Impulse 2013-2

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!mpulse für missionarisches Christsein

Mein Platz in der Gemeinde Thema Platz für e­ rwartete und unerwartete ­Gäste

Interview Gemeinde: Kür oder Pflicht?

Uniarbeit Campusgruppen und Gemeinde

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inhalt

Beweger gesucht! Sie wollen etwas ­bewegen? Bei Campus für Christus gibt es zahl­reiche Möglichkeiten mitzuarbeiten. Wir s­ enden in der Tradition der Missions­ bewegung, die Jesus durch sein „Geht hin!“ angestoßen hat, Menschen in v­ iele Gegenden, an ­viele Aufgaben, zu vielen ­Zielgruppen.

4 Platz

für erwartetete und ­unerwartete Gäste

8 Gemeinde: Kür oder Pflicht Interview

12 Campusgruppen und Gemeinde Uniarbeit

Das könnte etwas für Sie sein, wenn Sie als „verlängerter Arm“ von J­ esus Christus etwas in dieser Welt bewegen wollen. Und wenn Sie dazu bereit sind, e­ inen Kreis von Missionspartnern aufzubauen, von ­denen Sie finanziell und im ­Gebet ­getragen werden.

14 Ungarisch, ­musikalich ­herausfordernd, ­märchenhaft Crescendo

Wollen Sie herausfinden, ob Sie zu uns passen? Dann kommen Sie zu den

Orientierungstagen für Missionsinteressierte

17 Im Web getroffen und Hilfe ­gefunden

25.–26. Mai in Gießen, 29 Euro

18 Gott bekommt ein Gesicht

Sie wollen etwas bewegen? Wir auch – vielleicht mit Ihnen zusammen?

18 Wintercamp – zwischen Wachsen und Worship 19 Gewinnspiel: Gesucht, gepuzzelt, gewonnen

Infos über Stellenangebote: Campus für Christus Personal Postfach 100 262 35332 Gießen Tel. (0641) 97518-38 Fax: (0641) 97518-40 Personal@Campus-D.de

Im Internet: Campus-D.de

20 Mensch Missionar

3 Editorial 13 Leitgedanken 21 Impressum 21 Sie sind gefragt 21 Für Sie gelesen 22 Veranstaltungen 2013

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F o t o : C l a udi a D ew a l d

EDI T O R I AL

Ich erlebe Kirchen und Gemeinden in Deutschland als zutiefst zerrissen: Für viele scheinen ihre Gebäude so etwas wie fromme Landmarken zu sein, wenn diese nicht gerade in Mo­ scheen umgenutzt werden. Nach dem öffentlichen Dienst sind die Kirchen Deutschlands zweitgrößter Arbeitgeber und sollen – geschätzt – Kapital und Immobilien im Wert von ­einer Billion Euro besitzen. Gleichzeitig scheinen klassische Komponenten von Gemeinde­ leben – Gemeinschaft, Predigt, Musik, Werte – kaum mehr in unsere Gesellschaft zu pas­ sen. Bestenfalls sind sie noch tauglich für die „fromme Subkultur“ Gemeinde. Doch zwischen diesen Machtansprüchen und Ohnmachtsgefühlen erlebe ich auch eine an­ dere Gemeinde: meine. Wenn ich mich sonntags mit meiner Frau zu Silke und Alex setze und gemeinsam mit ihnen und den anderen Gottesdienst feiere, dann begegne ich dabei Gott. Wenn ich zusammen mit den Teens im Biblischen Unterricht diskutiere, merke ich, wie relevant Gemeinde auch für ihre Fragen und Bedürfnisse ist. Ich möchte diese beiden Blickwinkel jetzt nicht gegeneinander ausspielen, wahrscheinlich sind sie beide nötig, damit „meine Gemeinde“ oder die „Institution Kirche“ immer wie­ der neu das tut, was sie eigentlich tun sollte: Gottes Reich aufbauen, darstellen, sein und werden. In dieser Impulse können Sie etlichen Facetten von Gemeinde begegnen. Über seine Kir­ chengemeinde in Norddeutschland und ihr Bestreben, nicht nur einen Platz für nichtkirch­ liche Menschen zu haben, sondern auch selbst ihren Platz in der nichtkirchlichen Umge­ bung einzunehmen, schreibt Walter Faerber im Leitartikel ab der nächsten Seite – und wie unerwartet das dann Wirklichkeit werden kann. Ab Seite 8 geht es in einem Gespräch mit dem Gemeindegründer und Theologen Dr. Joel White um Gemeinde zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ob Campus für Christus als Studentenbewegung dabei Gemeindeleben eher befruchtet oder zerstört, lesen Sie auf Seite 12. Ansonsten finden Sie in dieser Impulse jede Menge musikalische (Seite 14), sportliche (Seite 18) und menschliche (Rückseite) Beiträge – nicht zu vergessen die Auflösung unseres Wimmelbild-Gewinnspiels auf Seite 19. Danke allen, die mitgemacht haben. Ich wünsche Ihnen gute Impulse mit dieser Impulse. Seien Sie herzlich gegrüßt

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Foto: Foto CD

Hauke Burgarth

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Th ema

Ein Vater aus unserem Ort hatte seine vier ­Kinder im Schlaf ­getötet und anschließend ver­ sucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Zwei der Kinder kannte ich aus dem Konfirmandenunter­ richt. Den Rest der Nacht verbrachte ich mit ge­ schockten Angehörigen, Nachbarn und Polizisten. 4

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für erwartete und unerwartete Gäste

Die Erzählung „Der Besucher“1 schildert eine Episode aus dem Frankreich des Jahres 1703: Soldaten Ludwigs XIV. versuchen am Heiligen Abend, einen hugenottischen Prediger zu verhaften. Seine arglose kleine Tochter, die allein zu Hause ist, begrüßt den Anführer herzlich: „Sie sind der Weihnachtsgast, den mir meine Mutter immer angekündigt hat.“ Die Mutter hat ihr eingeschärft, dass am Heiligen Abend ein Flüchtling oder ein Bote Gottes vor der Tür stehen kann: „Für diesen Besucher musst du immer ein Gedeck bereithalten und im Ofen Feuer haben, damit er sich wärmen kann.“ Der Offizier des Königs wird am Ende von der Gastfreundschaft des Kindes überwunden und schützt den, den er verschleppen wollte.

latz für einen Fremden haben, den man noch nicht kennt und von dem man nicht einmal weiß, ob er kommen wird! Aber andererseits: vielleicht kommen solche Gäste erst dann, wenn mindestens Gott weiß, dass für sie schon ein Platz vorbereitet ist? An einem ruhigen Abend im Sommer 2012 rief der diensthabende Notfall­ seelsorger unseres Kirchenkreises an: „Bei euch hat es irgendetwas gegeben mit Gewalt gegen Kinder!“. So, wie er es sagte, ahnte ich gleich, dass es mit Schlaf in dieser Nacht nicht mehr viel wer­ den würde. Trotzdem übertraf die Wirklichkeit alle Befürchtungen bei weitem: Ein Vater aus unserem Ort hatte seine vier Kinder im Schlaf getötet und anschließend versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Zwei der Kinder kannte ich aus dem Konfirmandenun­ terricht; beim Gemeindefest fünf Tage vorher hatte einer der Jun­ gen noch einen Spielestand betreut. Den Rest der Nacht verbrach­ te ich mit geschockten Angehörigen, Nachbarn und Polizisten. Wir warteten auf die Mutter, die im Urlaub von ihrem Mann eine Ab­ schieds-SMS bekommen hatte und nun irgendwo auf der Auto­

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bahn unterwegs nach Hause war. Wir hofften und beteten, dass sie heil ankommen würde. Wer mit derart unerwarteten und un­ vorhersehbaren Ereignissen konfrontiert wird, braucht Zeit, bis er sie überhaupt in seine Gedankenwelt aufgenommen hat. Voraus­ sehen kann man das nicht. Und trotzdem gibt es Gedanken, die uns auf solche Situationen vorbereiten. Wir hatten im Jahr davor in der Gemeinde begonnen, auf unseren Ort aufmerksam zu werden, für ihn zu beten und zu überlegen, was es wohl für uns heißt, „der Stadt Bestes“ zu suchen. So überlegte ich in dieser langen Nacht des Wartens auch, was das alles für unseren Ort bedeuten wür­ de. Allmählich wurde mir klar: Am nächsten Morgen würde er im Brennpunkt der M ­ edien stehen. Journalisten würden versuchen, den entsetzten Nachbarn und Schulfreunden Informationen zu entlocken. Und so kamen die Schulen in meinen Blick: Die Schul­ leitungen mussten so schnell wie möglich informiert werden, damit sie ihre Schüler vorbereiten und schützen konnten. Und natürlich die Angehörigen, die Großeltern und Urgroßeltern, die noch nicht ahnten, was in ihrer Familie geschehen war.

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Es musste einen

für die Trauer und den Schrecken geben. Am Abend nach der Tat öffneten wir die Kirche zu einer improvisierten Andacht. Unsere Kirche war voll unerwarteter Gäste.

Platz für Gefühle Aber im Lauf der nächsten Stunden wurde mir klar, dass wir noch ganz anders für die Menschen unseres Ortes da sein konnten: Es musste einen Platz für die Trauer und den Schrecken geben, der die Menschen so plötzlich überfallen hatte. Kurz entschlossen öffneten wir am Abend nach der Tat die Kirche zu einer improvisierten Andacht mit Musik, Ge­ beten und der Möglichkeit, Kerzen anzuzünden. Für Werbung hatten wir keine Zeit, aber das erledigten die Medien und Facebook für uns. Am Abend war unsere Kirche voll unerwarteter Gäste, die wir noch am Tag zuvor in keiner Weise vorausgesehen hatten. Aber ohne es zu wis­ sen, hatten wir für sie in unseren Gedanken einen Platz vorbereitet. Deshalb konnten wir ihnen, als das Unglück über uns alle hereinbrach, auch einen Platz in der Kirche öffnen. Das eindrücklichste Bild aus die­ ser Zeit ist für mich die lange Schlange von Menschen – Kinder, Jugend­ liche und Erwachsene – die ernst und geduldig im Mittelgang unserer Kirche warteten, bis sie dran waren, vor dem Altar eine Kerze anzuzün­ den, ein Gebet zu sprechen oder einige Worte aufzuschreiben. Wir hat­ ten ihnen eine Möglichkeit eröffnet, ihr Herz vor Gott zu bringen, und sie hatten sie dankbar angenommen. Platz für Gespräche In den Tagen danach folgten Tag für Tag weitere Gottesdienste: in den Schulen, in der Kirche und schließlich der Trauergottesdienst. Dazu ka­ men viele Gespräche mit den Angehörigen, aber auch mit Eltern, Be­ stattern, der Polizei und immer wieder mit den Medien. Nach einem kurzen Zögern habe ich mich der Aufgabe gestellt, auch für die Me­ dien Worte zu finden. Erfreulicherweise haben sie mich immer fair be­ handelt. Ich stieß auf viele Journalisten, die mir, wenn die Kameras ab­ geschaltet waren, von ihren eigenen Kindern erzählten und davon, wie auch sie diese Zerstörung nicht kalt ließ. Ich fand Verständnis, wenn ich erklärte, weshalb wir die Mutter der Kinder, die Angehörigen und das Beziehungsnetz der Familie unbedingt aus der Öffentlichkeit heraushal­ ten wollten. Das ist uns dann größtenteils auch gelungen. Platz für Barmherzigkeit Unsere Aufgabe endete nicht mit dem großen Trauergottesdienst, ob­ wohl danach die bleierne, lähmende Stille über dem Ort langsam wich. Menschen aus unserem Ort gründeten eine Hilfsaktion für die Mutter und holten mich dazu. Sie erfanden auch das Motto: „Vier Sterne für Ilsede“. Beinahe 600 Menschen, Firmen und Organisationen aller Art spendeten oder unterstützten die Aktion anderweitig. So ist es vielen Menschen in einem stillschweigenden Bündnis miteinander gelungen, die ungebremste Ausbreitung des Schreckens zu stoppen und jedenfalls die materiellen Schäden, die die Tat angerichtet hat, weitgehend auszu­ gleichen. Die Mutter – und, soweit möglich, auch den Vater – begleiten wir auch weiter auf ihrem schweren Weg zurück ins Leben. Im Rückblick erkenne ich in vielem, Kleinem und Großen, was wir in dem Jahrzehnt zuvor getan haben, eine Vorbereitung auf diese Tage. Wir haben intensiv an einem neuen Verständnis der Bibel gearbeitet, an Beziehungsnetzen gebaut und den Schrank mit den Teelichten auf­ geräumt. All das half uns, als es so weit war. Wenn es hart auf hart kommt, kann man nur auf Dinge zurückgreifen, die schon vorbereitet und durchdacht sind. Für alles andere fehlt dann schlicht die Zeit. Ich habe in diesen Tagen viel davon geredet, dass Gott unsere Tränen sam­ melt (Ps. 56,9) und dass es eine verborgene Seite der Welt gibt, wo alle Taten der Liebe, aber auch die getöteten Kinder aufgehoben und ge­ schützt sind. Viele registrierten dankbar, dass die Gemeinde Worte hat­ te, die dem Ort durch die schlimmen Tage nach der Bluttat geholfen haben. Die Ansprache bei der Trauerfeier druckte unsere Zeitung in vol­ ler Länge in ihrem überregionalen Teil ab.

