Impulse 2007-2

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für missionarisches Christsein

Fremde Kulturen verstehen Bibelarbeit: Kulturtraining à la Bibel Thema: Kinder des Universums Nigeria: Weiße, Weiße, komm und kauf

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I N H A LT

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Campus für Christus sucht für die Zentrale in Gießen: Assistent/in für Mission Welt

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4 Reine Geschmacksache Fremde Kulturen verstehen 8 Kulturtraining à la Bibel Bibelarbeit 10 Kinder des Universums Der Missionsauftrag in aller Welt und in Deutschald 12 „Weiße, Weiße, komm und kauf!“ Mission Welt in Nigeria

Biblischer Umgang mit Geld -22 J.) ene (16 s h c a w e Er für jung

Frei sein von finanziellen Sorgen und Schulden, um Gott inniger zu lieben und ihm zu dienen – danach sehnen sich viele junge Leute.

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Themen: Umgang mit Geld, Schulden, Ehrlichkeit, Zufriedenheit, Arbeit, Freunde etc. Praktische Aufgaben (z.B. Erstellung eines Haushaltsplans) und Gespräche in der Gruppe führen dazu, dass alte Verhaltensmuster durchbrochen und ein bewusster Umgang mit Geld eingeübt wird.

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Hast du ein Wort Gottes für mich? Missionarische Anknüpfungspunkte für jede Kultur

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Berufen von Gott Vom Jurastudium in den missionarischen Dienst unter Studenten

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Vom Bauningenieur zum Vollzeitler Schule für Berufung und Lebensgestaltunge

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Geschenke für Nordafrikaner Operation Transit - ein Einsatz für Leute mit brennendem Herzen

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Ein Rollstuhl nach 10 Jahren GAiN in Tadschikistan

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Editorial Nachruf Leitgedanken Für Sie gelesen Impressum WasWieWoWann: Veranstaltungen 2007

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F O T O : C L A U D I A D E WA L D

EDITORIAL

Ich möchte gerne davon profitieren, dass ich mich anderen Kulturen aussetze. Dafür gibt es inzwischen optimale Bedingungen, denn das „Global Village“ nimmt Gestalt an: die Welt wird zum Dorf. Günstige Flugpreise locken zum Kurztrip ins Ausland, aber auch in Deutschland bin ich von Fremden umgeben: meine Kollegin aus Ungarn, der Barkeeper aus dem Iran, meine Freundin aus Brasilien, die hier studiert. Kulturunterschiede ver-

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schwinden nicht einfach. Im Gegenteil. Missverständnisse bis hin zu Feindseligkeit können uns im alltäglichen Umgang miteinander zu schaffen machen. In der Auseinandersetzung mit dem Fremden lerne ich mich selbst erst richtig kennen. Was bedeutet es überhaupt, Deutsche zu sein? Bin ich wirklich so tolerant, wie ich dachte? Claudia Tröger beschreibt diese Spannung in ihrem Artikel auf Seite 4. Auch unsere jungen Leute im Ausland machen ihre Erfahrungen mit Kulturen. Immer häufiger setzen sie ihren Wunsch, nach der Schule erst einmal weit weg zu sein, in die Tat um. Innerhalb der weltweiten Arbeit von Campus für Christus haben wir die Möglichkeit, Jahrespraktikanten zu platzieren. Ich bewundere sie für ihren Mut auszureisen und erlebe oft ihren inneren Kampf, wenn sie ihre fremde Umgebung nicht mehr verstehen. Doch hier ist nicht unser Verstand, sondern unser Herz gefragt. Kann ich den anderen so lieben, wie er ist? Habe ich überhaupt ein Recht zu urteilen oder vielmehr den Auftrag, meinem Nächsten zu dienen? Diese Einstellung praktisch gelebt, ist ein Schlüssel zum Herzen des fremden anderen. Sie ermöglicht Kommunikation und tiefe Freundschaften sogar ohne eine gemeinsam gesprochene Sprache. Bärbel Faminu beschreibt (S.12), wie sie im Laufe ihres 13jährigen Missionsdienstes in Afrika verschiedene Phasen des „Eintauchens“ in die andere Kultur erlebt hat. Sie zieht den Schluss: „Multikulturelles Leben kann anstrengend sein und es gibt Dinge, an die man sich nie gewöhnt. Aber man gewinnt unendlich viel mehr: Einen weiten Horizont, vielleicht eine neue Sprache und mit Sicherheit die Kunst, über sich selbst zu lachen.“ Ihre

Missions- und Personalleiterin bei Campus für Christus FOTO: ANNETTE LUTZ

Es ist Donnerstagmorgen. Seit geraumer Zeit sitzen wir auf der Bordsteinkante vor unserem Hotel und diskutieren über Gott und die Welt: Eine Gruppe aus Deutschen, Nigerianern und einem Engländer. Eigentlich sollten wir schon längst unterwegs sein. Ein Treffen mit Mitarbeitern des Ministeriums für Transport und Verkehr in Nigerias Hauptstadt Abuja steht auf dem Plan. Keiner weiß so genau, worauf wir warten: Ist der Fahrer gerade auf der Suche nach einer Flasche Öl für den Motor des alten VWBusses, oder fehlt noch ein Mitfahrer? Aber irgendwie fragt keiner. Haben wir uns schon angepasst? Wir leben im Augenblick. Anfangs wurde mein deutsches Effektivitätsdenken sehr strapaziert, als ich realisierte, wie viel Zeit des Tages wir mit Warten auf „irgendetwas“ verbrachten. Doch inzwischen lerne ich diesen gelassenen Lebensstil schätzen. Nach einem langen Tag mit vielen interessanten Begegnungen sitzen wir abends wieder auf dem Boden. Dieses Mal dicht gedrängt mit weiteren 800 Menschen vor einer Leinwand, um den Jesusfilm in einer der 70 Landessprachen anzuschauen. Ich verstehe kein Wort und kann so meinen Gedanken nachgehen: Kaum einer der Afrikaner um mich herum hatte am Morgen schon von dieser Aufführung gewusst. Dass sie sich spontan Zeit für das Wesentliche nehmen, im Hier und Jetzt leben, um sich von Jesus faszinieren zu lassen, ist eine Eigenschaft, die mich beeindruckt.

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THEMA

FOTO:I-STOCK.COM

Reine Geschmacksache Fremde Kulturen verstehen Chips mit Essiggeschmack, geröstete Ameisen oder einfach nur Brot mit Käse? Andere Länder, andere Sitten… oder besser: andere Geschmäcker. Aber nicht nur beim Essen gibt es Unterschiede. Das können wir immer dann hautnah erleben, wenn wir mit Menschen anderer Kulturen zusammen leben oder arbeiten. Oft sind wir uns unserer Kultur gar nicht bewusst. Was ist denn schon typisch deutsch? Unterschiede bemerken wir erst, wenn wir ins Ausland gehen und frustriert sind, wenn alles nicht „der Ordnung nach“ geht. Wenn der Bekannte zum zehnten Mal nicht Bescheid sagt, wenn er zu spät oder gar nicht kommen kann, können wir die Situation nicht mehr verstehen und beginnen, uns zu fragen, warum er sich nicht ändert.

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Kultur beeinflusst jeden Bereich unseres Lebens, zum Beispiel die Gesprächsführung, das Denken, das Essen, die Werte und zwischenmenschlichen Beziehungen. Bestimmte Erwartungen hinsichtlich der Verhaltensweisen, Werthaltungen und Weltbilder sind tief im Bewusstsein eines jedes Menschen verankert und stimmen oft sehr mit denen von Menschen überein, die in gleichen Verhältnissen aufgewachsen sind. „Kultur ist die Art, in der das Leben organisiert ist, um einer Gruppe von Menschen eine Bedeutung in ihrer Umwelt zu geben. ... Kultur ist somit nicht ein oberflächliches Element beim missionarischen Wirken, sondern bildet den Kontext, in den das Evangelium hineinwirken muss. Die Kultur ist die zweite Natur einer Person.“ (Lianne Roembke, Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen, S. 23)

Werte und Weltbilder prägen das Leben Zuerst kann es ganz spannend sein, sich mit jemandem einer anderen Kultur zu unterhalten. Man kann über einiges lachen. Aber mit der Zeit werden wir an Grenzen stoßen, Gewohntes wird vermisst und wir fühlen uns irgendwie mit der Person nicht mehr auf einer Wellenlänge. Plötzlich wird es schwierig, die Beziehung aufrechtzuerhalten, wenn wir mit der Koreanerin zusammen leben und ein Heim teilen, mit der wir uns doch anfangs im Team so gut verstanden haben. Wenn wir andere näher kennenlernen und sie in ihrem Privatleben erleben, kommen Dinge zum Vorschein, die wir erst nicht wahrgenommen haben. Das fängt damit an, wie „richtig“ abgewaschen wird und endet damit, wie viel man von sich selbst und seinem Leben preisgibt, wenn man am Abend eines Tages zusammen in der Küche ist. Werte und Weltbilder prägen unser Leben in einem Ausmaß, das wir oft unterschätzen. Die äußerlichen Umstellungen sind schnell erfolgt und bei diesen fällt es uns leicht, einfach mal ein Auge zuzudrücken. Aber die psychologischen und sozialen Unterschiede treffen uns ganz tief. Oft sehen wir nur das Verhalten einer Person und beurteilen sie schnell danach. Dabei ist das Verhalten nur ein äußeres Erscheinungsbild der dahinter liegenden Werte, Überzeugungen und des Weltbilds. Als Weltbild bezeichnet man das in Zusammenhang gebrachte Wissen eines Einzelnen oder einer Gruppe über die Welt. In Ländern mit naturwissenschaftlichem Weltbild muss alles wissenschaftlich bewiesen werden, um glaubhaft zu sein. Das materialistische Weltbild baut auf der These auf, dass alle Materie durch den Urknall entstanden ist. Völker mit einem religiösen Weltbild sehen Gott bzw. Gottheiten als geistiges Zentrum der Welt. Es gibt auch große Unterschiede in den jeweiligen Wertesystemen von Kulturen. Was ist

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Ihnen zum Beispiel wichtiger: Familie oder Selbstverwirklichung, Harmonie oder Konfliktbeseitigung, Hierarchie entsprechend dem Alter oder Gleichberechtigung? Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen in einer Teambesprechung, und nur ein paar ältere Männer äußern sich und stellen die Pläne vor. Die jüngeren Kollegen und die Frauen lächeln und stimmen nur nickend zu. Entscheidungen sind so schnell getroffen. Als Deutsche jedoch wollen wir protestieren, weil wir die Meinung aller hören möchten und erst einmal gründlich Vor- und Nachteile besprechen wollen. Doch was ist richtig? Beide Methoden haben sich Jahrhunderte lang bewährt, sie sind Ausdruck unterschiedlicher Werte und Weltbilder. Dabei sind wir uns oft der dahinterliegenden Werte nicht bewusst. Folgende Kategorien können dabei helfen, die eigenen Werte zu benennen. Sind Kulturen zeit- oder ereignisorientiert, ziel- oder beziehungsorientiert, beruht der Selbstwert auf Status oder Erfolg, wird Schwäche offenbart oder verborgen? In Kulturen, in denen das Ereignis und nicht die Zeit im Mittelpunkt steht, kann es passieren, dass ein Treffen nicht pünktlich beginnt, und auch gar nicht nach Plan verläuft. Erlebnisorientierte Menschen möchten gern alle Details durchsprechen und von allen Anwesenden etwas hören, auch wenn es gar nicht so richtig zum Thema passt. Zeitorientierte Menschen sehen dies oft als Zeitverschwendung an, da sie schnell zu einer Entscheidung kommen möchten. Ähnliche Unterschiede gibt es bei ziel- und beziehungsorientierten Menschen. Erstere sind zufrieden, wenn sie Ziele erreichen und Projekte fertigstellen, der Beziehungsorientierte erst dann, wenn auch das Zwischenmenschliche stimmt und er das Gefühl hat, von der Gruppe angenommen zu sein.

Unterschiedliche Verletzlichkeiten

Das Verhalten ist nur ein äußeres Erscheinungsbild der dahinter liegenden Werte, Überzeugungen und des Weltbilds der betreffenden Person.

Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede hinsichtlich der Verletzlichkeit. In Kulturen, wo Verletzlichkeit zugeben tabuisiert ist, werden Menschen alles daran setzen, Versagen und Irrtum zu vermeiden. Sie würden eher Nein zu einer neuen Verantwortung sagen, als riskieren zu versagen. Für andere dagegen, die Schwäche zeigen dürfen, ist es wichtig, eine Aufgabe zu beenden, ganz gleich, was dabei herauskommt. Wenn diejenigen, die ihre Verletzlichkeit offen zeigen, Fehler der anderen anprangern, können sie bei ihnen starke Ängste auslösen. Auch die verschiedenen Arten der Kommunikation können schnell zu Frustrationen führen, wenn sie nicht als kulturelle Unterschiede erkannt und akzeptiert werden. Ein einfaches „Ja“ kann in einer direkten Kultur wie der in Deutschland oder in den Niederlanden heißen: „Ich bin damit vollkommen einverstanden und werde es ganz sicher tun.“ In asiatischen Ländern jedoch, wo eher indirekt kommuniziert wird, kann es bedeuten, dass die Person nur nicht offen „Nein“ sagen kann, obwohl sie mit der Entscheidung nicht einverstanden ist und es auch nicht umsetzen wird. Eine indirekt kommunizierende Person fühlt sich angegriffen und verletzt, wenn sie zur Rede gestellt wird, ein direkter Mensch nimmt Gehörtes nur dann an, wenn er vom anderen persönlich angesprochen wird. Je tiefer wir uns mit dem Thema Kultur auseinandersetzen, desto mehr kommen unterschiedliche Konzepte und Denkweisen zum Vorschein. Erst wenn wir mit Menschen

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Claudia Tröger leitet selbst ein multikulturelles Team, mit dem sie am „Imperial College“ in London Studierende auf Jesus hinweist.

