ELEMENTAR 02 2015

Page 1

ELEMENTAR DIE ZEITOPTIMIERER

DEM SCHLAF AUF DER SPUR

Von Schichtarbeit bis Langzeitkonto: die flexiblen Modelle vieler Chemieunternehmen für die Beschäftigten

Er wacht, wenn andere träumen: Der Schlafmediziner Lennart Knaack erklärt, was guten Schlaf ausmacht

>>> Seite 14

>>> Seite 20

AUSZEIT

WAS PASSIERT, WENN NICHTS PASSIERT?

02.2015

Magazin für die Beschäftigten in der Chemie


THEMA Wandel – Neu! Anders! Besser? 2

»WIE LANGE SOLL DER URLAUB DAUERN? SO LANGE, DASS DER CHEF SIE VERMISST, ABER NICHT SO LANGE, BIS ER ENTDECKT, DASS ER AUCH OHNE SIE RECHT GUT AUSKOMMEN KANN.« SPRICHWORT , aus der Schweiz » NICHTSTUN MACHT NUR DANN SPASS, WENN MAN EIGENTLICH VIEL ZU TUN HÄTTE.« NOEL COWARD, britischer Schauspieler, Schriftsteller, Komponist » DIE ZEIT IST ZU KOSTBAR, UM SIE MIT FALSCHEN DINGEN ZU VERSCHWENDEN.« HEINZ RÜHMANN, deutscher Schauspieler » LEBENSKÜNSTLER LEBEN VON DER ZEIT, DIE ANDERE NICHT HABEN.« MICHAEL DOUGLAS , US-amerikanischer Schauspieler

Die Vielfalt der Welt entdecken: Viele Menschen packt immer wieder das Reise­ fieber. So auch fünf Beschäftigte aus der rheinischen Chemieregion

2.2015


ELEMENTAR 3

THEMA

AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert?

→ Interview

10

Von Leerlauf keine Spur tillstand als Herausforderung S und Teamwork: Bei der Revision des INEOS-Krackers saß jeder Handgriff genau

14 Die Zeitoptimierer

Von Schichtarbeit bis Langzeit­ konto: die flexiblen Modelle vieler Chemieunternehmen für die Beschäftigten

18 Oh, wie schön ist ...

Auszeit ist oft Reisezeit. ELEMENTAR sprach mit Beschäf­ tigten aus der Chemie, über unvergessliche Erlebnisse

20 Dem Schlaf auf der Spur

Er wacht, wenn andere träumen: Der Schlafmediziner Lennart Knaack erklärt, was guten Schlaf ausmacht

Übrigens: Unser Redaktionsteam freut sich über Feedback unter redaktion@elementar-magazin.de!

2.2015

Tausche Arbeits- gegen Freizeitstress

Hektik und Stress prägen oft unseren Alltag. Daher wünschen sich immer mehr eine Auszeit. Ein Blick auf unseren Umgang mit der (Frei-)Zeit


AUS|ZEIT Wortart: Substantiv, feminin

BEDEUTUNG: Pause;

Spielunterbrechung; Aussetzen; Zeit zur Erholung Herkunft: BEGRIFF

AUS DEM SPORT

Schiedsrichterzeichen: IN FAST ALLEN

SPORTARTEN EIN MIT HÄNDEN ODER FINGERN GEFORMTES „T“.

SYNONYME: Pause, Ruhepause, Urlaub, Ruhezeit, Verschnaufpause, Einhalt, Stillstand, Einschnitt, Abstand, Unterbrechung, Mußestunde, Rast, Stopp



THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert? 6

TAUSCHE ARBEITS- GEGEN FREIZEITSTRESS Wann ist eine Auszeit eigentlich eine gute Auszeit? Im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten haben wir mehr Zeit für unser Privatleben und doch finden wir immer weniger Entspannung. Ein Blick auf unseren Umgang mit unserer (Frei-)Zeit. 2.2015


ELEMENTAR 7

|I

BEI ANRUF HEKTIK ungewöhnliche Art und Weise: Wer hätte sich früher vorstellen können, regelmä­ „Hallo? … Ja, ich bin gerade

ßig den eigenen Teller im

einkaufen/im Zug/auf dem

Restaurant zu fotografieren

Weg“ – solche Gespräche hat

und das Bild zu versenden?

wohl jeder von uns schon

Mit der Zeit haben wir uns

einmal geführt. Und noch

auch an eine immer höhere

häufiger haben wir sie unfrei-

Geschwindigkeit des Alltags

willig mitgehört, weil jemand

gewöhnt: Verabredungen

in der S-Bahn oder im

und Absprachen sind immer

Supermarkt per Handy den

nur bis zum nächsten Anruf

Draht zu Freunden und

gültig – und der kann jede

Familie hält.

Minute kommen. Praktische Dinge wie Smartphones, die

Die ständige Erreichbarkeit ist

dieses Tempo weiter

für uns selbstverständlich.

erhöhen, finden wir aber

Dabei ist diese Art der

so praktisch, dass wir sie

Kommunikation erst seit

nicht mehr missen wollen.

ch bin im Stress, ich habe jetzt keine Zeit“ – mal ehrlich, wie oft haben Sie diesen Satz in den vergangenen Monaten von Ihren Freunden oder Kollegen gehört? Oder vielleicht sogar selbst gesagt? Keine Sorge, Sie sind in bester Gesellschaft. Denn obwohl es viele privat gemütlich angehen lassen und „Fernsehen“ seit 25 Jahren ungebrochen auf Platz eins der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen steht, bringt die tägliche Blaupause den Deutschen offensichtlich keine Entspannung mehr. Ein Grund dafür lauert, so zeigen neueste Studien immer klarer, in einem ganz unerwarteten Lebensbereich: Zuhause, also im Privaten. Sobald man den Blaumann ablegt oder die Bürotür hinter sich zuzieht, beginnt häufig das eigentliche Multitasking: Wäschewaschen, Hausaufgabenkontrolle, diverse Hobbys und permanentes Piepsen und Klingeln von Smartphone & Co. Es wird telefoniert und gesimst, getwittert und gemailt, geteilt, kommentiert und bewertet. Und das in einem unglaublichen Tempo. Vielen macht dieser soziale Austausch Spaß. Andere jedoch treibt schlicht die Angst, etwas zu verpassen. IMMER ONLINE, STETS ERREICHBAR Vor allem junge Männer leiden unter der sogenannten „Fomo“. Diese englische Abkürzung steht für ein relativ neues Phänomen, nämlich den zwanghaften Drang, immer im Netz sein zu müssen, um über jede Aktivität der Freunde informiert zu sein – und allen mitzuteilen, was man selbst gerade macht. Bereits 26 Prozent der Jugendlichen können sich laut einer Studie nicht mehr vorstellen, ohne Social Media zu leben. Immer online zu sein bedeutet aber auch, nie richtig abzuschalten. Gerade darunter, stets erreichbar sein zu müssen und mit Informationen überfrachtet zu werden, leiden viele Menschen – und ziehen genervt den Stecker. Dank Computerprogrammen wie MacFreedom oder Apps, die die

