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Piet Oudolf und sein emotional berührender Garten auf dem Vitra-Campus in Weil
ALLES AUSSER GEWÖHNLICH
Oudolf-Garten in Weil am R he in
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Zum Staunen schön: blühende Stauden vorm Vitra-Schauhaus in Weil am Rhein.
Gräserbüschel, kratzige Disteln und Verblühtes mischen sich mit Farbtupfern von zurzeit noch blühenden Sommerstauden: Auf den ersten Blick sieht es ziemlich wild aus vorm Schauhaus auf dem Vitra-Campus. Was zufällig wirkt, hat der „Rockstar unter den Gartengestaltern“, der Niederländer Piet Oudolf, bis ins kleinste Detail geplant – einen ganzjährig bezaubernden Garten.
Text & Fotos: Frank von Berger
Seit dem Frühjahr 2020 haben sich Stauden, Gräser, Büsche und Blumen breit gemacht. Durch das rund 4000 Quadratmeter große Gelände schlängeln sich brezelartig verschlungene Kieswege und bieten immer neue Perspektiven auf die Pflanzungen und die umgebende Architektur. Der renommierte niederländische Landschaftsgärtner Piet Oudolf hat für das Unternehmen Vitra einen Garten entworfen, der ziemlich anders als übliche Parkanlagen ist. Hier gibt es keine kurz geschorenen, großen Rasenflächen, keine akkurat gestutzten Hecken und erst recht keine mit bunten Sommerblumen bestückten Schaubeete. Der naturnah anmutende Oudolf-Garten in Weil besteht aus rund 30.000 Pflanzen, vorwiegend Stauden und Gräser, die vom Meister des „Neuen Naturalismus“ für eine ganzjährig ästhetische Wirkung zusammengestellt wurden. Denn das Grundgerüst typischer OudolfGärten sind Pflanzen, die über die Jahreszeiten hinweg reizvoll aussehen, und zwar nicht nur zur Blütezeit, sondern auch im Werden und Vergehen – sogar im Winter. Ein Konzept also, das sich grundsätzlich von den zierenden Blumenrabatten im traditionellen englischen Stil unterscheidet. Dieser Garten ist eher ein Hauch anmutiger Natürlichkeit im Lauf der Zeiten als eine üppige Zurschaustellung saisonaler Blütenpracht für den Augenblick. »

KOLUMNE Pf anzenwissen von Bri gi tt a L ang e
tas Foto: ©
WURZELKRAFT & HAARPRACHT
„Du hängst an mir wie eine Klette“ – wer kennt diesen Ausspruch nicht. Meist ist er nicht sonderlich positiv besetzt, jedoch weist er auf die besondere Gabe der Klette hin, sich an allem Pelzig-Haarigem fest zu „kletten“ und so die Verbreitung der Pflanze zu gewährleisten. Mit der Klette haben wir als Kinder viel Schabernack getrieben, und wie furchtbar gemein war es, diese wieder aus den Haaren zu entfernen.
Die Klette (Arctium lappa) ist weit verbreitet und kann bis zu zwei Meter hoch werden. Auffällig sind die wirklich großen Blätter und im Gegensatz dazu die recht unscheinbaren kleinen, mit Widerhaken versehenen Blüten.
Die Klette ist aber nicht nur ein lästiges Kraut, sondern tatsächlich auch eine Heilpflanze. Ihr volkstümlicher Namen „Haarwachswürze“ oder „Haarballe“ deutet auf die Verwendung als Haarwuchsmittel und bei schuppiger und entzündeter
Kopfhaut hin.
Dazu werden im Herbst die kräftigen Wurzeln geerntet und als
Ölauszug verarbeitet. Dieser Auszug wird dann in die Kopfhaut einmassiert und soll so Juckreiz lindern und den Haarwuchs fördern.

Ausstellung „S “ ZECHEN chöner trink en in Basel MIT STIL
Bis zum 29. Januar 2023 zeigt das Historische Museum Basel im Gebäude der Barfüsserkirche eine Ausstellung, die den Besuchern die Tafel- und Trinksitten anschaulich macht, die vor rund 300 Jahren in wohlhabenden Häusern herrschten. Zu sehen sind rund 200 barocke Silberobjekte aus einer privaten Basler Sammlung.
Text: Erika Weisser
Um eine reichlich gedeckte Tafel sind
Frauen mit Hauben und faltenreichen Gewändern sowie offenbar wohlhabende Männer mit Goldschmuck und Hüten versammelt. Sie werden von einem Mundschenk bedient, der ihnen roten Wein in silbernen Bechern kredenzt. Auf einer silbernen Platte in der Mitte des Tischs ist ein Braten angerichtet, darum herum stehen Teller und Becher, offenbar aus demselben Material. Vor der Reproduktion dieses aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gemäldes ist eine Vitrine mit kunstvoll verzierten Humpen, Pokalen und Trinkbechern so aufgestellt, dass sie wie eine Verlängerung der Tafel wirkt. Nur eben mit echten Gegenständen.

