Biogas Journal 2008.2

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Titel_2008-I

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w w w. b i o g a s . o r g

BI

Fachverband Biogas e.V.

EEG-Novelle Bonus für den Gülle-Einsatz

11. Jahrgang

Nr. 2/08

ZKZ 50073

GAS

Gärbiologie

Großbritannien

Auf Spurenelemente verstärkt achten

Biogasmarkt mit großem Potenzial


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EDITORIAL

Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Endlich haben wir die Gewissheit – das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist nach umfangreichen und kontroversen Diskussionen am 6. Juni im Bundestag verabschiedet worden (siehe ausführlichen Artikel auf Seite 12). Von Anfang an war klar, dass die Debatte um diese EEG-Novelle unter intensiver Beteiligung und mit neuen Akteuren erfolgen wird. Der Zeitpunkt für die Entscheidungsfindung hätte insgesamt nicht schlechter sein können, da die massiv gestiegenen Agrarpreise die Lage der Tier haltenden Betriebe erheblich verschlechtert haben und die Diskussionen um „Tank oder Teller“ den Druck auf die Politik maßgeblich erhöht hatten. Einen Schritt in die richtige Richtung ist die Bundesregierung bereits mit der Verabschiedung der Gasnetzzugangsverordnung gegangen. Durch die intensive Mitarbeit des Fachverbandes Biogas e.V. und im Besonderen des Arbeitskreises Gaseinspeisung wurden fast alle Vorschläge und Forderungen in die neue Verordnung übernommen. Lediglich kleinere Auslegungsfragen gilt es hier in nächster Zeit zu klären. Wesentlich schwerer gestalteten sich die Verhandlungen im Rahmen der EEG-Novellierung. In den unzähligen Gesprächen sowohl in Berlin als auch bei Ihnen vor Ort in den Wahlkreisen zeigte sich, wie wichtig ein starker Verband auf Betreiber- und Firmenebene ist, um die Politik bei der Entscheidungsfindung für ein zukunftsfähiges und erfolgreiches EEG zu unterstützen. Auch die Umstrukturierungen innerhalb der Geschäftsstelle des Fachverbandes Biogas mit der Einrichtung des Hauptstadtbüros und entsprechender Fachreferate hat unsere Schlagkraft zur rechten Zeit deutlich verbessert und schlussendlich eine positive Wirkung auf die Entscheidungen in Berlin. An dieser Stelle sei auch noch mal der unermüdliche und weit über das Ehrenamt hinausgehende Einsatz unseres Präsidiums, allen voran unseres Präsidenten Josef Pellmeyer, hervorgehoben. Dass nicht alle Forderungen und Wünsche im neuen EEG berücksichtigt wurden, mag den einen oder anderen stören. Dennoch ist das erzielte Gesamtergebnis für alle Beteiligten ein am Ende nicht mehr für möglich gehaltener Erfolg, der gegen den Widerstand durchaus maßgeblicher Interessengruppen erzielt werden konnte. Für die zahlreiche Beteiligung und Ihren persönlichen Einsatz möchten wir Ihnen herzlich danken! Für die nächsten Wochen gilt es, das EEG in seiner nochmals gewachsenen Komplexität auszuwerten und Ihnen in verständlicher Form näherzubringen. Entsprechende Informationsveranstaltungen sind in Ihren Regionalgruppen bereits in Planung (siehe Seite 81). Um die im Zuge der EEG-Novelle aufgekommene kontrovers geführte Bioenergie-Diskussion zu versachlichen, hat der Fachverband Biogas eine Informationsbroschüre initiiert, die von der Agentur für Erneuerbare Energien (vormals IKEE) ausgearbeitet wurde. Mit dieser Ausgabe des Biogas-Journals erhalten unsere Mitglieder ein Exemplar „Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie“, um in den alltäglichen Diskussionen stichhaltige Argumente für ihre Arbeit und die Nutzung von Bioenergie vorliegen zu haben. Nur wenn es uns gelingt, eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu sichern, kann Biogas seinen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung mit dem neuen EEG leisten. Mit Blick auf die weiteren Baustellen auf nationaler und internationaler Ebene brauchen wir einen starken Fachverband Biogas mehr denn je. Unterstützen Sie uns durch Ihre Mitgliedschaft und überzeugen Sie andere von den Vorteilen im Rahmen unserer Aktion „Mitglieder werben Mitglieder“. Herzlichst Ihr Manuel Maciejczyk Stellvertretender Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V.

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W ir h a b e n S ie a ll e ! Op

ti m a le A n la g e n ty pen zum E E G -B e s c h lu s s : G ü ll e a n la gen, M ik ro n e tz e , G ro ß a n la g e n zur G a s e in s p e is u n g , .. .

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INHALT

EDITORIAL 03

Manuel Maciejczyk

KURZ UND BÜNDIG 06

Meldungen, Termine, Bücher

POLITIK 12

Endlich Klarheit für das EEG

16

Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie

FORSCHUNG UND PRAXIS 18

Wege aus der Schieflage

22

Investieren ohne eigenes Kapital

26

Stabiler Prozess bei hohem Propionsäuregehalt

30

Wenn es in Spuren mangelt

36

Künstlicher Baustoff

42

Pflanzen zweiter Wahl

46

Gas aus Gras

50

Zentrales Management von Biogasanlagen

56

Container für die Welt

58

Silage aus dem Schlauch

18

INTERNATIONAL 64

Geschäfte mit den Nachbarn

68

Ontario will mehr Biogas

70

Chancen in Großbritannien

73

Lettland hat ein EEG

TITELFOTO: WWW.LANDPIXEL.DE | FOTOS: JOCHEN ZICK/KEYSTONE, DR. WALDEMAR GRUBER, JAN-GERD AHLERS, WILTRUD WOLTERS

VERBAND 74

Erfolg im EEG – aber neue Baustellen warten schon

76

Meldungen aus den Regionalgruppen

81

Infoveranstaltung: Das novellierte EEG

82

Ifat 2008 erstmals mit großem Biogas-Bereich

83

Harte Energiefakten

RECHT 84

Vertragliche Grundlagen der Wärmelieferung

85

Entwarnung beim Einsatz von Betriebshilfsstoffen

42

48

PRODUKTNEWS 86

Rührgigant für Endlager und Lagunen, Neue Pumpe mit Steinfangkasten, Abwärme zu Geld machen

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Impressum Biogas kurios

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I n Kü r z e …

KURZ UND BÜNDIG

Brandenburg will Erneuerbare verdreifachen

Mustergültige Biogasanlagen gesucht

Potsdam. Ehrgeizige Ziele hat das Land Brandenburg bei erneuerbaren Energien. Die rotschwarze Landesregierung will den Anteil der regenerativen Energieproduktion bis 2020 von heute sieben auf künftig 20 Prozent erhöhen. So steht es in einem Strategiepapier des Wirtschaftsministeriums. Die Windenergie soll von 11,1 Petajoule (PJ) auf 54,5 PJ wachsen, Biomasse von 25,6 PJ auf 33,5 PJ, Solarenergie von 0,06 PJ auf 12,5 PJ und Wasserkraft von 0,04 PJ auf 0,2 PJ. Sonstige Energieträger wie Deponie- und Klärgas, Geothermie und Wärmepumpen sollen von 1,9 PJ auf 19,3 PJ in 2020 ansteigen. Die CO2-Emissionen will Brandenburg bis 2020 um 40 Prozent, das heißt 36,4 Millionen Tonnen, gegenüber 1990 senken. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird immer mehr Bioenergie erzeugt. Laut Landwirtschaftsminister Till Backhaus produzieren zurzeit etwa 190 Biogasanlagen umweltfreundlich Energie. Sie liefern Strom für umgerechnet 200.000 Haushalte. Weitere 100 Biogasanlagen seien im Bau oder in der Planung.

Berlin. Mit dem Start des Bundeswettbewerbs „Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen“ fördert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) die Prämierung innovativer Praxisbeispiele von Biogasanlagen. Alle Biogasanlagen, die in räumlich funktionalem Zusammenhang zur Landwirtschaft stehen und seit mindestens einem Jahr in Betrieb sind (Stichtag ist der 30. Juni 2007), können sich bis zum 15. Juli dieses Jahres (Poststempel) beim Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) bewerben. Die Prämierung der Sieger erfolgt im Rahmen der Eurotier 2008 in Hannover. Für die Teilnahme am Wettbewerb müssen die Landwirte als Bauherren und Betreiber der Anlagen beziehungsweise deren Berater oder Planer beim KTBL die Teilnahmeunterlagen anfordern und fristgerecht einreichen. Für die Auszeichnung kommen Lösungen in Frage, die sich in der Praxis bewährt haben und den Kriterien Effizienz der Biomasseverwertung, Arbeits-

FOTO: KTBL

Kurz+bündig

Biogasanlage in Hammah, Kreis Stade. Die Anlage ging im Dezember 2001 ans Netz und gehörte zu den Preisträgern des Modellvorhabens 2004/2005.

wirtschaft, Wirtschaftlichkeit und Umwelterheblichkeit entsprechen. Eine Jury wählt auf Grundlage von Vor-Ort-Besichtigungen fünf mustergültige Biogasanlagen aus. Alle nötigen Infos und Teilnahmeunterlagen sind unter www.ktbl.de abrufbar. D

Biogasbusse in Betrieb Basel/Schweiz. Seit Anfang Juni setzen die Basler Verkehrs-Betriebe erstmals Linienbusse mit Biogasantrieb ein. Bis Ende August 2008 werden 20 Gelenkbusse à 18 Meter Länge und zehn Normalbusse à zwölf Meter Länge auf den Straßen unterwegs sein. Mit dem heutigen Alter von 13 bis 14 Jahren liegen die zu ersetzenden Busse um drei bis vier Jahre über der wirtschaftlich optimalen Lebensdauer. Besonderheit ist der neue Tankprozess, denn die Fahrzeuge werden künftig nachts im Busdepot betankt. Damit können betriebliche Abläufe optimiert und der Lärm reduziert werden, da die Busse keine Wartezeiten mehr an der Tankstelle haben.

Wasserstoff statt Biogas Cagliari/Italien. Eine Forschergruppe der Universität Cagliari hat ein Verfahren entwickelt, bei dem Clostridia-Bakterien unter Normaldruck und bei niedriger Temperatur Biomüll unter Sauerstoffabschluss vergären und dabei Wasserstoff abscheiden. Bisher setzte man bei der Wasserstoffproduktion aus Biomasse auf die Erzeugung von Synthesegas unter Druck und hohen Temperaturen. Die Bakterien fühlen sich nach Angaben der Wissenschaftler bei 39 Grad Celsius wohl. In einer Pilotanlage produzieren sie aus einem Kilogramm Bio-Reststoff etwa 75 Liter Wasserstoff. Das entspricht 0,22 Kilowattstunden pro Kilogramm und liegt bereits jetzt im Rahmen der Ausbeute durch heutige, ausgereifte Biogasreaktoren.

Die Welt braucht Bioenergie Lübeck. Die landwirtschaftliche Energieerzeugung und die Perspektiven, die sich daraus für die Umwelt und für die Energie produzierenden Landwirte ergeben, waren Thema der 22. Hülsenberger Gespräche. Veranstalter dieser traditionsreichen Tagungsreihe ist die H. Wilhelm Schaumann Stiftung, die im vergangenen Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feierte. An drei Tagen stellten Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Disziplinen die landwirtschaftliche Energieerzeugung auf den Prüfstand – ökologisch, ökonomisch, global und regional. Als die Energieform mit den kurz- und mittelfristig größten Potenzialen stufte man das Biogas ein, insbesondere dann, wenn die Kraft-WärmeKopplung weiter vorangetrieben wird. Hinsichtlich der Ökobilanzen schneidet die Nutzung organischer Reststoffe wie Gülle gut ab, vor allem dann, wenn diese stationär genutzt werden. Besonders günstig fallen die Ergebnisse dann aus, wenn Biomasse auf degradierten oder degenerierten Flächen durch Aufforstung gewonnen wird. Der Umbruch von Grünland für den Anbau von Mais als Biogassubstrat schlägt dagegen in der Ökobilanz negativ zu Buche. Vor einer zu starken Ausdehnung der Biogasanlagen wurde gewarnt. Eine Expansion ist nur ge-

rechtfertigt, wenn sie nicht oder nur wenig mit bestehenden Wertschöpfungsketten der FoodProduktion oder anderen Biogasanlagen in Konkurrenz tritt. Mit Hilfe von Standortanalysen können für eine Zielregion die maßgeblich besten Standorte evaluiert werden. Derzeit bereits bestehende Landnutzungsmodelle werden als nicht geeignet gesehen, die Standortfaktoren umfassend zu benennen und zu beurteilen. Entweder arbeiten sie mit zu großen Einheiten oder sie sind zu dezidiert und damit zu aufwändig. Es wurde ein Screeningmodell vorgestellt, das dem komplexen Anforderungsprofil einer geeigneten Standortanalyse gerecht werden soll. Dieses Modell berücksichtigt sowohl ökonomische, ökologische, aber auch sozial-regionale Faktoren. Insgesamt war die Expertenrunde sich darüber einig, dass noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten ist. In nahezu allen Bereichen steckten noch erhebliche Potenziale. Vorrangig sollten deshalb Konzepte und Verfahren vorangetrieben werden, mit denen die vorhandenen Energieressourcen effizienter genutzt werden können. Die viel diskutierte und scheinbar bedrohliche Konkurrenzsituation Biomasse/Lebensmittel wurde von den Wissenschaftlern nicht zwangsläufig gesehen und sorgfältig differenziert. Die Kurzfassungen aller Vorträge sind auch im Internet unter www.schaumannstiftung.de veröffentlicht. D Friederike Krick BIOGAS Journal | 2/08


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KURZ UND BÜNDIG

Mehr Wald, weniger CO2

Kein großer Wurf

Info-Portal für alternative Kraftstoffe Dortmund. Die Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen hat Anfang Juni ein Internet-Portal mit Informationen über alternative Kraftstoffe und Antriebe gestartet. Dort finden Interessierte Hintergründe zu ökologischen und finanziellen Vor- und Nachteilen wie zum Beispiel Biodiesel, Bioethanol, Pflanzenöl, Erdoder Flüssiggas. Dargestellt ist auch, was bei Umrüstungen zu beachten ist, was Biodiesel von Pflanzenöl unterscheidet und was Umrüstungen oder Neuwagen kosten. Weitere Infos unter www.vz-nrw.de und schauen Sie dann nach dem Link „Klimafreundliches Automobil“.

BioMethan-Kuratorium gegründet Berlin. Im Mai wurde in der Bundeshauptstadt das BioMethan-Kuratorium (BMK) gegründet. Das BMK soll in Zukunft als wirtschaftspolitische Interessenvertretung fungieren und gleichzeitig die wissenschaftlich-technische Entwicklung weiter vorantreiben. Ferner dient es als Branchenplattform für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen, um den Einsatz von Biomethan zu fördern. Zurzeit wird der Aufbau eines Biomethan-Handels mit Börsencharakter von kommerziell Interessierten geprüft. Unter Biomethan ist sowohl auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas als auch Bio-SNG (Synthetic Natural Gas) gemeint. Die technischen Anwendungsfelder umfassen zum einen die Einspeisung in das Erdgasnetz sowie seine energetisch effiziente Nutzung in der Kraft-Wärme-Kopplung. Zum anderen geht es um die Nutzung als Automobilkraftstoff, um den Einsatz von Biomethan in speziellen Mikrogasnetzen oder zur Direktversorgung industrieller Abnehmer.

Wien. Anfang Mai hat sich die österreichische Regierung auf die Novelle des Ökostromgesetzes geeinigt. Allerdings ist der ungehinderte Ausbau auch in Zukunft nicht möglich. „Die unsinnige Deckelung wurde beibehalten. Die jährlich zur Verfügung stehende Einspeisevergütung wurde zwar von 17 auf 21 Millionen Euro erhöht, ist aber in Summe 75 Prozent weniger als beim Ökostromgesetz 2002 realisiert wurden“, klagt Lukas Pawek von der IG Windkraft. Die Förderdauer von Neuanlagen wird auf 15 Jahre für rohstoffabhängige Technologien wie Biomasse- oder Biogasanlagen (bisher elf Jahre) angehoben. Alle sonstigen Ökostromtechnologien erhalten eine Förderdauer von 13 Jahren. Von den 21 Millionen Euro Fördersumme sind allerdings auch die neuen Rohstoffzuschläge von maximal vier Cent je Kilowattstunde für Biogasstrom, ein Bonus für die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz und ein Bonus für KraftWärme-Kopplungsanlagen mit Biomasse zu finanzieren. Darüber hinaus soll der Ökostromanteil bis 2015 auf 15 Prozent erhöht werden. Laut Pawek kommt die angebliche Verdoppelung von acht auf 15 Prozent dadurch zustande, weil nun auch plötzlich kleine und mittlere Wasserkraftanlagen, die seit 2003 gebaut wurden, mitgezählt werden. Von dieser Seite werden vier bis fünf Prozent erwartet. Daher bleiben für den sonstigen Ökostrom nur zwei bis drei Prozent in den nächsten sieben Jahren. Wie unter dem neuen rechtlichen Rahmen 700

Das novellierte Ökostromgesetz stellt Biogasanlagen in Österreich ein wenig besser.

Megawatt (MW) Windkraft, 700 MW Wasserkraft und 100 MW aus Biomasse bis 2015 erreicht werden sollen, ist den Branchenteilnehmern schleierhaft. Positiv ist, dass die Kontingentierung des jährlich verfügbaren Einspeisevolumens zwischen Wind, Biomasse und Biogas aufgehoben wurde. Nur für die Photovoltaik soll es ab fünf Kilowatt eine eigene Tranche von zehn Prozent geben. Dadurch kann aber nicht prognostiziert werden, wie viel von den jeweiligen Energien tatsächlich neu installiert wird. Weitere Details zur Novelle des Gesetzes unter www.igwindkraft.at. Der weitere Fahrplan der Gesetzgebung sieht wie folgt aus: Anfang Juni oder Anfang Juli befasst sich das Plenum mit der Gesetzesvorlage. Anschließend geht es in den Bundesrat. Zum 1. Januar 2009 soll das novellierte Ökostromgesetz in Kraft treten. Zeitgleich soll auch die noch zu novellierende Einspeisetarifverordnung rechtskräftig werden. D

Vorstand umgebildet Schwandorf. In der Führungsetage der Schmack Biogas AG hat es kräftig geknallt. In seiner Sitzung Ende Mai hat der Aufsichtsrat beschlosFOTO: STEFAN KIEFER/VARIO IMAGES

Helsinki. Wissenschaftler der Universität Helsinki, Finnland, haben festgestellt, dass die Wälder in der EU in der Fläche und in der Holzmasse immer mehr wachsen. Die Wälder hätten der Atmosphäre zwischen 1990 und 2005 pro Jahr rund 126 Millionen Tonnen Kohlenstoff erspart, was elf Prozent der jeweiligen Gesamtemission entspreche. Die Forscher gaben sich angesichts dieses Ergebnisses überrascht. Denn sie waren bisher von einem Aufnahmevermögen der europäischen Wälder von allenfalls fünf Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes ausgegangen. In ihren neuen Studien beziehen die Finnen nicht nur die reine Waldfläche in die Berechnungen mit ein, sondern auch die Bestandsdichte. Außerdem kalkulierten sie, wie viel Kohlenstoff in der Biomasse gespeichert ist und jährlich neu hinzukommt. Trotz der Sommer-Waldbrände in den Mittelmeerländern wachsen die Bestände in Europa seit Jahren kontinuierlich an.

FOTO: AGRARFOTO.AT

Kurz+bündig

Seit Ende Mai ist Unternehmensgründer Ulrich Schmack nicht mehr Vorstandsvorsitzender der Schmack Biogas AG. Er wird künftig die Stellvertreterfunktion dieser Position einnehmen.

sen, den kompletten Vorstand umzubilden. Hauptgrund ist wohl die negative Geschäftsentwicklung. Unternehmensgründer Ulrich Schmack ist damit vom Thron gestoßen und seit Monatsanfang nicht mehr Vorstandsvorsitzender. Seinen Job macht jetzt Werner Rüberg, der auch gleichzeitig für den Bereich Finanzen zuständig ist. Der 55-Jährige war zuletzt Businesspartner bei der Bercon Consulting Group Deutschland GmbH und vorher unter anderem Vorstandsvorsitzender der Eternit AG. Schmack ist künftig Rübergs Stellvertreter und wird sich in dieser Funktion auf die Bereiche Rohstoffe, Biologie und Forschung konzentrieren. Ebenfalls seit Monatsbeginn im Vorstand ist Joachim Schlichting. Der 44-Jährige ist verantwortlich für die Bereiche Anlagenbau, Technik und Entwicklung. Neu im Vorstandsboot ist auch Otto R. Eichhorn, der seit 2007 die Geschäfte der Schmack-Tochter Hese Biogas geführt hat. Alexander Götz, seit Oktober 2006 Finanzvorstand, scheidet aus persönlichen Gründen aus. D BIOGAS Journal | 2/08


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Prenzlauer Innenstadt heizt mit Biogas Münster. Die Bewohner der Brandenburgischen Stadt Prenzlau, nordöstlich von Berlin, merken keinen Unterschied, und doch ist ihre Wärmeversorgung umweltfreundlicher geworden: Seit März werden ihre Wohnungen und Häuser im Innenstadtbereich teilweise mit Fernwärme aus Biogas beheizt. Die agri.capital GmbH, Münster, hat hier mit den Stadtwerken Prenzlau ein effizientes Fernwärmeprojekt realisiert. Eine moderne Biogasanlage mit vier Blockheizkraftwerken (BHKW) soll zukünftig acht Millionen Kilowattstunden Wärme für die Stadt Prenzlau produzieren. Das heißt: Umgerechnet etwa 400 Vier-Personen-Haushalte können dann mit Bio-Fernwärme versorgt werden. „Es gibt in Deutschland bislang nur wenige effiziente Fernwärme-Projekte auf Biogas-Basis. Deshalb hat Prenzlau für uns Modell-Charakter. Wir zeigen hier, dass eine gesicherte Versorgung mit Biogas auch im städtischen Raum kein Problem darstellt“, erklärt agri.capital-Geschäftsführer Bernd Hugenroth das Projekt. Prenzlau als städtisches

Zentrum im ländlichen Raum nimmt eine gesonderte Stellung ein. Hier wurde eine groß dimensionierte Biogasanlage mit 2.000 Kilowatt elektrischer Leistung errichtet. Sie produziert, neben der Wärme, 16 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom. 40.000 Tonnen Rohstoffe müssen für diese Energiemenge zu Biogas umgewandelt werden. Da die Anlage mit einer sogenannten CCM-Annahme ausgestattet ist, können unterschiedlichste Substrate verwendet werden. So „frisst“ der Fermenter neben den üblichen Mengen an Mais und Gülle auch Ganzpflanzensilage oder Getreidemehl. Die Rohstoffe dafür liefern der Biogasproduzent, Landwirt Peter Zornik, sowie weitere landwirtschaftliche Betriebe aus der Region. Da sich die Anlage in einem städtischen Mischgebiet befindet, war es wichtig, einen praktikablen Kompromiss zwischen den Anforderungen der Energieproduktion und den Belangen der Anlieger zu finden. So wurde besonders auf die Sozialverträglichkeit im Siedlungsgebiet geachtet: Die gesamte Logistik der Rohstoffverarbeitung ist auf verschiedene Standorte verteilt, damit die Anrainer nicht übermäßig belastet wer-

FOTO: BILDAGENTUR HUBER

KURZ UND BÜNDIG

Bereiche der Prenzlauer Innenstadt werden mit Wärme einer Biogasanlage versorgt.

den. In Kooperation mit den Stadtwerken Prenzlau entstand schließlich die drei Kilometer lange Leitung zum Innenstadtnetz. Insgesamt hat die agri.capital GmbH zehn Millionen Euro in das Gesamtprojekt investiert. D

Call for Papers 18. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas e.V. – 3. bis 5. Februar 2009, Hannover Allgemeines Die Jahrestagung des Fachverbandes Biogas e.V. ist der Branchentreff nationaler wie internationaler Akteure. Zu den letzten Veranstaltungen kamen rund 3.000 Teilnehmer , die die Vorträge im Plenum, der begleitenden Biogas-Fachmesse und die vertiefenden Workshops im Rahmenprogramm besuchten. Für die 18. Jahrestagung vom 3. bis 5. Februar 2009 unter dem Motto „Biogas: dezentral erzeugen, regional profitieren und international gewinnen“ suchen wir wieder interessante und innovative Plenarvorträge.

Thematische Schwerpunkte ■ Ökonomischer und ökologischer Anbau von nachwachsenden Rohstoffen ■ Anlagenkonzepte zur Nutzung landwirtschaftlicher Nebenprodukte ■ Erfolgskonzepte für standortangepasste Kleinanlagen ■ Vergärung organischer Reststoffe in Biogasanlagen ■ Wärmekonzepte und Wärmenetze ■ Neue und innovative Technik in Biogas-

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anlagen zur Effizienzsteigerung ■ Beispiele landwirtschaftlicher Einzelhofanlagen mit Gülleeinsatz ■ Partnerschaftliche Projekte zur Einspeisung von Biogas ■ Wärmekonzepte und Wärmenetze ■ Mikrogasnetze ■ Exportmarkt Biogas Die Vortragsdauer ist auf 20 Minuten mit anschließender zehnminütiger Diskussion angesetzt. Vortragssprache ist deutsch, die Beiträge werden simultan ins Englische übersetzt.

Im weiteren Verlauf benötigen wir von Ihnen bis zum 7. Dezember 2008 den ausformulierten Beitrag auf etwa acht Seiten für den Tagungsband (in Deutsch, auch hier erfolgt noch eine Übersetzung ins Englische – daher der relativ frühe Abgabetermin). Alle abgelehnten Vorschläge können in der Regel als Poster im Rahmen der BiogasFachmesse vorgestellt werden. Das Programm wird voraussichtlich ab Oktober 2008 im Internet zum Download bereitstehen.

Form

Vergütung

Bitte schicken Sie ein möglichst präzises Abstract Ihres Beitrages auf maximal einer DIN-A4-Seite unter Angabe Ihrer vollständigen Kontaktdaten (Name, Firma/Institut, Adresse) an die Mailadresse: ho@biogas.org. Abgabefrist ist der 25. Juli 2008.

Der Fachverband Biogas e.V. übernimmt für seine Referenten die Fahrtkosten sowie die Übernachtung. Außerdem können Sie kostenlos sämtliche Vorträge im Plenum wie auch die Abendveranstaltung besuchen und an einem Workshop Ihrer Wahl teilnehmen. Darüber hinaus wird kein Honorar gezahlt.

Die AutorInnen der akzeptierten Beiträge werden bis zum 15. September 2008 vom Fachverband Biogas e.V. benachrichtigt.

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

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TERMINE 2008

■ 11. bis 14.7.2008 Tarmstedter Ausstellung Tarmstedt www.tarmstedter-ausstellung.de

■ 12. bis 14. 9. 2008 Nordvision 2008 Bremerhaven www.nordvision.info

■ 15. bis 17.8.2008 WeideFest 2008 Schönbrunn (Rothenburg) www.weidefest.de

■ 13. bis 21.9.2008 HanseLife Bremen www.hanselife.de

■ 4. bis 7.9.2008 Norla Rendsburg www.norla-messe.de

■ 13. bis 14.9.2008 Energietage Baden-Württemberg Baden-Württemberg www.energietag-bw.de

■ 8. bis 10.10.2008 Energy 2008 Belgrad www.sajam.co.yu

■ 18. bis 21.9.2008 Energiewelt Berlin www.dieenergiewelt.de

■ 9. bis 12.10.2008 Renexpo / IHE Holzenergie Augsburg www.energie-server.de

■ 20. bis 21.9.2008 Energie + Umwelt Neckarsulm www.max-events.de

16. bis 18.10.2008 ExpoBioenergie 08, spanische Bioenergiemesse Valladolid, Spanien www.expobioenergia.com

■ 4. bis 7. 9.2008 Soltec Hameln www.soltec.de ■ 11. bis 14.9.2008 MeLa 2008 Mühlengeez www.mela-messe.de

■ 20. bis 28.9.2008 Bayerisches Landwirtschaftliches Hauptfest München www.zlf.de ■ 23. bis 25.9.2008 Ifat China Shanghai www.ifat-china.de

TERMINE 2009 ■ 3. bis 5.2.2009

18. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas e.V. „Biogas: dezentral erzeugen, regional profitieren und international gewinnen“ Mit begleitender Fachmesse, Workshops und Lehrfahrt Hannover Info: www.biogas.org

Der Fachverband Biogas e.V. bietet in allen Regionalgruppen Informationsveranstaltungen zum novellierten EEG und zu den Auswirkungen auf die Biogasbranche an. Die genauen Termine finden Sie auf Seite 81 in der Rubrik Verband.

ITT SE-EINTwR.renexpo.de S E M R w E rw RT REDUZIE ierung unte

8. Internationale Biogas-Tagung im Rahmen der RENEXPO 2008 ®

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Das Interesse an den erneuerbaren Energien als wichtiger Bestandteil der zukünftigen Energieversorgung ist ungebrochen. Vom 09. – 12.10.2008 wird sich in der Augsburger Messe bereits zum 9. Mal alles um erneuerbare Energien und Energieeffizienz bei Bau und Sanierung drehen. Biogas als Energieträger rückt immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit und somit ist auch die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz ein zentrales Thema. Welche Möglichkeiten und Potenziale sich hier bieten und welche Hemmnisse beseitigt werden sollten, wird die „8. Internationale Biogas-Tagung – Bio-Erdgas aus Biogas“ am 09.10.2008 auf der RENEXPO 2008 in Augsburg aufzeigen. ®

Die Fachtagung in Augsburg thematisiert die Ziele, Strategien und Rahmenbedingungen der Biogaseinspeisung. Auch die Methoden zur Bio-Erdgasnetzeinspeisung und Praxisbeispiele werden angesprochen. So informiert René Walter vom Fachverband Biogas e.V. über die Auswirkungen der geänderten Gasnetzzugangsverordnung und des novellierten EEG auf Biogas-Projekte. Angesprochen sind Energieversorger (Strom, Gas), Planer,

Projektierer, Landwirte, Anlagenhersteller, Anlagenbetreiber, Wissenschaft und Forschung, Ämter und Behörden sowie die Automobilindustrie.

INTERNATIONALE FACHMESSE FÜR REGENERATIVE ENERGIEN & ENERGIEEFFIZIENTES BAUEN UND SANIEREN

Die Tagung wird in Kooperation mit den Partnern Fachverband Biogas e.V., C.A.R.M.E.N. e.V., sowie erdgas schwaben GmbH durchgeführt. Auch wird es eine Exkursion zur Bio-Erdgas-Anlage in Graben am 10. Oktober 2008 geben. Im Ausstellungsbereich der RENEXPO präsentieren Hersteller und Dienstleister vom 09. – 12. Oktober 2008 Neuheiten aus den Bereichen Biogas, Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und die gesamte Bandbreite der erneuerbare Energien. Im letzten Jahr beteiligten sich 271 Aussteller an der Messe. Über 12.000 Besucher informierten sich auf der Messe. Weitere Informationen gibt es unter www.renexpo.de. ®

PARTNER:

» 8. Internationale Biogas-Tagung: Bio-Erdgas aus Biogas » 4. Fachtagung kleine und mittlere Holzvergasung » Fachgespräch Biokraftstoffe für die Landwirtschaft u.v.m.

GEPRÜFT VON:

09. – 12.10.2008 MESSE AUGSBURG www.renexpo.de


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MEDIEN

Energieeffiziente Landwirtschaft

Erneuerbare aus verschiedenen Blickwinkeln

Multitalent Biogas

Neue B roschü re des Fac hverba ndes Biogas e.V.

Das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) hat mit dem Buch „Energieeffiziente Landwirtschaft“ die 21 Vorträge der gleichnamigen KTBL-Tagung vom 8. und 9. April dieses Jahres auf knapp 250 Seiten zusammengefasst. Die Autoren stellen die Fortschritte hinsichtlich Energieeffizienz in der Agrartechnik und der Betriebsmittelbereitstellung dar. Sie stellen Produktionsrichtungen mit der höchsten Energieeffizienz vor und zeigen Möglichkeiten zum rationelleren Energieeinsatz in der Landwirtschaft. Einen Schwerpunkt bildet der Energiepflanzenanbau und der effiziente Betrieb von Biogasanlagen. So informiert beispielsweise Volker Aschmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft über den „Einfluss der Emissionsoptimierung auf die Energieeffizienz des BHKW“. Anke Niebaum vom KTBL beschreibt die „Abwärmenutzung von Biogasanlagen technisch und ökonomisch“ und Dr. Armin Vetter von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft erläutert den „Energiepflanzenanbau unter den Gesichtspunkten von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz“. Preis: 25 Euro, ISBN 978-3-939371-59-5, zu bestellen beim KTBL: www.ktbl.de.

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Seit kurzem liegt er vor, der sechste Band der Buchreihe „Erneuerbare Energien in der Land(wirt)schaft“. Im gewohnten DIN-A4-Format kommt er neuerdings komplett in Farbe daher. Die teilweise ganz- und doppelseitigen Bilder erinnern an einen Bildband über erneuerbare Energien. Allein die Aufmachung macht schon Lust, in dem Fachbuch zu stöbern. Aber auch inhaltlich braucht sich das Buch nicht zu verstecken. Hochkarätige Autoren befassen sich in acht Kapiteln mit den Regenerativen. Hermann Scheer spricht zum Beispiel im Vorwort über falsche und richtige Wege der Bioenergienutzung. Professor Ernst Schimpff, Vorsitzender des Bundesverbandes Pflanzenöle e.V., geht der Frage nach, ob Biomasse massenhaft verfügbar ist und die Weltbevölkerung mit der Biomasse so verschwenderisch umgehen kann, wie sie es mit den fossilen Energien in den vergangenen Jahrzehnten getan hat. In weiteren über 30 interessanten Beiträgen gehen die Autoren auf Schwerpunkte wie „Perspektive Mit-Welt“, „Energie vom Bauern“, „Brennpunkt Wissenschaft“, „Energie vom Himmel“, „Häuser heute“, „Recht und Gesetz“ und „Finanzierung“ ein. So stehen wissenschaftlich anspruchsvolle Beiträge mit wohl überlegtem Tiefgang neben politisch-gesellschaftlichen Beiträgen bis hin zu engagierten Plädoyers. Erneuerbare Energien – um jeden Preis?, Band 6 der Buchreihe „Erneuerbare Energie in der Landwirtschaft“. 194 Seiten, 32 Euro, ISBN 978-3-935781-08-4. Herausgeber: Michael Christian Medenbach, Austernfischer Verlag, Hinter der Bahn 9, 27404 Zeven, E-Mail: info@austernfischer-verlag.de.

Auf Initiative des Fachverbandes Biogas ist die Broschüre „Multitalent Biogas – Neue Chancen für Landwirtschaft, Industrie und Umwelt“ entstanden. Das von der Solarpraxis AG in Berlin realisierte Heft im A4-Format gibt im ersten Teil unter anderem einen allgemeinen Überblick über die Branche, erläutert die Abläufe in einer Biogasanlage aus technischer und biologischer Sicht, beschreibt den Anbau von Energiepflanzen und verschafft einen Einblick in moderne Entwicklungen wie die Gaseinspeisung. In einem Grußwort unterstreicht Bundeswirtschaftsminister Michael Glos die Bedeutung der Biogasnutzung für die Zukunft der Energieversorgung mit erneuerbaren Energien. Im zweiten Teil der 90 Seiten umfassenden Broschüre stellen sich 54 Firmen in den drei Rubriken Komplettanbieter, Zulieferfirmen sowie Planer und Berater vor. Die Broschüre ist kostenlos beim Fachverband zu beziehen und steht als Download auf der Seite www.multitalent-biogas.de.

