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FOLKLORE
INHALTSVERZEICHNIS 1. EINFÜHRUNG......................................................................................5 2. AUSSTELLUNGSVERLAUF...................................................................7 3. LISTE DER PRÄSENTIERTEN KÜNSTLER...........................................23 4. KATALOG DER AUSSTELLUNG...........................................................24 5. BEGLEITPROGRAMM.........................................................................25 6. JUNGES PUBLIKUM..........................................................................28 7. PARTNER...........................................................................................29 8. BILDMATERIAL FÜR PRESSEVERTRETER..........................................33
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FOLKLORE
Paul Sérusier, La guirlande de roses, 1898 Huile sur toile, 194 × 175 cm. Genève, Association des Amis du Petit Palais. © akg-images
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1. EINFÜHRUNG FOLKLORE 21. März 2020 bis 21. September 2020 GALERIE 2
Wer weiß, dass Wassily Kandinsky seine Karriere als Ethnograph in Russland begann? Dass Constantin Brâncuşis Urgroßvater in Rumänien traditionelle Holzkirchen baute? Dass die abstrakte Malerei Natalia Gontscharowas von spanischen Kostümen inspiriert war? Dass Joseph Beuys erklärte, in Folklore ein Instrument des Verstehens für die Zukunft zu sehen oder das von Marcel Broodthaers geleitete Museum für Moderne Kunst, Abteilung Adler, eine „Folkoreabteilung“ hatte?
parallel dazu–insbesondere dank der Bestände des Mucem, Erbin des Musée National des Arts et Traditions Populaires–die Erfindung und allmähliche Institutionalisierung einer Disziplin offenbart. Die Definition von Folklore war und ist mit hitzigen Debatten verbunden: Der Begriff, der Mitte des 19. Jahrhunderts in England geprägt wurde, bedeutet wörtlich „Wissen des Volkes“. Aufgrund des Amateurismus von oft selbsternannten Spezialisten oder weil er zu ideologischen Zwecken missbraucht wird, befeuert er in intellektuellen und wissenschaftlichen Kreisen leidenschaftlich ausgetragene Auseinandersetzungen, was bisweilen dazu führt, dass Folkloristen als Künstler betrachtet werden, und umgekehrt.
Die mit Tradition gleichgestellte und somit scheinbar im Widerspruch zu Avantgarde stehende Folklore durchdringt als ständiger Gegenstand von Kontroversen auf unterschiedliche Weise ganze Segmente der Moderne und des zeitgenössischen Kunstschaffens. Fern des Klischees einer überholten und künstlichen Verankerung in der Vergangenheit haben Künstler in ihr, auch in ihren immateriellen Manifestationen, eine Inspirationsquelle, eine regenerierende Kraft, aber ebenfalls einen Gegenstand der kritischen Analyse und des Disputs gefunden.
Die Ausstellung beginnt mit dem Phantasiegebilde einer Herkunftssuche, der Anziehungskraft einer „inneren Exotik“ oder vermeintlicher archaischer Überreste, die Ende des 19. Jahrhunderts für Paul Gauguin, Paul Sérusier und die Nabis in der Bretagne prägend waren, Wassily Kandinsky und Gabriele Münter beschäftigten, als sie sich in Bayern niederließen, und auch bei Constantin Brâncuşi mit Einflüssen der handwerklichen Traditionen seines Heimatlandes Spuren hinterließen. Rasch werden die Paradoxien eines Bereichs deutlich, der nicht selten mit nationalistischen Parolen in Verbindung gebracht oder im politischen Diskurs instrumentalisiert wird– diese Spannungen nehmen einen zentralen Platz in Werken von KünstlerInnen wie Jimmie Durham, Valentin Carron, Melanie Manchot und Amy O’Neill ein.
Von den Anfängen der modernen Kunst bis zur Gegenwartskunst zeigt diese Ausstellung, die vom Centre Pompidou-Metz in Zusammenarbeit mit dem Mucem (Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, Marseille) konzipiert wurde, die manchmal ambivalenten Beziehungen auf, die Künstler zur Folklore unterhalten und von der formalen Entlehnung bis zur Nachahmung einer Methode, von der Faszination bis zur kritischen Ironie reichen. Die Ausstellung Folklore, die sich im Wesentlichen auf eine europäische Definition und Geschichte dieses Begriffs konzentriert, bietet auch eine Begegnung von Kunstgeschichte und Geschichte der Geisteswissenschaften an, da sie
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Kuratoren : Jean-Marie Gallais et Marie-Charlotte Calafat.
Die Ausstellung setzt sich mit einer Folklore fort, die für Künstler auch einen Pool an Formen und ein unerschöpfliches Repertoire an Motiven und Techniken darstellt und zur Erneuerung des Wortschatzes der bildenden Kunst beigetragen hat, wie unter anderem die Arbeiten aus Werkstätten des Bauhaus, von Sophie Taeuber-Arp oder auch die Gemälde von Natalia Gontscharowa zeigen. Diese formale Neuaneignung darf jedoch nicht vergessen lassen, dass diese Motive und Symbole gelegentlich eine hintergründige Sprachebene bergen: Wie einige volkstümliche Ausdrücke, haben auch Werke von Július Koller oder Endri Dani eine subversive Dimension.
Jean-Marie Gallais, Kunsthistoriker und Kurator, leitet seit 2016 die Programmabteilung des Centre Pompidou-Metz. Dort kuratierte er die Ausstellungen Die Nacht Malen im Jahr 2018 und Lee Ufan. Die Zeit Bewohnen im Jahr 2019. Seit seinem Studium gilt sein besonderes Interesse den Verbindungen zwischen Kunst und Folklore, denen er mehrere Artikel und Vortragsreihen gewidmet hat. Marie-Charlotte Calafat ist Kustodin für Kulturerbe, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Sammlungen und dokumentarische Ressourcen und Leiterin des Sektors Geschichte des Mucem. Dort war sie Co-Kuratorin der Ausstellungen Zweisprachiges Dokument, Fotoroman im Jahr 2017 und Georges Henri Rivière. Sehen Ist Verstehen im Jahr 2018.
Der Begriff ‚‚Folklore“ ist zutiefst mit der immateriellen und mündlichen Überlieferung verbunden: Dialekte, Sprichwörter, Musik, Tänze, Riten und Überzeugungen, Aberglauben, Phantasiewesen. Viele Künstler der Nachkriegszeit, darunter Joseph Beuys oder Constant, später auch Michel Aubry oder Susan Hiller, interessierte nicht der materielle, sondern vor allem der konzeptuelle Inhalt der Folklore, der auch im Mittelpunkt der Ausstellung steht. Als in den 1970er Jahren in der internationalen Kunstszene die anthropologische Dimension der Kunst in den Vordergrund rückte, bedienten sich einige Künstler der von den Ethnologen entwickelten Methoden des Nachforschens und Sammelns, der Klassifizierung und der Rekonstitution und gingen fasziniert der neuen Museographie des Alltags nach, wovon Marcel Broodthaers, Raymond Hains und Claudio Costa, sowie als Vertreter der jüngeren Generation Jeremy Deller und Alan Kane, Pierre Fisher und Justin Meekel zeugen, die in diesem Abschnitt Modell sitzen für das Porträt der „Künstler als Folkloristen“. Schließlich untersucht die Ausstellung im Zeitalter der vereinheitlichenden Globalisierung, in dem eigens für die Tourismusindustrie geschaffene Folkloren fortbestehen, die paradoxalen „neuen Geographien der Folklore“, die sich wie Populationen und zusammen mit ihnen durch die Welt bewegen und von Künstlern neu betrachtet oder gar neu erfunden werden: Bertille Bak, Corentin Grossmann, Pierre Huyghe, Johanna Kandl… Die Ausstellungen Folklore, die zwischen 2020, dem Jahr des 10-jährigen Jubiläums des Centre Pompidou-Metz, und 2021 in Metz und Mucem in Marseille gezeigt wird, ist mit einem die Jahreszeiten durchziehenden Begleitprogramm aus Konzerten, Vorführungen und Aufführungen verbunden, das die in vielen Folkloren gefeierten Zyklen der Natur widerspiegelt.
Meret Oppenheim (coussin d’assise : Lilly Keller), Läbchuechegluschti [Le monstre du pain d’épices], 1967 Velours, bois, laine, 92,8 x 44 x 38,7cm Berne, Kunstmuseum Bern © Adagp, Paris 2020 ; photo Kunstmuseum Bern
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2. AUSSTELLUNGSVERLAUF
Die von Pascal Rodriguez (Moderne Paare, Die Nacht Malen im Centre Pompidou-Metz, Vorgeschichte im Centre Pompidou …) entworfene Szenografie der Ausstellung wählt als Ausgangspunkt ein Kreuz- beziehungsweise Kreuzungs-Motiv. So finden sich in jedem Bereich ein oder mehrere Verbindungskreuze, die die Überlagerung und Gegenüberstellung verschiedener Welten erlauben.
Übergang von Bereich zu Bereich. Bereits außen vor der Ausstellungsgalerie wird der Besucher durch eine Reihe Banner von Ed Hall empfangen. Der gelernte Architekt Ed Hall fertigt seit den 1980er Jahren von Hand Banner und Banderolen für verschiedene Gewerkschaften und Verbände an. Dafür geschaffen, als Zeichen des Protests oder der Forderung in den Straßen zu erscheinen, sind sie seit 2005 Teil des Folk Archive der Künstler Jeremy Deller und Alan Kane, die mit ihrer Bestandsaufnahme von zeitgenössischen volkstümlichen Ausdrucksformen möglichen neuen Definitionen der Folklore den Weg bereiten. Als sichtbares Zeichen einer lebendigen und aktuellen Folklore laden diese spektakulären Banner den Besucher ein, in die Ausstellung zu gehen.
Die in ein ziemlich dunkles Ambiente getauchte Ausstellung vereint künstler- oder themenspezifische Ensembles, die manchmal bewusst sehr dicht gestaltet sind. Manche Bilderleisten erinnern bewusst an die Wände von Künstlerateliers, allen voran an diejenigen von Kandinsky und Münter, die voller Anklänge an die Folklore und Volkskunst waren. Zudem erforderten Installationen oder Videos besondere Anordnungen und schaffen auf diese Weise einen rhythmischen
IN KOOPERATION MIT ESAL Der erste Saal widmet sich – einer einleitenden Schleusenkammer gleich – der verzwickten Frage nach den Definitionen, denen sich der Begriff „Folklore“ noch immer zu entziehen scheint. Die konzeptionelle Gestaltung dieses Saals, ausgehend von Werken über die Folklore, die in der früheren Bibliothek des Musée national des Arts et Traditions populaires aufbewahrt wurden, ist eine Schöpfung von Camille Bauer, die im
vierten Jahr an der École supérieure d'art de Lorraine — Standort Metz, Option Kommunikation, im Rahmen des Programms EXTRA-TEXTE— innerhalb einer Forschergruppe studiert, die sich aus den Studentinnen Camille Bauer, Alice Cirendini, Mathilde Godard und Nesma Saïdoune zusammensetzt und von den Dozenten Elamine Maecha, Christina Poth und Claire Tenu betreut wird.
