1 minute read
CopyrightbyG.Ricordi&Co./Forperusalonly
Vierte Ophelia wehrt sich nicht Wisst Ihr nicht mehr, was Ihr mir schriebt, mein Liebster?
Prinz Hamlet Was schon, du Irre – Worte, Worte, Worte.
Vierte Ophelia unter dem immer festeren Knebel immer undeutlicher Nein, mehr als das, Prinz – Zweifel, Zweifel, Zweifel: „Bezweifle du, Dass stets die Sonne kreist, Bezweifle ruhig, Dass Sterne … Feuer … sind, Bezweifle … nur,
Was wahr …, was … Lüge … heißt, Doch … zweifle nie
An meiner … Liebe, … Kind.“
Laertes donnernd, grauer König, Polonius und Prinz Hamlet stimmen ein Prügelt sie!
Sie soll sofort verprügelt werden!
Prügeln, los!
Wer zuschlägt, der hat recht auf Erden!
Rosenstern schreitet mit einem Strick zur dritten Ophelia und schlägt sie damit.
Dritte Ophelia schlägt zurück
Ihr wisst noch, wie Ihr in mich drangt, Laertes?
Laertes Hätt ich’s getan! Lacht höhnisch.
Dritte Ophelia So fühlte es sich an! Lacht
Ihr quaktet: Ahmt ihn nach „Bleibt die Nachhut eurer Neigung
Und fern dem Feuer, der Gefahr der Lust. Quakt
Ahmt ihn nach Das scheueste der Mädchen übt Verschwendung, Zeigt es auch seine Schönheit bloß dem Mond.“ Quakt, lacht ihn aus.
Polonius donnernd, Grauer König, Laertes und Prinz Hamlet stimmen ein Fesselt sie!
Sie soll gleich hier gefesselt werden!
Fesseln, los!
Nichts Ungefesseltes auf Erden!
Rosenstern schreitet mit einem Strick zur zweiten Ophelia und fesselt sie.
Zweite Ophelia ihn umarmend und küssend
Was Liebe für Euch ist, das, liebster Vater, … Polonius ruft Schweig!
Zweite Ophelia … sagtet Ihr mir ja: Ahmt ihn nach „bloß Raserei, In deren Ungestüm sie sich zerstört Und uns verleitet zu Verzweiflungstaten …“ Laertes? Mutter? Mich? Wen habt Ihr je Geliebt? Euch? Nicht mal. Von Euch die Idee!
Polonius brüllt Schweig!!
Zweite Ophelia Ausgehorcht hat mich der feine Herr Und mich belauscht. Flüstert Psst! Singt Ich gehorch nicht mehr!
Schweigen
Der graue König Genug! Genug gehört. He, Knecht!
Rosenstern Mein König?
Der graue König Lösch er das Licht.
Rosenstern Womit?
Der graue König Einem Gedanken!
Das Licht erlischt. Dunkel. Pause. Nichts mehr soll leben. Alles tot sein. Schluss! Es gibt nichts mehr! Nicht Sinn, nicht Gott, nicht Macht. Nicht Freunde, Vögel, Schnee. Niemandes Kuss. Wer weint, wer lacht, wird täglich umgebracht.
Verboten sind: Scham, Zartgefühl, Verdruss. Hiermit verfügen wir: Es herrsche Nacht!
Schweigen. Es blitzt und donnert. Kichern setzt ein, Lachen, schließlich schallendes Gelächter, das aber abrupt abbricht.
Grosser Schattenchor anschwellend im Dunkel
Verfügt sei hiermit: Es herrscht künftig Nacht!
Verboten sind: Scham, Zartgefühl, Verdruss. Wer weint, wer lacht, wird täglich umgebracht. Kein Freund, kein Vogel und kein Schnee. Kein Kuss. Es gibt nichts mehr! Nicht Sinn, nicht Gott, nicht Macht. Nichts mehr soll leben. Alles tot sein. Schluss!
Sechstes Bild
Schweigen
Prinz Hamlet.
Grosser Schattenchor.