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POLITIK

Endlich Klarheit für das EEG Nun ist der rechtliche Rahmen gesteckt, in dem die Biogasbranche sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln muss. Die verabschiedete EEG-Novelle bietet neue Chancen für Planer und künftige Betreiber. Von Dr. Claudius da Costa Gomez

FOTO: STEFAN BONESS/IPON

Politik

Anfang Juni verabschiedete der Deutsche Bundestag die Novelle des EEG.

it Erleichterung konnte die Biogasbranche am 6. Juni 2008 die Verabschiedung der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) durch den deutschen Bundestag verfolgen. Bereits seit November 2006 hatte der Fachverband Biogas e.V. kontinuierlich mit den Entscheidungsträgern in den Ministerien sowie der Politik Gespräche geführt und auf die teilweise dringend notwendigen Anpassungen des Gesetzes hingewiesen. Die ursprüngliche Forderung nach einem indexbasierten Bonus für die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen (NawaRoBonus) konnte schlussendlich nicht durchgesetzt werden. Sie musste in Anbetracht der aufkommenden Diskussion zur Konkurrenz zwischen Lebensmittel- und Bioenergieproduktion Ende 2007 aufgegeben werden. Kurz vorher hatte es aber noch so ausgesehen, als ob mit Unterstützung der SPD-Fraktion im deutschen Bundestag ein Vorschaltgesetz für die Biogasbranche durchgesetzt werden könnte. Leider wollte

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die große Koalition dieses Zeichen dann doch nicht setzen. Mit dem am 5. Dezember 2007 vorgelegten Regierungsentwurf zum EEG wurden die Weichen dennoch in die richtige Richtung gestellt. Hatte das Bundesumweltministerium doch mit einem Paket verschiedener Boni (NawaRo-Bonus, KWK-Bonus und Güllebonus) für viele bestehende Anlagen einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen wollen und für neue Anlagenprojekte einen sinnvollen Rahmen gesetzt.

Schwierige Diskussion in der ersten Jahreshälfte Sicher gab es noch umfangreichen Nachbesserungsbedarf, der vom Fachverband Biogas e.V. in einer juristisch sehr fundierten 73-seitigen Stellungnahme und mehreren kürzeren Papieren klar formuliert wurde. Allerdings führte die politische Diskussion in der ersten Jahreshälfte dann zu einem massiven Rückfall gegenüber dem Regierungsentwurf.

In einer Kampagne, die so in unserem Bereich noch nicht da war, agierten verschiedene Interessengruppen aus der Lebensmittelerzeugung und der Landwirtschaft Hand in Hand gegen die Biogasbranche. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob der NawaRo-Bonus komplett gestrichen werden soll und nur eine Sicherung bestehender Anlagen angestrebt wird. In diesem Sinne hat sich der Deutsche Bauernverband eindeutig positioniert und dies in seiner Bewertung zur EEG-Novelle am 6. Juni auch noch einmal in seiner Pressemitteilung bestätigt. Somit waren die Vertreter des Fachverbandes Biogas e.V. in den letzten Monaten sehr stark damit beschäftigt, die Politiker davon zu überzeugen, den im Regierungsentwurf zum EEG eingeschlagenen Weg auch selbstbewusst gegen den Willen des Deutschen Bauernverbandes weiter zu verfolgen. Weil es nicht um ein Gegeneinander in der Landwirtschaft, sondern um ein Mitein ander geht, muss das gemeinsame Ziel doch sein, möglichst viel einer möglichst diversifizierten Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu halten. Der Fachverband hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass wir hier im Bereich der Biogasnutzung einen erheblichen Schritt weitergekommen sind. Wie und durch wen diese Ziele auch in anderen landwirtschaftlichen Produktionszweigen erreicht werden, sollte jeder für sich selber bewerten.

Kompromissvorschlag bei der Gaseinspeisung Auch in einem anderen Bereich hat es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres kontroverse Diskussionen gegeben: Die Positionierung des Fachverbandes Biogas für den Bereich der Gaseinspeisung hat in vielen Telefonkonferenzen, einem Gutachten und einer Vielzahl von persönlichen Gesprächen erhebliche Ressourcen gebunden. Kurz vor Ende des politischen Entscheidungsprozesses ist es dann gelungen, einen Kompromissvorschlag des Fachverbandes zu verabschieden. Dieser lautete ähnlich wie die nun in Anlage 1 I Ziffer 2 EEG festgelegte Regelung zum F BIOGAS Journal | 2/08


Politik

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Politik

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POLITIK

Die wichtigsten Änderungen im EEG (ohne Gewähr) Inkrafttreten: 1. Januar 2009, vorbehaltlich der noch vor der Sommerpause zu erwartenden Zustimmung des Bundesrates. Die Grundvergütung bis einschließlich einer Anlagenleistung von 150 kW wird für Alt- und Neuanlagen auf 11,67 Cent/kWh angehoben. Für Strom aus Neuanlagen, die nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt werden müssen, erhöht sich die Vergütung bis einschließlich einer Anlagenleistung von 500 kW um 1,0 Cent pro Kilowattstunde, wenn der Formaldehydgrenzwert des Emissionsminimierungsgebotes der TA-Luft eingehalten wird. Für Strom aus Altanlagen erhöht sich die Vergütung bis einschließlich einer Anlagenleistung von 500 Kilowatt um jeweils 1,0 Cent pro Kilowattstunde, soweit der Formaldehydgrenzwert des Emissionsminimierungsgebotes der TA-Luft eingehalten wird. Der NawaRo-Bonus erhöht sich für Alt- und Neuanlagen bis einschließlich einer Anlagenleistung von 500 kW von 6 auf 7 Cent pro Kilowattstunde.

Einführung eines Güllebonus: Dieser erhöht den NawaRo-Bonus bis einschließlich einer Leistung von 150 kW um 4 Cent pro Kilowattstunde und bis einschließlich einer Leistung von 500 kW um 1 Cent pro Kilowattstunde, wenn der Anteil der Gülle mindestens 30 Masseprozent beträgt. Der Güllebonus kann nicht für Anlagen geltend gemacht werden, die Biogas aus dem Erdgasnetz entnehmen. Der KWK-Bonus erhöht sich für Altanlagen um 1 Cent auf 3 Cent/kWh für den Strom, der zusätzlich zum bisherigen KWK-Strom erzeugt wird, wenn die Voraussetzungen der Anlage drei des novellierten EEG erfüllt werden. Für Strom aus Altanlagen kann der KWK-Bonus in Höhe von 3 Cent/kWh bis einschließlich einer Leistung von 500 kW geltend gemacht werden, wenn die Voraussetzungen der Anlage drei des novellierten EEG erfüllt werden. Hiermit wird eine langjährige Forderung des Fachverbandes Biogas e.V. erfüllt und Wettbewerbsnachteile der Altanlagenbetreiber beseitigt.

Die Nutzung der Abwärme eines mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerkes als Prozesswärme zur Aufbereitung von Gärresten zum Zweck der Düngemittelherstellung ist in die Positivliste des KWK-Bonus aufgenommen worden. Damit wird die Biogastechnologie für alle Veredelungsgebiete in Deutschland noch interessanter. Der Technologiebonus wird für Gaseinspeiseanlagen bis zu einer maximalen Kapazität der Gasaufbereitungsanlage von 350 Normkubikmetern aufbereitetem Rohgas pro Stunde (= ca. 1,4 MWel.) in Höhe von 2 Cent pro Kilowattstunde und bis zu einer maximalen Kapazität der Gasaufbereitungsanlage von 700 Normkubikmetern aufbereitetem Rohgas pro Stunde in Höhe von 1 Cent pro Kilowattstunde gewährt. Landschaftspflegebonus: Der NawaRo-Bonus erhöht sich um weitere 2 Cent/kWh, wenn zur Stromerzeugung überwiegend (über 50 Prozent) Pflanzen oder Pflanzenbestandteile eingesetzt werden, die im Rahmen der Landschaftspflege anfallen (zum Beispiel von Naturschutzflächen).

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Politik

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POLITIK

Technologie-Bonus, hatte jedoch eine noch stärkere Fokussierung auf kleinere Biogasaufbereitungsanlagen gelegt. Konfliktpunkt der Diskussion war, ob und wie sichergestellt werden soll, dass Biogaseinspeise-Anlagen und Vor-Ort-Verstromungs-Anlagen eine vergleichbare und kostengerechte EEG-Vergütung erhalten (siehe hierzu auch Bericht aus der Geschäftsstelle Biogas Journal 1/2008). Eine erste Übersicht über die wichtigsten Regelungen in der vom Bundestag in 2. und 3. Lesung verabschiedeten EEG-Novelle finden Sie im Kasten auf Seite 14. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachverbandes Biogas e.V. versuchen nun nach und nach, Licht in die vielen offenen Fragen zur Umsetzung des von 20 auf 66 Paragrafen angewachsenen EEG zu bringen. Auf Erstinformationsveranstaltungen in allen Regionalgruppen des Fachverbandes Biogas werden wir über die Umsetzungsfragen nach bestem Wissen informieren. Gleichzeitig wird derzeit eine ausführliche Broschüre erarbeitet, in der juristisch fundiert auf die Fragen zum EEG geantwortet wird. Die Fertigstellung der Broschüre wird allerdings noch bis zum Herbst dauern. Die

Mitglieder des Fachverbandes werden regelmäßig über den aktuellen Sachstand informiert.

Biogas- und Lebensmittelproduktion können parallel existieren Die Diskussion zum EEG hat gezeigt, dass die positive Entwicklung der Biogasnutzung kein Selbstläufer ist. Es gibt Widerstände aus anderen Produktionszweigen der Landwirtschaft, die eine Konkurrenz fürchten, aber auch Interessenkonflikte mit Vertretern der Umweltschutzseite sowie Teilen der Energiewirtschaft. Die Branche muss sich dieser Situation stellen und innerhalb der Landwirtschaft deutlich machen, dass es nicht Biogasnutzung oder Nahrungsmittelproduktion geben wird, sondern Biogasnutzung in Synergie mit der Lebensmittelerzeugung. Auf die Aspekte des Umweltschutzes müssen Anlagenbetreiber und BiogasFirmen offensiv eingehen: Neue Energiepflanzenkulturen müssen erprobt werden, Maisflächen sollten beispielsweise mit Sonnenblumen oder anderen optisch ansprechenden Pflanzen kombiniert werden. Und

Vorsichtsmaßnahmen zum Gewässerschutz beim Energiepflanzenanbau und bei der Anlagenplanung und dem Betrieb müssen nach bestem Wissen ergriffen werden. Um zukünftige wirtschaftliche Schieflagen zu vermeiden, müssen Anlagen so geplant werden, dass die Substrate aus Nebenprodukten der beteiligten Betriebe kommen und Energiepflanzen auf den vorhandenen Flächen langfristig angebaut werden können. Die Devise muss dabei nicht „Big is beautyful“, sondern „Standortangepasst bringt den langfristigen Erfolg!“ sein. Nur wenn es uns gelingt, das Bild der Branche in der Gesellschaft überwiegend positiv zu belegen, haben wir auch zukünftig die Chance auf Unterstützung durch die Politik. D

Autor Dr. Claudius da Costa Gomez Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V. Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 E-Mail: info@biogas.org

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POLITIK

Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie Biogas ist nicht der Grund für steigende Lebensmittelpreise oder Hunger in der Welt. Würden alle deutschen Biogasanlagen abgestellt, wären die Hungersituation und auch die Agrarpreise unverändert. Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt

iogas ist das Multitalent unter den erneuerbaren Energien: Es lässt sich sowohl zur Erzeugung von Strom als auch von Wärme und Kraftstoff nutzen. Und es steht rund um die Uhr unabhängig von aktuellen Witterungserscheinungen zur Verfügung. Dafür braucht es allerdings regelmäßigen Input. Die allermeisten Biogasanlagen in Deutschland werden mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben, sprich Energiepflanzen wie beispielsweise Mais, Getreide oder Sonnenblumen. Agrarrohstoffe also, die auch als Lebensmittel verwendet werden können. Angesichts hungernder Kinder in Afrika und Aufständen in Haiti und Mexiko ist in den letzten Monaten die Frage „Tank oder Teller“ aufgeworfen worden. Ist es moralisch verwerflich, mit Lebensmitteln Energie zu erzeugen, wenn in anderen Ländern der Erde Menschen Hunger leiden? Der Anbau von Pflanzen zur Energieerzeugung ist keine Erfindung der Neuzeit. Seit Jahrhunderten wird ein gewisser Prozentsatz der Ackerflächen zur Fütterung der Pferde und Rinder genutzt, die einzig zu dem Zweck

B

lichen Nutzfläche. Laut Bundesumweltministerium ließe sich diese Fläche mehr als verdoppeln, ohne die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Frage zu stellen. Mais hat sich aufgrund seines hohen Methanhektarertrages, der leichten Konservierbarkeit und der seit Jahrzehnten erprobten Produktionstechnik als sehr geeignete Energiepflanze zum Einsatz in Biogasanlagen entwickelt. Häufig wird der Biogas-Branche daher vorgeworfen, Monokulturen zu fördern. Doch nicht nur nationale wie internationale gesetzliche Vorgaben, sondern vor allem auch die notwendigen Fruchtfolgen verbieten den permanenten und ausschließlichen Anbau von Mais.

gehalten werden, den Pflug zu ziehen oder als Transportmittel zur Verfügung zu stehen. Genauso wenig ist der Hunger in der Welt ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Seit Jahrzehnten erreichen uns Bilder hungernder Menschen – vor allem aus Afrika. Das Problem ist nicht die Menge, sondern die Verteilung – und eine seit langem fehlgeleitete Agrarpolitik, die eine Selbstversorgung gerade in den Entwicklungsländern unmöglich gemacht hat.

Europa: Nur 1,6 Prozent des Getreides für Biosprit Der Anbau von Energiepflanzen für Biogas ist weder für den Hunger in der Welt verantwortlich noch für die steigenden Lebensmittelpreise oder für Monokulturen. Wie in der neu erschienenen Broschüre „Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie“ eindrucksvoll erläutert, macht beispielsweise Getreide weniger als fünf Prozent des Gesamtpreises für Brot aus. In Deutschland werden momentan auf zwei Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut – das sind zwölf Prozent der landwirtschaft-

Bioenergie ist nicht der Sündenbock

FOTO: THOMAS IMO/PHOTOTHEK.NET

Politik

Hunger ist vor allem eine Folge von Kriegen, Misswirtschaft, Korruption, Dürren und Naturkatastrophen, die sich in Folge des Klimawandels verstärken dürften. Hinzu kommen Verteilungsprobleme sowie unfairer Handel.

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Für den Landwirt ist ein ertragreicher Boden die Basis seines Wirtschaftens. Innovative Systeme wie Mischfruchtanbau oder Zweikulturensysteme sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll für den Bauern und Biogasanlagenbetreiber. Die energetische Nutzung von Bioenergie kann dazu beitragen, dass sich Landwirtschaft wieder lohnt, dass sich Entwicklungsländer künftig selbst versorgen können und die Abhängigkeit von Energieimporten sinkt. Bioenergie trägt aber auch dazu bei, dass die Wertschöpfung aus der Energieerzeugung im eigenen Land bleibt, und nicht zuletzt ist die Nutzung regenerativer Energien, wie zum Beispiel Biogas, ein überlebenswichtiger Beitrag zum Schutz des Klimas. Einen kompakten Überblick bietet die Broschüre „Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie“, die von der Agentur für Erneuerbare Energien in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas e.V. erstellt worden ist. Das Heft kann kostenlos beim Fachverband Biogas bestellt oder auf der Seite www.biogas.org heruntergeladen werden. D

Autorin Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt Pressereferentin Fachverband Biogas e.V. Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 E-Mail: info@biogas.org BIOGAS Journal | 2/08


Politik

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Forschung+Praxis

16.06.2008

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Die Dokumentation von Messdaten hilft, mögliche Störquellen frühzeitig zu erkennen und ökonomischen wie biologischen Schieflagen zu begegnen.

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FOTO: JOCHEN ZICK/KEYSTONE

Forschung+Praxis

Wege aus der Schieflage Wenn Betreiber und Bank vertrauensvoll zusammenarbeiten, gibt es für fast jede Schieflage eine Lösung. Eine Zerschlagung der Biogasanlage und ein Verkauf der Filetstücke wäre die schlechteste Alternative, weil es bei einer Biogasanlage zu wenig Filetstücke gibt. Von Gustav Wehner

ass eine Biogasanlage wirtschaftlich nicht rund läuft, kann zum Beispiel durch Mängel in der Bedienung entstehen, hier ist dann der Lösungsansatz offensichtlich. Wesentlich schwieriger ist eine Lösung bei technischen oder biologischen Problemen. Dort erfordert der Lösungsansatz zunächst eine umfangreiche Datenbasis über Inputstoffe sowie Störungszeitpunkte. Ferner sind Daten aus der Prozessbiologie und Daten aus dem Blockheizkraftwerk (BHKW) über die reinen Betriebsstunden hinaus notwendig. Neben den leicht zu erfassenden Werten aus den Stoffströmen gibt es eine Reihe von schwieriger zu erfassenden Werten aus dem biologisch-chemischen Bereich, die eine Reihe von Messinstrumenten erfordern. Deren Anschaffung sollte schon in der Investitionsphase eingeplant sein. Nur dann ist später die schnelle und effektive Beurteilung von Fehlentwicklungen in der Anlagenbiologie möglich. Eine gute Vorbereitung des Projektes kann später das Krisenmanagement erleichtern oder gar erst ermöglichen. Für die Optimierung kriselnder Biogasanlagen sind Spezialisten zuständig, dies würde das normalerweise vorzuhaltende Knowhow bei weitem übersteigen. Die Bank hingegen muss – aus ureigenem Interesse – gewährleisten, dass der externe Berater alle notwendigen Daten zeitnah bekommt. Eine Biogasanlage ist keine reine Maschine, die man anhalten und justieren kann, sondern ein hochkomplexes biologi-

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sches System, das eine zeitnahe Reaktion zur Vorbedingung für einen Erfolg macht. Natürlich ist die Abwägung von Kostenaufwand für die Datenerhebung zum möglichen wirtschaftlichen Risiko zwingend und bei kleineren bäuerlichen Anlagen ein häufiger Diskussionsgrund zwischen Betreiber und Bank.

Fehler zeitnah diagnostizieren Jede manuelle Erfassung ist Quelle von Fehlern durch die natürliche menschliche Schwäche der Uneinsichtigkeit des Erfordernisses dieser Datenerhebung. Dennoch ist sie zur zeitnahen Fehlerdiagnose von wesentlicher Bedeutung, so dass zwei Dinge in den Vordergrund treten: ■ die weitgehend maschinelle Erfassung der Daten über diverse Wiegeelemente und andere Sensoren ■ und das Beharren der finanzierenden Bank auf einer ordentlichen Dokumentation. Die Grafik zeigt anschaulich, wie schnell die Chancen eines wirkungsvollen Eingriffs mit dem Zeitablauf deutlich sinken. Für die Bank ist es schon überlegenswert, ob ein Abweichen vom Standard der Gestaltung der diversen Verträge und dem Fordern einer ausreichenden Datenerfassung hier wirklich ein Wettbewerbsvorteil ist. Der „Schlurmichel“ ist in diesem Betriebszweig ein wesentlich größeres Risiko als ein defektes F Bauteil.

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Forschung+Praxis

16.06.2008

15:41 Uhr

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Schieflage-Signale in der Betriebsphase, zeitlicher Eintritt und Korrekturchance

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Ebenfalls in der Grafik zu sehen sind einige Merkmale und deren Zeitpunkt der Offenbarung für die Prozessbeteiligten. Unabhängig von der Definition einer Schieflage werden erste Störungen zunächst dem Betriebsführer offenbar. Erst später folgen die Bank und andere Projektbeteiligte. Auch dies spricht wieder für eine umfassende und zeitnahe Dokumentation. Es bleibt einfach dabei, dass die Veränderungen der Daten der ersten Stunden der Ansatzpunkt sein müssen. Die Fehler für einen Biogaseinbruch können vielfältig sein: technische Mängel, biologische Probleme in der Anlage, Mängel im angelieferten Substrat. Während technische Mängel, die zu einer wesentlichen und anhaltenden Beeinträchtigung der Leistung führen, anscheinend von untergeordneter Bedeutung sind, treten häufig die beiden anderen Gründe und deren häufig menschliche Ursachen in den Vordergrund. Bei der Biogasanlage haben wir es nicht allein mit einer Landmaschine zu tun, sondern mit einer komplexen biologisch-technischen Einrichtung; sozusagen mit einer stählernen Milchkuh, die genauso den Mais verdaut, aber keine Milch, sondern Energie produziert. Und das Leiden vieler Milchkühe durch Fehlernährung füllt ganze Bände und inzwischen wissen wir hier viel. Genauso verhält es sich mit der Fehlfütterung der Biogasanlage. Die Folgen sind ähnlich im Verfall der Leistungsfähigkeit, nur leiden hier der Investor und die Bank.

Hand in Hand aus der Schieflage gehen In die Fehleranalyse sollte sich die Bank frühzeitig einschalten. Sie kann über ihre Verbindungen – und hier sei einmal auf den Finanziererbeirat des Fachverbandes Biogas hingewiesen – die notwendigen Fachleute beschaffen und zudem Einfluss nehmen auf eine zügige Begutachtung der Biogasanlage und deren Fehlerquellen. Angemerkt sei, dass der Weg aus der Schieflage nur gemeinsam für die Bank und den Betreiber gehbar ist, es sei denn, man sucht sich einen neuen Betreiber. Für die Fehleranalyse ist es hilfreich, wenn die oben beschriebenen Daten schon griffbereit sind und der externe Fachmann sich sofort ans Werk machen kann. Denn jede Zeitverzögerung kostet nicht nur Geld, sondern kann die Biologie auch zusätzlich schädigen bis zum Kollaps der Anlage. Was ist zu tun? Fehleranalyse, Einschalten eines Labors zur Qualitätskontrolle des Rohstoffs, Einschalten eines Labors zur biologischen Betreuung, gegebenenfalls Einschaltung eines technischen BIOGAS Journal | 2/08


Forschung+Praxis

16.06.2008

15:41 Uhr

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Gutachters. Der Fachmann muss dann zunächst feststellen, ob es sich um vermeidbare Fehler in den Substraten oder in der BetriebsfĂźhrung handelt, oder ob hier ein bisher verschleierter Fehler des Herstellers vorliegt. Dies scheint mir an sich selten, da die fĂźhrenden Hersteller selbst an einer hohen Performance ihrer Anlagen interessiert sind. SchlieĂ&#x;lich ist dies eines der besten Verkaufsargumente. Gerne werden Bedienungsfehler auf die Technik geschoben. Deshalb brauchen wir gute Fachleute, die hier schnell ein Ergebnis finden und damit die Fronten klären.

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Notfallcoach fĂźr den Betrieb Entweder rĂźstet der Hersteller nach – und hier kĂśnnen wieder die Banken unterstĂźtzend Ăźber den Fachverband Ăœberzeugungsarbeit leisten – oder der Betreiber bekommt einen genauen Futterund Handlungsplan notfalls mit einem Coach an die Hand. Bei schlechten Substraten werden entsprechende Qualitätskriterien formuliert und ihre Durchsetzung sichergestellt. Dies ist dann eine Frage der Substratlieferverträge, in denen eine Bezahlung des Substrates in Abhängigkeit von einer entsprechenden GĂźte geregelt sein muss. Jeder Weg aus der Schieflage kostet Geld. Je schneller er in Angriff genommen wird, desto weniger kann es werden. Aber dies bedeutet auch, dass die Bank immer mit im Boot ist. Wenn die Bank erst an minderen Erträgen auf dem Konto von Problemen in der Biogasanlage Kenntnis erhält, ist es schon einen Monat zu spät. Und dies ist ein rein menschliches Problem, da keine ausreichende Vertrauensbasis zwischen Betreiber und Bank zu existieren scheint. Und diese ist fĂźr die gemeinsamen Sanierungsschritte von Bank und Betreiber wichtig. Je näher die Biogasanlage an der Kapitaldienstgrenze finanziert ist, desto wichtiger ist eine zĂźgige Information vom Betreiber an die Bank und auch Fachkenntnis der Bank in diesem Metier, damit sie die notwendigen Konsequenzen fachgerecht beurteilen kann und die Finanzierung der SanierungsmaĂ&#x;nahmen sicherstellt. Bei einer Biogasanlage kann das Ziel fast immer nur heiĂ&#x;en: gemeinsam einen rentablen Betrieb schaffen und sicherstellen. Dies lässt sich umso leichter erreichen, wenn nicht der Betreiber die Ursache des Problems ist. Wenn Letzterer die Ursache ist, wird es schwierig. Bei groĂ&#x;en Projekten ist das weniger diffizil, da hier der Finanzierer auf eine eigenständige Verwertbarkeit von vornherein achtet. Schwieriger wird es bei kleineren in den Hof eingebundenen Biogasanlagen. Wenn hier nicht von vornherein auf eine selbstständige Verwertbarkeit der Biogasanlage (Wegerechte, Dienstbarkeiten etc.) geachtet wurde, wird die Trennung von dem „Schlurmichel“ anstrengend und es ist viel Kreativität gefragt, wie man trotzdem mit ihm weitermachen kann, weil man muss, und wie man dann die Hilfestellungen fĂźr die Finanzierungslaufzeit bezahlt. D

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Forschung+Praxis

16.06.2008

15:41 Uhr

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Investieren ohne eigenes Kapital Oft genug scheitern Biogasprojekte am fehlenden Eigenkapital. Das Beispiel von Landwirt Helmut Göbel zeigt, wie man mit fremdem Geld eine Anlage realisiert. Von Bernd Genath

m Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen liegt die Gemeinde Ballhausen. Das Flüsschen Unstrut windet sich durch eine an historischen Schlachten reiche Landschaft, in der sich periodisch in den letzten 1.000 Jahren Franken, Thüringer, Preußen, Österreicher, Russen, Franzosen und Schweden metzelten. Auf diesen Wiesen und Feldern begann für Napoleon 1813 mit der Niederlage gegen die Verbündeten das Ende seiner Kaiserzeit und der französischen Vormacht in Europa. Hier, am geschichtsträchtigen Südhang des Harzes, spielt die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Sie profitiert von der geo-

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grafischen Lage. Denn der Unstrut-Hainich-Kreis ist klimatisch durch die Leeseite zum Harz geprägt. Das bedeutet eine geringe bis mäßige Jahresregenmenge, da die meisten Niederschläge im Nordwesten vor den Bergen niedergehen, sowie kontinentales Klima mit etwa 1.600 Sonnenstunden im Jahr. In dieser Region bewirtschaftet Helmut Göbel einen Betrieb mit 1.700 Hektar Ackerland. Schon früh hatte er sich auch mit Biogas und regenerativem Strom beschäftigt. Trotz der Preissteigerungen für Weizen und andere Produkte ist seine Begeisterung für die Verstromung nachwach-

sender Rohstoffe nicht abgekühlt. „Der momentane Spitzen-Weizenpreis wird sich nicht halten können, er ist absolut überzogen, weil aus verschiedenen Gründen der Markt weltweit leer gefegt ist“, meint Göbel. Die hohen Preise für Agrarprodukte würden sich in diesem Jahr zwar noch halten, aber wie es im nächsten Jahr sein werde, das lasse sich nicht beantworten. Kasachstan baue wegen des Booms Weizen an, Brasilien mache riesige Flächen frei. Die Kette lasse sich fortsetzen. „Was ist aber, wenn zum Beispiel Australien kein Dürrejahr hat und das Wetter in Kanada nicht die F

Herr über 2.100 Kilowatt: Landwirt Helmut Göbel.

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Ernte verhagelt, also beide Länder ihr Korn verlustfrei einfahren? Dann wird die Nachfrage weit unter dem Angebot liegen. Das heißt, wir werden bei den zur Nahrung dienenden Früchten zukünftig erhebliche Preisschwankungen erleben“, ist sich der Landwirt sicher.

Abhängig von der Kapitalbeschaffung Trotz der preislich schwankenden Agrarrohstoffmärkte entschied sich Göbel für den Bau einer Biogasanlage. Bei der Investition wollte er das Risiko für sich aber so niedrig wie möglich halten. Denn immerhin kostet eine 500-kW-Anlage zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro. Auch wenn die Bank davon 80 Prozent finanziert, sind die restlichen 300.000 bis 400.000 Euro Kapitalbedarf ein dicker Brocken – der fehlt vielleicht auf dem Hof an anderer Stelle, wie zum Beispiel bei der Gebäudemodernisierung, bei der neuen Melkanlage oder für den Zukauf von Boden. An der Kapitalbeschaffung hängen viele gute Projekte. Doch deshalb die Biogasanlage einem fremden Investor überlassen und auf lange Sicht die nachwachsenden Rohstoffe nur ablie-

fern, das kam für Helmut Göbel nicht in Frage. Der Landwirt, der seinen Stammsitz nicht in Ballhausen, sondern im nordhessischen Felsberg hat, ist für regenerative Energien aufgeschlossen. Er betreibt schon länger zwei Windräder in der Nähe seines Heimathofes. Für Ballhausen dachte Göbel an Biogas, weil es an den Standort passt. Die Planung lief auf drei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit je 700 kW elektrischer Leistung hinaus. Der Hesse beabsichtigte, etwa 30 bis 40 Prozent der Produktion seiner 1.700 Hektar Ackerland mit nachwachsenden Rohstoffen zu nutzen. Der Ausstieg seines früheren Partners band jedoch viel Geld. Göbel begann, nach neuen Wegen zu suchen. Ein Hinweis des Lieferanten seiner Wunschanlage führte zum Erfolg.

Contracting-Modell zur Finanzierung Das Finanzierungsmodell der b_gas grünstrom passte zu seinen Plänen. Mit dem jungen Hamburger Unternehmen gründeten Göbel und sein Sohn je eine Betriebsgesellschaft für zwei der drei Biogasanlagen. Sie heißen b_gas Betriebsgesellschaften Ball-

hausen 1 und 2. Das dritte Modul betreibt der zukünftige Energielieferant in Eigenregie. Die Pacht für den Standort konnte er gleich in einen Unternehmensanteil umwandeln. Für die Bereitstellung seiner Güllelagune für die Gärreste der Biogasanlage erhielt er eine Pachtvorauszahlung, die für einen Häcksler und einige Dinge mehr genügten. Die kompletten Lasten für die Planung, Finanzierung und den Bau bis zur Inbetriebnahme verantworten die neuen Betriebsgesellschaften, die von der Muttergesellschaft b_gas grünstrom mit Kapital und Know-how versorgt werden. Leistungen für die Betriebsführung rechnet Göbel mit den Betriebsgesellschaften ab wie mit einem fremden Dritten – nur sitzt er hier auf beiden Seiten des Tisches, er hat vollen Einblick in die Geschäfte. Auch beim Anbau der Substrate wird der Landwirt von seinen zukünftigen Abnehmern unterstützt: Die Finanzierung des Saatgutes, eine Erweiterung des Silos und die Garantien für die Prämien tragen die Betriebsgesellschaften. Dennoch sitzt Göbel von Anfang an auch wirtschaftlich an den Schalthebeln seiner Biogasanlage: Für

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FORSCHUNG UND PRAXIS

die geplanten 24.000 Tonnen Maissilage im Jahr erhält der landwirtschaftliche Betrieb einen Mindestpreis.

Miteigentümer am Gewinn beteiligt Die Abrechnung geschieht letztlich nach den erzielten Stromerlösen. Bei Stromernten oberhalb der erwarteten Menge gibt es zusätzliche Erfolgsprämien. Darüber hinaus ist der Miteigentümer am Gewinn beteiligt. Der ist ganz besonders nach der Kreditlaufzeit von 13 bis 15 Jahren wirtschaftlich interessant. Er geht dann jeweils zur Hälfte an den Finanzierer und seinen landwirtschaftlichen Partner. Nach einer festgelegten Laufzeit fallen die Betriebsgesellschaften mitsamt den dann bezahlten Anlagen vollständig an die Familie Göbel. Mit diesem Geschäftsmodell sieht Göbel seine Interessen am besten aufgehoben. Er wollte keinesfalls nur der Lieferant sein und ein „fremdes“ Unternehmen auf seinem Hof beherbergen. Deshalb nimmt er auch die Geschäftsführerposition der Betriebsgesellschaften wahr. „Sehen Sie, der wirtschaftliche Betrieb von Biogasanlagen ist von vier Faktoren abhän-

gig. Erstens von der gesicherten Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu vertretbaren Preisen, zweitens von der Einspeisevergütung für erzeugten Strom nach EEG und möglichst einer Wärmenutzung, drittens von der Wahl einer dauerhaft funktionierenden Technik und viertens von einer kompetenten Betriebsführung“, hebt der Agrarier hervor. Auf den ersten und vierten Punkt habe er Einfluss. Das Zweite garantiere der Staat und den dritten Faktor müsse der gute Ruf der beteiligten Unternehmen garantieren. Die b_gas grünstrom wiederum nennt dies ebenfalls als Vorteil des Modells: Das Engagement des Landwirts und seiner Mitarbeiter sei notwendig zum Erfolg einer Biogasanlage. Dies gelinge nur bei einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“. Hinter der b_gas grünstrom steckt die Triodos Bank, eine nach neuem Vokabular nachhaltig orientierte Bank aus Zeist bei Utrecht in Holland. Mit ihrer Fondsgesellschaft „Triodos Renewables Europe Fund“ sammelt sie Anlegergelder in Westeuropa zur Investition in ökologische Energieerzeugung. Die b_gas grünstrom ist ihr wichtigstes Engagement in Biogas. Diese Gesellschaft

steht unter der Leitung von Dr. Wilhelm von Braunmühl, der das Contracting-Modell entwickelt hat und seit Jahrzehnten regenerative Energien propagiert. b_gas grünstrom baut in Form der Betriebsgesellschaften die Brücke zwischen Anlegerkapital und Landwirten, für die eine kleine, aber professionell betriebene und profitable Biogasanlage in Frage kommt, die jedoch den Kapitaleinsatz oder neue Haftungsrisiken vermeiden möchten. D

Autor Bernd Genath Freier Journalist Hermannstr. 42 · 40233 Düsseldorf Tel. 02 11/6 18 58 38 E-Mail: berndgenath@t-online.de

Innovationen in erneuerbaren Energien Wir, die EnD-I Loick Bioenergy GmbH, sind ein in NRW ansässiges und national sowie international tätiges Unternehmen. Im Bereich der erneuerbaren Energien planen, bauen und betreiben wir eigene Biogasanlagen bzw. Anlagen, an denen wir uns beteiligen. Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir motivierte und einsatzfreudige Mitarbeiter/innen. Sie sollten insbesondere über Fähigkeiten/Kenntnisse im Bereich Biogas/Biomasse verfügen. Betriebsleiter (m/w) Projektingenieur (m/w) / Verfahrenstechnik Ihre vornehmlichen Aufgaben werden sein: Substratannahme Erstellen und Prüfen von Genehmigungsunterlagen nach BImSchG Nachweisführung gemäß Abfallrecht sowie Baurecht Bedienen, Überwachen und Inspizieren der Anlage Prüfen von Angeboten, Angebotsvergleiche Steuern und Kontrollieren der technischen Abläufe Vorbereitung und Führung von Vergaben und Vertragsverhandlungen Termin- und Budgetüberwachung Erkennen von Betriebsstörungen und eigenständige Reaktion Prüfen technischer Unterlagen Dokumentation, Auswertung von Arbeits-/ Betriebsabläufen Führen einer strukturieren Projektablage und Steuerung des InforKundenorientiertes Handeln, Anwendung entsprechender Informationsmationsflusses und Kommunikationstechniken Projektabwicklung Kosten-, umwelt- und hygienebewusstes Arbeiten Qualitätsmanagement Anwendung fachbezogener Rechtsvorschriften, technische Regeln, Vorschriften der Arbeitssicherheit Qualitätsmanagement Ihr Profil – im speziellen Abgeschlossene Berufsausbildung im Bereich Ver- und Entsorger oder Abgeschlossenes Studium mit Schwerpunkt Verfahrenstechnik oder gleichwertige Ausbildung gleichwertige Ausbildung Fortbildung zum Abwassermeister oder staatl. gepr. Techniker wünMehrjährige Berufserfahrung im Bereich Verfahrenstechnik/Anlagenbau schenswert Vertrautheit mit MS-Office-Familie Mehrjährige Berufserfahrung im Bereich Anlagenbetrieb Bereitschaft zu Dienstreisen (In- und Ausland) Personalführung Englischkenntnisse Vertrautheit mit der MS-Office-Familie Bereitschaft zu Dienstreisen (In- und Ausland) Führerscheinklasse B (C) Englischkenntnisse (wünschenswert) Ausbildereignungsprüfung (wünschenswert) Folgende Eigenschaften bringen Sie darüber hinaus mit: Sie sind: Sie arbeiten: Sie verfügen über: Sie haben: - belastbar - selbständig - gutes Organisationsgeschick - Verständnis für kaufmännische / technische Zusammenhänge - teamfähig - eigenverantwortlich - gutes Geschick im Umgang - ein gutes Sprachgefühl und sind sicher in Wort und Schrift - verhandlungssicher und sorgfältig mit Mitarbeitern/innen Wenn Sie Spaß daran haben, unser Team tatkräftig zu unterstützen, dann erwarten wir Ihre vollständige Bewerbung unter Angabe des frühesten Eintrittstermins und Ihrer Gehaltsvorstellung. Die Unterlagen übersenden Sie bitte an: EnD-I Loick Bioenergy GmbH, Personalwesen, Heide 26, 46286 Dorsten oder per Mail info@end-i-loick.de. Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Petra Marche, Telefon: 02369 9898-84.


