schön Magazin für Medizin und Wohlbefinden
gesund Eine Verlagsbeilage der Berliner Zeitung 70. Jahrgang | Nr. 4 | 02.04.2014
Entspannt sehen Tag und Nacht … durch modernste Carl Zeiss-Brillenglastechnik. Für Ihre mit dem i.Profiler auch bei großer „Nachtpupille“ analysierten Augen fertigen wir 1/100 dpt genaue Brillengläser, arbeiten sie in eigener Werkstatt mit Video Infral auf 1/10 mm exakt in die Fassung ein. Das verbessert das Kontrastsehen bei Dämmerung und Regen entscheidend und auch kleine Sehbereiche bei Gleitsichtgläsern gehören der Vergangenheit an. HD allein im Fernsehen genügt uns nicht, wir lassen Sie auch in HD-Qualität sehen: Denn unsere i.Scription-Technologie macht Brillengläser noch besser! Als Hauptstadt-Optiker beraten wir Sie gern: Wilmersdorfer Straße 42 · 10627 Berlin · Tel. 030 / 324 75 10
Mehr Informationen: www.niemand-optik.de
Wohlstandskrankheit „Altersdiabetes“ ist kein Schicksal – Ursachen: falsches Essen, wenig Bewegung
Schluss mit dem Mief Wer das Rauchen aufgeben will, muss sich eine durchdachte Strategie zurechtlegen
Im Abseits
Depression, Angststörung, Sucht – wenn die Psyche krank wird
Seiten 08–11
WIR SUCHEN PATIENTINNEN MIT SYSTEMISCHEM LUPUS ERYTHEMATODES (SLE)
Haben Sie Interesse an einer klinischen Studie der CRO unter ärztlicher Leitung in der Charité teilzunehmen? Für die Teilnahme erhalten Sie eine
IM ALTER VON 18 – 65 JAHREN Aufwandsentschädigung in Höhe von 1.350,– Euro.
TEL. 030 / 450 539 210 WWW.CRO-STUDIEN.DE
i
Inhalt
Aus dem Inhalt Titelthema ..................08 Wenn die Seele leidet
Wer psychisch erkrankt ist, hat es oft nicht leicht, angemessene und wirksame Hilfe zu finden
Wie viel ist zu viel?............ 06 Alkohol gehört dazu – doch wo ist die Grenze? Spannende Fragen und Antworten aus unserer Telefonaktion
Pfiffige Apps..................... 13
Apothekenführer, Diagnosefinder oder Schrittzähler – Smartphone oder Tablet als Gesundheitsassistent
Das Yin stärken ................ 16
Eine neue Yoga-Variante macht Körper und Seele fit und widerstandsfähig für den Alltagsstress
Und im nächsten Heft:
Gast-Editorial von Susanne Hertzer Leiterin der Landesvertretung Berlin & Brandenburg der Techniker Krankenkasse
Liebe Leserin, lieber Leser, seit vielen Jahren verzeichnen wir eine Zunahme an psychischen Erkrankungen. Statistisch gesehen ist jede Berliner Erwerbsperson drei Tage im Jahr wegen einer psychischen Diagnose krankgeschrieben – ein Anstieg von 47 Prozent in acht Jahren. Woran liegt das? Sicherlich gehen viele Menschen heute offener mit diesem Thema um. Psychische Leiden stehen nicht mehr so tief in der dunklen Ecke des gesellschaftlichen Tabus. Zudem weiß man inzwischen, dass viele körperliche Beschwerden eine seelische Ursache haben – auch das spiegelt sich in den Diagnosen der Ärzte wieder. Wenn jemand an einer Depression, an Schizophrenie oder einer anderen psychischen Diagnose erkrankt, bedeutet das viel Leid. Für die Betroffenen, aber auch für ihre Angehörigen und Freunde. Leider erhält nicht jeder stets die adäquate und schnelle Hilfe, die er benötigt. Insbesondere die Übergänge zwischen der ambulanten und stationären Behandlung funktionieren oft nicht optimal. Wir haben deswegen in Berlin das „Netzwerk psychische Gesundheit“ ins Leben gerufen. Dort haben die Betroffenen rund um die Uhr einen persönlichen Ansprechpartner, bleiben in ihrem gewohnten sozialen Umfeld
und können im Notfall in eine Krisenpension ziehen. Die Psychiatrie bleibt vielen so erspart. Studien haben ergeben, dass sich die Mehrzahl der Deutschen gestresster fühlt als vor 15 Jahren. Der Begriff „Burnout“ ist in aller Munde. Auch wenn es sich dabei um keine eigenständige medizinische Diagnose handelt, bleibt doch die Erkenntnis, dass sich immer mehr Menschen ausgebrannt fühlen. Dies muss natürlich nicht zu einer psychischen Erkrankung führen, kann sie aber begünstigen. Wenn die TK Unternehmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung berät, geht es dabei inzwischen immer häufiger um das Thema Stress und psychische Belastungen. Die Arbeitgeber stehen vor einer großen Herausforderung, denn die betroffenen Mitarbeiter fallen meist für viele Wochen oder Monate aus. Damit es gar nicht soweit kommt, sollte jeder auf sich achtgeben und Warnsignale – auch bei anderen – stets ernst nehmen. Herzliche Grüße, Ihre Susanne Hertzer
Viel um die Ohren
Lärm ist allgegenwärtig, und tig manchmal macht er auch rich r Auode Spaß, etwa auf Konzerten ützt, sch en torennen. Wer seine Ohr , hen hge nac by kann Beruf und Hob s nitu Tin und it igke ohne Schwerhör befürchten zu müssen.
Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Stefan Hilscher Anzeigenleiter: Mathias Forkel Verlag: Postadresse 10178 Berlin Anzeigen: Postfach 02 12 84, 10124 Berlin Anzeigenannahme: (030) 2327-50
4
Tipps für gesundes Gärtnern Die Gartensaison beginnt – der eine muss sich zum Mähen, Schneiden, Jäten und Pflanzen zwingen, der andere geht im Gärtnern regelrecht auf. Arbeit an der frischen Luft ist gesund. Allerdings danken es Rücken und Gelenke, wenn einige Tipps beachtet werden.
1
LOCKER ANGEHEN Körperliche Aktivität ist gut, wenn sie mit Köpfchen betrieben wird, sagt Sportwissenschaftler Ulrich Kuhnt, Herausgeber des Grundlagenwerks „Neue Rückenschule“. Spaß statt Stress sollte im Vordergrund stehen.
2
Bilder: thinkstock.de
Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de Layout, Redaktion und Produktion: mdsCreative GmbH Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln Klaus Bartels (verantwortlich), Frauke Wolf und Melanie Schaffers Titelseite: thinkstock.de Ansprechpartner für redaktionelle Fragen und Anregungen: Klaus Bartels ) (0221) 224-2603 * schoengesund@mdscreative.de
02 | schöngesund
RICHTIG HEBEN Beim Heben oder Tragen sollte die Beinmuskulatur
zum Einsatz kommen und Drehbewegungen im Rücken vermieden werden. Und: Statt einer großen besser zwei kleine Gießkannen tragen.
Es gilt die aktuelle Preisliste (Berliner Zeitung Nr. 24);
3
RÜCKEN SCHONEN Ein dauerhaft gekrümmter Rücken schmerzt. Beim
Ästeschneiden in Bodenhöhe empfiehlt es sich, in die Hocke zu gehen. Zum Unkrautzupfen, sollte man sich hinknien – dabei die Knie gut polstern.
4
UTENSILIEN Rückengerechte Gartengeräte sind leicht und handlich, haben ausreichend lange Stiele oder lassen sich auf die Körpergröße einstellen und sind nicht überdimensioniert. Ein kleines Spatenblatt etwa erleichtert das Graben. Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Ein 70 Kilo schwerer Mensch verbraucht
560 Kalorien, wenn er in
Aktuelles
Bilder: thinkstock.de
einer Stunde acht Kilometer joggend zurücklegt
Gewicht... wirkt beim La uf en um ein Vielfa ches verstärkt auf Hüft-, Knie- und Fußg elenke
Trainiert...
en der, Sehn sind Bän ü fr keln und Mus t nach ach s n heste n fe u a L Wochen
Training mit Köpfchen
Gute Schuhe...
sind sorgfältig nach individuellem Laufbild und Lauf strecke ausgewählt
Laufen ist gut für Herz, Kreislauf und Gelenke – Ein schonender Einstieg ist jedoch wichtig – Übergewicht und ein zu hohes Pensum schaden dem Bewegungsapparat
R
aus ins Freie! Laufen gehört zu den verbreitetsten FitnessSportarten, und im Sommer macht es richtig Spaß. „Jeder, der gehen kann, kann auch joggen“, sagt etwa Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Doch es gibt Einschränkungen: Wer schon älter ist, Gelenkfehlstellungen, Übergewicht oder internistische Krankheiten hat, kann durch die Belastung durchaus Schaden nehmen oder ihn vergrößern.
VERVIELFACHT. Bewegung beugt also dem Gelenkverschleiß vor – sofern sie richtig betrieben wird. Wer bereits Gelenkprobleme hat, kann von Bewegung durchaus profitieren. Hier ist aber ärztlicher Rat und eventuell Anleitung eines Physiotherapeuten gefragt. Ein weiterer schädlicher Faktor ist Gewicht. Jedes Kilo Körpergewicht belastet im Gehen mit dem sechsfachen, beim Laufen wächst der Faktor. Das bedeutet: Wer zehn Kilo Übergewicht hat, belastet bei jedem Schritt seine Hüft-, Knie- und Fußgelenke mit 60 überflüssigen Kilogramm. Der Rat der Fitness-Profis: Erst abnehmen, dann mit Lauftraining beginnen. Bis dahin können Schwimmen oder Radfahren für einen gelenkschonenden Einstieg in den Sport sorgen.