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ABSCHNITT 1: EINE SUCHE NACH DEN URSPRÜNGEN? Auf der Suche nach den Spuren der Vergangenheit wandten sich viele Künstler ab dem 19. Jahrhundert folkloristischen Ausdrucksformen zu, sowohl in ihren Heimatregionen, die sie oft verlassen hatten, oder in Regionen, die sie auf Reisen erkundeten. Paul Gauguin, Paul Sérusier und die Künstlergruppe der Nabis suchten in der Bretagne Mystizismus, während Wassily Kandinsky in der russischen Provinz Wologda Nachforschungen anstellte, Volkskunst sammelte und mit Gabriele Münter und der Gruppe des Blauen Reiters bayerische Traditionen sondierte, und Constantin Brâncuşi, Mihai Olos und Mircea Cantor mit Holz und den rumänischen Mythen der Kleinen Walachei arbeiteten. Wie der ‚‚Primitivismus‘‘ scheint auch die Folklore dem Akademismus entgegen zu wirken und entwickelt sich zu einer fruchtbaren Inspirationsquelle für die Erneuerung der Kunst der Moderne. Mit ihr geben sich die Künstler der Illusion hin, eine tief verborgene, weder von Industrialisierung noch den vorherrschenden gesellschaftlichen und kulturellen Konventionen verzerrte Vergangenheit zu berühren. Diese Wahrnehmung der Folklore als Überrest eines archaischen und spontanen Zustands der Gesellschaft ist fest in der Geschichte dieser Disziplin verwurzelt.
Der Nabi mit Holzschuhen Paul Sérusier und die Bretagne Paul Sérusier entdeckte die Bretagne 1888 während eines Aufenthalts in Pont-Aven, bereits damals eine berühmte Künstlerkolonie, wo er Paul Gauguin kennenlernte. Im darauffolgenden Jahr ziehen sich die beiden Künstler nach Le Pouldou, ein weniger touristisches Dorf, zurück. Sérusier, der auch den legendären Wald von Huelgoat erkundete, ließ sich später in Châteauneuf-du-Faou nieder. Mit seinen Freunden der Künstlerbewegung der Nabi (Prophet auf Hebräisch) geht er in den bretonischen Landschaften wie auch in den Gesichtern, Kostümen und Bräuchen dem Mythos einer Region der Traditionen und des Aberglaubens nach, deren ursprünglicher Charakter einen Nährboden für die Erneuerung der Kunst bildet. Die dem Primitiven gleichgestellte Folklore ist ein wiederkehrendes Element. Sérusier ging gar so weit, durch die Vereinigung verschiedener kultureller Bezugspunkte in seiner Malerei, die sich gegen Ende des Jahrhunderts verstärkt der Spiritualität zuwandte, Riten zu erfinden.
Paul Sérusier, Le Feu dehors ou les Mammau ou Mammen, 1893 Huile sur toile, 73 x 92,4 cm Collection particulière | Dépôt au musée de Pont-Aven © photo Bernard Galéron
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und orthodoxe Ornamente verbinden, sind von Figuren bevölkert, die Kopfschmuck und Trachten tragen und von denen manche zum Klang alter Instrumente tanzen. Oft bergen sie Elemente des Fabelhaften, wie Ritter oder Drachen.
Die volkstümlichen Ursprünge der Abstraktion Wassily Kandinsky und Gabriele Münter — von Russland nach Bayern 1889 nahm der junge Jura- und Wirtschaftsstudent Wassily Kandinsky an einer ethnographischen Expedition in die Provinz Wologda im Nordwesten des russischen Reiches teil. Die Entdeckung der volkstümlichen Ausdrucksformen der Komi – oder Syrjanen – hinterließ bei ihm einen tiefen Eindruck. Sowohl mit seinen ersten figurativen Werken als auch mit den Abstraktionen versuchte er, diese Empfindungen erneut heraufzubeschwören. Als der Maler und seine Frau Gabriele Münter 1908 ins bayerische Murnau zogen, prägte ihre Begeisterung für volkstümliche Gegenstände, Themen und Techniken auch ihr Zuhause mit einem Nebeneinander von Skulpturen und Spielzeug, Hinterglasmalereien, Drucken und Ikonen. Auch andere Künstler der Gruppe der Blauer Reiter teilten dieses Interesse an Volkskunst und Folklore, die als Sinnbilder der Inspiration und Spontaneität galten.
Russisches Spielzeug (Beschilderung für die Exponatgruppe)
Jouet (femme), Dymkovo, Kirov (ancienne Viatka), Russie, 2e moitié du XXe siècle Argile modelée et peinte, 10 x 5,3 x 5,3 cm Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photo © Mucem / Yves Inchierman
Die Sammlung von Egor Pokrovskij hat dem Interesse von Wissenschaftlern und Künstlern an russischem Spielzeug den Weg bereitet. Pokrovskij, Kinderarzt am Moskauer SophiaKinderkrankenhaus, sammelte Gegenstände, die mit der Kindheit in Russland zu tun haben. Er präsentierte sie 1879 bei der AnthropologieAusstellung in Moskau im Ausstellungsabschnitt „Sammlung über die Grundschulbildung von Kindern verschiedener Völker“ sowie erneut 1889, bei der Pariser Weltausstellung. Dem Pariser Völkerkundemuseum des Trocadéro schenkte er einhundertneunundzwanzig Exponate. Zur gleichen Zeit wurde in Paris die Sammlung von Nathalie Ehrenbourg gezeigt, die der Kunstwelt nahestand und im Salon d’Automne 1913 die Ausstellung „Russische Volkskunst in Bildern, Spielzeug und Lebkuchen“ kuratierte.
Vassily Kandinsky, Lied [Chanson], 1906 Tempera sur carton glacé, 49 x 66 cm Paris, Centre Pompidou, Musée national d’art moderne © Centre Pompidou, MNAM-CCI / Georges Meguerditchian / dist. RMN-GP
Wassily Kandinsky, der damals bereits in Deutschland lebte, inspirierte sich für eine Serie von Holzschnitten mit dem Titel Poesie ohne Worte in den frühen 1900er Jahren an den Lubki genannten russischen Volksbilderbogen. Diese Stiche, die eine ästhetische Idealisierung der Vergangenheit, Zauberwelten sowie heidnische
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Pasarea Maiastra
Der Bauer aus den Karpaten? Constantin Brancusi und Rumänien
Der Pasărea Măiastră, ein mythischer Vogel aus alten Erzählungen (in mehrerlei Hinsicht mit dem 1910 durch Igor Stravinsky zu Berühmtheit gelangten Feuervorgel vergleichbar), ist für Brâncuşi ein zentrales Motiv, das er immer wieder aufgreift und weiter verfeinert. Die hier gezeigte Skulptur gehörte dem Fotografen Edward Steichen, einem engen Freund und Unterstützer des Bildhauers. Er hatte sie im Pariser Herbstsalon 1911 gekauft und auf einer hohen Säule seines Gartens in Voulangis, wo er später die Endlose Säule installierte, gestellt. Dies erinnert auch an die Darstellung der Seelen der Verstorbenen auf einigen rumänischen Grabstelen.
Der in der Kleinen Walachei geborene Constantin Brâncuşi kann als Erbe der Holzbearbeitungstradition seiner Heimatregion angesehen werden, die von kleinen Löffeln bis hin zu den monumentalen Bauernhoftoren durchgängig zum Ausdruck kommt. Die von dem Bildhauer angewandte Reduktion der Formen synthetisiert rumänische und nicht-abendländische sowie archäologische Einflüsse. Der Säule und dem Portal des Skulpturenensembles von Târgu Jiu verleiht Brâncuşi 1937 eine symbolisch monumentale Ausdruckskraft. Als Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht, schlägt der Künstler mit der Endlosen Säule, die Himmel und Erde verbindent, dem Tor des Kusses und dem Tisch des Schweigens, Brücken zwischen altüberlieferten Überzeugungen und Formen der Moderne. Auch das wiederkehrende Motiv des mythischen Vogels Măiastră in der Arbeit Brâncuşis zeugt vom Einfluss der rumänischen Folklore.
Mihai Olos Mihai Olos, ein Joseph Beuys nahestehender Maler, Bildhauer und Performancekünstler, bediente sich in seiner Arbeit Formen, wie sie in Holzkonstruktionen der Region Maramureş im Norden Rumäniens zu finden sind, insbesondere Knoten und Fügeverfahren. Seine Skulpturen, die eine enge Verbindung zu Brâncuşis Kunst aufweisen, sind als zu aktivierende Objekte konzipiert. 1974 begann er das Projekt O statuie umblă prin Europa [Eine Statue geht in Europa um], bei dem er eine seiner Skulpturen im Dialog mit Natur- und Kulturstätten in ganz Europa fotografierte.
Die Endlose Säule von Constantin Brâncuşi ist auf Ebene 1 in der Ausstellung Konstruierte Welten zu sehen.
Constantin Brâncuși, Projets pour une Porte du baiser et la Măiastră, v. 19301936 Encre violette sur papier collé sur carton,53,5 x 38 cm Paris, Centre Pompidou, musée national d’Art moderne © Succession Brâncuşi - All rights reserved (Adagp, Paris, 2020) photo © Centre Pompidou, MNAMCCI, dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet Mihai Olos, Untitled [Sans titre], 1988 Bois, 97 x 57 x 57 cm Courtesy Olos Estate et Galeria Plan B, Cluj – Berlin © Courtesy Olos Estate and Plan B / Cluj, Berlin ; photo Nicu Ilfoveanu
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ABSCHNITT 2: AMBIVALENZEN UND PARADOXIEN Die Folklore gilt als Spiegel der von Generation zu Generation überlieferten Volkstradition einer Region oder eines Landes, sei es in Bezug auf Sprache, Trachten, Bräuche, Fertigkeiten oder Lebensweisen. Die Studien und Berichte von Folkloristen zeigen jedoch, dass die Folklore zum Zeitpunkt der Herausbildung nationaler Identitäten in Europa im 19. Jahrhundert nicht nur massiv stereotypisiert und gesteuert, sondern teilweise sogar aus dem Nichts geschaffen wurde. Sie diente zunächst als Wegbereiterin von Ideologie und Nationalismus und wurde mit der Entwicklung des Tourismus zu einer Einnahmequelle. Welchen Anteil Authentizität birgt Folklore wirklich? Besteht sie aus erfundenen Traditionen, Fiktionen? Ist sie in der Zeit erstarrt oder kann sie, der Entwicklung der Gesellschaft folgend, aktualisiert werden ? Seit dem neunzehnten Jahrhundert wird sie häufig mit identitären Forderungen in Verbindung gebracht und häufig durch Diskurse von beiden Enden des politischen Spektrums instrumentalisiert. Fragen der Identität und Authentizität stehen im Mittelpunkt vieler kritischer Ansätze zeitgenössischer Künstler, die die Ambivalenzen und Paradoxien der Folklore in Frage stellen.