wenigen Jahren üblich, dank der flächendeckenden

Wie weit das unseren Alltag

Verbreitung von Smartphones

mittlerweile beeinflusst,

und Flatrates. Kaum vorstell­

zeigt der Rundumblick in fast

bar, dass man nicht schnell

jeder Umgebung: Nahezu

noch einen Nachtrag für den

immer ist eine Person im

Einkaufszettel oder eine

Blickfeld, die auf ein Display

Änderung der Abendplanung

schaut oder telefoniert. Dass

per Anruf oder App übermit­

eine Auszeit von Updates

teln kann. Darüber hinaus

und Erreichbarkeit auch

halten wir mit unseren

erholsam sein kann – das

Smartphones auch andere auf

müssen viele von uns erst

dem Laufenden, oft auch auf

wieder erlernen.

2.2015

»66 Prozent der Nutzer sozialer Netzwerke haben bereits einmal Fotos ins Netz gestellt.«

IFD Allensbach, 2015

...


THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert? 8

→ E ntspannung aus dem Büdchen an der Ecke 40 Deutschland

37

Ob „Do-it-yourself“-Hefte oder,

zeitungen weiter sanken,

ganz neu, „BEEF! Für Männer

legten Koch-und-Wohlfühl-

mit Geschmack“ – wohin

Magazine deutlich zu: Allein

das Auge im gut sortierten

„Landlust“ ging über 1 Million

Zeitschriftenkiosk momentan

Mal pro Quartal über die

schaut, die deutschen Leser

Ladentheke. Das sind ­

sehnen sich nach Entschleu­

87,3 Prozent mehr als noch

nigung und Idylle. Während

2009 – mit dreimal so hohen

2014 die Auflage von Tages­

Verkaufszahlen wie „Kicker“.

Italien

...

36 Schweden

33 Niederlande

29 Belgien

Vielfältiges Europa: Während die Deutschen bis

Internetverbindung für eine selbstgewählte Zeit kappen beziehungsweise das Smartphone stundenweise blockieren, durchaus im wörtlichen Sinne: Sie gehen offline. WUNSCH DER DEUTSCHEN? – EINE PAUSE Die neue große Sehnsucht der Deutschen heißt „Auszeit“. Wie akut dieser Wunsch ist, belegen Zahlen: Mehr als jeder zweite Arbeitnehmer (57 Prozent) träumt von einem Ausstieg auf Zeit. Raus aus dem Trott, raus aus der Hektik. Dabei ist unsere tägliche Pause vom Alltag gar nicht so knapp bemessen. Noch 1950 wurde über neun Stunden mehr pro Woche gearbeitet. Gleichzeitig hat sich unser Urlaub im selben Zeitraum von neun auf rund 30 Tage verdreifacht. Das moderne Stichwort lautet „Work-LifeBalance“. So verfügen deutsche Arbeitnehmer über durchschnittlich 29,8 bezahlte Urlaubstage pro Jahr. Dies ist im Vergleich mit den anderen EU-Ländern Rekord, bei dem nur Dänemark mithalten kann. Und je nach Bundesland kommen noch einmal bis zu zehn gesetzliche Feiertage hinzu. Bei Hochzeit, Umzug, Jubiläum, Geburt des Kindes und zahlreichen anderen Ereignissen winkt außerdem ein Sonderurlaubstag. Faul ist der „Europameister beim Urlaub“ allerdings nicht. Im Gegenteil, wir verplanen unsere Tage häufig bis in die letzte Sekunde hinein.

zu 40 Urlaubsund Feiertage pro Jahr haben, müssen sich die Belgier mit 29 begnügen.

Quelle: IW Köln, 2013

ZEIT FÜR UNS, ZEIT FÜR ANDERE Aber wahrer Müßiggang und Erholung sind mehr. Es gilt herauszufinden, wie man eine spannende Freizeit haben kann, ohne in Freizeitstress zu geraten. Besonders viele NRWler greifen zur Entspannung gerne zum Rasenmäher oder wühlen im eigenen Gemüsebeet. Allein 90.000 Kleingärten gibt es in unserem Bundesland. Weitere große Interessen-

gebiete der deutschen Frauen sind gesunde Ernährung und Einrichten. Bei den Männern ist es neben Heimwerken der Sport. Laut Umfragen treiben fast 10,6 Millionen Menschen hierzulande mehrmals wöchentlich Sport. Zu viel Schweiß muss trotzdem nicht fließen. Neben dem unverwüstlichen Fußball boomen gerade ruhigere Sportarten wie Bouldern, also konzentriert-geschicktes Klettern an niedrigen Wänden, oder Yoga, sichtbar auch an immer mehr Kursen speziell für Männer. Freizeit heißt aber genauso oft, Zeit für andere zu verschenken. Etwa 50 Prozent der Bevölkerung engagierten sich ehrenamtlich. Sie helfen in Sportvereinen oder kulturellen Einrichtungen, bei der freiwilligen Feuerwehr oder im Kindergarten ihres Nachwuchses. Dass jeder fünfte, oft berufstätige Bürger sogar eine feste Funktion oder ein Amt übernimmt, oft bis ins hohe Alter, honorieren auch Firmen immer häufiger. Denn sie wissen: Wer zufriedene und motivierte Menschen in seinem Unternehmen haben möchte, muss ihnen die Möglichkeit geben, ihre Potentiale zu entfalten. Inklusive der ein oder anderen Pause.

85 %

Quelle: IW Köln, 2013

„Stress und Zeitdruck sind zwei Phänomene, die zwar oft die Debatten über die moderne Arbeitswelt dominie­ ren, in Wirklichkeit aber ist ihr Einfluss auf die Arbeits­ zufriedenheit gar nicht so groß: Selbst von denen, die oft Stress haben und häufig in hohem Tempo arbeiten müssen, sind 85 Prozent mit ihrem Job zufrieden.“ 2.2015

.


TUN NICHTSTUN

+

REDEN STATT SURFEN

Weg vom Monitor Arbeitnehmer verbringen ihre Pausen unterschiedlich. Die klare Mehrheit bevorzugt einen Plausch unter Kollegen.

47,0 %

Eine Scha�fenspause kann unterschiedliche Gründe haben. Mal ist es der Wunsch nach Entspannung, mal die Notwendigkeit einer Pause – und manchmal kommt sie auch ganz unverho�ft.

