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Besinnliche Zeit

ZWISCHEN Rundwanderung Kybf el s e n DEN WELTEN

Wer im Winter den Kybfelsen erklimmt, kann schnell zum Wandler zwischen den Welten werden. Während Nebel die Stadt Freiburg in Watte packt, begrüßt die wackeren Wanderer weiter oben die Sonne. Doch das ist nicht der einzige Grund, das herrlich gelegene Ausflugsziel in Angriff zu nehmen.

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Text & Fotos: Pascal Lienhard

Märchenhaft: Vom ersten Aussichtspunkt am Wasserschlössle aus geht es den Berg hinauf. Lust auf REGIO | 12.2022

Der erste Blick aus dem Fenster ist ernüchternd. Ist das wirklich der richtige Tag, um eine stattliche Wanderung zu unternehmen? Die Breisgaumetropole ist an diesem Morgen nebelverhangen, vereinzelte Schneeflocken wehen durch die kalte Luft. Noch am Bahnhof in der Wiehre, wo die Tour beginnt, bleiben Zweifel: Wäre ein weniger grauer Tag nicht ein besserer Termin gewesen?

Doch umzudrehen ist keine Option – die liebevoll-gehässigen Nachfragen der Mitbewohnerin zum bevorstehenden Ausflug wirken eher als Ansporn. Also lautet das Motto: Stiefel schnüren, Rucksack schultern und die ersten Höhenmeter bezwingen.

Schon bald entlohnt der erste Ausblick. Vom Wasserschlössle am nördlichen Abhang des Sternwaldes aus liegen den Wanderern die Wiehre und die Altstadt im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen. An diesem Morgen wirken sie wie ausgestorben.

Auch die Fassade des Wasserschlössles macht was her. Prunkt hier ein repräsentatives Bauwerk, das einst ein selbstverliebter Adliger in Auftrag gegeben hat? Weit gefehlt: Das Gebäude gibt es „erst“ seit 1896. Mit einem Fassungsvermögen von 3,8 Millionen Litern versorgt es Wiehre und Altstadt mit Wasser aus dem Dreisamtal.

Noch ein paar Meter, dann löst sich der leichte Unmut über die Wetterlage auf. Durch das Dickicht der Bäume brechen erste Sonnenstrahlen und treffen auf den noch vereisten Boden. Fast wirkt es, als sei man in das Gemälde eines naturbeseelten Künstlers der Romantik gestolpert. Schritt für Schritt verzieht sich der Nebel weiter und macht der wärmenden Sonne Platz.

Ein Zuckerschlecken ist die Wanderung nicht. Auf den rund sieben Kilometern bis zum Kybfelsen geht es stetig bergauf. Ohne eine gewisse Grundkondition ist die Tour nicht zu empfehlen.

Aussicht mit historischem Hintergrund

Nach rund sechs Kilometern ist eine Aussichtsstelle mit Schutzhütte am Rehhagsattel erreicht. Bei günstigem Wetter reicht der Blick bis nach Emmendingen. Heute sieht man außer Bergen allerdings wenig. Wie es wohl weiter oben aussieht? Motiviert geht es weiter zum letzten Kilometer über Stock und Stein hin zum Kybfelsen. Auf einem Bergrücken zwischen den Freiburger Stadtteilen Kappel und Günterstal gelegen, bietet er von seinen rund 821 Metern eine majestätische Aussicht.

Wie ein Meer wabert unten noch der Nebel, während hier oben die Sonne ins Gesicht lacht. Von einer Inversionswetterlage würden Fachleute sprechen: Die oberen Luftschichten sind wärmer als die unteren, die Winterjacke braucht es nicht mehr. Nach dem Blick auf Feldberg, Schönberg, Schauinsland, Kappler Tal und Breisgauer Bucht wird es Zeit für die verdiente Mittagspause.

Oder vielleicht lieber für einen historischen Exkurs? Denn im Mittelalter stand hier eine Burg. Nicht einmal 100 Jahre ist es her, dass der Abiturient Otto Kantorowicz Beweise für die Anlage auf dem Kybfelsen entdeckte. Der Kirchzartener Archäologe und Historiker Heiko Wagner datiert die Anfänge der Burg auf Mitte oder zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts. Er »

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