SOZIALISTISCHE JUGEND STEIERMARK
www.sj-stmk.at
NEUE ARBEITS WELTEN
UMRISSE >> POLICY PAPER #01
Seite 10 – 13 Verteilungsproblematik infolge der Entwicklung hin zur Industrie 4.0
Seite 14 – 16 Gerechte Steuern & faire Chancen im Job
Seite 18 – 21 Lohngerechtigkeit nach Schweizer Vorbild – die Initiative 1:12
Seite 22 – 25 Die „Maschinensteuer“ & Dallingers Kernthema
Seite 26 – 27 Best Practice: Arbeit kann auch Spaß machen
Seite 28 – 31 Prekariat: Willkommen in der Generation Praktikum
Seite 32 – 35 Industrie 4.0: Zerstören Roboter den Kapitalismus?
POLICY PAPER
Seite 6 – 9 TITEL TITEL TITEL TITEL TITEL TITEL TITEL TITEL
Die UMRISSE garantieren als größtes politisches Jugendmagazin der Steiermark seit mehr als 10 Jahren kritischen Journalismus aus jungen Federn. Auf diesem Erfolg bauen die UMRISSE POLICY PAPERS auf: Sie sollen als umfassenderes Medium für Debatten Platz für Diskussionen rund um ein Schwerpunktthema – abseits der Tagespolitik – bieten. Die allererste Ausgabe der POLICY PAPERS widmen sich daher dem Thema „Neue Arbeitswelten“. Wie sieht Arbeit in Zeiten der Globalisierung aus? Und welche Perspektiven können Linke & Progressive in diesem Zusammenhang bieten? In diesem Magazin wollen wir Platz für eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema bieten. Dafür konnten wir nicht nur fachkundige AutorInnen aus Politik und Forschung gewinnen, sondern auch viele junge Köpfe, die zu diesem Thema geforscht oder gearbeitet haben. In allen Beiträgen geht es neben tiefgreifenden Analysen auch um die politischen Perspektiven für das Thema Arbeit. Damit sollen die POLICY PAPERS all jenen als Unterstützung, Input und Lektüre dienen, die sich politisch oder privat mit Fragen rund um die Entwicklung der Arbeitswelt beschäftigen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
SOZIALISTISCHE JUGEND STEIERMARK
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WERDE TEIL DER BEWEGUNG ALLE INFOS DAZU findest du unter: www.sj-stmk.at office@sj-stmk.at und unter 050 702 6633 Die Sozialistische Jugend ist die größte politische Jugendbewegung der Steiermark. Doch nur mit deiner Unterstützung können wir weiter wachsen und mit Aktionen, Kampagnen, Schulungen & Events echte Jugendpolitik in unserem Land gestalten. Als Fördermitglied kannst du unsere Arbeit daher unkompliziert und wirkungsvoll unterstützen! Freundschaft! IMPRESSUM // Medieninhaberin: SJ Steiermark (Eggenberger Allee 49-4, 8020 Graz, office@sj-stmk.at) // Chefredakteur: Sebastian Pay // Beiträge: Sebastian Pay, Peter Drechsler, Olivia Mühlbacher, Julia Herr, Mario Matzer, Michael Ehmann, Daniel Gürtler, MAKAVA GmBH, Michael Mayer, Matthias Punz // Layout: Sebastian Pay // Die UMRISSE sind ein Informationsmedium für Mitglieder & SympathisantInnen der SJ Steiermark // Fotos: privat falls nicht anders angegeben
VORWORT
SCHÖNE NEUE ARBEITSWELTen? Von der Schule in die Lehre, dann in einen gesicherten Arbeitsplatz und nach einem, maximal zwei Jobwechseln in die Pension. Steigende Löhne, soziale Absicherung und fixe Rente – das war gestern! Der Großteil der neuen Jobs sind prekäre & atypische Beschäftigungen. In nahezu allen Bereichen, werden Vollzeitbeschäftigungen durch sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse ersetzt. Bereits jede zweite beim AMS gemeldete offene Stelle fällt in die Kategorie Teilzeit oder prokjektbezogenes Dienstverhältnis. Studierende geraten nach dem Abschluss in eine Endlosschleife unbezahlter Praktika. Gut ausgebildete Köpfe müssen von einem prekären
Peter Drechsler studiert VWL und ist Gemeinderat in Leoben. Seit Herbst 2015 ist er Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Steiermark (SJ). Olivia Mühlbacher studiert Jus und arbeitet als-Landesgeschäftsführerin der SJ Steiermark.
Job in den nächsten wechseln. Die Arbeitsplätze von immer mehr Menschen werden durch den technologischen Wandel zerstört. Das Lohnniveau sinkt. Und die Arbeitslosigkeit erreicht immer neue Rekordhöhen. So sieht der traurige Alltag im Jahr 2016 aus. Die Linke hat darauf bis heute kaum richtige Antworten gefunden. Mit einigen Ausnahmen – zB der teilweisen Senkung der Arbeitszeit in Schweden – stehen wir dieser Entwicklung ratlos gegenüber. Dabei gibt es mehr als genug progressive Konzepte und Ideen, die echte Perspektiven bieten könnten. Was es letztendlich aber braucht ist Mut: Der Mut, die neoliberale Ideologie zu durchbrechen, die Menschen auf reine KonsumentInnen und Kostenfaktoren reduziert. Den Mut eine Denkweise zu überwinden, die jeden Aspekt des Lebens – von der Ausbildung bis zur Freizeit – nach den Gesichtspunkten des Marktes regeln will. Dazu wollen wir hier neue Denkanstöße geben! 5
ARBEITSZEITVERKÜRZUNG
Foto: Sozialistische Jugend Österreich
Mehr als eine utopie
Im August 2016 meldete das Arbeitsmarkt Service (AMS) rund 400.000 Personen als arbeitslos oder als „in Schulung des AMS“. Diese Zahl muss uns beunruhigen! Arbeitslosigkeit bedeutet ein Leben an der Armutsgrenze für hunderttausende Menschen, bedeutet soziale Probleme, weil Menschen zum Nichtstun gezwungen werden und bedeutet hohe Kosten für den Sozialstaat. Eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn würde all diese Probleme lösen. Aus unserer Sicht hat jeder Mensch das Recht auf einen Arbeitsplatz. Jeder Mensch soll beitragen was er oder sie beitragen kann und somit einen sinnvollen Part für unsere Gesellschaft leisten. Doch auch volkswirtschaftlich betrachtet ist Vollbeschäftigung wichtig.
Julia Herr studiert Soziologie an der Uni Wien. Seit 2014 ist sie die erste weibliche Bundesvorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreich.
