Impulse 2012-2

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!mpulse für missionarisches Christsein

Wie viel Wellness braucht der Mensch? Thema Wohlfühlen um jeden Preis?

Kommentar Wellness im Wandel

Interview Sport, Spaß und Tiefgang

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INHALT

Jahre – 45 Euro G e w i n n e n

F ö r d e r n

S e n d e n

Seit 1967 setzen wir uns für ein Ziel ein: Menschen

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in verständlichen Worten das Evangelium erzählen,

www.Campus-D.de

um sie für ein Leben mit Jesus zu gewinnen. Wir helfen ihnen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und diese zu fördern. Und tragen dazu bei, dass die-

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selben Menschen sich selber senden lassen, um andere zu gewinnen. Das geht nur mit der Unter-

10 Wie geht‘s Ihnen?

stützung vieler – deshalb bitten wir Sie dieses Jahr besonders um Ihre Unterstützung. Für jedes Jahr einen Euro. Danke für Ihre Spende! Bitte geben Sie als Verwendungszweck: „Jubiläum“ an.

Was bewegen Sie sind begeistert, engagiert, kreativ und haben ein Herz für Mission?

Personalreferent (m/w) Eventmanager SportAid (m/w) OnlineRedakteur (m/w) IT-Mitarbeiter (m/w)

Bewerbungen und weitere Infos: Campus für Christus Personal Postfach 100 262 35332 Gießen Tel. (0641) 97518-38 Fax: (0641) 97518-40 Personal@Campus-D.de www.Campus-D.de

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Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt:

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Vom Versuchsfeld aufs Missionsfeld Mensch Missionar

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Sport, Spaß und Tiefgang „Athleten in Aktion“ auf die Finger geschaut

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Heartbeat Tallin „Komm herüber und hilf uns!“

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Gott kennen – von ihm reden Stadtaktion Chemnitz

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Kinder wollen lachen Hilfe für Waisen in Nordkorea

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Applaus in der Mensa Campus meets Munich

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Ein System kommt in Wanken Studentenarbeit in Chile

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Ein Traum wird wahr! Russische Ehepaare fragen nach Gottes Plan für ihre Familie

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Leben aus dem Koffer Mit dem „Seminarkoffer“ unterwegs

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Beeindruckend Zahlen sagen nicht alles – aber vieles

3 Editorial 13 Leitgedanken 13 Impressum 23 Veranstaltungen 2012

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E DI T O R I A L

Ich bekenne mich schuldig. Eigentlich sollte ich an dieser Stelle wohl eine differenzierte und ausgewogene Einleitung zum Thema „Wellness“ schreiben, ihre positiven Seiten genauso sehen wie ihre Zwiespältigkeit und Nicht-Verfügbarkeit. Mein theologisches Denken sagt Ja dazu, aber der restliche Hauke schaut mich im Spiegel an und meint: Sei doch mal ehrlich. Du bist ein Genussmensch. Du trinkst gern mal ein Glas Wein. Du nimmst dir liebend gern mit deiner Frau einen Tag frei und gehst mit ihr schwimmen und saunen. Du bewegst dich ganz gerne draußen, auch wenn du schon einmal fitter warst als gerade jetzt. Und wenn du die Wahl hast zwischen „Wellness“ und „Badness“ (gut und schlecht gehen), dann fällt deine Entscheidung in Sekundenbruchteilen.

Auf einen Punkt gebracht, möchte ich hier eine Lanze brechen für … nein, nicht für Wellness, sondern für Ehrlichkeit. Dafür, dass ich mich im Fitness-Studio anmelde, und dabei kein schlechtes Gewissen habe. Dafür, dass ich mich sehr wohlfühle bei dem Gedanken, dass Jesus auch für mich seine Arme ausbreitet und sagt: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“ (Matthäus 11,28) Nach dieser Ruhe, diesem Frieden, dieser Wellness sehne ich mich! Und ich bin sehr froh, dass dieses Angebot nicht (nur) mein Wunschdenken ist, sondern von Gott selbst kommt.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass dies hier nicht alles ist, was man zu Wellness sagen kann und sollte, möchte meine einseitigen Gedanken aber gerne am Anfang in die Waagschale werfen. Zu einer ausführlichen und herausfordernden Kritik an Wellness und manchen ihrer ideologischen Hintergründe brauchen Sie nur umzublättern. Der Psychologe Michael Utsch setzt sich darin kompetent damit auseinander, wie viel Schein, Design oder Sein uns als Person ausmacht. Ab Seite 8 kommentiert Judith Westhoff das Thema aus ihrer langjährigen Erfahrungen als Trainerin. Und was ich besonders spannend finde, das sind Ihre Beiträge als Leserinnen und Leser, in denen Sie offen von Ihren Chancen und Grenzen erzählen, von Wellness bis Burnout.

Ich lade Sie herzlich ein, die folgenden Seiten zu genießen und wünsche Ihnen auch diesmal gute Impulse mit dieser Impulse.

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FOTO: DREAMSTIME

Hauke Burgarth

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Wohlf端hlen um jeden Preis?

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THE M A

Foto: tee-michael-Grabscheit-pixelio

den letzten Jahren hat die steigende Nachfrage nach Dienstleistungen rund um die Themenfelder Gesundheit und Wohlfühlen einen regelrechten Wellness-Boom ausgelöst. 50 bis 70 Milliarden Euro werden jährlich auf dem Wellness-Markt in Deutschland umgesetzt, Tendenz steigend. Obwohl Experten darauf hinweisen, dass den dort verwendeten Entspannungsmethoden bisher kein Nutzen nachgewiesen werden konnte und die meisten Anbieter unzulänglich qualifiziert seien – das Bedürfnis nach Wellness beflügelt den Wachstumsmarkt Gesundheitswirtschaft. Wie viel Wellness braucht ein Christ? Es entspricht einer tiefen Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer, auf den eigenen Körper zu achten, ihn wertzuschätzen und seine Bedürfnisse nicht als störende Unterbrechung geistiger Höhenflüge abzuwerten. Sich zu entspannen, dabei den Stress abzubauen, sich verwöhnen zu lassen und auch mal wieder körperliche Belastungsgrenzen auszuloten und Puls und Herzschlag zu spüren, all das ist auch eine Wohltat für Seele und Geist! Unsere meist einseitige, sitzende Berufstätigkeit ohne einen körperlichen Ausgleich ruft geradezu nach einem sportlichen Ausgleich. Der Körper hat es in unserer heutigen Zeit schwer. Natürlich belastet ihn – Gott

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sei Dank! – nicht mehr die zermürbende Feldarbeit. Jedoch kann der Kampf um den optimalen Schein auch anstrengen. Weil in der Postmoderne rationale und moralische Gewissheiten weitgehend geschwunden sind, benutzen viele den eigenen Körper als Medium der Selbstvergewisserung und Selbstdarstellung. „Ich werde aufmerksam angeschaut, also bin ich.“ Die abgöttische Verehrung des Körpers übersieht jedoch den natürlichen Alterungsprozess, seine Schwäche, Ruhe- und Schutzbedürftigkeit, seine Verletzlichkeit und insbesondere seine Vergänglichkeit. Jeder Köperkult bedroht daher unsere Leiblichkeit. Deshalb kann der Trend zu mehr Wellness auch in eine Gesundheitsideologie münden. Immer neue Methoden werben nämlich damit, das eigene Wohlbefinden zu steigern und zu optimieren. Aber: Subjektives Wohlbefinden lässt sich durch zusätzliche Fitness nicht steigern zu einer noch höheren Qualität. Mit den Worten Theodor Fontanes: „Wer glücklich ist, sollte nicht noch glücklicher sein wollen!“ Wellness, die Wortneuschöpfung aus Wellbeing und Fitness, steht heute in der Gefahr, den Körper zu einem Wohlfühllieferanten abzuwerten. Wohlbefinden stellt sich aber nicht automatisch bei optimaler Durchblutung und Muskelspannung ein!

„Ich werde aufmerksam angeschaut, also bin ich“ – das ignoriert unsere Vergänglichkeit.

Der Zusammenhang zwischen Körpergefühl und Selbstwert Mittels der Werbung wird die Tendenz zu einem übertriebenen Schönheitswahn verstärkt. Der Perfektionswahn prägt sich tief ein und hat weitreichende Folgen: Laut einer Umfrage wünscht sich heute schon unter den 9- bis 14-Jährigen jedes fünfte Kind eine Schönheitsbehandlung. Dahinter stehen häufig Bedürfnisse nach Anerkennung und Wertschätzung. Oft kann der menschliche Hunger nach Liebe sich heute nur noch körperlich mitteilen. Die „Ware“ Schönheit entstellt den Körper, weil er dadurch dem allgemeinen Schönheitsideal angepasst wird und der Mensch seiner Einzigartigkeit beraubt wird. Je mehr Körperdesign wir betreiben, desto weniger können wir unsere Kreatürlichkeit akzeptieren und genießen. Der menschliche Körper erinnert mich an meine Lebendigkeit. Daran, dass ich atmen, schlafen, essen und mich bewegen muss, um mich wohlzufühlen. Der Körper ist reich an Sinnen, empfindlich hinsichtlich Schmerzen und sehnsüchtig nach Wärme und zärtlichen Berührungen. Erfolgreich werben

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Am überzeugendsten wirkt eine in sich ruhende, mit der eigenen Lebensgeschichte versöhnte Person. F O T O : P E T E R B A S T- P I X E L I O

heute Wellness-Wochenenden mit Entspannung total. Die erstaunliche Popularität der „Körperertüchtigung“ spiegelt das gesellschaftliche Bedürfnis wider, sich durch das Körpererleben (wieder) von seiner eigenen Lebendigkeit zu überzeugen. Viele andere Möglichkeiten vitaler Selbstvergewisserung sind heute weggefallen – zum Beispiel ein stabiles Familiensystem oder ein sinnvoller Arbeitsprozess. Ohne Frage ist es schön und Anlass zu tiefer Dankbarkeit, die Vielfalt körperlicher Wahrnehmungen, Empfindungen, Mitteilungen und Wohlgefühle zu entdecken und zu pflegen. Und für manche Christen gilt: Eine Kultur des Genießens hatte es angesichts bestimmter Glaubenstraditionen und Frömmigkeitsstile schwer, entwickelt und entfaltet zu werden. Das Motto „Ich spüre mich, also lebe ich“ greift dennoch zu kurz. Der regelmäßige Besuch im Fitness-Center kann zu einem Körperkult führen, wenn das Bedürfnis nach Selbstvergewisserung unstillbar geworden ist. Im Körpererleben muss sich der oder die Betroffene immer wieder vom eigenen Da-Sein überzeugen. Mit einer solchen Haltung wird das Köpergefühl zu einem Götzen. Viele Menschen gewinnen ihren Selbstwert allein aus einem trendgerecht gestylten Körper oder Körperschmuck. Nichts gegen ästhetische Kleidung oder die Unterstreichung des Hauttyps durch ein dezentes Make-up! Aber für viele ist der sorgfältig gestaltete Körper zum Objekt der Verehrung und Anbetung geworden. Die Verbreitung von Piercings und Tattoos hat enorm zugenommen und zählt mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Jugendkultur. Dem äußeren Erscheinungsbild wird größte Aufmerksamkeit gewidmet. Fitness-Zentren, Frisuren-Tempel und WellnessKliniken erleben derzeit einen großen Aufschwung. Die Abhängigkeit von Beachtung, Wertschätzung und Gesehen-Werden kann eine übertriebene bis neurotische Dimension annehmen. Wenn ich nur nach einer halbstündigen Eigen-Behandlung vor dem GanzkörperSpiegel die Wohnung verlassen kann, ist eine selbstkritische Prüfung angezeigt!

