Impulse 2016-2

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fĂźr ansteckenden Glauben

Fromme Antworten, die nicht helfen Thema Was Hiob wirklich den Rest gab Erlebt Ich konnte mit keinem darĂźber reden


inhalt DVD „Under Pressure“ Sportler wie Kaká, Jacob Mulenga und Cacau kommen zu Wort und erzählen, wie sie als Sportler und Christen damit umgehen, „under pressure“ – unter Druck – zu stehen. Und sie laden ein, ein Leben mit Jesus Christus zu wagen.

Restbestände kostengünstig! Passend zur EM: 5 Stück 5 Euro, 10 Stück 7 Euro, 50 Stück 30 Euro, 100 Stück 50 Euro Bestellungen: campus-d.de/shop Telefonisch: 0641 97518-0 , E-Mail: info@campus-d.de

Leid und platte Antworten 4 Thema

Western-Antworten 9 Kommentar

Ich konnte mit keinem darüber reden 10 Erlebt

Wertpakete 12 Mitarbeiter-Ausbildung bei Campus für Christus

URLAUB MIT HERZ

„Wir setzen auf Wertschätzung und Dialog“ 16 Das Chemnitz-Forum

2016 Land entdecken | Menschen helfen Reisen Sie in ein GAiN-Projektland. Begegnen Sie Menschen. Lernen Sie Land und Kultur kennen. Helfen Sie bei humanitären Einsätzen, Bauprojekten oder Kinderprogrammen. Erleben Sie eine unvergessliche Zeit. Armenien 1 Armenien 2 Lettland Uganda Osteuropa Südafrika

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Editorial 3 Paare stark machen 14 The Four 14 Für Flüchtlinge 15 MEHR mit Campus für Christus erleben 17 Sofia for President 18 Ich bin E-Coach, weil ich tot war 19 Mensch Missionar 20 Impressum 21 Für Sie gelesen 22


editorial Ich merke bei mir eine Diskrepanz in der Selbstwahrnehmung. Einerseits dreht sich ein großer Teil meines Arbeitslebens um Worte – wie

F O T O : C L A U D I A D E WA L D

Sie hier lesen! Und ich bin von ihrer Wirksamkeit überzeugt. Andererseits bin ich ein Typ, der vieles „mal eben so“ dahersagt. Und sich wenig Gedanken darüber macht, wie das Gesagte tatsächlich ankommt. Das kann doch nicht meine Verantwortung sein, oder etwa doch? Dabei schreibt Jakobus scheinbar an Menschen wie mich: „Hauke, das sollst du wissen: Höre etwas schneller und rede dafür langsamer …“ (frei nach Jakobus 1,19). Mir persönlich ist dieses Verlangsamen eine echte Hilfe. Aber es ist natürlich nicht alles. Ich kann auch gut überlegt Antworten geben, die alles sind, nur nicht hilfreich. Weil sie sich darum drehen, meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und nicht die meines Gegenübers. Weil sie vom sprichwörtlichen grünen Tisch her kommen und damit unbelastet von eigenen Erfahrungen sind. Weil sie völlig ignorieren, dass hier jemand in existenziellen Nöten steckt und nicht nur eine Wissensfrage gestellt hat. Der biblische Hiob zum Beispiel wollte gar keine Diskussion über Leid im Allgemeinen führen – er steckte mittendrin. Er suchte Hilfe und Freunde, die mittragen. Was er nicht suchte, waren die platten Antworten, die er bekam. In ihrem Artikel auf der nächsten Seite beleuchtet Judith Westhoff diese Art von Antworten und zeigt, dass Hiobs Freunde leider bis heute noch nicht ausgestorben sind. Wie verletzend scheinbar richtige und immerhin fromm klingende Antworten sein können, unterstreicht ein Missionsbericht der anderen Art auf Seite 10: Was ist, wenn ich Traumatisches erlebe und mir niemand wirklich zuhört? Außerdem lesen Sie in dieser Impulse etwas über akademisch geprägten Dialog in Chemnitz (S. 16), warum Sofia aus der Ukraine unbedingt Präsidentin werden will (S. 18) und welche Phasen das Mitarbeiten bei Campus für Christus durchlaufen kann (S. 20).

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Ich wünsche Ihnen gute Impulse mit dieser Impulse.

Übrigens: Campus wird 50. Notieren Sie schon Mal den Termin in Ihrem Kalender! Infos unter campus-d.de/50jahre

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THEMA

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N HA

ER D IN S TE S HA EIN TLICH S U R D Ü OR F W T T LBS ERAN E S NV ST I E B R E LE JED GEN I E Z S ETWA R I D L WIL GOTT N DU MUSST VERGEBE

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P I X A B AY- C L K E R F R E E V E C T O R I M A G E S

Leid und platte Antworten Was Hiob wirklich den Rest gab „Grau ist alle Theorie, die Wahrheit ist auf dem Platz“, soll ein Fußballtrainer gesagt haben. Eines scheint dieser Mann begriffen zu haben: Theorie hat mit dem alltäglichen Leben nicht immer etwas zu tun. Was zählt, sind die richtigen Taten; Praxis eben, keine Theorie. Letztere ist nur dann gut, wenn sie dem „wahren Leben“ standhält. Manche haben das Glück, diese Erkenntnis auf dem Fußballplatz zu gewinnen, für andere ist der Weg beschwerlicher. Hiob, ein Mann, der sich durch sein vorbildliches Leben auszeichnete, lernte diese Lektion nicht beim Bolzen, und sie dauerte auch länger als 90 Minuten. Eine lange Phase unsäglichen Leids und unzumutbar quälender Begegnungen mit anderen Menschen kennzeichnen seine Erfahrungen, die im biblischen Buch Hiob aufgezeichnet sind. Er entdeckte, dass es eine große Kluft gibt zwischen Theorie und Praxis – und dass diese Kluft gefüllt ist mit platten Antworten. Von Menschen, die es gut meinten und dennoch fast alles falsch machten.

Zwischen den Mühlsteinen Gottes und Satans Hiob war ein Mann, von dem Gott selbst sagte, dass es zu seiner Zeit niemanden gab, der so gottgefällig lebte wie er (Hiob 1,8). Trotzdem passierte das Unfassbare: Er geriet – salopp gesagt – zwischen die Mühlsteine Gottes und Satans. Ich möchte mich nicht in theologischen Debatten ergehen, ob wir es bei Hiob mit einer historischen Person zu tun haben und ob Satan höchstpersönlich vor den Thron Gottes treten durfte, um dort um ein Leben zu schachern. Unter dem Strich bleibt folgende Tatsache, die für uns relevant ist: Ein guter Mensch muss unter Umständen unsägliches Leid erdulden, und Gott greift nicht ein! Ein Mensch kann konfrontiert werden mit Leid, das in keinem Verhältnis zu seinen Taten steht, und Gott lässt das zu. Hiob verlor innerhalb einer nicht klar benannten Zeit seine Kinder, wirtschaftliche Sicherheit, Gesundheit und alle sozialen Kontakte. Und das ohne Versicherung und Sozialstaat. Das Ausmaß dieser Katastrophen ist schier unfassbar, eine einzige davon legt im Regelfall schon jeden „normalen“ Menschen lahm. Am Ende des zweiten Kapitels begegnen

Eine Vielzahl von Opfern wird ihre Leiderfahrung – Gnade hin oder her – ein Leben lang wie ein schweres Gepäckstück mit sich tragen. Ohne Glorie und ohne Triumph!

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In Konflikten wird selten klar Recht oder Unrecht benannt. „In“ ist alles, was betont, dass niemand alleine Schuld hat.

wir einem schwer angeschlagenen, aber noch nicht zerbrochenen Mann. Noch konnte er festhalten an Gott: „Der HERR hat‘s gegeben, der HERR hat‘s genommen, gepriesen sei der Name des HERRN“ (1,20). Diese bekannten Verse werden gerne zitiert … Ich frage mich, was Psychologen und Seelsorger dazu sagen würden. Vielleicht, dass Hiob keinen Zugang zu seinen Gefühlen hatte? Dass er sich in der Phase der Verdrängung befand? Seinem Kummer und seiner Wut noch nicht ehrlich ins Gesicht gesehen hatte? Würden sie vielleicht gar keine Aussage treffen und den Leidenden stattdessen mit bedeutungsvoller Stille konfrontieren und später mit der Frage, wie er sich denn dabei gefühlt habe? Und was sagt Gott? – Nichts! Aber der Leser erfährt in Kapitel 2, Vers 3 zumindest, was Gott über Hiob denkt: Für ihn ist Hiob noch immer derselbe, rechtschaffen, redlich, das Gute festhaltend. An dieser Stelle könnte das Buch Hiob zu Ende sein. Test bestanden, nicht vom Glauben abgefallen, herzlichen Glückwunsch! Aber hier scheint es erst richtig loszugehen. Was in den nächsten 35 qualvollen Kapiteln zu lesen ist, eröffnet eine ganz neue Geschichte. Nun geht es nicht mehr primär um Leid, das von Gott kommt, sondern um jenes, das von Menschen verursacht wird. 35 Kapitel lang versuchen frömmelnde Menschen, einem Leidenden in seiner Situation zu begegnen – und scheitern! Das Ende des Buches lässt diesbezüglich keinen Zweifel offen. Was war passiert? Hiob kam zu Fall, weil fromme Menschen ihn mit platten Antworten niederbügelten. Zum Schluss konnte er kaum noch an Gott festhalten, war mit seinen Freunden zerstritten und so am Ende, dass er nur noch sterben wollte. Durch fromme Menschen komplett aus den Schuhen gehauen! Immer wieder hatten sie Hiob eingehämmert, dass es einen Zusammenhang geben müsse zwischen seiner Situation und seinem Tun. Mit anderen Worten: „Du bist selber schuld. Du hast dein Schicksal in der Hand. Übernimm Verantwortung. Ändere es!“, wogegen Hiob immer wieder antwortete: „Nein, ich bin unschuldig! Was hier passiert, ist jenseits dessen, was ich zu verantworten habe. Ich habe es nicht in der Hand.“ Er hatte recht! Gott bestätigt das am Ende des Buches. Vielleicht denken wir manchmal: „Es kann ja nicht schaden, dies oder das einfach mal in den Raum zu werfen – vielleicht passt ja etwas davon?“. Aber im Leid gibt es kaum bedeutungslose Worte und Taten. Platte Antworten können echte Killer sein, Mörder, die einem Leidenden oder einem Opfer den letzten Stoß versetzen. Schauen wir uns ein paar Plattheiten an. In allen steckt Wahrheit, und doch sind sie im wahrsten Sinne gnadenlos.