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Stabiler Prozess bei hohem Propionsäuregehalt Als grundlegend für die intakte Fermenterbiologie wird ein Essigsäure-Propionsäure-Verhältnis von 2:1 oder größer empfohlen. Praxisanlagen zeigen jedoch, dass Vergärungsprozesse auch dauerhaft mit erhöhten Propionsäurewerten gefahren werden können. Von Dr.-Ing. Uwe Jung und Dr.-Ing. Jürgen Pröter

er Anaerobprozess ist in den grundlegenden Zügen erfasst und beschrieben. Nativ-organische Substrate werden über die vier Phasen der Hydrolyse, Acidogenese, Acetogenese und Methanogenese zu Biogas abgebaut. Während der Versäuerung kommt es dabei zur Bildung von Zwischenprodukten, darunter

Basierend auf dieser Grundlage erfolgt in Biogasratgebern der Hinweis, dass gut funktionierende Anaerobprozesse (neben weiteren Parametern) einen vergleichsweise niedrigen Propionsäuregehalt im Vergleich zur Essigsäure aufweisen. Beispielsweise geben Kaiser et al. ein ideales Essigsäure- zu Propionsäureverhältnis von 2:1 an. Propi-

FOTO: MARTIN BENSMANN

D

die kurzkettigen organischen Fettsäuren Propionsäure, Buttersäure und Valeriansäure. Diese werden in der Acetogenese zu einfacher Essigsäure degradiert. Als Flaschenhals gilt der Propionsäureabbau, da dieser zum Beispiel im Vergleich zum Buttersäureabbau nur ein kleines thermodynamisches Fenster aufweist.

Aus dem Inneren eines Fermenters: Die vielen Methanbläschen deuten auf eine intakte Gasproduktion hin.

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Abbildung 1: Pufferumbau (Essigsäure, Propionsäure, FOS/TAC)

Abbildung 2: Raumbelastung und Elektrische Leistung vergleichbar

onsäuregehalte werden ab >1.000 Milligramm pro Liter (mg/l), Essigsäuregehalte hingegen erst ab >3.000 mg/l als prozesshemmend betrachtet. Der Gesamtfettsäuregehalt sollte 4.000 mg/l nicht überschreiten. Unter bestimmten Voraussetzungen halten Linke et al. bis zu 10.000 mg/l Gesamtfettsäuregehalt für zulässig. Als Voraussetzung für die Akzeptanz eines solch hohen Niveaus wird von einem einschlägigen Verfahrensentwickler gleichfalls ein Essigsäure- zu Propionsäureverhältnis von 2:1 genannt. Passend zu dieser Einschätzung wurde der bei einer Speiserestvergärung im Rohrreaktor anlässlich der Fachverbandstagung 2005 festgestellte Propionsäureüberschuss von zwei Einheiten auf eine Einheit Essigsäure als instabil gewertet. Im Gegensatz zu den dargestellten Befunden werden Praxisanlagen mit einem signiBIOGAS Journal | 2/08

fikanten Propionsäureüberschuss im Vergleich zur Essigsäure beobachtet. Gleichzeitig wurden und werden prognostizierte Gaserträge erbracht. Der Befund gibt Anlass zu der Fragestellung, ob die Empfehlung zur erforderlichen Dominanz der Essigsäure allgemeingültig ist beziehungsweise unter welchen Voraussetzungen ein erhöhter Propionsäuregehalt toleriert werden kann.

Praxisanlagen liefern Untersuchungsergebnisse Betrachtet wurden im Jahr 2007 drei dem Institut für Energetik und Umwelt bekannte Anlagen: zwei abfallwirtschaftliche und eine NawaRo-Anlage. Es handelt sich jeweils um kontinuierlich beschickte und gerührte Fermenter mit mesophiler Temperaturführung. Alle Systeme werden ohne Wirtschaftsdünger betrieben. Sie wurden je-

doch ursprünglich mit Rindergülle beziehungsweise mit Gärrestmasse aus einer laufenden Biogasanlage angefahren (siehe Tabelle 1). Die Gasausbeuten liegen in den erwarteten Bereichen von etwa 800 Liter (l) pro Kilogramm (kg) in Norm organische Trockensubstanz (oTS) für Abfallvergärung und – bei erhöhter Raumbeladung – 570 l pro kg oTS in Norm für die Vergärung von Weizenschrot mit Maissilage. Das Fettsäurespektrum ist durchweg stark zur Propionsäure verschoben, der Summenparameter FOS zudem vergleichsweise hoch. Bemerkenswert ist, dass FOS/TAC jeweils die geforderten 0,3 Einheiten einhält. Zudem deuten pH-Werte zwischen 7,8 bis 8,2 keinerlei Versäuerung an. Dieser Zustand wurde bei den Anlagen A und B über einen Zeitraum von einem halben Jahr bei Dauerbetrieb verfolgt. Anlage C befand sich zum Messzeit- F

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FOTO: KRICK/AGRAR-PORTAL.COM

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punkt etwa sechs Monate nach der Inbetriebnahme. Zum Vergleich sind aus der Literatur zitierte Quellen aufgeführt, die Beispiele für Prozessversagen aufzeigen. Während der jeweilige Zeitabschnitt 1 mit einer bestimmten Raumbelastung den funktionierenden Gärprozess beschreibt, sind in den Zeitabschnitten 2 bei gesteigerter Belastung die Parameter zum Zeitpunkt des Prozessversagens aufgeführt. Die Betrachtung macht deutlich, dass die Prozesshemmung dann eintritt, wenn parallel zum Propionsäureanstieg der FOS/TAC-Wert stark zunimmt. In Beispiel F tritt das Prozessversagen sogar trotz Einsatz von Wirtschaftsdünger ein (siehe Tabelle 2). Erklärungsansätze: Das bislang durchweg empfohlene Essigsäure-Propionsäure-Verhältnis von mindestens 2:1 muss nicht zwangsläufig für jeden Vergärungsprozess gelten. So macht der Quotient gemäß Schober/Wellinger keine Aussage über die Prozessstabilität. Beschränkt ist die Größe in ihrer Aussagekraft bereits durch die Abhängigkeiten von Temperatur und Stoffsystem. Bei Rindergülle ist der Wert zum Beispiel größer als bei Schweinegülle.

Güllefermentation arbeitet mit Carbonatpuffer Wirtschaftsdünger weisen erhebliche Mengen an Calcium und Magnesium auf, die sich in der Biozönose mit gelöstem CO2 zu Carbonaten verbinden, weshalb güllebasierte Fermentationsprozesse vornehmlich mit dem Carbonatpuffer arbeiten. Bei Speiserestvergärung ohne Gülle entfällt diese Mög-

lichkeit der Pufferung, Speisereste weisen vergleichsweise wenig Magnesium als Spurenelement auf. Wie bereits durch die erhöhten Ammoniumgehalte der Beispiele A und B angedeutet, tritt in solchen Systemen der Ammoniakpuffer in Kraft und übernimmt die Schutzfunktion vor Versäuerung. Der NH4 -/NH3--Puffer ist als recht stabil anzusehen und liegt in den hohen Eiweißgehalten im Ausgangssubstrat begründet. Im Gegensatz zu Kohlenhydraten erfolgt die Versauerung der Proteine bei pH 7. Dies erklärt die Koexistenz erhöhter Fettsäuregehalte mit einem langzeitstabilen FOS/TAC bei der Speiserestvergärung. Wird aber durch den Puffer das Absinken des pH vermieden, bleiben die Fettsäuren, auch die Propionsäure, relativ unkritisch. Denn nur bei niedrigem pH-Wert liegen die Säuren in der undissoziierten Form vor, die zur Produkthemmung führt. Der Umbau vom Carbonat- zum Ammoniumpuffer wird anhand der Aufzeichnungen am Beispiel B dokumentiert. Der Fermenter wurde mit Rindergülle angefahren und nach drei Monaten erstmals mit 2,5 kg/m3d belastet. Bei dem noch vorherrschenden Carbonatpuffer der Gülle, erkennbar am hohen Gehalt des Indikators Kupfer, dominiert die Essigsäure über die Propionsäure (siehe Abbildung 1 links). Nach neun Monaten – es wurde keine weitere Gülle zugeführt – ist der Carbonatpuffer nahezu aufgezehrt, erkennbar am nunmehr moderaten Kupfergehalt. Die Propionsäure übersteigt den Gehalt der Essigsäure, während FOS/TAC stabil bleibt (Abbildung 1 rechts). Der Ammoniumpuffer wirkt, erkennbar +

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auch an der vergleichbaren elektrischen Leistung (siehe Abbildung 2). In Beispiel C stehen weder Gülle noch Speisereste zur Bildung eines Puffers zur Verfügung. Nach Untersuchungen von Oechsner soll jedoch durch das Substrat Weizenkorn Prozessstabilität erhalten werden, weil dadurch ein ausgeglichenes C:N-Verhältnis gewahrt wird. Probleme mit hohen Propionsäuregehalten gibt es offenbar immer dann, wenn die Pufferkapazität der Fermenterbiologie erschöpft ist, angezeigt durch einen erhöhten FOS/TAC. Dies trifft insbesondere auf güllelos betriebene NawaRo-Anlagen zu, wie zum Beispiel von Scherer genannt oder von Effenberger et al. beschrieben – hier Beispiel E. Beim Betrieb mit reiner Maissilage kann es früher oder später zu Problemen kommen, da sowohl der Säurepuffer sich nicht ausreichend regeneriert als auch wichtige Spurenelemente fehlen beziehungsweise nicht vorhanden sind. Fazit für die betriebliche Praxis: Dauerhaft erhöhte Propionsäurewerte können bei güllelos und mesophil gefahrenen Anlagen mit Speiserestvergärung toleriert werden, wenn gleichzeitig der FOS/TAC-Wert 0,3 nicht wesentlich übersteigt und die Raumbelas-

tung nicht größer 3 kg/m3d gefahren wird. Dabei ist dennoch zu beachten, dass der NH4N- beziehungsweise NH3-Gehalt nicht zu groß wird, um eine Ammoniakhemmung zu vermeiden, solange das System nicht NH3-adaptiert ist. Dies gilt insbesondere für thermophile Betriebsweise. Bei reiner NawaRo-Vergärung sind hohe Propionsäurewerte nach wie vor kritisch zu betrachten. NawaRo-Substrate, die das Nährstoffspektrum weiten, können die Situation entschärfen. Jedoch sollte immer auch bei Einsatz von Wirtschaftsdünger die Sorgfaltspflicht gewahrt bleiben und die Anlage einer intensiven Überwachung unterzogen werden. Entscheidend sind hierbei die langfristigen Tendenzen und nicht die absoluten Werte einzelner Messpunkte. D

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Autoren Dr.-Ing. Uwe Jung Dr.-Ing. Jürgen Pröter Institut für Energetik und Umwelt gGmbH Torgauer Str. 116 · 04347 Leipzig Tel. 03 41/24 34-112 E-Mail: info@ie-leipzig.de

Tabelle 1: Betriebsbedingungen und Ergebnisse erfolgreicher Beispielanlagen Beispiel

A

B

C

Anlagentyp

abfallwirtschaftlich

abfallwirtschaftlich

Nawaro

Nennleistung

1,6 MWel

1,0 MWel

500 kWel

Messort

Hauptfermenter (nach Hydrolyse) Speisereste, Marktabfälle ja

Hauptfermenter (nach Hydrolyse) Speisereste, Marktabfälle nein

Hauptfermenter (ohne Hydrolyse) Weizenschrot, Maissilage ja

Raumbelastung kg/m3d 2,5

3,0

ca. 6

Gasausbeute m3/kg i.N. 0,810

0,790

0,570

Essig-/Propionsäure

0,15

0,20…0,30

0,45

FOS mg/l

7.200

4.500-6.000

19.000…25.000 (!)

FOS/TAC

0,17

0,2 - 0,25

0,31

pH

7,8

7,7….7,8

8,0…8,2

NH4-N mg/l

4.200

3.500

2.600

wesentliche Substrate Rückführung

Tabelle 2: Beispiele für berichtetes Prozessversagen Beispiel

E 6)

F 7)

Substrat

Maissilage, Grassilage, Getreide-Ganzpflanzensilage 1

2

Wirtschaftsdünger (Schweinegülle), Maissilage, Fettabscheider 1 2

Raumbelastung kg/m d

1,6

2,5

+/-2

4-5

Essig-/Propionsäure

1,00

1,20

ca. 10

0,2

FOS mg/l

600

5.500

2.000

6.000

FOS/TAC

0,35

1,4

+/-0,3

0,6-1,2

Zeitabschnitt 3

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C CALORPLAST


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Wenn es in Spuren mangelt Viele Prozessstörungen in Biogasanlagen lassen sich auf einen Mangel an wichtigen Spurenelementen zurückführen. Mit hochsensitiven Analysemethoden können Mangelerscheinungen erkannt und durch gezielte Zugabe des entsprechenden Elements ausgeglichen werden.

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nach einigen ungewöhnlichen Spurenelementen wie Nickel und Cobalt. Entscheidend für die Versorgungssituation ist hierbei, inwieweit benötigte Spurenelemente in bioverfügbarer Form vorliegen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Metall-Ionen wie Co2+ und Ni2+ leicht mit Sulfid-Ionen aus einer Lösung ausgefällt werden. Die hierbei entstehenden Metallsulfide sind schwerlöslich und in dieser Form in der Regel für Mikroorganismen nicht verfügbar.

Untersuchungen im Technikumsmaßstab

Gasuhr zur Onlineerfassung des produzierten Biogases.

ine wesentliche Voraussetzung für den nachhaltig wirtschaftlichen Betrieb von Biogasanlagen ist ein kontinuierlicher und störungsfreier Fermentationsablauf. Besonders problematisch sind in diesem Zusammenhang Störungen innerhalb der Prozessbiologie der Anlagen. Biologische Störungen zeigen sich in aller Regel in Form einer verstärkten Akkumulation von verschiedenen Fettsäuren, insbesondere von Essigsäure und Propionsäure. Eine stark erhöhte Konzentration dieser Säuren deutet auf teilweise Hemmung beziehungsweise deutlich eingeschränkte Aktivität der komplexen mikrobiellen Gemeinschaft hin und geht meist einher mit einem Rückgang der Gasproduktion sowie einer signifikanten Verschlechterung der Gasqualität. Bislang konnten die Betreiber in der Regel nur durch eine deutliche Reduktion der Substratzufuhr reagieren, in der Hoffnung, dass sich das biologische Gleichge-

E

30

wicht der Anlage nach einiger Zeit wieder einstellt. Dies ist allerdings häufig ein sehr langwieriger Prozess, der sich teilweise über mehrere Wochen hinziehen kann und dementsprechend zu hohen wirtschaftlichen Verlusten für die Betreiber von Biogasanlagen führt. Vor diesem Hintergrund hat sich das Prüfund Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) im Rahmen eines vom Land Rheinland-Pfalz geförderten Forschungsprojekts mit der Frage beschäftigt, inwieweit sich Störungen der Prozessbiologie auf eine unzureichende Versorgung der Mikroorganismen mit Nährstoffen, insbesondere mit essentiellen Spurenelementen, zurückführen lassen. Spurenelemente wie Molybdän, Selen, Zink und andere sind für zahlreiche zentrale Abläufe im Stoffwechsel unverzichtbar, das gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für Bakterien. Insbesondere die Methan bildenden Bakterien haben hierbei Bedarf

Einleitende Untersuchungen zum Effekt von Spurenelementen bei biologischen ProzessStörungen wurden im Technikum des PFI mit 100-Liter-Pilot-Biogasanlagen (siehe Fotos S. 34) vorgenommen. Bei den Versuchsansätzen wurde eine güllefreie Vergärung mit Maissilage als Monosubstrat gewählt. Neben der durchgehenden Überwachung der Gasproduktion und Gasqualität sowie des pH-Werts erfolgte eine regelmäßige Kontrolle der gebildeten flüchtigen Fettsäuren mittels Gaschromatographie mit massenselektivem Detektor (GC-MS). In einem Parallelansatz wurden zwei Pilotfermenter durch eine sukzessive Erhöhung der Fütterungsmenge an die Belastungsgrenze gefahren. In der Folge war ein deutlicher Anstieg der Säurekonzentrationen, insbesondere der Essigsäure, zu beobachten (siehe Abbildung 1). Nachdem der Fermenter 1 eine Essigsäurekonzentration von rund 1.500 Milligramm pro Liter (mg/l) erreicht hatte, wurde eine definierte Mischung verschiedener Spurenelemente zugesetzt. Infolge der Zugabe kam es innerhalb weniger Tage zu einem nahezu vollständigen Abbau der Essigsäure, während die Konzentration bei dem unbehandelten Fermenter 2 weiter deutlich anstieg. Neben der fortschreitenden Säureakkumulation waren bei der unbehandelten Anlage zudem ein deutlicher Rückgang des pH-Wertes, ein Einbruch der Biogasproduktion sowie eine signifikante Verschlechterung der Gasqualität zu beobachten. F BIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Abbildung 1: Effekte einer zeitversetzten Zugabe von Spurenelementen bei zwei parallel belasteten Versuchsfermentatoren. [1: Zugabe Spurenelemente Versuchsfermenter 1 (F1); Zugabe Spurenelemente Versuchsfermenter 2 (F2)]

Abbildung 2: Effekt einer einmaligen Zugabe von Spurenelementen auf die Propionsäurekonzentration in einem PilotFermenter. [1: Zugabe Spurenelemente]

Abbildung 3: Effekt einer einmaligen Zugabe von Cobalt auf die Fettsäurekonzentrationen einer landwirtschaftlichen Biogasanlage (Anlage A). [1: Zugabe Eisenhydroxid; 2: Zugabe Cobalt]

Abbildung 4: Einfluss einer zweimaligen Gabe von Spurenelementen auf die Fettsäurekonzentrationen einer landwirtschaftlichen Biogasanlage (Anlage B). [1: Zugabe Spurenelemente; 2: Zugabe Cobalt und Nickel]

Nachdem die Essigsäurekonzentration einen Wert von circa 4.500 mg/l erreicht hatte, wurde auch dem Fermenter 2 die Spurenelementemischung verabreicht. Auch hier kam es in kurzer Zeit zu einem nahezu vollständigen Säureabbau in Verbindung mit einem Anstieg des pH-Werts sowie einer Erholung von Gasproduktion und -qualität.

Gasproduktion wieder angekurbelt In einem weiteren Laborexperiment wurde der Effekt von Spurenelementen unter-

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sucht, wenn als Hauptsäurefraktion Propionsäure in einem Fermenter entsteht. Bei dem Experiment wurden Spurenelemente zugegeben, nachdem im Pilotfermenter eine Propionsäurekonzentration von etwa 1.900 mg/l erreicht war (siehe Abbildung 2). Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Rückgang der Gasproduktion, insbesondere aber der Gasqualität, zu beobachten (Methangehalt von gut 45 Prozent). Unmittelbar nach der Zugabe kam es zu einer deutlichen Steigerung der Gasproduktion sowie einer Verbesserung der Gasqualität auf über 50 Prozent Methangehalt.

Allerdings stiegen die Propionsäurewerte auch nach der Supplementierung noch über mehrere Tage weiter an und erreichten in der Spitze knapp 3.000 mg/l. Erst danach kam es zum Abbau der Propionsäure, der dann allerdings sehr rapide ablief, so dass nach wenigen Tagen Konzentrationen von weniger als 100 mg/l erreicht wurden. Die unmittelbare Wirkung der Spurenelementgabe auf Gasproduktion und Gasqualität sowie der zeitverzögerte Abbau der Propionsäure deuten daraufhin, dass im Fermenter vor allem die hydrogenotrophen methanogenen Archaebakterien in ihrer F BIOGAS Journal | 2/08


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Qualität setzt sich durch Überdrucksicherung

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Cobalt in der Anlage hin. Vor der Zugabe des entsprechenden Elements wurde die Anlage über mehrere Tage mit Eisenhydroxid supplementiert, um eine Ausfällung freier Sulfid-Ionen zu erreichen, da diese ebenso wie mit Eisen auch mit Cobalt schwerlösliche Metallsulfide bilden.

Positive Effekte durch Cobaltgabe

Pilot-Biogasreaktor mit 100 Liter Arbeitsvolumen.

Aktivität gehemmt waren. Obwohl Propionsäure von methanogenen Bakterien nicht verwertet werden kann, ist der Abbau dennoch indirekt von ihrer Aktivität abhängig. Der Abbau von Propionsäure in Biogasanlagen erfolgt durch verschiedene syntrophe Bakterien. Aufgrund der unter Standardbedingungen sehr ungünstigen Energetik der Propionsäureoxidation sind diese allerdings auf die Aktivität Wasserstoff verbrauchender Partnerorganismen angewiesen, die den Wasserstoffpartialdruck niedrig halten. Diese Abhängigkeit ist vermutlich der Grund für den beobachteten verzögerten Abbau der Propionsäure nach der Spurenelementgabe. Erst nachdem die durch die Supplementierung in ihrer Aktivität stimulierten hydrogenotrophen methanogenen Bakterien ausreichend Wasserstoff verbraucht hatten, waren die syntrophen sekundären Gärer in der Lage, die Propionsäure abzubauen.

Untersuchungen an Praxisbiogasanlagen Aufbauend auf den Ergebnissen aus den Laborexperimenten wurden entsprechende Untersuchungen an landwirtschaftlichen Biogasanlagen im Praxisbetrieb angestellt. Ein wesentliches Ziel war hierbei, durch eine begleitende Elementanalyse mit ICPOES (Inductively Coupled Plasma-Optical

34

Emission Spectroscopy) und AAS (AtomAbsorptions-Spektroskopie) diejenigen Elemente zu identifizieren, die für eine Mangelerscheinung verantwortlich sind, um so durch eine gezielte Zugabe reagieren zu können. Um Rückschlüsse auf die Bioverfügbarkeit der Spurenelemente ziehen zu können, wurden neben der Bestimmung der Gesamtkonzentration zusätzlich die Konzentrationen der gelöst vorliegenden Elemente gemessen. Im Folgenden dargestellt sind Untersuchungen an zwei Biogasanlagen, bei denen im Praxisbetrieb biologische Prozessstörungen aufgetreten sind. Bei der Biogasanlage A war es im Betriebsverlauf zu einem starken Anstieg der Propionsäure auf Werte von über 4.000 mg/l gekommen (siehe Abbildung 3). Gleichzeitig erreichte die Essigsäure Werte von über 2.500 mg/l und auch die Konzentrationen weiterer flüchtiger Fettsäuren wie der isoButtersäure und der iso-Valerinsäure waren deutlich erhöht (> 500 mg/l, in der Abbildung nicht dargestellt). Bei der betroffenen Anlage hatte sich die Prozessstörung in Form einer deutlichen Reduktion der Blockheizkraftwerk-Leistung bereits signifikant auf die Anlageneffizienz ausgewirkt. Elementanalysen von Fermenterproben mittels ICP-OES deuteten auf einen Mangel an bioverfügbarem

Nach Abschluss dieser Phase erfolgte eine einmalige Zugabe von 0,25 Gramm pro Kubikmeter (g/m3) Cobalt-Carbonat zu dem Fermenter. Regelmäßige GC-MS Analysen von Fermenterproben zeigten den fortschreitenden Säureabbau, bis sowohl bei der Propionsäure als auch bei der Essigsäure Werte von deutlich unterhalb 500 mg/l erreicht wurden (siehe Abbildung 3). Der unmittelbare Effekt der Cobalt-Zugabe zeigte sich anhand der Leistung des BHKW, das bereits nach kürzester Zeit (< 24 Stunden nach Zugabe) wieder auf Volllast betrieben werden konnte. Ähnliche Effekte einer gezielten Spurenelementzugabe konnten bei einer zweiten Biogasanlage demonstriert werden. Bei der Anlage B war es ebenfalls zu einem drastischen Anstieg der flüchtigen organischen Säuren während des Betriebs gekommen. Die erstellten Spurenelementanalysen zeigten sehr niedrige Konzentrationen der Metalle Cobalt, Nickel und Molybdän. Nach einer ersten Supplementierung mit den entsprechenden Elementen war ein deutlicher Rückgang der Essigsäure sowie ein vergleichsweise geringer Rückgang der Propionsäure festzustellen, allerdings war der Effekt nicht nachhaltig (siehe Abbildung 4). Bei dieser Anlage fand keine begleitende Zugabe von Eisen statt, was der Grund für den nur temporären Effekt der Spurenelemente sein könnte. Die Konzentrationen an gelöstem Nickel und Cobalt waren einige Tage nach der ersten Zugabe wieder deutlich zurückgegangen, was auf eine teilweise Ausfällung der Substanzen hindeutet. Nach einer erneuten Zugabe konnte ein nachhaltiger und vollständiger Abbau der organischen Säuren erreicht werden.

Rechtliche Unsicherheiten weitgehend ausgeräumt Die Ergebnisse der Untersuchungen sowohl auf der Basis von Laborexperimenten als auch an Biogasanlagen im Praxisbetrieb zeigen deutlich, dass eine ausreichende Versorgung mit essentiellen SpurenelemenBIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

ten eine wesentliche Grundlage für die Prozessstabilität von Biogasanlagen bildet. Auf Basis der bisherigen Untersuchungen scheint eine Unterversorgung der Spurenelemente Nickel und insbesondere Cobalt eine besondere Rolle zu spielen. Im Einzelfall gilt es allerdings, die jeweilige Versorgungssituation zu berücksichtigen, daher sollte vor dem Einsatz von Spurenelementen der konkrete Bedarf mittels entsprechender Analytik bestimmt werden. Prinzipiell zu empfehlen ist eine vorgelagerte beziehungsweise begleitende Zugabe von Eisen, um einer schnellen Ausfällung von zugesetzten Spurenelementen vorzubeugen. Zwischenzeitlich war der Zusatz von Spurenelementen für die Betreiber allerdings mit rechtlichen Unsicherheiten behaftet. Laut einem Gerichtsurteil vom Landgericht Halle (LG Halle, Urteil vom 16. Mai 2007, Az. 11066/06), verstieß der Einsatz von mineralischen Hilfsstoffen gegen das in § 8 EEG normierte Ausschließlichkeitsprinzip, wonach in der Anlage ausschließlich Biomasse zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden darf. Die Begründung des Urteils basiert dabei zum großen Teil auf der gerichtlichen Ein-

BIOGAS Journal | 2/08

schätzung, das Ausschließlichkeitsprinzip verbiete generell eine Beimischung von Stoffen und nicht nur eine Beimischung von „anderweitig energetisch wirksamen Stoffen“. Nach den vorliegenden Untersuchungen benötigen etliche Anlagen für einen optimalen Betrieb einige essentielle Spurenelemente. Vor allem bei Anlagen, die ohne Gülle betrieben werden, sind häufig Störungen der Prozessbiologie ohne Zugabe von Spurenelementen unvermeidbar und führen zum unwirtschaftlichen Betrieb. Vor diesem Hintergrund ist es ausdrücklich zu begrüßen, dass das Oberlandesgericht Naumburg dieses Urteil mittlerweile aufgehoben hat und den Zusatz von Hilfsstoffen für zulässig erklärt hat, soweit sie keine Energieträger darstellen (siehe Seite 85). Um nachhaltige Rechtssicherheit herzustellen, sollte im neuen EEG die Aussage explizit eingefügt werden, dass bei Bedarf mineralische Hilfsstoffe, die zur Prozessstabilisierung und Effizienzsteigerung dienen, eingesetzt werden dürfen. Damit könnten sich zukünftig weitere diesbezügliche Rechtsstreitigkeiten zwischen Biogasanlagenbetreibern und Netzbetreibern vermeiden lassen. D

Ausschnitt aus dem chemischen Laboratorium des PFI.

Autoren Dr. Stefan Dröge Alfred Ewen und Benjamin Pacan Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. (PFI) Marie-Curie-Str. 19 · 66953 Pirmasens Tel. 0 63 31/24 90 846 E-Mail: stefan.droege@pfi-pirmasens.de

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Künstlicher Baustoff Polyethylen lässt sich auf einer Biogasanlage in den verschiedensten Bereichen einsetzen. Polyethylenrohre zum Beispiel sind für den Feststoff-, Substrat-, Biogas- und Biomethantransport sowohl oberirdisch als auch erdverlegt geeignet.

FOTO: FRANK GMBH

Von Dipl.-Ing. Ulrich Seidelt

lich gegen Druckstöße. Die in einer Biogasanlage auftretenden chemischen Belastungen beeinträchtigen Polyethylen in seiner Gebrauchsfähigkeit nicht. Zudem ist Polyethylen absolut resistent gegen biogene Schwefelsäurekorrosion. Rohrleitungen aus Polyethylen werden mittels Heizwendelschweißung oder Heizelementstumpfschweißung nach DVS 2207-1 geschweißt.

Orange-gelbe Rohre in die Erde

Mit Polyethylen beschichtete Betonwand als dauerhafter Schutz.

ur eine abgesicherte hochwertige Materialqualität der Ausrüstungskomponenten kann den langjährigen, störungs- und unfallfreien Betrieb einer Biogasanlage garantieren. Für die Auswahl der einzelnen Anlagenkomponenten sind folgende Überlegungen entscheidend: Lebensdauer, mechanische und chemische Beständigkeit, sichere Verbindungstechnik, UV-Beständigkeit, Korrosionssicherheit, Vermeidung von Inkrustationen, geringe Rohrreibungswiderstände und ökologischer Kreislauf.

N

36

Die Rohrleitungen müssen den sicheren Transport folgender Medien garantieren: Biofestmasse, Substrate, Biogas und Biomethan. In Bezug auf Rohrleitungen, Formteile, Behälter und Fermenterauskleidungen erfüllt Polyethylen (PE) diese Anforderungen. Die Lebensdauer für Polyethylen ist in der DIN 8075 mit mindestens 100 Jahren angegeben. Zudem ist Polyethylen bis in den tiefen Minusgradbereich (minus 50 °C) extrem schlagzäh und weist nach dem Darmstädter Verfahren ein minimales Abriebverhalten auf. Polyethylen ist auch unempfind-

Polyethylen in schwarzer Ausführung ist durch die Beimischung von etwa zwei Prozent Ruß dauerhaft UV-stabilisiert und somit für die oberirdische Freiverlegung zugelassen. Blaue oder orange-gelbe Polyethylenrohre sind für eine Freilagerung von zwei Jahren zugelassen und können somit ausschließlich erdverlegt werden. Polyethylen bietet durch seine wachsartige Oberfläche keinen Angriffspunkt für dauerhafte Anhaftungen und Inkrustationen. Der Rauigkeitsbeiwert von 0,007 gewährleistet eine optimale hydraulische Ausbeute des dauerhaft vorhandenen Rohrquerschnittes. In Ermangelung der Zuständigkeit der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) für die interne Biogasanlagenverrohrung werden hierfür ausschließlich vom DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) zertifizierte Rohre/Formteile zugelassen. Somit ist ein Materialstandard gewährleistet. Für Biogasleitungen kommen ab einer zu definierenden Übergangsstelle (Absperrarmatur) ausschließlich DVGWzugelassene Materialien zum Einsatz. Auf Forderung der Zulassungsbehörde sind für sämtliche verwendeten Materialien Abnahmeprüfzeugnisse nach DIN EN 10204 und die entsprechenden Schweißprotokolle zu erbringen. Bei DIBt- und DVGW-zugelassenen Rohren und Formteilen werden je Charge folgende Prüfungen vorgenommen (siehe Tabelle 1): Zeitstandinnendruck (DIN 8075), Verhalten nach Warmbehandlung (DIN 8057), Schmelzindex (DIN EN ISO 1133), Homogenität (GKR 14.3.1), Maßhaltigkeit (DIN 8074), Lieferzustand F sowie Oberflächenbeschaffenheit. BIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Thermische Mechanische Eigenschaften Eigenschaften

Tabelle 1: Materialeigenschaften Polyethylen Eigenschaft

Norm

Einheit

PE 100 MFR-Gruppe T 005

Dichte bei 23 °C

DIN 53479 ISO 1183 ISO/R 1183

g/cm3

0,96

Streckspannung

DIN 53495

N/mm2

25

Reißfestigkeit

DIN 53495

N/mm2

38

Reißdehnung

DIN 53495

%

> 600

E-Modul (Zugversuch)

ISO 527

N/mm2

ca. 1.200

Wärmeleitfähigkeit (bei 20 °C)

DIN 5261

W/mK

0,38

Thermischer Längenausdehnungskoeffizient

DIN 53752

1/°C

1,8 x 10-14

Brandverhalten

DIN 4102-1 ÖN B 3800 T1

B2

Gut recycelbar PE ist ein rein organischer Werkstoff und kann problemlos ökologisch korrekt recycelt oder der thermischen Verwertung zugeführt werden. Hierbei entsteht kein Dioxin, sondern ausschließlich Wasser und Kohlenstoff. Folgende Rohrdimensionen kommen für Biogasanlagen zum Einsatz:

Polyethylenrohre werden in Stangen (bis 20 Meter Länge) oder Ringbunden (bis 125 Millimeter) geliefert. Andere Abmessungen auf Anfrage! Der Einsatz von Polyethylenrohren dünner SDR 17 (SDR = Außendurchmesser/Wanddicke) wird wegen der Formteilverfügbarkeit und aus Sicherheitsaspekten nicht

empfohlen. Für den Transport von Trinkwasser ist eine separate Trinkwasser DVGW-Zulassung vorzuweisen. Für die Druckberechnung können folgende Sicherheitsfaktoren herangezogen werden. Für Gase SF = 2,0 (in Anlehnung an das DVGW-Regelwerk), für alle anderen Medien, die keinen chemischen Angriff auf Polyethylen auslösen SF = 1,25. Achtung: Elektrisch leitfähiges Polyethylen wird aufgrund der verringerten Schlagzähigkeit mit höheren Sicherheitsfaktoren beaufschlagt und ist nicht DIBt-zugelassen. Aufgrund der genannten Sicherheitsfaktoren ergeben sich in Abhängigkeit der Temperatur folgende Dauerbetriebsdrücke für Rohre und Formteile aus Polyethylen (siehe Tabelle 3): Die Festlegung des Sicherheitsbeiwertes obliegt generell dem Planer. Für die Projektierung und Auslegung oberirdischer Rohrsysteme findet die DVS 2210-1 Anwendung.

Spezialrohre für Biomethan Für den Transport von Biomethan durch eine erdverlegte Leitung können alternativ Polyethylenrohre mit integrierten Schutzeigenschaften verwendet werden. Diese

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Rohre weisen einen erhöhten Widerstand gegen Punktlasten auf und sind für die sandbettfreie Verlegung freigegeben (VRC = very resistant to crack). Auf besondere Anforderung der Genehmigungsbehörde kann es notwendig sein, Medien gesichert durch ein Doppelrohr zu führen. Der Vorteil hierbei ist die Überwachung des medienführenden Rohres auf Undichtigkeit. Die Kontrolle kann sowohl visuell als auch automatisch erfolgen. Folgende Doppelrohrpaarungen kommen hauptsächlich zum Einsatz (siehe Tabelle 4): Die konstruktive Auslegung von Doppelrohrsystemen erfolgt nach DVS 2210-2. Rohre und Formteile gleicher Dimension können durch die Heizelementstumpfschweißung miteinander verbunden werden. Standardmäßig kommen Formteile „lang“ zum Einsatz. Zur Ausbildung geringer Radien oder Bauhöhen kommen Formteile „kurz“ zur Anwendung. Die Eignung der vorhandenen Stumpfschweißmaschine für die Verwendung von kurzen Formteilen muss vorab geprüft werden (Einspannlänge). Bei der Heizelementstumpfschweißung ist zu beachten, dass verfahrensbedingt eine Innenwulst entsteht. Deshalb ist diese

Schweißverbindung für den Gastransport einsetzbar. Bei der Heizwendelschweißung ist immer ein separates Formteil notwendig, das geschützte integrierte Heizwendeldrähte aufweisen muss. Die geschützte Lage der Heizwendel ist zum Schutz vor Korrosion der Heizwendel in Biogasanlagen zwingend notwendig! Heizwendelformteile erzeugen bei der Schweißung keine Innenwulst und können zur Verbindung von Rohren oder Formteilen gleicher Außendurchmesser und abweichender Wanddicken verwendet werden. Diese Art der Rohrverbindung ist deshalb für den Feststofftransport geeignet. Bei der Verwendung von Adaptern von Polyethylen auf Edelstahl ist zu beachten, dass ausschließlich integrierte Übergangsstücke aus Edelstahl zur Verwendung kommen. Messing- oder Stahladapter sind wegen Korrosion oder Entzinkung nicht zulässig. Aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit wird PE 80-el für den Transport von leicht brennbaren Medien oder zum Transport von Gasen und Feststoffen eingesetzt, da aus PE 80-el hergestellte Rohrleitungssysteme geerdet werden können (siehe BGR

132). Für die Druckberechnung können folgende Sicherheitsfaktoren herangezogen werden: Für Gase SF = 2,0 (in Anlehnung an das DVGW-Regelwerk), für alle anderen Medien, die keinen chemischen Angriff auf Polyethylen auslösen SF = 1,6 (siehe Tabelle 5).