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Die Entfaltung des Individuums Nicht mehr gemeinschaftliche Werte und Ziele, sondern das eigene Ich steht heute im Mittelpunkt. An die Stelle einer Gemeinschaft ist das Individuum getreten, das um seine bestmögliche Entfaltung, Darstellung und Beachtung kämpft. Es gibt eine neurotische Gewichtskontrolle – die Abhängigkeit vom sogenannten „Idealgewicht“ plusminus 250 Gramm Abweichung. Wenn der morgendliche Gang zur Digitalwaage unverzichtbar geworden ist, hört der sportliche Spaß auf. Wenn ich mich nur wohl in meiner Haut fühle, wenn die Gewichtsanzeige unterhalb eines bestimmten Punktwertes liegt, gehe ich nicht liebevoll mit meinem Körper um, sondern benutze ihn als ein Instrument für eine Fiktion und zur eigenen Wunscherfüllung. In einer Welt des bestmöglichen Scheins und perfekten Designs ist die Inszenierung der eigenen Befindlichkeit für viele zum Lebensinhalt geworden. In einem Körperkult wird ein Teil des Menschen, sein Körper, als Ganzes präsentiert und bestmöglich dargestellt. Damit wird aber die menschliche Person reduziert auf das rein Materielle – seine äußere Hülle. Ihre Phantasie, das Träumen, Lachen, ihre Sehnsüchte, Leidenschaften, Fragen und ihr Glaube fallen weg. Unwillkürlich gerät eine solche Person in eine gefährliche Schieflage, weil die anderen Bereiche der Körper-Seele-Geist-Einheit vernachlässigt werden. Design statt Sein? Die zugeschminkten, austauschbaren Titelgesichter der Illustrierten gleichen sich immer mehr dem künstlichen Barbie-Ideal an. Wehe, wenn man einem Model ungeschminkt begegnet. Aber beim Bäcker würde man das Supermodel wohl gar nicht erkennen. Inszenierte „Schönheit“ entstellt den Menschen und liefert nur ein Zerrbild seiner wahren Möglichkeiten und Anlagen. Gerade Frauen müssen ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln und sich den uto-

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pischen Schönheitsidealen der Illustrierten entgegenstellen. Wie viele Models haben Kinder ausgetragen und damit ihr Leben und die Menschheit unendlich bereichert? Eine Orientierung an durch die Medien verbreiteten, unwirklichen Schönheitsidealen bedroht die eigene Person. Identität meint die innere Selbstübereinstimmung – die Verarbeitung und Integration meiner persönlichen Herkunft und Lebensgeschichte. Alle vorgegebenen Kriterien der Attraktivität sind willkürlich, künstlich und letztlich nicht überzeugend – wenn sie manchmal auch irritierend blenden können. Am überzeugendsten wirkt eine in sich ruhende, mit der eigenen Lebensgeschichte versöhnte Person. Die alte Bezeichnung „Charakter“ meint das lebensgeschichtlich geprägte und damit auch verwundete und vernarbte Profil meiner einzigartigen Person. Erst aus dem persönlichen Umgang mit den Widerwärtigkeiten und Chancen des Lebenslaufs erhält jede Person ihre unverwechselbare Schönheit. Schönheit misst sich dabei nicht an Modetrends, sondern an der Bejahung meiner eigenen, teilweise auch brüchigen Geschichte. Wohlbefinden der Seele Gegenüber dem Machbarkeitswahn der modernen Wellness- und Schönheitsindustrie sind die biblischen Befunde wohltuend wirklichkeitsnah und nüchtern. Die Bibel hat immer den ganzen Menschen im Blick. Dabei ist die körperliche und seelische Gesundheit „nur“ ein Bereich des Menschen. Im Mittelpunkt steht nach biblischer Aussage die persönliche Gottesbeziehung. Und die besteht unabhängig vom tadellosen Funktionieren eines Körpers! Der langsame, aber unaufhaltsame körperliche Abbau erinnert den Menschen an seine Vergänglichkeit. Krankheiten rufen die menschliche Unachtsamkeit ins Gedächtnis, sich in guten Tagen nicht der Gesundheit erfreut und Gott dafür gedankt zu haben. Heilung ist nach biblischer Aussage immer vorläufig, Gesundheit ein Geschenk auf Zeit. Im Rückblick berichten viele Menschen von den positiven Auswirkungen einer Krankheit auf die Gottesbeziehung. Gott möchte reden, und das geschieht offensichtlich gerade in Zeiten der Krankheit und Not – anders scheinen wir vielleicht wegen unserer lärmenden Geschäftigkeit nicht erreichbar zu sein. Es ist ein Irrtum, Wohlbefinden mit Schmerzfreiheit und einem entspannten Körper gleichzusetzen. Tiefe Gefühle wie Dankbarkeit, Frieden und Glück entstehen sogar häufig erst im An-

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gesicht von Not, Vorläufigkeit und Verlust. Christen können einüben, „abschiedlich“ zu leben. Angesichts einer begrenzten Lebenszeit stellt sich die Frage, was wirklich wichtig ist. Gegenüber materiellen Werten – und auch mein Körper zählt streng genommen dazu – betonen älter werdende Menschen die Bedeutung von mitmenschlichen Beziehungen, den Gedankenaustausch, das Gebet. Vollkommen gesund – eine Illusion Die Sehnsucht nach Ganzheit, Vollkommenheit, Unversehrtheit und Ungebrochenheit ist gerade heutzutage weit verbreitet. Eine immer ausgeklügeltere Technik erleichtert zwar den Alltag ungemein, treibt aber die Ansprüche und Erwartungen ins Uferlose – gerade im Hinblick auf scheinbar grenzenlose Selbstoptimierung mit dem utopischen Versuch, einen perfekten neuen Menschen mittels geeigneter Arzneimittel, Psychotechniken oder gar genetischer Eingriffe herzustellen. Diesbezügliche Angebote werden sich auf dem Gesundheitsmarkt weiter ausbreiten. Sie schüren die Illusion von der Machbarkeit eines vollkommenen Menschen – ein Leben ohne Krankheiten oder seelische Konflikte. Dabei macht gerade der individuelle Umgang mit körperlichen, seelischen und biographisch bedingten Grenzen das Menschliche aus und verleiht jedem Charakter sein unverwechselbares Profil und seine eigene Schönheit. Echter Glaube lässt sich nicht funktionalisieren oder instrumentalisieren. Glauben hat mit Ehrfurcht, Demut und Achtsamkeit zu tun. Er ist kein Produkt unseres Willens oder Könnens, sondern ein Geschenk. In der Theologie reden wir dann von Segen oder Gnade. Gott will sich dem Menschen mitteilen. Ein Blick in das Gebetbuch der Bibel, die Psalmen, macht über die Gottesbeziehung zweierlei deutlich: Die tiefe Sehnsucht nach Gottes Gegenwart hat immer wieder Menschen motiviert, ihre Aufmerksamkeit von den Äußerlichkeiten abzuwenden und sich auf Gott hin auszurichten. Das Verweilen in Gottes Gegenwart erfordert Einübung und Pflege, schafft aber ein inneres Wohlbefinden, das körperliche Gebrechen vergessen lässt. Michael Utsch

die Stelle der Gemeinschaft tritt das Individuum, das um seine bestmögliche Entfaltung, Darstellung, Beachtung kämpft.

Michael Utsch: Wenn der Psychologe aus Berlin nicht am Schreibtisch sitzt, ist er mit seinem Sohn im Musikkeller anzutreffen oder als Ehrenamtlicher der Berliner Stadtmission aktiv. Die Work-Life-Balance ist immer wieder eine Herausforderung für ihn – manchmal nimmt er sich deshalb eine Auszeit und verzieht sich zum Schweigen für eine Woche in ein Kloster.

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K O M M E N TA R

Wellness im Wandel Alles fließt. Meinte jedenfalls, laut Überlieferung, Heraklit. Ich kann nicht sagen, ob das generell stimmt, aber zumindest im Bereich der sogenannten Wellness fließt alles fröhlich hin und her: Trends, Meinungen, Überzeugungen. Vor etlichen Jahren waren Fitnesscenter für die Allgemeinheit bloße „Muckibuden“, in denen vorwiegend Männer – muskelbepackt, aber angeblich leider auch dumm – an kettenrasselnden Maschinen ächzten. Heute vernimmt man nur noch selten irgendwelches Rasseln, denn das lässt sich kaum vereinbaren mit dem, was Menschen dieser Tage suchen: Nicht bloß Muskeln, sondern bitte auch Schönheit, Selbstwert und Rund-um-die-Uhr-Wohlfühlen. Angestellte der Fitnessbranche sind oftmals nicht mehr nur einfach Trainer, sondern Coachs, die ihren Kunden ein Potpourri von wissenschaftlich gedeckten Trainingsmethoden, gemixt mit allerlei weltanschaulichen Anhängseln, kredenzen. Die Grenzen zwischen Medizin, Sport und – fast könnte man sagen – Religion sind teilweise sehr fließend geworden. Manchmal könnte man meinen, Wellnessoasen würden zu Wellnesstempeln. Fragt sich nur, wer oder was da eigentlich angebetet wird … Was haben wir nicht schon alles durch. Es gab eine Zeit, da mussten wir Trainer zwingend mit unseren Kursteilnehmern „prestretchen“, also vordehnen, bevor es richtig abgehen konnte. Dann war man sich nicht mehr so sicher: Ja, nein, oder doch? Intermittierend, dynamisch, statisch dehnen? Manches ist nun einfach besser erforscht, weil Sport eben schlicht eine Wissenschaft ist, die sich entwickelt und neuen Erkenntnissen unterworfen ist, wie andere Wissenschaften auch. Manches aber bleibt weiter diffus, oder sollte ich besser sagen Glaubenssache? Der eine macht es so, die andere anders, und ich bin mittlerweile lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass Wellness nicht nur eine sportwissenschaftliche, sondern auch eine sehr individuelle und subjektive Seite hat. Es gibt zig Menschen, denen die Körperübungen des Yoga sehr gut tun. Yoga! Als braver Christ muss ich ja jetzt schon gut abwägen … aber vom ideologischen Überbau mal abgesehen, wären genau diese „Wohlfühl“-Übungen noch vor kurzer Zeit bei klassischer Rückengymnastik wegen ihrer „Härte“ abgelehnt worden. Apropos Rücken: Auch hier hat es maßgebliche Änderungen gegeben. Meine Fortbildung zur Rückenschullehrerin habe ich noch als eine Aneinanderreihung von Verboten in Erinnerung. Nicht zu stark springen bitte, keine großen Bewegungen nach hinten, vorFOTO: I-STOCK