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1. Leid dient der Erziehung, Läuterung und dem Wachstum. Es gibt tatsächlich Bibelverse, in denen der erzieherischen Züchtigung eine Rolle eingeräumt wird. Allerdings sollte sauber geklärt werden, was biblische Züchtigung überhaupt bedeutet und in welchem Maße sie stattfindet. Einem Leidenden zu sagen, dass er etwas aus seinen Qualen lernen solle, ist schlicht zynisch. Auch die Aussage, dass man Dinge erst richtig genießen lernt, nachdem sie einem zuvor entzogen wurden, ist für viele, die sie im Kummer hören, nur brutal. Wir kennen alle Lebensgeschichten von Menschen, die durch das Erleiden einer Katastrophe schlussendlich zu etwas Besserem geführt wurden: dem langersehnten Lebenspartner, der wahren Berufung oder einer vorher nicht bekannten Begabung. Aus solchen Geschichten werden christliche Bestseller gestrickt. Keine Frage: Das ist super, aber ist es die Regel? Warum gibt es so viel mehr Berichte über traumatisierte als über „siegreiche“ Menschen? Vielleicht, weil es nicht allzu viele dieser glorreichen Geschichten gibt? Oder sind alle anderen nur zu unfähig oder ungeistlich, ihre Leiderfahrung in Triumph umzumünzen? Ich glaube, die Erfahrungen einer jahrtausendealten Menschheitsgeschichte und die moderne Datenlage bezeugen vielmehr, dass eine Vielzahl von Opfern – Gnade hin oder her – ihre Leiderfahrung ein Leben lang wie ein schweres Gepäckstück mit sich tragen. Ohne Glorie und ohne Triumph, jedenfalls nicht in dieser Welt. Und für die meisten ist „nachher“ nichts besser! Viele haben ihr Leben lang zu kämpfen; in schlimmen Fällen sind Existenzen auf Dauer zerstört! Tatsache ist: Leid kann läutern und erziehen, aber eine solche Aussage sollte von dem Leidtragenden selbst kommen, falls er überhaupt jemals an diesen Punkt kommt. 2. Du musst vergeben Das stimmt, ohne Wenn und Aber. Desmond Tutu, ehemaliger südafrikanischer Erzbischof und Friedensnobelpreisträger, hat das sehr schön in „Das Buch des Vergebens“ thematisiert. Zusammen mit seiner Tochter schreibt er dort über die Gräuel der Apartheid und wie die Opfer letztlich nur durch Vergebung wieder zu einem befreiten Leben finden konnten. Vergebung ist ein Posten auf der To-do-Liste der Leidtragenden. Das scheint ungerecht, weil sie schon genug damit zu tun haben, ihr Leid zu bewältigen, aber es geht trotzdem kein Weg daran vorbei. Doch Vergebung ist nichts, was man schnell aus dem Ärmel schüttelt. Sie ist vielmehr ein schwerer und langandauernder Weg. Manche Christen konfrontieren Opfer bemerkenswert schnell mit der saloppen Aufforderung zu vergeben. Ich vermute, dass solche Personen selber wenig Erfahrung mit Vergebung haben. Ich


Wer ein Opfer mit billiger Vergebungsgnade konfrontiert, macht es erneut zum Opfer. glaube, es gibt eine Art und ein Maß an Leid, dem man nur mit großer Vorsicht und Respekt begegnen kann – mit „Ehrfurcht“. Angesichts dessen, was z.B. eine Mutter Teresa in ihren Briefen oder ein Johannes vom Kreuz in seiner „dunklen Nacht der Seele“ beschreibt, kann ich nur verstummen. Auf jeden Fall bleiben mir leicht verdauliche christlich-psychologische Ratschläge im Halse stecken – sie sind unpassend und tragen nicht. Oft wird über Vergebung geredet wie über ein Sonderangebot. Wer so respektlos darüber spricht, hat letztlich auch wenig Respekt vor der Gnade. Dietrich Bonhoeffer nennt solche billige Gnade den Todfeind der Kirche. Das ist bemerkenswert, sollte man doch meinen, dass die Kirche zur Zeit Bonhoeffers andere Todfeinde hatte. Er schreibt: „Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird.“ In solch einer Kirche, sagt Bonhoeffer, finde man billige Bedeckung von Sünden, die vom Täter gar nicht wirklich bereut werden und von denen frei zu werden sie auch gar nicht wirklich wünschen. Eine solche „Gnade“ rechtfertige nicht den Sünder, sondern die Sünde. Und ich möchte hinzufügen: Wer ein Opfer mit einer solchen billigen Vergebungsgnade konfrontiert, macht es erneut zum Opfer. Vergebung und Wiederherstellung sind langwierige Prozesse – und es geht nie darum, Konsequenzen zu vermeiden und harmonische Atmosphäre zu erzeugen. 3. Leid kommt aus der Sünde Selbstverständlich ist dies in einem grundlegenden theologischen Sinn wahr. Aber Leid kommt eben nicht unbedingt aus persönlicher Sünde. Und selbst da, wo persönliches Fehlverhalten mitschwingt, stellt man meist schnell fest, dass es in keinerlei Verhältnis zum Leid steht. Wer Leid mit dieser Antwort zu erklären versucht, erhebt sich selbst schnell zum geistlichen Menschen, der gleichzeitig Millionen von anderen, die tagtäglich durch Krankheit, Hunger, Verfolgung und Ausbeutung zugrunde gehen, als gerichtsreife Sünder deklassiert. 4. Du hast es in der Hand Wir Christen sind mittlerweile sehr psychologisiert. Ein wahrer Regen an christlich-psychologischer Literatur ist uns über die Jahre beschert worden. Vieles davon ist gut und lesenswert. Es ist sinnvoll, etwas über das „Grenzen setzen“ zu lernen, über Verletzungen aus der Vergangenheit und Selbstverantwortung. Im Umgang mit Leid habe ich allerdings den Eindruck, dass christlich-psychologische Phrasen oft dazu dienen, ein Problem

zu verbergen: Feigheit, im Umfeld eines Leidenden oder Opfers klaren Stand zu beziehen. In Konflikten wird selten klar Recht oder Unrecht benannt. Schwarzweiß-Denken ist absolut „out“. „In“ ist alles, was betont, dass niemand alleine Schuld hat, sondern jeder ein bisschen an allem beteiligt ist und deswegen auch kaum jemand zur Rechenschaft gezogen werden kann. Im schlimmsten Fall wird ein Vergewaltigungsopfer so zur Mittäterin, weil ihr Rock zwei Zentimeter zu kurz war. Ja, dieses Beispiel ist drastisch, aber wo ist in unseren Kirchen und Gemeinden noch eine klare Grenze erkennbar? Und zwar praktisch, denn theoretisch ist sie meist vorhanden. Wer Opfer von Gewalt, Ungerechtigkeit, Vertrauensbruch, Ausgrenzung oder Tratsch wird, braucht niemanden, der ihm sagt, dass er jederzeit willkommen ist, wenn er weiß, dass dem Täter von ein und derselben Person genau dasselbe gesagt wird. Der Satz: „Ich nehme keine Seite ein, ich kann alle verstehen“, mag fromm klingen; für das Opfer ist er ein Schlag ins Gesicht. Ebenso wie die Aussage, man wolle sich nicht einmischen, weil ja sowieso nichts mehr zu ändern sei. Falsch! Das Unrecht selbst mag nicht mehr rückgängig zu machen sein, aber es ist unerhört wichtig für jeden Leidenden, wenn er feststellt, dass jemand klar auf seiner Seite steht. Es ist das Einzige, das seinen Schmerz lindern kann. Ich möchte noch einmal das drastische Beispiel eines Missbrauchs nutzen, um dies zu verdeutlichen: Täter sind immer auch Opfer, die dringend Hilfe benötigen und ebenso von Gott geliebt werden wie jeder andere! Gleichzeitig ist es innerhalb einer bestehenden Gemeinschaft dem Opfer aber nicht zuzumuten, regelmäßig auf den Täter zu treffen. Wenn der Täter die Gruppe nicht verlassen muss, macht sie – die Gruppe! – das Opfer immer wieder zum Opfer, das leidet und sich zurückziehen muss. Sie denken vielleicht: „Ja, klar!“ Aber ist es wirklich klar? Auch, wenn es um Verleumdung, Lüge oder Ehebruch geht? Ich kenne Gemeinden, die sich mit dieser Problematik befasst und klare Richtlinien erstellt haben, wie sie zum Beispiel im Falle eines Missbrauchs handeln: Abgesehen von einer Anzeige, wird der Täter sofort die Gemeinde verlassen müssen, damit dem

Ihre Meinung ist gefragt! Was sagen Sie dazu? Haben Sie ähnliche Erfahrungen mit platten Antworten gemacht? Oder im Gegenteil echte Hilfe erfahren? Wir freuen uns über Ihre Zuschriften an impulse@campus-d.de, Betreff „Leserbrief“.

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Am Ende des Buches Hiob gibt es kein „Grau“. Gott sagt absolut nichts Positives über diese Freunde, im Gegenteil, sein Urteil ist vernichtend.