Personen die arbeiten gehen, zahlen einen gewissen Prozentsatz ihres Lohns an Lohnsteuer. Diese Lohnsteuer fließt an den Staat, der damit unsere Sozialmaßnahmen finanziert. Personen die arbeitslos sind, beziehen diese Maßnahmen, sodass ihnen weiterhin ein Leben in Würde möglich ist. Ziemlich sinnvoll! Menschen die gerade genug Geld haben, geben einen Teil ab, an jene die gerade zu wenig haben. Je mehr Menschen allerdings arbeitslos sind, desto weniger Menschen zahlen Lohnsteuer und somit wird das Geld für Sozialmaßnahmen knapper. Gleichzeitig
braucht es aber mehr Sozialmaßnahmen, da es mehr Arbeitslosengeld braucht. Deshalb müsste doch eigentlich jeder denkende Mensch der Arbeitslosigkeit den Kampf ansagen und auf eine faire Verteilung von Arbeitsstunden pochen! Leider nicht. Wer an Arbeitslosigkeit verdient Arbeitslosigkeit ist keine zufällige oder unbeabsichtigte Nebenerscheinung, sie wird bewusst in Kauf genommen oder sogar herbeigeführt. Arbeitslosigkeit zerstört Selbstbewusstsein und isoliert Menschen wodurch die Motivation zum politischen Kampf der arbeitenden Menschen sinkt. Dadurch wird eine Umverteilungspolitik von unten nach oben möglich. So wird Arbeitslosigkeit oft bewusst eingesetzt um Löhne zu drücken: Derzeit kommen in Österreich auf eine freie Stelle am Arbeitsmarkt 13 Menschen die einen Job suchen- Konkurrenzdruck vor7
programmiert! Fordert man nun eine Arbeitszeitverkürzung ist also mit viel Gegenwind zu rechnen! Aber was ist das jetzt genau? Der Name ist Programm. Es geht um eine Kürzung der Arbeitszeit, die wöchentlich verrichtet wird, bei gleichbleibendem Gehalt. Also beispielsweise anstelle von 40- Stunden die Woche nur mehr 35- Stunden so wie es in Frankreich der Fall ist. Das ist bei weitem kein neues Konzept, sondern in Österreich bereits des Öfteren durchgeführt worden. Ab 1959 galt die 45 Stunden Woche, ab 1970 die 43 Stunden Woche, 1975 die 40Stunden Woche- das Gehalt blieb dabei immer gleich hoch. Möglich ist das aufgrund von Produktionszuwächsen. Durch technologischen Fortschritt kann man Produkte heute schneller als früher herstellen. Durch neue Industrie und Maschinen muss heute ganz einfach nicht mehr so viel gearbeitet werden wie früher. Wir sparen uns Zeit! Isn’t it wonderful? Aufgrund der Knappheit dieses Artikels sollen lediglich 5 wissenschaftliche Beweise für die Arbeitszeitverkürzung vorgestellt werden: 1. Kürzere Arbeitszeit schafft hunderttausend neue Jobs! Bereits eine Reduktion auf 35 Stunden die Woche, könnte 130.000 neue 8
Jobs bringen. Arbeitszeitverkürzung kann ein Ende der Arbeitslosigkeit bedeutet und somit den Sozialstaat finanzieren. 2. Kürzere Arbeitszeit sorgt für mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern Derzeit sind über 80 % aller Teilzeitstellen von Frauen besetzt, weil sie sich neben dem Job um Kinder oder Altenpflege kümmern. Bei einer Reduktion der Stunden, würde auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigen. Haben beide Elternteile mehr Zeit, können Frauen mehr Stunden arbeiten, was einen großen Teil der immensen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen reduzieren kann. 3. Kürzere Arbeitszeit erhöht die Sicherheit am Arbeitsplatz Je länger die Arbeitszeit, desto höher die Fehleranfälligkeit und Unfallgefahr. Bereits ab der achten und neunten Arbeitsstunde ist ein exponentielles Ansteigen des Unfallrisikos festzustellen. Die Arbeitseffizienz sinkt schon nach sieben Stunden. 4. Kürzere Arbeitszeit spart Milliarden im Gesundheitssystem ein Krankmachende Arbeitsbedingungen sind wesentliche Ursachen für Krankenstände und Invalidität. Vor allem psychischen Belastungen sind als Krankmacher im Vormarsch. Über 30% der Neuzugänge in die
Berufsunfähigkeitspension erfolgen aus psychischen Gründen, Krankenstände aufgrund arbeitsbedingter psychischer Belastungen dauern länger und verursachen gesamtwirtschaftliche Kosten von rund 3, 3 Milliarden Euro jährlich. 5. Kürzere Arbeitszeit macht uns glücklicher und produktiver Wer weniger arbeitet hat mehr Zeit für Freunde, Familie und Freizeit oder Sport. Studien beweisen, dass weniger Arbeitszeit die Freude am Job hebt. Ein ausgeglichener Mitarbeiter oder Mitarbeiterin geht lieber in die Arbeit und ist in der Arbeitszeit auch produktiver. Studien zeigen, dass MitarbeiterInnen in 30 Stunden oft mehr leisten können als in 40 Stunden- Jobs. Mythos: „Arbeitszeitverkürzung ist unfinanzierbar” Bei einer Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden müsste rein rechnerisch für jeden achten Beschäftigten ein/e neue/r aufgenommen werden. Das könne sich die Wirtschaft angeblich nicht leisten. Die Wahrheit sieht anders aus: Denn seit 25 Jahren steigen die Gewinneinkommen stetig an, während die Einkommen der Beschäftigten zurückbleiben. Warum? Weil Österreichs ArbeitnehmerInnen in immer kürzerer Zeit immer mehr produzieren, also die Produktivität wächst.
Diese Mehrleistung floss aber größtenteils in die Rekordprofite der Unternehmen. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bringt den Beschäftigten also nur einen Teil dessen zurück, was die Unternehmen ihnen seit Jahren vorenthalten. Mythos: „Arbeitszeitverkürzung ist schlecht für die Wirtschaft“ Die Schaffung von 130.000 neuen Jobs würde für die österreichische Wirtschaft einen Aufschwung bedeuten. 130.000 Personen hätten plötzlich mehr Geld zur Verfügung, welches durch das Steigen der Nachfrage wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf fließen würde. Während Gewinne von Superreichen vor allem auf dem Finanzmarktcasino landen, werden die Einkommen von durchschnittlichen Familien in Österreich durch Konsumgüter schnell wieder ausgegeben. All in all Fakt ist: Arbeitslosigkeit ist kein Schicksal, sie ist geschaffen durch falsche Wirtschaftspolitik. Allein durch die Umverteilung der über 300 Millionen geleisteten Überstunden in Österreich, könnten 35.000 neue Jobs entstehen. Lassen wir uns diese Schieflage nicht länger gefallen. Etwas positives zum Schluss: Errechnete Modelle zeigen, dass selbst 20 Stunden die Woche an Arbeit denkbar wären. Her mit dem schönen Leben! 9
Verteilungsproblematik
Foto (cc) wwwuppertal/Flickr
infolge der Entwicklungen hin zur Industrie 4.0
Die gesellschaftspolitisch entscheidende Fragestellungen in Bezug auf die zu erwartenden Umwälzungen infolge der Entwicklung zur Industrie 4.0 hat schon Piketty in seinem Bestseller „Kapital im 21. Jahrhundert“ formuliert: Who owns the robots? Wer besitzt die Roboter?
Mario Matzer war nach seinem Abschluss in VWL einige Jahre lang Lektor an der Uni Graz. Er ist überzeugter Postkeynesianer und arbeitet seit 2011 als Referent für Volkwirtschaft bei der Arbeiterkammer Steiermark.
Auch wenn es prinzipiell schwer abzuschätzen ist, in welche Richtung genau sich der technologische Fortschritt entwickeln wird, so geht der überwiegende Großteil der ForscherInnen im Bereich Industrie 4.0 doch davon aus, dass es zu erheblichen Steigerungen der Arbeitsproduktivität kommen wird und dass sich das Anforderungsprofil an die ArbeitnehmerInnen der Zukunft massiv verschieben wird. Die klassischen Mittelschicht-Jobs werden infolge der Automatisierung zurückgedrängt und es entsteht einerseits am oberen Ende ein größerer Bedarf an besonders gut ausgebildeten TechnikerInnen, welche für die Entwicklung und die Steuerung der Roboter zuständig sind, während gleichzeitig ein immer größerer Teil der Bevölkerung für die Produktion gar nicht mehr benötigt wird. Diese Auswirkungen lassen zwei mögliche Zukunftsperspektiven er-
kennen. Im positiven Szenario gehören diese Roboter und damit der von ihnen erwirtschaftete Wohlstand der Allgemeinheit und die Menschen können ihre tägliche Arbeitszeit Stück für Stück reduzieren und sich mit anderen, für sie persönlich interessanteren Dingen beschäftigen, wie beispielsweise Bildung, Kunst, Kultur, Kindererziehung etc. In dieser Welt übernehmen immer intelligentere Maschinen den Großteil der automatisierbaren Tätigkeit. Verkehr, Produktion, Einkauf und Zustellung der benötigten Güter etc. geschieht automatisch und alle Menschen profitieren davon. Im negativen Szenario gehören die Roboter einer kleinen Elite, genau derselben Elite, die bereits aktuell über den Großteil der Produktionsmittel und der Medien verfügt. Ein beständig wachsender Teil der arbeitenden Bevölkerung wird von der elitären Gesellschaft nicht mehr 11
benötigt, mit den notwendigsten Sozialleistungen (Hartz 4) durchgefüttert und in Parallelgesellschaften abgeschoben, wie es sie heute bereits beispielsweise in den französischen Banlieues oder den Slums in den Schwellen- und Entwicklungsländern gibt. Dasselbe Schicksal, wie es aktuell die jugendlichen Arbeitslosen in Spanien und Griechenland erleben. Einem kleineren, bildungsaffineren Teil der Mittelschicht gelingt es, sich auf Basis seiner technologischen Ausbildung nach Oben abzusetzen. Dieser übernimmt die Konzeption und Wartung der Roboter. Die Elite, das reichste Top 1 % der Bevölkerung, genießt den unglaublichen Luxus der sich aus den Kapitaleinkommen ergibt, welche die Roboter für sie produzieren. Piketty selbst erwartet auf Basis seiner empirischen Daten genau diese Entwicklung und sieht in ihr eine Rückkehr zu den feudalen Macht- und Vermögensstrukturen, welche bis zum 1. Weltkrieg die typische Struktur der europäisch geprägten Gesellschaften darstellten. Wir als Arbeitnehmervertretung sehen das zweite Szenario nicht nur aus ethischen Gründen als problematisch an, sondern sind auch der Meinung, dass dieses Szenario wirt12
schaftsfeindlich ist und uns unzähliger (Wachstums-)Chancen beraubt. Denn durch das Ausschließen immer größerer Teile der Bevölkerung aus der Wirtschaft, selbst wenn diese Menschen im Produktionsprozess nicht mehr benötigt werden, sinkt die effektive Nachfrage, da die Einkommen dieser Menschen infolge der Exklusion aus dem Marktgeschehen zurückgehen. Damit sinkt die Profitabilität der Investitionen und damit auch der Drang zur Innovation von Seiten der Unternehmen. D.h. im negativen Szenario ist nicht nur der gesamte Wohlstand extrem konzentriert, es entsteht auch in Summe viel weniger Wohlstand. Um diesem Szenario daher entgegenzuwirken und das erste Szenario realistischer werden zu lassen, müssen wir bereits heute die notwendigen politischen Schritte setzen. Und damit müssen wir uns schon jetzt der zentralen Frage zuwenden: Who owns the robots? Wer verfügt über die Produktionsmittel? Und wir sehen, dass ein immer kleinerer Anteil der Bevölkerung über einen immer größeren Anteil des Vermögens verfügt. Beispielsweise besitzt aktuell in Österreich das reichste Top 1 % der Bevölkerung in etwa 37 % des österreichischen Gesamtvermögens und damit mehr als Unterschicht & Mittelschicht gemeinsam, denn die
unteren 90 % der Bevölkerung in Österreich besitzen nur ca. 31% des Gesamtvermögens.
