Burkard von Roda
Das Haus zum Kirschgarten
Kaufmannspalais und Ordenshaus der Tempelritter – eine Freimaurer-Architektur in Basel
Christoph Merian Verlag
Burkard von Roda
Das Haus zum Kirschgarten
Verein für das
HISTORISCHE MUSEUM BASEL
Burkard von Roda
Das Haus zum Kirschgarten
Kaufmannspalais und Ordenshaus der Tempelritter – eine Freimaurer-Architektur in Basel
Christoph Merian Verlag
Inhalt 6 Geleitwort 8 Einleitung
11 Grundlagen der Recherche
48 49 52 60
Der Bauherr und seine Logenbrüder: Vom Freimaurer-Lehrling zum Ordensritter Eintritt mit 18 Jahren in die Loge Die Logenbrüder ‹A Libertate› und ‹Zur vollkommenen Freundschaft› ‹Wohltätige Ritter› gründen die GGG
24 Basel als frühes Zentrum der helvetischen Freimaurerei
61 Spurensuche nach dem Logenlokal
24 Die Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei 24 Ursprung in England und Verbreitung bis in die Schweiz 26 Die ‹Schottische› und ritterliche Maurerei 29 Die deutsche Templermaurerei und der Orden der Strikten Observanz
66 Architektur und Tempelritterromantik
33 33 34 36 37
72 Das Löwenfell des Herkules, ein Bild der helvetischen Freiheit: Für die Loge ‹A Libertate›
Freimaurer als Zeitzeugen August Siegfried von Goué Peter Ochs Diethelm Lavater Adolf von Knigge
38 Die Logen in Basel: Streben nach Unabhängigkeit 38 Bruch mit der Mutterloge in Frankfurt 1771 43 Basel wird Präfektur 1779 45 Rückzug vom Orden 1783 47 Neubeginn 1808
66 Der Gründungsmythos der Strikten Observanz im Baumaterial von der Johanniterordenskirche
72 Architektur und Logennamen
76 Der Altar der Freundschaft im Tempel der Vesta: Für die Loge ‹Zur vollkommenen Freundschaft›
82 Architektur, Bauherr und Freimaurerorden 82 Hermes und Apoll: Kaufmann und Mäzen – Geheime Wissenschaften und Erleuchtung 86 Bekenntnis an der Gartenfassade mit Sonnenlyra und Templerkreuz
95 Architektur und freimaurerische Symbolwelt 95 Die Verfassungsschrift der Freimaurerei von 1723
144 Vestakult und Geheime Wissenschaften 146 Erleuchtung als vestalischer Lohn 148 Eine reduzierte Planungsvariante 148 Ein Tempel der Weisheit, der Erleuchtung, der Freundschaft und der Geheimen Wissenschaften
97 Die Absicht der Bedeutung verhüllen 99 Die Tugendideale Stärke, Weisheit und Schönheit in der Säulenordnung 102 102 107
Symbolik an der Fassade Fertig behauene Steine für den Tempelbau Herkules, Minerva und Apollon für Schutz und Tugend
111 111 117 121
Der Symbolweg zum Tempel Die Vier Elemente im Treppengeländer Das Vestibül als Vorhalle zum Tempel Der Schöpfungsakt im Paviment des Vestibüls
127 Der Kapitelsaal als Tempel und die Ordensräume in der Beletage 127 Das Raumprogramm im Reglement von 1784 129 Indizien der freimaurerischen Bestimmung 135 Einrichtung und Zeremoniell im Reglement von 1784 139 Der Vestatempel und seine freimaurerische Symbolik 139 Anregungen von Palladio und Villalpando? 142 Vestalinnen-Mode und Adoptionslogen
150 Das Schlafzimmer des Hausherrn mit den Tugendidealen der Stärke, der Weisheit und der Schönheit 154 Das Rosenkabinett der Hausherrin: Ermahnung zur Verschwiegenheit
159 Zusammenfassung/Résumé/ Summary 186 Anhang 186 Anmerkungen 197 Zeittafel 200 Eine Freimaurerbibliothek des 18. Jahrhunderts in Basel 203 Abbildungsnachweis 206 Literaturverzeichnis 214 Indizes 214 Personen und Orte 219 Begriffe mit freimaurerischem Bezug 223 Dank 226 Zum Autor 227 Impressum
Geleitwort Die Entstehungsumstände des Hauses zum Kirschgarten und die Symbolik seiner Architektur sind bis heute nur unzureichend erklärt. Welche neuen Erkenntnisse kann es zu einem Bau noch geben, der seit 240 Jahren als einer der aufwendigsten seiner Epoche prominent im Stadtbild steht, der in der Schweiz eine Vorreiterrolle im Stil des Frühklassizismus einnimmt und der seit annähernd 70 Jahren als Wohnmuseum des Historischen Museums Basel öffentlich zugänglich ist? In einer mehrjährigen Recherche hat es Burkard von Roda, ehemaliger Direktor des Historischen Museums Basel, unternommen, einem um den Bau herrschenden Geheimnis auf die Spur zu kommen. Er stellt das Stadtpalais in den bisher nicht gesehenen Zusammenhang mit der Ausbreitung des Freimaurerordens in Europa und in der Schweiz und gibt ihm damit eine überraschende neue Bedeutung. Für das Historische Museum Basel erweist sich diese Aufwertung als glückliche Fügung im Nachhinein: Die Anfänge des Wohnmuseums gehen nämlich zunächst auf die mäzenatische Schenkung eines anderen Kaufmannssitzes zurück: In ihrem Testament vermachte Fräulein Marie Burckhardt den ehemals gegenüber dem Hotel Trois Rois gelegenen Segerhof schon 1914 dem Historischen Museum Basel als Wohnmuseum. Diese erste Museumserweiterung mit einem zusätzlichen Gebäude hatte nur sieben Jahre, von 1926 bis 1934, Bestand, bis der Segerhof einer Strassenverbreiterung zum Opfer fiel. Das Haus zum Kirschgarten verdankt seine Museumsexistenz der 1930 beschlossenen und schliesslich mit der Eröffnung 1951 wirksam gewordenen Ersatzlösung. Warum lag es mit dieser gewundenen Vorgeschichte nahe, die Ergebnisse der Recherche durch den Verein für das Historische Museum Basel zu veröffentlichen? Nicht nur, weil eines der drei Ausstellungshäuser des Museums im Zentrum steht, sondern weil das testamentarische Vermächtnis des Segerhofs ein frühes Beispiel mäzenatisch initiierter Museumspolitik ist. Ohne dieses Vermächtnis gäbe es auch das Haus zum Kirschgarten nicht als Teil der Basler Museumslandschaft. Auch unabhängig vom Haus zum Kirschgarten gibt es eine bisher nicht thematisierte Verbindung des Museums zur Freimaurerei, die ihre eigentliche Blüte in Basel im 19. Jahrhundert erlebte: Das Historische Museum Basel verdankt seine Existenz mit der Herauslösung aus der damals noch vereinigten Öffentlichen Sammlung im Berri-Bau und der damit 1856 begründeten Mittelalterlichen Sammlung dem deutschen Philologen Wilhelm Wackernagel. Dieser war Freimaurer und Redner der Loge ‹Zur Freundschaft und Beständigkeit › in Basel. Sein Nachfolger auf dem Basler Lehrstuhl 6 Geleitwort
und als Vorsteher der Sammlung war Moritz Heyne, seit 1871 ebenfalls Logenmitglied. Die ersten 27 Jahre des Museums standen unter der Verantwortung von zwei Freimaurern. Die Unterzeichneten danken Burkard von Roda für seine selbstmotivierte Forschungsarbeit und für die Initiierung und Betreuung des Buchprojekts inklusive des Fundraisings. Der Dank des herausgebenden Vorstands des Vereins für das Historische Museum Basel gilt auch den mitfinanzierenden Stiftungen und beitragenden Freimaurerlogen sowie dem Christoph Merian Verlag für die Aufnahme des Buches in sein Verlagsprogramm. Christiane Faesch Präsidentin des Vereins für das Historische Museum Basel
Marc Fehlmann Direktor Historisches Museum Basel
Alain Zurbuchen alt Meister der Loge Zur Freundschaft und Beständigkeit
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Einleitung
Abb. 1 Haus zum Kirschgarten,
Querschnitt durch die Mittelachse. Säulenarchitektur (dorisch) im Erdgeschoss an der Strassenfassade und in der Durchfahrt. Säulenarchitektur (ionisch) in der Beletage im Vestibül. Nicht sichtbar: Säulenarchitektur (korinthisch) im geplanten Vestatempel. Aquarellierte Federzeichnung, Johann Ulrich Büchel zugeschrieben, 1775/1776.
Das private Bauprojekt gab schon vor seiner Fertigstellung zu reden: Als der Zimmergesell am 13. September 1776 « vom Dache des neuerbauten Burckhardtischen Gebäudes» seine Rede an die 76 Gäste des Aufricht-Mahles richtete, hob er sein Glas auf jeden, «der über diesen Bau sich höhnisch nicht moquiret, oh nein, sich herzlich freut, dass er so schön aufgeführet ».1 Der Stein des Anstosses? Für ein Bürgerhaus wurde ein fürstlicher Aufwand betrieben. Ein prächtiger Palast war im Entstehen. Abb. 1 | 2 Diese Etikettierung haftet seit jeher dem Neubau des Basler Handelsmanns und Seidenbandfabrikanten Johann Rudolf Burckhardt (1750–1813), dem so genannten ‹Haus zum Kirschgarten›, an. In der Stadtrepublik gab es in der Generation des Bauherrn in der Tat keine andere Architektur, die dem Stadtpalais den baukünstlerischen Rang streitig gemacht hätte. Als knapp 20 Jahre nach der Fertigstellung im Jahr 1798 das Zunftregiment in einer unblutigen Revolution endete, verlor das Handelspatriziat im Basler Staatswesen an Bedeutung und damit an auftraggeberischer Potenz. Verdankt die damals grösste Stadt in der Eidgenossenschaft «das erste programmatisch klassizistische Wohnhaus in der Schweiz»2 dem unbescheidenen Geltungsdrang eines gut betuchten Bauherrn? Der Widmung des Hauses zum Kirschgarten als Wohnmuseum ging das 1914 festgelegte testamentarische Vermächtnis des Segerhofs voraus. 3 Abb. 5 Da dieses Kaufmannshaus einer Strassenverbreiterung weichen musste, sprach der Kanton am 25. November 1930 dem Historischen Museum Basel das Haus zum Kirschgarten als Ersatz zu. Seit 1951 ist es öffentlich zugänglich. Seither profitiert das Museum von der Ausserordentlichkeit seiner Architektur, die seit den Tagen der Erbauung bezeugt ist: «Es ist bei weitem das schönste Privatgebäude, das ich in der ganzen Schweiz gesehen habe, und vereinigt Schönheit und Geschmack mit der edlen Einfalt der Antike», so begeisterte sich im Februar 1783 Karl Gottlob Küttner in einem seiner veröffentlichten ‹Briefe eines Sachsen aus der Schweiz›. 4 Mit der Museumswidmung rückte das Haus zum Kirschgarten auch ins kunst- und architekturhistorische Blickfeld: Der Aufnahme in die Reihe ‹Das Bürgerhaus der Schweiz› 1931 durch Hans Reinhard folgte 1951 durch denselben Autor und Museumsdirektor eine knappe Würdigung im Rahmen einer Wegleitung zur Museumseröffnung.5 Mit dem Begleitbuch zur Ausstellung: ‹Sehnsucht Antike. Das Haus zum Kirschgarten und die Anfänge des Klassizismus in Basel› hat die jüngere Forschung 1995 das Stadtpalais aus kunst- und kulturhistorischer Perspektive in seine Entstehungszeit eingebettet und neues Wissen zusammengetragen.6 Trotz der 8 Einleitung
Vermutung freimaurerischer Elemente blieb die Frage offen: Gibt es andere Besonderheiten, ausser dem baulichen Aufwand und der Ausrichtung am neoklassizistischen Geschmack der Antikenmode, die das Haus von den zwischen 1760 und 1790 errichteten bürgerlichen Stadthäusern unterscheiden und es von ihnen abheben? Die Vermutung lässt sich jetzt bestätigen: Die von Zeitgenossen vielbewunderte Architektur ist wesentlich durch die Freimaurerei geprägt und ist in der Schweiz dafür ein singuläres Beispiel. Erst vor diesem Hintergrund versteht sich auch der besondere architektonische Aufwand. Das Wohn- und Geschäftshaus des Johann Rudolf Burckhardt, der mit 18 Jahren Freimaurer wurde und als 24-Jähriger dieses Projekt begann, hängt eng nicht nur mit der Etablierung des Freimaurerordens in Basel zusammen, sondern steht über diese lokale Bedeutung hinaus für die Unabhängigkeitsbestrebungen der helvetischen Freimaurerei, die damals in Basel ihr aktives Zentrum hatte. Konkretes Ziel war dabei die Gründung einer Nationalloge. Diesem bisher übersehenen Entstehungszusammenhang gilt diese Publikation. In einem unmittelbar nach der Fertigstellung des Kaufmannspalais 1781 erschienenen Reiseführer unterscheidet der Autor das Haus
9
Abb. 2 Haus zum Kirschgar-
ten, Strassenfassade, errichtet 1775–1776. Dreigeschossige Sandsteinfassade mit neun Fensterachsen. Blendportikus mit Dreiviertelsäulen dorischer Ordnung. Nebeneingang, darüber Rundbogenfenster als Auszeichnung des in der Beletage geplanten Tempels der Vesta.
zum Kirschgarten von dem 1763–1775 erbauten Zwillingspalais der Brüder Sarasin, bekannt als Weisses und Blaues Haus: Abb. 3
Abb. 3 Basel, Wendelstörfer Hof (‹Weisses Haus›) und Reichensteiner Hof (‹Blaues Haus›), am Rheinsprung, erbaut 1763–1775. Die beiden Kaufmannspalais der Brüder Jakob und Lukas Sarasin sind die aufwendigsten Beispiele bürgerlicher Baukunst in Basel vor dem Haus zum Kirschgarten. Jakob Sarasin war Mitglied einer Freimaurerloge in Frankfurt/Main. Er ermöglichte Cagliostro im Weissen Haus 1787 die Einrichtung einer privaten Loge. Siehe S. 45 und Anm. 319
Man hat seit einigen Jahren verschiedene sehr schöne Häuser zu Basel gebauet, davon einige den Namen eines Palasts verdienen. Das Haus der Herren Sarrasin, woran sie, wie man sagt 600 000 Franken verwendet, ist das merkwürdigste. … Seitdem dieses geschrieben worden, hat Hr. Burkard einen noch prächtigeren Palast, und in einem weit grössern Styl, erbauet. (M. Burkard a bâti un hôtel plus beau & d’un style plus grand).7 Das Unterscheidungsmerkmal ist der «weit grössere Stil». 8 Dieser Hervorhebung, mit der die Stellung des Hauses zum Kirschgarten in der Hierarchie der Profanarchitektur angesprochen ist und die das Haus salopp gesagt als ‹overdressed › charakterisiert, gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Mit dem «grösseren Stil» kommt eine Unstimmigkeit oder ein Konflikt zum Ausdruck, den Axel Christoph Gampp unter dem Titel «Bienséance und Commerce ennobli: Das Haus zum Kirschgarten und das Problem des ‹ Angemessenen›» zu erklären suchte.9 Der Einsatz der Säulenordnung, also einer Auszeichnung der Architek10 Einleitung
tur öffentlicher und sakraler Gebäude und der Palais des Adels, sei mit der soziopolitischen Entwicklung der Nobilitierung des Standes der Grosshändler gerechtfertigt, zu denen unser Bauherr sich zählen durfte. Die Anwendung der Säulenordnung an der Fassade und im Inneren unterscheidet das Haus zum Kirschgarten grundsätzlich von den Bauten wohlhabender Bürger jener Zeit, nicht nur in Basel.10 Abb. 4 | 5 Die von strengen Sittengesetzen geregelte Gesellschaft der Stadtrepublik hielt sich auch in der Baukunst an die allgemein gültigen Konventionen, die den Gebrauch von Säulen an den Bauten selbst von Millionären aus dem Bürgertum ausschloss. (siehe S. 100) . Was hat es also mit dem «grösseren Stil» auf sich? Gibt es noch eine andere Erklärung als die Nobilitierung des Kaufmannsstandes dafür, dass dieses Haus die dem Bürgertum zugestandene Angemessenheit überschreitet?
Hof, St. Alban-Vorstadt, erbaut 1775–1777. Beispiel eines Basler Kaufmannspalais zur Bauzeit des Hauses zum Kirschgarten.
