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Zoffzone Landebahn: Über das Für und Wider eines Solarparks am Gewerbepark Breisgau
Wo Photovoltaik polarisiert
Das Pro und Contra zur geforderten Umwandlung eines Flugplatzes in einen Solarpark
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Illustration: © business im Breisgau Die Idee ist simpel: Eine Gruppe aus dem Raum Bad Krozingen fordert, den Flugplatz Bremgarten im Gewerbepark Breisgau bei Eschbach durch einen Solarpark zu ersetzen. Die Idee der ParcSolInitiativgruppe stößt aber auch in diesen Zeiten nicht nur auf Wohlwollen.
Der Rentner Roland Diehl hat sich in der Region vor allem mit der Bürgerinitiative MUT einen Namen gemacht. Mit dieser setzt er sich gegen Bahnlärm ein. Aktuell treiben den ehemaligen Vize-Direktor des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik mit seiner ParcSol-Projektgruppe die Folgen des Klimawandels um: „Wie der Weltklimarat in seiner jüngsten Untersuchung bestätigt, muss zügig und umfassend gehandelt werden, um den Klimawandel beherrschbar zu machen.“ Flugplätze böten ein enormes Flächenpotential, welches „sehr schnell“ für den Aufbau von Solarparks genutzt werden könne. Daher solle auf der Fläche der jetzigen Landebahn sowie der angrenzenden Wiese ein Solarpark entstehen. Der gewonnene Strom könne auch zur Produktion von Wasserstoff verwendet werden. Zuspruch hätte man nicht nur von Bürger·innen, sondern auch im Krozinger Arbeitskreis Klimaschutz, bei den Parents for Future, im Ortsverein Bad Krozingen der SPD und der Grünen sowie in der SPD-Kreistagsfraktion gefunden. Einen Investor habe man für den potentiellen Solarpark auch bereits an der Hand, es brauche nun Fläche. Betreiber des Flugplatzes ist die Gewerbepark Breisgau GmbH. Geschäftsführer Markus Riesterer steht der Initiative kritisch gegenüber. Es bestünden nicht nur Verträge mit der Verpflichtung, einen Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, es seien auch Verwaltungs- und Privatrecht betroffen. „Jeder Vertrag muss einzeln geprüft werden“, sagt Riesterer. Jahrelange juristische Auseinandersetzungen seien vorprogrammiert. Zudem müsse die Luftfahrtbehörde einer Schließung zustimmen. „Bremsende Bedenkenträger werden die Zukunft nicht meistern“, sagt Diehl. Wer rechtliche Auseinandersetzungen im „vorauseilenden Angstzustand“ scheue, werde „nichts zu-
Bremgarten
Rhein A5
Flugplatz Bremgarten
Möglicher Solarpark
wege bringen“. Falls man den flugaffinen Firmen vertragliche Versprechungen gemacht habe, solle die Gewerbeparkführung die zwei Millionen Euro, die sie für die Landebahnbefeuerung vorgesehen hat, für Abfindungszahlungen verwenden. Zudem ist das Gebiet eines der wertvollsten Brutgebiete für Vogelbodenbrüter in Baden-Württemberg, geschützt etwa durch die Europäische Vogelschutzrichtlinie. Die gesamten Wiesenflächen seien, so Riesterer, mit Auflagen seitens der Naturschutzbehörde verpachtet. Ein weiterer Kritiker ist Rainer Stoll vom Naturschutzbund (Nabu) Nördliches Markgräflerland. Der Nabu sei für den Ausbau regenerativer Energien. Den Flugplatz sieht Stoll jedoch als falschen Ort für einen Solarpark, da dieser dem Artenschutz extrem schaden würde. Der Flugplatz sei der beste Schutz für die Wiesen. Stoll prognostiziert, dass das Gebiet zum Freizeit- und Hundepark würde und weitere Begehrlichkeiten wecken würde, sollte der Flugbetrieb eingestellt werden. Eine riesige vertikale Struktur werde die Wiesenbrüter vermutlich massiv beeinträchtigen. Zudem seien Wiesen ein sehr wichtiger CO2-Speicher: „Wenn man eines der letzten Juwelen des Artenschutzes in eine PV-Anlage umwandelt, ist das eine Vernichtung von effektiven Artenschutzmaßnahmen und eine ökologische Abwertung.“ Und Klimaschutz sei ohne Artenschutz nicht möglich. Diehl kontert, dass selbst im „wertvollsten Brutgebiet“ Vögel nicht auf der Asphaltlandebahn oder auf den Verkehrswegen davor brüten würden. Die großen Wiesenflächen blieben erhalten. Vielmehr wären es die „störenden Fallschirmspringer, die auf den Wiesen mit den Nestern der Wiesenbrüter landen und ihren Fallschirm hinter sich herziehen“. Schluss wäre auch mit der nächtlichen Landebahnbeleuchtung, die Vögel und Insekten stören. Hier könnte sich der Nabu segensreich engagieren. „Vorauseilende Angstzustände“ vor weiteren Begehrlichkeiten verhindert das Naturschutzgesetz. Niemand rede von einer „riesigen vertikalen Struktur“. Pascal Lienhard