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51 51 51 „Eine selbsterfüllende Prophezeiung“ „Eine selbsterfüllende Prophezeiung“ „Eine selbsterfüllende Prophezeiung“ „Eine selbsterfüllende Prophezeiung
Stau bei der Anreise, auf den Parkplätzen, bei der Liftkasse, vor den Skihütten. Die Zeit unmittelbar vor Corona war laut Aigner „ein warnendes Beispiel für Overtourism“.
„Eine selbsterfüllende Prophez
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Jede Krise biete eine Chance, sagt Günther Aigner und vergleicht Tirol mit dem Wein in den 80ern. Der Markenzusammenbruch nach dem Weinskandal habe „den Samen in sich getragen für die heutige Blüte“. Im Winter wird es auf den Bergen nicht signifikant wärmer, sagt Skitourismusforscher Günther Aigner. Mehr als Klimawandel und Corona-Krise gefährde die Abwendung urbaner Eliten den Skisport.
STANDARD: Ist der Skisport noch zu retten? Aigner: Ja. Weil das Skifahren eine zeitlose Faszination auf die Menschen ausübt. Es ist immer noch eine Art Freiheit auf dem Berg in einer Zeit, in der alles im Leben zunehmend durchreglementiert wird. STANDARD: Laut Ihren Studien ist die Schneehöhe in den letzten 100 Jahren in Österreich nicht signifikant gesunken. Geben Sie Entwarnung für den Skitourismus? Aigner: Jein. Der Grundtenor meiner Forschungsresultate ist schon, dass der Schnee aufgrund wärmerer Winter weniger wird. Aber nicht in hohem Ausmaß. Die öffent liche Meinung geht von deutlich stärkerem Schrumpfen des Schnees aus, als es die Messdaten für die meisten alpinen Regionen hergeben. Freilich mit Ausnahme von einigen Gebieten im Süden und Osten. INTERVIEW: Florian Vetter
Aigner: Darüber kann man nur schmunzeln. Die Aussage ist ein wunderbares Mahnmal für das, was Zukunftsforschung nicht kann, nämlich konkrete Prognosen machen. Obwohl ich Zukunftsforschung für wichtig halte.
STANDARD: Wird es im Winter auf den Bergen nicht wärmer? Aigner: Auf Österreichs Bergwetterstationen haben wir in den vergangenen 50 Jahren einen winterlichen Temperaturanstieg von 0,7 Grad. Das ist etwas mehr als 0,1 Grad pro Dekade, ein Ausmaß, das der alpine Skitourismus verkraften kann. Die Peripheriegebiete der Alpen leiden darunter aber schon. Ich bin deshalb aber kein Klimawandelleugner, weil mit den gleichen Daten der Anstieg der Jahresmitteltemperaturen um zwei Grad nachgewiesen werden kann. Kurz gesagt: Frühling und Sommer haben sich sehr stark erwärmt, Herbst und Winter nur gering.
STANDARD: Nicht wenige Menschen sag dass es ist nicht schade wäre um Ischgl nach de Ereignissen der Vergangenheit. Aigner: Mich stimmt nachdenklich, dass w Sündenböcke suchen, um Frust abzulass Es sind gewaltige Fehler passiert. Die Coron STANDARD: In den Weihnachtsferien 2019/20, Krise als neues Phänomen hat alle übe also noch vor Corona, platzten viele Skigebiete in fordert. Das Bashing macht aber keinen Sinn Vorarlberg, Tirol und Salzburg aus allen Nähten. mehr, wir müssen in die Zukunft schauen. Kann, darf das so weitergehen? Aigner: Damals waren alle Kapazitä- STANDARD: Der Satz „Die Behörde ten am Limit. In Kitzbühel etwa gab haben alles richtig gemacht“ ist häng es Stau bei der Anreise, beim Einbie- geblieben. gen in Parkplätze, bei Liftkassen und Aigner: Eine Person war das im Fe an der Skihütte. Das hat mit Urlaub sehen, andere Tiroler haben da nicht mehr viel zu tun. Das war ein nicht gesagt, ich schon gar nicht. warnendes Beispiel für Overtourism. Viele Skigebiete in den Alpen haben STANDARD: Der Eindruck war, da den Plafond erreicht. Meine These: „Das Bashing dieser perverse Wintertourismus uns Das war der vorläufige Höhepunkt macht keinen auch noch Corona gebracht hat. des Massenskisports. Ich glaube, Sinn mehr“, Aigner: Richtig. Diesen Eindru dass wir diese Frequenzen, die wir sagt Aigner. nützt auch Bayerns Ministerprä kurz vor der Corona-Krise hatten, die Foto: Hirnsperger dent Markus Söder, der aus politt nächsten zehn bis fünfzehn Jahre tischen Gründen immer wieder nicht mehr erreichen können. Tirol hinhaut. Dabei ist die Aussage zu vere fachend und überspitzt formuliert. Tirol h STANDARD: Der Skisport wird nicht nur vom eine Imagekrise, aber jede Krise bietet au Klimawandel getroffen, sondern auch von Coro- eine Chance. Der Zusammenbruch der Mark na. Neos-Abgeordneter Sepp Schellhorn sprach Wein aus Österreich infolge des Weinskanda davon, dass ganze Talschaften sterben werden. in den 80er-Jahren hat schon den Samen in Aigner: Ich glaube, dass dem alpinen Ski - sich getragen für die heutige Blüte. tourismus die Kernschmelze droht, wenn die Politik nicht gegensteuert und die nächste STANDARD: Ein weiteres Problem für den S Wintersaison beeinträchtigt ist. Ich stelle die tourismus ist, dass sich die urbanen Eliten imm STANDARD: Im Jahr 2005 sagte der Zukunfts- Frage, ob diese harten Maßnahmen, die wir mehr vom Skisport abwenden. jetzt schon ein Jahr lang mäßig sind. forscher Andreas Reiter, dass 2040 Tirols Skilehrer Wein anbauen werden. Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53170*0). fahren, verhältnis- Aigner: Das ist das größte P ne Skitourismus wurde vom roblem. Der alp gebildeten, ur