Grundlagen der Recherche Welche Grundlagen bieten die bisher zum Haus zum Kirschgarten gesichteten Quellen und das daraus gewonnene Wissen, auf dem unsere Recherche aufbaut? Im Gegensatz zu den zahlreichen Erwähnungen in der zeitgenössischen Reiseliteratur11 ist die Bau- und Ausstattungsgeschichte leider schlecht dokumentiert. Es gibt keine Bauakten und keine anderen schriftlichen Quellen, zum Beispiel Grundlagen der Recherche
Abb. 4 Basel, Wildensteiner
11
Abb. 5 Basel, Segerhof, ehe-
mals gegenüber dem Hotel Trois Rois, erbaut 1788–1791. Beispiel eines Basler Kaufmannspalais. Erstes Wohnmuseum 1926–1934, abgebrochen 1935.
Abb. 6 Aus der Chronik des Wil-
helm Linder: «Anno 1775. Den July legte Herr Burckhard den ersten Stein zu seinem neuen Gebäud des Kirsch Garthen oben am Steinen Klosterberg. Er gab diesen Tag jedem Gesellen, der daran arbeithete 20 batzen eine Bouteille Wein und brot und denen Handlangern 10 batzen, auf die Nacht ware das dahinder befindliche Wäldlein gantz illuminirt und eine grosse Gasterey mit Musicanten, dabey 67.» Abb. 7 Haus zum Kirschgarten.
Baudatum auf dem Schlussstein im Kellergewölbe mit der Jahreszahl 1777.
Korrespondenzen des Bauherrn, auch nur sehr wenige Nachrichten aus seiner Umgebung. Schriftlich sind aber wenigstens die Daten der Grundsteinlegung im Juli 1775 Abb. 6 und der Fertigstellung des Rohbaus am 13. September 1776 überliefert.12 Weitere Baudaten liefern zwei Jahreszahlen im Haus selbst: 1777 auf dem Schlussstein des mittleren Kellergewölbes Abb. 7 und 1780 in der Dekorationsmalerei auf einem Türflügel des Rosenkabinetts im zweiten Obergeschoss. Unsere Argumentation stützt sich auf diesen gesicherten Datenrahmen und auf die Analyse der gebauten Architektur, das heisst auf den weitgehend unverändert gebliebenen Bestand: nämlich auf die Fassaden, auf das Kellergeschoss, auf die Räume mit Architekturgliederung im Erdgeschoss, auf das Treppenhaus und die Beletage, und im zweiten Obergeschoss auf zwei Privaträume, das Grüne Täferzimmer und das Rosenkabinett.13 In der von Thomas Lutz 1995 erstmals ausführlicher dargestellten Planungs- und Baugeschichte wird ein freimaurerischer Bezug nicht thematisiert, sondern eine erste Sichtung und Einordnung des bis dahin ignorierten Planbestandes vorgenommen, eines unvollständigen Konvoluts von 107 Architekturplänen im Staatsarchiv Basel-Stadt. Es handelt sich um 62 Grundrisse und 20 Schnitte, dabei auch um nicht umgesetzte Wandaufrisse zur Innendekoration. Daraus wird ein Planungsprozess erkennbar, der sich – nicht geradlinig – über 3 Phasen und 15 Schritte entwickelte. Über alle Planungsphasen sind 8 Zeichnungen von Johann Ulrich Büchel (1753–1792) mit «Jean Ulric Büchel Architecte» signiert, wenige auch datiert.14 Auf dieser Basis gilt die massgebliche Mitwirkung des Basler Steinmetzmeisters an der Planung und Ausführung als gesichert. Ein über die Bauzeit hinaus bestehendes enges Verhältnis des Architekten zu seinem Auftraggeber bestätigt die von Büchel 12 Einleitung
1787 geschaffene Folge von Aquatinta-Radierungen mit Ruinendarstellungen, die er seinem Bauherrn ausdrücklich freundschaftlich zueignete: «GEWIEDMET HERRN I. RUD. BURKART VOM KIERSGARTEN. DURCH SEINEN FREUND UND DIENER I. U. BICHEL BAUMEISTER MDCCLXXXVII».15 Abb. 8 | 9 Das Haus zum Kirschgarten war der erste und blieb der grösste Auftrag des früh verstorbenen Johann Ulrich Büchel, dessen kleines Œuvre Marie-Claire Berkemeier 1995 zusammengestellt hat.16 Eine über Basel hinausgehende Ausbildung des Architekten ist wahrscheinlich, eine möglicherweise von seinem Bauherrn durch Reisen vermittelte Förderung, wie sie der Maler Franz Schütz vom Bauherrn erfuhr, ist aber nicht bekannt.17 Als wahrscheinlich gilt der Besuch der Zeichenschule der Brüder Pierre und Henri Halden-
Abb. 8 Profilbildnis des Bau-
meisters Johann Ulrich Büchel. Rötelzeichnung von Marquard Wocher, um 1790. Wocher war Freimaurer und heiratete 1800 Büchels Witwe. Abb. 9 Widmung des Architek-
ten Johann Ulrich Büchel an den Bauherrn auf dem Titelblatt einer Folge von sechs Ruinendarstellungen. Aquatinta-Radierungen von Ulrich Büchel, datiert 1787.
Grundlagen der Recherche
13
Abb. 10 Bildnis des Bildhauers Alexander Trippel. Zeichnung von J. F. Clemens, Paris 1775. Trippel war 1785 Freimaurer im Meistergrad.
wanger in Strassburg, bevor Büchel nach fünfjähriger Lehrzeit und dreijähriger Gesellenzeit 1775 – dem Jahr der Grundsteinlegung – in Basel als Steinmetzmeister zünftig wurde. Seine von Daniel Schneller veröffentlichten Bühnenbildentwürfe18 , eine Zeichnung des Pantheons in Rom 19 und ein in Alabaster geschnitzter Tempel der Minerva in Büchels Hinterlassenschaft geben nur wenig Anhaltspunkte für sein Interesse an der antiken Baukunst.20 Verbindungen des Architekten und der Bauherrschaft nach Strassburg belegen die schmiedeeisernen Geländer an der Gartenfassade und im Treppenhaus, die Hauptstücke der symbolrelevanten Ausstattung sind. Anhand eines im Musée des Arts Decoratifs in Strassburg erhaltenen Entwurfs wurden sie schon 1934 der dortigen Kunstschmiede des Jean Baptiste Pertois zugewiesen.21 In Büchels Umfeld ist der Maler und Freimaurer Marquard Wocher (1760–1830) zu erwähnen, der die Witwe des Architekten 1800 heiratete.22 Wochers Nachlassverzeichnis von 1830 enthält nämlich eine umfangreiche, bisher nicht beachtete Bücherliste, die indirekt Hinweise auf die Bibliothek des Architekten oder sogar seines Bauherrn geben könnte; dies unter der Annahme, dass Teile dieser Bibliothek mit Büchels Witwe an Wocher gingen. Auch ohne Gewissheit darüber gibt die Bibliothek einen Einblick in die freimaurerische Fachliteratur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die 621 Titel – darunter viele in der Bauzeit des Hauses zum Kirschgarten oder früher erschienene Schriften – schliessen neben zu erwartenden Werken zur Theorie und Praxis der Malerei und der Baukunst auch solche zu den hermetischen Wissenschaften und zur Freimaurerei ein.23 Siehe Anhang S. 200 Eine indirekte Quelle zur Bau- und Ausstattungsgeschichte sind Korrespondenzen des Bildhauers Alexander Trippel, die Dieter Ulrich im Zusammenhang mit den vom Bauherrn des Hauses zum Kirschgarten erteilten Aufträgen ausgewertet hat.24 Einer der Korrespondenzpartner ist Christian von Mechel, der bestens vernetzte Basler Verleger und Kunstagent. Trippel, ein Schaffhauser, tätig in London, Kopenhagen, Paris und Rom, steht bereits früh Freimaurerkreisen nahe und erlangte 1785 auch selbst den Meistergrad.25 Abb. 10 Angesichts des unterschiedlichen Charakters des genannten Planmaterials hat Lutz die berechtigte Frage nach einer kollektiven Autorschaft der Architektur aufgeworfen, wie sie für das 18. Jahrhundert nicht ungewöhnlich ist.26 Waren neben dem Bauherrn auch Christian von Mechel und die französisch geschulten Architekten Michel d’Ixnard oder Nicolas de Pigage an der Planung beteiligt? Diese Frage wird in unserem Zusammenhang mangels neuer Quellen nicht vertieft und bleibt offen. Es gibt aber einen 14 Einleitung
Hinweis auf die Nähe zum höfischen Freimaurerkreis in Mannheim: Mit der Beschäftigung des Theatermalers Matthias Klotz im Haus zum Kirschgarten (1780) und mit Büchels Bühnenbildentwürfen – vermutlich für das Nationaltheater Mannheim (1781/1782) – sind nicht nur Spuren zum dortigen Oberbaudirektor Nicolas de Pigage gelegt, sondern auch zu einem hochrangigen Freimaurer am kurpfälzischen Hof, nämlich zum Intendanten des Nationaltheaters, Wolfgang Heribert von Dalberg (1750–1806).27 Auf Mannheim, genauer gesagt auf Einflüsse der freimaurerisch inspirierten Gartenplanung der kurpfälzischen Sommerresidenz Schwetzingen 28 verweisen jene nicht ausgeführten Projektideen für das Haus zum Kirschgarten, die in drei Grundrissvarianten überliefert sind und auf der Gartenseite ein Badehaus vorsehen: Abb. 11 | 12 einmal als Gebäude mit gleichschenklig-dreieckigem, zum anderen mit kreisförmigem Grundriss.29 Die dritte Variante ergänzt die Anlage mit einem abschliessenden quadratischen Pavillon in der Mittelachse, einem geeigneten Ort für die Aufstellung einer Statue. Grundlagen der Recherche
15
Abb. 11 | 12 Haus zum Kirschgarten, nicht ausgeführte Projekte. Dachaufsicht des Hauptgebäudes mit drei Flügeln und Grundriss zu einem Badehauspavillon. Die zwei Varianten zeigen einen Entwurf als Rotunde und einen Entwurf auf dem Grundriss eines gleichseitigen Dreiecks. Die Projekte lassen sich mit einem templerischen Reinigungsakt verbinden, den das Basler Hochgradreglement 1784 überliefert. Aquarellierte Federzeichnungen, Johann Ulrich Büchel (?), 1774/1775.
16  Einleitung
Das Projekt lässt sich mit dem im Basler Freimaurerreglement von 1784 vorgeschriebenen Reinigungsakt verbinden, denn das Reglement beruft sich auf die «Gewohnheit bey den alten Rittern, dass sie sich, ehe sie eingeweiht wurden, zum Zeichen der Reinheit ihrer Gesinnungen baden mussten».30 Im Planungsprozess ist das Projekt des Badehauses damit das früheste Indiz für ein im Hochgradsystem der Strikten Observanz freimaurerisch beeinflusstes Bauprogramm. Über die hinweisende Spur zum kurpfälzischen Hof hinaus wird es in unserer Recherche nicht weiter verfolgt, da es nicht zur Ausführung gelangte und über die genannten Pläne hinaus nicht dokumentiert ist. Zum Grundstück, inklusive seinem elterlichen Teil, gewährt ein um 1850 gezeichneter ‹Geometrischer Plan› einen Überblick.31 Der nahezu 9000 Quadratmeter grosse Besitz, der im Gebiet der Aeschenvorstadt zwischen Elisabethenstrasse und Sternengasse liegt, war damals noch nicht durch die Kirschgartenstrasse fragmentiert. Abb. 13 Er umfasste, so wie er aus dem Nachlass des Erbauers am 17. Januar 1815 mit einem Teil des Inventars für 80 000 Schweizer Franken an Johannes Merian-Forcart verkauft wurde, zwei abgeteilte grosse Wohngebäude (A und D), dazu Nebengebäude, zwei grosse Gärten, Hof, Stallungen, mehrere Remisen, eine grosse Scheuer, ein Backhaus, eine Voliere und das Brunnenrecht zum Grundstück. Zum Haus zum Kirschgarten selbst überliefert in Ergänzung zu den verschiedenen Bauplänen das am 1. September 1813 und folgende Zeit erstellte Nachlassinventar 32 als zeitnahe Quelle nicht nur die Raumbezeichnungen der vier Stockwerke (ohne den Keller) vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss, sondern auch die Ausstattung. Auch wenn sich Johann Rudolf Burckhardt seit 1794 auf seinen Sommersitz ‹ Auf der Erndhalden› zurückgezogen hatte, blieb das Stadtpalais bis zum Tod des Erbauers also voll möbliert. Von dieser Ausstattung lässt sich heute jedoch mit ganz wenigen Ausnahmen nichts mehr identifizieren. Doch verrät das Inventar neben dem reichhaltigen Mobiliar die Farben und Materialien der textilen Möbelbezüge, Vorhänge und Bettumhänge aus gelber, grüner und blauer Seide. Die Farbe Rot ist nicht genannt. Zu der vermuteten freimaurerischen Nutzung des Hauses ergeben sich daraus keine spezifischen Hinweise. Im Erdgeschoss linker Hand befand sich eine Gesindestube, zum Garten das Küchengewölbe. Rechter Hand kam man durch ein « perlfarbenes Vorzimmer » mit seinem erhaltenen Tresor Abb. 14 in das «grüne Eckzimmer ». Der in den Plänen als Bibliothek genannte Raum zum Garten wurde als Speisesaal genutzt, dort standen 24 mit Leder bezogene Stühle. Über der Bibliothek lag in der BelGrundlagen der Recherche
17
Abb. 13 Das Grundstück ‹Zum Kirschgarten› an der ‹St. Elisabethen Strasse› in seinem ursprünglichen Umfang mit Elternhaus und Wirtschaftsgebäuden. «Geometrischer Plan über den Grossen und Kleinen Kirschgarten enclos welcher Herrn Bischof-Kestner angehört». Kolorierte Federzeichnung um 1850. Abb. 14 Haus zum Kirschgarten, Erdgeschoss, Kassenraum. In dem 1814 als «perlfarbenes Vorzimmer» bezeichneten Raum hat sich der eingebaute Kassenschrank der ursprünglichen Ausstattung erhalten.
Chambre à coucher des filles Braunes Zimmer
Toilettenkabinett Rosenkabinett
Chambre à coucher des fils Grosses Vorzimmer
Vorzimmer Chambre à coucher de Madame Blaues Zimmer
Salle à manger
Antichambre Grosser Saal
Chambre à coucher de Monsieur
Lila Grünes ToilettenSchlafzimmer zimmer
Chambre à coucher
Vestibule
Braunes Zimmer
Grünes Schlafgemach
Abb. 15 Haus zum Kirschgarten.
Grundriss 2. OG. Getuschte Federzeichnung über Bleistift, Johann Ulrich Büchel zugeschrieben, 1775/1776. Raumbezeichnungen zugefügt: Französisch nach einer Planungsvorstufe, deutsch nach dem Inventar von 1813.
Salle de Compagnie Tempel der Vesta
Noch nicht ausgebautes Gemach
Salle Grosser Saal/Salon
Chambre à coucher Toilettenzimmer
Blaues Zimmer
Abb. 16 Haus zum Kirschgarten.
Grundriss 1. OG. Getuschte Federzeichnung über Bleistift, Johann Ulrich Büchel zugeschrieben, 1775/1776. Raumbezeichnungen zugefügt: Französisch nach einer Planungsvorstufe, deutsch nach dem Inventar von 1813.
Cuisine Küchengewölbe
Bibliotheque Speisesaal
Abb. 17 Haus zum Kirschgarten.
Erdgeschossgrundriss. Getuschte Federzeichnung über Bleistift, Johann Ulrich Büchel zugeschrieben, 1775/1776. Raumbezeichnungen zugefügt: Französisch nach einer Planungsvorstufe, deutsch nach dem Inventar von 1813.
Chambre pour les domestiques Gesindestube
18 Einleitung
Antichambre
Bureaux
Perlfarbenes Vorzimmer
Grünes Eckzimmer
etage zur Gartenseite das «grüne Schlafgemach», anschliessend das «Toilettenzimmer » und der «Gang». Die Haupträume an der Strassenfront werden als «blaues Zimmer », «grosser Saal» und «grosses, noch nicht ausgebautes Gemach» und wieder zum Garten «braunes Zimmer » bezeichnet. Der für das sistierte Projekt des Vestatempels vorgesehene Raum am nördlichen Ende der Enfilade wird nicht genannt. Abb. 15–17 Im zweiten Obergeschoss mit den privaten Wohnräumen lagen an der Strassenseite der «grosse Saal», nach Norden anschliessend die Räume der Hausfrau, bestehend aus dem «blauen Zimmer », dem «Rosen-Cabinet » und dem «Toilettenkabinett », nach Süden die Räume des Hausherrn mit dem «grünen Schlafzimmer », dem «lila Toilettenzimmer » und einem «Vorzimmer ». An der Gartenseite lag das «braune Zimmer », das «grosse Vorzimmer » (Sommerhaus?) und eine Küche. Die Planung hatte an der Gartenseite die Zimmer der Söhne und der Töchter vorgesehen, die zum Zeitpunkt der Erstellung des Inventars bereits erwachsen waren. Alle Räume waren mit dem im Inventar aufgelisteten Mobiliar gefüllt. Das meiste wurde versteigert, der Käufer des Hauses zum Kirschgarten, Johann Merian-Forcart, übernahm nur « 27 Trumeaus mit Consolen», also mit der Wand verbundene Einrichtungen, und zehn Eisenöfen. Lediglich die zwei grossen Laternen im Treppenhaus, die auch aufgeführt sind, lassen sich heute als OriginalbeGrundlagen der Recherche
19
Abb. 18 Apoll vom Belvedere.
