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»Feldbergs liebligiTochter, o Wiese«
Etwa 60 Kilometer weit schlängelt sich die Wiese durch das malerische, zur Niederung hin aber reichlich zersiedelte Schwarzwaldtal, das ihren Namen trägt. Vom stillen Südhang des Feldbergs eilt sie der lauten Stadt Basel und ihrer Mündung in den Rhein zu. Hier ist Ausgangspunkt einer mehrteiligen Tour – gegen den Strom.
Vor lauter Brücken ist das Wasser kaum zu sehen: Über den unteren Teil der Wiese in der Nähe des Basler Hafens spannen sich unzählige Verkehrswege und sorgen für urbane Flussromantik. Bereits stillgelegte und noch betriebene Industrie- und Hafengeleise, schmale Fuß- und Radwege sowie belebte ÖPNV- und Autostraßen queren im Zickzack-Kurs das Bett, in dem der vom Feldberg her kommende Fluss einfach und von allem unbeeindruckt seinen Weg zum größeren Gewässer fortsetzt – wie seit Jahrhunderten.
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Unbeeindruckt, doch nicht unbelastet: An dieser Stelle hat die Wiese, die nach Johann Peter Hebel „am waldige Feldberg (...) mit liebligem Gsicht uus tief verborgene Chlüfte (...) check go Todtnau aben ins Tal springt“, ein nicht mehr ganz so liebliches Gesicht wie an ihrer Quelle. Auf der Oberfläche sind die Spuren des langen Wegs zu sehen, den sie hinter sich hat. Da treiben außer wasserpflanzlichen Schwebeteilchenteppichen auch ölfilmartige Reststoffe der angrenzenden Nutzung in den Fluten.
Der schönste Weg vom Badischen Bahnhof zur Wiesemündung am Rheinknie führt mit der Tramlinie 6 zunächst zur Haltestelle Schifflände und von dort in wenigen Minuten über den Blumenrain zu Johann Peter Hebels Geburtshaus am Totentanz 2. Von dort geht eine Treppe direkt zum St. Johanns-Rheinweg hinab – zur Anlegestelle der Klingentalfähre, die zum Unteren Rheinweg hinübersetzt.
Dort führt ein ruhiges, teils sogar schattiges und sehr abwechslungsreiches Sträßchen flussabwärts direkt zum Klybeck-Quai, an dessen Ende sich „des Feldbergs liebligi Tochter“ mit „s’Gotthards große Bueb“ vermählt. Der kleine Ausflug zu Hebels erster Lebensstation bietet sich geradezu an: Der Weg entlang der Wiese, der er eines seiner schönsten alemannischen Erzählgedichte gewidmet hat, ist auch eine Wanderung auf seinen Spuren. Außerdem ist diese Variante eine schöne Einstimmung auf den Zusammenfluss dieser beiden einstigen Bergbäche. Und Zeit für Abstecher sollte ohnehin eingeplant werden.
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