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Im Grenzgebiet zur Religiosität Interessant finde ich in dem Zusammenhang die Beobachtung, dass noch anderes in die Fitnessbranche Einzug gehalten hat: Neben immer ausgebuffteren Fitnessutensilien sind mit neuen Sportarten auch neue Weltanschauungen gekommen. Man hört Begriffe wie „inner balance“, Asanas, Chi, Strömungen, Karma, Klangschalen-ichweiß-nicht-was und dergleichen und ist sich manchmal nicht sicher, ob Teilnehmer wie Anbieter wirklich wissen, wovon sie reden, oder sich nur eines Modebegriffes bedienen. Den meisten scheint es letztlich auch egal zu sein, wenn es nur hilft, gut tut oder angesagt ist. Um es gleich zu sagen: Ich persönlich finde nicht, dass der Zweck alle Mittel heiligt, kann aber auch nicht ausreichend Fundiertes zu den Hintergründen jedes neuen Begriffs sagen. Ich stelle nur schlicht fest, dass wir uns längst nicht mehr im rein physiologischen Bereich bewegen, sondern im Grenzland zu emotionalen, psychologischen und manchmal vielleicht auch geistlichen Bereichen. Viele Trends und Meinungen also. Unter dem Strich gibt es dennoch, wie ich finde, Gemeinsamkeiten: Die Überzeugung, dass Gesundheit und Wellness abrufbar sind, wenn wir nur alles richtig machen, und die Überzeugung, dass die beiden der normal einzufordernde Standard sind. Was aber, wenn es nicht „funktioniert“, wenn man trotzdem krank ist und krank bleibt? Wie lange suchen wir dann weiter nach der richtigen Ernährung oder der richtigen Sportart? Wie oft wollen wir noch in uns wühlen, wie oft noch Fachleute abklappern, bis wir oder sie etwas gefunden haben? Wie kommen wir überhaupt dazu anzunehmen, dass sich wohlzufühlen das „Normale“ sei? „Körper“ oder „Fleisch“? Als Deutsche kommen wir aus einer Geschichte, die von Disziplin, Pflichterfüllung, Fleiß, Härte gegen sich selbst und Tapferkeit ohne Wehleidigkeit geprägt war

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– den preußischen Tugenden. Und Christen waren früher, vorsichtig ausgedrückt, anti-körperlich gedrillt. Freilich ist in der Bibel sowohl vom Fleisch als auch vom Körper die Rede, was aber beileibe nicht dasselbe ist. Ersteres soll laut Bibel „sterben“, weil es eine gottesfeindliche Gesinnung repräsentiert, letzteres jedoch wird immer als ein Schöpfungswerk Gottes in Ehren gehalten. Diesen feinen, aber wichtigen Unterschied hat die breite Christenheit jahrzehntelang ignoriert, was zu einer echten Körperfeindlichkeit führte. Gut also, dass wir insgesamt ein wenig freundlicher zu unserem Körper sind und versuchen, seine Signale wieder verstehen zu lernen. Und trotzdem: Könnte es sein, dass wir inzwischen auf der anderen Seite vom Pferd fallen? Auch wir Christen? Manchmal frage ich mich, ob wir Frommen womöglich (wieder?) eine eigene Subkultur schaffen. Um unseren Körper im engeren Sinn wollen wir zwar nicht so viel Aufhebens machen wie „die Welt“. Natürlich sind wir gegen den Vormarsch von Schönheitsoperationen oder die Reduzierung von Schönheit auf ein bestimmtes Gewicht. Diese Art von Wellness ist uns viel zu oberflächlich und unbiblisch. Aber wie steht’s um andere Parameter? Ist es wirklich besser, von einem Kontemplations-Seminar zum nächsten zu laufen? Von einem Seelsorge-Workshop zum anderen? „Finde das Kind in dir“, „Ganz ich selber sein“, „Einfach nur leben“, „Besinnen und auftanken“, „Sich selber verwöhnen“: Mir scheint, wir haben uns gründlich verabschiedet von der preußischen Härte. Ich persönlich will nicht vergessen, dass die Bibel das Leben als einen harten Wettkampf darstellt. Als einen Ziellauf. Und meinen Körper als irdenes zerbrechliches Gefäß. Und mir eine einzige Berufung vor Augen hält: Jesus ähnlicher werden! Was ich in diesem Buch lese, hört sich für meinen Geschmack nicht unbedingt nach Wellness an. Ich lese dort nicht „Schau auf dich selbst“, sondern „Schau auf Jesus, den Anfänger und Vollender“. Ich lese nicht „Hör auf dein Innerstes“, sondern „Hör auf den Sohn Gottes“. Ich finde keine Aufforderung, der totalen Gesundheit, dem endlosen Wohlbefinden und der immer friedvollen Kontemplation nachzujagen, sondern der Heiligung, und ich lese von Menschen, die ihre körperlichen Bedürfnisse einem größeren Ziel unterordnen – bis hin zur Bereitschaft zu sterben. Die Antwort bleibt offen Nein, ich habe nicht die letztgültige Antwort, wo denn nun genau die rechte Balance zu finden ist. Auch ich beschäftige mich damit, besser auf meinen Körper zu hören, weil ich seit Jahren unerklärliche Schmerzen habe und mich meine Erfahrung langsam aber sicher lehrt, dass mich die Signale meines Körpers eventuell weiter bringen, als es unzählige Fachkräfte bisher vermocht haben. Aber irgendwann muss die Suche ein Ende haben, sowohl die nach den richtigen Ärzten und Therapien als auch die nach „innerer und geistlicher Wellness“. Ich habe aufgehört, weiter zum nächsten, diesmal „wirklich guten“ Arzt zu rennen. Ich habe ebenfalls mit der christlichen Variante aufgehört, zum nächsten guten Seelsorger zu rennen. Stattdessen versuche ich mich mit der Tatsache anzufreunden, dass es kein Leben ohne Leiden und Verfall gibt. Wellness, wie ich sie mir wünsche, ist für mich in diesem Leben nicht erreichbar. Andererseits bin und bleibe ich liebend gern Fitnesstrainerin, die sich gerne mit ihrem und anderer Leute Körper beschäftigt. Letztlich bestätige ich womöglich selber, das alles im Fluss ist; jedenfalls befinde ich mich mittendrin in den unterschiedlichsten Strömen und versuche nach bestem Wissen und Gewissen meinen Weg zu gehen.

Wir sind gegen Schönheits-OPs. Das ist viel zu oberflächlich. Aber ist es wirklich besser, von einem Kontemplations-Seminar zum nächsten zu laufen? Irgendwann muss die Suche ein Ende haben, sowohl die nach den richtigen Ärzten und Therapien als auch die nach „innerer und geistlicher Wellness“.

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ne oder irgendwohin, nur nicht falsch bücken, nicht dies, nicht das – anfänglich war ich so verunsichert von all den Vorsichtsmaßnahmen, dass meine Kurse bewegungstechnisch echte Schmalspur-Stunden waren im Vergleich zu den Aerobic-Kursen, die ich bis dato angeboten hatte. Aber auch das ist vorbei, denn nun gibt es die „neue Rückenschule“, die mich aufatmen lässt, weil man sich als Mensch wieder wie ein Mensch bewegen darf.

Judith Westhoff arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit von Campus für Christus und ist zudem seit vielen Jahren freiberuflich als Fitnessfachwirtin in den Bereichen Aerobic, Zumba und Rückenschule tätig. Sie hat die „Sport & Mehr“-Wochenenden ins Leben gerufen: Freizeiten für Frauen, an denen geistliche und sportliche Inhalte angeboten werden. SRS e. V. (Sportler ruft Sportler) wird vom 2. – 4. November wieder ein Frauenwochenende anbieten. Infos: bmeyer@ srsonline.de

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RE I N G E H Ö RT

Gesundheit, Fitness, Wohlbefinden – an diesen Themen kommt niemand vorbei. Sie prägen uns alle, besonders, wenn sie gerade nicht da sind. Sie als Impulse-Leser haben uns viel dazu mitgeteilt. Hier ein Auszug der eingegangenen Mails: Als ich mich in die Klinik begeben hatte, war ich bereit zu sterben. Das Wort Gottes klagte mich an, meine Gebete waren wie nichts.

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Ich war am Boden zerstört Eine schmerzhafte Trennung, eine Arbeit, die mich überforderte, und mein Hang zum Perfektionismus ließen mich in die bisher tiefsten Tiefen meines Lebens gleiten. Und dies zog auch mein Glaubensleben in Mitleidenschaft. Ich machte mir – ohne dass es mir immer bewusst war – Vorwürfe, nicht genug für Gott zu tun, versagt zu haben. Schließlich fand ich mich in Erschöpfungszuständen und Depressionen wieder. Monate später fand meine Ärztin heraus, dass eine leichte Anämie mit ein Grund für meinen desolaten Zustand war, doch damals konnte ich kaum das Nötigste im Alltag bewältigen, fühlte mich müde und erschöpft und konnte doch abends nicht einschlafen. Jede Kleinigkeit ließ mich in Tränen ausbrechen. In dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass Gott meilenweit weg war – es gab sogar Momente, in denen ich zweifelte, dass er überhaupt existiert. Aber in der Bibel wird uns ja nicht versprochen, dass alles „Friede – Freude – Eierkuchen“ ist, wenn wir Gott als unseren Herrn annehmen. Er führt uns nicht nur zu „grünen Auen“, sondern auch „durch dunkle Täler“ (Psalm 23). Und für mich stand fest: „Gott bleibt Gott – ob es dir nun gut geht oder nicht.“ Ich klammerte mich an Bibelstellen, die mir bestätigten, dass Gott mich liebt; es half mir, Lobpreislieder zu singen; ganz wichtig war die Ermutigung durch andere Christen: Dass Gott mich liebt und mir keine Vorwürfe macht. In dieser Zeit habe ich gelernt, mein Versagen und meine Unzulänglichkeiten als Teil von mir anzunehmen und bei Jesus am Kreuz loszulassen. Ich muss keine christliche Maske tragen, die anderen vermittelt, dass in meinem Leben mit Jesus alles toll und heil ist. Wichtiger ist, dass ich ihm vertraue, dass er mich gut führt und bei mir ist – egal ob ich am Boden liege oder tanzend über die Weltbühne wirbele. Jasmin Henl

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Sport und die Möglichkeiten zum Reden und Schweigen Ich liebe es, Sport zu treiben, und es passt, dass ich hauptamtlich für eine christliche Gemeinde und als Sportmissionar für „Sportler ruft Sportler“ arbeite. Neulich hatte ich eine bemerkenswerte Begegnung: Einer der Fußballkameraden, der Gott nicht kennt, war längere Zeit nicht im Training. Als er wieder da war, trainierten wir zusammen, standen nach dem Duschen noch am Spielfeldrand und quatschten noch ein bisschen. Für mich aus heiterem Himmel erzählte er dabei von einer stressbedingten Herzkrankheit, die ihn lange außer Gefecht gesetzt hatte. Er erzählte von den Zwangspausen in den letzten Monaten, von den Untersuchungen, von den Unsicherheiten und Ängsten, die speziell für ihn als Familienvater und Freiberufler nicht leicht waren. Und er erzählte, wie er sich freut, wieder ein bisschen kicken zu können. Ich stand die ganze Zeit dabei, fragte auch mal interessiert nach, ja, ich erinnere mich sogar, innerlich gebetet zu haben – aber ich sagte nichts weiter, kein Wort der Ermutigung, keine Frage danach, was passiert wäre, wenn er es nicht überlebt hätte, keinen Bibelvers, der mir plötzlich in den Sinn kam – nichts. Die Situation war vorbei, der Moment verpasst, die Chance vertan. Und das von mir, dem hauptamtlichen Sportmissionar. Ich war enttäuscht von meiner Mutlosigkeit, meiner Unfähigkeit, meiner Sprachlosigkeit … Bis heute gab es keine neue Gelegenheit zum Reden. Und doch (oder gerade deshalb?) denke ich oft an diesen Moment meines Versagens, das aber vielleicht gar kein Versagen war, weil mein Mannschaftskamerad spürte, dass er mir vertrauen, sich mir anvertrauen konnte – auch ohne Antwort von mir. So arbeite ich als Sportmissionar gern weiter am „Glauben am Montag“ sowie am Glauben am Sportplatz – mit allen Ängsten, Zweifeln und aller Gefahr zu versagen. Falk Winter

