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Züchter stellen ihre Tiere aus

Ergebnis zu Umfrage noch offen

Mehrere Anträge gestellt

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Sonntag, den 8. Dezember 2013 • Nr. 49/34. Jahrgang Mühlenstraße 8 A, 29221 Celle, Telefon (0 51 41) 92 43-0

Nach Vorfällen von gerissenen Schafen und Dammwild

Wie viele Wölfe verträgt unser natürliches Umfeld? CELLE (ram). Der Wolf ist zurück - die Tierschützer jubeln. Doch viele Menschen sind eher skeptisch, weil sich in den Wäldern wieder Raubtiere herumtreiben. Nach mehreren Vorfällen, bei denen Tiere gerissen wurden, besteht die berechtigte Fragen, ob hier nicht präventive Maßnahmen notwendig sind. Nachdem in den vergangenen Monaten immer häufiger Berichte über Wolfsrisse in der Region bekannt wurden - in Meißendorf wurden acht Schafe und bei Altensalzkoth zehn Dammwildtiere gerissen - und eine zunehmende Bedrohung der Nutztiere im Außenbereich zu erwarten ist, reichte der Celler CDU-Landtagsabgeordnete Ernst-Ingolf Angermann jetzt eine schriftliche Anfrage im Landtag in Hannover ein. Bereits nach dem Vorfall in Meißendorf im September hatte Angermann die Landesregie-

rung gefragt, wie die Verluste der Tierhalter zukünftig entschädigt werden. Durch die häufigen Zwischenfälle muss eine schnelle Lösung für die Tierhalter im ländlichen Raum gefunden werden, fordert er. Der Abgeordnete befragte die Landesregierung hinsichtlich der allgemeinen Schutzmaßnahmen für Nutztiere vor Wolfsübergriffen, ebenso wie zu Soforthilfen für die Halter nach Angriffen und der finanziellen Unterstützung für Präventivmaßnahmen zum Schutz des Viehs.

Im Landkreis Celle sind immer mehr Wölfe unterwegs.

Da mit einer jährlich steigenden Population und somit einer flächendeckenden Verbreitung des Wolfs in der Region zu rechnen ist, muss allerdings auch über Lösungen im Zusammenhang mit Beeinträchtigungen der natürlichen und gesellschaftlichen Umgebung nachgedacht werden. Deswegen wird in der Anfrage Angermanns auch nach dem zukünftigen grundsätzlichen Umgang der niedersächsischen Landesregierung mit Wolfsansiedlungen und den daraus resultierenden Konsequenzen für die

Foto: privat

Menschen und Nutztierhalter gefragt. „Letztlich muss der Schutz der Menschen wie auch Nutztiere gesichert sein“, sagte Angermann und fügte hinzu: „Mit Sorge sehe ich die weitere Entwicklung. Ein Raubtier ohne natürliche Feinde wird sich ungehindert weiter vermehren. In absehbarer Zeit werden wir uns voraussichtlich die Frage stellen müssen, wie viele Wölfe verträgt unser natürliches und gesellschaftliches Umfeld.“ Eine Antwort der Landesregierung auf die schriftliche Anfrage soll noch vor Weihnachten erfolgen. „Ich begrüße, dass der Landtagsabgeordnete Angermann diesen Vorstoß gemacht hat, um zu erfahren, was unsere Landesregierung für Vorstellungen hat, wie es weitergehen soll“, erklärt Hans Knoop, Kreisjägermeister des Landkreises Celle. Seiner Meinung nach müssten die Forderungen nach präventiven Maßnahmen nicht von den Jägern, sondern von der ländlichen Bevölkerung an die Politik erfolgen. „Wir müssen auch mehr Aufklärung betreiben“, erklärt der Kreisjägermeister. Dazu beitragen soll unter anderem, dass die Jägerschaft nun ein Monitoring, also die systematische Erfassung, Beobachtung und Überwachung des Wolfes vornehme. „Ich halte es für gut, dass das Monitoring von der Jägerschaft gemacht wird, denn dann haben wir eigene Zahlen“, erklärt er. In der Lausitz beispielsweise mache dies der NABU, der aber nicht mit den Zahlen herausrücke. Dort würden fremde Leute in den Revieren herumlaufen und Kontrollen machen, aber die Revierinhaber wüssten von den Ergebnissen nichts. „Deshalb ist es für uns besser, wenn wir das selber machen“, meint Knoop.

Könnte ein harmloser Spaziergang durch den Wald bald gefährlich werden? Foto: Albrecht E. Arnold/pixelio.de Es ist sehr schwer den Nachweis für einen Wolf zu führen. Für Niedersachsen können laut Landesjägerschaft in acht Regionen Wölfe bestätigt werden. Unter anderem ist auf dem Truppenübungsplatz Munster seit Juli 2012 eine Wolfsfamilie ansässig. Nachdem im Jahr 2012 drei Welpen nachgewiesen werden konnten, sind es in diesem Jahr sieben Welpen. Ein weiteres Wolfsrudel mit mindestens vier Welpen ist mittlerweile auf dem Truppenübungsplatz Bergen nachgewiesen. Wolfsrudel leben in festen Revieren, die sowohl gegen andere Rudel als auch gegen einzelne Artgenossen abgegrenzt und verteidigt werden. Die Größe solch eines Reviers wird durch die Größe und die Zahl der Beutetiere bestimmt. Die Größe eines Wolfsreviers kann bis zu 350 Quadratkilometer betragen. Die Wölfe durchwandern regelmäßig ihr Revier und können bis zu 50 Kilometer pro Tag zurücklegen. Für die Wölfe aus Munster und Bergen liegt damit die Stadt Celle praktisch vor ihrer Haustür. Wenn ein Wolf jagt, dann versucht er sich den Beutetieren

unbemerkt bis auf geringe Distanz zu nähern. Die fliehenden Tiere werden oft nur wenige Dutzend Meter weit mit hoher Geschwindigkeit verfolgt. Gelingt es dem Wolf nicht, die Beute zu erreichen, bricht er die Jagd ab. Hier liegt nun aber eine weitere Gefahr für den Menschen, denn die Tiere befinden sich weiterhin in wilder Flucht. Es gibt Meldungen aus dem Landkreis Celle, dass unter anderem Rotwild ein Rudel bildete und am helllichten Tage aus dem Wald lief und mit einem Mal vor einem Dorf oder einer Bundesstraße stand - mit den entsprechenden Gefahren für die Autofahrer. Diese Vorfälle, sowie die von Wölfen gerissenen Tiere müssen für die Politik doch Anlass genug sein, sich endlich Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen. Auch der Tierschutz, so wichtig er ist, muss seine Grenzen haben. Gerade Tierschützer sollten zwischen Nutzen des Wolfes und Leid der Opfertiere unterscheiden und abwägen können. Was meinen unsere Leser zu dem Thema? Schreiben Sie uns!


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