Seminararbeit Lebensstile

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Seminararbeit WS 06/07

Lebensstile, Lebensformen und Familien Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten Eingereicht von:

Lutz, Christoph Reggenschwilerstrasse 28 9402 Mörschwil Telefon: 079 504 13 61 Mailadresse: chrislutz@access.uzh.ch Hauptfach: Soziologie 1. Nebenfach: Englische Sprachwissenschaft 2. Nebenfach: Publizistikwissenschaft Matrikelnummer: 04-712-899 Anzahl Semester: 5 Titel des Seminars: Lebensformen - Lebensstile Semester: WS 06/07 Verantwortlicher Professor: Prof. Dr. Beat Fux Universität Zürich – Soziologisches Institut Andreasstrasse 15 8050 Zürich Eingereicht am: 29. März 2007 Erklärung Hiermit bestätige ich mit meiner Unterschrift – dass ich die schriftliche Arbeit ohne fremde Hilfe erstellt habe, – dass alle aus fremden Texten übernommenen Passagen (Zitate, Formeln, Tabellen) als solche und mit Quellenangaben gekennzeichnet sind, – dass dieselbe Arbeit (oder Teile davon) nicht bei einem anderen Dozenten eingereicht wurde.

Datum:……………………….

Unterschrift .................................................................................


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................................ 2 2. Lebensstil- und Milieukonzepte ............................................................................................ 3 2.1 Definitionen des Lebensstil- und Milieubegriffs ....................................................................... 4 2.2 Pierre Bourdieu: der soziale Raum und der Raum der Lebensstile .................................. 5 2.2 Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft ................................................................................ 7

3. Lebensstil und Familie ................................................................................................................ 9 3.1 Begriffliche Abklärungen .............................................................................................................. 10 3.2 Lebensformen und Lebensstile .................................................................................................... 11 3.2.1 Wolfgang Zapf: Lebensformen und Lebensstile in Deutschland......................................................... 11 3.2.2 Beat Fux: Lebensformen und Lebensstile in der Schweiz ................................................................... 13 3.2.3 Ron Lesthaeghe: Lebensformen und Lebensstile im internationalen Vergleich................................. 15 3.3 Hartmut Lüdtke: Haushalte als Träger von Lebensstilen .................................................. 18 3.4 Andreas Klocke und Detlev Lück: Lebensstile in der Familie........................................... 20 3.5 Margareta Steinrücke: Qualitativ-heuristische Lebensstilforschung.............................. 21

4. Schluss ................................................................................................................................................. 23 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................ 25

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Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

1. Einleitung Lebensstil und Milieu sind Begriffe, die sich im Alltagswortschatz der Bevölkerung etablieren konnten. Er führt einen aufwändigen Lebensstil oder sie entstammt dem gutbürgerlichem Milieu sind durchaus Sätze, die in einem freundschaftlichen Gespräch fallen können. Dass Lebensstile und Milieus Forschungsbereiche der Soziologie geworden sind, ist unschwer an zahlreichen Publikationen, die diese Begriffe im Titel tragen, zu erkennen. Eine kurze exemplarische Werkschau soll das vergegenwärtigen. Titel die zu nennen sind: „Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel“ (Vester et al. 1993), „Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen“ (Otte 2004), „Expressive Ungleichheit - Zur Soziologie der Lebensstile“ (Lüdtke 1989) oder „Soziale Lage und Lebensstil“ (Georg 1998) um nur ein paar wenige aufzuzählen. Seit den 1980er Jahren findet in der Sozialstrukturanalyse ein Wertewandel statt, der neue Formen gesellschaftlicher Ungleichheiten ins Zentrum rückt und mit eben diesen im vorigen Abschnitt genannten Begriffen operiert. Autoren wie Bourdieu (1997), Zapf (1987), Lüdtke (1989), Müller, Schulze (1992) und Vester (1993) haben innovative Konzepte zur Strukturanalyse fortgeschrittener Industriegesellschaften geliefert. Dabei wurden verschiedene Ansätze mit unterschiedlichen Schwerpunkten vorgelegt, die in einem Profil zwischen den beiden Polen „Strukturierungs-„ vs. „Entstrukturierungsmodelle“ eingeordnet werden können (Burzan 2005: 102, 103). Erstere betonen den Zusammenhang zwischen der Klassen- und Schichtstruktur einer Gesellschaft und den spezifischen Lebensstilen der Individuen. Der Lebensstil ist somit zu einem nicht unbeträchtlichen Teil strukurdeterminiert und von verschiedenen Kapitalsorten - namentlich ökonomischem Kapital, kulturellem Kapital und auch Sozialkapital - (Bourdieu 1997) wesentlich abhängig. Dem gegenüber stellen Entstrukturierungsansätze die Unabhängigkeit zwischen Lebensstilen und sozialen Klassen, Schichten oder Lagen in den Vordergrund. Letztere sind eher in einem kultursoziologischen Kontext zu sehen, z. B. im theoretischen Rahmen der Individualisierungsthese (Beck 1983) oder

im

Zusammenhang

mit

Schulzes Erlebnisgesellschaft

(1992),

während die

Strukturierungsansätze v. a. in der Sozialstrukturanalyse zu verorten sind. Der international wohl prägendste Name im Zusammenhang mit der Lebensstilforschung dürfte Pierre Bourdieu mit seinem in der Soziologie zum Klassiker gewordenen Werk „Die feinen Unterschiede“ sein.

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In dieser Seminararbeit soll es darum gehen, das Lebensstilkonzept wie es in der Kultursoziologie und Sozialstrukturanalyse v. a. in Deutschland seit den 1980er Jahren präsent ist, kritisch unter die Lupe zu nehmen und unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beleuchten. In einem weiteren Teil geht es darum neue Impulse, in Form von spezifischen Forschungsmöglichkeiten besonders im Bereich der Verknüpfung von Lebensstil und Familie zu liefern. Die Arbeit gliedert sich grob in vier Teile. In einem ersten Schritt werden zwei zentrale Konzepte des Lebensstils und der sozialen Milieus thematisiert, die je spezifische Definitionen und Dimensionierungen umfassen. Dabei werden ihre Stärken und Schwächen herausgearbeitet. Anschliessend kommen Ansätze zur Sprache, die Lebensstile und Milieus mit familienspezifischen Gesichtspunkten verbinden. Zu nennen sind hier Zapfs Konzept der Lebensformen in Deutschland, Fux’ (1997 und 2005) Projekte in Bezug auf die Familie in der Schweiz, Lesthaeghe & Surkyn (2004) mit ihrem Text zum zweiten demographischen Übergang, Lüdtkes (1989) haushaltszentrierter Ansatz, Klocke & Lück (2001) mit ihrer Untersuchung „Lebensstile in der Familie“ sowie Steinrückes (1996) qualitativ-heuristische Lebensstilanalyse. Abschliessend werden die besprochenen Punkte zusammengefasst und mit einem Kommentar versehen.

2. Lebensstil- und Milieukonzepte Obwohl sich schon bei den soziologischen Klassikern Max Weber und Georg Simmel erste Erwähnungen bestimmter Gesichtspunkte des Lebensstils finden1 (vgl. z. B. Georg 1998: Kapitel 2, Klocke 1993: 73-77), ist die systematische Erforschung von expressiven Ungleichheiten (Lüdtke 1989) - wie sie durch den Lebensstil erfasst werden sollen - erst seit den 1980er Jahren akademisch verankert. Standen in den Nachkriegsjahren in der BRD zunächst Klassen- und Schichtmodelle (vgl. z. B. Dahrendorf 1965 oder Bolte 1963) im Vordergrund der Sozialstrukturanalyse, kam es mit dem Konzept der sozialen Lagen, die im

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Max Weber nennt die Lebensführung als ständisch determinierten Faktor des Lebens, also als Artefakt der feudalen (Stände)Gesellschaft – im Gegensatz dazu ist die Klasse ein Merkmal einer industrialisiert-modernen Gesellschaft. Somit sind Webers Überlegungen nur bedingt als Vorgänger strukturdeterminierter Lebensstilmodelle zu sehen. Bei Simmel spielt vor allem die identitätsstiftende Funktion des Stil des Lebens, im Zuge der Modernisierung und damit der Trennung zwischen subjektiver und objektiver Kultur, eine Rolle. In diesem Sinn kann Simmel als kultursoziologischer Vorgänger der Entstrukturierungsmodelle gelten.