Opfer der nötige Schutzraum gewährt wird. Einzelne Personen werden dem Täter persönlich nachgehen, um ihm Hilfe anzubieten, aber keinesfalls wird dem Leidtragenden zugemutet, erneut unter dem Dach der Gemeinde auf den Täter zu treffen. Das nenne ich konsequent und biblisch.

Heraus aus der Grauzone Hiob hatte die Verzweiflung zu spüren bekommen, die entsteht, wenn Freunde Leid nicht mildern, sondern es rationalisieren und debattieren. In Kapitel 6,13ff ist er am Rand der Hoffnungslosigkeit, weil seine Freunde nicht auf seiner Seite stehen. Zusammengefasst sagt er: „Ich bin völlig hilflos und weiß nicht mehr aus noch ein. Wer so verzweifelt ist wie ich, braucht Freunde, die fest zu ihm halten. Ihr aber enttäuscht mich wie Flüsse in der Wüste. Im Frühjahr treten sie über die Ufer, aber wenn es heiß wird, versiegen sie, und die, die dann das Wasser brauchen, werden bitter enttäuscht und gehen elend zugrunde. Und ihr (meine Freunde!) seid genau wie diese Flüsse: trostlos und leer. Ihr helft mir nicht.“ Das sind harte Worte. Ich bin überzeugt, der erste Reflex aller, die so etwas zu hören bekommen, wäre: leugnen, rationalisieren, psychologisieren, debattieren und nivellieren. Aber halten wir fest: Am Ende des Buches gibt es kein „Grau“. Es gibt keinen wohlwollenden Kommentar, dass die Freunde es doch gut gemeint hatten; immerhin sind sie doch zu Hiob gekommen. Es gibt kein „Wir müssen das Positive sehen; lasst uns erst einmal sieben Komplimente finden, bevor wir mit einer Kritik kommen.“ Gott sagt absolut nichts Positives über diese Freunde, im Gegenteil, sein Urteil ist vernichtend: „Mein Zorn ist entbrannt, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Geht zu Hiob, bringt Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Hiob mag für euch bitten, nur seine Fürbitte werde ich annehmen, dass ich euch nicht etwas Schlimmes antue“ (42,7ff). Ich denke, angesichts dieser Worte erübrigen sich weitere Kommentare. Last but not least: Obwohl sicher viel Leid menschengemacht ist, sollten wir doch im Blick haben, dass manches Leid überirdischen Ursprungs ist. Die Katastrophen, die über Hiob hereinbrachen, entstammten einem Plan aus geistlichen Sphären. Ich plädiere nicht dafür, hinter jedem Busch Dämonisches zu suchen, aber es wäre sicher dumm, diesen Aspekt überhaupt nicht auf dem Schirm zu haben. Hier zeigt sich übrigens noch eine weitere Mär: die des freien Willens. Den gab es für Hiob in diesem Fall nicht. Er hatte keinerlei Mitspracherecht und ebenso wenig die Handhabe, irgendetwas zu ändern.

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Was ist also zu tun? Leid wird ein ständiger Begleiter unseres Lebens sein, unabhängig vom Stand unserer Zivilisation. Und die Auswirkungen von langanhaltendem Leid sind vielfältig. Vor allem bewirkt Leid eins: Es isoliert! Akute Katastrophen bringen oft sogar Sympathien ein, aber langanhaltendes, chronisches Leid entfremdet und führt meist in die soziale Isolation. Der althochdeutsche Ursprung des Wortes verdeutlicht das. „Lidan“ bedeutet weggehen oder wegreisen. Wer leidet, ist letztlich auf einer Reise in die Ferne; in eine Welt, in die er nicht gehört, die er nicht mag und in die ab einem gewissen Zeitpunkt auch keiner mehr folgen will. Davon konnte Hiob ein Lied singen: Seine Frau wandte sich ebenso von ihm ab wie seine Verwandten und Bekannten (siehe 19,13ff) – familiäre Schwierigkeiten sind übrigens bis heute eines der Hauptprobleme im Leben chronisch Kranker und deren Angehöriger. Wer lange leidet, wird feststellen, dass es viele Tode gibt, die ein Mensch sterben kann. Der soziale Tod ist einer der schlimmsten, und man kann ihn leider mehr als nur einmal erleiden. Er wird oft durch diejenigen verursacht, denen man vertraut oder von denen man sich Hilfe erhofft hat.

Die Pflicht der Begleiter Was Leidtragenden den Rest gibt – so sehr, dass sie sich den Tod wünschen – ist oft nicht die Katastrophe selber, sondern die Ignoranz von Mitmenschen: Fromme Reaktionen, geistlich verpackte Phrasen, die den Anstrich biblischer Wahrheit haben und doch nichts als zerstörerisches Gerede sind. Die Freunde Hiobs hielten es für ihre fromme Pflicht, Gott zu verteidigen. Welch ein Irrtum! Ihre Pflicht wäre gewesen, Hiob zu verteidigen. Bedingungslos. Das hatte nichts mit einer eventuellen Schuld Hiobs zu tun. Oder der Notwendigkeit, Dinge in seinem Leben anzusprechen. Interessant ist, dass persönliches Fehlverhalten überhaupt kein Thema war, als Gott schließlich selbst zu Hiob redete. Leidende brauchen niemanden, der ihnen Gott oder ihr Leid erklärt. Sie brauchen solche, die sich im Leid auf ihre Seite stellen; nicht auf Gottes Seite, nicht auf jedermanns Seite, sondern nur auf eine einzige Seite: die des Leidenden. Judith Westhoff arbeitet in der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“. Seit langem beschäftigt sie sich mit dem Buch Hiob und entdeckt immer wieder Neues.


KO M M E N TA R

Bevor ich mein Problem auch nur ansatzweise formuliert habe, hat der andere schon „gezogen“ und geantwortet. Peng – erlegt!

ch kann etwas, das mich beschäftigt, in Worte fassen. Meistens jedenfalls. Ich merke allerdings, dass es mir schwerer fällt, je emotionaler oder persönlicher das Thema für mich ist. Dann reagiere ich schon mal sehr dünnhäutig und empfindlich auf Antworten, die ich bekomme. So richtig „gefressen“ habe ich allerdings die „Western-Antworten“. Ich habe ein paar Themen, die ich schon ewig lange mit mir herumschleppe. Ich verschweige sie nicht unbedingt, aber ich binde sie auch nicht jedem direkt auf die Nase. Es sind eben keine Nebensächlichkeiten. Mindestens für mich sind sie existenziell. Wenn ich nun in einem Gespräch darauf komme, dann kann es sein, dass ich etwas umständlicher und langsamer werde und dann anfange, meinem Gegenüber mein Herz auszuschütten. Und hier kommt der Western ins Spiel, denn bevor ich meine Frage, mein Anliegen oder Problem auch nur ansatzweise formuliert habe, hat der andere schon „gezogen“ und geantwortet. Peng – erlegt! Und erlegt komme ich mir dann tatsächlich vor, denn obwohl mein Gegenüber nicht die Zeit hatte zuzuhören, ist er sicher, dass seine Antwort zwar aus der Hüfte kam, aber ins Schwarze getroffen hat …

Ungelöste Zwischenstände aushalten Gut, dass solche „Western-Antworten“ die Ausnahme bleiben. Doch die Male, wo sie vorkommen, sind sie verletzend genug. Damit hier

kein falscher Eindruck entsteht: Leider kenne ich diese Art des Antwortens nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter. Obwohl es mich selber stört, kann ich mein Gegenüber problemlos bei seinen Ausführungen unterbrechen und ihm eine Lösung präsentieren. Wahrscheinlich hängt diese Sehnsucht nach schnellen und einfachen Antworten damit zusammen, dass wir uns schwer damit tun, ungelöste Zwischenstände auszuhalten. Es ist ja okay, für ein Anliegen zu beten, aber nach drei Tagen, drei Wochen oder drei Monaten sollte doch so langsam eine Antwort da sein … Leider sieht die Lebenswirklichkeit manchmal anders aus. Es gibt nun einmal Fragen oder Situationen, die sich weder über kurz noch über lang in Wohlgefallen auflösen. Nicht immer lässt sich meine Frage in einem Satz beantworten – und manchmal eben gar nicht. Auch wenn sich das nicht gut anfühlt.

Hiobs echte Freunde Mein persönlicher Weg, mit solchen offenen Fragen oder Zweifeln umzugehen, kommt aus dem Buch Hiob. Dabei habe ich seine Freunde im Blick, so, wie sie eigentlich sein sollten. Ich möchte selbst jemand werden, der zuhören kann, ohne sofort eine Antwort parat haben zu müssen. Dabei will ich keinen Fragen ausweichen, aber eben auch nicht platt antworten. Es geht nicht darum, der „Held der schnellen Antworten“ zu werden, sondern ein echter Freund zu sein, selbst wenn das heißt, jahrelang nur „da“ zu sein und nicht mehr. Die andere Seite der Medaille ist, dass ich lernen möchte, meinen Freunden mehr und mehr zu sagen: „Ich brauche dich jetzt. Kannst du mir mal zuhören? Einfach bei mir sein?“ Das hört sich sehr unfertig an. Stimmt, das ist es auch. Es ist weder eine universelle Lösung noch die Antwort auf alle Fragen. Aber für mich ist es ein Schritt weg von der „Western-Antwort“ in die richtige Richtung. Hauke Burgarth

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Ich konnte mit keinem darĂźber reden

Falscher Trost und echte Hilfe

Martina (Name geändert) arbeitet seit Jahrzehnten bei einem Missionswerk. Zu Beginn ihrer Mitarbeit war die gelernte Krankenschwester als Missionarin in Afrika. Neben vielen wunderbaren Erlebnissen aus dieser Zeit steht auch ein traumatisches: Sie wurde vergewaltigt. Und echte Hilfe erhielt sie damals nicht. Sie erzählt.