ABNUTZUNG ODER NICHT? Ob Joggen den Gelenken schadet, ist eine ewige Streitfrage. Stellt man sich Knie oder Hüfte wie ein Scharnier vor, liegt die Annahme nah, dass Schonung für eine längere Lebensdauer sorgt. Doch ganz so ist es nicht: Sind Bänder, Warnsignale des Sehnen und MusKörpers beim Laufen VORSICHTIG BEGINNEN. keln gut trainiert niemals ignorieren Auch schlanke Laufund kräftig, wird das Anfänger sollten das Gelenk entlastet. Zudem sorgt Bewegung für die ausrei- Training nicht übertreiben. Während chende „Ernährung“ des Knorpels, Herz und Kreislauf sich recht schnell jener schützenden Schicht, die dem auf die neue Belastung einstellen, Gelenk die Gleitfähigkeit gibt. Wird braucht der Bewegungapparat – sie zu dünn, sind Schmerzen die Fol- Muskeln, Bänder, Sehnen, Knochen ge. Zum gewissen Grade ist dies eine – etwa acht Wochen. Warnsignale unausweichliche Alterserscheinung, wie Seitenstechen, Pulsrasen, Musdoch ihr Auftreten kann durch den kelkrämpfe und natürlich akute individuellen Lebensstil beschleu- Schmerzen in Gelenken oder Rücken müssen unbedingt ernst genommen, nigt oder verzögert werden.
„
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Laufschuhe Tipps vom Profi Wer sich einen neuen Laufschuh kaufen will, stellt fest: Das ist eine echte Wissenschaft. Wenn die Schuhe nicht an Fuß und Laufstil angepasst sind, drohen Schäden an Knie- und Sprunggelenken. Klaus Möhlendick, Sportwissenschaftler der Barmer GEK: „Früher hieß es, dass Laufschuhe möglichst viel Dämpfung haben sollten. Heute weiß man, dass zu viel davon das natürliche Dämpfungssystem des Körpers unterfordert, Probleme an Füßen und Rücken können die Folge sein.“ Wer meist auf Naturboden läuft, kommt mit „Neutralschuhen“ aus. Auf Asphalt ist es anders, da sollte die Dämpfung stärker sein. Ein kompetenter SportschuhVerkäufer untersucht die Füße, stellt Fragen nach den persönlichen Laufgewohnheiten und schaut sich die alten Schuhe an – deren Abnutzungsprofil spricht für den Profi Bände. Bereits bei der Anprobe sollte der Schuh bequem sein. (fwo)
der Lauf abgebrochen und das Training angepasst werden. Wer 70 oder mehr Kilometer in der Woche läuft, also als gut trainiert bezeichnet werden kann, läuft Gefahr, seine Gelenke zu überlasten und frühzeitig Arthrose zu bekommen. Frauke Wolf
IMMANUEL KRANKENHAUS BERLIN
Rheumaorthopädie · Rheumatologie · Naturheilkunde
Orthopädie für Berlin Chefarztvorträge über interdisziplinäre Konzepte für Beweglichkeit und Schmerzfreiheit Gesundheitstag 10. April 2014 ∙ 17.00 bis 19.00 Uhr An der Urania 17 10787 Berlin-Schöneberg U-Bhf. Wittenbergplatz www.berlin.immanuel.de
schöngesund | 03
Neun von zehn Diabetes-Patienten leiden an Typ 2
Diabetes Typ 2
Diabetischer Fuß Empfindungslos Für Diabetes-Patienten ist ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Füßen ein Warnsignal: Denn die Extremitäten, insbesondere die Füße, sind durch die Krankheit gefährdet. Die dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerte schädigen die Wände der Blutgefäße und stören damit die Versorgung der betroffenen Region mit Sauerstoff. Zusätzlich leiden die Nerven. Die Haut an den Füßen ist weniger sensibel, und Betroffene bemerken selbst üble Verletzungen erst sehr spät, sodass sich die Wunden bis dahin vergrößert haben und sich Bakterien einnisten. Die Durchblutungsstörungen behindern den Heilungsprozess erheblich.
Nahrung
Bilder: Thinkstock.de
Mit dem Essen werden Kohlenhydrate aufgenommen und in Glukose („Zucker“) zerlegt. Dieser Energielieferant kommt über den Dünndarm in die Blutbahn.
Jeder Siebte betroffen So führen die Gewebeschäden dazu, dass selbst leichte Verletzungen, wie Druckstellen, Blasen oder kleine Risse zu langwierigen Angelegenheiten werden können – auch unter medizinischer Betreuung. Das Problem wird als diabetisches Fußsyndrom bezeichnet. Rund 15 Prozent aller zuckerkranken Menschen sind davon betroffen.
Amputation droht
Verdauungssystem
„Altersdiabetes“ ist kein Schicksal Schon junge Leute haben wegen falscher Ernährung und mangelnder Bewegung die verheerende Stoffwechselstörung – Gefährliche Folgeerkrankungen
Julia Brandt
Im schlimmsten Fall, wenn eine Wunde nicht mehr verheilen will oder das Gewebe an einer Stelle durch mangelnde Blutversorgung abstirbt, muss ein Fuß amputiert werden. Das passiert Jahr für Jahr einige zehntausend Mal. Um dies zu vermeiden ist es wichtig, den Diabetes gut unter Kontrolle zu halten und die Füße regelmäßig auf Verletzungen zu untersuchen. Die Pflege gehört ausschließlich in die Hände von ausgebildeten Podologen. (JB)
04 | schöngesund
E
rbliche Veranlagung, aber auch ein ungesunder Lebensstil begünstigen die Entstehung von Diabetes Typ 2. Früher Altersdiabetes genannt, trifft er heute schon junge Leute. Die Medizin leistet viel, um die Krankheit zu beherrschen und verheerende Folgeerkrankungen zu vermeiden. Und der Patient selbst kann erfolgreich gegensteuern.
L ANGE UNBEMERKT. Müdigkeit, Durst, ständiger Toilettendrang – treten diese Symptome häufig auf, kann dahinter Diabetes stecken. In Deutschland leiden mehr als sechs Millionen Menschen an Diabetes mellitus Typ 2 – viele ohne es zu wissen. Da die Erkrankung zunächst keine eindeutigen Beschwerden hervorruft, gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus. „Die Diabetes-Erkrankung ist besonders heimtückisch, da die Betroffenen Symptome fehlinterpretieren“, sagt Dr. Heide-Rose Engels, Oberärztin im Bereich Innere Medizin, Gastroenterologie, Kardiologie, Diabetologie und Geriatrie im Vivantes Klinikum Hellersdorf. „Nicht selten wird sie erst durch eine andere Krankheit entdeckt.“ GIFT FÜR DIE GEFÄSSE. Die Umgangssprache sagt, worum sich alles dreht: Zuckerkrankheit. Zucker, genauer gesagt Glukose, erhält der Körper über die Nahrung. Glukose liefert Energie und wird für viele Prozesse im Körper benötigt. Um sie aus dem Blut abzubauen, benötigt der Körper das Hormon Insulin, das in Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Rund vier Prozent aller Schwangeren bekommt einen
Diabetes Typ 2
Schwangerschafts-Diabetes, der später meist von selbst verschwindet
Wie das Hormon Insulin wirkt Durch Insulinmangel oder -resistenz verarbeiten die Körperzellen zu wenig Glukose, der Blutzuckerspiegel ist erhöht.
Vorbeugung Energie Insulin ermöglicht der Glukose, in den Körperzellen lebenswichtige Energie freizusetzen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel.
Vollwertig ernähren
Muskeln
Blutzucker Der steigende Blutzuckerspiegel regt die Bauchspeicheldrüse an, Insulin zu produzieren.
Insulin
Bauchspeicheldrüse
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hilft nicht nur gegen Übergewicht, sondern wirkt aktiv für einen gesunden Stoffwechsel. Auf den Speiseplan gehören vor allem Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Ihre Ballaststoffe sättigen und helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Nahrungsmittel mit hohen Fett- oder Zuckeranteil sowie schnell verdauliche Kohlenhydrate gehören nur ausnahmsweise auf den Speiseplan.
In Schwung kommen
Aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse wird das Hormon Insulin ins Blut ausgeschüttet.
Blutgefäße
der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Fehlt es, kann dieser Prozess nicht stattfinden. Dies ist bei Diabetes Typ 1 der Fall. Diese Störung ist meist angeboren und nicht beeinflussbar. Beim zweiten Typ der Diabetes-Erkrankung passiert das Gegenteil: Durch das Überangebot an Nahrungsenergie schüttet der Organismus vermehrt Insulin aus. Dadurch sinkt die Zahl der Insulinrezeptoren an den Zellen sowie deren Empfindlichkeit. Als Folge kann die Glukose wiederum nicht abgebaut werden – der Blutzuckerspiegel steigt. Auf Dauer schädigt dies vor allem die Gefäße. Die kleinen Blutgefäße werden durchlässig, sodass Blutungen auftreten können, die Wände der großen Blutgefäße werden geschädigt, Arterienverkalkung droht. Jeglicher Schaden an den Gefäßwänden führt zu Durchblutungsstörungen. Im schlimmsten Fall, zum Beispiel bei einem Gefäßverschluss, ist eine bestimmte Körperregion vollkommen von der Blutzufuhr abgeschnitten. Daher haben Diabetes-Patienten ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. WOHLSTANDS-KRANKHEIT. Diabetes ist neben einer erblichen Dispostion auch ein Ergebnis des Überangebots an Nahrung. Allen voran begünstigen Fettpolster, insbesondere Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
am Bauch, die Zuckerkrankheit. Sie schütten Botenstoffe aus, die die Insulinresistenz fördern. Dies ist eine gute Nachricht für Menschen mit familiärer Vorbelastung: „Wer sich ausgewogen mit frischen Lebensmitteln ernährt und ausreichend bewegt, kann den Ausbruch deutlich verzögern oder sogar ganz vermeiden“, sagt Diabetologin Engels. EXPLOSIONSARTIG. Der Deutschen Diabetes-Hilfe zufolge hat sich die Zahl der Diabetes-Typ-2-Erkrankungen bei Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht. „Kinder orientieren sich an den Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der Erwachsenen“, erklärt Engels. Um Gefäßschädigungen und andere
Folgeerkrankungen zu vermeiden ist es wichtig, den Blutzuckerwert langfristig zu senken. Dafür kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz, zum Beispiel solche, die die Insulinempfindlichkeit der Zellen verbessern. Betroffene, bei denen die Medikamente nicht mehr ausreichende Besserung bringen, spritzen sich zusätzlich leicht verwertbares Insulin in die Bauchfalte. Wichtig ist laut Engels vor allem, dass sich die Betroffenen von einem Spezialisten beraten lassen. „Jeder Diabetes ist individuell und muss auch so behandelt werden.“ Die Patienten müssten verstehen, was in ihrem Körper geschieht. Nur so könnten sie selbst daran arbeiten, dies zu ändern.
