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So war der 1. Gute-LauneGipfel des wvib

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Finanzwelt

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en aber kein Teil des Staatsapparates. Gerade die Industrie habe in der Krise die Wertschöpfung geleistet, auch für die anderen Branchen. Sie brauche nicht noch mehr Staat. Sie, die Unternehmer, bräuchten vielmehr „so viel Freiheit, dass sie für ihr Handeln verantwortlich gemacht werden können“. Der Bund müsse bei all den CoronaHilfen nun mal „weg von der Gießkanne“. Es sei „Quatsch“, wenn Daimler Beschäftigte in Kurzarbeit schicken kann und gleichzeitig monströse Gewinne mache. Es brauche vielmehr kräftige Investitionen in die Infrastruktur. Zum Glück sei die Automobilbranche nach dem ersten Lockdown schneller als erwartet wieder stark gewesen, vor allem wegen der Nachfrage aus China, dann aber auch aus USA mit seinem „Monsterkonjunkturprogramm“. Zum aktuellen Streit um das Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz, da geht es wie mit Großbritannien auch um Handelsbarrieren und Zölle, hat Münzer eine grundsätzliche Haltung: Wie intelligent es sei, dass ein so kleines Land sich den Luxus leistet, jede Dienstleistungsrichtlinie anders als die es umgebende EU zu regeln, wisse er nicht. Auf der anderen Seite gebe es dann wieder „Trittbrettfahrerelemente“. Der wvib wünsche sich auf lange Sicht jedenfalls „weniger Grenzen und stärkere Angleichungen“. Insgesamt seien die Mitgliedsbetriebe der Schwarzwald AG stark durch die Pandemie gekommen, hätten Resilienz bewiesen. „Die Krise in der Breite“, sagt Münzer, „ist vorbei.“ Lars Bargmann

Der wvib vertritt aktuell 1028 Unternehmen mit 237.000 Beschäftigten im In- und 125.000 Beschäftigten im Ausland. 1950 waren es 260 Betriebe, 1980 rund 630, 2000 etwa 900, vor zehn Jahren 990. Während die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2021 bundesweit um 1,7 Prozent zurückging, wuchs der Umsatz der wvib-Betriebe um 4,3 Prozent, die Auftragseingänge um 17,4 Prozent. bar

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Humor, Frühsport und Kaminabende

Unternehmer berichten, wie sie die Krise gemeistert haben

Die deutsche Industrie hat ihre Exportprognose für 2021 angehoben. Statt um sechs Prozent, sollen die Ausfuhren laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) um 8,5 Prozent zulegen. Vor dem Hintergrund trafen sich unter dem Dach des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden unlängst 120 Unternehmer auf ein virtuelles Stelldichein.

Der Vorstandsvorsitzende von Testo ist mit seinen Mitarbeitern – unter Einhaltung der Hygieneregeln – in der Pandemie zusammengerückt: Seit März 2020 hat Burkart Knospe mit Führungskräften mehr als 50 Kaminabende veranstaltet. Gesprächsthema beim Marktführer für Messtechnik mit weltweit 3200 Mitarbeitern dürfte dabei auch der um 12 auf insgesamt 352 Millionen Euro gestiegene Jahresumsatz gewesen sein. „Die Welt will Messtechnik“, sagt der Volkswirt. Auch Patrick Zimmermann hat gut lachen. Der Mitgründer von Fruitcore robotics und Vater von Industrieroboter Horst erinnert sich an die Firmengründung im Jahr 2017: „Wir waren fünf Kumpels, die Roboter neu gedacht haben.“ Seitdem ist Fruitcore auf 75 Mitarbeiter gewachsen. Der Jahresumsatz von 2020 sei jetzt schon übertroffen. In der Krise habe sich der Wirtschaftsingenieur mit Frühsport den Kopf freigehalten: „Es ist wichtig, positiv zu bleiben.“ Für Miriam Häring, Mitglied der Geschäftsleitung der Anton Häring KG, kam das Erliegen der Weltwirtschaft wenig überraschend. „Dank unseres Standorts in China haben wir früh gewusst, was auf uns zukommt“, berichtet sie vor einem von weltweit vier Ausbildungszentren des Automobilzulieferers. In ihrer Branche war schon vor der Krise ein hohes Maß an Flexibilität gefordert: „Wir haben diese Herausforderung angenommen.“ Auch Rainer Hundsdörfer hat die Pandemie bei den Hörnern gepackt. Der Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen AG hat nach eigener Aussage schon ein paar Krisen durchgestanden. Trotz Umsatzeinbußen in Höhe von rund 500 Millionen Euro habe der 63-Jährige die Zuversicht nicht verloren: „Machen und Lachen ist mein Motto.“ Das 170 Jahre alte Unternehmen habe sich breiter aufgestellt, sei neue Wege gegangen, drucke nun nicht nur Flyer und Prospekte, sondern auch Sensoren und LEDs, habe eine Plattform aufgebaut, die Kunden mit Lieferanten verbindet und Geschäftsbeziehungen automatisiert. Vor der Krise habe es der Unternehmer nie länger als zwei Tage an seinem Schreibtisch ausgehalten. „Dieses Jahr war ich länger im Büro als die letzten zehn Jahre zusammen.“ Nun gelte es, das Momentum zu nutzen und die gelernten Fähigkeiten nicht wieder zu verlieren: „Wir dürfen nicht zurückfallen.“ Philip Thomas

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