Pause!!! 15,7 %

BABYBOOM NACH BLACKOUT?

Der Storch und der Stromausfall Kurz gefragt

Was tun beim Stromausfall?

Monate nach dem großen

Für viele Paare scheint die

Stromausfall vom 9. Novem­

Antwort eindeutig, hört man

ber 1965 mit 30 Millionen

doch häufig von einem An­

Betroffenen über einen Baby­

Leiter Physiotherapie

stieg der Geburtenrate neun

boom. Betrachtet man aller­

beim 1. FC Köln

Monate nach einem Blackout.

dings die damalige Geburten­

Urheber solcher Geschich­

statistik genau, entpuppt sich

ten war jedoch die New York

das Ganze als schöner, aber

Times. Diese berichtete neun

hartnäckiger Mythos.

Klaus Maierstein,

Mussten Sie einen Pro�i→ fußballer schon einmal davon

11,4 % 1,2 %

Mit Allein Zeitung Im Kollegen entlesen Internet austau- spannen surfen schen Quelle: Statista 2015. Bis 100 Prozent Fehlende: Sonstige/keine Angaben.

DEUTSCHLANDS EWIGE BAUSTELLE

Göttlicher Pferdestall Eine Auszeit der besonderen

überzeugen, zu pausieren?

Art prägt den Kölner Dom.

„Überzeugen“ ist vielleicht das

200 Jahre nach Baubeginn 1248

falsche Wort. Kein Spieler setzt

wurden die Arbeiten wieder

gerne aus. Aber Pausen sind

eingestellt. Die Gründe waren

manchmal einfach notwendig.

überaus weltlich: Geldmangel

Denn die Spieler sind wegen

und Desinteresse. Statt als Ort

Liga­, Test­ und Länderspielen

für Gläubige diente das Kölner

hoher Belastung ausgesetzt.

Wahrzeichen fortan als Pferde­

Daher gilt für Profi­ wie Hobby­

stall. Erst 1880 wurde es nach

kicker: Übungen sauber ausfüh­

über 600 Jahren vollendet.

ren und Ruhepausen für mehr

Gewerkelt wird an der mit

Leistung unbedingt einhalten.

157,38 Metern zweithöchsten

Nur so kann man langwierigen

Kathedrale der Welt aber

Verletzungen vorbeugen.

bis heute – was ihren Ruf als

Das wissen auch die Sportler.

„ewige Baustelle“ begründet.

69 %

So viele Deutsche schnürten

ist Wandern damit der Deut­

in der eigenen Region nach

im vergangenen Jahr ihre Wan­

schen liebste Freiluft­Aktivität.

dem Motto „Ich bin dann mal

derschuhe. Das sind 13 Prozent

Dabei muss es nicht gleich

weg“ empfinden viele Wander­

mehr als noch vor fünf Jahren.

der berühmte Jakobsweg

freunde als entspannend

Laut der „Wanderstudie 2014“

sein. Bereits eine kurze Tour

und Stress abbauend.


THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert?


ELEMENTAR 11

VON LEERLAUF KEINE SPUR Chemieanlagen werden aufgrund gesetzlicher Vorschriften und zur Wartung bzw. Instandsetzung regelmäßig abgestellt. Das wirkt nur auf den ersten Blick wie eine Pause: Das Gespräch mit Roland Zöller und Marcel Hohnroth vom Stillstandsteam beim petrochemischen Unternehmen INEOS in Köln zeigt, dass Stillstände eine echte Herausforderung sind. Jeder Schritt ist minutiös geplant, nichts wird dem Zufall überlassen. Durchgeplant bis zum letzten Handgriff: die Prüfung des Krackers bei INEOS in Köln

STILLSTAND IN ZAHLEN

|A

nlagen bei INEOS in Köln gehen regelmäßig zur Revision außer Betrieb. Die Abteilung Turnaround-Management – zu Deutsch Stillstandsplanung – plant und führt diese durch. Das Team ist mit dem Verbundstandort und seinen Produktionsanlagen bestens vertraut. Jede Anlage wird alle fünf bis zehn Jahre für einen Stillstand heruntergefahren: Neben den im Vordergrund stehenden gesetzlich geforderten Tätigkeiten und Wartungsarbeiten stehen Instandsetzungsmaßnahmen auf der Tagesordnung. Zudem prüft der TÜV die genehmigungspflichtigen Anlagen genau. Stillstände müssen also sicher, reibungslos und möglichst schnell ablaufen, weiß Roland Zöller, Leiter des Stillstandsteams: „Die Anlagen können in dieser Zeit nicht produzieren. Die Arbeiten führen wir deshalb so rasch wie möglich und unter Beachtung aller Sicherheitsvorschriften durch.“

Im Herbst 2013 bewältigten die Menschen bei INEOS in Köln eine Mammutaufgabe. Da wurden ein Naph­ thakracker und ein daran angeschlossener Ethangaskracker für sechs Wochen heruntergefahren. „Das war der größte Stillstand, den wir am Standort Köln hatten“, berichtet Marcel Hohnroth, Mitglied des Stillstandsmanagementteams. Er ist mitverantwortlich für die Planung und Durchführung des Stillstands in den Krackanlagen. Bei INEOS in Köln müssen der Ethanstrang und der Kracker zeitgleich in Revision gehen, da sie einige Anlagenteile gemeinsam nutzen. Im Normalbetrieb spaltet der Kracker die Bestandteile des Rohölprodukts Naphtha in kleinere Kohlenwasserstoffketten („to crack“ bedeutet auf Deutsch „aufbrechen“). Dazu wird das Naphtha für einige Sekunden auf 800 bis 900 Grad Celsius erhitzt und anschließend zügig wieder abgekühlt. Die Krackanlagen sind für die Verbundproduktion von

6.000 Beteiligte insgesamt

100 Mio. € 6 Wochen Stillstand

Investitionsvolumen

...


THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert? 12

Marcel Hohnroth und Roland Zöller vor dem Naphthakracker, der 2013 zur Revision in Stillstand ging

...