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deutschsprachigen Raum wesentlich mit dem Namen Stefan Hradil verbunden sind, zu einem zweiten Abschnitt der Ungleichheitsforschung, der eine (wenn auch nicht radikale) Abkehr von

den

primär

ökonomisch

fokussierten

und

erwerbszentrierten

Klassen-

und

Schichtansätzen darstellte und diese zu erweitern versuchte. Askriptive horizontale Merkmale, insbesondere Alter und Geschlecht, aber auch die ethnische und soziale Herkunft, wurden zentraler und erste expressive Faktoren wurden in den sozialen Lagen berücksichtigt (Hradil 1987). Mit Bourdieus Feldforschung und theoretischer Arbeit im Bereiche der gesellschaftlichen Distinktion und Strukturanalyse wurde ein dritter Abschnitt der Sozialstrukturforschung eingeläutet, der alsbald auch im (damals noch west)deutschen Raum Beachtung und Inspiration in Form der Milieu- und Lebensstilforschung fand. Dieser Abschnitt soll nun etwas ausführlicher in Form zweier prägender Lebensstiltheorien, nämlich dem mehr strukturorientierten

Konzept

Pierre

Bourdieus

und

dem

eher

entstrukturierenden

individualzentrierten Ansatz Gerhard Schulzes, dargestellt werden. Vorerst muss aber eine begriffliche Spezifikation und Definition von „Lebensstil“ und „sozialem Milieu“ stattfinden.

2.1 Definitionen des Lebensstil- und Milieubegriffs Zahlreiche Soziologen, die sich mit Lebensstilen und sozialen Milieus beschäftigten, haben unterschiedliche Begriffsdefinitionen mit je spezifischem Interessensfokus geliefert. Hradil (1996: 16) definiert Lebensstile als „gleichartige Organisationen des Alltagslebens von Menschen.“ Und weiter (ebd.): Lebensstile erfassen daher wenigstens implizit immer auch ähnliche Zielvorstellungen, Interaktionsformen, Bewertungsmuster, Wissensbestände und Voraussetzungen von Menschen. Lebensstilen ist häufig eine bestimmte Art der expressiven Zurschaustellung und „Stilisierung“ von Lebensweisen eigen. Der Begriff „Lebensstil“ impliziert ein bestimmtes Mass an Wahl- und Gestaltungsfreiheit der eigenen Lebensweise.

Lüdtkes (1989) Lebensstilkonzept ist theoretisch etwas ausgearbeiteter (aufbauend auf der Theorie kognitiver Dissonanz und einem erweiterten rational-choice Ansatz) und betont, dass v. a. expressive Faktoren der Ungleichheit im Lebensstil ihre Entsprechung fänden. Seine Definition des Lebensstilbegriffs erscheint in vielerlei Hinsicht erwähnenswert, u. a. auch weil sie die handlungstheoretischen mit den strukturtheoretischen Aspekten des Lebensstils zu verknüpfen versucht. Lüdtke (ebd.: 40) definiert Lebensstile als

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unverwechselbare Struktur und Form eines subjektiv sinnvollen, erprobten (d. h. zwangsläufig angeeigneten, habitualisierten oder bewährten) Kontextes der Lebensorganisation (mit den Komponenten: Ziele bzw. Motivationen, Symbole, Partner, Verhaltensmuster) eines privaten Haushalts (Alleinstehende/r, Wohngruppe, Familie), den dieser mit einem Kollektiv teilt und dessen Mitglieder deswegen einander als sozial ähnlich wahrnehmen und bewerten.

Lebensstile sind also nicht nur Ausdruck sozialer Ungleichheiten, sondern reproduzieren dieselben immer wieder aufs Neue, was zu sozialer Schliessung führen kann, die sich z. B. in sozialräumlicher Verdichtung oder Exklusion anderer Lebensstile in den sozialen Netzwerken ausdrückt (Georg 1998: 78). Für uns erscheint in diesem Zusammenhang besonders relevant, dass Lüdtke Haushalte als Träger von Lebensstilen sieht, dass also auch ganze Kollektive, wie Familien, als handelnde Einheiten gesehen werden. Darauf wird später noch detaillierter eingegangen.

Von Lebensstilen zu unterscheiden sind soziale Milieus. Sie „sind verankert auf der Ebene der grundlegenden Werthaltungen und Einstellungen: Unter „sozialen Milieus“ werden Gruppen Gleichgesinnter mit ähnlichen Konstellationen von Werthaltungen und Einstellungen verstanden“ (Hradil 1996). Soziale Milieus umfassen also weniger die - wie dies bei Lebensstilen der Fall ist - Aspekte der Alltagspraxis und Expression, sondern fokussieren mehrheitlich auf die mentale Ebene sozialer Unterschiede. Dabei sind sie den Lebensstilen etwas vorgelagert, indem sie diese determinieren oder beeinflussen können. Aufgrund zahlreicher Überlappungen der Begriffsinhalte ist es aber schwer strikt zwischen den beiden Konzepten zu trennen.

2.2 Pierre Bourdieu: der soziale Raum und der Raum der Lebensstile Eine Darstellung der Lebensstilforschung ohne Erwähnung Pierre Bourdieus wäre wie eine Geschichte der Philosophie ohne Bezug auf Platon oder ein Vergessen von Adam Smith in der systematischen Darstellung der Wirtschafswissenschaften; eine zentrale Persönlichkeit fehlte einfach. „Die feinen Unterschiede“ (1997), Ende der 1970er Jahre in Paris verfasst und mit vielfältiger empirischer Arbeit angereichert, bildet die Grundlage von Bourdieus Lebensstiltheorie. Er sieht die Lebensstile in einem Raum verhaftet, der durch das Konzept des Habitus eng an den sozialen Raum geknüpft und somit hierarchisch gegliedert ist. Die Spezifika des sozialen Raums, insbesondere die Menge und die Verteilung ökonomischen und kulturellen Kapitals, 5


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bestimmen die Lebensstile der (französischen) Bevölkerung. Diese äussern sich insbesondere in Distinktionsmerkmalen, aber auch in Konsum- und Verhaltensmustern. Etwas überspitzt könnte man Bourdieus Lebensstilansatz als Ausarbeitung und Verfeinerung von Webers Begriff der Lebensführung begreifen. Sah letzterer jedoch die Lebensführung als ständisch determinierte Konstante des Sozialen, ist für Bourdieu der Lebensstil gerade Merkmal einer weit entwickelten industriellen (Klassen-)Gesellschaft. Dabei sind die Klassenstrukturen relativ stabil und soziale Machtverhältnisse perpetuieren sich. Die herrschenden Eliten unterscheiden sich in ihrem Lebensstil ganz bewusst von der Mittelklasse, die sich ihrerseits wieder von der beherrschten Klasse zu distinguieren versucht (Burzan 2005: 145ff.). Die feinen Unterschiede zeigen sich in vielfältigen Formen der Alltagspraxis, beispielsweise im Nahrungsmittelkonsum2, den musikalischen Vorlieben und den

Fernsehgewohnheiten.

Es

lassen

sich

drei

unterschiedliche

Geschmäcker

herausdestillieren (ebd.): der legitime Geschmack, der in den oberen Klassen vorherrschend ist, der prätentiöse Geschmack in der Mittelklasse, z. B. im Kleinbürgertum, und der Notwendigkeitsgeschmack der unteren Klasse, welcher sich am Praktischen orientiert. Die Träger des legitimen Geschmacks versuchen sich mit gewissen (Status)Symbolen von der Mittelklasse abzugrenzen,

welche

ihrerseits

wiederum dem

legitimen Geschmack

nachzueifern versucht. Sozialer Wandel ist somit nur schwer erreichbar, da keine Verhandlung der verschiedenen Geschmäcker stattfindet. Bourdieu wurde u. a. kritisiert für den deterministischen Charakter seiner Arbeit. So stellen sich insbesondere kultursoziologische und individualisierungstheoretische Ansätze gegen eine zu strukturierende Sicht der sozialen Realität, indem sie den Wertewandel und die Ausdehnung des Möglichkeits- und Angebotsspielraums betonen und dadurch die individuellen Entscheidungsfreiheiten über soziale Zwänge stellen. Des Weiteren werden die feinen Unterschiede als eine treffende Zeitgeistanalyse der französischen Gesellschaft der 1960er gesehen, aber dem Werk wird die Möglichkeit der Generalisierung abgesprochen. Auch methodische Vorbehalte gegen das Verfahren der Korrespondenzanalyse wurden vorgebracht. In Deutschland ist Bourdieus Theorie u. a. durch die Sozialstrukturanalyse Vesters (1993) und durch die Arbeit von Blasius und Winkler (1989), prominent vertreten. Ersterer hat dabei mit einer Ausarbeitung und Erweiterung von Bourdieus Konzept - insbesondere der Einbezug der

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Die herrschende Klasse äussert ihren legitimen Geschmack z. B. im Konsum von leichter feiner Nahrung (fettarmes Kalbfleisch, qualitativ hochwertiges Gemüse, Luxusnahrungsmittel wie Hummer), die beherrschte Klasse isst dagegen eher schwerere Kost (Wurstwaren, Schweinefleisch) und Fastfood.