Ohne Bewegung geht es nicht. Eine halbe Stunde moderates Ausdauertraining pro Tag wäre optimal. Wandern, Nordic Walking, Schwimmen oder Fahrradfahren eignen sich besonders für Betroffene mit Übergewicht. Ausdauersport trainiert das Herz-Kreislauf-System, verbrennt Kalorien und kurbelt dazu den Stoffwechsel an. Nikotin und Alkohol schädigen die Organe und begünstigen eine Diabetes-Erkrankung – ebenso wie Stress. (JB)
Sport statt Spritze Besser als die lebenslange Therapie mit Medikamenten ist es, seine Lebensweise umzustellen. Das bedeutet, Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress sowie übermäßigen Nikotin- und Alkoholkonsum auszuschalten. „Wer frühzeitig
einlenkt, wenn der Diabetes noch keine Folgeschäden verursacht hat, kann seine Blutzuckerwerte mit diesen Maßnahmen in vielen Fällen auch ohne Medikamente normalisieren“ – so ermutigt Dr. Engels ihre Patienten.
schöngesund | 05
6,5 Prozent aller Todesfälle sind auf einen Herzinfarkt zurückzuführen
Gut beraten
Kurz und kompakt Vorboten für Schlaganfall Erblindet jemand vorübergehend auf einem Auge oder hat er zeitweise Missempfindungen im Gesicht, den Armen oder Beinen, sollte er das umgehend ärztlich abklären lassen. Denn dies kann auf eine verengte Halsschlagader hindeuten und Vorbote eines Schlaganfalls sein, so der Berufsverband Deutscher Neurologen. Die Diagnose erfolgt per Ultraschall. (fwo)
Sorge um Angehörige Telefonaktion zeigt: Oft merken die Betroffenen selbst zuletzt, dass sie zu viel trinken
Schlüsselbund weckt Gegen die große Schlappheit im Frühjahr hilft ein Trick: Ein Mittagsschläfchen mit dem Schlüsselbund in der Hand. „Wenn er runterfällt, war es genügend Schlaf“, erklärt Schlaf-Experte Hans-Günter Weeß. Besonders erfrischend seien nämlich Nickerchen von fünf bis zehn Minuten. Da niemand weiß, wann er genau einschläft, hilft kein Wecker – wohl aber der Schlüsselbund. (dpa)
Was der eigene Entsafter aus Früchten herausholt, ist natürlich das Optimum, verglichen mit gekauften Fruchtsäften. Denn:
Jeder industriell hergestellte Saft wurde mindestens einmal erhitzt, um ihn haltbar zu machen. Doch bei Orangensäften aus dem Handel ist der Unterschied zwischen Direktsäften und solchen aus Konzentrat laut Stiftung Warentest in Berlin nur gering. Außerdem ist letzterer um durchschnittlich 40 Cent je Liter preiswerter. (dpa)
Bilder: thinkstock.de
Guter Orangensaft
Unterschätzt V Sonne hat schon Kraft – Entwöhnte Winterhaut ausreichend schützen
Für die Teilnahme an einer Arzneimittelstudie mit einem bislang nicht zugelassenen Medikament unter ärztlicher Leitung im Raum Berlin werden Patienten ab 18 Jahren mit s(d
Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
gesucht, die medikamentös behandelt werden muss. Studienteilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung. Weitere Informationen erhalten Sie unter folgenden Telefon-Nrn.: 030 / 450 540-258 oder 030 / 450 540-233 (Frau Krüger) (Frau Merkert)
CHARITÉ CAMPUS BUCH, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin Die Entscheidung über die Studienteilnahme trifft der Prüfarzt. Diese Untersuchung ist den zuständigen Behörden angezeigt.
06 | schöngesund
erwöhn-Wetter schon zum Frühlingsstart: Wer jetzt die Sonne genießt – gleich ob im Kurzurlaub, im Straßencafé oder auf Balkonien – muss sich bereits der Gefahr eines Sonnenbrandes bewusst sein und seine Haut richtig schützen.
intensiv. Besonders in den Mittagsstunden, wenn die Sonne fast senkrecht steht, ist das Risiko eines Sonnenbrandes hoch.
KREBSGEFAHR. Schon eine Viertelstunde kann dann zu viel sein. Grundsätzlich sind Menschen mit heller VON OBEN. Gerade die „ent- Haut, die nur schwer braun wöhnte“ Winterhaut sollte werden, besonders gefährmit Sonnencreme mit ho- det. Wer einen Sonnenhem Lichtschutzfaktor vor brand bekommen hat, sollte dem Erröten die betroffenen bewahrt werHautstellen kühSonnenbrand den. Ohren, len. Hausmittel kann Hautkrebs Nase, Stirn und wie feuchte Umauslösen Hände sind schläge helfen in besonders geleichten Fällen fährdete Hautpartien. Denn: völlig aus. Leichte SonnenAuch wenn es noch kühl brände sind an sich nicht ist und ein Sonnenbad nur schlimm, können aber zum mit Pullover möglich ist – Auslöser für Hautkrebs die Sonne ist schon recht werden. (fwo)
„
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Rund
1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholkrank ‒
Gut beraten
Auch ihre Angehörigen gehen durch die Hölle
A
uf große Resonanz stieß die Telefonaktion zum verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol, zu der „schön gesund“ Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eingeladen hatte. Einige typische Fragen und Antworten: Nach der Arbeit trinke ich ein bis zwei Flaschen Bier, am Wochenende etwas mehr. Ist das zu viel? Als Mann sollten Sie nicht mehr als einen halben Liter Bier pro Tag trinken. Vielleicht können Sie probieren, nach der Arbeit erst einmal zwei große Gläser Apfelschorle oder Mineralwasser zu trinken und danach ein Bier. Gut wäre, wenn Sie zwei Tage in der Woche auf Alkohol verzichten könnten. Ab wann ist man eigentlich abhängig? Als Indiz kann gelten, dass Alkohol so wichtig geworden ist, dass andere Interessen hintenan stehen. Es fällt schwer, maßvoll zu bleiben. Hinweise sind erfolglose Versuche, weniger oder nicht zu trinken.
Ich trinke seit Jahren relativ viel Alkohol. Das Problem ist, dass ich – wenn ich einmal angefangen habe – nicht Schluss machen kann... Den ersten Schritt haben Sie schon getan, indem Sie Ihr Alkoholproblem erkannt haben. Damit sind Sie schon weiter als andere. Jetzt sollten Sie sich professionelle Hilfe von einer Beratungsstelle oder in einer Selbsthilfegruppe holen, denn allein bekommt man eine Alkoholabhängigkeit kaum in den Griff. Was passiert in der Suchtberatungsstelle eigentlich? In der Regel steht am Anfang ein Einzelgespräch, in dem geklärt wird, wie stark der Betroffene abhängig ist und wie sein soziales Umfeld aussieht. Dann wird entschieden, ob eine ambulante oder stationäre Therapie günstiger ist. Daran sollte sich unbedingt eine langfristige Nachsorge anschließen, um Rückfälle zu verhindern. Mein Mann betrinkt sich täglich. Er will absolut keine Therapie. Was kann ich tun?
Suchen Sie sich Unterstützung bei einer Suchtberatungsstelle oder bei einer Familien- oder Frauenberaherauszufinden, was Sie tung, um herauszufinden, selbst vom Leben erwarten und wie Sie Ihre Wünsche verwirklichen können – auch unabhängig vom Alkoholmissbrauch Ihres Mannes. Sagen Sie Ihrem Mann ruhig, dass Sie sich beraten lassen. Vielleicht setzt sich bei ihm etwas in Bewegung. Mein Sohn trinkt immer mehr. Die Fahrerlaubnis ist schon weg, wir chauffi eren chauffieren ihn alle. Was soll ich tun? Wenn Sie ihm weiter helfen, zum Beispiel mit Transportdiensten, wird er nicht spüren, dass es so nicht weiter geht. Nur dann wird er sich zur Therapie entschließen. Das ist die einzige Möglichkeit, ihn aus der Alkoholabhängigkeit zu holen. Kann ich meiner 17-jährigen Tochter verbieten, Alkohol zu trinken? Alkoholverbote sind selten hilfreich. Besser sind gemeinsam aufgestellte Konsum-Regeln.
8 8
www.bzga.de www.kenn-dein-limit.de
Veranstaltungstipps Wieder beweglich Das Immanuel Krankenhaus Berlin lädt ein in die Urania zum „Gesundheitstag: Orthopädie für Berlin“. Wie Patienten Beweglichkeit und Schmerzfreiheit mit chirurgischen/ operativen Verfahren in Verbindung mit naturheilkundlichen Methoden und medikamentösen Maßnahmen wieder erlangen können, darüber informieren die Chefärzte des Krankenhauses am 10. April 2014 von 17 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. 8 www.berlin.immanuel.de 8 www.urania.de
Blick ins Gehirn Die Vermessung des Gehirns – Können Gedanken in Echtzeit analysiert und millimetergenau verortet werden? Um solche Fragen geht es in der Vortragsreihe „Berlin Brains“. Am 28. April um 19.30 Uhr referieren Prof. Curio und Prof. Haynes von der Charité zu solchen Forschungsthemen in der Urania. 8 www.charite.de
Bewegte Mittagspause schützt das Herz
L
Bilder: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
ange Arbeitszeiten im Sitzen, Überstunden – kaum jemand rafft sich dann abends noch zum Sport auf. Das schadet langfristig Herz und Kreislauf. Verstärkt wird
das Problem, wenn ungesunde Ernährung zu Übergewicht führt. Die Deutsche Herzstiftung rät daher zum Frühjahrsbeginn zu einer Neugestaltung der Mittagspause. RAUS GEHEN. Statt mit den Kollegen schweres Essen zu sich zu nehmen und dann ins Nachmittags-Tief zu verfallen, kann die Pause für eine kleine Joggingoder Walking-Runde genutzt werden – am besten werden die Tisch-Genossen gleich mit animiert. Anschließend gibt es einen leichten Snack. (fwo)
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
schöngesund | 07
Psychische Erkrankungen
Vier Millionen Menschen in Deutschland gelten als depressiv
Schätzungen zufolge werden nur
elf von hundert depressiven
Psychische Erkrankungen
Patienten adäquat behandelt
Depression
Soziale Kontakte Gemeinsame Unternehmungen im Freundeskreis tun der Seele gut
Ausdauersport
Antriebslosigkeit
Laufen, Radeln, Schwimmen – das macht nicht nur fit, sondern auch psychisch stabil
Was eine klinische Depression von einer „depressiven Verstimmung“ unterscheidet, ist vor allem die Antriebslosigkeit. „Alles erfolgt wie gegen einen bleiernen Widerstand“, schreibt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die Betroffenen können keine Entscheidungen treffen, empfinden keine Freude, können sich nicht konzentrieren und empfinden eine alles überlagernde Angst und Beklemmung. Körperliche Symptome sind Appetitmangel, Gewichtsverlust und Schlafstörungen. Diese Kriterien treffen auf fünf Prozent der Bevölkerung zu.