INEOS in Köln besonders wichtig. In ihnen entstehen die Ausgangsstoffe für die Weiterverarbeitung, wie etwa das Krackprodukt Ethylen: dieses wird von INEOS zum Kunststoff Polyethylen weiterverarbeitet, aus dem dann beispielsweise Flaschenverschlüsse, elektrische Leitungen, Folien, Kinderspielzeug und Autoteile entstehen. SECHS WOCHEN, 10.000 ARBEITSPUNKTE, 6.000 BETEILIGTE Im Normalzustand laufen die Krackanlagen Tag und Nacht – eine hohe Belastung, die eine präzise Überprüfung und Wartung erfordert. Die To-do-Liste des Teams während des sechs Wochen dauernden Stillstands war daher lang: „Ein Kracker besteht aus vielen Rohrleitungen, Pumpen und Wärmetauschern. Zu jedem dieser Teile gibt es mehrere Aufträge – insgesamt 10.000 Arbeitspunkte“, erklärt Hohnroth. Bis zu 6.000 Menschen waren beteiligt. „Während des Stillstands haben alle viele Aufgaben zu erledigen“, betont Hohnroth. Neben Beschäftigten aus der Produktion und Technik, der betriebseigenen Werkstatt sowie dem Stillstandsteam etc. sind immer auch zahlreiche externe Arbeitskräfte beteiligt. Diese arbeiten schon viele Jahre mit INEOS in Köln zusammen und verstärken das Team während der Stillstandszeit. PLANUNG IST DAS A UND O Zwei Jahre dauerten die präzisen Vorbereitungen für den Stillstand. In der Startphase kümmerte sich das Stillstandsteam um die Rahmendaten, das Budget und die Zahl der benötigten Arbeitskräfte. In der anschließenden Phase erfolgte die Maßnahmenplanung. Danach arbeitete das Team in der Detailplanung genau aus, wer wann für welche Aufträge zuständig ist. Eine genaue Produktionsplanung stellt sicher, dass auch während des Stillstandes die Kunden und verarbeitenden Betriebe sicher mit dem Produkt versorgt werden. Der Stillstand selbst folgt einem minutiös ausgearbeiteten Ablaufplan. Dieser besteht aus einem mechanischen Teil, in dem Arbeiten etwa an Stahl erfolgen, und einem elektrischen Teil zur Prüfung des elektronischen Equipments. Beide werden präzise aufeinander abgestimmt.

180.000 l

42.000 Brötchen

...

getrunkenes Wasser


ELEMENTAR 13

»Zu jedem Teil gibt es mehrere Aufträge – das sind insgesamt 10.000 Arbeitspunkte.«

Marcel Hohnroth, Mitglied des Stillstandsmanagementteams bei INEOS in Köln

Marcel Hohnroth (links) und Roland

...

Zöller planen

KOMMUNIKATION IST ALLES Die größte Herausforderung während des Stillstands ist die Kommunikation. Es ist enorm wichtig, dass alle zur rechten Zeit am rechten Ort sind und über die richtigen Informationen verfügen. Es hat höchste Priorität, die externen Arbeitskräfte mit den hohen Sicherheitsstandards von INEOS vertraut zu machen. Bewährt hat sich laut Hohnroth das Besprechungskonzept, um sämtliche Informationen zu platzieren. Beteiligte aus Produktion, Betrieb und Stillstandsteam haben sich regelmäßig getroffen und ausgetauscht. PROBLEMLOSES WIEDERANFAHREN Das Ziel von Zöller und Hohnroth ist klar: „Die Anlagen sollen nach dem Stillstand problemlos durch-

150 m2 großes Zelt

laufen.“ Treten Probleme während des Betriebs auf, besteht die Gefahr, dass eine Anlage außerplanmäßig heruntergefahren werden muss, und es zu Produktionsausfällen kommt. Was den Naphthakracker anbelangt, kann das Stillstandsteam gelassen in die Zukunft blicken: Die Arbeiten wurden fristgerecht und unfallfrei erledigt. Anlagenteile wurden repariert, Wärmetauscher ersetzt und Luftkondensatoren erneuert. 100 Millionen Euro wurden investiert. „Die umgesetzten Maßnahmen stellen die Zuverlässigkeit der Krackanlagen sicher und tragen zu einer Kapazitätserhöhung bei. Als Herzstück des Standortes müssen sie stets verfügbar sein“, so Zöller. Damit das so bleibt, geht 2017 ein weiterer Kracker in die Revision. Nach dem Stillstand ist vor dem Stillstand.

7.600

Wartungsaufträge

1

Raupenkran (mit 188 Metern höher als der Kölner Dom)

10.000 Arbeitspunkte

Stillstände bis ins kleinste Detail

.


THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert? 14

DIE ZEITOPTIMIERER Für viele Berufstätige ist Zeit heutzutage ein knappes Gut. Immer mehr Unternehmen bieten daher flexible Modelle. Vom Ansparen von Zeit mittels Langzeitkonto über optimale Kinderbetreuung dank Schichtarbeit bis zu neuartigen Infokonzepten für Elternzeitler – ELEMENTAR zeigt Beispiele aus der chemischen Industrie.

Entspannt im ­Garten: Das Ehepaar Klamp hat sein Leben mit den vierjährigen Zwillingen perfekt organisiert – und auch mal eine Pause für sich

|M

it fröhlichem Lachen sausen zwei blondgelockte Mädchen auf ihren Bobbycars durch den Garten. Amüsiert schaut Jennifer Klamp ihren Töchtern hinterher. In dem Familien­ idyll in Wesseling schwingt noch die Urlaubsstimmung der vergangenen Woche nach. Ab morgen jedoch ruft wieder die Arbeit. Genauer: Jennifer

Klamp geht zurück auf Schicht. Die 31-Jährige arbeitet im nahegelegenen Werk von LyondellBasell als Operatorin. Dort hat sie bereits ihre Ausbildung absolviert. Und dort ist ihr Berufsalltag für die gelernte Chemikantin nach wie vor abwechslungsreich – und zwar nicht nur wegen der Aufgabenvon Betriebslabor über Logistik bis Messwarte. 2.2015


