DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN
Juli/August 2014
Gábor Boldoczki Der Trompeter über Vorbilder, Träume und Politik in Ungarn Simone Kermes Konkurrenz? »Jeder will den meisten Applaus«
Patricia Kopatchinskaja »Ich brauche Neue Musik wie die Luft zum Atmen«
AKTUELLE NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL
CHRISTIAN GERHAHER NACHTVIOLEN Für Nachtviolen hat Christian Gerhaher wunderschöne Lieder von Franz Schubert unter der Klavierbegleitung von Gerold Huber eingesungen. Zu hören sind beispielsweise An den Mond in einer Herbstnacht, Der Wanderer, Abendstern u.v.m. Ab 20.6. erhältlich.
WIENER PHILHARMONIKER & LANG LANG DAS SOMMERNACHTSKONZERT Beim diesjährigen Sommernachtskonzert spielten die Wiener Philharmoniker und Solist Lang Lang unter Christoph Eschenbach Werke von Richard Strauss (Burleske, Eulenspiegel), Berlioz (Benvenuto Cellini, Carneval Romain) und Liszt (Mazeppa). Ab 27.6. auch auf DVD & Blu-ray erhältlich.
SIMONE KERMES & VIVICA GENAUX RIVAL QUEENS Simone Kermes und Vivica Genaux in den Rollen der berühmtesten rivalisierenden Sopranistinnen des 18. Jahrhunderts: Francesca Cuzzoni und Faustina Bordoni. Zahlreiche der Arien und Duette von Bononcini, Händel, Porpora und Hasse sind Ersteinspielungen. Erhältlich ab 18.7.
www.sonymusicclassical.de Abonnieren Sie den Sony Classical Newsletter und erhalten Sie exklusive Informationen zu Sony-Künstlern
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser! Ein Programm besteht aus Ouvertüre, Solokonzert und Sinfonie, und der Konzertabend dauert zwei Stunden. Sie schmunzeln? Ja, so ist das mit mancher unserer Alltagsweisheiten: Im Laufe der Zeit haben sich einst unumstößlich scheinende Traditionen überholt – selbst ein Fußballspiel dauert eben heute nicht mehr in jedem Fall nur 90 Minuten. Einer, der hierzulande das Konzertleben entscheidend verändert hat, feierte jüngst seinen 70. Geburtstag: Justus Frantz. Wer hätte sich vor seiner Gründung des Gregor Burgenmeister Schleswig-Holstein Musik Festivals schon vorstellen Herausgeber/Chefredakteur können, dass heute allsommerlich zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen Klassik in Scheunen und Sporthallen erklingt? Oder sich durch kurzweilige Moderationen ein ganz neues Publikum für die einst so elitär dünkende Musik gewinnen lässt? Traditionen haben zweifellos ihren Wert, wie Dortmunds Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa in seinem Beitrag für unsere Serie zum Konzert von morgen darlegt – doch manchmal lohne es eben, mit den Erwartungen zu brechen, sagt Patricia Kopatchinskaja im Interview. Und das keineswegs nur, indem die Geigerin bei ihren Auftritten auf das Schuhwerk verzichtet … Fast zum guten Ton gehört für Musiker heute das Interesse für den einst proletarischen Fußball: Zur WM haben wir eine Top-Elf aus Streichern, Bläsern und Tastenkünstlern zusammengestellt und nach ihren Qualitäten auf dem Platz befragt – ihre (überraschenden) Antworten lesen Sie in diesem Heft und noch ausführlicher online auf www.concerti.de. In diesem Sinne: Nach dem Konzert ist vor dem Konzert – freuen Sie sich auf neue, überraschende Hörerlebnisse! Ihr P.S.: Die neue CD der Akademie für Alte Musik Berlin mit Werken von Bach und Mozart erhalten Sie als Prämie, wenn Sie jetzt ein concerti-Abo bestellen. Weitere Infos finden Sie auf Seite 37.
Fotos: Ivo von Renner, privat
KURZ VORGESTELLT
Sören Ingwersen arbeitet als freier Publizist mit den Schwerpunkten Musik und Bühne. Der Hamburger hat in seiner Heimatstadt nicht nur ein Theatermagazin ins Leben gerufen, sondern schreibt auch Opernlibretti und tritt als Autor in Lesungen auf.