Farandole-Tänzer in New York Die „Mission Barbentane“ auf der Weltausstellung 1939
Guy Pison, Femmes en costumes lors de la parade d’inauguration de l’Exposition internationale, New York, États-Unis, 1939 Marseille, Mucem © Mucem / Guy Pison
1939 lautete das Thema der Weltausstellung in New York „Die Welt von morgen“. Frankreich rückte zur Betonung der Attraktivität des Landes und seiner Dörfer nicht nur Kunst, Luxus und Gastronomie, sondern auch die Folklore in den Fokus. Der französische Pavillon wurde auf Initiative des Direktors des Musée National des Arts et Traditions Populaires, Georges Henri Rivière, zu einem Bauernmuseum. Als regelrechter Kontrapunkt zu einer vermeintlich industrialisierten und standardisierten Zukunft wurde das provenzalische Dorf Barbentane ausgewählt, um Mitten in New York neben Interieurs aus Arles, dem Elsass, der Bretagne und den Savoyen ein rustikales Museum zu bilden. Der Ort in der Provence ist für die Farandole, einen traditionellen provenzalischen Tanz, berühmt.
Die Aneignung der Folklore durch das Vichy-Regime Das Zeugnis der Sammlungen Um Folklore zu verstehen, muss sie in ihren historischen und geopolitischen Kontext gesetzt werden. In Frankreich wurden die zwischen der Folklore und der Front populaire bestehenden Verbindungen schneller hergestellt und untersucht als die des Vichy-Regimes. Erst durch die Arbeit von Historikern Ende der 1980er Jahre konnte gezeigt werden, wie die Folklore in den Dienst der Propaganda von Marschall Pétain gestellt wurde, die sich auf Regionalismus, die Rückkehr zum Landleben, die Figur des Bauern und Volksfeste stützte. Das republikanische Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wird durch den Slogan „ Arbeit, Familie, Heimat “ ersetzt. Die Franziska (ein merowingisches Wurfbeil) wird zum Symbol des Staatsoberhauptes und des Regimes. In der volkstümlichen Bildsprache und Produktion werden diese Formeln, Parabeln oder Embleme aufgegriffen, die ebenso sehr von einem Personenkult wie von der Befürwortung traditioneller Lebensweisen zeugen.
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Authentisch oder Attrappe? Folklorefabrik Schweiz
Ein folkloristischer Künstler auf Abwegen : René-Yves Creston René-Yves Creston (1898-1964) ist einer jener Folkloristen, deren Werdegang von den politischen Antagonismen Frankreichs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Der Maler, Keramiker und Möbeldesigner gründete 1923 die Künstlergruppe Seiz Breur, auf Bretonisch die Sieben Brüder. Seine kämpferischen Zeichnungen, von einem robusten, energiegeladenen Duktus geprägt, verleihen der „modernen Grafik in der Bretagne“ neue Kraft. Als Aktivist und Unterstützer der bretonischen Unabhängigkeitsbewegung beteiligte Creston sich während des Kriegs an den Aktionen des Widerstands im Netzwerk des Musée de l'Homme; er wurde 1941 inhaftiert. Der durch die Vermittlung nationalistischer Freunde freigelassene Creston betätigte sich anschließend gelegentlich als Kolumnist und Illustrator für die den Nationalsozialisten oder Pétain zugewandte Presse, war aber gleichzeitig Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs.
Melanie Manchot, Perfect Mountain [La montagne parfaite], 2011 Épreuves photographiques et vidéo, 9 min 36 sec Courtesy de l’artiste, Parafin London, UK et Galerie m, Bochum, Allemagne © Adagp, Paris, 2020 / © Courtesy Melanie Manchot, Parafin London, UK et Galerie m, Bochum, Allemagne
In der Schweiz haben die Bergmassive dazu beigetragen, lokale Besonderheiten zu erhalten. Gleichzeitig unterstützte die Entwicklung der Eisenbahn seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Aufkommen einer echten Folklore-Industrie für Touristen. Zeitgenössische Künstler blicken perplex auf die identitären Anwandlungen, auf halbem Weg zwischen dem Authentischen und der Attrappe. Ab den ersten Weltausstellungen begann die Konstruktion einer auf Traditionen, kitschig-idyllischer Fremdheit, Landschaften und Schweizer Chalets basierenden nationalen Identität. Die Ausbreitung einer den Massentourismus ansprechenden Bilderwelt, mit ihren Stereotypen eines zur Kulisse idealisierten Landes, werden in vielen Werken hinterfragt, unabhängig davon, ob die Künstler selbst Schweizer oder Ausländer sind.
Endri Dani Der albanische Künstler Endri Dani hat Tonfiguren, die in seiner Heimat zu finden sind, von aufgemalten Trachten befreit. Diese Figuren sind sowohl emblematische Andenken für Touristen als auch Identitätsinsignien für Albaner. Nach der vom Künstler vollzogenen Entfernung aller kulturellen Zugehörigkeitsmerkmale fragwürdiger Authentizität besteht nur noch der Untergrund aus Terracotta.
Endri Dani, Souvenir of my HomeLAND [Souvenir de ma patrie], Tirana, Albanie, 2012 Installation, céramique, dimensions variables, vidéo (4’40’’) Marseille, Mucem © Endri Dani
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Das Schweizer Dorf
Valentin Carron Valentin Carron untersucht in seinen Werken die „Pseudo-Authentizität“ der Schweizer Kultur, insbesondere die des Kantons Wallis, in dem er lebt. Der Künstler bemächtigt sich einheimischer Elemente wie dieses Bären, der aus einem Stamm geschnitzt zu sein scheint, und bildet sie aus offensichtlich synthetischen Materialien nach. Er gab einem auf Chalet-Namen aus Schmiedeeisen spezialisierten Handwerker den Auftrag, das Wort „Authentik“ nach eigenen Vorstellungen zu schmieden. Die modifizierte Schreibweise des Wortes spiegelt sowohl eine künstlich wirkende Authentizität als auch die urbane Kultur wider.
À l’arrière-plan Maquette de chalet du canton de Valais ou des Grisons, Suisse, v. 1900 À gauche Maquette de grenier du canton de Valais, Suisse, v. 1900 Au premier plan Maquette de chalet du canton de Berne, Suisse, v. 1900 Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photos © Mucem / Yves Inchierman
Charles Henneberg, Direktor der Landesausstellung in Genf 1896, schenkte dem Pariser Völkerkundemuseum des Trocadéro die anlässlich der Pariser Weltausstellung 1900 erneut dem Publikum präsentierten Modelle eines Schweizer Dorfes. Das von den einen als Ausdruck der Authentizität, von anderen als Manifestation einer Fälschung empfundene Chalet wird zum architektonischen Emblem einer Folklore, auf die sich – wie auch in anderen europäischen Ländern geschehen – die moderne helvetische Identität zum Zeitpunkt der „Erfindung der Nationen“ stützt. Valentin Carron, Blind Bear [Ours aveugle], 2000 Polypropylène expansé, fibre de verre, résine acrylique, 330 x 90 x 90 cm Genève, musée d’Art moderne et contemporain © Valentin Carron ; photo Ilmar Kalkkiken © MAMCO, Genève
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ABSCHNITT 3: VIELFALT DER FORMEN Für Künstler stellt die Folklore ein unerschöpfliches Reservoir an Techniken, Formen und Motiven dar, die für eine abstrakte und in Normen fixierte Weltsicht stehen. Für den Folkloristen beschränkt sich das Konzept des „Motivs“ nicht auf die bildende Kunst und ihre Umsetzungen in Möbeln oder Kostümen, es findet sich auch in Musik und mündlicher Literatur wieder. Um seine Beständigkeit und seine Spezifizität zu erfassen, lässt es sich ebenfalls über eine andere Ebene angehen: es kann auch beschrieben, analysiert und gedeutet werden und ist Vergleichsgegenstand. Neben der Untersuchung des Motivs stellt sich auch die Frage seiner Sammlung und seiner Wahrung. Bei den Künstlern der Moderne scheint die ästhetische Dimension des Motivs vorzuherrschen, insbesondere in den Ateliers, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts den Versuch unternehmen, bildende Kunst und Kunsthandwerk zu vereinigen. Einer Logik der Aneignung folgend trugen diese Künstler durch das Schaffen von Repertoires zur Erhaltung wie auch Erneuerung der Kunst bei.
Natalia Gontcharova
Natalia Gontcharova, Espagnole, 1916-1919 Gouache au pochoir sur papier vélin, 42,4 x 26,2 cm Strasbourg, musée d’Art moderne et contemporain, Cabinet d’Art Graphique © Adagp, Paris, 2020 © Photo Musées de Strasbourg, M. Bertola
Als Pionierin des russischen Neo-Primitivismus unternahm Natalia Gontscharowa zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Synthese der europäischen Avantgarde und der Volkskunst ihrer russischen Heimat, bevor sie 1915 der Truppe der Ballets Russes, die in Spanien auf Tournee war, folgte. Sie war beeindruckt von der Fülle geometrischer Muster der iberischen Kostüme. Ihre daraufhin begonnene Reihe von Arbeiten über spanische Frauen, in denen sie die Abstraktion der traditionellen Kleidung und der von den Frauen getragenen Accessoires an ihre Grenzen führt und die Körper bisweilen von diesen Verschlingungen absorbieren lässt, setzte sie noch lange danach fort.
Échantillons de broderie, Bulgarie, Finlande, République tchèque, Slovaquie photos © Mucem / Yves Inchierman
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Július Koller
Janek Simon
Das Dorf Čičmany in der Slowakei ist berühmt für seine traditionellen Holzhäuser, deren Wände mit sich wiederholenden geometrischen Mustern überzogen sind. Július Koller schmückt eines davon mit dem für seine auch „Anti-Bilder“ genannten Werke charakteristischen Fragezeichen-Symbol. Dieses Zeichen, mehr unbestimmte Frage als Bestätigung, fordert dazu auf, sich des Rahmens bewusst zu werden, in dem es erscheint. Das Fragzeichen als Mittel der Umgehung der Zensur stellt die politische Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft der sozialistischen Tschechoslowakei in Frage.