ELEMENTAR 15

„Als Schichtarbeiter haben wir in der Regel zwei Tage Frühschicht, zwei Tage Spätschicht, zwei Tage Nachtschicht und dann zwei Tage frei“, zählt die junge Mutter ihren Arbeitsrhythmus auf. Solch ständige Wechsel sind auch für viele andere Arbeitnehmer hierzulande längst Alltag. Immer mehr Menschen am Wirtschaftsstandort Deutschland haben keine typischen 9-to-5-Stellen mehr. Allein in der chemischen Industrie leistet jeder dritte ­tariflich Beschäftigte Schichtarbeit. SCHICHTARBEIT: VORTEIL KINDERBETREUUNG? Während wechselnde Arbeitszeiten eine Herausforderung für Freizeit, Freundschaften und Familienleben sein können, schätzt Jennifer Klamp wie viele ihrer Kollegen vor allem einen Vorteil: mehr Zeit für die Kinder. Dabei zeichnet sie allerdings eine Besonderheit aus: Auch ihr Mann arbeitet auf Schicht. Im selben Unternehmen. Direkte Kollegen sind sie aber nicht. Mal früh, mal spät, mal nachts – drei­verschiedene Schichten, zwei berufstätige Elternteile, ein quirliges Zwillingspärchen und ein gemeinsamer Haushalt, das klingt nach einer organisatorischen Meisterleistung. Grundlage ist ein ausgeklügeltes Familienmanagement, das gerade dank Schichtarbeit reibungslos funktioniert. „Mein Mann ist auf einer anderen Schicht. Ich löse ihn quasi immer ab. Wenn ich Spätschicht habe, hat er Frühschicht. ­Habe ich Frühschicht, hat er frei. So ist fast rund um die Uhr jemand zu Hause“, erklärt Jennifer Klamp. In der Stunde des familieninternen „Schichtwechsels“ sind die Kleinen dann im Kindergarten oder jemand aus der Familie springt ein. PLANBARES ARBEITSLEBEN Besonders diese Planbarkeit seines Arbeitslebens schätzt das Wesselinger Ehepaar: „Die Pläne stehen immer fest. Wir wissen schon heute, welche Schichten wir in fünf Jahren haben werden.“ Hinsichtlich der Frage, welche Arbeitszeit die junge Mutter bevorzugt, fällt die Antwort eindeutig aus: Früh- und Nachtschicht. Denn beide ermöglichen ihr, den Tag optimal zu nutzen. „Bei der Frühschicht habe ich bis zum Kindergartenschluss erst einmal Zeit für mich. Und nach einer Nachtschicht stehe ich um 13 Uhr wieder auf und verbringe den ganzen Nachmittag mit meinen Kindern.“ Auch darum ist sie nach ihrer eineinhalbjährigen Elternzeit nicht in eine reine Tagesschicht gewechselt. „Ich glaube, ohne unsere Schichtarbeit wäre die Kinderbetreuung komplizierter geworden.“ Eines aber bedauert 2.2015

→ 32 % Bereits so viel Prozent der Chemieunternehmen in Deutschland haben Langzeitkonten ein­ gerichtet. Damit sind sie Vorreiter. Laut dem

»Ohne Schicht­arbeit wäre die Kinder­ betreuung komplizierter geworden.«

Institut für Arbeits­ markt- und Berufsfor­ schung bieten bislang nur insgesamt zwei Prozent aller deut­ schen Betriebe ihren Beschäftigten diese Sparmög­lichkeit.

Jennifer Klamp, Operatorin bei LyondellBasell

Jennifer Klamp, die sich beruflich gerade in den Logistikbereich einarbeitet. „Mein Mann und ich haben nie zusammen einen Tag frei“, um dann lachend nachzuschieben: „Aber dafür haben wir genug gemeinsamen Urlaub.“ EVONIK: EIN KONTO VOLLER ZEIT An mehr Zeit mit seinem sechsjährigen Sohn in den künftigen Schulferien denkt auch Jochen Bartholomä. Momentan jedoch hat er keinen langen gemeinsamen Urlaub im Sinn. Im Gegenteil, der stellvertre-

...

Sparschwein für Zeit – so funktioniert’s Auf ein Langzeitkonto können zwei Komponenten eingezahlt werden. Die angesparte Zeit wird dabei in Geld umgerechnet. Bei Auszahlung wird das gesamte Guthaben in Zeit umgewandelt, die zum Beispiel für Weiterbildung oder andere Auszeiten genutzt werden kann. Zum Beispiel

Zum Beispiel Zulagen und Zuschläge

Urlaubsansprüche oberhalb Gesetz

bis zu 10 % des tarifl. Jahresein­­kommens übertarifliche Bestandteile

Altersfreizeit

ZEITANTEILE

LANGZEITKONTO

GELDANTEILE


THEMA AUSZEIT – Was passiert, wenn nichts passiert? 16

→ Direkter Draht ...

Um den Kontakt zu Mitarbeitern in Elternzeit zu

tende Leiter der Werkfeuerwehr zahlt gerade einige Tage seines Jahresurlaubs und einen gewissen Prozentsatz seines Gehaltes auf ein Langzeitkonto bei Evonik ein. Damit ist er am hessischen Standort des Unternehmens in Steinau an der Straße, der sich auf die Herstellung von Tensiden spezialisiert hat, nicht allein. Seit das Unternehmen diese Möglichkeit 2007 eingeführt hat, zahlen viele seiner Kollegen regelmäßig auf ihre persönlichen Langzeitkonten ein. Aktuell schieben rund 80 Prozent der 210-köpfigen Belegschaft ungenutzte Urlaubstage sowie mindestens ein Prozent ihres Monatsgehalts auf das Konto; beim Chemiekonzern BASF sind es sogar 98 Prozent der Tarifbeschäftigten.

halten, startete Steven De Loose mit seinem Bayer-Team Anfang 2015 einen neuartigen Informationsdienst. ist es mir wichtig, sie auf dem Laufenden zu halten. Oft ist der Wiedereinstieg nach der Elternzeit nicht leicht – und zwar weder für Arbeitnehmer noch Arbeit­ geber. Es ist normal, dass man eine Einarbeitungszeit benötigt. Wir haben be­ schlossen: Das können wir Steven De Loose (30),

„ZEITSPEICHER“ FÜR FLEXIBLE LEBENSPLANUNG Auch Bianca Rueffer-Hofacker von Evonik ist seit der ersten Stunde dabei. Bislang spart sie fleißig. „Das Guthaben auf dem Konto wird in Euro angegeben. Wenn ich mein aktuelles Gehalt als Maßstab anlege, komme ich umgerechnet auf vier bis fünf freie Monate.“ Abgehoben hat sie davon bislang nichts. Ihre Idee, was sie mit der angesparten Zeit einmal anstellen möchte, ist jedoch klar und vor allem vorausschauend: „Der ausschlaggebende Grund war, dass ich nicht bis 67 Jahre voll berufstätig sein möchte. Ich möchte mir gerne ein Hintertürchen offenlassen, früher zu Hause zu bleiben oder auf

zukünftig erleichtern.

HR-Teamleiter Global Training bei Bayer

Inwiefern hilft Ihr Konzept hierbei? Einerseits bleibt man be­ ruflich up to date und weiß,

...

Wünsche an die Elternzeit

Wie sieht Ihr Programm

was im Fachgebiet passiert.

konkret aus?

Die soziale Komponente

Wir kreieren einen vier­

halte ich jedoch für genau­

teljährlichen Newsletter.

so wichtig. Die Mitarbeiter

­Möglichst informell und

fühlen sich weiterhin dem

unkompliziert. Darin infor­

Team zugehörig. Das ist

mieren wir über aktuelle

für den sozialen Zusam­

Themen, neue Projekte

menhalt sowie die persön­

oder Neuerungen im

liche Motivation essentiell

Team, zum Beispiel, wer

­wichtig. Ich bin überzeugt,

gekommen oder gegangen

das ist der größte Vorteil

ist oder welche internen

dieses Ansatzes.