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Zeitdimension und der internationale Milieuvergleich sind zu erwähnen - einen der gründlichsten und sorgfältigsten Ansätze zur Analyse sozialer Strukturen der BRD geliefert. Insgesamt sind Bourdieus feine Unterschiede trotz aller Kritik eines der einflussreichsten und theoretisch fundiertesten Konzepte in der Lebensstilforschung.

2.2 Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft Der deutsche Soziologe Gerhard Schulze hat in seinem Werk „Die Erlebnisgesellschaft“ (1992) ein theoretisch tief greifendes und empirisch gehaltvolles Bild von Nürnbergs Milieustruktur gezeichnet. Im Gegensatz zu Bourdieu kann sein Ansatz als eher entstrukturierend beschrieben werden, weil er stärker als erstgenannter auf der Handlungsebene angesiedelt ist. Im Folgenden werden seine zentralen Aspekte kurz erläutert. Schulzes Analyse gründet im Wesentlichen auf der Vorstellung einer Gesellschaft, in der Selbstverwirklichung und Erlebnis absolut zentral sind. „Erlebe dein Leben! ist der kategorische Imperativ unserer Zeit“ (Schulze 1992: 59). Ein Leben, das schön und glücklich sein soll und daher vieler Möglichkeiten zur Erfüllung des Glücks bedarf. Dabei ist im Zuge der Wandlung des Zusammenlebens, das primär von Notwendigkeiten und somit materiellen Problemen bestimmt war, hin zu einer Überfluss- und Dienstleistungsgesellschaft eine steigende Bedeutung innenorientierter im Gegensatz zu aussenorientierten Werten feststellbar. Erleben ist zum zentralen Lebensinhalt der Bevölkerung geworden und hat eine Eigenwertigkeit, die von innen kommt und nur bedingt durch die jeweilige Situation und Umstände erklärt werden kann. Man geht ins Kino um einen tollen Film zu sehen, man macht eine Weltreise um etwas zu erleben (und nicht um beispielsweise dem Zwang von Aussen, z. B. eines Angehörigen, zu gehorchen), man kauft sich Produkte, die einem gut tun, z. B. die neue luxuriöse Gesichtspflegelinie von „XY“, und nicht einfach nur eine simple Seife. Nur auf der Basis von kürzeren Arbeitszeiten - und damit einhergehend: mehr Freizeit - und der Deckung der Grundbedürfnisse kann sich die Erlebnisgesellschaft entfalten. Innenorientiertes Handeln ist jedoch kein spezifisch modernes Phänomen, sondern findet sich auch in feudalen und frühindustriellen Gesellschaften wieder, jedoch fast ausschliesslich in den wohlhabenden obersten Schichten oder Klassen. Der in der Lebensstilforschung zum Klassiker avancierte Soziologie und Ökonom Thorstein Veblen hat in seinem Werk „Theorie der feinen Leute“ (1997) genau diese Formen des demonstrativen Müssiggangs wie sie vom Adel oder von der Belletage praktiziert werden beschrieben und in einen theoretischen Kontext eingeordnet, der zu breit ist um hier eingehender erläutert zu werden. Schulzes 7


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Ansatz kann somit als moderne Variante von Veblens Kultursoziologie - ausgeweitet auf die gesamtdeutsche (oder zumindest Nürnbergsche) Gesellschaft - betrachtet werden. Auch von Simmel lassen sich bestimmte Einflüsse in Schulzes Erlebnisgesellschaft beobachten. So ist die Individualisierung ein zentraler Bestandteil von Simmels Theorie und auch bei Schulze findet sie als zunehmende Präferenz innenorientierten gegenüber aussenorientierten Handelns ihre Entsprechung. Im empirischen Teil seines Werks untersucht Schulze die Milieustruktur Deutschlands am Beispiel der Stadt Nürnberg anhand der Grundlage so genannter alltagsästhetischer Schemata und der darauf folgenden Konstruktion von fünf grossen sozialen Milieus. Die alltagsästhetischen Schemata sind fest in der Alltagspraxis verhaftet und weisen beträchtliche Ähnlichkeiten zu den erwähnten Geschmäckern in der Theorie Bourdieus (1997) auf. Schulze exemplifiziert dieses soziale Konstrukt wie folgt (Schulze 1992: 127) Die Existenz alltagsästhetischer Schemata liesse sich durch ein einfaches Experiment nachweisen, bei welchem den Versuchspersonen die Aufgabe gestellt wird, weit verbreitete Angebote unseres Erlebnismarktes zu zusammengehörigen Gruppen zu sortieren. Nehmen wir etwa das folgende Ensemble von Erlebnisangeboten: ein Klavierkonzert von Mozart, ein Unterhaltungsabend mit den Oberkrainern, eine Ausstellung mit Objekten von Josef Beuys und ein Arztroman aus dem Bastei Verlag. Was passt wozu?

Sodann führt Schulze die Schemata im Einzelnen aus: zuerst das Hochkulturschema, das „geprägt ist von einer Zurückhaltung des Körpers“ (ebd.: 143) und mit dem Begriff der Kontemplation (ebd.: 145) umschrieben werden kann, dann das Trivialschema, in dem v. a. das Schlichte und Althergebrachte gesucht wird und schliesslich das Spannungsschema, wo Langeweile als Feindbild angesehen wird. Schulzes Konzept der Erlebnisgesellschaft nimmt aufgrund seiner Reichhaltigkeit und theoretischen Ausarbeitung eine Sonderstellung in der deutschen Lebensstil- und Milieuforschung ein, der man sich bei der systematischen Befassung mit diesem Thema kaum entziehen kann. Obwohl man die theoretisch weltanschauliche Basis des Ansatzes hinterfragen kann - so ist z. B. die steigende Bedeutung innenorientierter Werte nicht leicht messbar und durch viele mögliche Verzerrungen bestimmt - und ihm, ähnlich wie dies bei Bourdieu der Fall ist, die Möglichkeit der Generalisierung von einer Stadt auf eine ganze Gesellschaft absprechen mag, muss man die Tiefenschärfe und analytische Stringenz seiner Konzeption würdigen.

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3. Lebensstil und Familie Derzeit findet in der deutschen Öffentlichkeit eine rege Diskussion über Familienpolitik und die Stellung der Familie in der Gesellschaft statt. Die von der deutschen Familienministerin Ursula von der Leyen vorgetragene Forderung nach der Verdreifachung der Krippenplätze und die Frage nach deren Finanzierung hat z. B. den Spiegel (2007) dazu veranlasst das Thema auf die Titelseite zu stellen und einen umfangreichen - von familienwissenschaftlichen Resultaten untermauerten - Artikel zum derzeitigen Stand der (familienpolitischen) Dinge zu publizieren. „Wie der Staat die Frauen vom Beruf fernhält - und trotzdem nicht mehr Kinder geboren werden“, so der ambitiöse Untertitel zur Erklärung und Kontextualisierung der derzeitig kontrovers diskutierten Probleme im Zusammenhang mit der Familie. Beklagt werden von den Autorinnen des Beitrags das starre staatliche Prämienmodell mit dem Kindergeld und der Elternpauschale, welche die Berufstätigkeit von Frauen mit Kindern erschwerten und sie dadurch in einen goldenen Käfig sperrten, aus dem es schwer sei wieder herauszukommen. Im Zuge dieser Diskussionen und Entwicklungen ist die Familiensoziologie besonders gefordert familiale Prozesse, aber auch die Konsequenzen familienpolitischer Entscheide unter die Lupe zu nehmen und intensiv unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beleuchten. Ein spezifischer Blickwinkel ist zum Beispiel die Untersuchung verschiedener Lebensformen und der Zusammenhang zwischen Familienformen und Lebensstilen. Wie beeinflussen unterschiedliche Lebensformen die ästhetische und expressive Alltagspraxis der Individuen? Welche Restriktionen bringen gewisse Arrangements, beispielsweise die Rollenaufteilung innerhalb eines Haushaltes3, für die Wahl des Lebensstils mit sich? Wie sieht es innerhalb der Familie bezüglich Lebensstilhomogenität aus? Gibt es generelle makrostrukturelle Tendenzen in der Fertilitätsentwicklung und der Entwicklung der Institution „Ehe“, und wenn ja, worauf sind diese zurückzuführen? All diese Fragen sind sowohl aus einer familiensoziologischen als auch aus einer Lebensstilperspektive interessant und hochaktuell. Wie man an der derzeit geführten Diskussion über die Krippenplätze sieht, sind pragmatische Forschungsinputs aus einer wissenschaftlich fundierten Perspektive gefragt und - insofern sie die Diskussion bereichern

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Zu nennen sind hier v. a. zwei Hauptformen: einerseits die traditionale Rollenaufteilung der bürgerlichen Familie mit dem Mann als Versorger der Familie und der Frau als Verantwortliche für die Kinder und den Haushalt, andererseits die modernere Variante mit der Erwerbstätigkeit beider Elternteile.