Diese stammen „aus einer der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Silberobjekte in der Schweiz“, wie dem Ausstellungsflyer zu entnehmen ist. Und dass sie zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Nähere Informationen zu den Besitzern gibt es nicht. Außer, dass die fein ziselierten oder üppig mit allerhand Zierrat versehenen Faustbecher, Weinwunderpokale, Winzerfiguren, Scherzbecher mit Windmühlen, Blasröhrchen, die fahrbaren, segelschiffförmigen Weinbehälter mit Flaschenhals und all die anderen kostbaren Objekte zu einer Basler Kollektion
gehören. Die Werke, ist weiter zu erfahren, stammen überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, aus den großen Goldschmiedezentren Nürnberg und Augsburg, aber auch aus entlegeneren Produktionsstätten in Europa.

Besonders auffallend ist ein großer, bis zu zweieinhalb Liter fassender Deckelhumpen in einer der Ausstellungsvitrinen; darin wurde vor 300 Jahren warmes Bier zum Abendessen rundum gereicht. Doch die Ausstellung eröffnet nicht nur Einblicke in derlei gesellige Gepflogenheiten. Die manchmal zierlichen, manchmal eher handfesten Silbergefäße – darunter einige hochkarätige Einzelstücke des Barock – geben viel Auskunft über die damalige Trinkkultur, die bei aller Unterschiedlichkeit durchaus Parallelen zur heutigen aufweist. Denn Becher und andere Trinkgefäße waren – in wohlhabenden Haushalten – keine reinen Gebrauchsgegenstände, sondern hatten auch eine Bedeutung und Funktion als Repräsentationsstücke. Und sie sollten, wie heute etwa kostbare geschliffene Kristallgläser, mit ihrer Eleganz den Trinkgenuss heben.

In Workshops, Führungen und Ausstellungsgesprächen ist zudem fast alles über Gestaltung und Herstellung der Silbergefäße zu erfahren. An bestimmten Sonntagen ist auch ein Silberschmied vor Ort, um verschiedene Herstellungsprozesse zu erklären und zu demonstrieren.
Schöner trinken – Barockes Silber aus einer Info
Basler Sammlung
Historisches Museum Basel Sonderausstellung in der Barfüsserkirche Di.–So. 10–17 Uhr
www.hmb.ch
Salut
iStock / phbcz Foto: ©
DER BLICK AUS DEM ELSASS
Jill Köppe-Ritzenthaler lebt in Neuf-Brisach. Fürs REGIO Magazin schaut sie sich regelmäßig im Dreiländereck um. Wie sie den Sommer im Glas haltbar macht, berichtet sie in dieser Ausgabe.
Kennen Sie dieses angenehme Gefühl, wenn man Etiketten auf frisch befüllte Marmeladengläser klebt? Es ist für mich immer ein Moment der Zufriedenheit, so als würde ich eine Portion Sommer im Glas haltbar machen. Heute Morgen war es „mûres – Brombeere 2022“. Da ich Konfitüre auch gerne mal verschenke, steht das bei uns immer zweisprachig auf dem Glas: „Erdbeer-Rhabarber – fraise-rhubarbe“, „groseille – Johannisbeere“, „Stachelbeere – groseille à maquereau“, „Pflaume – quetsches“. Bei „Kirsche – cerises“ ist uns diesmal ein Schwarm Stare bei der Ernte zuvorgekommen.
„Trop de soleil, etwas zu viel Sonne“, mögen einige in diesem Jahr zu beiden Seiten des Rheins sagen, und dennoch sollten wir nicht jammern. Denn bald schon sind diese Tage nur noch süße Erinnerung aus dem Glas Marmelade, Konfitüre, Gelee …
Haben Sie gemerkt, dass ich die drei Begriffe in meiFoto: © privat nen Zeilen einfach willkürlich verwendet habe? Dabei habe ich mich schon länger gefragt, warum wir eigentlich im Deutschen die Begriffe Marmelade und Konfitüre nebeneinander verwenden. Meine Gedanken wandern zum typischen Frühstück in einem Pariser Café mit knusprigem Baguette, „beurre et confiture“. Die Franzosen kennen keine „marmelade“.
Wie so oft kann uns eine EU-Verordnung weiterhelfen, oder besser gesagt eine EG-Definition. Denn bereits 1979 hat die damals noch Europäische Gemeinschaft versucht, die Bezeichnungen für fruchtige Brotaufstriche zu vereinheitlichen und folgenden Sprachgebrauch verordnet: Gelee wird aus Fruchtsaft hergestellt, Konfitüre hingegen aus ganzen Früchten, Fruchtpulpen oder Fruchtmark eingekocht, und Marmelade dürfen nur noch Konfitüren heißen, die aus Zitrusfrüchten hergestellt sind. Jetzt wissen wir es!
Aber eigentlich ist das alles auch egal. Ich befülle einfach weiter meine Marmeladengläser und weiß schon jetzt: Mit meiner Konfitüre habe ich auch im kommenden Winter immer ein bisschen Sommer und soleil auf dem Frühstücktisch.