Impulse 2010-3

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!mpulse für missionarisches Christsein

Wo der Bär tanzt Leitartikel Zukunftslabor Großstadt

Bibelarbeit Städte: Chance oder Sündenpfuhl?

Mission Welt Aufbauhilfe erreicht Erdbebengebiet

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Campus für Christus ist mit weltweit rund 26.000 hauptamtlichen und 225.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern in über 190 Ländern eines der größten Missionswerke. Die deutsche Bewegung begann 1967 und hat inzwischen über 160 voll- und teilzeitliche Mitarbeiter. „Das Evangelium mit einfachen Worten weitersagen“ ist unser wichtigstes Anliegen. Aus diesem Grund suchen wir ständig Menschen, die ihre Gaben und Fähigkeiten in den größten Auftrag der Geschichte investieren möchten. In unserer Zentrale in Gießen suchen wir ab sofort:

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4 Zukunftslabor Großstadt Warum Gott die Metropolen und ihre Menschen liebt 8 Städte: Chance oder Sündenpfuhl? Bibelarbeit 10 Wo der Bär tanzt Studentenarbeit – Titus meets Berlin

Campus für Christus Tel. (0641) 97518-33 (vormittags) Personal Fax: (0641) 97518-40 Postfach 100 262 E-Mail: Personal@Campus-D.de 35332 Gießen

20 Kann denn Lifestyle Sünde sein? Interview 14

Die andere Seite der Uniarbeit Professorenforum

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Sie sind gefragt Leser kommen zu Wort

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Campus für Christus und die Städte Leitgedanken

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...und der

Aufbauhilfe erreicht Erdbebengebiet Mission Welt

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All tag

Hungrig werden auf Gott GottKennen

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bleibt

Das Hobby zum Beruf machen Mensch Missionar

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Ihr müßt sterben GAiN unterstützt verfolgte Christen im Irak

15 16 21 23

Berlin in Zahlen Weblinks zu Berlin Termine Mit DVDs und Fußball in Südafrika

Neu

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EDITORIAL

Der Pastor strahlt mich an und sagt: »Wir haben es geschafft. Endlich haben wir einen Bauplatz gefunden, und ab nächstem Jahr werden wir in der Vorstadt sein, ruhig gelegen und doch erreichbar.« Ich höre ihn, kann mich aber nicht richtig mitfreuen. Irgendwie denke ich immer noch, wir als Christen sollten sein, wo das Leben stattfindet. Meinetwegen auch mitten in der Stadt. Doch ich sage es ihm nicht, denn wo wohne ich selbst? Richtig: auf dem Dorf. Diese Ambivalenz scheint sich durch das Leben vieler Christen und Gemeinden zu ziehen. Dabei geht es mir nicht darum, jemandem seinen Wohnort madig zu machen. Natürlich ist es gut und sinnvoll, wenn es auf dem Land Gemeinden und Christen gibt. Nur wenn ich zum Beispiel an Berlin denke, merke ich: Da tanzt der Bär. Neue Untersuchungen bestätigen: »arm, aber sexy« war gestern. Inzwischen wird Berlin europa-, wenn nicht weltweit als Trendsetter für Kultur, Kreativität und Kommerz gesehen. Und auch von christlicher Seite erleben wir ermutigende Aufbrüche und spannende Initiativen in der Hauptstadt. Campus für Christus hat nicht nur seine Wurzeln in dieser Stadt, wir arbeiten seit etlichen Jahren mit daran, geistliche Bewegungen auszulösen, wo immer wir arbeiten, besonders aber in Berlin. Grund genug für !mpulse, diese Ausgabe der Stadt allgemein zu widmen und dabei Berlin besonders in den Fokus zu nehmen. Pastor Axel Nehlsen lebt und arbeitet schon seit vielen Jahren in Berlin und erlebt dies als »faszinierend, anstrengend und verheißungsvoll«. Im Leitartikel ab Seite 4 nimmt er uns mit in seine Stadt. David Wilson unterstreicht in seiner Bibelarbeit ab Seite 8 Gottes Perspektive für Städte unter anderem mit der überraschenden Aussage, dass die Geschichte der Menschheit zwar auf dem Lande in einem Garten begann, aber in einer faszinierenden Stadt enden wird. Dabei sieht er auch in heutigen Städten klare Chancen: »Nirgendwo bekommt man leichter Zugang zu unerreichten Menschen als in Städten.« Ob das so ist, wollten einige Studenten von Campus für Christus ganz praktisch ausprobieren. Einen von ihnen, Titus Böhm, haben wir von !mpulse dabei begleitet (S. 10) und portraitiert. Und jede Menge Wissenswertes und Interessantes zu Berlin dazugepackt. Ein Bibelvers geht mir persönlich nicht aus dem Kopf, wenn ich an Berlin denke. Er steht im Buch Jona und lautet, leicht umformuliert: »Berlin war eine große Stadt vor Gott.« Und ich frage mich, wie wir, Sie und ich, unseren Teil dazu beitragen können, dass Jesus Christus in dieser großen Stadt Raum bekommt. Ich wünsche Ihnen gute Impulse durch diese !mpulse.

Hauke Burgarth, Kommunikation

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FOTO: GERHARD SCHÖNBORN

Campus für Christus

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THEMA

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FOTO: ABOUTPIXEL.DE / PIERCED GETREADY

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Warum Gott die Metropolen und ihre Menschen liebt

In einem naturwissenschaftlichen Forschungslabor zu arbeiten, ist faszinierend und herausfordernd. Man ist an bahnbrechenden Erkenntnissen beteiligt, die für die Bekämpfung von Krankheiten, die Erhaltung der Umwelt oder die Welternährung entscheidend sind. Aber es fordert auch viel Einsatz. In einer europäischen Metropole als Christ zu wohnen und die Stadtgesellschaft mitzugestalten, ist mindestens ebenso faszinierend und herausfordernd. Denn hier werden die kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Trends der Zukunft geprägt.

Hier begegnen sich die unterschiedlichen ethnischen und weltanschaulichen Gruppen, die die Gesellschaft der Zukunft gestalten. Hier treffen sich die „shaker and mover“ des Landes. Als Christen können wir nicht abseits stehen, sondern sind vom lebendigen Herrn Jesus Christus gesandt und ausgerüstet, um mit Sachverstand und Glaubenshoffnung, mit Nächstenliebe und Leidenschaft den Menschen zu dienen. Faszinierend und herausfordernd zugleich!

Faszinierend, anstrengend, verheißungsvoll Die massiven Brüche in der Geschichte und im Stadtbild von Berlin machen es besonders deutlich: Diese Stadt ist oft verwirrend vielfältig, irritierend interkulturell. Es muss immer noch zusammenwachsen aus Ost und West, was zusammengehört. Darum ist Berlin oft anstrengend und kräfteraubend, vielleicht mehr als andere Metropolen. So faszinierend die Stadt ist, sie zehrt auch an einem und laugt aus, seelisch, geistlich, manchmal gesundheitlich. Schwer zu beschreiben, woran es liegt: Ist es die hektische Unruhe oder die nonchalante Gottlosigkeit? Die

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schier unüberschaubare Größe oder die ethische Liberalität in speziell preußisch-postmoderner Mischung? Da kann es nur an der Gnade Gottes liegen, dass meine Frau und ich in dieser Stadt nun bald 33 Jahre nicht nur überlebt haben, sondern mit wachsender Begeisterung Berliner sind. Was macht also den Unterschied aus zwischen der Freude und der Last, als Christen in der Stadt zu leben und Gott zu dienen, indem wir den Menschen dienen? Das ist auch eine Frage der Sicht: Ist das Glas halb leer oder halb voll? Und damit eine Frage des Glaubens: Wer ist mächtiger und transformierender, die Umstände oder der Herr? Eine Gewissensfrage, die jeder ehrlich beantworten muss, der sich mit Christsein in der Großstadt befasst. Ich bekenne mich freimütig zu der „Glashalbvoll-Fraktion“. Das ist etwas anderes, als ein unverbesserlicher Optimist zu sein. Ich bin überzeugt, dass genau diese Haltung einem verheißungsorientierten Glauben an den auferstandenen Jesus entspricht. Wir in unserem christlichen Netzwerk „Gemeinsam für Berlin“ suchen immer nach Köpfen und Herzen, nach Anzeichen und Entwicklungen, wo Gott mit seinem transformierenden Geist schon etwas tut, das nach seinem Reich aussieht. Wir versuchen genau hinzuschauen, um eventuelle Vorzeichen geistlichen Aufbruchs zu entdecken. Sicher, erst muss man die Lage analysieren, um zu wissen, worum es bei einer Gruppe oder einem Milieu überhaupt geht. Oft genug wird in hergebrachten missionarischen Konzepte dieser Schritt übersprungen, nach dem Motto: „Wir wissen schon, was den Leuten fehlt“. Leider häufig eine Fehleinschätzung! Es ist gut, genau hinzuschauen und etwa die (un)geistlichen Einflüsse zu studieren, die in einem bestimmten Milieu wirksam sind. Dazu kann man hervorragende Mittel wie die Sinus-Milieu-Studien nutzen. Dabei wird deutlich: Die Milieus sind vielfältig und komplex, und die herkömmliche Art der Vermittlung des Evangeliums ist nicht „ein Deckel, der auf jeden Topf passt“. Aber erstaunlicherweise gibt es gerade in den postmodernen

Die verwirrende Vielfalt und Säkularität der Großstadt muss gar kein Hindernis für die Ausbreitung eines authentischen Jesus-Glaubens sein, sondern kann gerade ein fruchtbarer Boden dafür sein! Es ist ja bekannt: Es sind die großen Städte, in denen Gott weltweit besonders wirkt.

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Berlin ist wie keine andere deutsche Großstadt im Umbruch, im Aufbau, in Veränderung begriffen. Berlin pulsiert. Diese historische Chance sollen wir für das Evangelium nutzen. Und es gibt Christen, die, wie ich, glauben, dass Gott gerade jetzt etwas Gutes vorhat mit dieser Stadt. Wer aufmerksam hinschaut, merkt, dass Gott in Berlin schon längst am Wirken ist, besonders da, wo Christen Gottes Reich (statt ihr eigenes) gemeinsam bauen. Es begeistert mich, mit solchen Menschen an Gottes Vorhaben in der Stadt mitzuwirken. Duane Conrad Duane Conrad ist Mitarbeiter von Campus für Christus und träumt set vielen Jahren von einem geistlichen Aufbruch in Berlin. Er hat den Anstoß zur Gründung einiger Initiativen in der Hauptstadt gegeben, unter anderem „Gemeinsam für Berlin“.