Július Koller, Univerzálny Folkloristický Obyčaj (U.F.O.) – Čičmany [Coutume folklorique universelle (U.F.O.) – Čičmany], 1978 Épreuve photographique Bratislava, Slovenská národná galéria Peinture latex sur bois, 15,5 x 95 x 2,5 cm Vienne, courtesy de la galerie Martin Janda © Julius Koller / Slovak National Gallery
Janek Simon, Synthetic Folklore v0.1.2, 2019 Résine synthétique (impression 3D), 140 x 100 cm © Courtesy de l’artiste © Janek Simon ; Courtesy of Raster Gallery
Der polnische Künstler Janek Simon experimentiert unter Zuhilfenahme von Technologie mit synthetischen Formen von Folklore. 2018 entwickelte der Künstler einen Algorithmus, den er regelmäßig verschiedene volkstümliche Motive mischen und kombinieren lässt: Von Geweben aus aller Welt bis hin zu einer Ästhetik, die auch Videospielen entlehnt sein kann. Über einen 3D-Drucker können anschließend künstliche, beständige Bilder produziert werden – Momentaufnahmen dieser sich ständig verändernden, computergenerierten Folklore.
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ABSCHNITT 4: DAS IMMATERIELLE ERFORSCHEN Die Folklore unterscheidet sich von der Volkskunst durch ihre grundlegend immaterielle Dimension. Der Begriff Folklore, der ursprünglich „ Wissen des Volkes “ bedeutet, schließt Elemente wie Dialekte und Sprachen, Erzählungen und Sprichwörter, Musik und Tänze, Bräuche und Überzeugungen ein… Der Natur gewidmete Rituale, heidnische Zeremonien und Aberglaube zogen Künstler der Nachkriegszeit aufgrund ihres konzeptuellen und gesellschaftlichen Charakters an. Die Surrealisten sehen die Folklore als Ausdruck der natürlichen Neigung des Menschen zum Irrationalen oder, wie Benjamin Péret sagt, als Ausdruck eines „poetischen Weltbewusstseins“. Wo die mündliche Übertragung der gemeinsame Nenner dieser Elemente zu sein scheint, spielte auch das Hausieren schon früh eine Rolle bei der Verbreitung von Ideen und Bräuchen, beispielsweise durch die volkstümliche Bilderwelt der Almanache oder Hirtenkalender. Vom Pausanias der Antike bis zu den illustren GrimmBrüdern sehen die Folkloristen in den Figuren der Sammler der mündlichen Überlieferung die Vorläufer ihrer Disziplin.
Lionel Bonnemère Lionel Bonnemère (1843-1905), Anwalt am Pariser Gericht während des Zweiten Kaiserreichs, war auch ein Dichter, Musiker, Dramatiker und Bildhauer. Er sammelte etwa dreitausend Gegenstände, die mit Pracht, Ritualen und Magie zu tun haben, die Hälfte davon in Frankreich. Die Herkunftsorte, gemischt mit teils komischen Anekdoten, sind in seinen Notizbüchern festgehalten und werden bei den „ma Mère l’Oye“ genannten Abendessen, den monatlichen Treffen von Folkloristen in Paris, verlesen. Lionel Bonnemère schenkte diese bedeutende Sammlung dem Pariser Völkerkundemuseum des Trocadéro.
Lionel Bonnemère (aut.), Carnet, Cabinet de Lionel Bonnemère, v. 1900 Encre sur papier, 23 x 18 x 2 cm Marseille, Mucem, fonds Lionel Bonnemère photo © Mucem / Yves Inchierman
Amulette pour la divination amoureuse, flacon contenant des noyaux de cerise Bretagne, 2e moitié du XIXe siècle Verre, noyau, 3,4 x 1,7 cm Marseille, Mucem photo © Mucem / Yves Inchierman
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FOLKLORE
Musik und Tanz Entliehenes, Imitiertes, Kreiertes
Mündlichkeit und Erfindung Der Hausierer und der Sammler
Folkloristen und Künstler haben ihren Anteil an der Begeisterung für Volksmusik und Volkstanz. Den einen ermöglichen sie es, den als untergeordnet geltenden Kunstformen einen Stellenwert zu geben, und den anderen, sich von der Hegemonie eines akademischen Systems zu emanzipieren und neue Sprachen zu entwickeln. Einige bekennen sich zu dieser Rekonstruktion, fordern sie ein, während andere den Kosmopolitismus anprangern und den Austausch und die Zirkulation leugnen, um das immaterielle Erbe als rechtmäßigen Verwahrer der Identität einer Gruppe oder einer Region darzustellen. Bei vielen Musikern und Choreographen, die eine imaginäre und synthetische Folklore entwickeln, geht der Synkretismus so weit, dass es schwierig ist, die Quellen zu entwirren und zu unterscheiden, ob die Formulierungen entliehen sind oder imitiert werden. Modern Dance spielt häufig mit diesen Bezügen und lässt sich von gemeinsamen Gesten und Bewegungen inspirieren oder bietet eine kritische Interpretation.
Mündliche Literatur ist trotz der Unveränderlichkeit ihrer Themen eine sich ständig wandelnde Form. Der Hausierer, der als Straßenhändler durch die Gassen zieht und seine Waren durch Stadt und Land trägt, spielt bei der mündlichen Überlieferung und Übertragung eine wichtige Rolle. Er sorgt mit Stichen und Almanachen für die Verbreitung einer volkstümlichen Bilderwelt, während Gegenstände und Erzählungen entlang des Wegs Veränderungen erfahren. Die Figur des Geschichtenerzählers, wie die des Hausierers, ist seit vielen Jahrhunderten Gegenstand einer reichen Ikonographie, sowohl im Volkstum (Bilder, Postkarten) als auch in der bildenden Kunst. Nur selten wird der Überträger der mündlichen Literatur aus der ethnographischen Perspektive untersucht oder realistisch dargestellt und dient häufig als Ausgangspunkt für Erfindungen.
Erzählungen Die von Paul Delarue (1889-1956), Spezialist für orale Literatur, zur Untersuchung der Erzählung angelegten Karteikarten zeugen von einer akribischen und gemeinsamen Methodik. Er bringt Forscher aus der Société d'Ethnographie Française und dem „Musée National des Arts et Traditions Populaires“ zusammen, ermutigt sie bei ihren Nachforschungen und erfasst ihre Arbeiten in seiner Sammlung der französischen Volksmärchen. In Anlehnung an die Aarne-ThompsonKlassifikation (internationale Indexierung von Volksmärchen auf der Grundlage gemeinsamer Erzählmuster oder „typischer Erzählungen“) vollbringen sie einen Drahtseilakt zwischen Fixierung und Berücksichtigung des wandelhaften Charakters dieses Feldes, indem sie versuchen, Motive, Themen und ihre Varianten zu bestimmen.
Paul Delarue, Ensemble de fiches de collecte de contes, France Encre sur papier, 22 x 15 cm Marseille, Mucem photo © Mucem / Yves Inchierman
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FOLKLORE
Mit der Natur verbundene Kreaturen, Mythen und Rituale Vom Neoprimitivismus zur schamanischen Kunst
Neoprimitivismus In Russland vertritt die 1912 von Michail Larionow und Natalia Gontscharowa gegründete Künstlergruppe Eselsschwanz die Meinung, dass die zu sehr der westlichen Kunst untergeordnete Avantgarde sich stärker von der nationalen Volkskunst inspirieren lassen sollte. 1912 malte Michail Larionow den Zyklus der Jahreszeiten, der als das bildliche Manifest des russischen Neoprimitivismus gilt. Der Künstler, der aus der volkstümlichen Bilderwelt und Keramikverzierungen einen grotesken und naiven Stil entlehnt, vermischt Zeichnung und Text und stellt für die vier Jahreszeiten Gottheiten und den Zyklus der Feldarbeit dar. Zur Betonung der Mündlichkeit der Botschaft schreibt er in kindlicher Schrift und mit Fehlern ein Gedicht auf seine Gemälde.
Naturbezogene Rituale und die Bezugnahme auf übernatürliche Kräfte, die als archaische Überreste des Heidentums wahrgenommen wurden, stehen im Mittelpunkt der ersten Untersuchungen der Folkloristen. Im Juni 1938 veröffentlichte die kurz zuvor im Musée National des Arts et Traditions Populaires geschaffene Abteilung für FolkloreDokumentation einen Aufruf mit dem Titel „Lasst uns die Feuer des Johannistages neu entfachen“, um die lokalen Bräuche wieder aufleben zu lassen. Unter den gesammelten Gegenständen zeugen Fackeln, verkohlte Holzstücke und Klanghörner, die böse Geister vertreiben sollen, von diesem mit der Sommersonnenwende verbundenen Wunsch nach Erneuerung, Fruchtbarkeit und gemeinsamen Festen. Diese Manifestationen einer naturverbundenen Regeneration inspirierten insbesondere in der Nachkriegszeit viele Künstler.
Jouets, Ille‑et‑Vilaine Bois, 8,5 x 2,3/8,7 x 1,8/7,3 x 6/2,33 x 2,45/8 x 9/9 x 2,5/20 x 1,6/6,8 x 6/5,7 x 8,8/6,2 x 9,7 Marseille, Mucem | Don de Paul Sébillot photo © Mucem / Yves Inchierman
Mikhail Larionov, L'Automne, 1912 Huile sur toile, 136 x 115 cm Paris, Centre Pompidou, Musée national d’art moderne © Adagp, Paris 2020 photo © Centre Pompidou, MNAMCCI, Dist. RMN-Grand Palais / Philippe Migeat
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FOLKLORE
Joseph Beuys
CoBrA In der Nachkriegszeit stand für die Künstlergruppe CoBrA, die sich für eine experimentelle, zugleich ästhetische und politische Kunst stark machte, der Begriff der Volkstümlichkeit im Mittelpunkt des Interesses. Einige der zur Gruppe gehörenden Künstler knüpfen an die Faszination des Heidentums und der fantastischen Kräfte an, manchmal in Verbindung mit der Welt der Kindheit. Mit L’Animal sorcier [Hexentier (1949)] berührt Constant, der sich für volkstümliche Traditionen begeistert und insbesondere skandinavische Amulette studiert, das Thema der Bestialität und der Rückkehr zur Natur. In seiner Serie „Modifikationen“ greift Asger Jorn in eine klassische Landschaft ein, indem er Dovre Gubben [Herr der Bergtrolle], ein Wesen aus dem nordischen Pantheon, hinzufügt, das von Geistern umgeben ist, die der Künstler aus der Landschaft herauszuholen vermag.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begab sich Joseph Beuys auf die Suche nach einer neuen Beziehung zwischen Mensch, Natur und Kosmos. In seinen graphischen Werken der späten 1940er und frühen 1950er Jahre unternimmt der Künstler eine Synthese von Elementen des Heidentums (Berggeister, mit der Natur verbundene Gottheiten...) und christlichen Figuren wie dem Hirsch, der in Szenen der Opferung oder Metamorphose erscheint. Er zeichnet auch Druiden, Schamanen und andere Figuren der mündlichen Überlieferung und der Heilung wie etwa den Hirten (Beuys stellte 1953 und 1963 in einem Stall aus). Der Künstler möchte unter Rückgriff auf die keltischen und eurasischen Quellen der germanischen Kultur den künstlerischen Akt zum Mythos werden lassen.