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E R LE B T

F O T O : P I X A B AY- G E R A LT

Wichtig ist das Verständnis, dass ein Trauma eine schwere Wunde ist, die behandelt werden muss.

s geschah am letzten Tag unserer ostafrikanischen Mitarbeiterkonferenz. Wir hatten vormittags frei und die Sonne schien. Deshalb ging ich mit einer Kollegin an den herrlichen Strand, bevor wir wieder an unsere Einsatzorte zurück mussten. Wir wollten dort zusammen in der Bibel lesen. Die drei Afrikaner, die uns verfolgten, bemerkten wir nicht. Der Sand verschluckte alle Geräusche. Sie griffen uns von hinten an, warfen uns zu Boden, würgten und vergewaltigten uns. Gegenwehr war nicht möglich, das machte der dritte Mann uns mit seinem Messer klar. Alle drei „bedienten“ sich. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen sie uns endlich los. Wir liefen zurück zum Hotel, aber meine Beine fühlten sich wie Pudding an. Dazu kam die Panik: Werden sie uns noch einmal angreifen? Im Hotel angekommen, vertraute ich mich einem Mitarbeiter aus meinem Team an. Dann ging alles sehr schnell: ärztliche Untersuchung, polizeiliche Benachrichtigung etc. Die Polizisten nahmen die Anzeige nur halbherzig auf. Sie meinten, wir wären selbst schuld, wenn wir halbnackt am Strand herumliefen. Natürlich waren wir bekleidet! Die folgenden Wochen liegen für mich wie im Nebel. Immer wieder hörte ich fromme Aussagen wie: „Schau nur auf Jesus, dann wird alles gut“ oder „Gott muss dich sehr lieb haben, dass er das zugelassen hat“. Nein, das war gar nicht hilfreich!

Verdrängt, aber nicht vorbei Albträume plagten mich und ich hatte panische Angst, zu meinen Nachtdiensten im Dunkeln von der Wohnung durch die Felder ins Krankenhaus zu gehen. Aber im Krankenhaus waren wir unterbesetzt – ich musste funktionieren. Nach einigen Monaten war ich körperlich und seelisch ziemlich unten. Als wir in einer Bibelarbeit im Team über Römer 8, 28 sprachen, flippte ich total aus: „Alle Dinge sollen denen zum Besten dienen, die Gott lieben“? Fluchtartig verließ ich den Raum und ging in meine Wohnung. Zum ersten Mal ließ ich meinen Emotionen freien Lauf, ich weinte stundenlang. So konnte es nicht weitergehen. Ich brauchte Hilfe. Ich entschied mich für professionelle Hilfe durch einen gläubigen Psychologen in einer sechs Autostunden entfernten Stadt. Bei dieser Gelegenheit traf ich auch meinen ostafrikanischen Missionsleiter, der mir direkt nach der Vergewaltigung mit Bibelworten Mut zusprechen wollte. Er war entsetzt, dass ich mir nicht von ihm „auf geistliche Weise“ helfen lassen wollte. Er verstand überhaupt nicht, warum ich professionelle Hilfe wollte – und das noch „von außen“. Wahrscheinlich hat er nicht realisiert, wie tief meine Verletzung war. Nach zwei Terminen beim Therapeuten war ich zu erschöpft und brach ab. Ich musste die Treffen auf meinen einzigen freien Tag in der Woche

legen und die anstrengende Fahrt dafür auf mich nehmen. Nach etlichen Monaten waren meine Albträume nicht mehr so intensiv, aber ich war permanent müde. Ich funktionierte, doch dafür verdrängte ich vieles. Heute weiß ich, wie viel Kraft dieses Verdrängen kostet. Ich muss gestehen, dass mir meine Arbeit im Krankenhaus schwerfiel, ich war auch eine ganze Weile nicht missionarisch tätig. Mein Teamleiter bemerkte dies. Er verordnete mir, eine Bibelarbeit über Ärger vorzubereiten, um an mir zu arbeiten. Über meine „Erkenntnisse“ sollte ich dem Krankenhausverwalter Rechenschaft ablegen, einem afrikanischen Mann, der kein Mitarbeiter der Missionsgesellschaft war. Ich war fassungslos. Diese Anordnung habe ich nicht ausgeführt.

Member Care Während eines Heimataufenthalts in Deutschland machte ich mir Gedanken, wo ich mir Hilfe holen könnte. Ich erkundigte mich auch nach einer Seelsorgeausbildung. Schließlich entschied ich mich für ein Magister-Studium in den USA. Danach wollte ich zurück nach Afrika gehen, um Missionaren zu helfen, die schwierige Situationen verarbeiten müssen. Diese Vision erfüllte sich, aber zu meiner Überraschung schenkte mir Gott einen Ehemann, der mit mir zusammen diesen Auftrag erfüllte. Unsere Ehe war eine heilsame Erfahrung, und gemeinsam Missionaren zu helfen, war ein besonderes Geschenk. Rückblickend auf meinen Heilungsprozess hat es mir besonders geholfen, während des Studiums selbst Seelsorge in Anspruch zu nehmen. Ich lernte, meinen Gefühlen nachzuspüren, sie zu benennen und zu akzeptieren. Ich lernte auch, dass Gott mit unseren Gefühlen umgehen kann, selbst mit Wut und Ärger. Ich verstehe, wenn Mitmenschen bei traumatischen Erlebnissen überfordert sind, aber eine schnelle Beruhigung oder Verharmlosung – „Das wird schon wieder …“ – ist völlig unangebracht. Stattdessen ist es hilfreich, sich alles erzählen zu lassen, ohne es zu kommentieren, schnellen Trost zu vermeiden, einfach da zu sein und zuzuhören. Dazu gehört auch die „Erlaubnis“, ärgerlich und wütend zu sein, auch auf Gott. Als Gesprächspartner kann man jederzeit zugeben, dass man sprach- und hilflos ist. Wichtig ist eher das Verständnis, dass ein Trauma eine Verletzung, eine schwere Wunde ist, die behandelt werden muss. In Westeuropa ist es inzwischen relativ einfach, professionelle Hilfe zu bekommen. Selbst in Afrika ist das Konzept von Member Care besser geworden. Aber im Schockzustand ist es hilfreich, wenn jemand Vertrautes dabei hilft, eine geeignete Person zu finden. Übrigens: Natürlich hat die Bibel recht und ist das lebendige Wort Gottes. Später konnte ich mit vollem Herzen glauben, dass denen, die Gott lieben, wirklich alle Dinge zum Besten dienen.

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Wertpakete Mitarbeiterausbildung bei Campus für Christus

Campus-Kultur prägen, ihnen ganz unabhängig von ihrer Stelle und ihrem Arbeitsbereich die gleiche Grundlage vermitteln, unsere Campus-DNA. Das war schon immer typisch für Campus. Jeder, der längerfristig bei uns mitarbeitet, hat das Privileg, an unseren internen Schulungsprogrammen teilzunehmen.

Ein Kloster mitten im Grünen. Aus dem Fenster blickt man auf Wälder, Felder und kleine Dörfer. Tiefes Schweigen liegt über dem Ort – heute, am stillen Tag, wird nicht gesprochen. Szenenwechsel. Ein Universitätsgelände in Beer’Sheva, Israel. Heiße Spätsommersonne brennt vom Himmel. Es geht turbulent zu. Studenten kommen und gehen, reden und lachen. Dazwischen einzelne Leute, die zu zweit auf die Studenten zugehen: „Hallo! Mich interessiert, was dich bewegt …“ Ob in der idyllischen Abgeschiedenheit des Klosters oder auf dem belebten Campus in Nahost – beide Orte sind ideal, um neue Campus-Mitarbeiter mit grundlegenden Themen ihres Dienstes vertraut zu machen. An beiden Orten findet die Mitarbeiterausbildung statt. Wie neue Mitarbeiter ausgebildet werden und was sie dabei lernen, weiß eine ganz genau: Almut Siebel ist seit 2006 Ausbildungsleiterin und hat im letzten Jahr über 30 neue Mitarbeiter in der Ausbildung begleitet. Impulse: Almut, viele Mitarbeiter haben schon in einem Beruf gearbeitet. Warum müssen sie dann noch einmal eine Campus-Ausbildung machen? Almut Siebel: Während andere Missionswerke eine Bibelschulausbildung fordern, bevor man in den geistlichen Dienst geht, findet unsere Ausbildung „inhouse“ statt. Alle Mitarbeiter bringen schon viel Wertvolles mit und wir möchten zusätzlich die

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Was ist die Grundlage für die Ausbildung? Vor einigen Jahren haben sich die Leiter der deutschen Arbeit auf vier Werte geeinigt, die unseren Dienst prägen sollen: Mutiger Glaube, persönliches Wachstum, liebevolle Zusammenarbeit und erwartete Ergebnisse. Die Ausbildung konzentriert sich auf diese Werte. Darauf basierend haben wir vier Ausbildungsblöcke gebildet, die sogenannten „Wertpakete“. Die beiden Schwerpunkte unseres Dienstes sind Evangelisation und Jüngerschaft – und die kommen für jeden vor. Da soll keine Kluft zwischen den Arbeitszweigen sein, egal ob es um Buchhaltung oder Studierendenbewegung geht. In der Ausbildung geht es um persönliches und geistliches Wachstum und um Zurüstung für den Dienst. Beides ist wichtig, ganz egal, in welchem Arbeitszweig man tätig ist. Uns ist außerdem wichtig, dass alle Mitarbeiter ein gemeinsames Vokabular haben – dass alle wissen, wovon wir sprechen, wenn es um ein „vom Heiligen Geist erfülltes Leben“ geht. Dazu bekommen die Mitarbeiter der verschiedenen Arbeitszweige eine gemeinsame Ausrichtung. Was ist das Besondere an der Ausbildung? Die Ausbildung geschieht bewusst abteilungsübergreifend. Leute aus Buchhaltung und Verwaltung kommen mit denen aus Ehearbeit oder Studierendenbewegung zusammen. Dadurch entsteht eine große Verbundenheit und die Erkenntnis:


