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Zweites Leben statt Mülldeponie

Text: Philipp Lumetsberger

Der Klimawandel, Artenverlust, Rohsto knappheit und eine wachsende Weltbevölkerung erfordern ein Umdenken in der Produktion und im Konsumverhalten. Eine Möglichkeit, dem drohenden Kollaps entgegenzuwirken, stellt das Konzept der Kreislaufwirtschaft dar.

abfallrecycling sorgt für eine saubere umwelt und spart ressourcen

Restmüll

Neue Rohsto e

Recycling Design

Herstellung Wiederaufarbeitung

Die Frage wie sich der Ressourcenverbrauch reduzieren lässt und gleichzeitig der anfallende Abfall wiederverwertet werden kann, hat in der jüngsten Vergangenheit innerhalb der Gesellschaft und im politischen Diskurs deutlich an Fahrt aufgenommen und zahlreiche unterschiedliche Lösungen hervorgebracht. Eine solche ist zum Beispiel die Kreislaufwirtschaft. Sie stellt ein Gegenmodell zum aktuell vorherrschenden linearen Wirtschaftsmodell dar. Hierbei wird der Großteil der verwendeten Rohsto e nach der Nutzung in Deponien gelagert oder verbrannt.

Wiederverwertung ist unverzichtbar

Jede Verwendung von Rohsto en hat negative Auswirkungen auf unsere Umwelt: CO2 und andere Schadsto e werden freigesetzt, Flächen verbraucht und enorme Abfallmengen entstehen. Würde der Ressourcenverbrauch ungebremst weitergehen und sich nicht radikal ändern, würde die Menschheit bis zur Mitte des Jahrhunderts drei Erden brauchen, um den Bedarf decken zu können. Zahlreiche Experten sehen es daher als unerlässlich an, dass der globale Rohsto verbrauch durch die Wiederverwertung von Materialien Sammlung

reduziert werden muss, um die Klimaziele zu erreichen und die Artenvielfalt aufrecht zu erhalten.

Bereits die Umstellung des Wirtschaftssystems auf eine 50-prozentige Kreislaufwirtschaft würde Berechnungen zufolge so viele Treibhausgasemissionen einsparen, wie das weltweite Video-Streaming in fünf Jahren verursacht.

Abfallreduktion als vorrangiges Ziel

Um eine vollständige Wiederverwertung der jeweiligen Materialien zu gewährleisten, setzt das Konzept der Kreislaufwirtschaft bereits beim Design von Produkten und Werksto en an und umfasst den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen. Schlussendlich soll ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus möglichst vollständig verwertet und die in ihm enthaltenen Rohsto e zurückgewonnen werden können. Aus diesen recycelten Rohsto en sollen anschließend neue Produkte und Verpackungen entstehen. In der Praxis bedeutet dies, dass dadurch die Abfälle und der Ressourcenverbrauch auf ein Minimum reduziert werden.

Ambitionierter Aktionsplan

Im März 2020 hat die Europäische Kommission den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Mit dessen Hilfe sollen in Zukunft rechtliche Rahmenbedingungen für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen gescha en werden. Damit die einzelnen Produkte möglichst langlebig werden, wurden von Seiten der EU verschiedene Maßnahmen getro en, die die be-

(Wieder-) Verwendung, Reparatur Vertrieb

Quelle: Circular Futures

VORTEILE DER KREISLAUFWIRTSCHAFT

Weniger Ausstoß von Treibhausgasen

Natürliche Ressourcen werden geschont

Unabhängigkeit von teuren und oftmals schwankenden Rohstoffimporten

Weniger Umweltverschmutzung und Abfallvermeidung

Beschäftigungswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen

Geringere Material- und Produktionskosten für Unternehmen

Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt

Verbraucher profitieren von langlebigeren Produkten

absichtigte Verkürzung der Produktlebensdauer (Obsoleszenz) eindämmt und zusätzlich dessen Reparierbarkeit vereinfacht.

Einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft könnten zudem die Mode- und Unterhaltungselektronikbranche leisten. So werden in etwa ein Fünftel aller produzierten Kleidungsstücke kein einziges Mal getragen und eine Vielzahl an Elektronikgeräten nach zwei oder drei Jahren ausgetauscht. Hier besteht ein immenses Wiederverwertungspotenzial. Beide Branchen sind zusammengerechnet für mehr als sechs Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Darüber hinaus hat die Kommission weitere Schlüsselbereiche definiert, die für die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft von zentraler Bedeutung sind. Darunter fallen beispielsweise die Bereiche Kunststo e, Lebensmittel oder auch Verpackungen.

Verpackungen aus Plastikmüll

Im Kampf gegen den Plastikmüll und der damit einhergehenden Umweltverschmutzung hat der Kanadier David Katz mit der Plastic Bank ein Sozialunternehmen gegründet. Ihr Ziel besteht darin, den Plastikmüll in den Ozeanen zu reduzieren und gleichzeitig das Leben von Menschen in Armut zu verbessern.

