Impulse 2010-2

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f체r missionarisches Christsein

Sehnsucht Ver채nderung Thema Gottes Werk und unser Beitrag

Erlebt Ver채nderung erlebt

Reportage Wie Schulranzen Leben ver채ndern


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4 Es muss nicht alles beim Alten bleiben Zwei Artikel zum Thema Veränderung 10 Veränderung erlebt Erlebt 20 Wir hoffen, dass Gott etwas tut (Über)Leben in Haitis Zeltstädten

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Neuer Name für bewährte Arbeit Matthäusarbeit heißt ab jetzt „Berufung leben“

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Was bei Menschen unmöglich ist... Eine Entdeckungsreise im Internet endet bei Gott

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Schon wieder Nachwuchs in Sicht Hauskreisvermehrung bei der Studentenarbeit

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Nigeria hat mich verändert Freiwilliges soziales Jahr in Afrika

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Wie Schulranzen Leben verändern Erlebnisse einer Mutter, die Schulranzen sammelt

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Editorial Leitgedanken Freizeiten & Seminare 2010 Für Sie gelesen Impressum

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EDITORIAL

Beschwingt sitzt die junge Frau im strahlenden Sonnenschein am Frühstückstisch. Sie nimmt sich lachend ein Brot, streicht Margarine darauf – und im gleichen Moment setzt das Lied ein: „Ich will so bleiben, wie ich bin…“ Aus dem Off hören wir die gehauchte Bestätigung: „Du darfst.“ Kaum zu glauben, dieser Werbeslogan begleitet uns schon seit 1978. Und seit damals betont er: Änderung unerwünscht. Weil Veränderung auch negativ sein kann. Richtiger ist die Aussage damit allerdings nicht geworden… Kaum eine Sehnsucht ist so tief in uns verwurzelt wie die nach Veränderung. Anders sein, endlich aus alten Verhaltensmustern ausbrechen. Aussteigen und an anderer Stelle ganz von vorne anfangen. Einen romantischen Film sehen und sich in die Protagonisten hineinträumen. Endlich den Glauben so konsequent leben wir Paulus & Co. Je länger die Liste wird und je mehr ich auf der einen Seite nicke, desto mehr merke ich, wie auf der anderen Seite meine Bedenken wachsen. Will ich das wirklich? Bin ich bereit, die Kosten dafür zu bezahlen? Ändert sich wirklich etwas? „Sehnsucht Veränderung“, darum geht es in dieser Impulse. Und natürlich darum, wann ich so bleiben kann, wie ich bin. Und wie ich damit umgehe, dass die

gewünschte Veränderung manchmal so ewig auf sich warten lässt. David hat in seinem Leben mehr Veränderungen erlebt, als ihm lieb war. Aber er hat auch dazu beigetragen, dass sich Menschen in seinem Umfeld veränderten, geradezu zu „Helden“ wurden. Wie das geschehen ist und welches Umfeld dafür heute nötig ist, beleuchten Martha Conrad und Judith Westhoff in ihrer Bibelarbeit „Kam an und tut gut“ auf Seite 4 Andrea Wegener geht in „Gottes Werk und unser Beitrag“ ab Seite 7 der Frage nach: Was für einen Anteil habe ich selbst denn daran, anders zu werden? Danach wird es persönlich und sechs Christen erzählen von ihren Erfahrungen mit Veränderung, die sie erleben oder vermissen (S. 10). Ich will so bleiben, wie ich bin? Nein, aber ich will auch keinen Hirngespinsten und Tagträumereien nachhängen! Ich möchte ich bleiben und dabei so werden, wie Gott mich gedacht hat. Dafür wünsche ich auch Ihnen wieder gute Impulse durch diese Impulse. Ihr

Hauke Burgarth, Kommunikation Campus für Christus

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FOTO: I-STOCK

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Wir lieben Geschichten 체ber Verwandlung und Entwicklung. Praktisch k채mpfen wir dabei mit unserer Sehnsucht nach Neuem und der Angst von zu viel davon.

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THEMA

„Kam an und tut gut“ Das Umfeld, in dem Helden wachsen

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Er steckt in großen Schwierigkeiten und braucht alle Kraft, um über die Runden zu kommen. Verleumdet und zu Unrecht verfolgt, muss er mit der Enttäuschung klarkommen, dass das Leben ihn nicht fair behandelt. Willkür, Gefahr und das Gefühl, ausgeliefert zu sein, sind seine ständigen Begleiter. Ein guter Anwalt wäre hoch willkommen. Ebenso wie einflussreiche Freunde, die sich dafür einsetzten, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Personen, die mal richtig auf die Pauke hauten, um sich Gehör und ihm Hilfe zu verschaffen. Wahrheit und Gerechtigkeit müssen doch siegen – oder?

Aber zunächst kommt alles anders. O ja, es kommen Menschen zu ihm, das schon. Aber was für eine Truppe ist das? Typen in ausweglosen Situationen, verschuldet, verbittert, verzweifelt, und gleich 400 davon. Und er, David, soll ihr Anführer sein. Mal ehrlich, sind das die Freunde, die man sich wünscht? Die Mitarbeiter, die ein Teamleiter in seinem Team braucht? Sehen so Menschen aus, die die Gesellschaft verändern können? Menschen in ausweglosen Situationen, die dadurch vielleicht auch noch gemütskrank sind? Menschen, die Schulden haben, vielleicht undiszipliniert sind? Menschen, die verbittert sind, gewohnheitsmäßige Kläger? David hätte sich sicher eine andere Truppe gewünscht, als er zu Unrecht von der Obrigkeit des Landes gejagt wurde. Aber letztlich waren es genau solche Menschen, die sich von ihm angezogen fühlten. (1. Samuel 22,1-2) Und er wurde ihr Anführer! Ein Anführer der Außenseiter, Aussteiger und Verlierer. Auf dem Tiefpunkt ihres Lebens angelangt, waren sie zu David gekommen, der selbst am Tiefpunkt seines Lebens war. Ein Mann auf der Flucht, der zu diesem Zeitpunkt im Grunde nichts für andere tun konnte. Sie kamen dennoch.

Aus Verlierern werden Helden Wir lieben Geschichten über Verwandlung. Wenn aus Verlierern Helden werden, die die Welt bewegen, dann sind auch wir bewegt,

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weil unser Innerstes sich nach eben dieser Veränderung sehnt. Man kann sich kaum einen schlechteren Start vorstellen als den, den David und seine Männer hatten, aber die biblischen Aufzeichnungen lassen keine Zweifel daran, dass aus diesen Männern Helden wurden. Es ist wie eine vorchristliche Version der Geschichte von Robin Hood, die sich da in der Bibel entfaltet. Eine Horde „Wilder“ wird unter der Leitung eines charismatischen Mannes zu einer Gruppe von Helden. In 1. Samuel 22 sind es 400 mehr oder weniger kaputte Typen, die sich David anschließen; ein Kapitel später sind es schon 600. In den dann folgenden Texten kann man lesen, wie aus einem manchmal feigen, unwilligen und zeitweise hinterhältigen Haufen eine starke und hoch motivierte Kampftruppe wird. Aus ihnen werden die so genannten „Helden Davids“. Menschen, die Geschichte schreiben und Gottes Sache vorantreiben. Warum? Unter anderem deshalb, weil ihr Anführer ein Mann nach dem Herzen Gottes ist. David weiß um seine Berufung von Gott. Nie hat er vergessen, dass er vom Hirtenjungen zum König werden sollte und wie das tatsächlich geschieht.

Verwandlung wird wahr Wenn unser Traum von Verwandlung wahr werden soll, dann müssen wir wie David erstens bedenken, woher wir kommen und wer wir ohne Gott wären. Auch Paulus hatte diesen Blickwinkel, als er Jahre später die Gläubigen in Ephesus darauf hinwies, wie ihr Leben vormals war: Eine Existenz geprägt von Ungehorsam, Rebellion und Tod, die sich ohne die Gnade und Berufung Gottes in keinem Fall hätte ändern können. (Epheser 2,1 ff) Wie David müssen wir zweitens bedenken, was unseren Mitmenschen Wert gibt. Für sie gilt das Gleiche wie für uns. Jeder Einzelne war es wert, dass der Sohn Gottes höchstpersönlich für ihn starb. Somit hat jeder eine Berufung zum Leben. Aber jeder braucht Hilfe von Teamplayern, damit die eigene Berufung wahr werden kann. David brauchte sie von seinen Männern, diese brauchten sie von ihm. Eugene Peterson schreibt dazu in seinem Buch Wer den Himmel sucht, muss die Erde lieben. Gott im Alltag finden: „Der Text sagt nichts Eindeutiges über die Spiritualität von Davids Truppe, nichts, das uns mitteilt, dass sie zu

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Wir brauchen Menschen, die nicht über unvollkommene Team- und Gemeindemitglieder jammern, sondern ein Umfeld für Veränderung schaffen, in der völlig normale Christen über sich hinauswachsen und zu Helden werden.

einer Glaubensgemeinschaft wurden und die Wege erforschten, auf denen Gott seinem Heil in ihrem Leben zum Durchbruch verhalf, doch der Kontext macht diesen Schluss beinahe zwingend. Wir wissen, dass David betete. Ich halte es für legitim anzunehmen, dass er seine Kameraden lehrte zu beten, in feindlicher Umgebung zu überleben und zu erkennen, dass Gott mit ihnen war und seinen allmächtigen Plan in ihnen zur Erfüllung brachte.“

Entscheidungen werden erfolgreich Veränderung und Erneuerung brauchen eine Umgebung, die von Respekt, Liebe und positiven Erfahrungen geprägt ist. Schauen wir uns einige dieser Erfahrungen im Detail an: In 1. Samuel 23 lesen wir, wie David eine wichtige Entscheidung von der Leitung Gottes abhängig macht. Er will in den Krieg ziehen, aber seine Männer weigern sich. Noch sind sie nicht die Helden Davids, sondern entwickeln sich eher in die Richtung von Deserteuren. Aber David lässt nicht militärische Härte walten, sondern wählt die geistliche Vorgehensweise, indem er zuerst Gott befragt. Der gibt ihm sein Ja zu diesem Feldzug, woraufhin Davids Männer sich auf das Kriegswagnis einlassen. – Und sie gewinnen! Die Männer erleben, dass erfolgreiche Entscheidungen im Gebet getroffen werden können statt durch althergebrachten militärischen Drill. Ein Kapitel später bekommt David per Zufall die Chance, seinen größten Feind zu erledigen. König Saul will David ans Leben, und eben diesen Mann könnte David nun ein für allemal auslöschen. Aber er trifft eine weitere gute Entscheidung: Er weigert sich, den König, den Gott berufen hatte, zu töten, und lässt damit unermessliche Gnade walten. Die Männer erleben, dass Macht und Gnade sich nicht ausschließen. n Kapitel 30 findet man David erneut in scheinbar auswegloser Situation. Seine Männer, offensichtlich immer noch keine loyalen Helden, wollen ihn steinigen. Sie haben gerade eine traumatische Erfahrung hinter sich, an der David zwar nicht schuld war, für die er aber dennoch als Sündenbock herhalten soll. Es heißt, dass „er aber festes Vertrauen in Gott hatte“. Keine hitzigen Diskussionen, kein blindwütiges Säbelrasseln, sondern wieder eine Gelegenheit, Gott zu befragen. Die Männer erleben, wie ein geistlicher Mensch Konflikte angeht. So kann David einen Amoklauf seiner Männer verhindern und zieht stattdessen erneut mit ihnen in den Kampf, um das Ausgangsproblem zu lösen. Alle 600 Mann sollen mit ihm ziehen, aber 200 von ihnen bleiben auf halber Strecke zurück, weil sie am Ende ihrer Kräfte sind. Wie sich herausstellt, reichen auch die verbleibenden 400, um den Sieg zu erringen. Bepackt mit reichlich Beute kehrt die Armee nach dem Feldzug zu ihren Kameraden zurück. In unserer Geschichte findet sich an dieser Stelle eine interessante Bemerkung: „Aber unter denen, die mit David gezogen waren, gab es ein paar gemeine und nichtsnutzige Männer, die sagten zu David: Sie sind nicht mit uns in den Kampf gezogen, also geben wir ihnen auch nichts von der Beute ab, die wir den Feinden abgenommen haben. Sie sollen froh sein, dass wir ihnen ihre Frauen und Kinder wiederbringen, und schleunigst mit ihnen verschwinden.“ (1. Samuel 30,22) Gemeine und Nichtsnutzige. Erstmalig bekommt man als Leser Einblick in die Tatsache, dass die Truppe charakterlich nicht mehr homogen ist. Einige sind nichtsnutzig. Aber es gibt auch andere, die Nützlichen.