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urbanen Milieus eine Menge positiver Anknüpfungspunkte für die Botschaft vom Heil in Christus. Die – manchmal versteckten – Sehnsüchte und Erwartungen bestimmter Großstadtmilieus sind verheißungsvoll! Ich werbe in diesem Sinne für den Eintritt in die Glas-halbvoll-Fraktion! Anders gesagt: Gott hat Menschen längst vorbereitet, wir müssen ihnen seine Liebe nur authentisch, angemessen und für sie attraktiv vorleben. Ja, ganz sicher viel mehr vorleben als nur verbal vermitteln! Klar ist, dass wir in einer Zeit massiver Umbrüche leben. Deswegen braucht unser Zugang aber nicht jammernd nur auf die Probleme fixiert zu sein. Nein, wir haben auch in Berlin festgestellt, dass gesellschaftliche Umbrüche eine Chance für christliches Engagement sind. Dazu haben wir sogar kürzlich eine Konferenz ausgerichtet. Ein schöner Traum? Krisen, Umbrüche, Herausforderungen gibt es in unseren Tagen genügend – in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft, Werte und Ethik, Demoskopie und Geburtenrückgang, Kinder- und Altersarmut, Ökologie und Nachhaltigkeit, um nur einige zu nennen. In all diese – zweifellos großen – Herausforderungen hinein haben wir doch eine wunderbare Botschaft von der transformierenden Kraft des Gottesreichs zu tragen! Im Namen von Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes dürfen wir Hoffnung wecken, wo Resignation droht, Chancen entdecken, statt uns auf Probleme zu fixieren, Freude des Glaubens aktivieren, statt über Defizite zu jammern. In einem Kommentar des Berliner Tagesspiegels vom 12. 5. 2010 heißt es: „Sexy war Berlin ja schon immer, dass es nun auch noch dynamisch und nicht mehr vor allem arm ist, das zählt zu den bemerkenswertesten Ergebnissen einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dynamisch ist Berlin, weil junge Leute hier herziehen, nach der Ausbildung in der Stadt bleiben und hier auch Arbeit finden – nicht nur zu Dumpinglöhnen. Dynamisch ist Berlin aber auch, weil sich die Wirtschaft nach eineinhalb Jahrzehnten endlich erholt, und das zuletzt so gut wie sonst nirgendwo in Deutschland. Nur die geringen Einkommen trüben das Bild.“

Sich liebend und kreativ in die Stadt hineinleben Wie nutzen wir diese Dynamik als Christen, Gemeinden und christliche Werke? Klar: Wir müssen uns auf sie einstellen! Und das hängt direkt mit unserer Veränderungsbereitschaft zusammen, ob wir nämlich wie Paulus bereit sind, „allen alles zu werden, um einige zu retten“ (1. Kor. 9,22) Oder noch besser: ob wir uns von der Liebe Gottes dazu motivieren lassen! Das traditionelle Christentum sieht gesellschaftliche Umbrüche oder Krisen meist als Schwierigkeit oder Hindernis für seine Arbeit. Man kann sich schon fragen, wie es eigentlich dazu kam. Umbrüche sind nicht angenehm. Am besten, alles bleibt, wie es ist. Man bleibt lieber sitzen, als aufzustehen und hinzugehen. Wie hatte Jesus es noch seinen Jüngern hinterlassen? „Geht hin in alle Welt und verkündigt die frohe Botschaft …“ Oft ging es bisher eher unter dem Motto „Wir sitzen hier, machen unser ausgefeiltes Programm und warten oder beten sogar, dass alle Welt zu uns kommt.“ Tut sie aber in der Regel nicht! en Hang zur Bequemlichkeit, die Haltung der Unbeweglichkeit und die Angst vor Veränderung müssen wir (selbst)kritisch hinterfragen. Ehrlich gesagt: Ich liebe die Veränderung, sonst könnte ich wahrscheinlich nicht die wunderbare Arbeit bei „Gemeinsam für Berlin“ tun (übrigens einem Partner von Campus für Christus), in der wir ständig Neues anfangen und ausprobieren. Hand aufs fromme Herz: Brauchen wir von Jesus her nicht so etwas wie eine kreative, heilige Unzufriedenheit mit dem Bestehenden? Ich meine ja! Römer 12,2, einer meiner Lieblingsverse, sagt: „Passt euch nicht dieser Welt an, sondern ändert euch, indem ihr euch von Gott völlig neu ausrichten lasst. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.“ Und wer im Willen Gottes ist, kann dabei sogar ruhig und gelassen sein! Braucht sich nicht hetzen lassen von Umständen und Zwängen, auch wenn die Veränderung in der Jesus-Nachfolge eher der Normalfall ist. Der Theologe Michael Herbst sagte es beim Willow-Creek-Kongress

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FOTO: DREAMSTIMES

Die – manchmal versteckten – Sehnsüchte und Erwartungen bestimmter Großstadtmilieus sind verheißungsvoll! Im Namen von Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes dürfen wir Hoffnung wecken, wo Resignation droht.

in Karlsruhe Anfang des Jahres drastisch: „Um nicht auf die Liste der bedrohten Arten zu geraten, muss Kirche den Mut zur Veränderung haben … Wir müssen alles aus dem Haus werfen, was unseren Auftrag behindert.“ ibt es positive Beispiele aus der Geschichte, wie Christen gesellschaftliche Umbrüche als Chance genutzt haben? Schauen wir zum Beispiel auf die ersten Jahrhunderte, als der Glaube sich so dynamisch im Römischen Reich ausbreitete. Erkenntnisse des Historikers und Soziologen Rodney Stark (in den Büchern Der Aufstieg des Christentums und Cities of God) besagen: Das frühe Christentum hatte den besten Nährboden in den multikulturellen und multireligiösen Stadtkulturen! Was haben wir denn verloren, dass es heute im globalen Westen anders ist? Die verwirrende Vielfalt und Säkularität der Großstadt muss also gar kein Hindernis für die Ausbreitung eines authentischen JesusGlaubens sein, sondern kann gerade ein fruchtbarer Boden dafür sein! Es ist ja bekannt: Es sind die großen Städte, in denen Gott weltweit besonders wirkt, speziell im armen Süden! Unsere Stadt, wo Gott uns hingestellt hat, ist der Ort für das lebendige Opfer unseres Lebens, zu dem uns der Römerbrief auffordert. Hier sollen wir „christliche Nonkonformisten“ sein, die sich hineingeben in das Leben der Menschen und überzeugende Alternativen vorleben – damit der Geist Gottes Herzen und Verhältnisse ändert. Wir können das eigene Leben, Arbeiten und Dienen liebevoll, dezent und kultursensibel in das Stadtleben einbringen. Letztlich wird wohl nur der dienende, von der Jesusliebe getragene Lebensbeitrag gehört, gespürt, geachtet – und langfristig transformierend wirken. Ein befreundeter Pastor einer Gemeinde im Berliner Osten sagt: „Gemeinde ohne soziale Arbeit für die Menschen um sie herum wird in Zukunft nicht überleben.“ Man könnte ebenso sagen: Kirchen und missionarische Werke müssen gesellschafts- und kulturrelevant sein, sonst sterben sie. War und ist es nicht in der Außenmission auf anderen Kontinenten völlig selbstverständlich, dass die Verkündigung des Evangeliums immer von der helfenden Tat der

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Nächstenliebe begleitet wird? Genauso bei fast allen geistlichen Aufbrüchen in der Geschichte (ob Mönchtum, Luther, Wesley, Zinzendorf, Wichern oder Francke) oder etwa bis heute bei der beeindruckenden Arbeit der Heilsarmee? „Die Liebe Christi dringt uns“, dass wir uns gesellschaftlich und sozial engagieren. Das Ergehen der Menschen um uns herum kann uns doch nicht egal sein – um der Liebe Gottes willen! Eigentlich ist das gar keine Frage, dennoch ist es für Christen nicht immer selbstverständlich! Der Auftrag von Jesus lässt uns den ganzen Menschen sehen: Sein Erbarmen gilt dem Hunger der Seele und des Leibes, dem Durst nach Erfüllung und Glück ebenso wie dem Wunsch nach Füllung des Kontos durch sinnvolle Arbeit. Aus diesem Grund muss es uns um den ganzen Menschen gehen, um seine geistliche und soziale Seite, um die Deckung seiner spirituellen und physischen Bedürfnisse.

Aus der Quelle leben Aber wo kommt nun die Freude her, Gott zu dienen, indem wir den Menschen unserer Stadt dienen? Woher nehmen wir die Kraft, auch bei Enttäuschungen und Rückschlägen? Oder wie gewinnen wir sie zurück? Wohl nur durch eine neue oder vertiefte Begegnung mit dem auferstandenen Jesus und durch seine Kraftausrüstung! So wie die Jünger nach dem Tod von Jesus: „Jesus zeigte ihnen seine Hände und seine Seite. Da erfüllte Freude die Jünger, als sie ihren Herrn sahen. Er sagte: ,Friede sei mit euch! Genau so wie mein Vater mich gesandt hat, so sende ich auch euch.’ Nach diesen Worten blies er sie an und sagte: ,Nehmt den Heiligen Geist in euch auf!’“ (Joh. 20,20-22) Sie hatten sich aus Angst zurückgezogen. Erst die Begegnung mit dem Auferstandenen erfüllte sie mit Freude und Mut. Sie und wir sind gesandt, wie der Vater Jesus sandte. Es folgt die Ausrüstung durch den Heiligen Geist, der augenblicklich in ihnen die Vollmacht bewirkt, nun im Namen von Jesus zu handeln. Johannes 20 ist eine Art alternativer Missionsauftrag. Wir bevorzugen in der Regel Matthäus 28 mit der bekannten Formel „Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker…“. In Johannes

20 ist zum „Go!“ der Sendung auch zugleich die „Power“ des Geistes gegeben, ähnlich wie Apostelgeschichte 1,8, „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein …“ Ist es nicht wahr: Wir brauchen ihn dringend, denn was wäre eine Sendung ohne Ermöglichung, ein Losschicken ohne Ausrüstung mit Kraft? Die Vollmacht und Sendung der Jüngerinnen und Jünger und der Gemeinde haben offenbar zwei wesentliche Wurzeln: Zum einen die Freude über den auferstandenen Herrn. Dass er lebt und uns zur Seite ist, dass er die Welt in seinen Händen hält und bei uns bleibt alle Tage. Das ist die eine Wurzel. Sie wächst aus der Begegnung mit ihm. Woher kommen dann aber die Ausdauer und die Liebe, auch bei Widerstand und Ablehnung dranzubleiben, und die Kraft zur Umsetzung? Da braucht es die andere Wurzel für Sendung und Vollmacht, nämlich die Gabe des Heiligen Geistes an seine Kirche und die einzelnen Gläubigen. Zur Freude und Motivation durch die Begegnung mit dem lebendigen Jesus gibt der Geist die Kraft und die Liebe hinzu, es nun auch zu tun und bei Schwierigkeiten durchzuhalten. Auch und besonders in der Großstadt! Beides brauchen wir, eins ist ohne das andere unvollständig: die Begegnung mit dem lebendigen Jesus und die Krafterfahrung des Geistes. Ja, gesellschaftliche Herausforderungen sind eine Chance für christliches Engagement! Ja, es ist eine Freude, der Stadt und den von Gott so geliebten Menschen in allen Milieus zu dienen! Axel Nehlsen, 59, war bis 1988 Gemeindepfarrer im Märkischen Viertel/Berlin und bis 2002 Leiter der citymissionarischen Arbeit im Foyer an der Gedächtniskirche. Heute ist er Geschäftsführer des christlichen Netzwerks „Gemeinsam für Berlin“. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen evangelikaler und charismatischer Tradition, Landes- und Freikirche. Seine Leidenschaft ist die Veränderung der Stadt Berlin durch Impulse des Evangeliums. (Siehe auch: www.gfberlin.de; www.transforum-berlin.de)

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BIBELARBEIT Geistliche Entwicklung findet nicht auf dem Land statt

Wir alle kennen die Geschichte, wie Paulus in jener Nacht von Gott eine Vision empfängt. Er sieht einen Mazedonier, der ihm zuruft: „Komm herüber und hilf uns“1, und ehe wir uns recht versehen, machen sich Paulus und seine Gefährten auf und ziehen los2: So kommt das Evangelium nach Europa. Wie es weitergeht, wissen wir. Zwei Tage später legt ihr Schiff in Neapolis an, aber sie reisen weiter nach Philippi. Warum eigentlich? Für diesen nächsten Schritt bedarf es keiner Vision. Es ist vielmehr eine Frage des gesunden Menschenverstandes.

Lukas, der Chronist und Begleiter des Paulus, beschreibt Philippi als „römische Kolonie und einflussreichste Stadt Mazedoniens“. Neapolis konnte da in keiner Weise mithalten (obwohl die heutige Hafenstadt Kavala, das einstige Neapolis, bei deutschen Touristen sehr beliebt ist). Paulus wusste bereits, was es bedeutet, Bürger einer besonderen Stadt zu sein, stammte er doch aus der Universitäts- und Handelsstadt Tarsus. Außerdem kannte er seine Bibel und wusste um die geistliche Bedeutung von Städten.