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WERTETEST

anderer Kulturen in Kontakt kommen, sei es im eigenen oder im fremden Land, werden wir uns unserer persönlichen Tendenzen und Vorurteile bewusst. Bei all diesen Unterschieden zwischen den Kulturen ist es wichtig, die Verschiedenheiten immer als Bereicherung zu sehen, und nicht als falsch oder gar als Hindernis. Letztlich sind Gottes Werte die entscheidenden. Menschen sind nicht typisch deutsch oder typisch amerikanisch, sondern Teil von Gottes vielfältiger Schöpfung. „Die einzigen absoluten Werte, denen sich jede Kultur beugen muss, sind die ewigen biblischen Werte, an denen Jesus Christus festhielt...“ (Lianne Roembke, Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen, S. 28) Je besser wir die Werte und das Weltbild einer Person verstehen, desto besser können wir ihr Herz erreichen – sei es in der Mission oder in einer Freundschaft. Zum Schluss noch einige Tipps für das Zusammenleben und -arbeiten im interkulturellen Kontext: Gehen Sie von Anfang an davon aus, dass es Unterschiede gibt. Sagen Sie nicht, „das ist falsch“, sondern eher, „das ist anders“. Hegen Sie keine Vorurteile, sondern gehen Sie vom Positiven aus. Kommunikation ist ein Muss: viel Reden und Fragenstellen hilft, wenn etwas unverständlich erscheint. „Warum machst du das so?“, bringt oft eine Erklärung an die Oberfläche. Sprechen Sie vor der Zusammenarbeit im Team über Ihre Erwartungen. „Wie stellst du dir das Teamleben vor?“ Bitten Sie Gott um Geduld, Verständnis und Liebe, auch wenn es schwerfällt.

Bitte prüfen Sie, inwieweit jede der folgenden 30 Aussagen Ihre persönliche Meinung oder Lebenseinstellung ausdrückt. Ist die Aussage für Sie in keiner Weise zutreffend, dann tragen Sie bitte die Zahl 1 in das betreffende Kästchen ein. Ist sie sehr zutreffend, so geben Sie die Zahl 7 an. Stimmen Sie nur bedingt zu, können Sie mit einem der Zwischenwerte antworten. Alle Kästchen sollten mit einer Zahl versehen werden, je nach dem Grad Ihrer Zustimmung. 1. Ich treffe mich gerne mit Freunden, um über alle möglichen Themen zu diskutieren. 2. Was ich selbst von mir halte, ist für mich wichtiger als das Urteil anderer. 3. Ich mache mir keine Gedanken über die Zukunft. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. 4. Bei Entscheidungen denke ich, dass es mehrere richtige Möglichkeiten geben könnte. 5. Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, dann strebe ich mit aller Kraft dieses Ziel an, auch wenn andere Dinge dabei zu kurz kommen. 6. Ich bin immer einer der ersten, der etwas Neues ausprobiert. 7. Ich verkehre am liebsten mit Meinesgleichen (Leuten, die meinem sozialen Stand angehören). 8. Es macht mir Spaß, Zuschauer zu haben. Das spornt mich zu besseren Leistungen an. 9. Bevor ich ein Auto kaufe, informiere ich mich sowohl in Fachzeitschriften als auch bei Freunden und Familienangehörigen. 10. Ich besuche Kurse und lese Fachbücher, um mich weiterzubilden. 11. Es fällt mir schwer, mit Leuten zu verkehren, die eine höhere berufliche oder soziale Stellung als ich haben. 12. Ich trage immer eine Uhr bei mir. Ich hasse es, zu spät zu kommen. 13. Es ist mir peinlich, zu spät zu kommen. Lieber bleibe ich einer Veranstaltung fern, als nach Beginn noch einzutreten. 14. Jeden Morgen plane ich meinen Tagesablauf. Es ärgert mich, wenn ich durch unvorhergesehene Ereignisse meinen Tagesplan nicht einhalten kann. 15. Ich halte den bekannten Satz „Der Zweck heiligt die Mittel“ für richtig. 16. Wenn ich an einem Projekt arbeite, bleibe ich meist dran, bis es fertig ist. Andere Dinge müssen dann warten. 17. In meinem Stammlokal bevorzuge ich bestimmte Gerichte, die ich mir immer wieder bestelle. 18. Keine noch so dringende Arbeit könnte mich veranlassen, durch Fernbleiben von einer Grillparty meine Freunde zu enttäuschen. 19. Ich respektiere immer die Autorität meiner Vorgesetzten, auch wenn sie nach meiner Meinung im Unrecht sind. 20. Ich verändere manchmal Kochbuch-Rezepte ein wenig, um Abwechslung in den Speiseplan zu bringen. 21. Man kann sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen. Man muss sich jeden Tag neu bewähren. 22. Wenn ich jemanden vorstelle, nenne ich außer seinem Namen meist auch Beruf und Titel. 23. Wenn ich einen Bekannten treffe, nehme ich mir immer Zeit für ein paar Worte, auch dann, wenn ich in großer Eile bin. 24. Für das kommende Jahr und auch für die nächsten fünf Jahre habe ich mir bestimmte Ziele gesetzt, die ich erreichen möchte. 25. Ich arbeite gern an mehreren Projekten gleichzeitig. So kann ich mir aussuchen, wozu ich im Augenblick gerade Lust habe. 26. Wenn ich eine größere Anschaffung mache, kaufe ich das erstbeste Angebot, ohne vorher Preise in verschiedenen Geschäften zu vergleichen. 27. Ich lasse mich nicht gern vom Terminkalender regieren. Lieber nehme ich spontan Dinge in Angriff, die getan werden müssen. 28. Wenn ich eine Veranstaltung leite, sorge ich dafür, dass pünktlich begonnen und auch pünktlich wieder aufgehört wird. 29. Zur Reparatur bringe ich mein Auto lieber in die Fachwerkstatt als zu meinem Nachbarn, der in seiner Garage auch kleine Reparaturen ausführt. Beim Fachmann weiß ich, dass zuverlässig gearbeitet wird. 30. Ich kann nicht vertragen, wenn man mich nach Schema F behandelt.

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AUSWERTUNG Nach dem Bewerten der obigen Aussagen tragen Sie bitte die Ergebnisse in die folgende Tabelle ein. Wenn Sie z.B. die erste Aussage mit der Ziffer 5 bezeichnet haben, so schreiben Sie die Zahl 5 in die 6. Zeile (Personenorientierung). Die Ziffern in jeder Reihe werden dann addiert und schließlich durch 4 geteilt, um den Durchschnittswert zu errechnen. Auf diese Weise erhalten Sie Ihr persönliches Charakterprofil. Anschließend können Sie den folgenden Erklärungen entnehmen, welches Ihre Grundtendenz ist, d.h., inwieweit Sie jeweils einer der beiden Grundeinstellungen den Vorrang geben. Grundeinstellung 1. Zeitorientierung 2. Erlebnisorientierung 3. Krisenorientierung 4. Gelassenheit 5. Zielorientierung 6. Personenorientierung 7. Status 8. Leistung

Bewertung

Summe

Durchschnitt

12 13 14 28 3 16 18 27 29 10 17 26 4

6

20 25

5

29 15 24

1

8

18 23

7 11 19 22 2

9 21 30

BESCHREIBUNGEN Zeitorientiert oder ereignisorientiert Manche Leute mögen eine gewisse Routine, andere fühlen sich wohler ohne einen festen Plan. Für „Zeit”-Kulturen sehen „Ereignis”-Kulturen oft zeitverschwenderisch aus. Umgekehrt wirken „Zeit”-Kulturen auf „Ereignis”-Kulturen oft kalt und lieblos, da sie mehr an Zeitplänen interessiert zu sein scheinen als an Ereignissen. In „Ereignis”-Kulturen kommen die Leute selten pünktlich, es stört sie aber auch nicht, wenn ein Treffen länger dauert als erwartet. Zeitorientierte Leute wollen oft gerne schnell zu Entscheidungen kommen, lange Diskussionen erscheinen ihnen sinnlos. Ereignisorientierte Menschen dagegen wollen ein Thema ausgiebig besprechen und von jedem die Meinung hören, bis sich eine Übereinstimmung ergibt. Geschichtliche Abläufe und Zusammenhänge sind wichtiger als genaue Daten. Zeitorientierte Menschen beenden oft eine Aufgabe, bevor sie die nächste beginnen. Ereignisorientierte Menschen dagegen arbeiten an mehreren Aufgaben gleichzeitig. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass eine Verkäuferin einige Ihrer Fragen beantwortet, dann aber erst einmal einem anderen Kunden hilft.

Krisenorientiert oder gelassen Einige Kulturen sind krisenorientiert, andere sind gelassener. Die ersten sind auf mögliche Probleme gefasst. Gelassene Menschen kennen vielleicht auch Vorsorgemaßnahmen, ignorieren sie aber. Sie machen sich keine Sorgen. Sie spielen die Wahrscheinlichkeit einer Krise herunter und vermeiden es so lange wie möglich, etwas zu unternehmen. Wenn tatsächlich eine Krise eintritt, suchen sie aus den Alternativen, die sie in dieser Situation wahrnehmen, eine Lösung. Meist reagieren sie in Krisen mit einem Sinn für Humor. Krisenorientierte Menschen planen Wachstum und Veränderung bereits Jahre vorher und suchen den Rat von Experten. Einzelne, die ihre eigenen Entscheidungen treffen wollen

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und dabei aus einer Vielfalt von Alternativen schöpfen wollen, und die nicht in der Lage sind, mit dem Vorsorgeplan zu arbeiten, werden manchmal auf die Seite gedrängt, überrollt oder entlassen. Krisenorientierte Menschen haben oft das Gefühl, dass ihre Art, mit der Krise umzugehen, die beste ist. Ihre Sicherheit besteht darin, dass sie eine Autorität haben, auf die sie sich immer wieder beziehen können.

Zielorientiert oder personenorientiert Zielorientierte Menschen beziehen ihre Zufriedenheit daraus, dass sie ihre Ziele erreichen und Projekte fertigstellen. Sie betrachten soziale Aktivitäten unter Umständen als Zeitverschwendung und arbeiten lieber, ohne unterbrochen zu werden. Sie sind in der Lage, sozialen Mangel zu erdulden, um ihr Ziel zu erreichen. Menschenorientierte Personen beziehen ihre Zufriedenheit aus Beziehungen zu anderen Menschen und räumen der Beziehungspflege einen hohen Stellenwert ein. Sie brauchen das Gefühl, von einer Gruppe von Kollegen angenommen zu sein, und setzen einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit und Kraft dafür ein, den Verpflichtungen der Gruppe gegenüber nachzukommen. Sie sind bereit, ihre persönlichen Interessen zum Wohle der anderen zurückzustellen. Aufgabenorientierte Menschen sind manchmal intolerant gegenüber Menschen, die sich weniger als sie selbst für das gerade laufende Projekt einsetzen. Sie wählen vielleicht die erfolgreichsten Leiter, aber entdecken später, dass diese im zwischenmenschlichen Bereich nicht begabt sind.

Selbstwert beruht auf Status oder auf Leistung Statusorientierte Menschen betrachten die familiäre Herkunft und die soziale Position für wichtiger als persönliche Leistungen. Sie glauben, dass der Charakter eines Menschen dem seiner Eltern stark ähnelt, und dass die meisten Menschen ihren Selbstwert aus dem Prestige beziehen, dass ihrer Stellung im Leben zugeschrieben wird. Titel wie Doktor und Pfarrer sind für sie von großer Bedeutung. Für statusorientierte Menschen scheint Prestige eher dauerhaft zu sein, während es für leistungsorientierte Menschen vorübergehend ist. Ein Sportler wird für seine neuesten Leistungen gelobt, aber schnell vergessen, wenn andere ihn überholen. Leistungsorientierte Menschen entwickeln oft eine kritische Haltung anderen gegenüber. Menschen mit geringerer Begabung entwickeln u. U. Neid und geringen Selbstwert. Es ist wichtig, das eigene Konzept in diesem Bereich zu erkennen, dann kann man auch die Einstellung in der Gastkultur feststellen.

Bei all diesen Unterschieden zwischen den Kulturen ist es wichtig, die Verschiedenheiten immer als Bereicherung zu sehen, und nicht als falsch oder gar als Hindernis. Letztlich sind Gottes Werte die entscheidenden.