You-Son Sim ist das Herz der concerti-Redaktion. Nicht nur, dass die Musikwissenschaftlerin auf (fast) alle Fragen unserer Leser und Kunden eine Antwort weiß, die gebürtige Hamburgerin ist auch stets gut gestimmt – nicht zuletzt als Geigerin im Orchester! 3 concerti Juli/August 2014
inhalt
KONZERT
8 diplomat im auftrag der Musik
portrÄt 70 Jahre und kein bisschen müde: Dirigent, Pianist und Moderator Justus Frantz ist aktiv wie eh und je
10 »Ich brauche neue Musik wie die luft
zum atmen« IntervIeW Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja verweigert sich sinnloser Schönheit
14 »Ich will ein Sänger auf der trompete sein«
10
Patricia Kopatchinskaja In der Musik zu Hause
Kurz GefraGt Gábor Boldoczki über Vorbilder, Tanzen und Träume
OPER
18 »Jeder will den meisten applaus«
portrÄt Simone Kermes und Vivica Genaux erinnern an ein legendäres Diven-Duell
22 Schwelgerische Inspiration
opern-tIppS Zum Sommer: die schönsten Opern-Festspiele in Deutschland und Europa
14
REGIONALSEITEN
Gábor Boldoczki Beim Tanzen erholt
An dieser Stelle finden Sie in den Ausgaben Hamburg, Berlin, Mitteldeutschland und München die Regionalseiten.
34 vermarktung von Komplexität
18
Simone Kermes & Vivica Genaux Im Kampf vereint
RUBRIKEN 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 20 Opern-Kritiken 27 Festivalguide | 38 CD- & Buch-Rezensionen 46 Multimedia-Tipps | 50 Vorschau & Impressum 4 concerti Juli/August 2014
eSSaY Nicht oberflächliche Vermittlung, sondern geeignetes Marketing bringt uns neues Publikum
42 »ein artist auf der tuba!«
BlInd Gehört Der Tubist Andreas Martin
Hofmeir hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt
48 das runde muss ins eckige!
fuSSBall-WM Klassik und Fußball sind zwei verschiedene Paar Schuhe? Musiker sind die größten Fans, wie unsere Umfrage zur WM in Brasilien zeigt
Fotos: Marco Borggreve, Gregor Hohenberg/Sony Classical
DIE WELT DER KLASSIK
JETZT TICKETS SICHERN!
27. JUNI BIS 24. AUGUST 2014
KARTEN & INFO: 0341.14 14 14 SOWIE VOR ORT www.mdr-musiksommer.de | www.mdr-ticketshop.de
kurz & knapp
was ist EiNe ...
Systolischer Blutdruck (mmHg) bei Bach < 120 mmHg = optimal
Quadrupelfuge? Nein, hier muss nichts vierfach gekittet werden – und das Ganze ist auch keine Erfindung Harald Schmidts, obgleich der Meister der spitzen Zunge gleich ein ganzes Buch diesem Thema widmete. Vielmehr verbirgt sich dahinter das Kompositionsprinzip einer Fuge mit vier nacheinander eingeführten und später kombinierten Themen.
40
neue Zugaben haben die Bamberger Symphoniker bei zeitgenössischen Komponisten für ihre vielen Konzertreisen in Auftrag gegeben.
160 140 120 100 80 Ausgangswert
Ouvertüre Air
Gavotte Bourree Gigue
Bachs Musik senkt den Blutdruck Klassik statt Medikamente? Hans-Joachim Trappe, Direktor der kardiologischen Klinik am Marienhospital Herne, hat in einer Studie den Einfluss von Musik auf den Blutdruck untersucht. Resultat: Bachs Orchestersuite Nr. 3 hat den beruhigendsten Effekt, senkt die Werte nachhaltig. Und das keineswegs allein im berühmten langsamen Air, sondern selbst in den flotten TanzSätzen. Ergebnisse, die nun für Patienten mit Bluthochdruck genutzt werden sollen.
Klüger durch Klavierunterricht
Hau‘ rein in die Saiten, ist gut für die Intelligenz: Auch das E-Gitarrenspiel stärkt den Kindesgeist 6 concerti Juli/August 2014
Musikbegeisterte Eltern haben es ja schon immer geahnt: Instrumentalunterricht fördert die Intelligenz der Kinder. Was nun auch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung belegt: Jugendliche, die früh ein Instrument erlernt haben, schnitten bei Sprach-Tests besser ab als ihre Altersgenossen. Und: Der tönende Nachwuchs ist auch offener sowie gewissenhafter und strebt eher einen Unibesuch an.
Fotos: Robert Regassi, Musikschule Barsbüttel, Volker Derlath
... Zu viele Musikstücke hören erst viel zu lange nach ihrem Ende auf ... Igor Strawinsky
3 Fragen an ...
Brigitte von Welser
Leitet das größte Kulturzentrum der bayerischen Landeshauptstadt: Brigitte von Welser, Geschäftsführerin des Gasteig in München
Der FC Bayern München spielt erneut in der Champions League – spielt auch der Gasteig in der Champions League der Konzerthäuser? Die Musikstadt München weist schon aus sich heraus ein beachtliches Potential an Künstlern und Klangkörpern von Weltrang auf. Das Publikum ist fachkundig und leidenschaftlich bei der Sache und hat auch ein Faible für die von der Industrie gehypten internationalen Stars: Insofern ist Ihr Vergleich mit der Fußballwelt und ihrem Business gar nicht so weit hergeholt. Unser Gasteig hält den größten Konzertsaal Münchens mit mehr als 2300 Sitzplätzen vor. Subventionierte aber auch frei finanzierte Projekte des internationalen Musikmarkts haben hier ihren sicher funktionierenden Veranstaltungsort – und die Liste der Top-Orchester, der erstklassigen Dirigenten und Solisten, die sich im Lauf von fast dreißig Jahren Gasteig-Geschichte bei uns eingefunden haben, liest sich wie ein „Who is Who“ der internationalen Klassik-Szene.