Eine kurze Geschichte der Stadt Ziemlich am Anfang der Bibel lesen wir von Ninive3. Jona beschreibt es später als „große Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß“4. Es war also eine „Drei-Tage-Stadt“. (Als Ire bin ich übrigens überzeugt, dass Dublin eine „Vier-TageStadt“ ist, aber vielleicht bin ich ja auch voreingenommen!) Die nächste große Stadt ist Babel, dessen Bewohner ihre Infrastruktur nutzen, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern – und Gott zu trotzen. Aber die Bibel beschreibt auch „Freistädte“, Orte, die Gott als Zuflucht eingerichtet hat5. Und diese Sicht der Stadt als „sicherem Ort“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel: Menschen suchen hier Schutz vor Banditen und wilden Tieren, ziehen in Städte, um zu (über)leben. Psalm 107 greift das direkt auf. Wir lesen dort, dass Gott Erbarmen mit Notleidenden hat, die „irregingen in der Wüste“. Er „führte sie F O T O : C L A U D I A D E WA L D

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den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten.“6 Andere Psalmen führen das Thema fort: „Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“7 Als Jesus auftrat, stellte er gleichnishaft Städte als Belohnung in Aussicht: Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden lobt der Herr den ersten Knecht: „Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.“8

Die Apostelgeschichte im Zeitraffer Aber zurück zu Paulus in Philippi. Sein Wirken dort war nur Teil eines größeren Planes, nämlich das Evangelium von der in religiöser Hinsicht bedeutsamsten Stadt (Jerusalem) in die in jeder Hinsicht bedeutsamste Stadt der Erde (Rom) zu bringen. Auf dem Weg dahin sah Paulus einige Städte als Basislager an, in denen seine Begleiter und er sich für den jeweils nächsten Schritt rüsten konnten. Antiochia war eine dieser Städte und wurde, als die Christenverfolgung in Jerusalem einsetzte, zum Ort, von dem aus sie wirken konnten9. Im weltoffenen Antiochia wurde das Evangelium gut aufgenommen. Bald gab es dort eine blühende Gemeinde, die humanitäre Hilfe und Missionare in die Welt sandte. Diese Gemeinde, in der Saulus und Barnabas ein Jahr lang mitarbeiteten, brachte den an Jesus Gläubigen den Namen „Christen“ ein.10 So wie Antiochia „Schaltzentrale“ für Kleinasien war, wurde es Philippi für Europa. Paulus schreibt den Philippern später: „Ihr … wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein.“11 Die andere Art von Städten, die Paulus kannte, waren „Ausstrahlungsstädte“, Knotenpunkte, an denen Wissen und Informationen zusammenkamen und fast von allein in alle Welt getragen wurden. Jerusalem war solch eine Stadt, weil zu den jährlichen Festen große Menschenmengen aus dem gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus dorthin reisten. nd so geschah es nach Gottes weisem Plan, dass die Kirche an einem Tag entstand, an dem „zufällig“ Menschen aus dem heutigen Iran, aus Ägypten und Libyen in Jerusalem waren, „und selbst aus Rom“, wie der Text extra erwähnt12. Rom war die andere Stadt mit großer Ausstrahlungskraft, zu der Paulus unbeirrt unterwegs war.13 Er wusste, dass das Evangelium schon vor ihm dort angekommen war. Trotzdem wollte er mit eigenen Augen sehen, wie der Messias in dieser pulsierenden Stadt mit ihrer enormen Ausstrahlung verehrt wurde. Wenn man eine Botschaft, ganz gleich welcher Art, in das bunte Treiben dieser Stadt hineinwarf, verbreitete es

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sich so schnell wie das Gerücht von Freibier auf dem Volksfest. Ray Bakke versucht, dieses Phänomen so zu erklären: „Wenn wir Städte durchdringen, geht das Evangelium auf Reisen. Große Städte sind sowohl Magnete, die Nationen anziehen, als auch Verstärker, die das Evangelium bis ins Hinterland erschallen lassen.“14

Und es funktionierte! Im Jahr 300 n. Chr. bekannte sich im Römischen Reich mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung zum Christentum. Rodney Stark, Professor für Sozialwissenschaften, erklärt dies15 ebenso wie der Theologe Alfred von Harnack 100 Jahre vor ihm damit, dass die Stadtchristen einfach anderen von ihrem Glauben weitererzählt haben.16 Daran hat sich bis heute nichts geändert. o hat z.B. unser Mitarbeiter Drew Gentile hat gerade sein beschauliches Arbeitsumfeld in Kandern im Schwarzwald verlassen und setzt sich nun international mit dafür ein, mit Campus für Christus die großen Städte der Welt mit dem Evangelium zu erreichen. Er meint: „Urbanisierung betrifft alle Gesellschaften des 21. Jahrhunderts, sowohl innerhalb als auch außerhalb des 10/40-Fensters17. Nirgendwo bekommt man leichter Zugang zu unerreichten Menschen als in Städten.“ Die Stadt, wie wir sie noch nie gesehen haben. Nach den Aussagen der Bibel hat die Stadt eine glänzende Zukunft – noch schöner, als all die christlichen Landschaftsposter, die wir uns aufhängen, es erahnen lassen. Abraham lebte „durch den Glauben … in Zelten“. (Als Städter finde ich, dass man auch Glauben braucht, um in einem Zelt zu wohnen – und wenn es nur für kurze Zeit ist…) Aber warum? „Er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“18 Abraham wusste irgendwie, dass noch etwas Besseres kommen würde – eine Stadt. Ein vollständigeres Bild malt Johannes, wenn er die Stadt Gottes, das neue Jerusalem, beschreibt: „ Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.“19 Hier ist eine Stadt, wie wir sie noch nie gesehen haben: mit Zeit und Raum, Reinheit und Gesundheit. Bis es soweit ist, müssen wir noch mit unserem Ist-Zustand zurechtkommen, mit „zwei Städten in jeder Stadt“, wie es Augustinus ausgedrückt hat, „der Stadt Gottes und der Stadt des Menschen“. Während sich auf der einen Seite Gottes Herrschaft ausbreitet, erfreut sich auf der anderen Seite auch Babylon weiterhin

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bester Gesundheit. Wie können wir damit umgehen?

Drei Vorschläge A. Bauen Sie die persönlichen Beziehungen zu Ihren Nachbarn aus. Ray Bakke, 40 Jahre lang Pastor einer Gemeinde in Chicago, hat festgestellt: „Fast alle Stadtmenschen finden durch Beziehungen zu Christus, nicht durch Medien.“20 Städte sind nicht einfach praktisch gestapelte Wohnblocks, die man per Briefkastenjogging mit Traktaten versorgen kann – um Menschen zu gewinnen, muss man auf der persönlichen Ebene investieren. B. Unterstützen Sie Menschen, die in den Innenstädten im christlichen Dienst stehen. Stadtzentren sind die Front, an der das Evangelium auf die stößt, die entweder an der Spitze oder aber am untersten Rand der Gesellschaft stehen. Christen, die hier leben und arbeiten, brauchen Unterstützung. C. Suchen Sie den Frieden und das Wohl der Stadt. Es ist leicht, sich in den Kokon der christlichen Gemeinde zurückzuziehen. Aber wenn wir den Bedürfnissen der Stadt Rechnung tragen, indem wir auf örtlicher Ebene und darüber hinaus eine ganzheitliche biblische Weltsicht anbieten, bringen wir zum Ausdruck, dass es ein Stadtleben gibt, das sich lohnt, und eines Tages werden wir es in seiner ganzen Fülle genießen dürfen. David Wilson gehört zur Leitung von Agape Europe, dem europäischen „Dach“ von Campus für Christus, wo er für den Bereich Studentenarbeit zuständig ist. Er ist Ire, verheiratet mit Pam, die beiden haben zwei erwachsene Söhne. Er lebte einige Jahre in Deutschland, dann in London und wohnt jetzt in Dublin. Deutsche Übersetzung von Andrea Wegener Apg. 16,9 Apg. 16,10 1. Mose 10,12 4 Jona 3,3 5 Jos. 20,1-6 6 Ps. 107,4.7 7 Ps. 127,1 8 Luk. 19,16 9 Apg. 8,1 10 Apg. 11,29; 13,2; 11,26 11 Phil. 4,15-16 12 Apg. 2,9-11, HfA 13 Apg. 19,21 14 Bakke, Ray, A Theology as Big as the City. Downers Grove: Intervarsity 1997, S. 168 15 Stark, R., Cities of God. The Real Story of How Christinanity Became an Urban Movement and Conquered Rome. New York: HarperOne 2006, S. 67 16 von Harnack, Alfred, Die Mission und die Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten. Leipzig: J.C. Hinrichs 1906, Bd. 2, S. 242 17 Als „10/40-Fenster“ bezeichnet man das Gebiet zwischen dem 10. und 40. nördlichen Breitengrad. In diesem Fenster befinden sich die meisten armen, unterprivilegierten und vom Evangelium unerreichten Menschen der Welt. 18 Hebr. 11,9-10 19 Offb. 22,1-2 20 Bakke, Ray, S. 28 1 2 3

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Wo der Bar tanz Die deutsche Hauptstadt ist laut, bunt, freundlich – und offen jede Menge Infos zu Berlin ergeben ein rundes Bild und forder

Titus meets Berlin Die Studenten der Hauptstadt im Fokus

Kalt ist es, selbst für Ende Februar. Der stürmische Wind zerstäubt den Schneeregen, so dass die Tropfen wie kalte Nadelstiche auf den roten Gesichtern zerplatzen. Blauer Himmel? Fehlanzeige. Wer jetzt in Berlin unterwegs ist, der duckt seinen Kopf so tief es geht in den Kragen oder zieht sich die Kapuze darüber. Genau das machen auch die paar jungen Leute aus Halle, die gerade am Hauptbahnhof aus dem Zug steigen.

Zwischen Urlaubern und Bankern, Schülern und Senioren fallen sie gar nicht auf. Eben eine Handvoll Leute unter tausend anderen im Bahnhofsgelände. Und doch sind sie mit einer besonderen Mission nach Berlin gekommen: Sie träumen davon, dass hier bald kein Stein mehr so auf dem anderen steht wie vorher. Nein, Johanna, Titus und die anderen sind keine Terroristen. Sie laufen nicht als Attentäter durch die Stadt, um Spuren des Hasses und der Verwüstung zu hinterlassen. Sie sind Christen, und sie sind extra nach Berlin gekommen, um dort Spuren der Liebe und Veränderung zu legen. Sie sind unterwegs zu „Campus meets Berlin“, einem Treffen von Studenten aus ganz Deutschland, initiiert von Campus für Christus. Das Ziel: neun Tage gemeinsam in Berlin verbringen, auf Gott hören, Spaß haben, an Berliner Unis das Gespräch mit anderen Studenten suchen und selber im Glauben wachsen. Begleiten wir Titus und seine Freunde durch ihre gemeinsame Zeit in Berlin. Um zu sehen, warum sie überhaupt hier sind, was sie motiviert, wo sie sich treffen und was sie tun, um Bewegung in die Hauptstadt zu bringen.

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Ohne Erwartungen, aber mit viel Hoffnung Während sie sich per U-Bahn auf den Weg zum „Haus Nazareth“ nach Steglitz machen, dem Tagungs- und für die meisten von ihnen auch Unterkunftsort, sprechen sie davon, bald die anderen Studenten aus ganz Deutschland zu treffen. Einige machen bereits Pläne für die Zeit oder reden von ihren Erwartungen. Titus nicht. Titus fährt prinzipiell ohne Erwartungen zu Konferenzen und Veranstaltungen wie dieser. Es ist eine Mischung aus Selbstschutz und Ostereiersuchen. Wer keine Erwartungen hat, wird auch nicht enttäuscht. Wer dann Gutes findet, ist eher angenehm überrascht. Natürlich hatte auch Titus vorher den Eindruck, dass es sich lohnt herzukommen. Dafür ist er, der Lehramt für Physik und Mathematik studiert hat, Pragmatiker genug. Er legt sich nur nicht gern fest, was das Ergebnis eines solchen Treffens sein sollte. Im Quartier angekommen, gibt es ein großes Hallo. Maren aus Erlangen ist genauso gekommen wie Joela aus Gießen und Lucas aus Chemnitz. Und jede Menge neue Gesichter sind dabei. Ungefähr die Hälfte kennt Titus gar nicht. Aber er weiß aus Erfahrung, dass sich das in den nächsten Tagen gründlich ändern wird: Wer zusammen in der Küche das Essen vorbereitet, in Kleingruppen betet und dann in Richtung Universität geht, um Menschen zu Jesus einzuladen, lernt sich zwangsläufig kennen – und zwar richtig gut. Aber zum Glück hat das Zeit bis morgen, denn heute sind die meisten viel zu müde.