Bearbeitet nach: Lianne Roembke, Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen, Gießen, Campus für Christus, 2000, S. 293 ff. Quelle: Sherwood G. Lingenfelter/Marvin K. Mayers, Kulturübergreifender Dienst, Edition VLM, Verlag der St.-Johannis-Druckerei, Lahr 1991. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von St. Johannis. Vgl. Rezension Seite 23

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BIBELARBEIT

Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, und doch erinnere ich mich noch genau an den Tag, als ich als relativ junge Christin meinen ersten Gabentest absolvierte. Nach bestem Wissen und Gewissen beantwortete ich alle 150 Fragen, wissbegierig, welche besonderen Gaben Gott mir zudacht hatte. Als ich das Ergebnis sah, fing ich fast an zu lachen: Missionarin. Ganz deutlich, wie der Eifelturm in Paris, ragte diese Fähigkeit aus dem Meer der übrigen Begabungen hervor. Ich, eine Missionarin? Mich wollte Gott aufs Missionsfeld schicken? Beim weiteren Nachdenken bekam ich Angst. Gott hat zwar Humor, aber mit seinem Missionsauftrag würde er nicht scherzen. Mission, das war für mich vor allem Afrika.

Schon sah ich mich mit meinen beiden Kindern in einer afrikanischen Lehmhütte, ohne fließend Wasser, weit ab der Zivilisation, in einer ganz fremden Kultur. Schließlich weiß ich nur zu gut, was ein „Kulturschock“ beinhaltet, der sich unweigerlich einstellt, wenn man länger in einer anderen Kultur lebt. In den nächsten Tagen und Wochen machte mir Gott deutlich, dass ich als Missionarin nicht unbedingt nach Afrika gehen muss, im Gegenteil. Ich lernte Missionare kennen, die in ganz normalen Häusern lebten. Er zeigte mir, dass ich ihm bereits mit meinen Gaben diente, und zwar genau in der Umgebung, in die er mich zu diesem Zeit-

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punkt gestellt hatte: in meiner Nachbarschaft, im Sportverein, unter deutschen, türkischen und amerikanischen Mitbürgern.

Kulturtraining aus der Bibel Konkrete Anregungen, wie das Evangelium kulturgerecht an „Ausländer“, „Fremde“, aber auch an einheimische „Nicht-Christen“ mit dem unterschiedlichsten soziokulturellen Hintergrund weitergegeben werden kann, liefert uns die Bibel an den Stellen, wo sie den Übergang des Evangeliums von der jüdischen Kultur in die griechische Kulturwelt beschreibt. Der Apostel Paulus war der erste Missionar, der das Evangelium ins Ausland brachte. Von den Prinzipien, die er beim Verkünden des Evangeliums im interkulturellen Kontext während seiner verschiedenen Missionsreisen angewandt hat, möchte ich drei Punkte herausgreifen. Anknüpfungspunkte an Kultur und Denken des Fremden finden: Neue Elemente einer Kultur werden am ehesten dann aufgenommen, wenn sie als passend zu den bestehenden Mustern empfunden werden. Deshalb ist es wichtig, sich in der jeweiligen Kultur auszukennen, um Menschen richtig anzusprechen und geistig dort abzuholen, wo sie sich befinden. Nur so können wir effektiv mit ihnen kommunizieren. Paulus predigte deshalb bei seinen Reisen im Ausland meist zuerst in den Synagogen. (Apg. 13,5-44) Mit den Juden verbanden ihn eine gemeinsame Geschichte und eine ähnliche Alltagskultur. Sie hatten eine ähnliche Weltanschauung und kannten den Gott des Alten Testaments. Während seiner zweiten Missionsreise (Apg. 17,16ff) scheute sich Paulus nicht, sich in Athen auf den damals gängigen öffentlichen Kommunikationsforen den intellektuellen Führern der Stadt zu stellen. Auf dem Aeropag, einem Hügel mitten in der Stadt, wurden die neuesten Ideen diskutiert, ähnlich vielleicht unseren heutigen Talkshows. Paulus, selbst ein gebildeter Mann, holte die Intellektuellen dort ab, wo sie geistig beheimatet waren. „Mir ist aufgefallen, dass ihr sehr religiös seid.“, beginnt er seine Rede und knüpft weiter sehr geschickt an ihre bereits bekannten Vorstellungen von Gott an. „Auf einem Altar stand: ‚Dem unbekannten Gott’. Von diesem Gott, den ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, spreche ich.“ (Apg. 17,23).

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In multikulturellen Teams arbeiten: Paulus hatte fast immer Hilfe von einheimischen Begleitern. Auf seiner ersten Missionsreise durch Kleinasien, die ihn über Zypern nach Antiochia, Ikonion und Lystra führte, wurde er von Barnabas begleitet. Dieser stammte aus Zypern. Auf seiner zweiten Missionsreise, die ihn von Kleinasien nach Griechenland führte, wählte er Timotheus als eine seiner Begleitpersonen aus. (Apg. 16,1-4) Dieser junge Christ war durch seine Eltern in zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen. Er war der Sohn einer Christin jüdischer Abstammung und eines griechischen Vaters und war somit in beiden Kulturen beheimatet. Neben diesem „Heimvorteil“ haben multikulturell besetzte Teams bei evangelistischen Einsätzen weitere Vorteile: Sie spiegeln die Vielfalt im Leib Christi besser und vollständiger wider, sie bieten eine größere Auswahl von verschiedenen Persönlichkeiten und Temperamenten an, mit denen sich Nicht-Christen identifizieren können, und sie erleichtern den Dienst am anderen durch eine breite Palette an verschiedenen Gaben und Erfahrungen. Sich an die Zielkultur anpassen: In 1. Korinther 9, 19-22 beschreibt der Apostel Paulus die perfekte Haltung eines Missionars in fremden Kulturen. „Ich bin frei und von niemandem abhängig. Aber um möglichst viele für Christus zu gewinnen, habe ich mich zum Sklaven aller Menschen gemacht. Damit ich die Juden für Christus gewinne, lebe ich wie ein Jude. Und wo man religiöse Vorschriften genau befolgt, lebe ich auch danach, obwohl sie für mich keine Gültigkeit mehr haben. Denn ich möchte auch diese Leute gewinnen. Bin ich aber bei Menschen, die ohne diese Gesetze leben, dann passe ich mich ihnen genauso an, um sie für Christus zu gewinnen. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht an Gottes Gebote halte, sondern ich befolge die Gebote Christi.“ Lianne Roembke, langjährige Mitarbeiterin von Campus für Christus, hat daraus für die praktische missionarische Arbeit zwei Grundsätze formuliert: 1. „Die normative Kultur, der sich alle Teammitglieder anpassen, ist die Gastkultur, nicht die Kultur von einzelnen Teammitgliedern.“ 2. „Kulturelle Anpassung ist die Entfernung der kulturellen Hindernisse, die einer klaren, glaubwürdigen Vermittlung des Evangeliums im Wege

stehen.“ (Lianne Roembke, Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen, S. 86 und 101) Jesus weiß, dass wir den Missionsauftrag nicht aus eigener Kraft ausführen können. Er kennt unsere Fehler und Charakterschwächen, deswegen hat er uns den Heiligen Geist gegeben, damit wir in seiner Kraft seine Zeugen sein können (Apg. 1,8). Durch ihn haben wir die Kraft, sensibel und demütig zu sein, wenn wir Menschen aus einem anderen kulturellen Kontext begegnen. Dabei ist es nicht unbedingt nötig, dass wir in andere Länder reisen, selbst bei uns zu Hause begegnen wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Gott hat mich damals nicht als Missionarin in fremde Länder geschickt, sondern zu Menschen, die meine Sprache sprechen: Zu einem Mitreisenden in der Bahn, zu einer Chinesin, die zum Studium in unser Land gekommen ist oder zur Ingenieurin aus Weißrussland mit ihrem atheistisch geprägten Weltbild. Das schließt aber trotzdem nicht aus, dass ich auf meinem Türkei-Urlaub Bibeln mitnehme, in meinem Wohnviertel Jesusfilme verteile oder mich bei einem missionarischen Kurzzeiteinsatz weit weg anmelde. Wo fordert Gott Sie heraus, in diesem Jahr seinen Auftrag „Gehet hin in alle Welt“ ernst zu nehmen? Lucia Ewald

Paulus scheute sich nicht, sich in Athen auf den gängigen öffentlichen Kommunikationsforen den intellektuellen Führern der Stadt zu stellen.

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THEMA

Kinder des Univ Der Missionsauftrag führt in alle Welt – auch zum deutschen Nachbarn

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‘m a child of the universe – You can see me on the TV every night: I‘m the child next door 3.000 miles away.“ (Ich bin ein Kind des Universums – Du kannst mich jeden Abend am Bildschirm sehen: Ich bin das Nachbarskind 3.000 Meilen weit weg). So sangen Barclay James Harvest in den frühen 70ern. Moderne Medien haben dafür gesorgt, dass die große weite Welt zum sprichwörtlichen globalen Dorf geschrumpft ist. Was 3.000 Meilen entfernt passiert, können wir jeden Abend vom Sofa aus sehen, so einfach als würden wir aus dem Fenster zum Nachbarn hinüberschauen. Dieses globale Zusammenrücken rief auch globale Solidarität wach, schließlich kann man das Nachbarskind nicht mehr so einfach verhungern lassen, wenn man ihm einmal in die Augen geschaut hat.

Das lokale Dorf – vergessen Heute stellt sich öfter die Frage, ob wir über dem „globalen“ das „lokale“ Dorf aus den Augen verloren haben. Was ist mit dem Kind, das nicht 3.000 Meilen, sondern nur 30 Meter entfernt wohnt? Ist es nicht erschreckend, dass wir anscheinend auch unsere lokalen Nachbarn erst wieder wahrnehmen, wenn wir sie nicht mehr nur durchs Fenster zum Hof, sonF O T O : W W W. D R E A M S T I M E . C O M

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dern durchs Fenster zur Welt, eine Mattscheibe, präsentiert bekommen? Wo sie erst auftauchen, nachdem das Kind im schrecklichsten Sinne des Wortes in den Brunnen gefallen, im Kühlschrank vergessen, im Garten verbuddelt ist ...!

Geht hin – egal wie nah oder fern „Geht hin in alle Welt“, lautet der Auftrag, den Jesus uns gab. Ich glaube, wir begehen oft den Fehler, die „Welt“ umso klarer zu sehen, je weiter sie entfernt liegt, und dabei zu vergessen, dass „alle Welt“ auch unser eigenes Land, unsere eigene Stadt, ja sogar unser eigenes Haus mit einschließt. Das globale Dorf haben wir mit dem Evangelium inzwischen weitgehend erreicht, während zu Hause die Gute Nachricht Mangelware wird und erst wieder re-importiert werden muss. Fällt es uns leichter, den Missionsauftrag per Überweisung zu delegieren, als ihn persönlich auszuführen? Ist es einfacher, Brot in die Welt zu schicken, als einen Nachbarn in Not zum Essen einzuladen? Wenn wir Jesu Auftrag erfüllen wollen, müssen wir das eine wieder lernen, ohne das andere zu lassen. Beides liegt auch gar nicht so weit auseinander.

Missionsgrundlagen nah und fern Meinen Auftrag kennen: Um aktiv werden zu können, muss ich zuerst einmal wissen, dass ich überhaupt einen Auftrag habe und was dieser beinhaltet. Jesus hat uns in der Bibel den Auftrag gegeben (Matth. 28,19f), in alle Welt zu gehen, Menschen die Gute Nachricht zu bringen, sie in die Gemeinschaft aufzunehmen und sie auf dem Weg des Glaubens zu begleiten. Dazu kommt noch der Auftrag, dass wir zuerst für die Grundbedürfnisse unserer Mitmenschen sorgen sollen, damit sie das Evangelium aufnehmen können. (Jak. 2,15f) Auf Gottes Geist hören: Obwohl es sehr viel Not und Gottesferne in der Welt gibt, lief Jesus selbst nicht atemlos den Massen hinterher und dachte sich wie wir so oft: „Dieser Auftrag ist zu groß für mich!“ Stattdessen kam er mit viel Seelenruhe und Gebet immer wieder einzelnen


versums Menschen nahe. Wo sind die Menschen, die Gott mir aufs Herz legt? Die Zielkultur kennen und respektieren lernen: Wenn ich Menschen erreichen will, muss ich mich auch auf den Weg zu ihnen machen. Das kann bedeuten, ein Flugzeug zu besteigen, aber auch beim Nachbarn zu klingeln. Egal wohin ich gehe, wenn ich wirklich dort „landen“ will, muss ich mich auf meine neue Umgebung einlassen und die gastgebende Kultur kennen und respektieren lernen. In der eigenen Stadt mag es uns etwas seltsam vorkommen, von einer „fremden Kultur“ zu sprechen. Aber es beschreibt dennoch zutreffend die Situation: Kein anderer Mensch hat exakt die gleichen Prägungen, Werte, Rituale und Ausdrucksweisen wie ich. Wir alle sind Teil einer größeren oder kleineren Subkultur. Wenn ich als Hippie einen Juristen mit dem Evangelium erreichen will, dann wird mein Bemühen wahrscheinlich vergeblich sein, wenn ich meinem Gegenüber in meiner Ausdrucksweise und in meiner Kleidung von Jesus erzähle. Wenn ich mir aber die Mühe mache, die Lebenswelt des anderen kennen zu lernen, und es auf mich nehme, auf eigene Gewohnheiten zu verzichten, kann ich ihm näher kommen. Auch Gott liebt den Menschen so sehr, dass er sein eigenes Sofa verlassen hat, um ihn zu suchen. Die Sprache der Kultur lernen: An Pfingsten sandte Jesus seinen Heiligen Geist auf die Jünger herab. Eine der Folgen war, dass die Menschen in ihrer eigenen Sprache hören konnten, was die Jünger ihnen zu sagen hatten (Apg. 2,8). Gott gab nicht ihnen eine Einheitssprache, sondern seinen Jüngern die Fähigkeit, die ihnen eigentlich fremden Sprachkulturen zu erreichen. Auch heute kann ich Gott bitten, mir die Herzenssprache eines Mitmenschen zu öffnen. Es schadet uns nicht, z.B. unseren Musikgeschmack etwas um „Gothic“ zu erweitern, wenn wir Menschen dieser Kultur erreichen wollen, aber Gott verbietet es ganz klar, an spiritistischen Sitzungen teilzunehmen. In alle Welt gehen: Wir sind aufgefordert, die sicheren Grenzen unserer Wohnung und Gemeinde zu verlassen, um das Evangelium in alle Welt zu tragen – lassen Sie uns nicht vergessen, dass „alle Welt“ oft näher liegt, als wir denken.