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und zu neuen Gedankenansätzen anregen können (was für die nun zu besprechenden Konzepte und Untersuchungen durchaus der Fall sein dürfte) - anregend zugleich. Einige der soeben gestellten Fragen wurden von verschiedenen Soziologen zu beantworten versucht und werden nun im Sinne einer exemplarischen Theorie- und Empirieschau vorgestellt. Zuvor muss aber der Begriff der Familie genauer spezifiziert und definiert werden.

3.1 Begriffliche Abklärungen Da im Folgenden die Konzepte „Lebensform“ und „Familie“ häufig gebraucht werden und da es sich insbesondere bei letzterem um einen in der Alltagssprache sehr vagen und vieldeutigen Begriff handelt, müssen zuerst einige definitorische Abklärungen gemacht werden. Der Begriff der Lebensformen bezeichnet die verschiedenen Arten unmittelbaren Zusammenlebens von Menschen. Eine Lebensform ist die Zwei-Eltern-Familie ebenso wie die Ein-Eltern-Familie, das kinderlose Paar mit oder ohne Trauschein usw. Auch Arten des Nicht-Zusammenlebens, beispielsweise als Single, bezeichnet man als Lebensformen. (Quelle: http://www.schader-stiftung.de/gesellschaft_wandel/377.php)

Kriterien zur Bestimmung der Lebensform sind also insbesondere der Zivilstand, die Wohnform sowie das Haben oder Nichthaben von Kindern. Es ergeben sich zahlreiche Kombinationen, die im Zuge der oft erwähnten Pluralisierung der Lebensformen über die letzten 40 Jahre an Bedeutung gewonnen haben (z. B. Peuckert 1991 für Deutschland, Fux 2005 für die Schweiz oder Lesthaeghe & Surkyn 2004 für einen internationalen Vergleich). Zu nennen sind hier insbesondere Alleinlebende und Konsensualpartnerschaften (mit und ohne Kinder). Damit weisen die Lebensformen einen deutlichen Bezug zu Lebensstilen auf, denn auch hier spielen Effekte des Alters und des Zusammenlebens eine wichtige Rolle. Des Weiteren wird oft von einer Pluralisierung der Lebensstile gesprochen (z. B. Müller 2007). Die Entwicklung von Lebensformen und Lebensstilen geht offenbar Hand in Hand.

Im Gegensatz dazu ist die Definition und theoretische Einordnung des Begriffs „Familie“ komplexer und kontroverser (für einen einführenden Überblick der Ansätze: Hill & Kopp 2004: 12 ff.). Die grundlegenden Merkmale der Familie sind jedoch als Kern bei vielen unterschiedlichen Konzepten verankert. Demnach ist eine Familie gegeben bei (Hill & Kopp 2004:13): 10


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einer auf Dauer angelegten Verbindung von Mann und Frau

mit gemeinsamer Heiratsführung und

mindestens einem eigenen (oder adoptierten) Kind

Der erste und zweite Punkt schliesst bestimmte Lebensformen aus, für die das Etikett „Familie“ in der Literatur bisweilen gebraucht wird. So spricht Fux (1997) von „Einpersonenfamilien“ und nicht etwa von „Einpersonenhaushalten“. Seine Definition des Familienbegriffs ist dementsprechend etwas weiter. Er (2005: 99) sieht die Familie als „eine Gruppe von mindestens zwei Personen aus verschiedenen Generationen, die in der Regel zusammenwohnen und durch Geburt, Heirat oder Adoption miteinander verwandt sind“. Konsensualpartnerschaften mit Kindern gelten gemäss dieser Definition als Familien und auch homosexuelle Elternpaare mit Kindern müssen nicht ausgeschlossen werden, wie dies bei Hill & Kopps Definition der Fall ist. Es ergibt sich also je nachdem ein recht traditioneller oder fortgeschrittener Familiebegriff. Ich werde mich im Folgenden auf die Definiton von Fux (2005) stützen und diejenige von Hill & Kopp mit „Kernfamilie“ titulieren.

3.2 Lebensformen und Lebensstile In diesem Abschnitt geht es darum Zusammenhänge zwischen Lebensformen und Lebensstilen herauszuarbeiten. Drei Untersuchungen, die diese Interdependenzen darzustellen versuchen, werden vorgestellt.

3.2.1 Wolfgang Zapf: Lebensformen und Lebensstile in Deutschland Zapf (1987) untersucht wie sich verschiedene Lebensformen auf gewisse Aspekte der Alltagspraxis und somit des Lebensstils auswirken und wie sie durch gewisse gesellschaftliche Subgruppen verteilt sind. Nach einer kurzen Theoriegeschichte der Lebensstilforschung, schlägt Zapf eine Neukonzeption des Lebensstilbegriffs vor, und zwar „als relativ stabiles Muster der Organisation des Alltags im Rahmen gegebener Lebenslagen, verfügbarer Ressourcen und getroffener Lebensplanung“ (ebd.: 14). Und weiter erklärt Zapf (ebd.: 15): Auf der empirischen Ebene gehören zu den wichtigsten Konstruktionselementen von Lebensstilen die Familienund Haushaltsstrukturen, insbesondere die Zusammensetzung der Haushalte und die Erwerbsbeteiligung der Haushaltsmitglieder […].

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Dadurch führt er im Gegensatz zu anderen Lebensstil- und Milieukonzepten (z. B. Schulze 1992 und Bourdieu 1997) Haushalts- und Lebensformen als zentrale Bestandteile der Operationalisierung des Konzeptes an. Die Lebensformen sind durch das Alter, den Zivilstand, die Wohnform und das Haben resp. Nichthaben von Kindern bestimmt. Es ergibt sich eine grosse Vielfalt an Lebensformen, mit etwa 125 Ausprägungen, von denen aber nur deren 25 eine grosse Häufigkeit besitzen, während die restlichen ziemlich rar sind. Zapf untersucht nun wie die Lebensformen nach gesellschaftlich relevanten Kriterien verteilt sind. Variablen, die berücksichtigt werden, sind „Schicht“ (Arbeiter, Nichtarbeiter), „Kirchenordnung“ (ja, nein), „Ortstyp“ (Land, Stadt) und „Familienorientierung“ (ja, nein). Es gilt festzuhalten, dass lediglich binäre Kategorisierungen vorgenommen werden, was eine doch drastische Komplexitätsreduktion darstellt. Uns interessieren dabei primär die Lebensformen, die mit der Familie in Zusammenhang gebracht werden können. Dadurch reduziert sich die zu analysierende Anzahl Lebensformen weiter. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Altersgruppen in der (typischen) Familienphase, d. h einerseits die Gruppe der 25 bis 44 Jährigen und andererseits die 45 bis 64 Jährigen. In der erstgenannten Lebensphase leben etwas mehr als 50 Prozent aller Befragten in Kernfamilien. Davon pflegen insbesondere die Familien mit zwei und mehr Kindern, einer Versorgerposition des Ehemanns und einer nicht auf dem Arbeitsmarkt tätigen Ehefrau einen eher ländlich-traditionalen Lebensstil (mit fast doppelt so vielen Befragten auf dem Land als in der Stadt, einer überdurchschnittlichen Kirchenbindung sowie einer stark ausgeprägten Familienorientierung). Bei Familien mit einem Kind oder zwei erwerbstätigen Eltern sieht das Bild etwas anders aus. Hier ist eine grössere Gleichmässigkeit bezüglich verschiedenen Elementen des Lebensstils sichtbar (so leben in doppelt erwerbstätigen Familien etwa gleich viele Leute auf dem Land wie in der Stadt, gleiches gilt für die Familienorientierung bei Familien mit einem Kind und dem Ehemann als Broterwerber). In der Lebensphase der 45 bis 64 Jährigen sind die Lebensformen etwas heterogener, mit der Möglichkeit, dass die Kinder schon aus dem Haushalt ausgezogen sind oder dass Scheidungen oft in diese Lebensphase fallen. Interessanterweise scheint hier die Erwerbstätigkeit der Ehefrau weniger Einfluss auf den Lebensstil zu haben. Im Gegensatz zu vorher sind Familien mit einem Kind und zwei erwerbstätigen Elternteilen übermässig häufig auf dem Land anzutreffen und darüber hinaus recht familienorientiert. Es ist also davon auszugehen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der genannten jüngeren Familien von der Stadt aufs Land oder in die Agglomeration zieht und sich dadurch auch der Lebensstil ändert (inwieweit dies der 12


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Fall ist, bleibt herauszufinden). Die Familienorientierung ist in familialen Lebensformen am stärksten ausgeprägt, was nicht weiter überraschend ist. Zu Zapfs Untersuchungen ist anzumerken, dass sie auf Daten aus dem Jahre 1984 (Wohlfahrtssurvey) beruhen und dementsprechend nur für Westdeutschland gelten. Weiterhin sind aufgrund der Tatsache, dass seit der Untersuchung mehr als 20 Jahre vergangen sind und dass die Kategorisierungen für ein systematisch ausgearbeitetes Lebensstilkonzept sehr kurz greifen, gewisse Vorbehalte angebracht. Nichtsdestotrotz bieten Zapfs Forschungen und theoretische Überlegungen, die gerade in Anbetracht der Pluralisierung der Lebens- und Familienformen (Peuckert

1991) sehr anregend sein können, viel versprechende

Anknüpfungspunkte bei der Verbindung von Lebensformen und Lebensstilen.