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für Jesus. Persönliche Erfahrungen, Zahlen und n dazu heraus, auch die eigene Stadt mit neuen Augen zu sehen. Einer schnarcht immer Die Nacht im Matratzenlager mit vier angenehmen Männern und einem Schnarcher (es ist immer ein Schnarcher dabei!) war okay. Fast ausgeschlafen trifft sich Titus am nächsten Morgen mit den anderen vom Musikteam. Er ist als Keyboarder fest gebucht. Und er bringt sich gern ein. Das Musizieren hilft ihm, sich selbst auf Gott zu konzentrieren: Was hast du mit diesem Tag vor, Herr? Sarah Kloha, eine hauptamtliche Mitarbeiterin der Studentenarbeit, begrüßt die bunte Truppe aus fast vierzig Teilnehmern. Einige scharren schon ungeduldig mit den Hufen und wollen losziehen, um Berlin zu gewinnen. Sie bremst sie erst einmal und fragt nach: Wie geht es dir? Was trägst du mit dir herum? Titus beschäftigt vor allem das Bild des Schiffes, das Sarah in ihrer Einführung malt: Bist du unter vollen Segeln und kommst gut voran? Oder bist du Leck geschlagen und pumpst gerade das Wasser wieder heraus? Er merkt, dass er gerade beides erlebt. Und er genießt den offenen Austausch mit seinen Nachbarn, der ihm Mut macht. Mittags steht ein Ausflug auf dem Programm. Titus’ Exkursion geht allerdings nur ein paar Meter weit. Er freut sich auf seine Matratze und holt (schnarchfrei!) etwas Schlaf nach.

Groß und breit oder persönlich Abends steht auf dem Programm „Warum bin ich Christ?“. Natürlich weiß Titus das, genau wie alle anderen Teilnehmer. „Aber“, fragt er sich, „wie erkläre ich es so, dass es jeder versteht?“ In einer Praxisübung soll jeder seinem Nachbarn kurz erzählen, warum er Christ ist. Titus

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setzt an und will erst das erzählen, was „richtig“ ist. Was „man“ so erzählt. Er bricht ab. Und dann wird er persönlich, erzählt abseits von allen Klischees, was ihm Jesus bedeutet. Sein Gegenüber tut es ihm gleich. Und beide wissen: es war zwar etwas gestottert, aber es war echt.

Die Stilfrage Ein echter Augenöffner ist für Titus die Einheit über verschiedene Stile der Evangelisation. Was sich so technisch und theoretisch anhört, ist ihm eine Riesenhilfe. Titus weiß schon lange, dass er nicht der Konfrontations-Evangelist ist, der direkt auf andere zugeht und sie wortgewaltig zu einer Entscheidung für Jesus auffordert. Auch mit dem intellektuellen Stil wird er, obwohl Akademiker, nicht so recht warm. Er merkt, dass ihm der dienende Stil liegt: für andere da sein, ihnen helfen, ihre Not zur eigenen machen. Dabei wird Titus’ Herz warm. Er merkt: so möchte Gott mich gebrauchen. Hier in Berlin, aber auch zu Hause in Halle. Das Highlight des Tages ist der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich. Der Heilsarmee-Offizier, der als Chemnitzer Abgeordneter in den Bundestag eingezogen ist, spricht darüber, wie man ein glaubwürdiger „Zeuge“ für Jesus sein kann, sowohl als Student in Erlangen als auch als Politiker in Berlin. Frank Heinrich kann reden! Doch es ist ihm abzuspüren, dass er lebt, was er behauptet: „Wir müssen eigentlich nur so voll von Jesus sein, dass er ‚automatisch’ sichtbar wird.“ Titus denkt an die verschiedenen Evangelisationsstile und merkt: Bei ihm hat das viel damit zu tun, dass er für andere da ist, offene Ohren für sie hat. Und er ist

gespannt, welchem der 130.000 Berliner Studenten er in den nächsten Tagen sein offenes Ohr schenken kann. Bevor dieser Tag zu Ende geht, steht noch eine Aktion auf dem Programm, die eigentlich gar keine ist: Gebet am Reichstag. Die ganze Gruppe macht sich bei Minusgraden auf den Weg ins Regierungsviertel. Mit der U-Bahn in die Innenstadt, vorbei an Hollywood-Filmaufnahmen am Hotel Adlon und durch das Brandenburger Tor hindurch. Unter den kritischen Augen von Passanten und Sicherheitsbeauftragten treffen sie sich an einer der Fahnen vor dem Reichstag. Dort beten sie. Für die Regierung, für Deutschland und für Berlin. Dafür, dass Gott die Herzen der Politiker anrührt und auch die der Berliner. Es ist schon etwas Besonderes, sich mit dem scheinbaren Zentrum der Macht vor Augen an das echte Zentrum der Macht zu wenden.

Es sind immer dieselben Am nächsten Tag folgt die erste direkt missionarische Aktion: ein Einsatz an den vier Universitäten Berlins: Freie Universität, Technische Universität, Humboldt-Universität und Universität der Künste. Die Campus-Studenten teilen sich in vier Gruppen. Sie fahren mit U- und SBahn zu den verschiedenen Universitäten. Titus geht mit zur TU. Dort gibt es eine kurze Besprechung: Was tun wir? Wer betet? Wer versucht, mit Studenten ins Gespräch zu kommen? Sofort melden sich einige, die das Gespräch mit den Studenten suchen wollen. Zum Beispiel über eine Meinungsumfrage. Die übrigen gehen über das Gelände der TU und beten. Sie

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Wo der Bar tanzt „Sag Ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, deine Träume zunichte machen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben – ja vielleicht deinem Leben. Sie sind nicht Zufall. Lass dem himmlischen Vater die Freiheit, selber den Verlauf deiner Tage zu bestimmen.“ Hélder Câmara

beten für die Studenten, für das Campus-Team, für die Atmosphäre an der Uni und für all das, was ihnen auf dem Weg durch das Gelände auffällt: Plakate der Band „Unheilig“ genauso wie das Denkmal von Franz Reuleaux, der den Zusammenhang zwischen Technik und Leben erforschte. Ja, echtes Leben und Wissenschaft haben etwas miteinander zu tun. Das unterstreicht das Denkmal eindeutig. Titus ist bei den Betern. Das ist klar. Genauso wie es klar ist, dass andere unterwegs sind, um Studenten anzusprechen. Aber das ist weder peinlich noch schlimm. Es ist nur folgerichtig, dass jeder von ihnen andere Gaben hat. Titus betet. Er weiß, dass er damit den anderen den Rücken freihält, Gespräche vorbereitet, Türen öffnet. Vierzig Campus-Leute stehen 130.000 Studenten gegenüber – ohne Gebet geht da sowieso nichts…

Weiter im Takt In den nächsten Tagen geht das Programm ähnlich weiter. Intensive, praxisorientierte Schulungen wechseln sich ab mit Einsätzen an den verschiedenen Universitäten Berlins. Doch es ist nicht so, dass der Druck steigt. Der Ansatz bleibt entspannt. Die Teilnehmer von „Campus meets Berlin“ hören auf Gott. Sie probieren verschiedene Wege aus, um mit Studenten ins Gespräch zu kommen. Und sie sind ermutigt, dass Gott sie gebraucht, wie sie sind. Titus merkt: So kann ich Zeuge für Jesus sein, ohne mich zu verbiegen. Er freut sich schon auf die nächste Zeit in Halle, wo er mit den Studenten der Campusgruppe dort daran arbeiten möchte: Wie kann ich ich bleiben und trotzdem Menschen für Jesus gewinnen?

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Eine ganze Stadt für Jesus gewinnen Was hat sich nun in Berlin getan? Ist die Stadt wenigstens etwas frommer geworden? Kaum. An den 59% konfessionslosen Berlinern hat sich nichts geändert. Doch Titus denkt an einen Vers im Alten Testament: „Ist mein Wort nicht wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“ (Jer. 23,29) In einer Stadt wie Berlin zu arbeiten, hat ähnliche Qualitäten: arbeiten, ohne etwas zu sehen – jedenfalls erst einmal. Wer einen Stein zerschlagen will, macht die Erfahrung, dass er Kraft und Motivation investiert, zuschlägt – und nichts ist zu sehen. Er schlägt wieder zu, wieder und wieder. Nie sieht man auch nur einen Sprung. Aber irgendwann bricht der Stein auseinander – völlig unvermittelt, aber endgültig. Titus weiß: Das ist Berlin. Das ist Halle. Das ist jede Stadt. Scheinbar ohnmächtig stehen wir davor, beten, arbeiten, engagieren uns – so lange, bis die unüberwindlich scheinende Struktur nachgibt. Gut, dass Gott an unserer Seite ist. Als „Campus meets Berlin“ vorbei ist und Titus nach neun ereignisreichen Tagen wieder nach Hause fährt, ist das Wetter besser als auf dem Hinweg. Es ist trocken, fast warm. Immer wieder bricht die Sonne durch die Wolken. Es ist fast, als ob Gott sagt: Du hattest zwar keine Erwartungen, aber ich habe sie trotzdem erfüllt.

Wer es in Berlin schafft, schafft es überall Zu Hause in Halle überlegt sich Titus, dass er den neu gewonnenen Mut, Menschen anzusprechen und ihnen zu dienen, auf keinen Fall einfach als Erfahrung zu den Akten legen möchte. Es ist zwar erst einmal unbequem, sich auf

den Weg zu machen, doch er sagt sich: Wenn du es in Berlin kannst, kannst du es hier auch. Da er nicht allein losziehen will, fragt er Ralph, ob der Lust hat, mit an die Uni in Halle zu kommen, um Studenten auf den Glauben hin anzusprechen. Ralph zögert nicht – er ist dabei. So treffen sich die beiden von nun an regelmäßig und suchen Gespräche. Zum Beispiel mit dem „Soularium“, 50 Bildkarten, mit deren Hilfe man ganz schnell mit Studenten persönlich reden kann. Und sie erleben auch hier, dass Gott ihnen die richtigen Ansprechpartner in den Weg stellt. Wie an dem Tag, als ein Windstoß die Bildkarten auf dem ganzen Platz vor der Mensa verteilt. Auf einmal springen viele freiwillige Helfer auf und sammeln die Karten ein. Und beim Zurückgeben kommt es zu guten Gesprächen… (Fortsetzung folgt). Noch einmal: Berlin ist nach den neun Tagen im Februar und März nicht „christlicher“ geworden. Aber der Einsatz war alles andere als umsonst. 40 motivierte Studenten und CampusMitarbeiter haben für die Stadt und besonders deren Unis gebetet und Gespräche gesucht. Dabei haben sie so manchen guten Gedanken gesät, der noch aufgehen wird. Sie haben Erfahrungen und Motivation mitgenommen in ihre Heimatstadt. Und viele von ihnen sagen wie Titus: Ich komme wieder nach Berlin. Ich habe hier noch etwas zu tun. Hauke Burgarth Übrigens: auch 2011 wird es wieder so etwas wie „Campus meets Berlin“ geben, allerdings (wahrscheinlich) in München. Für alle, die gern einmal dabei sein wollen. Wir informieren.

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Titus Böhm steht Rede und A ntwort zu sich selb st.

Titus im Interview Titus Böhm ist 24 Jahre alt, hat gerade sein Lehramtsstudium (Mathematik und Physik) beendet und lebt in Halle. Er arbeitet für ein Jahr als Volontär in der dortigen Studentengruppe von Campus für Christus mit.

