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Menschen: Peter Lack schaut in die Zukunft
Peter Lack ist seit letztem Frühling neuer Direktor der Caritas Schweiz.
Wirkungsvoll, effizient, zeitgemäss
«Hoch professionell, nahe bei den Menschen und reaktionsschnell», so beschreibt Peter Lack, der neue Direktor, die Caritas Schweiz. Aber auch die Caritas muss sich den Neuerungen der Zeit anpassen und Wege finden, um in einer komplex gewordenen Welt agieren zu können.
Als Peter Lack (54) im April seine neue Stelle als Direktor der Caritas Schweiz antrat, wusste er schon viel über die Organisation. Das hohe Mass an Motivation der Mitarbeitenden und die extrem schnelle Reaktion auf eine humanitäre Katastrophe – in diesem Fall der Ukrainekrieg – beeindruckten und überraschten
ihn dann nochmals positiv. «Die Mitarbeitenden der Caritas leisten sehr viel und oft unter grossem Druck», erzählt er. «Täglich müssen sie sich neuen Herausforderungen stellen, auftauchende Probleme lösen. Sie tun dies im Bereich Armut in der Schweiz, Hunger weltweit, Einkommenssicherung oder Migration. Neu kommt die Klimagerechtigkeit hinzu. Armutsbetroffene Menschen im Globalen Süden, leiden am meisten unter dem Klimawandel. Sie sind gezwungen, sich den neuen Bedingungen anzupassen.»
Grosse Nähe im Netz
Peter Lack war vorher Direktor des Schweizerischen Samariterbundes, einer Organisation des SRK. Er hat ursprünglich Theologie studiert und absolvierte unter anderem ein Nachdiplomstudium im Management von NGOs. Seither hat er verschiedene Organisationen geleitet. Nun hat er die Aufgabe, Caritas Schweiz in die Zukunft zu führen. «Die Organisation verfügt über eine hohe Expertise in ihren Themenfeldern, und wir sind von unseren Partnern anerkannt und respektiert. Natürlich sind wir zum Teil von grossen Geldgebern wie etwa der Deza und deren Strategien abhängig. Aber auch die Unterstützung jedes Spenders und jeder Spenderin ist für uns von immenser Bedeutung.» Die Caritas sei ein dynamisches Unternehmen der Solidarität, sagt er. Bei seiner ersten Dienstreise nach Tadschikistan war er beeindruckt von der engen Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden vor Ort und denjenigen vom Hauptsitz. «Trotz geografischer und kultureller Distanz gibt es eine grosse Nähe zu unseren Vertretungen in 20 Ländern weltweit.»
Das internationale Netzwerk von Caritas ist sehr wertvoll. «Es hat uns enorm geholfen, beim Ausbruch des Ukrainekrieges so schnell reagieren zu können», erklärt er. Aber auch das Netzwerk in der Schweiz ist sehr wichtig. Die 16 Regionalen Caritas-Organisationen haben nicht nur bei der Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen eine wichtige Rolle gespielt, sondern bekämpfen zusammen mit Caritas Schweiz die steigende Armut in der Schweiz. Die Coronakrise hat sichtbar gemacht, dass viele Menschen von Armut betroffen sind oder nur knapp über der Armutsgrenze leben. Verschärft wird die Situation jetzt noch durch steigende Preise infolge des Krieges. «Mit unserer Arbeit verbessern wir die Lebensumstände vieler Menschen nachhaltig», sagt Peter Lack.
Digitaler Wandel
Was Peter Lack ebenso umtreibt, ist die digitale Transformation. Die Caritas muss sich der Zeit anpassen und diesen Wandel vorantreiben, um zukunftsfähig zu bleiben. «Die Digitalisierung wird uns über Jahre beschäftigen», meint er. «Sie hilft uns, die immer grösser werdende Komplexität zu bewältigen, unsere Kommunikation und die Zusammenarbeit über Grenzen zu vereinfachen. So können wir zusammenrücken und einen kulturellen Wandel durchlaufen. Strukturen werden flexibler und fördern die Kreativität und Verantwortung der Mitarbeitenden. Und diese brauchen wir, um unsere Aufgaben im Kampf gegen die Armut wirkungsvoll meistern zu können. Ich freue mich auf eine interessante und vielfältige Aufgabe in dieser Organisation. Und vor allem darauf, positive Veränderungen bewirken zu können.» (lf)
Für Menschen mit sehr kleinem Budget kommen bei den aktuellen Preiserhöhungen unter Druck.