Constant, L'Animal sorcier, 1949 Huile sur toile, 110 x 85 cm Paris, Centre Pompidou - Musée national d'art moderne © Fondation Constant / Adagp, Paris 2020 © Service de la documentation photographique du MNAM, Centre Pompidou, MNAM-CCI / dist. RMN-GP
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FOLKLORE
ABSCHNITT 5: UNTERSUCHEN, SAMMELN, KLASSIFIZIEREN
In der Abteilung „Aufzucht“ des Musée National des Arts et Traditions Populaire (1937 konzipiert und 1972 eingeweiht) war ein im Sattel sitzender Viehhirt aus den Sammlungen zu sehen, die Émile Marignan 1901 dem Völkerkundemuseum des Trocadéro schenkte. Wie auch das Gewand der Arlésienne wurde die Tracht des Viehhirten in den 1900er Jahren von Folkloristen formell geschaffen und fixiert. Diese Vitrine illustriert die Museografie des Direktors des Musée National des Arts et Traditions Populaire, Georges Henri Rivière. In einer Vitrine mit schwarzem Hintergrund werden das Gewand des Reiters und das Zaumzeug seines Pferdes mit Hilfe von Nylonfäden in eine realistische Form gespannt. Auf Puppen, die als ablenkend und belanglos angesehen werden, wird verzichtet.
Folklore und Urgeschichte Un gardian en selle, Camargue, fin du XIXe siècle, photographie d’une vitrine de la galerie culturelle du musée national des Arts et Traditions populaires, 19752005 Marseille, Mucem © Mucem / Hervé Jézéquel
Wie können Volkskünste und Traditionen, von denen einige nicht greifbar sind, untersucht, erhalten und dargestellt werden? Das Thema beschäftigt die Folkloristen seit den Anfängen dieser Disziplin, und das Museum scheint die Rettung eines gefährdeten Erbes zu sein. Mit der zunehmenden Institutionalisierung dieses Fachs werden Methoden zur Erhebung, Klassifizierung und Analyse von Daten und Objekten entwickelt. Museen für Folklore, Ethnologie, Gesellschaft oder Zivilisation heben sich ab und faszinieren Künstler mit ihren Inszenierungen des täglichen Lebens. Die Methoden der Folkloristen liefern auch ein Modell für das künstlerische Schaffen. Seit den 1970er Jahren weist die zeitgenössische Kunst eine anthropologische Dimension auf: Feldforschung, Sammlung von Objekten und Darlegung von Situationen sind Ansätze, die Marcel Broodthaers, Raymond Hains oder Claudio Costa und die nachfolgenden Generationen mit Jeremy Deller und Alan Kane, Florian Fouché, Pierre Fisher und Justin Meekel verfolgen, die ein „Porträt des Künstlers als Folklorist“ zeichnen.
De gauche à droite et de haut en bas Manche de canne, Camargue, Corne, 15,5 x 6,9 x 2,3 cm - Outil, Camargue, Os perforé, 7,7 x 7 x 3,2 cm - Piège, Camargue, v. 1860, Bois, fer, corde, 11,5 x 13,5 x 2 cm - Marseille, Mucem photo © Mucem / Yves Inchierman
Die Art der Annäherung an das Volksgut im 19. Jahrhundert zeugt von fruchtbaren Überschneidungen mit einem anderen Fach: der Archäologie. Émile Marignan, der an der Gestaltung der französischen Säle des TrocaderoMuseums beteiligt war, stand Frédéric Mistral (1830-1914), Dichter und Initiator des 1896 gegründeten Museon Arlaten, nahe. Der Arzt hatte sich dem Studium der Vorgeschichte und
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FOLKLORE
der Folklore auf nationaler und regionaler Ebene verschrieben. Ihm zufolge „unterstützt die Ethnographie die Erforschung der Vorgeschichte, von der sie untrennbar ist“. Als produktiver Autor von Aufsätzen, die in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden, unternimmt er einen Abgleich von archäologischen Funden und ethnographischen Studien, um ein Kontinuum der Praktiken und Bräuche aufzuzeigen.
Claudio Costa Museum für aktive Anthropologie
Marcel Broodthaers Folklore Abschnitt - Kuriositätenkabinett Marcel Broodthaers ist ein Dichter und Künstler, der schon früh über die Beziehung zwischen Kunstwerk, Museum und Öffentlichkeit nachdachte. Zwischen 1968 und 1972 stellte er sich als Direktor des Museums für Moderne Kunst, Abteilung Adler vor, bei dem er mehrere Sektionen leitete. Die Sektion Folklore / Wunderkammer wurde 1970 im Zeeuws Museum in Middelburg (Niederlande) um Kammern herum gebildet, die Objekte aus der heterogenen Sammlung der Königlichen Wissenschaftsgesellschaft von Zeeland aus den Bereichen Naturgeschichte, Archäologie, Volkskunst oder Kunsthandwerk bergen. Fotografien von Maria Gilissen dokumentieren den Austausch mit Piet van Daalen, Direktor des Museums. Broodthaers stiftete dem Museum eine kleine, von seiner Tochter angefertigte Stickerei mit der Inschrift „Musée – Museum Les Aigles“.
Claudio Costa, Ensemble de photographies documentant le projet Monteghirfo, Museo di Antropologia Attiva, 1975 Diaporama © Courtesy Archive Claudio Costa © Adagp, Paris, 2020 ; Archivio Claudio Costa, photo Claudio Grimaldi
Im September 1975 weihte Claudio Costa in Monteghirfo, einem abgelegenen Dorf im Hinterland Genuas, das „Museum für aktive Anthropologie“ ein. Das Experiment entsteht aus der Entdeckung eines verlassenen Hauses, dessen Inneres intakt geblieben ist. Nach Art eines Ethnografen befreit Costa die dort vorgefundenen Objekte von ihrem Staub, beleuchtet sie und katalogisiert sie im lokalen Dialekt. Der Begriff „aktive Anthropologie“ (oder „aktives Museum“) bedeutet, dass der Besucher vor Ort dem Studienobjekt in seinem Kontext begegnet. In seinen Skulpturen beschwört Costa antike Mythen herauf und macht keine Anstalten, das Rosten aufzuhalten. Seine Performances handeln von kollektiven Ritualen, die ihren Ursprung in lokalen Formen des Aberglaubens haben.
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FOLKLORE
WIRD ES EINE GLOBALE FOLKLORE GEBEN?
Diese oft als „anti-modern“ beschriebene Figur der Folklore, die rückwärts auf ihrem Esel saß und somit in die Zukunft ritt, aber in die Vergangenheit blickte, wird hier vom Künstlerkollektiv Slavs and Tatars in einen Spielplatz-Superhelden verwandelt, der die Kinder einlädt, an seinen Abenteuern teilzunehmen.
Folklore mag per Definition mit einem bestimmten Gebiet und einer bestimmten Gruppe verbunden sein, zirkuliert heute aber dennoch offensichtlich auf globaler Ebene, zwischen Industrie und Tourismus. Mit Poesie und ironischen Anwandlungen erheben sich die Künstler zu Beobachtern und Akteuren dieser neuen Geografien. Die Folklore, die – weit entfernt von den ersten, noch geschlossenen Definitionen des Begriffs – als Rückkehr zur Erfahrung, zur mündlichen Überlieferung, zum Fehlen von Technologie und als Ort des Synkretismus, der gemeinsamen Basis der Menschheit angegangen wird, stellt für die Künstler einen Stoff dar, den sie sich angesichts seiner Fähigkeit, die Welt neu zu verzaubern und über die Zeiten zu bestehen, zu eigen machen. Wie Joseph Beuys vorhersagte, ist die Folklore fähig, uns zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reisen zu lassen und uns paradoxerweise universelle Horizonte zu eröffnen.
Com & Com Projet BLOCH
Slavs and Tatars Mollah Nasreddine, the Antimodern
Com & Com, Bloch au Chili (2019) © Thomas Rickenmann
2011 ersteigern Marcus Gossolt und Johannes M. Hedinger (Com&Com) den Fasnachtsbloch der Dörfer Urnäsch und Herisau: Dem Brauch nach wird der letzte im Winter gefällte Stamm an den Meistbietenden verkauft, der daraus in der Regel ein Möbelstück fertigt. Das Schweizer Duo beschloss, ihn um die ganze Welt reisen zu lassen. Jede Etappe ist eine Gelegenheit für Begegnungen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kulturen, die zu einer Veränderung der Folklore oder der Schaffungen von neuer Folklore anregt. Das Projekt Bloch hat bereits Europa, Asien, Nordamerika, Afrika und Südamerika erreicht, wo es sich derzeit befindet.
Slavs and Tatars, Molla Nasreddin the Antimodern [Mollah Nasreddine l’antimoderne], 2012 Acier, fibre de verre, résine, laque, 180 x 180 x 80 cm Berlin, Kraupa-Tuskany Zeidler et Varsovie, Raster © Courtesy of Raster Gallery © Slavs and Tatars
Mollah Nasreddine ist eine mythische Figur des Mittelalters, die unter verschiedenen Namen in der gesamten muslimischen Welt, vom Balkan bis zur Mongolei sowie im Maghreb, vorkommt. Dieser Philosoph und Geistliche, halb Gelehrter, halb Possenreißer, sammelte die Traditionen und verbreitete seine Moral durch Humor oder Absurdität – eine Satirezeitschrift von Anfang des 20. Jahrhunderts trug seinen Namen.