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Platz in unseren Gedanken Ich bin heute mehr denn je überzeugt, dass Menschen erst einen Platz in unseren Gedanken brauchen, bevor sie tatsächlich einen Platz in der Gemeinde finden. Weil wir vorbereitet waren, konn­ ten wir in einer Ausnahmesituation einen Raum für die Menschen unseres Ortes öffnen. Ich bin froh, dass das gelungen ist. Aber die schwierigere Aufgabe ist es, für Menschen einen langfristigen Platz in der Gemeinde vorzubereiten. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir unsere Gemeinde daraufhin ansehen, ob bei uns Raum für un­ erwartete oder erwartete Gäste ist. Gerade wenn das Menschen sind, die anders sind als wir selber. Das braucht kulturelle Fantasie und die Fähigkeit, uns selbst mit den Augen anderer zu betrach­ ten. Wenn ich nicht predige, sondern „einfach nur so“ im Gottes­ dienst dabei bin, versuche ich manchmal, mich in andere Gottes­ dienstbesucher hineinzuversetzen: in einen Konfirmanden, oder in Menschen, die ein Trauerfall in den Gottesdienst geführt hat. Es ist hilfreich, den Gottesdienst aus dieser Perspektive zu erleben; und es ist viel einfacher, als eine soziologische Analyse zu erarbeiten. Platz für Menschen Manchmal meditiere ich auch Menschen, denen ich begegnet bin, und frage mich: Wie müsste unsere Gemeinde sein, damit dieser sich hier zu Hause fühlen könnte? Wie müsste ein Platz aussehen, an dem es für jene einleuchtend wäre, sich mit anderen zusammen auf den Weg Gottes zu machen? Manchmal fällt mir dazu etwas ein, manchmal merke ich: Das ist (noch) außerhalb unserer Mög­ lichkeiten. Wenn es aber gelingt, für Menschen einen passenden Platz vorzubereiten, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie kommen. So haben wir vor einigen Jahren unseren Konfirmandenunter­ richt für die Mitarbeit von Eltern geöffnet. Etwa 30% der Fami­ lien sind inzwischen in den Jahrgangsteams der Konfirmanden­ arbeit vertreten. Nach einer gewissen Skepsis am Anfang hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die Mitarbeit zu schaffen ist und man viele gute Erfahrungen dabei machen kann. Natürlich ler­ nen die Eltern dabei ganz nebenbei selbst viel über das Evangeli­ um – und das war ja auch unsere Absicht. Diesen Platz für Eltern haben wir langfristig geplant und vorbereitet. Das war harte Ar­ beit, besonders in den ersten Jahren. Heute fühlt es sich für mich selbstverständlich an, mit Müttern (und nicht selten auch Vätern) den Konfirmandenunterricht zu gestalten. Aber ich weiß noch, wie mühsam es zuerst war, diesen ganzen Arbeitsbereich von Grund auf neu zu erfinden. Doch es hat sich gelohnt. Unser Konfirman­ denunterricht, der vorher ein kräftezehrendes Unternehmen ohne wirklichen Ertrag war, gehört heute zu den stärksten und effektivs­ ten Arbeitsbereichen unserer Gemeinde. Wir haben für Menschen Platz geschaffen – und sie kommen gern. gal, ob das nun langfristig und überlegt vorbereitet wird, oder ob ganz unvorhersehbar Menschen einen Platz für ihre Trauer und ihren Schrecken suchen: In jedem Fall brauchen sie zuerst einen Platz in unse­ ren Gedanken, in unserer Sicht der Welt. Wir brau­ chen Fantasie dafür, wie sie bei uns vorkommen können. Manch­ mal entwickelt man das am besten gemeinsam mit den Menschen selbst (oder doch wenigstens mit einigen Vertretern der betreffen­ den Gruppe). In unserer immer noch von christlichen Denkstruk­ turen geprägten Gesellschaft gibt es dafür oft gute Voraussetzun­ gen. Im Blick auf unsere aktiven Konfirmandeneltern überlegen wir jetzt, wie ein Platz aussehen könnte, den sie mit ihren Kindern zu­

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sammen auch über die Konfirmandenzeit hinaus in der Gemein­ de einnehmen können. Denn bisher funktioniert der Schritt über das anlassgebundene Engagement in der Konfirmandenarbeit hin­ aus noch nicht gut. Vielleicht müssen wir uns ja als Gemeinde erst wieder selbst verändern, bevor wir solch einen Platz für sie ha­ ben. Müssen wir vielleicht statt des Gottesdienstes am Sonntag­ morgen etwas ganz anderes machen? Kein „zweites Programm“, auch kein Aufhübschen des Gewohnten, sondern eine Neuausrich­ tung im Zentrum? Platz für Veränderung ch bin skeptisch gegenüber allen evangelistischen Aktio­ nen, die die einladende Gemeinde selbst im Kern unver­ ändert lassen. Es geht mir nicht um zeitgemäße Kosmetik. Das Problem sind auch nicht mangelnde Außenkontakte – davon haben wir als landeskirchliche Gemeinde immer noch mehr, als wir nutzen können. Aber wie können wir für Menschen ohne kirchliche Tradition bei uns Platz schaffen – ohne die Erwartung, dass sie dann unsere Muster übernehmen? Was muss sich in unserer DNA ändern, da­ mit es für mehr Menschen plausibel ist, langfristig dabei zu sein? Nicht nur für bestimmte Aktionen, nicht nur, wenn ihre Mitarbeit gebraucht wird, nicht nur in dramatischen Notsituationen, son­ dern um ihr Leben langfristig mit dem Reich Gottes in Verbindung zu bringen? Wir sind eine sehr durchschnittliche Gemeinde in der norddeutschen Tiefebene, wo den Menschen das, gelinde gesagt, nicht besonders einleuchtend ist. Deshalb müssen wir die Gemeinde noch einmal ganz neu den­ ken. Nicht nur einzelne Arbeitsbereiche wie die Konfirmandenar­ beit, sondern das Ganze. Von den Menschen her, für die wir Raum haben wollen. Denn es fängt in unseren Gedanken an. Ich wäre froh, wenn ich schon schreiben könnte: Wir haben die Antwort gefunden. Aber wir sind noch unterwegs. Es ist ja nichts Kleines, die Muster, nach denen Gemeinde funktioniert, alle noch ein­ mal auf den Prüfstand zu stellen. Wir sind noch mitten im Um­ bau und wissen nicht, wie lange der dauern wird. Immerhin: un­ serem Ort in einem entscheidenden Moment zur Seite zu stehen, darauf hatte uns unser Umden­ ken schon vorbereitet. In allem Schrecken habe ich das als starkes Signal empfunden, dass die Richtung stimmt. Und noch etwas anderes stärkt meine Hoffnung: Wir entdecken die Bibel neu. Denn deren Kontext waren ja auch nicht unse­ re heutigen Normalgemeinden, seien sie landes­ Walter Faerber kirchlich oder freikirchlich. Ich merke es immer ist Pastor in Groß wieder: Wenn wir ernsthaft daran gehen, einen Ilsede, einem Ort in Platz für Gäste vorzubereiten, wird für uns auch der norddeutschen die Schrift neu und lebendig. Tiefebene zwischen Hannover und Walter Faerber

U.a. in: Cornelia Mack (Hrsg.), Weihnachten feiern in ­Familie und Gemeinde, Brunnen Verlag Gießen 1991, S. 183

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Braunschweig, und engagiert sich bei Emergent Deutsch­ land. Er schreibt auf walterfaerber. de. Veröffentlichung (gemeinsam mit Peter Aschoff): Evangelium. Gottes langer Marsch durch seine Welt (Francke Verlag)

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Zwischen Ideal und Realität

│ Gemeinde: Kür oder Pflicht?

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Interview

Es ist ein offenes Geheimnis: Nicht alles, was unter dem Namen Gemeinde läuft, ist immer toll. „Toll“ im Sinne von „gefällt mir“, aber genauso im Sinne von „hat sich Gott so gedacht“. Und nun? Soll man trotzdem bleiben oder die Gemeinde wechseln? Braucht man überhaupt eine Gemeinde? Wir haben uns mit Dr. Joel White, Dozent für Neues Testament, getroffen und mit ihm als Fachmann diskutiert. Der gebürtige Amerikaner hat in den USA Theologie studiert, in Dortmund promoviert und kann auf viele Jahre Erfahrung in Gemeindegründung und -arbeit in Österreich und Deutschland zurückblicken. Jetzt ist er als Dozent an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH) tätig.