In Balance leben Wer seine Ziele verwirklichen kann, senkt sein Risiko, psychisch zu erkranken Bilder: Thinkstock.de
Stabile Beziehungen Eingebunden in die Familie sind Krisen leichter zu überstehen
Krise oder Depression? Psychische Erkrankungen sind nicht leicht zu erkennen – Oft verstecken sie sich hinter körperlichen Symptomen – Gute Ärzte suchen das intensive Gespräch
Johannes Schmitz
08 | schöngesund
F
ür Jenny (18) brach eine Welt ber erkennen, ob er Tage der Lustzusammen. Ihre Patzer in den losigkeit und Niedergeschlagenheit wichtigsten Klausuren koste- durchlebt oder tatsächlich in eine ten sie die entscheidenden Punk- Depression gerutscht ist? te, die sie gebraucht hätte, um ihre Traumnote im Abi zu bekommen. VERZERRTE SICHT. Professor Dr. AlWährend alle ihr trotzdem zu ih- bert Diefenbacher, Chefarzt der rem großartigen Zeugnis gratulier- psychiatrischen Abteilung am Köten, konnte sich die junge Frau kein nigin Elisabeth Herzberge Krankenhaus in Berlin, ist bisschen darüber seit vielen Jahren mit freuen. Würde sie Was innerhalb von A l l ge m e i n m e d i z ijetzt, wie geplant, sofort mit dem zwei Wochen abklingt, ist nern und Hausärzten im Gespräch, um geMedizinstudium normales Leben meinsam zu erkenanfangen können? nen, welche Fragen Sie war niedergeschlagen, hatte keine Lust mit ihren helfen herauszufinden, was Sache Freundinnen wegzugehen, wollte ist. „Man muss genau hinschauen“, nichts essen, nur noch alleine in ih- sagt Prof. Diefenbacher. Die Faustrem Zimmer sein. Und das tagelang. regel: Alles was innerhalb von zwei Wochen wieder abklingt, gehört FLIESSENDER ÜBERGANG. Bis hierhin zum normalen Leben. Für Jenny ist diese Geschichte sicher kein Fall aus unserem Beispiel bedeutet das: für einen Psychologen oder Psych- Wenn sie sich dem Leben nicht wieiater. Ob sie es wird, hängt davon der öffnet, sondern über Wochen ab, wie sie weitergeht. Wenn Jenny kaum noch isst, ihren Freundessnach einer Woche wieder im Alltag kreis vernachlässigt, vor allem aber ankommt und neue Herausforde- eine verzerrte Sicht auf sich selber rungen annimmt, ist alles wieder entwickelt, sich für eine Versageim Lot. Nicht jede Krise ist gleich rin hält – dann kann sie tatsächlich eine psychische Störung oder gar in eine depressive Situation geraeine Depression. Wer im Zustand ten sein, aus der ihr etwa eine Geder Niedergeschlagenheit zum Arzt sprächstherapie heraushelfen kann. geht, dem kann es jedoch passieren, dass aus dem Stimmungstief plötz- NICHT GLEICH STATIONÄR. „Wenn man lich eine medizinische Diagnose niedergeschlagen ist und über einen wird. Doch wie kann jemand sel- längeren Zeitraum kein Interesse
„
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
mehr an den Dingen hat, die einem sonst Freude gemacht haben, können das Hinweise auf eine Depression sein“, gibt Prof. Diefenbacher ein praktisches Kriterium der Selbstbeobachtung. Wer morgens kaum aus dem Bett kommt, schlecht schläft, immer wieder dieselben negativen Gedanken hat und darüber nachzudenken beginnt, wie es wäre, nicht mehr zu leben, der muss unbedingt zum Arzt. Stationär behandelt werden hingegen in der Regel nur Patienten, die so schwer depressiv sind, dass sie ernsthafte Suizidgedanken haben. Doch in vielen Fällen lässt sich vorher helfen – wenn die Zeichen richtig erkannt und nicht für rein körperliche Symptome gehalten werden. Zittern, Schwitzen, Kälteempfinden etwa können Begleitsymptome einer Depression sein. Sie treten aber auch bei einer Fehlfunktion der Schilddrüse auf. Ist der Bluttest auf das körperliche Leiden negativ, kann ein Hausarzt im nächsten Schritt also auf die Idee kommen, dass eine seelische Erkrankung vorliegen könnte. A NTIDEPRESSIVA ALS ANSATZ. Dann kommt es darauf an, mit dem Patienten ins Gespräch zu kommen und Klarheit über dessen Lebenssituation zu gewinnen. Gibt es belastende Lebenssituationen? Dazu kann der Übergang von der Arbeitswelt Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
in den Ruhestand gehören, der von vielen Menschen als Einschnitt erlebt wird, oft ohne dass es ihnen selbst klar ist. Nicht alle Menschen haben das Glück, den Ursprung ihrer Leiden bald zu finden. Prof. Diefenbacher ist unter anderem Facharzt für psychosomatische Medizin und kennt Patienten, die seit Jahren von Termin zu Termin laufen – und deren Leiden trotzdem immer wieder auftritt oder erst gar nicht besser wird. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Patienten, die mit körperlichen Beschwerden bei ihrem Hausarzt sitzen, unter mehr oder weniger schweren Formen einer Depression leiden. Dann können Tabletten eine Hilfe sein. Denn Antidepressiva, so betont Prof. Diefenbacher, machen nicht abhängig. Bei leichten Depressionen würde er aber noch keine
Tabletten geben. Bei quälender innerer Unruhe können beruhigend wirkende Antidepressiva helfen, bei extremer Antriebslosigkeit aktivierende. Richtige Sedativa, also sehr stark beruhigende Medikamente, sollten in ambulanter Therapie aber höchstens zwei Wochen lang verabreicht werden, rät Prof. Diefenbacher. Denn die können abhängig machen. Doch auch das ist noch nicht die Lösung, sondern erst die Voraussetzung, eine zu finden: „Das A und O ist das Gespräch, verbunden mit dem fokussierten Zuhören“, so Chefarzt Diefenbacher.
Neben der psychosozialen Komponenten – belastende Lebenssituation – gibt es eine neurobiologische: Während einer Depression ist der Hirnstoffwechsel gestört. Die Botensstoffe Serotonin und Noradrenalin, die Impulse zwischen den Nervenzellen übertragen, sind dann in zu geringer Konzentration vorhanden. Weiterhin spielen Stresshormone und genetische Veranlagung eine Rolle.
Therapie
PHÄNOMEN ANGST. Neben den Depressionen sind in den vergangenen Jahren auch Angststörungen und Panikattacken mehr und mehr aus ihrem Schattendasein in die öffentliche Wahrnehmung • • •
Genetisches Risiko Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt, wenn ein Elternteil depressiv ist. Zwillingstudien beweisen, dass es sich um eine angeborene Disposition handelt, und nicht etwa um eine Prägung durch das depressive
Hirnstoffwechsel
familiäre Umfeld. Allerdings gibt es kein „Depressionsgen“, vielmehr ist eine interaktive Kombination von Genen und Umweltfaktoren ausschlaggebend. (fwo)
Bewährt hat sich eine Kombination von pharmakologischer und Psychotherapie. Dabei dienen Antidepressiva, die den Hirnstoffwechsel anregen, als „Türöffner“, damit der Patient überhaupt in die Lage versetzt wird, in eine Psychotherapie einzusteigen. Dabei steht oft eine Verhaltenstherapie im Vordergrund, die eine Tagesstruktur aus Pflichten und Angenehmem schafft und gegen negative Verhaltensmuster und Denkweisen angeht. (fwo) 8 deutsche-depressionshilfe.de
schöngesund | 09
Psychische Erkrankungen
Vier Millionen Menschen in Deutschland gelten als depressiv
Schätzungen zufolge werden nur
elf von hundert depressiven
Psychische Erkrankungen
Patienten adäquat behandelt
Depression
Soziale Kontakte Gemeinsame Unternehmungen im Freundeskreis tun der Seele gut
Ausdauersport
Antriebslosigkeit
Laufen, Radeln, Schwimmen – das macht nicht nur fit, sondern auch psychisch stabil
Was eine klinische Depression von einer „depressiven Verstimmung“ unterscheidet, ist vor allem die Antriebslosigkeit. „Alles erfolgt wie gegen einen bleiernen Widerstand“, schreibt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die Betroffenen können keine Entscheidungen treffen, empfinden keine Freude, können sich nicht konzentrieren und empfinden eine alles überlagernde Angst und Beklemmung. Körperliche Symptome sind Appetitmangel, Gewichtsverlust und Schlafstörungen. Diese Kriterien treffen auf fünf Prozent der Bevölkerung zu.