Das Jesus-Projekt öffnet Es ist Türen und Herzen leichter, Zwei Jahre nach einem Jesus-Projekt in Berlin-MarBrot zahn berichtet der damalige Projektleiter, dass sich ein ehemaliger SED-Offizier nun für Jesus entschiein die den habe. Der Projektleiter konnte damals den PDSBürgermeister des Stadtteils für ein sehr positives GeWelt zu leitwort zur Jesusfilm-Verschenkaktion der Christen schicken, gewinnen. Außerdem wurde die Aktion sehr offen und transparent bekannt gemacht, um den Einwohals einen nern die Furcht vor Betrügern zu nehmen. Indem die der zu erreichenden Menschen ernst genomNachbarn Kultur men wurde, konnten die Menschen ihre Türen und Herzen leichter für die Gute Nachricht öffnen. in Not zum Essen Im Jesusfilm-Team von Campus für Christus wirken wir in nahe und ferne Kulturen hinein, indem wir den Jesusfilm in vielen verschiedenen Sprachen zur Vereinzufügung stellen (Inzwischen sind es über 1.000!) oder laden. mit unseren technischen Gaben Ländern helfen, die solche Ressourcen nicht haben. Manch schwierige Aufgabe geht mit einem guten Werkzeug plötzlich nicht nur leichter von der Hand, sondern fängt sogar an Spaß zu machen. Um im Rahmen eines JesusProjektes oder auch zu anderen Gelegenheiten noch spezieller auf einzelne kulturelle Besonderheiten eingehen zu können, entwickeln wir je nach Zielgruppe Materialien für die persönliche und gemeindliche Evangelisation. Wir kommen gerne zu Ihnen in die Gemeinde, um das Anliegen der Mission gemeinsam mit Ihnen zu verwirklichen. Machen Sie uns auf Ihre speziellen Bedürfnisse aufmerksam und teilen Sie uns mit, wen Sie gerne erreichen wollen. Wir freuen uns auf Sie! Tel. 0641-97518-46

Marc Schomerus arbeitet als freier (Drehbuch-) Autor und Mediengestalter auf den Autobahnen zwischen Marburg und Kempten mit vielen Zwischenstopps in der Gießener Zentrale von Campus für Christus.

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M I S S I O N W E LT

„Weiße, Weiße – komm Wie aus deutschen Hosenfrauen bunte Wickelrockträgerinnen werden „Kann ich hinter eurem Haus waschen?” – „Ja, natürlich!“ Auf unserem Wohngelände in Nigeria ist Peters Frage nicht ungewöhnlich. Er wohnt mit seiner Familie im Nachbarhaus, und oft haben sie Wasserprobleme. Unser Wassertank dagegen ist meistens voll,

So macht man das doch, oder?

und der Wasserhahn hinter unserem

Was war passiert? Ich war unbewusst davon ausgegangen, dass der nigerianische Peter das gleiche (deutsche) Verständnis von „Mittagsschlaf“ hatte wie ich (=ungestörte Ruhe), und ich war auch davon ausgegangen, dass er mich um eine Erklärung bitten würde, wenn er nicht versteht, was ich da von ihm verlange. So macht „man“ das doch, oder? In Nigeria haben viele Leute aber eine wesentlich größere Toleranz gegenüber Lärm. Lautsprecheransagen, Autohupen, laute Musik etc. zu allen Tagesund oft Nachtzeiten gehören zum Alltag. Rücksichtnahme in diesem Bereich wird oft nicht erwartet oder zumindest nicht eingefordert. Peter hatte also gar keine Schublade, um zu verstehen, was das Waschen hin-

Haus ist strategisch gelegen, gleich neben der Wäscheleine.

„Warte aber bitte eine halbe Stunde, meine Mutter hält gerade ihren Mittagsschlaf“, fügte ich noch hinzu, denn der strategisch gelegene Wasserhahn ist direkt unter unserem Zimmerfenster. „Sicher, mach ich – und danke.“ Peter

F O T O : C L A U D I A D E WA L D

ist ein freundlicher und höflicher junger Mann. Alles klar, dachte ich, bis meine Mutter, die gerade zu Besuch war, einige Zeit später erschien und mich fragte, ob ich wüsste, dass zwei junge Männer mit einem Radio hinter unserem Haus beim Wasserhahn sitzen und sich unterhalten. Aber ich hatte ihnen doch gesagt, sie sollten mit dem Waschen eine halbe Stunde warten. „Sie waschen auch nicht“, sagte meine Mutter trocken. „Sie sitzen da nur mit ihrer Wäsche und warten.“

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und kauf!“ ter unserem Haus mit dem Mittagsschlaf meiner Mutter zu tun hatte. Aber er würde sein Unverständnis nie in einer Frage äußern; das ist unnötig und aus seiner Sicht außerdem respektlos. „Wenn ‚Tante Bärbel’ möchte, dass ich warte, dann warte ich eben.“ Eine Erklärung braucht es da nicht.

Offen gegenüber allem Neuen Wenn man kurz- oder langfristig in ein anderes Land zieht und/oder sich auf eine andere Kultur einlässt, wird man unweigerlich damit konfrontiert, dass Menschen verschiedene Wertvorstellungen haben, und dass sie uns vertraute Begriffe unterschiedlich definieren. Im Annäherungsprozess geht man normalerweise durch verschiedene Phasen: Anfangs schlägt das Pendel in die Richtung „intensive Anpassung“ aus. Man ist offen gegenüber all dem Neuem, und

man hat das Verlangen, sich anzupassen und akzeptiert zu werden, auch wenn es vielleicht ein bisschen anstrengend und unbequem ist. Deutsche Hosen-Frauen verwandeln sich in farbenfrohe Wickelrockträgerinnen, man experimentiert mit Kopfbedeckungen, Feilschen, einheimischer Küche und Grüßen in der Landessprache. Dinge oder Umstände, für die man sich nicht begeistern kann, sind doch oft wenigstens „interessant“ oder „aufregend“ oder einfach Teil des „So-sein-Wollens-wie-die-anderen“. Auf der anderen Seite fühlt man sich oft erschöpft und inkompetent, weil man nicht versiert ist in der Umgangssprache oder einfache Alltagsdinge nicht ohne Hilfe bewältigen kann. („Wohin mit dem Müll?“ „Darf ich das essen/ trinken?“ „Was mache ich, wenn mir jemand unbedingt seine Telefonnummer geben möchte oder gar nach meiner fragt?“). In dieser Phase

Jahrespraktikantin in Nigeria Bei Judith Weiss (25), einer Studentin der Sonderschulpädagogik, die seit Januar mit Campus für Christus in einer Missionsschule in Nigeria ein Soziales Jahr absolviert, klingt das so: „Mittlerweile konnte ich schon einige Lehrer mit ihren Familien kennenlernen und sie tun ihr Bestes, eine richtige Nigerianerin aus mir zu machen!... Ich möchte etwas Hausa lernen, um mich auch dort verständigen zu können, wo man kein Englisch spricht – und um diesen Menschen zu zeigen, dass ich mich für ihre Kultur und ihr Leben interessiere.“ Auch sie setzt sich bewusst mit dem Konflikt auseinander, sich der neuen fremden Kultur anzupassen, aber nicht soweit zu gehen, dass sie ihre Identität und eigenen Wertmaßstäbe aufgibt. „Mich an einen etwas einfacheren Lebensstil zu gewöhnen, finde ich eigentlich nicht so schwierig. Mich aber in ein Schulsystem und in Strukturen einzufinden, die in unseren Augen als veraltet gelten, fällt mir schon schwerer. Meine Herausforderung liegt darin, in meinem eigenen Handeln und Unterrichten Wege zu finden, die das bestehende Regelwerk nicht untergraben, für mich aber vertretbar und den Schülern gegenüber wirksam sind.“ Auch das klingt nach einer gelungenen Auseinandersetzung mit einer fremden Kultur.

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„Weiße, Weiße – komm und kauf!“ ist die Lernbereitschaft groß, und man ist offen für neue Beziehungen. Besonders wenn man ein wenig darin geschult ist, gut zu beobachten und die richtigen Fragen zu stellen, und eventuell jemanden vor Ort hat, der einem hilft, kann man einen guten Start in der neuen Kultur haben. Leute, die einen Kurzeinsatz im Ausland machen, befinden sich überwiegend in diesem Stadium und erleben oft eine sehr intensive Zeit, die ihre Perspektive langfristig beeinflusst.

Kulturschock durch Kleinigkeiten

Bärbel und Niyi Faminu arbeiten in der nigerianischen Zentrale von Campus für Christus. Durch ihre Tätigkeit im Büro halten sie den Mitarbeitern vor Ort den Rücken für Evangelisation und Jüngerschaft frei. Nachdem Niyi einige Jahre in der Studentenarbeit und der Buchhaltung tätig war, nutzt er jetzt seine technischen und fachlichen Fähigkeiten im Bereich Verwaltung und bei der Koordination des Jesusfilm-Projekts in Nigeria. Bärbel verantwortet den Bereich Personal. Ihre beiden Kinder Ruth (*2002) und Barnabas (*2003) bringen zusätzlich Leben ins Haus.

Irgendwann kommt aber eine Phase, in der das Pendel in die andere Richtung ausschlägt, vielleicht aufgrund einer größeren Krise (Zeuge oder Opfer eines Unfalls, einer Krankheit, einer Gewalttat o.ä.) oder einfach weil sich viele kleine Unannehmlichkeiten, Missverständnisse und Irritationen zu einem großen Stressberg angesammelt haben. Oft spricht man in einer solchen Situation von Kulturschock. Eine Kleinigkeit, wie die Episode mit der gestörten Mittagsruhe, kann in einer solchen Phase eine heftige Reaktion hervorrufen. Besonders wenn man längerfristig in der Kultur bleiben möchte, muss man aber Wege finden, sich mit der fremden Kultur auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen und zu arrangieren. Oft geschieht dies, indem man sich in bestimmten Bereichen anpasst, während man sich in anderen Bereichen von der neuen Kultur abgrenzt, dadurch dass man sich zurückzieht oder darauf besteht, seinen eigenen Stil „durchzuziehen“. Als Christ hilft es uns hier, unsere Identität, unsere Aufgabe im Land und die Werte und Eigenarten unserer eigenen und der fremden Kultur im Licht der Bibel zu betrachten und mit Gottes Hilfe zu entscheiden, wo und wieweit wir uns anpassen wollen und können.

Was ist normal?

Die dritte Phase ist dann eine Art „Normalität“ mit dem Pendel irgendwo in der Mitte, ein Zustand mit normalen Höhen und Tiefen, in dem man mit den meisten Alltagssituationen umgehen kann, ohne sich übermäßig gestresst zu fühlen. Durch meinen Dienst in Nigeria, meine inzwischen achtjährige Ehe mit meinem nigerianischen Ehemann, Niyi, und viele internationale Freundschaften erlebe ich seit Jahren sehr intensiv multikulturelle Situationen. Dabei habe ich festgestellt, dass es immer wieder Faktoren gibt, die das Pendel aus der Normalstellung in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen und die eigene Perspektive und den Grad der Anpassung an eine andere Kultur erneut (und manchmal dauerhaft) verändern. Gesundheitliche Probleme, die sich im Land nur schwer behandeln lassen, oder veränderte Wohnsituationen, aber auch internationale Besucher, die von uns betreut werden, sind einige solcher Auslöser.

