In zwei Welten AT 20Jan2017

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SEITE DER FRAU

In zwei Welten Frauenbiografien zwischen Europa und Argentinien Die Hälfte der Menschen, die weltweit ihre Heimat verlassen, sind Frauen. Auch bereits vor 100 Jahren war die (Migrations-)-Wirklichkeit weiblicher, als uns dies heutzutage viele Texte und Bilder vermitteln. Die Soziologin Beate Hock wendet den Blick zurück in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, als das heutige Einwanderungsland Deutschland noch selbst ein Krisen- und Kriegsland war und die Auswanderung eine Option, dieser Situation zu entfliehen. Im Mittelpunkt dieses Buches stehen die Lebensgeschichten von über zwanzig deutsprachigen Frauen, die nach Argentinien auswanderten bzw. ins Exil gingen. Porträtiert werden Frauen unterschiedlichen Bekanntheitsgrades, Alters und sozialer Herkunft. So verschieden wie die von der Autorin genutzten Quellen, so verschieden sind auch die porträtierten Frauen selbst. Während die einen sich souverän in zwei Welten bewegen, leiden die anderen an ihrem Dasein zwischen Argentinien und Europa. Die Porträts und Berichte über Weggehen und Ankommen sind eingebettet in Hintergrundinformationen zur europäischen und argentinischen Geschichte. Aus dem Inhalt, Teil 1: Ein-

Beate Hock

wanderung nach Argentinien. Ein Einwanderungsland par excellence. Die Einwanderung Deutscher bzw. Deutschsprachiger nach Argentinien. Anteil der Frauen an der Einwanderung. Teil 2: Die Besiedlerinnen – Einwanderung aufs Land Anfang des 20. Jahrhunderts: Zwischen Abenteuer und der Suche nach einem besseren Leben – Frieda Grimm, Bertha Koessler-Ilg, Ella Brunswig, María Bamberg, Emigration von (arbeitslosen) ArbeiternInnen; Teil 3.1: 1933 politisches Exil: Oda Ol-

berg-Lerda, Doris Dauber, Nelly Meffert-Guggenbühl, Hedwig Schlichter (Hedda Crilla). Teil 3.2: 1933 – Jüdisches Exil – Livia Neumann Székely, Marion Kaufmann, Ilse Kaufmann, Grete Stern, Deutschsprachige Einwanderinnen und Mütter der Plaza de Mayo. Exkurs: Eingereiste Nazi-Täter – Eichmann und seine Ehefrau Vera Liebl, Einwanderinnenn als aktive Nazis in Argentinien. Teil 4: Einwanderung nach dem 2. Weltkrieg: Muni Catalán (Marianne Hammerschmidt), Silke (Rasenack de Dross), Erika Blumgrund, Emilie Schindler, María Weiner und Teresa Didjurgis, Brigitte Schöb und Maxi Fimpel, Marianne Hirschfeldt. Exkurs: Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg. Teil 5: Schluss – Gemeinsames in der Differenz. Autorin des Buchs Beate Hock; 234 Seiten, erschienen Mitte November 2016. Ausführliches Inhaltsverzeichnis und weitere Informationen: www.tranvia.de Edition tranvía-Verlag Walter Frey, E-Mail: Tranvia@t-online. de Nähere Information über Mail: Beate.hock@freenet.de

Volks- und Heimatlieder singen

Jeden letzten Donnerstag des Monats treffen sich seit langer Zeit etwa 20 Frauen und fünf Männer im Seniorenheim der Fundación Champaqui in Villa General Belgrano. Fast alle Mitglieder sind zwischen 70 und 95 Jahre alt, begleitet von einem Akkordeon und einer Geige. Von allen ihnen bekannten Liedern wurde der Text aufgeschrieben, ausgedruckt, und jeder sucht sich sein Lieblingslied aus. Alles zu Kaffee und Kuchen. Ich bin erst das zweite Mal dabei und mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, die ich hier aufschreiben möchte, als Fragen in den Raum stellen, wahrscheinlich nie beantwortet bekomme oder mir selbst erklären kann. Wo ist unsere Heimat, welches ist mein Volk, was ist meine Muttersprache, welches Land ist mein Vaterland, wo ist meine Familie, was von alledem ist Illusion und was ist Wirklichkeit? Wir singen darüber so herrliche Lieder und sind davon gerührt. Nehmen wir nur den Begriff Heimat: Heute hier in der Provinz Córdoba von Argentinien, im Jahr 2016, Reise ich 11 Stunden mit dem Bus nach Buenos Aires, 2 Stunden zu einem Flugplatz, zusätzlich 2 Stunden Abfertigung, fliege dann 13 Stunden nach Frankfurt und dann noch einige Stunden an mein Ziel in Deutschland. Vor etwa 70 Jahren habe ich diese meine „Heimat” verlassen. Verlassen, verloren, vergessen, verdrängt, verändert, verdammt? Aber mit Wehmut gemeinsam besungen. Vor etwa 15 Jahren ging ich mit Brigitte, meiner Partnerin, zu einem Treffen mit der israelitischen Außenministerin im Cine Gran Rex in Buenos Aires. Nach ihrer sehr guten, aber intellektuellen Rede und als Abschluss der Veranstaltung stimmten alle Teilnehmer des vollen Kinos, wahrscheinlich alle jüdischer Abstammung, Lieder in jiddisch an, fingen an zu schunkeln und mein Nachbar neben mir hakte mich ein und ich summte die Melodie mit, denn den Text kannte ich nicht. Wir waren eine Gemeinschaft beim Besingen einer Heimat, seiner Heimat, er war aus Wilna Litauen, dessen Getto ich kennengelernt hatte und sang ein Heimatlied, während ihm die Tränen liefen. Was verband diesen Menschen heute noch mit dem Getto von Wilma, oder stammte sein Heimatlied aus der Zeit, bevor er nach Litauen kam, was verbindet mich heute noch mit meiner Heimat Stadt Berlin. Oder war meine Heimat der kleine Ort Kassigkehmen, an der Memel. Von dort kamen mei-