In Balance leben Wer seine Ziele verwirklichen kann, senkt sein Risiko, psychisch zu erkranken Bilder: Thinkstock.de
Stabile Beziehungen Eingebunden in die Familie sind Krisen leichter zu überstehen
Krise oder Depression? Psychische Erkrankungen sind nicht leicht zu erkennen – Oft verstecken sie sich hinter körperlichen Symptomen – Gute Ärzte suchen das intensive Gespräch
Johannes Schmitz
08 | schöngesund
F
ür Jenny (18) brach eine Welt ber erkennen, ob er Tage der Lustzusammen. Ihre Patzer in den losigkeit und Niedergeschlagenheit wichtigsten Klausuren koste- durchlebt oder tatsächlich in eine ten sie die entscheidenden Punk- Depression gerutscht ist? te, die sie gebraucht hätte, um ihre Traumnote im Abi zu bekommen. VERZERRTE SICHT. Professor Dr. AlWährend alle ihr trotzdem zu ih- bert Diefenbacher, Chefarzt der rem großartigen Zeugnis gratulier- psychiatrischen Abteilung am Köten, konnte sich die junge Frau kein nigin Elisabeth Herzberge Krankenhaus in Berlin, ist bisschen darüber seit vielen Jahren mit freuen. Würde sie Was innerhalb von A l l ge m e i n m e d i z ijetzt, wie geplant, sofort mit dem zwei Wochen abklingt, ist nern und Hausärzten im Gespräch, um geMedizinstudium normales Leben meinsam zu erkenanfangen können? nen, welche Fragen Sie war niedergeschlagen, hatte keine Lust mit ihren helfen herauszufinden, was Sache Freundinnen wegzugehen, wollte ist. „Man muss genau hinschauen“, nichts essen, nur noch alleine in ih- sagt Prof. Diefenbacher. Die Faustrem Zimmer sein. Und das tagelang. regel: Alles was innerhalb von zwei Wochen wieder abklingt, gehört FLIESSENDER ÜBERGANG. Bis hierhin zum normalen Leben. Für Jenny ist diese Geschichte sicher kein Fall aus unserem Beispiel bedeutet das: für einen Psychologen oder Psych- Wenn sie sich dem Leben nicht wieiater. Ob sie es wird, hängt davon der öffnet, sondern über Wochen ab, wie sie weitergeht. Wenn Jenny kaum noch isst, ihren Freundessnach einer Woche wieder im Alltag kreis vernachlässigt, vor allem aber ankommt und neue Herausforde- eine verzerrte Sicht auf sich selber rungen annimmt, ist alles wieder entwickelt, sich für eine Versageim Lot. Nicht jede Krise ist gleich rin hält – dann kann sie tatsächlich eine psychische Störung oder gar in eine depressive Situation geraeine Depression. Wer im Zustand ten sein, aus der ihr etwa eine Geder Niedergeschlagenheit zum Arzt sprächstherapie heraushelfen kann. geht, dem kann es jedoch passieren, dass aus dem Stimmungstief plötz- NICHT GLEICH STATIONÄR. „Wenn man lich eine medizinische Diagnose niedergeschlagen ist und über einen wird. Doch wie kann jemand sel- längeren Zeitraum kein Interesse
„
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
mehr an den Dingen hat, die einem sonst Freude gemacht haben, können das Hinweise auf eine Depression sein“, gibt Prof. Diefenbacher ein praktisches Kriterium der Selbstbeobachtung. Wer morgens kaum aus dem Bett kommt, schlecht schläft, immer wieder dieselben negativen Gedanken hat und darüber nachzudenken beginnt, wie es wäre, nicht mehr zu leben, der muss unbedingt zum Arzt. Stationär behandelt werden hingegen in der Regel nur Patienten, die so schwer depressiv sind, dass sie ernsthafte Suizidgedanken haben. Doch in vielen Fällen lässt sich vorher helfen – wenn die Zeichen richtig erkannt und nicht für rein körperliche Symptome gehalten werden. Zittern, Schwitzen, Kälteempfinden etwa können Begleitsymptome einer Depression sein. Sie treten aber auch bei einer Fehlfunktion der Schilddrüse auf. Ist der Bluttest auf das körperliche Leiden negativ, kann ein Hausarzt im nächsten Schritt also auf die Idee kommen, dass eine seelische Erkrankung vorliegen könnte. A NTIDEPRESSIVA ALS ANSATZ. Dann kommt es darauf an, mit dem Patienten ins Gespräch zu kommen und Klarheit über dessen Lebenssituation zu gewinnen. Gibt es belastende Lebenssituationen? Dazu kann der Übergang von der Arbeitswelt Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
in den Ruhestand gehören, der von vielen Menschen als Einschnitt erlebt wird, oft ohne dass es ihnen selbst klar ist. Nicht alle Menschen haben das Glück, den Ursprung ihrer Leiden bald zu finden. Prof. Diefenbacher ist unter anderem Facharzt für psychosomatische Medizin und kennt Patienten, die seit Jahren von Termin zu Termin laufen – und deren Leiden trotzdem immer wieder auftritt oder erst gar nicht besser wird. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Patienten, die mit körperlichen Beschwerden bei ihrem Hausarzt sitzen, unter mehr oder weniger schweren Formen einer Depression leiden. Dann können Tabletten eine Hilfe sein. Denn Antidepressiva, so betont Prof. Diefenbacher, machen nicht abhängig. Bei leichten Depressionen würde er aber noch keine
Tabletten geben. Bei quälender innerer Unruhe können beruhigend wirkende Antidepressiva helfen, bei extremer Antriebslosigkeit aktivierende. Richtige Sedativa, also sehr stark beruhigende Medikamente, sollten in ambulanter Therapie aber höchstens zwei Wochen lang verabreicht werden, rät Prof. Diefenbacher. Denn die können abhängig machen. Doch auch das ist noch nicht die Lösung, sondern erst die Voraussetzung, eine zu finden: „Das A und O ist das Gespräch, verbunden mit dem fokussierten Zuhören“, so Chefarzt Diefenbacher.
Neben der psychosozialen Komponenten – belastende Lebenssituation – gibt es eine neurobiologische: Während einer Depression ist der Hirnstoffwechsel gestört. Die Botensstoffe Serotonin und Noradrenalin, die Impulse zwischen den Nervenzellen übertragen, sind dann in zu geringer Konzentration vorhanden. Weiterhin spielen Stresshormone und genetische Veranlagung eine Rolle.
Therapie
PHÄNOMEN ANGST. Neben den Depressionen sind in den vergangenen Jahren auch Angststörungen und Panikattacken mehr und mehr aus ihrem Schattendasein in die öffentliche Wahrnehmung • • •
Genetisches Risiko Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt, wenn ein Elternteil depressiv ist. Zwillingstudien beweisen, dass es sich um eine angeborene Disposition handelt, und nicht etwa um eine Prägung durch das depressive
Hirnstoffwechsel
familiäre Umfeld. Allerdings gibt es kein „Depressionsgen“, vielmehr ist eine interaktive Kombination von Genen und Umweltfaktoren ausschlaggebend. (fwo)
Bewährt hat sich eine Kombination von pharmakologischer und Psychotherapie. Dabei dienen Antidepressiva, die den Hirnstoffwechsel anregen, als „Türöffner“, damit der Patient überhaupt in die Lage versetzt wird, in eine Psychotherapie einzusteigen. Dabei steht oft eine Verhaltenstherapie im Vordergrund, die eine Tagesstruktur aus Pflichten und Angenehmem schafft und gegen negative Verhaltensmuster und Denkweisen angeht. (fwo) 8 deutsche-depressionshilfe.de
schöngesund | 09
Psychische Erkrankungen
10.000 Menschen das Leben
Bilder: Thinkstock.de
Kurz & kompakt
Jedes Jahr nehmen sich rund
Burnout Als „Burnout“ wird umgangssprachlich die Phase tiefer seelischer Erschöpfung aufgrund von langanhaltendem Stress bezeichnet. Dies kann in eine Depression münden, sollte jedoch nicht damit verwechselt werden. Auch BurnoutPatienten werden zunächst medizinisch behandelt, um danach neue Verhaltensweisen zu erlernen, die ihnen eine Rückkehr in den Alltag ermöglichen.
Bipolare Störung
Derart erkrankte Menschen schwanken zwischen tiefer Niedergeschlagenheit (Depression) und emotionaler Hochstimmung (Manie) voller Tatendrang und hoher Risikobereitschaft. In der medikamentösen Therapie wird versucht, beide Phasen zu umgehen. Schätzungen zufolge sind zwei Millionen Menschen hierzulande betroffen, wenige sind therapiebereit.
Psychosen
Darunter werden Störungen zusammengefasst, die zu einem weitgehenden, vorübergehenden Realitätsverlust führen, etwa Wahnerleben und Halluzinationen. Neben psychischen Ursachen kann Drogeneinnahme oder -entzug ebenso die Ursache sein wie ein Hirntumor.
Demenz Auch der Verlust kognitiver, sozialer und emotionaler Fähigkeiten aufgrund der Degeneration des Gehirns ist eine psychische Krankheit. Alzheimer ist nur eine unter vielen Demenz-Krankheiten. (fwo)
10 | schöngesund
Nicht jeder Patient hat das Glück, an einen aufmerksamen Arzt zu geraten
• • • getreten, weil auch dieses Spektrum psychischer Erkrankungen zunehmend enttabuisiert wird. Auch hier gilt es für den Therapeuten, genau herauszuarbeiten, warum die Panikattacken auftreten. Häufig haben sie nichts mit der Situation zu tun, in der sie völlig unvermittelt da sind und den Patienten überrumpeln. Treten sie etwa bei einer Autofahrt auf, kann sich für den Betroffenen daraus eine Angst vor dem Autofahren entwickeln. Dabei liegen die Ursachen möglicherweise ganz woanders, etwa in einer unbefriedigenden Lebenssituation mit einer zu starken Fremdbestimmung in der Arbeitswelt. Bei vielen Menschen funktioniert laut Prof. Diefenbacher das Abtrainieren der Panik, indem man die Situation, in der sie auftritt, eben nicht meidet. Klappt das nicht und funktioniert auch die Selbstheilung über eine Bewusstwerdung der eigenen Lebensumstände nicht, dann „kommt man ins Off“, wie der Psychiater sagt. Und dann kann aus der Angststörung wiederum eine Depression werden.