Gipsabformung der antiken Statue im Vatikan. Werkstatt von Anton Raphael Mengs, Rom, um 1775. Erwerbung von Johann Rudolf Burckhardt für das Haus zum Kirschgarten. Abb. 19 Haus zum Kirschgarten. Zwei identische Laternen im Treppenhaus sind die einzigen heute noch identifizierbaren Teile, die von der mobilen Erstausstattung an ihrem Ort verblieben sind. Das Mobiliar der Erbauungszeit, wie es das Inventar von 1813 überliefert, ist verschollen.
Abb. 20 Stadtansicht von Ba-
sel mit Blick auf das Haus zum Kirschgarten und seine ursprünglich ockergelbe Fassade. Einzige Bildquelle zur Farbfassung. Ölmalerei von Maximilian Neustück, 1822.
stand identifizieren.33 Abb. 19 | 89 Die Skulpturensammlung des Bauherrn, bestehend aus den von Anton Raphael Mengs in Rom verfertigten Gipsabformungen, ist bis auf einen Apoll vom Belvedere Abb. 18 ( heute Antikenmuseum Basel), verschollen, so eine Venus Medici, eine Ceresstatue und vier Büsten ( Jupiter, Ajax, Homer, Tochter der Niobe); ausserdem eine «borghesische Vase» und drei Fragmente von Verzierungen.34 Das Inventar erwähnt auch «zwey schadhafte Alabasterurnen» und ein «Bild von Alabaster » sowie «mehrere differente Figuren von Gips».35 Aus anderem Zusammenhang ist bekannt, dass die Lesegesellschaft für 80 Franken Bücher aus der Bibliothek von Johann Rudolf Burckhardt übernahm.36 Thomas Lutz hat die Erwähnungen des fertigen Hauses in der Reiseliteratur in der Zeit von 1781–1814 mit zehn Beispielen zusammengetragen.37 Die Autoren betonen den «verbesserten Geschmack der Architektur » und die Aufteilung und Ausstattung der Räume, die «fürstliche Pracht », einer bezeichnet die Zimmer aber auch als « prachtlos». Die Architektur wird auch als «echt griechisch» und von «der edlen Einfalt der Antike» gelobt . Ein anderer klassifiziert sie als italienisch, «apporté tout fait d’Italy ». Ein Autor hebt Details wie das Vestibül mit seiner ionischen Kolonnade, den marmornen Boden und das eiserne Geländer hervor. Die Besitzergeschichte ist lückenlos überliefert.38 Nachdem die Liegenschaft schon 1789 vom Bauherrn an seine Söhne Gedeon und Johannes Burckhardt übergegangen war, blieb das Palais bis 1917 ein privates Wohnhaus. Es kam dann in Staatsbesitz und wur20 Einleitung
de als Postfiliale und Büro der Militärverwaltung genutzt, bevor es 1930 dem Historischen Museum Basel als Ersatz für die mäzenatische Schenkung des ersten Wohnmuseums, des 1934 abgebrochenen Segerhofs zugesprochen und 1947–1951 umgebaut und eingerichtet wurde.39 Veränderungen in der Zeit des Privatbesitzes, vor allem aber die baulichen Eingriffe im Zusammenhang mit der Museumsnutzung, denen die Servicetreppe im Annexbau zum Opfer fiel, müssten durch eine befundgestützte Untersuchung noch näher erforscht werden. So ist zum Beispiel anhand der Bauabrechnung von 1950 festzustellen, dass die meisten Räume des Erdgeschosses und beide Obergeschosse Parkettböden, zum Teil in Eiche, hatten, die in mehreren Räumen durch die heutigen, den originalen Charakter des Hauses herabmindernden « tannenen Fegböden» ersetzt wurden. 40 Für das 19. Jahrhundert verfügen wir über zwei Bildquellen zur Strassenfassade: Abb. 20 | 21 Auf einer Ansicht von Maximilian Neustück von 1822 erscheint das Haus zwar nur klein, doch mit einer ockerfarbenen Fassade aus dem Stadtbild hell herausgehoben. Ocker ist auch als unterste Farbschicht nachgewiesen. Allerdings mit der Einschränkung einer gründlichen materialästhetisch bedingten Renovation, die den Erstzustand nicht mehr ermitteln lässt. Vonseiten der Denkmalpflege wird deshalb weder eine ursprüngliche Steinsichtigkeit, wie an zeitgenössischen Bauten in Zabern oder Strassburg, noch eine Tünche im roten Ton des Steinmaterials ausgeschlossen. 41 Die früheste detaillierte Bildquelle ist die Grundlagen der Recherche
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Abb. 21 Früheste bekannte
Darstellung der Strassenfassade des Hauses zum Kirschgarten. Die stattliche Fassade mit dem Säulenportikus hebt sich von den einfachen Bürgerhäusern der Umgebung ab. Getuschte Federzeichnung von anonymer Hand, um 1860, vor Entstehung des Elisabethenbrunnens.
lavierte Tuschzeichnung, die vor ihrem Erwerb durch das Historische Museum Basel 2001 noch unbekannt war. 42 Vor der Entstehung des Elisabethenbrunnens, das heisst vor 1860 zu datieren, gibt sie die Fassade in Schrägansicht bei Abendsonne wieder, wobei die Sonnenstrahlen auffallend von einem kleinen Giebeldreieck über der Gartenmauer ausgehen, vielleicht ein Hinweis auf freimaurerisches Wissen um den Bau. Die Darstellung ist architekturgetreu, ausser dass sie mit den Volutenkonsolen des obersten Kranzgesimses den überkommenen Bestand veredelt. Auf Archivmaterial der Logen basieren aus Freimaurerkreisen hervorgebrachte Veröffentlichungen, die im Zusammenhang mit dem Haus zum Kirschgarten bisher nicht beigezogen wurden. Heinrich Boos hat 1892 in der Festschrift zur Feier der Einweihung des Logenhauses ‹Zum neuen Venedig› die Korrespondenz des Andreas Buxtorf, Meister vom Stuhl der Loge ‹ A Libertate› in Auszügen publiziert. 43 Damit verfügen wir nicht nur über eine ungeschminkte Quelle zur Logengeschichte in Basel zwischen 1768 und 1778, also auch über den Zeitraum der Entstehung des Stadtpalais, sondern wir erfahren durch die Nennung des Namens «Rud. Burckard » auch von der bisher verborgenen Mitgliedschaft des Bauherrn. Dieses im Verlag der Loge erschienene Werk wurde erst in neuerer Zeit durch die Veröffentlichung des Briefwechsels und der Logenreden des Diethelm Lavater, Buxtorfs Korrespondenzpartner in Zürich, ergänzt, die Werner G. Zimmermann unter Einbezug älterer Vorarbeiten von Heinrich Meier 1994 unter dem Titel ‹Von der alten zur neuen Freimaurerei› herausgegeben hat. 44 Dort findet sich eine übersichtliche Darstellung der frühen, auf Basel und Zürich konzentrierten Geschichte der Freimaurerei in der Schweiz und ihrer einzelnen Exponenten. Eine freimaurerische Quelle ist auch das nicht publizierte, im Logenarchiv in Basel erhaltene Hochgradritual der ‹Chevaliers Bienfaisants de la Cité Sainte›, das den Baslern 1784 aus Strassburg, dem Sitz des Ordensdirektoriums der V. Provinz Burgund, übermittelt wurde. 45 Abb. 27 Auch wenn dieses Ritual erst vier Jahre nach Fertigstellung des Hauses zum Kirschgarten datiert und somit die auf dem Konvent von Wilhelmsbad 1782 beschlossene Reform berücksichtigt, ist es ein erstrangiges, zeitnahes Dokument. Die darin enthaltenen Vorschriften zum Raumprogramm eines Logen- oder Ordenshauses und zu der Bekleidung der Ordensritter, ebenso zum Ritual und zur damit zusammenhängenden Symbolik sind zwar kein Beweis für unsere These, dass das Haus zum Kirschgarten als Logensitz konzipiert wurde, aber sie stützen unsere diesbezügliche Argumentation. 22 Einleitung
Johann Rudolf Burckhardts Stadtpalais entstand während der kurzen Blüte des freimaurerischen Systems der Strikten Observanz. Die hier erstmals im Zusammenhang mit den Haus zum Kirschgarten berücksichtigte Geschichte der Freimaurerei und der Logen in Basel erschliesst zwar das freimaurerische Umfeld des Bauherrn; über ihn selbst, ausser dass er zu der kleinen Gruppe von elf Freimaurern der ersten Basler Loge gehörte, lässt sich daraus, über die von Ulrich Barth erarbeitete Biografie hinaus, kein neues Bild gewinnen. 46 Da er keinerlei persönliche schriftliche Zeugnisse hinterliess und auch aus anderen Quellen nichts zu seinen Absichten zu erfahren ist, bleibt der Spiritus rector des Bauprogramms wohl hinter der Geheimhaltungspflicht, die den Ordensmitgliedern auferlegt war, verborgen. Wie kann auf dieser hier knapp zusammengefassten Material- und Wissensbasis trotz fehlender schriftlicher Quellen gezeigt werden, dass der Freimaurerorden und die Architektur des Burckhardt’schen Stadtpalais in einem engen Zusammenhang miteinander stehen? Nach einer historischen Einführung zur Freimaurerei sind es vier Themenkreise, aus denen sich eine Indizienkette für unsere These ergibt, dass das Haus zum Kirschgarten nicht allein als Geschäfts- und Familiensitz, sondern auch als privat initiiertes und privat gehaltenes helvetisches Ordenshaus der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem erbaut wurde: - - - -
Architektur und Gründungsmythos der Strikten Observanz Architektur und Logennamen Architektur und Freimaurer-Bauherr Architektur und freimaurerische Symbolwelt.
Dabei steht die von Karl Gotthelf von Hund 1751 gegründete freimaurerische Ordensbruderschaft im Zentrum, die auf dem englischen Dreigradsystem aufbaute und nach französischem Vorbild drei, beziehungsweise vier Hochgradstufen hinzufügte. Diese nannte sich ‹Hoher Orden der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem›. Seine Mitglieder erlangten den Rang freimaurerischer Ordensritter. Reformen ab 1778 führten zu einer Abkehr von der Lehre des templerischen Ursprungs des Ordens und zur neuen Bezeichnung ‹Wohltätige Ritter der heiligen Stadt ›. Die der Architekturanalyse vorausgehenden Kapitel verfolgen die Entwicklung dieser Bewegung im Umfeld von Basel vor und während der Bauzeit des Hauses zum Kirschgarten mit einem Ausblick bis ins 19. Jahrhundert .
Grundlagen der Recherche
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Basel als frühes Zentrum der helvetischen Freimaurerei Die Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei Ursprung in England und Verbreitung bis in die Schweiz Die moderne Freimaurerei als globale Bewegung existiert seit rund dreihundert Jahren. Zahlreiche Museumsausstellungen haben in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren dieses Thema international öffentlicher gemacht 47 und die zunehmende Präsenz der Freimaurerlogen im Internet erleichtert dazu den Zugang. In der Schweiz wurde vonseiten der Freimaurerei zuletzt 2018 mit der Eröffnung des ‹Freimaurer Museum Schweiz› in Bern ein Schritt zur Öffnung unternommen. Die kulturwissenschaftlichen Diskurse zur Freimaurerei beschränken sich einerseits auf spezialisierte Netzwerke48 , andrerseits sind Okkultismusthemen populär, sei es in der Esoterik-, Literatur- oder Musikszene, die in der Freimaurerei ein willkommenes Motivreservoir finden. 49 Eine neutrale Einführung aus heutiger Sicht in die komplexe Thematik der Freimaurerei bietet die OnlineEnzyklopädie Wikipedia mit der nachstehend zitierten Definition. Die Logen der Freimaurer entstanden im frühen 18. Jahrhundert in England; seit 1737 sind sie auch in Deutschland weitverbreitet. Es handelt sich um bürgerliche Vereine, in denen sich die esoterische Symbolik eines Mysterienkults und eine strikte Hierarchie von mindestens drei, im 18. Jahrhundert aber auch von bis zu 60 Graden mit einer demokratischen Praxis und einer prinzipiellen Gleichheit aller Mitglieder verbinden, die sich gegenseitig als Brüder bezeichnen. Hinzu kommt eine humanistische weltbürgerliche Ethik und der Anspruch, an der Vervollkommnung seiner selbst und der Welt zu arbeiten. Politische Diskussionen sind zwar traditionell verboten, doch erlaubte der Geheimbetrieb der Logen und die Pflicht zur Verschwiegenheit, bei den sich an die Kulthandlungen anschliessenden geselligen Treffen, im 18. Jahrhundert auch heikle Themen anzuschneiden … . Obschon die Forschung die Bruderschaft der Freimaurer als Geheimgesellschaft bezeichnet, weil sie ein Geheimnis hüten möchte, lehnen heutige Freimaurer diese Bezeichnung ab, um Angriffen, Vorwürfen oder Verschwörungsdenken entgegenzutreten. Das Gelöbnis zur Wahrung der Geheimhaltung wird in der Freimaurerei als ein wichtiges Erziehungsmittel interpretiert. Der Geheimhaltung unterliegen die Ritualtexte, die in den Einweihungsritualen vermittelten Erkennungsmittel (Wörter, Handgriffe und Zeichen) und die besonderen Umstände der Initiationen. 50
24 Basel als frühes Zentrum der helvetischen Freimaurerei
Die spezialisierte Forschung um Helmut Reinalter hat die europäische Freimaurerei von ihren legendären Ursprüngen bis in die unmittelbare Gegenwart verfolgt: «Über ihre Entstehung entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Theorien, Mythen und Legenden, die von den westeuropäischen Gilden-, Maurerund Steinmetzzünften, Kathedralbauern, Wandergesellen, Tempelrittern und Johannitern bis zur frühen Akademiebewegung und den aufgeklärten Sozietäten reichen. … Als die eigentlichen Vorläufer der Freimaurerei gelten jedoch heute in der freimaurerischen Forschung die handwerklichen Bruderschaften, auf deren Brauchtum sehr viel maurerisches Gedankengut zurückgeführt werden kann, und die Bauhütten, die überall dort entstanden, wo Dome gebaut wurden.» 51 Die Gründungsmythen der Freimaurerei basieren auf ihrer im 18. Jahrhundert niedergelegten Geschichte. Diese reicht über die Tempelritter und die Bauhütte des Salomonischen Tempels bis zu Adam als dem ersten Baumeister zurück und ist eine literarische Fiktion, aber bis in die Gegenwart einflussreich für die Sachüberlieferung der Freimaurerei.52 Die frühesten Quellen und Strukturen der modernen Freimaurerei finden sich in Schottland.53 Ein Blick auf ihre Verbreitung erleichtert die Einordnung der Bruderschaft im Zusammenhang mit der Entstehung des Hauses zum Kirschgarten.54 Ausgehend von der Gründung der GrossLoge von London und Westminster 1717 fand die moderne Freimaurerei von England aus ihre Anhänger in der Neuen Welt. Auf dem europäischen Kontinent konstituierten sich die ersten Logen in Paris (1725), in Madrid (1728), in Gibraltar (1729), in Lissabon und Stockholm (1735), in Hamburg (1737), in Dresden (1738), in Berlin und Frankfurt (1740), in Bayreuth (1741), in Braunschweig und Wien (1744) und in Hannover (1746). Es folgten Logenverbote durch die Obrigkeiten verschiedener Konfessionen: 1737 im Grossherzogtum Toskana, 1738 durch Papst Clemens XII., durch die Regierung der Republik Venedig und durch den König von Polen, aber auch durch den Senat der Stadt Hamburg. Die Republik Bern verbot die Freimaurerei ein erstes Mal 1745, der Sultan für das Osmanische Reich 1748 und Ferdinand VI. von Spanien im selben Jahr. Die Verbote konnten die Ausbreitung jedoch nicht aufhalten, vielmehr erstarkte die Bewegung mit der Gründung von Dachverbänden in Grosslogen: so in Irland (Dublin 1725), Spanien (Madrid 1728), Holland (Den Haag 1731), Nordamerika (unter anderem New York 1733), Portugal (Lissabon 1736), Schottland (Edinburgh 1736), in Polen ( Warschau 1740), in Russland (St. Petersburg 1740), in Frankreich (Paris 1743/1763), in Schweden (1760) und in Berlin (1770).55 Die Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei
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Von Frankreich und von den deutschen Städten aus wurden auch die Eidgenossenschaft und das Gebiet der heutigen Schweiz erfasst:56 Militärs in fremden Diensten und Kaufleute auf Reisen, aber auch Studierende hatten die Freimaurerei im Ausland kennengelernt und waren bereits dort aufgenommen worden.57 In der Folge gibt es Nachrichten über Logengründungen in den Städten Genf (1736), Lausanne (1739), Neuenburg (1743), Basel (1744), Zürich (1744), Fribourg 58 (1756) und Bex im Kanton Wallis (1760). Diese Anfänge sind allerdings zum Teil wenig dokumentiert und die Logen hatten nur vorübergehend Bestand. In der deutschsprachigen Schweiz etablierte sich die Freimaurerei mit den Logengründungen ‹ A Libertate› 1768 zuerst in Basel und vier Jahre später mit ‹Modestia cum Libertate› auch in Zürich. Die Mitglieder waren bestens vernetzt und hatten, wie zum Beispiel der Basler Kaufmann Andreas Buxtorf oder der Zürcher Arzt Diethelm Lavater, persönlich Einblicke in auswärtige Logen, unter anderem in Frankfurt, Leipzig oder Berlin und auch in London, dem Zentrum der Bewegung. Die zahlreichen Verbindungen zu ausländischen Logen, je nach politischen oder kulturellen Präferenzen zu englischen, französischen oder preussischen, waren für die Schweizer Freimaurerei charakteristisch. Diese unterschiedliche Ausrichtung erschwerte jedoch einen Zusammenschluss der Logen innerhalb der Eidgenossenschaft zu einer Nationalloge. Eine Annäherung führte 1779 zur Schaffung des Directoire helvétique romand (Logen des französischen Ritus) und des Directoire helvétique allemand (Rektifizierter Schottischer Ritus). Das 1779 gegründete ‹Unabhängige Grosspriorat von Helvetien›, das verwaltungstechnisch nicht mehr an eine der anderen Provinzen der Strikten Observanz angebunden war, überlebte die Wirren und den dramatischen Niedergang des Systems in der Folgezeit. Es ist heute das älteste in Kontinentaleuropa durchgängig arbeitende Hochgrad-System.59 Die ‹Schottische› und ritterliche Maurerei Die bewegten Zeiten, in denen sich ab 1768 der Freimaurerorden mit einem kleinen Kreis von Kaufleuten in Basel etablierte, werden von der Hochgradmaurerei bestimmt, die auch als ritterliche Templermaurerei, Andreas- oder Schottenmaurerei bezeichnet wird. Mit seiner Ausbreitung über den ganzen Kontinent erlebte das System damals seinen Siegeszug, aber auch den Beginn seiner existenzbedrohenden Krise. Die freimaurerische Geschichtsschreibung hat diese Periode als «entartet » bezeichnet, für die heutige Forschung bedeutet sie einen «Höhe- und Wendepunkt in der Geschichte der deutschen und europäischen Geheimgesellschaften».60 Der
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Namensherleitung und der komplexen Entstehungsgeschichte dieses Systems seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, seinen Protagonisten und seinem kurzen Erfolg widmet sich die auf den folgenden vier Seiten wiedergegebene Zusammenfassung.61 Die Einführung der Maurerei in Frankreich stellt den ersten Streitpunkt in einem englisch-schottischen Disput über die Ursprünge und Umstände der Ausarbeitung der Ritter- und Hochgrade dar. Nach der Absetzung der Stuart-Dynastie 1688 flüchteten König Jakob II., viele Angehörige des schottischen Hochadels und königstreue Ritter nach Frankreich. Zur Unterstützung ihres Thronanspruchs sammelten der Prätendent und seine Nachfolger jakobitische Kreise um sich, die sich zu einer Brutstätte der Verschwörung und Intrige entwickelten. Die Freimaurerei etablierte sich zwischen 1725 und 1730 formell als englischer Import in Frankreich. Sie fand unter den französischen Gebildeten grossen Zuspruch, der sich teilweise einem modischen Interesse an englischen Institutionen verdankte. Auch wenn die Pariser Grossloge die französische Maurerei in den 1730er Jahren dominierte, begannen sich exotischere Formen in ganz Frankreich auszubreiten, die von Höflingen entwickelt wurden, welche Begriffe wie ‹chevalier›, ‹chevalerie› und ‹chapitre› (Ritter, Rittertum, Kapitel) benutzten. Das wiederkehrende Thema der frühen französischen Maurerei ist das eines jakobitischen Einflusses. Die Behauptung, die Maurerei sei durch schottische Jakobiten nach Frankreich gelangt, liess die Idee entstehen, es habe eine ältere Tradition und Abstammungslinie gegeben, die im Gegensatz zu einer späteren stand, die aus der Londoner Grossloge hervorging. Während der exilierte Hof der Stuarts in Paris eine Prozession von Lords und Rittern bot, förderten neue Moden und Vorlieben der Gegenaufklärung eine Verbindung der Freimaurerei in Frankreich und Deutschland mit neumittelalterlichen, ritterlichen und christlichen Motiven. Schlüsselfigur dieser ritterlichen und mystischen ‹schottischen› Maurerei (die in Wahrheit in Frankreich entstand) war Andrew Michael Ramsay (1686–1743). Der gebürtige Schotte besuchte die Universität von Edinburgh und arbeitete in London, wo er sich den Philadelphiern unter Jane Leade anschloss, einer Gemeinschaft von Anhängern der Theosophie Jacob Boehmes. Später ging er nach Frankreich, wo er bei François Fénelon (1651–1715), dem französischen Philosophen und Erzbischof von Cambrai studierte, der die Jansenisten und die quietistische Mystikerin Madame Guyon verteidigte. Am 26. Dezember 1736 hielt Ramsay eine berühmte Rede, in der er die Herkunft der Freimaurerei und ihre internationale Verbreitung zu den Kreuzzügen in Beziehung setzte. Ramsays neue Legende besagte, der traditionelle maurerische Zugang zur alten Die Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei
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Weisheit, der zum Teil auf die Bibel zurückgehe, aber auch auf die ägyptischen und griechischen Mysterien, sei durch die christlichen Kreuzritter einer Reform unterzogen worden. Um diese historische Legende zu vervollständigen, konstruierte Ramsay eine Geschichte der Logen während des Mittelalters. Könige und Prinzen gründeten Logen, als sie von ihren Kreuzzügen zurückkehrten, aber diese starben aus, mit Ausnahme jener Logen, die sich in Schottland und England befanden. Er betonte die englische Herkunft der Maurerei, behauptete jedoch, sie kehre in ihre französische Heimat, das katholische Königreich der Kreuzfahrer, lediglich zurück. Da Andersons Konstitutionen Siehe S. 95 die Maurerei in England de facto entchristianisiert hatten, war die durch Ramsay erneuerte, christliche Maurerei in Frankreich höchst anziehend. Ramsay förderte die Tradition der ‹schottischen› Maurerei in Frankreich, indem er das höhere Alter der schottischen Logen betonte und auf die Rolle der Schotten nach den Kreuzzügen hinwies. Ramsays Einfluss war so gross, dass die Berufung auf legendäre schottische Ursprünge unter Maurern geradezu zu einer Manie wurde. Während die drei ursprünglichen Grade der Werkmaurerei als das Erbe der operativen Maurer betrachtet wurden, führte Ramsays Behauptung, es habe ritterliche Maurer gegeben, in der französischen Maurerei zur Einführung der ‹Hochgrade›. Diese hielt man den drei Graden der weltlichen Werkmaurerei für überlegen, sie wurden mit Titeln ausgestattet, die auf Schottland, das Rittertum und die Kreuzzüge Bezug nahmen und ihre Inhaber sollten sich im Besitz eines esoterischen Wissens befinden. In den ritterlichen Logen Frankreichs, die als Kapitel, Direktorien oder Perfektionslogen bezeichnet wurden, verbreitete sich diese Form der ‹schottischen› Maurerei (‹Maçonnerie écossaise›) schnell. Bereits 1750 existierten schottische Logen in Bordeaux, Arras, Toulouse, Lille und Marseille. Die ritterliche Maurerei appellierte an Begriffe der Hierarchie und sozialen Ordnung und widerspiegelte dadurch das ‹ancien régime›. Auch wenn die maurerische Bruderschaft der Gleichgestellten Gemeinen und Adligen erlaubte, sich auf der gleichen Ebene zu begegnen, ermöglichte die Einführung der Hochgrade die teilweise Wiederherstellung des Klassenbewusstseins in der Loge. Adlige konnten in der Loge ihren höheren Status bewahren, und manche Bürgerlichen konnten ihren Wunsch nach einem adligen Status durch den Kauf von Hochgraden befriedigen.
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Die deutsche Templermaurerei und der Orden der Strikten Observanz 62 Während die schottische Maurerei sich Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich ausbreitete, gewann sie auch in Deutschland und Skandinavien Anhänger. In Deutschland nahm die ritterliche Maurerei Ramsays erstmals die Templerform an. Deutschlands kleine absolutistische Staaten mit ihrem Rang- und Standesbewusstsein verlangten nach einer maurerischen Tradition, die mit ihren konservativen und neumittelalterlichen Neigungen vereinbar war. Der erste Ritus, der praktiziert wurde, verdankte seine Entstehung einem französischen Adligen, dem Grafen Gabriel de Lernay, einem Offizier, der während des Siebenjährigen Krieges in Gefangenschaft geraten war. … Die erfolgreichste Form der Templermaurerei war jedoch der ‹Orden der Strikten Observanz›, der von Karl Gotthelf von Hund (1722–1776) begründet wurde. Hund trug den erblichen Titel eines Herrn von Lipse in der Oberen Lausitz und war ein reicher Landeigentümer in Kursachsen. Nachdem er an der Universität Leipzig studiert und Europa bereist hatte, wurde er Kämmerer des Kurfürsten von Köln und nahm an der Wahl Kaiser Karl VII. in Frankfurt teil, wo er auch in eine Loge aufgenommen wurde. Von Dezember 1742 bis September 1743 weilte er in Paris, wo er verschiedene Logen besuchte. Hund sprach später von einer Initiation in die jakobitische Maurerei in Paris im Jahr 1742 durch einen ‹unbekannten Oberen›, von dem er glaubte, es handle sich um den englischen Thronprätendenten. Sechs Jahre nach seiner Rückkehr gründete Hund auf seinem Gut in Unwürde zusammen mit der benachbarten ‹Loge der drei Hämmer› von Naumburg die ‹Loge der drei Säulen›. Die beiden Logen bildeten einen ‹Orient oder inneren Orden›, der auf der jakobitischen Templerlegende fusste. Zwischen 1751 und 1755 bezeichneten Hund und seine Verbündeten ihr System als ‹rektifizierte Maurerei› und führten es auf den ursprünglichen Templerorden zurück. Ihr ‹Rotes Buch› enthielt ursprünglich sechs Grade, und die wiederbelebte Institution bezeichnete sich als VII. Provinz, nach einer Festlegung des Grossmeisters Sylvester von Grumbach im Jahr 1301, der damit die Templergebiete an der Elbe und Oder bezeichnete. Die Terminologie, Rituale und Embleme der symbolischen Grade wurden an die Templertradition angepasst. Die Geschichte rekapitulierte die Schicksale der Templer und fügte einen Überlebensmythos hinzu. Dieser besagt: Nach der Exekution des letzten Grossmeisters, Jacques de Molay, am 11. März 1313 sei die Sukzession durch die Flucht zahlreicher Templer in nördliche Länder sichergestellt worden, zu denen Schweden, Norwegen, Irland und Schottland gehörten. Als Maurer verkleidet, seien Pierre d’Aumont (der Provinzialmeister der Auvergne), Sylvester von Grumbach (Wildgraf von Salm) und sieben Ritter zusamDie Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei
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men nach Schottland geflüchtet. Die Flüchtlinge hätten die Namen, die Kleidung und Gebräuche der Freimaurer und ihre geheime Geschichte übernommen und über 21 Grossmeister verfügt, die bis in die Gegenwart reichten. Hunds Ritus der Strikten Observanz gedieh prächtig. 1768 gehörten ihm bereits um die vierzig Logen an. Fest etabliert in Schlesien und Sachsen, war er mit Logen in ganz Norddeutschland verbunden, besonders in den grossen Städten Berlin, Hamburg, Bremen und Stettin. Er breitete sich im Rheinland aus und gründete Niederlassungen in Kopenhagen, Wien, Prag, Warschau, sogar in Ungarn und der Schweiz. Die neuen Templer wurden nicht nur von der sozialen Exklusivität einer adligen Maurerei angezogen, sondern auch von ihrem Versprechen theosophischer Erkenntnis und alchymischer Geheimnisse … 63
Abb. 22 Das Gradsystem der
Strikten Observanz und der Aufstieg des Bauherrn Johann Rudolf Burckhardt im System.