Formteile als Betonschutz Bei der Vergärung im Fermenter entstehen durch die Stoffwechselaktivitäten von Mikroorganismen in der Fermenteratmosphäre flüchtige Schwefelverbindungen und nach deren Oxidation Schwefel, der von sogenannten Thiobazillen in Schwefelsäure umgewandelt wird. Der dadurch stattfindende starke Säureangriff auf den Beton wird als biogene Schwefelsäurekorrosion (BSK) bezeichnet. Herkömmliche Systeme zum Schutz von Betonbauwerken werden nachträglich als Beschichtung auf den fertigen Beton aufgetragen. Ein Halt auf den Betonflächen und dauerhafter Schutz gegen BSK ist dadurch häufig nicht gegeben. Als dauerhafte Lösung kommt die Betonschutzplatte (BSP) zur Anwendung. Durch die werksseitig geformten Ankernoppen der Betonschutzplatten F


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FORSCHUNG UND PRAXIS

werden die BSP formschlüssig schon während des Betoniervorganges mit dem Beton verbunden. Durch die einzigartige und patentierte Formgebung der Ankernoppen und deren versetzte Anordnung ergibt sich eine perfekte mechanische Verbindung der Polyethylenabdichtung zum Beton. Die Stoßfugen und Abschlussprofile werden mittels Handextruder dauerhaft versiegelt. BSP können auch elektrisch leitfähig (PE-el) hergestellt werden. Als Mindestplattendicke werden drei Millimeter vorgegeben, extrem

gefährdete oder belastete Bereiche werden mit dickeren Betonschutzplatten bis zwölf Millimeter ausgekleidet. Neben Behältern und Schächten, die aus extrudiertem Vollwand-Polyethylenrohr hergestellt und dann komplettiert werden, können Behälter und Schächte für größere Durchmesser aus Wickelrohren hergestellt werden. Als Materialien können alternativ Polyethylen elektrisch leitfähig (PE-el) oder Wickelrohre mit heller Innenfläche Verwendung finden. Nach erfolgter statischer Auslegung erfolgt die Komplettierung durch

Tabelle 2: Standarddimensionen Biogasrohr d [mm]

s [mm]

SDR (d/s)

kg/m

Innendurchmesser [mm] 26,00

32

3,0

11

0,28

40

3,7

11

0,43

32,60

50

4,6

11

0,66

40,80

63

5,8

11

1,05

51,40

90

5,4

17

1,46

79,20

110

6,6

17

2,17

96,80

160

9,5

17

4,52

141,00

180

10,7

17

5,71

158,60

225

13,4

17

8,93

198,20

280

16,6

17

13,70

246,80

315

18,7

17

17,40

277,60

355

21,1

17

22,10

312,80

400

23,7

17

28,00

352,60

Tabelle 3: Betriebsdrücke in Abhängigkeit von der Dauertemperatur für Rohre aus Polyethylen SF=1,25

SF=2,0

SDR 17

SDR11

SDR17

SDR 11

Dauertemperatur 20 °C

10,0 bar

16,0 bar

6,2 bar

10,0 bar

Dauertemperatur 50 °C

5,9 bar

9,5 bar

3,7 bar

5,9 bar

eingebaute Verrohrungen, Steigleitern und Deckel in unserer Werkstatt. Als Wanddurchführungen zum Einbau während der Betonierphase kommen die FrankSchachtanschlussmuffe (SAM) mit integrierten Heizwendeln oder Frank Mauerkragen (MK) zur Anwendung. Für nachträgliche Einbindungen kommen Kompakt-Ringraumdichtungen zum Einsatz. Dichtungsbahnen aus Polyethylen dienen der unteren Abdichtung von Bauwerken und können in Kombination mit Schutzvlies PP-T-800 eingebaut werden. Auf Anforderung ist es möglich, Dichtungsbahnen miteinander zu schweißen. Schutzvlies PP-T-800 dient der Lastverteilung von Bauwerken und der Erdbewehrung und kann in Kombination mit Dichtungsbahnen eingebaut werden. Die Stumpfschweißmaschine dient der Verbindung von Rohren und Formteilen aus Polyethylen gleicher Dimension hauptsächlich von 40 bis 315 Millimeter. Die Schweißung erfolgt nach DVS 2207-1. Die Geräte werden von der klassischen Handmaschine bis zur vollautomatischen CNC-Maschine mit Schweißprotokollierung angeboten. Heizwendelschweißgeräte sind für die Schweißung von Heizwendelformteilen nach DVS 2207-1 geeignet. Eine Einschränkung im Durchmesserbereich gibt es nicht. Die zum jeweiligen Heizwendelformteil gehörigen Schweißparameter werden mittels Lesestift direkt vom Formteil eingelesen. Eine unfreiwillige Manipulation der Schweißdaten ist ausgeschlossen. Als Option können alle Schweißprotokolle auf einen USB-Stick transferiert und im pdfFormat an den Auftraggeber übergeben werden. D

Tabelle 4: Standarddimensionen Doppelrohr Außenrohr

PE Innenrohr PE

d [mm]

s [mm]

SDR

d [mm]

s [mm]

SDR

160

4,9

33

90

5,1

17,6

200

6,2

33

110

6,3

17,6

280

8,6

33

160

9,1

17,6

315

9,7

33

200

11,4

17,6

355

10,9

33

250

14,2

17,6

Tabelle 5: Betriebsdrücke in Abhängigkeit von der Dauertemperatur für Rohre aus PE-el SF=1,6

SF=2,0

SDR 17

SDR11

SDR17

SDR 11

Dauertemperatur 20 °C

6,2 bar

10,0 bar

5,0 bar

8,0 bar

Dauertemperatur 50 °C

3,5 bar

5,7 bar

2,8 bar

4,5 bar

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Autor Dipl.-Ing. Ulrich Seidelt Produktmanagement Biogas Frank GmbH Starkenburgstr. 1 · 64546 Mörfelden-Walldorf Tel. 0 61 05/40 85 171 Mobil: 01 75/578-2767 E-Mail: u.seidelt@frank-gmbh.de BIOGAS Journal | 2/08


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16.06.2008

17:28 Uhr

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Pflanzen zweiter Wahl Ob ein Zwischenfruchtanbau rentabel ist, muss jeder Biogasproduzent für sich entscheiden. Grundsätzlich ist bei dieser Anbauvariante mit einem höheren Risiko als beim Hauptfruchtanbau mit Mais zu rechnen. Von Dr. Waldemar Gruber

Wird vor der Aussaat der Zwischenfrucht gepflügt, sollte eine sofortige Rückverfestigung erfolgen, damit der Samen einen Anschluss an das Bodenwasser erhält.

urch die enorm gestiegenen Preise für Energiepflanzen zur Vergärung in Biogasanlagen denken viele Biogasanlagenbetreiber darüber nach, über den Zweit- oder Zwischenfruchtanbau ihre Rohstoffkosten zu senken. Die Doppelnutzung einer Ackerfläche bringt den Vorteil, dass einerseits das komplette Ertragspotenzial des Standortes ausgeschöpft werden kann, da fast ganzjährig dort ein Aufwuchs stattfindet. Andererseits lassen sich dadurch die Flächennutzungskosten und somit auch die Produktionskosten des Feldfruchtanbaus senken. Der Erfolg eines Zwischenfruchtanbaus ist in besonderem Maße von dem Witterungsverlauf und der Vegetationsdauer abhängig. Frühe Hauptfruchternten und günstige Witterungsbedingungen zur Saatzeit erhöhen den Ertrag. Der Zwischenfruchtanbau erhält dann eine sehr große Bedeutung, wenn die Hauptfrucht früh das Feld räumt und somit eine verlängerte Vegetationszeit für die Zwischenfrucht vorhanden ist. Gerade Getreide-GPS als Vorfrucht, bei der die Erntetermine Mitte bis Ende Juni liegen, bieten besondere Möglichkeiten, das

D

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gesamte Ertragspotenzial der Zwischenfrucht auszuschöpfen. In den vergangenen Jahren beschränkte sich in der Praxis der Anbau von Zwischenfrüchten auf die Grünroggennutzung als Winterzwischenfrucht vor Silomais. Das Potenzial der Sommerzwischenfrüchte wurde für die Vergärung in den Biogasanlagen kaum genutzt, obwohl auch diese Verwertungsrichtung interessant sein kann.

Mit Sickersäften rechnen Für den Anbau von Sommerzwischenfrüchten ist sicherlich als nachteilig zu betrachten, dass der Trockenmasseertrag in den Pflanzen relativ gering ist und somit bei der Silierung mit einem erheblichen Anfall von Sickersäften gerechnet werden muss. Energetisch betrachtet ist dies nicht so gravierend, da der Sickersaft mit den leicht abbaubaren Verbindungen aufgefangen und in flüssiger Form der Biogasanlage zugeführt werden kann. Aufgrund der geringen Trockensubstanzgehalte ist die Transportwürdigkeit der Zwischenfrüchte ebenfalls gering, so dass der Anbau bevorzugt auf hofnahen Flächen stattfinden sollte.

Ackerbauliche Anforderungen: Für das Gelingen des Zwischenfruchtanbaus sind die Vorbereitung des Saatbettes und die Exaktheit der Aussaat entscheidend. In der Regel erfolgt die Saat der Zwischenfrucht nach einer Getreidevorfrucht und in Fruchtfolgen mit intensivem NawaRo-Anbau auch nach Getreide-GPS. Wird das Stroh von den Feldflächen nicht abgefahren, ist es wichtig, dies in den Boden einzuarbeiten und dort gleichmäßig zu verteilen. Die Zwischenfruchtbestellung muss mit sehr hoher Schlagkraft erfolgen, da die zur Verfügung stehende Zeit begrenzt ist. Nicht auf allen Standorten gelingt ein guter Zwischenfruchtanbau, da entweder das zur Verfügung stehende Wasser nach der Hauptfruchternte nicht ausreicht oder es kaum möglich ist, ein ordentliches Saatbeet herzurichten. Um die Kosten für den Zwischenfruchtanbau an solchen Standorten gering zu halten, wird hier oftmals mit einem Schleuderstreuer Saatgut auf die Stoppeln ausgebracht und anschließend mit flach eingestellten gezogenen Stoppelbearbeitungsgeräten wie Spatenrollegge oder Scheibenegge die Samen in den Boden eingearbeitet. BIOGAS Journal | 2/08


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Gewissenhaft aussäen Eine so vorgenommene Aussaat ist jedoch sehr ungleichmäßig. Mitunter läuft der Bestand unregelmäßig auf, so dass damit häufig nur sehr lückige Zwischenfruchtaussaaten zu erzielen sind. Da die Verfahrens- und Saatkosten bei solch einfachen Bestellverfahren gering bleiben, ist das Risiko für die hier angesprochenen Problemstandorte zur Zwischenfruchtaussaat auch nur klein. Eignet sich der Standort beim Zwischenfruchtanbau für die Nutzung als nachwachsender Rohstoff, sollte eine gewissenhafte Bestellung erfolgen. Hierbei bedeutet das gewissenhafte Arbeiten jedoch nicht grundsätzlich eine Vorbereitung für die Aussaat mit einem Pflug. Oft ist es sogar von Nachteil, das Pflugverfahren zur Zwischenfruchtsaat anzuwenden. Denn auf stark ausgetrockneten Böden hinterlässt eine Bearbeitung mit dem Pflug große Schollen. Nur mit hohem Aufwand sind diese Schollen und groben Kluten wieder zu zerkleinern. Ein feinkrümelig präpariertes Saatbett zur Zwischenfruchtaussaat ist jedoch notwendig, da nur dort eine effektive Restwassernutzung stattfinden kann und nur bei gutem Saatbett die fallenden Niederschläge von den Zwischenfruchtsamen und Zwischenfruchtjungpflanzen zu nutzen sind.

Grubbern oder pflügen abwägen Gegenüber dem Pflug bieten solche Bodenbearbeitungsverfahren bei genannten Bodenverhältnissen Vorteile, die die Feldfläche flach bearbeiten. Mit Grubbern lassen sich hohe Vorfahrtsgeschwindigkeiten erzielen und deutlich größere Arbeitsbreiten als beim Pflug erreichen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass diese Geräte das Strohmaterial im Saathorizont belassen. Zur Aussaat können dann keine herkömmlichen Schleppschare an der Drillmaschine Verwendung finden, da diese verstopfen. Mit oberflächennahen Reststrohmengen bekommen Drillmaschinen mit Scheibenscharen oder mulchsaattauglichen Zinkenscharen keine Probleme. Scheibenschare arbeiten selbst bei engen Abständen der Sähscharreihen verstopfungsfrei. Wird zur Zwischenfruchtaussaat die Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug vorgenommen, muss eine intensive Rückverfestigung erfolgen. Denn nur so kann Restwasser, das sich noch im Boden befindet, geschont werden. Beim Bearbeiten mit dem Pflug wird ein schwerer und trockener Boden sehr stark überlockert. Stark tonhaltige Böden nehmen durch die Pflugbearbeitung in ihrem VoluBIOGAS Journal | 2/08

men bis zu 50 Prozent zu, leichte sandige Böden werden immer noch um 30 Prozent aufgelockert.

Tonboden zur Zwischenfrucht nicht pflügen Dies bedeutet, dass auf den schweren Standorten nach der Pflugfurche eine intensive Rückverfestigungsarbeit stattfinden muss, die jedoch aufgrund der Trockenheit oft schwierig ist. Deshalb sollten wendende Verfahren zur Zwischenfruchtbestellung auf tonhaltigen Böden keine Anwendung finden. Sandige Böden lassen sich auch im trockenen Zustand durch entsprechende Ringpacker befriedigend rückverfestigen. Kann hier in einem Arbeitsgang Bodenbearbeitung, Rückverfestigung und Einsaat erfolgen, ist ein Pflügen zur Zwischenfruchtaussaat am ehesten zu rechtfertigen. Es empfiehlt sich, vor der Zwischenfruchtaussaat Gärsubstrat auf den Feldflächen auszubringen. Auch hier bietet der Pflugverzicht Vorteile. Denn die ausgebrachten Gärsubstrate und die auf der Feldfläche liegenden organischen Reststoffe werden durch flach arbeitende nicht wendende Verfahren in die obere, biologisch aktive Ackerkrume eingearbeitet. Bei der wendenden Bodenbearbeitung kommt häufig die Biogasgülle in zu tiefe Bodenschichten. Somit liegen die Nährstoffe in Horizonten, in denen sie nur langsam mineralisiert werden, und stehen der Zwischenfrucht nicht mehr zur Verfügung. Arten der Zwischenfrüchte: Für die Gewinnung von Viehfutter sind die wichtigsten Arten der Zwischenfrucht Weidelgras, Kleegrasgemenge, Sommer- und Winterraps sowie Winterrübsen. Die Breite der für den Zwischenfruchtanbau verfügbaren Arten wird umso umfangreicher, je früher die Vorfrucht das Feld räumt. Zu berücksichtigen ist auch, dass neben den aufgeführten Artenunterschieden auch erhebliche Sortenunterschiede innerhalb der Arten vorhanden sind. Häufig werden in der Tierfütterung einjähriges und welsches Weidelgras angewendet. Der Unterschied liegt darin, dass welsches Weidelgras im Ansaatjahr nicht zum Schossen und Ährenschieben kommt und somit nur Blattmasse bildet, wohingegen das einjährige Weidelgras bereits wenige Wochen nach der Saat mit dem Ährenschieben beginnt. Die Rohfaserbildung ist umso stärker, je höher die Neigung zum Ährenschieben einer Sorte ausgeprägt ist. Je stärker die Neigung zur Ährenbildung der Sorte, desto höher ist der Masseertrag. Für die Rindviehfütterung haben diese Sorten in

FOTOS: DR. WALDEMAR GRUBER

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Zuckerhirse kann in warmen Jahren einen sehr hohen Ertrag als Zwischenfrucht erzielen. In regenreichen und kühlen Jahren ist mitunter kein erntewürdiger Bestand zu erreichen.

der Regel einen zu niedrigen Energiegehalt. Das Kriterium Energiegehalt ist für den Einsatz in Biogasanlagen jedoch nicht so wichtig, vielmehr ist darauf zu achten, hohe Erträge von der Feldfläche zu erlangen. Deswegen sollte die Empfehlung lauten, Sorten, die ein hohes Ertragspotenzial aufweisen, anzubauen.

Einjährige Weidelgräser bei nur einmaliger Nutzung Für die Biogasproduktion empfehlen sich einjährige Weidelgräser, wenn die Bestände nur einmal im Herbst genutzt werden und nicht über Winter stehen bleiben. Die dort vorzufindenden hohen Rohfaseranteile begünstigen teilweise sogar die Biogasausbeuten. Man sollte deswegen Sorten wählen mit einer sehr hohen Ertragsklasse, die dann auch in frühe bis sehr frühe Reifegruppen eingeteilt worden sind. Neben dem einjährigen Weidelgras als Sommerzwischenfrucht bietet sich in vielen Fruchtfolgen für die Biogasnutzung auch der Anbau von winterhartem welschem Weidelgras als Sommer- und Winterzwischenfrucht an. Dieses Gras eignet sich als Vorfrucht vor Silomais und erreicht hohe Trockenmasseerträge. Durchschnittlich kann im Herbst mit einem Trockenmasseertrag pro ha von 30 bis 35 Dezitonnen und im Frühjahr ein Ertrag von 45 bis 65 Dezitonnen erreicht werden. Als Viehfutter werden mitunter auch verschiedene Kleearten eingesetzt. Die Kleearten wählt man deswegen, da sie einen erhöh- F

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Die Aussaat der Sonnenblumen sollte mit einem Reihenabstand von 75 Zentimetern mit einer Einzelkornsämaschine erfolgen.

Sonnenblumen werden zukünftig eine große Bedeutung als Zwischenfrucht zur Vergärung erlangen.

ten Eiweißgehalt aufweisen. In Biogasanlagen sind hohe Eiweißgehalte eher störend, da sie eine verstärkte Bildung von Schwefelwasserstoff (H2S) nach sich ziehen. Gerade bei der Fütterungsumstellung führen eiweißreiche Futter zu einem erheblichen Anstieg an H2S im Biogas, da die üblicherweise installierte biologische Entschwefelung nicht so schnell auf die erhöhten H2S-Gehalte reagieren kann.

Raps nur auf hofnahen Flächen Sommer- und Winterraps sind weitere Früchte, die im Zwischenfruchtanbau verwendet werden. Die Rapspflanzen sind sehr frohwüchsig und selbst bei verspäteter Aussaat Mitte August ist Raps in der Lage, in kurzer Zeit größere Stickstoffmengen aufzunehmen. Somit eignet sich diese Frucht im Besonderen, wenn Gülle oder vergorenes Substrat aufgebracht wurde. Zu berücksichtigen bleibt, dass der Trockensubstanzgehalt der geernteten Pflanze kaum zehn Prozent erreicht. Dies führt zu Problemen bei der Silierung auf der einen Seite. Um die Transportkosten im Rahmen zu halten, dürfen diese Feldflächen, auf denen Rapsanbau als Zwischenfrucht stattfand, nicht weit von den Siloanlagen entfernt liegen. Um möglichst hohe Masseerträge zu erreichen, sollten blattreiche Winterrapssorten den Vorzug vor Sommerrapssorten erhalten. Steht in der Rotation in späteren Jahren Körnerraps auf den Feldflächen, muss man auch bei den Zwischenfrüchten auf erukasäure- und glukosinulatfreie Sorten achten, damit ein möglicher Durchwuchs in späteren Jahren nicht zu Problemen führt.

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Grünfutterroggen wird als Silage sehr oft in Biogasanlagen verfüttert. Durch die spezielle Züchtung lassen sich hohe Flächenerträge erzielen.

Schmutzeintrag droht bei Stoppelrüben Stoppelrüben zeichnen sich durch sehr niedrige Saatgutkosten und relativ hohe Erträge aus. Allerdings liegen die Erntekosten ebenfalls hoch. Allerdings ist der Anbau von Stoppelrüben in letzter Zeit stark rückläufig, da die Stoppelrübe arbeitswirtschaftlich nur als schlecht zu beurteilen ist und mit hohen Schmutzanteilen gerechnet werden muss. Ebenfalls ist bei einer Silierung mit erheblichen Sickersaftanteilen umzugehen. Zu empfehlen ist der Anbau allenfalls auf leichten Standorten. Markstammkohl zeichnet sich ebenfalls durch ein hohes Stickstoffaufnahmevermögen aus und kann somit Gärsubstrat und Gülle bestens verwerten. Markstammkohl sollte spätestens bis zum 20. Juli gesät werden, um sein volles Ertragspotenzial, das bei 60 Tonnen Trockenmasse pro Hektar liegen kann, auszuschöpfen. Allerdings stellt Markstammkohl mit seinem feinen Saatkorn sehr hohe Anforderungen an die Saatbettbereitung. In den vergangenen Jahren haben Biogasanlagenbetreiber vermehrt Futterhirsen als Zweit- und Zwischenfrucht eingesetzt. Diese Pflanzen gehören wie der Mais zu den C4-Pflanzen und sind in der Lage, bei gleicher Lichteinstrahlung und geringerem Wasserverbrauch höhere Massenerträge zu erbringen als C 3-Pflanzen wie Gräser oder Getreide. Zu beachten ist bei den Hirsearten, dass sie besonders in der Keimphase einen deutlich höheren Wärmebedarf als beispielsweise Mais haben. So sollte die Bodentemperatur

bei der Aussaat mindestens zwölf bis 14 Grad Celsius betragen. Im Augenblick werden unterschiedliche Zuchtarten für den Anbau als Energiepflanze bereitgestellt. Diese Hybriden sind Sudangras oder Zuckerhirse.

Zuckerhirse: Aussaat mit Einzelkornsämaschine Die Aussaat der Zuckerhirse erfolgt nach sorgfältiger Bodenbearbeitung und intensiver Rückverfestigung und sollte mit einer Einzelkornsämaschine bei Reihenabständen von 45 bis 50 Zentimetern erfolgen. Der Nährstoffbedarf dieser Pflanzen ist mit dem von Mais vergleichbar. Aufgrund der späten Aussaat kann Biogasgülle gut verwertet werden. Da die Pflanze mit hohen Reihenabständen ausgesät wird, ist auf eine Herbizidmaßnahme kaum zu verzichten. Der große Vorteil der Hirsearten liegt darin, dass sie Trockenphasen deutlich besser überbrücken können als die anderen Zwischenfrüchte, allerdings mit Ertragsdepressionen nach Kältephasen reagieren. Zu bedenken bleibt auch, dass optimale Trockensubstanzgehalte für die Silierung von über 27 Prozent in der Regel nicht erreicht werden und somit Maßnahmen für das Auffangen von Sickersäften zu treffen sind. In der Regel ist der Trockensubstanzgehalt von Sudangras geringer als der von Zuckerhirsen. Da Zuckerhirsen höhere Zuckergehalte aufweisen, tritt auch hier weniger Gärsaft aus. Unter optimalen Witterungsbedingungen kann im Zweifruchtverfahren von GetreideGPS und anschließendem Anbau von BIOGAS Journal | 2/08


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Sogumarten ein höherer Trockenmasseertrag als bei Mais als einzige Hauptfrucht erreicht werden. Allerdings nur dann, wenn die Witterungsbedingungen optimale Verhältnisse aufweisen.

Grünroggen mit wachsender Bedeutung Wintergrünroggen: Der Anbau von Wintergrünroggen (auch Grünfutterroggen genannt) hat in den vergangenen Jahren eine erhebliche Bedeutung für die Biogasnutzung gewonnen. Der Anbau von Grünroggen ist vergleichbar dem Getreideanbau und somit jedem Ackerbauern bekannt. Für die Nutzung in Biogasanlagen sind spezielle Sorten gezüchtet worden, auf die man unbedingt zurückgreifen sollte. Es wird mit Züchtungen in der Zukunft gerechnet, die weitere Ertragszuwächse erbringen und eine hohe Standfestigkeit bei hohem Masseaufwuchs aufweisen. Die Ernte des Grünroggens sollte Anfang bis Mitte Mai erledigt werden. Die höchste Masseentwicklung findet im April und Mai statt (pro Zentimeter Wuchshöhe etwa 0,8 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar). Zu beachten ist, dass der Grünroggen für den anschließend in

der Fruchtfolge stehenden Mais notwendige Wasser entzogen hat, was zu Ertragseinbrüchen der Hauptfrucht Mais führen würde. Sonnenblumen: Gute Erträge lassen sich mit Sonnenblumen als Zweit- oder Zwischenfrucht erzielen. Wichtig ist, dass die Bestände nach der Aussaat die Keimblattphase schnell überwinden, da sonst durch Vogelfraß ein erheblicher Ausfall zu erwarten ist. Deshalb sollte die Aussaat mit Einzelkornsämaschine nur bei hohen Keimtemperaturen erfolgen. Die Saatstärke beträgt bei einem Reihenabstand von 75 Zentimetern acht bis neun Körner pro Quadratmeter, wobei man unbedingt auf Hybridsaatgut zurückgreifen sollte. Bei der Gabe von Gärsubstrat ist darauf zu achten, dass über die Düngung maximal 80 Kilogramm Stickstoff (N) pro Hektar appliziert werden. Höhere N-Gaben führen schnell zu Lagerbeständen. Der Vorteil der Sonnenblume liegt darin, dass sie selbst bei geringem Niederschlag den Reihenschluss erreicht, auch größere Hitzewellen überwindet und noch unter feuchten und kühlen Bedingungen einen ausreichenden Ertrag erzielt. Durchaus können Trockenmasseerträge von 80 Dezitonnen pro Hektar als Zweit-

oder Zwischenfrucht erreicht werden. Allerdings liegt der Trockenmassegehalt des Erntematerials im Spätsommer/Herbst unter 20 Prozent, so dass immer mit Sickersäften bei der Einsilierung zu rechnen ist. In der Regel siliert die Sonnenblume gut, auch hat sich bewährt, die Sonnenblumensilage über Maissilage zu legen. Fest steht: Tatsächliche Kosteneinsparungen über Zwischenfrüchte werden nur in Regionen möglich sein, in denen eine frühe Wintergerstenernte die Regel ist. Die größte Bedeutung werden in naher Zukunft der Anbau von Wintergrünroggen und der Anbau von Sonnenblumen erlangen. D

Autor Dr. Waldemar Gruber Ref. 44, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Siebengebirgsstr. 200 · 53229 Bonn Tel. 02 28/703-12 32 Mobil: 01 72/2 14 78 03 E-Mail: waldemar.gruber@lwk.nrw.de

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FOTOS: AHLERS

FORSCHUNG UND PRAXIS

Die Biogasanlage ging Ende 2005 in Betrieb und läuft hauptsächlich mit Grassilage.

Gas aus Gras Biogasanlagen stehen häufig in der Kritik, Maismonokulturen hervorzurufen und Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zu binden. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel von Jens Geveke aus dem Landkreis Ammerland bei Oldenburg. Von Jan-Gerd Ahlers

as Ammerland ist geprägt durch viel Grünland und einen geringeren Teil Ackerflächen. Es finden sich dort viele größere Milchviehbetriebe, die oft auf die Ackerflächen zum Maisanbau angewiesen sind. Trotzdem gibt es hier ein friedliches Nebeneinander einer Biogasanlage mit einer installierten elektrischen Leistung von 537 Kilowatt (kW) und den Milchviehbetrieben. Die Besonderheit: Die Biogasanlage wird mit 80 Prozent Grassilage betrieben. Geveke bewirtschaftet selber 75 Hektar Grünland und sieben Hektar Acker mit Mais, ausschließlich für die Biogasanlage.

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Weitere 30 bis 50 Hektar Mais werden je nach Marktlage zugekauft, überwiegend als Lieschkolbenschrot (LKS) – wegen der Flexibilität für Käufer und Verkäufer. Ein großer Schwerpunkt in der Substratbereitstellung bildet die Nutzung der Grasschnitte in der zweiten Jahreshälfte von zahlreichen Milchviehbetrieben in der Umgebung. Im Umkreis von zehn bis 15 Kilometern erntet der Biogasproduzent gegen Kostenerstattung auf einer Fläche von etwa 100 Hektar den dritten Schnitt vom Grünland. Hinzu kommt von etwa 150 Hektar der

Räumungsschnitt im Oktober. „Hier ergeben sich für beide Seiten Vorteile“, so Geveke, „wir bekommen günstiges Substrat mit geringen Ligninanteilen und die Milchviehbetriebe erhalten eine saubere und kurze Grasnarbe für das nächste Frühjahr.“

Schnitte drei und vier für Biogas Die späteren Schnitte sind ohnehin öfter übrig, beziehungsweise gerade der vierte lässt sich in der Rinderfütterung aufgrund der Essigsäuregärung nur schwierig verwerten, lautet die Erläuterung des Anlagenbe- F BIOGAS Journal | 2/08


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Biogasanalyse und Raumluftmessung z.B. im BHKW in einem „Baukastensystem“. t (BTBOBMZTFTZTUFN [VS .FTTVOH WPO o .FUIBO o 4DIXFGFMXBTTFSTUPGG o ,PIMFOEJPYJE o 4BVFSTUPGG o 8BTTFSTUPGG VTX t VOE JOUFHSJFSUFS 3BVNMVGUĂ CFSXBDIVOH GĂ S UPYJTDIF VOE FYQMPTJWF (BTF t .FTTTUFMMFOVNTDIBMUVOH PQUJPOBM

Michael Tiedemann (Vertrieb):

„Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir neue Biogasanlagen oder erstellen Konzepte zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit von existierenden Anlagen.“ DafĂźr mĂźssen wir viele Faktoren prĂźfen: fĂźr den Standort interessant? Am Ende Welche Substrate sind vorhanden? Wie bekommt der Kunde ein Anlagenkonzept, weit ist der geplante Standort von einem das konservativ berechnet wird. Wohn- oder Industriegebiet entfernt? Kann die Wärme vermarktet werden? Es ist schĂśn zu sehen, dass sich unsere KĂśnnen neue Substrate, wie z.B. Zucker- Prognosen nachher durch unsere AusrĂźben oder Sonnenblumen zum Einsatz wertungen bestätigen und auch Ăźberkommen? Ist die Erweiterung der Anlage troffen werden.

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Die Drehkolbenpumpe wurde durch eine Exzenter-Schneckenpumpe ersetzt.

Kenndaten der Anlage Inbetriebnahme: 12/2005 Anlagenart: Nassfermentation Gasmotoren: 190 kW und 347 kW Auslastung: etwa 95 Prozent Kosten: 1,8 Millionen Euro 2 x 1.000 m3 Fermenter 1 x 1.000 m3 Nachgärer 48 °C Betriebstemperatur 3.600 m3 gasdichtes Endlager Separation in feste und flüssige Phase Substrat-Input täglich: 31 t Grassilage 2,8 t Maissilage 4 m3 Rindergülle 1,6 t Lieschkolbenschrot Gasproduktion: 7.300 m3 53 Prozent Methan-Gehalt

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Zurzeit überlegt Jens Geveke, wie er das trockene Gärsubstrat künftig vermarktet.

treibers. Die Flächen beim vierten Schnitt werden in der Regel vom Eigentümer gemäht, alles Weitere geschieht auf Jens Gevekes Kosten. Bei Bedarf und je nach Marktlage kauft er für seine Anlage noch fertige, teilweise überjährige Grassilagen zu. Gras von Landschafts- und Naturschutzflächen setzt er wegen der hohen Ligninanteile nicht ein. Warum hat sich Geveke überhaupt für Grassilage entschieden? „Gras ist hier in der Region ein günstiges Substrat, das in großen Mengen verfügbar ist. Und wenn wir hier mit Biomasse nachhaltig Strom erzeugen wollen, dann müssen wir das mit heimischen Stoffen machen. Die Technik muss sich hier anpassen, nicht das Landschaftsbild“, betont der Energiewirt. Und durch die Nutzung von Grünland gebe es keine (preistreibende) Konkurrenz zu Mais auf Ackerflächen. Insofern spürt der ideenreiche Landwirt in seiner Umgebung eher Rückenwind als Gegenwind, was heutzutage im Umfeld von Biogasanlagen nicht selbstverständlich ist. Die Anlage, die 2005 mit 190 kW in Betrieb gegangen ist und 2007 auf 537 kW erweitert wurde, ist von Anfang an für den Einsatz von Grassilage konzipiert worden. In zwei Betonfermentern mit je 1.000 Kubikmetern Inhalt (15 Meter Durchmesser) ist es mit groß-

flügeligen Rührwerken möglich, das dickflüssige Substrat aus Grassilage zu rühren.

Feststofftrennung vor dem Endlager Der Weg zwischen den Behältern ist bewusst kurz gehalten. Da sich Gärsubstrat mit Grassilage schwer pumpen lässt, wäre die Gefahr einer Verstopfung – vor allem bei langen Wegen – relativ groß. Kurze Wege minimieren entsprechend das Risiko. Gevekes Devise: Kleine Fermenter, großes Rührwerk, kurze Wege. Da gerade Grassilage auch mal höhere TS-Gehalte haben kann, muss hier gegengesteuert werden. Dazu werden aus dem ausgegorenen Substrat die Feststoffe abgepresst, bevor sie in das Endlager gelangen. Von dort aus kann ein Teil gezielt zur Verdünnung zurückgeführt werden. Ein zusätzlicher Vorteil der Separation ist die weitere Verwendungsmöglichkeit des Substrates. Der Feststoff lässt sich hervorragend mit einer Breitstreutechnik ausbringen und die Flüssigkeit bildet über Schleppschuhverteiler am Güllefass einen idealen Grünlanddünger. Das gilt auch in wachsenden Pflanzenbeständen, da kaum Anhaftungen an den Blättern entstehen. „Vorher hatten wir einen Substratbrei im Endlager, der für den Miststreuer zu dünn und für das BIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Güllefass zu dick war“, resümiert Geveke. Auch bei der Einbringtechnik muss auf die Besonderheiten des Grases geachtet werden. Grassilage fällt nicht so auseinander wie Maissilage. Daher ist ein System notwendig, dass das Gras auflockert, bevor es in den Fermenter gefördert wird. Dazu hat sich Geveke für Vertikalmischer entschieden. „Erst durch dieses Mischen entsteht ein förderbares Substrat“, so der Landwirt.