Gemeinde nur selten ein Kopftuch. Unsere deutschen Kurzzeitmitarbeiter(innen) sehen viel nigerianischer aus als ich! Was meinem Mann betrifft, erinnere ich mich gut an Situationen, wo er sich weniger nigerianisch verhalten hat als ich: Zum Beispiel werden kleine Kinder hier eigentlich nur von Frauen in Tüchern getragen und zwar auf dem Rücken, während Männer Kinder einfach auf den Arm nehmen. Niyi hat unsere Kinder Ruth und Barnabas oft bei Familienspaziergängen (an sich schon nicht gerade ein nigerianisches „Ding“) vorn in einer Schlinge getragen – und dabei haben ihm die Bemerkungen von Passanten weit weniger ausgemacht als mir. Bei der Kindererziehung und der Wahl der Schule habe ich gemerkt, dass ich erst mal auf meine deutsche Erfahrung zurückgreife und mich nicht einfach mit dem normalen nigerianischen Standard abfinden kann. Als Ehepartner sind wir uns weitgehend einig, dass wir unsere Kinder in einer Weise erziehen und ausbilden wollen, die es ihnen erlaubt, möglichst „global“ zurechtzukommen, soweit wir uns das finanziell leisten können. Kinder sind unglaublich anpassungsfähig und ein gutes Vorbild. Ihre Anwesenheit hält mich oft vom „Meckern“ ab, wenn mir mangelnde Stromversorgung und chaotische Autofahrer auf die Nerven gehen. Sie sind fröhliche Nigerianer, aber sie reden auch oft davon, was sie nächstes Mal alles machen wollen, wenn wir in Deutschland sind. Multikulturelles Leben kann anstrengend sein, nicht nur, wenn man international verheiratet ist, und es gibt Dinge, an die man sich nie gewöhnt. Letzte Woche bin ich – nach zwölf Jahren in Nigeria – verärgert aus der Markthalle gegangen, weil mir die aufdringlichen Händler mit ihrem „Weiße, Weiße, komm und kauf!“ so auf die Nerven gegangen sind. Und selbst Teilnehmer eines Kurzzeiteinsatzes kennen das Gefühl, dass sie sich verändert haben, auf einmal andere Wertvorstellungen und Prioritäten haben und zu Hause nicht mehr reinpassen. Für multikulturelle Familien ist dieses Gefühl des Andersseins noch viel intensiver. Auf der anderen Seite gewinnt man so viel: Eine breitere Perspektive, eventuell eine neue Sprache und mit Sicherheit interessante Freunde, von denen man vieles lernen kann: Dankbarkeit, spontane und opferbereite Gastfreundschaft und Fürsorge und besonders die Kunst, über sich selbst zu lachen.

„Die Leute, die mich kennen, müssen mich eben so nehmen, wie ich bin.“

So fühlen wir uns wohl Durch meine Ehe mit Niyi bin ich seit 1999 eine verheiratete Frau und ein „Dauergast“ in Nigeria. Nach anfänglichem Pendelausschlag in Richtung „Intensive Anpassung“ hat das eher dazu geführt, dass ich mein „Normal“ ein bisschen in Richtung meiner eigenen „bequemen“ Kultur verschoben habe, damit ich mich auf Dauer hier wohlfühle. Dies gilt zum Beispiel für die Essenszubereitung oder für Äußerlichkeiten, bei denen ich einfach denke, die Leute, die mich kennen, müssen mich eben so nehmen, wie ich bin. So trage ich heute in der Freizeit viel häufiger Hosen als in den ersten Jahren, und im Sonntagsgottesdienst in „unserer“

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Bärbel Faminu lebt seit zwölf Jahren in Nigeria. Sie arbeitet mit ihrem nigerianischen Ehemann Niyi in der nigerianischen Zentrale von Campus für Christus.

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LEITGEDANKEN

NACHRUF

Lianne Roembke (1945-2007)

Fremde Kulturen in meiner Stadt Es war wirklich gut vorbereitet. Deutsche Studenten sollten nach Sri Lanka fliegen, um dort gemeinsam mit einheimischen Studenten neue Häuser für Tsunami-Opfer zu bauen.

Wir nehmen Abschied von unserer langjährigen amerikanischen Mitarbeiterin Lianne Roembke aus Magdeburg, die im Januar 2007 nach schwerer Krankheit verstarb. Lianne Roembke überschritt ihr Leben lang geographische und kulturelle Grenzen. Sie war über 30 Jahre als Missionarin außerhalb ihrer Heimatkultur tätig. Sie war überzeugt, dass die Bibel die Antworten enthält auf alle Fragen, die man als Mensch, als Christ und auch als Missionar stellen kann. Sie nahm den Auftrag Jesu „Machet zu Jüngern“ sehr ernst. Wann immer sie von einem Ort wegzog, hinterließ sie einen oder mehrere Jünger Jesu. Nachdem sie einige Jahre in der Studentenarbeit von Campus für Christus in den USA und in der dortigen Trainingsabteilung gearbeitet hatte, kam sie 1975 nach Europa. Hier war sie zuerst für die Ausbildung neuer Mitarbeiter von CfC in ganz Europa zuständig, später engagierte sie sich, um ehrenamtliche Mitarbeiter hinter dem Eisernen Vorhang zuzurüsten für den Dienst an anderen, von denen einige heute Mitarbeiter der Matthäusarbeit sind. Als die Mauer fiel, war Lianne unter den ersten, die nach Osten zogen, um dort vor Ort Jünger heranzubilden. So überschritt sie immer wieder neue Kulturgrenzen, um Menschen zu Jesus zu führen (Jesusfilm, Frühstückstreffen für Frauen, missionarische Adventstreffen) und um Christen für den Dienst an anderen zu schulen. Sie war eine Frau, die starke persönliche Überzeugungen hatte, guten Rat erteilten konnte und bekannt für ihren Humor war. Ihre ersten zwanzig Jahre in Europa bewogen Lianne, eine Doktorarbeit zum Thema „Missionsdienst im multikulturellen Kontext“ zu schreiben. Ihre Umfrage unter Missionaren erbrachte ein erstaunliches Ergebnis: die meisten Missionare verlassen das Missionsfeld nicht wegen Geldmangel, Sprachschwierigkeiten, Gesundheitsproblemen oder aufgrund missionarischen Misserfolges, sondern weil sie mit dem eigenen (meist multi-kulturellen) Team nicht zurechtkommen. Folglich war es Dr. Roembkes Anliegen, in den letzten Jahren ihres Lebens zunehmend Missionare, Missionsteams und Missionswerke zu schulen und zu begleiten, sodass Missionare nicht wegen Schwierigkeiten im Team ihre Berufung aufgeben, sondern lernen, konstruktiv damit umzugehen. In den folgenden Jahren war sie viel und oft in Ost- und Westeuropa sowie in Asien unterwegs, um die Ergebnisse ihres Buches „Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen“ zu präsentieren und internationale Missionsteams im Umgang miteinander zu schulen. Auch dadurch hat sie viele gute Spuren hinterlassen. Wir danken Gott für ihr reich erfülltes Leben und ihren Dienst in unserem Missionswerk. Duane Conrad

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Ich war vorher extra hingeflogen, um mit unseren Mitarbeitern vor Ort abzusprechen, was ihrer Arbeit dienen würde. Der Leiter in Sri Lanka schwärmte davon, dass seine Studenten zusammen mit unseren neben der Bautätigkeit den Nachbarn etwas von Jesus erzählen würden. Deutsche und Sri Lanker Seite an Seite auf der Baustelle und in den Hütten. Doch der Traum wurde nur teilweise wahr. Unsere Studenten aus Deutschland kamen. Das Haus wurde gebaut. Aber von den Studenten aus Sri Lanka ließen sich nur wenige blicken. Die intensive Begegnung der Kulturen gelang nicht. Wir hatten schlicht übersehen, dass es in diesem Land nicht üblich ist, unbekannten Menschen zu helfen. Man hilft in der Verwandtschaft, in der Nachbarschaft, aber schon nicht mehr im nächsten Dorf. In Deutschland dagegen ist die Nächstenliebe ganz anders verwurzelt. Das Christentum hat über die Jahrhunderte tiefe Spuren hinterlassen. Wir sind reich beschenkt und haben den Auftrag, zu den anderen Völkern zu gehen und dieses Geschenk weiterzugeben. Dazu muss ich nicht nach Sri Lanka fahren. Im türkischen Ortsteil meiner Stadt kann ich schon die fremde Kultur erleben. Sozialarbeiter sprechen an der Universität von einer Studentenkultur. Zu diesen Kulturen sind wir gerufen. Deshalb freue ich mich über unsere Missionseinsätze, über die Ausländerarbeit und über die Evangelisationsteams an deutschen Universitäten. Wenn wir zu diesen Menschen gehen, folgen wir dem Beispiel von Jesus. Er hat seinen Platz an der Seite des Vaters verlassen und sich auf unsere Kultur eingestellt, um uns zu gewinnen. Clemens Schweiger leitet die Arbeit von Campus für Christus

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LEADERSHIP LINK

Hast du ein Wort Gottes für mich? Missionarische Anknüpfungspunkte für jede Kultur

Ich merke, dass ich nach dem Bibelfrühstück gestärkt in den Tag gehe. Der

Die nigerianischen Mitarbeiter missionieren sehr direkt. Ihr Motto ist: „Wir gehen ins Spiel, um Tore zu schießen!“

Austausch beim Bibelfrühstück prägt meinen Umgang mit meinen Mitarbeitern.

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„Hast du ein Wort Gottes für mich?“ Der etwa 15jährige schwarzhäutige Junge sah Joe erwartungsvoll an. Ein Wort Gottes? Was sollte er sagen? Joe spürte die schlanke schwarze Hand in der seinen und war zutiefst berührt, als er diesen geistlichen Hunger sah. Joe Hartung, Leiter der missionarischen Arbeit von Campus für Christus unter Geschäftsleuten, war mit einer Gruppe auf einer Missionsreise in Nigeria. Bei dem Besuch einer Realschule für Jungen standen erst fünf, später vierzig Jungen um ihn herum auf dem Schulhof. Joe fragte sie, was sie später einmal werden wollten, und nickte anerkennend, als er ihre ehrgeizigen Ziele hörte. Und dann, ganz unvermittelt, diese Frage.

In Nigeria ist der geistliche Hunger stärker als in Deutschland. Der Glaube ist in der Gesellschaft präsent. In nigerianischen Firmen gibt es zahlreiche christliche Versammlungen; es ist normal, dass Mitarbeiter sich in der Mittagspause zum Singen und Beten treffen, während im selben Raum, nur durch einen Vorhang abgetrennt, ihre Kollegen ihr Lunch essen. Als das Team zwei Wochen im Land verbrachte, wurde Joe Hartung gefragt, ob er mit seinen Kollegen aus England und Nigeria ein Seminar zu dem Thema „Christ und Arbeit“ halten könnte. Campus für Christus arbeitet weltweit in etwa 200 Ländern, und in vielen davon gibt es eine missionarische Arbeit unter Geschäftsleuten. Jon Horne leitet die Arbeit in London, David Nok in Nigeria. Joe sagte zu. Unter den Teilnehmern waren zwei junge Frauen, die noch keine Christen waren. Als Joe über die Vier geistlichen Gesetze* sprach, entdeckten beide, dass sie sich selbst noch gar nicht für Christus entschieden hatten. Beide Frauen gaben während des Seminars ihr Leben Jesus. „Die Grundatmosphäre ist anders als bei uns“, sagt Joe. „Da ist ein grundsätzliches Interesse am Glauben. Das war für mich überwältigend!“

Jede Kultur ist anders Jeder muss in seinem Land einen geeigneten Anknüpfungspunkt für seine Zielgruppe finden. In Nigeria ist das Ziel schlicht und einfach, Menschen zu Jesus zu führen. „Ohne viel drumherum“, wie Joe schmunzelnd sagt. In Europa funktioniert ein so direkter Ansatz nicht. Jon Horne berichtet aus England, dass intellektuelle Angebote auf gute Resonanz stoßen. Zum Beispiel bietet er Seminare zu postmodernen Themen an oder einen Workshop über Vergebung und Spiritualität.