Titus, was bist du für ein Mensch? Einer, der im Jetzt lebt. Ich sehe, was gerade anliegt, und beschäftige mich damit. Dabei muss ich aufpassen, dass ich die Zukunft nicht zu leicht nehme und die Vergangenheit nicht aus den Augen verliere. Aber glücklicherweise ist dieser „Lebensstil“ genau das, was auch Jesus seinen Jüngern empfiehlt: „Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat.“ (Matthäus 6,34) Allerdings… so viele Lasten gibt es bei mir gar nicht. Eher so Herausforderungen oder Aufgaben, vor denen ich stehe. Wie würde dich ein guter Freund beschreiben? Als jemanden, der zuhören kann und mich verstehen will. Jemand, dem ich vertrauen kann. Du kommst aus dem frommen Erzgebirge. Wann bist du zuerst mit dem Glauben an Jesus konfrontiert worden? Durch meine Eltern, so früh es ging.

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Hat das eher Aversionen oder Begeisterung bei dir ausgelöst? Weder noch. Das war halt so… Gibt es einen Punkt in deinem Leben, wo du Gott persönlich begegnet bist? Ja, auf einer Jungscharfreizeit. Da hab ich begriffen: Titus, das hat was mit dir zu tun und ist nicht angeboren. Du musst selber eine Entscheidung treffen! Mit welchen Folgen? Ich hab mich damals mit einem Mitarbeiter getroffen und festgemacht: Jesus, ab sofort sollst du der Herr in meinem Leben sein. Ich hab zwar Ideen, Vorstellungen und Wünsche, aber nimm du das alles hin. Du hast den Plan – woher sollte ich wissen, was gut für mich ist? (Zögert.) Okay, das mit dem Plan war nicht sofort so, das ist erst später gewachsen. Wann ist das passiert? Ich schätze, dass ich damals 12 war. Ich weiß nicht mehr genau, wann die Freizeit stattgefunden hat. Hat sich daraufhin etwas in deinem Leben geändert? Vorher habe ich mir Anerkennung oft dadurch geholt, dass ich negativ aufgefallen bin. Aber damals hat Gott mir gezeigt, dass ich wertvoll bin, weil er mich liebt. Egal was andere von mir denken. Und ich kann alles, was passiert, aus Gottes Hand nehmen. Auch wenn Situationen mir mal nicht passen: Er ist mein Vater!

Was war deine beste Erfahrung, die du bisher mit Jesus gemacht hast? Ob sie die beste war, weiß ich nicht, aber vielleicht die eindrücklichste. Ich habe oft bei Jungschar- und Teenagersommerlagern als Mitarbeiter mitgemacht. In einem Jahr hatten wir das Thema „Indianer“. Jede Gruppe hatte ein richtig großes Tipi, das wir mit Holzstangen aufgebaut hatten. An einem Abend ist der Ausläufer eines Orkans über den Lagerplatz gezogen und hat da alles verwüstet. Ich war in einem kleinen Zelt und direkt neben mir ist das Tipi runtergekracht. Ich habe erst später gemerkt, dass ich nur ein paar Zentimeter neben „nicht mehr leben“ stand. Das war sehr eindrücklich und hat mir gezeigt, wie wenig ich mein Leben in der Hand habe! Aber Jesus hat eben noch etwas mit mir vor… Fällt dir das Leben als Christ leicht? Was sind deine größten Probleme damit? Ich bin gern Christ, denn ich weiß jetzt – jedenfalls so ungefähr –, was Gott will und warum ich lebe. Dabei möchte ich die Bibel so akzeptieren, wie ich sie vor mir liegen habe. Manchmal bekomme ich Probleme mit dem Wissenschaftler in mir, wenn Forscher Dinge herausfinden, die gegen das sprechen, was die Bibel sagt, gerade beim Thema Schöpfung. Sind ihre Annahmen falsch, oder warum kommen sie zu solchen Ergebnissen? Stimmen ihre Ergebnisse? Es kann ja nicht sein, dass fast jeder Wissenschaftler falsche Ergebnisse herausbekommt. Und was ist mit christlichen Wissenschaftlern, die zum Teil andere Ergebnisse bekommen?

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„Gefühle von Freiheit, das Selbstbewusstsein und seelische Erleben sind nur Phänomene neuraler Vorgänge.“ Hirnforscher Hans Flohr auf dem 3. Regensburger Symposium

Wo der Bar tanzt Kann man die Schöpfung vielleicht gar nicht er- Vielleicht einen Lokführerschein? Oder gleich forschen? eine Lok? Am besten beides im Komplettpaket, damit ich bei den drei Wünschen bleibe. Hast du schon einen Ausweg dafür gefunden? Warum bist du als Student in eine CamWie sollte ich das, wenn es nicht mal die kön- pusgruppe gegangen? nen, die sich beruflich damit beschäftigen… Ich wollte mit Christen zu tun haben und nicht Mir bleibt da nur, „einfach“ zu glauben – wie allein durchs Studium schlurfen. Das war der ein Kind. Das fällt mir nicht immer leicht. Start. Von der Vision von Campus, „Geistliche Bewegungen bauen, damit jeder Student jeStell dir vor, eine gute Fee kommt zu dir manden kennt, der für Jesus brennt“, wusste ich nach Halle und erfüllt dir drei Wünsche. am Anfang noch nichts. Das kam erst später, als Welche sind das? ich in Verantwortung reingewachsen war und Immer die Feen… Für die ersten zwei Sachen richtig mitgearbeitet habe. brauche ich schon Gott selbst: Erstens wünsche ich mir, dass die Christen in Halle sich nicht War das nicht genug? Warum engagierst in ihren Gemeinden vergraben, sondern ge- du dich jetzt noch ein Jahr lang in einem meinsam aktiv sind, damit die Stadt „leuchtet“. Volontariat bei Campus? Zweitens wünsche ich mir, dass die Menschen Ich habe viel bei Campus gelernt, bin dort regelhier mehr „Licht“ in ihre Gesichter bekom- recht aufgetaut. Und weil ich weiß, dass es noch men. Sie brauchen das! Mein letzter Wunsch mehr Leute gibt, in die Gott etwas hineingelegt muss irgendwas mit Eisenbahn zu tun haben… hat, das sie selber vielleicht noch gar nicht ken-

nen, darum bin ich dabei geblieben! Und ich erlebe, dass genau das passiert: Aus Anfängern im Glauben werden Hauskreisleiter, schüchterne Christen gehen raus und reden über den Glauben, andere übernehmen Aufgaben und blühen dabei auf – es ist fantastisch. Gibt es für dich ein Leben außerhalb von Campus? Ja, aber da hab ich meistens auch mit Christen zu tun. Das ist schade und ich hoffe, dass ich da etwas rauskomme. Ich hatte schon die Idee, mich hier bei einem Eisenbahnmuseum zu engagieren, aber bis jetzt ist noch nichts daraus geworden. Ich hab entweder zu viel zu tun oder die falsche Zeitplanung… Hast du Hobbys? Ich hab mich glaub ich schon verraten: die Eisenbahn und alles, was damit zu tun hat. Ich hab zum Beispiel von meinen Freunden einmal als Geschenk bekommen, dass ich selber eine

Die andere Seite der Uniarbeit „Das war ich nicht, das war mein Gehirn…“ 3. Regensburger Symposium des Professorenforums Ist es wissenschaftlich erwiesen – oder einfach nur bequem –, zu behaupten, dass mein Handeln das Ergebnis eines „Neuronengewitters“ im Gehirn ist, das bereits Weichen für meine Entscheidung stellt? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigten sich im März 60 Professoren und Studierende beim dreitägigen Regensburger Symposium zum Thema „Wissenschaft, Wirklichkeit, menschliches Handeln“, initiiert vom Professorenforum.

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Wissenschaftlich akkurat und gleichzeitig lebenspraktisch ging es um mehr als Neurobiologie: Im Mittelpunkt stand die Frage nach eigener Verantwortung bzw. Schuld. „Wenn sich eine Schafherde in einen ICETunnel verirrt und einen Unfall verursacht, wird nicht der Leithammel dafür verantwortlich gemacht, sondern der Schäfer, der nicht auf die Herde aufgepasst hat…“, betonte der Philosoph Peter Janich. Theologen, Strafrechtler, Mediziner, Biologen und Sprachwissenschaftler ergänzten ihre Sicht. Alle zusammen suchten und fanden den „transdisziplinären Dialog“.

„Wenn sich eine Schafherde in einen ICE-Tunnel verirrt und einen Unfall verursacht, wird nicht der Leithammel dafür verantwortlich gemacht, sondern der Schäfer, der nicht auf die Herde aufgepasst hat…“

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Berlin in Zahlen Wussten Sie schon, dass…? ... Berlin mit 3,44 Millionen Einwohnern mehr Bewohner hat als Hamburg (1,77), München (1,33) und Bielefeld (0,32) zusammen? Seine höchste Einwohnerzahl hatte es allerdings schon 1942 mit fast 4,5 Millionen Menschen.

Straßenbahn fahren durfte – ich war restlos begeistert. Außerdem mache ich gern Musik, Klavier und Gitarre. Und ich fotografiere sehr gern. Da habe ich gelernt, sehr genau hinzuschauen und nicht nur abzudrücken. Zwei Fragen zum Schluss: Was sieht dir jeder sofort an? Dass ich fast immer gute Laune habe. Was weiß (praktisch) keiner von dir? Ich sehe nicht so aus, aber ich habe einen sehr bunten Musikgeschmack: Tom Astor und Manfred Siebald oder Hillsong, zusammen mit E-Type, gewürzt mit Katra und Wolfgang Petry, das ganze mit Owl City abgeschmeckt und dann „play“ gedrückt: herrlich! Vielen Dank Das Interview führte Hauke Burgarth

Solche Wertefragen fachübergreifend und dennoch wissenschaftlich kompetent anzugehen, dafür steht das Professorenforum von Campus für Christus. Es ist damit der verlängerte Arm der Studentenarbeit, sozusagen am anderen Ende des universitären Spektrums beschäftigt. Dabei ist es immer wieder spannend, wenn unterschiedliche Fachrichtungen und erst recht Weltbilder aufeinandertreffen, wenn zum Beispiel ein Biologe mit einem Strafrechtler über den Begriff „Schuld“ diskutiert – und dann beide fragen, was die Bibel dazu sagt. Hauke Burgarth Das Professorenforum ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus, der Gott und seine Werte im akademischen Raum zur Sprache bringt. www.professorenforum.de.

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… Berlin mit ca. 1.700 Brücken wesentlich mehr davon hat als Venedig mit seinen geschätzten 444 Brücken? Die Berliner haben übrigens keine Mühe gescheut, um diese Brücken durch 180 km schiffbare Flüsse und Kanäle im Stadtgebiet miteinander zu verbinden. … in Berlin 130.000 Studenten an 4 Universitäten und 23 Hochschulen studieren? Um die 20.000 Studenten kommen aus dem Ausland. Die Arbeit von Campus für Christus ist hier mit 5 Mitarbeitern und 3 Studentenhauskreisen wieder ganz am Anfang. … 1888 in Berlin der erste deutsche Fußballclub gegründet wurde? Der BFC Germania existiert heute noch, spielt allerdings nur in der Kreisliga A. … der „Alex“, der Berliner Fernsehturm, mit 368 Metern das höchste Gebäude in Deutschland und eines der höchsten Bauwerke Europas ist? Das Prestigeprojekt der ehemaligen DDR hatte allerdings peinliche „Nebenwirkungen“. Wenn die Sonne auf seine Kugel strahlt, entsteht dort bis heute das Bild eines Kreuzes. Auch mit viel Engagement ließ sich das nicht in „Hammer und Zirkel“ umwandeln. … Berlin gar nicht so einmalig ist? Ungefähr 70 Orte weltweit heißen genauso. Die meisten liegen in den USA, einige in Südamerika, einer auch in Russland. Berlin liegt hier bei Tscheljabinskaja Oblast. … das berühmteste Gebäck Berlins ein mit Marmelade gefüllter, frittierter Hefeteig ist? Dies ist in ganz Deutschland als „Berliner“ bekannt, nur in Berlin selbst heißt es einfach „Pfannkuchen“. Das, was wir gemeinhin Pfannkuchen nennen, ist in Berlin allerdings der „Eierkuchen“.