Herr White, wenn Sie es auf einen kurzen Nenner bringen: Was ist Gemeinde? Paulus spricht von der Gemeinschaft des Geistes (vgl. 2Kor 13,13; Phil 2,1). Und das Credo einer Gemein­ de ist es, eine vom Geist gewirkte Gemeinschaft in ­Christus zu sein und als solche zu leben. Wo genau kommt da die Ortsgemeinde ins Spiel? Die Ortsgemeinde ist der Ausdruck dieser Gemein­ schaft in Raum und Zeit. Gemeinschaft ist ja keine ab­ strakte Idee, sondern wird Realität, und ich glaube, dass die Ortsgemeinde die von Gott bestimmte Form dieser Realität ist. Zu so einer Gemeinde gehören Strukturen, in die man sich begibt, und Autoritäten, unter die man sich stellt. In meinen Augen ist Gemeinde deutlich zu unterscheiden von Hauskreisen oder Missionswerken, so gut und sinnvoll die auch sind. Bei vielen läuten sofort die Alarmglocken beim Wort „Struktur“. Wie viel davon ist wirklich nötig? Was für eine Art Gemeinde hätte Jesus wohl gegründet? Gemeinde ist immer geprägt von zwei parallelen Rea­ litäten: Wir haben auf der einen Seite die Freiheit des Geistes – die ist heute „in“ – und auf der anderen Sei­ te geordnete Strukturen. Studiert man 1. Korinther 14, dann merkt man, dass Paulus sehr viel dran lag, der Spontaneität und der Freiheit Raum zu geben, aber dies muss in geordneten Bahnen laufen, eben in Struk­ turen. Die allerdings können sehr vielfältig sein. Hier liegt übrigens die eigentliche Aufgabe von Ältesten. So wie ich die Bibel verstehe, ist ihre Rolle tatsächlich eine eingeschränkte: Sie sollen nicht diejenigen sein, die al­ les machen, sie bestimmen auch nicht die Strukturen oder Visionen, sondern ihre Aufgabe ist es, über die Lehre zu wachen, den Rahmen zu stecken, der die Frei­ heit in Bahnen hält. Strukturen überleben sich aber im Laufe der Zeit. Wie gehen wir damit um? Grundsätzlich glaube ich, dass vieles möglich ist und wir viel Freiheit haben, was Umstrukturierungen an­

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geht. Auch die Gemeinden, die in der Bi­ bel beschrieben werden, scheinen nicht alle gleich organisiert gewesen zu sein. Aus ganz pragmatischen Gründen geben sich viele Gemeinden in die Strukturen eines Bundes hinein, aber das heißt nicht, dass es nicht auch anders ginge. Wer eine Ge­ meinde neu gründen möchte, hat natür­ lich mehr Freiheiten, als man in einer lang bestehenden Gemeinschaft findet. Das macht vieles einfacher, aber dafür gibt es andere Schwierigkeiten. Ich war an einer Gemeindegründung in Graz beteiligt – da konnten wir natürlich in vielen Dingen un­ seren Träumen freien Lauf lassen. Und konnten die Träume umgesetzt werden oder hat die Wirklichkeit Ihre Träume eingeholt? Wir haben beides erlebt. Wir waren einem Bund angeschlossen und kannten die gro­ ben Rahmenbedingungen, die das mit sich brachte, aber da wir ansonsten von Null anfingen, konnten wir wirklich viel Neues machen. Für mich war das Wichtigste, die Ältesten freizuhalten für Gebet und Bibelstudium (vgl. Apg. 6,4) und möglichst alles andere von ihnen fernzuhalten. Das war ein biss­ chen Kampf. Es stand die Befürchtung im Raum, dass dann wohl jeder diesen „Job“ haben wolle, weil es sich gemütlich anhör­ te. Was bitte würden die Ältesten denn ­eigentlich machen? Die Gemeinde hat das nicht ganz umsetzen können, aber nach einem Jahr waren alle froh über diesen ­ neuen Ansatz. Es wurde deutlich, dass die Ältesten viel mehr Zeit und Energie hatten, um die Gemeinde – d.h. die Menschen! – anzuleiten und ihnen zur Seite zu stehen. Das war für alle wohltuend.

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Anbetung, Gemeinschaft, Gott erleben – all das funk­ tioniert hier nur begrenzt. Der einzige Grund, warum wir noch „hier“ sind, besteht darin, anderen das Evangelium zu erzählen.

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In der Gemeinde hantieren wir oft mit dem Begriff Freiheit. Wie frei sind wir wirklich? Die Frage ist im bib­ lischen Zusammen­ hang eher, in wel­ chen Bereichen wir Freiheit haben, denn wir sind ja nicht frei, immer zu tun und zu las­ sen, was uns gerade passt. Das entspricht dem modernen, aber nicht dem b ­ iblischen Freiheitsbegriff. Was Formen und Struktu­ ren betrifft, haben wir viel Raum, um Neu­ es auszuprobieren. Aus wie vielen Leuten die Leitung besteht, ob man sie Älteste nennt oder anders, wie sie berufen werden und ähnliches ist in der Bibel nicht festge­ legt. Auch wie die Unterweisung auszuse­ hen hat, ist nicht eng gefasst. Wir haben sicher sehr viel mehr Freiheit, als in vielen Gemeinden gelebt wird. Und die Sakramente? Kann man die aus dem Gottesdienst auslagern? Ich halte den Wechsel zwischen der „gro­ ßen“ und der „kleinen“ Gruppe für wichtig. Natürlich kann man in einem Hauskreis das Abendmahl feiern, da spricht meiner Mei­ nung nach nichts dagegen. Aber regelmä­ ßig Abendmahl zu feiern in einer Gruppe, die völlig losgelöst ist von einer Gemeinde, etwa in einem übergemeindlichen Haus­ kreis, halte ich für problematisch. Der Bezug zum Größeren ist wichtig, denn Abendmahl soll viel mehr schaffen als ein schönes Ge­ fühl. Es symbolisiert die verbindliche Teilha­ be an der ganzen Gemeinschaft der Gläu­ bigen sowie auch mein Unterordnen unter dieselbe. Haus­ kreise beanspruchen dieses Maß an Zugehörigkeit zum Leib Christi in der Regel nicht. Gemeinde ist nicht einfach nur die Zusammenkunft derer, die sich ge­ rade gut leiden können und die gleichen Auffassungen haben. Wie verhandelbar ist Verbindlichkeit ? Damals war Gemeinschaft existenziell. Man war voneinander abhängig, oft auch finanziell. Im manchen Kulturen ist das auch heute noch so, aber wir sind davon meist weit entfernt. Es ist schwer, in einer reichen Gesellschaft Verbindlichkeit auf­ rechtzuerhalten. Kulturell sind wir außer­ dem eher auf Unabhängigkeit getrimmt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, inwieweit

man Verbindlichkeit forcieren kann, und will mir auch nicht anma­ ßen zu sagen, was das im Einzelnen für jeden bedeuten könnte. Aber das neutestamentliche Wort „Koinonia“ umfasst viel mehr, als die gängige Übersetzung „Gemeinschaft“ erahnen lässt. „Teil­ habe“ kommt der Bedeutung näher – gemeint ist eine anspruchs­ volle Teilhabe am Leben des anderen. Leider verbinden wir mit Verbindlichkeit oft, dass jemand Druck ausübt, oder zumindest, dass wir uns unter Druck gesetzt fühlen. Das ist aber nicht mit „Teilhabe“ gemeint. Es muss auch möglich sein, zur Ruhe zu kom­ men – nichts zu tun und keinen Dienst zu übernehmen. Wichtig ist: Wir sind auf irgendeine Weise miteinander verbunden und ste­ hen in gegenseitiger Verantwortung. Manche Menschen werden aber auf Dauer richtiggehend verletzt in und durch Gemeinde … Ja, ich zeichne hier ein Ideal, das in der Praxis leider oft nicht an­ zutreffen ist. Druck, Stress, Enttäuschung, auch das verbindet man mit Gemeinde. Aber für mich bleibt dennoch wahr: Christen kön­ nen nicht ganz auf Gemeinde verzichten. Es läuft natürlich etwas falsch, wenn ein Mensch über Jahre an einer Gemeinschaft leidet. Niemand sollte das einfach hinnehmen. Wenn es die Möglichkeit gibt, Dinge zu ändern, sollte man bleiben. Wenn nicht, kann ein Gemeindewechsel in Erwägung gezogen werden, auch wenn dies eine Reißleine für den Notfall ist. Aber der Abschied von jedweder Gemeinde ist meiner Ansicht nach keine Option. Also durchhalten? Nicht um jeden Preis, aber grundsätzlich ja. Ich muss verstehen, dass Gemeinde kein Selbstbedienungsladen ist, der meine persön­ lichen Bedürfnisse befriedigen soll. Es fordert tatsächlich auch Rei­ fe und Charakter, in einer Gemeinde zu sein. Die Liebe steht über allem. Wenn es wirklich eine geistgewirkte Gemeinschaft ist, dann werden sich die Menschen schlimmstenfalls vertragen können und bestenfalls wirklich mögen. Und wenn Liebe da ist, ist man im Regelfall auch bereit, Dinge hinzunehmen, mit denen man nicht übereinstimmt. Vielleicht hilft es, sich bewusst zu machen, dass es immer diese beiden Seiten gibt: Es mag Überzeugungen ge­ ben, mit denen ich Probleme habe, weil ich sie falsch finde, und die eventuell auch falsch sind, aber ich selber habe auch feste Mei­ nungen, von denen ganz sicher einige falsch sind. Ich weiß nur nicht immer welche. Niemand von uns hat in allem die „richtige“ Meinung. Deswegen brauchen wir einander. Häufig ist man sich in den grundlegenden Überzeugungen ja sogar einig, und trotzdem beklagen viele, einfach nicht ihren Platz in der Gemeinde finden zu können. Ja, da wird es kompliziert. Denn hier geht es nicht mehr um Lehrfragen und Dogmen, ob oder warum jemand Gemeinde braucht. Eine Gemeinde kann theologisch fabelhaft aufgestellt sein, und trotzdem finden viele Christen nicht das, wo­ nach sie sich sehnen. Sie vermissen das Lebendige, an dem sie sel­ ber beteiligt sein können. Das ist wirklich schade. Ich habe dies­ bezüglich nicht die letzte Antwort, aber mein Eindruck ist, dass es in diesen Fällen meistens an den Leitern liegt. Es ist bedrückend,