Weitere Informationen zu diesem Artikel findet man unter: www.mariomatzer.at
Wir verlangen daher, im Einklang mit Piketty, die Einführung relevanter Vermögens- bzw. Erbschaftssteuern, sowie eine funktionierende und effiziente Besteuerung der Kapitaleinkommen um sowohl Arbeitszeitverkürzungen als auch die notwendigen enormen Investitionen in die Bildung der Bevölkerung finanzieren zu können, damit alle Menschen ausreichend Chancen haben von der Entwicklung hin zu einer Industrie 4.0 zu profitieren und damit eine aktive Rolle in unserer Zukunft zu übernehmen.
Die klassischen Mittelschicht-Jobs werden infolge der Automatisierung zurückgedrängt (...). Gleichzeitig (wird) ein immer größerer Teil der Bevölkerung für die Produktion gar nicht mehr benötigt. 13
ARBEITSMARKTPOLITIK
Foto (cc) jurek d./Flickr
GERECHTE STEUERN & FAIRE CHANCEN IM JOB!
Der Arbeitsmarkt in Österreich hat einen üblen Jahrestag vermelden müssen. Seit genau fünf Jahren, seit August 2011, ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Monat für Monat, Jahr für Jahr gestiegen. Waren im Jahresmittel vor fünf Jahren noch 246.000 Menschen auf Jobsuche, so sind es derzeit 388.000 und Experten rechnen damit, dass im Winter doppelt so viele Arbeitslose zu vermelden sein werden als vor fünf Jahren. Und es werden noch mehr werden, sagen die Wirtschaftsforscher für das kommende Jahr 2017 voraus.
Michael Ehmann ist seit Juni 2016 Grazer Stadtrat für Soziales, Arbeit, Jugend, Generationen und Familien. Außerdem ist er geschäftsführender Vorsitzender der SPÖ Graz.
Mit populistischer Vernaderung von Arbeitslosen als Tachinierer oder mit Ein-Euro-Zwangsarbeit wird niemand in diesem Land Arbeit für eine halbe Million Menschen schaffen können. Auch die herkömmlichen Mittel des Arbeitsmarktservice, so sehr sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS auch bemühen, rigoroseste Pfuscherbekämpfung durch die Finanzbehörde, der bedenkliche Ruf nach Kürzung von Sozialtransfers oder das Herbeibeten von ausreichendem Wirtschaftswachstum können den kranken Arbeitsmarkt nicht heilen.
Da hilft keine Salbe mehr, sondern nur noch eine Operation, die für eine massive Abgabenentlastung von Arbeitseinkommen und für eine gerechtere Verteilung der offensichtlich knapper gewordenen Ressource Arbeitsplatz sorgt. Der erste Schritt muss eine Umschichtung der Steuerlast beinhalten. Der Sinn von Steuern ist nämlich nicht phantasieloses staatliches Abkassieren sondern, wie der Name sagt, ein gesellschaftspolitisches Steuerungsinstrument. Steuern für Umweltbelastungen, für Gesundheitsbelastungen, für Vermögensgeschenke wie Erbschaften und für arbeitslose Vermögensvermehrung auf Finanzmärkten gehören deshalb erhöht oder überhaupt erst eingeführt. Im Gegenzug muss die Steuerlast auf Arbeit weiter gesenkt werden. Gleiches gilt im Sozialversicherungsbereich für Wertschöpfung ohne Arbeitskraft, also eine Wertschöpfungsabgabe. Erst wenn Einkommen 15
Auch bei drastischer Reduzierung der Überstunden wird man nach mehr als 40 Jahren um eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung mit angemessener Übergangsfrist nicht herumkommen. Bei kürzerer Arbeitszeit werden nicht nur mehr Menschen benötigt, um die vorhandene Arbeit zu erledigen, auch die Teilzeitjobs werden werthaltiger. 16
4/2013
Die EU-Konzessionsrichtlinie
5/2013
Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«
Alice Wagner
6/2013
Das vermeintlich Unmögliche wagen
Claudia Weinkopf & Thomas Kalina
Michael Ludwig
Andreas Peham
Stadt fair teilen
Ludwig Dvořák
Robert Misik
Wohin führt der neue Papst seine Kirche?
Herwig Czech
Thorsten Schulten
Ein Volk von Eigentümern? Artur Streimelweger
Mobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte
Kinderkarenz und Wiedereinstieg Gerlinde Hauer
Christian Fölzer
Günther Grunert
Die Troika und der Flächentarifvertrag
Eva Kail
Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst
Der Antisemit Karl Renner?
Eurokrise und kein Ende – Spanien im freien Fall
Wege aus der Eurokrise
Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland
Claudia Schmied
Stagnation der Völkischen?
Hilde Mattheis
Europas Entwicklung Oskar Negt
Wolfgang Edelmüller
9/2013
SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts!
Rudi Schicker
Europas Linke muss jetzt Nein sagen!
Wolfgang Moitzi
Leistbares Wohnen – eine Frage sozialer Fairness
Ludwig Dvořak
7& 8/2013
Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. Jahrhundert
Sonja Ablinger
Daniel Lehner
Für eine offensive Wohnpolitik
Während des Wendens ist die Partei verletzlich Caspar Einem
Aus Fehlern lernen
Vom Klubzwang Ludwig Dvořák
Julius Tandler
Wendezeit des Kapitalismus? Armin Pullerk
Mali: Militarisierung der Sahelzone
Adalbert Krims
Stefan Brocza
Der Dritte Weg
Österreichisches Filmmuseum
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2013
PHOTO 13
ALAÏA.
The Real eighTies
WORLD PRESS
EIN FOTOPROJEKT VON DIDI SATTMANN Wien MuseuM
AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF
N RW-Fo R u M D ü s s e LD o R F
JüdischEs MusEuM WiEn
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 7 & 8/2013
BRIAN ADAMS – EXPOSED
WIEN AUSSEN
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 6/2013
KunsThisTorischEs musEum WiEn
Alle MeSCHUGGe?
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 5/2013
Kunstkammer Wien
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 4/2013
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 3/2013
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2013
Ernst Gehmacher
WESTLICHT.
ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF
10/2013
12/2013
11/2013
Welcher Fortschritt?
Die SPÖ neu gründen!
Tunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werden
Barbara Blaha
Albrecht K. Konečný
Die extreme Rechte vor der EU-Wahl
Marokko nach dem arabischen Frühling
Machtwechsel in Norwegen
Zwischen NSA und medialem Widerstand
Andreas Peham
Muna Duzdar
Jens Gmeiner
Anton Tantner
Hannes Jarolim
2/2014
1/2014
Kritische Bestandsaufnahme
Muna Duzdar
Ein modernes Strafrecht
Das sozialdemokratische Jahrhundert hat noch gar nicht begonnen
Wolfgang Katzian
Hannes Swoboda
Vom Elend der Politikverdrossenheit
Mehr als eine »Neid-Debatte«
Sozialdemokratische Handschrift?
Ägypten: Inmitten der Konterrevolution
Karl Czasny
Wolfgang Moitzi
Sonja Ablinger
Tyma Kraitt
4/2014
Der Wettbewerbspakt eine Bestandsaufnahme
»Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«
Soziale Demokratie als ständige Aufgabe
Ukraine – zwischen Ost und West?
Gründe, die völkerrechtliche Kirche im politischen Dorf zu lassen
Irrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934
Alexandra Strickner
Gabriella Hauch
Emmerich Tálos
Christina Plank
Stefan Brocza
Gerhard Botz
Der Februar 1934 im Spiegel der Akten der Bundespolizeidirektion
Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat
Florian Wenninger
Boris Ginner und Alexander Strobl
ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF
5/2014
Ludwig Dvořák
Die EU gemeinsam verteidigen
Irene Mozart
Wie Griechenland aus der Staatsschuldenfalle befreit werden kann
Was will Varoufakis eigentlich?
Wahlen in Großbritannien
Die Vereinbarkeit von Islam und Moderne
Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekordarbeitslosigkeit vergessen
Jens Gmeiner und Matthias Micus
Wolfgang Edelmüller
Philipp Metzger
Armin Puller
Muna Duzdar
Markus Marterbauer
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2015
Von Wählerparteien zu Kümmererund Bewegungsparteien?
Elisabeth Klatzer
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2015
Steuerreform: Weichen in Richtung künftige Kürzungspolitik
Markus Marterbauer
EU in Auflösung?
Argentinische Vergangenheitspolitik am Scheideweg
Zum Erfolg der Programmländer des Euroraums
Laura Schoch
Albrecht von Lucke
Georg Krizmanics
Elisabeth Blaha
Vom System zur Alternative
Zu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden
Die Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen Welt
Neustart für Europa?
Was will SYRIZA?
Zum Kern des Problems
Stephan Schimanowa
Max Lercher
Max Lercher
Muna Duzdar
Ulrich Brand
Euclid Tsakalotos
Ludwig Dvořák
SchauLuSt Die eRotiSche FotoGRaFie VoN aLFoNS WaLDe
LIEBE IN ZEITEN DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12/2014
Fotomuseum Westlicht
5/2015
Eine Zivilisationshaut
Direkt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?
Ein Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo Kofler
Heinz Fischer
Christine Nöstlinger
Daniel Lehner
Christoph Jünke
7&8/2015
6/2015
Für Identität, gegen Beliebigkeit
Wien Freiheitlich – ein Szenario der Veränderung
Keine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu retten
Neutralität systematisch verletzt
Caspar Einem
Rudi Schicker
Julia Herr
Thomas Riegler
PIPILOTTI RIST
KUNSTHALLE KREMS
Höchste Zeit für Schritte nach vorn
Das Trennbankensystem der USA – eine Alternative?
Caspar Einem
Josef Falkinger
Busbahnhof, Flughafen und Fußball-WM Bernhard Leubolt
9/2015
Ist Deutschland das bessere Österreich?
Tanzt den Corbyn!
Europe no more?
Britische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?
Recht – Familie – Ehe
Markus Marterbauer
Ludwig Dvořák
Wolfgang Edelmüller
Sandra Breiteneder
Helga Hieden-Sommer
HyperAmerika Kunsthaus Graz
WORLD PRESS PHOTO 15
Hoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts
Hillary – what else?
Politische Kommunikation im Wiener Jugendwahlkampf
Unternehmerstimmung: Nur dunkeltrüb oder schon blau-schwarz?
Barbara Blaha
Grössing & Brocza
Bernhard Heinzlmaier
Markus Marterbauer
Margot Pilz Meilensteine
STEIERMARK IM BLICK
GALERIE WESTLICHT
12. WESTLICHT FOTO-AUKTION
12/2015
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 12/2015
Solidarität statt Ausgrenzung
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.5/2014
Ein Blick in den Spiegel
Ruth Becher
JEFF WALL
Wir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellen
WIEN MUSEUM
11/2015
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 11/2015
10/2015
»Meinen Körper in den Kampf werfen«
Das Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz
Stefan Brocza und Andreas Brocza
MYTHOS GALIZIEN
DIE ACHZIGER JAHRE MUSA
Thomas Riegler
1/2015
Steueroasen: Wo Vermögen parken
Interview mit Oliver Rathkolb
2/2016
1/2016
Flüchtlingsfragen Caspar Einem
Frauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr
Bewegung in die Arbeitszeitgestaltung
Die außenpolitischen Beziehungen Kubas im Wandel
Julia Herr
David Mum
Gernot Stimmer
DAS PARADIES DER UNTERGANG
3/2016
Mauern an den Grenzen führen zu Mauern in den Köpfen
Waldheim – wie es wirklich war
100 Jahre Josef Hindels
Tunesien – Demokratie braucht sozialen Fortschritt
Mindestsicherung – nur für InländerInnen?
Bildung fortschrittlich denken
Das Europa der Zukunft
Geldregen aus dem Helikopter
Nurten Yılmaz
Interview mit Georg Tidl
Erwin Lanc
Muna Duzdar
Marko Miloradović
Gabriele Heinisch-Hosek
Wolfgang Edelmüller
Elisabeth Blaha
AUGEN AUF!
100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIE WestLicht / Ostlicht
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2016
ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI WIEN MUSEUM
Anmerkungen nach der Wien-Wahl
12/2014
Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest
Sonja Ablinger
KUNSTHAUS BREGENZ
4/2015
Wie die europäische Sozialdemokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kann
Thomas Riegler
Caspar Einem
11/2014
Die Quote der Glaubwürdigkeit
Sabine Oberhauser
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 7&8/2015
3/2015
Österreichs kalte Krieger
Markus Marterbauer
Zukunft Rauchverbot
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2014
MUSA
Michael Lühmann
Oberösterreich ist anders
Sozialdemokratische Orientier ungs und Existenzfragen Ludwig Dvořák et al.
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 6/2015
2/2015
WIEN.blicke
PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen
Josef Weidenholzer
Die Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EU M. Marterbauer und L. Oberndorfer
WIEN IM ERSTEN WELTKRIEG
Muna Duzdar
Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad Lacevic
Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp Metzger
WIENMUSEUM
Keine Angst vor der eigenen Courage
Wird das Bildungsversprechen eingelöst?
Rekommunalisierung wird zum Trend B. Hauenschild und S. Halmer
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2014
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.7 – 8/2014
VORBILDER
150 JAHRE MAK
Die Rolle der Geldpolitik in der Krise
Armin Puller
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 5/2015
Lena Karasz
Otto Neurath – ein skeptischer Utopist
Wolfgang Edelmüller
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 1/2016
Mehr Einbürgerungen für eine starke Demokratie
Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik
Stefanie Vasold
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2014
Abwanderungsdrohungen als Mittel im Klassenkampf Bettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt
10/2014
9/2014
Jenseits von »mitgemeint«
Budget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?
Neva Löw
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2015
Handel ist der Lebenssaft einer freien Gesellschaft Stefan Brocza
4/2016
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2016
Antimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis Fanny Müller-Uri
LENTOS
Das Ende einer Ära Thomas Nowotny
TTIP – eine Gefahr für Demokratie und Sozialstaat
Eugen Freund
BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN
HofmobiliEndEpot
DIE SAMMLUNG
Über Sozialdemokratie, Europa und Utopien Michael Amon
GARRY WINOGRAND WOMEN ARE BEAUTIFUL WESTLICHT
Schumpeter’sche Innovationen, Struktur wandel und ungleiche Einkommensverteilung Adolf Stepan
Europa am Scheideweg
Martin Schürz
jüdisches MUseUM wien
ESSL MUSEUM
7– 8/2014
6/2014
Offensive gegen Rechts
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.4/2014
4,50 euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2014
WiEn musEum
Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten
Unsere stadt!
DEBORAH SENGL
DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT
Edith tudor-hart
MUSA
BÖSE DINGE
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 9/2015
DIE 70ER JAHRE.