… in Berlin laut Telefonbuch 254 Kirchen und religiöse Gemeinschaften existieren? Das sind nicht viel mehr als die über 170 Museen der Stadt. Kein Wunder: 59% der Berliner sind konfessionslos. … die erste Ampel Europas 1924 auf dem Potsdamer Platz in Betrieb genommen wurde? Heute noch steht dort ein Nachbau des Ampelturms. Ob der erste „Blitzer“ ebenfalls dort in Betrieb genommen wurde, war nicht herauszufinden. … „Berlin ist eine Reise wert“ mehr ist als ein Spruch? Mit 18,9 Millionen Übernachtungen im Jahr 2009 liegt es europäisch auf Platz 4 nach London, Paris und Rom (die allerdings im Schnitt fast doppelt so teuer sind). Die Gäste haben dabei in 726 Hotels, Pensionen und Jugendherbergen in insgesamt 109.700 Betten übernachtet. … eine „Retourkutsche“ in Berlin etwas anderes ist als im übrigen Deutschland? Es ist der Spitzname der Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Diese wurde 1806 von Napoleon nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt als Beute mitgenommen. Blücher brachte sie 1814, nach seinem Einmarsch in Paris, wieder zurück, als „Retourkutsche“. … Berlinerisch „eine Art von Nuscheln mit eigenartiger Intonation (ist), wobei der Hörer das Gesprochene kaum versteht“? Behauptet jedenfalls der Dialektologe Helmut Schönfeld. … die Geschichte der Menschheit in der Bibel zwar in einem Garten beginnt, aber in einer Stadt aufhört? Wenn wir an Berlin denken, dann ist das oft von den Schattenseiten beherrscht (hohe Schulden, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalität). Bestenfalls ist Platz für Galgenhumor à la „arm aber sexy“. Aber Gott hat eine Zukunft für diese Stadt… Diese und andere Infos finden Sie in den Weblinks auf S. 16.

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Wo der Bar tanzt

Eingerahmt von Hochhäusern: der Garten der EbenEzer-Gemeinde

Gottesdienstexperiment besondere Dekoration für eine evangelistische Veranstaltung

aia-deutschland.de – Athleten in Aktion, die Sportlerarbeit von Campus für Christus, hat ihren Sitz in Berlin. berlin.de – Das offizielle Web-Portal der Hauptstadt hält eine Vielzahl an Informationen für Touristen und Interessierte bereit. berlin-magazin.de – Unter dem Motto „Berlin für Insider“ stellt das Online-Magazin auf 3900 Seiten Aktuelles, Interessantes, Politisches und Kulturelles zusammen. cfc-berlin.org – Die Website der Studentenarbeit informiert über Termine, Treffpunkte und Aktivitäten der Gruppen von Campus für Christus in Berlin. christen-in-berlin.de – Diese Plattform zeigt ein breites Spektrum an christlichen Aktivitäten. Gut für einen Überblick über die christliche Szene in Berlin. chronik-der-mauer.de – Aus dem Stadtbild ist sie längst verschwunden, im Internet erfährt man vieles zu ihrer Geschichte und ihren Opfern. Gerade deshalb berührend, weil die Seite so informativ-nüchtern aufgemacht ist. gebet-fuer-berlin.de – Diese Dienstleistungsseiten stellen aktuelle und grundsätzliche Anliegen der Hauptstadt auf Deutsch und Englisch zum Beten zur Verfügung. gemeinsam-e1ns.de – Das ist Name und Ziel der Ehe- und Familienarbeit von Campus für Christus, die von Berlin ausgehend deutschlandweit Ehepaarwochenenden anbietet. gfberlin.de – Gemeinsam für Berlin ist eine überkonfessionelle Initiative, die alle gesellschaftlichen Bereiche Berlins mit dem Evangelium erreichen will. linguistic-corner.uni-hannover.de/_berlinisch.html – Ein Online-Wörterbuch für alle, die Berlinerisch lernen wollen, wa? luise-berlin.de – 26.566 Stichworte zur Stadt vom Luisenstädtischen Bildungsverein. Hier erfährt man all die interessanten und skurrilen Details, die Berlin liebenswert machen. ypll.de –Young Professionals Leadership Link ist so international, wie es sich anhört. Die Bewegung unter jungen Geschäftsleuten und Führungskräften hat ihren Arbeitsschwerpunkt in Berlin.

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Sie sind gefragt... STATEMENTS VON LESERN

Weblinks zu Berlin

Was tun Sie bwz. Ihre Gemeinde, um Menschen in der Stadt zu erreichen? Ich wünsche mir eine bessere Welt Ich weiß, wenn meine Welt ein Stück besser sein soll, muss zuerst ich selbst ausgeglichen sein, und statt Liebe von anderen zu fordern, selber welche geben. Ich muss also zuerst Liebe und Gnade von Gott bekommen, um dann mir und anderen ver-GEBEN zu können. Das wiederum ist die Voraussetzung, andere Menschen so annehmen zu können, wie sie sind und auch ihnen zu vergeben. Ich glaube, wenn ich mich so durch Gebet, Buße, Demut und vor allem Hingabe Gott zuwende, dann kommt etwas in Bewegung: auch in meiner Stadt. Aline K., Berlin

Experiment: jeden Tag eine gute Tat Heute bin ich bei der 156. guten Tat angekommen, aber 365 sollen es am Ende meines Experiments sein! Ich helfe meiner Oma, ihre Memoiren zu schreiben (gute Tat Nr. 154), ich stecke ein Post-it mit der Nachricht „Du bist schön!“ in einen Umkleidespind (Nr. 81) oder verschenke Bodylotions an ahnungslose Bibliothekarinnen (Nr. 4). Wie verändert sich mein Umfeld, wie verändern sich meine Beziehungen und was passiert mit mir selbst, wenn ich jeden Tag eine gute Tat vollbringe? Spannend ist es jedenfalls – siehe www.365gutetaten.de Theresa V., Mittweida Bei uns gibt’s kein pünktliches Mittagessen! Wer seine Gemeinde sonntags nach dem Segen schnell verlässt, um pünktlich um zwölf den Sonntagsbraten genießen zu können, der ist in der Eben-Ezer-Gemeinde in BerlinLichterfelde am falschen Platz. In der überschaubaren Gemeinde mit 150 Besuchern interessiert man sich für Gäste und Suchende und nimmt sie wahr – wahrscheinlich deswegen kommen sie auch gerne wieder. Dazu kommt ein missionarisches Engagement, das sich nicht auf innergemeindliche Aktionen beschränkt: das Gesprächsforum Glauben

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LEITGEDANKEN

Campus für Christus und die Städte

und Leben, Frühstückstreffen für Frauen, Gemeinsam e1ns (Familienarbeit von Campus für Christus) und anderes mehr. Die Gemeinde sieht dieses Engagement nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung – und profitiert davon, dass Interessierte dann auch zu den Gottesdiensten mitkommen, wenn Kontakte erst einmal bestehen (www.eben-ezer-berlin.de). Andreas B., Berlin-Lichterfelde Vom Spielplatz in die Kirche Die „Berliner Stadtmissionsgemeinde Frankfurter Allee“ hilft jungen Familien in der Umgebung schon seit zehn Jahren mit ihrem Projekt „Winterspielplatz“. In einem großen angemieteten Raum haben wir aus Spendenmitteln einen Indoor-Spielplatz eingerichtet und so ein kostenloses Spiel- und Begegnungsangebot für die Zeit geschaffen, wenn es auf den Spielplätzen draußen kalt und ungemütlich ist. Eltern mit kleinen Kindern finden hier einen warmen Raum mit Rutsche, Kletterturm, Spielhaus, Matten und Trampolin – und eine ruhige Couchecke und eine Tasse Tee. Wir Mitarbeiter freuen uns über Gespräche und Beziehungen, die dort mit der Zeit entstehen, zum Beispiel mit Familien, die sich zu unserem regelmäßigen Familienprogramm „Kirche, Kasper & Co“ einladen lassen – und so auf unverkrampfte Weise die gute Nachricht von Jesus hören. Heidrun B., Berlin

Und hier könnte Ihr Bericht stehen

Sie lesen sich diese Berichte durch und denken dabei: „So etwas hätte ich auch zu erzählen. Aber mich fragt ja keiner.“ Doch. Wir fragen Sie. In der nächsten Impulse wird es ums Thema „Glaubensschritte wagen“ gehen. Bitte schreiben Sie uns 2-5 Sätze darüber, was Sie persönlich oder was Sie als Gemeinde tun, um Menschen in Ihrem Umfeld zu dienen. Spektakulär oder normal, regelmäßig oder Einmal-Aktion, kostenlos oder materialintensiv – alles hat hier Platz. Bitte mailen Sie Ihren Kurzbericht bis zum 6.9. an impulse@campus-d.de. Alle Einsender erhalten als Dankeschön eine kleine Überraschung.

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IMPRESSUM Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: Impulse@Campus-D.de, Internet: www.Campus-D.de Redaktion: Ingmar Bartsch, Hauke Burgarth, Andrea Wegener, Judith Westhoff Lektorat: Elisabeth Richter Gestaltung: Claudia Dewald, Judith Westhoff Druck: Druckerei Halft, Hennef, gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise: vierteljährlich Bezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Bezugskosten für die Zeitschrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Datenverarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Volksbank Mittelhessen, Nr. 50 168 808, BLZ 513 900 00 Anzeigenverwaltung: Monika Möhlmann, Tel. (0641) 975 18-19, Monika.Möhlmann@Campus-D.de Vertrieb: Campus für Christus Abdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträgen, Illustrationen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: S. 1 Collage: Judith Westhoff, bestehend aus Fotos von: Karneval der Kulturen_christiaaane_ pixelio, Gerhard Schönborn, www. istockphoto.com ; alle anderen: Bildnachweis am Foto, privat oder Archiv. Campus für Christus versteht sich als Missionsbewegung mit den Schwerpunkten Evangelisation, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. Arbeitszweige: Studentenarbeit, Berufung leben, Mission Welt, Jesus-Projekt, Professorenforum, Internationale Studentenarbeit, Verlag, Gebet für unser Land, Crescendo, Athleten in Aktion, CrownLife, Ehe und Familie, Gottkennen.com GAiN ist der Partner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe. Missionsleitung: Clemens Schweiger (Leiter), Klaus Dewald (stellvertretender Leiter), Gerhard Triebel (Geschäftsführer) Vorstand: Jochen Detlefsen, Klaus Dewald, Bernd Edler, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Gerhard Triebel, Hartmut Unger (Vors.), Christian Vollheim. Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenänderungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich widersprochen hat. Die Deutsche Post AG geht davon aus, dass Sie mit einer Mitteilung Ihrer Adressänderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Widerspruch an die zuständigen Zustellpostämter weiterleiten.