PSYCHE UND SUCHT. Im klinischen Bereich tritt aber eine andere psychische Erkrankung am häufigsten auf: Sucht. Diese Patienten kommen oft aus der Inneren Medizinabteilung in die Psychiatrie, etwa nach einer Entgiftung. Alkohol und andere Drogen sind für den Fachmann
werk zufolge, dem „Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie“ von Frank Schneider, unterstützen den Arzt und Psychologen dabei die Regeln der „motivierenden Gesprächsführung“, also etwa der Verzicht auf die Konfrontation, eine empathische Grundhaltung und der Aufbau von Selbstvertrauen beim Gegenüber. Das kann dann dazu führen, dass der Suchtkranke die Diskrepanz zwischen seinem Selbstbild („alles im Griff“) und der Realität erkennt.
„
Angststörung kann unbehandelt in eine Depression übergehen
im Fall des Missbrauchs „psychotrope Substanzen“, das bedeutet, sie verändern das Bewusstsein. Zum Verhaltensmuster der Betroffenen zählt anfangs normalerweise, dass sie ihre Sucht bagatellisieren. Hier kommt wieder das Gespräch mit dem Arzt ins Spiel, dem Prof. Diefenbacher und seine Kollegen eine so hohe Bedeutung zumessen. Im Idealfall hilft es dem Suchtkranken dabei, Einsicht in sein Handeln zu gewinnen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Einem Standard-
BALANCE FINDEN. Und was lässt sich tun, um sich vor psychischen Erkrankungen zu schützen oder ihnen entgegen zu treten, wenn sie einen schon ereilt haben? Die Ratschläge von Prof. Diefenbacher sind nicht neu, aber vielfach durch Studien in ihrem Wahrheitsgehalt bestätigt: gute soziale Kontakte pflegen und Ausdauersport treiben. Und was die gesamte Lebensführung und -planung angeht: „Was ich mache, sollte sich mit meinen Zielen und Wertvorstellungen decken.“
Eine Verhaltenstherapie hilft dabei, den Alltag zu
Psychische Erkrankungen sind genauso gut
bewältigen und Auslöser für Krisen zu meiden
behandelbar
wie körperliche – je früher, je besser
Meist kommt eine
Kombination von Medikamenten und Psychotherapie zum Einsatz
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Alle fünf Minuten unternimmt ein Mensch in Deutschland den
Psychische Erkrankungen Bilder: thinkstock.de
Versuch, Selbstmord zu begehen ‒ mehr als 100.000 mal im Jahr
Aufmerksam beobachten Menschen mit geistiger Behinderung haben ein höheres Risiko, psychisch krank zu werden – Spezialisiertes Behandlungszentrum
D
as Königin Elisabeth Herzberge Krankenhaus ist mit seinem Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung (BHZ) für ganz Berlin zuständig. „Früher gab es die Vorstellung, dass Menschen mit geistigen Behinderungen überhaupt nicht depressiv werden könnten“, sagt Prof. Dr. Albert Diefenbacher. Das ändere sich allmählich – zum Besseren für die Betroffenen. Heute weiß man, dass
Menschen mit geistigen Behinderungen drei- bis viermal häufiger an seelischen Erkrankungen leiden als andere. VERHALTENSTHERAPIE. Für die Betroffenen ist es allerdings sehr schwer, sich dem Umfeld mitzuteilen. Eine Zunahme von gegen sich selber gerichteten Aggressionen kann ein Symptom sein, auf das Betreuer reagieren sollten. Auch Angst, häufiges Weinen oder schlechter Schlaf können Alarmzeichen sein. Das BHZ ist auf die
qualifizierte psychiatrische Behandlung dieser besonderen Patienten spezialisiert, stationär und teilstationär. Die Betroffenen können für einige Wochen im Behandlungszentrum bleiben und anschließend zuhause schlafen und nur tagsüber zur Behandlung kommen. Die Hilfe erfolgt durch eine spezielle Verhaltenstherapie. „Wir zeigen den Betroffenen, was sie Neues tun können, damit es ihnen besser geht.“ Wenn es nötig ist, wird auch hier mit Antidepressiva gearbeitet. (JS)
Betreuer sollten auf Warnzeichen wie schlechten Schlaf achten
Dienstag, 29. April 2014 Veranstaltungsort HELIOS Klinikum Berlin-Buch Konferenzraum Cafeteria Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin Beginn 18 Uhr Strahlen helfen heilen è Prof. Dr. med. Robert Krempien, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie
Strahlen helfen heilen
M
it der Strahlentherapie steht heute ein wichtiges und wirksames Instrument für die Behandlung von Tumorerkrankungen sowie degenerativen und entzündlichen Gelenkerkrankungen zur Verfügung. Oft löst der Begriff Strahlentherapie noch Unbehagen und Angst aus, da Strahlen nicht sichtbar sind. Doch man kann sie messen, mit physikalischen Methoden genau planen und präzise beschreiben, sie dosieren, lenken und leiten. In der Hand des Mediziners sind sie wie ein unsichtbares Skalpell, das zu einem
Eintritt frei, Ende gegen 19:30 Uhr
starken Verbündeten im Kampf gegen die Erkrankungen wird.
gesundes Gewebe – soweit wie möglich geschont werden kann.
Anmeldung nicht erforderlich.
Individuell geplant. Die meisten Tumoren werden mit den sogenannten Linearbeschleunigern durch die Haut bestrahlt. Das geschieht in der Regel aus mehreren Richtungen anhand eines für jeden Patienten individuell errechneten dreidimensionalen Bestrahlungsplanes und mithilfe von modernen bildgebenden Verfahren. Hier werden die Strahlen genau im Tumor gebündelt, der so mit der höchsten Dosis getroffen wird, während die Umgebung – und damit
Modern und schonend. Aktuell wird im HELIOS Klinikum Berlin-Buch eine neue Behandlungsmethode mit einem mobilen Linearbeschleuniger angeboten. Bei der intraoperativen ElektronenRadiotherapie (IOERT–Therapie) erfolgt die Bestrahlung bereits während der Tumoroperation und stellt damit für die Patienten eine hochwirksame, schonende und nebenwirkungsarme neue Therapieoption dar, durch die sich die Behandlungszeit insgesamt verkürzt.
Buslinie 351: Direkte Anbindung des Klinikums zur S-Bahn Berlin-Buch S2
Parkplätze vorhanden.
Prof. Dr. med. Robert Krempien
HELIOS Klinikum Berlin-Buch | Klinik für Strahlentherapie | Chefarzt: Prof. Dr. med. Robert Krempien | Schwanebecker Chaussee 50, 13125 Berlin | (030) 94 01-520 00 | www.helios-kliniken.de/berlin-buch | robert.krempien@helios-kliniken.de Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
schöngesund | 11
Schönes Leben gedankliche Verknüpfung
wie ein Esel schreien
Lederriemen
WeinNebenbergfluss der schädling Aller
Magnetende
lateinische Verneinung
italienisch: Fräulein Staat in Südafrika
Hörorgan
Flugkurve
4
Gehrock
Werkzeugmaschine
7
Mutterschwein
schwärFußballmerisch mannverehrtes schaft Vorbild
Teilzahlungsbetrag
italienisch: gut
Beingelenk
6
schmieren
Nervenzelle
italienischer Strom
HEUTE FÜR DIE MEDIZIN VON MORGEN.
lateinisch: ohne
feuergefährliche Flüssigkeit
PAREXEL ist das führende Auftragsforschungsinstitut in Berlin mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der Arzneimittelforschung.
Stadt in BadenWürttemberg
peinlich genau
Suppenschüssel
Prophetin
Wir suchen für zwei aktuelle Studien:
Haarfarbe im Alter
2
Gebirge bei Frankfurt
Patienten mit Neurodermitis
Bücher-, Geschirrgestell
Frauen und Männer 18 bis 75 Jahre, die an Neurodermitis leiden, ansonsten aber gesund sind
Höhenzug in Ostfrankreich
Ausruf der Ungeduld
Persien
Gashülle der Erde
Ruf des Bedauerns
asiatischer Wasserbüffel
3
Proband sein bei PAREXEL!
persönl. Codenummer (Bank)
zur Erde fallender gemein, Himmels- frech körper
norddeutsch: klein
Stück Papier nicht Böses
HalteAusruf der Em- gebot auf pörung Verkehrsschildern
quälendes Schuldgefühl
Kurzform von Brigitta
Honorar 828,- Euro
dichter Dunst
Regenwasserbehälter
Asthmatiker
mehrsätziges Tonstück
ungekocht
5
Frauen und Männer mit Asthma bronchiale, 18 bis 60 Jahre, absolute Nichtraucher
Honorar 2.182,- Euro
Wandeinbuchtung
Selbstverständlich werden Sie während den Studien umfassend medizinisch betreut.
Eiskunstlaufsprung
schwieHauptrige Situ- stadt ation Kanadas
Riesenschlange
Gemütsruhe
030 306 853 61 oder 0800 1000 376* (* gebührenfrei, Montag bis Freitag bis 18 Uhr)
11
Oder Sie besuchen uns im Internet: www.probandsein.de
Schwindel
taumelig fliegen anerkennendes Urteil
1
fertig gekocht
Börsenansturm
Gespenstertreiben
Fruchtstein
Dauerbezug
mittels, Miene, Kuhdurch Aussehen antilope
schädlicher Stoff
Leichtmetall (kurz)
4
7
5 6 1 8 3 5 6 7 2
2
7
9 5 8 1
3
6 8
4
bestechlich
5
3 8 2 4 5 7 3 4 7 8 3 1 9
6
7
8
9
1
10
3
5
4 6
9
7
7 2
Vorname Beckenbauers
10 11
12
9 8
1 6 6
Füllen Sie die Felder so aus, dass in jeder Zeile, in jeder Spalte sowie in jedem der Quadrate aus 3 mal 3 Kästchen alle Ziffern von 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Das linke Sudoku ist einfach, das rechte schwer.