Wellness? Nicht schon wieder … Wenn ich das Thema „Wellness“ höre, denke ich zuerst: Nicht schon wieder … Überall wird man zurzeit damit überschüttet. Bei einem Spaziergang im Sonnenschein in den Weinbergen machte ich mir trotzdem darüber Gedanken. Warum eigentlich diese Reaktion von mir? Nur weil manche eine Sache übertreiben, muss sie ja nicht schlecht sein. Wie denkt Gott wohl darüber? Hatte er auch „Wellness“? Am siebten Tag der Schöpfung ruhte er – und Jesus gönnte den Hochzeitsgästen noch mehr Wein, obwohl sie schon welchen hatten. „Es hat alles seine Zeit“, stellte schon der Prediger fest. Wozu hat Gott uns unsere fünf Sinne gegeben, wenn nicht, damit wir diese auch benutzen? So konnte ich bei einer kleinen Rast auf meinem Weg die Natur mit allen Sinnen geIngetraut Olbrich nießen – Wellness pur!

Es ist okay, dass du einfach nur „bist“ Ich bin gerade krank. Auch letztes Jahr hatte ich eine längere Phase, in der ich immer wieder Infektionen bekam, müde und fertig war. Kein Wunder nach einem anstrengenden Jahr mit Umzug, Jobwechsel und Hochzeitsplanung. Mein Körper, meine Seele, ich selbst brauchte eine Pause. Dieses Ausruhen fühlte sich lange „falsch“ an für mich. Lieber wollte ich Aufgaben übernehmen, etwas tun. Es dauerte eine Weile, bis ich Gottes Reden verstand: Es ist gerade okay, dass ich mich ausruhe. Meine Seele tankt auf. Und Gott gibt mir Zeit für Neues, z.B. für diese Gedanken. Carmen Eitzert

Impulse@Campus-D.de

Wie viel Wellness braucht ein Mensch Einem Leser

Ausgebrannt „Es“ hatte sich lange ankündigt. Dann war es plötzlich da. Nichts ging mehr. Als ich mich in die (De’Ignis) Klinik begeben hatte, war ich bereit zu sterben. Das Wort Gottes klagte mich an, meine Gebete waren wie nichts. Aus Erfahrung wusste ich, dass nur Gott mich aus dieser Situation retten konnte. Er hatte mich schon aus vielen ausweglosen Situationen herausgeführt. Mir blieb nur, mir von Gott und Menschen helfen zu lassen. Als ich selber keine Kraft zum Beten hatte, beteten andere für mich. Man sang für mich mit, weil ich keine Kraft zum Atmen hatte. Das Wort Gottes wurde mir gepredigt, ohne mich anzuklagen. Spezielle Ermutigungen erreichten mich, obwohl ich den Menschen kaum zugänglich war. Zurzeit befinde ich mich im dritten Jahr meiner Genesung. Und ich danke Gott dafür, dass er mich von meinem selbstauferlegten Joch befreit, sodass ich einfach Maria Beer nur „sein“ und „Sein sein“ darf.

Lebensmittel – Mittel zum Leben Vor einigen Jahren brachten mich berufliche Herausforderungen regelmäßig an meine gesundheitlichen Grenzen – ich war jeden Abend halb kaputt. Ich versuchte zwar, mich ausgewogen zu ernähren, doch als mein Bruder mir vorschlug, zusätzlich natürliche Vitalstoffe zu nehmen, probierte ich es aus. Bei der Auseinandersetzung mit gesunder Ernährung entdeckte ich spannende Zusammenhänge. Dinge, die sich Gott ausgedacht hat, und die wir oft gedankenlos unbeachtet lassen – und uns dann wundern, wenn unser Körper nicht mehr so funktioniert wie gewünscht. Einerseits bin ich heute dankbar für die Energie, die ich persönlich habe, andererseits ist mir bewusst geworden, dass wir als Christen eine Vorbildfunktion und Verantwortung haben, unseren gesunden Körper so gut wir können zu pflegen, zu reinigen, zu nähren und zu schützen, damit wir Gott in seiner Welt noch lange Ute Hubschneider damit dienen können.

Und hier könnte Ihr Bericht stehen Sie lesen sich diese Berichte durch und denken dabei: „So etwas hätte ich auch zu erzählen. Aber mich fragt ja keiner.“ Doch. Wir fragen Sie. In der nächsten Impulse wird es ums Thema „Gott kennen – von ihm reden“ gehen. Um die gute und befreiende Nachricht, die wir persönlich gehört und erlebt haben – und die doch immer wieder für Anstoß sorgt. Das ist Ihr Thema? Dann schreiben Sie uns bitte ein paar Sätze darüber, was Sie persönlich damit erlebt haben. Vielleicht auch, was Sie im Zusammenhang mit Campus für Christus damit erlebt haben. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag! Bitte mailen Sie Ihren Kurzbericht bis zum 8. August an impulse@campus-d.de, Betreff „Statements“. Alle Einsender erhalten als Dankeschön eine kleine Überraschung.

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ME N S CH M I S SION A R

Hier stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus vor. Aber nicht ohne Hintergedanken. Wir möchten zeigen, dass Gott ganz normale Menschen zum „Missionarsdasein“ beruft, Menschen wie Doro Güssow, Menschen wie Sie.

Vom Versuchsfeld aufs Missionsfeld Auf Menschen zugehen – seit 40 Jahren bei Campus für Christus

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Die Studentenunruhen, die sie hautnah mitbekommt, werfen bei der jungen Frau Fragen auf: Wozu bin ich da? Was zählt im Leben?

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ich bin ein Beziehungsmensch! Aber ich habe gelernt, dass Gott mein Halt ist und nicht die (netten) Kollegen. Dorothea Güssow-Nattenberg ist längst keine Studentin mehr, als sie in der Studentenarbeit von Campus für Christus zum Glauben kommt: Sie ist dreißig und schon seit zehn Jahren als landwirtschaftlich-technische Assistentin tätig, aber auf ihre Lebensfragen hat sie noch keine Antwort gefunden. Ihre älteren Kollegen an der TU Berlin, die noch zur Kriegsgeneration gehören, kommen ihr unglücklich vor und dienen ihr kaum als Vorbilder. Und die Studentenunruhen 1968/69, die sie hautnah mitbekommt, werfen bei der alleinstehenden jungen Frau umso mehr Fragen auf: Wozu bin ich da? Was zählt im Leben? Welche Werte bleiben, wenn alles grundsätzlich hinterfragbar ist? Über verschiedene Freunde landet sie bei Treffen und Vorträgen, die von der neu ins Leben gerufenen Berliner Campus-Arbeit veranstaltet werden. Erst versteht sie wenig von dem, was dort vermittelt wird, aber sie spürt, dass Gott an ihr arbeitet. Als eine Freundin Doro eines Abends anbietet, für sie zu beten, stimmt sie zu. Sie erlebt eine unruhige Nacht – „aber am nächsten Morgen war da ein ganz starkes Bewusstsein: Ohne Gott gibt es keinen Halt, aber bei Gott bin ich gehalten.“ Doro merkt, dass sie ihre Antworten nicht an abstrakten Werten festmachen kann, sondern nur an Jesus Christus als Person. Ganz aufgewühlt stammelt sie ihr Bekehrungsgebet: „Gott, nimm mich, hier bin ich.“ In ihrer Campus-Gesprächsgruppe wächst sie in den nächsten Monaten im Glauben weiter, und ganz selbstverständlich beginnt sie, sich ehrenamtlich einzubringen. Die persönliche Arbeit mit Studenten liegt ihr. Und weil sie aus einer großen Familie stammt, ist Campus für Christus für sie wie eine große Familie, in die sie gut hineinpasst.

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LEITGEDANKEN

Dass sie selbst Missionarin wird, kommt zwei Jahre später für sie ganz unerwartet. „Ich stand da auf dem Versuchsfeld, und plötzlich schoss es mir durch den Kopf: Du sollst Mitarbeiterin werden“, erinnert sie sich heute zurück. Die Berliner Campus-Mitarbeiter dagegen stehen ihrer Anfrage etwas skeptisch gegenüber; vielleicht will die junge Christin ja nur wegen all der guten Freunde einsteigen? Der damalige Leiter fordert sie heraus: „Würdest du auch Mitarbeiterin werden, wenn wir alle nicht mehr da wären?“ Dorotheas Ja steht, aber die Frage stellt sich in den nächsten Jahrzehnten auf ähnliche Weise immer wieder. Als Teammensch empfindet sie es als besonders hart, wenn es Differenzen im Team oder mit Vorgesetzten gibt; manchmal ist sie auch unglücklich über die Alleingänge von Kollegen, und mehrmals fallen Arbeitsfelder weg, zu denen sie sich gezählt hat. „Dann habe ich mich jedes Mal wieder gefragt, was soll das und wie geht es weiter?“, gibt sie zu, „aber immer hat Gott einen neuen Weg geschenkt, und darauf habe ich mich dann eingelassen.“ Inzwischen lebt Dorothea Güssow-Nattenberg seit vielen Jahren im Raum Köln/Bonn. Sie hat mit 57 Jahren noch geheiratet und wurde mit 65 Witwe. Sie ist pensioniert und bringt sich beim überkonfessionellen „Frühstückstreffen für Frauen“, evangelistischen Einsätzen in der Gemeinde und neuerdings auch bei einem Gesprächscafé ein. An ihrem Grundanliegen, auf Menschen persönlich zuzugehen und sie mit Christus in Kontakt zu bringen, haben alle Umbrüche in ihrem Leben nichts ändern können. Sie ist und bleibt Missionarin. Wie gut, dass die junge Christin ihre Berufung seinerzeit in Berlin nicht an ihren damaligen Campus-Kollegen festgemacht hat! Andrea Wegener