3.2.2 Beat Fux: Lebensformen und Lebensstile in der Schweiz Einen ähnlichen Weg wie Zapf wählt Fux (1997) für die Schweiz, indem er den Zusammenhang von Lebensformen und Lebensstilen untersucht. Auf der Basis einer umfangreichen Repräsentativbefragung der Schweizerischen Bevölkerung wendet er verschiedene Familienformen auf eine eigene Lebensstiltypologie mit fünf verschiedenen Typen

(traditionalistisch-rural,

konservativ-patriotisch,

bürgerlich-mittelständisch,

individualistisch-modernistisch sowie alternativ-postmodernistisch) an. Werden bestimmte Lebensstile von Individuen mit gewissen Lebensformen bevorzugt oder gibt es eine mehrheitliche Lebensstilheterogenität in Abhängigkeit der Lebensformen? Die Beantwortung dieser Frage steht im Zentrum der nun folgenden Ausführungen. Es wird konstatiert, dass Singles überproportional in der alternativ-postmodernistischen Lebensstilgruppe vertreten sind, die sich durch hohe Urbanität, einen grossen Stellenwert von Selbstverwirklichung und Aufgeschlossenheit gegenüber nichttraditionellen Lebensformen auszeichnet. Im Gegensatz dazu präferieren Familien mit klassischer Rollenaufteilung (Mann voll, Frau nicht erwerbstätig) eher traditionelle Lebensstile, wie sie durch die traditionalistisch-ruralen und konservativ-patriotischen Lebensstilgruppen gegeben sind. Relativ heterogene Verteilungsmuster bezüglich Lebensstilen zeigen sich in Familien, in denen beide Elternteile - zumindest teilzeitig - erwerbstätig sind und in Einelternfamilien; es sind hier keine bevorzugten Lebensstilgruppen erkennbar. Einen unmittelbaren Aktualitätsbezug weist Fux’ (1997) Projekt aufgrund der Tatsache, dass die Akzeptanz familienpolitischer Massnahmen in Abhängigkeit der Lebensformen abgefragt wird, auf. Es zeigt sich, dass die in Deutschland derzeit diskutierte Ausweitung der 13


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Krippenplätze auch in der Schweizer Bevölkerung ein wichtiges Anliegen ist, obwohl andere Massnahmen (zu

nennen sind hier

v. a. „Steuererleichterungen für Leute mit

versorgungspflichtigen Kindern“ und „geeignete kinderfreundliche Wohnungen für Leute mit Kindern“) noch zentraler erscheinen. 65 Prozent der Befragten halten „bessere und billigere Tagesstätten für Kleinkinder bis zu drei Jahren“ für sehr wichtig resp. mehr oder weniger wichtig.

Dabei

zeichnen

sich

insbesondere

nichttraditionale

Lebensformen

mit

überdurchschnittlichen Scores bei dieser Frage aus. Es ist davon auszugehen, dass eine Differenzierung nach Lebensstilen ähnliche Resultate zutage fördern würde, d. h, dass die individualistisch-modernistische sowie die alternativ-postmodernistische Lebensstilgruppe die institutionelle Betreuung von Kleinkindern in höherem Masse begrüssen würde als traditionelle Lebensstilgruppen, wie die tradionalistisch-rurale und konservativ-patriotische. Letztere dürften hingegen monetäre Anreize, besonders Steuererleichterungen, bevorzugen. Ferner zeigt sich, dass Kernfamilien keine auffällig abweichenden Einstellungen zu familienpolitischen Massnahmen aufweisen. Einzig die erhöhte Akzeptanz monetärer Massnahmen ist im Vergleich mit anderen Lebensformen auffällig. Vielleicht kann der Lebensstil als vermittelnde Variable zur Erklärung dieses Resultats herbeigezogen werden. Alles in allem zeigt die Untersuchung, dass familienpolitische Themen, ungeachtet der jeweiligen Lebensform, ein breites Interesse in der Bevölkerung hervorzurufen vermögen. Trotz der zeitlichen Distanz des Projekts - schliesslich sind seit der Untersuchung mittlerweile 10 Jahre vergangen - bleibt ein Gefühl der Brisanz, welches noch viel Spielraum für politische Lösungsansätze offen lässt. Fux’ Befunde decken sich somit zu einem beträchtlichen Teil mit Zapfs Ergebnissen, obgleich letzterer nur sehr rudimentär Auskunft über den Lebensstil geben kann und die Akzeptanz familienpolitischer Massnahmen nicht untersucht. Sehr fruchtbar wäre bei Fux die Verbindung der Akzeptanz familienpolitischer Massnahmen mit dem Lebensstil gewesen

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Erwerbstätigkeit der Frau im familialen Kontext eine der wichtigsten Determinanten des Lebensstils ist. Sie ermöglicht breitere Entfaltungsmöglichkeiten und somit eine höhere Lebensstilheterogenität, einerseits durch gesteigerte materielle Ressourcen (Stichwort: ökonomisches Kapital), andererseits aber auch durch soziale Netzwerke (Sozialkapital) und neues Wissen, das dann in den familiären Alltag eingebaut werden kann (kulturelles Kapital). Aus komparativer Sicht interessant wäre ein Ländervergleich, mit eher liberalen (USA) oder sozialdemokratischen

Gesellschaften

(Schweden)

sowie

der

Einbezug

von 14


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Transformationsländern. Sind dort ähnliche Interdependenzen zwischen Lebensformen und Lebensstilen feststellbar und worauf sind etwaige Unterschiede zurückzuführen? Die letztgenannte Frage scheint insbesondere im Kontext der derzeit in Deutschland geführten Debatte um mehr Krippenplätze - und allgemeiner der institutionellen Regelung von Betreuungsverhältnissen - anregend. Lesthaeghe & Surkyn (2004, siehe nächster Abschnitt) liefern hier fruchtbare Anknüpfungspunkte, obwohl sie die Lebensformen nicht explizit mit Lebensstil(arrangm)en(ts) in Verbindung bringen.

3.2.3 Ron Lesthaeghe: Lebensformen und Lebensstile im internationalen Vergleich Der belgische Soziologe und Demograph Ron Lesthaeghe untersucht demographische Merkmale und Strukturen in diachroner ländervergleichender Perspektive. Dabei versucht er mit dem Konzept des zweiten demographischen Übergangs grundlegende demographische Wandlungsprozesse in hoch industrialisierten Gesellschaften festzumachen. Die empirischen Befunde bettet er in einen breiten theoretischen Zusammenhang ein, der im Wesentlichen drei Hauptstränge umfasst (Fux 2005: 11f.): sozialstrukturelle Veränderungen, kulturelle Prozesse (Wertewandel, vgl. dazu Inglehart 1977) und technologische Entwicklung. Merkmale dieses Übergangs sind insbesondere sinkende Fertilitätsraten seit dem Ende des Babybooms Mitte der 1960er Jahre, eine höherer Anteil nicht verheiratet zusammenlebender Paare und mehr Geburten in Nicht-Kernfamilien. Längerfristig sind die tiefen Fertilitätsraten nicht in der Lage die Bevölkerungsstrukturen aufrechtzuerhalten, da sie unter dem Reproduktionsniveau liegen. Dieses Merkmal ist zentral für Gesellschaften, die sich im zweiten demographischen Übergang befinden. Lesthaeghe interessieren die Veränderungen der Lebensformen in den europäischen Gesellschaften seit der industriellen Revolution und dem Aufkommen der bürgerlichen Familie. Die demographischen Prozesse, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts die frühen industriellen Gesellschaften gekennzeichnet haben, werden als „erster demographischer Übergang“ bezeichnet. Das Absinken der Sterberate bei zunächst gleich bleibender Geburtenrate führte zu einer Phase rapiden Bevölkerungswachstums. Anschliessend begann auch die Geburtenrate zu sinken, da sich das generative Verhalten der Bevölkerung langsam veränderte. Die Sterberate pendelte sich auf einem bestimmten Level ein, während die Geburtenrate weiter sank und das Bevölkerungswachstum somit stoppte. Schliesslich veränderten sich die Fertilität und Sterblichkeit in einer ausklingenden Phase kaum mehr (Quelle: Wikipedia „Demografischer Übergang“). 15