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2016
KOKOSCHKA
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2014
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4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2013
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2013
Caspar Einem
LeopoLd MuseuM
Besteuerung der Ungleichheit
EYES WIDE OPEN
Rot-Blau ante portas?
4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014
Zusammenfassend ist es höchste Zeit, dass angesichts bald einer halben Million Arbeitsloser unser Arbeitsmarkt neu strukturiert wird. Infrastrukturinvestitionen, etwa für leistbaren Wohnraum, Schulungen des AMS, rigorose Bekämpfung illegaler Beschäftigung sind unbedingt notwendig, reichen aber nicht. Steuerumschichtung von Arbeit zu Vermögen und Wertschöpfungsabgabe sowie Verteuerung von Überstunden sollten als kurzfristige Maßnahmen dazu kommen. Eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung mit Übergangsfristen und eine umfassende Bildungsreform sind für die langfristige Sanierung des Arbeitsmarktes unumgänglich.
3/2013
2/2013
Was vom Tage übrig blieb Barbara Blaha
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2015
Für ein gerechtere Verteilung der vorhandenen Beschäftigung brauchen wir eine Stärkung der regulären Arbeit gegenüber außerordentlicher Arbeitsleistung, vor allem Überstunden. Österreich ist bei der Normalarbeitszeit im europäischen Durchschnitt angesiedelt, bei der tatsächlichen Arbeitszeit auf Grund einer Überstundenflut jedoch nach Großbritannien Europaspitze. Überstunden müssen teurer werden, damit die vorhandene Arbeit von zusätzlichen Arbeitskräften geleistet wird. Das bedeutet einen Überstundenzuschlag für Unternehmen und - das wird Arbeitnehmern weniger gefallen - ein Ende der steuerlichen Förderung von Überstundenabgeltung.
Langfristig heißt das „Zauberwort“ für einen funktionierenden Arbeitsmarkt Bildung, Bildung und noch einmal Bildung. Dafür braucht man Schulen (gemeinsam bis 14 und ganztägig), die allen Kindern die gleichen Chancen bieten.
4,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 10/2015
durch Arbeitskraft und solche ohne oder sogar negativem Beschäftigungseffekt zumindest gleich behandelt werden, wird die Schaffung von Arbeitsplätzen attraktiver.
Neoliberaler Feldzug auf Gewerkschaftsrechte im Schatten der Krise
Mit den Tabus der Linken brechen
Aushöhlung von Rechten für Flüchtlinge
»Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-Attentat
W. Greif & S. Breiteneder
Slavoj Žižek
Leila Hadj-Abdou
Thomas Riegler
Alles neu! 100 Jahre Frankfurter Schule Museum für angewandte Kunst
HARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITEN UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZ
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LOHNGERECHTIGKEIT
Foto (cc) JUSO Schweiz/Flickr
BALD SIND WIR ALLE ARM! DIE SCHWEIZER INITiative 1:12 Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer - soweit nichts neues. Doch während immer mehr Menschen in Armut leben müssen bekommt eine kleine Gruppe an der Spitze mehr & mehr. Das Neue daran ist, dass dies nicht nur für reiche ErbInnen & risikofreudige InvestorInnen gilt. Heutzutage tritt vor allem ein Grund für himmelschreiende Ungleichheit auf den Plan: Die Löhne!
Sebastian Pay studiert Soziologie und Geschichte und arbeitet als Parlamentarischer Mitarbeiter im österreichischen Bundesrat.
„Nicht mehr genug zum Leben!“ Diesen Satz hört man in Österreich immer öfter. Nicht genug Geld für Urlaub, Fortgehen oder auch nur, um Essen und Miete zu bezahlen. Unter diesem Schicksal leiden heute nicht mehr nur einige paar wenige – mehr und mehr Menschen sind in Österreich von Armut betroffen. Und während vor allem Junge – Studierende und junge ArbeitnehmerInnen – oft ohne Kohle und Perspektiven da stehen, geht es einer kleinen Gruppe von Menschen immer besser. Als im Jahr 2008 die Banken, zuerst in den USA und dann in Europa, kollabierten bedeutete das für die breite Mehrheit der Menschen vor allem eines: Sparen. Es gab Nulllohnrunden für BeamtInnen, Löhne wurden gekürzt oder zumindest nicht erhöht und von einem Tag auf den anderen standen mehr und mehr Menschen ohne Job da. Auch gut ausgebildete, junge Leute müssen sich heute davor
fürchten, einmal ohne Arbeit und ohne Zukunft zu enden. Fast eine halbe Million Menschen war Ende 2015 arbeitslos – ein absoluter Rekord. Da könnte man doch glauben, dass auch die Köpfe an der Spitze der Job-Nahrungskette – ManagerInnen, CEOs & Konzernvorstände – ein bisschen sparen mussten, nicht wahr? Denkste! Auf Kosten der anderen .... 5.000 Menschen. So viele ÖsterreicherInnen verdienten in den vergangenen Jahren im Durchschnitt über 250.000 Euro pro Jahr. Tendenz stark steigend. Trotz Krise, Massenarbeitslosigkeit und Lohnkürzungen hat es diese kleine Gruppe geschafft, sich immer mehr Geld unter den Nagel zu reisen. Und dabei geht es da noch gar nicht um Vermögensgewinne, teure Immobilien oder Aktienspekulationen – nein, nur um das, was einige wenige als Gehalt und Bo19
nus-Zahlungen von ihren Unternehmen bekommen. Genaue Daten dazu, wer in Österreich wie viel verdient, gibt es sehr wenige. Andere Länder sorgen da längst für mehr Transparenz. Aber dennoch es gibt einiges, was wir schon heute wissen ... Zum Beispiel, dass auch von diesen paar Tausend Top-VerdienerInnen nur zwischen 8 und 10 Prozent Frauen sind. Oder dass allein in Unternehmen, an denen der Staat einen Anteil hat, im Jahr 2014 insgesamt 74 Top-ManagerInnen weit mehr verdienten als der Bundeskanzler – und das obwohl diese Betriebe staatsnah sind. Während also immer mehr Menschen in Österreich nicht genug Geld zum Leben haben gibt es allein in der „Österreichische Post AG“ vier Leute, die mehr als 1,6 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Oder beim VERBUND, wo der Durchschnitt der 4 Spitzenkräfte pro Jahr ziemlich genau eine Million Euro kassiert. Noch dramatischer wird es, wenn man in den Privatsektor geht. Dort stand der Chef der IMMOFINANZ, Eduard Zehetner, noch 2013 mit sagenhaften 3,18 Millionen pro Jahr klar an der Spitze. In jenem Jahr verdienten die ManagerInnen der 20 österreichischen Top-Unternehmen im Durchschnitt 1,53 Millionen Euro an Löhnen pro Jahr. 20
Die andere Seite der Medaille ... Von diesen leuchtenden Höhen des Lohnparadieses geht’s hinab in die traurige Realität von immer mehr ÖsterreicherInnen: Rund 1,2 Millionen Menschen waren 2014 armutsgefährdet. Wenn man all jene, die „ausgrenzungsgefährdet“, also soweit eingeschränkt sind, dass sie kein normales Leben führen können, einrechnet kommt man schon auf 1,9 Millionen Menschen. Besonders betroffen sind Frauen – rund 14% aller Österreicherinnen sine armutsgefährdet. Fast genauso wahrscheinlich trifft Armut auch Menschen mit Migrationshintergrund und junge Menschen. Dazu kommt ein besonderes Phänomen: Die „working poor“. Damit sind Menschen gemeint, die trotz Arbeit in Armut leben müssen. Mehr als eine Viertel Million Menschen nämlich 266.000 - haben trotz Job nicht genug zum Leben. Viele von ihnen sind gezwungen Zweit- und Nebenjobs anzunehmen, um sich und ihre Familie durchzubringen. Diese Form der Armut schlägt nicht zufällig zu: MigrantInnen, Alleinerziehende und, wieder einmal, besonders Frauen enden in Österreich viel wahrscheinlicher als „working poor“. Sie leben oft von der Hand im Mund. Vor allem für die Kinder und Jugendlichen, die in so einem Umfeld
aufwachsen, wird das ohnehin harte Leben noch viel schwerer. Denn in Österreich, einem Land, in dem Bildung und Chancen noch immer mit hoher Wahrscheinlichkeit vererbt werden, haben sie es besonders schwer. Viele von ihnen geraten in dieselbe schwierige Situation wie ihre Eltern oder schlimmer, sie enden als NEET-Jugendlichen („Not in Education, Employment or Training“), brechen Ausbildung & Schule ab und stehen damit völlig ohne Zukunftschancen da. Davon sind wir heute weit entfernt. In der Schweiz starteten Gewerkschaften, Parteien und viele Privatpersonen deshalb die Initiative „1:12“. Das Top-Gehalt eines Unternehmens darf nicht mehr als das 12-fache Mindestgehalt sein, so die einfache Devise. Oder kurz gesagt: Die Managerin darf nicht mehr im Monat verdienen, als der
Verkäufer an der Kasse im ganzen Jahr. Ein kleiner Schritt, zugegeben. Aber ein wichtiger Anfang, um die explodierende Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Und in der Schweiz traf man damit den Nagel auf den Kopf: Obwohl sie abgelehnt wurde, ging diese Initiative als eine der erfolgreichsten fortschrittlichen BürgerInnen-Bewegungen in die Geschichte ein. Und der Kampf geht weiter: Zahlreiche SpitzenmanagerInnen unterstützten die Forderung. Auch sie sahen ein, dass mehr Gerechtigkeit allen etwas bringen würde - denen an der Spitze UND der Masse. Warum also nicht auch in Österreich? Warum stehen wir nicht auf und kämpfen für ein Wirtschaftssystem, das nicht hunderttausende arbeitende Menschen links liegen lässt? Warum kämpfen wir nicht für faire, gerechte Löhne? Es wäre an der Zeit!