Schulungen anstehen. Au­ ßerdem binden wir die Mit­

Haben Sie einen

arbeiter bei jeder wichtigen

generellen Tipp, damit

Nach bis zu zwei Jahren Elternzeit wollen viele Mütter und Väter

Korrespondenz ein. Aber

der Wiedereinstieg

beruflich wieder Fuß fassen. Um den Wiedereinstieg zu erleich­

der persönliche Kontakt ist

leichter fällt?

tern, bieten Unternehmen inzwischen vielfältige Maßnahmen.

natürlich ebenfalls da, in­

Es gibt durchaus positive

dem sie an Teambuildings

Beispiele von Mitarbeitern,

und -feiern teilnehmen.

die nach der Elternzeit so­

Quelle: DGFP-Studie Wiedereinstieg nach der Elternzeit 2013

Flexible Arbeitszeiten Berufliche Perspektiven vor und während der Elternzeit klären Flexible Arbeitsorganisation Vertretungsweise Tätigkeit während der Elternzeit Regelmäßige Informationen während der Elternzeit

99 % 72 % 68 % 62 % 61 %

gar in eine höhere Position Wie ist überhaupt die

gewechselt sind. Dabei

Idee eines „Informations-

merke ich aber immer wie­

dienstes“ für Elternzeit-

der, wie wichtig es ist, sich

ler entstanden?

auf dem Laufenden

Vier Mitarbeiterinnen

zu halten, gerade wenn

meines Teams sind aktuell

man nicht mehr jeden

in Elternzeit. Als Teamleiter

Tag ins Büro kommt.


ELEMENTAR 17

Bianca Rueffer-­

...

Hofacker und

Teilzeit umsteigen zu können.“ Aber die 41-jährige Managementbeauftragte sammelt nicht nur für ihre eigenen Bedürfnisse: Es könne jederzeit sein, dass ihre Eltern Pflege bräuchten. Dann möchte sie zur Stelle sein, ohne sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen zu müssen. Beide ihrer Ideen – Teilzeit und Pflegezeit – sollen künftig mit dem Langzeitkonto bei Evonik möglich sein. Ob mehr Zeit für die Familie, pflegebedürftige Eltern, der Wunsch nach einer Auszeit oder kürzere Arbeitszeiten am Ende eines langen Berufslebens ohne Lohnverlust – gerade für solche Wechselfälle des Lebens wurde das Langzeitkonto 1998 bundesweit eingeführt. Insbesondere Unternehmen der Chemieindustrie sind hierbei Vorreiter. ATTRAKTIV FÜR SCHICHTARBEITER Jedes dritte Chemieunternehmen fördert Langzeitkonten, angepasst an die Bedürfnisse der Beschäftigten von heute. Nach Jochen Bartholomäs Erfahrung nutzen insbesondere Mitarbeiter ab 40 Jahren 2.2015

sowie ältere Kollegen auf Schicht ein solches Konto. „Ein Grund mag sein, dass es leichterfällt, mal zwei oder drei Prozent einzuzahlen, sobald man einige Gehaltsklassen nach oben steigt“, pflichtet Bianca Rueffer-Hofacker bei. Genutzt werden darf dieses angesparte Guthaben darüber hinaus für Weiterbildungen. Auch in dieser Zeit läuft das sozialversicherte Arbeitsverhältnis weiter, finanziert aus dem zuvor angesparten Kontoguthaben. Wie reibungslos das klappt, hat der 34-jährige Jochen Bartholomä erprobt. „Ich habe für meine Meisterschule Guthaben abgehoben. Das heißt, ich habe eineinhalb Monate lang 1,75 Prozent meines Lohns eingezahlt und konnte dann einen kompletten Monat in meine Fortbildung zum Meister investieren.“ Einziger Wermutstropfen ist, dass es manchmal viel Zeit braucht, um Zeit anzusparen. Dann aber kann man eigenverantwortlich seine individuelle Erwerbsbiografie gestalten – für die eigene Karriere und vor allem für einen beruflichen Alltag, in dem man mit Elan dabei ist.

Jochen Bartholomä nutzen das flexible Zeitansparmodell bei Evonik, so wie rund 80 Prozent ihrer Kollegen am hessischen ­Standort

.


. . . t s i n ö h c s e i ,w

ur eckerto d t n E e isch auf exot r us e b e i l r de äftigte a o h c n s e e d B n erku aben . epäck h Fahrrad lebnisse G r r e E m p i e , d h d c n i n a chl gessl en si nt Deuts die Reis s: unver e h n c i i l e d e m i Entspan r alle ersch ? So unt NTAR vo n E e i M s E A L E h durc e für Industri n e h c s i der chem

Oh

er in d ee, d n I e e ichst chn di ördl tte s n a t h om Deu Wir it v nkt e u z P n m r en Elte t de chst – mi mit südli n r i e m r w h d zu a uf n f i l s rn a s zu Apri inde K ir m land w I n rad. ei kleine ag sind Fahr I T w . n z . Pro hren ren unse startet er gefa ir nur w , et ge ilom ten htig Sylt 55 K hen hat war wic u z c her bis Uns tas . Da Pack tigste. eßen uf der i ö den n n e a u g Aller ker it z 1500 das chlen eihe ach S r n F s r u i e a s w h e Höhe i d durc i haben ern s t e e M n un gab , de 000 m J f 2 eicht . r. I u r u a r o e T n lik 7 eter epub d.com in 14 Kilom enzste t der R n l h sc a Gr nk deut den n Pu r e e t u s ch nte südli .abe www

hl Ne pal , o b wote . in h ic r a t woll 19 89 w h nach Tib e ruckends te ic tl n e ig e h ic das B eeind Dor t is t m irns w iderfa hren: Ic h meines Le b e sc hla gar tig um 400 fühl te m ic h ckverse tz t. Zwar Ja hre zurü r Ha u p ts ta d t b ereits ga b es in de nur s tundenw eise . S tr om , a b erck to uris ten ga b es nur Für Rucksa ne . Sie s ta nden b ei der z w ei Tele fo r uckend war a uc h die Pos t. B eeind S tille am Anna purna unglau bliche er war ic h o f t in Massiv. Seithr bis Tib e t bin ic h Ne pal – nu nic h t g ekommen. immer no c h