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Ein zentrales Kennzeichen des zweiten demographischen Übergangs im Gegensatz zum ersten ist das steigende Alter bei der ersten Heirat, begründet durch längere Ausbildungszeiten und damit einhergehend einer Phase der Postadoleszenz, in der das Alleinleben oder Konsensualpartnerschaften vorherrschen. Des Weiteren sind die seit den 1950er Jahren steigenden Scheidungsziffern ein Zeichen der Schwächung der Institution „Ehe“, das im Lichte gesellschaftlicher Prozesse wie der Säkularisierung, der Verbreiterung der Mittelschichten und dem Aufkommen postmaterialistischer Vorstellungen zu beurteilen ist. Damit einhergehend löste sich auch das Modell der bürgerlichen Familie (,das übrigens, so Lesthaeghe & Surkyn 2004: 7, auch in liberalen und sozialistischen Familien vorherrschend war) mit der geschlechtsspezifischen Rollenaufteilung des Manns als Broterwerber und der Frau als für den Haushalt und die Erziehung zuständige Heimarbeiterin zusehends in Luft auf. Lesthaeghe und Surkyn (ebd.) vergleichen sodann verschiedene europäische Nationen im Bezug auf Lebensformen und interessierende Variablen, die etwas über den zweiten demographischen Übergang aussagen. Konkret sind das: der Anteil ausserehelicher Geburten an allen Geburten und Einstellungs- und Wertevariablen, die gefächert nach Lebensformen untersucht werden. Es zeigt sich, dass der zweite demographische Übergang ein nicht nur auf west- und nordeuropäische Gesellschaften beschränktes Phänomen ist, sondern auch für die osteuropäischen Länder nach dem Kollaps des Kommunismus und für die südeuropäischen Nationen Spaniens, Italiens, Portugals, Griechenlands, Mazedoniens, Maltas und Zyperns Gültigkeit besitzt - und auch in anderen hochindustrialisierten Nationen, z. B. Japan, beobachtbar ist. Dies manifestiert sich insbesondere in einem starken Anstieg (in manchen Gesellschaften gar einer Verdopplung) der ausserehelichen Geburten seit Anfang der 1990er Jahre im überwiegenden Teil der untersuchten Fälle. Dabei ist im innereuropäischen Vergleich

ein

gewisses

Nord-Süd-Gefälle

erkennbar,

mit

den

nordeuropäischen

Gesellschaften als am weitesten enttraditionalisiert und den südeuropäischen Beobachtungen mit den relativierenden Ausnahmen Spanien und Portugal - als am traditionellsten, zumindest in Bezug auf die Verankerung der Institution „Ehe“. Lesthaeghe & Surkyn streichen heraus, dass dies v. a. mit einem für südeuropäische Gesellschaften typischen „starken Familiensystem“ (ebd.: 10, 11) zu tun habe, in dem das relativ späte Verlassen des Elternhauses und dadurch das Wegfallen einer Lebensphase des Allein- oder in Konsensualpartnerschaften Zusammenlebens häufig ist. Ausserdem seien hier eine relativ strikte klassische Rollenteilung und eine grosse innerfamiliäre Solidarität kennzeichnend.

16


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Dass sich dies nicht zwangsläufig in den Geburtenzahlen ausdrückt, sieht man an den geringen Fertilitätsraten in diesen Breitengraden. In einem weiteren Schritt untersuchen Lesthaeghe & Surkyn welche Wertorientierungen in den verschiedenen Haushalts- und Lebensformen vorherrschend sind. Als Datengrundlage dienen 80 Einstellungsvariablen aus den „European Value Studies“ der Jahre 1999-2000. Über die Länder verteilt ordnen die beiden Forscher sodann die Lebensformen zwischen den Polen „konformistisch“ und „nonkonformistisch“ ein und entwickeln dadurch - kombiniert mit der Zeitdimension des Lebensverlauf - ein flexibles und anschauliches Modell der Lebensformen. Hier sehen wir auch ein paar wertvolle Anknüpfungspunkte zum Konzept der Lebensstile. Zum einen ist die Komponente der Motivationen (Lüdtke 1989) durch die breite Berücksichtigung von Wertevariablen gut abgedeckt, zum andern erlaubt die zeitliche Positionierung der Lebensformen durch den Aspekt des Lebensverlaufes einen - wenn auch unvollständigen - Rückschluss auf die Ebenen der Partner, Symbole und Verhaltensmuster. Durch die kulturellen Unterschiede der europäischen Gesellschaften hindurch zeigt sich ein relativ homogenes Bild, insofern dass die Lebensform „Kernfamilie“ am konformistischsten eingestellt

ist

und

dass

Singles

und

nichtverheiratete

Paare

ohne

Kinder

zu

nonkonformistischen Werten tendieren. Das Haben von Kindern führt zu einer konformistischeren Einstellung, die sich u. a. in erhöhtem Respekt für Autorität und Institutionen, konservativen Moralvorstellungen und einer Nichtbetonung expressiver Werte äussert. Dies ist vielleicht durch erhöhtes Sicherheitsdenken erklärbar, da man nun zusätzliche Verantwortungen übernehmen muss und somit eine gewisse Skepsis und Vorsicht gegenüber Vielem entwickelt. Des Weiteren schränkt das Haben von (Klein)Kindern, v. a. in Ländern mit eher starkem Familiensystem und wenig ausgeprägten institutionellen Betreuungsformen, die Möglichkeiten der Arbeits- und Freizeitgestaltung ein, was eine Eingrenzung der Lebensstile zur Folge haben könnte. Wir vermuten, dass sich die beschriebenen Sachverhalte wesentlich auf den Lebensstil und die

soziale

Milieubildung

auswirken.

Gesamteuropäisch

dürften

sich

ähnliche

Interdependenzen zwischen Lebensformen und Lebensstilen wie in Deutschland und der Schweiz ergeben, wobei die kulturellen Unterschiede der jeweiligen Gesellschaften nicht zu vernachlässigen sind. In Bezug auf das sich Jähren der Römer Verträge können Untersuchungen, die im Bereich des europäischen Ländervergleichs angesiedelt sind, besonders identitätsstiftend sein, da sie Gemeinsamkeiten aufzeigen und

somit

verbindend

wirken.

Die demographischen

Veränderungen, die Europa kennzeichnen sind ein zentraler Anregungspunkt für die 17


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Entwicklung neuer flexibler Regelungen des Zusammenlebens, die durch die Familienpolitik zumindest bis zu einem gewissen Grad - gestaltet werden können. Die Frage nach vermehrter europäischer Zusammenarbeit und einem auf lange Sicht konvergierenden Politikverständnis bezüglich der Familie stellt sich. Lesthaeghe & Surkyns Untersuchung zeigt interessante Ausschnitte aus dem weiten Gebiet der Demographie im gesamteuropäischen Kontext. Viele Fragen und Variablen, die im Bezug auf Lebensformen und Lebensstile untersuchenswert gewesen wären, wurden jedoch nicht berücksichtigt. So sind die innerfamiliären Erwerbsverhältnisse nicht zur Sprache gekommen, genauso wenig wie Formen der Alltagspraxis (z. B. Freizeitverhalten, Konsumpräferenzen oder Interaktionsmuster). Die theoretische Einbettung der Ergebnisse ins Konzept des zweiten demographischen Übergangs setzte der Untersuchung gewisse Restriktionen, durch die Aspekte des politischen Systems und der kulturellen Ausformung einzelner Gesellschaften zu kurz gekommen sind.

Mit der Erwerbstätigkeit der Frau und dem Haben von Kindern konnten in diesem Teil zwei wesentliche Determinanten der Einstellungen und zum gewissen Teil auch des Lebensstils festgemacht werden. Wie genau diese wirken und welche anderen Prozesse das Verhältnis von Lebensstil und Familie determinieren, wird im Folgenden herauszuarbeiten versucht

3.3 Hartmut Lüdtke: Haushalte als Träger von Lebensstilen Lüdtke (1989) sieht den Haushalt als Träger von Lebensstilen. Durch diese Sichtweise können auch Familien als homogene Einheiten zu expressiven Akteuren werden. Dies bringt den Vorteil der Möglichkeit interfamiliärer Vergleichbarkeit mit sich und erlaubt dadurch interessante Lebensstilanalysen in Bezug auf Familien. Allerdings muss bemerkt werden, dass die Lebensstile innerhalb einer Familie keineswegs homogen sein müssen. So zeigen Klocke/Lück (2002, siehe auch Abschnitt 3.4) auf, dass es durchaus komplementäre Lebensstile in Familien geben kann - obgleich es nicht der Normalfall ist. Lüdtke fügt im Zusammenhang der Haushaltsbezogenheit von Lebensstilen an (1989: 66): Ganz allgemein ist festzuhalten, dass Mehrpersonenhaushalte sich auf 2 Bühnen der Lebensstilperformanz bewegen: der internen (Familie) und der externen Bühne (Freunde, Bekannte, Nachbarn, Vergleichsgruppen in der Öffentlichkeit).