Preiswertes Substrat Insgesamt bleibt das Substrat etwa 90 Tage bei 48 Grad Celsius im Fermenter. Mit der angepassten Anlagentechnik erzielt er Gaserträge zwischen 180 und 200 Kubikmeter je Tonne. „Das sind zwar zehn bis 15 Prozent weniger als mit Maissilage, aber dafür kostet das Gras eben weniger. Unterm Strich fahren wir mit der Grassilage bei den aktuell gestiegenen Maispreisen besser, zumal wir auch auf eine ganz andere Verfügbarkeit zurückgreifen können“, erklärt der Grasgasspezialist. Die Düngung der selbst bewirtschafteten Dauergrünlandflächen geschieht ausschließlich mit Gärsubstrat, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Eine bodennahe

Ausbringung mit Schleppschuhtechnik sorgt für eine gute Stickstoffnutzung und eine hohe Verfügbarkeit der Nährstoffe. Das alles führt zu einem geschlossenen Nährstoffkreislauf. Ein weiterer Vorteil der Grassilage findet nach Gevekes Meinung noch viel zu wenig Beachtung: „Wir mögen wohl insgesamt etwas mehr Arbeit mit dem Grünland als beim Maisanbau haben, aber diese Arbeiten verteilen sich praktisch auf das gesamte Jahr, so dass eigene Schlepper und Fahrer wesentlich besser ausgelastet sind. Wir bringen praktisch das ganze Jahr Substrat aus und ernten Biomasse.“ In Zukunft möchte Geveke die abgepressten Feststoffe des Substrats „vermarktungsfähig machen“, also trocknen und dann an Erdenwerke oder Gartenbaubetriebe verkaufen. „Auch in diesem Bereich wird Dünger teuer und die Großvermarkter drücken die Preise. Die Vorteile sind greifbar, wir müssen da nur noch zueinander finden“, blickt Geveke nach vorn. Für die Nutzung der Wärme sind bislang zwei Wohnhäuser in der Nachbarschaft mittels Fernwärmeleitung angeschlossen. Eine noch zu gründende Genossenschaft

wird wahrscheinlich in diesem Jahr im Dorf ein Fernwärmenetz aufbauen, 25 Wohnhäuser wären das Nahziel. Und schließlich denkt der Ammerländer Biowirt als langfristiges Ziel intensiv über Autogas nach. „Erst dann sind wir am Ziel angekommen“, so Geveke, „Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbarer Energie in geschlossenen Kreisläufen, die nachrangig zur Lebensmittelproduktion gewonnen wird, ohne das Landschaftsbild zu verändern. Das kann bisher keine andere Technologie so einfach und greifbar.“ D

Autor Jan-Gerd Ahlers Redakteur Sandberg 12a · 26188 Edewecht E-Mail: Jan-Gerd.Ahlers@dlv.de


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Zentrales Management von Biogasanlagen Anders als bei Windkraftanlagen ist das zentrale Management von Biogasanlagen durch deren höhere Komplexität deutlich anspruchsvoller – insbesondere bei unterschiedlichen Herstellern. Von Dipl.-Ing. agr. Hendrik Keitlinghaus

ine Biogasanlage zu managen, die nachwachsende Rohstoffe vergärt, ist einfach! Alles befindet sich an einem Ort und im Blick: Inputstoffe und deren Lieferanten, Substrat, Blockheizkraftwerk (BHKW), Prozessdaten etc. Der Betriebsleiter ist vor Ort und kann sich bei einem Rundgang täglich vom Betriebszustand der Anlage überzeugen, die Zählerstände erfassen, diese zusammen mit weiteren Daten dokumentieren und auswerten – optimal über ein elektronisches Betriebstagebuch. Dies gilt mit Einschränkungen auch für Biogasparks, bei denen sich die einzelnen Anlagen (meist 500-kW-Module) an einem Ort befinden und von einem einzigen Hersteller errichtet wurden. Auch hier sind der Betriebsleiter und die Verwaltung meist vor Ort, um sich jederzeit persönlich über den Betriebszustand der Anlage zu informieren. Allerdings wäre es zu aufwändig, die relevanten Daten aller Anlagen täglich zu erfassen und manuell in ein übergreifendes Betriebstagebuch einzupflegen. Glücklicherweise hat

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der Hersteller in den einzelnen Anlagen der Parks überwiegend dieselbe Technik bei Steuerung, Visualisierung und Archivierung eingesetzt, so dass der Betreiber zur Verwaltung und Kontrolle auf einen zentralen Datenbestand zugreifen kann – zumindest bei den Prozessdaten! Die Lieferantendaten, Analysedaten, Nährstoffbilanzen, Aufwendungen für Personal und Maschinen werden darüber hinaus oft noch immer auf getrennten Systemen verwaltet – nicht selten sogar sehr umständlich über Excel.

Daten kontinuierlich, automatisch und zeitnah erfassen Bei Anlagen, deren Komponenten von unterschiedlichen Herstellern geliefert und in Betrieb genommen wurden (zum Beispiel Fahrzeugwaage, Anlagensteuerung, BHKWSteuerung) oder erst recht bei dezentralen Biogasparks, deren Anlagen über mehrere Bundesländer verteilt sind, ist das Problem deutlich größer. Das gilt auch für Anlagen, die von unterschiedlichen Herstellern oder

Abbildung1: Struktur des übergeordneten zentralen Energieparkmanagements und Einbindung der verschiedenen Player und Aufgaben

Aus unterschiedlichen Anlagen werden Daten automatisiert aus der SPS, der Fahrzeugwaage und dem Betriebstagebuch erfasst und dem zentralen System kontinuierlich verfügbar gemacht. Diese Daten werden von verteilten Anwendern an verschiedenen Orten ergänzt (zum Beispiel Labor) und je nach Benutzerrechten für detaillierte Auswertungen (biologischer Betreuer) oder zur übergreifenden Information genutzt (zum Beispiel für Investoren).

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sogar in Teilen von Subunternehmen errichtet wurden. Hier liegen noch nicht einmal die Prozessdaten einheitlich vor. Diese kontinuierlich automatisiert und sicher zu erfassen und zeitnah der Zentrale zur Auswertung bereit zu stellen, ist die erste Aufgabe des zentralen Managements. Wir empfehlen dazu SUSI, einen Hardwarebaustein, der direkt im Schaltschrank auf der vorhandenen Hutschiene installiert wird. Er kann dort Daten aus verschiedensten Steuerungen erfassen, verrechnen und an die Zentrale weitergeben. Die Anbindung der Visualisierungs-PC hat sich demgegenüber als deutlich zu unsicher, kompliziert und unflexibel herausgestellt (siehe Abbildung 1). Mit Hilfe von SUSI gelangen zunächst nur die Prozessdaten, mitunter auch die Fütterungsdaten in die Zentrale und können hier ausgewertet werden. Es fehlen weiterhin so wichtige Bereiche wie Wiege- und Abrechnungsdaten, Analysen oder der Personaleinsatz, die Reparaturen sowie zum Beispiel die Dokumentation der Wartungen. Der Betreiber benötigt dazu ein übergeordnetes System, das ihm diese Daten aus einer Hand zur Verfügung stellt und einen vollständigen Überblick ermöglicht (Abbildung1). Es bestehen die verschiedensten Vorstellungen darüber, welche Datenmengen in der Zentrale gespeichert und transparent gemacht werden müssen. Bei einem Aufzeichnungsintervall von einer Stunde benötigt man jährlich pro Wert etwa 0,25 MB Speicherkapazität. Das hört sich wenig an. Bei einem Intervall von einer Minute sind es schon 15 MB und bei einer Sekunde wären es gar 900 MB. Das ist unrealistisch, aber nehmen wir als Beispiel eine Anlage, die im Mittel rund 100 Werte im einstündigen Intervall aufzeichnen möchte. Dazu würde ein Speicher von 25 MB pro Jahr benötigt. Bei einem Energiepark mit 50 Anlagen wären das immerhin 1.250 MB Speichervolumen – nur für die Daten.

Passendes System auswählen Auf herkömmlichem Weg lassen sich etwa sechs bis zehn Biogasanlagen kontrollieren. Oberhalb dieser Grenze benötigt der Betrei- F BIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Abbildung 2: Die Energieparkkontrolle ermöglicht dem Betreiber durch das „Ampelsystem“ das sofortige Erkennen von Missständen.

Ampelfarben jeden Morgen einen schnellen und komprimierten Überblick über den Betriebszustand seines Anlagenparks zu verschaffen. Die Darstellung geschieht in einer hierarchischen Struktur. Falls erforderlich, ist

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Einfache und individuelle Datenanalyse Oft kommt es vor, dass bestimmte biologische Phänomene, die sich zum Beispiel in schlechter Auslastung oder Gasqualität

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ber ein System, das für jede Anlage eine Vorkontrolle nach von ihm eingestellten Grenzund Sollwerten vornimmt und ihm die Ergebnisse einfach und übersichtlich darstellt. Die Energieparkkontrolle ermöglicht dem Betreiber zum Beispiel, sich mit Hilfe von

neben dem groben Überblick auch der Durchgriff in die Detaildaten möglich. Hier können Kennzahlen und Parameter mit ihrer absoluten und relativen Zielerreichung direkt abgelesen oder deren Entwicklung in der Vergangenheit grafisch angezeigt werden (siehe Abbildung 2). An dieser Stelle empfiehlt sich die Ergänzung der Energieparkkontrolle durch ein integriertes Auftragsverwaltungssystem, über das der Manager sofort Veranlassungen für weitere Maßnahmen (Kontrollen, Reparaturen) ins System eingibt. Diese werden von den Kollegen vor Ort abgearbeitet und über dasselbe System dokumentiert. Auf diese Weise können Missstände nicht nur schnell erkannt, sondern auch strukturiert behoben und dokumentiert werden. In den Betrieben wird hier bisher meist mit manuellen Listen in Excel und Fax/Mail gearbeitet – was insgesamt problematisch ist, da es sich um ein individuelles, nicht integriertes Subsystem handelt.

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FORSCHUNG UND PRAXIS

äußern, nur sehr umständlich mit Bordmitteln (Excel) „enträtselt“ werden können. Meistens ist es die Aufgabe des biologischen Betreuers, sich dieses Problems anzunehmen und die Datenmengen detailliert zu analysieren. Er benötigt dazu ein Werkzeug, das ihm zum einen den einfachen Zugriff auf alle Daten (auch über mehrere Anlagen) bis zur aktuellen Stunde ermöglicht, ihm aber bei ihrer Zusammenstellung und Darstellung möglichst großen Freiraum und maximale Beweglichkeit einräumt (siehe Abbildung 3). Gerade in dezentralen Anlagenstrukturen halten sich die Mitarbeiter mit zentralen Aufgaben selten an einem festen Arbeitsplatz vor dem PC auf. Sie pendeln zwischen den Anlagen und sind darauf angewiesen, auch unterwegs mit den notwendigen Informationen versorgt zu werden. Dabei kommt es darauf an, dass Stör- und Fehlermeldungen für jeden Mitarbeiter von der Priorität her so eingestuft werden können, dass er möglichst keine überflüssigen Meldungen bekommt. Gegenwärtig erfolgen Alarmmeldungen direkt aus der Anlagesteuerung. Es handelt sich hierbei häufig nur um Meldungen über technische Fehlfunktionen – wichtige Dinge wie Hinweise auf Zielwertunterschreitungen bei Kennzahlen oder Überschreitungen bei Ana- F

Abbildung 3: Mit GABI (gaerware – Analysen, Berichte, Informationen) kann sich der Betreuer an jedem Standort alle zentral verfügbaren Daten tabellarisch oder grafisch zusammenstellen und ausdrucken.

Die variable Zoom Funktion ermöglicht nicht nur einen flexiblen Betrachtungszeitraum, sondern auch die Verschiebung des Betrachtungsfensters auf der Zeitachse der Daten. Dabei wird der Zoombereich in allen eingeblendeten Tabellen und Grafiken synchron gehalten. Die Bedienung ist intuitiv und erfolgt dank Drag-and-drop ausschließlich mit der Maus. Der eingebaute Formelgenerator ermöglicht zusätzlich das Zusammenstellen und Abspeichern eigener Kennzahlen.

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BIOGAS Journal | 2/08

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FOTO: HENDRIK KEITLINGHAUS

FORSCHUNG UND PRAXIS

Der Kauf der Fahrzeugwaage erscheint dem Betreiber meist als der problemloseste Bereich. Und doch werden auch hier in der Planungsphase schon Fehler gemacht.

lysewerten sind über dieses System nicht darstellbar. Zudem kommt es häufig vor, dass Alarmmeldungen einen sehr umständlichen und damit unsicheren Weg zum Empfänger zurücklegen. Sie werden zum Beispiel erst über einen Dienst des Anlagenlieferanten als E-Mail verschickt, dann in eine SMS umgewandelt und über den nächsten Dienst auf das Handy des betreffenden Betreuers gesendet. Unter diesen Umständen ist eine Zeitverzögerung das geringste Übel. Kein Dienst übernimmt die Haftung für die tatsächliche Zustellung der Meldung. Es kommt also darauf an, die Meldekette so kurz wie möglich zu halten.

Festlegen, wer wann informiert wird Optimal ist eine übergreifende Alarm- und Meldungsstruktur, in der der Benutzer selbst festlegen kann, wer über welche Werteabweichung und welchen Weg mit welcher Dringlichkeit automatisch informiert wird. Zum Beispiel eine Meldung an den Betriebsleiter vor Ort via SMS über einen eigenen SMS-Dienst direkt aus der Steuerung bei Ausfall einer Pumpe oder an den biologischen Betreuer per E-Mail aus dem zentralen System bei Überschreitung eines Grenzwertes bei der Substratanalyse. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass alle Alarm- und Meldevorgänge zur Nachvollziehbarkeit zentral dokumentiert werden können. Die

54

grafische Darstellung der Anlagenstandorte erleichtert hierbei die Arbeit. Insbesondere Berater mit mehr als 20 Anlagen berichten oft über einen hohen Verwaltungsaufwand bei der Gewinnung und Untersuchung von Substratproben. Es kommt immer wieder vor, dass Substratproben zur Untersuchung fällig wären, diese aber aus verschiedenen Gründen zu spät oder nie im Labor ankommen. In diesen Fällen muss der Betriebsleiter vor Ort telefonisch erreicht und entsprechend erinnert werden, der Paketdienst ist gegebenenfalls umsonst gekommen und muss wiederholt beauftragt werden und nicht zuletzt hat auch das Labor Planungsschwierigkeiten. Abhilfe schafft hier der „Analyselogistikplaner“, über den dieser Bereich des zentralen Anlagenmanagements deutlich entspannt wird. Er unterstützt allerdings nicht nur hier, sondern kann ebenso zur Organisation der Verwaltung in der unabhängigen biologischen Beratung eingesetzt werden. Der Berater legt einmalig einen Vorgang an, in dem er verschiedene Punkte festlegt, zum Beispiel welche Anlage nach welchen Parametern von welchem Labor wie häufig untersucht werden soll oder welcher Paketdienst die Probe an welchem Ort abholt.

Labor kann Daten einpflegen Sind diese Angaben erfasst, erstellt und versendet das System alle erforderlichen Un-

terlagen automatisch per Fax oder E-Mail an die Beteiligten, zum Beispiel einen Abholauftrag an den Paketdienst, eine Erinnerung an den Betriebsführer oder die anschließenden Berichte an den Betreiber. Über einen separaten Zugang zum System kann das Labor die Untersuchungsergebnisse ohne Zeitverzug direkt in den zentralen Datenbestand einpflegen. Last but not least ist die Information der Investoren über den Erfolg des Energieparks eine der wichtigsten Aufgaben des zentralen Managements. Hier wird man auch in Zukunft nicht darum herumkommen, wesentliche kaufmännische Berichte per Hand anzufertigen. Darüber hinaus haben jedoch viele Investoren den Anspruch, laufend über die aktuelle Entwicklung des Energieparks im Bilde zu sein. Dies ist mit dem manuellen System aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes nicht mehr zu leisten. Dank der raschen Entwicklung des Internet gibt es mittlerweile auch für diese Anforderungen praktikable und erschwingliche Werkzeuge, die es dem autorisierten Benutzer erlauben, über den Internet-Browser auf automatisiert erzeugte und sich laufend aktualisierende tabellarische und grafische Berichte mit entsprechenden Kennzahlen zuzugreifen. Nachdem der Rahmen einmalig festgelegt wurde, ist der Arbeitsaufwand sehr gering, da alle Angaben letztendlich auf den Daten der zentralen Datenbank beruhen. Fazit: Die Struktur eines zentralen Managements für Biogasanlagen muss frühzeitig in die Planung einfließen, um ein übergreifendes Gesamtsystem zu erhalten, in das die einzelnen Gewerke und Arbeitsabläufe ohne Überlappungen eingegliedert werden können. Der Verwaltungsaufwand ist dann minimal. Die nachträgliche Einführung eines Managementsystems ist ebenso möglich, wird aber nie ohne mehr oder weniger große Überlappungen mit bestehenden Teilsystemen umzusetzen sein. Das sollte im Gesamtinteresse jedoch in Kauf genommen werden. Der Preis für die benötigte Software richtet sich nach der Anzahl der zu verwaltenden Anlagen. Die Investition ist somit auch für kleine Energieparks zu tragen. D

Autor Dipl.-Ing. agr. Hendrik Keitlinghaus Keitlinghaus Umweltservice Kettelerstr. 47 · 59329 Diestedde Tel. 0 25 20/9 31 18-0 E-Mail: hk@keitlinghaus-umweltservice.de BIOGAS Journal | 2/08


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FORSCHUNG UND PRAXIS

Container für die Welt Das Unternehmen Pro2 Anlagentechnik gehört zu den Marktführern bei der Entwicklung und dem Bau von Blockheizkraftwerken für Biogas. Die blauen Stahlboxen sind das Herz der Gasverstromung.

FOTO: PRO2

Von Wiltrud Wolters

In der Montagehalle erhalten die blauen Technikcontainer ihr Innenleben.

er Blick aus dem Bürofenster kommt einem Blick in die Zukunft gleich. Dort hinten, in ein paar hundert Metern Entfernung soll die neue Produktionsstätte der Pro2 Anlagentechnik GmbH entstehen. 17.000 Quadratmeter Zukunft – größer, moderner und effektiver. Stephan Waerdt ist ein Mann der Tat. „Wenn man Unternehmer ist, muss man etwas unternehmen“, erklärt der Firmenchef. Der Geschäftsführer der Pro2 Anlagentechnik GmbH sitzt relativ entspannt am repräsentativen Konferenztisch in seinem großen, von klaren Strukturen gekennzeichneten Büro. Er sucht den direkten Augenkontakt, sobald es um harte Fakten zu seinem eigenen Unternehmen, zum Marktgeschehen und den politischen Rahmenbedingungen geht, und lässt den Blick gerne schweifen, wenn Visionen und Perspektiven thematisiert werden. Stephan Waerdt verfolgt ehrgeizige Ziele, das wird schnell klar. Kontinuierlich zehn bis 20 Prozent Wachstum pro Jahr lassen sich nicht mal eben so realisieren. Mit einer Hand voll Mitarbeitern wurde das Unternehmen 1994 in Wuppertal gegründet. Ursprünglich galt dem Deponiegas das

D

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zentrale Interesse. Doch das änderte sich schnell. 1998 begann man, sich um die Entwicklung von Blockheizkraftwerken zu kümmern. Parallel dazu wurde in Willich bei Düsseldorf ein zweiter Standort eröffnet. Seit 1999 erlebt die Firma ein enormes Wachstum. „Das wurde natürlich durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz befeuert“, berichtet Waerdt. Im Jahr 2000 wurde Willich Hauptstandort. Achim Wörsdörfer kümmert sich seitdem als Geschäftsführer um Engineering, Produktion und Service.

Schlüsselfertige Anlagen „Unser großer Vorteil ist, dass wir nicht von den nachwachsenden Rohstoffen abhängig sind“, sagt Waerdt. Die Firma entwickelt und baut schlüsselfertige Anlagen zur Energieversorgung, Gasbehandlung und Gasnutzung. Dabei geht es um Systeme und Blockheizkraftwerke für Deponie- und Grubengas, Klärgas, Pflanzenöl sowie Biogas. Gemäß dem Unternehmensmotto „Sagen Sie uns, wo es Gas gibt – wir kümmern uns um den Rest“ nimmt nicht nur die Entwicklung von Anlagen, sondern auch der Service einen großen Part ein. 60 Mitarbeiter kümmern sich weltweit allein um den Service

und die Wartung der Anlagen. „Die Tendenz ist steigend. Ich habe den Eindruck, dass man in Deutschland kein Geld für den Service ausgeben möchte. Einhergehend mit hohen Substratpreisen stehen einige Anlagenbetreiber mit dem Rücken zur Wand. Vielen fehlt das Gefühl für die Bedeutung einer Wartung, aber nur wenn eine Anlage richtig funktioniert, kann man mit ihr Geld verdienen“, erklärt Waerdt. Einen bis 1,5 Cent pro Kilowattstunde sollte man daher immer für Wartung und Instandhaltung in die Kalkulation einbeziehen. In der Produktionshalle wird das leise Knarzen und Knarren der Schraubenschlüssel immer wieder von deutlich höher frequentierten Schweißgeräuschen übertüncht. Ordentlich nebeneinander stehen einige blaue Container. Die meisten sind zwölf Meter lang. Pro2 hat darüber hinaus auch sechs Meter lange Container im Programm. „Alles was länger oder breiter ist, wird teurer und dauert länger“, sagt Waerdt. Auf den ersten Blick unterscheidet die Container nichts vom klassischen Seecontainer. Doch das täuscht. Im Inneren zeigt sich ein hoch ausgereiftes System. Ein mächtiger Motor, hunderte Sicherungen und unzählige Kabel und Rohre sind sichtbar. „Die Container sehen aus wie Seecontainer, sind aber keine“, erläutert Waerdt und deutet auf die Isolierung aus Stahl.

Zehn Grundmodelle Pro2 kauft die Komponenten für den Bau von Blockheizkraftwerken ein und baut sie zu insgesamt zehn Grundmodellen zusammen. Nur wenige große Zulieferer garantieren eine schlanke Fertigung. Rund 8.000 Artikel, darunter auch viele von kleineren Zulieferern, liegen im Lager. Die Firma legt großen Wert auf Flexibilität, daher wird die komplette Verkabelung und Elektroinstallation beispielsweise von einem Subunternehmer vorgenommen. „Sie arbeiten bei uns in der Produktion“, berichtet der Maschinenbauer. Gleichzeitig können in Willich acht Anlagen gebaut werden. Seit Anfang 2008 kommen im Zweigwerk in Krefeld noch einmal bis BIOGAS Journal | 2/08


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Komponenten für Biogasanlagen zu sechs Bauplätze dazu. Bis zu einem halben Jahr sind Mitarbeiter und Subunternehmer mit dem Engineering und dem Bau einer einzigen Anlage beschäftigt. „Wir haben uns gegen den Bau von kompletten Biogasanlagen entschieden, um uns nicht selbst zu kannibalisieren. Wir wollen ein professionelles, gutes Produkt liefern und wir tun das in hoher Stückzahl. Daher können wir besser sein als andere“, fügt Waerdt hinzu. In Deutschland stehen 91 Pro2-Module an Biogasanlagen, weltweit sind es 117. Pro2 hat insgesamt weltweit mehr als 600 Anlagen mit 280 MW elektrischer Leistung für Gruben-, Klär-, Deponie-, Erd- sowie Biogas installiert, davon über ein Drittel in Deutschland. Draußen vor der Halle legen die Elektrotechniker letzte Hand an ein Blockheizkraftwerk an. Russische Schriftzeichen deuten darauf hin, dass dieser sich bald auf die Reise nach Kasachstan macht. Der nächste Container ist in französischer Sprache beschriftet. Auch er wird das Werk in Kürze verlassen. Der Export entpuppt sich derzeit als sehr attraktiv. Gerade erst hat Pro2 den größten Auftrag der Firmengeschichte aus dem Emirat Qatar erhalten. Das Unternehmen liefert fünf Blockheizkraftwerke, die auf einer Entsorgungsanlage Biogas in Strom umwandeln. Von Thailand aus soll das Asiengeschäft entwickelt werden. Auch von dort kommen Biogas- und Deponiegasaufträge. „Thailand ist ein wachstumsstarkes Land, in dem der politische Wille besteht, erneuerbare Energien zu forcieren“, sagt der Unternehmensgründer. 2003 hatten erneuerbare Energien in Thailand einen Anteil von 0,5 Prozent an der Gesamtstromversorgung. Das Land strebt bis zum Jahr 2011 einen Anteil von acht Prozent an. Natürlich bearbeitet Pro2 auch den europäischen Markt. Insbesondere in Frankreich erhofft Waerdt sich Wachstumsmöglichkeiten. „Dort gibt es eine große Zahl von Bioabfallanlagen. Seit 2006 gibt es ein neues Einspeisegesetz. Mit der Landwirtschaft geht es nun langsam los“, berichtet Waerdt. D

Autorin Wiltrud Wolters Agrarjournalistin Akazienweg 8 · 41372 Niederkrüchten Tel. 0 21 63/89 84 11 E-Mail: wiltrud.wolters@gmx.de BIOGAS Journal | 2/08

Pro2 – Daten und Fakten Leistungsschwerpunkte: Entwicklung und Bau von schlüsselfertigen Anlagen zur Energieversorgung, Gasbehandlung und Gasnutzung: Blockheizkraftwerke (BHKW) und Systeme zur Biogas-, Klärgas-, Grubengas- und Deponiegasnutzung. Pflanzenöl-Blockheizkraftwerke, Wirkungsgrad-Steigerung von Gasnutzungsanlagen. Verdichter- und Fackelstationen, Reinigungsanlagen/Gasaufbereitung 148 MitarbeiterInnen, davon rund 50 Ingenieure, 60 Mitarbeiter im Service, rund 25 in der Produktion und etwa 15 in der Verwaltung Umsatz 2007: 39 Millionen Euro Wachstumsziel: rund zehn bis 20 Prozent/Jahr. Umsatzschwerpunkt in Deutschland 2007: Biogas mit 40 Prozent Export von Anlagen, Dienstleistungen und Know-how in 16 Länder; bereits mehr als 600 Anlagen mit insgesamt 280 MW in 17 Ländern installiert Tochtergesellschaften in Frankreich, Ungarn und Belgien Exklusivpartner in Spanien, Portugal, England, Mexiko und Thailand Exportanteil am Gesamtumsatz: 25 Prozent, Tendenz steigend

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Politische Rahmenbedingungen „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist das erfolgreichste Gesetz in Deutschland. Es wurde in 47 Staaten als Vorbild für die nationale Gesetzgebung verwendet“, berichtet Waerdt. Der Geschäftsführer verfolgt die aktuellen Entwicklungen sehr genau und macht sich Sorgen: „Das, was sich in der deutschen Szene bei der Novelle des EEG abgespielt hat, ist nicht gut. Es ist für alle Unternehmen der Branche wichtig, dass wir uns einen guten deutschen Heimatmarkt erhalten. Auch wir werden sicherlich nicht über Jahre nur exportieren. Dann würden wir Teile der Produktion ins Ausland verlagern. Und – nach der Novelle ist vor der Novelle – wir müssen also für einen breiten gesellschaftlichen Konsens bei den Erneuerbaren arbeiten.“

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FORSCHUNG UND PRAXIS

Silage aus dem Schlauch In den vergangenen Jahren ist ein wachsender Trend zur Futterkonservierung im Folienschlauch festzustellen. Auch in der Biogaserzeugung ist zu erwarten, dass die Bedeutung der Folienschlauchtechnologie zunehmen wird. Von Dr. Andrea Wagner und Udo Weber

ach zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Folienschlauchsilage aufgrund des frühzeitigen Sauerstoffabschlusses im geschlossenen System durch eine hohe Qualität und geringe Verluste gekennzeichnet. In Zeiten hoher Substratkosten tragen auch die geringen Verluste im Folienschlauch zu einer Kostenreduzierung bei. Die konkrete Planung eines Projekts im Rahmen der Biogaserzeugung basiert auf der Bewertung der

N

Eckpunkte Verfahrenstechnik/Zeitbedarf, Flächen- und Folienbedarf sowie der Verfahrenskosten. Diese Kriterien sollen im Folgenden am Beispiel verschiedener Anlagengrößen (siehe Tabelle 1) erläutert werden. Die Folienschlauchpresse besteht aus den Funktionselementen Aufnahmewanne, Pressrotor und Presstunnel mit Schlauchhalterung. Der Pressdruck zur Verdichtung wird indirekt dadurch erzeugt, dass das Erntegut kontinuierlich über den Pressrotor in

den Schlauch gefördert wird, entgegen dem Bremsdruck der Maschine. Ähnlich der Einlagerung im Fahrsilo ist die Einlagerung auf den Massenstrom der gesamten Erntekette abzustimmen. Die technische Leistung der in Deutschland gängigen Folienschlauchpressen liegt bei mehr als 150 Tonnen pro Stunde (t/h), so dass je nach Substrat einer Ernteleistung von etwa drei Hektar pro Stunde (ha/h) entsprochen werden kann, womit das Verfahren

Selbstfahrende Folienschlauchpresse: Die Silage wird in die Aufnahmewanne gekippt, von dort in den Pressrotor beziehungsweise Presstunnel befördert und anschließend in den Schlauch einsiliert.

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FORSCHUNG UND PRAXIS

auch in leistungsstarke Ernteketten passt. Zur Bedienung der Maschine ist eine Arbeitskraft (AK) einzuplanen, zur Befüllung kommen Ladewagen und Rückwärtskipper zum Einsatz.

Tabelle 1: Substratmengen für verschiedene Anlagengrößen (Beispiel Modellanlagen KTBL, 2007) kWel

75

150

250

350

500

1000

Maissilage

t FM/a

1330

2600

4300

6400

9000

17100

Abdecken entfällt

Rindergülle

t FM/a

1000

1500

2000

2000

2500

4000

Nach Abschluss der Befüllung werden die Schläuche direkt verschlossen und mit Schutznetzen überzogen. Im Vergleich zum Fahrsilo entfällt der Zeitaufwand für das Abdecken mit Silofolie und dem Beschweren durch Sandsäcke – arbeitswirtschaftliche Vorteile, die je nach Zeitdruck bei der Ernte und auch bei der späteren Entnahme durch den Verzicht auf das Aufdecken zum Tragen kommen. Die Folien- und Flächenkosten für Schlauchsilos ergeben sich unter anderem aus der Anzahl der erforderlichen Folienschläuche zur Einlagerung der Substratmengen. Der Bedarf an Folienschläuchen hängt neben der Einlagerungsmenge auch von Schlauchdurchmesser und -länge ab (siehe Tabelle 2). Mit dem Durchmesser steigt die Füllmenge je laufenden Meter und die Lagermenge pro Schlauch. Insbesondere bei kleineren Biogasanlagen begünstigt die vergleichsweise kleine Anschnittfläche des Folienschlauchs einen hohen Vorschub, der zur Qualitätssicherung unbedingt erforderlich ist (siehe Tabelle 3). Für welchen Durchmesser man sich letztendlich entscheidet, hängt neben dem Vorschub von der Verfügbarkeit und der Auslastung der Maschinen ab. Beispielsweise erfordert die zugehörige Technik für 3,30 m beziehungsweise 3,60 m Schlauchdurchmesser Tonnagen von mindestens 20.000 Tonnen pro Jahr (t/a). Der Flächenbedarf setzt sich zusammen aus der Ablagefläche für die Schläuche, dem Abstand zwischen den Schläuchen sowie dem Platz für das Rangieren beim Befüllen der Maschine und bei der späteren Entnahme. Ein Beispiel für die Anordnung der Schläuche zeigt Abbildung 1. Dabei wird deutlich, dass je nach den Bedingungen vor Ort etwa 500 Quadratmeter (m2) Fläche zusätzlich ausreichend wären, um die Arbeit an den Schläuchen zu ermöglichen.

Tierbestand

GV

50

75

100

100

125

200

Befahrbare Lagerflächen wählen Die Flächen sollten befahrbar sein, um eine sachgerechte Schlauchablage sowie die spätere Entnahme zu ermöglichen. Eine Befestigung der Ablagefläche hängt von den betrieblichen Gegebenheiten ab und ist nicht in jedem Fall erforderlich. Hier bieten sich verschiedene Alternativen an, zum Beispiel BIOGAS Journal | 2/08

BHHW

Tabelle 2: Mengenkalkulation für verschiedene Anlagengrößen (kWel) Schlauch (m)

Füllmenge1) Lagermenge Anzahl Schläuche bei Anlagenleistung von (t/lfd. m) (t/Schlauch) installierter elektrischer Kilowattleistung kWel

ø

Länge

75

150

250

350

500

1000

2,4

75

3,0

2,7

75

3,8

203

7

13

21

32

44

84

257

5

10

17

25

35

3,0

75

67

4,7

317

4

8

14

20

28

3,3

54

75

5,6

384

3

7

11

17

23

45

3,6

75

6,7

457

3

6

9

14

20

37

1)

Lagerungsdichte 0,6 t/m3

Tabelle 3: Vorschubkalkulation für verschiedene Anlagengrößen (kWel) (Empfehlung: 0,3 m/Tag im Winter bzw. 0,6 m/Tag im Sommer) Schlauch (m) ø

Füllmenge1) Lagermenge Vorschub (m/d) bei Anlagenleistung von (t/lfd. m) (t/Schlauch) installierter elektrischer Kilowattleistung kWel

Länge Tägliche Entnahmemengen (t/d)

75

150

250

350

500

1000

3,6

7,1

11,8

17,5

24,7

46,8

3,9

5,9

8,3

15,7

2,4

75

3,0

203

1,2

2,4

2,7

75

3,8

257

1,0

1,9

3,1

4,6

6,5

12,4

3,0

75

4,7

317

0,8

1,5

2,5

3,8

5,3

10,0

3,3

75

5,6

384

0,6

1,3

2,1

3,1

4,4

8,3

3,6

75

6,7

457

0,5

1,1

1,8

2,6

3,7

7,0

1)

Lagerungsdichte 0,6 t/m3

Tabelle 4: Gärverluste im Schlauch Siliergut

Trockenmasse (%) Trockenmasseverlust (%)

Anwelksilage

31

4

Silomais

33

5

Feuchtgetreide

25

1

Pressschnitzel

22

2

die Befestigung eines Mineralgemischs nach 20 Zentimeter Bodenaushub und Vlieseinlage (etwa 20 Euro/m2, 15 Jahre Nutzungsdauer). Grundsätzlich sollten befestigte Flächen für niederschlagreichere Perioden und unbefestigte Flächen für trockenere Perioden eingeplant werden. Bei der Planung des Flächenbedarfs ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass im Jahresverlauf über die verschiedenen Vegetationsperioden Ablageflächen (zum Beispiel Grassilage) für nachfolgend abreifende Substratmengen (zum Beispiel Grünroggen, GPS, Maissilage) frei werden. Hierdurch können bis zu 25 Prozent der Fläche eingespart werden.

Im Kalkulationsbeispiel (Abbildung 2) ist der absolute Flächenbedarf für Folienschläuche dem relativen gegenübergestellt, wobei hier 15 Prozent Einsparung an Fläche durch die Wiederneubelegung der Flächen berücksichtigt wurden. Zwar steigt der Flächenbedarf für die Schlauchsilos mit der Anlagengröße auf bis zu 1,5 ha im Falle einer Einmegawattanlage (Einlagerung von mehr als 17.000 t Mais). Auf die Tonnage bezogen nimmt dieser jedoch um fast 50 Prozent auf 0,7 m2/t ab. Demzufolge sinken die Flächenkosten mit zunehmender Anlagen- beziehungsweise Schlauchgröße. Im Vergleich dazu ist bei der Planung eines Fahrsilos mit vier Metern Höhe von einem F

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FOTOS: BAG BUDISSA AGROSERVICE GMBH

FORSCHUNG UND PRAXIS

Flächenbedarf von bis zu 0,85 ha auszugehen. Der relative Flächenbedarf ist hier konstant und liegt im Vergleich zum Schlauchsilo bei 0,5 m2/t, im Durchschnitt etwa die Hälfte des Bedarfs für Folienschläuche. Allerdings ist bei kleinen Fahrsilos beziehungsweise Entnahmemengen von einer geringeren Höhe als vier Metern und damit von einem höheren Flächenbedarf auszugehen, um hier den Vorschub einzuhalten, so dass hier ohnehin der Unterschied im Flächenbedarf zwischen Schlauch- und Fahrsilo geringer ist.