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Manche aus dem großen Trupp der verschuldeten, verbitterten, gesellschaftlichen Außenseiter haben sich mittlerweile in „würdige“ Menschen verändert. Und die, die es immer noch nicht sind, bekommen durch weitere gute Entscheidungen von David eine erneute Chance zur Veränderung. Der teilt die Logik der „Gemeinen“ nämlich nicht, sondern ordnet großherzig und sozial an, dass alle, die zu seiner Armee gehören, gleichen Anteil an der Beute bekommen sollen. Die Männer erleben, wie Gemeinschaft zur Quelle der Bereicherung und nicht der Ausbeutung wird. ütige, individuelle und von Gott inspirierte Entscheidungen sowie eine großherzige und freigebige Atmosphäre scheinen der Nährboden zu sein, auf dem Veränderung stattfindet. David hat selbst solche Erfahrungen mit Gott gemacht; nun wird er für andere derjenige, der ein solches Umfeld bietet. Und ist so maßgeblich daran beteiligt, dass aus Verlierern Helden werden. Das dauert seine Zeit. Vermutlich kostet es ihn viele Nerven, aber am Ende seines Lebens kann David auf eine ganze Riege von Helden blicken. (2. Sam. 23,8 ff; 1. Chr. 11-12)

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Veränderung wird dauerhaft Typisch für Davids Helden ist, dass ihr Heldenmut sie für den Rest ihres Lebens auszeichnet. Auch wenn keine Einzelbeispiele aus ihrem Leben genannt werden – Jahre später ehrt David sie und stellt klar, dass diese Erlebnisse exemplarisch für ihr verändertes Wesen sind: Jischbaal war Befehlshaber der Elitetruppe. Er schlug in einer Schlacht 800 Mann. Er trotzte mutig den scheinbaren Tatsachen und verdiente sich zu Recht den Respekt des Königs. Eleasar stürzte sich mit dem Schwert auf die Feinde und kämpfte so lange mit ihnen, bis er keine Kraft mehr hatte und seine Hand sich so verkrampfte, dass er sie kaum noch vom Schwertgriff lösen konnte. Schamma trieb die Feinde in die Flucht und errang einen großen Sieg, obwohl alle anderen schon geflüchtet waren. (2. Samuel 23) Drei von vielen, die zu treuen Weggefährten wurden. Zu Freunden, die bis in den Tod verlässlich und loyal waren. Zu Helden, obwohl man sie einst für

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THEMA

Verlierer hielt. Das alles wurde möglich, weil es einen gab, der sich nicht zu schade war, Anführer derer zu werden, die verschuldet, verzagt und verbittert waren. Und heute? Da steckt ein Mann in großen Schwierigkeiten und muss mit der Enttäuschung klarkommen, dass das Leben ihn nicht fair behandelt. Jetzt ist es nicht David, sondern ein junger Mann namens Kai. Er stammt aus einer sehr korrekten Familie. Korrekt, aber leider nicht warmherzig! Er kennt weder Wertschätzung noch Respekt und hat das Gefühl, nie zu genügen. Noch Jahre später weiß er nicht, wie er reagieren soll, wenn man ihm ein Kompliment

macht. Peinliche Stille! Er freut sich natürlich, kann aber dennoch nicht damit umgehen. Sein Gegenüber hat eine Idee – eine Davids-Idee: Wenn die positive Botschaft angekommen ist, soll Kai einfach kurz bestätigen, dass er das Kompliment verstanden hat: „Kam an und tut gut.“ Solche Menschen brauchen wir. Sie jammern nicht über unvollkommene Team- und Gemeindemitglieder. Sie schaffen vielmehr ein Umfeld für Veränderung. Eine Umgebung, in der völlig normale Christen über sich hinauswachsen und zu Helden werden. Keine Supermänner, die eigentlich gar nicht von dieser Welt

sind, sondern geistliche Christen, die ihre Entscheidungen im Gebet treffen, die Autorität und Gnade nicht als Widerspruch begreifen, die Konflikte geistlich angehen und Gemeinschaft als Bereicherung begreifen. Das wäre eine echte Veränderung. Sind Sie bereit, solche Veränderung mit anzustoßen? Veränderung, die gefestigt und genährt wird durch gute Erfahrungen. Erfahrungen, die von Liebe und Weisheit geprägt sind. Von Wärme und Fairness. Von geistlicher Kraft und Erkenntnis. Von Erfahrungen, die „ankommen und gut tun“. Martha Conrad und Judith Westhoff

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Gottes Werk und unser Beitrag

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Wie Veränderung geschieht

Vor kurzem habe ich Tabea wiedergetroffen, eine Bekannte aus meiner Studienzeit. Ich hatte sie einige Jahre lang nicht gesehen und – wow! – hatte sie sich verändert!

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ie ersten Worte, die mir bis dahin normalerweise zu Tabea eingefallen wären, waren „miesepetrig“, „kompliziert“, „kritisch“ oder „kein Blick

für andere Menschen“. Umso begeisterter war ich, dass sie plötzlich viel Positives zu erzählen hatte. Sogar ihr Gesichtsausdruck war ein anderer; irgendwie wirkte sie entspannt und in ihren Augen war ein verschmitztes Funkeln. Ab und zu sagte sie etwas in der Art von „O, das gefällt mir gut!“, und ich zuckte jedes Mal regelrecht zusammen, weil ich sie so noch nie erlebt hatte. „Sie ist wohl gereift“, vermutete eine Freundin, der ich fasziniert von Tabea erzählte. Aber

Reife erklärt nur begrenzt, warum im Charakter oder in der Persönlichkeit eines Menschen plötzlich etwas da ist, was vorher nicht einmal angelegt schien. Oder warum manche Menschen mit zunehmendem Alter mild und warmherzig, andere dagegen eher engstirnig und verbiestert werden. Wie verändern wir uns eigentlich? Und ganz praktisch: Können wir irgendetwas dazu beitragen, dass wir im Alter – und möglichst auch schon jetzt! – eben keine verbiesterten, sondern großzügige Christenmenschen mit einem weiten Herzen sind? „Ich ermahne euch nun, … dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verwandeln…“ schreibt Paulus im Brief an die Römer (Kapitel 12,1-2, nach Schlachter 2000). Die Germanistin in mir ist über diese Formulierung irritiert: Hier wird etwas aktiv als Aufforderung formuliert („lasst“ ist doch ein Imperativ!), was wir eigentlich nur passiv geschehen lassen sollen („euch verwandeln“). Andere Übersetzungen weichen der Anfrage verwirrter Philologen an dieser Stelle konsequent aus und sehen die Verantwortung 7

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Ich habe den Verdacht, dass die einzige

ganz beim Menschen: „Ändert euch“ heißt es da (z.B. bei Luther 1984) statt „lasst euch verwandeln“. Was ist denn nun Gottes Beitrag zum Wachstum und was ist unserer?

Ein normales Leben und viel „Sch“ Manche Veränderung lösen wir selber aus oder sie ergibt sich aus neuen Lebenssituationen: wenn wir für eine Weile ins Ausland gehen, heiraten, eine neue Arbeitsstelle antreten, umziehen, Kinder bekommen oder unseren Platz in einer neuen Gemeinde finden, hinterlässt das Spuren in unserem Leben. Darüber hinaus sieht es aber so aus, als hätte Veränderung, wenn sie wirklich tiefgreifend sein soll, viel damit zu tun, wie wir mit den beiden großen, unangenehmen „Sch“s in unserem Leben umgehen: Schmerz und Schuld. ein, wir möchten nicht zurück zu der Sicht, dass diese Welt ein Jammertal ist, in der wir als Christen keinerlei Freude zu erwarten haben und die sich nur mit Blick auf die Ewigkeit irgendwie überstehen lässt. Es ist gut und richtig, dass wir dankbar das Gute genießen, das Gott uns schenkt: gelingende Beziehungen, Gesundheit, Besitz und oft sogar Überfluss, Erfolg, die Schönheit der Natur, funktionierende Gemeinden und hier und da hoffentlich auch Erfahrungen, die sich schon ein bisschen nach Himmel anfühlen. Schwierig wird es da, wo wir Leidfreiheit zum Maßstab machen und das ausblenden, was nicht in unser schönes glattes Bild von Christentum passt. „Wenn ich in meine Gemeinde komme“, hat mir Marina, eine arbeitslose SingleFreundin mal ein bisschen bitter gestanden, „fühle ich mich regelrecht erschlagen. Lauter glückliche Familien und fröhliche Gesichter – und ich kämpfe mit so vielem herum. Am liebsten würde ich oft weinend in der Ecke sitzen. Ich verstehe Gott nicht. Aber damit wären die lieben Geschwister sicher überfordert.“ Marina fühlt sich noch schlechter, weil sie mit dem, was sie als schwierig erlebt, scheinbar nicht ins fromme Schema passt. Hoffentlich, so denkt sie sich – und so denken sich die Gemeindemitglieder mit den lächelnden, sauber geschrubbten Ge-

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sichtern um sie herum vermutlich auch – findet sie bald einen Freund und eine neue Arbeit; dann „funktioniert“ sie wieder, der Schmerz ist vergessen und alle können erleichtert zur Tagesordnung übergehen. Aber vielleicht ist Marina, obwohl sie das Gegenteil empfindet, gerade jetzt Gott ganz besonders nah. „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist.“ (Jesaja 57,15) Gott begegnet uns im Zerbruch. Darüber predigen wir selten, und auch mit den Seligpreisungen können wir, wenn wir ganz ehrlich sind, herzlich wenig anfangen. Dass wir uns gerade dann glücklich schätzen sollen, wenn es uns schlecht geht und wir als Verlierer dastehen, leuchtet uns nicht ein. Und doch scheinen Menschen gerade dann verändert zu werden, wenn sie sich dem Schmerz in ihrem Leben stellen und lernen, ihn vor Gott herauszuweinen. Schmerz über den Vater, der über der Karriere die Familie vergisst, über die nun schon dritte Fehlgeburt, über die Ehefrau, der man nie genügen kann, über die Krankheit, die sich als chronisch herausgestellt hat, über die erneute Absage nach 97 Bewerbungen, über die Essstörungen der Tochter, die seit Monaten nicht mehr ansprechbar ist…

