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Essen to go: erste Gastronomen mit innovativen Verpackungsideen

Take away ohne Müll

Erste Gastronomen setzen auf Mehrweg, Rathaus mischt mit

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Fotos: © unsplash.com, Till Neumann

Die Corona-Krise hat Take-away-Essen boomen lassen. Die Müllberge wachsen damit gewaltig. Es sei denn, Gastronomiebetriebe bieten Mehrwegverpackungen an. Diese sind in Freiburg aktuell auf dem Vormarsch. Zwei Gastronomen zeigen, wie sich Abfall deutlich reduzieren lässt. Auch das Rathaus schaltet sich ein: Es möchte ein flächendeckendes einheitliches System in Freiburg etablieren.

Wer beim Café Atlantik telefonisch Essen bestellt, bekommt die Idee angeboten: Kunden können ihr eigenes Gefäß mitbringen. Dort werden beispielsweise Nudeln reingefüllt. So fällt nicht mal Pfand an. „Das wird super angenommen“, sagt Atlantik-Chef Stefan Kremer. Etwa jeder zweite Kunde nutze das. Entstanden ist die Idee im April, als Take-away gefragt war wie selten. Die Hygiene sei kein Problem, sagt Kremer. „Wir fassen das Gefäß nicht an, befüllen es nur.“ Zur Küche getragen wird es offen auf einem Tablett, den Deckel machen die Kunden selbst drauf. Eine Erlaubnis hat er sich für die Idee nicht eingeholt. Das Atlantik ist einfach zur Tat geschritten. „Umweltschutz darf nicht unter Corona leiden“, sagt Kremer. Plastikhalme hat er schon länger aus dem Programm genommen. Jetzt möchte er verstärkt Verpackungsmüll vermeiden – auch wenn es einen Mehraufwand mit sich bringt. Das Problem dahinter ist riesig: Schon 2017 sind in Deutschland rund 280.000 Tonnen Müll angefallen – durch Einweggeschirr und Verpackungen für Mitnehmspeisen oder den Sofortverzehr. Das zeigt eine NABU-Studie. Knapp 50.000 Tonnen sind allein Pizzakartons.

Etwas ändern möchte auch Chattaya Narmsara. Er betreibt drei Chada-Thai-Restaurants in Freiburg und Malterdingen. Seit 2019 hat er ein eigenes Mehrwegsystem etabliert. Für seine roten Mitnehm-Boxen verlangt er drei Euro Pfand. Der Nachteil daran: „Das ist eine Insellösung und die ist nicht optimal“, sagt der 44-Jährige. Die Boxen können nur bei ihm zurückgegeben werden. Im vergangenen Jahr kam der Mehrweganbieter Vytal auf ihn zu. Ein App-basiertes System aus Köln mit dem Slogan „Essen mitnehmen. Ohne Müll.“ Narmsara nutzt Vytal seitdem in seinem Nudelsuppe-Laden an der Rempartstraße. Da seien die runden Boxen nützlich. Für seine zwei großen Restaurants passen sie weniger gut. Da bevorzugt er die eigenen eckigen Behälter. Zudem sei das Einscannen mit der Vyta-App bei Großbestellungen „zu stressig“. 30 bis 40 Prozent seiner Kunden nutzen die Mehrwegsysteme bereits, sagt Narmsara. Die übrigen bekommen bei ihm biologisch abbaubare Boxen aus Zuckerrohr. Das sei viel besser als die Aluschalen, die er früher im Einsatz hatte. Auch das Rathaus möchte mehr Mehrweg nach Freiburg bringen. Bei Verzichtet auf Verpackungen: zwei Online-Events haben die AbfallSattaya Narmsara von Chada Thai wirtschaft und Stadtreinigung (ASF) sowie das Umweltschutzamt im August Gastronomen sechs Mehrweg-Anbieter vorgestellt. Einer davon soll Ende November als neues System verkündet werden. Welcher das ist, möchte ASF-Sprecher Peter Krause noch nicht verraten. Wichtig sei, dass sich ein einziges System etabliert: „Pfandsysteme funktionieren am besten, wenn möglichst viele mitmachen“, sagt Krause. Das sieht auch Chattaya Narmsara so. Er wäre sofort bereit, seine eigenen Boxen aufzugeben für etwas, das flächendeckend funktioniert. tln

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