„Würdest du

auch mitarbeiten, wenn wir

nicht mehr da wären?“

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Sehnsucht nach Frieden Meine Frau Karin und ich besuchten letztes Jahr ein Wellness-Paradies. Zu unseren 50. Geburtstagen hatten wir einen Aufenthalt dort geschenkt bekommen. Wir genossen die kreativ gestaltete Saunalandschaft und waren beeindruckt von den vielfältigen Angeboten an Massagen und Bädern. Das nicht ganz billige Hotel war beinahe ausgebucht. Viele Menschen haben offensichtlich Sehnsucht nach paradiesischem Wohlbefinden und lassen sich dies etwas kosten. Diese Sehnsucht teile ich, denn ich spüre wie alle Menschen auf dieser Welt, dass wir aus dem Paradies verstoßen sind. Als Christ weiß ich, dass ein paradiesischer Ort ohne Leid und Krankheit in dieser Welt nicht wieder entsteht. Die Sehnsucht bleibt, und wenn man genau hinsieht, dann zielt sie nicht nur auf einen wohligen physischen Zustand. Im Paradies stand die Beziehung zu Gott im Vordergrund. Er hat den Menschen aus Liebe geschaffen und freute sich jeden Tag an ihm. Zu Wellness im Paradies gehörte es, mit Gott im Reinen zu sein. Der Mensch sehnt sich auch nach diesem geistlichen Zustand. Das Schöne ist, dass uns geistliche Wellness vor 2000 Jahren zugänglich gemacht wurde und wir Frieden mit Gott haben können. Ich möchte regelmäßig ins Wellness-Center Gottes gehen und mich durch Umkehr und Vergebung reinwaschen lassen von dem Schmutz des Alltags. Ich möchte auftanken und dann begeistert andere einladen zu einem ersten oder auch wiederholten Reinigungserlebnis. Aus dem Frieden mit Gott heraus kann ich liebevolle Beziehungen mit Menschen gestalten und auch die körperliche Seite mit Ernährung, Pflege und Sauna genießen. Das ist die umfassende Wellness, nach der sich Menschen sehnen. Clemens Schweiger Missionsleiter von Campus für Christus

IMPRESSUM Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100 262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: Impulse@Campus-D.de, Internet: www.Campus-D.de Redaktion: Hauke Burgarth, Andrea Wegener, Judith Westhoff Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Welpdruck, Wiehl, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Erscheinungsweise: vierteljährlich Bezug: Schutzgebühr 1,70 E. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfCFörderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Datenverarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Volksbank Mittelhessen, Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Anzeigenverwaltung: Monika Möhlmann, Tel. (0641) 975 18-19, Monika.Möhlmann@Campus-D. de Vertrieb: Campus für Christus Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustrationen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: Bildnachweis am Foto, privat oder Archiv. Campus für Christus versteht sich als Missionsbewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. GAiN ist der Partner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe. Arbeitszweige: Studentenarbeit, Berufung leben, Mission Welt, Film- und Internet, Professorenforum, Athleten in Aktion, Crown Life, Ehe und Familie Missionsleitung: Clemens Schweiger (Leiter), Klaus Dewald (stellvertretender Leiter), Gerhard Triebel (Geschäftsführer) Vorstand: Jochen Detlefsen, Klaus Dewald, Bernd Edler, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Gerhard Triebel, Christian Vollheim (Vorsitzender). Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenänderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich widersprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adressänderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Widerspruch an die zuständigen Zustellpostämter weiterleiten.

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I NT E RV I E W

Sport, Spaß und Tiefgang „Athleten in Aktion“ auf die Finger geschaut

Auckland, Neuseeland: Bilder, die ich davon gesehen habe, begeistern mich und lassen mich an „hippen“ Lifestyle denken. Das sieht nach „richtiger“ Stadt aus, aber nicht nach „Moloch“, lässt an Urlaub denken, aber nicht an „Ballermann“. Ich könnte mir vorstellen, dass manch einer gern dahin auswandern möchte. Einen kenne ich, der von dort wegging: Kevin Wood, Leiter von „Athleten in Aktion“, einem Arbeitszweig von Campus für Christus, wurde in Auckland geboren und hat sich dennoch für Deutschland entschieden – ein kühles, wolkiges Land ohne Pazifik. Irgendwie hat es gefunkt zwischen den beiden. „Liebe auf den ersten Blick“ nennen das manche. Andere sagen Berufung dazu. Abgesehen von unserem Land liebt er noch Jesus, seine Frau, ihre gemeinsamen drei Kinder und den Sport. In Berlin, wo er wohnt und arbeitet, spielt er hobbymäßig Basketball. Damals, in Neuseeland, hat er auch Rugby gespielt. Das sei eine von Gentlemen gespielte Raufbold-Sportart, habe ich gelesen. Beim Interview habe ich vom Raufbold nichts mitbekommen, wohl aber die Ausstrahlung eines Gentlemans. Kevin, du bist von Beruf Elekrotechnik-Ingenieur mit Schwerpunkt Telekommunikation. Wie nennt sich der Beruf, den du heute ausübst? Das ändert sich immer mal. Christen nennen mich Sportmissionar, für die Sportler und Vereine, mit denen ich arbeite, bin ich Sportpastor oder Sportseelsorger, für

Sport ist eine universelle „Sprache“, in der es um viel mehr geht als die Frage, wer gerade den Ball hat. F O T O S : AT H L E T E N I N A K T I O N / P R I VAT

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Kevin Wood (li.) ist eigentlich eher ein Mensch der leisen Töne. In der Arbeit von Athleten in Aktion führt gemeinsames Schwitzen und Kämpfen immer wieder zu tiefen Gesprächen (re. eine Fahradtour im Allgäu).

die Jugendlichen meist einfach Coach oder Mentor. Wie kam es dazu, dass du deine Heimat Neuseeland verlassen hast? In der Schule hatte ich als Sprachen Deutsch und Französisch belegt. Für mich war klar, dass ich nach der Schule eine Zeitlang Auslandsluft schnuppern wollte. Wir hatten eine Zeitlang einen deutschen Austauschschüler bei uns wohnen, mit dem ich mich super verstand. So hat sich ergeben, dass ich für ein Jahr nach Deutschland ging. Ich kann nicht sagen, wie oder warum, aber ich hatte sehr schnell die innere Überzeugung, dass meine Zukunft in Deutschland liegt. Da wollte ich unbedingt wieder hin! Ich ging aber erst einmal zurück nach Neuseeland, um zu studieren, und habe danach auch noch ein paar Monate gearbeitet, um Geld zusammenzubekommen. Doch dann habe ich meine Sachen gepackt, weil ich nach Deutschland wollte. Dahin bist du aber nicht auf direktem Weg gegangen … Das stimmt. Ich wollte erst noch Urlaub machen und reisen. Ich flog nach Kanada, wo ich tatsächlich hängengeblieben bin. Kanada war traumhaft! Nach 9 Monaten wusste ich, dass ich jetzt aber wirklich nach Deutschland gehen musste, weil ich Kanada sonst nicht mehr verlassen würde. Es gab dann aber noch einen Zwischenstopp. Meine Schwester wohnte in London. Ich dachte, die kann ich ja vorher auch noch besuchen, und dieser Besuch dauerte weitere 7 Monate, in denen ich als Ingenieur gearbeitet habe. Dann kam endlich Deutschland an die Reihe? Ja, 1999 war es soweit. Ich habe meine Arbeit in London gekündigt und kam nach Deutschland. Ehrlich gesagt, immer noch mit ein paar Besuchs-Umwegen innerhalb Europas. Aber irgendwann war ich bei Freunden in Augsburg gelandet. Kein

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Scherz: Ich habe dort die Zeitung aufgeschlagen und eine Anzeige der Londoner Firma gefunden, bei der ich zuvor gearbeitet hatte. Sie haben Leute in Deutschland gesucht. Alles hat super gut gepasst. Wenig später fing ich in München an zu arbeiten. Wie bist Du dann zu Athleten in Aktion (AiA) gekommen? Das war noch im selben Jahr. Silvester 1999/2000 war ein Riesenereignis. In London hatte ich die Tochter des südafrikanischen Leiters von AiA kennengelernt, die mich später einlud, an einem Beach-Volleyball-Projekt in Südafrika teilzunehmen. Ich war natürlich dabei. Bei der Gelegenheit habe ich AiA kennengelernt und war begeistert, wie einfach man mit Leuten ins Gespräch kommen konnte. Der Sport war wie eine Tür: Man hatte Spaß zusammen, lernte sich kennen und war sehr schnell auch bei Glaubensthemen. Zurück in Deutschland habe ich sofort AiA Deutschland kontaktiert, weil ich mitarbeiten wollte. Seit 2002 bist du Mitarbeiter bei AiA, seit 2007 in Berlin. Wie kann man sich deinen Arbeitstag vorstellen? Das allermeiste läuft über Beziehungen. Man muss es mögen, ständig mit Leuten zu tun zu haben und immer wieder auf Menschen zuzugehen. Ein normaler Tag könnte z.B. so aussehen: Morgens treffe ich mich mit Sportlern zu einer Bibelgesprächsgruppe. In solchen Gruppen geht es ganz klar um geistliche Themen, obwohl natürlich immer auch Platz für persönliche Belange ist. Aber die, die hier teilnehmen, wissen, dass es primär um Glaubensfragen geht. In Berlin gibt es gerade eine neue Gruppe, in der Trainer, Physiotherapeuten und Leistungssportler zusammenkommen. Mittags treffe ich mich dann vielleicht mit einem Sporttrainer, einfach um ihn kennenzulernen und Freundschaft zu schließen. Und zum Kaffee treffe ich mich mit ehrenamtlichen Sportlern. Hört sich nach viel Essen und Trinken an … Auch, aber wie gesagt, vor allem geht es um Beziehungen. Ohne die läuft nichts in unserer Arbeit. Aber natürlich gibt es auch für mich und meine Kollegen Schreibtischarbeit und Organisatorisches. Wir bieten ja Freizeiten, Camps und Seminare an. Die müssen geplant, organisiert und durchgeführt werden. Und wir arbeiten mit Gemeinden zusammen, die selber eine Sportarbeit in ihrem Umfeld aufbauen wollen, und helfen ihnen dabei, dass das Ganze funktioniert. Das alles ist sehr zeitintensiv, auch wenn es sich für manch einen so anhört, als würde man nichts anderes tun, als seinem Hobby nachzugehen.

Der Sport war wie eine Tür: Man hatte Spaß, lernte sich kennen und war sehr schnell auch bei Glaubensthemen.

Was Teilnehmer von Freizeiten erwarten, ergibt sich meist aus dem Programm: Spaß, Schulung in einer bestimmten Sportart oder Urlaub. Was erwarten die, die in sich außerhalb dieser offiziellen Angebote an euch wenden?

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Infos unter: www.aiadeutschland.de Freizeitkatalog anfordern unter: info@aiadeutschland.de

Das ist unterschiedlich. Meist brauchen sie Unterstützung in Lebens- oder Persönlichkeitsfragen. Vor einiger Zeit z.B. kam die Mutter eines sehr begabten BasketballSpielers zu mir, mit der Bitte, mich um ihren Sohn zu kümmern. In diesem Fall reden wir nicht von einem Hobby-Spieler, sondern von jemandem, der schon in der U16Nationalmannschaft spielte. Er, und vor allem die Mutter, hat große Ambitionen, was die sportliche Zukunft des Jungen angeht. Man kann nicht in dieser Liga spielen und gleichzeitig ein „Weichei“ sein. Was immer die Mutter im Kopf hatte: Es war schon klar, dass es bei den beiden um eine vielschichtige Sache ging. Der Junge wollte sich gern mit mir treffen – wir kannten uns schon –, aber die Mutter hat mich erstmal unter die Lupe genommen und mich nach meinem Plan für ihren Sohn gefragt. Ich habe ihr gesagt, was wir immer sagen: „Alles, was wir machen, fängt mit dem Menschen an und nicht mit dem Sport.“ Sie hat sich darauf eingelassen. Wie geht es dann weiter? In den ersten Treffen gehe ich normalerweise immer 1. Mose 1 mit den Leuten durch und frage sie, woher sie ihren Wert holen. Das ist enorm wichtig für Sportler. Man muss eine Menge einstecken können, speziell im Leistungssport. Wie verkraftet man Niederlagen und Entbehrungen? Und wie Erfolg? Holt man seinen Wert aus Siegen und der Anerkennung anderer, oder hat man andere Quellen? Was den Jungen angeht, war das eine ganz tolle Erfahrung. Gleich im ersten Treffen hat er geäußert, dass er seinen Wert von Gott beziehen wolle. Er hatte schon an Freizeiten anderer christlicher Organisationen teilgenommen und wusste deswegen manches über den Glauben, aber dass es so zügig voranging, hat mich dennoch überrascht und sehr berührt. Kurz gesagt: er hat sich bekehrt.