ne Vorfahren. Wie viel Heimatsstädte vertreten wir hier in unserem Singkreis, einige sind aus Hamburg, andere aus Wien, dem Rheinland, dem Baltikum, aus Schlesien, Norwegen, Belgien oder der Schweiz. Aber im Lied singen wir von unserer Heimat. Auch die Muttersprache ist bei unserer kleinen Gruppe nicht immer die gleiche, ganz davon abgesehen ist unser Deutsch nach so vielen Jahren in Südamerika längst veraltet. Auch die Lieder, die wir gestern sangen, sind doch auch oft uralt. Ich denke nur an das Lied von ‘Aennchen von Tarau’, etwa 1630 für eine Hochzeit mit dem Pfarrer gedichtet, viel später vertont, in Memel, Kleipeda, dem Ort der Hochzeit, ein Denkmal gesetzt und heute als Heimatslied gern gesungen. Was geht denn da in unserem Gehirn vor, welche Gefühle kommen hoch, wie ist es möglich, dass ich die Texte oft vergessen, aber die Melodie sofort in meinen Ohren habe und ich mitsingen kann, und gerne mitsinge, genauso wie mein jüdischer Nachbar sein Lied aus dem Getto von Wilna sang. Ist es Gewohnheit, ist es wie beim ‘Vaterunser’, dass ich nur auf Deutsch flüssig sprechen kann? Geht es den Türken in Berlin genauso wie mir, hier in Argentinien? Ist es die reine Melodie, die uns glücklich stimmt, ist es Erinnerung an die Jugend, ist es Heimatgefühl? Was geht da in unserem Kopf und Gehirn vor? Meist sind es Erinnerungen an Momente, die man vor über 70 Jahren erlebte. Was singen denn meine Enkel und Urenkel in Deutschland und Kanada? Laut der Evolutionslehre muss sich doch da etwas verändern. Singen sie noch: ‘Das Wandern ist des Müllers Lust’? Das Vaterland wird auch besungen, aber ich habe auf drei Vaterländer geschworen. Das erste Mal schwur ich auf Hitler 1942, nach dem Krieg 1946 in der DDR auf den Nachfolger von Stalin, und schließlich 1951, als argentinischer Soldat, das dritte Mal. Wem gelten meine Lieder, wenn ich vom Vaterland singe. Das Lied, das mir am meisten vom Text her gefällt, ist das Lied: ‘Hoch auf dem gelben Wagen’, denn es spricht nicht von Heimat oder Vaterland, sondern nur von der Vergänglichkeit des täglichen, glücklichen Lebens, das ich mit dem Wagen durchfahre, aber in der sich wiederholenden letzten Zeile unwiderruflich hinter mir lasse, also nach allem schönen abschließend singe „ Aber der Wagen, der rollt“. Peter Zimmermann

Freitag, 20. Januar 2017 15

HEIDIS ECKE

Hausmittel 3: Treppen steigen: Wenn Sie keine andere Möglichkeit haben, dann sollten Sie wenigstens ein Mal am Tag versuchen, intensiv Treppen zu steigen. Hausmittel 4: Sport: Treiben Sie viel Sport. Besonders gut gegen geschwollene Füße sind Sportarten, bei denen die Beinmuskeln und Wadenmuskeln besonders gefordert werden wie beispielsweise Joggen, Radfahren und Walken. Hausmittel 5: Massage: Massieren Sie Ihre Füße. Vor allem abends sollten Sie Ihre Füße mit Kampfer einreiben. Dabei von den Zehen aufwärts gut in den Fuß einmassieren. Am besten natürlich: massieren lassen! Beim nächsten Mal weiter dazu, heidiboehmecke@hotmail.com