1:12 wurde 2013 von den JUSO, den Grünen, den SozialdemokratInnen & Gewerkschaften in der Schweiz initiiert. 21
DALLINGERS KERNTHEMA
ein (altes) neues instrument progressiver fiskalpolitik Jenen ÖVP-Granden, die Anfang Juni den Landesparteitag der Kärntner SPÖ mittels Livestream verfolgten, jagte ein kalter Schauer über den Rücken. Bundeskanzler Christian Kern forderte unter Jubel der Delegierten ein altes Schreckgespenst der Bürgerlichen: Die Wertschöpfungsabgabe.
Daniel Gürtler war Landessekretär der Sozialistischen Jugend Niederösterreich und arbeitet momentan als parlamentarischer Mitarbeiter im Nationalrat. Foto (cc) Wiki.Commons/Wikipedia
Die Wertschöpfungsabgabe, heute nicht mehr ganz richtig auch „Maschinensteuer“ genannt, ist eine Idee des verstorbenen Sozialministers Alfred Dallinger. Ihr Konzept ist denkbar simpel: Anstatt Firmen dafür zu bestrafen, viele Menschen anzustellen, sollen diese ihren Beitrag je nach Höhe ihres Gewinnes leisten, simpel ausgedrückt. Was steckt genau dahinter? Momentan wird der große Topf der Sozialversicherung nicht nur von den DienstnehmerInnen selbst gefüllt (wenngleich diese den größten Anteil leisten), sondern auch von den DienstgeberInnen, die pro angestellter Person einen gewissen Betrag einzahlen. Das führt freilich dazu, dass personalintensive Unternehmen, etwa in der Produktion, besonders hohe Beiträge zum Sozialsystem leisten, während Firmen mit wenigen Angestellten, wie zum Beispiel Fonds, die am Finanzmarkt spekulieren, sehr geringe Summen
einzahlen. Selbst wenn der Fonds den hundertfachen Gewinn des Produktionsunternehmens macht, muss er weniger Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Die Wertschöpfungsabgabe stellt dieses Missverhältnis auf den Kopf. Durch sie soll nicht mehr die Anzahl der Beschäftigten ausschlaggebende Größe für die Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge sein, sondern die Wertschöpfung des Betriebs. Dazu wird einfach der Zuwachs an Werten des Endprodukts gegenüber der Werte des Ausgangsprodukts herangezogen. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Die Beiträge zum Sozialsystem sind vom Gewinn abhängig, nicht von der Zahl der Angestellten. Die BetoniererInnen der bürgerlichen Presse sowie der ÖVP holten sofort die rhetorischen Mischmaschinen hervor. Solch eine Abgabe sei investitionsfeindlich, heißt es von den KapitalversteherInnen. 23
Tatsächlich wirkt diese Maßnahme manchen Investitionen tendenziell entgegen. Wenn beispielsweise eine Fastfoodkette ihre MitarbeiterInnen durch Bestell-Terminals ersetzt, dann profitiert sie nach dem derzeitigen System davon, weniger Sozialversicherungsbeiträge zahlen zu müssen. Der Gesellschaft fallen diese neuen Erwerbslosen allerdings doppelt auf den Kopf: Zum einen beziehen sie Leistungen aus dem Topf der Allgemeinheit, zum anderen wird in diesen Topf nun weniger einbezahlt. Zynisch wird die Wertschöpfungsabgabe daher von KritikerInnen auch „Maschinensteuer“ genannt. Gleichzeitig ist eine Wertschöpfungsabgabe freilich ein Ansporn für kleine und mittlere Betriebe, die den absoluten Großteil der österreichischen Wirtschaftsleistung erbringen. Eine Unternehmerin mit einem Angestellten wird eher geneigt sein eine zweite Person einzustellen, wenn sie für diese nicht automatisch mehr Sozialversicherungsabgabe zahlt, sondern nur, wenn durch diese zusätzliche Arbeitskraft auch eine höhere Wertschöpfung in ihrem Betrieb erreicht wird. Kombination mit 35-Stunden-Woche Der Niederösterreicher Dallinger, der von Kreisky in die Regierung berufen worden und unter Vranitzky geblieben war, war außerdem, wie 24
Kern jetzt, Verfechter einer Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden. Die Neuverteilung von Arbeit, gepaart mit einer beschäftigungsfreundlicher Fiskalpolitik durch die Wertschöpfungsabgabe soll die Erwerbslosenzahlen senken und dadurch das Wirtschaftswachstum befruchten. Menschen, die aus der Erwerbslosigkeit zurück in den Lohnarbeitsprozess finden, geben oft jenes Geld, das sie mehr zur Verfügung haben, sofort wieder für Gebrauchsartikel aus. Dadurch wird der Wirtschaftskreislauf stimuliert, zahlen sie ja Mehrwertsteuer an den Staat und den Preis des Produkts an das jeweilige Unternehmen. Dass die Neuverteilung von Arbeit durch eine Verkürzung der Normarbeitszeit möglich und durchführbar ist, ist von wissenschaftlicher Seite unumstritten. Nicht zuletzt wäre es ja nicht das erste Mal. Das System überwinden, reale Lebensumstände verbessern Als SozialistInnen wissen wir freilich, dass eine progressive Wirtschaftspolitik in einem kapitalistischen System die Probleme nicht lösen, sondern bestenfalls mindern kann. Ziel muss die Überwindung dieses Wirtschaftssystems sein, indem einige wenige Eliten auf Kosten der breiten Masse das Dolce Vita leben. Gleichzeitig müssen wir jede Verelendungstheorie, die uns einre-
den möchte, das Proletariat könne nur aus widrigsten Lebensumständen heraus die Verhältnisse umstürzen und Reformen seien daher revolutionsfeindlich, klar ablehnen. Es ist unsere Aufgabe, die realen Lebensumstände der arbeitenden und auch der erwerbslosen Massen zu verbessern, Ungerechtigkeiten zu korrigieren und das Bewusstsein der arbeitenden Klasse zu schärfen indem ihr Kampf um konkrete Verbesserungen reife Früchte trägt. Die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich können Schritte in diese Richtung sein.
Anstatt Firmen dafür zu bestrafen, viele Menschen anzustellen, sollen einfach diese ihren Beitrag je nach Höhe ihres Gewinnes leisten!
BEST PRACTICE
Foto (cc) Pablo Ricco/Flickr
Arbeit darf Spaß machen, wisst ihr ;) Wir MAKAvAs haben uns bereits vor längerem für die 30-Stunden-Woche entschieden und sind ausgesprochen entzückt, wie gut sich dieses Model mit unserer Firma & Arbeitsweise verträgt. Entstanden ist diese Regelung, als MAKAvA noch aus zwei Geschäftsführern und einem Mitarbeiter bestand. Die Idee hinter MAKAvA ist es ja, an einer fairen & chilligen Welt zu arbeiten. Dafür braucht es natürlich auch eine faire & chillige Firma. Der Schritt in die Selbständigkeit war kein leichter, denn diese Entscheidung ist mit hohem Risiko verbunden. Gerade die Tatsache, dass man sein eigener Chef ist, führt oft zu extremem Leistungsdruck und (Über-)Lebensängsten. Hier war es für uns – allein schon zum Selbstschutz – nötig, eine bessere Lösung zu finden.