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in einer Gemeinde zu sein, in der die Leitung selber unsicher oder ängstlich ist. Dort ist selten Raum für Änderungen oder Kritik – auch nicht für konstruktive. Jeder, der anders denkt, ist eine Be­ drohung. Ist eine Leitung dagegen offen und einladend, ist die Ausgangssituation schon eine ganz andere. Das spürt jeder! Dies ist übrigens kein ausgesprochenes Gemeindeproblem, sondern be­ trifft auch die säkulare Welt. Leitung, die andere als Bedrohung empfindet, schwächt auf Dauer jede Gemeinschaft. Das hört sich an, als müsse man unter dem Strich in unseren Gemeinden ganz schön hart im Nehmen sein … Ja (lacht), aber im Ernst: Man muss leider auch feststellen, dass die Erwartungen an Gemeinde, und gerade den Sonntagsgot­ tesdienst, sehr hoch sind. Gute Erfahrun­ gen und Empfindungen zu haben, steht bei uns im Vordergrund. Sie sollen vorkommen, keine Frage, aber Anbetung Gottes – und darum geht es schließlich – ist nicht mit guten Gefühlen gleichzusetzen. Ich sehe den Gottesdienst etwas pragmatischer, nämlich schlicht als Übungsfeld, auf dem man ech­ te Spiritualität von Emotionalität zu unterscheiden lernt. Erfahrun­ gen sind wichtig! Durchhaltevermögen aber auch; es ist eine nöti­ ge Tugend. Das wird wohl immer eine Spannung bleiben. Gehört es auch zum Problem, dass wir an Dingen festhalten, die sich schon überlebt haben? An einer Komm-Struktur, an TempelRelikten wie dem Altar im Gottesdienstraum? Das kann man meines Erachtens alles über Bord schmeißen. Ich kenne Gottesdienste, die in einem Pub stattfinden – da kann man sich zum Gottesdienst ein Glas Bier holen. Machen wir es doch konkret: Was kann alles über Bord? Das Gebäude ist überflüssig, Liturgien, Lieder, die Predigt … Die Predigt? Aber der Glaube kommt doch aus dem Wort? Ja! Dass das Wort Gottes gesprochen wird, ist tatsächlich unerläss­ lich, aber wie es den Menschen gesagt wird, steht nicht fest. Im ganzen Neuen Testament wird nur an einer Stelle (1Kor. 14,2633) der Ablauf eines Gottesdienstes mehr oder weniger beschrie­ ben. Dort gibt es keine Predigt, wie wir sie verstehen. Da tragen zwei oder drei spontan etwas bei, was sehr unterschiedlich ausse­ hen kann: Ein Wort, einen Psalm, eine Offenbarung … Diesbezüg­ lich könnten wir sehr kreativ sein. Ich habe nichts gegen die klas­ sische Predigt, wie wir sie alle kennen, aber wir sollten uns über eines im Klaren sein: Sie ist eine bestimmte kulturelle Form der Un­ terweisung und kann den kulturellen Gegebenheiten durchaus an­ gepasst oder durch effektivere Formen ersetzt werden. Umgekehrt gefragt: Was ist unerlässlich? Wie gesagt: Das Wort Gottes muss in irgendeiner Form klar ge­ lehrt werden. Dann Anbetung, wobei es auch hier sehr viele For­ men gibt. Es müssen nicht immer Lieder sein, schon gar nicht ein bestimmtes Repertoire. Drittens ist die verbindliche Gemeinschaft notwendig. Darunter verstehe ich, dass einerseits andere für mich Verantwortung tragen – das muss man auch zulassen können –,

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aber ich auch verantwortlich für andere bin. Das impliziert viertens eine vom Geist befähigte und berufene Leitung, die von der Gemeinde als solche anerkannt wird. Und zuletzt wäre da noch der ganze Be­ reich der Mission – ebenfalls unerlässlich.

Gemeinde ist

Hat eine nicht missionarische Gemeinde also ihre Daseinsberechtigung verloren? Sie ist jedenfalls defizitär! Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass sie aufgehört hat, Gemeinde zu sein, aber sie ist krank. Mission ist die primäre Aufgabe der Ge­ meinde in dieser Zeit. Paulus sagt in Römer 11, dass jetzt die Zeit der „Heidenmission“ ist. Das war eines der „Geheimnisse“, von denen in der Bibel die Rede ist, und dieses Geheimnis war nun gelüftet worden. Was Paulus den Römern sagte, war: „Das mit Israel ist zwar nicht vorüber, aber wir kön­ nen es im Moment gut sein lassen, jetzt sind die anderen Völker dran.“ Wir be­ finden uns noch immer in dieser Epoche, und Mission bestimmt unser gegenwärti­ ges Dasein als Gemeinde. Gemeinschaft und Anbetung gehören selbstverständ­ lich dazu, aber sie werden auch im Himmel die Gemeinde auszeichnen. Ehrlich gesagt wird das in der Ewigkeit sogar viel besser funktionieren als alles, was wir hier zustan­ de bekommen. Der einzige Grund, warum wir noch „hier“ sind, besteht darin, ande­ ren das Evangelium zu erzählen. Vielleicht kann uns diese Sicht neue Perspektiven in Bezug auf unsere unvollkommene Ge­ meindeerfahrung ermöglichen. Anbetung, Gemeinschaft, Gott erleben – all das funk­ tioniert hier nur begrenzt. Es ist bestenfalls ein Vorgeschmack. Gott lässt diese Un­ vollkommenheit bestehen einzig und al­ lein wegen der Mission. Diese Epoche geht einmal zu Ende; dann bleibt noch genug „Zeit“ für tolle Erfahrungen mit Gott und miteinander. Jetzt steht Mission ganz im Vordergrund. Übrigens kann man auch hier sehr frei und erfinderisch sein und Mission ganz andere Formen annehmen lassen als bisher. Aber Mission vernachlässigen oder gar aufgeben darf die Gemeinde nicht, we­ nigstens nicht, wenn sie Jesus treu sein will.

der meine

kein Selbstbedienungs­laden,

­persönlichen ­Bedürfnisse ­befriedigen soll. Es fordert ­tatsächlich auch Reife und Charakter, in einer Gemeinde zu sein.

Herr White, danke für das offene und inspirierende Gespräch. Das Gespräch führten Judith Westhoff, Andrea Wegener und Hauke Burgarth.

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Un i arbeit

Campusgruppen und Gemeinde

F o t o : C l a udi a D ew a l d

Wunsch und Wirklichkeit

ine Studentengruppe soll kein Gemeindeersatz sein.“ Dieser Satz geht Campus-Mitarbeitern leicht über die Lippen und entspricht auch wirklich unserem Selbstverständnis: Wir sind eine missionarische Bewegung neben oder mit der Gemeinde und für die Gemeinde, positionieren uns bewusst als überkonfessionell und haben gar nicht den Anspruch, Studenten die Art Rundum-Heimat zu bieten, die jeder Christ in seiner Ortsgemeinde finden sollte. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es oft ganz anders aus. „Da sind begabte jun­ ge Leute jahrelang nur in ihrer Studentengruppe aktiv“, hat mir ein befreundeter Pfarrer einmal sein Leid geklagt, „und wir ha­ ben als Gemeinden nichts davon. Bei uns gäbe es doch auch ge­ nug zu tun! Das macht uns fast ein bisschen eifersüchtig. Gruppen wie Campus für Christus nehmen uns bloß die Mitarbeiter weg!“ Wie kann ein Miteinander von Campus-Studentengruppe und Ge­ meinde(n) aussehen, in dem man sich übereinander freut, mitein­ ander arbeitet und voneinander profitiert? Die Freie evangelische Gemeinde in Leipzig und die dortige Campusgruppe, die schon seit vielen Jahren in den Räumen der FeG ihren Unterschlupf fin­ det, scheinen einen guten Modus gefunden zu haben.

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„Als ich frisch zu Campus kam, war das noch mehr ein Nebeneinander. Da­ mals brauchte ich als Student nicht zusätz­ lich eine Gemeinde“, gibt Informatiker To­ bias Kaatz zu, der von 2004 bis 2009 in der Studentengruppe aktiv war und jetzt in der FeG für den Lobpreis mitverantwortlich ist. „Es wurde ja alles abgedeckt an christlicher Gemeinschaft und geistlichem Aufbau.“ Campus bot eigene Hauskreise und Aben­ de, die für viele Gottesdienst-Ersatz waren.

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Leitgedanke n

Tim Hopcraft konnte „seine“ Leipziger Studenten überzeugen, die christlichen Events weitgehend ­abzuschaffen und die Campus-Zeit bewusst für die eigentliche missionarische Arbeit zu nutzen: zu ­Gesprächen an der Uni, zur Schulung, zu Glaubensgrundkursen und Einzeltreffen mit Interessierten. F o t o : C l a udi a D ew a l d

Back to the roots Eine Neuausrichtung der Gruppe seit etwa 2009 brachte allerdings deutliche Verän­ derungen – auch für den Kontakt zur Ge­ meinde. „Der Schlüssel war, dass wir uns neu auf unser missionarisches Kernge­ schäft ausgerichtet haben“, sagt CampusMitarbeiter Tim Hopcraft, der im letzten Jahr „seine“ Leipziger Studenten überzeu­ gen konnte, die christlichen Events weitge­ hend abzuschaffen und die Campus-Zeit bewusst für die eigentliche missionari­ sche Arbeit zu nutzen: zu Gesprächen an der Uni, zur Schulung, zu Glaubensgrund­ kursen und Einzeltreffen mit Interessier­ ten. „Die Studenten gehen nun für das, was sie an ­Lehre und christlicher Gemein­ schaft brauchen, ganz re­ gulär in Leipziger Gemein­ den“, beobachtet Tobias, „und natürlich nicht nur in die FeG.“ Trotzdem ist das Verhältnis zur gast­ gebenden Gemeinde ein besonderes. Die Leitung kennt das Potenzial „ih­ rer“ Studenten schon und weiß, wen sie für wel­ che Aufgaben anfragen kann – schon während der Studien­zeit, wo Cam­ pus-Studenten beispiels­ weise die Veranstaltung JesusHouse moderieren, aber auch darüber hinaus. „Für mich war das ein flie­ ßender Übergang“, meint Tobias. „Ich hat­ te immer den Lobpreis in der Studenten­ gruppe gemacht. Es war naheliegend, das dann auch in der Gemeinde zu machen.“ Er und Anna, seine Frau, genießen den Ge­ meindeanschluss. In der Studentengruppe war alles im Fluss; die Kontinuität der Ge­ meinde hilft ihnen im Trubel von Berufsstart und Familien­gründung. Die Situation in Leipzig mag eine beson­ dere sein, aber auch da, wo die Beziehun­ gen zwischen Gemeinde und Gruppe nicht

so eng sind, können beide Seiten profitie­ ren. „Wir freuen uns natürlich, wenn Ge­ meinden das so sehen, dass die missio­ narische Arbeit der Studenten gleichzeitig die missionarische Arbeit ihrer Gemeinde ist“, sagt Tim, der mit seiner Familie in der Leipzig English Church zu Hause ist, „die wenigsten Gemeinden hätten die Kapazi­ täten und Ressourcen, eine eigene Studen­ tenarbeit aufzubauen, und es ist gut, wenn sie uns da als Ergänzung und nicht als Kon­ kurrenz erleben.“ Und Max Richter, Leiter der deutschlandweiten Studentenarbeit, fügt hinzu: „Studenten sind die einzigen, die wirklich Studenten erreichen können, weil sie mitten unter ihnen sind – und das nur für sehr kurze drei oder vier Jahre ihres Lebens.“ Er kennt Ge­ meinden mit Senioren­ gebetskreisen, die spe­ ziell für die Studenten beten. „Es wäre so schön, wenn das mehr passiert: dass Gemein­ den Studenten für ihren Dienst segnen oder für sie auch mal im Gottes­ dienst beten.“ Für Max geht es nicht in erster Linie dar­ um, Gemeindemitarbei­ ter von morgen auszu­ bilden. Und doch gilt: Selbst wenn die jun­ gen Leute einige Se­ mester lang viel Energie in die Studentengruppe einbringen, ge­ winnt die Gemeinde auf lange Sicht mehr, als sie verliert: Im Idealfall bringen frühe­ re Studentenmitarbeiter missionarische Fä­ higkeiten in die Gemeinde mit, haben ge­ lernt, in jüngere Menschen zu investieren, und Leitungserfahrungen gesammelt. „Bei uns in der Gemeinde sind einige Schlüssel­ personen aus der Studentenarbeit hervor­ gegangen“, meint Tobias, „und das ist ja auch nicht verwunderlich.“ Andrea Wegener

Selbst wenn junge

Leute einige Semes­

ter viel Energie in die Studentengruppe

einbringen, ­gewinnt die Gemeinde auf lange Sicht mehr, als sie verliert.