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FOLKLORE
3. LISTE DER PRÄSENTIERTEN KÜNSTLER
Michel Aubry
Asger Jorn
Bertille Bak
Wassily Kandinsky
Émile Bernard
Johanna Kandl
Joseph Beuys
Clément Kieffer
Henri Blackburn et Randolph Caldecott
Frederick Kiesler
Constantin Brâncuşi
Július Koller
André Breton
Georges Lacombe
Marcel Broodthaers
François Hippolyte Lalaisse
Mircea Cantor
Mikhail Larionov
Valentin Carron
Pierre Leguillon
Auguste Cazalis
Le Creurer
Com&Com (Marcus Gossolt et Johannes M. Hedinger)
Melanie Manchot Gabrielle Münter
Constant
Emil Nolde
Claudio Costa
Mihai Olos
René-Yves Creston
Amy O’Neill
Endri Dani
Meret Oppenheim
Jeremy Deller et Alan Kane
Man Ray
Marcel Duchamp
Rúrí
Jimmie Durham
Yves Saint Laurent
Peter Fischli et Hilar Stadler
Slavs and Tatars
Pierre Fisher et Justin Meekel
Paul Sérusier
Florian Fouché
Janek Simon
Eugène Grasset
Andreas Slominski
Paul Gauguin
Maria Tănase
Natalia Gontcharova
Sophie Henriette Taueber-Arp
Corentin Grossmann
Victor Vasarely
Raymond Hains Ed Hall
Auszüge aus den choreografischen Stücken:
Susan Hiller
Dominique Brun, François Chaignaud et Nino Laisné, Mickaël Phelippeau, Christian Rizzo, Alessandro Sciarroni
Pierre Huyghe Johannes Itten
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FOLKLORE
4. KATALOG DER AUSSTELLUNG Der Katalog der Ausstellung Folklore präsentiert eine einzigartige Begegnung zwischen Kunstgeschichte und Geisteswissenschaften.
FOLKLORE KATALOG DER AUSSTELLUNG LEITUNG: JEAN-MARIE GALLAIS, LEITER DER PROGRAMMPLANUNG DES CENTRE POMPIDOU-METZ, UND MARIE-CHARLOTTE CALAFAT, LEITERIN DES SEKTORS GESCHICHTE DES MUCEM HERAUSGEBER: GEMEINSCHAFTSAUSGABE LA DÉCOUVERTE, CENTRE POMPIDOU-METZ, MUCEM TASCHENBUCH, 224 SEITEN ERSCHEINUNGSDATUM: 12. MÄRZ 2020 PREIS: 35 €
Der mit knapp zweihundertfünfzig Nachbildungen von Werken, Objekten und Dokumenten illustrierte Katalog zeichnet – sich an den Ausstellungsverlauf haltend – eine Geschichte der Überschneidungen zwischen Künstlern und Folkloristen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage nach. Zu ihm trugen neben den Kuratoren auch Historiker, Soziologen und Kunsthistoriker (unter ihnen Anne-MarieThiesse, Prix Femina Essai, oder auch Manuel Charpy, Forscher am CNRS) bei. Sie bereichern das Werk mit historischen Perspektiven und eröffnen eine Diskussion, die diese Ausstellung anregen möchte.
La Découverte KONTAKTE : Carole LOZANO 01 44 08 84 22 carole.lozano@editionsladecouverte.com
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FOLKLORE
5. BEGLEITPROGRAMM MIT. 08.04 Florian Fouché
nimmt sich auf seine ganz eigene Weise die Traditionen vor, mit denen er aufgewachsen ist. Die von ihm herangezogenen Elemente seiner Ursprungskultur – Jodeln, Schuhplattler, Bank gewordener Baumstamm, Peitsche zum Vertreiben böser Geister – exponiert er, spielt damit und entblößt sie, auch im wörtlichen Sinn, denn dieses Solo tanzt er nackt.
18:00 | Begegnung | Auditorium des ESAL | 60' Eintritt frei, begrenzte Anzahl an Sitzplätzen Begegnung mit Florian Fouché, einem der in der Ausstellung Folklore gezeigten Künstler, und Gespräch über seine Arbeit am Rumänischen Bauernmuseum in Bukarest.
Simon Mayer, zugleich ein virtuoser Tänzer, ein Musiker, der seinen Körper und diverse Objekte in Instrumente verwandelt und ein kluger, ergreifender Choreograph, lässt Welten miteinander in den Dialog treten, die oft als unvereinbar angesehen werden: Natur und Stadt, Tradition und Moderne, Beschränkungen und Freiheit.
In Zusammenarbeit mit der École Supérieure d’Art de Lorraine (ESAL).
SOMMERSONNENWENDE
Laure Dautzenberg.
VON FRE. 19.06. BIS SAM. 20.06.2020
In Zusammenarbeit mit dem Festival Perspektives.
FRE. 19.06. SUNBENGSITTING Simon Mayer (2014)
SAM. 20.06 URBAN PIPES Erwan Keravec (2017)
20:00 | Studio | Tanz | 75' 15€ / 10€ (InhaberInnen des PASS-M und PASS-M Jeune, die Anspruch auf einen ermäßigten Preis haben)
19:00 | Forum und Studio | Konzert | 60' Eintritt frei, solange Plätze verfügbar sind Erwan Keravec ist ein Komponist und Improvisator, der schottischen Dudelsack spielt. Seine Erforschung der verschiedenen Arten, sein aus einer anderen Kultur stammendes Instrument zu spielen und zu hören, führen ihn einschließlich Free Jazz und Noise zur improvisierten Musik und einem zeitgenössischen Repertoire für Dudelsack solo, im Trio, mit Gesang und mit Chor. Das Interesse an Bewegung und den mit Neuerfindung verbundenen Beziehungen und Situationen lassen ihn mit Choreografen wie Boris Charmatz und Emmanuelle zusammenarbeiten. Diese Forschungsarbeiten vertieft er seit 2007 zusammen mit seinem Bruder Guénolé Keravec an der Bombarde und dem baskischen Sänger Beñat Achiary mit den Projekten Urban Pipes I (2007) und Urban Pipes II (2011), bei denen er komponiert und solo improvisiert. Er bietet eine Klangprobe
© Gerhard F. Ludwig
Im oberösterreichischen Dialekt ist die Sunbeng eine Bank, die an einem sonnigen Plätzchen vor dem Bauernhof aufgestellt ist. Simon Mayer, selbst ein Kind des ländlichen Österreichs,
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HERBSTÄQUINOKTIUM
dessen, was traditionelle Musik heute sein kann: Zugleich Pflege des Erbes und Suche nach neuer Musik.
SON. 20.09.20
SAM. 20.06 HOCHZEITSNACHT La Nòvia 20:00 | Südgarten (Alternativ: Konzert / Folkloreball | 5€
Studio)
SON. 20.09 STREAMSIDE DAY (2010) UND THE HOST AND THE CLOUD (2011) Pierre Huygue
|
14:00 | Auditorium Wendel | Projektionen | 150' | Eintritt frei, begrenzte Anzahl an Sitzplätzen Für Pierre Huyghe ermöglicht es die Folklore, „den in der Realität enthaltenen Anteil an Fiktion hervorzuheben“. Mit Streamside Day schuf der Künstler eine gemeinsame Feier für die neuen Bewohner einer US-amerikanischen Vorstadt, die inmitten einer Naturlandschaft aus dem Boden gestampft worden war. Mit The Host and the Cloud war er im ehemaligen Musée national des arts et traditions populaires in Paris präsent, um dort Situationen und bizarre Riten so zu kombinieren, dass sich in ihnen Fantasie, Gesellschaftsgeschichte, Legenden und Science - Fiction vermischen.
© Antoine Cognet
La Nòvia ist ein Kollektiv aus dem Département Haute-Loire, das Musiker vereint, die über ein großen Gebiet verstreut sind: Auvergne, Rhône -Alpes, Béarn, Limousin, Cévennes, Franche -Comté. Das Kollektiv ist ein Ort der Reflexion und des Experimentierens rund um traditionelle und / oder experimentelle Musik. Die Pluralität seiner Akteure – MusikerInnen, GrafikerInnen, Kunstoder MusikschullehrerInnen – lässt eine starke dynamische und ästhetische Kohärenz entstehen.
Einige Szenen könnten das Sitten-bzw. Anstandsgefühl verletzen. Ab 16 Jahren.
Das Kollektiv, zum zweiten Mal Gast des Centre Pompidou - Metz, führt diesmal anlässlich der Ausstellung Folklore eine Reihe von 9 eigens geschaffenen Konzerten auf, die zum Zuhören und Tanzen einladen. Auf die Konzerte folgt der Ball! Eine lange Nacht mit südlichen Akzenten wird den Garten in einen Dancefloor… der traditionellen Art verwandeln. In Zusammenarbeit mit dem Verein Fragment. Mit Unterstützung DRAC Auvergne Rhône-Alpes und ADAMI.
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FOLKLORE
ANDERENORTS
FOLKLORE: VOM KÜNSTLERISCHEN ZUM VOLKSTÜMLICHEN
AUF DEN SPUREN FOLKLORE
In Anlehnung an die Ausstellung Folklore präsentiert die Cité Musicale-Metz in Form von Musik und Tanz unserer Zeit Highlights rund um das Thema Erbe der volkstümlichen Künste und Traditionen:
Führungen in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsamt Metz. MIT. 15.04.20 Jedem seine Tracht Führung für die ganze Familie | 14:30 90’ - 4€
DIE. 05.05.20 | 18:30 DIE MUSIK DER FOLKLORE im Angesicht der Moderne Corinne Schneider | Konferenz | Eintritt frei
SAM. 30.05.20 Der Graoully von Metz Führung auf Französisch und Deutsch | 14:30 75’-Kostenlose Teilnahme, Anmeldung erforderlich
DIE. 05.05.20 | 20:00 JORDI SAVALL - BAL•KAN: Honig und Blut, die Zyklen des Lebens Hesperion XXI | Barockkonzert | 8 bis 43€
SAM. 27.06.20 Geschichten und Legenden von Gorze Führung für Nachtschwärmer | 21:30 90’ - 8€
DON. 07.05.2020 | 20:30 SUPER PARQUET + SOURDURENT Folklorekonzert | 13 bis 18€ (ermäßigter Tarif für PASS-M-InhaberInnen)
MIT. 08.07.20 Die Spuren des Graoully in der Geschichte von Metz Kommentierte Führung | 14:30 90’ - 8€
MIT. 13.05.2020 | 20:00 KUNSTMUSIK UND VOLKSTÜMLICHE MUSIK Raphaël Jouan, Bruno Maurice Kammermusikkonzert | 8 bis 26€ DON. 14.05.2020 | 20:00 L’AMOUR SORCIER Aïcha M’Barek & Hafiz Dhaou, Jean-Marie Machado | Tanz | 8 bis 26€ (ermäßigter Tarif für PASS-M-InhaberInnen)
SAM. 14.07. + 05.09.20 Geschichten und Legenden aus Lothringen Kommentierte Führung | 14:30 90’ - 8€
FRE. 15.05.20 | 20:00 UNGARISCHE TÄNZE Nationalorchester Metz | Symphoniekonzert | 8 bis 34€
MIT. 29.07 CAFÉ KLATSCH
SAM. 16.05.20 | 20:30 HEILUNG Experimentelle Folk-Musik | 26 bis 32€
Begegnung | Fremdenverkehrsamt Metz | 90' | Getränke und Köstlichkeiten inbegriffen
In Partnerschaft mit der Cité Musicale-Metz Weitere Informationen auf citemusicale-metz.fr Folklore-PASS: -30 % ab 3 Aufführungen, die unter den Highlights ausgewählt werden.