MAKAVA ist seit 2001 ein steirischer Eistee-Hersteller und bekannt für moderne Unternehmensführung. So setzt die Firma beispielsweise auf faire Löhne und Gewinnverteilung, Gemeinwohlbilanzen, uvm.
30-Stunden sind bei uns seither die Maximalanstellung, dazu haben wir ein Gleitzeit-Model und bewerten jede Stunde Arbeits- und damit Lebenszeit gleich. Für Verantwortung, Jahre im Unternehmen und Kinder gibt es was obendrauf, die Differenz zwischen dem höchsten Gehalt (Geschäftsführung mit eingerechnet) und dem niedrigsten liegt deutlich
unter 1:2. Immerhin ist das Ziel, das jede und jeder von uns ein den jeweiligen Lebensumständen entsprechendes Einkommen hat. Hier ist vielleicht auch die größte Besonderheit in unserer Firma zu finden. Unsere beiden Erfinder, Gründer & Geschäftsführer sind beide der Meinung: „Optimal statt maximal“ und leben MAKAvA als gemeinwohlorientiertes Unternehmen. Große Entscheidungen werden immer im Team getroffen – wir machen uns unsere Unternehmenswelt, wie sie uns gefällt und bauen unsere Firmenkultur auf gegenseitiges Vertrauen. Natürlich bringt dieser Ansatz auch Herausforderungen mit sich und nein, wir hüpfen nicht nur händchenhaltend über Blumenwiesen. Aber wir haben einen riesengroßen Vorteil: Wir sind alles bereit, uns diesen Herausforderungen gemeinsam zu stellen. Mehr Infos gibt‘s auf: www.makava.at/idee.php 27
PREKARIAT nach der uni WILLKOMMEN IN DER GENERATION PRAKTIKUM
Lisa ist 27, und gerade mit dem Studium fertig geworden. Sie hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert, und ist jetzt auf der Suche nach einem Job. Mit dem Master in der Tasche schreibt sie unzählige Bewerbungen. Letztendlich bekommt sie einen Job – doch eine Fixanstellung ist das nicht. Für 400 Euro monatlich kann sie 3 Monate lang ein Praktikum in einer NGO absolvieren. Ihre Überlegung: Ohne Berufserfahrung werde sie kaum eine Vollzeitstelle finden, Praktika sind wichtig, und machen sich gut im Lebenslauf. Lisa nimmt an – und weiß, dass diese Arbeitsstelle prekär ist. Sie arbeitet als vollwertige Angestellte, zu geringem Lohn. So wie Lisa geht es vielen jungen Menschen in Österreich. Trotz hoher Qualifikation werden sie nur prekär beschäftigt - nicht umsonst ist immer wieder von der Generation Praktikum die Rede.
Foto (cc) Jones D. A./Flickr
Michael Mayer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Praktika und prekären Arbeitsbedingungen für junge Menschen. Er war Teilnehmer an mehreren ExpertInnenrunden zu diesem Thema und arbeitet im Brüsseler Büro der Arbeiterkammer.
Gefangen in der Praktikums-Spirale Etwa 4500 Graduierte nehmen jährlich ein Praktikum an; während der universitären Ausbildung werden jedes Jahr etwa 40.000 Pflichtpraktika absolviert, das ergab eine Studie im Auftrag des Sozialministeriums.
Freiwillige Praktika werden nicht erfasst – hier lässt sich realistisch keine Zahl angeben. Vorsichtige Schätzungen gehen von mehr freiwillig absolvierten Praktika aus, als sie im Rahmen der Ausbildung absolviert werden müssen. Nur etwa 68% aller freiwilligen Praktika werden bezahlt. Im Bereich der Pflichtpraktika ist die Situation noch erschreckender: Hier werden nur etwa ein Drittel aller absolvierten Praktika vergütet! Zwei Drittel aller 18- bis 24jährigen in Österreich haben schon mal ein Praktikum absolviert. Dennoch ist die Datenlage sehr dürftig: Es fehlen weitere Untersuchungen und Studien, vor allem im Bereich der freiwillig angenommenen Praktika. Viel zu oft führt ein absolviertes Praktikum nicht zur erhofften Fixanstellung, sondern geradeweg in das nächste (prekäre) Arbeitsverhältnis. Ein Betroffener erzählt: „Gleich in der Einführungsvorlesung für Politikwissenschaft werden sämt29
liche Illusionen über einen gesicherten Arbeitsplatz oder einen einfachen Einstieg ins Berufsleben zerstört. Man solle, so der Rat, um jede Zeile im Lebenslauf kämpfen und neben einem guten Studienerfolg Sprachen lernen, in möglichst relevanten Bereichen Joberfahrung sammeln und natürlich Praktika machen. Dass diese oft unbezahlt geleistet werden, wurde im Vorhinein klargemacht, das sei leider heutzutage üblich. Denn der Sinn sei schließlich, dass man Kontakte knüpft und Erfahrungen sammelt.“ Praktika betreffen mittlerweile nahezu alle Branchen und Ausbildungsphasen. Bedenklich ist, dass es weder im Arbeitsrecht, noch in der österreichischen Kollektivvertragslandschaft keine Definition gibt, was denn ein Praktikum genau ist. Diese Lücke nützen Unternehmen gezielt aus. Viel zu oft werden Vollzeitstellen mit PraktikantInnen besetzt, um hier billige und oft hoch qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben. Die Kombination aus schlechter sozialer Absicherung, der Umgehung von Kollektivverträgen sowie eine völlige Negierung bestehender Kündigungsschutzrichtlinien sind ein riesiger Vorteil für Firmen. „Teure“, fix angestellte MitarbeiterInnen werden so Schritt für Schritt substituiert. Für junge Menschen ist der Start ins Berufsleben damit zu einer großen Herausforderderung gewor30
den: Steigende Preise am Wohnungsmarkt, schlechtere Einstiegsgehälter und prekäre Beschäftigungsformen sind Alltag. Das erfordert ein Ausmaß an Flexibilität und Unsicherheit, welches von keiner Generation zuvor gefordert wurde! Pflichtpraktika als Ausbeutung? Vor allem Fachhochschulen, aber auch berufsbildende höhere Schulen, wie zum Beispiel Handelsakademien, schreiben Praktika im Rahmen des Lehrplanes vor. So müssen SchülerInnen einer HAK 300 Arbeitsstunden zwischen dem 2. Und dem 5. Lehrjahr absolvieren. Leider fehlen hier viel zu oft klare Vereinbarungen über den Lerninhalt eines solchen Praktikums. PraktikantInnen werden als Karenzvertretung, zur Urlaubsüberbrückung, saisonal oder ganz einfach als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Die Arbeiterkammer bietet hier Beratung für PraktikantInnen an, etwa durch Bereitstellung eines Muster-Praktikumsvertrags. Ein Praktikum muss man sich leisten können! Knapp zwei Drittel aller Studierenden müssen neben dem Studium für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Hier zeigt sich eine massive Ungleichheit: Während viele dieser Arbeitsverhältnisse keine studienrelevante Ar-
beitserfahrung bringen, können jene Studierenden, die finanziell gut abgesichert sind unbezahlte Praktika annehmen. Diese Wahlmöglichkeit steht vielen nicht offen. Ohne Praktikum allerdings keine Berufserfahrung, ohne Berufserfahrung keine Festanstellung – eine sich immer schneller drehende Abwärtsspirale. Ganz besonders dreist gehen Unternehmen vor, die in Inseraten Praktika anbieten, die als Voraussetzung eine mehrjährige Berufserfahrung verlangen. Hier pervertiert sich die Idee der Praktika schlicht und einfach. Eine Lösung auf europäischer Ebene ist nicht in Sicht. Auch in den Institutionen der Europäischen Union sind unbezahlte Praktika gang und gebe. Was lässt sich also konkret tun? Praktika können eine wertvolle Bereicherung während der Ausbildung sein – aber müssen dennoch fair bezahlt werden. Eine arbeits- und sozialrechtliche Absicherung ist ein absolutes Muss!