Wir sind alle zu einem Ziel unterwegs. Gerade für Mitarbeiter aus der Zentrale ist es wichtig zu wissen, wofür sie Buchungen machen, Briefe schreiben etc. Die Wertpakete haben außerdem eine individuelle Komponente – jeder Mitarbeiter hat die Wahl, welchen Bereich er vertiefen möchte. Eine persönliche Begleitung ist integraler Bestandteil der Ausbildung. Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter geistlich und emotional gesund sind. Wie profitieren die Mitarbeiter durch die Ausbildung? Ich denke, dass unsere Teilnehmer stark persönlich wachsen. Sie werden neu begeistert für den Glauben, sind regelrecht Feuer und Flamme. Sie erkennen, dass Gott sie gebrauchen möchte, gerade in Sachen Evangelisation, auch wenn sie im Grunde zurückhaltend oder ängstlich sind. Ich erlebe immer wieder tiefgreifende Veränderung nach den Seelsorge-Einheiten im Wertpaket „Kraftvolle Teams“. Was begeistert dich persönlich an diesem Ausbildungskonzept? Grundsätzlich mag ich es, wenn sich Menschen selbst entdecken. Wenn Kollegen aus verschiedenen Bereichen sich besser kennenlernen und tatsächlich zusammenarbeiten. Wir hier bei Campus für Christus sind schon ein Mikrokosmos: unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Gemeinden, jeder mit eigenen Prägungen und Gaben. Wenn das alles zusammenkommt zu einem Leib und Synergien entdeckt werden, begeistert mich das. Und schließlich fokussieren wir uns darauf, Menschen zu Jesus hinzuführen und ihnen zu zeigen, wie man mit ihm lebt – Evangelisation und Jüngerschaft eben. Ich denke, dass die Wertpakete dabei helfen. Julia Spanka

„Das praktische Ausprobieren geistlicher Disziplinen – in die Stille gehen – hat meinen Alltag verändert.“ Dieter, Akademiker-Team

„Mir wurde bewusst, dass Begleitung von frisch Bekehrten viel persönlicher und intensiver sein muss.“ Jan, Buchhaltung

„Ich habe immer gedacht, ich müsste Leute missionieren. Aber es geht nur darum, Gott von ganzem Herzen zu lieben und diese Liebe an andere Menschen weiterzugeben.“

Die vier Wertpakete im Überblick Die Seminare und Einsätze sind im Schnitt eine Woche lang Mutiger Glaube findet passenderweise in Israel statt. Ziel ist es, seinen Glauben zu leben und verschiedene Ansätze zu finden, wie man ihn weitergeben kann und dabei das Umfeld berücksichtigt. Kraftvolle Teams. Die meisten Missionare verlassen ihren Dienst wegen Schwierigkeiten im Team, nicht aufgrund von äußeren Anfechtungen. Wie gelingt „liebevolle Zusammenarbeit“? Was macht ein Team stark? Übliche Team-Themen werden hier vermittelt ebenso sowie seelsorgerliche Elemente. Geistliches Wachstum durch gelebte Jüngerschaft. Wir sind davon überzeugt, dass man selbst davon profitiert, wenn man in andere investiert. In dieser Woche gehen die Teilnehmer als „Jünger-Paare“ verschiedene praktische Übungen durch. Fruchtbare Prozesse. Wie kann man relevant und effektiv arbeiten – auch wenn sich vieles nicht planen und organisieren lässt? Die neuen Mitarbeiter erleben erfahrene Leiter und profitieren von den Erfahrungen christlicher Unternehmer. Übrigens: • Die Lehrinhalte sind weltweit bei allen Campus für Christus-Werken gleich. • Jeder Mitarbeiter bekommt einen persönlichen Ausbilder und Mentor zur Seite. • Letztes Jahr wurden in Deutschland insgesamt 37 neue Mitarbeiter ausgebildet, fünf davon aus Österreich. • Zusätzlich zu den Wertpaketen besuchen neue Mitarbeiter auch weitere Seminare. Die meisten davon stehen Ihnen als Leser auch offen (siehe Veranstaltungskalender).

Daniela, GAiN

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IM BLICKPUNKT

Paare stark machen

The Four

Ein Ehekurs mit Folgen …

Das Evangelium in vier Bildern

Norbert, 63 Jahre alt und mittlerweile im Vorruhestand, ist seit 35 Jahren verheiratet und hat festgestellt, dass es immer noch nicht zu spät ist, die Kommunikation in seiner Ehe zu verbessern. Zusammen mit vier weiteren Ehepaaren nahmen er und seine Frau Irmtraud am Kurs „Gemeinsam. Was Ehepaare stark macht“ teil. An sieben Abenden stellten sie sich der Herausforderung, die eigene Ehe und vor allem sich selbst kritisch unter die Lupe zu nehmen. Gemeinsam behandelten sie Themen wie „Kommunikation“, „Konfliktlösung“ und „geistliche Gemeinschaft“ – und nutzten dabei die Chance, ihrer Beziehung für eine Weile Priorität einzuräumen. Norbert fand vor allem die wöchentlichen Hausaufgaben wertvoll: „Ich habe dadurch gemerkt, wie meine Äußerungen auf meine Frau wirken – und wie ich das verändern kann.“ Die Hauptarbeit fand also zu Hause, im stillen Kämmerlein, statt. Die Abende in der Gruppe gaben dem Ganzen eine besondere Dynamik. Alle sahen, dass die anderen auch Probleme hatten, und fanden Trost und Ermutigung, manchmal auch Lösungen im gemeinsamen Austausch. „Für unsere Beziehung bringt das mehr Tiefgang“, erzählt Silvia, und Judith profitierte schon von der Zusammensetzung der Gruppe. Sie und ihr Mann Daniel studieren noch und sind seit zweieinhalb Jahren verheiratet – „Eheküken“ also. Sie haben keine großen Probleme in der Ehe und konnten es einEhekurse gehen zwar tief, gelacht wird trotzfach genießen, an den dem oft. Erfahrungen derer teilzuhaben, die ihnen um Jahre voraus sind. „Mir wurde mal gesagt, es ist immer besser, an der Beziehung zu arbeiten, so lange diese gut läuft, und nicht erst, wenn es Probleme gibt“, sagt Judith. Wohl wahr! Judith Westhoff

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Haben Sie Interesse an einem Ehekurs? Die nächsten Termine finden Sie unter campus-d.de/ partnertermine. Weitere Infos erhalten Sie bei Achim und Constanze Gramsch: Tel. 0641-97518-26 oder E-Mail gemeinsam-eins@ campus-d.de.

Je nach Altersklasse denkt jeder etwas anderes, wenn er „The Four“ hört. Der eine hat noch die Beatles im Kopf, der andere hebt lächelnd seine Hand und zeigt auf ein buntes Armband mit vier Symbolen. Letzteres ist tatsächlich die Campus-Variante von „The Four“ – und eine gute Möglichkeit, übers Evangelium zu reden. Als Campus-Gründer Bill Bright das erste Mal seine später berühmten „Vier geistlichen Gesetze“ verwendete, tat er es in einem Restaurant auf dem Rand einer Papierserviette. Und schon damals benutzte er Symbole. Die neue Version ist ein Kunststoffarmband, auf dem vier Piktogramme abgebildet sind: ein Herz steht für Gottes Liebe,


Für Flüchtlinge Material zum Weitergeben

F O T O : C L A U D I A D E WA L D

Sind Sie auf der Suche nach Material, das Sie an Flüchtlinge weitergeben können? Wollen Sie Internetseiten empfehlen, wissen aber nicht, welche?

ein Trennstrich illustriert die Sünde, ein Kreuz zeigt, dass Jesus für uns starb, und ein Fragezeichen lässt das Ganze persönlich werden: Will ich mit Jesus leben? So ein Armband ist jugendgemäß und sieht nett aus. Vor allem ist es aber eine Anregung, mit anderen über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Und im Gegensatz zu einem Heft hat man es – selbst im Schwimmbad – immer dabei. Der einfachste Weg zu probieren, ob diese Art der Gesprächsführung zu einem selber passt, ist übrigens der Selbstversuch: Bestellen Sie sich ein Armband, tragen Sie es eine Weile und erleben Sie selbst, wie andere darauf reagieren. Vielleicht können Sie sich schon bald ein Handgelenk ohne „The Four“ gar nicht mehr vorstellen? Hauke Burgarth

Armbänder „The Four“ erhalten Sie für sich, Ihre Freunde, Bekannten und Ihre Jugendgruppe über campus-d.de/shop.

Bei Campus für Christus ist inzwischen einiges entstanden, das wir Ihnen günstig oder kostenlos zur Verfügung stellen. Basis ist die bereits in der letzten Impulse vorgestellte Internetseite welcome-deutschland.de. Flüchtlinge erhalten hier praktische Hilfen, zahlreiche Links zu anderen Angeboten und können online den Jesusfilm anschauen. Die Seite existiert bisher auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi. Werbekarten dafür erhalten Sie kostenlos bei uns. Das Minimag „Willkommen“ ist ein rein arabisches Heft. Es zeigt berühmte Flüchtlinge der Geschichte – von Abraham bis Mohammed – und lädt dazu ein, Gott zu vertrauen. Das Heft ist kostenlos. Eine SD-Speicherkarte mit dem Jesusfilm ergänzt das Programm. Sie lässt sich in jedem Handy oder PC nutzen und bietet neben dem Jesusfilm auf Arabisch noch 3 GB freien Speicherplatz. Sie kostet 9,50 Euro. welcome-deutschland.de Hauke Burgarth

WELCOME Deutschland

Alle Materialien erhalten Sie direkt bei Campus für Christus. Zahlreiche weitere Ideen und Angebote finden Sie im Internet unter campus-d.de/fluechtlinge.