Um 1775, dem Jahr der Grundsteinlegung des Hauses zum Kirschgarten, war der Orden also auf seinem absoluten Höhepunkt. Er stellte zu jener Zeit das mächtigste kontinentaleuropäische Freimaurersystem dar.64 26 Fürsten waren Mitglieder des Systems, davon zwölf regierende. Nahezu alle deutschen und viele weitere europäische Logen gehörten ihm an. Deutschlandweit wurden um 1780 circa zehntausend Mitglieder geschätzt. Der Erfolg liess auch die Geheimhaltung schwinden, in Leipzig erschien anonym ein ‹ Alphabetisches Verzeichnis aller bekannten Freimaurer Logen›.65 Das System trug den offiziellen Namen ‹Hoher Orden der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem›. Okkulte und alchemistische Praktiken wurden vom Orden zwar offiziell zunächst nicht gefördert, waren damals aber so in Mode, dass viele der vermögenden Brüder sie trotzdem praktizierten. So fanden sie Einzug in das System. Von den Rittergraden erwartete man sich vielfach tiefer gehende Erkenntnisse und weiteres geheimes Wissen. Wer aus anderen Systemen in den Orden übertrat, musste zuvor ‹ unbekannten Oberen› die Treue schwören. Dem in Stufen gegliederten Gradsystem der Strikten Observanz mit drei Johannisgraden und zunächst drei (später vier) Hochgraden entsprachen die geheimen Rituale. Abb. 22 Für die einzelnen Grade gab es symbolische Farben: blau für die drei unteren Grade der Johannismaurerei, mit der Aufnahme in den Hohen Orden grün für den vierten Grad des Schottischen Andreasmeisters, und rot für die Mitglieder des Inneren Ordens mit den Graden fünf für die Novizen und sechs für die Ritter. Mit diesen Graden wurden die folgenden emblematischen Sinnbilder verbunden:66 Abb. 23 - Für den 1. Grad, Lehrling: eine zerbrochene Säule, mit der Devise: ad huc stat (‹Noch immer aufrecht ›). 30 Basel als frühes Zentrum der helvetischen Freimaurerei
Die Strikte Observanz: der Hohe Orden der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem*
Johannismaurerei 1. Lehrling 2. Geselle
Bauherr: genannt 1768
3. Meister
Schottische Andreasloge 4. Schottischer Andreasmeister
Bauherr: Porträt mit grünem Kragen
Hoher Orden 5. Novize 6. Tempelritter
Bauherr: Novizengrad angekündigt 1774 Bauherr: Porträt im roten Habit
Eques Ritter Adel, hohe Militärs Armigerus Waffenträger Reiche Bürger, Handel und Gewerbe Socius et amicus Bundesgenosse Fürsten, hoher Adel
*Basel: 1768–1784 Loge ‹A Libertate›: Logenbrüder 13 ( davon Hoher Orden: 8) 1778–1784 Loge ‹Zur vollkommenen Freundschaft›: Logenbrüder 17/26 (davon Hoher Orden 9)
Die Freimaurerei und die ritterliche Templermaurerei
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Zusammenfassung Burkard von Roda
Das Haus zum Kirschgarten
Kaufmannspalais und Ordenshaus der Tempelritter – eine Freimaurerarchitektur in Basel
Es ist aus der Zeit des Ancien Régime kein anderes Bauwerk in der Schweiz bekannt, das von der Freimaurerbewegung geprägt ist. Nur vor diesem Hintergrund sind architektonische Eigentümlichkeiten des Wohn- und Geschäftshauses eines privaten Bauherrn erklärbar. Sie lassen sich in ihrer Symbolik auf die Ursprungslegenden der Freimaurerei beziehen: auf deren mythische Herleitung aus dem jüdisch-christlichen Kulturkreis und aus der griechischen und römischen Antike, aber auch auf die Legende der mittelalterlichen Herkunft von den Templern und auf theosophische Strömungen der Neuzeit. Dieses aus einer neuen Recherche gewonnene Ergebnis gibt dem Kaufmannspalais, das 1917 vom Kanton Basel-Stadt erworben und 1930 dem Historischen Museum Basel zur Nutzung als Wohnmuseum übertragen wurde, eine bisher nicht erkannte Bedeutung: Das 1775–1780 erbaute Haus zum Kirschgarten in Basel steht in einem engen Zusammenhang mit der Geschichte der Freimaurerei und ihrem ersten Höhepunkt in der Schweiz. Das ehrgeizige Bauprojekt des jungen Seidenbandfabrikanten Johann Rudolf Burckhardt (1750–1813) und seines Architekten Johann Ulrich Büchel (1753–1792) widerspiegelt den Erfolg des freimaurerischen Hochgradsystems der Strikten Observanz und damit zusammenhängend das Ziel seiner Exponenten in Basel und in Zürich, eine helvetische Nationalloge zu errichten. Es ist das älteste bauliche Erbe der Freimaurerei in der Eidgenossenschaft und – soweit absehbar – auch eines der frühen, in seiner Anlage erhaltenen privaten Logenhäuser überhaupt. Die bisher übersehene Mitgliedschaft des Bauherrn in der Basler Loge ‹ A Libertate› ist das einzige mit einer schriftlichen Quelle gesicherte Faktum zur Begründung des freimaurerischen Bezugs der Architektur. Die vorgebrachten Thesen stützen sich deshalb auf Beobachtungen am Bau selbst oder auf Indizien, die sich aus indirekten Quellen ergeben: so aus Briefen des Vorstehers der Basler Loge, Andreas Buxtorf, an seinen Freimaurerbruder in Zürich, Diethelm Lavater, aus Porträts des Bauherrn, aus der unvollständigen Serie erhaltener Baupläne, aus Bild- und Textquellen zur freimaurerischen Symbolwelt ( Verfassung der Freimaurerei, Ritualhefte, Freimaurer-
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diplome, Arbeitsteppiche) und aus wenigen schriftlichen Quellen aus dem Umfeld. Dass das Haus zum Kirschgarten neben seinem privaten Bestimmungszweck als Wohn- und Geschäftshaus als Ordenshaus und Logentempel konzipiert wurde, dazu gibt es an seinen Fassaden und im Inneren zahlreiche Hinweise. Wenn eine solche Bestimmung des Kaufmannspalais nicht ohne weiteres erkennbar ist und nicht bekannt wurde, so ist dies durch die Geheimhaltung der Freimaurerei und durch die Schweigepflicht, die den Brüdern besonders im Hochgrad auferlegt war, erklärbar. Für die Doppelrolle liefern vor dem Hintergrund der freimaurerischen Ordensgeschichte die Architekturikonografie, das Raumprogramm und Details der Einrichtung die stützenden Argumente. Unter diesen Prämissen steht die Hauptthese, nämlich dass sich in der Architektur des Hauses zum Kirschgarten die Symbolik des freimaurerischen Ordenssystems manifestiert. Mit Quadersteinen von der im Jahr des Baubeginns 1775 abgebrochenen Kirche der Basler Johanniterkomturei bezieht das Haus seine historische Legitimation über das Baumaterial. Indem der Johanniterorden als Nachfolgeinstitution der Templer galt, vermittelte seine bauliche Hinterlassenschaft vor Ort in Basel den unmittelbaren Bezug zur freimaurerischen Herkunftslegende des Hohen Ordens der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem. Der Verfügungsberechtigte über die Gebäude der Basler Johanniterkomturei war ein Freimaurerbruder des Bauherrn. Das Hochgradsystem der Strikten Observanz, dem die Basler Freimaurerloge angehörte, nahm die faktische Wiederbelebung des im 14. Jahrhundert aufgelösten Templerordens für sich in Anspruch. Als Symbol dafür standen der zerstörte zweite Salomonische Tempel und seine Wiedererrichtung durch den Orden. Mit seiner Strassenfassade, die vollflächig in Steinmetzarbeit verkleidet ist, unterscheidet sich das Haus zum Kirschgarten von den verputzten Fassaden der Stadtpalais der Basler Handelsherrn. Dass der Bau damit auf den Salomonischen Tempel als eines der Hauptsymbole der Freimaurerei anspielt, dafür bietet sich mit der Schilderung vom Tempelbau eine Erklärung, die aus dem Alten Testament in die Freimaurer-Konstitution übernommen wurde: So heisst es, dass für den Bau wertvolle und bereits im Steinbruch mit der Säge zugeschnittene Steine verwendet wurden. Eine Bildquelle aus der mit Basel eng verbundenen Zürcher Loge ‹Modestia cum Libertate›, die Arbeitstafel für den Lehrlingsgrad von 1779, zeigt den symbolischen Tempel in solchen Quadern gefügt und schlägt damit eine Verbindung zum zeitgleich gepflegten Ritual, in dem der 160 Zusammenfassung
Kandidat an seiner Selbstveredelung vom rauen Stein zum kubischen Stein arbeitet. In der Werkmaurerei des Mittelalters erscheint die Metapher vom Werkmeister als lebendiger Stein im Bau der von ihm errichteten Bischofskirche schon in der Baumeistertafel des Basler Münsters um das Jahr 1200. Auf den Tempelbau verweisen die an den Fassaden wie im Inneren versinnbildlichten drei Pfeiler oder Säulen, auf denen der symbolische Bau der Freimaurerei ruht: Die Stärke (Herkules), die Weisheit (Athena/Minerva) und die Schönheit/das Licht (Apollon) werden durch Attribute der antiken Gottheiten in Verbindung mit der dorischen, ionischen und korinthischen Säulenordnung verkörpert. Die Säulenarchitektur ist für das Haus zum Kirschgarten ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn sich kein anderes Patrizierhaus in der Stadt im 18. Jahrhundert dadurch auszeichnete, so entsprach dies der herrschenden Unterscheidung von öffentlicher oder privater Architektur und von fürstlicher oder bürgerlicher Standeszugehörigkeit. Die Architektur des Hauses zum Kirschgarten setzt sich – als einem höheren Zweck gewidmet – darüber hinweg, es gibt Säulen in der Einfahrtshalle (dorisch), im Vestibül (ionisch) und in der Planung des Vestatempels ( korinthisch). Die Pilastergliederung der Bibliothek im Erdgeschoss ist in ionischer Ordnung (= Weisheit) und der Saal in der Beletage, der Hauptraum und eigentliche Tempel in korinthischer Ordnung (= Schönheit) ausgeführt. Die freimaurerische Tugend-Trias bestimmt auch zusammen mit Venus das Bildprogramm des Schlafzimmers des damals frisch vermählten Bauherrn. Das Löwenfell als Herkulesattribut über dem Strassenportal hat eine zweifache allegorisch-symbolische Verankerung: Es steht einerseits für die mit der dorischen Ordnung verbundene Stärke, damit für ein Tugendideal der Freimaurerei, und es repräsentiert andrerseits die Hochgradloge des Bauherrn, ‹ A Libertate›, ‹Zur Freiheit ›. Als Allegorie der helvetischen Freiheit kann das Attribut nämlich auch direkt auf den Mythos des Herkules als Urvater der Helvetier zurückgeführt werden. Dieser war nicht nur kurz zuvor im Allgemeinen Helvetisch Schweizerischen Lexikon verbreitet worden, sondern war im Jahr des Baubeginns 1775 auch mit dem in Bern, Zürich, Schaffhausen und Basel propagierten Herkules-Projekt des Bildhauers Alexander Trippel in der künstlerischen Umsetzung topaktuell. Trippel stand in Kontakt mit dem Bauherrn. Die Allegorie lässt sich in erweiterter Bedeutung auf den Anspruch der Logenoberen in Basel und Zürich anwenden, unter dem Bild der Freiheit einen helvetischen Logenbund zu errichten. Das Haus zum Kirschgarten kann somit als frühes und singuläres bauliches StateDas Haus zum Kirschgarten
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ment der Unabhängigkeit in der Geschichte der Freimaurerei in der Schweiz betrachtet werden. In seinem repräsentativsten Porträt umgibt sich der Bauherr mit den Statuetten der antiken Gottheiten Apollon und Hermes/Merkur. Damit präsentiert er sich vordergründig als Mäzen und Kaufmann, aber für Eingeweihte auch als Hochgradmaurer. An seinem Stadtpalais zeigt sich die darauf bezogene Symbolik an der Gartenfassade: Das vergoldete Sonnenlyra-Motiv in der Mitte des Balkongeländers steht für das freimaurerische Licht der Erkenntnis, die Lyra als Attribut des Sonnengottes Apollon schliesst aber auch den Erfinder dieses Instruments mit ein, nämlich Hermes/Merkur, den Gott der von der Strikten Observanz gepflegten Geheimen Wissenschaften, das heisst der Alchemie. Diese findet im Geländer mit Symbolen der Vier Elemente ihre Darstellung. Die mythologischsymbolische Bedeutungsebene ist im Geländer zweifach mit Ordenssymbolen verbunden: Das vergoldete Sonnenlyra-Motiv steht auch für den Eques a Sole aureo, den Ritter zur goldenen Sonne, der als geheim gehaltener Grossmeister des Ordens galt. Vier Templerkreuze, die aus Akanthusblüttern geformt und mit einem Andreaskreuz versehen sind, stehen für die Schottische Andreasloge und den Hochgrad im Orden. So erweist sich die an der Gartenfassade exponierte Kunstschmiedearbeit als Symbolträger erster Ordnung, der Bauherr gibt damit ein deutliches Bekenntnis zum Orden der Strikten Observanz. Das nur in der Planung dokumentierte Projekt des Vestatempels in der Beletage bezieht sich unausgesprochen auf die Geschichte der Baukunst in der Verfassungsschrift der Freimaurerei von James Anderson: nämlich auf den dort vom ‹Gründer des Ordens der Vestalinnen›, dem römischen König Numa Pompilius, errichteten Tempel in Rom. Die freimaurerische Geschichtsquelle verweist nicht nur auf dieses Exempel der römischen Antike, sondern kann auch zeitaktuell – in Entsprechung zum weiblichen Tempeldienst der Vestalinnen – auf die in jenen Jahren aufkommende Logenmitgliedschaft von Frauen und auf die Ausbreitung von Adoptionslogen bezogen werden. Die Stellung des Vestatempels im Raumprogramm der Beletage offenbart sich in der Steigerung der architektonischen Mittel mit einer Baldachinarchitektur mit vier marmorierten Säulen korinthischer Ordnung. Das Konzept der Ausstattung reagiert kurzfristig auf die Gründung einer zweiten Loge in Basel in der Endphase der Bauzeit 1778/1779: Die beim Bildhauer Alexander Trippel in Rom bestellte Marmorstatue einer Vestalin unterhält die ewige Flamme der Freundschaft auf dem Altar. Diesem Ideal wird das Relief an der Altarfront gewidmet. Die neue Loge trug den Na162 Zusammenfassung
men ‹Die vollkommene Freundschaft ›. Damit – und mit dem Herkulesfell über dem Portal – enthält das Bauprogramm verschlüsselte Hinweise auf beide in dieser Zeit in Basel arbeitenden Logen. Die Platzierung dieser Hinweise – nämlich am Anfang und am Ende eines Symbolweges – spricht für eine bewusste Inszenierung. Im Vestakult liegt der Schlüssel für die noch tiefer, nämlich dreifach begründete freimaurerische Symbolik: Vesta als Erdgöttin und die Aufgabe ihrer Priesterinnen, das heilige Feuer zu hüten und reines Wasser für den Opferritus aus der heiligen Quelle zu schöpfen, prädestinierten diesen Kult für die Symbolik der Geheimen Wissenschaften. Sie zeigt sich nicht allein im Vestatempel, sondern auch in den schmiedeeisernen Geländern des Balkons und des Treppenhauses, ebenso wie mit dem auf die Schöpfung bezogenen Diagramm im Boden des Vestibüls vor dem Tempelportal. Die zweite Symbolebene bezieht sich auf die durch den Sonnengott verkörperte freimaurerische Erleuchtung: Sie ist mit dem vestalischen Feuer dadurch verknüpft, dass dieses von den Vestapriesterinnen jährlich neu entfacht wurde. Dies musste unmittelbar durch die Kraft der Sonne geschehen. Und als Drittes waren die Vestalinnen die Hüterinnen des Palladiums, der aus den Ruinen Trojas von Aeneas geretteten und bei der Gründung Roms eingebrachten Kultfigur der Athena/Minerva. Mit dieser Rolle des Vestakults verband sich der Glaube an den Fortbestand der römischen Herrschaft. Für den Freimaurerorden bot sich mit Athena/Minerva nicht nur der Bezug zum Tugendideal der Weisheit, sondern zu den eigenen legendären Ursprüngen aus dem Templerorden und zu dessen vorgeblich überliefertem Wissen, das als Ordensgeheimnis streng gehütet wurde. Dieses galt als das Fundament der Organisation und seine Bewahrung als Garantie für deren Gedeihen. Das Haus zum Kirschgarten als helvetischer Sitz des Ordens sollte mit dem Vestatempel ein allumfassendes Symbol setzen: als Tempel der Weisheit und der Erleuchtung, als Hort des Ordensgeheimnisses und der Freundschaft. Doch leider wurde der Vestatempel nicht fertiggestellt: Der Bauherr verlor das Interesse – die Gründe dafür sind mit den damals einsetzenden Reformen des Systems und Querelen darüber im Umfeld seiner Loge nur zu vermuten. Auch ein reduzierter Entwurf, der auf die alchemistische Symbolik verzichtet und damit den Reformen zu entsprechen scheint, kam nicht zur Ausführung. Johann Rudolf Burckhardt liess den Bildhauer in Rom auf der begonnenen Arbeit sitzen. Dem so düpierten Alexander Trippel, ein Schüler des Bildhauers und Freimaurers Johannes Wiedewelt in Kopenhagen, gelang der Verkauf seiner Vestalin 1782 an den kurfürstlich-königlich sächsischen Hof in DresDas Haus zum Kirschgarten
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den, ihren heutigen Standort. So steht das Projekt auch für den Niedergang der freimaurerischen Ordensbewegung. Versteht man das Haus zum Kirschgarten mit seinen Fassaden und seiner Raumfolge als freimaurerisch inspirierten Symbolweg und den Vestatempel als dessen Ziel, dann finden sich auch im Inneren auf dem Weg von der Einfahrtshalle über die Treppe ins Vestibül der Beletage symbolische Elemente: Als solche sind der Antrittspfosten mit der Urne, das Treppengeländer mit den Symbolen für Feuer, Wasser, Erde und Luft, die Kreise mit dem Punkt im Boden auf den Umkehrpodesten im Treppenhaus sowie sogar die Anzahl der Stufen zu identifizieren. Die Treppe mündet im Vestibül, das wie die Treppenpodeste durch sein hell-dunkles Paviment in geschliffenem Kalkstein ausgezeichnet ist. Das aus Quadraten und Kreisen gebildete Bodenmuster hat mit der Betonung der Zahl vier in den Ritualtexten für den Hochgrad des Schottischen Andreasmeisters eine Entsprechung. Darin wird die Gründungslegende des Templerordens im Jahr 1118 in Jerusalem und der Wiederaufbau des Salomonischen Tempels thematisiert. In diesem Zusammenhang erschliesst sich die Symbolik des Bodens mit dem im Ordensgeheimnis bewahrten pansophischen Wissen, das den Weltschöpfungsakt als alchemistischen Prozess verstand. Der Boden zeigt in Anlehnung an ein von Gregorius Anglus Salwigt, alias von Welling, 1719 veröffentlichtes Diagramm eine abstrahierte Darstellung der Schöpfung, eine Interpretation, die auch durch das 1784 datierte Ritual im Logenarchiv in Basel gestützt wird. Zudem wird im Vestibül der Eingang zum Saal als Portal des Salomonischen Tempels inszeniert: Das Architekturmotiv des Säulenpaars symbolisiert das Säulenpaar Jachin und Boaz in der Vorhalle des Salomonischen Tempels. Seiner zentralen Rolle in der Symbolik der Freimaurerei wird mit seiner Positionierung im räumlichen Gefüge des Stadtpalais entsprochen. Es steht im Schnittpunkt der Volumetrie, damit im Zentrum des Baus. Das real von Osten einfallende Licht unterstreicht diese Interpretation: Mit der auf das Tempelportal ausgerichteten Sonnenlyra im Geländer des Balkons hat die symbolische Quelle der Erleuchtung ihren Angelpunkt. Auch wenn keine Gewissheit darüber besteht, ob je eine diesbezügliche Nutzung stattgefunden hat, ist davon auszugehen, dass als die eigentlichen Räume für die Logenarbeit die gesamte Zimmerflucht an der Strassenseite der Beletage und der rückwärtige Speisesaal zur Verfügung standen. Die Anzahl, die Grösse und die Disposition der Räume lässt sich mit dem handschriftlichen Reglement zur «allgemeinen Einrichtung des Ordenshauses» in Einklang bringen, das der Basler Loge ‹Zur vollkommenen Freundschaft 1784 164 Zusammenfassung