Schwarzkopf Professionel: Was ist

zu tun gegen krauses, krisseliges Haar

Wichtig ist nach der aggresiven Anti-Frizz Anwendung eine Haarbehandlung, bei der sich die Haare erholen und natürliche Lockenpracht für eine längere Zeit gewähren. Die Anwendung von chemischen Produkten greift nämlich die Kopfhaut an, so dass eine entsprechende Hydratation angewendet werden muss, um nicht Gefahr zu laufen, dass, nach Erreichen des glatten Haar-Effekts, die Haare trocken und angegriffen erscheinen. Schwarzkopf Professional empfiehlt die Anwendung von richtigen entsprechenden Shampoos (BC Fibre Force Shampoo) und Haarspülmitteln (BC Force Acondicioador für dickes und dünnes Haar) nach Anti-Frizz-Behandlung. Info: Carolina.Perdomo@edelman.com HR

Manteros

Vorige Woche wurden im Fernsehen den ganzen Tag die Proteste der Straβenhändler gezeigt. Menschen, die versuchen, mit dieser Arbeit zu überleben. Sie nehmen Besitz von bestimmten Straßen, breiten auf der Erde statt auf Tischen ihre Waren aus, die sie billig den Passanten verkaufen, zum verständlichen Ärger der Geschäftsleute, die diese Arbeit als unfaire Konkurrenz betrachten. Jetzt will man sie ausquartieren. Mit dem Protest wurde wieder mal ein ganzer Stadtteil lahmgelegt. Die Leute wollten mit einem Beamten der Stadtregierung sprechen, aber statt seiner erschien nur ein unwichtiger Kollege, was sie sehr empörte. Sie sperrten die Straβen ab und zündeten Mülltonnen an. Schwarzer Rauch stieg zu den Hochhäusern auf. Die Polizei kam anmarschiert, Polizisten mit Schutzschildern (allerdings nur die in der ersten Reihe hatten eins), Ambulanzen, Wasserspritzwagen. Eine enorme Anzahl Polizisten aller Sorten, von denen es jetzt gibt: Die beiden städtischen, die Gendarmen, die Infanterie (!). Die meisten waren ganz junge Männer und Mädchen, die einen ziemlich ratlosen Eindruck machten; die Profis konnte man an ihren Mützen und Waffen erkennen. Da die Polizei die Straβen gesperrt hatte, entstand ein enormer Stau, wo zwischen der Menschenmenge und Vehikeln die Autos und Busse und sogar eine Frau im Rollstuhl versuchten, weiterzukommen. Das was vor Jahren mit dem Verkauf echter Handarbeit begonnen hat, hat sich inzwischen zu einer wahren Mafia entwickelt. Denn im Grunde sind die „manteros“ die Sklaven von unbekannten Händlern, die den Verkauf beherrschen und organisieren. Ich bin einmal vormittags durch die Florida gegangen (als sie noch von „manteros“ besetzt war) und sah, wie den Leuten große Pakete verteilt wurde. Alle Pakete waren gleich groβ, in das gleiche graue Plastik verpackt, und die Produkte waren, mit wenigen Ausnahmen, bei allen Verkäufern die Gleichen. Statt Handarbeit sieht man nun Wollsocken im Winter, chinesische Sonnenbrillen im Sommer, Mates, Gürtel, billigen Schmuck, und diverse Importe. Die Chefs dieses gutgehenden Geschäftes geben ihren Sklaven nur einen winzigen Bruchteil des Gewinnes. Jetzt hört man, dass die Regierung den „manteros“ eine zweimonatige „Ausbildung“ finanziert und sie in einem leerstehenden Gebäude unterbringen wird. Die Debatten gehen jedoch weiter, weil manche der Verkäufer nicht damit einverstanden sind. Doch niemand kommt anscheinend auf die Idee, dieses blühende Geschäft und deren Organisatoren mal unter die Lupe zu nehmen. Marion

Genießerküche Rezepte von Irmgard Uhlig

Nudeln in Krabbensauce

Zutaten: Zur Krabbensauce: 1 Zwiebel, 1 Dose Hummercreme-Suppe (Jumbo), etwas Butter, 150 g Sahne, 100 g geschälte Krabben, Salz, Pfeffer, ½ Glas Weisswein. Übrige Zutaten: 250 – 300 g Speisenudeln, Salz, 50 g Butter. Zubereitung Krabbensauce: Zwiebel klein würfeln, in Butter andünsten, Hummercreme-Suppe vorbereiten, alles mit der Sahne mischen, zum Kochen bringen. Die geschälten Krabben darin erhitzen, salzen, pfeffern, mit Weisswein abschmecken. Nudeln in Salzwasser kernig kochen. Die Nudeln in Butter schwenken; etwas Butter bräunen, über die Nudeln geben, dazu die Krabbensauce reichen (Auch kann man über die Nudeln fein gemahlene Mandeln streuen, was dem Gericht eine besondere Note gibt). Alle Zutaten für dieses Rezept erhalten Sie bei JUMBO. Irmgard Uhlig kocht bei der Deutschen Vereinigung Munro, Deán Funes 780. Villa Adelina. Bs. As. E-Mail: deutschevm@gmail.com


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