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„Wir setzen auf Wertschätzung und Dialog“ Das Chemnitz-Forum thematisiert „heiße Eisen“

Wolfgang Thierse (SPD) diskutierte am 2. Mai das Verhältnis von Kirche und Staat.

FOTO: CHRISTL. MEDIENMAGAZIN PRO, FLICKR, WIKICOMMONS

Wie können wir Menschen ansprechen, die auf ihre Fragen durchdachte Antworten erwarten? Dies trieb und treibt Ulrich Täuber vom Campus für Christus-Akademikerteam um. Auch wenn sich Studenten in christlichen Hochschulgruppen treffen, strahlt das auf die Universität und den akademischen Betrieb als Ganzes nur wenig aus. Wo finden akademisch Denkende einen Raum, um sich mit wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen? Und wie können wir dort eine christliche Perspektive einbringen? Die Antwort lag für Ulrich Täuber und seine Mitstreiter Carsten Friedrich (Studienleiter des Martin-Bucer-Seminars in Chemnitz) und Dr. Christoph Herbst (Studentenpfarrer der evangelischen Hochschulgemeinde) in der Gründung einer besonderen Veranstaltungsreihe: dem Chemnitz-Forum. Viermal im Jahr kommen hier Redner und Diskutanten zu aktuellen Themen zu Wort; der Rahmen ist gediegen, nach Vortrag und Diskussion werden Sekt und Häppchen gereicht. Eine der letzten Veranstaltungen war eine Podiumsdiskussion zum Thema: Wie können wir unsere Zukunft gestalten? Es war kein typisch christliches Thema, und nur ein Teil der Diskutanten waren Christen. „Aber wenn wir über solche Fragen reden“, meint Ulrich Täuber, „kommt auch eine christliche Perspektive hinein.“ Hier wird sie gehört.

Glaube zeigt sich vielschichtig Das Chemnitz-Forum spricht wissenschaftliche und gesellschaftliche Fragen an, die Menschen bewegen. Den Verantwortlichen geht es darum, einen christlichen Glauben zu zeigen, der so vielschichtig ist, dass er Diskussion nicht scheuen muss. Dass keine vorschnellen Antworten gegeben werden, zieht auch Zuhörer ohne Glaubensbezug an, die kaum in eine Kirche kommen würden. Und die offene Atmosphäre wird von Rednern und Podiums-Diskutanten als wohltuend empfunden. „Wir sind natürlich zutiefst

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davon überzeugt, dass der christliche Glaube relevant ist“, spricht Ulrich Täuber für das Verantwortlichen-Trio, „aber wir setzen nicht auf Abgrenzung und Konfrontation, sondern auf Wertschätzung und Dialog.“ Erstaunlich ist für ihn immer wieder, wie schnell man von vordergründig aktuellen Themen zu existenziellen gelangt: Gibt es einen Schöpfer? Gibt es Hoffnung? Und stehen die Antworten auf diese Fragen vielleicht in einem Zusammenhang? Vor zwei Jahren hielt der Rektor der Chemnitzer Universität einen Vortrag beim Chemnitz-Forum. „Ich komme, wenn Sie auch Agnostiker einladen“, hatte er im Vorfeld gemeint. Er kam tatsächlich und sprach über das Thema Hoffnung. Sein Resümee ermutigt: „Wir freuen uns über das Chemnitz-Forum und wollen es unterstützen.“ Solche Aussagen bestätigen die Veranstalter, weiter auf hochkarätige Redner und klare Denker zu setzen – auch dann, wenn deren Antworten nicht immer dem christlichen Mainstream entsprechen. Am 2. Mai war übrigens der ehemalige Bundestagsvorsitzende Wolfgang Thierse


MEHR mit Campus für Christus erleben Gebetskonferenz nicht nur für junge Leute

Auch Professor Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der EKD, sprach im Chemnitz-Forum.

(SPD) im Chemnitz-Forum. Sein Thema war „Privatsache Religion“. Und am 12. Mai wird Vishal Mangalwadi, Autor von „Das Buch der Mitte“, im Rahmen seiner Deutschlandtour kommen. Andrea Wegener

VERANSTALTUNGEN 2016 Donnerstag, 12. Mai: Prof. Vishal Mangalwadi: „Verliert Europa seine Seele? Ansichten eines Inders auf den Westen” Donnerstag, 17. November: Dr. Thomas Lentes, Münster: „Die Kunst des Sterbens” Donnerstag, 8. Dezember: Prof. Dr. Dirk Evers, Halle: „Gotteswahn und Ferkeleien. Bemerkungen zum ‚Neuen Atheismus‘” Alle Veranstaltungen finden um 19.30 Uhr in der Technischen Universität Chemnitz, Straße der Nationen 62, „Altes Heizhaus”, in Chemnitz statt.

7.000 Menschen. Katholisch und evangelisch. Jung und alt. Traditionell und charismatisch. Das war die Gebetskonferenz „Mehr“, die vom 3. bis 6. Januar in Augsburg stattfand. Einige Studierende von Campus Connect waren mitten dabei, um hier die Arbeit von Campus für Christus vorzustellen und um Gott selbst nahezukommen. Theresa Ziegel berichtet: Es war jedes Mal ein unglaubliches Gefühl, die Messehalle zu betreten, in der täglich von 8 bis 24 Uhr entweder Lobpreis stattfand, Predigten gehalten oder Gottesdienste gefeiert wurden. „Mich hat am meisten bewegt, dass Gott hier Menschen anspricht. Dass sie Dinge nicht nur intellektuell wahrnehmen, sondern Gott tatsächlich begegnen“, fasst Tobi, ein Teilnehmer, seinen Eindruck zusammen. Erstmalig gab es dieses Jahr auf der „Mehr“ ein Forum, bei dem viele christliche Organisationen ihre Arbeit vorstellten. So auch Campus für Christus. Studierende aus vielen Städten waren dabei und machten aktiv mit. Sie suchten das Gespräch über Gott, Glaube und Berufung. Matty Todesko, eine Campus-Mitarbeiterin, freut sich: „Ich fand es schön zu sehen, wie unsere Studierenden voller Begeisterung auf Menschen zugegangen sind, und wie sich tiefe Gespräche über die Generationsgrenzen hinweg ergeben haben“. Die Mehr-Besucher kamen mit Interesse an den Stand von Campus für Christus. Wir wurden für die gute Arbeit von Campus weltweit gelobt und konnten sogar internationale Kontakte knüpfen. Einmal bevölkerte eine Gruppe von Ungarn geradezu unseren Stand, weil sie so großes Interesse an den evangelistischen Armbändern „The Four“ hatte. Gerne haben wir sie damit ausgestattet, in dem Wissen, dass sie damit das Evangelium in Ungarn weitergeben wollen. Campus-Studierende aus

Freiburg, Augsburg, Würzburg und China boten gemeinsam auch einen Workshop an: „Gebet und Mission“. Dieser wurde sehr positiv aufgenommen. Die Betonung lag darauf, dass mit Gebet alles anfängt. Es bringt Dinge ins Rollen, und vor allem bringt es uns selbst näher an Gottes Herz. Am Schluss entstand für die anderen Campus-Studierenden und mich der Wunsch, dass Gott durch diese Mehr-Konferenz besonders an den Unis etwas ins Rollen bringt, wodurch er Menschen verändert und in seine Nachfolge ruft. Ich persönlich hätte mir keinen besseren Start ins Jahr 2016 vorstellen können und bin Gott dankbar, dass er sein Ja für mich in diesen Tagen erneuert und seine Liebe tiefer in mein Herz hinein graviert hat.

„Mehr“ ist eine jährliche internationale Konferenz des Gebetshauses Augsburg mit einigen Tausend Besuchern. Ziel der Gebetshausarbeit allgemein ist es, Gott 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche anzubeten und zu loben. So steht auch bei der mehrtägigen Veranstaltung zu Jahresbeginn die Anbetung Gottes im Mittelpunkt.

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Sofia for President Ein ukrainisches Mädchen mit großen Zielen

„Und die Schule wird geschlossen bleiben, weil ich keinen Schulranzen habe!“

In Deutschland gesammelte Schulranzen werden im Kriegsgebiet verteilt.

Immer wenn Helfer im Auftrag von GAiN Hilfsgüter in ihrem Dorf verteilen, begleitet die kleine Sofia ihre Mutter. Mit ihren sechs Jahren hat sie schon viel mehr Elend gesehen, als Kinderaugen sehen sollten: Panzer, zerbombte Häuser, verwundete Menschen. Sofia lebt im ostukrainischen Kriegsgebiet Lugansk. Jedes Mal schaute sich Sofia ausführlich an, was die ehrenamtlichen Helfer alles mitbrachten und präsentierten. Sie selbst blieb still und hielt sich zurück. Einmal forderte sie einer der Helfer auf, sich auch ein Spielzeug auszusuchen. Sofia antwortete: „Nein, für Spielzeug bin ich zu groß, ich muss schon zur Schule gehen …“. Als der Helfer meinte, dass die Schule wegen des Kriegs noch geschlossen sei, entgegnete Menschen auf der Flucht das Mädchen empört: „Das ist wahr. Und GAiN, der humanitäre Partner von Campus die Schule wird geschlossen bleiben, weil für Christus, hilft seit Jahren armen Famiich keinen Schulranzen habe!“ „Wieso lien in der Ukraine mit etwa 35 Hilfsgütermöchtest du denn unbedingt zur Schulieferungen pro Jahr. Seit den kriegerischen le gehen?“ Sofia – inzwischen ganz stolz Unruhen ist diese Hilfe nötiger denn je. – konterte: „Ich schließe die Schule mit Innerhalb der Ukraine sind 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht – die wenigsten Bestnoten ab, werde ukrainische Präsiwissen, ob sie je in ihre zerbombten Heidentin und beende den Krieg. Dann könmatstädte zurückkehren können. Die ukranen alle Kinder wieder zur Schule gehen!“ inischen Partner von GAiN helfen solchen Die Helfer waren baff. Dieses kleine Menschen so gut es geht mit Geld- und Mädchen hatte große Ziele! Sofias Mama Sachspenden aus Deutschland. erzählte ihnen, dass sie versprochen hätWeitere Infos: te, ihr einen Schulranzen zu kaufen. Aber Thomas.Steffen@GAiN-Germany.org ihr Arbeitsplatz ist zerbombt und sie hat oder Tel. 0641-97518-50