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In Deutschland geht es vor allem um den praktischen Nutzen. „Was bringt mir das?“, fragen die jungen Führungskräfte hier und wollen konkrete Hilfen für ihren Alltag in der Firma. Davon finden sich in der Bibel eine Menge. Joe Hartung erklärt: „Wir sprechen über biblische Geschäftsprinzipien und stellen Personen aus der Bibel vor, die zeigen, wie man sich als Führungskraft verhalten kann. Salomo, zum Beispiel, ist ein klasse Vorbild, wie man gute Entscheidungen treffen kann. Die Bibel zeigt uns Werte, an denen man sich als Führungskraft orientieren kann – und die auch zum Erfolg führen. So stellte ein Unternehmer begeistert fest: ‚Wertschätzung ist der stärkste Motivator, um Leistung zu bringen!’“

Bibelfrühstück in Deutschland Wann hat ein viel beschäftigter Geschäftsmann Zeit, geistlich aufzutanken? Gibt es Möglichkeiten außerhalb des immer beliebteren Hörbuchs während der Autofahrt? „Der beste Termin für ein Treffen ist der frühe Morgen“, so Joe Hartung, „das ist für die meisten Führungskräfte besser einzurichten als ein zusätzlicher Abendtermin.“ So entstand die Idee für das „Bibelfrühstück“. Jeden zweiten Dienstag um 7 Uhr treffen sich interessierte Führungskräfte in einem Business-Hotel am Rand von Berlin, um beim gemeinsamen Frühstück miteinander ins Gespräch zu kommen und zu hören, was Gottes Wort über den beruflichen Alltag zu sagen hat. Zwischen fünf und acht Teilnehmer sind regelmäßig dabei, dazu kommen immer wieder mal einige Gäste. „Beim Bibelfrühstück treffen die Teilnehmer Gleichgesinnte“, so Jörg Seidler, Mitinitiator der Treffen, „Männer und Frauen, die sich mit den gleichen Themen auseinandersetzen wie sie. Das ist ungeheuer wertvoll. Wer eine höhere Position innehat, hat oft Schwierigkeiten, einen Hauskreis zu finden, in dem er über die Dinge sprechen kann, die für seinen Alltag typisch sind. Führungskräfte tragen eine hohe Verantwortung. Sie schaffen Arbeitsplätze und sind verantwortlich für das Unternehmen, für die Mitarbeiter und für deren Familien. Sie sind Risikoträger. Jede Entscheidung, die sie treffen, trägt zum Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens bei – und von dessen Erfolg hängt auch ihre ganz persönliche Existenz ab. Das Wissen, dass geschäftliche Entscheidungen zum Ruin der eigenen Familie führen können, ist eine starke Belastung. Der Austausch mit Menschen in ähnlichen Situationen tut gut und kann eine echte Hilfe sein.“ „Als ich einmal bemerkte, dass ein neuer Mitarbeiter von mir ziemlich am Boden war, habe ich ihn zum Bibelfrühstück eingeladen“, erzählt Jörg Seidler. „Ihm kamen nach unserem Gebet während des Treffens die Tränen. ‚Dass es das noch gibt!’, sagte er überwältigt. Obwohl er

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in einer christlichen Familie aufgewachsen ist und seine Eltern vor der Wende in Leipzig einen christlichen Buchladen betrieben, war diese Kraftquelle für ihn eine neue und aufbauende Erfahrung. Nach dem Bibelfrühstück hatten wir noch ein dreistündiges persönliches Gespräch. Ich habe ihn zu unserem gerade laufenden Alpha-Kurs eingeladen. Er kam zusammen mit seiner Frau und hat hier eine neue geistliche Heimat gefunden.“ Was motiviert Jörg, sich in diese Arbeit zu investieren? „Ich sehe hier ein echtes Bedürfnis. Beim Bibelfrühstück sprechen wir über Themen, die nicht typisch für Hauskreise sind, zum Beispiel: Was ist, wenn du jemanden entlassen musst? Welche Empfehlungen gibt die Bibel für solche Situationen? Außerdem beten wir füreinander.“

Kraftquelle Bibel Das 14-tägige Treffen ist für Jörg Seidler eine Kraftquelle geworden. „Ich merke, dass ich nach dem Bibel-Frühstück gestärkt in den Tag gehe“, sagt er. „Der Austausch beim Bibelfrühstück prägt einerseits meinen Umgang mit meinen Mitarbeitern, andererseits erkenne ich nun bei Kundenterminen neben dem Fachlichem oft auch Ansatzpunkte für Glaubensbekenntnisse.“ Ein Höhepunkt des Bibelfrühstücks war die gemeinsame Teilnahme am Führungskräftekongress in Leipzig im Januar 2007, zu der Dietmar Plentz, Preisträger des Kongresses 2005 und aktives Mitglied der Runde, die Teilnehmer des Bibelfrühstücks ermuntert hat. „Es war interessant zu sehen und zu erfahren, wie auch andere Unternehmer und Führungspersönlichkeiten christliche Werte leben und weitergeben“, so Jörg Seidler. „Der Kongress war eine große Ermutigung für unsere weitere Arbeit.“ Leadership Link ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus. Mehr Infos unter www.ypll.de Delia Holtus

Lernen vom weisesten Mann der Geschichte Was

braucht

ein

Unternehmer,

um erfolgreich zu sein? Erstens eine Idee für ein Produkt oder eine Dienstleistung, zweitens einen geeigneten Markt und drittens Risikobereitschaft. Damit verbunden ist die Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen. Er muss wissen: Wann ist es gut, ein Risiko einzugehen, und wann nicht? Jede Entscheidung hat das Potenzial, das Unternehmen und letztlich die eigene Existenz zu sichern oder zu gefährden. Die Grundlage für eine gute Entscheidung bilden verschiedene Faktoren, die der gesunde Menschenverstand nahe legt und die in den

Beim Bibelfrühstück finden die Teilnehmer Gleichgesinnte. Es entstehen Freundschaften und tragfähige Beziehungen.

Büchern der Bibel bestätigt werden: Information, hilfreiche Richtlinien, kluge Berater und Erfahrung. Dazu kommt etwas weniger Greifbares, ein „weicher“ Faktor, etwas, das als ‚Intuition’, als ‚richtiges Gespür’ oder ‚richtiger Riecher’ bezeichnet wird. Diese Prinzipien sind gut, aber das Wichtigste fehlt noch. König Salomo gilt als der weiseste Mann der Geschichte. Wie traf er seine Entscheidungen? Er bat Gott: „Gib deinem Knecht ein hörendes Herz.“ (1. Könige 3,9) Der Schlüssel zur Weisheit liegt im Hören auf Gott und in dem Ausrichten unserer Entscheidungen am Wort Gottes.

*Die „Vier geistlichen Gesetze“ sind eine Kurzfassung der christlichen Heilsbotschaft und werden von Campus für Christus in einem kleinen Heft mit dem Titel „Gott persönlich kennenlernen“ herausgegeben. Das Heft ist sehr gut geeignet, um anderen in einfachen Worten das Evangelium zu erklären. Zu bestellen bei Campus für Christus, Postfach 100 262, 35332 Gießen, Tel. 0641-975 18-0, Fax 0641-975 18-40. Preis: 40 Cent, ab 100 Stück: 36 Cent.

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STUDENTENARBEIT

Berufen von Gott

Vom Jurastudium in den missionarischen Dienst unter Studenten Tim (24) ist Engländer. Und in vielem ist er so, wie man sich einen richtigen Engländer vorstellt: Hellhäutig, gut aussehend, höflich in seinen Umgangsformen. Er liebt schwarzen Tee und Fisch & Chips. In der Nähe von Birmingham aufgewachsen, studierte er nach dem Schulabschluss Jura und Deutsch in Bristol. Ein Jahr seines Studiums verbrachte er an der Universität Würzburg, um sein Deutsch zu verbessern. Nachdem er sein Studium in England abgeschlossen hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, um in Hamburg ein Jahrespraktikum in der Studentenarbeit von Campus für Christus zu machen. Er wurde zunehmend sicherer, dass dies seine Berufung ist, und entschied sich, langfristig als Missionar zu arbeiten.

Gott bereitet vor Wenn Tim seine Geschichte erzählt, wird deutlich, wie früh Gott begann, ihn auf diese Aufgabe vorzubereiten, die Tim einmal als seine Berufung entdecken würde. Der Mutter war es wichtig, dass er und seine Schwester Fremdsprachen lernten. Tims Begeisterung für die deutsche Sprache wuchs. Während seines Studiums engagierte er sich in einer christlichen Studentengruppe. Er half ausländischen Studenten, eine Wohnung zu finden und in der neuen Kultur zurechtzukommen. Er baute Freundschaften zu ihnen auf und lernte so ihre Situation und ihre Bedürfnisse kennen. Heute

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schätzt Tim die Zeit in der Studentengruppe als ausgesprochen wichtig ein: „Ich bin im Glauben gewachsen und habe gelernt, Gott zu vertrauen.“ Seine Eltern sind beide überzeugte Christen; deshalb hat Tim schon als Kind viel von Jesus gehört. Im Studium sei sein Glaube „selbstständiger“ geworden, sagt er rückblickend. Er habe gelernt, seine Gottesbeziehung auch unabhängig von den Eltern und der Gemeinde zu pflegen.

Eine neue Perspektive Dann folgte das Jahr in Würzburg, das Tim heute als „Schlüsselerlebnis“ bezeichnet. „Ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, in die deutsche Kultur hineinzukommen. Besonders wichtig war für mich die dortige CampusStudentengruppe, in der ich gute Freunde gefunden habe.“ In Würzburg hörte er zum ersten Mal von der Möglichkeit, ein Jahrespraktikum in der Studentenarbeit zu machen. „Interessant“, dachte er. Er führte einige Gespräche, um Näheres zu erfahren und herauszufinden, ob das etwas für ihn sein könnte. Sein Interesse wuchs. Er ging zurück nach England und beendete dort sein Studium. Währenddessen wurde die Gewissheit, dass sein Weg zurück nach Deutschland führen würde, immer stärker. Im Herbst 2005 war er beim ersten Hamburger Jahresteam dabei.

hatte! Es hat Spaß gemacht, in einem Team zu arbeiten. Im Studium hatte ich hauptsächlich alleine gearbeitet. Im Team war die Kreativität viel stärker, und wir haben uns gegenseitig unterstützt und ermutigt. Meine Kollegen sind meine Freunde geworden. Konkret sah es so aus, dass wir regelmäßig an die Uni gegangen sind, um dort mit Studenten über den Glauben zu sprechen. Unser Ziel war, in Hamburg eine CampusStudentengruppe aufzubauen. Wir haben Aktionen an der Uni gemacht, natürlich auch Kontakte zu Christen gesucht, die ihren Glauben dort „under cover“ leben. Vor allem haben wir in Kontakte zu Einzelnen investiert und Jüngerschaftsbeziehungen und Kleingruppen angefangen.“

„Gott beruft uns zu etwas, was wir gerne tun und auch gut machen.“

Kreativ im Team „Das Praktikum war einfach klasse“, erzählt Tim, „noch besser, als ich es mir vorgestellt

Eine Berufung fürs Leben

Während des Jahres hat Tim sich entschieden, langfristig missionarisch unter Studenten zu arbeiten. Zunächst sieht er seinen Platz weiterhin in Deutschland. „Ich weiß, dass es meine Berufung ist“, sagt er mit Bestimmtheit. „Es wurde mir schon am Anfang des Praktikums relativ deutlich. Ich hatte nicht viele Einzelerlebnisse, aber ich war ständig damit im Gebet und habe Gott gefragt. Dabei bin ich in der Gewissheit bestärkt worden, dass es richtig ist. Gott beruft uns zu etwas, was wir gerne tun und auch gut machen können. Nur gerne tun reicht nicht. Es ist wichtig, dass wir unsere Gaben einsetzen können. Aber wir müssen nicht immer erwarten, dass wir auch ein deutliches äußeres Zeichen bekommen.“ Tim wirkt ruhig, souverän und klar in sei-

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„Das Praktikum war einfach klasse, noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte!“ Das ist Tims (links) Fazit. Der Teamleiter Frank Winnemöller (2.v.r.) sucht wieder begeisterte junge Leute für das nächste Jahresteam.

nen Entscheidungen. Hatte er denn gar keine Ängste? „Doch, natürlich“, antwortet Tim. „Mir war klar, dass diese Entscheidung mich etwas kosten würde. Ich sehe meine Eltern und meine Freunde in England nicht mehr so oft wie früher. Zudem die Unsicherheit, wie es finanziell gehen wird, von Spenden zu leben. Ich muss vertrauen, dass Gott, wenn er will, dass ich das mache, mir zur Verfügung stellen wird, was ich brauche. Mir hilft, wenn ich andere Mitarbeiter sehe, die seit 20 oder 30 Jahren bei Campus für Christus sind, und die lebendige Beispiele dafür sind, dass Gott für Mitarbeiter und ihre Familien sorgt.“

„Und ich?“ Was ist wichtig, um langfristig als Missionar zu arbeiten? Tims Antwort kommt ohne Zögern: „Eine lebendige Beziehung zu Gott. Und die Bereitschaft, sich von Gott leiten, erfüllen und befähigen zu lassen.“ Was Tim als Voraussetzungen nennt, klingt sehr einfach. Und doch, wer seiner ruhigen Stimme zuhört, nimmt ihm ab, was er sagt. Es passt auch irgendwie zu Gottes Wort: „Ich bin der Herr, dein Gott, (...) der dich leitet auf dem Weg, den du gehen sollst.“ (Jesaja 48,17) Einen praktischen Rat hat er doch noch für all diejenigen, die sich noch nicht so sicher sind, wohin der Herr sie führen will: „Es ist gut,

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die Gemeinschaft mit Christen zu suchen, die auch ein missionarisches Anliegen haben und davon begeistert sind. Wenn man zusammen Einsätze macht, wächst die Begeisterung und die Angst wird weniger.“

Hektik im Supermarkt Bleibt noch die Sache mit der fremden Kultur. „Insgesamt fiel es mir leicht, in einer anderen Kultur zu leben. Am schwierigsten fand ich die Sprache. Es ist anstrengend, ständig in einer Fremdsprache zu denken. Ich brauchte in Deutschland viel mehr Schlaf! Und dann waren es Kleinigkeiten, die in Deutschland anders laufen, und über die ich mich geärgert habe. Beim Einkaufen im Supermarkt, zum Beispiel. Man hat kaum Zeit, den Einkauf in Tüten zu tun. In England wird man nicht so gedrängt. Der Kassierer wartet, bis man fertig ist, und vielleicht macht man noch ein bisschen Smalltalk.“ Dass Tim Deutschland im Ganzen wohlgesonnen ist, hat noch einen persönlichen Grund: Im Jahresteam lernte er seine große Liebe Bianca (links unten) kennen. Die beiden haben sich verlobt und möchten zusammen in den vollzeitlichen missionarischen Dienst gehen. Zunächst werden sie in Deutschland bleiben, aber sie sind offen dafür, wie der Herr sie leitet. Delia Holtus

In Hamburg haben junge Menschen die Möglichkeit, ein Jahrespraktikum in der Studentenarbeit zu machen. Sie erhalten eine fundierte Ausbildung in persönlicher Evangelisation und Jüngerschaft. Die Finanzierung erfolgt zum Teil über den Aufbau eines persönlichen Unterstützerkreises. Voraussetzungen: abgeschlossene Ausbildung oder Studium; ein Herz für Studenten und Gottes Reich. Nächster Start: September 2007. Bewerbungen bis zum 1. Juni an: Campus für Christus – Studentenarbeit, Am Unteren Rain 2, 35394 Gießen, mehr Informationen unter: Tel. 0641-97518-0 und www. campusgruppe.de

F O T O : C L A U D I A D E WA L D

Willkommen im Jahresteam

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IM BLICKPUNKT Vom Bauingeneur zum Vollzeitler

Geschenke für Nordafrikaner

Operation Transit – ein Einsatz für Leute mit brennendem Herzen

Schule für Berufung und Lebensgestaltung in Dresden „Ich finde es sehr gut, dass die Schule nebenberuflich läuft und man nicht neun Monate aus dem Beruf aussteigen muss“, sagt Carsten, 30 Jahre und Familienvater. Er arbeitet in seiner Gemeinde in der Leitung mit und ist einer der derzeit 13 Teilnehmer der Dresdner „Schule für Berufung und Lebensgestaltung“.