Es wird ein bisschen wehtun… Ich habe den Verdacht, dass die einzige Alternative zu Verdrängung, Bitterkeit oder Abstumpfung echte Trauer ist: Menschen, die Gott verändert hat, haben in der Tiefe erfasst, dass in einer gefallenen Welt Enttäuschungen unausweichlich sind, und sie haben sich umso mehr an den Gott allen Trostes (vgl. 2. Kor. 1,3) geklammert. Und im Idealfall haben sie diese Erfahrung auf solch eine Weise in ihr Leben integriert, dass Spuren davon bleiben, auch wenn der Sturm vorüber ist und das Leben wieder Spaß macht. it der Schuld, so habe ich den Eindruck, stehen wir mindestens genauso auf Kriegsfuß wie mit dem Schmerz. Wir machen sie, wenn überhaupt, beim Evangelisieren zum Thema: Alle Menschen sind vor Gott schuldig geworden, aber Gottes Gnade macht es möglich, dass wir in Beziehung mit ihm leben und neu anfangen können. Was für eine wunderbare Botschaft! Danach ist von Schuld und Gnade allenfalls noch die Rede, wenn unsere lieben Mitgeschwister – oder im schlimmsten Fall wir selbst – bei gravierenden Fehltritten ertappt werden: der Gemeindeälteste, der auf den falschen Internetseiten seine Zeit verbringt; die Bischöfin, die betrunken am Steuer erwischt wird; die enttäuschte Ehefrau, die eine Affäre mit ihrem Seelsorger beginnt; der christliche Vortragsredner, der sich in Spielchen um Macht und Geld verstrickt hat… Mit etwas Selbstdisziplin müsste sich all das doch vermeiden lassen, denken wir verstört und nicht ohne eine gewisse Selbstzufriedenheit. Unsere Schuld, wie die gelegentliche Lüge, das Tratschen oder das Schummeln bei der Steuererklärung, ist geringer, und mit einer Dosis Vergebung hier und da haben wir sie ganz gut im Griff. Entsprechend ist es oft genug wirklich nicht viel mehr

Alternative zu Verdrängung, Bitterkeit oder Abstumpfung echte Trauer ist: Menschen, die Gott verändert hat, haben in der Tiefe erfasst, dass in einer gefallenen Welt Enttäuschungen unausweichlich sind. Im Idealfall haben sie diese Erfahrung in ihr Leben integriert.

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als Selbstdisziplin, in die wir hineinwachsen, je länger wir in Glauben stehen. Wir beginnen in Gnade und enden in Langeweile und Krampf. ber Brav- und Angepasstsein sind kein Ersatz für echte Veränderung, auch wenn die Ergebnisse oberflächlich betrachtet ähnlich aussehen mögen! Das leidenschaftliche „Ich elender Mensch!“ eines Paulus, der an der Diskrepanz zwischen Wollen und Tun scheitert, verwirrt Christen, die sich der Verkorkstheit tief, tief in ihrem Innern nie wirklich stellen. All die ungesunden Beziehungsmuster und Manipulationsversuche, die Sucht nach Anerkennung oder Harmonie, die Bitterkeit, Selbstsucht und Arroganz. Wenn es doch einmal zur Sprache kommt, finden wir Entschuldigungen. Der Schmerz, den wir selbst erfahren haben (womit wir wieder beim Thema wären) und der uns zu bestimmten Verhaltensmustern treibt, bietet sicher oft genug stichhaltige Erklärungen – aber „entschuldigen“ können wir uns damit nicht. Die Bibel sieht uns ganz realistisch und nimmt uns trotzdem in die Eigenverantwortung hinein. Wir brauchen Gottes Gnade nicht nur, wenn wir frisch zum Glauben kommen, sondern immer wieder neu und in immer tieferen Bereichen unseres Lebens. Menschen, die Gott verändert hat, haben sich der eigenen Schuldhaftigkeit gestellt und darin den Gott aller Gnade (vgl. 1. Petr. 5,10) erlebt. Und das oft genug, obwohl und nachdem sie schon eine ganze Weile Christen und sicher von außen gesehen keinen Deut schlechter als andere waren.

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Versucht, vom Altar zu hüpfen Wer in seinen Schmerzen Gottes Trost und Gegenwart gesucht hat, wird oft genug anderen zum Trost. Und wer sich der eigenen Schuld bewusst wird und darin Gottes Gnade erlebt hat, kann anderen barmherzig entgegentreten. Wer von uns wünscht sich denn nicht, in diese Richtung verändert zu werden? Sollen wir uns nun also nach Leid ausstrecken oder bewusst Schuld auf uns laden, damit wir Wachstum und Veränderung erleben?

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Vielleicht gibt der oben schon zitierte Abschnitt aus Römer 12 eine Antwort: Es ist nicht an uns, Veränderung zu erzwingen, aber wir sollten uns darauf einstellen, dass Gott uns verändern möchte. Und wir können ihn an uns arbeiten lassen, wenn er damit beginnt. Dass wir ein „lebendiges Opfer“ sein sollen, lässt schon erahnen, dass das nicht schmerzlos abläuft – und dass wir, um beim Bild zu bleiben, immer wieder versucht sein werden wegzulaufen, vom Altar zu hüpfen. Gott braucht sicher keine dramatischen Ereignisse, um uns zu verändern, aber manchmal sieht es so aus, als bräuchten wir sie, um überhaupt an den Punkt zu gelangen, an dem er an uns arbeiten kann. „Schmerz ist Gottes Megaphon, mit dem er die taube Welt aufweckt“, hat es C. S. Lewis ausgedrückt. Ob Gott nun mit dem Megaphon zu uns redet oder im stillen Säuseln, wir alle geraten in Situationen, in denen wir eine Wahl haben. Entweder wir setzen uns mit Schmerz und Schuld wirklich auseinander oder wir versuchen beides zu ignorieren, „das Problem zu beheben“ und so schnell wie möglich zu unserem Leben, wie es vorher war, zurückzukehren. abea, meine Bekannte, ist übrigens nicht von selbst „reif“ geworden. Für Tabea hat Veränderung ganz konkret damit begonnen, dass sie sich eine Seelsorgerin gesucht hat, mit der sie über schmerzhafte Erfahrungen in ihrer Kindheit reden konnte. Andere haben gute Bücher gelesen, sich eine Weile in die Stille zurückgezogen, Seminare und Bibelkurse besucht oder sich mit Freunden zusammengetan, denen sie das Recht eingeräumt haben, den Finger auf wunde Punkte in ihrem Leben zu legen. Irgendwann sind sie – sind wir, die wir uns verändern lassen wollten – alle beim Kreuz gelandet. Da hängt einer, von dem gesagt wird, dass er unsere Leiden getragen und unsere Schuld von uns genommen hat. Nirgendwo sonst findet sich eine Antwort für die großen „Sch“s unseres Lebens. „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und

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um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,4-5) Jesus kennt unseren Schmerz, und er nimmt unsere Schuld stellvertretend auf sich. Ich gestehe, dass ich noch lange nicht begreife, was das wirklich bedeutet; ich taste mich nur langsam vorwärts. (Und damit stehe ich in der Geschichte der Christenheit nachweislich nicht allein da.) Ich kann auch noch nicht abschätzen, wie sich das Wissen vom Kreuz konkret in meinem Leben auswirken wird und welche Art Veränderung Gott langfristig mit mir vorhat. Aber eine merkwürdige Erfahrung habe ich nach einer Zeit des persönlichen Zerbruchs gemacht, und ich möchte sie nicht missen: je mehr ich Schmerz zugelassen habe und eingesehen habe, wie viel Gnade ich immer noch brauche, je mehr ich mit all dem Ungeklärten und Unangenehmen zu Gott gekommen bin, desto lebendiger habe ich mich gefühlt. Und desto mehr konnte ich auch eine unbändige Freude über so viel Gutes empfinden, das Gott schenkt. Ich bete, dass, bis ich einmal alt bin, zu dieser lebendigen Freude auch noch ein bisschen Großzügigkeit, eine Prse Warmherzigkeit und ein weites Herz kommen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen frohes Verändert-Werden. Andrea Wegener Weiterführende Literatur: Larry Crabb, Von innen nach außen. Veränderung ist möglich. Brunnen Verlag, 9,95 Euro Pam Vredevelt, Bittersüße Schätze Gottes. 28 Geschichten der Hoffnung. Francke Buchhandlung, 11,95 Euro

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ERLEBT

Veränderung erlebt Veränderung ist kein theoretisches oder philosophisches Konstrukt. Sie geschieht konkret im Leben von Menschen. Und hat immense Auswirkungen darauf. Wir haben einigen Kollegen, Bekannten und Freunden über die Schulter geschaut. „Das verbinde ich mit Veränderung...“

Jenseits von Afrika Im Winter 2008 hatte ich beschlossen, ein Freiwilliges Soziales Jahr in Nigeria zu verbringen. Beim Vorbereitungsseminar stellte ich allerdings fest: hier bin ich ganz falsch. Es fing an, als wir Gebetspartner bekamen und irgendwie alle genau zu wissen schienen, was das ist – außer mir. Ich bin als Christ aufgewachsen, zumindest dachte ich das immer, aber hier merkte ich, dass ich den wesentlichen Teil des Christseins nicht verstanden hatte. Es geht um Glauben und nicht um Religion oder Kirche. In der zweiten Woche des Seminars verstand ich zumindest einen Teil von dem, was ich gehört hatte. Und ich habe die Entscheidung getroffen, Christ zu werden. Nun hatte ich das Gefühl, dass ich vorbereitet war und losziehen konnte. Ich kam in Nigeria auf der Farm „Hope Eden“ an. Dort waren meine Aufgaben, die Vorschulklasse zu unterrichten, auf der Farm mit anzupacken, Jugend- und Jungschargruppen vorzubereiten oder Nachhilfe für die Schulkinder zu geben. Das Unterrichten war immer wieder eine Herausforderung mit Erfolgserlebnissen, aber auch mit der Ungewissheit, ob ich es richtig machte. Die meisten Kinder konnten am Ende

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des Jahres ihren Namen schreiben und sogar ein bisschen lesen. Es war für mich sehr schön und erfüllend zu sehen, wie sich die Kinder verbessert haben und motiviert waren, noch mehr zu lernen. Eines Morgens teilte man mir mit, dass eines meiner Vorschulkinder, die kleine Adama, gestorben war. Am Tag zuvor hatte ich sie noch gesehen, gehört und erlebt. Sie hatte Fieber und wurde zu einem Arzt gebracht. Er gab ihr die falsche Spritze und das war für Adama tödlich. Dieses Erlebnis hat mich geprägt. Ich habe mein Leben viel mehr schätzen gelernt. Manchmal regt es mich auf, dass ich früher so verschwenderisch mit meiner Zeit umgegangen bin. Dieses Jahr hat mich auf jeden Fall reifer gemacht und meinen Horizont erweitert. Meine Zukunftspläne haben sich verändert, und anstatt in den Bereich Mediendesign zu gehen, habe ich nun andere Pläne. Im Moment jobbe ich noch und hoffe, dass ich ab Herbst eine Ausbildung im Gesundheitswesen machen kann. Und wenn das nicht klappt, dann gibt es einen anderen Weg. Denn was ich auf jeden Fall gelernt habe: es kommt immer anders als man denkt! Und wer weiß, vielleicht lande ich ja doch wieder in Afrika. Thalita Wössner, 21 Jahre, Ravensburg

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F O T O S : D R E A M S T I M E , C L A U D I A D E W A L D , P I X E L I O / G E R A LT / H O F S C H L Ä G E R , C A M P U S F Ü R C H R I S T U S , P R I VAT