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„Warum braucht man Campus für Christus, wir haben doch lebendige Gemeinden?“, sprach mich ein Theologiestudent an. Gerne lasse ich mich auf solche Fragen ein, auch wenn sie provozierend klingen. Ganz praktisch wird es, wenn sich Studen­ ten überlegen, ob sie einen „Weggefähr­ ten-Kurs“ der Studentenarbeit mitmachen oder an einem Gemeindehauskreis teil­ nehmen. Ich kann den Theologiestuden­ ten verstehen. In einer idealen Welt wären Missionswerke nicht nötig, weil die Ge­ meinde alle Aufgaben erfüllt, die Gott für seine Leute in dieser Welt vorgesehen hat. Aber da leben wir nicht. Deshalb gab es schon immer Bewegungen außerhalb der Gemeinde. Ich denke an die Wüstenväter der alten Kirche, an die Klosterbewegun­ gen und auch an die missionarischen Auf­ brüche im 18. Jahrhundert. Unser Ziel als eine dieser nebenkirchlichen Organisationen ist, dass die Frucht unse­ rer Arbeit letztlich wieder die Gemeinde stärkt. Studenten, die gelernt haben, von ihrem Glauben zu sprechen, bringen diese Erfahrung nach ihrem Studium in die ört­ liche Gemeinde ein. Teilnehmer des Kurses „Berufung konkret“ haben entdeckt, was ihre speziellen Gaben sind, und setzen sie in ihrer Gemeinde ein. Ein Pastor erlebt, dass die Fußballcamps von Athleten in Aktion seine Jugendarbeit neu beleben, und geht mit uns eine dauerhafte Partnerschaft ein. Eine lokale Hilfsgüter-Sammelaktion bringt Kirchenferne in die Gemeinderäume, und die Zeitung berichtet darüber. In diese Richtung wollen wir auch in Zu­ kunft gehen. Zum Beispiel mit Gottkennen-­ Stadtaktionen. Wenn Gemeinden einer Stadt in die Öffentlichkeit treten wollen, bieten wir einen Rahmen durch weithin sichtbare Plakate und das Internet im Hin­ tergrund. So wird das Zusammenspiel von Gemeinde und Missionswerk fruchtbar. Clemens Schweiger, Missionsleiter von Campus für Christus

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Ungarisch, musikalisch herausfordernd und märchenhaft Das „Crescendo Summer Institute of the Arts“

F o t o s diese u n d n äc h ste S eite : J o n at h a n B a i l e y, C resce n d o

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Crescend o

Fotos von links nach rechts: Szenen aus “L’Eiisir D’Amore”. Classic and hard-rock in love: Die finnische Cellistin Pauliina entdeckte ihre große Liebe, den hard-rockenden Biologen Martin, im Gebetsteam.

Sárospatak ist ein verschlafenes Kulturstädtchen im schönen Tokaj-Gebiet im Norden Ungarns. Jeden Sommer wird es von Musikstudenten aus aller Welt zwei Wochen lang zum Klingen gebracht. Diesen Sommer treffen sie sich zum zehnten „Crescendo Summer Institute of the Arts“ (SIA), um bei erfahrenen Dozenten aus aller Welt zu studieren. árospatak ist ein Ort mit Tradition. Elisabeth von Thüringen wur­ ­ de hier geboren, ebenso wie der Theologe, Philo­ soph und Pädagoge Johann Amos Comenius, der hier einige seiner bahnbrechen­ den pädagogischen Schriften schrieb. Es gibt eine pädago­ gische Hochschule, die nach ihm benannt ist, und eine reformierte theo­ logische Hochschule. Das vielfältige Raum­ angebot dieser beiden Hochschulen macht das jährliche SIA erst möglich. Am Anfang stand ein Traum Dessen Geschichte begann mit dem Opernsänger Timothy Bentch, der 1995 als „singender Missionar“ nach Ungarn aus­ gesandt wurde. Er gründete eine Gemein­ de und wurde zudem einer der bekann­ testen Tenöre in Ungarn. Bentch träumte davon, gemeinsam mit anderen Musikern, die Christen sind, einen Sommerkurs für Musikstudenten aufzubauen. Er sollte mu­ sikalische und geistliche Qualitäten ganz­

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heitlich verbinden. Nach vielen Gesprächen und intensiven Vorbereitungen fand 2004 das erste SIA statt – damals mit Unterbrin­ gung auf dem Zeltplatz von Sárospatak. Mittlerweile kommen zwischen 300 und 400 Studenten und Lehrer aus 30 Ländern zusammen. Besonders stark vertreten sind die osteuropäischen Nationen, aber die Teilnehmer kommen aus aller Welt: Von China bis Chile, von Estland bis Thailand. Letztes Jahr kam sogar eine Studentin aus dem Iran. Neben der intensiven Einzelarbeit mit Leh­ rern gibt es Kammermusikgruppen, Chor und Orchester, Seminare und Workshops. Eine Studentin sagte mir: „In meinem gan­ zen Gesangsstudium bin ich noch nie so ermutigt worden wie hier.“ Viele Konzer­ te, teils auch auf den Plätzen der Stadt, geben den Studenten Aufführungspra­ xis und ermöglichen den Kontakt zur Be­ völkerung. Die zwei Wochen enden immer mit einer besonderen Aufführung, die alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt. Doch als zum Beispiel 2008 „Der Messias“ er­ klang, war das einfach unvergesslich! 2011

gab es eine traumhaft schöne Inszenierung von Donizettis komischer Oper „­L’Elisir ­D’­Amore“ im malerischen Schloss-Innen­ hof. Zum Verlieben! Viele kommen und noch mehr gehen als Christen Die meisten der hervorragenden Lehrer sind bekennende Christen – manche wer­ den es auch erst beim Summer Institute. Die ungarische Pianistin Marian kam dazu, um bei ­einem plötzlichen Personal-Engpass auszuhelfen. Im morgendlichen DozentenGebet begann sie irgendwann, unter Trä­ nen mitzubeten. Inzwischen ist auch ihr Mann zum Glauben gekommen und bei­ de lieben J­ esus. Claudia ist Solo-Bratscherin in ­ einem nam­ haften Orchester. Am Summer Insti­ ­ tute nimmt die ausgezeichnete Mu­ sikerin inzwischen zum sechsten Mal teil, und zwar nicht zum Unterrichten, sondern zum Beten im Gebets­team. Sie beschreibt ihre Liebe zum Summer Institute: „Es ist wohlige Wärme, nicht nur durch den unga­ rischen Sommer, sondern besonders durch

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Jeder träumt vom Solo, doch im Orchester entsteht ein großes Ganzes

Die Hälfte der ­Studenten sind noch ­keine Christen. Aber der ehrliche Umgang mit­ einander lässt Jahr für Jahr manchem ­Studenten das Herz für Jesus aufgehen.

Prof. Christoph Adt (München) bei der Probe von „Der Messias” von G. F. Händel

die herzlichen Gespräche. Die Luft ist voll schöner Klänge, Erlebnisse und Überra­ schungen. Eine Lebendigkeit ist in den Ver­ anstaltungen, weil sie nicht hochstilisiert sind, sondern menschlich normal. Diese Mischung aus improvisierten und gleichzei­ tig super gut durchdachten Konzeptionen machen die Atmosphäre so angenehm. Ich genieße sehr, dass hier hochkarätige Künst­ ler zusammentreffen, die echte Meister ih­ res Fachs und dennoch nahbar sind. Es ist die Achtsamkeit auf das gesamte Leben, die immer wieder in den Blick rückt. Das liegt daran, dass der Meister des Lebens in hier immer wieder gesucht wird und in den Herzen wohnt.“ Im Gebetsteam erleben wir immer wie­ der, wie hohe Begabung und menschliche Lasten oft ganz nah beieinander liegen. So­ wohl Studenten als auch Dozenten kom­ men mit ihren Nöten zum Gebet und wir erfahren immer wieder, wie Gott zu ihnen spricht und neue Hoffnung gibt. Für eine Studentin hatte jemand im Ge­ bet einen bildlichen Eindruck: „Ich habe eine Hand gesehen, in der war eine ­Spirale. Dann hat sich die Hand geschlossen und die Spirale zerquetscht. Als sie sich wieder öffnete, war eine Bank darin.“ Ein seltsa­ mes Bild, doch die Studentin rief erregt: „Das ist die Leistungsspirale! Seit mei­ ner Kindheit habe ich den Albtraum, eine Wendeltreppe hochzulaufen, die nicht auf­ hört, auch wenn ich immer schneller ren­ ne!“ Liebe gab es in ihrem Leben gegen Leistung (und sie leistete viel!), doch die Geborgenheit fehlte. Gottes Hand been­

det die Leistungsspirale. Sie öffnet der Musikerin einen Platz der Ruhe, nicht einen Stuhl allein, sondern eine Bank, einen Platz der Begegnung und Gemeinschaft, der ihr Leben verändert. Ungefähr die Hälfte der teilnehmenden Studenten sind noch keine Christen. Beim Summer Institute lebt man gemein­ sam. Studenten und Dozenten wohnen im gleichen, sehr einfa­ chen Wohnheim und essen in der gleichen Cafeteria. Die mor­ gendlichen Tune-Ins und die abendlichen Kleingruppen greifen ­zentrale Themen für das Leben als Künstler und Christ auf. Aber besonders der ehrliche und persönliche Umgang miteinander lässt Jahr für Jahr manchem Studenten das Herz für Jesus auf­ gehen. „Ich liebe das Summer Institute“ „Manchmal wird es märchenhaft.“ Die finnische Cellistin Pauli­ ina erklärt, wie sie das meint: „Für mich als Musikerin war das Summer Institute die Erfüllung eines meiner Träume. Es brachte mich in Verbindung mit anderen Musikern aus aller Welt, die das gleiche Anliegen haben. In meinem Alltag habe ich selten Men­ schen gefunden, mit denen ich tiefen Glauben und ein hohes Maß an musikalischer Professionalität, geschweige denn ähnli­ che Träume und eine ähnliche Berufung teilen konnte. Dort traf ich Menschen, zu denen in wenigen Tagen tiefe und langfristi­ ge Freundschaften entstanden. Hier kamen meine beiden Wel­ ten, die Musik und der Glaube, zueinander. Ich kann mir kei­ nen besseren Tagesbeginn vorstellen, als den Herrn anzubeten und dann gemeinsam zu musizieren. Die Zeit hier veränderte zum einen mein Leben, weil ich hier ‚meine Leute‘ kennenlern­ te und meine Berufung, und zum anderen, weil ich hier meinen Ehemann fand.“ Der märchenhafte Prinz war Martin aus dem Gebets­team, ein rockig-musizierender Biologe aus Deutschland. So feierten sie Hochzeit und lebten glücklich in Los Angeles … Ja, ich bin irgendwie verliebt ins „Crescendo Summer Insti­ tute of the Arts“: Ungarischer Sommer, wunderschöne Klänge, besondere Begegnungen und mittendrin viel von Gottes Liebe. Kennen Sie Musikstudenten oder solche, die es werden wollen? Bitte empfehlen Sie uns weiter: crescendohungary.org. Hermann Rohde

Nacht des Glaubens – Basel

17. Mai

1 Nacht – Künstler aus allen Sparten – 40 Orte – 60 hochkarätige Events – zusammen mit praktisch allen Kirchen und Gemeinden der Stadt Das ist die Nacht des Glaubens, die am 17. Mai in Basel stattfinden wird. Mit initiiert von Crescendo, kommen Künstler wie die Musiker Jars of Clay, Nina Hagen, Lothar Kosse, Martin Helmchen, der Pantomime Carlos Martines, der Schauspieler Eric Wehrlin und viele mehr zum „Festival für Kunst und Kirche“. Eine Nacht für ganz besondere Begegnungen!