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ihre Arbeit verloren. Nun reicht das Geld kaum für das Allernötigste. Zudem sind die Einkaufsmöglichkeiten begrenzt, die Läden sind geschlossen. Alle Einwohner, die die Möglichkeiten dazu hatten, sind in den sicheren Westen umgezogen. Selbstverständlich hatten die Helfer bei ihrem nächsten Besuch in Sofias Dorf Schulranzen mit Inhalt dabei – für alle Kinder und besonders für Sofia, die kommende Präsidentin. Sofias Geschichte inspirierte die Partner von GAiN zu einer weiteren Aktion. Ein Team besuchte eine Schule für Flüchtlingskinder im Kriegsgebiet. Sie berichteten uns: „Als wir die Klasse betraten, war es wie ein Schock. Kinder, die nun in dem friedlichen Teil eines zivilisierten Landes leben, gehen mit Plastiktüten zur Schule. Sie sind verschreckt und können nur schwer vergessen, was sie in letzter Zeit durchgemacht und gesehen haben. Sie haben die Augen von Erwachsenen … Wir haben Schulranzen an sie verteilt und konnten außerdem Computer von GAiN an die Lehrer übergeben. Für die Kinder war es ein wahres Fest.“ Birgit Zeiss



MENSCH MISSIONAR

Überraschungen inklusive Mitarbeit in verschiedenen Lebensphasen

Hier stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus vor. Aber nicht ohne Hintergedanken. Wir möchten zeigen, dass Gott ganz normale Menschen zum „Missionarsdasein“ beruft, Menschen wie Carmen Rohde, Menschen wie Sie.

„Aber ich fühle mich gar nicht als Missionarin!“ Seit dem Start der Rubrik „Mensch Missionar“ haben uns manche angefragte Kollegen diese Antwort gegeben. Carmen Rohde ist eine von ihnen. Ihr Weg zu Campus verlief klassisch – und dann doch ganz anders …

A

ganz oben: Schulung für neue Mitarbeiter in Israel oben : Carmen und Hermann Rohde arbeiten seit über 30 Jahren bei Campus für Christus rechts : In Orlando, dem internationalen Sitz von Campus für Christus

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m Anfang stand die Anfrage an die Studentin der Ernährungswissenschaften in Gießen, ob sie nicht Mitarbeiterin in der Studentenarbeit werden wollte. Das war 1983. „Als Ehefrau hätte ich mir das vorstellen können, aber als Single eigentlich nicht“, sagt Carmen im Rückblick. „Mir war bewusst, dass ich geistlich stark gefordert sein und vermutlich auch wachsen würde; es würde immer schwerer werden, einen Mann zu finden, der mir ein Gegenüber sein würde.“ Außerdem würde ein späterer Berufseinstieg als Ernährungswissenschaftlerin bei der schlechten Stellenlage immer schwieriger. Trotzdem spürte sie, dass sie zusagen sollte – und das schon einige Monate, bevor die Karrierefrage nach dem Examen wirklich akut wurde. Kurz darauf stieß dann Hermann, ihr späterer Mann, zu Campus für Christus in Gießen. „Da war ich froh, dass die Entscheidung für Campus schon gefallen war. Ich hätte sonst nicht gewusst, ob ich wegen Hermann zusage oder weil Gott mich ruft.“ Hermann hatte seinerseits eine Abmachung mit Gott getroffen, im ersten Jahr seiner Mitarbeit keine Beziehung einzugehen, und Carmen wurde ohnehin in Erlangen eingesetzt. Später kamen die beiden dann doch zusammen, heirateten und lebten viele Jahre als Studentenmitarbeiter in Gießen, wo auch ihre vier Kinder geboren wurden. Carmen war ganz selbstverständlicher Teil des Uni-Teams, und weil sie in Uni-Nähe wohnten und die Studenten mit den Kindern gut zurechtkamen, „passte das einfach“, sagt sie. 1997 zog die Familie nach Leipzig und Carmen war vollzeitlich mit den Kindern beschäftigt. Als diese aus dem Gröbsten heraus waren und Carmen wieder Freiräume zum Mitarbeiten hatte, war Hermann aus der Studentenarbeit heraus- und in die Arbeit mit Musikern und Gebet hineingewachsen. „Diese Arbeitsbereiche la-


IMPRESSUM

OPEN DOORS TAG 2016 Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100 262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: impulse@campus-d.de, Internet: campus-d.de Redaktion: Hauke Burgarth, Julia Spanka, Andrea Wegener, Judith Westhoff Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Welpdruck, Wiehl, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise: vierteljährlich

gen mir nicht“, sagt Carmen, „in der Gemeinde konnte ich mitarbeiten, aber weiteres Engagement war nur abends und am Wochenende möglich, was mit Hermanns Zeitplan und der Familie nicht kompatibel war. Ich hatte aber vormittags Zeit! Da hab ich mir gedacht: Ich kann wenigstens Geld verdienen, damit uns nicht so viele Leute unterstützen müssen …“ Dabei erlebte sie Wunder Gottes: Eine Teilzeitstelle als Ernährungstherapeutin ganz ohne Berufserfahrung gab es erst nicht – und plötzlich war sie doch da. Nebenbei kamen Forschungsprojekte dazu, und schließlich war sogar noch eine Promotion möglich. Hermann und die Kinder unterstützten sie dabei. „Du schaffst das!“, waren sie sicher. Inzwischen hat Carmen auch wieder einen Platz bei Campus gefunden. „Ich wusste, was ich kann – aber ich wusste nicht, ob man bei Campus damit etwas anfangen kann“, formuliert sie ihren Wiedereinstieg. Man kann! Im Rahmen der Personalabteilung hat Carmen die Campus-Ausbildung für neue Mitarbeiter mitentwickelt, die „Wert-Pakete“ (siehe Seite 12), und bringt sich stark in der Begleitung neuer Mitarbeiter ein. Dass ihre „Campus-Karriere“ verschiedene Phasen durchlaufen hat, findet Carmen nicht weiter verwunderlich: „Im Vaterunser gibt es diesen Satz: ‚Dein Reich komme’. Das ist doch das Wichtige. Die Frage ist dann nur, wie ich in welcher Lebensphase dazu meinen Beitrag leisten kann. Wie kann ich meine Gaben in meinem jetzigen Lebensabschnitt so einsetzen, dass das passiert?“ Andrea Wegener

Bezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Datenverarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Campus für Christus, Volksbank Mittelhessen, IBAN DE30 5139 0000 0050 1688 08, BIC VBMHDE5F

IM ANGESICHT DES

Anzeigenverwaltung: Hauke Burgarth, Tel. (0641) 975 18-64, hauke.burgarth@campus-d.de Vertrieb: Campus für Christus Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustrationen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: Bildnachweis am Foto. Cover: I-Stock-mstay Ansonsten privat oder Campusfür-Christus-Archiv. Campus für Christus versteht sich als Missionsbewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. GAiN ist der Partner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe. Vorstand: Klaus Dewald, Bernd Edler, Uwe Heß, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Gerhard Spanka (Geschäftsführer), Christian Vollheim (Vorsitzender). Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenänderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich widersprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adressänderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Widerspruch an die zuständigen Zustellpostämter weiterleiten.

DER MUTIGE GLAUBE VERFOLGTER CHRISTEN

Sa 4. Juni

Stadthalle Bielefeld

Sa 11. Juni

Rheingoldhalle Mainz Mit bewegenden Berichten aus Verfolgungsländern, Impuls von Bruder Andrew und großem Kinderprogramm

www.opendoors.de/odtag

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F Ü R S I E G E LE S E N

Gott ungezähmt.

Warum wir mündig glauben dürfen.

Freischwimmer.

Raus aus der spirituellen Komfortzone

Wege zu einem widerstandsfähigen Glaubensleben

Meine Geschichte von Sehnsucht, Glauben und dem großen, weiten Mehr.

Tobias Faix, Martin Hofmann, Tobias Künkler (Hrsg.)

Torsten Hebel

Johannes Hartl Herder, 218 Seiten, gebunden, 19,99 Euro

SCM Brockhaus, 288 Seiten, gebunden, 17,95 Euro Ohne Umschweife nimmt Hartl seine Leser hinein in das, was er mit „Realitätsverlust“ überschreibt, nämlich eine Verdrängung bestimmter Tabuthemen: Tod, Leiden, Altern, Ewigkeit, Gericht etc. Werden die Themen doch einmal thematisiert, gibt es eine vehemente Weigerung, klar Stellung dazu zu beziehen. Alles ist relativ, alles ist persönlich, alles ist privat: Das Ego sitzt auf dem Thron! Eigentlich ist dies kein neuer Gedanke, doch Hartl redet nicht zu „Ungläubigen“, er hält gläubigen Christen den Spiegel vor. Laut einer Studie von Twenge von 2006 hat der Narzissmus auch innerhalb der Kirche bedrohliche Formen angenommen. Selfie-Kirche nennt Hartl das. Auf der Strecke geblieben sind bei diesen unheilvollen Entwicklungen die Heiligkeit Gottes und das Gespür für den Dienst an Gott! „Wir haben Spiritualität billig gemacht, weil wir Gott billig gemacht haben. Wir verkaufen einen Gott ohne Gesetze, ohne Anforderungen, ohne Gericht, ohne Hölle.“ (S. 57) Johannes Hartl ist nicht der erste, der zu diesem Schluss kommt. Mit seiner Kritik steht er in einer Linie mit Bonhoeffer und vielen. Allerdings bleibt er nicht bei diesen ernüchternden Aussagen, dass Gott kein Kumpel, sondern Richter ist: Im weitaus größeren Teil des Buches geht es um die Heiligkeit, Einzigartigkeit und Schönheit Gottes. Und dass seine Einzigartigkeit eine adäquate Reaktion seitens seiner Geschöpfe fordert. Rhetorik wie Argumentation des Buches sind einfach nachvollziehbar, ohne banal zu werden, und das enorme Hintergrundwissen aus den Bereichen Theologie und Philosophie, welches hier und da durchschimmert, ist immer wieder beeindruckend. An einigen Stellen hätte das Buch straffer am Thema gehalten werden können, aber insgesamt ist es empfehlenswert – vorausgesetzt, man ist bereit, einen Blick über den Tellerrand der eigenen kuscheligen frommen Welt zu wagen.