Nicht unbedingt „im Lot“, aber „im Glauben“ Der absolute Tiefpunkt in meiner bisherigen Beziehung zu Gott war wohl, als ich heulend vom Gottesdienst wegradelte und Gott innerlich aufs Derbste beschimpfte. Diesem Zusammenbruch waren Jahre voller unerhörter Gebete, Enttäuschungen und zermürbender Umstände vorausgegangen: Die Krankheit meines Mannes, berufliche Niederlagen und Arbeitslosigkeit seinerseits, Umzüge, die uns entwurzelten, unerfüllter bzw. nur teilerfüllter Kinderwunsch. Glaubten wir nicht genug? Oder hatte Gott uns nicht so richtig lieb? Was war mit den Verheißungen in Sachen Gebet? Mir war völlig klar, dass ich mit diesen Fragen zu kurz griff, aber ich sah den fernen, souveränen König trotzdem nicht als den liebenden Vater, der mir gepredigt wurde. Mein Hirn lief von morgens bis abends auf Hochtouren. Ich hatte oft das Gefühl, nur noch einen Tränenausbruch weit von der Klapse entfernt zu sein… Auf einer längeren Autofahrt hörten mein Mann und ich eine Predigt über die Zeugen des Glaubens (Hebr. 11): Da sind einerseits die, die „im Glauben“ Königreiche bezwangen und sonstige siegreiche Taten vollbrachten. Andererseits sind da solche, die unter der gleichen Prämisse verspottet, zersägt und misshandelt wurden – eben die scheinbaren „Loser“ unter den Frommen. Aber allen, den Helden wie den Verlierern, wird das „im Glauben“ bescheinigt. Mir wurde klar, dass mein Leben in Gottes Augen nicht weniger Gültigkeit oder Wert hat als das „siegreicherer“ Glaubensgeschwister. Mein Glaube ist nicht weniger echt, weniger annehmbar oder weniger stark als der von „gesegneten Mitgemeindlern“. Ich kann nicht behaupten, dass mein Verhältnis zu Gott durch diese Erkenntnis inniger oder herzlicher wurde. Ich habe eher den Eindruck, es wurde erdiger, in gewissem Sinne fatalistischer – so ist mein Leben eben. Da gibt es Enttäuschungen, Kämpfe, offene Fragen, fehlende Heilung. Aber in Gottes Augen steht trotzdem ein „im Glauben“ davor. Dass ich mir dieses Vorzeichens (wieder) sicher sein kann, hat mich ruhiger gemacht. Und in mein Verhältnis zu Gott hat diese Erkenntnis ein ordentliches Stück Frieden gebracht. Trotz mancher offenen Frage. Silvia B., Butzbach

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Wie ich aufhörte, meinen Chef verändern zu wollen

Und hier könnte Ihr Bericht stehen Sie lesen sich diese Berichte durch und denken dabei: „So etwas hätte ich auch zu erzählen. Aber mich fragt ja keiner.“ Doch. Wir fragen Sie. In der nächsten Impulse wird es ums Thema Berlin gehen, um Christsein in der (Groß)Stadt. Und wir würden gern Ihr Statement dazu haben. Bitte schreiben Sie uns 2-5 Sätze darüber, was Sie persönlich oder was Sie als Gemeinde tun, um Menschen in Ihrem Umfeld zu dienen. Spektakulär oder normal, regelmäßig oder Einmal-Aktion, kostenlos oder materialintensiv – alles hat hier Platz. Bitte mailen Sie Ihren Kurzbericht bis zum 7. Juni an impulse@campus-d.de. Alle Einsender erhalten als Dankeschön eine kleine Überraschung.

Eigentlich halte ich große Stücke auf unseren Leiter, auf seine Dynamik, seine Zielorientierung, seinen Durchhaltewillen. Das muss ich vorausschicken. Ich bin im Leitungsteam eines Missionswerks. Und ich lebe mit der Angst, dass unser Leiter die Dinge irgendwann einmal nicht mehr im Griff hat. Ich sprach mit Kollegen darüber, und wir dachten über Möglichkeiten nach, wie wir die Kompetenzen unseres Chefs eingrenzen könnten. Ideen dazu kamen uns viele… Zu jener Zeit hatte ich gerade das hörende Gebet besser kennengelernt und fragte Jesus nochmals ganz bewusst, was er denn dazu denke. Im Gebet bekam ich den Eindruck, ich solle bei Hiob 39,9 nachschlagen, ohne zu wissen, was dort stand. „Meinst du, der Wildstier würde dir freiwillig dienen und über Nacht in deinem Stall an der Krippe stehen?“ stand da und weiter: „Kannst du ihm das Seil anknüpfen, um Furchen zu machen…?“ Mir wurde mit einem Schlag klar, was Gott mir sagen wollte: Du kannst die Energie deines Chefs nicht zähmen, aber vertraue mir: Ich habe ihn geschaffen und so gewollt, und ich kann mit seiner Energie umgehen. Sorge du dafür, dass du deinen Teil zu seiner Ergänzung beiträgst und ihn gut aussehen lässt, ich kümmere mich um den Rest.“ Irgendwie entspannte mich das. Ich konnte loslassen und fing an zu tun, was ich von Gott gehört hatte und ermutigte auch andere zu einer veränderten Einstellung. Gott segnete diesen Schritt: Das gegenseitige Belauern in unserem Leitungsteam verschwand, die Zusammenarbeit verbesserte sich, und schließlich entwickelte sich unser innerer Zusammenhalt so positiv wie die Stoßkraft unseres Werkes nach außen. Martin H., leitender Mitarbeiter eines Missionswerks

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Ich kann es genießen, einfach nur zu sein…

Verliebt, enttäuscht, verändert Letztes Jahr war ein Jahr der Höhen und Tiefen für mich. Ich hatte einen Mann kennengelernt, den Mann, wie ich dachte. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch, lebte „auf Wolke sieben“. Aber es endete anders als erhofft und ich war tief enttäuscht. In einer Zeit der Stille und der Tränen kam mir dann ein Gedanke. Ich dachte, wenn ich so großen Schmerz wegen eines menschlichen Neins empfinde, wie muss es dann Gott gehen angesichts täglicher millionenfacher Ablehnung durch uns Menschen? Vielleicht ist das kein außergewöhnlicher Gedanke für andere, aber für mich war es, als hätte Gott mir sein Herz ein Stückweit geöffnet. Das hat mich sehr berührt, auch wenn mein Kummer dadurch nicht kleiner wurde. Aber ich habe nun eine neue Perspektive dazu gewonnen, Gottes Perspektive, die mir hilft, nach vorne zu schauen. Ich bin noch immer dabei, die Enttäuschung zu verarbeiten. Freunde helfen mir dabei. Im Zuge all dieser Trauerarbeit kam mir neulich noch eine altbekannte Wahrheit in den Sinn, dass nämlich kein Mensch die tiefsten Bedürfnisse eines anderen stillen kann. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich erkannte, dass auch ich das für niemanden leisten kann oder muss! Es war wie ein kleiner Befreiungsschlag: Ich muss nicht perfekt sein! Bei Gott darf ich die sein, die ich bin – wunderbar, aber eben nicht vollkommen. Durch alle Traurigkeit hindurch kann ich heute sagen, dass Gott mich zutiefst versteht! Ich bin gespannt, was Gott in Zukunft für mich bereit hat und welche Auswirkungen meine neuen Erkenntnisse haben werden. Anne-Katrin Loßnitzer, 38 Jahre, Marburg

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„Umarme deine Identität!“ Zu verschiedenen Zeitpunkten in meinem Leben habe ich mich gefragt, was meine Identität ist, was mich ausmacht, wer ich bin. Heute weiß ich, dass ich Kind Gottes bin. Was heißt es, das zu umarmen? Es heißt zu verstehen, dass ich geliebt bin – so wie ich bin. Das ist für mich von großer Bedeutung, denn bis zum Ende meines Studiums ging es bei mir vor allem darum, was ich tue und wie gut ich dies tue. Das hat dazu geführt, dass ich hin und wieder unter dem Druck zusammengebrochen bin, sich vieles darum drehte, Menschen zu gefallen, es anderen recht zu machen. Leistung und Anerkennung waren mein Ziel. Dann kam der Tag, an dem meine Diplomarbeit mit einer 3,0 zurückkam. Im Nachhinein muss ich lächeln, denn das war eines meiner größten Geschenke: Im Schmerz über meine schlechte Leistung hörte ich Gottes Flüstern, dass ich für seine Liebe nichts leisten muss. Die nächsten Tränen weinte ich darüber, wie anstrengend und furchtbar die Jahre gewesen waren, in denen ich so unbarmherzig mit mir selbst gewesen bin, in denen ich dachte, ich könne mir Liebe erarbeiten. Mein Leben ist ruhiger geworden. Ich kann es genießen, einfach nur zu sein. Kann mich über den Erfolg anderer freuen, ohne selbst etwas vorweisen zu können. Kann es besser aushalten, wenn ich die Erwartungen anderer nicht erfülle. Der Druck ist gewichen, ich fühle mich freier, freier zu meinen Fehlern zu stehen und die bedingungslose Liebe Gottes zu genießen. Ingrid Förster, Mannheim

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LEITGEDANKEN

„Wie kommt es, dass jemand wie du sich so verändert?“ Kürzlich feierte ich mein 30-jähriges Abitur-Jubiläum. Die meisten ehemaligen Mitschüler hatte ich seit Urzeiten nicht mehr gesehen. Wir schwelgten in Erinnerungen an früher und hatten viel Spaß miteinander. Manches Kopfhaar war verschwunden, manche Falte dazugekommen und mancher Umfang gewachsen. Aber die Stimmen und Eigenheiten der Einzelnen hatten sich kaum verändert.

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Wenn die Welt ins Wanken kommt Die wohl schwierigste Frage für jeden Christen ist die nach der Gerechtigkeit Gottes. Wo ist Gott in all dem Leid, das es in dieser Welt gibt? Ich selbst begegnete ihr zu Beginn meiner Studienzeit. Im Sommer 2001 war ich immer weniger in der Lage, klar zu sehen – alles schwankte, mein Gleichgewichtssinn war stark beeinträchtigt. Die Diagnose: wahrscheinlich ein Hirntumor! Weitere Untersuchungen erbrachten dann allerdings, dass es sich um ausgetretenes Blut handelte. Zum Aufatmen war aber keine Gelegenheit. Ich bekam strikte Bettruhe verordnet, jede Erhöhung des Blutdrucks könne zu weiteren Schäden führen. Von meinem Studium und vom Sport sollte ich mich verabschieden! Ein Schock für mich als begeisterten Sportler. Im Krankenhaus still liegen: Ich raste innerlich – so viel zum Thema Blutdruck niedrig halten. Wo war Gott?! Ich erlebte, wie meine Familie, meine jetzige Frau und meine Freunde für mich da waren. Und ich traf eine Entscheidung: Ich wollte wie Luther handeln und kurz vor dem Weltunter-

gang „noch ein Bäumchen pflanzen“. Also entschloss ich mich dazu, mein Leben aufs Spiel zu setzen. Leben ist mehr als körperliche Existenz. Ich ließ mir meine Bücher ins Krankenhaus bringen und arbeitete weiter an meiner bereits begonnenen Hausarbeit – entgegen allen Empfehlungen der Ärzte. Heute bin ich selbstständiger Rechtsanwalt, publiziere regelmäßig in juristischen Fachzeitschriften, bin Kirchenvorstandsmitglied und treibe Sport. Ich bin verheiratet und habe eine wunderbare Tochter. Mein Verdienst? Nein, gewiss nicht! Ich lebe nur aus Gottes Gnade. Mein Gleichgewichtssinn ist noch minimal beeinträchtigt, denn das Blut im Gehirn kann nicht abgebaut werden. Eine Rekonstruktion der damaligen Ereignisse erbrachte übrigens, dass die Blutung im Gehirn darauf zurückzuführen war, dass ich mir beim Fallenlassen ins Bett massiv den Kopf gestoßen hatte. Ich war also gewissermaßen selbst schuld und hatte Gott vorschnell in Zweifel gezogen. Doch darum ging es gar nicht mehr. Ein Wort von Theodor Haecker hat mir sehr geholfen zu erahnen, was Glaube bedeutet: „Lass niemals von Gott! Liebe ihn! Wenn du das im Augenblick nicht kannst, dann streite mit ihm, aber – lass ihn nie!“ Marcus Lau, Leipzig

