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House of Gucci

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Schwarze Witwe Gaga

House of Gucci

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——–—— ab 2.12. im Cineplex ——–—— Preview: Mi 1.12. um 20.00 Uhr

»Es ist der Stoff, aus dem die Sensationen sind, wie geschaffen für ein Drehbuch in Hollywood.« Das schrieb DEr SpiEgEl bereits vor 25 Jahren über die intrigen und Machenschaften in der Millionärs-Familie gucci aus Florenz mit ihrem noblen Mode-imperium der sündhaft teuren Accessoires – jetzt hat sich diese prophezeiung endlich erfüllt: Hollywoood hat in der Tat zugeschlagen, und kein geringerer als ridley Scott ist der regisseur. Ein Mode-Film von ridley Scott, wie wir in den letzten Jahren so einige im Kino erleben konnten (Coco Chanel; Dior und ich; Prêt-à-Porter; Der Teufel trägt Prada; Yves Saint Laurent; Der seidene Faden)? Keineswegs, denn beim Macher von Gladiator, Alien, Hannibal oder The Last Duel rascheln keine Seide und kein Chiffon, da klimpern nicht vornehm die Klunker, hier töten Blicke, spritzen gift und galle – und am Ende ist es Blut. Denn nicht von ungefähr heißt das Buch, auf dem der Film basiert, mit vollem Titel The House of Gucci – A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour, and Greed. Über allem aber schwebt eine ganz andere Frage: Überzeugt lady gaga auch in einem Film, in dem sie nicht singt?

Das 1921 in Florenz von Guccio Gucci gegründete Modehaus gilt vielleicht nicht als das eleganteste und feinste, hat aber als Inbegriff von überflüssigem Luxus und teurem Überfluss eine ganze Familie unermesslich reich gemacht. Ein selbstbewusstes (um nicht zu sagen arrogantes) Credo der Guccis, die ihren Reichtum offen auslebten, lautete: „Sie werden sich noch an unseren Sachen erfreuen, wenn Sie den Preis längst vergessen haben!“. Je mehr die Firmenanteile unter den Söhnen des Gründers und von denen wieder unter ihren Nachkommen aufgeteilt wurden, desto vehementer wurden aber auch die Spannungen und Streitigkeiten unter den Guccis, jeder trug sinnbildlich immer einen Dolch im Gewande, alle verklagten sich, jeder intrigierte gegen jeden, Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn, Onkel gegen Neffen, Ehefrau gegen Ehemann. Eine Insiderin meinte dazu: „Mit einem Gucci zu leben ist, wie täglich bei den Borgias zu speisen!“.

Seinen Höhepunkt erreicht das Gucci-Familiendrama am 27. März 1995, als der Enkel des Firmengründers und damalige Chef des Modehauses, der 46-jährige Maurizio Gucci, in Mailand gegen halb neun auf dem Weg in sein Büro vor dem Gebäude durch zwei Schüsse in den Kopf getötet wird – die beiden Täter, offensichtlich Auftragskiller, entkommen im dichten Morgenverkehr. Bei den weltweiten Ermittlungen gehören Markenpiraten, gegen die die Firma Gucci vorgegangen ist, ebenso zu den Verdächtigen wie die Glücksspiel-Mafia, doch Maurizios Lebensgefährtin Paola Franchi fordert die Polizei auf, nicht in weiter Ferne, sondern ganz in der Nähe zu suchen: Bei der Ex-Ehefrau des Toten, von der er sich nach 22 Jahren scheiden ließ und die nun befürchtet, Gucci würde die Reste seines Vermögens und damit das Erbe ihrer Kinder mit anderen Frauen verschleudern. Und tatsächlich: Knapp zwei Jahre nach der Tat und nach unzähligen abgehörten Telefonaten wird Patrizia Reggiani, geschiedene Gucci, verhaftet und wegen Anstiftung zum Mord zu 29 Jahren Gefägnis verurteilt. Wegen guter Führung wird die fortan nur noch Die Schwarze Witwe titulierte Reggiani aber schon nach 16 Jahren wieder entlassen, sie streitet bis heute jede Beziehung zu den Killern ab und belastet stattdessen ihre ehemalige Freundin und Wahrsagerin Pina. Im Gucci-Konzern hat heute kein Familienmitglied mehr das Sagen, die Firma gehört jetzt ausländischen Investoren …

House of Gucci — USA 2021 — Regie: Ridley Scott — Drehbuch: Roberto Bentivegna, nach dem Buch von Sara Gay Forden — Kamera: Dariusz Wolski — Musik: Harry Gregson-Williams • Mit Lady Gaga (Patrizia Reggiani), Adam Driver (Maurizio Gucci), Jared Leto (Paolo Gucci), Al Pacino (Aldo Gucci), Jeremy Irons (Rodolfo Gucci), Salma Hayek (Pina Auriemma), Camille Cottin (Paola Franchi), Mãdãlina Diana Ghenea (Sophia Loren), Reeve Carney (Tom Ford) u.a. — 157 Minuten

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