12 | schöngesund
12
salopp: Flugzeug
8 1
Edelpelz
Lobrede
ungehobelter Mensch
delegieren
römisches Gewand
zur Ernte geeignet
gelingen
sprachfähiger Vogel an welcher Stelle
hervorrufen, verursachen
Produkt von Wasservögeln
Sie erreichen uns unter:
9
eingelegte Gemüsefrucht
bayerischer Klosterlikör
3
RM148735
201404
Auflösungen vom letzten Mal
6 7 1 2 9 2 1 8 5
D A R N I E S N I T R K H O R A G E S N E S F I T D T OM A
K R A T E A E M E N T L A N G A L P M E R I M E L N R A T W E I A N G S E L A D T E A N Z E R
5 8 9 3 6 7 2 4 1
1 5 8 4 3 2 7 6 9
K A N E M D O N E
1 7 4
6 1 3 5 2 4 8 9 7
M A L E R
E B E R T
2 7 4 9 1 8 3 5 6
3 2 6 1 7 9 5 8 4
9 4 7 8 5 6 1 3 2
E G C U R A M Z U C H T T A U A R
Lösungswort: Seemannsgarn
A L I N T R O E R N E E T T
L U N I V L E R S C Z H E N N E A N A L H OMM A G E M O E L L N T I
8 6 2 7 4 3 9 1 5
7 9 1 6 8 5 4 2 3
4 3 5 2 9 1 6 7 8
5 1 7 9 6 2 3 8 4
9 3 2 7 4 8 6 5 1
4 8 6 1 3 5 2 9 7
6 9 8 2 7 1 5 4 3
S G S T I K A A T S T I O O N N F F T I E U N D E O H R L U A U J E B F E N K E N
7 2 4 8 5 3 9 1 6
3 5 1 4 9 6 8 7 2
E I M L A G K E E R A K U E D R I E I N N Z T E T R A N G
2 7 5 6 1 9 4 3 8
1 6 3 5 8 4 7 2 9
N I S R E I S E N G E R A D E
8 4 9 3 2 7 1 6 5
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Mehr als
80 Prozent aller 2013 in Deutschland verkauften
Schönes Leben
Mobiltelefone waren Smartphones
Hören & Smartphone Wie ein Hörgerät Gute Nachrichten für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen: Englische Forscher haben an der Universität von Essex eine App entwickelt, die zunächst BioAid hieß und in einer Vorabversion verfügbar war. Jetzt heißt sie Aud1. Sie verwandelt das Smartphone in ein Hörgerät. Die Anwendung nutzt die in vielen Smartphones verbauten qualitativ hochwertigen Mikrofone und senkt für Nutzer unangenehme Frequenzen ab. Der verstärkte Ton kommt über normale In-EarKopfhörer ins Ohr. Der Klang kann individuell angepasst werden. Bilder: thinkstock.de
Gesundheit für die Handtasche Pfiffige Apps für Smartphone oder Tablet helfen chronisch Kranken, Sportlern oder werdenden Müttern – Breites Angebot an spezialisierten Programmen
D
as Smartphone oder Tablet als steter Begleiter durch den Alltag lässt sich auch für die Gesundheit einsetzen. Mittlerweile gibt es tausende Applikationen: Wer sich krank fühlt, kann mithilfe von Diagnose-Apps eine Ursache ausmachen, Informationen über Therapieoptionen einholen und informiert zum Arzt gehen. Auch die Suche nach einem passenden Facharzt erleichtern Smartphone-Programme. Menschen mit chronischen Erkrankungen finden Unterstützung mit Anwendungen, die Beschwerden und den Krankheitsverlauf dokumentieren. Und wer es erst gar nicht soweit kommen lassen will, findet Unterstützung für einen gesunden Lebensstil. Sport, Ernährung, Diät und Wellness gibt es für die Handtasche. Aber Vorsicht: Der Klick im App-Store ersetzt niemals den Arzt! APOTHEKEN -APP. Wer unterwegs krank wird, freut sich über die Apotheken-App. Sie zeigt Apotheken in ganz Deutschland an sowie eine Übersicht über Nacht- und Notdienste. Dazu können Nutzer durch Scannen mit der Handy-Kamera oder Zuschicken des Namens Medikamente in ihrer Hausapotheke vorbestellen. Eingetragene Arzneimittel verschaffen einen schnellen Überblick über die eigene Medikation. Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
RUNTASTIC. Die Runtastic-App richtet sich sowohl an Marathon-Läufer als auch an Hobbysportler, die fit werden oder bleiben möchten. Mittels GPS erfasst die App die gelaufene Strecke, ermittelt die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit und berechnet verbrannte Kalorien. Mit der Laufstatistik können die Nutzer ihren Trainingsstand dokumentieren.
„
Gerät erinnert an Arznei-Einnahme und dokumentiert wichtige Vitalwerte
MY THERAPY. Diese App ist besonders nützlich für Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck und anderen chronischen Krankheiten. Sie erinnert ans Pillenschlucken und verwaltet Vitalwerte wie Blutdruck, Puls und Blutzucker. Auch Symptome und Beschwerden können die Nutzer hier verzeichnen. Ähnliche Apps verfolgen etwa den Verlauf einer Asthma-Erkrankung oder chronischer Kopfschmerzen. IMAMA. Frauen mit oder ohne Kinderwunsch profitieren von dieser App. Mit iMama lässt sich der Zyklus im Auge behalten und der Menstruationskalender verwalten. Die App
erinnert an die Einnahme der AntiBaby-Pille und zeigt die fruchtbaren Tage an. Werdende Mütter können das Fortschreiten ihrer Schwangerschaft dokumentieren: iMama berechnet den Geburtstermin, dokumentiert Beschwerden, erinnert an Untersuchungen und verwaltet Ultraschall-Bilder. WEITERE TIPPS. Ein Heilkräuter-Lexikon zeigt auf einen Blick, wogegen welches Kraut gewachsen ist. Für den Notfall gibt es Schritt-fürSchritt-Anleitungen in Erster Hilfe, Melodien helfen beim Einschlafen und in lauen Sommernächten vertreibt eine Anti-Mücken-App mit Ultraschall-Wellen lästige Plagegeister.
Diskrete Fernbedienung Der Hersteller ReSound hat ein Hörgerät namens Linx entwickelt, das das Smartphone als diskrete Fernbedienung nutzt. Per Bluetooth gekoppelt, lässt sich die Hörhilfe mit dem Handy auf unterschiedliche Hörsituationen – Konferenz, Konzertsaal, Restaurant – nicht nur einstellen, sie wird sogar automatisch gesteuert, da das Smartphone dank GPS ja immer weiß, wo sich sein Besitzer gerade aufhält. Linx hat als Zielgruppe aktive jüngere Hörgeräte-Träger, die das Smartphone ohnehin permanent benutzen.
Julia Brandt
Diagnosefinder Der Diagnosefinder hilft, Krankheiten aufzuspüren. Geschlecht und aktuelle Beschwerden angeben, und die App erschließt, was dahinter stecken könnte – Sicherheit bringt aber nur ein Arztbesuch.
Freisprech-Einrichtung Durch die Kopplung zwischen Smartphone und Linx-Hörgerät – Konkurrenzprodukte werden ohne Zweifel folgen – können Telefonanrufe direkt über das Hörgerät empfangen werden. Auch Musik kann zwischen den beiden Geräten überspielt werden. Der Spaß ist allerdings nicht ganz billig. (fwo)
schöngesund | 13
Schönes Leben
Sechs von zehn Rauchern erreichen das 70. Lebensjahr nicht
Entspannen
llStressraucher so m re ih an ten aktiv uck Umgang mit Dr ied arbeiten – M tation oder Yoga helfen dabei
Eine Frage der Alternativen
Schluss mit dem Rauchen – Ausstieg fällt leichter, wenn der Mensch feste Vorstellungen hat
D
iese Sucht ist eine echte MOTIVE ANSEHEN. Das Programm Volkskrankheit. 20 Millionen startet damit, sich die eigene AbMenschen in Deutschland hängigkeit bewusst zu machen und greifen regelmäßig zur Zigarette. dann die eigene Motivation für das Jeder dritte würde gerne davon los- Nichtrauchen zu erkennen. Dazu kommen. Für die Bundeszentrale für gibt es Fragebogen und Tipps, um gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Blockaden aus dem Weg zu räumen. Es geht um ist das ein wichtiger Selbstanalyse und Ansatzpunkt. Und Die Gründe für das Aufdecken von ein erfolgreicher. das Rauchen bewusst Lebenslügen. „HinImmerhin hat sie mit terfragen Sie noch ihrem „Rauchfrei“machen und abwägen einmal die Gründe, Programm mehr als die Ihrer Meinung 25.000 Menschen dazu verholfen, dauerhaft, nämlich nach für das Weiterrauchen spremehr als drei Jahre lang, vom ge- chen“, lautet eine der Aufforderunsundheitsschädlichen Glimmstän- gen des Programms. Sie sollen nicht einfach beiseite geschoben, sondern gel loszukommen. bewusst den vielen Nachteilen des NIE ZU SPÄT. Dr. Christoph Kröger Rauchens gegenübergestellt werden. vom Münchner Institut für Therapie- Mit positiven Sätzen sollen die Aufforschung berichtet, dass 60 Prozent hörwilligen ihre Motivation festhalder mittlerweile 100.000 Teilnehmer ten: „Nichtrauchen macht mich ununmittelbar nach dem Kurs rauch- abhängig“, „Rauchfrei gebe ich mein frei sind. Viele aber schaffen es nicht Geld für richtig schöne Dinge aus“. langfristig. BZgA-Direktorin Prof. Dr. Im nächsten Schritt gilt es, die eigeElisabeth Pott möchte dazu motivie- nen Verhaltensmuster zu analysieren, es dennoch zu versuchen: „Ein ren. Wann und warum greife ich zur Rauchstopp lohnt sich in jedem Al- Zigarette? Mit einem „Rauchprototer. Wer mit dem Rauchen aufhört, koll“ kann sich jeder selber bewusst erhöht seine Lebenserwartung.“ Die machen, in welcher Situation er eine Rückfallquote ist und bleibt aber Zigarette anzündet. hoch. Beim Versuch kann das BZgAProgramm eine wichtige Stütze sein. PLANEN STATT SCHEITERN. Dann folgt Vielleicht auch deshalb, weil es nicht ein ganz entscheidender Schritt: Der Verbote fokussiert, sondern positi- Raucher legt fest, wann er die letzte Zigarette rauchen wird. Dieser Terven Alternativen.