Für mich war es ein Eintauchen in die Zeit vor meiner bewussten Hinwendung zu Jesus Christus. So blieb es auch nicht aus, dass ich gefragt wurde: „Wie kommt es eigentlich, dass jemand wie du, der nie besonders christlich gelebt hat, sich so verändert und den Glauben zu seinem Beruf macht?“ Ja, wie konnte so etwas geschehen? Mein ehemaliger Schulkamerad kannte mich als einen Schüler, der gern auf allen Partys dabei war. Er wusste nicht, dass ich durch mein katholisches Elternhaus und drei Jahre Klosterschule dem Glauben gegenüber aufgeschlossen war. Als ich im Studium drauf und dran war, alles Fromme hinter mir zu lassen, luden mich Campus-Studenten zu einem Bibelkreis ein. Ich ging mit und hörte dort praktische Dinge, wie zum Beispiel, dass Gott Gebet erhört. Als angehender Ingenieur probierte ich das natürlich aus. Und Gott antwortete. Ich war fasziniert und sah plötzlich, wo und wie Gott an mir arbeiten wollte. Am Ende ging ich statt in den Betrieb meines Vaters in den vollzeitlichen christlichen Dienst. Gott hatte gerufen und die Campus-Leute hatten die Initiative ergriffen. So sah mein Freund die Veränderung heute: die Fröhlichkeit ist geblieben, die klare Ausrichtung auf Christus ist gewachsen.

Clemens Schweiger, Missionsleiter

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BLICKPUNKT

IM BLICKPUNKT Neuer Name für bewährte Arbeit „Matthäusarbeit“ heißt ab jetzt „Berufung leben“

„Matthäusarbeit, das war der Deckname für Campus für Christus in der ehemaligen DDR. Er klang zwar biblisch, doch man konnte ihn unbedenklich am Telefon verwenden, auch wenn die Stasi mithörte“, erklärt Friedemann Schwinger, Leiter von Berufung leben. „Allerdings waren wir immer in Erklärungsnot. Selbst Bibelkennern mussten wir erklären, dass der Name sich vom Missionsbefehl in Matthäus 28 herleitet.

Es war ein weiter Weg von der Untergrundbewegung in der ehemaligen DDR bis zum heutigen Seminarkonzept von „Berufung leben“ – doch wirklich geändert hat sich der Ansatz nicht: Menschen begegnen Gott und entdecken ihre Berufung.

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Unser neuer Name beschreibt konkret unseren Auftrag: Wir helfen Menschen, ihre Berufung zu entdecken und darin zu leben. Das beginnt bei denen, die Gott noch nicht kennen, und geht bis zu Christen, die fragen, was denn nun der Beitrag ihres Lebens sein kann. Was Gott mit ihnen vorhat.“ Berufung leben bietet dazu zwei nebenberufliche Seminare an: „Der Berufung auf der Spur“ (Dauer 3 Monate) und „Berufung konkret“ (Dauer 9 Monate). Diese bilden den Kern der Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter für Gemeinden. Nutznießer sind neben den Teilnehmern auch die Gemeinden und deren Leiter. „Das kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, meint ein Chemnitzer Pfarrer begeistert, als er von dem Plan hört, „Berufung konkret“ im Oktober zusätzlich zu Dresden auch in Chemnitz zu starten. „Seit einem Jahr suche ich schon nach einem Konzept für Jüngerschaft. Dabei schaffe ich es zeitlich nicht, selbst etwas auf die Beine zu stellen.“ Auch andere aus dem Chemnitzer Missionsring (ein Zusammenschluss von Pfarrern, Pastoren, vollzeitlichen und ehrenamtlichen Leitern) freuen sich über das Vorhaben. Für die Chemnitzer Erweiterung sind mittelfristig neue Mitarbeiter nötig. Ein Ehepaar befindet sich derzeit im Bewerbungsprozess und will den Start in Chemnitz unterstützen. Friedemann Schwinger freut sich: „All diese Entwicklungen machen uns Mut. Dankbar spüren wir göttlichen Rückenwind für das Eine: Berufung leben.“ Hauke Burgarth

„Das ist ein guter Name. Darunter kann ich mir wenigstens etwas vorstellen.“

Berufung konkret

Rauskriegen, was in mir steckt Wie merke ich, was Gott mit mir vorhat? Welche geistlichen Gaben habe ich? In diesem neunmonatigem nebenberuflichen Seminar mit Referaten, Kleingruppen, Mentoring, Lobpreis und praktischen Übungen erfahren Sie mehr darüber. Die Teilnehmer treffen sich zweimal im Monat: Samstags und an einem Abend in der Woche. Sie kommen aus verschiedenen Gemeindehintergründen. Chemnitz Termin: 18.9.10 bis 21.6.11 Kosten: 150 € Anmeldeschluss: 8.9.10 Dresden Termin: 2.10.10 bis 2.7.11 Kosten: 195 € Anmeldeschluss: 22.9.10 Ermäßigungen für Arbeitssuchende und Studenten bei beiden Kursen Infos & Anmeldung: Berufungleben@Campus-D.de www.berufungleben.eu Chemnitz: Tel. 03721-251 60 Dresden: Tel. 0351-43 83 88 92

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Zukunft sichern & gestalten

Was bei Menschen unmöglich ist…

Eine Entdeckungsreise im Internet endet bei Gott „Mein Name spielt keine Rolle, denn ich bin ein Mensch unter vielen.“ So beginnt Friedrich, dessen Namen wir natürlich geändert haben, seinen Bericht. Friedrich stand vor den Scherben seiner Ehe, seine Frau wollte sich von ihm trennen. Die Begründung: Sie verstünden sich nicht mehr. „Ich war so verzweifelt, dass ich sogar im Internet nach dem Sinn des Lebens geforscht habe.

So bin ich auf der Homepage www.Gottkennen.de gelandet“, erinnert er sich. „Bei Gottkennen habe ich dann Kontakt zu einem Christen bekommen, der schon viel mit Gott erlebt hatte und – der mir immer zugehört hat“, beschreibt Friedrich die Erfahrungen mit seinem Begleiter, einem ehrenamtlichen E-Coach. Im Laufe der Zeit reift bei Friedrich die Erkenntnis, dass ihm etwas Wichtiges im Leben fehlt. Sein E-Coach macht sich mit ihm auf die Entdeckungsreise – eine Reise zu Gott: „Ich habe jeden Tag gefragt, ob es wirklich wahr ist, dass es Gott gibt, und bin zu dem Schluss gekommen: Ja, es gibt ihn. Und irgendwann habe ich mich dazu entschlossen, den Weg mit Gott zu gehen und Christ zu werden“, berichtet Friedrich begeistert. Sein Leben beginnt sich zu verändern. Er spricht von Wundern, die er erlebt hat, und dass er dankbar ist, dass Gott ihn angesprochen hat und in sein Leben gekommen ist. Und er will mehr wissen: „Ich möchte gern alles über die Wunder wissen, die Gott tut, und deswegen habe ich mich entschlossen, die Bibel zu studieren.“ Die Beziehung zu seiner Frau ist noch lange nicht geheilt, aber sie gehen wieder Schritte aufeinander zu. Und Friedrich ist dankbar, dass er Jesus fand, als er dachte, es gebe keine Hoffung mehr: „Ich habe in der Bibel gelesen, dass das, was bei den Menschen unmöglich ist, bei Gott möglich ist. Genau das habe ich erlebt!“ Ende März hat sich Friedrich taufen lassen. Ingmar Bartsch

Das Wunder von Gottkennen: die Veränderung ist nicht virtuell, sondern sie geschieht im tatsächlichen Leben, konkret und nachvollziehbar.

2. Oktober 2010 Bielefeld Geld ist nicht sicher, Geldanlagen ebenfalls nicht, Arbeitsplätze sind wackeliger als Kartenhäuser und den Slogan „Die Renten sind sicher“ kann niemand mehr hören. Zehn hochkarätige Seminare zum Thema „Finanzielle Sicherheit“ Praktische Schritte, um uns, unsere Familien, Gemeinden und Firmen abzusichern

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Friedrich stand vor den Scherben seiner Ehe: Seine Frau wollte sich von ihm trennen.

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STUDENTENARBEIT

Schon wieder Nachwuchs in Sicht

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In Halle wird es wieder Nachwuchs geben. Noch in diesem Semester soll der sechste Hauskreis zur Welt kommen. Der sechste in sechs Jahren. Fast könnte man sagen: „Alle Jahre wieder…“ Und man kann sich inspirieren lassen von dem, was in der Universitätsstadt Halle so passiert.

„Ich konnte Als Titus Böhm 2004 nach Halle zog, hatte er erst einmal sein Studium im Sinn, Lehramt für

nicht gut Mathematik und Physik. Nebenbei war er auf

der Suche nach irgendeiner christlichen Grup-

‚Nein’ sagen pe. Durch das Seminar „Erfolgreich Studie-

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Hauskreisvermehrung

Titus weiß, dass Gott ihn in seiner Zeit in Halle stark verändert hat. Deshalb will er auch in Zukunft anderen dabei helfen, dasselbe zu erleben.

ren“ bekam er Kontakt zur Campus-Studenten-

– was hier gruppe. Das Seminar wurde von Campus für

Christus entwickelt und gibt Erstsemestlern

zum größten praktische Hilfen an die Hand, wie man sein sein kann: Alles Themen, über die man ins GeTeil positive Studium erfolgreich gestalten kann. Für Titus spräch kommt. Richard blieb nach den sieben Nebenwirkungen hatte.” Titus Böhm

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Böhm war es darüber hinaus der Einstieg in einen christlichen Hauskreis. Nach einem Semester fing er an, Schritt für Schritt Leitungsaufgaben zu übernehmen. „Ich konnte nicht gut ‚Nein’ sagen – was hier zum größten Teil positive Nebenwirkungen hatte. So lernte ich in der Zeit in Halle ganz verschiedene Aufgabenbereiche und mich selber kennen.“ Im Klartext bedeutet das: Er fing an, bei Studentengottesdiensten mitzuhelfen, er moderierte, plante und lud Leute ein. Inzwischen gibt es fünf studentische Hauskreise und der sechste ist im Werden, weil die bestehenden schon wieder zu groß sind. Titus weiß, dass Gott ihn in seiner Zeit in Halle stark verändert hat. Deshalb will er auch in Zukunft anderen dabei helfen, dasselbe zu erleben. Einer dieser „anderen“ ist zum Beispiel Richard. Der wurde von Titus zu „STARTklar“ eingeladen, einem siebenwöchigen Kurs, in dem Interessierte sich mit christlichen Themen auseinandersetzen können und die Chance bekommen, sich mit anderen „Erstis“ auszutauschen. Wie das Studium eine besondere Zeit mit und für Gott werden kann, wie man über den Glauben redet, ohne ins Stottern zu geraten, wie wichtig der eigene Glaube für andere