Die Ärmsten trifft es mit voller Wucht
2023 wird für Menschen in der Schweiz mit tiefen Einkommen ein schwieriges Jahr. Ob Krankenkassenprämien, Lebensmittel- oder Energiepreise: Die Kosten kennen weiterhin nur eine Richtung – nach oben. Unter den Preissteigerungen haben vor allem die einkommensschwachen Haushalte zu leiden. Caritas Schweiz fordert einen Ausbau der Prämienverbilligungen sowie rasche und unbürokratische Direkthilfen.
Heute sind in der Schweiz 722 000 Menschen von Armut betroffen. Fast noch einmal so viele leben nur knapp über der Armutsgrenze. Jeder Anstieg der Ausgaben kann für sie das Abrutschen in die Armut bedeuten. Die hohe Inflation wird vor allem durch die steigenden Energie- und Treibstoffpreise angetrieben.
Die Prämienverbilligungen müssen dringend erhöht werden.
Diese Entwicklung trifft die Haushalte mit den tiefsten Einkommen im nächsten Jahr ins Mark. Sie benötigen nämlich bereits jetzt fast ihr gesamtes Einkommen zur Deckung der notwendigen Auslagen. «Diese Menschen haben daher keinerlei finanziellen Spielraum, um höhere Preise aufzufangen», betont Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz.
Massnahmen gegen eine Krise mit Ansage
Hinzu kommt der starke Anstieg der Krankenkassenprämien um durchschnittlich 6,6 Prozent, was die Menschen an der Armutsgrenze zusätzlich in Bedrängnis bringen wird. Die Caritas erachtet einen Ausbau der Prämienverbilligungen als unumgänglich. Die Haushalte mit tieferen Einkommen, die heute noch nicht oder nur zum Teil mit Prämienverbilligungen entlastet werden, sind nun dringend auf diese Unterstützung angewiesen.
Die Politik darf jetzt nicht weiter zögern und muss die Haushaltsbudgets der betroffenen Familien entlasten. «Anders als bei Corona handelt es sich hier um eine Krise mit Ansage», so Aline Masé. Caritas Schweiz fordert zudem einen angemessenen Teuerungsausgleich bei den Löhnen und den Ergänzungsleistungen sowie eine Erhöhung des Grundbedarfs für den Lebensunterhalt in der Sozialhilfe.
Schliesslich braucht es auch Direkthilfen, die allen Menschen in einer akuten Notsituation unbürokratisch und rasch zur Verfügung stehen. Die Pandemie hat gezeigt, dass die Hilfswerke hier in Ergänzung zu staatlichen Stellen eine wichtige Rolle übernehmen können. (vm)
Caritas Schweiz ist überzeugt: Eine Schweiz ohne Armut ist möglich. Bitte unterzeichnen Sie den Appell der Caritas auf www.caritas.ch/appell
Testament
Jetzt handeln!
Ab Januar 2023 tritt das revidierte Erbrecht in Kraft, welches unter anderem die Pflichtteile neu regelt. Wir empfehlen Ihnen daher, ihr Testament zu überprüfen, damit dieses nicht ganz oder teilweise ungültig wird. Sie bekommen neu mehr Spielraum, um Ihnen liebe Menschen oder gemeinnützige Organisationen zu berücksichtigen. Unser aktualisierter Leitfaden beinhaltet die neuen Regeln und weitere wichtige Informationen rund um das Thema Testament. (lf)
Mit dem Code erb23 können Sie den Leitfaden günstiger und ohne Versandkosten bestellen: shop.caritas.ch
Agenda
17. Dezember 2022
Aktion «Eine Million Sterne» Ab 16.00 Uhr in der ganzen Schweiz Orte und Informationen: einemillionsterne.ch
27. Januar 2023
Caritas-Forum
«Ungleichheit in der Schweiz»
Eventforum Bern 9.30 – 16.30 Uhr Anmeldung: caritas.ch/forum oder 041 419 22 22
Prix Caritas, 16. Juni 2023
Preisverleihung im KKL
Auskünfte und Anmeldungen per Mail an event@caritas.ch oder telefonisch 041 419 24 19
Sozialalmanach 2023
Soziale Ungleichheiten
Seit den 1980er Jahren nimmt die soziale Ungleichheit weltweit wieder zu. Diese Entwicklung hat sich mit der Finanzkrise und der Pandemie akzentuiert, auch in der Schweiz. Das Machtgefälle zwischen Kapital und Arbeit wird grösser, die Welt muss dem Diktat des Finanzsektors folgen, was sie anfälliger für Krisen macht. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse haben zugenommen. Die OECD sieht in der zunehmenden Ungleichheit eine Gefahr für die Stabilität von Gesellschaften. Welche wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Dynamiken fördern soziale Ungleichheiten. Und wie kann man dieser Entwicklung entgegenwirken? Darüber gibt der neue Sozialalmanach Auskunft. (lf)
Sozialalmanach 2023 Jahrbuch der Caritas
Preis: 36 Franken Online bestellen: shop.caritas.ch oder per E-Mail: info@caritas.ch
Solidarität kennt keine Grenzen – Lisa Hummel, Juniorin youngCaritas, Reto Schefer, Bildungsverantwortlicher youngCaritas (v. l.), mit zwei Freiwilligen auf dem Weg an die SummerUniversity.