Mehr als 90 Absolventen haben den Kurs bereits abgeschlossen. Start ist jedes Jahr im Oktober. Eine besondere Einheit im Winter ist die SeminarCarsten fragte sich schon woche „Seelsorge erleben“. Zum Ende des Schulseit längerem, ob sein jahres im Juni wird es praktisch: In einer missioBeruf als Bauingenieur narischen Projektwoche kommen die Teilnehmer der Platz war, wo Gott mit den Menschen ihrer Stadt ins Gespräch – sei ihn haben wollte. es bei Sport, Spiel und Picknick an der Elbe oder mit Umfragen in der Fußgängerzone. Der Unterricht findet jeden Monat an einem Mittwochabend und an einem Samstag statt. Kleingruppen, persönliches Mentoring und Hausaufgaben ergänzen die theoretischen Einheiten. Inhaltlich werden biblische Grundlagen des Alten und Neuen Testaments vermittelt. Die Teilnehmer lernen, wie sie vollmächtig beten und Jesus kreativ bezeugen können. Sie entdecken ihre Geistesgaben und lernen ihre eigene Persönlichkeit besser kennen. Carsten nahm vor dem Kurs an der Seelsorgekonferenz der Matthäusarbeit teil. Das Thema „Die verlorene Kunst, glücklich zu sein“, bewegte ihn stark. Was er dort hörte und was Jesus in der Bibel versprach, wollte er gerne erleben. Als er von der Schule für Berufung und Lebensgestaltung erfuhr, war dieses Angebot genau das Richtige für ihn. Er fragte sich, ob sein Beruf als Bauingeneur wirklich Gottes Platz für ihn war. So schrieb er sich ein. Vor kurzem stieß er auf eine Stellenanzeige von einem christlichen Verein in der Stadt. War das ein Fingerzeig Gottes? Verdienen würde er deutlich weniger, zudem müsste er sich zur Finanzierung seines Gehalts um Spenden bemühen. Doch wichtiger war es ihm zu wissen, dass er an Gottes Platz ist. Dann ging alles ganz schnell. Ermutigt durch Gottes Reden und das, was er inzwischen in der Schule gelernt hatte, bewarb er sich und wurde angenommen. „Ohne die Schule und ihre Mitarbeiter wäre diese Entscheidung für mich nicht so schnell möglich gewesen“, meint er. Friedemann Schwinger, der Leiter der Schule, ist überzeugt, dass sein Engagement sich lohnt: „Dass ich über neun Monate Gelegenheit habe, in einzelne lernbereite Menschen zu investieren, ist für mich sehr wertvoll. Ich denke oft: Warum sollten nicht ähnliche Schulen an anderen Orten entstehen? Wir würden dabei gerne mit unseren Erfahrungen helfen.“ Mehr Infos unter www.matthaeusarbeit.de

Friedemann Schwinger 20

Jahr für Jahr zur Urlaubszeit treffen sich in sehenswürdigen Mittelmeerhäfen Christen unterschiedlicher Herkunft und Prägung, die eines gemeinsam haben: Sie sind von der Retterliebe Jesu angesteckt und möchten sein Wort zu den Verlorenen bringen. Sie sind bereit, in der heißen Sonne zu stehen, um Nordafrikaner auf dem Weg zurück nach Hause mit Bibeln, Büchern, Kassetten und Jesusfilmen zu beschenken. Die meisten von ihnen opfern dafür ihren Urlaub. Auch letzten Sommer war wieder eine Gruppe Deutscher dabei.

Die Gruppe verteilte innerhalb einer Woche 3.000 Päckchen. insgesamt wurden in diesem Jahr während der Reisezeit allein in der einen Hafenstadt über 10 000 Geschenke verteilt.

Vor Beginn des eigentlichen Missionseinsatzes nehmen die Teilnehmer selbst die Fähre Richtung Afrika und machen wie gewöhnliche Touristen einen Ausflug in das unbekannte Land. Erst wer Nordafrikaner in ihrer Heimat erlebt hat, wer sieht, wie sie leben und was ihnen wichtig ist, beginnt sie zu verstehen. Eine Teilnehmerin: „Als wir die Grenze passierten, sah ich die Menschen auf den Hügeln. Ich wusste nicht, wohin sie unterwegs waren. Doch plötzlich war mir, als wollte Gott mir zeigen: Sie warten doch nur darauf, dass wir ihnen das Evangelium bringen. Wie lange sollen sie noch warten?“ Zurück in Spanien, begannen wir am nächsten Tag unseren Einsatz. Die letzte Ampel vor der Grenze auf einer Straße mit herrlichem Meerblick war der Einsatzort für die kommende Woche: Mit Päckchen beladen wagten sich die Teilnehmer zaghaft zu den Autos. Sobald die Ampel auf Rot stand, boten sie den Reisenden die Geschenke an. So manche Fragen gingen mir durch den Kopf. Würden die Fahrer die Päckchen annehmen? Würden sie freundlich

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F O T O : K L A U S D E WA L D

Tadschikistan gehörte einst zur Sowjetunion und ist seit 1991 unabhängig. Über 50% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.

Ein Rollstuhl nach 10 Jahren GAiN in Tadschikistan

Von den spanischen Mittelmeerhäfen aus reisen jedes Jahr viele Nordafrikaner in ihre Heimat. Sie arbeiten in Europa.

sein oder uns beschimpfen? Es war gut wissen, dass die anderen Teilnehmer, die in der christlichen Buchhandlung die Päckchen packten, sowie Freunde zu Hause für uns beteten.

Asalam Alaikum, Heta Ingil... „Friede sei mit dir. Dies ist ein Neues Testament, es ist ein Geschenk.“ Schon ist das Eis gebrochen. Viele Menschen staunen: Bekommen sie wirklich etwas gratis? Die Hälfte der Reisenden nimmt die Päckchen dankend an. Selbst Fahrer, die verneinend den Kopf schütteln, freuen sich, einige Worte mit den Fremden zu plaudern. Immer wieder freundliche und dankbare Gesichter. „Von Gott vorbereitete Menschen zu treffen, denen man ansieht, dass sie sich mit jeder Faser ihres Seins nach dem angebotenen Material sehnen, war sehr beeindruckend für mich“, erzählt eine der Teilnehmerinnen. „Das entschädigt für alle Strapazen und Mühen der Woche.“ Über 3000 Päckchen hat die Gruppe innerhalb einer Woche verteilt, insgesamt wurden in diesem Jahr während der Sommer-Reisezeit allein in der einen Hafenstadt über 10 000 Geschenke verteilt. Sie haben jetzt die Familien in Nordafrika erreicht und warten darauf, gelesen, gehört, gesehen zu werden. Zur gleichen Zeit beschlossen in Deutschland Politiker den Aufbau einer Antiterrordatei. Sie mögen Recht haben, doch das darf nicht unsere einzige Reaktion auf die terroristischen Übergriffe der letzten Jahre sein. Grundlegende Veränderung kann nur von innen, aus den Herzen der Menschen kommen. Sie muss von Gottes Wort und Geist gewirkt sein. Darum wird es auch weiterhin notwendig sein, für Andersgläubige zu beten und Gottes Wort zu den Menschen zu bringen, die ihn so sehr brauchen. Waltraud Pitter Auch im Sommer 2007 wird es „Operation Transit“-Einsätze geben. Nähere Informationen unter Missionwelt@CampusD.de.

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Seit GAiN regelmäßig Transporte mit Hilfsgütern in das vergessene und verarmte Land bringt, berichten unsere Projektpartner vor Ort immer wieder von den vielen positiven Auswirkungen dieser Hilfe. Die Mitarbeiter des christlichen Werkes haben in der Hauptstadt Duschanbe ein Verteilzentrum eingerichtet und konnten im ganzen Land ein Netzwerk mit Stationen aufbauen, wo sie benötigte Güter an Bedürftige abgeben. Immer wieder kommen Menschen dorthin, die stark zerrissene Kleider und zerlöcherte Schuhe tragen. Wenn sie dann passende Kleidung, Schuhe und Schulsachen für die Kinder bekommen, können sie ihr Glück kaum fassen.

Zu einem ganz besonderen Segen sind Rollstühle geworden. „Manche Menschen haben zehn Jahre lang auf einen solchen Rollstuhl gewartet! Einige küssten und umarmten uns, als sie die Sachen bekamen“ schreiben unsere Partner in ihrem Bericht. Die vielen Mitarbeiter, die die Hilfsgüter auch in entlegenen ländlichen Regionen verteilen, halten nicht mit ihrem Glauben hinter dem Berg, und sie erzählen gerne, dass es Christen waren, die diese Hilfsgüter gespendet haben. Unzählige Gespräche über Gott und manche Entscheidung für ein Leben mit ihm haben auf diese Weise stattgefunden. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Hilfe für Kinder. In Heimen für Waisenkinder werden außer Kleidung, Schulranzen und Spielsachen auch Kinderbibeln und Bücher verteilt. Aber auch in einigen Gefängnissen ist ein Dienst entstanden, der wohl einmalig ist. In einem Frauengefängnis haben sich mittlerweile 60 Prozent der Frauen für den Glauben an Jesus Christus entschieden. Und es begann damit, dass Mitarbeiter unserer Partnerorganisation mit Baumaterialien und Hilfsgütern bei der Renovierung des Gefängnisses halfen. Sie gewannen das Vertrauen der Mitarbeiter und Insassinnen und hatten den Mut, über ihren Glauben zu reden. Jetzt feiern diese ehemaligen Diebinnen und Drogenschmugglerinnen jede Woche Gottesdienst. Sie loben Gott dafür, dass sie ihn kennenlernen durften und dass er ihnen ihre Schuld vergeben hat. Auch in anderen Gefängnissen, die Kleidung, Medikamente und Hygieneartikel erhalten, treffen sich die neuen Christen schon regelmäßig zu Kleingruppen und Gottesdiensten. Durch den tatkräftigen Einsatz für Arme hat sich das christliche Werk in der muslimischen Umgebung einen so guten Ruf verschafft, dass Regierungskreise die Arbeit als lobenswert herausheben. Sie erwähnten ausdrücklich die gute Qualität der Hilfsgüter allgemein, speziell der Dachpappe, die wir immer wieder in größeren Mengen um die Welt schicken. „Wir erkennen anhand der Qualität eurer Sendung, dass ihr von Herzen arbeitet“ bekamen die Helfer zu hören. Das Engagement für Notleidende hat dabei die Türen geöffnet für die missionarische Arbeit in dem streng muslimischen Land, in dem Christen normalerweise mit viel Widerstand rechnen müssen. Birgit Kirchmann-Zeiss