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David Danel (Prag) im Unterricht mit Jonathan Schmid: Die intensive Arbeit am Instrument bekommt durch die persönliche Beziehung zum Lehrer beim SIA eine ganz besondere Qualität.

IM BLICKPUNKT Im Web getroffen und Hilfe gefunden Mit Gottkennen aus der Krise

F o t o : V er a n sta lte R

Hermann Rohde ist Beauftragter für Gebet bei Campus für Christus und lebt mit seiner Familie in ­Leipzig. Beim ­Summer Institute ­leitet er seit acht Jahren das Gebets­ team. Als klassischer Gitarrist engagiert er sich teilzeitlich bei Crescendo, einer Arbeit von ­Campus für Christus unter ­klassischen Berufs­musikern, Musikstudenten und Jazzmusikern.

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Mario und Winfried sind sich nie begegnet und haben doch etwas gemeinsam: Sie schauen auf ein Jahr zurück, in dem sie sich oft per Mail „getroffen“ haben. Und gemeinsam haben sie ein Stück Lebensweg hinter sich gebracht. Mario ist 44 Jahre alt und von Beruf Alten­ pfleger. Vor knapp zwei Jahren hat er sich auf die Suche nach Gott gemacht. „In diesem Sommer ging meine achtjährige Beziehung in die Brüche, ich verlor meine Wohnung und war schlicht am Boden“, sagt er. In diesem ganzen Wirrwarr beschäftigten ihn zuneh­ mend Fragen in Bezug auf Gott. Er versuch­ te es daraufhin mit dem CVJM in Stuttgart, was sich als eine gute Adresse für ihn ent­ puppte. Dort konnte er „landen“, ging fort­ an in einen Hauskreis und in die „City Cha­ pel“, eine moderne Gemeinde in Stuttgart. Er kam zum Glauben, ließ sich taufen und fasste langsam wieder Fuß. Dennoch blieben viele Fragen offen. So suchte er im Internet nach Antworten, nach einem Ansprechpartner. Er gab seine Fragen ein und stieß 2012 auf die Seite Gott­ kennen.de von Campus für Christus. Hier lernte er Winfried kennen. Winfried Bittner wohnt im Nordschwarzwald. Bis 2000 war er Mitarbeiter in der Studentenarbeit von Cam­ pus für Christus. Und bis heute engagiert er sich als E-Coach bei Gottkennen. E-Coachs sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich einsetzen, um suchende Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Mo­ natlich laufen über die Gottkennen-Web­ seite ca. 50–70 Kontaktmails bei Campus für Christus ein. Die Anliegen sind ganz unter­ schiedlicher Natur: Manche haben Fragen zu Glaubensthemen, andere bekunden einfach ihre Begeisterung oder auch ihre Ablehnung zur Internetseite, und wieder andere kom­

men mit sehr schwerwiegenden Problemen. Die Coachs sind geschult und wissen, wie sie mit diesen Anfragen umzugehen haben. Bei schweren Fällen werden die Kontakte auf professionelle Hilfe verwiesen, die meisten Fragenden jedoch werden von den zurzeit 63 E-Coachs per E-Mail selbst betreut. An Mario kann sich Winfried gut erinnern: „Von Anfang an war Mario sehr offen. Er schilder­ te mir die Fragen, mit denen er sich herum­ schlug. Ich konnte ihm eine Reihe Hilfsmittel und weiterführende Li­ teratur empfehlen. Und Er wollte nicht vor allem habe ich im­ in einer Starre mer versucht, ihn zu ermutigen, allein auf enden, indem er Jesus zu vertrauen.“ ständig rückwärts ­ Marios Version der Din­ blickte auf seine ge klingt ganz ähnlich: verflossene „Es gab immer mal wie­ der schlechte Phasen“, Beziehung. erzählt er, „aber Win­ fried hat mich ständig ermutigt durchzuhal­ ten.“ Mittlerweile haben sich die Dinge bei ihm wirklich zum Guten verändert. Er ist fest in seiner Gemeinde integriert und merkt, dass sein Innerstes langsam zur Ruhe kommt. Be­ sonders hilfreich ist ihm dabei die biblische Geschichte von Lots Frau. Von ihr wird be­ richtet, dass sie trotz Verbots nach hinten schaute und als Folge erstarrte. So wollte er nicht enden, wollte nicht in e­ iner Starre en­ den, indem er ständig rückwärts blickte auf seine verflossene Beziehung. Ist das Internet nun ein Segen? Für ­Mario steht das außer Frage. Natürlich ersetzt es keine reale Gemeinschaft, doch Gottkennen war ihm eine große Hilfe dabei, die Löcher anzugehen, die sich in seinem Leben immer wieder auftaten. Judith Westhoff

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IM BLICKPUNKT Gott bekommt ein Gesicht

Wintercamp – zwische

Hoffnung und Hilfe für Holocaustüberlebende

Athleten in Aktion

Haben Sie schon einmal einen Bombenalarm miterlebt? Wahrscheinlich nicht. Für die Einwohner der israelischen Stadt Sderot gehört dies zum Alltag. Manchmal ertönt die Sirene mehrmals am Tag. Dann haben die Menschen 15 Sekunden Zeit, um den nächsten Bunker aufzusuchen.

Letzter Tag des AiA-Wintercamps 2013. Beim Kaffeetrinken klopft plötzlich einer aus der Gruppe mit ­seinem Löffel gegen die Kaffee­tasse und bittet um Gehör. Es ist absolut still, als Jan, ein ehemaliger Drogenabhängiger, der die Campteilnahme von seinem Chef geschenkt bekommen hatte, zu reden beginnt.

Paten gesucht!

Das ist kaum zu schaffen. Deshalb hat der Staat in jede Woh­ nung der Stadt einen Luftschutzbunker eingebaut. Die Holo­ caustüberlebenden, die wir besuchten, werden durch die An­ griffe aus dem Gaza-Streifen ständig an den Zweiten Weltkrieg erinnert. Diese Erinnerungen kehrten bei vielen dieser alten Menschen erst in den letzten Jahren wieder. Als ich manche zu Hause besuchte und mit ihnen redete, bekam ich einen kleinen Einblick in ihre schlimme Vergangenheit und ihren mühsamen Alltag. Aber ich erlebte auch die Herzlichkeit und Liebe dieser Menschen. In Sderot, einige Kilometer von Gaza entfernt, ver­ teilten wir Essenscoupons an über 100 Holocaustüberlebende, die unter dem Existenzminimum leben. Unser Mitarbeiter vor Es bedeutet Maria Ort, Sebastien, macht diese Arbeit schon mehrere Jahre und und Thomas viel, kennt alle alten Menschen persönlich. Er weiß über ihre Nöte dass es Christen aus Bescheid und hört ihnen zu. Fast alle sind krank. Die Jüngsten Deutschland gibt, denen sie am Hersind jetzt 71 Jahre alt. Sie wurden im Krieg geboren. Alle Emp­ zen liegen und die fänger sind fein säuberlich registriert und holen sich ihre Cou­ sie nicht vergessen pons in der Wohnung von Maria und Thomas Flyenko, selbst haben. Holocaustüberlebende, ab. Maria und Thomas freuen sich unbeschreiblich über den Besuch des GAIN-Te­ ams. Es bedeutet ihnen viel, dass es Christen aus Deutschland gibt, denen sie am Herzen liegen und die sie nicht vergessen haben. Natürlich freuen sie sich über die materielle Unterstützung, aber genauso wichtig ist auch die persönliche Zuwen­ dung, das Zuhören und Anteilnehmen an ihrem Leben. Sie erleben, dass Gott sie nicht vergessen hat, und nehmen gern unser Gebet für sie an. „Wir fühlen, dass es Gott gibt, aber wir sehen ihn nicht. Damit wir an Gott glauben können, schickt Claudia Dewald er euch zu uns. Durch euch sehen wir sein Gesicht.“

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Im Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs, 2015 bereits zum 70. Mal. In der Bibel steht die Zahl 70 symbolisch für Vollständigkeit und Gnade. Weil die Zeit drängt, wollen wir verstärkt den Holocaustüberlebenden helfen, die in Israel leben und die keine Repara­ tionsleistungen von irgendeiner Stelle erhalten. Jeden Tag sterben dort etwa 35 von ihnen. Die regelmäßigen Beiträge aus den Patenschaften erleichtern den alten Menschen ihre letzten Tage wenigstens etwas. Dafür suchen wir dringend weitere Paten! Info: Tel. 0641-97518-53 oder Patenschaften@GAiN-germany.org

„Zuerst möchte ich Gott für dieses wunder­ bare Camp danken, an dem ich teilnehmen durfte, und dann auch den vielen Mitarbei­ tern für die tolle Betreuung und die guten Gespräche – vielen Dank!“ Uns blieb der Mund offen stehen. Auch Jans Chef, der mir gegenüber saß, war tief beeindruckt. Was für andere wortkarg gewesen wäre, war aus Jans Mund eine echte Offenba­ rung! Sein Chef hatte sich an diesem Tag freigenommen, um Jan abzuholen und da­ bei selbst noch einmal auf die Piste zu ge­ hen. Jan arbeitet und lebt in begleitender Therapie auf seinem Bauernhof und leis­ tet dort gute Arbeit, deshalb wollte er ihm eine Freude machen, da Jan sich schon län­ ger gewünscht hatte, Snowboard-­ Fahren zu lernen. Ursula Bruhin, die vierfache Snow­ board-Weltmeisterin aus der Schweiz, nahm bereits zum zweiten Mal als Traine­ rin an diesem Wintercamp teil. Und auch im nächsten Jahr will sie wieder mit da­ bei sein. Sie nahm sich zusammen mit den Snowboard-Lehrern Peter und Simon viel Zeit, um Jan und den anderen Teilnehmern bei den ersten Versuchen auf dem Brett zu helfen. Und nicht nur die Snowboarder ka­ men voll auf ihre Kosten. Auch die Skifah­

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iel

sp n n i w e G

Gesucht, gepuzzelt und gewonnen n Wachsen und Worship

Drei Teile eines Wimmelbildes ­haben wir ­Ihnen in den letzten Wochen ­gezeigt. Und Sie haben gesucht, ­gepuzzelt und sehr viele von Ihnen sind fündig ­geworden. • •

rer und Langläufer hatten viel Spaß beim Carven, Variantenfahren und dem Skaten auf den bestens präparierten Pisten und Loipen. Sowohl Anfänger als auch Fortge­ schrittene waren mit Begeisterung dabei und wurden von den Ski-Lehrerinnen Caro und Annette und den Langlauf-Spezialis­ ten Nobbe und Sabine bestens begleitet. Im Anschluss an den sportlich verbrachten Tag gab es abends jeweils eine gemeinsa­ me Worship-Zeit und lebensnahe Andach­ ten. Ursula Bruhin erzählte aus ihrem Le­ ben als Profisportlerin und wie Gott sie in schwierigen Lebensabschnitten wieder auf­ gerichtet hat. Leider mussten wir in diesem Winter ei­ nigen Teilnehmern absagen, da die Nach­ frage so groß war, und die Plätze trotz Zu­ stellbetten nicht für alle reichten. Nicht verwunderlich also, dass sich bereits kurz nach dem Camp die ersten für 2014 ange­ meldet haben. Einige Tage nach der Freizeit rief mich ein Teilnehmer an. Er sagte mir unter ande­ rem, dass er gerade anfängt, in der Bibel zu lesen. Ich konnte das nur voll unterstützen. Und staunen über Gottes Handeln und sei­ Harry Härtel ne Größe.