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Wie beim Flächenbedarf nehmen auch die Folienkosten pro Tonne mit zunehmender Anlagenleistung und damit auch mit dem empfohlenen Schlauchdurchmesser ab (siehe Abbildung 3). Während zur Einlagerung von 1.330 t Mais (75 kW) sieben Siloschläuche mit 2,4 Meter Durchmesser zu Kosten von 1,99 Euro pro Tonne zu kalkulieren sind, reduzieren sich diese Kosten bei größeren Biogasanlagen und 37 Schläuchen mit dem Schlauchdurchmesser von 3,60 m (1MW-Anlage) auf bis zu 1,34 Euro/t. Demnach ist, bezogen auf die Tonnage, besonders bei großen Anlagen der Unterschied zwi-

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schen Schlauch- und Fahrsilo hinsichtlich der Folienkosten geringer. An die Qualität der Schlauchfolie werden aufgrund der hohen mechanischen Belastung durch die Verdichtung im Schlauch hohe Qualitätsanforderungen gestellt (Reißfestigkeit, Reißdehnung usw.). Die Anforderungen liegen hierbei über dem DLG-Standard. Die Foliendicke liegt bei bis zu 240 µm (je nach Schlauchdurchmesser), ist jedoch nicht entscheidend für die Folienqualität. Im Folgenden die Annahme, dass die erforderlichen Substratmengen mit einer am Standort verfügbaren Schlauchpresse des Typs AG BAG G7000 eingelagert werden. Unter Kostengesichtspunkten ist zunächst die Frage zu stellen, in welchem Zeitraum sich eine Investition amortisieren soll. Investoren von Biogasanlagen beantworten diese Frage meist mit circa sechs Jahren und sogar kürzer. Auf dieser Basis wurden im Folgenden die Maschinenkosten pro Tonne für die Schlauchpresse berechnet. Für das Fahrsilo wurden die Investitionskosten (35 Euro/m2) sowohl konventionell über einen Zeitraum von 25 Nicht speziell befestigte Silage-Lagerplätze sollten auch bei feuchter Witterung Jahren als auch – zum Vergleich – über sechs gut befahrbar sein. Jahre kalkuliert (siehe Abbildung 4). Die Verfahrenskosten für ein Fahrsilo mit vier Meter Höhe beruhen weiterhin auf der F

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Abbildung 1: Skizze zur Ablage der Schläuche (10.000 t Silomais, 3,0 m Ø, 90 m Länge)

Annahme, dass mit 2,5 Minuten pro Tonne verdichtet wird. Dieser Wert wurde in Anlehnung an wissenschaftliche Untersuchungen festgelegt, um eine maximale Verdichtung zu gewährleisten. Die Verdichtung im Fahrsilo ist stark in der Diskussion, seit die Verdichtungsleistung oft nicht der Leistungssteigerung der Feldhäcksler entspricht.

Hohe Pressdichte im Schlauch Qualitätsmängel werden zunehmend festgestellt und auf diese Zusammenhänge zurückgeführt. Nach Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein liegen über 80 Prozent der Silagen im Fahrsilo unterhalb der Empfehlungswerte. Ähnliche Ergebnisse wurden auch in NRW festgestellt. Technische Empfehlungen zur Verdichtung konzentrieren sich auf das Anlegen mehrerer Silos und das parallele Einlagern und Verdichten oder aber zur Intensivierung der Verdichtung durch beispielsweise den Einsatz von Vibrationswalzen aus dem Straßenbau. Zur Abdeckung des Fahrsilos wurde im Beispiel der Einsatz von Silofolie und Unterziehfolie mit Kosten von 0,40 Euro/m2 und einem Zeitaufwand von 1,4 AK-Minuten/m2 kalkuliert. Die Kosten für das Folienschlauchverfahren sinken mit zunehmender Tonnage auf bis zu bis 3,20 Euro bei 25.000 bis 30.000 t/a. Gründe liegen hauptsächlich in der höheren Auslastung der Maschine. Im Vergleich dazu ist bei der Alternative Fahrsilo eine Steigerung der Tonnagen ledig-

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Abbildung 2: Flächenbedarf in Abhängigkeit des Schlauchdurchmessers bei verschiedenen Anlagegrößen (Schlauchlänge 75 m)

lich mit geringen Kosteneinsparungen verbunden, da die Investitionskosten, der Verdichtungsaufwand und die Folienkosten proportional mit der Tonnage ansteigen. Insgesamt liegen die Kosten zwischen 6,40 und 6,90 Euro/t und damit bereits ab 5.000 t/a über den Kosten für den Folienschlauch. Ein Planungshorizont von sechs statt 25 Jahren würde die Verfahrenskosten der Alternative Fahrsilo verdoppeln. Mit dem Anstieg der Substratkosten werden auch Trockenmasse- beziehungsweise Energieverluste zunehmend ökonomisch betrachtet. Verluste an Trockenmasse und Energie entstehen bei der Grünfuttersilierung bereits auf dem Feld (Atmungs- und Bröckelverlust), später während der Gärung bei zu langsamer pH-Wert Absenkung. Im Falle zu geringer Trockenmasse-Gehalte (kleiner 30 Prozent) entstehen weiterhin Sickersaftverluste.

positiv bewertet (siehe Tabelle 4). Gründe für geringste Gärverluste liegen insbesondere in dem schnellen und sicheren Sauerstoffabschluss bei der Einlagerung und während der Konservierung. Zusätzlich wird die Qualität durch den vergleichsweise hohen Vorschub gesichert. Die Berücksichtigung dieser Parameter reduziert zusätzlich die Kosten im Vergleich zum Fahrsilo. Angaben zu Verlusten im Fahrsilo zeigen eine große Spannweite auf und liegen je nach Substrat bei durchschnittlich zehn Prozent bei guter Bewirtschaftung. Hier ist zu unterscheiden zwischen unvermeidbaren sowie vermeidbaren Verlusten, die durch Managementfehler zu verantworten sind. Bei Substratkosten für Maissilage von 35 Euro/t verursachen ein Prozent Verlust bereits Kosten von 0,35 Euro/t. Geringere Verluste im Schlauch tragen somit zur ökonomischen Vorzüglichkeit des Verfahrens bei.

Verluste mit Bilanznetzen ermitteln

Flexibel in der Rohstoffwahl

Vergleiche zum Fahrsilo geben schrägen Wänden (Traunsteiner Silosystem, Wandneigung 23 Prozent) den Vorzug, da dort langfristig die höchste Silagequalität mit den geringsten Verlusten festgestellt wurde. Die Verluste im geschlossenen Schlauch können mit Hilfe von sogenannten Bilanznetzen untersucht werden, die bei Ein- und nach Auslagerung gewogen werden. Die Qualität der Folienschlauchsilage wurde in vielen Projekten untersucht und sehr

Für die Bewirtschaftung von Biogasanlagen ist Flexibilität von großer Bedeutung. Substratpreise beeinflussen die Entscheidung für die jeweiligen Rohstoffe. Anlagen, die mit Getreide beschickt wurden, müssen aufgrund der Entwicklungen auf dem Getreidemarkt und daraus folgenden hohen Getreidekosten umgerüstet werden. Die veränderte Zuckermarktordnung und die hohe Gasausbeute aus Zuckerrüben erhöhen die Nachfrage nach technischen LöBIOGAS Journal | 2/08


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Abbildung 3: Folienkosten in Abhängigkeit des Schlauchdurchmessers bei verschiedenen Anlagengrößen (Schlauchlänge 75 m)

sungen zur Konservierung der „BiogasRübe“. Neben den politischen sind aber auch die betrieblichen Rahmenbedingungen kein starres Gefüge über einen langen Zeitraum. Nicht zuletzt beeinflussen Wachstums- und Erntebedingungen die Erträge und Einlagerungskapazitäten. Insgesamt sind auf dem vergleichsweise jungen Forschungsgebiet noch einige neue Erkenntnisse zur Biogaserzeugung zu erwarten, die ebenfalls die Wahl der Substrate beeinflussen können.

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Abbildung 4: Verfahrenskosten Schlauchtechnologie (AG BAG G7000, Abschreibungszeitraum 6 Jahre, Zins 6 % des halben Anschaffungswertes; 2,70 m Schlauchdurchmesser, 75 m Schlauchlänge, Verfahrensleistung 100 t/h)

Zu dieser Forderung nach Flexibilität passt das Verfahren der Konservierung im Folienschlauch. Der Lagerungsbedarf kann den Erntemengen ohne bauliche Maßnahmen angepasst werden. Das Verfahren eignet sich für alle Substrate, so dass eine hohe Auslastung begünstigt wird. Eine Amortisierung des Verfahrens ist in kurzer Zeit zu realisieren. Neben der Flexibilität kann auch verfahrenstechnischen Ansprüchen einer hohen Leistung entsprochen werden. Bei der Planung einer Biogasanlage und zugehörigen Silos

kann es sich daher lohnen, das Folienschlauchverfahren als Alternative in die Betrachtung mit einzubeziehen. D

Autoren Dr. Andrea Wagner Udo Weber BAG Budissa Agroservice GmbH Birnenallee 10 · 02694 Malschwitz Tel. 03 59 32/35 63-0 E-Mail: andrea.wagner@ag-bag.de

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Geschäfte mit den Nachbarn Die Hersteller und Planer von Biogasanlagen setzen zunehmend auf die Internationalisierung. Sie reagieren damit auf die Auftragsflaute im Inland. Von Thomas Gaul

Deutsches Biogas-Know-how auf dem Weg nach Großbritannien.

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olange sich die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Prozess der Gesetzgebung befunden hat, lagen in Deutschland zahlreiche Biogas-Projekte auf Eis. Viele Hersteller von Biogas-Technologie haben sich zunehmend am Exportmarkt orientiert. Das wurde bereits auf einem Workshop im Rahmen der Jahrestagung des Fachverbandes in Nürnberg deutlich (siehe Biogas Journal 1/08, Seite 16). Biomasse ist in fast allen Regionen der Erde nutzbar. Die Exportchancen sind daher im Prinzip sehr gut. „Die Bioenergie, insbesondere die deutsche Biogasindustrie, hat innerhalb der vergangenen 18 Monate ihre Auslandsaktivitäten stark gesteigert. Einzelne Unternehmen konnten ihre Exportquote auf über 50 Prozent steigern“, sagt Michael Herr, Projektleiter Regenerative Energie bei der Deutschen Energie-Agentur (dena). 2004 lag die Exportquote für Anlagen, Vorprodukte, Dienstleistungen und dem Exportanteil der Zulieferer für Biogas erst bei sieben Prozent, wie das Bundesministerium für Umwelt (BMU) ermittelte. Der Fachverband Biogas schätzt die Exportquote für 2007 bereits bei 15 Prozent; 2020 könnten es 30 Prozent sein. Der Exportmarkt ist nicht zuletzt deshalb so attraktiv, weil inzwischen viele Länder den Ausbau Erneuerbarer Energien fördern.

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Märkte genau analysieren So hat sich mittlerweile das EEG selbst zum Exportschlager entwickelt, denn den deutschen Einspeisetarifen vergleichbare Regelungen gibt es derzeit in mehr als 40 Staaten. Nach der Entscheidung für einen Schritt in die Internationalisierung des Geschäfts müssen potenzielle Märkte sorgfältig analysiert werden. „Bevor wir in einen Markt hineingehen, schauen wir uns die Einspeisevergütung, das Rohstoffpotenzial und die Energiepreise des Landes an“, erläutert Markus Meyr, Unternehmenssprecher der Schmack Biogas AG. Auf Unternehmerreisen, die von den Außenhandelskammern zusammen mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) veranstaltet werden, können sich die Hersteller mit den Zielmärkten vertraut machen. Im Rahmen der „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ hat die Bundesregierung Fördertöpfe geöffnet, um den „renewables made in germany“ den Weg in neue Märkte zu ebnen. Denn für die meist mittelständischen Unternehmen der Branche bedeutet das Erschließen neuer Märkte im Ausland einen BIOGAS Journal | 2/08

Kraftakt – nicht nur in finanzieller Hinsicht. Und gerade jetzt fehlt der stabile Motor des heimischen Marktes, der hilft, diese Investitionen zu tätigen. Die Bereitschaft der Banken, den Aufbau des Auslandsgeschäftes mit zu finanzieren, ist angesichts der aktuellen Auftragslage in Deutschland gering. Insbesondere in der Anlagen- und Verfahrenstechnik gelten die deutschen Hersteller als international führend. Der im Dezember 2007 fertiggestellte Bericht „Stand und Bewertung der Exportförderung sowie Evaluierung der Exportinitiative Erneuerbare Energien“ befasst sich mit den Marktstrukturen, Akteuren und Exportchancen auch im Bereich Biogas.

Export als Schlüssel für Wachstum Die Autoren der Studie sehen künftige Marktchancen für deutsche Unternehmen stärker im Bereich von Komplett- und Systemangeboten. Dies erfordere jedoch abgestimmte Pakete der Unterstützung und abgestimmte Strategien von Industrie, Finanzierung und Politik. Da die Ausbaumöglichkeiten von Biogas im Inland als begrenzt angesehen werden, gelten die stärkere Internationalisierung und der Exporterfolg als Schlüssel für das weitere Wachstum der Branche. Den Chancen, die ein „Going International“ ohne Zweifel bietet, steht allerdings auch eine Reihe von Risiken gegenüber. „Die größte Gefahr besteht in den zum Teil immens hohen Anfangsinvestitionen. Bevor ein Auslandsengagement tatsächlich Gewinn abwirft, müssen über einen langen Zeitraum große Kosten getragen werden. Der Punkt, an dem eine ausländische Unternehmung tatsächlich den ersten Gewinn erwirtschaftet, wird in der Regel erst nach mehreren Jahren erreicht“, erklärt Hendrik Becker, Sprecher des Firmenbeirates im Fachverband Biogas e.V. Relativ zügig gelang es den Unternehmen aus dem Westen und Nordwesten Deutschlands, in den Nachbarländern Niederlande und Belgien Fuß zu fassen. Vor allem im viehstarken Nordwesten Europas sind die Bedingungen für Biogas nahezu ideal. Große Mengen Gülle, die wegen gestiegener Umweltauflagen sonst teuer entsorgt werden müssen, können über die Biogas-Schiene zur Energieproduktion genutzt werden.

Vergütung plus Zertifikatehandel In Belgien setzt sich die Vergütung für den Strom aus Biogas aus einer Einspeisevergütung, die in den einzelnen Regionen F

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Biogas und ermöglicht es den Betreibern, den erzeugten Strom an der Amsterdamer Strombörse zu handeln.

Strom für die Börse

Auch in Japan setzt die Landwirtschaft auf deutsche Biogastechnik.

unterschiedlich hoch ausfällt, und Zertifikaten zusammen. Dabei gilt: Je ökologischer die Biogasanlage betrieben wird, desto mehr Zertifikate erhält ihr Betreiber. Mit diesen Zertifikaten können sie anschließend handeln. Für die Einspeisevergütung spielt es keine Rolle, welcher Art die verwendeten Inputstoffe sind. Die Anlagenbetreiber sind damit deutlich flexibler und können auf steigende Rohstoffpreise schneller reagieren. So ist in letzter Zeit eine größere Anzahl neuer Anlagen in Belgien entstanden, die nicht wie hierzulande mit nachwachsenden Rohstoffen gespeist werden, sondern in deren Fermenter neben Mist und Gülle auch Lebensmittelab-

fälle und Fette wandern. Wegen des GülleÜberschusses im flämischen Teil ist eine Behandlung der Gärreste vorgeschrieben. Hersteller sind hier im Vorteil, die diese Technologie mit anbieten oder über Partnerfirmen realisieren können. In den Niederlanden hat die Firma PlanET aus dem münsterländischen Vreden eine Anlage aufgebaut, die auch für den inländischen Markt wegweisend sein könnte. Denn durch die Liberalisierung der Energiemärkte wird das Thema Stromhandel auch für Biogaserzeuger interessant. Die neue Anlage in dem kleinen Dorf Borgercompagnie in der niederländischen Provinz Groningen nutzt die Speicherbarkeit von

Über ein spezielles EnergiemanagementSystem können die einzelnen BHKW einzeln und gezielt angesteuert werden und so viel Strom erzeugen, wie an der Strombörse gewinnbringend vermarktet werden kann. Der Anreiz dafür ist in den Niederlanden besonders hoch. Denn BiogasanlagenBetreiber erhalten nur einen Teil der Einspeisevergütung durch den Staat. Den anderen Teil müssen sie direkt mit dem Stromversorger aushandeln. Vom Staat erhalten die niederländischen Anlagenbetreiber für Biogas-Strom derzeit etwa 9,7 Cent je eingespeister Kilowattstunde (kWh). Dieser feste Zuschuss vom Staat ergänzt den Vergütungssatz, den die niederländischen Biogasproduzenten durch den Verkauf an den Stromnetzbetreiber oder über die Strombörse erzielen. Um die Stromerzeugung aus regenerativen Energien zu fördern, will die Regierung „Grüne Zertifikate“ an die Produzenten umweltfreundlich erzeugten Stroms ausgeben. Weil diese zum Empfang von Subventionen berechtigen, gehen Experten von einem Wachstum des Biogas-Sektors in den Niederlanden aus. Die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Biogasanlagen und damit für einen entsprechend wachsenden Markt sind derzeit in Italien sehr positiv. Der Gesetzgeber fördert Strom aus Biogas bei Anlagen mit einer Leistung bis zu einem Megawatt mit 30 Cent je kWh über einen Zeitraum von 15 Jahren. Der Schwerpunkt in Italien liegt bei NawaRo-Anlagen, die mit Mais gefüttert und auch mit Gülle und Mist aus Viehhaltung betrieben werden.

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Südlich der Alpen könnte es boomen Italien wird für die Anlagenbauer einen wichtigen Schwerpunktmarkt im Ausland bilden, sagen übereinstimmend die befragten Hersteller. Biogas Nord beispielsweise erwartet vor dem Hintergrund der guten Rahmenbedingungen eine stark wachsende Nachfrage nach Biogasanlagen. Zusammen mit einem Partner vor Ort sehen sich die Bielefelder sehr gut aufgestellt, um an dem in Italien zu erwartenden Boom teilnehmen zu können. „Obwohl beispielsweise Frankreich ein großes landwirtschaftliches Potenzial hat, ist der Markt für Biogasanlagen dort erst im Entstehen“, sagt Michael Herr. Während in Deutschland mehr als 3.700 Anlagen in Betrieb sind, existieren in Frankreich gerade mal 260 überwiegend in Klärwerken. Seit Einführung einer attraktiven Einspeisevergütung für Strom aus Biogas durch die französische Regierung im Juli letzten Jahres gewinnen auch dort landwirtschaftliche Biogasanlagen an Zuspruch, so dass mittelfristig mit einem Ausbau des Sektors auf etwa 2.000 Anlagen gerechnet werden kann. In Frankreich gibt es nach Angaben der dena bislang nur wenige Spezialisten, die über das notwendige Know-how verfügen, weshalb einige deutsche Unternehmen diese Chance nutzen und sich früh in diesem Markt positionieren. In östlicher Richtung kamen mit Polen und der Tschechischen Republik neue Märkte hinzu.

Interesse in Großbritannien steigt Die politischen Weichenstellungen sorgen auch in England für einen Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren (siehe Seite 70). Die Einspeisevergütung von derzeit 11,5 Cent je kWh soll

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Plänen der britischen Regierung zufolge angehoben werden. Mehrere Hersteller wollen nun über Joint-Ventures mit britischen Partnern auf der Insel Fuß fassen. Über ihre Tochtergesellschaft Hese Biogas GmbH hat die Schmack AG bereits die Eintrittskarte. Seit April 2004 läuft in Leicester eine Biogasanlage mit zwei Blockheizkraftwerken. Dabei tat sich in Großbritannien in puncto Biogas lange Zeit nicht viel. „Ich habe mich vor zwei Jahren auf der Agritechnica gefragt, warum es in Deutschland so viele Biogas-Firmen gibt und nicht bei uns“, sagt Owen Yeatman, der im Südosten der Insel auf 400 Hektar Ackerbau betreibt. „Biogas Nord war zu den Hochzeiten des deutschen Marktes die einzige Firma, die sich mit Auslandsmärkten befasst hat“, so der britische Biogas-Pionier. Das britische Quotensystem ließ eine Investition in eine Biogasanlage lange Zeit als nicht rentabel erscheinen. Derzeit sind die Stromkonzerne verpflichtet, ihren Anteil der Erneuerbaren Energien jedes Jahr zu erhöhen: von 5,7 Prozent im Jahr 2006 auf 15,4 Prozent m Jahr 2015. Dabei haben sie die Möglichkeit, entweder selbst grünen Strom zu produzieren oder Zertifikate zuzukaufen.

Sprungbrett nach Südamerika Auch in Spanien sind die Marktbedingungen viel versprechend. Bereits heute liegt das Land bei der Biogasproduktion auf Rang vier im europäischen Vergleich. Mit der Gründung von Tochtergesellschaften graben mehrere Hersteller die Startlöcher, um sich frühzeitig in diesem Wachstumsmarkt zu positionieren. Darüber hinaus kann eine Niederlassung dort ein Sprungbrett für den lateinamerikanischen Markt sein.

Gerade Brasilien bietet mit seiner weiter wachsenden Zuckerrohrproduktion ein großes Potenzial für Biogas. Im Rahmen einer Public Private Partnership (PPP) hat die EnviTec Biogas AG mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) eine Kooperation geschlossen. Biogasanlagen im Leistungsbereich von einem bis fünf Megawatt sollen in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen Indiens die Bevölkerung mit Elektrizität versorgen. Dort hat etwa die Hälfte der Haushalte nur für wenige Stunden am Tag Strom. Die Abwärme wird zur Kühlung landwirtschaftlicher Produkte genutzt. Als Substrat werden land- und forstwirtschaftliche Abfallstoffe genutzt. Auf dem Biogas-Sektor scheinen die USA Entwicklungsland zu sein. Ganze 120 Projekte gibt es derzeit, was angesichts der Größe des Landes „lachhaft gering“ ist, so die Unternehmensberaterin Ines Freesen. Nach einer Studie der US-Umweltbehörde kämen allein 1.200 Milchviehbetriebe für die Biogasnutzung in Frage. Bei den existierenden Anlagen spielt die Stromerzeugung für das allgemeine Netz eine eher untergeordnete Rolle. „Meist werden Industrieunternehmen in der Nachbarschaft direkt versorgt. Außerdem tanken Fahrzeugflotten bereits Biogas“, sagt Freesen. Dass die deutschen Hersteller den amerikanischen Markt erst zögerlich angehen, mag auch am schwachen Dollar liegen, der Exporte von Anlagen und Komponenten verteuert. D

Autor Thomas Gaul Freier Journalist Im Wehrfeld 19A · 30989 Gehrden E-Mail: Gaul-Gehrden@t-online.de

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Ontario will mehr Biogas Die kanadische Regierung will auch in der Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen reduzieren. Ein EEG-ähnliches Gesetz und Fördergelder sollen Farmer dazu bewegen, in Biogasanlagen zu investieren.

FOTO: MANUEL MACIEJCZYK

Von Dipl.-Ing. agr. (F H) Manuel Maciejczyk

try of Agriculture, Food and Rural Affairs) sind inzwischen über 380 Anträge eingegangen. Diese sehr positive Resonanz hat alle Erwartungen übertroffen. Parallel zum Einspeisegesetz hat die Regierung von Ontario ein Biogasförderprogramm ausgearbeitet. Ziel ist hierbei die Initiierung von neuen Biogasprojekten durch die finanzielle Unterstützung von Machbarkeitsstudien und Planungskosten.

Fördergelder sollen Ausbau beschleunigen

Kanadische Biogasinteressierte informieren sich über die Technologie.

ie sich bereits in den letzten Monaten abgezeichnet hat, baut sich auch in Nordamerika ein Biogasmarkt auf. Der Fachverband Biogas e.V. wurde deshalb Anfang April zu einem Networking-Forum nach Ontario (Kanada) eingeladen, um die umfangreichen Erfahrungen und Dienstleistungen der deutschen Biogasfirmen vorzustellen. Ontario ist die erste Provinz in Kanada, die nach dem Vorbild des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ein Einspeisegesetz anbietet. Die dortige Regierung möchte mit dem Einstieg in die Biogastechnologie vor allem ihre Treibhausgasemissionen reduzieren und durch die Vergärung von Gülle Geruchs- und Hygieneprobleme minimieren. Aufgrund der noch verhältnismäßig günstigen Energiepreise steht momentan nicht bei jedem Projekt die Energieproduktion im Mittelpunkt der Überlegungen. Weitere erwartete Effekte mit dem neuen Einspeisegesetz in Ontario sind neue Einkommensmöglichkeiten für die Agrarbetriebe, die verstärkte energetische Nutzung von Nebenprodukten aus der Nahrungsmittelproduktion und natürlich ein Beitrag zur Erreichung der Bioenergiestrategie (Erzeugung sauberer Energie, Senkung der Stromentstehungskosten und die regionale Energieversorgung der Wirtschaft). Aktuell wer-

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den sieben Biogasanlagen in einem Leistungsbereich von 100 bis 300 Kilowatt elektrisch (kWel). betrieben.

Schlechte Strominfrastruktur Hauptsächlich sind diese Anlagen an Milchviehbetrieben angesiedelt und verwerten die anfallende Gülle in Kombination mit Reststoffen. Die Wärme der Blockheizkraftwerke wird teilweise in Gewächshäusern oder als Prozessenergie für andere Produktionsbereiche (Joghurtherstellung, Tierfutter) genutzt. Ein elementares Problem für die weitere Biogasentwicklung in Ontario beziehungsweise im gesamten Kanada ist die schlechte Infrastruktur der Stromnetze und die nur begrenzte Einspeisekapazität. Für Strom aus Erneuerbaren Energien wird im Rahmen des Einspeisegesetzes („Renewable Energy Standard Offer Program“) eine Grundvergütung von knapp sieben Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) gezahlt. Für Strom, der in Hochtarifzeiten eingespeist wird, erhöht sich die Vergütung auf etwa 8,7 Eurocent/kWh. Bei einer Laufzeit von 8.000 Stunden pro Jahr ergibt sich somit eine durchschnittliche Vergütung von 7,14 Eurocent/kWh. Die Einspeisevergütung wird wie in Deutschland auf eine Laufzeit von 20 Jahren garantiert. Beim zuständigen Ministerium (Minis-

Bis zum Jahr 2010 stehen umgerechnet etwa 5,4 Millionen Euro für entsprechende Projekte zur Verfügung. Grundlage der Förderung ist, dass mindestens 75 Prozent landwirtschaftliche Produkte und Reststoffe aus der Nahrungsmittelerzeugung eingesetzt werden. In der „Phase 1“ werden bis zu 70 Prozent beziehungsweise maximal 21.000 Euro für Studien und Planungsarbeiten bereitgestellt. In der „Phase 2“ können bis zu 40 Prozent (maximal 240.000 Euro) der Investitionskosten für Anlagenkomponenten bezuschusst werden, wenn das Vorhaben bereits über eine Baugenehmigung verfügt. Es hat sich gezeigt, dass ein erheblicher Informationsbedarf besteht, und zwar sowohl bei den potenziellen Anlagenbetreibern als auch bei den vor- und nachgelagerten Firmen (Planungsbüros, Komponentenherstellern, Lebensmittelindustrie, Lohnunternehmern, Versicherungen, Finanzwirtschaft, Universitäten, Behörden und der Entsorgungswirtschaft). In allen Bereichen wird mit großem Interesse in Richtung Deutschland geblickt. In jedem Fall bestehen umfangreiche Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, ihr Know-how und ihre Produkte anzubieten. Weitere Informationen und Hilfe bietet auch die Deutsch-kanadische Industrie- und Handelskammer oder das Kanadische Konsulat. D Autor Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk Fachreferent Fachverband Biogas e.V. Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 E-Mail: ma@biogas.org BIOGAS Journal | 2/08


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330-kW-Biogasanlage im Norden Schottlands. Die Anlage betreibt ein Landwirt mit Gülle und Schlachtabfällen.

Chancen in Großbritannien Mit dem „Energy White Paper 2007“ will die britische Regierung Abfälle reduzieren und Bioenergieprojekte fördern. Aufgrund der fehlenden Technologie bieten sich Marktchancen für deutsche Unternehmen. Von Annette Nüsslein

ahmenbedingungen für BioenergieProjekte und Waste Management in Großbritannien“ lautete der Titel eines Seminars, zu dem sich am 3. März 2008 britische und deutsche Experten in Frankfurt trafen. Fazit: Die ambitionierten Ziele der britischen Regierung hinsichtlich der Abfallreduzierung und der Förderung von Bioenergie-Projekten sind vielversprechend. Allerdings lassen die technologischen Standards in Großbritannien sowohl in der Abfallbeseitigung als auch in der Energiegewinnung aus Abfall und Biomasse bislang zu wünschen übrig. Hauptproblem ist: Es existiert kein mit dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergleichbares Fördermodell. Es fehlt somit ein Stück der „Grundsicherung“ für unternehmerisches Engagement. Gehandelt wird stattdessen mit ROCs, sogenannten „Renewable Obligation Certificates“. Dies funktioniert so: Alle Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen und einspeisen, erwerben Zertifika-

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te, die sie wiederum verkaufen können. Käufer, in der Regel Großunternehmen wie zum Beispiel Stromversorger, müssen Ende des Jahres nachweisen, dass sie genügend Zertifikate haben, um so ihren Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix nachweisen zu können. Andernfalls ist eine Strafe zu zahlen (35,76 Pfund pro Megawattstunde). Im „Energy White Paper 2007“ der britischen Regierung ist geplant, den organischen Deponiemüll bis 2020 auf 35 Prozent der 1995 produzierten Menge zu reduzieren. „Neben den ökologischen Zielen“, so Adam Brown, Abteilungsleiter des Bereichs Erneuerbare Energien bei UK Trade und Investment (UKTI), „wird der Platz in Englands Mülldeponien allmählich knapp. Deshalb werden sich auch die Deponiesteuern von momentan 24 Pfund pro Tonne auf 48 Pfund in 2010 verdoppeln.“ Man wolle weg von der Deponielagerung, große Investitionen bis 2020 müssten getätigt werden, um die britische Abfallwirtschaft voranzubringen. Nach Schätzungen geht es um neun bis elf Milliarden Pfund.

20 Prozent Erneuerbare bis 2020 „Wir verfügen über keine Biomasse-Historie vergleichbar mit der in Deutschland, aber wir wollen auf den Klimawandel reagieren“, verdeutlicht Brown, „wir wollen einen neuen und lebendigen Markt für Bioenergie und Waste Management.“ Zehn Prozent der erzeugten Energie in Großbritannien wolle man bis 2010 aus den erneuerbaren Energiequellen beziehen, 15 Prozent bis 2015 und 20 Prozent bis 2020. Hinzu komme, dass die Briten bis zu 75 Prozent von importierter Energie abhängig seien. Es bestehe akuter Handlungsbedarf. Auch ein Strategie-Wechsel ist erforderlich: besseres Abfallmanagement, besseres Forstmanagement, mehr Energiepflanzen, verbesserte technische Entwicklung und Forschung, Entwicklung der Hersteller- und Zuliefererkette sowie Einbeziehung der regionalen Behörden. Mit dem Ausbau des Recyclingsystems und einer anderen Verpackungspolitik soll der Restmüll in Großbritannien innerhalb der kommenden drei Jahre um 29 Prozent reduziert werden. BIOGAS Journal | 2/08

FOTO: WELTEC BIOPOWER

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Das bedeutet, laut Dr. Margaret Bates von der Universität Northampton, dass bis zum Jahre 2010 etwa 6,4 Millionen Tonnen weniger Müll produziert werden soll. Ohne die entsprechende Infrastruktur wird dies allerdings nicht klappen, so Bates. Der Bedarf an hochmoderner Müllverarbeitungsund Recyclingtechnologie in Großbritannien sei daher entsprechend hoch. Bis 2009/10 sei die Errichtung von 87 neuen Abfallbeseitigungsanlagen geplant. Insbesondere für die Verarbeitung von Metall und Sondermüll werden Anlagen benötigt. Im Bereich der thermischen Abfallbehandlung müssen für die Verarbeitung von zwei Millionen Tonnen pro Jahr Kapazitäten geschaffen werden. „Um den Vorgaben des Energy White Papers gerecht zu werden, wären tatsächlich mehr als 500 neue Anlagen für die Verarbeitung von Restmüll notwendig und Investitionen von mehr als zehn Milliarden Pfund“, ergänzt Bates.

Kommunale Abfälle in die Energiegewinnung In der „Waste Strategy 2007“ der britischen Regierung ist zudem eine massive Förderung von Bioenergie-Projekten vorgesehen: Im Jahr 2020 sollen 25 Prozent der kommunalen Abfälle für die Energiegewinnung genutzt werden – heute sind es nur zehn Prozent. Biologisch abbaubarer Müll wird ab sofort offiziell als Quelle für die Energieproduktion anerkannt. Damit hat sich die Biomasse als Bioenergie für das Zertifikatesystem ROC (Renewable Obligation Certificate) qualifiziert. „Besonders interessant sind für uns auch die Wärmegewinnung aus Biomasse und die KraftWärme-Kopplung. Langfristig wollen wir auch hier einen stabilen Markt schaffen“, berichtet Adam Brown. Owen Yeatman, Farmer und Managing Director der Biogas Nord UK, beschreibt die Entwicklungen wie folgt: „Noch wird das Potenzial der Bioenergie kaum erkannt, die gesetzliche Infrastruktur muss noch ausgebaut werden, die Wirtschaft ist stark zentralisiert und in diesem Bereich auch von den großen Energieversorgern dominiert, die Netzinfrastruktur ist völlig überaltert.“ Die Netzanschlüsse zur Einspeisung der produzierten Bioenergie sind nach Yeatmans Angaben meist nur bis 300 Kilowatt belastbar. Und auch die Banken müssten erst Erfahrungen mit der Finanzierung von Bioenergie-Projekten sammeln. Hinzu komme, dass die Biogas-Technologie eher als dezentrale Lösung wahrgenommen werde. „Think big“, so beschreibt Yeatman die briBIOGAS Journal | 2/08

tische Haltung, wenn es um die Etablierung neuer Techniken und Technologien geht. Hinzu komme, dass es durchaus auch erste lokale Widerstände gäbe. Aber, so Owen Yeatman: „Die staatliche Förderung ist gut und 120 britische Landwirte haben sich in den letzten 18 Monaten Biogas-Anlagen in Deutschland angesehen.“

Schwierigkeiten bei langfristigen Lieferverträgen Die deutsche Biogas Nord AG wurde Ende 2006 im britischen Markt tätig, 2007 hat sie eine Tochtergesellschaft gegründet. Für Hardy Radke, Joint Management Director von Biogas Nord UK, ist der britische Markt eine positive Herausforderung. Es sei genug Abfall da, aber es sei noch schwer, langfristige Lieferverträge zu bekommen. Klar sei: man müsse mit der Substratunsicherheit leben. Vor allem aber sei Geduld erforderlich, Geduld, um das große Potenzial der organischen Abfallvergärung umzusetzen. „Das Interesse in Großbritannien ist enorm, aber die Fähigkeiten, das Potenzial umzusetzen, gering. Es hemmt vor allem die zwei bis zweieinhalb Jahre andauernde Genehmigungsphase und die Beantragung der regionalen und nationalen Fördergelder, die lotterieartig vergeben werden“, erklärt Radke. Zurzeit sei viel Aufklärungsarbeit notwendig, um die Anerkennung von Biogas als alternative Energie auch bei der Bevölkerung durchzusetzen. „Wenn allerdings der double ROC kommt, könnte die Regierung auch bei der Umsetzung verstärkt unter Druck geraten. Sind diese Hürden bewältigt, können wir durchstarten“, hofft Radke. Der erste Schritt hierzu solle Mitte 2009 erfolgen, wenn der „double ROC“ vom Parlament verabschiedet werde. Parallel zur Planung einer Bio-Ethanolanlage mit angeschlossener Biogasanlage hat die Projektentwicklungsgesellschaft „Farmergy“ mit der Biogas Nord UK kooperiert und in West Dorset gerade die erste britische Energiepflanzen-Biogasanlage errichtet.

Know-how aus Deutschland Auch Weltec Biopower ist mit einem Tochterunternehmen in Großbritannien tätig. Durch die Werksvertretung der Mutterfirma Weda sind schnell Kontakte zu britischen Interessenten geknüpft worden. Die Biogasanlagen aus Edelstahl und Modulbauweise, die eine individuelle Anlagenplanung erlaubt, sind auf Interesse gestoßen. So konnten zwei Biogasanlagen jeweils in Bedford, F

Wahl des Grundstücks? Hier ist vorab die grundsätzliche Entscheidung zu treffen, ob man Brownfield (ehemals bebautes Land) oder Greenfield (brach liegendes Land) nutzt. Wichtig sind die Nähe zu potenziellen Abnehmern und Lieferanten und der Netzzugang. Ein Bauantrag für ein Brownfield ist in der Praxis sicherlich leichter genehmigungsfähig als ein Antrag für ein Greenfield. Auch die Größe des geplanten Projektes hat Einfluss auf die Genehmigungsverfahren.

