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VERLIERER DER PANDEMIE“

VAG BILANZIERT DENNOCH BESSER ALS ERWARTET

Die Freiburger Verkehrs AG (VAG) hat im vergangenen Jahr mit 877 Beschäftigten 70,5 Millionen Euro umgesetzt (Vorjahr: 66,6) und dabei „nur“ 19 Millionen Euro Verlust (Vorjahr: 23,8) eingefahren. Eingeplant waren sogar 30,5 Millionen Euro Miese. Bevor feststand, dass die VAG rund 12 Millionen Euro aus den Rettungspaketen von Bund und Land bekommt. „Ohne den ÖPNV-Rettungsschirm wäre der Öffentliche Nahverkehr in Deutschland wahrscheinlich zu großen Teilen zum Erliegen gekommen“, sagte Vorstand Oliver Benz unlängst vor Journalisten.

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Die tiefsten Sorgenfalten bereiten Benz und seinem Vorstandskollegen Stephan Bartosch die immer noch auf Talsohle befindlichen Fahrgastzahlen: Knapp 48 Millionen waren es 2021. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 82 Millionen – und dieser Rekord wird wohl noch einige Jahre stehen bleiben. Bei den verkauften Tickets im gesamten Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) liegen die Monatskarten für Erwachsene um 37,6, die von Schüler·innen um 42,2 Prozent unter den Werten von 2019. „Der ÖPNV ist ein Verlierer der Pandemie“, so Benz. Erfreulich sei, dass die Abonnement-Kundschaft treu ist, die Gelegenheitsfahrer aber sind durch den Corona-Schock auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. Trotz der Fahrgastflaute geht der Vorstand nicht vom Gas. „Unsere Busse und Straßenbahnen haben 2021 mit 7,977 Millionen Linienkilometern einen neuen Allzeitrekord aufgestellt und sind über eine halbe Million Kilometer mehr gefahren als 2020“, sagte Bartosch. Aktuell helfe das 9-Euro-Ticket, Kundschaft zu halten und zurückzugewinnen. In diesem Jahr wurden im Regio-Verkehrs-Verbund Freiburg (RVF) bislang rund 158.000 9-Euro-Tickets verkauft. Hinzu kommen 55.000 Abonnenten und etwa 17.000 Jahreskarten, die ebenfalls günstiger fahren. 38,5 Millionen Euro – darunter 11,9 an öffentlichen Zuschüssen – hat die VAG im vergangenen Jahr investiert, hauptsächlich in die Stadtbahn Waldkircher Straße, die Erneuerung der 40 Jahre alten Gleise in der Salzstraße, weniger Barrieren an der Haltestelle Oberlinden, die – noch weiter laufende – Sanierung der Brücke über den Hauptbahnhof, einen neuen Bus-Carport und neue Elektrobusse. 17 zählen aktuell zur Flotte, 70 sollen es bis 2030 sein. Fünf neue Straßenbahnen des Typs Urbos 100 gingen im vergangenen Jahr in Betrieb, acht weitere sind für 2023 und 2024 bestellt.

NEUER FRELOREKORD

Eine Erfolgsgeschichte erstrampeln sich die Frelo-Leihräder. Den bisherigen Rekord von knapp 47.000 Ausleihen im Juni 2021 hat der vergangene Mai mit fast 68.000 Fahrten pulverisiert: „Das ist mittlerweile ein fester Mobilitätsbaustein in Freiburg“, so Benz. Feste Probleme hat auch die VAG bei der reibungslosen Abwicklung von Baustellen oder dem Bestellen von Ersatzteilen. Materialengpässe sowie schon auftauchende Insolvenzen von Auftragnehmern sind anspruchsvolle Aufgaben fürs Management. Die Stadtbahn durch die Waldkircher Straße liegt dennoch im Plan, soll Mitte 2023 in den Betrieb gehen. Auf der Agenda stehen die Verlängerung nach Littenweiler, der Lückenschluss der Messelinie vom Fahnenbergplatz unter der Unterführung durch bis zur Robert Koch-Straße und – nach Plan 2025 – die Verlängerung vom Rieselfeld ins Zentrum von Dietenbach, was allein 20 Millionen Euro kostet. Die aber muss – neben den Zuschüssen von Bund und Land – das Rathaus stemmen. Denn es gilt – unter kräftiger Hilfe des Finanzamts – fortan: Wenn die Politik bestellt, muss der Steuerzahler blechen.

18 Meter langer Stromer: Einer von aktuell 17 E-Bussen der VAG. Foto: Freiburger Verkehrs AG

Lars Bargmann

SCHAUINSLANDBAHN

Auch die Schauinslandbahn hat massiv unter der Pandemie gelitten und musste 2021 an mehr als 70 Tagen den Betrieb einstellen. Die Zahl der Fahrten war mit 253.481 ähnlich wie im Vorjahr, liegt aber 31 Prozent unter 2019. Die Erlöse lagen mit 1,2 Millionen Euro 28,3 Prozent unter 2019. Mit dem Bau der Aussichtsterrasse an der Bergstation sowie der barrierefreien Umgestaltung der Bushaltestelle an der Talstation hat die VAG erneut in die Attraktivität der Seilbahn investiert. Anders als bei Bahnen und Bussen gibt es für die Schauinslandbahn keinen Rettungsschirm.

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