sch

Rein lker

Vo

ra

Inf

k

psac

Kna Serv

l a p e N llings Geor g e Schi ny LORD Germa


e ub hab n Urla e r e . d a n beso adeir mir: M Meinen r e nt h gerse ade hin en lan ich ger in e m h Vier abe ic acht. Dort h in gem e h immer c s h auc en und n r e ten T L verives intens h habe c I . e Tage e, gäng elfisch Tauch e, Kug n wieder r e it s o d ex t ne See bse un e schiede r K , t en is Morän auchen blaue ehen. T s e aben g h e isch Früher . t sche F f a sch t, spä Leiden emach g n r meine e Bay nenlaub in Teuto d am wir Ur n u ir in l o sind w Südtir ahren J ter in n e ig s. eit ein erweg grill. S lt unt e W n nze der ga

a n i h C

Jürgen

er

Schließ

llBasell

Lyonde

Ma deira

Verga ngenen Novemb er war ich in C hina. D ieses L and se war da lbst s aufr egends te Erl nis der ebReise. W ir hab andere en unt m in ein er em tra len Ho ditione tel ohn le Heizu ng an Grenz der e zu Tib et über unter nachte t – W är m edecke n. Dur den Aus c h tausch mit Ch inesen O rt h vo r aben w ir viel über d Kultur ie gelern t. So w verblü ar ich fft, da ss man im Geg satz z enu chine sischen Restau rants in Deut schlan d viel m Bohne n und F ehr leisch aß.

Lukas

Kroll

Akzo N obel


Dr. med. Lennart Knaack wacht, wenn andere träumen: In seinem Schlaflabor untersucht er Menschen, die an Schlafstörungen leiden. Die Ursachen liegen oftmals im Alltag. Eine Spurensuche auf der Fährte der Nachtruhe.

DEM SCHLAF AUF DER SPUR

|S

chlaf ist für jeden Menschen alltäglich und doch gibt er der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Eine erholsame Nacht ist leider nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit – über 80 Schlafstörungen sind bekannt. Dr. med. Lennart Knaack geht ihnen auf den Grund. Er weiß: Wie wir unseren Tag gestalten, hat großen Einfluss auf die Nacht. Warum müssen wir eigentlich schlafen? Schlaf ist notwendig, weil sich in diesem Zustand viele Funktionen im Körper wie Regeneration und Entschlackung abspielen. Außerdem werden zum Beispiel Gedächtnisspuren gebildet. Das heißt: Es wird etwas aufgebaut, aber auch etwas vergessen. Schlaf hat also eine aktive, leistungsfördernde Funktion. Was ist Schlaf eigentlich genau? Schlaf ist ein sehr komplexer Zustand mit verschiedenen Phasen. Grob unterscheidet man zwischen Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf. REM steht für „Rapid Eye Movement“, unsere Augen bewegen

sich in dieser Phase schnell hin und her. In dieser Phase zeigen sich im Gehirn starke Aktivitäten. Den Tiefschlaf hat man nur in der ersten Hälfte der Nacht. Er macht nur 20 Prozent des gesamten Schlafs aus. Darauf folgen Traumschlaf und Leichtschlaf im Wechsel. Häufig ist die Rede vom „gesunden Schlaf “ – ist das ein besonderer Schlaf ? Oft behaupten Menschen, sie brauchen „gesunden Schlaf“. Man braucht aber den gesamten Schlaf als Paket: Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf. Der Wechsel dieser Schlafstadien ist wichtig. Deshalb ist viel Tiefschlaf nicht unbedingt erforderlich. Über einen kurzen Zeitraum ist es sogar ausreichend, nur vier bis fünf Stunden zu schlafen. Auf Dauer braucht man aber das ganze Paket. Ist es in Ordnung, während der Nacht aufzuwachen? Schlaf ist nicht gradlinig. Jeder gesunde Mensch wacht in der Nacht drei- bis fünfmal auf und dreht sich. Man kann sich aber in der Regel nicht mehr daran erinnern. ...


ÂťSchlaf hat verschiedene Phasen. Wir brauchen den ganzen Schlaf als Paket, nicht nur den Tiefschlaf.ÂŤ Dr. med. Lennart Knaack, Schlafmediziner


22

»Die meisten Schlafstörungen werden vom Menschen selbst gemacht.«

Dr. med. Lennart Knaack, Schlafmediziner

...

Zur Person: Dr. med. Lennart Knaack Der 50-jährige Schlafmediziner ist Mitinhaber von INTERSOM Köln, einem Zentrum für Schlafmedizin und Schlafforschung. Seit 2010 leitet er zudem eine internationale

Wie ist denn die ideale Schlafsituation? Ideal ist eine Raumtemperatur zwischen 15 und 19 Grad. Auch die Matratze ist extrem wichtig. Sie muss an das Körpergewicht angepasst sein. Und an den Schläfer-Typus: Bei unruhigen Schläfern sollte zum Beispiel die Matratze etwas härter sein, sodass man sich leichter umdrehen und bewegen kann. Viele Menschen sind Morgenmuffel. Ist es in Ordnung, nach dem ersten Weckerklingeln liegen zu bleiben? Viele Menschen brauchen ihren Wecker gar nicht. Sie wachen stets zehn Minuten vor dem Klingeln auf. Für diejenigen, die durch den Wecker geweckt werden und sich noch im Tiefschlaf befinden, ist dieses sogenannte „Snoozen“ sinnvoll. Denn wird man aus dem Traumschlaf herausgerissen, ist man sehr schlaftrunken. Dann sollte man dem Körper ein bisschen Zeit lassen.

aber benötigt man Rhythmen und Rituale, Licht und Dunkelheit. Ich habe viele Patienten, bei denen nachts das Handydisplay aufleuchtet – so kann es mit gesundem Schlaf nicht funktionieren. Welche Schlafstörungen gehen von uns selbst aus? Und was sind die Ursachen? Es gibt Schlafstörungen, seitdem es Menschen gibt. Ein- und Durchschlafstörungen machen die häufigsten Schlafstörungen aus. Stress, Krankheit, Geldsorgen – 50 Prozent der Deutschen konnten ­sicherlich schon einmal in ihrem Leben drei bis vier Wochen nicht gut schlafen. Darüber hinaus leiden bis zu zehn Prozent der Bevölkerung an chronischen Ein- und Durchschlafstörungen. Die meisten Schlafstörungen werden vom Menschen selbst gemacht. Weil wir keine Pausen setzen, weil wir nicht gelernt haben, abends zu sagen „jetzt höre ich auf, jetzt gehe ich nochmal spazieren“. Viele Menschen – und das ist auch eine sehr bedenkliche Sache – fangen an, den Schlaf immer weiter zu verkürzen. Könnte man denn – um Schlafpausen in den Alltag einzupassen – theoretisch auch vorschlafen? Wir haben biologische Rhythmen, die uns vorgeben, wann wir müde sind und wann nicht. Schlafdruck ist wie eine Sanduhr: Wenn man abends ins Bett geht, dreht man die Sanduhr um und baut Mü-

wissenschaftliche Studie zur Behand­ lung nächtlicher Atemaussetzer.