Rechtsform? Häufig anzutreffen ist die Betreibergesellschaft, typischerweise die Gesellschaft mit beschränkter Haftung („private company limited by shares – Limited). Sie bietet die Chance, sich gegen finanzielle Risiken (zum Beispiel gegen die Betreiberhaftung oder Rückbauverpflichtung) abzusichern. Dies kann durch Bürgschaften, Risikobonds oder die Einräumung von Sicherungsrechten geschehen.

Verträge? Grundstücke kann man kaufen oder mieten/pachten („Leasehold“). Häufig wird beim Leasehold zweistufig vorgegangen: Man sichert sich zuerst eine Option auf Abschluss eines Vertrages (Vertragslaufzeit: zum Beispiel 25 Jahre) und schließt dann den Miet- oder Pachtvertrag ab. Die Optionsgewährung soll den Investor absichern und gibt ihm Zeit, um die notwendigen Anträge zu stellen. Eine Option wird häufig für drei Jahre gewährt.

Förderprogramm für deutsche Unternehmen in Englands East Midlands Mit dem Programm „VIP Fast-Track“ bietet die East Midlands Development Agency (EMDA) gemeinsam mit Partnern einen umfangreichen Service an, der speziell auf die deutschsprachigen Unternehmen zugeschnitten ist. Diese werden gezielt dabei unterstützt, die Einstiegshürden beim Markteintritt zu überwinden und von Anfang an den richtigen Weg in Großbritannien einzuschlagen. Die East Midlands Development Agency (EMDA) ist eine von neun Agenturen für Wirtschaftsförderung, die die britische Regierung eingesetzt hat, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes auf regionaler Ebene voranzutreiben.

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Erste britische NawaRo-Biogasanlage in West Dorset.

nordwestlich von London, und Turiff (Schottland) realisiert werden. Beide Anlagen sind bereits seit 2006 in Betrieb. Ein weiterer Erfolg auf der Insel ist dem Unternehmen in diesem Jahr gelungen. Der Kaufvertrag für eine dritte Biogasanlage ist im März 2008 unterschrieben worden. Ende 2008/Anfang 2009 soll in Wales eine 500kW-Anlage errichtet werden, die 2009 noch auf ein Megawatt erweitert wird. Diese Anlage besteht aus zwei Fermentern mit 3.000 Kubikmetern (m3) Fassungsvermögen, zwei Endlagern mit jeweils 2.500 m3, Entschwefelung und Hygienisierung. Als Inputstoffe werden Gülle, Mais, Schlachtabfälle und Speisereste genommen. Die bereits bestehenden Anlagen sind ähnlich aufgebaut. In Bedford hat Weltec Biopower eine 780-kWAnlage errichtet, die ausschließlich mit Schweinegülle und Speiseabfällen aus Restaurants und abgelaufenen Lebensmitteln gefahren wird. Hierfür wurde eine spezielle Entpackungsmaschine installiert, die Lebensmittel-Dosen, Umverpackungen und Getränke-Packs öffnet und die Inhalte der Biogasanlage zuführt. Zwei Fermenter von je 2.500 m3 Fassungsvermögen produzieren das Biogas, nachdem die Flüssigkeit vorher noch in der Hygienisierungsanlage bearbeitet wurde. In zwei 3.500 m3-Gärrest-Endlagern wird das vergorene Material zwischengelagert, ehe es wieder als hochwertiger Dünger verwendet wird. Die zweite Anlage, im Norden Schottlands (Turiff), ist eine 330-kW-Anlage. Der Betreiber ist ein örtlicher Bauer, der die Gülle aus seinem Rinderzuchtbetrieb einsetzt, um Schlachtabfälle aus einer Hähnchenschlachterei zu vergären. Hierzu lieferte Weltec Biopower die Biogasanlage bestehend aus ei-

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nem Fermenter mit 2.500 m3 und einem Gärrest-Endlager von 3.000 m3, BHKW und Hygienisierungsanlage. Zusätzlich zur Werksvertretung der Firma Weda konnte die Firma neue Vertriebspartner in Wales und Irland gewinnen. Die beiden Fotos anbei zeigen die Anlagen in Turiff und Bedford.

Kompliziertes Zertifikate-System Frank Tschentscher von der internationalen Wirtschaftskanzlei Geldards machte in seinem Beitrag auf die Komplexität der Gesetzeslage in Großbritannien aufmerksam: das britische Zertifikate-System. Der Wert eines ROCs ist abhängig von der jeweiligen Kategorie (banding), der die entsprechend gewonnene Energie zugeordnet wird. Dazu Hardy Radke: „Deponiegas wird momentan mit einem Viertel ROC pro Megawattstun-

de bewertet. Klärgas, Beifeuerung und Biomasse (non-energy crop) mit einem halben ROC, reine Biomasse mit 1,5 ROCs – Tendenz steigend.“ Die anaerobe Verarbeitung (Dung, Schlamm, Futterreste) werde noch eine entscheidende Rolle spielen. Die ROCBewertung von Energie aus Abfall werde in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich auf bis zu zwei ROCs angehoben. Für die unterschiedlichen Kategorien der Energiegewinnung gibt es zudem eine staatliche Förderung. Momentan wird mit einem ROC vom Staat gefördert, so dass sich die gesamte Vergütung auf 13 Eurocent beläuft. Ab April 2009 werden es eventuell 17,5 Eurocent durch die Einführung von zwei ROCs. Sollte diese staatliche Förderung greifen, ist zu befürchten, dass die höhere Bewertung der Megawattstunde Energie aus Biomasse auf zwei ROCs nicht genehmigt wird. Das Bonussystem ist zudem an den jeweiligen Marktpreis gekoppelt. Es gibt keine zeitlichen Garantien. Hardy Radke wies außerdem darauf hin, dass die Einspeisung der Bioenergie in das Stromnetz mit einer Gebühr verbunden ist, die vom Anbieter an den Strombetreiber gezahlt werden müsse. Die Umlage dieses Geldes auf die Verbraucher treibe wiederum die Ökostrompreise in die Höhe. D

Autorin Annette Nüsslein Unternehmensberatung Erneuerbare Energien Heitmannstr. 34 · 22083 Hamburg Tel. 040/22 75 95 57 Mobil: 01 75/4 73 33 63 E-Mail: info@windConsultant.de

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Lettland hat ein EEG om 29. bis 30. Mai fand in Lettland ein vom Biogasverband Lettlands organisierter Biogaskongress statt, zu dem auch der Fachverband Biogas eingeladen war. Anwesend waren Vertreter des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums sowie des Ministeriums fĂźr Ă–konomie, die das EEG Lettlands erläuterten und begrĂźndeten. Weitere Vorträge hielten acht Firmen aus Deutschland, Ă–sterreich sowie deutsch-lettische Gemeinschaftsfirmen und der Fachverband zu den Erfahrungen mit unserem EEG. Als HĂśhepunkt wurde eine der ersten landwirtschaftlichen Biogasanlagen Lettlands mit einer Leistung von 250 kW eingeweiht. Sie steht im Versuchsgut der Landwirtschaftlichen Universität in der Stadt Auce und wird mit GĂźlle und nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Das lettische EEG hat eine VergĂźtung von rund 17 Eurocent/kWh fĂźr zehn Jahre, danach erfolgt eine Absenkung des Tarifes, der dann fĂźr weitere zehn Jahre gilt. Die 17 Cent sind an die Entwicklung des Gaspreises gekoppelt. Man will steigenden Energiekosten mit mehr erneuerbaren Energien

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entgegenwirken. Offen ist noch der gesetzliche Abnahmezwang des Stroms. FĂźr die ersten Anlagen gibt es noch eine groĂ&#x;e Investitionshilfe. Die Landwirtschaftsbetriebe wurden aufgerufen, Projektanträge zu stellen. Dabei sollten mindestens 50 Prozent der Inputstoffe aus dem eigenen Betrieb kommen. In einem Vortrag zu den Ressourcen wurde von etwa 600 Biogasanlagen ausgegangen. Man mĂśchte auf die Erfahrungen deutscher Firmen zurĂźckgreifen, um Fehler zu vermeiden. Im Forum wurden Stimmen laut, die die EinfĂźhrung einer Standardbiogasanlage forderten. Am Beispiel Deutschland, wo die Vielfalt erst den Fortschritt ermĂśglichte und wo es darum geht, Biogasanlagen in den Betrieb optimal zu integrieren, konnte dies als nicht zielfĂźhrend dargestellt werden. Von den Mitgliedern des lettischen Fachverbandes, den Ăźber 100 Tagungsteilnehmern und den Regierungsvertretern wurde die Bildung eines europäischen Biogasverbandes sehr begrĂźĂ&#x;t. Der lettische Verband wird als erstes einen Antrag auf eine gegenseitige Mitgliedschaft stellen. D

Dr. Andis Karklins (links), Vorsitzender des lettischen Biogasverbandes, und Manfred Gegner, Präsidiumsmitglied des Fachverbandes Biogas, auf einer neuen landwirtschaftlichen Biogasanlage des Versuchsguts der Landwirtschafts-Uni in Auce. Autor Manfred Gegner Präsidiumsmitglied des Fachverbandes Biogas e.V. Karl-Liebknecht-Str. 18 ¡ 14641 Nauen Tel. 0 33 21/45 39 22 Mobil: 01 72/6 20 72 79 E-Mail: m.v.gegner@t-online.de

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Bericht aus der Geschäftsstelle

Erfolg im EEG – aber neue Baustellen warten schon In Sachen EEG-Novelle ist die Kuh vom Eis. Nun geht es um Umsetzungsfragen. Dem Fachverband Biogas ist aber keine Verschnaufpause gegönnt, denn das geplante Umweltgesetzbuch hält die Geschäftsstelle auf Trab. Von Dr. Claudius da Costa Gomez

FOTO: VARIO IMAGES

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Pellmeyer und die Präsidiumsmitglieder gesehen werden. Diese ganze Arbeit hätte aber nicht gefruchtet, wenn viele Mitglieder des Fachverbandes Biogas e.V. nicht durch Anschreiben, persönliche Gespräche, Einladungen und Telefonanrufe den Forderungen des Fachverbandes Biogas e.V. Nachdruck verliehen hätten. Wir haben in vielen Gesprächen mit Politikern gemerkt, wie wichtig es ist, dass Betroffene in den Wahlkreisen die Anliegen der Branche am konkreten Beispiel anschaulich gemacht haben. All denjenigen, die sich hier für die Branche engagiert haben sei an dieser Stelle noch einmal der herzliche Dank ausgesprochen! Natürlich konnten wir nicht alle Ziele erreichen. Ein ganz großer Wermutstropfen ist die noch einmal deutlicher gewordene 500kW-Grenze in den Vergütungsregelungen. Dies betrifft unter anderem den NawaRoBonus, den Güllebonus, aber auch die mit Rückwirkung vorgesehene Regelung zum Anlagenbegriff in § 19 Absatz 1.

Grünes Licht für Biogas – mit dem novellierten EEG kann die Branche zufrieden sein.

500-kW-Grenze zu scharf ie Verabschiedung des ErneuerbareEnergien-Gesetzes (EEG) durch den deutschen Bundestag war Anfang Juni ein ganz wichtiges Ereignis für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fachverband Biogas e.V. Nicht nur, dass einige seit vielen Monaten täglich auf dieses Ziel hingearbeitet und gerade in den letzten Wochen in einem ständigen Wechselbad der Gefühle die politische Diskussion hautnah mitbegleitet haben. Auch die Kollegen, die nicht in die konkrete Lobbyarbeit eingebunden waren, hatten in der täglichen Arbeit mit den Auswirkungen der anstehenden Entscheidungen zu kämpfen. Seien es die vielen Fragen von Betreibern, die notwendige Investitionen herauszögern müssen, weil sie nicht wissen, was sich im EEG ändern wird, oder auch durch die unübersehbaren Schrumpfungs-

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prozesse in einigen Mitgliedsfirmen. Bei allem Bangen musste natürlich die Routinearbeit mit voller Kraft weiter gehen. Die Novelle des EEG, so wie sie jetzt beschlossen wurde, kann als klarer Erfolg und teilweise auch direktes Ergebnis der intensiven Arbeit des Fachverbandes Biogas e.V. durch seine Mitarbeiter, aber in großem Umfang auch durch unseren Präsidenten Josef

Achtung, neue Mitarbeiter gesucht! Der Fachverband Biogas sucht zum nächstmöglichen Termin neue Mitarbeiter/innen für die Bereiche Abfallvergärung und Biogastechnik! Die Stellenausschreibung befindet sich auf der Homepage www.biogas.org.

Der Fachverband Biogas e.V. hatte in seinen Stellungnahmen darauf hingewiesen, dass die 500-kW-Grenze weniger scharf sein sollte. Wir haben gefordert, dass sinnvolle und standortangepasste Anlagenkonzepte, die eine größere installierte elektrische Leistung haben, nicht rückwirkend bestraft werden dürfen, und neue Anlagen unter bestimmten Bedingungen auch möglich sein sollten. Hier konnten die Forderungen des Fachverbandes nicht durchgesetzt werden, wie auch in einigen anderen Punkten. Dennoch kann die Biogasbranche sich in den nächsten Jahren mit dem im EEG neu festgelegten Rahmen konsolidieren. Einerseits können viele der bestehenden Anlagen mit dem jetzigen EEG unter betriebswirtschaftlich sinnvollen Bedingungen weiter betrieben werden, andererseits wird es nach Einschätzung des Fachverbandes Biogas e.V. einen nennenswerten Zubau landwirtBIOGAS Journal | 2/08


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Fachverband erhält Grundzertifikat zum Audit berufundfamilie Der Fachverband Biogas e.V. hat in der ersten Jahreshälfte das Audit berufundfamilie durchlaufen und am 28. April 2008 das Grundzertifikat erhalten. Ziel der Auditierung ist, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für hauptamtlich Beschäftigte zu verbessern und so die Motivation und Zufriedenheit zu steigern. Es soll damit gezeigt und dokumentiert werden, dass ein hohes Maß an beruflichem Engagement von Beschäftigten nachhaltig nur erwartet werden kann, wenn der Arbeitgeber die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben aktiv unterstützt. Als konkrete Maßnahmen werden hierzu in den nächsten Monaten familienfreundliche Arbeitszeitregelungen auch für Führungskräfte festgelegt. Das Zertifikat wird am 30. Juni offiziell durch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und Wirtschaftsminister Michael Glos in Berlin an den Fachverband Biogas verliehen.

schaftlicher Biogasanlagen in Kombination mit Vieh haltenden Betrieben geben. Damit sind Arbeitsplätze und Einkommen im ländlichen Raum gesichert und es ist wieder ein wichtiger Schritt hin zu einer dezentralen nachhaltigen Energieversorgung vollzogen worden. Darüber hinaus werden auch durch die neuen Regelungen in der Gasnetzzugangsverordnung Biogaseinspeiseprojekte entstehen. Wie die Entwicklung in diesem Bereich weitergeht, ist sehr schwer abzuschätzen. Sicher werden Anlagen in den Größenklassen 1,4 und 2,8 Megawatt (bezogen auf die äquivalente elektrische Leistung) zur Nutzung in Kraft-Wärme-Kopplung entstehen. Allerdings ist zu erwarten, dass auch zunehmend Anlagen zur Kraftstoff- sowie direkten Wärmenutzung errichtet werden. In Bezug auf das EEG besteht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachverbandes Biogas e.V. in den nächsten Wochen nun die Hauptaufgabe darin, möglichst viele Umsetzungsfragen, die sich aus dem extrem komplizierten neuen EEG ergeben, zu klären. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass einige Fragen nicht eindeutig geregelt sind und andere wiederum in Konflikt mit anderen gesetzlichen Regelwerken stehen. In einer ersten Vortragsreihe zum neuen EEG wird vom Fachverband Biogas e.V. hierzu bundesweit informiert (siehe Seite 12). BIOGAS Journal | 2/08

Lerchenfenster für den Umweltschutz Es geht bergab mit den Beständen an Bodenbrütern, wie Feldlerchen, Wachteln, Goldammern und Rebhühnern. Die Intensivierung der Landwirtschaft bringt höhere Saatdichten mit sich. Da bleibt kein Platz mehr für Bodenbrüter. Statt drei Bruten schafft die Lerche nur noch eine Brut, weil bei den dichten Getreidebeständen im Frühjahr kein Durchkommen für die kleinen Vögelchen mehr ist. Der Druck auf die Bodenbrüter nimmt durch die Nutzung des Getreides als Ganzpflanzensilage sogar noch zu. Bereits im Mai werden die Bestände gehäckselt. Das bedeutet den Tod für die Jungvögel oder den Verlust des ganzen Geleges. Die sogenannten „Lerchenfenster” wurden von Landwirten und Naturschützern in England entwickelt. Dabei werden pro Hektar zwei bis drei künstliche Fehlstellen mit je 20 Quadratmetern angelegt, zum Beispiel durch Ausheben der Sämaschine oder durch Fräsen. Ansonsten behandelt man diese Stellen wie den

Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen Das Ziel, ein zukunftsorientiertes EEG, konnte nur erreicht werden, weil innerhalb der letzten zwölf Monate fünf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fachverband Biogas e.V. eingestellt werden konnten. Parallel dazu wurde auch die Organisationsstruktur mit insgesamt zehn Referaten neu gefasst. Gegenwärtig werden die Zuständigkeiten der einzelnen Personen intern festgelegt. Im nächsten Biogas Journal werden wir hierzu eine Übersicht veröffentlichen, aus der dann auch die Aufgaben der einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch klarer hervorgehen. Nachdem seit dem Weggang von Markus Ott im April letzten Jahres die Funktion des stellvertretenden Geschäftsführers nicht mehr besetzt war, hat das Präsidium und die Geschäftsführung mit Wirkung zum ersten April Manuel Maciejczyk zum stellvertretenden Geschäftsführer berufen. Er übernimmt neben seiner Funktion als Referatsleiter für den Bereich Landwirtschaft nun auch zunehmend organisatorische, repräsentative und inhaltliche Aufgaben der Geschäftsführung. In den letzten Ausgaben des Biogas Journals wurde über die Diskussion zu möglichen Auflagen, die sich aus dem geplanten Umweltgesetzbuch (UGB) ergeben, ausführ-

restlichen Schlag. Das ist einfach und betrifft nur 40 von 10.000 Quadratmetern. Aber es verdreifacht den Bruterfolg der Lerchen im Wintergetreide! Lerchenfenster – wie anlegen? ■ mindestens zwei Fenster je Hektar, ■ jedes etwa 20 Quadratmeter groß (Drei-Meter-Sämaschine für sieben Meter Strecke ausheben), ■ mit etwas Abstand zu den Fahrgassen, ■ mindestens 25 Meter vom Feldrand entfernt. Die Lerchenfenster sollen zwischen den Fahrgassen liegen und mindestens 25 Meter Abstand zum Feldrand haben. Das kann sich jeder Bauer leisten: Denn die Fläche der Fenster beträgt pro Hektar nur 40 Quadratmeter insgesamt. Die Kosten pro Quadratmeter liegen zwischen 0,06 und 0,08 Euro pro Quadratmeter. Die Kosten pro Hektar belaufen sich auf 2,40 bis 3,20 Euro.

lich berichtet. Im UGB sollen alle Vorschriften zum Umweltschutz zusammengefasst werden. Nun hat das Bundesumweltministerium (BMU) im April eine erste Fassung vorgelegt. Zwar konnten schon im Vorfeld einige Fragen im Zusammenhang mit der Vorhabenverordnung im UGB „geklärt“ werden, es bleiben allerdings noch eine Vielzahl kritischer Punkte, die bei nicht sachgerechten Lösungen zu einem Kostenaufwand für Biogasanlagen führen. Der Aufwand wird die Verbesserungen im EEG mehr als wieder aufheben. Der Fachverband Biogas e.V. hat in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber dem BMU Stellung bezogen und wird an den Anhörungen hierzu Mitte Juni in Berlin teilnehmen. Das UGB wird nach Einschätzung des Präsidiums sowie der Mitarbeiter des Fachverbandes Biogas in den kommenden Wochen erhebliche personelle Ressourcen in Anspruch nehmen. D

Autor Dr. Claudius da Costa Gomez Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V. Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 E-Mail: info@biogas.org

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Regionalgruppe Südniedersachsen

Erfolgreicher Start m 4. Juni fand in Algermissen bei Hildesheim die erste Veranstaltung der im Januar gegründeten Regionalgruppe Südniedersachsen zum Thema „Biogas aus Zuckerrüben – eine Alternative?“ statt. Erste Station für die rund 120 Teilnehmer waren die Fahrsilos der Biogasanlage der BioEnergie Algermissen GmbH & C. KG. Dort konnten die Teilnehmer live den Anschnitt einer Zuckerrübensilage im Folienschlauch (siehe auch Artikel Seite 58) erleben und den Konservierungserfolg in Augenschein nehmen. Zuvor hatte Dirk Ernst, Gesellschafter der Biogasanlage über die Erfahrungen mit dem Anbau, der Ernte und Silierung verschiedener Energiepflanzenalternativen zum Mais berichtet. Die Gesellschaftergemeinschaft betreibt eigene Anbauversuche jeweils mit verschiedenen Unternehmen als Partner und erlebt dabei Erfolge ebenso wie Fehlschläge, von denen der Betreiber offen berichtete: „Die Sonnenblume hat uns letztes Jahr nicht viel Spaß gemacht, das können Sie mir glauben“, so der Praktiker zu seinen Erfahrungen 2007. Im Anschluss an die Besichtigung der Folienschlauchsilierung erläuterte Dirk Ernst die Ergebnisse der Anbauversuche und konnte dabei allerhand Zahlen zu Gaserträgen, Futtermengenbedarf und Erntemengen präsentieren. Allerdings wies er mehrfach darauf hin, dass es sich um Ergebnisse von nur wenigen Ernten handelt und diese damit sehr vorsichtig zu bewerten sind. Dr. Andreas von Felde, Leiter der Abteilung Energiepflanzen bei der KWS Saat AG, stellte in seinem Vortrag zunächst die Bedeutung der Biogaserzeugung für die zukünftige

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Energieversorgung bei zunehmender Flächenkonkurrenz eindrucksvoll dar. „Die Nettoeffizienz ist der bestimmende Faktor“, so der Experte. Weiterhin wurde deutlich, dass die Zuckerrübe in der Lage ist, einen wesentlichen Beitrag für die Substratversorgung von Biogasanlagen zu leisten. Ein großes Problem bei der Verwendung von Zuckerrüben sind die Steine, die es über eine zuverlässige Technik abzuscheiden gilt. Bei der Präsentation der Folienschlauchsilierung durch Dr. Andrea Wagner von der Firma Bag Budissa Agroservice GmbH wurde deutlich, dass diese hinsichtlich der Silagequalität Vorteile bietet: „Ein früher Luftabschluss führt dazu, dass ein sehr schneller Gärbeginn einsetzt.“ (Siehe Artikel Seite 58). Die nachfolgende Diskussion zeigte ein besonderes Interesse an den Erfahrungen der Praxis, wie zum Beispiel des Arbeitsaufwandes für die Entnahme von Substrat aus den Folienschläuchen. Außerdem wurde die Frage nach der Tauglichkeit von Runkelrüben als Futter für Biogasanlagen gestellt. Das Urteil dazu fällt klar aus: „Die Runkelrübe hat einen TS-Gehalt wie das Blatt der Zuckerrübe, darüber muss man sich klar sein“, so Dr. von Felde, und Dirk Ernst ergänzte „Wir wollen ja kein Wasser fahren!“ Alle Vorträge sind unter www.biogas.org im Downloadbereich erhältlich. D Autorin Sarah Gehrig Regionalgruppensprecherin Rudolf-Diesel-Str. 12 · 37075 Göttingen Tel. 05 11/35 77 16 10 E-Mail: gehrig@hawk-hhg.de

Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern

Pyrolyse für die Gärreste? iese Frage stand auch auf der Tagesordnung des Regionalgruppentreffens in Karft bei Schwerin am 6. Mai. Die Gärrestverarbeitung durch Pyrolyse ist ein Feld der Innovation. Das Ziel besteht in der Ausschöpfung der organischen Substanz für die Erhöhung der Gasausbeute. Durch die Nutzung eines Gegenstromvergasers werden die Pyrolyseprodukte gebildet und in den Vergärungsprozess eingeordnet. Eine wirtschaftliche Darstellung des Verfahrens wird nur durch eine Gewährung des „Technologie-Bonus“ möglich. Folgende weitere Diskussionsbeiträge wurden gehalten: ■ aktueller Stand zur Novellierung des EEG ■ technische und rechtliche Fragen bei der Gärrestverwertung ■ Gärrestverarbeitung durch Pyrolyse Die Auswirkungen der EEG-Novelle sind ganz unterschiedlich beurteilt worden. Ob NawaRo-Anlage, kommunaler Wärmeversorger oder andere Betriebsformen, die Interessenlage stimmte nicht überein. Der „Gülle-Bonus“ wurde begrüßt, die konkreten Regelungen waren zwiespältig zu beurteilen. Für die Co-Vergärungsanlagen wird mit der Novelle des EEG interessant, wie Verarbeitungsnebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie oder aus der Bioenergiebranche eingeordnet werden. Zu diesen Fragen referierten Herr Scheibe und Herr Dr. Kremp. Abschließend wählte die Mitgliederversammlung unter Leitung von Herrn Scheibe (Regionalbüro Nord FvB e.V.) Herrn Dr. Kremp zum stellvertretenden Regionalgruppensprecher. D

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Autor Dr. Horst Ludley Regionalgruppensprecher Signalgastweg 3 · 18109 Rostock E-Mail: HLudley@t-online.de Mobil: 01 75/1 62 13 94 Auf der Biogasanlage der BioEnergie Algermissen GmbH & Co. KG begutachtete die Regionalgruppe die Silage von Zuckerrüben im Folienschlauch.

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Regionalgruppe Niederbayern

Praxistag ie Regionalgruppe Niederbayern und C.A.R.M.E.N. e.V. luden am 13. Mai zum 7. Niederbayerischen Biogaspraxistag ein. Die Praxistage sind als Treffpunkt gedacht, verschiedene Biogasanlagenkonzepte im Betrieb besichtigen zu können. Sie sollen auch zum Austausch zwischen den Betreibern dienen. Das Publikum hatte die Möglichkeit, mit den Biogasbetreibern Hubert Karl und Klaus Feichtmaier fachlich zu diskutieren und mit den Betreibern die Biogasanlage zu besichtigen. Die drei großen Gärbehälter in Großaich, im Gemeindegebiet der Stadt Geiselhöring, sind in den vergangenen Monaten fast schon zu einer Art Erkennungsmerkmal geworden. Der besondere Glücksfall in Großaich ist, so verrieten stolz die Biogasproduzenten, dass nicht nur die gewonnene Elektrizität in das Stromnetz eingespeist, sondern die entstehende Abwärme an das 500 Meter entfernte Gewächshaus zur Verfügung gestellt werden kann. Was bei anderen Anlagen als Abwärme an die

FOTO: WALTER DANNER

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Biogasanlagenbetreiber Klaus Feichtmaier (links) und Hubert Karl (rechts) stellten am 13. Mai dem interessierten Publikum ihre Biogasanlage vor und verwiesen auf ein eigens entwickeltes Wärmenutzungskonzept.

Umgebungsluft abgegeben wird, bringt hier zusätzlichen Nutzen. Nach der Besichtigung der Biogasanlage stellte Ulrich Kilburg (C.A.R.M.E.N. e.V., Straubing) am Stammtisch unter anderem die Novellierung des EEG vor. Daneben ging er auf den aktuellen Stand der Wärmeleitungsförderung ein. Der nächste BiogasPraxistag mit Besichtigung einer Biogasan-

lage findet am 15. Juli statt. Infos bei Walter Danner, Regionalgruppensprecher. D Autor Walter Danner Regionalgruppensprecher Haberskirchnerstr. 16 · 94436 Simbach Tel. 0 99 54/90 240 E-Mail: w.danner@t-online.de

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Regionalgruppe Nordrhein-Westfalen

Diskussionen mit politischen Vertretern ie Aktivitäten der Regionalgruppe standen in den vergangenen Monaten ganz im Zeichen der EEG-Novellierung. Betreiber und Vertreter der Regionalgruppe nahmen zahlreiche Termine wahr, um mit Abgeordneten des Bundesund Landtages im Sinne der Biogasbranche zu diskutieren. Dabei wurde vonseiten der Politik oft auf die für die Biogasbranche problematische Haltung des Bauernverbandes – insbesondere des Westfälisch-LippischenLandwirtschaftsverbandes (WLV) in NRW – hingewiesen. In den Diskussionen zu diesem Thema zeigten die Biogasbetreiber (ausschließlich Landwirte) deutliches Unverständnis über die Haltung ihrer berufsständischen Vertretung. Im April konnten wir einen zweieinhalbstündigen Informationsbesuch der Bundesschatzmeisterin der SPD, Frau Dr. Barbara Hendricks MdB, auf der Biogasanlage Schloss Wissen zur Besichtigung der Biogasanlage und Diskussion im kleinen Kreis mit dem Betreiber organisieren. Auf der Tagesordnung standen die Information über den aktuellen Stand in der Biogasbranche und wichtige Hinweise aus der Praxis zur EEG-Novelle.

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Anfang Mai konnten wir den mittelstandsund kohlepolitischen Sprecher der FDPFraktion im Deutschen Bundestag, Paul Friedhoff, zu einer dreistündigen Besichtigung der Biogasanlage Schloss Wissen mit anschließender Diskussion zum EEG gewinnen. Die FDP vertritt traditionell eine kontroverse und einseitig marktorientierte Position zur derzeitigen Förderung über das EEG – wie auch zu Förderungen in fast allen anderen Bereichen der Gesellschaft. Nach Ansicht der FDP sollte man den Marktkräften und dem Wettbewerb in dieser Frage freies Spiel geben. In der Diskussion konnten wir allerdings eine Wendung feststellen, als klar wurde, dass gerade der von Friedhoff genannte Energiemarkt eher ein Beispiel für ein mustergültiges Oligopol denn für den freien Markt darstellt. Wettbewerb findet hier zugestandenermaßen nicht statt. Es ist die Aufgabe der Politik und nicht die des Marktes, langfristige gesellschaftliche Tendenzen zu erkennen und die Weichen rechtzeitig zu stellen. Der Markt reagiert dagegen eher betriebswirtschaftlich, das heißt kurzfristig. Die aktuellen Folgen erkennen wir jetzt gerade, da der Ölpreis in

immer größeren Sätzen steigt. Wir konnten Paul Friedhoff zwar nicht in allen Punkten bekehren, aber wir haben ihm Stoff zum Nachdenken auf den Weg gegeben und uns als kompetenter Gesprächspartner in Fragen der Erneuerbaren Energien empfohlen. Mitte Mai trafen wir uns zur Diskussion mit etwa 20 Mitgliedern des Fachverbandes und Bernhard Schulze Drüggelte, MdB CDU, Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, an der Biogasanlage der Familie Bürger auf den Haarhöfen im Kreis Soest. Schulte Drüggelte informierte sich sehr intensiv und war dankbar für die vielen Anregungen aus der Praxis. Er versprach, sich im Sinne der Biogasbranche bei seinen Bundestagskollegen einzusetzen. D

Autor Dipl.-Ing. agr. Hendrik Keitlinghaus Regionalgruppensprecher Kettelerstr. 47 · 59329 Diestedde Tel. 0 25 20/9 31 18-0 E-Mail: hk@keitlinghaus-umweltservice.de

Regionalgruppe Südwürttemberg

Themen Sicherheit und EEG bestimmten Arbeit m Rahmen der EEG-Novelle haben wir mit Politikern aus der Region über die Ausgestaltung des Gesetzes diskutiert. Dazu sprachen wir mit Franz Romer, CDU

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FOTO: SIEGFRIED WUCHER

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Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Riegert (links) aus Göppingen informiert sich auf der Biogasanlage von Martin Bareis über die Technik sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

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Biberach, und MdB Dr. Andreas Schockenhoff, CDU Ravensburg. Wir besuchten mit den Politikvertretern unter anderem die Firma Schnell Motoren in Amtzell. Mit Franz Romer besuchten wir Biogasanlagen in unterschiedlicher Größenordnung. Martin Gerster, SPD Biberach, besuchte zwei Biogasanlagen und führte mit unserer Delegation eine ausführliche Aussprache in seinem Wahlkreisbüro. Weitere Gespräche und Besuche auf Biogasanlagen konnten wir mit MdB Thomas Bareiß, CDU Sigmaringen, und mit MdB Klaus Riegert, CDU Göppingen, organisieren. Neben der politischen Arbeit hat uns das Thema Sicherheit in der Regionalgruppe beschäftigt. Feuerwehren kamen mit Sicherheitsfragen auf uns zu, so dass wir das Thema auch wieder in die Weiterbildung aufgenommen haben. Toni Baumann hat dazu einen aufrüttelnden Vortrag wäh-

rend der Biogastage in Oberschwaben gehalten.Im Februar und März schulten wir die Feuerwehren der Stadt Ulm unter Leitung des Kommandanten Hans-Jörg Prinzing. Im Mai und Juni folgten die Ortsfeuerwehren im Alb-Donaukreis unter Leitung des Fachbereichsleiters Harald Bloching. Erwin Köberle, Biogasingenieur und Sicherheitsexperte aus Obermarchtal, begleitete die Schulungen mit Fachvorträgen. Bei den Weiterbildungen für Betreiber bieten wir im Herbst weitere Module zur Sicherheit und zum Ex-Schutz an. D Autor Siegfried Wucher Regionalgruppensprecher Söflingerstr. 198 · 89077 Ulm Tel. 07 31/3 74 37 Mobil: 01 51/11 71 33 31 BIOGAS Journal | 2/08


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Regionalbüro Süd

EEG – Biogastag – Baar-Projekt anz im Zeichen der EEG-Novelle standen die Aktivitäten ausnahmslos aller Aktiven des Fachverbandes in Baden-Württemberg im vergangenen Quartal. Der Aufruf an unsere Mitglieder, auf die Bundestagsabgeordneten in ihren heimischen Wahlkreisen zuzugehen, stieß auf große Bereitschaft und war letztlich von Erfolg gekrönt. So konnten in offenen und vertrauensvollen Gesprächen sowohl die existenzbedrohenden persönlichen Situationen von Betreibern und Firmen hautnah vermittelt werden (zum Beispiel NawaRoBonus-Erhöhung) als auch gezielt für die Fachverbandspositionen geworben werden. Themenwechsel: Der Biogastag BadenWürttemberg wurde erstmalig gemeinsam mit und an der Universität Hohenheim, Landesanstalt für landwirtschaftliches Bauen und Maschinenwesen (Leitung Dr. Hans Oechsner), veranstaltet. Mit knapp 100 Teilnehmern, reichhaltigem Programm und Firmenpräsentation war er ein voller Erfolg. Dekan Prof. Dr. Thomas Jungbluth betonte

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in seiner Begrüßung die historische Tradition der Hohenheimer Biogasforschung und ihre höchste Aktualität bei Innovationen. Daraus ergibt sich eine natürliche Partnerschaft zwischen dem bedeutendsten Biogasverband in Deutschland und der Universität Hohenheim. Dr. Frank Güntert aus dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium stellte den Bioenergiewettbewerb und beispielhafte Ergebnisse vor. Bruno Krieglstein vom Ministerium Ländlicher Raum ging auf die Forschungsplattform Bioenergie Baden-Württemberg und auf die Förderung der Nahwärmenutzung für Altanlagen nach dem AFP ein. Weitere Themen waren: ■ die jetzt für das Ende des zweiten Quartals 2008 erwartete Förderung durch das Marktanreizprogramm des Bundes unter anderem für Nahwärme- und Mikrogasleitung, ■ die Sicherheitsregeln und praktischen Ausführungen aus aktuellen Anlässen diverser Havarien,

■ das 30-kW-ORC-Pilotprojekt für BadenWürttemberg in Bräunlingen, ■ Restgaspotenziale im Endlager von Praxis-NawaRo-Biogasanlagen in BadenWürttemberg. Das „Baar-Projekt“ hat rechtzeitig vor dem ersten Siliertermin mit einer Informationsveranstaltung für die Landwirte der Region begonnen. Ziel des Projektes ist die Dokumentation von Veränderungen im Bestand artenreichen Grünlandes (FFH-Mähwiesen) und deren mögliche Zuordnung zu bestimmten Formen landwirtschaftlicher Grünlandintensivierung (Biogas, Milchviehhaltung). Für die Mitglieder ist das Regionalbüro Süd erreichbar: dienstags 9.00 bis 12.30 Uhr. D Autor Otto Körner Regionalreferent Süd Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen Tel. 07 71/83 14 35 E-Mail: koerner@biogas.org

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Regionalbüro Nord

Neu: öbv-Sachverständige für Biogasanlagen er Verband der Landwirtschaftskammern hat die fachlichen, deutschlandweit geltenden Voraussetzungen für öffentlich bestellte und vereidigte (öbv) Sachverständige für Biogasanlagen geschaffen. Die zuständigen Bestellungsbehörden für die einzelnen Bundesländer sind auf der Homepage des Verbandes der Landwirtschaftskammern abrufbar, www.landwirtschaftskammern.de. Voraussetzung zur Bestellung ist ein abgeschlossenes Studium der Fachrichtung Landwirtschaft oder Maschinenbau an einer Hoch- oder Fachhochschule mit geeigneten Studienschwerpunkten oder einer anderen gleichwertigen Ausbildungsstätte. Für besonders qualifizierte Bewerber gelten Ausnahmen. Die Berufstätigkeit sollte zur Antragstellung mindestens fünf Jahre betragen und in verantwortlicher Stellung ausgeübt werden. Von öbv Sachverständigen wird eine besondere Sachkunde erwartet. Die Bestellungsbehörde verlangt den Nachweis durch die Ausbildung und die Berufserfahrung. Durch die eingereichten Gutachten und durch das Fachgespräch soll der Bewerber nachweisen, dass er die für die Gutachtenerstellung erforderlichen formalen und verfahrenstechnischen Vorschriften beherrscht. Die Antragstellung erfolgt bei den zuständigen Bestellungsbehörden. Die Fristen bezüglich der Einreichung der Gutachten sind

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von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Bei Fragen stehen Ihnen die zuständigen Mitarbeiter der Kammern zur Verfügung.