Wochen „hängen“ und besucht seitdem regelmäßig den aus STARTklar entstandenen neuen Hauskreis. Vor kurzem kam er zu Titus und verkündete, dass er nun selber in die Mitarbeit einsteigen wolle. Das ist es, was Titus so begeistert: „Die Leute gehen aus sich raus, lernen sich und ihre Stärken kennen und wollen dann aktiv werden.“ Titus selbst hat den Schwerpunkt seiner Aufgaben nach Beendigung seines Studiums noch einmal verändert, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass er sich entschlossen hat, ein Jahr lang als Volontär bei Campus für Christus mitzuarbeiten. Er ist jetzt vermehrt dafür zuständig, die Gruppen zu koordinieren und die Mitarbeiter zu coachen. Für den neuen Hauskreis betreut er zwei Leiter, von denen einer ganz neu und ohne jegliche Erfahrung ist. Ulrich Täuber, einer der Leiter der Campus-Studentenarbeit in Deutschland, ist ebenfalls begeistert: „Ich freue mich darüber, wenn Christen an ihren Unis ankommen. Sie machen dort eine super Arbeit. Ich wünsche mir, dass der Funke überspringt und dass Studenten Gott auf eine ganz besondere Art erfahren können, nämlich als den, der beruft.“ Judith Westhoff

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M I S S I O N W E LT

Nigeria hat mich verändert Freiwilliges soziales Jahr in Afrika

„Ich habe gelernt, dass man mit Gott überall zu Hause ist. Auch meine Vorstellung von Missin hat sich verändert.”

Maren erzählt: „Das Jahr in Nigeria hat mich verändert. Da ich auf dem Gelände einer christlichen Gemeinschaft (Compound) wohnte, hatte ich gleich zwei neue Familien, meine Compound-Familie und meine tolle Gastfamilie. Ich fühlte mich bald zu Hause, weil ich trotz unterschiedlicher Kultur und Hautfarbe das gleiche Fundament wie die anderen hatte. Fünf Gs sind mir in dieser Zeit wichtig geworden: Gebet hat Macht und Gott antwortet manchmal auch innerhalb von wenigen Minuten.

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Maren Sommer

Sonst hat das Gebet mir geholfen, mit Deutschland in Verbindung zu bleiben, da ich nicht oft telefonieren konnte. Ich hatte einen Wochengebetsplan, mit dessen Hilfe ich in meiner Stillen Zeit für unterschiedliche Leute gebetet habe. Heute hilft mir diese Erfahrung, regelmäßiger meine Stille Zeit zu halten als vor Afrika. Da ich nur 30 Euro Taschengeld pro Monat besaß, bekam Geld eine andere Bedeutung für mich. Das selbstverständliche Spenden und Geben eines Opfers in der Kirche haben mir gezeigt, dass es sinnvoll ist, einen Teil seines Geldes Menschen zu geben, die es nötiger haben. Da mein FSJ auch durch Spenden finanziert wurde, war ich viel dankbarer für das Geld, das ich hatte. Jetzt hilft es mir, bevor ich etwas kaufe, zu überlegen, ob es wirklich notwendig ist. Und ich habe gelernt, viel Geduld mit mir selber zu haben. Am Anfang fühlte ich mich in der anderen Kultur wie ein kleines Kind, das alles neu lernen muss. Ich denke, ich habe auch gelernt, Dinge gewissenhafter und überlegter zu erledigen. Wir haben als deutsche FSJ-ler in einer Art Hauskreis einen Gabentest gemacht, der mich in meinem Wunsch bestärkte, Soziale Arbeit zu studieren. Gott war dabei, als es in der Stadt, in der ich wohnte, zu Unruhen kam. Er hat mir Geborgenheit geschenkt und gezeigt, dass er sich um seine Kinder sorgt und sie bewahrt. Ich habe gelernt, dass man mit Gott überall zu Hause ist. Auch meine Vorstellung von Mission hat sich verändert. Mission bedeutet nicht nur Evangelisation, sondern auch, dass es Menschen geben muss, die gute technische Kenntnisse besitzen, Buchhaltung oder Personalführung beherrschen. Ebenso wichtig sind Menschen, die putzen oder auf Kinder aufpassen. Früher hätte ich es mir nie vorstellen können, als Missionarin zu arbeiten. Doch jetzt ist das keine komische Idee mehr. Maren Sommer

aren Sommer war mit Campus für Christus für ein freiwilliges soziales Jahr in Nigeria. Zu ihren Aufgaben gehörte es, mit den Kindern der deutsch-nigerianischen Missionarsfamilie Hausaufgaben zu machen, Deutsch zu üben, im Haushalt zu helfen und einen Bibelklub für die Kinder der Umgebung zu gestalten. Aber Maren lernte schnell, dass man in Afrika flexibel sein muss und dass es manchmal eben dran ist, Hühner zu schlachten, Rasen zu mähen oder als Ersatzlehrerin vor Schülern zu stehen.

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Maren hat gelernt, viel Geduld mit sich selber zu haben. Am Anfang fühlte sie sich in der anderen Kultur wie ein kleines Kind, das alles neu lernen muss.

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GLOBAL AID NETWORK

Wie Schulranzen Leben verändern

Lettische Kinder freuen sich über Schulranzen aus Deutschland. In Lettland gehen manche Kinder nicht zur Schule, weil sie sich wegen ihrer Armut schämen.

Alles begann mit einem Brief von Global Aid Network (GAiN). Vor inzwischen sechs Jahren hörte ich so von der Schulranzenaktion. Von der Idee, Gottes Liebe ganz praktisch zu zeigen, indem arme Kinder eine Grundausstattung für ihren Schulbesuch bekommen. Das war mehr als eine Information, Gott hat mein Herz dadurch berührt. Und deshalb tat ich etwas, was mir sonst total widerstrebt: ich wurde aktiv. Die Schulranzenaktion ist mir wie aufs Herz geschrieben. Wir haben selber fünf Kinder und ich kann Eltern gut verstehen, die in Armut leben und ihren Kindern trotzdem das Beste mitgeben wollen.

Wer wagt, gewinnt Obwohl ich sehr schüchtern bin, konnte Gott mich gebrauchen. Zuerst machte ich an der Grundschule unserer Kinder Werbung für die Aktion, doch es stellte sich heraus, dass wir auf diesem Weg nicht sehr viele Ranzen erhalten würden. Deshalb versuchte ich, das Ganze über unsere beiden regionalen Tageszeitungen bekannter zu machen. Die Chefin einer Zeitung war sehr skeptisch. Sie konnte nicht glauben, dass eine solche Aktion von Einzelpersonen getragen wird. Zum Glück half mir unser damaliger Prediger: kurzerhand „adoptierte“ er die Aktion. Sie läuft seitdem über die Landeskirchliche Gemeinschaft Jena. Außerdem schickte GAiN aus Gießen eine Pressemappe an diese Zeitung. Im zweiten Anlauf hatten wir dann Erfolg: beide Zeitungen veröffentlichten die ersten Artikel. Die Jenaer nahmen die Aktion gut auf, und so konnten wir in den Som-

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merferien bis September 2004 das erste Mal gebrauchte Schulranzen in Jena sammeln. Mitte Oktober wurden 105 gepackte Ranzen und Sachspenden von GAiN abgeholt und nach Gießen ins Lager gebracht.

Es geht einfach weiter Ursprünglich wollte ich mich nach dieser einmaligen Sammelaktion wieder zurückziehen, doch Gott hatte größere Pläne. Die Aktion lief einfach weiter, weil die Menschen immer wieder Ranzen bei uns abgaben, und so kam Jena als Schulranzensammelstelle ins GAiN-Verzeichnis aller Sammelstellen in Deutschland. Schulranzen zu packen, macht mir richtig Spaß, aber bei den Presse- und Werbekontakten fühlte ich mich oft überfordert. Reden strengt mich an. Im Gebet bat ich Gott, mir zu helfen. Das Projekt wurde immer größer. 2005 konnten wir 143 Ranzen fertig gepackt nach Gießen schicken. Christian Paar, ein guter Freund von uns, fand eines Tages in einer christlichen Zeitschrift einen Artikel über die Schulranzenaktion. Er rief begeistert bei der Schaltstelle der Aktion in Gießen an, denn er wollte unbedingt mitmachen. Am Telefon hörte er, dass es in seiner Nähe schon eine Sammelstelle gab: unsere. Seitdem arbeiten wir mit ihm und seiner Frau Ines zusammen. Die beiden managen inzwischen die gesamte Presseund Werbearbeit. Ist Gott nicht wunderbar?

Das Lächeln der Kinder 2009 ist für mich zu einem ganz besonderen Jahr geworden. Ich konnte miterleben, wie die Schulranzen im Ausland verteilt werden. Doch in welches Land schickte Gott mich? Ausgerechnet nach Lettland! Ich hatte das Land nach einer Reise mit dem Wohnmobil vor vier Jahren wirklich in schlimmer Erinnerung. Die Armut hatte mich damals schockiert. Für eine Woche fuhr ich also mit GAiN nach Lettland. An

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Erlebnisse einer Mutter, die Schulranzen sammelt

Gudrun Welker (rechts) fuhr nach Lettland, um die Früchte ihrer Arbeit mit eigenen Augen zu sehen.

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Fernsehreif Der 7. Oktober 2009 sollte ein spannender Tag für uns werden. Am frühen Morgen kam ein Fahrer von GAiN vorbei und stellte uns einen Anhänger aufs Grundstück. Kurz danach rief unsere Nachbarin Elisabeth an und fragte, ob wir Hilfe beim Verladen bräuchten. Sie hatte den Anhänger gesehen und kam mit ihrem Sohn zum Helfen. Auf einmal hatte ich Bedenken, ob das Mittagessen für alle Helfer reichen würde, und so fuhr ich noch schnell zum Einkaufen. Da rief mich plötzlich meine Tochter Florentine an, ich solle sofort nach Hause kommen. Zwei Fernsehreporter von Jena-TV standen unerwartet bei uns vor der Tür. Gott hatte an alles gedacht: Um diese Zeit wäre normalerweise keiner zu Hause gewesen, doch Florentine war krank. Anhand der Lettlandfotos erzählte sie den Reportern begeistert über die Aktion. Die Verladung der Ranzen begann dann mit vielen Helfern, und Jena-TV war unmittelbar dabei. Innerhalb von einer Stunde war alles gut verpackt und wir atmeten auf. Am Nachmittag kam der Fahrer mit dem Lkw zurück und meisterte das schwierige Rangieren des Anhängers. Nach kurzem Stau auf der gesamten Straße rollte der Verkehr wieder, und die Ranzen waren auf dem Weg nach Gießen. Das ist für mich immer ein ganz besonderer Moment: monatelang haben wir gebetet, gearbeitet, gehofft, gewartet, gezweifelt, über Gott gestaunt, viel Neues mit ihm erlebt und plötzlich ist eine weitere Schulranzenaktion abgeschlossen. Ich komme in eine leere Wohnung zurück und auf einmal ist wieder unheimlich viel Platz in der ersten Etage. Ich bin gespannt darauf, was Gott beim nächsten Mal für uns bereithält. Gudrun Welker

An 79 Orten in Deutschland sammeln ehrenamtliche Mitarbeiter/innen Schulranzen, füllen sie und sorgen für den Transport in das Zentrallager in Gießen. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2003 konnten 24.500 Schulranzen zu den Projektpartnern von GAiN geschickt werden. Die meisten Schulranzen brachte GAiN im vergangenen Jahr in die Ukraine, nach Lettland und Israel.