Je kleiner die Stadt, desto größer die Studentengruppe. Das ist grob unsere Erfahrung aus 40 Jahren Studentenarbeit. Und dafür gibt es viele Gründe: In einer großen Stadt sind die Wege länger, um sich zu treffen; man begegnet sich nicht zufällig in der Mensa; die konkurrierenden Freizeitangebote sind vielfältig. So gab es zu meiner Studienzeit in München im Rahmen von Campus für Christus zwei Bibelkreise mit 10 bis 15 Personen, und wir staunten über die Gruppe in Erlangen mit bis zu 200 Personen an den offenen Abenden. Dort ging es ab. Großstädte wichtig für die Studentenarbeit Aber dürfen wir uns in unserer Bewegung auf die „leichteren“ Felder beschränken? Und werden wir uns je stark genug fühlen, die „härteren Nüsse“ zu knacken? Diesen Fragen stellten wir uns in den letzten 10 Jahren neu und entdeckten in unserer eigenen Geschichte ermutigende Beispiele. Campus für Christus begann 1967 in Berlin. Das war keine einfache Zeit. Die so genannten 68er proklamierten in plakativen Demonstrationen die Auflehnung gegen das Establishment. Wer wollte da schon von einer Umkehr zu Jesus Christus hören? Dennoch entwickelten sich in diesem Umfeld mutige Evangelisten wie der kürzlich verstorbene Bernhard Rebsch. Mit einer klaren Botschaft, leicht mitteilbaren Konzepten und einer ansteckenden Gemeinschaft fand Campus für Christus viele Anhänger und breitete sich im ganzen Land aus. Wer in einem schwierigen Umfeld bestehen kann, wird wachsen. Lausanne und Manila Der neue Blick der Studentenarbeit auf Städte wird unterstützt durch die Impulse der Lausanner Bewegung. Auf dem zweiten Kongress für Weltevangelisation 1989 in Manila wurde daran erinnert, dass wahre Mission „inkarnatorisch“ ist, sich also ganzheitlich auf die Menschen in ihrer sozialen Wirklichkeit einlässt. Folge war ein Aufruf, gemeinsam die wachsenden Städte mit ihren besonderen Herausforderungen anzugehen. Gemeinsam für Berlin Diesen Impulsen folgten europäische Leiter von Campus für Christus und luden 1996 zu einer Konsultation nach London ein. Pastoren aus Paris, Amsterdam, London und Berlin dachten darüber nach, wie sie ihre Städte mit dem Evangelium erreichen können. Wie durch ein Wunder konnten sich fünf Schlüsselpersonen aus Berlin für dieses Wochenende Zeit nehmen. Aus dieser Spurgruppe entstand 1999 ein Frühstücks- und Gebetstreffen und 2001 das Netzwerk und der Verein „Gemeinsam für Berlin“. Städtestrategie Die Strategie, sich auf große Städte zu konzentrieren, steht auf einem soliden Fundament. Wir mobilisieren Kräfte und Arbeitszweige in die Stadt hinein, weil wir nur gemeinsam etwas bewirken können. Wir erlebten, wie unser Berliner Team auf über 30 Personen wuchs. Gleichzeitig sehen wir uns nicht als Einzelkämpfer, sondern als Teil eines Netzwerkes, das die ganze Stadt mit einem ganzheitlichen Ansatz für Jesus gewinnen will. Clemens Schweiger, Missionsleiter

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INTERVIEW

Kann denn Lifestyle Sünde sein? Michael Voigt, der Leiter von „Berufung konkret“ in Chemnitz, spricht über Trends, Verunsicherung und seine ganz persönliche Berufung Vor 10 Jahren ging mir das erste Mal auf, dass ich mich nicht ausschließlich für Bibel, Seelsorge und Gemeindeaufbau interessiere. Eigentlich kein Problem, oder? Dummerweise waren es aber nicht die Themen Natur, Gesellschaft oder Gesundheit, die mich packten, sondern Dinge, die unter den Begriff Lifestyle gehören: Mode, Autos, Musik, Wohnen, Trends, Stars, Werbung und Design. „Passt das zu meinem christlichen Glauben?“, fragte ich mich. „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist…“ raunte es mir innerlich zu. Wie viele andere vor mir erlebte auch ich, wie es ist, wenn zwei Seelen in einer Brust kämpfen. Mit 33 Jahren erlitt ich einen psychischen und körperlichen Zusammenbruch, dem 10 Jahre folgten, in denen ich mit einer Art Depression zu kämpfen hatte. In dieser Zeit begann ich damit, ungesunde religiöse Verhaltensmuster abzulegen. Auf meinem Weg bin ich immer wieder auf eine Frage gestoßen: Für wen tue ich, was ich tue? Für Jesus oder Menschen? Wem diene ich denn wirklich?

„Erzählen Sie mal einem christlichen Freund, dass Sie Ihr Moped gern putzen, bis es blitzt und glänzt ... Das klingt weder geistlich noch männlich.“ 20

Erinnerungen Mit 4 Jahren bekam ich meine erste Puppe, mit 6 eine Puppenstube, weil meine Eltern meinen Wunsch respektierten, auch als Junge für etwas sorgen zu wollen. Etwas, das ich übrigens noch heute gern tue: Für meine Familie sorgen, für Freunde und Bekannte, sie beschenken mit allerlei Gutem. Sich „zu kümmern“ war immer eine Leidenschaft für mich. In meiner Grundschulzeit hab ich heimlich das Bügeleisen eingesteckt, um meine Jeans auf Bruch zu bügeln, weil das damals „in“ war. Später bin ich sonstwohin gefahren, um mir moderne Kleidung zu beschaffen. Mit 19 kam ich zur Armee an die „Mauer“. Über Dienstabläufe durften wir nichts schreiben, nichts darüber, wo wir standen, zu welchem Zeitpunkt und mit welchen

Auftrag. Alle 2 Tage schrieb ich einen Brief an meine Verlobte, die übrigens seit 27 Jahren meine Frau ist. Nur, was schreibt man da so? Eines Tages fasste ich allen Mut und schrieb ihr einen richtigen Liebesbrief. Weil ihr der echt gut gefiel, waren alle Briefe von nun an von dieser Art. Sie waren so, wie ich bin: emotional, sensibel, voller Phantasien, Träume und Bilder. Als ich Christ wurde, änderte sich einiges. Erzählen Sie mal einem christlichen Freund, dass Sie ihr Moped gern putzen, bis es blitzt und glänzt ... Hand aufs Herz, das klang damals weder geistlich noch männlich. Nur damals? Jedenfalls habe ich mich innerlich immer mehr von meiner Art entfernt. Und irgendwann ging nichts mehr. Natürlich wusste ich von der Gnade, die ich in Jesus habe, aber die Wahrheit war: Ich war nicht frei, meinem Herrn aus Freude zu dienen.

Jesus verändert und heilt Auf dem Seminar „Berufung konkret“ in Dresden wurde ich mit der Frage konfrontiert, was mich lebendig macht. Was immer das für jeden Einzelnen sein mag: Es ist sehr wahrscheinlich das, was Gott in uns hineingelegt hat, und das, womit wir ihm am Besten dienen können. Für mich war ganz schnell klar: Mit Menschen zusammen sein, ihnen Gutes tun, ihnen von der Liebe Gottes erzählen – dabei fühle ich mich lebendig. Aber durch falsche Vorstellungen, wie ein christlicher Dienst angeblich auszusehen hat, und durch einen erbarmungslosen selbst auferlegten Leistungsdruck verkümmerte diese Lebensader zusehends. Ich trieb mich an, für Jesus „zu sterben“, neu zu werden. Am Ende aber fand ich nicht die Heiligung oder was ich dafür hielt, sondern den Zusammenbruch. Es war nötig, dass ich den langen Weg durch das tiefe Tal gegangen bin. Heute versuche ich zu meiner Lifestyle-Art zu stehen und auf genau diese Art den Menschen ein Diener zu sein. Durch meine Heilung, die mir Gott in den vergangenen 15 Jahre geschenkt hat, bin ich so voller Liebe, dass ich eine große Kraft und Ausdauer in der Begleitung von Menschen habe. Meine Lebensqualität ist eine völlig neue! Heute kann ich in mir den Schöpfer erkennen. Ich

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V E R A N S TA LT U N G E N

In diesem Jahr startet das Team von „Berufung leben“ erstmalig in Chemnitz das berufsbegleitende 9-monatige Seminar „Berufung konkret“.

bei Campus fĂźr Christus

AUGUST 15.-21.8.10

stehe jetzt zu mir, zu meinen GefĂźhlen und meinen WĂźnschen. Die Liebe ist fĂźr mich der Hinweis auf einen lebendigen Glauben, nicht ob ich bereit bin, „Markenartikel“, Popstars und Mode abzulehnen.

Das kĂśnnen Sie auch erleben Es gibt nichts Neues unter der Sonne, steht in der Bibel. Das stimmt in vielerlei Hinsicht. Meine Geschichte ist nicht neu, auch wenn jeder vor Gott einzigartig ist. Menschen, die ihre Ăœberzeugungen nicht deckungsgleich bekommen mit ihren SehnsĂźchten, gibt es an jeder Ecke. Menschen, die meinen, jemand anders werden zu mĂźssen, als der, der sie sind. Menschen, die innerlich ausgezehrt sind von einem Glauben, der sie eigentlich in die Freiheit fĂźhren sollte. Ich – und viele andere mit mir – habe viel Gutes erlebt im Seminar „Berufung konkret“. So viel Gutes, dass ich nun selber mit in die Verantwortung einsteige: Abgesehen von den Kursen, die in Dresden laufen, wird es dieses Jahr erstmalig auch in Chemnitz mĂśglich sein, die nebenberufliche Schulung zu durchlaufen. Ich werde wieder dabei sein, diesmal als Leiter des Seminars. Und ich mĂśchte Sie einladen, dabei zu sein und mit mir und anderen gemeinsam ein StĂźck Weg zu gehen. Wir wollen Gott begegnen und das vielleicht noch Verborgene herausschälen. Ich freu mich auf die neuen Kontakte, die Menschen, die ich kennenlernen und die Freundschaften, die ich schlieĂ&#x;en werde. Ich weiĂ&#x;, dass sich dort einige Leben zum Besseren verändern werden, so wie sich meines zum Guten verändert hat. Sich seiner eigenen Berufung sicher zu werden und MĂśglichkeiten zu entwickeln, sie zu leben, ist einfach klasse. Probieren Sie’s aus und machen Sie mit. Michael Voigt

FuĂ&#x;ballcamp (mit Ăœbernachtung) in Illertissen Alter 10-15 Jahre, 200 â‚Ź 20.8.-5.9.10 Kick-Off ’10, Sommerprojekt fĂźr Studenten in den USA Indiana University, Indiana, 499 â‚Ź 22.-29.8.10 FuĂ&#x;ballcamp (Ăœbernachtung im Zelt) fĂźr Jungen von 10-15 Jahren, GĂźndlingen bei Freiburg, 200 â‚Ź 26.8.-5.9.10 „Reden wie Gott in Frankreich“ Anmeldung und Studentenprojekt in TaizĂŠ, 155 â‚Ź

weitere Veranstaltungen unter:

SEPTEMBER 10.-12.9.10 18.9.10

18.9.10 18.-19.9.10

www.cfc-veranstaltungen.de oder Tel. 0641-97518-0

Rhetorikkurs, Neukirchen bei Chemnitz, 60 â‚Ź Start von „Berufung konkret“ (9-monatiges nebenberufliches Seminar), Chemnitz, EinfĂźhrungspreis 150 â‚Ź (inkl. TN-Unterlagen) FĂźhrungskräftetag Berlin Orientierungstage fĂźr Leute, die sich fĂźr eine vollzeitliche Mitarbeit im Reich Gottes interessieren; GieĂ&#x;en, 19 â‚Ź

OKTOBER 2.10.10

„Zukunft sichern und gestalten“, Jahreskonferenz von CROWN Life, Bielefeld, Seminarbeitrag 95 â‚Ź 2.10.10 Start von „Berufung konkret“ 9-monatiges nebenberufliches Seminar, Dresden, 195 â‚Ź (inkl. Teilnehmerunterlagen) 4.-5.10.10 Seminar Konfliktmanagement, GieĂ&#x;en 8.-9.10.10 Referentenseminar fĂźr Ehe und Familie, Berlin fĂźr alle, deren Herz fĂźr Ehen schlägt 8.-10.10.10 Gebetsseminar „HĂśren auf Gott“ Schloss Imbshausen, Northeim 8.-20.10.10 Uganda-Projektreise: Besuch des Kinderdorfes Arche Noah mit anschlieĂ&#x;ender Safari, 1450 â‚Ź plus Flug 11.-16.10.10 Intensivkurs „Schritte in die persĂśnliche Freiheit“ mit Leiterkurs, 400 â‚Ź 28.-31.10.10 Männerfreizeit Kloster Wechselburg, Sachsen, 95 â‚Ź

Immer ein Hingucker! 20 Jahre nach der Mauer fiel der Name: Aus der „Matthäusarbeit“ wurde „Berufung leben“ Wir helfen Menschen herauszufinden, was in ihnen steckt. In einem 9-monatigen nebenberuflichen Seminar erfahren Sie mehr Ăźber Ihre Begabungen und was Gott mit Ihnen vorhat. Die Teilnehmer treffen sich zweimal im Monat. Infos & Anmeldung: #HEMNITZ BIS s 4EL $RESDEN BIS s 4EL "ERUFUNGLEBEN #AMPUS $ DE s WWW BERUFUNGLEBEN EU

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Das Hobby zum Beruf gemacht Neuseeländer Ingenieur wird Sportmissionar in Berlin

Dass er einmal als Missionar in Berlin leben wird, hat Kevin Wood nicht im Blick, als er 1992 für einen Schüleraustausch nach Köln kommt. Aber Deutschland gefällt dem Neuseeländer, und er mag die Deutschen. Nach dem Studium findet der junge Christ in München eine gute Stelle als Ingenieur, er verdient ordentlich, mag seine Kollegen, kommt gut mit seinem Chef klar und kann sich eigentlich vorstellen, in diesem Beruf langfristig zu arbeiten. „Aber die Gegend war gefährlich“, grinst Kevin: „Athleten in Aktion waren dort ganz stark, und weil ich gerne Sport treibe, bin ich auf sie aufmerksam geworden. Irgendwann hab ich meine ganze Freizeit dort investiert. Es passierte so viel Gutes und ich hatte auch noch Spaß dabei!

