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„Nur Brokkoli ist auch nicht gesund“ ist auch gesund“

Gesunde Ernährung im Alltag und für die Familie

Ernährung im Alltag und für

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Eltern wollen alles richtig machen, wollen nur das Beste für ihre Kinder. Dazu gehört auch eine gesunde Ernährung. Nur die Umsetzung bringt Familien manchmal an ihre Grenzen. Wie wichtig es ist, Vorbild zu sein und früh auf Essgewohnheiten Einfluss zu nehmen, erklärt Ökotrophologin Stephanie Mißler, die im Braunschweiger Schlosscaree eine Praxis für Ernährungsberatung führt.

Frau Mißler, was ist eigentlich gesunde Ernährung?

„Die“ eine gesunde Ernährung für alle gibt es nicht: Was dem einen recht gut bekommt, verträgt der andere vielleicht gar nicht: Jeder bräuchte also einen individuell abgestimmten Ernährungsplan. Wichtig ist es, nicht ein-, sondern vielseitig zu essen. Um gesund zu bleiben, muss der Körper über die Nahrung viele verschiedene Nährstoffe aufnehmen. Nur Brokkoli zu essen, ist also auch nicht gesund.

Inwiefern unterscheidet sich gute Ernährung für Kinder von der für Erwachsene?

Gute Ernährung für Kleine ist die gleiche wie für Große – abgesehen von altersgerechten Anpassungen hinsichtlich der Portionsgröße. Da Kinder geringere Mengen als Erwachsene zu sich nehmen, sollte noch stärker darauf geachtet werden, dass das Essen alle wichtigen Nährstoffe enthält.

Warum spielt Ernährung vor allem bei Kindern eine so bedeutende Rolle? Beziehungsweise: Was passiert bei ungesunder Ernährung?

Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich nicht nur wesentlich auf Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit aus, sondern beeinflusst auch die spätere Gesundheit im Erwachsenenalter. Als Folge ungesunder Ernährung bei Kindern können schon früh Erkrankungen wie Übergewicht, Gelenkprobleme, Fettstoffwechselstörungen, Verdauungsprobleme, Essstörungen, Diabetes oder Karies auftreten.

Wie bringen Eltern ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung bei? Und welche Rolle spielt die Familie bei der Entwicklung von Ernährungsgewohnheiten?

In vielen Dingen beeinflussen Eltern ihren Nachwuchs. Gerade für kleine Kinder sind sie Vorbilder. Das gilt auch bei der Ernährung. Kinder beobachten genau, was Mutter, Vater, Bruder, Großmutter, Betreuerin oder Betreuer im Kindergarten, Lehrerin und Lehrer essen und was nicht. Wenn Mama auf Rohkost auf dem Brot verzichtet und am Abend zu Chips greift, muss das richtig sein – schließlich ist Mama groß geworden, solch ein Zusammenhang ist für Kinder logisch. Die Ernährungserfahrungen, die Kinder in den ersten Lebensjahren machen, bleiben; die Vorlieben aus der Kindheit verlieren sich selten. Kindern fällt es leicht, dem Vorbild ihrer Eltern zu folgen und ihre Ernährung nachzuahmen, wenn die Mahlzeiten aus verschiedenen Bausteinen bestehen, die getrennt serviert werden. Jedes Familienmitglied kann so selbst entscheiden, wie es sich sein Essen zusammenstellt.

Warum wird häufig empfohlen, Kinder in die Zubereitung der Mahlzeiten einzubeziehen?

Kinder lieben es, die bunte Vielfalt an Lebensmitteln mit allen Sinnen zu entdecken. Gibt man ihnen die Chance, dieses schon beim Zubereiten und nicht erst am Tisch zu machen, bauen sie automatisch eine Beziehung zum Essen auf. Niemand kann dem natürlichen Drang widerstehen, beim Kochen zu naschen. Der Stolz über die eigenen Fähigkeiten motiviert Kinder, selbst zubereitetes Essen zu probieren. Durch Kochen erweitern sie ihren kulinarischen Horizont und entwickeln ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Nahrung. Insbesondere für Kinder, die beim Essen wählerisch sind, ist es wichtig, dass sie regelmäßig in der Küche mithelfen dürfen. Und: Zusammen mit der gesamten Familie Kochen bedeutet geselliges Zusammensein.