Was genau bietet ihr an für die, die nicht im Leistungssport tätig sind, aber Spaß am Sport haben? Wie gesagt, wir bieten Freizeiten, Camps und persönliche Unterstützung. Wir haben Angebote im Bereich Mountainbiking, Skifahren, Fußball und Basketball. Und das für Kinder und Erwachsene. Außerdem haben wir gute Erfahrungen mit unserer Basketball-Trainerfortbildung gemacht. Zielgruppe sind Trainer aller Level, die eingeladen werden, sich von erfahrenen Coachs oder Spielern – oft aus dem Ausland – weiterbilden zu lassen. Zudem möchten wir auch möglichst viele Sportler anleiten, ihre Sportwelt für und mit Jesus zu erreichen. Was habt ihr in nächster Zukunft vor? Wir machen natürlich weiter mit dem, was wir bisher gemacht haben. Aber besonders am Herzen liegen uns die Tagescamps in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, denn dort kann sich das Anliegen von AiA erst so richtig multiplizieren. Wir lieben den Sport, wissen aber dennoch, dass der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Lebens Gott und nicht der Sport sein muss. Zum Glück schließen sich die beiden nicht aus. Wir haben erlebt, dass Sport eine super Sache ist, nicht nur weil er Spaß macht, sondern auch, um mit Leuten in Kontakt zu kommen. Unsere Erfahrung ist: Menschen haben großes Interesse an beidem: Sport und Glauben. An der Sporthochschule Köln z.B. kamen 50 Studenten zu einem Weihnachtsgottesdienst. Dort entwickeln wir jetzt ein regelmäßiges Angebot mit, um Glaubensthemen aufzugreifen. Besonders die Erstsemestler interessieren sich noch für den Glauben. Mit dem Interesse geht es oft bergab, je länger sie studieren. Wir helfen, dass ihr Glaube die Uni nicht nur „überlebt“, sondern wächst und gedeiht! Was Gemeinden angeht: Die kann ich nur ermutigen, in ihrer Stadt eine kleine

Sportarbeit anzufangen. Damit kann man seinen Mitmenschen leicht und natürlich einen Zugang zu Christen und zum Glauben geben. Behörden und Eltern freuen sich auch oft über ein solches Engagement. Und wie genau kann man das machen? Man muss eigentlich nur schauen, was die eigenen Leute lieben. Ist es Fußball, Radfahren oder Tanz? Was immer es ist: Es wird andere geben, die das auch mögen. Und da kommen wir „ins Spiel“. Wenn eine Gemeinde noch unsicher ist und sich nicht allein traut, dann können sie uns buchen, damit wir bei der Umsetzung z.B. eines Tagescamps oder Turniers helfen. Ende Juli (26.-29.7.) werden wir in Engstingen ein Mustercamp anbieten. Eine prima Gelegenheit für alle, die sich noch nicht sicher sind. Hier kann man live erleben, wie Sport und Glaube unter einen Hut gebracht werden und wie das von allen im Ort super angenommen wird! Das Interview führte Judith Westhoff

Wir brauchen Ihre Hilfe! Um das Evangelium unter Sportlern weiter publik zu machen, brauchen wir Ihre Hilfe. Insbesondere gilt das für die evangelistischen Camps unter Kindern und Jugendlichen mit ihrem hohen Mitarbeiterbedarf. Jede Spende hilft! Spendenkonto: Campus für Christus, Volksbank Mittelhessen, BLZ 513 900 00, Kto. 501 688 08 Verwendungszweck: „Sport“

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IM BLICKPUNKT Heartbeat Tallinn

Gott kennen – von ihm reden

„Komm herüber und hilf uns!“

Stadtaktion Chemnitz

Dieser „traumhafte“ Ruf führte Paulus und mit ihm das Evangelium nach Europa. Vor kurzem erklang der Ruf wieder – Christen und christliche Leiter aus Estland wandten sich an Campus für Christus in Westeuropa: Könnt ihr uns helfen, unser Land zu erreichen?

„Gott kennen ist Leben!“ Zu diesem Schluss kam Leo Tolstoi im Russland des 19. Jahrhunderts. „Gottkennen.de bringt dieses Leben heute nach Chemnitz.“ Das wird – hoffentlich – das Ergebnis der Stadtaktion, die vom 20. Mai bis 10. Juni in Chemnitz stattfindet.

So wuchs die Idee, unsere europäische Mitarbeitertagung, die alle vier bis fünf Jahre irgendwo in Europa stattfindet, nach Tallinn zu verlegen – aber diesmal sollte es keine Tagung werden, sondern ein Einsatz mit sozialen Projekten, evangelistischen Aktionen und viel Herzblut. Vom 24. bis 29. Juli werden über 1.000 Campus-Mitarbeiter aus ganz Europa unter dem Motto „Heartbeat (Herzschlag) Tallinn“ in die baltische Hauptstadt kommen. Ende März gab es vor Ort eine Pressekonferenz, bei der bereits Überraschendes deutlich wurde: Nicht nur die örtliche Arbeit von Campus für Christus mit 21 Mitarbeitern zeichnet sich für diesen Einsatz verantwortlich, in erster Linie sind es die estnischen Kirchen und Gemeinden. Jaan Tammsalu, Superintendent der Lutheraner, sieht sich an die Zeit der „Singenden Revolution“ um 1990 erinnert: „Viele unserer Lieder damals waren gesungene Gebete. An dieses Bewusstsein, dass wir Gott brauchen, möchten wir wieder anknüpfen.“ Außerdem – und das ist im postkommunistischen Estland bereits ein kleines Wunder – unterstützt die Regierung der Landeshauptstadt den Einsatz aktiv. Der Direktor der Stadtverwaltung von Tallinn, Mihhail Korb, erwartet, dass von Heartbeat Tallinn Zeichen der Hoffnung ausgehen: „Es geht um Grundwerte, die nicht von der Zeit oder der Tagespolitik überwältigt werden.“ Andrea Wegener von Campus für Christus Deutschland ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Aktionswoche mit verantwortlich. Sie ist begeistert von der Offenheit und den Möglichkeiten in dem kleinen Staat. „Das Wohlwollen von Verantwortungsträgern in Tallinn und die Einigkeit der Christen sind nicht selbstverständlich. ‚Heartbeat Tallinn’ ist mehr als eine Idee, die wir umsetzen wollen. Hier Hauke Burgarth hat Gott selbst eine Tür geöffnet.“

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Die Regierung der Landeshauptstadt unterstützt den Einsatz aktiv, das ist im postkommunistischen Estland ein kleines Wunder.

Die Pressekonferenz (oben) in der estnischen Hauptstadt (unten) unterstrich das gemeinsame missionarische Anliegen für den kleinen Staat.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 13 Kirchen und Gemeinden arbeiten bereits intensiv daran, dass genau das geschieht: Spuren des Lebens entstehen in der Stadt und – ganz Noch ist die Zeit der wichtig – bleiben auch Vorbereitung, doch die Chemnitzer Christen über die befristete freuen sich schon auf Aktion hinaus. Groß- den Startschuss der en Zuspruch fand am Gottkennen-Stadtaktion 31. März ein Schu- im Mai. lungstag mit Impulsreferat von Pastor Ulrich Parzany. Er motivierte die Chemnitzer Christen dazu, den Aktionszeitraum aktiv zu nutzen, um Jesus in der Stadt zum Thema zu machen. So freuen sich die Chemnitzer bereits auf die Möglichkeit, gestützt durch die Internetseite www.GottkennenChemnitz.de, das Gespräch mit ihren Nachbarn zu suchen – ob über Kontaktaufnahme per Mail oder direkt an der Haustür. Christfried betont: „Ich werde E-Coach, weil ich als Christ eine hohe Lebensqualität habe, die ich anderen weitervermitteln möchte“, und Lea, eine Schülerin, ergänzt: „Gerne möchte ich die Fragen von Menschen nach Gott beantworten. Alle sollen von Gottes Gnade Hauke Burgarth erfahren“.

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NO R D K O R E A

Kinder wollen lachen

F O T O S : C L A U D I A D E WA L D

Die Leiterin des Waisenhauses ist begeistert von der Babynahrung und freut sich auf weitere Lieferungen.

Am 15. April feierte Nordkorea den 100. Geburtstag seines Gründers Kim Il Sung. Er wurde schon zu Lebzeiten wie ein Gott verehrt, vor seinen Standbildern müssen sich alle verneigen. Wenn Christen ihren Glauben offen bekennen, werden sie hart verfolgt. Ob die neue Regierung Nordkoreas offener und liberaler agieren wird? Als die GAiN-Mitarbeiter Raphael F. und Claudia D. im Dezember 2012 und einer Kollegin der Partnerorganisation „Agape International“ in Nordkorea die Heime besuchte, die Babynahrung von GAiN erhalten haben, waren sie gespannt. Drei Transporte hatte GAiN im Jahr 2011 nach Nordkorea geschickt. Ob sie angekommen waren? Überrascht stellten sie kleine positive Veränderungen im Land fest. Die ständigen Begleiter und die Menschen, denen das GAiN-Team begegnete, waren nicht mehr so scheu, ängstlich oder misstrauisch wie bei den Besuchen zuvor. Pjöngjangs Stadtbild zeigte sich an manchen Stellen moderner. Raphael F. berichtet von einem Besuch im Waisenhaus: „Wir gehen in eine der Klassen mit sechsjährigen Jungen und Mädchen. Sie sitzen dicht gedrängt auf ihren kleinen Schul-

bänken, eingepackt in dicke Jacken. Mit verunsicherten Blicken schauen sie uns an und warten, was passiert. Die Lehrerin stimmt ein Lied an, alle Kinder fallen lautstark mit ein und wiegen auf Kommando plötzlich den Kopf hin und her. Dann packt unsere Kollegin ein paar Fotos aus, die sie beim letzten Besuch von den Kindern gemacht hat. Plötzlich löst sich die Anspannung und voller Gelächter stecken sie ihre Köpfe zusammen. Wir teilen Papier und Stifte aus, und während die Kinder malen, nutze ich die Gelegenheit, die Lehrerin zu fragen, warum manche Kinder hier im Heim sind. Sie zeigt mir den kleinen Kim Chol Guk. Er ist seit zwei Jahren hier, weil damals angeblich beide Eltern bei einem Unfall in einer Kohlengrube gestorben sind. Die Heimleiterin erzählt uns, dass die Kinder fast ausschließlich Reis und grob

gemahlenen Mais, den sie nicht richtig verdauen können, essen. Proteine fehlen gänzlich. Unsere Babynahrung war die erste Lieferung dieser Art, die sie je bekommen hat. Die Kinder mochten vor allem die Gläschen mit Obstbrei. Jedes der 317 Kinder bekam pro Tag ein Gläschen, und so reichte die Lieferung für fünf Monate. Auf die weitere Ladung von uns muss sie warten, weil der Transport per Zug erfolgt und dieser wegen Strommangel steckengeblieben ist. Sie dankt uns mehrmals für die Kindernahrung und freut sich darauf, bald mehr zu erhalten.“ Raphael F. und sein Team mussten die Besuche in den Heimen abbrechen, als bekannt wurde, dass Machthaber Kim Jong Il verstorben war. Aber GAiN hat in zwei Regionen Nordkoreas weiterhin Kontakt zu Waisenheimen, Krippen und Kliniken, die ihre Kinder nicht ausreichend ernähren können. Jedes Jahr sollen dort jetzt vier Container mit Babynahrung aus Deutschland ankommen. Birgit Zeiss

Im Winter sitzen diese Kinder frierend in den Klassenzimmern. Weil sie kaum Vitamine und Proteine zu essen bekommen, werden sie oft krank.