18


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Auf der internen Bühne ist eine Begrenzung von Divergenz bezüglich Lebensstilen wahrscheinlich, da sich relativ ähnliche Partner fänden (ebd.). Danach relativiert Lüdtke diese Aussage etwas, indem er mögliche Konflikt- und Diskussionspotentiale bezüglich des gemeinsamen Lebensstils innerhalb eines Haushalts herausstreicht. Dadurch gewinnt seine Analyse eine interessante Perspektive, die in den anderen Ansätzen kaum zur Sprache kommt, nämlich die Konfliktperspektive. Es gibt zahlreiche Dimensionen der Lebensstilgestaltung und der Art des Haushalts, die das Konfliktpotential bestimmen. So sind Streitigkeiten zwischen Ehepartnern und die wahrgenommene Belastung durch Berufs- und Hausarbeit bei Verheirateten mit Klein- oder Schulkindern deutlich häufiger als in anderen Familienphasen (ebd.: 67). Lüdtke erweitert sodann Naucks (1985, 1986) „Modell des privaten Hauhalts als anspruchsverarbeitende Gruppe“, das die Konfliktträchtigkeit innerfamiliär verbrachter Freizeit ans Licht bringt, indem er den Lebensstil als zusätzliche Variable einfügt. So beeinflusst der Grad der Haushaltszentrierung in der Freizeitgestaltung den Lebensstil des Haushalts. Jener wirkt sich wiederum auf die Ansprüche an den Haushalt aus, was (vermittelt über weitere Variablen) zu Spannungen im Haushalt führen kann, die die Stabilität desselben gefährden können. In hypothesenhafter Form formuliert es Lüdtke (ebd.: 69) wie folgt: Je stärker das konsumtive und Freizeit-Verhalten im familialen Kontext verbracht wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines spannungsreichen Lebensstils.

Offen bleibt hingegen, wie sich andere Aspekte des Lebensstils (Motivationen, Mentalitäten, Konsummuster) auf die Konflikthäufigkeit innerhalb von Haushalten auswirken. Hier ist weiterer Forschungsbedarf gefragt. Überhaupt scheint die Konflikthaftigkeit und -möglichkeit verschiedener Lebensstile nicht nur im Familienkontext, sondern im Allgemeinen bisher zu kurz gekommen zu sein. So konstatiert Hradil (1996: 29), dass die Auseinanderentwicklung von Lebensstilen und sozialen Milieus zu Konflikten führen könne, insbesondere „bei Verschärfung ungleicher ökonomischer als auch sozialer und politischer Bedingungen“. Diese Möglichkeit sei bisher aber kaum eingehender untersucht worden.

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Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

3.4 Andreas Klocke und Detlev Lück: Lebensstile in der Familie Klocke & Lück (2001) bringen Lebensstil und Familie explizit zusammen. In einem primär explorativen Forschungsprojekt untersuchen sie zum einen die Lebensstilvielfalt in verschiedenen Lebensphasen, insbesondere der Familienphase, zum andern den Stellenwert der Familie nach Lebensstilgruppen und schliesslich die Heterogenität bzw. Homogenität von Lebensstilen innerhalb von Familien. Anhand einer selbst (mittels Faktoren- und Clusteranalyse) erstellten Typologie versuchen sie Zusammenhänge und Regelmässigkeiten zwischen Lebensstilen und Familien zu finden. Dabei gelingt es ihnen herauszuarbeiten, dass es in der Familienphase eine breite Streuung von Lebensstilen gibt und dass keiner der acht verschiedenen Typen vorherrschend oder drastisch unterrepräsentiert ist. Im Gegensatz dazu ist in der Phase der Postadoleszenz und im Rentenalter bzw. der Nachfamilienphase eine gewisse Konzentration auf (2 oder 3) Lebensstiltypen feststellbar. Klocke & Lück begründen diesen Befund für die vorfamiliale Phase mit dem Abschluss der Ausbildung und der damit einhergehenden Stabilisierung der Lebensverhältnisse, die eine breitere Auswahlmöglichkeit bezüglich der Lebensgestaltung erlaubt. Dementsprechend zeigen junge Familien eine gewisse Vorliebe für den Erlebnis/Unterhaltungstyp, d. h. eine Präferenz jugendzentrierter Kulturformen wie Kino und Popmusik sowie aktive, oft ausserhäusliche Freizeitaktivitäten - ein Muster, das nah an Schulzes (1992) Unterhaltungsmilieu angesiedelt sein dürfte. Erst etwas später (insbesondere ab dem 40. Lebensjahr) treten die angesprochenen Heterogenisierungen bezüglich Lebensstil und Familien auf. Mit dem Beginn der Phase des empty nest sind oftmals finanzielle Restriktionen aufgrund von Scheidung oder Verwitwung verknüpft und es kommt somit - im Verbund

mit

körperlich-gesundheitlichen Einschränkungen und kulturell-normativen

Zwängen - zu einer Einschränkung expressiver Möglichkeiten. Die Pluralität der Lebensformen geht also am stärksten in der Familienphase mit einer Mannigfaltigkeit an Lebensstilen einher. Des Weiteren spielt die Familie trotz der Pluralisierung von Lebensformen und -stilen und der zunehmenden Anzahl von Biographiebrüchen (ebd.: 9) durchs Band weg für alle Lebensstilgruppen eine wichtige Rolle. Es zeigt sich jedoch ein Effekt bezüglich Alter. So erzielen die jüngeren Befragten tiefere Scores bei der Bedeutung der Familie. Der ungebrochen hohe Stellenwert der Familie und das breit gefächerte öffentliche Interesse an familienpolitischen Debatten decken sich dabei in wohl korrelierendem Mass.

20


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Innerhalb von Familien zeigt sich, dass die Familienmitglieder eher zu gleichen oder ähnlichen Lebensstilen neigen als zu komplementären. Dies gilt sowohl für Ehepartner als auch in Eltern-Kind-Beziehungen und nicht zuletzt (wenn auch in abgeschwächter Form) zwischen Geschwistern. Dabei ist weiter festzuhalten, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Gleichgeschlechtliche Familienmitglieder zeigen eine etwas ausgeprägtere Lebensstilorientierung aneinander als andersgeschlechtliche Referenzpersonen. Die psychologischen Prozesse die dahinter stecken und die intensivere Untersuchung weiterer Determinanten der Lebensstilvererbung (z. B. in peer groups) können leider wegen dem quantitativ explorativ ausgerichteten Design der Studie nur unzureichend aufgedeckt werden. Hier sind auf jeden Fall ergiebige Anknüpfungspunkte gegeben, die vielfältig genutzt werden können. Die in der Studie formulierte Komplementaritätshypothese, dass sich gegensätzliche Eigenschaften und Lebensstile (so z. B. der häusliche Harmonietyp als Prototyp einer gutbürgerlichen Hausfrau und der zurückgezogene arbeitsorientierte Typ als Brotverdiener der Familie) anziehen, kann folglich widerlegt werden. Gegensätze gesellen sich also seltener als gleich und gleich. Eine Erklärung dafür könnten milieuspezifische Kontakt- und Kennenlernbiographien sein.