vom Grossmeister der V. Provinz aus Strassburg übermittelt wurde. Diese in Basel älteste diesbezügliche Quelle bezeichnet fünf Zimmer, die erforderlich sind, ein Kapitel (Hochgradloge) zu halten. Gibt es in der Zimmerflucht der Beletage des Kaufmannshauses Indizien, die auf den Logenzweck hinweisen? Das wichtigste Argument für eine beabsichtigte freimaurerische Zweckbestimmung ist die Einbindung der Enfilade in einen Symbolweg, der an den Fassaden beginnt und im Vestatempel seinen Höhepunkt hat. Als unauffällige, nicht zwingende Anzeichen wären anzuführen: die korinthischen Pilaster im Saal, die der vom Tempel Salomons überlieferten Ordnung entspricht, die doppelten Flügeltüren, mit denen der Saal akustisch abgeschirmt ist, die schwarzgrundige Tapete in dem üblicherweise als ‹dunkle Kammer › zur Vorbereitung des Kandidaten dienenden Raum, oder auch das Muster des Parketts. Üblicherweise wurden die zur Logenarbeit dienenden Utensilien mobil gehandhabt, die reguläre Möblierung der Repräsentationsräume, die keine Auffälligkeiten aufweist, konnte also beiden Zwecken dienen. Logenanlässe bei Tag oder bei Nacht konnten diskret stattfinden, da das Haus – im Gegensatz zu den anderen Basler Bürgerhäusern der Epoche – komplett mit Innenläden versehen ist. Die Analyse der Architektur ergänzen Beobachtungen, die mit der Farbsymbolik und der Zahlensymbolik der Freimaurerei in Zusammenhang zu bringen sind: Die Farbe des ersten Hochgrads, des Schottischen Andreasmeisters der Strikten Observanz ist grün. Vom Bauherrn existiert ein Bildnis des Malers Anton Graff, das den Bauherrn mit grünem Kragen zeigt. Sein Schlafzimmer ist mit grünem Täfer ausgestattet, auf dem freimaurerische Tugendideale dargestellt sind. Die Farbe des inneren Ordens, der zweiten und dritten Stufe des Hochgrads, ist rot. Ein weiteres Bildnis von Anton Graff zeigt den Bauherrn in einem rotsamtenen Gewand. Die heilige Zahl der Schottischen Loge, der Hochgradloge des Bauherrn, ist vier. Beim Richtfest im September 1776 brannten an den Fenstern vor jedem Kreuzstock vier Wachskerzen. Die Säulen oder Säulenpaare im Haus treten jeweils vierfach auf. Ein vierfaches Konsolenpaar trägt den Balkon mit den Ordenssymbolen. Die im Keller auf dem Schlussstein des Gewölbes eingemeisselte Jahreszahl 1777, die in der vertikalen Achse unter dem Tempelportal liegt, hat die Quersumme 22, davon ist die Quersumme vier. Vier Ordenskreuze zieren das Balkongeländer. Vier Kreise mit Punkt finden sich auf den Umkehrpodesten im Treppenhaus. Aus der Zahl vier konstituiert sich das Bodenmuster im quadratischen Grundriss des Vestibüls. Vom Erdgeschoss führen 3 + 6 + 8 + 14 = 31 Stufen ins Vestibül, die Quersumme ist vier. Damit ist die Vier, auch als vierte ErkenntnisDas Haus zum Kirschgarten
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stufe auf dem Weg zum schottischen Andreasmeister, vielfach in der Architektur und auf dem Weg zum Portal des Tempels in der Architektur verankert. Als Ergebnis der Beobachtungen am Bau ist festzuhalten, dass dem Haus zum Kirschgarten neben seiner Bestimmung als Wohnund Geschäftshaus ein umfassendes, auf die Symbolik der Freimaurerei im Hohen Orden der Ritter des heiligen Tempels zu Jerusalem abgestimmtes Programm zugrunde liegt. Auch die Raumdisposition entspricht den Vorgaben eines freimaurerischen Ordenshauses. Damit ist das Haus zum Kirschgarten der im 18. Jahrhundert einzige für Logenzwecke errichtete und erhaltene Freimaurerbau der Strikten Observanz in der Schweiz und darüber hinaus eines der wenigen bekannten und erforschten frühen Beispiele seiner Art überhaupt. Die Nähe der symbolischen Elemente zu französischen Diplomen dieser Zeit (Strassburg, Paris) lässt einen französischen Einfluss vermuten, der sich mit der Entstehung der Hochgradlogen ursprünglich in Frankreich erklären lässt. Während der Bauzeit wiederum (1775–1780) erfolgte die Annäherung der französischen Logen an das dadurch expandierende deutsche System der Strikten Observanz. Basel erlebte in diesem Umbruch den Wechsel von der VII. Provinz (Niederdeutschland) zur V. Provinz (Burgund) mit dem Sitz des Provinzkapitels in Strassburg und 1779 die Erhebung zur Präfektur unter einem unabhängigen schweizerischen Priorat. Dass der in Frankreich ausgebildete Architekt Nicolas de Pigage, Oberbaudirektor am kurpfälzischen Hof, einen stärkeren Einfluss auf die Planung ausübte als bisher angenommen, darauf deuten die Nähe stilistischer Details zu seinen Bauten hin, ebenso die Bühnenbildentwürfe, die den Kontakt von Johann Ulrich Büchel, des Basler Architekten des Hauses zum Kirschgarten, zum Nationaltheater in Mannheim bezeugen. Die damit gegebene Nähe zur freimaurerisch geprägten Anlage des Schlossgartens in Schwetzingen und der ordensgeschichtliche Hintergrund sind jedoch nur Indizien, auch die Biografie des vielreisenden Bauherrn oder andere Quellen, etwa zu dem einflussreichen Basler Verleger und Kunstagenten Christian von Mechel, geben keine konkreten Hinweise zur freimaurerischen Konzeption oder zur vermuteten Nutzung des Stadtpalais. Zwar empfehlen zahlreiche Reisebeschreibungen das Haus zum Kirschgarten mit dem Hinweis auf die Schönheit und den Geschmack der Architektur, gestehen ihm fürstliche Pracht und das Prädikat «bei weitem das feinste Privatgebäude» in der Schweiz zu. Selbst im Vergleich zu den beiden kurz zuvor entstandenen beiden Palais der Herren Sarasin, ( Weisses und Blaues Haus) sei es «in einem weit grösseren Stil» erbaut. Doch keiner der Autoren legt die verborgene Bedeutung offen. 166 Zusammenfassung
Wie aus der Korrespondenz des Basler Meisters vom Stuhl Andreas Buxtorf mit Diethelm Lavater in Zürich hervorgeht, bestand zwischen 1770 und 1778 die Absicht, eine von den Ordensoberen in Deutschland weitgehend unabhängige helvetische Freimaurerei im Hochgrad der Strikten Observanz zu etablieren und dafür auf die Schweiz bezogene Ziele zu definieren. Für Buxtorf war zwar die «Wiederherstellung des Ordens der Templer ein Unding – in Sonderheit für uns alle, die nicht so katholisch sind, ein Projekt eines Schwärmers». Gleichzeitig hielt er aber auch am System fest: Er wollte dafür einen Inhalt ersinnen, «der nur auf die Schweizer passen und nicht allgemein sein sollte». «Das Bild der Freiheit, als die Grundlage unseres unabhängigen Landes … könnte die Entwicklung unserer Arbeiten sein.» Mit Johann Rudolf Burckhardt – so die Hypothese – fand sich ein potenter Bauherr, der diesen Plänen in seinem Privathaus Raum schenken und ihnen einen baulichen Ausdruck verleihen wollte. Die während der Bauzeit international aufkommende Krise des Systems der Strikten Observanz, die zur Entsagung der Herkunftslegende vom Templerorden führte und 1784 die Einstellung der Logen in Basel zur Folge hatte, dürfte der Grund dafür sein, dass das Stadtpalais von Johann Rudolf Burckhardt die ihm zugedachte Rolle, wenn überhaupt, nur kurze Zeit erfüllt hat. Der Bauherr wandte sich 1786 mit der neugegründeten Gesellschaft für das Gute einer anderen Institution zu, die sich einer nationalen Reformbewegung verpflichtete. Er überschrieb das Haus 1789 seinen Söhnen und verlegte seinen Lebensmittelpunkt aufs Land, wo er in der Nähe von Gelterkinden 1794 das Landgut ‹ Auf der Erndhalden› erbaute. Als das Logenleben in Basel 1808 mit der Loge ‹Zur Freundschaft und Beständigkeit › wieder auflebte, war er nicht mehr dabei.
Das Haus zum Kirschgarten
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Résumé Burkard von Roda
La Haus zum Kirschgarten
Palais de marchand et siège de l’ordre du Temple – une architecture maçonnique à Bâle
Aucun autre bâtiment de l’Ancien Régime n’est connu en Suisse pour son histoire franc-maçonne. Or seul ce passé peut expliquer les singularités architecturales de la Haus zum Kirschgarten, demeure à la fois résidentielle et commerciale commandée par un particulier. Leur symbolique renvoie aux mythes originels de la franc-maçonnerie : à sa filiation mythique judéo-chrétienne et gréco-romaine, mais aussi à la légende des racines médiévales des Templiers et aux courants théosophiques de l’Époque moderne. Cette découverte, résultant de recherches récentes, confère une importance insoupçonnée au palais de marchand acquis par le canton de Bâle-Ville en 1917 et transféré en 1930 au Musée historique de Bâle, en vue d’en faire un musée de l’habitat. Construite entre 1775 et 1780, la Haus zum Kirschgarten est intimement liée à l’histoire de la franc-maçonnerie et à son premier apogée en Suisse. Le projet de construction ambitieux de Johann Rudolf Burckhardt (1750–1813), un jeune fabricant de rubans de soie, et de son architecte Johann Ulrich Büchel (1753–1792) reflète le succès du système de hauts grades de la stricte observance et, par conséquent, le but de leurs chefs de file à Bâle et Zurich : instituer une loge nationale helvétique. Il s’agit du plus ancien patrimoine bâti de la franc-maçonnerie dans la Confédération et – autant qu’on puisse le savoir – également de l’un des premiers temples privés conservés dans sa conception originale. L’appartenance, jusqu’à présent méconnue, du commanditaire à la loge bâloise ‹Libertate› est le seul élément corroboré par une source écrite permettant d’étayer les références maçonniques de l’architecture. C’est pourquoi les thèses soutenues ici ont pour origine des observations sur le bâtiment lui-même ainsi que des indices fournis par des sources indirectes, telles que des lettres du vénérable maître de la loge bâloise, Andreas Buxtorf, à son frère en maçonnerie zurichois, Diethelm Lavater, ou encore les portraits du maître d’ouvrage, la série incomplète de plans de construction conservés, des sources textuelles et iconographiques sur l’univers symbolique maçonnique (Constitutions de la franc-maçonnerie, cahiers de rites, diplômes de francs-maçons, tableaux – ou tapis – de loge) et quelques rares sources écrites de l’entourage. 168 Résumé
De nombreux indices observés sur les façades et à l’intérieur de la Haus zum Kirschgarten établissent qu’elle a certes été conçue comme un bâtiment privé, à la fois résidentiel et commercial, mais également comme un temple. Cette vocation n’est pas identifiable immédiatement et n’était pas connue, car la discrétion est la marque de la franc-maçonnerie, et les frères, tout particulièrement ceux des loges de hauts grades, sont tenus au secret. Mais dès lors que l’on tient compte de l’histoire de l’ordre maçonnique, l’hypothèse du double rôle de l’hôtel de Burckhardt est confortée par des éléments de l’iconographie architecturale, par le nombre et la disposition des pièces ainsi que par les détails de l’aménagement. C’est sur ces prémisses que s’appuie la thèse principale, à savoir que la symbolique du système de l’ordre maçonnique se révèle dans l’architecture de la Haus zum Kirschgarten. La maison tire sa légitimité historique de son matériau de construction, des pierres de taille de l’église de la commanderie Saint-Jean, rasée en 1775, l’année du début du chantier. L’ordre de Saint-Jean étant considéré comme le successeur des Templiers, les vestiges architecturaux de la commanderie permettent d’établir un lien direct entre la demeure bâloise et la légende fondatrice franc-maçonne du Haut ordre des chevaliers du saint temple de Jérusalem. La personne habilitée à disposer des bâtiments de la commanderie de Saint-Jean de Bâle est un frère maçon de Burckhardt. L’ordre de la stricte observance avec ses hauts grades, à laquelle appartient la loge bâloise, s’est donné pour mission de faire revivre l’ordre des Templiers dissous au XIVe siècle. Le second temple de Salomon et sa reconstruction par l’ordre en sont le symbole. Avec sa façade sur rue entièrement revêtue de pierres de taille, la Haus zum Kirschgarten se distingue des façades en enduit des hôtels particuliers des marchands bâlois. La référence faite par ce truchement au temple de Salomon, l’un des principaux symboles de la franc-maçonnerie, s’éclaire à la description de la construction du temple livrée dans les Constitutions des francs-maçons – et reprise de l’Ancien Testament. Il y est notamment écrit que l’on a utilisé à cette fin des pierres de grande qualité et déjà taillées à la scie dans la carrière. Le tableau du degré d’apprenti de 1779 – une source iconographique de la loge zurichoise ‹Modestia cum Libertate›, étroitement liée à celle de Bâle – montre le temple symbolique appareillé de telles pierres. Il établit ainsi un lien avec le rituel pratiqué à la même époque, par lequel le candidat œuvre à s’ennoblir lui-même en taillant une pierre brute en cube. Dans la franc-maçonnerie opérative du Moyen Âge, la métaphore du maître d’œuvre comme pierre vivante de la cathédrale édifiée par ses soins se retrouve déjà La Haus zum Kirschgarten
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dans le haut-relief des bâtisseurs de la cathédrale de Bâle vers 1200. La référence au temple se lit dans les trois piliers ou colonnes symboliques, des façades et de l’intérieur, sur lesquelles repose la construction allégorique de la franc-maçonnerie : la force (Hercule), la sagesse (Athéna/Minerve) et la beauté/la lumière (Apollon) sont incarnées par les attributs des divinités antiques associés à l’ordre des colonnes doriques, ioniques et corinthiennes. L’architecture des colonnes est une caractéristique de la Haus zum Kirschgarten. Aucune autre demeure de patricien n’en possède au XVIIIe siècle, époque à laquelle on fait la distinction entre architecture privée et publique, de même qu’entre état bourgeois et princier. L’architecture de la Haus zum Kirschgarten passe outre – comme si elle était vouée à un dessein supérieur –, puisque l’on trouve des colonnes dans le hall d’entrée (dorique), dans le vestibule (ionique) et dans le projet de temple de Vesta (corinthien). L’ordonnance de pilastres de la bibliothèque au rez-de-chaussée est d’ordre ionique (= sagesse), tandis que celle de la salle au premier étage et de la pièce principale, en réalité le temple, sont d’ordre corinthien (= beauté). Le ternaire des vertus maçonniques, accompagné de Vénus, détermine également l’ornementation iconographique de la chambre à coucher du commanditaire, alors jeune marié. La peau de lion (attribut d’Hercule) au-dessus du portail sur rue s’insère dans une double allégorie symbolique : elle figure, d’une part, la force liée à l’ordre dorique et donc un idéal de vertu de la franc-maçonnerie et représente, d’autre part, la loge de hauts grades de Burckhardt, ‹ A Libertate› (‹ À la liberté›). En tant qu’allégorie de la liberté suisse, l’attribut peut en effet être aussi directement rattaché au mythe d’Hercule ancêtre des Helvètes. Une légende popularisée peu auparavant par l’Allgemeines Helvetisch Schweizerisches Lexikon (Encyclopédie universelle helvétique suisse). De plus, sa concrétisation artistique est à la pointe de l’actualité, puisque l’année du début du chantier, 1775, est celle où le projet Hercule au repos du sculpteur Alexander Trippel est diffusé aussi bien à Berne, Zurich ou Schaffhouse qu’à Bâle. Trippel est d’ailleurs en contact avec le maître d’ouvrage. Dans un sens plus large, on peut interpréter l’allégorie léonine comme la volonté des maîtres des loges bâloise et zurichoise de placer l’Union helvétique des loges sous le signe de la liberté. En conséquence, la Haus zum Kirschgarten peut s’analyser comme une déclaration d’indépendance architecturale précoce – et donc singulière – dans l’histoire de la franc-maçonnerie suisse. Le portrait le plus représentatif de Johann Rudolf Burckhardt le montre posant assis à côté de statuettes des divinités antiques 170 Résumé
Apollon et Hermès/Mercure. Il se présente ainsi de prime abord comme un mécène et un marchand, mais, pour les initiés, également comme un franc-maçon de la stricte observance. Les éléments symboliques s’y référant sont visibles sur la façade côté jardin de son palais : le motif de la lyre solaire dorée, au centre de la balustrade du balcon, personnifie la lumière maçonnique de la connaissance. Mais la lyre, attribut du dieu du soleil Apollon, inclut aussi l’inventeur de cet instrument, à savoir Hermès/Mercure, le dieu des sciences occultes cultivées par la stricte observance, c’est-àdire l’alchimie. Cette dernière est représentée sur cette même balustrade par les symboles des quatre éléments. Le niveau de signification mythologique et symbolique y est doublement relié à des symboles de l’ordre : le motif doré de la lyre solaire représente également l’Eques a Sole aureo, le Chevalier au soleil d’or, grand maître occulte de l’ordre. Quatre croix des Templiers (croix pattées), formées par des feuilles d’acanthe et pourvues d’une croix de saint André, symbolisent la loge écossaise de saint André et le système de hauts grades dans l’ordre. Par conséquent, la ferronnerie qui orne la façade côté jardin s’avère être un support symbolique de première importance, par lequel son commanditaire proclame clairement son adhésion à l’ordre de la stricte observance. Le projet de temple Vesta au premier étage, dont on ne trouve trace que sur les plans, renvoie tacitement à l’histoire architecturale dans les Constitutions de la franc-maçonnerie rédigées par James Anderson, précisément au temple édifié à Rome par son roi Numa Pompilius, qui y est décrit comme le ‹fondateur de l’ordre des vestales›. La source historique maçonnique ne se réfère pas uniquement à cet exemple de la Rome antique. Elle peut aussi s’entendre – en écho au service du temple accompli par les vestales – comme une allusion contemporaine au débat qui émerge à cette époque sur l’adhésion des femmes aux loges et à la multiplication des loges d’adoption. La position du temple de Vesta dans la distribution des espaces au premier étage se manifeste dans le rehaussement des moyens architecturaux, à savoir dans une construction en forme de baldaquin sur quatre colonnes corinthiennes en marbre. Le concept d’ornementation est un geste de prompte réaction à la fondation d’une seconde loge bâloise au cours de la phase terminale du chantier, en 1778-1779 : la statue de vestale en marbre, commandée à Rome au sculpteur Alexander Trippel, entretient le feu éternel de l’amitié sur l’autel. Le relief sur la face avant de l’autel est dédié à cet idéal. La nouvelle loge porte le nom de ‹Zur vollkommenen Freundschaft › (‹ À l’amitié parfaite›). À travers cette référence – et celle de la peau de lion au-dessus du portail –, le projet architectural contient des La Haus zum Kirschgarten