Wenn die Redewendungen „ça getz“, „avoir du schpeck“, „spritzer les carreaux“, „manger un schneck entre midi“ oder „enfiler ses schlapps“ Ihnen Kopfzerbrechen bereiten, kann das Fremdenverkehrsamt weiterhelfen: Lernen Sie bei einem Café gourmand mit Kaffeeklatsch wie man in Lothringen spricht! Anmeldung erforderlich, im Rahmen der verfügbaren Plätze: 03 87 39 00 00 / tourisme@inspire-metz.com
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6. JUNGES PUBLIKUM Das Kinder- und Jugendprogramm, das die Ausstellung Folklore begleitet, lässt die jungen BesucherInnen Traditionen und regionale Legenden entdecken und diese mit ihrer eigenen Fantasie zu neuen Horizonten führen!
WORKSHOPS 11.07. → 07.10. MIX & MATCH Camille Audibert Workshops für 5-12-Jährige SAM. + SON. + Feiertage (1. Mai ausgenommen) 5-7 Jahre: 11:00 8-12 Jahre: 15:00 Anmeldung online und vor Ort (solange die Plätze reichen) Zusätzliche Öffnungszeiten während Schulferien in Zone B: 5-7 Jahre: MIT. | 15:00 8-12 Jahre: MON. + DON. + FRE. | 15:00
der
Der Workshop Mix & Match bietet im Rahmen der Ausstellung Folklore–unter anderem–die Möglichkeit, die berühmtesten lothringischen Legenden neu zu erzählen! Mithilfe von bereits ausgeschnittenen und ausgestopften Stoffformen, die gemischt und zusammengesetzt werden, können die Kinder den volkstümlichen Monstern aus ihrem Bilderbuch eine neue Gestalt geben. Es steht fest—diesen Sommer weht ein anderer Wind, wir stellen die Traditionen auf den Kopf, stauben die alten Drachen ab und der Graoully muss sich warm anziehen!
© Camille Audibert
Die Workshops für Kinder werden von der UEM Gruppe und ihrer Tochtergesellschaft efluid unterstützt:
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7. PARTNER Das Centre Pompidou-Metz ist das erste Beispiel für die Dezentralisierung einer großen nationalen Kultureinrichtung, des Centre Pompidou, in Zusammenarbeit mit den Gebietskörperschaften. Als eigenständige Einrichtung profitiert das Centre Pompidou-Metz von der Erfahrung, dem Know-how und der internationalen Reputation des Centre Pompidou. Beide vertreten die Werte Innovation, Großzügigkeit, Interdisziplinarität und Offenheit gegenüber allen Zielgruppen. Das Centre Pompidou-Metz organisiert Sonderausstellungen auf der Grundlage von Leihgaben aus der Sammlung des Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, das mit mehr als 120.000 Werken die größte Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst in Europa und die zweitgrößte der Welt ist. Darüber hinaus entwickelt es Partnerschaften mit Museumseinrichtungen auf der ganzen Welt. Als Ergänzung zu den Ausstellungen bietet das Centre Pompidou-Metz Tanzaufführungen, Konzerte, Kino und Konferenzen an. Unterstützt wird es von seinem Gründungsmäzen Wendel.
Mécène fondateur
Die Ausstellung Folklore würde von Centre Pompidou-Metz konzipiert und organisiert, in Partnerschaft mit dem Mucem, Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée. Sie ist vom 21. Oktober 2020 bis zum 22. Februar 2021 im Museum in Marseille zu sehen.
Mit Unterstützung
BANQUE POPULAIRE Logo RVB 25/07/2018 24, rue Salomon de Rothschild - 92288 Suresnes - FRANCE Tél. : +33 (0)1 57 32 87 00 / Fax : +33 (0)1 57 32 87 87 Web : www.carrenoir.com
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ÉQUIVALENCE RVB / HTML DÉGRADÉ R25 V42 B107 / #192a6b VERS R66 V184 B235 / #42b8eb R25 V42 B107 / #192a6b R0 V163 B225 / #00a3e1
Mit der Beteiligung von
Mit Beteiligungvon Vranken-Pommery Monopole. In Medienpartnerschaft mit
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G R A N D M E C E N E D E L A C U LT U R E
WENDEL, GRÜNDUNGSMÄZEN DES CENTRE POMPIDOU-METZ Seit seiner Gründung 2010 unterstützt Wendel das Centre Pompidou-Metz. Der Wendel-Gruppe war es ein wichtiges Anliegen, eine herausragende Kulturinstitution zu fördern, die mit ihren Aktivitäten eine möglichst große Öffentlichkeit erreicht. Aufgrund ihres langjährigen Engagements in der Kulturförderung trägt die Wendel-Gruppe seit 2012 den Titel „Grand mécène de la culture“ [Großer Kulturmäzen]. Wendel ist eine der größten börsennotierten Beteiligungsgesellschaften in Europa. Als Langzeit-Investor trägt sie eine besondere Verantwortung und muss sich als zuverlässiger Partner profilieren, Innovation und Nachhaltigkeit fördern und aussichtsreiche Diversifizierungen anstreben. Ihr besonderes Know-how zeigt sich in der Auswahl führender Unternehmen, wie sich an ihren aktuellen Engagements als Aktionär ablesen lässt: Bureau Veritas, Constantia Flexibles, Allied Universal, IHS, Crisis Prevention Institute Cromology, Stahl oder Tsebo. Die im Jahr 1704 in Lothringen gegründete Wendel-Gruppe konzentrierte ihre vielfältigen Aktivitäten 270 Jahre lang vor allem auf die französische Stahlindustrie, um sich Ende der 1970er-Jahre zu einer Beteiligungsgesellschaft zu wandeln. Die Wendel-Gruppe wird durch das im Besitz der Gründerfamilie Wendel befindliche Unternehmen WendelParticipations unterstützt, in dem die über 1000 Aktionäre der Wendel-Familie versammelt sind, die gemeinsam über 37,7% der Anteile der Wendel-Gruppe verfügen. KONTAKTE : Christine Anglade Pirzadeh + 33 (0) 1 42 85 63 24 c.angladepirzadeh@wendelgroup.com Caroline Decaux + 33 (0) 1 42 85 91 27 c.decaux@wendelgroup.com
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DIE SANEF-GRUPPE — EINE ENGAGIERTE KULTURPARTNERIN IN DEN REGIONEN Die Sanef-Gruppe, Betreiberin von 2000 km Autobahnen in Frankreich, setzt sich für die Förderung der wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Dynamik der Gebiete ein, durch die ihre Autobahnen verlaufen, insbesondere der Region Grand Est mit der Autobahn A4 (Paris-Straßburg). Die Gruppe ist seit vielen Jahren ein in der Region aktiver Mäzen, der dazu beiträgt, die regionalen Kulturveranstaltungen bekannt zu machen und ein neues Publikum zu gewinnen. Die Sanef-Gruppe setzt sich in der Region aktiv für die berufliche Wiedereingliederung ein, um Menschen, die in Schwierigkeiten geraten sind, bei der Rückkehr in die Arbeitswelt zu unterstützen. In der Überzeugung, dass Kultur Brücken schlägt und bei der Wiedereingliederung hilft, hat die Gruppe Schnittstellen zwischen ihrem kulturellen Mäzenatentum und ihrem solidarischen Engagement geschaffen. Vor diesem Hintergrund hat die Sanef-Gruppe beschlossen, das Centre Pompidou-Metz erstmals zu unterstützen und die beiden großen Ausstellungen seines 10-jährigen Bestehens zu fördern: Folklore, 21. März bis 21. September 2020, und Chagall. Überbringer des Lichts, 17. Oktober 2020 bis 15. Februar 2021. DIE SANEF-GRUPPE Die Sanef-Gruppe betreibt 2.071 km Autobahnen, hauptsächlich in der Normandie sowie in Nord- und Ostfrankreich. Die Gruppe beschäftigt rund 2.500 MitarbeiterInnen und erzielte 2019 einen Umsatz von 1,806 Mrd. Euro. Ihr Investitionsprogramm beläuft sich auf mehr als 1 Milliarde Euro. Die wichtigsten Tochtergesellschaften: Sapn und Bip&Go. KONTAKTE: Sanef Abteilung Institutionelle Beziehungen und CSRw Sandrine Lombard Leitung Mäzenatentum und kulturelle Partnerschaften sandrine.lombard@sanef.com
WWW.SANEFGROUPE.COM
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FOLKLORE AUSSTELLUNG IM MUCEM IN MARSEILLE VOM 21. OKTOBER 2020 BIS 22. FEBRUAR 2021
Die Ausstellung Folklore würde von Centre Pompidou-Metz konzipiert und organisiert, in Partnerschaft mit dem Mucem, Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée. Sie ist vom 21. Oktober 2020 bis zum 22. Februar 2021 im Museum in Marseille zu sehen. Das Museum für Zivilisationen in Europa und dem Mittelmeerraum (Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, Mucem) ist eine öffentlich-rechtliche Einrichtung unter der Obhut des französischen Kulturministeriums. Es wurde im Juni 2013 in Marseille eröffnet und gehört seither zu den fünf meistbesuchten Museen Frankreichs. Im Jahr 2019 konnte es diese Attraktivität mit 1 207 000 Besuchen erneut bestätigen. Das Mucem versteht sich als das große Museum für den Mittelmeerraum. Seine Einzigartigkeit besteht in der – an einem einzigen Ort und in homogener Weise realisierten–Nachzeichnung, Analyse und Erklärung der antiken Fundamente dieses Kulturraums sowie in der Darstellung der Spannungen, die ihn bis in die heutige Zeit durchziehen. Ferner ist es ein Ort des Austauschs über die mediterranen Herausforderungen. Über seine Ausstellungen ebenso wie über sein Kulturprogramm bietet das Mucem eine interdisziplinäre Sicht, in der sich Anthropologie, Geschichtswissenschaft, Archäologie, Kunstgeschichte und zeitgenössische Kunst vereinen, um den Besuchern die vielfältigen Facetten der mediterranen Welt sowie ihren permanenten Dialog mit Europa aufzuzeigen. Von den 360 in dieser Ausstellung gezeigten Werken und Objekten stammen 190 aus den Sammlungen des Mucem, die ihm direkt aus dem Musée d’ethnographie du Palais de Trocadéro in Paris (1878-1936) sowie den ihm ab 1936 nachfolgenden Museen überstellt wurden: dem Musée de l’Homme sowie dem Musée national des arts et traditions populaires (MnATP). Parallel zu der im Mucem J4 gezeigten Ausstellung Folklore wird ein ausgestellter Künstler von den Kuratoren eingeladen, vom 18. September 2020 bis zum 8. Januar 2021 ohne künstlerische Vorgaben im Ausstellungssaal des Centre de Conservation et de Ressources des Mucem Stücke aus den Sammlungen neu zu interpretieren.