Unter anderem ­trainierte Ursula Bruhin, die vierfache Snowboard-­ Weltmeisterin aus der Schweiz, die Teilnehmer des vergangenen Winter­ camps von Athleten in Aktion.

5 Scheine mit 850 Euro waren zu finden. 7 Flaggen der Länder Armenien, Haiti, ­Indien, Israel, Lettland, Uganda, Ukraine waren zu entdecken (in diesen und weite­ ren Staaten arbeitet GAiN). 18 Ostereier wären zu finden gewesen, wenn wir nicht einen Fehler gemacht hät­ ten, durch den auf den ersten Abschnit­ ten gar keine Eier zu finden waren. Das tut uns Leid. Aber es ist ein bisschen wie beim echten Eiersuchen, wo man die am besten versteckten Eier auch erst an Weihnachten findet. Hier haben wir jede Antwort als richtig akzeptiert!

Danke für Ihre rege Beteiligung und die ­vielen freundlichen Kommentare! Wir hoffen, dass es Ihnen Spaß gemacht hat.

Gewonnen haben:

„Danke für die tolle Betreuung und die guten Gespräche!“

1. Preis (500-Euro-Gutschein) ........, 2.–5. Preis (Kindle Paperwhite) ..................... ............, 6.–10. Preis (75-Euro-Einkaufsgutschein) ....... .............................................. Alle Gewinner, auch die der Buchpreise, ­wurden bereits benachrichtigt. Herzlichen Glückwunsch! Ein Auflösungsbild finden Sie in den nächsten ­Wochen unter Campus-D.de/Gewinnspiel.

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M e n sch Missi on a r

Kein mystischer Ruf Hier stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus vor. Aber nicht ohne Hinter­ gedanken. Wir möchten zeigen, dass Gott ganz normale Menschen zum „Missionarsdasein“ beruft, Menschen wie Christa Olschewski, Menschen wie Sie.

„Gott führt mich und redet mit mir.“ Foto: Fotolia

Christa Olschewski (2.v.li.) mit einer Studentengruppe: Man trifft sich, kocht und isst zusammen. Mit der Zeit kommt man ganz natürlich auf geistliche Dinge zu sprechen, und viele wollen dann mehr über Jesus erfahren.

ie erste Urkunde gab es 1991 zum zehnjährigen Dienstjubilä­ um. Dann folgten die anderen: 15, 20, 25 und schließlich sogar 30 Jahre Mitarbeit bei Campus für Christus. Händeschütteln, Danksagung, Glückwünsche und weitere Urkunden … Christa Olschewski findet, dass es eine gute Entscheidung war, Gottes Ruf zu fol­ gen und ein Leben auf Spendenbasis, aber im Willen Gottes zu wagen. Ihr halbes Leben lang erzählt sie nun Studenten von der Liebe Gottes – seit gut zehn Jahren vor allem chinesischen Stu­ dierenden. Bevor sie 1981 bei Campus für Christus angestellt wurde, hatte sie eine Ausbildung zur Landwirtschaftlich-techni­ schen Assistentin gemacht und zwölf Jah­ re an einem Göttinger Universitätsinsti­ tut gearbeitet. Jahrelang ging sie dort in ­einen Hauskreis, doch die „richtige“ Hin­ wendung zu Gott passierte erst durch eine Lebenskrise, als ihre Cousine nach einem Kaiserschnitt starb. Sie fragte andere Chris­ ten, was ihnen denn das Christsein brin­ ge, und war überrascht über ihre prakti­ schen Antworten: „Er führt mich, er redet mit mir!“ Sie lernte Menschen kennen, die, wie sie, Gott immer besser kennenler­ nen wollten. Einer von ihnen war beson­

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ders prägend, weil er einen ansteckenden missionarischen Lebensstil vorlebte. Er er­ klärte, dass nicht jeder einen „mystischen“ Ruf in die Mission brauche, sondern dass Mission auch das Resultat ganz schlichter Überlegungen und einer Willensentschei­ dung sein kann. Christa wollte! Über den vollzeitlichen Dienst hatte sie allerdings zu­ erst nur vage Vorstellungen. Schmunzelnd erzählt sie, die fixe Idee gehabt zu haben, dass man als Missionar ärmlich und be­ stimmt in einer Kellerwohnung leben müs­ se. „Aber das stimmt nicht. Ich hab’ immer sehr schöne Wohnungen gehabt und nie Mangel erlebt.“ Natürlich gab es Zeiten, die schwer waren, aber alles in allem hat es sich gelohnt, betont sie! Auf die Frage, was sie an diesem „Job“ so begeistert, sagt sie, dass die Arbeit sie zum einen weit herumkommen ließ. Sie konnte reisen, hat die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt und bekam viel geistlichen Input. Ohne das wäre sie nicht zu dem Menschen geworden, der sie ist. Vielleicht auch nicht zu dem, den Gott ha­ ben wollte. Aber vor allem begeistern sie Menschen: „Sie sind mein Hobby! Ich mag es, mit Leuten über Jesus und das Leben zu reden und sie anzuleiten, anderen mu­ tig vom Glauben zu erzählen. Ich liebe es,

‚Fußspuren Gottes’ in ihrem Leben zu ent­ decken.“ Christa hat Kontakt zu einer kleinen chinesischen Gemeinde in ihrer Umge­ bung, die jedes Jahr zum Wintersemes­ ter alle Neuankömmlinge aus China ein­ lädt. Letztes Jahr waren das weit über 100 junge Leute! Sie ging von Grüppchen zu Grüppchen, um die „Neulinge“ willkom­ men zu heißen. Zu sieben von ihnen hat sie einen engeren Kontakt aufbauen kön­ nen. Das läuft bei Missionaren nicht an­ ders als bei allen anderen: Man trifft sich, kocht und isst zusammen, macht Ausflüge: die „Aufwärmphase“. Mit der Zeit kommt man ganz natürlich auf geistliche Dinge zu sprechen, und viele wollen dann mehr über diesen Jesus erfahren. Neulich gab es eine schöne Begeben­ heit. Die Semesterferien waren in Sicht, und eine der Studentinnen stand kurz vor der Heimreise nach China. Zum Abschied bat sie Christa, sich auch im nächsten Jahr um neue Studenten zu kümmern, und bit­ te auch unbedingt mit ihnen Bibel zu le­ sen! Nicht immer läuft es so gut, aber ein Einzelfall ist es dennoch nicht. Christa ist dankbar, vor über 30 Jahren den Weg in die Mission eingeschlagen zu haben. Judith Westhoff

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Leserbriefe

Sie sind gefragt!

Für Sie ge lesen

Lesetipps zum ­Thema „Gemeinde“

Was haben Sie in Bezug auf das Thema „Gemeinde“ auf dem Herzen? Diese Frage haben wir I­hnen in der letzten „Impulse“ gestellt. Eine Antwort ­finden Sie hier …

„Tatatataaa – da bin ich!“ So wünschen wir uns vielleicht unseren Empfang in der neuen Gemeinde, sei es bei einem durch Umzug, durch Heirat, durch was auch immer bedingten Gemeindewech­ sel. Aber oft sieht die Realität anders aus oder es kommt etwas, das an diesen Tusch erinnert, aber danach kommt nicht mehr viel. Wie finde ich meinen Platz in der Gemein­ de? „Mein Platz“ erinnert an (f)lauschige Sessel, Bequem­ lichkeit, eventuell nachdenkliches Verharren. „In der Ge­ meinde“ lässt mich daran denken, dass vielbeschäftigt aussehende Menschen um mich herumsausen. Ich bewe­ ge mich also, suche aktiv in der Gemeinde nach einer Auf­ gabe, bis die Gemeinde und ich miteinander verschmel­ zen, eine Einheit bilden, die an einem Strang zieht. Jeder bringt sich ein, nach und mit seinen Fähigkeiten und Be­ gabungen, seinen Wünschen und Zielen. Dabei ist es un­ abdingbar, dass wir miteinander reden, uns – anhand des Wortes Gottes – über Ziele und Methoden, mithilfe derer wir die Ziele erreichen wollen, klar werden. Das macht Gemeinde neben vielen anderen Aspekten auch für mich aus: die Gewissheit, dass wir eine Einheit bilden, die aber in sich nicht statisch ist, sondern Hier könnte Ihr von Bewegung, Auspro­ Bericht stehen! bieren, Kommunikation geprägt ist. So ist mein Sie lesen sich diese Berichte durch Platz heute in der Ge­ und denken dabei: „So etwas meinde vielleicht ein an­ hätte ich auch zu erzählen. Aber derer als vor einem Jahr. mich fragt ja keiner.“ Doch. (Womit ich nicht zu Un­ Wir fragen Sie. In der nächsten beständigkeit und Flucht ­Impulse wird es ums Thema „Beziehungen leben, so wie Gott vor Verantwortung auf­ es tut“ gehen. Darum, wie Gott rufen will!) Freundschaft, Verbindlichkeit In diesem Sinne bin lebt. Und darum, dass unsere ich davon überzeugt, Beziehungen (und nicht nur die dass jeder seinen Platz in Ehe) gewinnen und heilen, wenn der Gemeinde hat, weil wir davon lernen. Das ist Ihr doch alle wiedergebore­ Thema? Dann schreiben Sie uns nen Christen zum Leib bitte ein paar Sätze darüber, was Jesu gehören. Es kann Sie persönlich damit erlebt haben. doch an diesem wunder­ Wir freuen uns auf Ihren Beitrag! Bitte mailen Sie Ihren Kurzbericht vollen, perfekten Körper bis zum 27. Mai an Impulse@ kein Glied geben, das Campus-D.de, Be­ nutzlos wäre?! treff „Statements“. Anne Höhne Alle Einsender erhalten als Dankeschön eine kleine Überra­ schung.

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Wenn Sie sich Gedanken dazu machen, was vom Evangelium und eben auch von der Ge­ meinde noch zeitgemäß ist, und wie beides heute (neu?) Gestalt gewinnen kann, dann bietet Ihnen dieses leicht lesbare Buch vom Autor unseres Leitartikels S. 4 einen guten Einstieg. Optimal ergänzt wird es durch Band eins der Reihe. Zwei schmale Bände mit Tief­ gang und explosivem Inhalt. Sehr lesenswert! Evangelium. Gottes langer Marsch durch seine Welt. Walter Faerber und Peter Aschoff. Francke. 96 Seiten. ISBN 978-3-86827-352-6. Euro 5,95. Emerging Church verstehen. Eine Einladung zum Dialog. Bachmann, Künkler, Faix. Francke 96 Seiten. ISBN 978-3-86827-353-3. Euro 5,95.