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FREIZEITEN & SEMINARE 2007

bei Campus für Christus Juni-Aug. Operation Transit Jesusfilm-Verteilaktion in spanischen Häfen je 11 Tage, ab montags, 600 € zzgl. Flug 2.6. Leiterkurs für Biblische Finanzprinzipien Gießen, 200 € (Seminargebühr, Unterlagen, Verpflegung) 5.-6.6. Seminar „Lebensplanung – Lebensträume ausleben“, Wie Sie Ihr Leben bewusster gestalten können, Schloss Imbshausen, 130 € Seminargebühren plus Pensionskosten 6.-10.6. 31. Deutscher Evangelischer Kirchentag (s. rechts) 15.-17.6. „Dein Typ ist gefragt – Entdecke deine Fürbittebegabung“, Brunnen, Christliche Lebensgemeinschaft bei Zwickau, 59 € 15.-17.6. Ehewochenende „Gemeinsam Eins“ Das besondere Wochenende zu zweit, Schloss Imbshausen, 260 € pro Paar 22.-24.6. Crescendo-Wochenende In Darmstadt, für klassische Musiker 22.-29.6. Aufatmen – Eine Reise durch Psalm 23, Urlaub mit Bibelarbeiten in Schloss Imbshausen, 299 € 30.6.-14.7. Armenien entdecken (s. rechts) 4.-8.7. „Auf den Spuren Gottfried Silbermanns“ Orgelstudienreise mit dem Kantor und Organisten Jan Katzschke 12.-15.7. „Wenn die Liebe gewinnt – Wie wir mit dem Herzen Jesu sehen können“ Glaubenskonferenz mit Dr. Bill St. Cyr (USA) in Chemnitz, Seminargebühren 130 €, Ehepaare 85 €, zzgl. Unterkunft und Verpflegung 15.-28.7. Lettland erleben (s. rechts) 21.7.-4.8. Gottes Spuren folgen Israelprojekt der Schülerarbeit Connected, Tel Aviv, Jerusalem, Haifa, 790 € inkl. Flug 28.7.-11.8. Bournemouth-Outreach, England Missionarisches Projekt unter internationalen Studenten, 130 € zzgl. Anreise 30.7.-11.8. Internationales Crescendo-Sommerinstitut 2007 für klassische Musiker in Sarospatak, Ungarn 11.-19.8. Von der Idee zum Film – Moviemaker Camp Mit jungen Filminteressenten produzieren wir einen Kurzfilm, 250 € inkl. Unterkunft und Verpflegung, plus Vorbereitungstreffen in Gießen 1.-15.9. Irland-Freizeit in Louisbourgh (Mayo) 379 € (339 € für Studenten) zzgl. Reisekosten 8.9. 40 Jahre Campus für Christus Deutschland (s. S. 23) 9.-19.9. „Erweitere deine Grenzen“ Männertour ins Schwedische Gebirge, 470 € 10.-21.9. Budapest Campus live Visionstour für Studenten nach Ungarn, 300 € zzgl. Reisekosten 27.-30.9. Internationale Crescendo-Jahreskonferenz für klassische Musiker in Malmö, Schweden

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Infos: d weitere (0641) 97518-0 n u g n u Anmeld ite oder unter Tel. bse rerer We se n u n.de f Au taltunge s n ra e -v fc .c w w w

Armenien entdecken Urlaub und humanitärmissionarische Einsätze Erleben Sie die älteste christliche Nation mit ihrer kulturellen Vielfalt und traumhaften Landschaft. Wir wollen einige Städte mit ihren 1700 Jahre alten Kathedralen besichtigen und die Natur bei einer kleinen Wanderung im Kaukasus genießen. Ein zweitägiger Ausflug zum Sewansee bietet Zeit zum Entspannen und Baden. Zusammen mit unserer einheimischen Partnerorganisation besuchen wir arme Familien, verteilen Hilfsgüter und geben das Wort Gottes durch unser persönliches Zeugnis weiter. Termin: 30.6.-14.7.07 Preis: 480 € (inkl. VP und Ausflüge bei einfacher Unterkunft in Mehrbettzimmern, zzgl. Flug ca. 550 € und Visum ca. 30 €) Ansprechpartner: Raphael Funck E-Mail: Raphael.Funck@GAiN-Germany.org Anmeldeschluss: 1.6.07

Lettland erleben Baltikum-Aktiv-Urlaub

Schwarzhäupterhaus in Riga

Eine Mischung aus Urlaub und Einsätzen: Sie werden hinter die Kulissen eines Hilfswerkes schauen, humanitäre Hilfe live erleben, einen Bummel in der historischen Altstadt von Riga machen und im Gauja-Nationalpark Kanu fahren. Außerdem werden wir eine Wochenendfreizeit für arme Kinder planen und durchführen. Termin: 15.-28.7.07 Ort: Riga, Lettland, einfache Unterkunft in einer Schule Preis: 580 € (inkl. Ausflüge, VP) Kontakt: Zaiga.Vilde@Campus-D.de

Mit Campus für Christus zum Deutschen Evangelischen Kirchentag Erleben Sie Köln, den Kirchentag und kommen Sie mit Menschen ins Gespräch: Viele der Kirchentags-Besucher möchten mehr über die Themen Gott und Glaube erfahren. Wenn Sie die Gelegenheit nützen möchten, um mit Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, dann sind Sie bei unserem Team herzlich willkommen. Termin: 6.-10.6.07 Ort: Köln Anmeldung und weitere Infos: Gudrun Schönleber (E-Mail: Gudrun.Schoenleber@Campus-D.de). Durch die Teilnahme ist ein verbilligter Eintritt zum Kirchentag möglich.

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FÜR SIE GELESEN IMPRESSUM Herausgeber: Campus für Christus e.V. Postfach 100262 D-35332 Gießen Telefon: (0641) 97518-0 Redaktion: (0641) 97518-63 Fax: (0641) 97518-40 E-Mail: Impulse@Campus-D.de Internet: www.Campus-D.de Redaktion: Claudia Dewald, Lucia Ewald, Delia Holtus, Birgit Kirchmann-Zeiss, Lektorat: Elisabeth Richter Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Druckhaus Gummersbach, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise: vierteljährlich Bezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Datenverarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Volksbank Gießen, Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Anzeigenverwaltung: Monika Möhlmann Tel. (0641) 97518-19 E-Mail: ImpulseAnzeigen@ Campus-D.de Vertrieb: Campus für Christus Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustrationen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: direkt am Foto, alle anderen privat oder Archiv, Cover & Rückseite: www.Dreamstime.de Campus für Christus versteht sich als Missionsbewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. Arbeitszweige: Studentenarbeit, GAiN, Matthäusarbeit, Mission Welt, Jesus-Projekt, Leadership Link, Internationales Forum, Professorenforum, Internationale Studentenarbeit, Verlag, Gebet für unser Land, Crescendo, Athletes in Action, Biblische Finanzprinzipien Missionsleitung: Clemens Schweiger (Leiter), Gerhard Triebel (Geschäftsführer) Vorstand: Jochen Detlefsen, Bernd Edler, Edelgard Jenner, Cornelia Martin, Bernhard Rebsch, Clemens Schweiger, Gerhard Triebel, Hartmut Unger (Vors.), Christian Vollheim. Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenänderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich widersprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adressänderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Widerspruch an die zuständigen Zustellpostämter weiterleiten.

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Lianne Roembke

Sarah A. Lanier

Multikulturelle Teams, Risiken und Chancen

Überall zu Hause?! Menschen aus fremden Kulturen verstehen

Campus für Christus 2000, 320 Seiten, 12,95 Euro

Gott will, dass Menschen gerettet werden – Ja. Dazu ist die internationale Zusammenarbeit von Christen nötig – Ja. Diese Zusammenarbeit funktioniert – Nein, leider nicht immer. Doch vieles könnte leichter sein… Das ist der Ansatzpunkt der überarbeiteten Dissertation von Dr. Lianne Roembke. Aus ihrer eigenen Erfahrung als Missionarin in multikulturellen Teams und auf der Basis einer weltweit durchgeführten Umfrage schreibt sie über interkulturelles Zusammenleben und -arbeiten. Nach einer allgemeinen Einführung mit theologischen und anthropologischen Überlegungen zum Thema geht sie detailliert auf Ist-Zustände ein. Dabei verliert sie sich jedoch weder in geistliche Schönfärbereien („Der Herr hat es so geführt, dass ich mein Team verlasse“) noch in eine negative Blickrichtung („Das ist das Ende des Missionszeitalters“). Vielmehr entfaltet sie die schwierige interkulturelle Zusammenarbeit von Missionaren als Chance zu einem erfüllenden Teamleben und einem wirkungsvolleren Zeugnis im Gastland. Angesichts der vielen Missionare, die gerade wegen Schwierigkeiten im Teamleben nach ihrem ersten Term nicht mehr ausreisen, sollte dieses Buch eine Pflichtlektüre sein für alle, die in einer multikulturell geprägten Teamoder Gemeindesituation stehen oder sich darauf vorbereiten. Hauke Burgarth

EINLA

DUNG

Francke 2000, 128 Seiten 7,95 Euro

Sarah Lanier, die als international tätige Lehrerin und Vortragsreisende auf vielen Kontinenten gelebt hat, stellt mit ihrem kleinen Handbuch einen Ratgeber zur Verfügung, wie man Menschen aus fremden Kulturen besser verstehen kann. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass kulturelle Unterschiede unser Leben einerseits bereichern, andererseits aber auch zu Missverständnissen und Verletzungen führen können. Die Autorin teilt die Welt in „Heißklima-“ und „KaltklimaKulturen“ ein und weist in sieben Bereichen (z.B. Kommunikation, Gastfreundschaft, Terminplanung) auf die unterschiedliche Gewichtung in diesen beiden Kulturgebieten hin. Diese Zweiteilung der Welt ist natürlich vereinfachend und stark verallgemeinernd, wie Lanier selbst einräumt. Dennoch gibt das Buch wertvolle Hinweise, und wer sie beherzigt, wird den Umgang mit Menschen aus fremden Kulturen angenehmer und liebevoller gestalten. So stellt die Autorin im Kapitel „Kommunikation“ heraus, dass diese in „Heißklima-Kulturen“ (z.B. Asien, Südamerika, Afrika) eine indirekte ist. In diesen beziehungsorientierten Gesellschaften soll die blumige Rede eine Wohlfühlatmosphäre schaffen. Wenn man dort als Vertreter einer „KaltklimaKultur“ eine direkte Frage stellt, ist ein Ja als Antwort nicht unbedingt als Ja gemeint. Es kann zu den Anstandsregeln des Landes gehören, keine abschlägige Antwort zu geben, oder man will die Beziehung nicht gefährden. Nützlich sind die „Merkhilfen“ nach jedem Thema, eine knappe Gegenüberstellung der Hauptunterschiede zwischen gesellschaftlichen Umgangsformen und Werten in den beiden genannten Kulturbereichen. Beispiele und Zitate von betroffenen Personen verdeutlichen zudem die kulturellen Gepflogenheiten und belegen den reichen Erfahrungsschatz der Autorin. Als Einstieg in das Thema ein empfehlenswertes Buch! Sigi Klose

... zu feiern!

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achen Sie eine Zeitreise durch 40 Jahre Campus für Christus, begegnen Sie unseren Mitarbeitern, plaudern Sie mit ihnen bei Kaffee und Kuchen und erleben Sie unsere Arbeit hautnah. Wir laden Sie ganz herzlich zu unserem 40-jährigen Jubiläum ein. Lassen Sie sich von unserem vielfältigen Programm überraschen.

Termin: 8. September ab 13.30 Uhr

Ort: Gießen, Zentrale Am Unteren Rain 2

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Postfach 100 262 35332 Gießen www.Campus-D.de

D 5662 Postvertriebsstück Entgelt bezahlt

Zähneputzen auf Afrikanisch Selbst nach zweieinhalb Jahren Missionsdienst in Afrika lerne ich noch fast täglich neue Dinge über die Menschen und ihre Kultur. Und immer wieder komme ich ins Staunen, muss um eine gesunde Balance ringen zwischen meiner alten und der neuen afrikanischen Kultur. So zum Beispiel bei einem unangekündigten Besuch von Lilian. Ich hatte Lilian auf einem meiner ersten Bibelseminare kennengelernt. Wir hatten uns ein paar Mal geschrieben und uns auch ein- bis zweimal persönlich getroffen. Jetzt stand sie vor meiner Tür. Wegen einer Bewerbung vor Ort brauchte sie eine Unterkunft für eine ganze Woche. Gastfreundschaft wird in Kenia groß geschrieben. Also teilte ich mit ihr meine Wohnung. Beim gemeinsamen Essen kamen wir uns näher. Am letzten Tag brachte sie zum Übernachten zwei weitere Mädchen mit, die sie kaum kannte und die ich gar nicht kannte. Gäste werden in Kenia herzlich willkommen geheißen, sie sind ein Segen. Sie übernachteten in meinem kleinen Gästezimmer, schliefen alle in einem Bett – auch das ist in der kenianischen Kultur ganz normal. Am nächsten Morgen weckte ich sie, bevor ich zu meinem üblichen Frühsport aufbrach. Nach meiner Rückkehr frühstückten wir gemeinsam. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, erwartete mich im Bad eine große Überraschung: Es sah aus wie nach einer Überschwemmung, überall lagen nasse Handtücher und Haare herum. Beim Aufräumen ließ mich eine neue Beobachtung erstarren: Die Mädels hatten sogar meine Zahnbürste benutzt. Tatsächlich fand ich heraus, dass Lilian bereits die ganze Woche meine Zahnbürste benutzt hatte. Letztendlich konnte ich meinen Besuchern nicht böse sein. Sie hatten mich nicht absichtlich mit ihrem Verhalten ärgern wollen, wir teilen nur einfach nicht die gleichen Werte. In ihrer Kultur ist es kein Problem, Handtücher, Betten, Kleider und sogar Zahnbürsten zu teilen. „Herr, ich bin ja zu Opfern bereit, aber muss ich wirklich meine Zahnbürste mit anderen teilen?“ fragte ich Gott. War ich egoistisch? Sollte ich diesen kulturellen Unterschied hinnehmen? Bei aller Liebe und allem missionarischen Eifer ist es wichtig, dass ich eine Balance finde zwischen den Anforderungen der kenianischen und meiner ganz unterschiedlichen Heimatkultur: Ich muss nicht meine Zahnbürste mit Freunden und Fremden teilen. Lilian gehörte zu meinen ersten „geistlichen“ Kindern, und wenn sie mich das nächste Mal besucht, gebe ich ihr ein eigenes Handtuch und eine eigene Zahnbürste und ich zeige ihr, welche meine ist! Robin Johannsen, Missionarin in Kenia


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