3.5 Margareta Steinrücke: Qualitativ-heuristische Lebensstilforschung Konzentrierten sich die in diesem Kapitel vorgestellten Ansätze und Projekte vorwiegend auf quantitative statistische Methoden, so haben wir es bei Steinrückes (1996) Beitrag mit einer heuristisch-qualitativen Herangehensweise ans Thema Lebensstil zu tun. Obwohl sich Steinrückes Forschungen primär der Klassenspezifik und dem Geschlechterverhältnis von Lebensstilen widmen, lassen sich darin auch interessante Punkte im Bezug auf Familien finden. In einer auf die Theorie Bourdieus rekurrierenden Vorgehensweise struktur- und distinktionsgeleiteter Komparation vergleicht sie vier Ehepaare, die im Grossraum Köln wohnen und mit je abgestuften ökonomischen und kulturellen Ressourcen ausgestattet sind. Dabei ergeben sich aufgrund der Tatsache, dass sich z. T. auch familienspezifische Bezüge auftun, interessante Einblicke in die Aspekthaftigkeit qualitativer Lebensstilforschung. Die vier untersuchten Ehepaare können nach Bourdieus Typologie des sozialen Raums anhand des kulturellen und ökonomischen Kapitals in unterschiedliche soziale Milieus eingeordnet werden. Es handelt sich um: ein Arbeiterpaar, das dem neuen Arbeitermilieu zugeordnet 21


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

werden kann, eine 2-Zimmer-Genossenschaftswohnung mit dem erwachsenen Sohn (aus der ersten Ehe der Frau) teilt und über ein Haushaltsnettoeinkommen von 4100DM verfügt, ein Angestelltenpaar - dem neuen Kleinbürgertum zuordenbar mit einer 4-Zimmerwohnung, die sie zu zweit bewohnen und einem gemeinsamen Einkommen von 6000 -, ein Lehrerpaar - sie 37, er 40 Jahre alt, wohl im alternativen Milieu (nach Vester (1993)) verhaftet, 3 Kinder im Alter von 3, 6 und 10 Jahren, in einem geräumigen Haus wohnhaft und mit einem gemeinsamen Einkommen von 5350DM (zusammengesetzt aus Herrn G.s Gehalt und einer monatlichen Rendite aus Frau G.s Erbteil) - und ein Managerpaar - dem technokratischliberalen Milieu zurechenbar, gewollt kinderlos, beide Ehepartner mit abgeschlossenem Hochschulstudium, eine 180 qm-Wohnung bewohnend, aber während der Woche getrennt lebend und über ein gemeinsames monatliches Einkommen von 22500DM verfügend. Mittels der Wohnungseinrichtung werden nun klassenspezifische Lebensstilunterschiede herauszuarbeiten versucht. Detailliert werden die vier Ehepaare in Bezug auf die Wohnsituation, besonders das Mobiliar der Wohnung, und dem daraus resultierenden Alltagsverhalten geschildert. Dadurch ergeben sich interessante Konstellationen der Haushalts- und Arbeitsteilung, die einen recht tiefen Einblick in die Verhaltensstruktur der Ehe- und Lebenspaare geben. So zeichnet sich beispielsweise das Lehrerpaar, das mit relativ viel kulturellem, aber weniger ökonomischem Kapital ausgestattet ist, durch eine gewisse Stilisierungsabsicht in der Gliederung des Wohnraums aus. Die Küche ist hier nämlich bewusst mit dem Esszimmer integriert, quasi um keine starren Rollenfestlegungen im Sinne einer traditionellen geschlechtlichen Arbeitsteilung vorwegzunehmen. Im Gegensatz dazu stellt die Küche beim Arbeiterpaar und z. T. auch beim Angestelltenpaar den zentralen Ort innerfamiliären Zusammenlebens dar. Da das Lehrerpaar als einziges im klassisch familialen Rahmen lebt, erscheint eine tiefere Analyse hier besonders wertvoll. Nebst der erwähnten bewussten Stilisierungabsicht sind weitere Faktoren der Ästhetisierung erwähnenswert. So legt das Paar grossen Wert auf die geschmackvolle Einrichtung des Wohnraums, durchaus mit künstlerischem Know-how, was sich u. a. darin äussert, dass die Möbel sorgfältig ausgewählt und aufeinander abgepasst wurden. Steinrücke (ebd.: 213) formuliert es als „gezielte Demonstration von kulturellem Kapital“. Um diesen Standard mit den begrenzten finanziellen Mitteln verwirklichen zu können, muss in anderen Bereichen gespart werden. So wird z. B. beim Essen und Trinken (schnelle, einfache Gerichte, nur Mineralwasser), beim Urlaub (Jugendherberge) und bei der Kleidung (z. T. auf Flohmärkten erstanden) sparsam gelebt. In Bourdieus Typologie würde dieser Lebensstil wohl recht trefflich mit dem Etikett „asketischer Aristokratismus“ bezeichnet. 22


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Auffällig ist, dass bei allen vier Ehepaaren der Ehepartner mit dem meisten kulturellen Kapital hauptsächlich über die Wohnungseinrichtung bestimmt. Inwieweit dies auf andere Bereiche des Lebensstils übertragbar ist, bleibt offen. In Bezug auf die Vererbung von Lebensstilen kann die Hypothese formuliert werden, dass das kulturelle Kapital in Familien und Partnerschaften eine, wenn nicht die, zentrale Determinante der Lebensstilorientierung aneinander ist. Die qualitative Analyse von Lebensstilen, auch und insbesondere im Familienkontext, bringt interessante Tiefenstrukturen zutage, die hilfreich sein können, das Lebensstil- und Milieuverständnis zu erweitern und zu verfeinern. Insbesondere in Verbindung mit Längsschnittstudien und quantitativem Vorgehen erlaubt dies zusätzlichen praktischen Erkenntnisgewinn.

4. Schluss In dieser Seminararbeit ist es darum gegangen die Lebensstilforschung im Bezug auf familiäre Aspekte zu beleuchten. Besonders interessant und anregend erschienen Ansätze und Untersuchungen, die Strukturen und Prozesse bezüglich Lebensformen mit alltagsästhetischer und expressiver Praxis zusammengebracht haben. Fux’ (1997), Zapfs (1987) und Lesthaeghe & Surkyns (2004) Untersuchungen haben gezeigt, dass es in modernen Gesellschaften zu vielfältigen Verknüpfungen von Lebensformen und Lebensstilen kommt und dass es oft schwierig

ist

diese

genau

festzumachen.

Lüdtke

(1989)

hob

insbesondere

die

Konflikthaftigkeit innerfamiliär verbrachter Freizeit hervor. Klocke & Lück (2001) spannten den Bogen weiter, indem sie die Lebensstilverteilung innerhalb von Familien untersuchten und feststellten, dass diese sich oft ähnelt, d. h. dass sich gleiche Lebensstile anziehen. Inwiefern sich Lüdtkes Überlegungen und seine formulierte Hypothese in diesem Kontext bewahrheiten, bleibt leider offen. Steinrücke (1996) hat schliesslich innerfamiliäre Prozesse und Abhängigkeiten genauer unter die Lupe genommen und uns durch die bewusste Wahl eines auf Bourdieu zurückgreifenden Theorierahmens Grenzen und Restriktionen der Lebensstilgestaltung aufgezeigt. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben sich die Lebensformen stark verändert. Das Modell der bürgerlichen Familie hat an Bedeutung verloren und auch die Institution „Ehe“ scheint, zumindest in vielen europäischen Staaten, in einer Krise. Stattdessen haben neue 23


Lebensstile, Lebensformen und Familien – Theoretische und empirische Zusammenhänge und Abhängigkeiten

Lebensformen, wie Konsensualpartnerschaften oder Singlehaushalte an Bedeutung gewonnen. Trotz dieser Pluralisierungsprozesse ist die Familie immer noch ein soziales Desideratum und hat in all ihrer Vielschichtigkeit mehr denn je einen zentralen Platz in der Gesellschaft. Dass sich durch Veränderungen in der Sozialstruktur und damit einhergehend den Lebensformen auch die alltagsästhetischen und expressiven Verhaltensmuster, die mit dem Begriff „Lebensstil“ eingefangen werden können, verändern, ist nicht neu, sollte aber nicht vorschnell vergessen werden. Im Licht der derzeit herrschenden familienpolitischen Debatte um mehr Krippenplätze und auch im Zusammenhang mit der in Deutschland geführten Diskussion um die Unterschicht und damit zusammenhängend sozialen Ungleichheiten allgemein - ist die Untersuchung und Verknüpfung von familiensoziologischen und sozialstrukturellen lebensstilspezifischen Faktoren gewinnbringend und hochaktuell zugleich. Denn zum einen können dadurch integrative und Horizont erweiternde Bezüge aufgedeckt werden, zum anderen verraten solcherlei Arbeiten viel über die Ausformung gesellschaftlicher Ordnungen. Ob Lebensformen in der sozialstrukturellen Forschung, die ja lange Zeit sehr erwerbszentriert orientiert war, einen wichtigen Stellenwert einnehmen können, wird die Zukunft zeigen. Zu wünschen wäre es, denn eine strikte disziplinäre Zentriertheit verhindert innovatives und synthetisierend überschreitendes Arbeiten - und widerspricht somit den immer wieder laut herausposaunten Rufen nach Interdisziplinarität.

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Notizen und Handouts

Notizen und Handouts zum Seminar „Lebensstile – Lebensformen“, Wintersemester 2006/2007. Dozent: PD Dr. Beat Fux, Soziologisches Institut der Universität Zürich.

Notizen zur Vorlesung

„Familien und Lebensformen im historischen Wandel und im

Ländervergleich“, Wintersemester 2004/2005. Dozent: PD Dr. Beat Fux, Soziologisches Institut der Universität Zürich.

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