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allusions cryptées aux deux loges actives à Bâle à l’époque. Le placement de ces indices – au début et à la fin d’un parcours symbolique – témoigne d’une mise en scène mûrement réfléchie. Le culte de Vesta donne la clé d’une triple symbolique maçonnique encore plus profonde : Vesta en tant que déesse de la terre, mais aussi la mission de ses prêtresses, qui doivent veiller sur le feu sacré et puiser l’eau pure dans la source sacrée pour le rite sacrificiel, prédestinent ce culte à la symbolique des sciences occultes. Celle-ci se dévoile non seulement dans le projet de temple de Vesta, mais aussi dans les rambardes en fer forgé du balcon et de l’escalier, de même que dans le diagramme sur le sol du vestibule devant le portail du temple, qui renvoie à la création. Le deuxième niveau symbolique se réfère à l’illumination maçonnique incarnée par le dieu du soleil. L’illumination est liée au feu des vestales, car celui-ci était ravivé par les prêtresses tous les ans, acte qui devait se faire directement par la force du soleil. Troisième niveau, les vestales étaient les gardiennes du Palladium (ou Palladion), la statue cultuelle d’Athéna/Minerve sauvée des ruines de Troie par Énée et rapportée à Rome lors de sa fondation. Cet aspect du culte de Vesta se rattache à la foi en la pérennité de la domination romaine. Ainsi, pour la franc-maçonnerie, Athéna/Minerve personnifie non seulement l’idéal de la sagesse, mais fait aussi référence à ses propres origines légendaires dans la lignée de l’ordre des Templiers et à leurs savoirs prétendument transmis – le secret de l’ordre, sur lequel les francs-maçons veillent jalousement. C’est là un des fondements de l’organisation, et sa sauvegarde est la garantie de son épanouissement. Le temple de Vesta doit ainsi doter la Haus zum Kirschgarten, conçue comme le siège de l’ordre en Suisse, d’un symbole universel : elle est un temple de la sagesse et de l’illumination, un refuge du secret de l’ordre et de l’amitié. Malheureusement, le temple n’a jamais été achevé : le maître d’ouvrage s’est désintéressé du projet. On peut supposer que ce revirement a rapport aux réformes du système initiées à l’époque et aux querelles afférentes dans l’entourage de sa loge. Même le projet revu à la baisse, qui renonce à la symbolique alchimiste et semble donc se conformer aux réformes, n’a pas vu le jour. Johann Rudolf Burckhardt fait faux bond au sculpteur et à son travail commencé à Rome. Alexander Trippel, élève de Johannes Wiedewelt, un sculpteur et franc-maçon de Copenhague, finit par vendre sa vestale en 1782 à la cour princière saxonne à Dresde, où elle se trouve encore aujourd’hui. Dans ce contexte, le projet est une illustration exemplaire du déclin de l’ordre franc-maçon. 172 Résumé
L’interprétation des façades et de la succession spatiale de la Haus zum Kirschgarten comme un itinéraire symbolique d’inspiration maçonnique dont la destination est le temple de Vesta peut être poursuivie à l’intérieur : le parcours menant du hall d’entrée au vestibule du premier étage en empruntant l’escalier est en effet parsemé d’éléments symboliques. En témoignent le balustre du premier emmarchement, couronné de l’urne, la rambarde de l’escalier ornée des symboles du feu, de l’eau, de la terre et de l’air, les cercles avec leur point central sur le sol des paliers et même le nombre de marches. L’escalier débouche dans le vestibule, qui, comme les paliers, est orné d’un dallage de grès poli alternant les teintes sombres et claires. Le motif de ce revêtement, composé de cercles et de carrés, renvoie à l’importance du chiffre quatre dans les textes du rite écossais de saint André. Ils évoquent le mythe fondateur de l’ordre du Temple en 1118 à Jérusalem et la reconstruction du temple de Salomon. C’est sur cette toile de fond que l’on peut décrypter la symbolique du sol comme le savoir pansophique gardé dans le secret de l’ordre, pour lequel l’acte de création de l’univers relève d’un processus alchimique. Inspiré d’un diagramme publié en 1719 par un certain Gregorius Anglus Salwigt, alias von Welling, le dallage figure une représentation abstraite de la création, une interprétation corroborée par le rite daté de 1784 dans les archives de la loge à Bâle. Dans le vestibule, en outre, la mise en scène de l’entrée vers la salle rappelle le portail du temple de Salomon : le motif architectural de la paire de colonnes symbolise les deux piliers Jakin et Boaz placés à l’entrée du temple. Sa position dans l’espace du palais fait écho à son rôle central dans la symbolique maçonnique. Le portail est à l’intersection des volumes bâtis et donc au centre de l’édifice. La lumière naturelle venant de l’orient souligne cette interprétation : la clé de voûte symbolique de l’illumination est constituée par la lyre solaire de la balustrade du balcon, orientée vers le portail du temple. Même si l’on ne peut être certain que les lieux aient été utilisés à cet effet, on peut supposer que la totalité de l’enfilade de pièces du premier étage, côté rue, ainsi que la salle à manger à l’arrière étaient à la disposition des tenues de la loge. Le nombre, la taille et la disposition des pièces sont conformes au règlement manuscrit de « l’aménagement général de la loge » transmis en 1784 à la loge bâloise ‹Zur vollkommenen Freundschaft › par le grand maître de la Ve province à Strasbourg. Cette source, la plus ancienne de Bâle sur le sujet, évoque cinq pièces indispensables pour tenir un chapitre ( loge de hauts degrés). Existe-t-il dans la suite de pièces au premier étage du palais des indices d’une finalité maçonnique ? L’argument principal allant dans ce sens est l’insertion de l’enfilade dans La Haus zum Kirschgarten
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un parcours symbolique qui part des façades et atteint son point d’orgue dans le temple de Vesta. Énumérons ici un certain nombre de signes discrets et non infaillibles : les pilastres corinthiens dans la salle, qui correspondent à l’ordre de ceux du temple de Salomon, les deux portes à double battant qui assurent l’isolation acoustique de la pièce, les papiers peints à fond noir, dans la pièce servant habituellement de ‹chambre noire›, c’est-à-dire le cabinet de réflexion où l’on prépare le candidat, ou encore le motif du parquet. Les ustensiles des tenues de la loge sont en général mobiles ; l’ameublement ordinaire des pièces d’apparat, qui n’offre aucune particularité, peut donc remplir une double fonction. Les activités de la loge pouvaient se dérouler discrètement de jour ou de nuit, puisque la demeure, contrairement aux autres maisons bourgeoises de Bâle à l’époque, est entièrement équipée de volets intérieurs. À l’analyse de l’architecture s’ajoutent des observations qui sont à réinscrire dans le contexte de la symbolique des couleurs et des nombres de la franc-maçonnerie : la couleur du maître écossais de Saint-André de la stricte observance est le vert. Il existe un portrait de Johann Rudolf Burckhardt peint par Anton Graff sur lequel il porte un col vert. Sa chambre est décorée de boiseries vertes sur lesquelles sont représentés les idéaux de vertu maçonniques. La couleur de l’ordre intérieur, les deuxième et troisième grades du système de hauts grades, est le rouge. Un autre portrait d’Anton Graff montre le maître d’ouvrage en habit de velours rouge. Le nombre sacré du rite écossais, le sien, est le quatre. Lors de la cérémonie du « bouquet final » à la fin du gros œuvre, en septembre 1776, quatre bougies brûlent devant chacune des croisées de fenêtre. Toutes les colonnes ou paires de colonnes de la maison sont groupées par quatre. Une quadruple paire de consoles supporte le balcon orné des symboles de l’ordre. La somme des chiffres de la date gravée dans la clé de voûte de la cave, 1777, qui se trouve dans l’axe vertical du portail du temple, s’élève à 22, dont la somme est quatre. Quatre croix de l’ordre ornent la balustrade du balcon. Les paliers de l’escalier sont ornés de quatre cercles avec point. Le motif du dallage dans le vestibule de plan carré est constitué du chiffre quatre. 3 + 6 + 8 + 14 = 31 marches séparent le rez-de-chaussée du vestibule, la somme de leur nombre est encore quatre. Nous trouvons donc ce chiffre quatre, qui est également le quatrième grade de connaissance sur la voie du maître écossais de Saint-André, inscrit de maintes façons dans l’architecture et tout au long du parcours menant au portail du temple. Les observations faites sur le bâtiment établissent que la Haus zum Kirschgarten, outre son affectation résidentielle et commer174 Résumé
ciale, repose sur un projet global accordé à la symbolique de la franc-maçonnerie dans le Haut ordre des chevaliers du saint temple de Jérusalem. La disposition des pièces correspond elle aussi aux directives d’une loge maçonnique. Ces éléments font de la Haus zum Kirschgarten le seul édifice maçonnique du XVIIIe siècle construit – et préservé – dans le dessein d’abriter une loge de la stricte observance en Suisse, et, plus largement, l’un des rares exemples précoces de ce type à être connu et étudié. Les éléments symboliques, semblables aux diplômes français de cette époque (Strasbourg, Paris), incitent à présumer une influence française, qui s’explique par la genèse française des loges de hauts grades. Or, à l’époque de la construction (1775-1780), les loges françaises se rapprochent du système allemand de la stricte observance, en pleine expansion. Au cours de cette mutation, Bâle passe de la VIIe province (Basse-Allemagne) à la Ve province de l’ordre (Bourgogne), dont le chapitre provincial est sis à Strasbourg et, en 1779, Bâle est élevée au rang de préfecture subordonnée à un prieuré suisse indépendant. L’affinité entre les détails stylistiques de la demeure et ceux des bâtiments de Nicolas de Pigage, architecte en chef à la cour de l’électeur palatin formé en France, indique que Pigage a influencé les plans plus fortement que ce qu’on le supposait jusqu’à présent. Sa griffe se remarque également dans les esquisses de décor, qui témoignent des contacts de Johann Ulrich Büchel, l’architecte bâlois de la Haus zum Kirschgarten, avec le théâtre national de Mannheim (où se trouvait la cour palatine). Toutefois, les analogies stylistiques avec les jardins d’inspiration maçonniques du château de Schwetzingen et avec des éléments relatifs à l’histoire de l’ordre restent de pures hypothèses. La biographie du grand voyageur que fut le maître d’ouvrage ou encore d’autres sources, par exemple sur Christian von Mechel, influent éditeur et agent artistique bâlois, ne fournissent pas plus de données concrètes sur la conception maçonnique ou sur l’affectation présumée du palais. De nombreux récits de voyage recommandent certes la Haus zum Kirschgarten en mentionnant sa beauté et le bon goût de son architecture, à laquelle ils attribuent une somptuosité digne d’un prince. Ils la qualifient de «bâtiment privé de loin le plus délicat » de Suisse, «construit dans un style plus grand » aux deux demeures des frères Sarasin (maison bleue et maison blanche), construites peu auparavant. Mais aucun des auteurs ne révèle sa signification secrète. La correspondance d’Andreas Buxtorf, vénérable maître de Bâle, et de Diethelm Lavater à Zurich atteste l’existence, entre 1770 et 1778, d’un projet visant à établir la franc-maçonnerie helvétique dans le système de hauts grades de la stricte observance, tout en l’affranLa Haus zum Kirschgarten
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chissant largement de la tutelle des grands maîtres allemands et donc en définissant des objectifs taillés sur mesure pour la Suisse. Pour Buxtorf, la « restauration de l’ordre des Templiers [est] une aberration – en particulier pour nous tous qui ne sommes pas tellement catholiques ; un projet d’exalté ». Mais dans le même temps, il tient fermement au système : il souhaite trouver un sens, « qui ne soit pas général, mais adapté qu’aux seuls Suisses … La vision de la liberté comme socle de notre pays indépendant … pourrait être le fruit de nos tenues ». Il trouve en Johann Rudolf Burckhardt – c’est l’hypothèse défendue ici – un commanditaire fortuné, prêt à accueillir ces projets dans sa demeure et à les figurer dans l’architecture du bâtiment. La crise internationale du système de la stricte observance, qui éclate pendant la construction de la Haus zum Kirschgarten et mène à tourner la page du mythe fondateur de l’ordre du Temple, puis, en 1784, à la disparition des loges bâloises, explique probablement pourquoi le palais de Johann Rudolf Burckhardt n’a rempli – tout au plus – que très brièvement le rôle qui lui était voué. En 1786, le maître d’ouvrage se tourne vers une nouvelle institution, la Société pour la bonté, qui s’engage dans un mouvement national de réforme. Il lègue la demeure à ses fils en 1789 et s’installe à la campagne, où il fait construire en 1794 le domaine ‹ Auf der Erndhalden› près de Gelterkinden. Lorsque la franc-maçonnerie bâloise connaît une résurgence en 1808 avec la création de la loge ‹Zur Freundschaft und Beständigkeit › (‹ À l’amitié et la constance›), il n’en est plus. Traduit de l’allemand par Valentine Meunier
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Summary Burkard von Roda
Haus zum Kirschgarten
Merchant’s Mansion and Templar Lodge – Masonic Architecture in Basel
No other structure dating back to the time of the Ancien Régime and characterised by the Freemasonry movement is known to exist in Switzerland. Only against this backdrop is it possible to explain the architectural features of this residential and commercial building, constructed for a private builder-owner. Their symbolism can be seen to refer to the legends of Freemasonry’s origins: to its mythical derivation from the Judaeo-Christian cultural circle and from Greek and Roman antiquity, but also to the mediaeval legend of descent from the Templars, and to the modern era’s theosophical movements. This finding from new research causes Haus zum Kirschgarten, which was purchased by Canton Basel-City in 1917 and handed over to the Basel Historical Museum in 1930 for use as a museum of domestic culture, to take on previously unrecognised significance: This merchant’s mansion, built between 1775 and 1780 in Basel, is closely linked to Freemasonry’s history and first heyday in Switzerland. The ambitious construction project commissioned by young silk ribbon manufacturer Johann Rudolf Burckhardt (1750– 1813) and directed by his architect Johann Ulrich Büchel (1753–1792) reflects not only the success of the Strict Observance, a Masonic system of progressive degrees, but also the corresponding goal of its exponents in Basel and Zurich, to set up a Helvetian national lodge. It is the oldest example of Masonic built heritage in Switzerland and, as far as can be ascertained, one of the early private lodges in general to still remain on its grounds. The builder-owner’s previously overlooked membership of the Basel lodge called ‘A Libertate’ is the only fact backed up by a written source that substantiates a link between the architecture and Freemasonry. For this reason, the theses put forward here are based on observation of the building itself or on evidence from indirect sources, such as letters from the head of the Basel lodge, Andreas Buxtorf, to his Masonic brother Diethelm Lavater in Zurich, portraits of the builder-owner, the incomplete series of surviving construction plans, pictorial and written sources of information on Masonic symbols (Constitutions of the Free-Masons, ritual book-
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lets, Masonic diplomas, tracing cloths) and a few written sources from the milieu. The facades and interior of Haus zum Kirschgarten bear numerous indications that, alongside its intended purpose as a residential and commercial building, it was also designed to be a lodge and temple. If it is not immediately evident, and was not known, that this merchant’s mansion had such a purpose, this can be explained by the secrecy of Freemasonry and the duty to remain silent, which was imposed on the brothers, especially in the high degrees. Against the backdrop of the history of the Masonic order, arguments provided by the architectural iconography, the space allocation plan and details of the building’s arrangement support the notion of this dual role. These are the premisses behind the main thesis, namely that symbolism from the Masonic order system manifests itself in the architecture of Haus zum Kirschgarten. With stone blocks from the Church of the Commandery of the Basel Order of Saint John, which was demolished in 1775, the year in which construction of Haus zum Kirschgarten began, the building obtains historical legitimation via the material used for its construction. As the Order of Saint John was an institution seen as a successor of the Templars, its local structural legacy in Basel facilitated a direct link to the Masonic legend of the origins of the High Order of the Knights of the Holy Temple of Jerusalem. One of the builder-owner’s Masonic brothers held the right of disposal over the buildings that belonged to the Commandery of the Basel Order of Saint John. The Strict Observance system of progressive degrees, which the Basel Masonic lodge was part of, claimed to be the de facto revival of the Templar order, which had been disbanded in the 14th century. This revival was symbolised by the destroyed Second Temple of Solomon and by the order’s rebuilding of it. Unlike the plastered facades of Basel merchant princes’ urban mansions, the surface of Haus zum Kirschgarten’s street facade is completely clad in stonemasonry. The structure thus makes reference to the Temple of Solomon, which is one of the main symbols of Freemasonry. One explanation for this is offered by the description of the construction of that temple, transferred from the Old Testament to the Constitutions of the Free-Masons: This says that valuable stones, already sawn to size in the quarry, were used for the structure. One pictorial source from the Zurich lodge ‘Modestia cum Libertate’, which was closely connected to Basel, is the tracing board for the degree of Apprentice from the year 1779. This shows the symbolic temple made of such blocks and thus establishes a link with the ritual practised at that time, in which the candidate 178 Summary