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Warten auf Gottes Hilfe Aber das Jahr 2009 war auch in anderer Hinsicht überraschend. Alles, was sonst „automatisch“ klappte, gelang nicht. Die Kontakte zur Presse blieben ergebnislos. Wir erhielten zuerst kaum Ranzen und begannen zu zweifeln, ob wir dieses Jahr überhaupt 100 Schulranzen für den Transport zusammenbekommen würden. Doch plötzlich brachte eine Religionslehrerin Ranzen vorbei und der Radiosender „Antenne Thüringen“ sendete überraschenderweise zwei Interviews von Christian und mir zur Schulranzenaktion. Danach überschüttete uns Gott weiter mit Ranzen: Christian konnte thüringenweit Ranzen abholen und ein Schreibwarengeschäft aus Apolda schenkte uns 28 neue Ranzen, viele Federmäppchen und Bastelpapier. Als meine Tochter Florentine das sah, staunte sie sehr und meinte: „Also, wenn ich noch nicht an Gott glauben würde, jetzt würde ich es auf jeden Fall.“ Am 3. Oktober haben wir die letzten Ranzen ge-

packt und gestapelt und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: 261 Ranzen! So viele hatten wir noch nie.

SCH U LRA N ZE N AKTI O N

vier Orten konnten wir zusammen mit dem lettischen Team 400 Ranzen verteilen. Wir sahen das Lächeln der Kinder, die übergroße Freude, das Staunen, dass all diese Schätze ihnen gehören sollten. Manche konnten es kaum glauben. Die Ärmsten kamen, um sich noch einmal persönlich zu bedanken. Wir erlebten viele gerührte Eltern und Großeltern. Ich spürte, dass die Hilfe im Herzen ankommt und dass sie so nötig ist. In Saldus sah ich viele junge unterernährte Mütter. Noch deutlicher wurde die Armut bei unseren Familienbesuchen auf dem Land. Verfallene Häuser, kein Wasser im Haus, viele Kinder, alleinstehende kranke Mütter und oft nicht einmal genug Geld für das Holz zum Kochen. Plötzlich bekommt die Not konkrete Gesichter und ich habe Schwierigkeiten, in meinen normalen Alltag mit Spül- und Waschmaschine zurückzufinden. Ich bin sehr dankbar für diese Reise und weiß, dass noch mehr Hilfe nötig ist.

Das Schulranzenteam Jena (links Gudrun Welker) nahm am Strohfigurenwettbewerb in Gernewitz teil. Bei der Siegerehrung wurde die Aktion vom Veranstalter sehr positiv und vor großem Publikum vorgestellt.

So können Sie mitmachen: gut erhaltene Schulranzen mit Inhalt zu einer Schulranzensammelstelle bringen Schulmaterial kaufen und zu einer Schulranzensammelstelle bringen eine Sammelstelle für Schulranzen gründen Infos: Anne-Katrin Loßnitzer Tel. 0641-97518-29 Schulranzenaktion@GAINGermany.org

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K ATA S T R O P H E N H I L F E

Wir hoffen, dass Gott etwas tut… (Über)Leben in Haitis Zeltstädten

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Familie Wagner vor ihrem zusammengestürzten Haus. Hier betrieben sie ein kleines Lebensmittelgeschäft, jetzt haben sie Hilfsgüter erhalten.

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Es ist staubig und riecht nach Rauch und Urin, als wir eine der vielen Zeltstädte in Port-auPrince besuchen, die aus tausenden provisorischer Behausungen bestehen. Wir helfen bei der Verteilung von Essenspaketen an Familien und begleiten einen Bus mit Ärzten, die Verletzte behandeln. Vor einer Hütte aus Plastikplanen halten wir an und kommen mit den Bewohnern ins Gespräch.


Die Menschen sind dankbar für jede Hilfe, wie hier für etwas Reis.

rau Wagner – sie heißt wirklich so! – und ihre Familie waren im Haus, als die Erde das erste Mal bebte. Sie wunderten sich nicht, denn so etwas passiert hier öfter. Aber dann kam das zweite Beben und die Wände des Hauses zerbarsten. Als Frau Wagner Fetzen des Himmels über sich sah, war klar, jetzt ist es ernst. Sofort packte sie ihr Baby und beugte sich mit ihrem Körper über den kleinen Jungen, gerade noch rechtzeitig, bevor die Decke über ihnen zusammenstürzte. Dann Stille. Der Ehemann schaffte es als Einziger, durch ein Schlupfloch inmitten der Trümmer nach draußen zu gelangen. Dort schrie er laut um Hilfe, bis die Nachbarn kamen und die Mutter und die beiden Kinder bergen konnten. Frau Wagner musste mit Baby Alvin eine halbe Stunde unter den Trümmern aushalten. Was ihr da durch den Kopf ging, erzählt sie so: „Ich spürte, dass ich atmen konnte, und sagte mir, so lange ich Luft bekomme, kann ich hier warten, bis mich jemand rausholt. Auch wenn es tagelang dauert, weiß ich, Jesus wird uns retten.“ Alle vier Wagners überlebten. Für einen Freund, der sich ebenfalls im Haus aufhielt, kam allerdings jede Hilfe zu spät. Wagners haben alles verloren, was sie besaßen. Aus Plastikresten haben sie sich eine Hütte zusammengezimmert, sie schlafen auf dem Boden. Wie es jetzt weitergeht? Frau Wagner sagt: „Das Haus war meine letzte Hoffnung. Jetzt haben wir nichts mehr. Wir bleiben hier und warten, dass Gott etwas tut. Ich glaube an Gott und hoffe, er tut etwas für uns.“ Wir sind schockiert darüber, wie wenig zu diesem Zeitpunkt von der internationalen Hilfe zu sehen ist. Auf unseren Fahrten entdecken wir nur zwei Lager mit gespendeten Zelten, dafür aber unzählige Lager auf Plätzen oder in Parks, wo Menschen in improvisierten Hütten aus Plastik, Wellblech oder Kartons irgendwie versuchen zu überleben. Viele haben erst einen einzigen Sack Reis erhalten und warten hungrig auf Hilfe. Es gibt praktisch keine Toiletten oder Waschmöglichkeiten. Wir treffen auch Esperandieu Pierre, den Leiter von Campus für Christus auf Haiti. Er gibt

sein Bestes, nutzt alle seine Kontakte zu Gemeinden, um freiwillige Helfer zu rekrutieren und koordiniert die Hilfsmaßnahmen gemeinsam mit den GAiN-Teams aus Kanada und Amerika, die schon wenige Tage nach dem Beben vor Ort eintrafen. Der Gottesdienstraum einer befreundeten Gemeinde dient als Lagerhalle und Verteilzentrum für die Nahrungsmittel und Hilfsgüter, die von den GAiN-Teams aus Deutschland, Kanada und Amerika eintreffen. In einer kleinen Krankenstation auf demselben Gelände konnte schon vielen Patienten geholfen werden. Mit Pastor Pierre sind wir uns einig, dass die verzweifelten Menschen hier aber nicht nur Nahrung und Medizin, sondern auch eine Perspektive brauchen. Wenn die Christen sich zusammentun und Gottes Liebe in Wort und Tat weitergeben, kann das für viele einen neuen Anfang bedeuten. In einigen Flüchtlingslagern konnte so bereits der Jesusfilm gezeigt werden – und wurde sehr positiv aufgenommen. Was für ein enormes Zeugnis ist es, wenn sich darüber hinaus Gemeinden um Familien in ihrer Umgebung kümmern, sie mit dem Nötigsten versorgen und ihnen beim Wiederaufbau helfen? Campus für Christus und GAiN bieten solchen Gemeinden dabei materielle und organisatorische Unterstützung an. Menschen können in den christlichen Gemeinden Haitis neue Hoffung und Heimat finden. Und wir arbeiten gerne mit daran, dass das kein schöner Traum bleiben muss. Claudia Dewald und Raphael Funck

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H ELF EN S I E MI T

Auf der Suche nach Hoffnung: Gebannt verfolgen die Flüchtlinge den Jesusfilm.

Nach dem Erdbeben in Haiti am 12. Januar haben sich viele Freunde von Campus für Christus an uns gewandt und wollten helfen. Danke für viele kleine und große Spenden, die wir nach unserem Aufruf erhalten haben. Unser humanitärer Partner Global Aid Network (GAiN) e.V. wurde sofort aktiv und wird auch langfristig Hilfe leisten. Wenn Sie mithelfen möchten, richten Sie Ihre Spenden bitte an: Campus für Christus, Volksbank Mittelhessen Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Verwendungszweck: Haiti Z868

6500 Flüchtlinge haben im Nationalstadion von Port-auPrince eine erste Unterkunft gefunden.

Die Hilfe rollt an! (Stand 28.3.10) Das verheerende Erdbeben hinterlässt 222.500 Tote, 300.000 Verletzte und 1,3 Millionen Obdachlose. Essen: Bevor die ersten Lebensmittellieferungen eintrafen, kaufte GAiN Bohnen, Reis und Öl und verteilte sie in Flüchtlingslagern. Es folgten bisher 13 Hilfscontainer. Aus Deutschland konnten wir 130 Tonnen Babynahrung und Lebensmittel nach Haiti fliegen, im Wert von einer halben Million Euro. Damit konnten 90.600 Menschen versorgt werden. Dazu kam ein Lkw für den Transport der Lebensmittel. Er soll im Land bleiben. Im Moment wird eine Lagerhalle aus Containern gebaut. Weitere Hilfe wird folgen. Medizin: In einer kleinen Klinik in Chambrun und in einer mobilen Klink waren bisher 15 Teams von freiwilligen Ärzten im Einsatz und konnten über 14.000 Menschen behandeln. Wasser: GAiN verteilte Wasserfilter und ermöglichte damit 10.000 Menschen den Zugang zu sauberem Wasser. Betreuung: Zwei Teams von Psychologen schulten über 1.000 Pastoren und Leiter, damit sie traumatisierten Menschen beistehen können. Jesusfilm: Besonders in einem zum Flüchtlingslager umfunktionierten Stadion wurde der Jesusfilm bisher 31 Mal gezeigt und von 57.750 Menschen gesehen. Ungefähr 2.500 von ihnen trafen dabei die Entscheidung, von nun an mit Gott zu leben.

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FREIZEITEN & SEMINARE 2010

bei Campus für Christus

Urlaub mit Herz.