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UNI-A R BE IT

Applaus in der Mensa

„Es lohnt sich, mit Menschen über Jesus zu reden. Sie sind viel offener, als man glaubt. Und ich möchte raus aus meinem ‚Lampenladen’ und dort ein Licht sein, wo es dunkel ist.“ Eine Studentin

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München, Mensa der Ludwig-Maximilian-Universität, der größten Uni Deutschlands. Es ist Mittagszeit. Trotz der vorlesungsfreien Zeit ist die Mensa gut gefüllt. Irgendwo steht jemand auf und bleibt stehen. Dann noch jemand. Und noch jemand. Immer mehr. Überall verteilt im lichtdurchfluteten Speisesaal stehen jetzt Studenten. Auf einmal singen sie: „Vielen Dank für Essen und Trinken …“ Verwirrung. Große Augen überall. Lächeln auf den Gesichtern. Was geschieht hier? 60 Leute stehen verteilt über die ganze Mensa und singen „Halleluja, lobet Gott“! Dann ist das Lied vorbei und alle setzen sich wieder. Jemand fängt zaghaft an zu klatschen. Als ich mich setze, fragt der Student neben mir: „War das ein Flashmob?“ – „Ja, genau, wie fandest du‘s?“ – „Cool. Wer seid ihr? Was macht ihr hier?“ – und schon waren wir mitten im Gespräch. Bald brodelt es in der ganzen Mensa von Gesprächen über Christen, Glauben, Jesus. Als ich später meinen Teller zur Rückgabe bringe, sehe ich überall Studenten, die anhand von Soularium-Karten (Fotokarten, die zum Gesprächseinstieg verwendet werden) mit anderen über Jesus reden. Einige lesen das Heft „Gott persönlich kennenlernen“ vor und reden darüber. Ein Teilnehmer sagt später dazu: „Es gibt nichts Schöneres, als einem Fremden zuzuschauen, wie er sich für Jesus öffnet.“ Diese Aktion gibt einen kleinen Eindruck aus der ersten Märzwoche wieder, als es zum zweiten Mal hieß: „Campus meets Munich“. 40 Studenten aus ganz Deutschland waren gekommen, auch die Münchner Campus-Gruppe war trotz Prüfungszeit von Anfang an mit dabei. Die Zeit war geprägt von Stille am Morgen, thematischen Einheiten und Lobpreis am Vormittag, Aktionen

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Campus meets Munich – Eine Woche mit Folgen

am Nachmittag und Reflexion darüber am Abend. Neben Flashmobs in der Mensa und der U-Bahn gab es auch Theaterstücke in U-Bahn-Stationen, Kaffee-Ausschank in Wohnheimen oder nachts vor Diskotheken und am Bahnhof und vieles mehr. Das Ergebnis: Auch Studenten, die sich vorher als „Evangelisationsallergiker“ beschrieben, erlebten gute Gespräche mit Noch-Nicht-Christen. Und beratschlagten anschließend gemeinsam, wie sie diese Dynamik mit nach Hause an ihren Uni-Ort und in ihre Campus-Gruppe mitnehmen können. Ich habe mich über die Aktionen in München gefreut – aber ich bin geradezu begeistert, wenn ich darüber nachdenke, dass in der nächsten Zeit etliche der 2,4 Millionen Studenten in Deutschland jemanden kennenlernen werden, der Jesus nachfolgt. Max Richter, Leiter der Studentenarbeit

Es sind die Führungskräfte von morgen, die sich in der Uni-Mensa zum Essen treffen. MIt einem christlich geprägten Programm rechnen sie nicht, aber viele reagieren positiv darauf und fragen neugierig nach.

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IM BLICKPUNKT

Ein System kommt ins Wanken

Ein Traum wird wahr!

Studentenarbeit in Chile zwischen Straßenkampf und Bibelarbeit

Russische Ehepaare fragen nach Gottes Plan für ihre Familie

Chile – ein Land voller Gegensätze: Anden und Pazifik, Seelöwen und Straßenköter, Coca Cola und Kuchen. Vieles scheint ganz anders zu sein als bei uns, und doch gibt es immer wieder überraschende Gemeinsamkeiten. Dies unterstreicht Lisa Dobernecker, die bereits von Oktober 2010 bis Juli 2011 zu einem Jahreseinsatz im Land war. Inzwischen hat die 23-Jährige ihr Master-Studium Psychologie in Leipzig wieder aufgenommen und engagiert sich in der dortigen Campusgruppe.

Kann es etwas Besseres geben? Missionare kehren nach Hause zurück, aber ihre Arbeit geht weiter.

Wassili, Gemeindepfarrer in Kropotkin, hatte sie zu der Schulung eingeladen. Er selbst und seine Frau Elena besuchten 2009 eine ähnliche Schulung und leiteten danach verschiedene Kleingruppen. Nun möchten sie ihre Erfahrungen weitergeben. Ebenfalls mit dabei: Achim und Constanze Gramsch aus Deutschland. Die beiden Campus-für-Christus-Mit-

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F O T O : C L A U D I A D E WA L D

„Bildung ist in Chile privatisiert und somit kein Zuckerschlecken. Das Studium ist teuer, aber deswegen noch lange nicht qualitativ hochwertig. Auch aus diesem Grund demonstrieren immer wieder Studenten und Professoren für bessere Studienbedingungen. Die Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Polizei gleichen dabei manchmal einem Straßenkampf: Molotow-Cocktails und Tränengas sind an der Tagesordnung. Das System ist ins Wan- Lisa Dobernecker lebte ein ken gekommen.“ Lisa Dobernecker hat es selbst erlebt, dass junge Jahr lang in Chile. Chilenen dadurch offen sind für Christen, die ihren Glauben praktisch und authentisch leben. Und sie setzt große Erwartungen in einen Einsatz, der für diesen Spätsommer geplant ist: Zusammen mit einem Team Freiwilliger wird sie die Campus-Studenten in Viña/ Valparaiso vier Wochen lang unterstützen. Sie wollen Gottes Liebe weitergeben und praktisch anpacken, wo Hilfe gebraucht wird – sei es in Erdbebengebieten oder im Waisenhaus um die Ecke. Es geht auch darum, neue Studenten kennenzulernen, Sprachclubs zu beginnen und Kommen Sie mit nach Chile einheimische Studenten zu begleiten. Aus Noch sind Plätze frei! Erfahrung weiß sie: „Wir werden natürlich Zeit: 15.8. bis 15.9. auch in Santiago unterwegs sein und Zeit Kosten: 1.000 E zzgl. Flug (ca. 1.000 E) für die Sonne und den Pazifik haben.“ Anmeldeschluss: 15. Mai. Kontakt: Lisa.Dobernecker@Campus-D.de Hauke Burgarth

Die Ehepaare, die gespannt im Raum sitzen, kommen aus Rostov, Elista, Ust-Labinsk, Krasnodar. Sie alle sind in die südrussische Kleinstadt Kropotkin gekommen, um zu lernen, wie sie in ihrer Umgebung Kleingruppen für Ehepaare initiieren und leiten können.

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Achim und Constanze Gramsch leben mit ihren drei Töchtern in Deutschland. Sie betreuen weiterhin Ehepaare wie Jaschna und Oleg in Russland.

Leben aus dem Koffer Mit dem „Seminarkoffer“ in Gemeinden unterwegs

arbeiter haben mit ihrer Familie 18 Jahre in Russland gelebt. Seit letztem Jahr sind sie zurück in Deutschland, die Arbeit in Russland aber geht weiter. Weil sie die Not sehen und ihr Herz für die Menschen dort schlägt, zieht es Ehepaar Gramsch immer wieder nach Russland, um Menschen wie Wassili zu unterstützen. Am nächsten Tag folgt die zweite Veranstaltung: „Unvergessliche Zeit zu zweit“, ein Seminar für Ehepaare. 55 Paare sind in die liebevoll geschmückte Baptistenkirche gekommen, um sich Gottes Plan für ihre eigene Ehe erklären zu lassen. „Wir haben uns echt gefreut, wie sicher und natürlich Wassili am Pult steht und redet“, sagt Achim Gramsch. Eine Teilnehmerin hält fest: „Ich bin jetzt vier Monate verheiratet, und manchmal kam mir der Gedanke, ob die Hochzeit nicht doch ein Fehler war. Eure Ausführungen haben mir diese Zweifel genommen, und ich bin nun sicher, dass mein Ehemann das richtige Geschenk Gottes für mich ist.“ Judith Westhoff

Zeit zu Zweit Sind Sie an einem Ehewochenende in Deutschland interessiert? Nähere Infos: gemeinsam-e1ns.de

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Interessant: Sterbende bedauern vor allem, wenn sie ihre Berufung verpasst haben.

Tram in Krasnodar, 710 000 Einwohner, in dessen Region auch die Kleinstadt Kropotkin liegt.