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F O T O S : C L A U D I A D E WA L D

MENSCH MISSIONAR

Kevin Wood weiß, er ist am richtigen Platz.

Auch Kevins Frau Lisa und die drei Kinder haben in Berlin eine neue Heimat gefunden.

Sport machen und dabei ganz natürlich auf Glaubensfragen zu sprechen kommen – Mann, das hätte ich den ganzen Tag machen können!“ Bald spricht ihn prompt ein Campus-Mitarbeiter an, ob er nicht voll bei Athleten in Aktion (AiA) einsteigen möchte. „Das hat einfach gepasst“, meint Kevin heute. „Es war keine schwere Entscheidung, auch ohne Stimme aus dem Himmel – es war einfach das Naheliegende.“ Seine Liebe zu Gott, zu Jugendlichen, zum Sport und zu Deutschland – all das kommt zusammen. Sein Chef bietet Kevin ein höheres Gehalt, merkt aber bald, dass er da nicht mithalten kann. Auch für Lisa, die er von früher her kennt „Es war keine und auf einer Hochzeit in Neuseeland wieder trifft, hat seine Entscheidung Folgen. „Wir schwere haben gemerkt, dass wir uns sehr mögen. Aber es war auch klar, dass Kevin in Deutsch- Entscheidung, land bleiben würde. Wie soll man unter solchen Umständen eine Beziehung beginnen? auch ohne Ich kannte Europa überhaupt nicht.“ Lisa Stimme kündigt kurzerhand ihre Stelle in Neuseeland und zieht für einige Monate nach Deutsch- aus dem land. Sie jobbt und sieht sich bei der Gelegenheit Deutschland an. Zum Glück für Cam- Himmel – es pus für Christus lernt Lisa nicht nur Kevin immer mehr schätzen und lieben, sondern war einfach auch das Land, in das die beiden als frischgebackenes Ehepaar nach einer Vorbereitungs- das Nahezeit in Neuseeland zurückkehren. Von acht Jahren Ehe haben die Woods sieben in ihrer liegende.“ neuen Heimat verbracht. Seit einigen Jahren leben sie in der Hauptstadt; Liam, ihr gera- Kevin Wood de geborenes drittes Kind, ist wie schon sein großer Bruder ein Berliner. Kevin hat es nie bereut, seinen Job aufgegeben zu haben. Er liebt die Arbeit unter Sportlern und ist inzwischen Leiter von Athleten in Aktion in Deutschland. „Manchmal fragen uns Menschen, warum wir als Missionare in Deutschland sind “, wundern sich Lisa und Kevin. „Dabei ist Berlin eines der am wenigsten mit dem Evangelium erreichten Gebiete überhaupt. Dabei haben wir nicht den Eindruck, ein Opfer gebracht zu haben, als wir Missionare wurden – im Gegenteil. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Gerade in Berlin gibt es unendlich viel zu tun, und wir haben großartige Möglichkeiten, Menschen auf Jesus hinzuweisen.“ Wenn er von anderen Christen hört, dass man sein Hobby doch nicht einfach zum Missionarsberuf machen kann, dann muss Kevin lachen: „Und ob das geht!“ Andrea Wegener

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IM BLICKPUNKT

Die evangelistische DVD „Leidenschaft Fußball" wurde vor und während der WM in Deutschland über 12.000 Mal verteilt, weltweit über 100.000 Mal. Viele haben dadurch zu Jesus gefunden.

„Ihr müsst sterben!“ GAiN unterstützt verfolgte Christen im Irak Jamila erzählt: „Ich lebte viele Jahre mit meiner Familie in Mosul. Eines Tages bekamen wir einen Drohbrief. Darin stand, dass wir Verräter seien, weil wir Christen sind. Sie forderten uns auf: ‚Zahlt, konvertiert zum Islam oder verlasst euer Haus!’ Sonst würden sie uns umbringen. Wir wussten, dass das keine leeren Drohungen waren. Mein Bruder war schon einmal zwei Monate von Terroristen gekidnappt und gequält worden. Wir hatten einfach nur Angst.“

Jamilas Familie entschied sich für die Flucht in den Bitte helfen Sie! Norden. Sie packten nur das Notwendigste ein, damit Global Aid Network (GAiN ihr Gehen nicht so schnell bemerkt wurde, und fuhe.V.), der humanitäre Partner von Campus für ren nach Tilkef. Dort mieteten sie sich ein Haus. EinChristus, schickt seit Beginn ziges Einkommen war die kleine Rente des Vaters, des Irakkrieges regelmäßig denn wegen der vielen Flüchtlinge war die Arbeit Hilfslieferungen und auch knapp. Inzwischen lebt die Familie in Telskopa, weil finanzielle Unterstützung die Mieten günstiger sind und Jamila dort eine Anin den Irak. Jede Spende hilft geflüchteten Christen stellung als Lehrerin gefunden hat. Ihr Haus können im Irak. sie nicht verkaufen: die Terroristen drohen, den KäuSPENDENKONTO: fer umzubringen. Global Aid Network Die Geschichte zeigt deutlich, dass es Christen im Nr. 51 55 51 55 Irak nicht nur schwer haben, sondern dass sie exisVolksbank Mittelhessen BLZ 513 900 00 tenziell bedroht sind. Sie werden erpresst, entführt www.GAiN-Germany.org. und ermordet. Der Terror herrscht vom Süden des Landes bis nach Mosul – vielen bleibt nur die Flucht. Gut, dass sie wenigstens nicht allein sind. Mitarbeiter der Partnerorganisation von GAiN im Irak kümmern sich regelmäßig um diese Familie. Sie halfen bei der Vermittlung der Arbeitsstelle, brachten regelmäßig Lebensmittelpakete vorbei und gaben auch Geld für die dringendsten Anschaffungen. Jamila freut sich: „Danke für die Hilfe. Sie zeigt uns, dass es in dieser Welt trotz allem Schlimmen, was passiert, noch gute Menschen gibt, die die Liebe von Jesus leben und weitergeben.“ Birgit Zeiss

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Mit DVDs und Fußball in Südafrika Ein Einsatz von AiA in den Townships von Pretoria Steffen und seine Freunde gehen zu den Jugendlichen, die mitten im Dorf herumlungern und fragen sie: „Lust auf ein Fußballspiel?“

Am Anfang trauen sich nur ein paar, schließlich spielen sie mit zwei großen Mannschaften und viele schauen zu. So ein Spiel haben sie noch nicht erlebt: Eine gute Mannschaft kommt extra zu ihnen, fordert sie heraus, spielt fair – und zwischendrin ist immer wieder die Rede von Jesus. Steffen Marx (33) aus Pohlheim war vom 5. bis 25. Juni in Südafrika, um Fußball zu spielen. Sein Freund Kevin Thiessen von „Athleten in Aktion“ in Kanada hatte ihn einfach gefragt, ob er mitkommen würde – Steffen wollte. Während zehntausende von Touristen zum Kap flogen, um Fußball zu sehen, kam er nach Pretoria, um zu spielen. Täglich war das 22-köpfige Team von AiA in den Townships unterwegs. Sie spielten gegen Schulmannschaften, Straßenkinder, Farmarbeiter – und suchten immer wieder das Gespräch über Jesus, verschenkten evangelistische FußballDVDs. „Die Menschen waren erstaunlich offen, und ich weiß, dass ihnen unser Besuch Hoffnung und Perspektive für ihr Leben gegeben hat. Mindestens einer möchte seitdem mit Jesus leben.“ Keines der „großen“ Spiele konnte Steffen live sehen. Trotzdem resümiert er: „Ich würde es wieder tun. Diese Erfahrungen sollte jeder Christ machen.“ Hauke Burgarth

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Postfach 100 262 35332 Gießen www.Campus-D.de

„Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“

BERNHARD REBSCH „Es ist bestimmt schon 40 Jahre her, dass ich bei Campus für Christus an einem Seminar über Evangelisation mit Bernhard Rebsch teilgenommen habe. Vieles habe ich vergessen, doch vieles habe ich bis heute so deutlich in Erinnerung, dass ich es immer noch weiß – und tue“, erzählt Winfried.

Psalm 73,28

Diese Kombination aus Wissen und Tun hätte ihn gefreut: Am 10. April starb Bernhard Rebsch (* 1. Mai 1943 in Berlin) im Alter von fast 67 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors.

Normalerweise ist ein Nachruf in der Vergangenheit abgefasst. Dieser nicht. Denn als Mitarbeiter von Campus für Christus schauen wir nicht nur zurück auf ein erfüllendes und gutes Miteinander über viele Jahre. Wir erleben die Auswirkungen von Berhard Rebschs Leben und Dienst bis heute. Wir sind stolz und froh, ihn zu kennen. Wir freuen uns aufs Wiedersehen. Und bis dahin möchten wir noch viele Menschen so begeisternd und freimütig zu einem Leben mit Jesus Christus herausfordern wie er. Die Mitarbeiter von Campus für Christus

1972 predigte Bernhard jeden Samstagvormittag vor dem Freiburger Münster inmitten des Marktgetümmels. Jeden Mitarbeiter forderte er auf, für drei Minuten auf einer leeren Kiste stehend, sein Zeugnis zu geben. Hier im Bild: Linda Karbe, Dorothea Güssow und Christa Harnisch (v.l.).

1975 redete Bernhard Rebsch in Berlin an den Universitäten zum Thema „Bergpredigt – Maßstäbe, die herausfordern.“

FOTOS RAINER HARNISCH

Während der Schulzeit findet er zum lebendigen Glauben an Jesus und brennt darauf, auch andere Menschen dafür zu gewinnen. Er wird Mitarbeiter der „Fackelträger“, aber als 1967 die deutsche Arbeit von Campus für Christus in Berlin gegründet wird, wird er „ausgeliehen“ und ist von Anfang an dabei. 1975 übernimmt er die Leitung der Kurzbibelschule und des Freizeitheims Klostermühle. Doch die Verbundenheit mit Campus bleibt. Bis 2007 ist er hier im Vorstand. 1979 kommt er auf dem Rückweg von einem Vortrag zum Thema „Man braucht Gott zum Sterben“ bei einem schweren Verkehrsunfall fast ums Leben. Er verliert ein Bein. Auch seine Eloquenz und Sprachbegabung wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen – sein missionarisches Herz und die Begeisterung für Jesus allerdings nicht.


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