Judith Westhoff

Als 2014 von den gleichen Autoren das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ erschien, gingen die Wogen hoch: Kann man darüber schreiben, warum Menschen ihren Glauben an den Nagel hängen? Man kann. Und man muss! Allerdings ist dies nur der erste Schritt. Wie gehen Christen mit all den schwierigen Fragen um, die jeden Menschen beschäftigen? Was hält viele trotz ihrer Zweifel bei Jesus? Wo finden wir Mut, Hoffnung, Impulse, Gedankenanstöße für unseren Glauben? „Warum wir mündig glauben dürfen“ ist kein Kompendium der prämierten Antworten auf tiefe Fragen. Und schon gar keine Sammlung von Plattheiten wie: „Glaube nur, dann ergibt sich alles andere von selbst“. Stattdessen beleuchten darin eine Vielzahl von bekannten und weniger bekannten Autoren persönlich, kompetent und intellektuell ehrlich einzelne Aspekte zum Reifwerden im Glauben. Zweifel haben hier genauso ihren Platz wie das Nachdenken über den „neuen“ Atheismus; verdächtige Vielfalt wird genauso behandelt wie das Leben mit Kindern, die nicht (mehr) glauben wollen. Wer die „sieben Schritte zum heiligen Leben“ sucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden. Wer aber ehrliche und nachdenkliche Impulse für viele Aspekte des Glaubenslebens sucht, der wird darin Anregungen finden, die ihn weiterbringen.

Hauke Burgarth

SCM, 256 Seiten, Klappenbroschur und zahlreiche Fotos, 19,95 Euro

Viele kennen Torsten Hebel noch von seiner Rolle als Redner bei „Jesus House“. Doch der ehemalige Evangelist plagt sich bereits seit längerem mit Glaubenszweifeln. Manch einer hätte sich damit in seine Wohnung zurückgezogen und still gelitten, wäre allein untergegangen oder hätte seinen Glauben wiedergefunden. Nicht so Torsten Hebel. Er besucht Menschen, die ihn in seinem Leben geprägt haben, redet mit ihnen über den Glauben und schreibt ein Buch darüber: „Freischwimmer“. Das Verstörende und gleichzeitig Gewinnende an diesem Buch ist, dass es so endet, wie es begonnen hat, ergebnisoffen. Was aber nicht heißt, dass Hebel keine wirkliche Reise macht. Irgendwann registriert der Theologe, dass er nicht mehr glaubt – jedenfalls nicht so, wie das zu jemandem von seinem Berufsstand passt. Er fühlt, dass er von seiner Biografie eingeholt wird. All die unbeantworteten Fragen seiner fromm geprägten Kindheit, die übernommenen Antworten aus seiner theologischen Ausbildung tragen ihn jetzt nicht mehr. „Ich habe nie gelernt zu zweifeln“, beschreibt er selbst seinen Zustand. Und er beschließt, seinen Fragen nachzugehen. Torsten Hebel besucht Christen, von denen er sich Impulse erhofft. Relativ unvorbereitet sitzen sie ihm dabei gegenüber und lassen sich auf das Gespräch ein. Dieser Überraschungseffekt sorgt einerseits für eine sehr persönliche, authentische Atmosphäre, andererseits hätte manchen Antworten etwas Vorbereitung nicht schlecht getan. Insgesamt lebt das Buch stark von der freundschaftlich-offenen Beziehung der Einzelnen zu Hebel. Ob seine JesusHouse-Kollegin Christina Brudereck mit ihm Erinnerungen austauscht oder er sich mit Andreas Malessa eine ganze Nacht um die Ohren schlägt, um zu reden, immer lässt sich Hebel über die Schulter und ins Herz schauen. „Freischwimmer“ ist ein sehr persönliches Buch, das recht kontrovers diskutiert wird. Manche tun sich schwer mit Hebels Art, das Thema anzugehen. Andere atmen erleichtert auf: „Gott sei Dank, ich bin nicht der Einzige, dem es so geht …“ Für sie ist dieses Buch gedacht.

Hauke Burgarth

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bei Campus für Christus HIGHLIGHTS

ÜBERSICHT

Mai 27.5.-29.5.

Orientierungstage für Campus-Bewerber und Interessenten Gießen, freiwilliger Kostenbeitrag. „Gemeinsam E1ns – Ein Wochenende zu zweit“, Eheseminar Paderborn, 141 € pro Person (Seminarunterlagen, Ü, VP mit Candlelight Dinner am Samstagabend), 81 € für Tagesgäste.

C H R I S T L I C H E S M E D I E N M A G A Z I N P R O / J O N AT H A N S T E I N E R T “

21.5.-22.5.

Juni 10.6.-12.6.

17.6.-19.6.

„Prophetisches Leben entdecken und entwickeln“ Aufbauseminar zu „Hören auf Gott“, Raum Zwickau, 80 € (VP) zzgl. freiwilliger Seminarkostenbeitrag. „Gemeinsam E1ns – Ein Wochenende zu zweit“, Eheseminar Obernkirchen, 166 € pro Person (Seminarunterlagen, Ü, VP).

Juli 16.7.-23.7.

22.7.-6.8.

28.7.-11.8.

31.7.-20.8.

„Alpen, Gletscher und Seen“, Mountainbike-Alpencross für trainierte Mountainbiker, von Nesselwang zum Lago di Como, 700 € (Ü, HP, Rücktransport bis Nesselwang, Tourführung mit Guides). Urlaub mit Herz in Osteuropa (engl.) für junge Leute von 17-27 Jahren, verschiedene Städte in Osteuropa, 850 € (Ü Campingplätze/Hostel, Reise ab NL, VP) zzgl. Ausflüge. Urlaub mit Herz in Südafrika, „Between poor and rich“ (engl.) South Africa Youth Trip, junge Leute ab 17 Jahren, 1.950 € (Flug ab NL, Ü Hotel/ Gästehaus, VP und Ausflüge). Fußballcamp für Jungen und Mädchen von 10-16 Jahren, Lechbruck am See, 200 €.

August 7.8.-20.8.

12.8.-26.8.

Urlaub mit Herz in Lettland Singles und Familien (mit Kindern ab 8 Jahren), 590 € / Staffelpreis für Kinder (VP, Ausflüge, Eintrittsgelder) zzgl. Flug. Urlaub mit Herz in Armenien Auf den Spuren der ersten Christen, Erwachsene ab 18 Jahre, Jerewan (Armenien), 690 € zzgl. Flug.

September 6.9.-11.9.

8.9.-18.9.

9.9.-23.9.

24.9.-25.9.

„Der Orient bei uns“, Arabischen Touristen begegnen (engl. + dt.), München, 25 € (einfache Unterkunft mit Schlafsack, Mittagessen, Materialkosten). Taizé erleben und prägen Mit Gesprächsleiterschulung. Studierende, Frankreich, 99 € (Vortreffen, Unterkunft, VP, Material) zzgl. Anreise. Urlaub mit Herz in Armenien Auf den Spuren der ersten Christen, Erwachsene ab 18 Jahren, Jerewan (Armenien), 690 € zzgl. Flug. Orientierungstage für Campus-Bewerber und Interessenten Gießen, freiwilliger Kostenbeitrag.

Vorträge mit Prof. Vishal Mangalwadi 10.5. 11.5. 12.5. 15.5. 30.5.-3.6.

Basel Tübingen und Reutlingen Chemnitz (s. S. 16) Aidlingen Hurlach Weitere Infos unter campus-d.de/Mangalwadi

Was ist los in Berlin? Termine und mehr auf unserer Berliner Seite: campus-d.de/berlin

campus-d.de/veranstaltungen

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FOTO: BOOK OF KELLS

Postfach 10 02 62 35332 Gießen www.Campus-D.de

BEGEISTERT LOBT GOTT MENSCHEN,

gepflegt. Ich war im Gefängnis, und ihr

und wir haben dich gekleidet? Wann

DIE IHM NACHFOLGEN:

habt mich besucht.“

haben wir dich je krank oder im Gefängnis gesehen und haben dich

„Kommt, ihr seid von meinem Vater gesegnet, ihr sollt das Reich Gottes er-

IRRITIERT FRAGEN DIE ANGESPRO-

ben, das seit der Erschaffung der Welt

CHENEN ZURÜCK:

auf euch wartet. Denn ich war hung-

„Herr, wann haben wir dich jemals

UND GOTT ERKLÄRT:

rig, und ihr habt mir zu essen gegeben.

hungrig gesehen und dir zu essen

„Ich versichere euch: Was ihr für einen

Ich war durstig, und ihr gabt mir zu

gegeben? Wann sahen wir dich

der Geringsten meiner Brüder und

trinken. Ich war ein Fremder, und ihr

durstig und haben dir zu trinken gege-

Schwestern getan habt, das habt ihr

habt mich in euer Haus eingeladen. Ich

ben? Wann warst du ein Fremder und

für mich getan!“

war nackt, und ihr habt mich geklei-

wir haben dir Gastfreundschaft

det. Ich war krank, und ihr habt mich

erwiesen? Oder wann warst du nackt

besucht?“

Matthäus 25,34-40


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