„Kommst du mal wieder?“, fragt mein Chauffeur aus der Gemeinde, der mich zum Zug bringt. Ein Seminartag am Rand von Berlin liegt hinter uns – die erste Begegnung zwischen der Gemeinde und mir. Wir haben den Draht zueinander gefunden. „Lebensverändernde Kleingruppen“ war unser Thema, und „Ich – als Leiter!?“ Zur Einladung kam es, weil jemand aus Berlin ein Seminar aus unserem „Koffer“ miterlebt hatte und davon begeistert war. Diese Seminare führen an verschiedene Aspekte von Gottes Berufung heran. „Jetzt suchen wir erst einmal einen Referenten für das Thema Kleingruppen. Aber ich hätte gern anschließend so ein Berufungsseminar“, höre ich schon beim ersten Telefonat. Später folgt die Information: „50 Personen haben sich angemeldet, das ist super.“ Ich finde es erstaunlich, wäre auch für eine kleinere Gruppe angereist. Dass Berufung mein Thema ist, bekommen die Zuhörer schnell mit. Eine Teilnehmerin stellt mir dazu eine Frage, die sie bedrückt. Ich verweise sie auf den Bericht einer australischen Autorin, die Sterbende ausführlich befragt hat, was sie im Rückblick auf ihr Leben am meisten bedauern. An erster Stelle steht die bittere Erkenntnis: Ich habe so gelebt, wie andere es erwartet haben, statt mir selbst treu geblieben zu sein. Mit anderen Worten: Sterbende bedauern vor allem, ihre Berufung verpasst zu haben. Am Ende des Tages sind die ausgelegten Informationen über unseren Seminarkoffer Der Seminarkoffer verschwunden – mitgenommen von Interessierten. Der „Seminarkoffer“ lässt sich unter www.berufungleben.eu Friedemann Schwinger, öffnen. Sie können den Inhalt Leiter von „Berufung leben“

aber auch per Post bekommen – Anruf genügt: Tel. 0351-84 00 658


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IM BLICKPUNKT

Handeln statt spenden Wenn Sie mehr tun wollen als

Beeindruckend!

spenden, wenn Sie bereit sind, selber in Katastrophengebieten

Zahlen sagen nicht alles – aber vieles

mit anzupacken, dann bewerben Sie sich jetzt bei DART:

Bei CrownLife, dem finanzorientierten Arbeitszweig von Campus für Christus, spielen auch die „roten Zahlen“ immer wieder eine Rolle, doch nicht nur sie: 2–15 Teilnehmer haben jeweils die Kleingruppenkurse „Finanzielle Freiheit erleben“ durchgearbeitet. 10 Jahre lang ermutigen und befähigen die Finanzkurse Menschen bereits zu einem geistlichen Umgang mit ihrem Geldbeutel – egal, wie viel darin ist. Herzlichen Glückwunsch! 13.000 Besucher waren auf Veranstaltungen zum Thema „Haushalterschaft“. 70% Spendenanstieg verzeichneten Gemeinden, die Finanzkurse für ihre Mitglieder angeboten haben. 80% der Teilnehmer sind auch danach am Thema drangeblieben und konkrete Schritte gegangen. 38% davon konnten ihre Schulden reduzieren, 27% haben mehr und anders gespart als vorher. 100%ig sinnvoll sind die „eigenen“ Zahlen, die den Teilnehmern der Finanzkurse dabei helfen zu begreifen, was sie wirklich brauchen, zu verstehen, was „genug“ ist, und zu erleben, dass sie das, was darüber hinausgeht, sinnvoll ins Reich Gottes investieren können. Hauke Finanzielle Freiheit erleben Burgarth Die nächsten Finanzkurse – auch in Ihrer Umgebung: crownlife.de

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„Ich lernte, meine Bedürfnisse in Absprache mit Gott zu definieren, und mit ihm zu besprechen, was mit dem Rest geschehen soll.“ Ein Kursteilnehmer

www.dartgain.eu

Dart@GAiN-Germany.org

Nicht erst ein (Beinahe-)Staatsbankrott wie in Griechenland mit der verbundenen Eurokrise zeigt uns von Nachrichtensendung zu Nachrichtensendung, wie wichtig Zahlen sind. Sie sind nicht das Leben – richtig! –, aber sie unterstreichen eindrucksvoll, welche Auswirkungen das Leben hat.

BERLIN CVJM-Jugendgästehaus in Kaulsdorf. Ideal für Schulklassen, Jugendgruppen, Kleingruppen und Familien zum Urlaub oder Wochenendtrip in der Großstadt. Direkte SBahnanbindung. ÜN inkl. Frühstück ab 20,50€. Tel.(030)56588477 info@cvjmjugendgaestehaus-berlin.de

250 m v. Berliner Hauptbahnhof Zentral und doch ruhig im Grünen Doppel- u. Vierbettzi. mit Bad/WC Familienlounge

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[selig schlafen

Telefon (030) 39 83 50 - 500 gaestehaus@berliner-stadtmission.de www.jgh-hauptbahnhof.de

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FREIZEITEN & SEM INARE 2012

Mehr Infos und weitere Veranstaltungen: www.cfc-veranstaltungen.de oder Tel. 0641-97518-0

Machen Sie mit!

Juni 10.-16.6. 17.5. 20.5-10.6. 11.-24.6. 18.-29.6. 22.-24.6. 30.6.

Mountainbike Camp, Bergheim Unterjoch im Allgäu ab 18 Jahre, 260 E 10.30 Uhr: Eröffnungsgottesdienst Stadtaktion Chemnitz, Freilichtbühne Schlossteichinsel Stadtaktion „Gottkennen“ in Chemnitz, Vielfältige Aktionen der Chemnitzer Gemeinden in der Stadt Nacharbeit zur Stadtaktion Chemnitz: Vertiefung von Kontakten, Veranstaltungen und Feste in Kirchen und Gemeinden Fußballtour in Uganda, Fußballcamp und praktischer Einsatz im Waisenhaus, ab 18 Jahre, 350 E zzgl. Flug Gemeinsam E1NS – ein Wochenende zu zweit, Spreewald Parkhotel, Berlin/Spreewald, 299 E pro Paar inkl. Unterkunft Eheseminar in Memmingen (Tagesseminar)

mit Herz. Armenien entdecken Erleben Sie die älteste christliche Nation mit ihrer kulturellen Vielfalt und traumhaften Landschaft. Besuchen Sie 1700 Jahre alte Kathedralen und erkunden Sie die Hauptstadt Jerewan. Ein Ausflug zum Sewansee bietet Zeit zum Erholen und Baden. Erleben Sie humanitäre Hilfe auf unterschiedliche Arten: Hilfsgütersortierung und -verteilung, Baueinsatz, Durchführung eines Kindernachmittags.

Juli 1.-14.7 8.-14.7. 24.-29.7. 26.-29.7. 30.7.-4.8. 30.7.-13.8.

Lettland erleben (s. rechts) Moutainbike-Alpenüberquerung – vom Allgäu an den Gardasee, ab 18 Jahre, 400 E Heartbeat Tallinn, Konferenz in Estland, www.2012.ee Fußball-Tagescamp Engstingen, 9-13 Jahre, 80 E Sportwoche Märkisches Viertel, Berlin, Tagescamp o. Ü., 9-15 Jahre, 30 E Crescendo Summer Institute in Ungarn, Sommerkurs für Musik- und Kunststudenten, crescendohungary.org

August 4.-10.8. 11.-17.8. 15.8.-15.9. 24.8. - 7.9.

Übernachtungscamp Allgäu I, Lechbruck am See, 9-13 Jahre, 200 E Übernachtungscamp Allgäu II, Lechbruck am See, 12-16 Jahre, 200 E Menschen begegnen in Chile ( s. rechts) Armenien entdecken ( s. rechts)

September 22.-23.9. 29.9.

28.-30.9.

Orientierungstage für Missionsinteressierte, Gießen, 29 E „’rauskriegen, was in mir steckt!“ Start von „Berufung konkret“ Chemnitz, neunmonatiges nebenberufliches Seminar, 554 E (erm. 484 E) Gebetsseminar „Hören auf Gott“, Schloss Imbshausen, 95 E

Oktober 5.-7.10 5.-7.10. 6.10.

8.-14.10.

15.-20.10. 15.-22.10. 19-21.10.

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Gemeinsam E1NS – ein Wochenende zu zweit, Haus Grillensee, Leipzig/Naunhof, 275 E pro Paar inkl. Unterkunft Gemeinsam E1NS – ein Wochenende zu zweit, Thomashof, Karlsruhe, 290 E pro Paar inkl. Unterkunft „’rauskriegen, was in mir steckt!“ Start von „Berufung konkret“, Dresden, Neunmonatiges nebenberufliches Seminar, 564 E (erm. 494 E) Kroatien entdecken – Split, wunderschöne Küsten und Landschaften erleben, beim Semesterstart an der Uni dabei sein, für Erwachsene, 300 E plus Flug Intensivkurs „Biblische Finanzprinzipien“, Schloss Imbshausen, DZ 395 E / EZ 445 E Projekteinsatz in Israel, Sightseeing und humanitäre Hilfe, 745 E zzgl. Flug Gebetsseminar „Entdecke deine persönliche Gebetsbegabung“, Brunnen Lebensgemeinschaft b. Zwickau, 73 E

Termin: 24.8. –7.9.2012 Preis: 680 E zzgl. Flug Kontakt: Elke.Seifert@GAiN-Gemany.org Tel. 0641-97518-50

Lettland erleben Bummeln Sie durch die romantische Altstadt von Riga, genießen Sie den weißen Ostseestrand und fahren Sie Kanu im Gauja-Nationalpark. Schauen Sie hinter die Kulissen des Hilfswerkes „GAiN“ und erleben humanitäre Hilfe hautnah: Entladung eines Hilfstransportes, Sortierung und Verteilung der Hilfsgüter an arme Familien, dreitägiger Baueinsatz. Termin: 1.–14.7.2012 Ort: Gästehaus bei Riga (www.ide.lv) Preis: 490 E zzgl. Flug Kontakt: Zaiga.Vilde@GAiN-Germany.org Tel. 0641-97518-50

Menschen begegnen in Chile Kommen Sie mit an den Strand von Viña del Mar und zur Uni der Künstlerstadt Valparaiso. Unterstützen Sie das Team der Studentenarbeit und kommen Sie mit jungen Chilenen in Kontakt. Packen Sie mit an und bringen Sie Menschen in der Erdbebenregion Ermutigung und praktische Hilfe. Lassen Sich sich herausfordern zum Abenteuer Chile! Termin: Ort: Kosten: Kontakt:

15.8.–15.9.2012 Santiago de Chile 1000 E zzgl. Flugkosten Lisa.Dobernecker@Campus-D.de

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Postfach 100 262 35332 Gießen www.Campus-D.de

Verbogen und verlogen Wie viel Verbiegen ist nötig, um dem Ideal zu entsprechen? Fast keine Frau möchte aussehen wie Barbie. Soweit die Theorie. In Wirklichkeit hat Barbie in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 100%. Jedes Mädchen besitzt durchschnittlich sieben (!) der magersüchtigen Puppen und der Gang in die nächste Boutique räumt alle Zweifel aus: Barbie ist ein Vorbild, an dem man sich orientiert. Sie war von vornherein nie eine BabyPuppe. Ruth Handler entwickelte sie in den 50er-Jahren als Gegenentwurf dazu – mit den „übersetzten“ Körpermaßen 99-46-84. Wie viel Verbiegen ist nötig, um dem Ideal zu entsprechen? Christen, Muslime, Feministinnen, Ärzte – die Liste von Barbies Kritikern ist lang. Und so unterschiedlich ihre Positionen sonst sind, alle wissen: Barbie ist sexy, ist aber in Wirklichkeit nicht lebensfähig. Wie viel Verbiegen ist nötig, um dem Ideal zu entsprechen? Wenn ich sehe, wie stark Burnout, Depressionen, Glaubenskrisen etc. in unseren Kirchen und Gemeinden auf dem Vormarsch sind, dann merke ich allerdings schnell: Verbogen und verlogen ist auch so manche meiner Vorstellungen, die nicht so plakativ und „greifbar“ daherkommt wie eine Barbie. Gut, dass Gott uns mehr als Wellness anbietet – in meiner Bibel nennt er es „Heil.“ Hauke Burgarth


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