Förderung landwirtschaftlicher Biogasprojekte in Sachsen-Anhalt Die Förderung erfolgt unter der Investition zur Diversifizierung. Hierbei ist das Ziel, zusätzliche Einkommensquellen für die Landwirtschaft zu schaffen. Es wird ein Zuschuss von bis zu zehn Prozent und bis zu 100.000 Euro bei Investitionen in die Stromproduktion für Dritte und Vergütung der Stromabgabe gemäß EEG gefördert. Die Förderung erfolgt nur bei Vorlage eines Wärmekonzeptes. Laut Auskunft des Ministeriums muss die Wärme zu 50 Prozent genutzt werden. Zahlungsempfänger sind landwirtschaftliche Unternehmen unbeschadet der gewählten Rechtsform und Inhaber landwirtschaftlicher Einzelunternehmen.

Energien einen parlamentarischen Beirat mit Landtagsabgeordneten aller Fraktionen gegründet hat. In diesem Gremium arbeiten die Vertreter der Regionalgruppe Chris Döhring, Dr. Winterkorn und Dr. Susanne Brandt aktiv mit. Der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V., Dr. Claudius da Costa Gomez, stellte den aktuellen Stand der Novellierung vor. Anschließend entwickelte sich eine intensive Diskussion über das EEG und die Auswirkungen auf Sachsen-Anhalt. In der anschließenden Wahl wurde Chris Döhring zum Regionalgruppensprecher und Wolfgang Hotzel zum stellvertretenden Regionalgruppensprecher gewählt. Burkhard Thiede ist Delegierter für den Betreiberrat. D

Regionalgruppenversammlung in Sachsen-Anhalt Am 11. März fand eine sehr gut besuchte Mitgliederversammlung der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt statt. Die beiden amtierenden Regionalgruppensprecher gaben einen kurzen Rückblick auf die vergangene Amtsperiode. Regionalgruppensprecher Chris Döhring verwies darauf, dass die Landesarbeitsgemeinschaft Erneuerbare

Autor Jörg Heinrich Scheibe Regionalreferent Nord Warmbüchenstr. 3 · 30159 Hannover Tel. 05 11/3 67 04 28 E-Mail: joerg.h.scheibe@web.de

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Infoveranstaltung: Das novellierte EEG ange hat es gedauert, nun ist es endlich Gewissheit: das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde am 6. Juni im Bundestag verabschiedet und tritt am 1. Januar 2009 in Kraft. Viele der Forderungen der Branche konnten aufgrund der intensiven Arbeit des Fachver-

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bandes Biogas e.V. und seiner haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter wie auch der zahlreichen regional Aktiven durchgesetzt werden. Was genau das novellierte Gesetz beinhaltet und wie sich die Änderungen in der Praxis auswirken, darüber informiert der

Fachverband Biogas mit Informationsveranstaltungen in jeder einzelnen Regionalgruppe. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist für Mitglieder des Fachverbandes kostenlos. Nicht-Mitglieder zahlen 30 Euro. Anmeldeformular unter www.biogas.org. D

Vortragsreihe des Fachverbandes Biogas: Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Bundesländer

Regionalgruppen

Termine

Beginn

Veranstaltungsort

Mittelfranken

25.6.

20 Uhr

Gasthof zum Bergwirt, Schernberg 1, 91567 Herrieden, Tel. 0 98 25/84 69

Oberbayern

27.6.

19.30 Uhr

Gasthaus Obermaier, Isener Straße 1, 84427 St.Wolfgang-Lappach, Tel. 0 80 85/16 77

Oberfranken/Unterfranken

26.6.

20 Uhr

Gasthof Hartmann, Fränkische Schweiz Str. 26, 96110 Würgau bei Bamberg, Tel. 0 95 42/92 03 00

Oberpfalz

21.7.

19.45 Uhr

Landgasthof Grabinger, Büchelkühner Str. 11, 92421 Schwandorf, Tel. 0 94 31/733-0

Bay. Schwaben Nord

24.6.

20 Uhr

Gasthof Zur Krone, Kirchstraße 4, 86698 Oberndorf a. Lech, Tel. 0 90 90/25 38

Bay. Schwaben Süd

2.7.

20 Uhr

Gasthof Biechele, Dorfstraße 11, 87775 Bronnen bei Salgen

Niederbayern

3.7.

19.30 Uhr

Land-Gastwirt Wurmdobler, Hauptstraße 55, 93354 Biburg, Tel. 0 94 43/ 65 79 Ab 17 Uhr Besichtigung einer ORC-Anlage im Rahmen des niederbayerischen Biogaspraxistages in Biburg.

Nordwürttemberg – Süden

24.6.

20 Uhr

Gasthof Zur Linde, Hauptstraße 2, 72184 Eutingen, Tel. 0 74 59/3 09

Nordwürttemberg – Norden 26.6.

20 Uhr

energieZENTRUM , Haller Straße 29/1, 74549 Wolpertshausen, Tel. 0 79 04/94 13 640

Schwarzwald

25.6.

20 Uhr

Hotelrestaurant Lindenhof, Zähringerstr. 24 in Bräunlingen/Schwarzwald, Tel. 07 71/92 90 50

3.7.

20 Uhr

Gasthaus Ochsen, Herrenstr. 21, 88353 Kißlegg

8.7.

20 Uhr

LVVG Aulendorf, Atzenbergerweg 99, 88326 Aulendorf

Bayern

BW

Süd-Württemberg Hessen

Hessen Nord

2.7.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

4.7.

19.30 Uhr

Hotel Eifelstern, Charles-Lindbergh-Allee 6, 54634 Bitburg, Tel. 0 65 61/9 15 00

Südniedersachsen

23.6.

17-19 Uhr

Gasthof Weiterer, Marktstraße 13, 31191 Algermissen, Tel. 0 51 26/12 11

Nordhannover

24.6.

14-16 Uhr

Gasthaus Hanschen Harm, Mitteldorf 12, 27383 Westervesede, Tel. 0 42 63/13 62

Niedersachsen

Ort und Uhrzeit noch nicht bekannt.

Weser-Ems

25.6.

19 Uhr

LEB, Am Bremer Dreh 1, 49406 Barnstorf

NRW

NRW

3.7.

19-21 Uhr

Brauerei Potts, In der Geist 120, 59302 Oelde, Tel. 0 25 22/93 77-0

Schlesw.-Holst.

Schleswig-Holstein

18.7.

10-12 Uhr

Restaurant Schützenheim am Kanal, Itzehoer Chaussee 2, 24784 Westerrönfeld, Tel. 0 43 31/7 08 84-0

Sachsen

Sachsen

15.7.

10-12 Uhr

Thomas Müntzer Haus, Altmarkt 17, 04758 Oschatz, Tel. 0 34 35/98 61 44

Thüringen

Thüringen

26.6.

10-12 Uhr

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), Naumburger Straße 98, Haus 5, Raum 309, 07743 Jena, Tel. 0 36 41/68 30

Meckl.-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern

26.6.

14-17 Uhr

Naturparkverwaltung Karow, Ziegenhorn 1, 19395 Karow, Tel. 03 87 38/7 02 92 mit anschließender Besichtigung einer Biogasanlage in Techentin bei Lübz.

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt

14.7.

10-12.30 Uhr

Ort noch nicht bekannt

Berlin-Brandenburg

Berlin-Brandenburg

16.7.

14-16 Uhr

Hotel Bonhöfer, Ziegelstraße 30, 10117 Berlin-Mitte, Tel. 030/28 467 0

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Ifat 2008 erstmals mit großem Biogas-Bereich München. Vom 5. bis 9. Mai fand in der bayrischen Landeshauptstadt die 15. Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling, die Ifat 2008, statt. Erstmals nahm der Fachverband Biogas e.V. an der Ausstellung teil und organisierte für 28 seiner Mitgliedsfirmen einen Biogas-Gemeinschaftsstand auf einer Fläche von knapp 400 Quadratmetern in Halle B2. Viele dieser Unternehmen nutzten die Chance, von der Anziehungskraft eines Gemeinschaftsstandes zu profitieren und viele Besucher anzulocken. „Die Vergärung organischer Abfälle in Biogasanlagen gewinnt vor dem Hintergrund gestiegener Preise für Energiepflanzen eine neue Bedeutung“, weiß auch der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V., Dr. Claudius da Costa Gomez. Eugen Egetenmeir, stellvertretender Geschäftsführer der Messe München GmbH, bestätigt: „Energiegewinnung aus Abfallstoffen ist ein bedeutsamer Bereich der Ifat. Darum haben wir ihn in diesem Jahr ausgebaut und um die Thematik Biogas erweitert, insbesondere die Verwertung von Biomasse zur Energieerzeugung.“ Dass rund 80 Anlagenbauer, Komplettanbieter, Hersteller und Händler von Einzelkomponenten sowie Service-Spezialisten auf der Ifat präsent waren, belegt eindrucksvoll die große Bedeutung der Biogastechnologie für die Umwelt, so der Messevertreter. Insgesamt verzeichnete die Ifat in diesem Jahr laut Messe München

GmbH mit 2.560 Ausstellern ein Plus von 15 Prozent. Bei den Besuchern gab es einen Anstieg von zehn Prozent auf 120.000, die sich an den fünf Messetagen über die neuesten Umwelttechnologien und -dienstleistungen informierten. Das Resümee der meisten am Biogas-Gemeinschaftsstand teilnehmenden Firmen fiel dann auch positiv aus. Die Firma Agraferm technologies AG freute sich vor allem über die Qualität der Besucher: „Lieber zehn Aufträge abschließen als 100 Gespräche führen“, fasste das Unternehmen seinen Messeauftritt zusammen. Bei NQ-Anlagentechnik freute man sich über konkrete Anfragen und neue Kontakte, die vor allem aus dem Ausland kamen, unter anderem aus Südamerika, Italien und Spanien. Unter den Zulieferer-Firmen fiel das Urteil etwas differenzierter aus. Sowohl bei der ExTox Gasmess-Systeme GmbH als auch bei Präzi Fördertechnik war die Nachfrage verhalten. „Wir hoffen allerdings auf Folgegeschäfte über die Nachfrage bei den Komplettanlagenherstellern“, zeigte sich der Vertreter von Präzi optimistisch. Auch die österreichische Firma Environtec GmbH ist gespannt auf die tatsächlichen Aufträge aus ihren zahlreichen Gesprächen mit den Gästen aus dem asiatischen Raum, aus Brasilien und Polen. Grundsätzlich waren es vor allem die Gespräche mit dem internationalen Publikum, die viele Aussteller im Messerückblick hervorhoben. Die von einem Aussteller for-

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15:48 Uhr

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VERBAND

Harte Energiefakten Angesichts der hohen Ölpreise braucht Europa eine Energie-Effizienzpolitik, die den Energieverbrauch bis 2020 um mehr als 20 Prozent senkt. Von Dr. Dör te Fouquet

n einer Studie aus dem Jahr 2006 für die Europäische Kommission unter dem Titel „World Energy Technology Outlook to 2050“ nehmen die wissenschaftlichen Autoren an, dass der Ölpreis bis 2050 auf beinahe 110 Dollar pro Barrel ($/bl) steigen wird (2005/boe). Der Ölpreis liegt derzeit bei 139 $/bl (Stand 6. Juni 2008). Er enthält noch nicht nennenswert die Kosten der CO2-Nutzung. Diese werden bei seriöser internationaler Emissionshandelspolitik drastisch steigen. Die Europäische Kommission geht in vielen Annahmen nach wie vor wie beispielsweise bei Berechnungen des zukünftigen Energiemixes und des Anteils von erneuerbaren Energien von einem Preis von 40 bis 60 Dollar Barrel aus, so wie auch die Internationale Energieagentur (IEA) in der Vergangenheit. Angesichts der aktuellen Preisentwicklungen können eigentlich alle Szenarien, die dermaßen falsch liegen, auf die Müllhalde der Statistikgeschichte geworfen werden. Selbst, wenn der Ölpreis bei nachlassender Spekulation wieder sinken wird, wird er die Phantasiezahlen der Kommission und der IEA nicht mehr erreichen, insbesondere bei einer Internalisierung der CO2-Verschmutzungskosten. Bei der ebenfalls nun zugegebenen rapideren Verknappung des Zugriffs auf Ressourcen, wie vom Ölkonzern Total nun unterstrichen, wird dies auch wohl kaum möglich sein.

I

Schneller weg vom Öl Man wird weniger als Zahlenfrevler angeprangert werden, wenn man von einem Preis von über 200 Dollar pro Barrel für 2050 ausgeht als von 110 Dollar pro Barrel. Es sei denn, die Nachfrage nach Öl würde bis 2050 drastisch sinken. Dies bedingt jedoch massive Investitionen in erneuerbare Energien. Und sollten diese dann getätigt werden, gibt es ebenfalls kein Zurück mehr zum Öl. Vielleicht stellt sich im Moment immer mehr die Frage, ob sich nicht die tatsächliche Entwicklung der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz weitgehend vom Ölpreis abkoppelt. Er ist so aberwitzig BIOGAS Journal | 2/08

hoch, dass nunmehr alles, was nicht Öl oder Gas nutzt – abgesehen von Nuklear, bei voller Kostenwahrheit – billiger ist als die weitere Nutzung von Öl. Nur sind die erneuerbaren Technologien noch nicht genug verbreitet, es wird kurzfristig nirgendwo mehr an Nachfrage fehlen auf der Welt, aber am Angebot. Die Angebotsseite von erneuerbaren Energien und den dazugehörigen Technologien zu stärken, sollte die Hauptaufgabe von Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik global sein. Dies hat im Einklang mit einer Energieeffizienz-Politik zu geschehen, die den Energieverbrauch um weit mehr als 20 Prozent bis 2020 zu senken hat. Rat und Europäisches Parlament beraten derzeit das Energieeffizienzpaket mit seinen Bestandteilen Klimaschutz, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und CO2Einlagerung. Die European Renewable Energies Foundation (EREF) ist seit nunmehr einem guten Jahr unermüdlich beteiligt auf den verschiedenen Ebenen, um eine Richtlinie für Erneuerbare Energien zu bekommen, die die nötige Planungssicherheit und Perspektive für das kommende Jahrzehnt bietet.

EU-weites Zertifikatesystem vielleicht bald passé Einer der Hauptkonfliktpunkte scheint nun lösbar zu sein. Selbst das Vereinigte Königreich besteht nun nicht mehr darauf, ein EU-weites Zertifikathandelssystem verpflichtend einzuführen. Deutschland hat in den vergangenen Monaten in der Tat sehr charmant und geschickt mit den Schlüsselländern in Europa verhandelt, damit zumindest jedes Land sein nationales Fördersystem für erneuerbare Energien erhalten kann und es keinen EU-weiten Zwangshandel gibt. Der Berichterstatter im Europäischen Parlament, Claude Turmes, sieht das genauso, und sein Bericht ist hier auch entsprechend klar. Problematisch ist noch der Bereich der Biokraftstoffe. Es schient so, dass mittlerweile alle fürchten, den Mund zu voll genommen zu haben, als sie von zehn Prozent-Anteilen von Biokraftstoffen sprachen.

Die Nachhaltigkeitsfrage ist mit dem derzeitigen Entwurf der Kommission nicht klar beantwortet worden. Es geht nicht darum, die Förderung von Biokraftstoffen abzuschaffen, sondern es geht darum, diese auf vernünftige reelle Füße zu stellen. Strom aus erneuerbaren Energien sollte verstärkt als Biokraftstoff eingesetzt werden, und dem muss die Richtlinie klarer Rechnung tragen. Eigentlich hat der deutsche Finanzminister vor einigen Jahren die Weichen falsch gestellt. Nachdem Deutschland durch die 100-prozentige Befreiung von der Mineralölsteuer für Biokraftstoffe einen wahren regionalen kleinen Boom, insbesondere bei Biodiesel, hervorgerufen hat. Die Entscheidung der Beendigung der Befreiung zugunsten von Beimischungsquoten hat nur dazu geführt, dass die großen Mineralölkonzerne den Markt wieder für sich haben und kräftig Palmöl beimischen. Die regionale Versorgungswirtschaft hatte einmal mehr das Nachsehen und die Signale aus Deutschland haben zu Irritationen geführt. Man hofft in Brüssel, dass es gelingen wird, einen gemeinsamen Standpunkt zur Erneuerbaren Richtlinie von Rat und Parlament bis Ende des Jahres noch zu erreichen und damit wäre eine Verabschiedung Anfang 2009 machbar. Die Frage ist auch, ob die Kommission sich einmal mehr wieder als fairer Sportler zeigt und hier mitspielt. D

Autorin Dr. Dörte Fouquet Director EREF Der Fachverband Biogas ist Mitglied bei EREF.

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Recht

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RECHT

Vertragliche Grundlagen der Wärmelieferung Ohne hinreichende Wärmenutzung ist ein wirtschaftlicher Anlagenbetrieb kaum noch möglich. Die Wärmelieferung an Dritte sollte dabei in einem rechtssicheren Vertrag geregelt sein. Von Har twig von Bredow

eist kann die im Betrieb der Biogasanlage anfallende Wärme nicht vom Anlagenbetreiber selbst genutzt werden, sondern wird an Dritte geliefert. Mit dieser Wärmelieferung begibt sich der Anlagenbetreiber unter Umständen in die Rolle eines Versorgungsunternehmens, das für Haushalts- und Gewerbekunden langfristig eine verlässliche Wärmeversorgung sicherstellen muss. Dieser Rolle und den damit verbundenen technischen und rechtlichen Anforderungen muss sich der Anlagenbetreiber bewusst sein. Oft werden für die Wärmelieferung private oder öffentliche Grundstücke überquert. Hierzu müssen Gestattungsverträge abgeschlossen werden; gegen überzogene Nutzungsentgelte oder gar Konzessionsabgaben der Gemeinde sollte sich der Anlagenbetreiber dabei frühzeitig wehren. Bei der vertraglichen Ausgestaltung der Wärmelieferung ist insbesondere die Verordnung über die allgemeinen Versorgungsbedingungen für Fernwärme (AVBFernwärmeV) zu beachten. Diese Verordnung gilt immer dann, wenn der Wärmelieferant den Vertrag oder einzelne Vertragsbestandteile für eine Vielzahl von Fällen vorformuliert. Dabei kommt es nicht darauf an, wie groß das Nah- oder Fernwär-

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menetz ist und wie viele Abnehmer darüber versorgt werden. Ist die AVBFernwärmeV anwendbar, so werden die hierin enthaltenen Regelungen Bestandteil des Versorgungsvertrages. Abweichende Regelungen sind jedoch weiterhin zulässig. Voraussetzung ist lediglich, dass dem Kunden zugleich der Abschluss zu den Bedingungen der AVBFernwärmeV angeboten wird. Sie enthält unter anderem Haftungsregelungen, Vorgaben bezüglich Vertragslaufzeit und Kündigung, Messvorschriften, ein Zutrittsrecht für den Versorger sowie Regelungen über Zulässigkeit von Preisänderungsklauseln. Den eigentlichen Wärmeliefervertrag ersetzt die AVBFernwärmeV indes nicht.

Wärmeliefervertrag: Mehr als nur Wärmemenge und Wärmepreis Im Wärmelieferungsvertrag sollten alle Gesichtspunkte geregelt werden, die für das meist langfristige Vertragsverhältnis von Bedeutung sein können. Hierzu zählen unter anderem: ■ Modalitäten und Umfang der Lieferpflicht, ■ Preisregelungen, ■ Verbrauchserfassung und Abrechnung, ■ Eigentumsverhältnisse und Schnittstellen, ■ Haftungsregelungen,

Sorgfältig ausgearbeitete Preisanpassungs- oder Preisgleitklauseln sollten in keinem Wärmeliefervertrag fehlen.

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■ Rechtsnachfolgeklauseln und ■ Vertragslaufzeit und Kündigungsrechte. Regelmäßig weisen Wärmelieferverträge zwei unterschiedliche Preisbestandteile aus: zum einen den monatlichen Grundpreis, zum anderen den verbrauchsabhängigen Arbeitspreis. Der Anlagenbetreiber sollte hier ermitteln, wie er das Verhältnis dieser beiden Preisbestandteile wirtschaftlich sinnvoll gestalten kann. Wird ein Wärmenetz errichtet, sollte zusätzlich geregelt werden, wer die Kosten des Hausanschlusses trägt und in welcher Höhe vom Wärmekunden Baukostenzuschüsse für die Errichtung des Wärmenetzes zu zahlen sind. Dabei sind wiederum die Vorgaben der AVBFernwärmeV zu beachten. Wärmelieferverträge werden meist schon aufgrund der hohen Investitionskosten für lange Zeiträume – meist für zehn Jahre – geschlossen. Innerhalb solcher Zeitspannen können sich die Kosten für die Wärmebereitstellung unter Umständen erheblich erhöhen, was ein hohes wirtschaftliches Risiko für den Anlagenbetreiber mit sich bringt. Daher sollten sorgfältig ausgearbeitete Preisanpassungs- oder Preisgleitklauseln in keinem Wärmeliefervertrag fehlen. Dabei ist neben den Vorgaben des Preisklauselgesetzes insbesondere § 24 AVBFernwärmeV zu beachten. Danach müssen Preisänderungsklauseln sowohl die Kostenentwicklung bei der Erzeugung und Bereitstellung der Wärme als auch die jeweiligen Verhältnisse auf dem Wärmemarkt angemessen berücksichtigen. Vorsicht: Eine den eichrechtlichen Vorgaben entsprechende Wärmemessung und eine verbrauchsabhängige Abrechnung sind gesetzlich vorgeschrieben. Der Verzicht auf die Installation von Messeinrichtungen und die Vereinbarung eines pauschalen Entgelts für die Wärmelieferung sind regelmäßig. D

Autor Hartwig von Bredow Rechtsanwalt Schnutenhaus & Kollegen Reinhardstraße 29B · 10117 Berlin Tel. 030/ 25 92 96-30 Fax -40 E-Mail: bredow@schnutenhaus-kollegen.de BIOGAS Journal | 2/08


Recht

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RECHT

Entwarnung beim Einsatz von Betriebshilfsstoffen as Landgericht (LG) Halle hatte mit seinem Urteil vom 16.05.2007 für erhebliche Verunsicherung in der Biogasbranche gesorgt. Demnach sollte der EEG-Vergütungsanspruch komplett entfallen, wenn in einer Biogasanlage Betriebshilfsstoffe eingesetzt werden, die selbst nicht Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind. Da die meisten Betriebshilfsstoffe diese Voraussetzung nicht erfüllen, hätten sie demnach niemals eingesetzt werden dürfen. Jetzt kann grundsätzlich wieder Entwarnung gegeben werden: Das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg hat das LG-Halle-Urteil im Berufungsverfahren aufgehoben und den Netzbetreiber dazu verurteilt, auch beim Einsatz des konkret in Rede stehenden Betriebshilfsmittels die EEG-Vergütung inklusive des NawaRo-Bonus weiter zu zahlen. Der beklagte Netzbetreiber hat keine Revision mehr eingelegt, damit ist die Entscheidung endgültig rechtskräftig. Grundsätzlich ist der Weg für einen rechtssicheren Einsatz von Betriebshilfsstoffen frei. Das entspricht auch der Linie der Bundesregierung: Der Gesetzesentwurf zum EEG trifft in der Begründung ausdrücklich die Aussage, dass Betriebshilfsstoffe eingesetzt werden dürfen, wenn aus ihnen selbst heraus keine nennenswerte Gas- oder Stromproduktion erfolgen kann. D

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Betriebshilfsstoffe dürfen auch nach dem Urteil des OLG Naumburg nur eingesetzt werden, wenn es sich nicht um „Energieträger“ handelt. Im Zweifelsfall kann der Einsatz daher nur empfohlen werden, wenn die Zulässigkeit im Einzelfall vorab geklärt wurde.

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Mehrere Jahre Entwicklung und Optimierung stecken in der Wangen Bio-Mix-Pumpe. Folgende Medien, jeweils vermischt mit Rezirkulat oder Gülle, können mit dieser Pumpe problemlos in die Fermenter gefördert werden: ■ Silagen: Mais-, Gras-, Ganzpflanzensilage, ■ Mist von Pferden, Rindern und Hühnern, ■ Gemüseabfälle und Speisereste. Auch bei sorgfältiger Substrateinbringtechnik kann es vorkommen, dass größere Steine oder Metallstücke mit in die Pumpe eingebracht werden. Aus diesem Grund wurde die „heavy duty“-Variante entwickelt, die durch besondere Einrichtungen, wie zum Beispiel einem durchgehend gezogenen Steinfangkasten, großen Reinigungs- und Inspektionsöffnungen sowie der besonderen servicefreundlichen Bauweise auch mit großen Steinen und anderen Fremdkörpern zurecht kommt. Die Vorteile der Bio-Mix-Pumpe „heavy duty“ sind: ■ gute Durchmischung der eingebrachten NawaRo und Kofermente ■ lange Strecken und große Höhenunterschiede können problemlos überwunden werden ■ mehrere Fermenter werden mit einer Einbringtechnik befüllt

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Das Meppener Unternehmen Corntec kauft neuerdings Wärme von Biogasanlagen und vermarktet diese.

■ unempfindlich gegen Fremdkörper Kontakt: Pumpenfabrik Wangen GmbH, Simoniusstr. 17, 88239 Wangen, Tel. 0 75 22/997-0, mail@wangen.com, www.wangen.com

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Der neue Rührgigant „Z6“ von Suma hat eine Rohrlänge von bis zu 15 Metern und einen Durchmesser von 200 Millimeter. Zwei äußerst stabile Hydraulikzylinder zur Neigungsverstellung und ein Dreipunktrahmen verleihen dem Gerät eine noch nie da gewesene Stabilität. Eine mehrfach gelagerte Antriebswelle ist beidseitig gesteckt. Die Abdichtung erfolgt mittels einer selbst gefertigten SiC/SiC-Gleitringdichtung. Angeflanscht an diese Welle ist das Lagergehäuse als komplette Einheit. Rührflügel mit Durchmessern bis 850 Millimeter übertragen die Rührpower. Höchsten Bedienungskomfort garantiert der Universalrahmen, der als Dreipunkt-Konstruktion ausgeführt ist und dem Rührwerk die notwendige Stabilität gibt. Ein Schutzring mit 120 Zentimeter Durchmesser bedeutet ausreichend Schutz für Lagunenfolien. In Feldversuchen wurden Schwimmdecken bis zu zwei Meter Dicke innerhalb kürzester Zeit aufgerührt. Das Schlepperrührwerk benötigt Schlepperleistungen von 150 bis 350 PS. Bestens geeignet ist das Rührwerk für große Lagunen, offene Behälter und Endlager von Biogasanlagen.

FOTO: CORNTEC ENERGIE

PRODUKTNEWS

Der Rührgigant Z6 wird auch mit dicken Schwimmschichten fertig.

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Die CornTec Energieagentur aus Meppen verfügt über eine Unternehmenssparte, die von bereits bestehenden Biogasanlagen die anfallende Wärme abkauft und auf eigenes Risiko nutzt. „Ab einer Mindestlieferung von 250 kW können wir die Wärme ganzjährig abnehmen und unsere Investition wirtschaftlich darstellen“, so Geschäftsführer Hermann Rugen. Die Finanzierung des Systems lässt es zu, dass der Betreiber der Biogasanlage mit verdient. Das einmalige Betreiberkonzept der CornTec, die bundesweit elf Biogasanlagen in Gemeinschaftsprojekten betreibt und bewirtschaftet, wird damit weiter ausgebaut. So bietet das Unternehmen ein System an, das Anlagenbetreibern ermöglicht, ohne eigenen finanziellen Aufwand zusätzliche Einnahmen aus der Wärmenutzung zu generieren und somit ihre Biogasanlage langfristig wirtschaftlich abzusichern. In der Praxis wird neben dem Blockheizkraftwerk ein verplombter Container aufgestellt, in dem die Wärme zu elektrischer Energie verarbeitet, ins öffentliche Stromnetz eingespeist und im Rah-

men des EEG vergütet wird. Einzige Voraussetzung sei, dass mindestens 7.500 Volljahresbetriebsstunden des BHKW erreicht werden. Kontakt: Corntec Energie, Lohberg 10 a, 49716 Meppen, Tel. 0 59 31/88 38 7-0, info@corntec.de, www.corntec.de

Wärmeerzeuger und -abnehmer sicher vernetzen Zwei Halbschalen bilden die Basis für die Rauthermex-T-Muffe II, die über Spannschnallen (einfach wie beim Skischuh) verschlossen werden. Eindeutige Positionierung der Halbschalen sowie praktisch kombinierte Entlüftungs- und Dichtstopfen vereinfachen den Einbau zusätzlich. Kurze Installationszeiten werden durch das werkzeuglose Einbaukonzept garantiert. Eine schnelle Anpassung der Muffenschalen auf die Rohrabmessungen wird durch einfaches Aufschieben vorgefertigter Dichtringe erreicht. Bauseitige Konfektion und aufwendiges Aufschrumpfen entfällt. Das T-Muffenset Rauthermex ist bei optimaler Wärmedämmung robust und baustellengerecht. Durch starke Verrippung widersteht es selbst großen statischen Belastungen. Die Dichtungen sorgen für „Rundum Sicherheit“ gegen eindringendes Wasser. Kontakt: Rehau AG + Co, Rheniumhaus, 95111 Rehau, Tel. 0 92 83/77 0, info@rehau.com, www.rehau.de BIOGAS Journal | 2/08


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Das Über- und Unterdruckmembranventil Protego UB/SF-I wurde jetzt für Methananwendungen nach ATEX zugelassen.

Sicherheitsarmatur für Biogasfermenter Die Braunschweiger Flammenfilter GmbH hat unter ihrer Marke Protego ein deflagrations- und dauerbrandsicheres Über- und Unterdruckmembranventil für den Einsatz auf Biogasfermentern erfolgreich baumustergeprüft. An der Mündung der Ventile wird Methan in die Atmosphäre entlüftet und es entsteht ein zündfähiges MethanLuft-Gemisch. Um eine Rückzündung in den Fermenter hinein und somit schwerwiegende Schäden zu verhindern, ist die Deflagrationsund Dauerbrandsicherheit der Ventile unverzichtbar. Die Druckeinstellung erfolgt über eine frostsichere Flüssigkeit. Anders als bei den Über-/Unterdrucksicherungen mit Wasservorlage (sogenannte Wasserschlösser) verbleibt die Flüssigkeit innerhalb der Ventilkammern. Ein mehrmals tägliches Auffüllen der Belastungsflüssigkeit ist nicht erforderlich. Die Füllhöhe der Belastungsflüssigkeit kann über Höhenstandsanzeiger kontrolliert werden. Die Wartung des Ventils wird erheblich erleichtert. Kontakt: Braunschweiger Flammenfilter GmbH, Industriestr. 11, 38110 Braunschweig, Tel. 0 53 07/809-396, marketing@protego.de, www.protego.de.

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FOTO: AWITE BIOENERGIE GMBH

Wirtschaftlichkeit verbessern Die langsamlaufenden Tauchmotorrührwerke der Baureihe Amaprop der KSB AG haben einen geringeren Energieverbrauch im Vergleich zu schnelllaufenden Einheiten mit kleinen Propellern, da die Abströmgeschwindigkeiten des Mediums geringere Verluste verursachen. Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass das Verhältnis von erzeugtem Axialschub zu verbrauchter elektrischer Leistung bei dieser Bauweise am günstigsten ist. In den bisher ausgestatteten Anlagen handelt es sich dabei um die Ausführung mit einem Propellerdurchmesser von 2,5 Metern. Die Positionierung des Amaprop innerhalb des Beckens erfolgt in den Behälter eingerückt und sorgt so für ein schnelles Verrühren des Frischsubstrates mit dem Gärmedium. Der Schubeintrag an dieser Stelle vermindert die Entstehung des „Teetasseneffektes“ mit störenden Ablagerungen in der Beckenmitte. Darüber hinaus ermöglicht die mittige Anordnung des Amaprops eine energieeffiziente Kreisströmung und es kommt zu keiner Ausbildung einer Schwimm- oder einer Sinkschicht. Die Gasproduktion liegt bei dieser Anordnung deutlich über der einer nicht kontrollierbaren Durchmischung mit diskontinuierlich laufenden Schnellläufern. Kontakt: KSB Zürich AG, Limmatstr. 50,

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Biogasanlage mit Hühnerkot

FOTO: KSB ZÜRICH AG

FOTO: BRAUNSCHWEIGER FLAMMENFILTER GMBH

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Amaprop in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage im niedersächsischen BromeBenitz.

Zur Jahreswende ist die Biogasanlage Flugplatz Köthen erfolgreich in Betrieb gegangen. Der Betreiber, die Gut Mennewitz GmbH, Tochter der WIMEX Agrarprodukte Import und Export GmbH, hat mit einer Investition von etwa zehn Millionen Euro in eine Technik investiert, die von schwankenden Preisen auf dem Rohstoffmarkt nahezu nicht betroffen ist. Die von der Firma Rückert NatUrgas GmbH geplante Biogasanlage mit 2,1 Megawatt elektrischer Leistung wird mit einem Anteil an Hühnertrockenkot von über 70 Prozent betrieben. Die restlichen Substrate setzen sich aus Landschaftspflegegras sowie nachwachsenden Rohstoffen zusammen, die wiederum zu 100 Prozent aus eigener Produktion stammen. Ein Großteil der produzierten Wärme wird in Geflügelställen, der Verwaltung sowie in einem Kreisverwaltungsgebäude genutzt. Insbesondere die Gärrestaufbereitung, die das für die Vergärung erforderliche Wasser im Prozess zurückhält, gewährleistet eine effiziente Bio-Logistik. Der gewonnene Dünger kann sowohl in fester als auch flüssiger Form gewinnbringend vermarktet werden. Kontakt: Rückert Naturgas GmbH,

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IMPRESSUM Herausgeber: Fachverband Biogas e.V., Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.) Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit) Angerbrunnenstraße 12 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 Fax: 0 81 61/98 46 70 E-Mail: info@biogas.org Internet: www.biogas.org

Redaktion: Martin Bensmann Redaktion neue energie Bundesverband WindEnergie e.V. Herrenteichsstraße 1 49074 Osnabrück Tel. 05 41/3 50 60 38 E-Mail: info@neueenergie.net

Anzeigenverwaltung: bigbenreklamebureau GmbH An der Surheide 29 28870 Ottersberg-Fischerhude Tel. 0 42 93/72 72 Fax: 0 42 93/72 71 E-Mail: info@bb-rb.de

Layout: bvw werbeagentur Georgstraße 14 49074 Osnabrück E-Mail: office@bvw-werbeagentur.de Druck: Stürtz GmbH, Würzburg Auflage: 10.000 Jahresabonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1619-8913 Das Biogas Journal erscheint vier Mal im Jahr. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe Sinn erhaltend zu kürzen.

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