Aktuell sorgen sich viele Familien wegen steigender Nahrungsmittelpreise oder verzichten sogar auf manche Lebensmittel. Wie schafft man es dennoch, gesunde Gerichte auf den Tisch zu bringen?

Nennen Sie fünf Lebensmittel, die auf dem Ernährungsplan einer Familie stehen sollten. Vollkornbrot, Naturjoghurt, Obst, Gemüse, Fisch Was sollte nur selten im Einkaufswagen landen?

Wer beim Essen sparen muss, sollte vor allem gut planen und richtig bevorraten. So lässt sich vermeiden, dass Lebensmittel weggeworfen oder doppelt gekauft werden. Vor dem Einkauf empfiehlt es sich, einen Speiseplan für die Woche zu erstellen. Ein vorheriger Blick in Kühl-, Gefrier- und Vorratsschrank zeigt, welche Lebensmittel noch vorhanden sind und bald verbraucht werden müssen. Im Supermarkt lohnt ein Blick auf die Angebote, auf Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region wachsen. Auch auf dem Wochenmarkt kann man günstig einkaufen: Am Ende des Markttages senken die Händler oft die Preise.

Die meisten Kinder knabbern lieber Kekse statt Kohlrabi. Was können Eltern tun, um ihnen auch einen Apfel schmackhaft zu machen?

Eltern können feste Regeln im Umgang mit Süßigkeiten einführen. Lehnt das Kind etwas Gesundes ab, gibt es keine süße Alternative. Erläutern Sie Ihrem Kind, warum es besser ist, Obst zu essen. Legen Sie fest, wie viel Ihr Kind naschen darf. Süßigkeiten gibt es nur zu einer festen Zeit, sie werden nicht „zwischendurch“, sondern bewusst gegessen. Buntes Essen macht Kindern Hunger auf mehr. Garnieren Sie das Essen mit Tomaten, Salatblättern, Radieschen oder Petersilie. Das bringt Farbe auf den Teller, macht Appetit und ist gesund.

Manche Eltern geben ihren Kindern keine Süßigkeiten. Gute Idee? Wie sinnvoll ist ein Verzicht auf Zucker?

Mit Zucker sollten Kinder so spät wie möglich konfrontiert werden. Bereits im Babyalter wird der Grundstein für eine gesunde und zuckerarme Ernährung gelegt. Das heißt, das Kind befindet sich bereits von Geburt an beziehungsweise sogar seit der Schwangerschaft in der Prägungsphase. Wenn es früh Zucker kennenlernt, wird es auch später nicht darauf verzichten wollen. Von einem völligen Verbot in der Kindheit halte ich aber nichts, das macht die Süßigkeiten nur interessanter. Meine Empfehlung ist ein sehr bewusster Umgang mit Zucker –Süßes muss etwas Besonderes sein. Das sollte man seinem Kind auch genauso klarmachen.

Was ist entscheidender: Wie häufig ein Kind isst oder was es isst?

Koffeinhaltige Getränke, Alkohol, Quetschies, Fertiggerichte, Lebensmittel mit langen Zutatenlisten, Palmöl, Zucker

Welche Süßigkeit würden Sie Ihren Kindern zwischendurch anbieten?

Nach Geschmack, vor allem aber nur eine Kinderhand voll

Entscheidender ist die Häufigkeit. Kinder sollten so wenig wie möglich zwischendurch snacken. Ideal sind fünf Mahlzeiten pro Tag, die sich in drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten unterteilen lassen.

Was ist von einer vegetarischen oder veganen Ernährung für Kinder zu halten?

Kinder vegetarisch zu ernähren ist ohne Probleme möglich – wenn die Ernährung ausgewogen ist und sie viel Obst und Gemüse essen. Von einer veganen Ernährung bei Kindern rate ich ab. Diese ist für Kleinkinder mit deutlichen Risiken verbunden und kann die Entwicklung beeinträchtigen. Durch die begrenzte Auswahl an Lebensmitteln besteht die Gefahr, dass das Kind vor allem zu wenig Vitamin B12 aufnimmt. Auch die Zufuhr von Eiweiß, langkettigen Omega-3Fettsäuren, Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen und den Vitaminen D und B2 kann kritisch sein.

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