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Verbände
Foto: © wvib
»Die Krise in der Breite ist vorbei«
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Der wvib wurde schon 75 Jahre alt, mischt sich aber sehr agil ins Geschehen ein
Der neue Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung, das Pandemiemanagement der Bundesregierung, das umstrittene Rahmenabkommen der EU mit der Schweiz – es gibt viele aktuelle Themen, die Christoph Münzer, den Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (wvib), aktuell beschäftigen. Das eigene Jubiläum indes nur am Rande.
Die große wvib-Party zum Jubiläum steht noch auf der Corona-Kippe:
Christoph Münzer (m.), Thomas Burger (r.) und Jörn Rickert (Geschäftsführer CorTec GmbH) bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturumfrage.
Es war der 9. Mai 1946, ein Donnerstag, als sich in Freiburg erstmals der Gründungsbeirat der Fachvereinigungen Maschinenbau und Gießereien, Drahtziehereien und Kaltwalzwerke, Metallverarbeitung und Metallgießereien traf. Der erste Meilenstein in der Geschichte des wvib, der am 9. Mai sein 75-jähriges Bestehen „feierte“. Galt es 1946, unter französischer Regie, überhaupt an Material zu kommen – bis zur Einführung der D-Mark war übrigens Schwarzwälder Kirschwasser eine beliebte Ersatzwährung –, ist die Schwarzwald AG, wie sich der wvib gerne nennt, heute vor allem ein Instrument für Wissenstransformation und ein politischer Stellvertreter für mehr als 1000 Mitgliedsbetriebe mit mehr als 380.000 Beschäftigten und 74 Milliarden Euro Umsatz. Münzer ist gerade beim Einparken, als er das Telefon abnimmt. „Wir können loslegen“, sagt er, während sein Auto lautstark beweist, dass es mit Assistenzsystemen ausgestattet ist. In Stuttgart hat der alte und neue Ministerpräsident Winfried Kretschmann gerade den neuen Koalitionsvertrag vorgelegt. Ambitionierte Klimaziele seien sicher richtig, „aber wir haben ein bisschen Angst, dass die Marktwirtschaft vor lauter Klimarettungswillen über Bord geht“, sagt Münzer. Nicht zig Einzelverordnungen, sondern eine „kraftvolle Ausweitung des Zertifikathandels“ mit deutlich höheren CO2-Abgaben sei besser. Denn darauf könnten sich die Marktteilnehmer einstellen.
„Zu viel Plan, zu wenig Wirtschaft“
Verbandspräsident Thomas Burger kritisierte „viel visionäre Rhetorik“, „zu viel Plan, zu wenig Wirtschaft“. Die Koalitionspartner hätten einen „grünen Formulierungs-Luftballon steigen“ lassen, der womöglich bald „am Kleingedruckten des Finanzierungsvorbehalts“ platzen werde. Als die Grünen 2011 an die Macht kamen, waren viele Unternehmer sehr skeptisch. Wie Münzer die vergangenen zehn Jahre grün-schwarz bewertet? Viele Zweifel hätten sich nicht bewahrheitet, das habe aber auch an der „brummenden Konjunktur“ gelegen: „Wenn man 10 Prozent mehr Rendite hat, lösen sich 100 Prozent der Probleme.“ Zudem sei Kretschmann ein Ministerpräsident, der „schwarze Politik grün lackiert“ macht. Über die Performance der Bundesregierung hat er zwei Meinungen: „Der Bund hat auf eine neuartige Krise ganz schnell reagiert, der Teil Sozialstaat hat gut funktioniert. Vom Management-Teil haben wir aber mehr erwartet, da sind wir schon enttäuscht.“ Während sich die Politik von Gipfel zu Gipfel hangelte, sei die Industrie „schneller und weiter“ gewesen. Wenn in Berlin vorgeschrieben wurde, dass Schichten getrennt werden müssen, hätten die Unternehmer das schon lange umgesetzt. Oder jetzt die Betriebsärzte: „Die hätte man ja wirklich auch im November schon einbinden können.“ Zudem sei es, wie bei den kostenlosen Tests, „sehr irritierend, dass der Staat die Unternehmen zunehmend wie eine Behörde behandelt. Diese sei-