Wie kann man morgens schneller fit werden? Möglichst ritualisiert schlafen: morgens viel Licht und aktiv werden, indem man zum Beispiel sofort unter die Dusche geht. Etwas Leichtes essen. Frische Luft. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit kommen. Dann ist der Kreislauf aktiviert. Und natürlich darauf achten, was man vor dem Zubettgehen macht. Wenn man abends ein paar Bier oder Koffein trinkt oder viel raucht, schläft man schlechter. Das heißt, man plant den Morgen schon, indem man den Abend davor in die Hand nimmt.

Schäfchenzählen

Es gibt unzählige Ratgeber zum Thema Schlaf. Warum scheint uns heute etwas so Natürliches so schwer zu fallen? Das Problem ist, dass wir nicht in Rhythmen leben. Wir sind eine schlaflose Gesellschaft, weil wir immer verfügbar sein müssen. Für einen guten Schlaf

Kommt der Schlaf nicht, greifen fünf Prozent der Deutschen auf das Hausmittel zurück. Keine gute Idee, haben Forscher der Univer­ sität Oxford herausgefunden: zu monoton, um wach haltende Gedanken zu verdrängen. Immerhin 46 Prozent der rund 20 Millionen Deutschen, die regelmäßig unter Schlafstö­ rungen leiden, greifen zur Bettlektüre.


ELEMENTAR 23

Tipps für besseren Schlaf 1

Verzichten Sie auf die abendliche Nutzung von Fernseher, PC und Smartphone.

2

Nutzen Sie das Bett ausschließlich zum Schlafen und für sexuelle Aktivitäten.

3

Schlafen Sie in kühler Umgebung, ideal sind meist zwischen 15 und 19 Grad.

5 Minuten So schnell nach dem Wachwerden hat der Mensch bereits 50 Prozent seiner nächtlichen Träume vergessen. Nach zehn Minuten sind es bereits 90 Prozent.

12 % digkeit ab. Wenn sie abgebaut ist, ist es unheimlich schwierig, einfach noch länger zu schlafen oder vorzuschlafen. Müdigkeit muss da sein. Man kann nicht einfach sagen „morgen fliege ich in den Urlaub, also schlafe ich mal zwei Stunden vor“. Wenn man nicht müde ist, wird das nicht funktionieren. Kann man Schlaf denn wenigstens nachholen? Das kann man. Wenn man ein, zwei, drei Tage Schlafmangel hat, kann man das ausgleichen. Bei jahrelangem Schlafmangel, wie zum Beispiel bei nächtlichen Atemaussetzern, kann man durch eine gute Therapie in nur wenigen Nächten die Schlafschuld abbauen. Stimmt es, dass Bildschirmflackern besonders schlecht für das Einschlafen ist? Gerade Fernsehen vor dem Einschlafen ist katastrophal. Das blauhaltige Licht aktiviert den Körper und hemmt das Schlafhormon Melatonin. Melatonin brauchen wir aber, um müde zu werden. Wie kann ich im Schichtdienst meinen Schlaf anpassen? Man sollte die unterschiedlichen Schlafzeiten so wenig wie möglich variieren, sodass der Körper in einem gewissen Rhythmus bleibt. Und trotz Nachtarbeit beispielsweise nicht zu später Stunde Koffe-

der Menschen träumen in SchwarzWeiß. Insgesamt 150.000 Träume, so schätzt das Sig­ mund-Freud-Institut, „erträumt“ sich ein Schlafender dabei im Laufe seines Lebens. Weniger sind es bei Schnarchern. Denn schnarchen und gleichzeitig träumen ist unmöglich.

in trinken. Auch sollte man seine Schlafumgebung anpassen, also den Raum vollständig abdunkeln, es leise haben und ein angenehmes Klima sicherstellen. Nach dem Aufstehen helfen Vitamine, Tageslicht und leichter Sport – auch wenn es vielleicht schwerfällt. Wie schlafen die Menschen in anderen Ländern? Schlaf kann sich durchaus soziokulturellen Gegebenheiten anpassen. Südeuropäer sind es gewohnt, aufgrund der kulturellen und klimatischen Bedingungen Siesta zu halten und abends länger wach zu bleiben. Nordeuropäer schlafen im Winter durch die Dunkelheit mehr und leben eher saisonal. Asiaten schlafen weniger in der Nacht und machen kleine Nickerchen am Tag, aber sie achten darauf, dass sie auf ihre Nettoschlafzeiten kommen. Nach so viel Wissenschaft: Wie und wo schlafen Sie als Experte eigentlich am besten? Ich bin im Urlaub immer gerne in der Bretagne, weit draußen am Ende der Welt. Da ist es nachts so dunkel und so ruhig, dass sich so eine Müdigkeit aufbaut, dass ich um 23 Uhr müde bin. In Köln, wo ich auch gerne lebe, sind immer Licht und Lärm. Mein Schlaf ist hier viel oberflächlicher. Ich bin oft schon morgens um fünf wach, ich schlafe nämlich nicht so gut.

.


Impressum

02.2015

Herausgeber Arbeitgeberverband Chemie Rheinland e.V. Neumarkt 35–37, 50667 Köln Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf Redaktion Arbeitgeberverband Chemie Rheinland e.V., Franziska Bade, Friedrich Überacker (V. i. S. d. P.); vom Hoff Kommunikation GmbH, Düsseldorf, Heike Augustin, Daniel Hitschfeld, Johanna Moritz, Aylin Nazlican, Martin Reulecke Gestaltung KD1 Designagentur, Köln Fotogra�ie/Illustration shutterstock/Artos (Titel), shutterstock/Kubko (Titel, Seite 5), shutterstock/Julia Tim (Titel, Seite 5), shutterstock/Ismagilov (Seite 6), shutterstock/ racorn (Seite 8), shutterstock/Dojo666 (Seite 9), 1. FC Köln/Thomas Fähnrich (Seite 9), shutterstock/ Red monkey (Seite 9), INEOS in Köln/ Oliver Brenneisen (Seite 10), Andreas Wiese (Seite 12–15), Steven de Loose/privat (Seite 16), Stefan Finger (Seite 17), Giulio Coscia (Seite 18, 21–22), Volker Reinsch/privat (Seite 18), shutterstock/lexan7 (Seite 18), Sebastian Rau/privat (Seite 19), shutterstock/Anilah (Seite 19), shutterstock/ostill (Seite 19), shutterstock/ Rudchenko Liliia (Seite 22–23), shutterstock/Sonya illustration (Seite 22–23)

Bestellhinweis redaktion@elementar-magazin.de Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.