„
14 | schöngesund
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Rund
60 Säuglinge sterben Jahr für Jahr, weil die Eltern
Schönes Leben
Bilder: thinkstock.de
in Anwesenheit des Babys rauchen
Zähne pu
tzen
Nach dem Essen für frisch en Atem sorgen – und die Zigarette als Ausklang wir d gleich weniger schmerzlich verm isst
Neue Gewohnheiten helfen gerade in der ersten Zeit über das Verlangen nach einer Zigarette hinweg und stabilisieren langfristig
asser Glas W lte in e r e m, a Bess t daru hbrechen h e g s –e urc fe zu d Abläu
N
min sollte innerhalb der nächsten zehn Tage liegen. Bis dahin muss das Rauchen nicht reduziert werden. Die BZgA: „Überhaupt nicht mehr zu rauchen fällt leichter, als kontrolliertes Rauchen.“ Gegen Ende können kleine Tricks die Motivation steigern, etwa das Sammeln der gerauchten Kippen in einem Glas. Wichtig für den Erfolg ist es, dass Aussteiger vor der letzten Zigarette Alternativen entwickeln. Wer morgens im Bett die erste raucht, kann stattdessen ein Glas Wasser trinken. Wer nach dem Essen raucht, kann sich stattdessen die Zähne putzen. Es geht um bewusstes Verhaltenstraining. Wichtig für Stressraucher: Entspannungsübungen. Und auch Nikotingaben durch Kaugummis, Pflaster oder Medikamente können bei starken Entzugserscheinungen den Weg ebnen.
SCHLUSS MIT DEM MIEF. Wer die letzte Zigarette hinter sich hat, dem helfen Änderungen im Alltag standhaft zu bleiben. Zunächst sollten erst einmal andere Raucher gemieden werden, die einen in Versuchung bringen. Ein guter Trick: Die komplette Gardero-
„
Es geht darum, eine einzige Zigarette nicht zu rauchen – die nächste
be waschen. Und viel Bewegung ist jetzt angesagt – am besten an der frischen Luft. Schwimmen oder Laufen stehen ganz oben der Liste.
Handfeste Wirkung
geschlagenheit und das unbändige Verlangen nach einer Zigarette. Jetzt sind positive Gedanken gefragt, geschickte Ablenkungsmanöver und Ersatzbefriedigungen. Und wenn ein Rückfall kommt? Nicht so schlimm, wenn die alten Verhaltensmuster nicht wieder die Herrschaft übernehmen. Dabei kann ein einfacher Satz helfen: „Es geht lediglich darum, eine Zigarette nicht zu rauchen – nämlich die nächste.“ Johannes Schmitz Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
)
Weniger junge Raucher Deutsche Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren rauchen heute deutlich weniger als noch im Jahr 2001. Ihr Anteil sank von 28 auf zwölf Prozent. Darauf weist das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) hin. Beobachten ließen sich demzufolge deutliche Rückgänge nach den Tabaksteuererhöhungen 2002 bis 2005 sowie nach 2007, als Rauchverbot etwa in Kneipen durchgesetzt wurde.
Aktiv werden
itual eues R
Kurz & kompakt
01805 31 31 31 (14 c/min aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 c/min)
Auch die Anhebung des Bezugsalters für Zigaretten von 16 auf 18 Jahre hat laut DKFZ dazu beigetragen, dass weniger junge Menschen rauchen. Erziehungsprogramme an Schulen hätten demgegenüber nur einen schwachen Einfluss, sie würden nur jeden siebten Jugendlichen überhaupt erreichen. Das DKFZ möchte daher „Regierungen ermutigen, weitere gesetzliche und regulatorische Maßnahmen zu ergreifen, die einen Einfluss nicht nur auf das Rauchverhalten von Jugendlichen, sondern auf die gesamte Bevölkerung haben.“ Auch die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen und das Werbeverbot hätten den gewünschten Einfluss.
TRICKS AUF L AGER. Doch dann sind da noch die Entzugserscheinungen: Reizbarkeit, Müdigkeit, Hunger, Konzentrationsstörungen, Nieder-
Wie kann man die Entstehung einer Tumorerkrankung beeinflussen?
Rauchen ist nach Darstellung des Deutschen Krebsforschungszentrums – neben mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung – Hauptursache für chronische Krankheiten. Neben Atemwegs-
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014
Erkrankungen zählen dazu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, DiabetesTyp 2 sowie zahlreiche Krebsarten. Nikotin verkürzt das Leben um zehn Jahre.
8
ww.dkfz.de
Nutzen Sie unser Arzt-Patienten-Gespräch am Mittwoch, den 09.04.2014, ab 18 Uhr DRK Kliniken Berlin | Köpenick Salvador-Allende-Straße 2–8, 12559 Berlin Haus 5.2, 4. Ebene, Hörsaal, Telefon: (030) 30 35 - 33 10 www.drk-kliniken-berlin.de
Ve Kos ra te ns nl ta os ltu e ng
Raucher leben kürzer und schlechter
schöngesund | 15
Fünf Millionen Menschen in Deutschland praktizieren Yoga, angeleitet von 20.000 Yoga-Lehrern Bilder: thinkstock.de
Schönes Leben
Gewappnet gegen den Alltagsstress
Hatha-Yoga Yin-Yoga dient weniger der Entspannung als der Stärkung von Körper und Psyche – Bekannte Yoga-Figuren werden lange gehalten, um tiefliegendes Gewebe zu erreichen
E
in gewisser Langmut ist wohl gegengesetzt – gesundheitliche oder eine Grundvoraussetzung für psychische Probleme auslösen könPraktizierende des Yin-Yogas. nen. Da Yin beispielsweise für dunDenn im Gegensatz zur klassischen kel und still steht, ergibt seine FördeVariante halten die Übenden die rung durchaus Sinn. Dehnpositionen über mehrere Minuten. Die neue Yoga-Form, die der LOSLASSEN LERNEN. Nicht im Fokus amerikanische Yoga-Lehrer Paul der Übungsstunden steht die Entspannung. Durch die Grilley entwickelt verstärkte und lange hat, basiert auf den Yin ist der dunkle, gehaltene Dehnung bekannten Übungssollen vielmehr die formen des traditioweibliche, ruhige Teil tiefliegenden Faszinellen Yoga wie Vordes Menschen en, Weichteilkombeugen, Hüftöffner, ponenten des BinRückbeugen oder Twists, bei denen der Körper „ver- degewebes, erreicht werden. Viele dreht“ wird, um Verspannungen zu Kursteilnehmer berichten davon, lösen. Die Yin-Yoga-Übungen wur- dass sie nach einiger Zeit unangenehden von diesen Bewegungen abge- me Emotionen verspüren. Sie nennen leitet und – um Verwechslungen vorzubeugen – umbenannt. Außerdem werden die Positionen vorwiegend im Sitzen oder Liegen eingenommen.
„
DAS YIN STÄRKEN. Sind Yin und Yang in der Balance, befindet sich der Mensch nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) im Zustand der Ausgeglichenheit und inneren Ruhe (s. Kasten). Und der neue Yoga-Trend zielt darauf ab, das Yin zu stärken. Diesem scheinbaren Widerspruch begegnen die Lehrer mit dem Hinweis, dass unser Alltag deutlich vom Yang dominiert ist. Denn dieser steht für Stress und Hektik, die – wird ihnen nichts ent-
16 | schöngesund
Frust oder gar Wut als Beispiele. Im Prinzip simuliert Yin-Yoga zu diesem Zeitpunkt den Alltagsstress. Diese Phase gilt es zu überstehen, und dabei hilft vor allem: Ruhe bewahren. Dann gelingt das völlige Loslassen, als dessen Folge Yin gestärkt wird. VIELFACH GEEIGNET. Aufgrund des verbesserten Umgangs mit Belastungen im Job oder in der Familie eignen sich die Übungsformen für Menschen, die unter großem Druck stehen. Darüber hinaus empfehlen Yogis die Bewegungen für ältere Menschen und in der Rehabilitation. Eine zusätzliche Einsatzmöglichkeit ist die Meditationsvorbereitung. Martin Fernholz
Yin und Yang – das Leben im Gleichgewicht Die Begriffle des Yin und des Yang entstammen der chinesischen Philosophie und finden sich in sämtlichen Bereichen der Kunst und der Wissenschaft, ja im ganzen Leben. Sie stehen für Gegensatzpaare wie „männlich“ und „weiblich“, „stark“ und „schwach“, „gebend“ und „empfangend“ oder „aktiv“ und „passiv“. Zur Erlangung echten
Glücks, Erhalt der Gesundheit oder ebenso für die Harmonie in der Familie muss der Mensch zwischen Yin (dunkel, weich, kalt, weiblich, Ruhe) und Yang (hell, hart, heiß, männlich, Aktivität) ein Gleichgewicht herstellen. Dies gehört zur „Ethik des Mittelmaßes“, die die Menschen zum Maßhalten in guten und zur Zuversicht in schlechten Zeiten anregt. (maf)
„Hatha“: Kraft, Au sdauer, Energie. Hatha Yoga ist ein Oberbegriff für körp erbezogenes Yoga, d. h. yogische Körper- un d Atemübungen. Dies ist die im Westen am häufigsten praktizierte Form. Es gib t diverse Weiterentwicklungen.
Power-Yoga
siver, Ein kraftvoller, inten n lte Ha s durch längere ter äg pr ge en der Position twien A US in r Yogastil, de rden einckelt wurde. Es we t Fokus fache Positionen mi dinatiauf Aufbau von Koor gung, we on, Atmung und Be t. üb ge ce Kraft und Balan
AshtangaYoga
Eine sehr kra dynamisch ftvolle und e Form de s HathaYoga, die das Yang stärkt. Es werden vo sehr forde rgegebene, rnde dyna mische Reihen im ind übt, die ein ischen Stil geze Haltungen lnen oft durch Sprü ng verbunden e .
Berliner Zeitung | Nr. 04 | 02. April 2014