Notwendig sind daher: • Verbot unbezahlter Praktika • Eine klare Unterscheidung zwischen Praktika im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses (Pflichtpraktika) und freiwilliger Praktika • Praktika im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses müssen ein klar definiertes Lernziel sowie klar definierte Lehrinhalte haben • Aufnahme von Praktika in Kollektivvertragliche Rahmenbedingungen • Freiwillige Praktika müssen streng reglementiert werden – Verbot von Praktika nach abgeschlossener Berufsausbildung • Beschränkung von Praktika auf maximal 6 Monate • Faire Bezahlung: Jedes Praktikum muss mit einem Mindestlohn vergütet werden • Eine Höchstzahl an Praktika im Unternehmen: Pro 3 Vollzeitstellen maximal eine Praktikumsstelle
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INDUSTRIE 4.0
Foto (cc) astrid westvang/Flickr
Zerstören Roboter den Kapitalismus? Viele Dinge werden zurzeit unter dem Sammelschlagwort „Industrie 4.0“ diskutiert. Viel kann man sich jedoch nicht darunter vorstellen, waren technische Modernisierungsschübe doch auch schon die letzten Jahrzehnte nichts wirklich Neues – die Welt verändert sich sowieso unaufhörlich, ob wir es nun wollen oder nicht. Was soll also neu sein an jetzigen und zukünftigen Entwicklungen? Sind weniger notwendige Arbeitsplätze tatsächlich eine Bedrohung oder hängt das Bedrohliche daran eigentlich wieder mit dem Kapitalismus zusammen?
Matthias Punz hat Volkswirtschaft & Politikwissenschaften studiert und beginnt gegenwärtig seinen Master im Bereich Zeitgeschichte und Medien. Neben vielen anderen Funktionen war er auch langjähriger Pressesprecher der Sozialistischen Jugend.
„Mehr als die Hälfte der Jobs könnte zukünftig von Maschinen erledigt werden – die Entwicklung ist eine soziale Bombe“ (Die Welt, Mai 2015), „Industrie 4.0: Roboter gefährden Jobs“ (ARD, September 2015), „Industrieländer verlieren durch Digitalisierung fünf Millionen Jobs“ (der Standard, Jänner 2016) – rauscht es durch den Blätterwald. Zuallererst muss aber einmal geklärt werden, was man denn unter der vierten industriellen Revolution, der plakativ genannten Industrie 4.0, überhaupt versteht. Unter diesem Begriff werden viele anstehende technische Neuerungen subsumiert. In dieser Lesart folgt auf die Mechanisierung (Dampfmaschine, Webstuhl), die Elektrifizierung (Fließband) und die Automatisierung (Elektronik und IT) nun die Digitalisierung der Ökonomie. Als kleinster gemeinsamer Nen-
ner ist die reibungslose Verschmelzung von Mensch, Maschine und digitalen Netzwerken zu komplexen autonomen Systemen gemeint. Oft wird auch vom „Internet der Dinge“ gesprochen, welches künftig alles und jeden miteinander verbinden wird. Praktische Beispiele für künftig noch stärkere Automatisierung gibt es auch heute schon zuhauf: E-Banking, Bestellautomaten in Fast Food Restaurants, die immer stärkere Forcierung und Entwicklung von Drohnen, fahrerInnenlose U-Bahnen und Autos, usw. Man kann getrost davon ausgehen, dass Daten und Software das Öl der Zukunft werden. Weniger vorhandene Arbeit wirklich schlecht? Argumentiert wird oft, dass genannte Entwicklungen zu künftig großer Arbeitslosigkeit führen werden. Es 33
mutet allerdings schon absurd an, dass es für ein Gesamtsystem eine Bedrohung ist, wenn Individuen innerhalb des Systems in Zukunft weniger zum Gesamterhalt des Systems beitragen müssen, weil sich Teile des Systems zukünftig immer stärker selbst steuern und erneuern können. Dass Maschinen, Computer und Roboter menschliche Arbeitskraft ersetzen, ist nur innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise ein Problem. Aber auch innerhalb dieses Rahmens würde es eigentlich Spielraum geben, wenn man beispielsweise an eine längst überfällige Arbeitszeitverkürzung denkt. Man kann darüber hinaus aber auch die Panik nach Jobverlusten generell hinterfragen, da gerade vergangene Innovationen wie das Aufkommen von Mobiltelefonen ja auch gezeigt haben, dass Neuerungen durchaus Jobverluste älterer Industrien kompensieren können. Mit neuen technischen Errungenschaften ging schon immer die Angst einher, dass uns die Arbeit „ausgeht“.Thomas Piketty merkt dazu in seinem Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ an: „Die Technologie und der Markt kennen weder Grenzen noch Moral. Die technologischen Entwicklung hat zweifellos dazu geführt, dass die Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen der Menschen gestiegen sind.“ Aber - so der wich34
tige Punkt - habe sie ebenfalls dazu geführt „den Bedarf an Gebäuden, Wohnungen, Büros, allen erdenklichen Ausrüstungen, Patenten“ zu erhöhen. Nur ein Beispiel: 90% der amerikanischen Bevölkerung waren im Jahr 1810 noch in der Landwirtschaft tätig, heute sind es weniger als 2%. Also wurden praktisch alle zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierenden Jobs in den Vereinigten Staaten vernichtet. Trotzdem ist heutzutage nicht jeder und jede AmerikanerIn arbeitslos. Niedrigqualifizierte Arbeit ist jedoch immer besonders von technischen Schüben bedroht, womit wir neben der Arbeitszeitverkürzung auch bei der Frage nach einem gerechten Bildungssystem sind, das Zugang zu Abschlüssen und Qualifikationen für alle gewährleisten kann. Nach Piketty sind es nämlich in Bezug auf technische Innovationen die politischen Kräfte allein die gesellschaftliche Relevanz haben. Sprich: Es kommt auf die politischen Verhältnisse an und wie wir als Gesellschaft mit technischen Neuerungen umgehen. Automatisierung und Digitalisierung kann im gegebenen System jedenfalls nur erfolgreich sein, wenn die verlorenen Arbeitsplätze durch neue Jobs in anderen Sektoren ersetzt werden. Denn sonst bricht der für den Kapitalismus lebenswichtige
Konsum ein. Problematisch ist, dass künftig immer mehr wissens- und nicht nur arbeitsintensive Bereiche betroffen sein werden. Ein Abfangen von Arbeitslosigkeit durch den Dienstleistungssektor wird zunehmend schwieriger. Es gilt aber: Jobs in neuen Sektoren werden sowieso nur solange entstehen können, solange die Masse der Bevölkerung trotz Automatisierung genug Geld hat, um neue Güter und Dienstleistungen überhaupt nachfragen zu können. Die Kapitalakkumulation gerät zwangsläufig ins Stocken, wenn es keine ArbeiterInnen – und damit KonsumentInnen – mehr gibt. Im selben Ausmaß, in dem die ArbeiterInnen von der Roboterisierung bedroht sind, ist also auch das kapitalistische System in dieser Form selbst bedroht: Denn Roboter kaufen bekanntlich keine Fernseher oder Autos. It’s the economy, stupid! Es kann festgehalten werden: Ja, es gibt immer bedenklichere Entwicklungen, was das Vorhandensein und die Qualität von Arbeitsplätzen betrifft. Ja, insgesamt wird das ganze Leben beschleunigt, die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem verwässern sich zunehmend. Und ja, viele technische Neuerungen begünstigen all diese Prozesse. Doch darf man nicht in die „Maschinen-
stürmer-Falle“ tappen. Technik und technische Neuerungen können tendenziell immer unser Leben erleichtern. Wenn aber jeglicher Prozess technischer Neuerung lediglich der Logik der Profitmaximierung unterliegt, wird potentieller mit dem technischen Fortschritt einhergehender gesellschaftlicher Fortschritt untergraben. Selbst wenn in Zukunft wirklich so viel weniger Arbeit notwendig sein wird als heute, könnte dies ja eigentlich ein zivilisatorischer Fortschritt sein. Es gilt also nicht die Technik, sondern die systematische Logik der Profitmaximierung zu hinterfragen und technische Neuerungen zum Wohle aller einzusetzen. Technische Revolutionen wie die Industrie 4.0 sollten nämlich mehr sein als Profitmaximierung und Effizienzsteigerung in der Produktion, sondern die Gesellschaft insgesamt weiter bringen und Reichtum und Beschäftigung für alle erhöhen. Deswegen wird vor allem der Ausgang der Diskussionen um eine Arbeitszeitverkürzung, um eine faire Besteuerung von Vermögen, um einen gerechten gesellschaftlichen Zugang zu Bildung und Qualifikationen und um Lohnerhöhungen zentral sein. Denn: Nicht die Technik, sondern der Kapitalismus ist der Feind des Menschen. 35