren musste, entstand das Geschäftsmodell Energiespar-Contracting. „Unter Energiespar-Contracting verstehen wir einen mehrjährigen Modernisierungsvertrag, der den Eigentümer einer Immobilie keinen Cent kostet, aber den Energieverbrauch des Gebäudes um bis zu 30 Prozent senkt“, sagt Jörg Marks. Das gesamte Projekt wird aus der Einsparleistung refinanziert, die Siemens zuvor ermittelt und vertraglich garantiert.
Berlin hat inzwischen knapp 1 000 energiesanierte Gebäude. Rund 200 davon schafften mit dem Konzept von Siemens den Sprung in das Energiesparzeitalter. Eines der bekanntesten davon ist das Kulturforum neben der Philharmonie. Auch die Berliner Bäderbetriebe legten mit einem Zehnjahresvertrag die energetische Sanierung von elf ihrer Einrichtungen in die Hände der Gebäudeexperten. Siemens investierte allein bei den Bäderbetrieben etwa acht Millionen Euro und garantiert Kosteneinsparungen von jährlich 1,63 Millionen Euro. Die CO2 -Emissionen sanken damit um jährlich 5 000 Tonnen. Bei einem kürzlich begonnenen Projekt im katholischen St. Joseph Krankenhaus lau-
fen noch bis 2022 Vereinbarungen. Die Einsparleistung – im Vergleich zu den Kosten vor Vertragsbeginn – summiert sich auf knapp fünf Millionen Euro. Mehr als 3 000 solcher Projekte hat die Siemens Building Technologies Division inzwischen weltweit realisiert. Aus dem begleitenden Monitoring der Anlagen und Gebäude ist ein beachtlicher Datenfundus entstanden. Damit kann Siemens sowohl die Verbesserungspotenziale einer Immobilie erkennen als auch Möglichkeiten der Effizienzsteigerung berechnen. Darüber hinaus ist das Monitoring eine wichtige Voraussetzung für künftige „Smart Buildings“. Denn Sparen geht noch besser. Das intelligente Gebäude kauft
seine benötigte Energie – wie heute große Industrieunternehmen – künftig zum Tiefstpreis. Siemens-Forscher tüfteln derzeit an Systemen, die den Verbrauch in Echtzeit an Preisschwankungen anpassen und nach Prioritäten regeln. So sind für Kühlhäuser, Klimaanlagen oder Wärmepumpen kurze Abschaltphasen unerheblich, ähnlich wie beim Aufzug, der etwas langsamer fahren kann. Zukünftig wird es viele derartige Möglichkeiten geben, den Stromverbrauch gezielt zu senken, wenn das Angebot niedrig ist und die Strompreise hoch sind. Mit diesem sogenannten Demand Side Management (Demand Response) lassen sich Stromnetze wirkungsvoll entlasten.
Die Stadt der Zukunft ist eine, die nichts auf morgen verschiebt. Deutschland geht neue Wege. Mit Antworten für nachhaltige Stadtentwicklung.
Städte sind die Impulsgeber unserer Gesellschaft. Doch auch beim Klimawandel liegen sie vorn: Heute sind Städte für rund zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs und für bis zu 70 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Und die urbanen Zentren wachsen. Geht der Klimawandel heute vielfach von Städten aus, bieten sich genau hier auch zahlreiche Möglichkeiten, ihn zu bekämpfen. So lassen sich CO2 -Emissionen von Gebäuden mit energieeffizienter Technik um bis zu 50 % senken. Aber nicht nur die Zukunft des Klimas entscheidet sich in den Städten: Als Wirtschafts- und Lebenszentren, deren Bruttosozialprodukt dem ganzer Länder entsprechen kann, sind Städte auch Ausgangspunkt für nachhaltige Entwicklung überhaupt.
Berlin, Hamburg, München: Städte bringen Menschen, Wirtschaft und Klimaschutz gewinnbringend zusammen, indem sie konsequent auf zukunftsweisende Technologien setzen. München, zum Beispiel, möchte bis 2030 seine CO2 -Emissionen pro Einwohner im Vergleich zu 1990 halbieren. Und bis zum Jahr 2025 so viel Ökostrom erzeugen lassen, wie zur Versorgung der gesamten Stadt notwendig ist. Und München ist nicht allein: Überall in Deutschland und auf der Welt arbeiten Planer und Entscheider daran, Konzepte für die Stadt von morgen in die Tat umzusetzen. Die Antworten für die Stadt der Zukunft sind da. Und die Zeit für neue Wege ist jetzt. Denn die Welt von morgen braucht unsere Antworten schon heute.
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