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Bildmaterial zu des Ausstellungen, darunter auch die nachstehenden Aufnahmen, können unter folgender Adresse heruntergeladen werden: centrepompidou-metz.fr/phototheque Nutzername: presse Passwort: Pomp1d57
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Paul Sérusier, La guirlande de roses, 1898 Huile sur toile, 194 × 175 cm. Genève, Association des Amis du Petit Palais. © akg-images
Vassily Kandinsky, Lied [Chanson], 1906 Tempera sur carton glacé, 49 x 66 cm Paris, Centre Pompidou, Musée national d’art moderne © Centre Pompidou, MNAM-CCI / Georges Meguerditchian / dist. RMN-GP
Mihai Olos, Untitled [Sans titre], 1988 Bois, 97 x 57 x 57 cm © Courtesy Olos Estate et Galeria Plan B, Cluj, Berlin © photo Nicu Ilfoveanu
Meret Oppenheim, (coussin d’assise : Lilly Keller), Läbchuechegluschti [Le monstre du pain d’épices], 1967 Velours, bois, laine, 92,8 x 44 x 38,7cm Berne, Kunstmuseum Bern © Adagp, Paris 2020 ; photo Kunstmuseum Bern
Paul Sérusier, Le Feu dehors ou les Mammau ou Mammen, 1893 Huile sur toile, 73 x 92,4 cm Collection particulière | Dépôt au musée de Pont-Aven © photo Bernard Galéron
Jouet (femme), Dymkovo, Kirov (ancienne Viatka), Russie, 2e moitié du XXe siècle Argile modelée et peinte, 10 x 5,3 x 5,3 cm Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photo © Mucem / Yves Inchierman
Josif Kestler, maquette de maison, Olténie du Nord, Roumanie, v. 1930 Bois, pierre, écorce, paille, 16 x 43,5 x 24,5 cm Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photo © Mucem / Yves Inchierman
Endri Dani, Souvenir of my HomeLAND [Souvenir de ma patrie], Tirana, Albanie, 2012 Installation, céramique, dimensions variables, vidéo (4’40’’) Marseille, Mucem © Endri Dani
Guy Pison, Femmes en costumes lors de la parade d’inauguration de l’Exposition internationale, New York, États-Unis, 1939 Marseille, Mucem © Mucem / Guy Pison
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Melanie Manchot, Perfect Mountain [La montagne parfaite], 2011 Épreuves photographiques et vidéo, 9 min 36 sec © Courtesy de l’artiste, Parafin London, UK et Galerie m, Bochum, Allemagne © Adagp, Paris, 2020 / © Courtoisie Melanie Manchot, Parafin London, UK et Galerie m, Bochum, Allemagne
Échantillons de broderie, Bulgarie, Finlande, République tchèque, Slovaquie photos © Mucem / Yves Inchierman
Július Koller, Univerzálny Folkloristický Obyčaj (U.F.O.) – Čičmany [Coutume folklorique universelle (U.F.O.) – Čičmany], 1978 - Épreuve photographique Bratislava, Slovenská národná galéria Peinture latex sur bois, 15,5 x 95 x 2,5 cm, Vienne © Courtesy de la galerie Martin Janda © Julius Koller / Slovak National Gallery
À l’arrière-plan Maquette de chalet du canton de Valais ou des Grisons, Suisse, v. 1900 À gauche Maquette de grenier du canton de Valais, Suisse, v. 1900 Au premier plan Maquette de chalet du canton de Berne, Suisse, v. 1900 Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photo © Mucem / Yves Inchierman
Natalia Gontcharova, Espagnole, 1916-1919 Gouache au pochoir sur papier vélin, 42,4 x 26,2 cm Strasbourg, musée d’Art moderne et contemporain, Cabinet d’Art Graphique © Adagp, Paris, 2020 © photo Musées de Strasbourg, M. Bertola
Janek Simon, Synthetic Folklore v0.1.2, 2019 Résine synthétique (impression 3D), 140 x 100 cm © Courtesy de l’artiste © Janek Simon ; Courtesy of Raster Gallery
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Valentin Carron, Blind Bear [Ours aveugle], 2000 Polypropylène expansé, fibre de verre, résine acrylique, 330 x 90 x 90 cm Genève, musée d’Art moderne et contemporain © Valentin Carron ; photo Ilmar Kalkkiken © MAMCO, Genève
Tablier de femme dit delantal appartenant à un costume de fête dit charra, Salamanque, Espagne, XXe siècle Drap de laine, soie damassé, velours, toile de coton imprimé, perles brodées, 73,5 x 56,5 cm Marseille, Mucem, collection d’ethnologie d’Europe, dépôt du Muséum national d’histoire naturelle photos © Mucem / Yves Inchierman
Amulette pour la divination amoureuse, flacon contenant des noyaux de cerise Bretagne, 2e moitié du XIXe siècle Verre, noyau, 3,4 x 1,7 cm Marseille, Mucem photo © Mucem / Yves Inchierman
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Emil Nolde, Bergriesen [Les géants de la montagne], 1895/96 Huile sur toile, 93,5 x 151,5 cm Neukirchen, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde © Nolde Stiftung Seebüll Photo : Fotowerkstatt Elke Waldord, Hamburg, und Dirk Dunkelberg, Berlin
Lionel Bonnemère (aut.), Carnet, Cabinet de Lionel Bonnemère, v. 1900 Encre sur papier, 23 x 18 x 2 cm Marseille, Mucem, fonds Lionel Bonnemère photo © Mucem / Yves Inchierman
Paul Delarue, Ensemble de fiches de collecte de contes, France Encre sur papier, 22 x 15 cm Marseille, Mucem photo © Mucem / Yves Inchierman
Jouets, Ille‑et‑Vilaine Bois, 8,5 x 2,3/8,7 x 1,8/7,3 x 6/2,33 x 2,45/8 x 9/9 x 2,5/20 x 1,6/6,8 x 6/5,7 x 8,8/6,2 x 9,7 Marseille, Mucem | Don de Paul Sébillot photo © Mucem / Yves Inchierman
Mikhail Larionov, L'Automne, 1912 Huile sur toile, 136 x 115 cm Paris, Centre Pompidou, Musée national d’art moderne © Adagp, Paris 2020 photo © Centre Pompidou, MNAMCCI, Dist. RMNGrand Palais / Philippe Migeat
Constant, L'Animal sorcier, 1949 Huile sur toile, 110 x 85 cm Paris, Centre Pompidou - Musée national d'art moderne © Fondation Constant / Adagp, Paris 2020 © Service de la documentation photographique du MNAM - Centre Pompidou, MNAM-CCI / dist. RMN-GP
De gauche à droite et de haut en bas Manche de canne, Camargue, Corne, 15,5 x 6,9 x 2,3 cm Outil, Camargue, Os perforé, 7,7 x 7 x 3,2 cm Piège, Camargue, v. 1860 Bois, fer, corde, 11,5 x 13,5 x 2 cm Marseille, Mucem, photos © Mucem / Yves Inchierman
Claudio Costa, Ensemble de photographies documentant le projet Monteghirfo, Museo di Antropologia Attiva, 1975 Diaporama © Courtesy Archive Claudio Costa © Adagp, Paris, 2020 ; Archivio Claudio Costa, photo Claudio Grimaldi
Un gardian en selle, Camargue, fin du XIX siècle, photographie d’une vitrine de la galerie culturelle du musée national des Arts et Traditions populaires, 19752005 Marseille, Mucem © Mucem / Hervé Jézéquel e
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Com & Com, Bloch au Chili (2019) © Thomas Rickenmann Slavs and Tatars, Molla Nasreddin the Antimodern [Mollah Nasreddine l’antimoderne], 2012 Acier, fibre de verre, résine, laque, 180 x 180 x 80 cm Berlin, Kraupa-Tuskany Zeidler et Varsovie, Raster © Courtesy of Raster Gallery © Slavs and Tatars
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NOTIZEN
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CENTRE POMPIDOU-METZ 1, parvis des Droits-de-l’Homme 57000 Metz +33 (0)3 87 15 39 39 contact@centrepompidou-metz.fr centrepompidou-metz.fr Centre Pompidou-Metz PompidouMetz centrepompidoumetz_
ÖFFNUNGSZEITEN Täglich außer dienstags und am 1. Mai 01.11 > 31.03 MON. | MIT. | DON. | FRE. | SAM. | SON.: 10:00 – 18:00 01.04 > 31.10 MON. | MIT. | DON.: 10:00 – 18:00 FRE. | SAM. | SON.: 10:00 – 19:00
ANFAHRT Mit dem Zug
EINTRITT Für Einzelpersonen: 7 € / 10 € / 12 € (je nach Anzahl der geöffneten Ausstellungsbereiche) Für Gruppen (ab 20 Personen): 5,50 €, 8 €, 10 € (je nach Anzahl der geöffneten Ausstellungsbereiche) Nutzen Sie die zahlreichen Partnerangebote des Centre Pompidou-Metz: Eintrittskarte über C.G.O.S, Gemeinschaftsangebot von Centre Pompidou-Metz/TER Grand Est, Kombiangebot Reise und Eintrittskarte der CFL (luxemburgische Bahn), Pass Lorraine, PassTime, Museums Pass Musées, City Pass Für die folgenden Personengruppen ist der Eintritt frei: Lehrende in Frankreich (auf Vorlage eines Berufsausweises oder eines gültigen, ordnungsgemäß ausgefüllten Pass Éducation), Personen unter 26 Jahren, Studierende, in Frankreich gemeldete Arbeitssuchende, EmpfängerInnen von RSA oder Sozialhilfe (auf Vorlage einer Bescheinigung, die jünger als 6 Monate ist), KünstlerInnen mit Mitgliedschaft in der Maison des Artistes, Menschen mit Behinderung nebst Begleitperson, EmpfängerInnen des „Minimum Vieillesse“, französische MuseumsführerInnen/DolmetscherInnen, InhaberInnen der Karten Icom, Icomos, Aica, Paris Première, Inhaber eines Presseausweises.
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