In zahlreichen Ländern wie beispielsweise Ägypten, Brasilien oder Indonesien hat das Unternehmen Sammelstellen für Plastikabfall errichtet, an denen die lokale Bevölkerung das eingesammelte Plastik gegen Geld oder Sachleistungen eintauschen kann.

Das gesammelte Plastik wird anschließend wiederverwertet und zur Produktion von neuen Verpackungen verwendet. Seit dem Jahr 2017 fungiert das weltweit tätige Konsumgüterunternehmen Henkel als Partner der Plastic Bank. Seit Beginn der Partnerschaft hat Henkel mehr als 1400 Tonnen des recycelten Plastiks zur Herstellung neuer Verpackungen verwendet. Darüber hinaus unterstützt der globale Konzern die Organisation beim Aufbau von Lieferketten, um den Plastikmüll noch e zienter in die Wertschöpfungskette integrieren zu können.

das unternehmen Henkel unterstützt die Organisation „Plastic Bank“ beim Kampf gegen Plastikmüll

Verzicht auf Kunststo

Gemäß den Vorschriften des EU-Aktionsplans sollen sämtliche Verpackungen, die in den Mitgliedsstaaten verwendet werden, bis zum Jahr 2030 wiederverwend- oder vollständig recycelbar sein.

Auch in der Lebensmittelindustrie ist deshalb ein klarer Trend hin zu recycelbaren Verpackungen erkennbar. Zusätzlich versuchen immer mehr Hersteller – wenn möglich - auf Plastik zu verzichten. Stattdessen werden Lebensmittel immer öfter in Papier verpackt oder landen sogar ohne Verpackung im Supermarkt.

Das am Rande der Lüneburger Heide (Niedersachsen) ansässige Bio-Unternehmen Bohlsener Mühle setzt beispielsweise bei der Verpackung seiner Bio-Getreidekörner, Flocken und Mehle auf Papier. Das dafür notwendige Material stammt aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft und kann nach Benutzung ins Altpapier. Bei Keksen und Snacks, deren Lagerung anspruchsvoller ist, werden kreislauffähige und recycelbare Einstofffolien verwendet. Dabei wird allerdings darauf geachtet, die Materialstärke so dünn wie möglich zu halten, um Ressourcen zu schonen. So konnte 2021 laut Bohlsener Mühle mehr als ein Drittel an Kunststo eingespart werden.

Im Einklang mit der Natur

ein einzigartiges geschmackserlebnis

Seit 1742 wird Staatl. Fachingen für seinen Geschmack und seine außergewöhnliche Mineralisierung geschätzt. Aber nicht nur die Qualität des Wassers und die Zufriedenheit der Kunden, sondern auch der Umweltschutz sind dem in Fachingen (Rheinland-Pfalz) ansässigen Unternehmen ein wichtiges Anliegen.

Staatl. Fachingen investiert seit Jahren kontinuierlich in Umweltschutzmaßnahmen und konnte so den CO2-Fußabdruck fortwährend reduzieren. Seit dem Jahr 2020 ist das Unternehmen deshalb klimaneutral. Jene Treibhausgasemissionen, die sich noch nicht vermeiden lassen, werden in Kooperation mit ClimatePartner durch die Förderung eines Trinkwasserprojekts in Madagaskar ausgeglichen.

Dank eines ausgeklügelten Recycling-Systems erreicht Staatl. Fachingen eine Wiederverwertungs-Quote von beinahe 100 Prozent bei Verschlüssen, Etiketten, Glasfl aschen und Transportkisten. Letztere werden, wenn sie unbrauchbar sind, geschreddert und bilden das Rohmaterial für neue Kisten.

Mit der Inbetriebnahme einer neuen, über drei Geschoße verlaufenden Abfüllanlage im Frühjahr 2018 hat Staatl. Fachingen branchenweit neue Maßstäbe in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Energieeinsparung gesetzt.

Seit 2003 werden für die Abfüllung nur Mehrweg-Glasfl aschen mit einem unverwechselbaren Design genutzt. Bis zu 50 Mal werden die Flaschen wiederverwendet, bevor sie recycelt werden. Die weltweit einzigartige Flaschenreinigungsmaschine für die Mehrwegfl aschen verfügt über eine Gasdirektbefeuerung, wodurch über 30 Prozent Energie eingespart werden. Die Wärmerückgewinnung speist zugleich das Brauchwasser der Kastenreinigung. Außerdem konnte durch die neue Reinigungsanlage der Gas- und Trinkwasserverbrauch erheblich reduziert werden. Darüber hinaus stammt der für den Betrieb notwendige Strom zu 100 Prozent aus deutschen Wasserkraftwerken.

Ressourceneinsparungen

Stromverbrauch:

21,2 kWh/1000 Fllg. (-18,6 %*)

Gasverbrauch:

34,6 kWh/1000 Fllg. (-36,0 %*)

Trinkwasserverbrauch:

0,40 L/Fllg. (-48,1 %*)

www.nachhaltigkeit.fachingen.de

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