would work on his self-improvement – from rough stone to cubic stone. In mediaeval operative masonry, the metaphor of the master of work as a living stone in the structure of the episcopal church that he has built appeared as early as around the year 1200 in Basel Minster’s master-builder panel. On the facades and in the interior, reference is made to the construction of the temple via representations of the three pillars or columns on which the symbolic structure of Freemasonry rests: Strength (Hercules), wisdom (Athena/Minerva) and beauty/light (Apollon) are embodied by attributes of antique deities in combination with the Doric, Ionic and Corinthian column orders. The column architecture is a distinctive feature of Haus zum Kirschgarten that characterised no other patrician house in 18th-century Basel, due to the prevalent distinction between public and private architecture, as well as between the aristocracy and the middle class. Devoted to a higher purpose, the architecture of Haus zum Kirschgarten ignores this – there are columns in the entrance hall (Doric), in the vestibule (Ionic) and in the plans for the Vestal temple (Corinthian). The library’s pilaster arrangement on the ground floor is of the Ionic order (= wisdom), while the hall on the piano nobile, the main room and actual temple, is of the Corinthian order (= beauty). Together with Venus, the Masonic triad of virtues also defines the iconographic programme in the bedroom of the builder-owner, who was newly married at the time. As an attribute of Hercules, the lion skin above the main entrance has a twofold allegorical/symbolic basis: On the one hand, it stands for strength, one of Freemasonry’s virtuous ideals, which is associated with the Doric order. On the other hand, it represents the builder-owner’s high-degree lodge ‘A Libertate’ (meaning ‘To Liberty’). In particular, as an allegory of Helvetian liberty, this attribute can also be directly linked to the myth of Hercules as forefather of the Helvetians. Not only had this myth been disseminated shortly beforehand in the General Helvetian Swiss Lexicon, but in 1775, the year when the construction work began, its artistic implementation, as propagated by sculptor Alexander Trippel’s Hercules project in Bern, Zurich, Schaffhausen and Basel, was very much in vogue. Trippel was in contact with the builder-owner. Taken further, the meaning of the allegory can be applied to the aspiration of the heads of the Basel and Zurich lodges to establish a Helvetian lodge association under the banner of liberty. Haus zum Kirschgarten can therefore be seen as an early and unique built declaration of independence in the history of Freemasonry in Switzerland. Haus zum Kirschgarten
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In his most representative portrait, the builder-owner surrounds himself with statuettes of the antique deities Apollo and Hermes/ Mercury, thus presenting himself as a patron of the arts and merchant on the surface, but also as a high-degree mason to the initiated. The related symbolism appears on his urban mansion’s garden facade: The gilded sun-lyre motif in the middle of the balcony railing stands for the Masonic light of knowledge, but the lyre, as an attribute of the sun god Apollo, also incorporates the inventor of this instrument, namely Hermes/Mercury, god of the secret sciences preserved by the Strict Observance, which equate to alchemy. This is represented by symbols of the four elements on the railing. The level of meaning defined by mythological symbolism is combined with symbols of the order in two ways on this railing: The gilded sun-lyre motif also stands for Eques a Sole Aureo, Knight of the Golden Sun – the secret grand master of the order; and four Templar crosses, formed by acanthus leaves and endowed with a Saint Andrew’s Cross, stand for the Scottish Saint Andrew Lodge and the order’s high degree named after this saint. Thus, the wrought ironwork exhibited on the garden facade proves to be a primary symbolic vehicle, with which the builder-owner clearly acknowledges the Order of Strict Observance. Only documented in plans, the Vestal temple project for the piano nobile implicitly refers to the architectural history included in the text of the Constitutions of the Free-Masons by James Anderson, and specifically to the temple built in Rome by the Roman king Numa Pompilius, ‘founder of the Order of the Vestals’. Not only does the Masonic historical source mention this example from Roman antiquity, but with respect to the era of the project, a connection can be made with the rise of women’s lodge membership in those years and to the spread of lodges of adoption, corresponding to the Vestals’ temple worship. The status of the Vestal temple in the piano nobile’s space allocation plan is revealed by the escalation of architectural devices, with baldachin architecture and four marbled columns of the Corinthian order. The concept for the interior promptly responds to the founding of a second lodge in Basel during the final phase of construction work in 1778/1779: The marble statue of a Vestal, ordered from sculptor Alexander Trippel in Rome, sustains the eternal flame of friendship at the altar. The relief on the altar front honours this ideal. The name of the new lodge was ‘Zur vollkommenen Freundschaft’ (meaning ‘To Quintessential Friendship’). Thus, the construction programme contains coded references to the two lodges operating in Basel at the time, both here and in the lion skin of Hercules above the main entrance. 180 Summary
The placement of these references, namely at the beginning and end of a symbolic journey, suggests deliberate staging. The Vestal cult is the key to the deeper Masonic symbolism, as is substantiated threefold: Firstly, Vesta as the Earth goddess, and her priestesses’ tasks of nursing the sacred fire and drawing pure water from the sacred spring for the sacrificial rite, predestined this cult for the symbolism of the secret sciences. This symbolism is seen not only in the Vestal temple, but also on the balcony’s and stairwell’s wrought-iron railings, and in the Creation diagram on the floor of the vestibule by the temple’s entrance. The second layer of symbolism refers to Masonic enlightenment, embodied by the sun god and associated with the Vestal fire, in that this was rekindled by the Vestal priestesses once a year, which had to be done by making direct use of the power of the sun. Thirdly, the Vestals were the guardians of the Palladium, a cult representation of Athena/Minerva salvaged from the ruins of Troy and brought to the founding of Rome by Aeneas. This role of the Vesta cult was associated with belief in the continuation of Roman rule. Athena/Minerva offered not only a link to the virtuous ideal of wisdom, but also to the Masonic order’s own legendary origins in the Templar order and to the Templars’ knowledge, allegedly handed down and strictly guarded as a secret of the Masonic order. This secret was considered the foundation of the organisation, and keeping it was seen as a guarantee of the order’s prosperity. The intention was that Haus zum Kirschgarten, as the order’s Helvetian headquarters, would put forth the Vestal temple as an all-encompassing symbol: as a temple of wisdom and enlightenment, as a protector of the order’s secret, and as a protector of friendship. Unfortunately though, the Vestal temple was never completed: The builder-owner lost interest. It can only be speculated that the reasons for this had something to do with the system reforms being introduced at the time, and with disputes over these in his lodge’s milieu. A stripped-down design, doing away with the alchemistic symbolism and thus seemingly in line with the reforms, was not implemented either. Johann Rudolf Burckhardt abandoned the sculptor in Rome, with the work that he had commenced. After being snubbed in this way, Alexander Trippel, a student of the sculptor and Freemason Johannes Wiedewelt in Copenhagen, managed to sell his Vestal in 1782 to the Electoral Royal Court of Saxony in Dresden, where it is situated today. This project therefore also represents the decline of the Masonic order movement. If Haus zum Kirschgarten, with its facades and spatial sequence, is considered as a Masonically inspired symbolic journey towards Haus zum Kirschgarten
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the Vestal temple, then there are also symbolic elements to be found inside, on the route from the entrance hall, via the stairs, to the piano nobile’s vestibule: the newel with the urn, the banister with symbols of fire, water, earth and air, the circumpuncts on the floors of the stairwell’s landings, and even the number of stairs are to be identified as such. Like the landings, the vestibule that the stairs lead to is characterised by its light-and-dark flooring in polished limestone. By emphasising the number four, the floor pattern of squares and circles correlates with the ritual texts for the high degree Scottish Master of Saint Andrew, which thematise the legend of the founding of the Templar order in 1118 in Jerusalem and the rebuilding of the Temple of Solomon. In this context, the floor’s symbolism relates to the pansophic knowledge kept secret by the order, according to which, the act of creating the world was an alchemistic process. In the style of a diagram published in 1719 by Georg von Welling, alias Gregorius Anglus Sallwigt, the floor shows an abstract representation of the Creation, an interpretation also supported by a ritual dated 1784 in the lodge archives in Basel. In addition, the entrance to the hall is presented in the vestibule as the main entrance to the Temple of Solomon: The architectural motif of the pair of columns symbolises the two columns Jachin and Boaz in the Temple of Solomon’s forecourt. Their positioning in the spatial framework of this urban mansion corresponds to their central role in the symbolism of Freemasonry. They stand at the volumes’ point of intersection and thus in the centre of the structure. The natural incident light from the east backs up this interpretation: The key element of the symbolic source of enlightenment is the sun-lyre on the balcony railing, oriented towards the temple’s main entrance. It is to be assumed that the piano nobile’s entire suite of street-facing rooms and the rear dining hall were in fact the rooms available for the lodge’s work, even though it is uncertain whether they were ever used for this purpose. These rooms’ number, size and arrangement are in line with the hand-written regulations on the “general set-up of the lodge” conveyed to the Basel lodge ‘Zur vollkommenen Freundschaft’ in 1784 by the grand master of the fifth province in Strasbourg. This source, Basel’s oldest in this regard, describes five rooms required in order to maintain a chapter ( high-degree lodge). Does the suite of rooms on the piano nobile of this merchant’s house contain any signs of its purpose as a lodge? The main argument in support of intended use for Masonic purposes is provided by the incorporation of the enfilade into a symbolic journey that starts at the facades and culminates in the Ves182 Summary
tal temple. The following can be described as inconspicuous and inconclusive evidence: the hall’s Corinthian pilasters that match the Temple of Solomon’s documented arrangement, the two-layered double-leaf doors that acoustically insulate the hall, the wallpaper with a black background in the room that usually serves as a ‘dark chamber’ for preparing the candidate, and the parquet’s pattern. The paraphernalia used for lodge work was generally kept mobile, so the representative rooms’ normal furnishings, with no conspicuous features, could serve two purposes. Lodge events could be held discreetly during the day or night, as the house is completely fitted out with interior shutters, in contrast to the other Basel town houses from the same epoch. Analysis of the architecture is complemented by observations relating to the colour symbolism and numerical symbolism of Freemasonry: In the Strict Observance, the colour of the first high degree, the Scottish Master of Saint Andrew, is green. A portrait of the builder-owner, by painter Anton Graff, shows him in a green collar. His bedroom is fitted out with green panelling, on which Masonic virtuous ideals are depicted. The colour of the inner order, comprising the second and third high degrees, is red. Another portrait by Anton Graff shows the builder-owner in a red velvet robe. The sacred number of the Scottish lodge, and thus of the builder-owner’s high-degree lodge, is four. At the topping-out ceremony in September 1776, four wax candles were burning in front of every window’s crossbar. Each of the house’s columns, or pairs of columns, appears four times. Four pairs of brackets support the balcony bearing the symbols of the order. The digits of the number representing the year 1777, carved into the keystone of the arch in the vertical axis beneath the temple’s main entrance, add up to 22, the digits of which add up to four. Four crosses of the order adorn the balcony railing. Four circumpuncts are to be found on the landings in the stairwell. In the square layout of the vestibule, the floor pattern is derived from the number four. From the ground floor, a total of 31 ( 3 + 6 + 8 + 14) steps lead to the vestibule and the digits of that total add up to four. Thus, the number four, also as the fourth level of knowledge on the path to the degree Scottish Master of Saint Andrew, is anchored in the architecture and in the journey to the temple’s main entrance many times over. From observation of the structure, it is evident that Haus zum Kirschgarten, alongside its purpose as a residential and commercial building, has a comprehensive underlying programme that matches the Masonic symbolism in the High Order of the Knights of the Holy Temple of Jerusalem. The arrangement of rooms is also in line Haus zum Kirschgarten
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with the specifications for a Masonic lodge. Therefore, Haus zum Kirschgarten is Switzerland’s only preserved Masonic building constructed in the 18th century for lodge purposes in keeping with the Strict Observance and, moreover, one of the few known and studied early examples of its kind in general. The symbolic elements’ similarity with the era’s French Masonic diplomas (from Strasbourg and Paris) suggests a French influence, which can be explained by the fact that high-degree lodges were originally established in France. In turn, during the construction period (1775–1780), French lodges drew closer to the correspondingly expanded German system of the Strict Observance. During this period of change, Basel shifted from the seventh province (Lower Germany) to the fifth province (Burgundy, with Strasbourg as the provincial capital) and was elevated to the status of prefecture in 1779 under an independent Swiss priorate. There are indications that Nicolas de Pigage, an architect trained in France and Chief Building Director for the Court of the Electoral Palatinate, had a stronger influence on the planning than previously assumed, namely in the similarity of stylistic details with those of his buildings, as well as in stage designs that are evidence of contact between Johann Ulrich Büchel, the Basel architect of Haus zum Kirschgarten, and the National Theatre in Mannheim. However, the resulting close proximity of Schwetzingen Palace’s Masonically influenced gardens, the backdrop of the order’s history, the biography of the much-travelled builder-owner, and other sources, such as those regarding the influential Basel publisher and artists’ agent Christian von Mechel, do not provide any concrete evidence of the urban mansion’s Masonic conceptual design or suspected use. Numerous travelogues do recommend Haus zum Kirschgarten, referring to the beauty and tastefulness of its architecture, acknowledging its opulent magnificence and agreeing that it can be called “by far the finest private building” in Switzerland. It is even described as having been built “in a much grander style” than the two mansions constructed just beforehand for the Sarasin brothers (The White House and The Blue House) but none of the authors reveals its hidden significance. Between 1770 and 1778, as demonstrated in correspondence between Andreas Buxtorf, head of the Basel lodge, and Diethelm Lavater in Zurich, there was an intention to establish a high-degree Helvetian Freemasonry in keeping with the Strict Observance, largely independent of the order’s superiors in Germany, and to define Switzerland-oriented objectives for it. Buxtorf considered the “restoration of the Templar order an absurdity – particularly for all 184 Summary
of us who are not so Catholic, a fanatic’s project”. At the same time though, he stood by the system and wanted to devise content for it “which should only look after the Swiss and not be general … – the image of liberty as the foundation of our independent country … could constitute the development of our work.” It is hypothesised that Johann Rudolf Burckhardt, as a potent builder-owner, wanted to provide scope for these plans and to convey them structurally in his private home. During the construction work, an international crisis emerged regarding the Strict Observance system. This led to renunciation of the legend of origins in the Templar order and to closure of the lodges in Basel in 1784, which may be the reason why Johann Rudolf Burckhardt’s urban mansion fulfilled its intended role only briefly, if at all. In 1786, the builder-owner turned to another institution, the newly founded Society for the Good, committed to a national reform movement. In 1789, he signed the house over to his sons and moved to the country, where he built the country estate ‘Auf der Erndhalden’ near Gelterkinden in 1794. When lodge life in Basel was revived in 1808 by the lodge ‘Zur Freundschaft und Beständigkeit’ (meaning ‘To Friendship and Steadfastness’), he was no longer involved. Translated from German by Simon Thomas
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