Wenn Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie aus der Beliebigkeit des Christseins herauskommen, weil sie mehr möchten, als Glauben und Gemeinde „okay“ zu finden, dann hilft dieses Arbeitsbuch Ihnen weiter. Die konkreten Anregungen zum Nachfol­ gen für 42 Tage entfalten ihre volle Dynamik, wenn man sie gemeinsam angeht. Zielgrup­ pe: junge Menschen. not a fan. Nachfolge leben. Kyle Idleman. SCM Hänssler. 144 Seiten. ISBN 978-3-7751-54239. Euro 6,95. (Dazu ist auch eine Spielfim-DVD ­erhältlich.)

Wenn Sie Verletzungen in der Gemeinde er­ lebt haben und daran denken, sich zurück­ zuziehen, wenn Sie nicht so sicher sind, was Sie überhaupt von Ihrer Gemeinde (und sich selbst) erwarten sollen, dann ist der seelsor­ gerliche Ansatz dieses Buches vielleicht etwas für Sie. Crabbs Antworten sind nicht immer meine Antworten, aber seine Fragen sind hilfreich.

Impressum

Herausgeber: Campus für ­Christus e.V., Postfach 100 262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: Impulse@­Campus-D. de, Internet: Campus-D.de Redaktion: Hauke Burgarth, Andrea ­Wegener, ­Judith ­Westhoff Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Welpdruck, Wiehl, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise: ­vierteljährlich Bezug: Schutzgebühr 1,70 E. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im B ­ eitrag zum CfC-Förderkreis enthal­ ten. ­Unsere ­Bezieher ­weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Daten­ verarbeitung ­gespeichert wird (§ 26 Datenschutz­ gesetz). Konto: Volksbank Mittel­ hessen, Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Anzeigenverwaltung: Hauke Burgarth, Tel. (0641) 975 18-64, Hauke. Burgarth@­Campus-D.de Vertrieb: Campus für ­Christus Abdruck: Abdruck bzw. ­auszugsweise ­Wiedergabe von Textbeiträgen, ­Illustra­tionen und Fotos nur mit Genehmigung des ­Herausgebers ­gestattet. Bildnachweis: Bildnachweis am Foto, ­privat oder Archiv. Cover: istockphoto Campus für Christus versteht sich als Missions­bewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, ­Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. GAiN ist der Partner von ­Campus für Christus für ­humanitäre ­Hilfe. Arbeitszweige: ­Studenten­arbeit, ­Berufung leben, M ­ ission Welt, Internet und Film, P ­ rofessorenforum, ­Athleten in ­Aktion, E­ he und Familie ­ Missionsleitung: Clemens Schweiger (­Leiter), Klaus Dewald (­stellvertretender ­Leiter), ­Achim Gramsch (­Geschäftsführer) Vorstand: Jochen ­Detlefsen, Klaus Dewald, Bernd E­ dler, ­Achim Gramsch, Uwe Heß, Linda Karbe, Cornelia ­Martin, Clemens Schweiger, Christian Vollheim ­(Vorsitzender). Campus für Christus ist der deutsche Zweig von ­Agape Europe. Ein Hinweis für u ­ nsere ­Bezieher: Anschriften­ änderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezie­ her nicht schriftlich wider­ sprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit e­ iner Mitteilung Ihrer Adress­änderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns ­schriflich ­Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Wider­spruch an die zuständigen Zustellpost­ ämter ­weiterleiten.

Gemeinde. Aber richtig! Trotz Enttäuschungen dranbleiben können. Lawrence J. Crabb. ­Brunnen. 280 Seiten. ISBN 978-3-7655-1460-9. Euro 16,95.

Hauke Burgarth

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V eran sta ltun ge n

bei Campus für Christus Highlights

Übersicht

mit Herz.

Urlaub & Sport

Mai 13 17.5.

24.–26.5. 25.5.

25.–26.5.

„Nacht des Glaubens: Festival für Kunst und ­Kirche“ in Basel, mit vielen internationalen und deutschen Künst­ lern: Nina Hagen, Martin Helmchen, Markus Maria ­Profitlich, Crescendo Klassik/Jazz u.a. Ehewochenende „Gemeinsam Eins“, FeG Bonn, 55 E pro Person, (inklusive Candle-Light-Dinner), ggf. zzgl. ­Übernachtung CfC-Begegnungstag in Gießen, Campus-Zentrale (Am Unteren Rain 2), 14.30 – 20.00 Uhr, Treffen mit alten (und noch nicht so alten) Campus-Bekannten, ­Berichten aus der Arbeit, Mini-Workshops, Stehkaffee und ­Abendessen Orientierungstage für Missionsinteressierte, Gießen, 29 E

Mountainbike-Alpenüberquerung,

5.–12.7.: Panorama-Traumtour rund um den Ortler, 500 E (inkl. Halbpension, Tourguide, Trainingsplan)

Fußball- und Sportcamp in Uganda

10.–21.6.: Im Kinderdorf Noah’s Ark in ­Mukono, 1500 E für VP, Flug, Reiseversicherungen, Safari Infos und Anmeldung Harry.Haertel@Campus-D.de

Juni 13 5.–6.6. 10.–21.6. 21.–22.6. 27.–29.6. 28.–30.6.

Seminar Lebensplanung, Gießen, 130 Euro für Arbeits­ unterlagen, Tagungsgetränke, Mittagessen, Studenten und Schüler 30 E Fußball- und Sportcamp in Uganda (siehe rechts) Ehewochenende „Gemeinsam Eins“, Landeskirchliche Gemeinschaft, Berlin-Lichterfelde, 45 E „Die verlorene Kunst, glücklich zu sein“, Glaubens­ konferenz mit Dr. Bill St. Cyr (USA), Chemnitz, 60 E Seminargebühr, Unterkunft bitte selbst besorgen Liederwerkstatt in Leipzig – Grundkurs Liederschreiben

Juli + August 13 „Heilende Gotteserfahrung in der Anbetung“ für ­Musiker, Wörnersberger Anker, bei Altensteig 5.–12.7. Mountainbike-Alpenüberquerung (siehe rechts) 6.–17.7. Russland-Universade in Kasan, Russland, 350 E für VP und Rahmenprogramm, zzgl. Flug 10.–14.7. „Im Gespräch mit Gott – Formen des Gebets“, Musiker­ freizeit, in Kloster Gwiggen, Hörbranz (A) am Bodensee 21.7.–3.8. Lettland erleben (siehe rechts) 25.–28.7. Fußball-Tagescamp für Jungen und Mädchen von 9-13 Jahren, in Engstingen, Schwäbische Alb, 80 E 29.7.–12.8. Internationales Crescendo Sommerinstitut, ­ Nähere Infos: crescendohungary.org 4.–10.8. Fußballcamp Lechbruck, Allgäu, für Jungen und Mädchen von 10-16 Jahren, 200 E (VP, Trikots, Ausflüge) 13.–21.8. Projektreise nach Lettland zur Schulranzenverteilung 16.–30.8. Armenien entdecken (siehe rechts) 24.8.–7.9. Baueinsatz in Haiti (siehe rechts)

mit Herz.

5.–7.7.

Herbst 13 Berufung konkret Die neunmonatigen nebenberuflichen Kurse für alle, die fragen, was Gott mit ihnen vorhat – ganz gleich in welchem ­Lebensalter – beginnen wie folgt: 21.9. zum 2. Mal in Hamburg 28.9. zum 4. Mal in Chemnitz tere nd wei en: u s o 12.10. zum 15. Mal in Dresden f n I ng

Global Aid Network

Land entdecken | Menschen helfen

Reisen Sie mit uns in ­eines der GAiN-Projekt­­ länder. ­Begegnen Sie ­Menschen, ­lernen Sie ihr Land und ihre Kultur kennen oder gestalten Sie ein Kinder­programm. Helfen Sie durch ­humanitäre Einsätze und Bau­projekte. Wir ­versprechen ­Ihnen eine unvergessliche Zeit.

taltu ­Verans staltungen.de

Armenien Termin: 16.– 30.8. Preis: 690 E zzgl. Flug Kontakt: Elke.Seifert@ GAiN-­Gemany.org Tel. 0641-97518-50

Lettland Termin: 21.7.–3.8. Ort: Gästehaus bei Riga Preis: 490 E zzgl. Flug Kontakt: Zaiga.Vilde@ GAiN-­Germany.org Tel. 0641-97518-57

Haiti Termin: 24.8.–7.9. Preis: 550 E zzgl. Flug Kontakt: Peter Heinz pheinz@gain-austria.at Tel. 00 43-676 34 40 036

an -0 cfc-ver -97518 l. 0641 e T r e d o

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!mpulse 2/13


Sebastians dramatische Suche nach Gott Sebastian ist gerade elf Jahre alt, als etwas in ihm zer­ bricht. In der Schule war er immer der Außenseiter, in der Familie fand er keine Zuneigung. Er ist noch ein Kind und hat Angst, nie geliebt zu werden. Mit 17 geht er „in den Westen“, um eine Ausbildung zu beginnen, in der Hoff­ nung, damit seine Eltern stolz zu machen. Aber er stürzt ab, nimmt Drogen und fängt an zu trinken. Das Party­ leben hält ihn mit seinem wilden Treiben gefangen, aber Zuneigung findet er nicht. Stattdessen treiben ihn Wut und Verzweiflung über die Menschen und Zustände an den rechten Rand der Gesellschaft. Unwissenheit und Naivität tun das Ihre dazu. Bis er auf einem vor ihm fah­ renden Auto einen Aufkleber sieht: Gottkennnen.de. Er besucht die Webseite und kommt mit einem unserer Mit­ arbeiter ins Gespräch. Und es gibt wirklich viel zu bespre­ chen, bis wir ihn an eine Gemeinde in seinem Wohnort vermitteln können. Sebastian ist gestartet, hat den Lauf begonnen, aber er hat noch unglaub­ lich viel vor sich, und das wird nicht einfach werden. Deshalb bitten wir Sie herzlich: Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer ­Spende und unterstützen Sie Sebastian mit Ihrem Gebet. H ­ aben Sie herzlichen Dank! Bitte nutzen Sie bei Ihrer Spende das Kennwort: Impulse 0213

Bestätigung (zur Vorlage beim Finanzamt)

Konto-Nr. des Kontoinhabers

Campus für Christus e.V. ist durch das Finanzamt Gießen laut für Freistellungsbescheid Beleg den Kontoinhaber vom 27.06.2012, Steuernummer egünstigter 20 25 05 21 10, wegen ampus für Christus e.V. ­religiöser Zwecke gemäß onto-Nr. § 5,bei Abs. 1, Ziffer 9 KSTG Volksbank Mittelhessen 01 688 08 als gemeinnütziger Verein anerkannt. Der genannte EURO Spendenbetrag ist bei der Lohn- bzw. Einkommenssteuer abzugsfähig. Wir bestätigen, dass wir den Spendenbetrag nur satzungsgemäß Kontoinhaber/Einzahler verwenden.

Bis zu Euro 100 gilt dieser Beleg als Zuwendungsbestätigung. Bei Bareinzahlung Empfangsbestätigung des annehmenden Kreditinstituts.

Impulse 0213


Postfach 100 262 35332 Gießen www.Campus-D.de

e t i e S e h c i l h c s n e m e i D

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