youngCaritas Schweiz goes Italy
Zum ersten Mal nahm ich diesen September an der Summer-University von youngCaritas teil. Gerne teile ich hier meine Erfahrungen.
In der Summer-University von youngCaritas treffen sich jährlich junge engagierte Menschen aus ganz Europa. Ganz nach dem Motto «Solidarität kennt keine Grenzen» animiert diese Netzwerkarbeit junge Menschen dazu, sich für ein gerechtes Europa einzusetzen.
Mit dem Zug nach Venedig
Zusammen mit zwei Freiwilligen treten wir – zwei Mitarbeitende von Caritas Schweiz – die Reise als «Team Schweiz» an. Die Zugfahrt Venedig ist lang, doch die Vorfreude auf die kommende Woche ist grösser. Mit angeregten Gesprächen und viel Kaffee verkürzen wir uns die Zeit bis zum Ziel.
Als wir im Camp ankommen, werden wir erst mal in grosses Staunen versetzt: Ein wunderschöner Sandstrand liegt direkt vor der Haustür unserer Unterkunft. Zudem begeistert uns die Ankunft von insgesamt 40 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Luxemburg und Italien. Es kann losgehen!
Eine lehrreiche Woche zum Thema Klimakrise
Unzählige spannende Inputs erhalten wir in den nächsten paar Tagen zu verschiedenen Aspekten der Klimakrise. Fachpersonen erzählen, was Klima mit Rassismus zu tun hat oder was der Begriff Klimagerechtigkeit überhaupt bedeutet. Inspiriert vom neuen Wissen befassen wir uns auch mit interaktiven Programmpunkten: Wir machen Kunst aus Müll oder gehen in die Stadt, um mit einer lokalen Reiseleiterin über die Geschichte Venedigs zu sprechen. Am Ende der Woche haben wir viele Projektideen entwickelt, die wir in unseren Ländern umsetzen werden. Ein voller Erfolg! Mit Stockpizza am Strand lassen wir die Woche ausklingen, sind dankbar für die neu geknüpften Freundschaften und freuen uns schon aufs nächste Jahr. Danke youngCaritas für diese unvergessliche Summer-University! Lisa Hummel
Freiwillige im Pfadi-Bundeslager
Lucia Messer (26) «Für mich war eindrücklich, wie sich die Kinder und Jugendlichen inmitten des Grossanlasses auf sensible Diskussionen in unseren Workshops einliessen. Über 600 Kinder und Jugendliche haben sich im Bundeslager der Pfadi an Workshops von youngCaritas beteiligt – zum Thema «Armut in der reichen Schweiz». Vor allem unser selbstentwickeltes Brettspiel ist bei den Teilnehmenden gut angekommen.»
Lea Frey (28) «In der Woche, in der ich als Freiwillige mit youngCaritas im Bundeslager war, hat sich bestätigt, was ich schon immer an freiwilligem Engagement geschätzt habe: Ich hatte viele schöne Begegnungen und konnte Erinnerungen fürs Leben sammeln. Besonders spannend am Engagement mit youngCaritas fand ich, wie sie auf vielfältige Weise Armut bekämpfen und auch junge Leute miteinbeziehen.»