Mai 21.-24.5.10 21.-24.5.10 27.-30.5.10 28.-30.5.10

Juni

Sightseeing und humanitäre Einsätze

3.-6.6.10

4.-6.6.10

Mischung aus Urlaub und humanitären Einsätzen: Schauen Sie hinter die Kulissen des Hilfswerkes „GAiN“ und erleben Sie humanitäre Hilfe hautnah. Planen Sie gemeinsam mit den anderen Teilnehmern eine Wochenendfreizeit für arme Kinder und führen Sie sie als Gruppe durch. In der zweiten Woche besuchen Sie einige der Kinder zu Hause. Sie werden außerdem viel Zeit für Ausflüge in die Umgebung haben: Machen Sie einen Bummel durch die historische Altstadt von Riga, fahren Sie Kanu im Gauja-Nationalpark oder genießen Sie den kilometerlangen weißen Sandstrand an der Ostsee. Zielgruppe: Singles und Familien (Kinder ab 7 Jahren) Termin: 18.-31.7.10 Ort: Gästehaus in der Nähe von Riga (www.ide.lv) Unterbringung in 2-4-Bett-Zimmern Preis: 490 € zzgl. Flug Infos: Zaiga.Vilde@Gain-Germany.org Tel. 0641-97518-57

Besuchen Sie das Kinderdorf „Arche Noah“ in Mukono bei Kampala, gehen Sie auf eine kleine oder größere Safari in die Nationalparks Ugandas. Zielgruppe: Afrikafreunde; Paten und Unterstützer des Kinderdorfes „Arche Noah“. Termin: 8.-15.10. oder 8.-20.10.10 Preis: 8-tägige Reise: 850 € 13-tägige Reise: 1450 €, jeweils zzgl. Flug Infos: Birgit.Zeiss@GAiN-Germany.org Tel. 0641-97518-13 (vormittags)

19.6.10

20.-27.6.10 21.-22.6.10

12.-16.7.10 17.-31.7.10 18.-31.7.10

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Sport-Projektwoche, Märkisches-Viertel, Berlin 11-16 Jahre, 25 € „Armenien entdecken“ – Urlaub und humanitärmissionarischer Einsatz, 680 € zzgl. 550 € Flug „Lettland erleben“, Baltikum-Aktivurlaub Gästehaus in der Nähe von Riga, 590 € zzgl. Flug

August 2.-6.8.10 14.-28.8.10

Profi-Basketballcamp, Berlin „Shalom Israel – Gottes Liebe weitergeben“ Studentenprojekt in Israel, 450 € 15.-21.8.10 Fußballcamp (mit Übernachtung) in Illertissen, Alter 10-15 Jahre, 200 € 20.8.-5.9.10 Kick-Off ’10, Sommerprojekt für Studenten in den USA Den Semesterstart an einer amerikanischen Uni miterleben, Indiana University, Indiana, 600 € 22.-28.8.10 Golfcamp, Dinkelsbühl, ab 18 Jahren, 445 € 22.-29.8.10 Fußballcamp (mit Übernachtung im Zelt) für Jungen von 10-15 Jahren, Gündlingen bei Freiburg 26.8.-5.9.10 „Reden wie Gott in Frankreich“ Studentenprojekt in Taizé, 155 €

September 1.-15.9.10

:

altungen eitere Veranst w d n u g n u d Anmel .de oder eranstaltungen

„Weitersagen – Vom Glauben reden lernen“, ein Praxis-Seminar, Hamburg, 36 € Seminargebühr, erm. 26 € (zzgl. HVV-Ticket, Unterkunft und Verpflegung) Das Seminar zum Jahr der Stille 2010: „Gott begegnen Einübung in die beständige Gemeinschaft mit Gott“, Schloss Imbshausen Leiterschulung CROWN Biblische Finanzprinzipien Kurse „Schritte in die persönliche Freiheit“ und „Ohne Moos nix los“, Gießen, 200 € Mountainbike-Camp, Unterjoch, Allgäu, 260 € Seminar „Lebensplanung – Lebensträume ausleben“, Gießen, 130 € Seminargebühren (inkl. TN-Unterlagen und Verpflegung)

Juli

18.9.10

www.cfc-v 18-0 Tel. 0641-975

Basketballturnier, Berlin, 50 € Ultimate Camp, Goldach, Schweiz, 265 CHF „Mit Gott im Job“, Schloss Imbshausen, 165 € DZ, 180 € EZ Eheseminar „Gemeinsam e1ns“ Neustadt an der Weinstraße, 315 € pro Paar (m. Übern.)

2.10.10

Sommerprojekt für Studenten in Südostasien 700 € (und Missionspartner-Abenteuer) Erleben Sie eine faszinierende Kultur, lernen Sie einheimische Studenten kennen und teilen Sie unseren Glauben an Jesus Christus mit ihnen. Start von „Berufung konkret“ 9-monatiges nebenberufliches Seminar in Chemnitz, Einführungspreis: 150 € (inkl. TN-Unterlagen) Start von „Berufung konkret“ 9-monatiges nebenberufliches Seminar in Dresden, 195 € (inkl. TN-Unterlagen)

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FÜR SIE GELESEN

Werde anders – Bücher zum Thema IMPRESSUM Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: Impulse@Campus-D.de, Internet: www.Campus-D.de Redaktion: Ingmar Bartsch, Hauke Burgarth, Andrea Wegener, Judith Westhoff Lektorat: Elisabeth Richter Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Druckerei Halft, Hennef, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise: vierteljährlich Bezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Datenverarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Volksbank Mittelhessen, Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Anzeigenverwaltung: Monika Möhlmann, Tel. (0641) 975 18-19, Monika.Möhlmann@ Campus-D.de Vertrieb: Campus für Christus Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustrationen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: S. 1: www.istockphoto.com; S. 24 Claudia Dewald; alle anderen: Bildnachweis am Foto, privat oder Archiv. Campus für Christus versteht sich als Missionsbewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. Arbeitszweige: Studentenarbeit, Berufung leben, Mission Welt, JesusProjekt, Leadership Link, Professorenforum, Internationale Studentenarbeit, Verlag, Gebet für unser Land, Crescendo, Athleten in Aktion, CrownLife, Ehe und Familie, Schloss Imbshausen, Gottkennen.com GAiN ist der Partner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe. Missionsleitung: Clemens Schweiger (Leiter), Klaus Dewald (stellvertretender Leiter), Gerhard Triebel (Geschäftsführer) Vorstand: Jochen Detlefsen, Klaus Dewald, Bernd Edler, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Gerhard Triebel, Hartmut Unger (Vors.), Christian Vollheim. Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenänderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich widersprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adressänderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Widerspruch an die zuständigen Zustellpostämter weiterleiten.

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„Bleib wie du bist“ – „lass Gott wirken“ – „werde selbst aktiv“. Veränderung ist schon immer ein Thema gewesen, das in christlichen Publikationen breiten Raum gefunden hat. Mit genau diesen völlig konträren Schwerpunkten, die je nach Lebenssituation alle passen können. Ich habe Ihnen daher ein paar Bücher herausgesucht, die ganz unterschiedliche Aspekte betonen:

Frank Heinrich, Lieben, was das Zeug hält. Wie Gott unser Herz verändert. Neufeld Verlag 2009. 128 S., geb. (ISBN 978-3-93789683-0) 9,90 €

Gott verändert Herzen

Ein Politiker redet von verändernder Liebe. Von Gott als ihrer Quelle, von der heilsamen Erfahrung, dass diese Liebe jedem (auch mir) gilt. Und dann wird er sehr konkret, denn „Liebe geht nicht auf Distanz. Liebe ist kein philosophisches Gedankenspiel. Liebe ist Tat, Leben, Aktion. (S.85) Heinrich schaut Jesus über die Schulter, wie der liebt. Und lässt sich über die Schulter schauen, wie er selbst seinen Glauben lebt, als Heilsarmee-Offizier, als Politiker, als Mensch. Frank Heinrich schreibt ehrlich, herausfordernd und berührend. Und überzeugend, gerade weil er nicht die sieben einfachen Schritte zu einem veränderten und liebevollen Leben zeigt.

Judith Schalansky, Atlas der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde. Mare Verlag 2009. 144 S., geb. (ISBN 978-3-86648117-6) 34 €

Sehnsucht muss Sehnsucht bleiben

Nein, es ist kein „christliches“ Buch. Aber eines über die Sehnsucht. Und es ist schön, so schön, dass die Stiftung Buchkunst es zum schönsten deutschen Buch des Jahres 2009 gewählt hat. Wasserblaue Seiten zeigen jeweils eine Insel in Draufsicht als Karte, daneben stehen Informationen, Geschichten und Geschichte. Wer je mit dem Finger auf der Landkarte träumte, ist hier richtig. Da ist zum Beispiel die Insel „Einsamkeit“ (sie heißt wirklich so!). Gehört zu Russland und liegt in der arktischen Karasee. Schalansky malt das Bild dieser menschenleeren Einöde so, dass man fast den kalten Wind durch die Ritzen der verfallenden Station pfeifen hört. Klasse Gegenprogramm zu den Auswanderersendungen im Fernsehen. Schalansky zeigt Sehnsuchtsziele, die nur von fern betrachtet paradiesisch sind. Sobald man da ist, sind sie unheilvoll, zerstörerisch, denn wie sollten alte Menschen ein neues Leben anfangen können? Melancholisch schön.

Elke Werner, Klaus-Günter Pache, Stille. Dem begegnen, der alle Sehnsucht stillt. SCM R. Brockhaus Verlag 2009. 208 S., geb. (ISBN 9783-417-26296-4) 14,95 €

Die wichtigste Aktion: Stille

Veränderung geschieht meistens nicht mit dem Paukenschlag, sondern in kleinen Schritten. Sie kommt quasi durch die Hintertür. Dazu laden die Autoren in ihrem 40-Tage-Programm ein: Mitten im Alltag ruhig zu werden, um Raum für Gott zu schaffen und sein Reden zu hören. Das Buch enthält kein neues Programm, wie wir Gott besser begegnen können. Aber es enthält gute praktische Anregungen dazu. Anrührende und witzige Geschichten, wie die Szene von Elke Werner, die sich mit ihrem Mann ein Arbeitszimmer teilt. Der schaut sie plötzlich an und sagt: „Hör mal eben auf zu denken, ich muss mich konzentrieren!“ (S. 91) Ja, es wäre schön, auch mit Gott solch eine Verbundenheit zu erleben. Die maximal fünfseitigen Tagestexte sind inspirierend und praktisch. Schon beim Alleine Lesen helfen sie zu einem neuen Blick auf Gott. Wer sich traut, das Buch mit Ehepartner, Freunden oder im Hauskreis zu lesen und zu diskutieren, wird das nicht unverändert überstehen. Hauke Burgarth

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Postfach 100 262 35332 Gießen www.Campus-D.de

Das erste Mal Es war silbern, perfekt für meine Größe und das tollste Geschenk, das ich je bekommen hatte: mein erstes Fahrrad! Was für eine Veränderung! Ab jetzt war ich groß, konnte die Straßen unseres Dorfes erobern. Doch was kam? Mein Vater schraubte Stützräder an. Schließlich sollte ich mich erst an das Neue gewöhnen. Als dann der Tag kam, an dem er sie wieder abnahm, packte mich die Panik. Die Möglichkeit hinzufallen, war die Horrorvorstellung schlechthin. Erst einmal war der Weg zum Schuppen, in dem mein Drahtesel stand, ein einziges Martyrium für mich und für meinen Vater, der mein Geheul aushalten musste. Er sollte die Stützräder ersetzen und mich festhalten. Und er tat es. Irgendwann fuhren wir dann auf der Dorfstraße. Ich vorne, mit zitternden Knien. Papa als Stützrad hinten am Gepäckträger. Zumindest dachte ich das, bis ich plötzlich seine Stimme aus einiger Entfernung hinter mir hörte. Er hatte einfach losgelassen – und ich fuhr! Ich fuhr endlich allein Fahrrad. Dann fiel ich, aber es war nicht mehr schlimm. Das ist unser Leben: Viele Wünsche nach Veränderung und gleichzeitig die Sehnsucht nach Sicherheit. Und mit Gott als liebevollem Unterstützer, der uns etwas zutraut, uns ermutigt, uns vielleicht auf die Nase fallen lässt – aber trotzdem irgendwie auffängt.

I L L U S T R AT I O N : C L A U D I A D E W A L D

Lisa Gillmann, Hauke Burgarth


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