Was qualifiziert ein Konzerthaus für die musikalische Champions League? Neben der Vielfalt und Breite des Angebotes entscheidet hier letztlich natürlich vor allem die künstlerische Qualität der Programme, die dem Publikum geboten werden.
Welches sind Ihre schärfsten Konkurrenten hierzulande? Wir sind alle dafür gemacht, in unserem Land ein Gut zu vertreten, für das es sich lohnt, unsere sämtlichen Fertigkeiten zu mobilisieren: die Kraft der Musik in ihrer historischen Verbürgtheit und im Hier und Jetzt wirken zu lassen.
portrÄt
diplomat im auftrag der Musik 70 Jahre und kein bisschen müde: dirigent, pianist und Moderator JuStuS frantz ist aktiv wie eh und je. Von Sören Ingwersen
Den Nachwuchs im Blick: Justus Frantz, Gründer und Dirigent der Philharmonie der Nationen
8 concerti Juli/August 2014
Auf der kanarischen Insel hat Frantz eine Finca mit Ziegen, Schafen, Eseln und einem ebenfalls märchenhaften Garten. Dort und in der Umgebung findet jeden Sommer sein Finca Festival statt: Zehn Tage lang spielen Musiker aus aller Welt ein Programm, das neben Klassik und Romantik auch viele Uraufführungen bietet wie in diesem Jahr El Monte Santo de Gran Canaria aus der Feder des Komponisten und Hamburger MusikhochschulPräsidenten Elmar Lampson. Und die Liste prominenter Tonsetzer, die auf der idyllisch gelegenen Finca neue Werke schufen, ist lang: Gian Carlo
Menotti, Samuel Barber, Arvo Pärt, Peter Ruzicka … Auch Frantz‘ Musikerfreund Leonard Bernstein war hier ein gern gesehener Gast und überarbeitete auf dem Eiland seine Operette Candide. Vielfältige Talente: vom Pianisten zum Festivalintendanten
Genug der musikalischen Erinnerungen, erst einmal müssen nun die Datteln probiert werden: getrocknet, doch ausgesprochen fruchtig. Frantz hat sie aus Israel mitgebracht, wo er seit letztem Jahr als Chefdirigent die Israel Sinfonietta Beer Sheva leitet und zu einem
Foto: Carsten Heidmann Fotografie
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in schmaler Weg führt durch wild wucherndes Grün zum Sitz- und Essplatz unter mächtigen Bäumen. Ein verwunschener Ort, fast wie im Märchen. Doch die Zeit, die Justus Frantz in seinem Garten im feinen HamburgPöseldorf verbringt, ist begrenzt. Zwar hat der vielbeschäftigte Dirigent und Pianist kürzlich seinen 70. Geburtstag gefeiert, aber eine ruhigere Gangart einzuschlagen, kommt für ihn nicht in Frage: „Ich habe mehr Kräfte denn je. Morgens laufe ich um die Alster und auf Gran Canaria Strecken bis zu dreizehn Kilometer.“
großen Sinfonieorchester auf- missionarischen Eifer und den San Giovanni in Laterano Mahbauen soll. Als erster nichtjü- Drang, andere Menschen für lers Zweite erklingt. discher Künstler bekleidet er Dinge zu begeistern, die ich Nachwuchsförderung: Auch dieses hohe staatliche Amt. schön finde.“ zur Völkerverständigung trägt „Eigentlich dachte ich, es sei zu Frantz bei früh, dass ein Deutscher einen Und noch eine Begabung: solchen Posten übernimmt. Entertainer und Vermittler Als 1989 in Berlin die Mauer Aber selbst der Staatspräsident Als 15-Jähriger schloss er sich fiel und der Eiserne Vorhang meinte, das sei ein wichtiges mit seinem Onkel, der keinen zwischen Ost und West endSymbol.“ Und um Zeichen zu Sinn für moderne Klänge hat- gültig zerbrach, hatte Bernstein setzen und neue Impulse zu te, im Zimmer ein, um ihm die Idee, ein internationales geben, ist der Tausendsassa Hindemith vorzuspielen. „Teu- Orchester zur Nachwuchsförfelsmusik!“ schrie der Onkel. derung zu gründen – sechs genau der richtige Mann. Dabei schien eigentlich eine „Engelsmusik!“ konterte der Jahre später setzte Frantz den Karriere als Solist vorgezeich- Neffe. Zum Glück wurden Gedanken in die Tat um. Heute net, nachdem er 1970 von Her- später die Methoden subtiler, finden sich in der Philharmobert von Karajan für eine Tour- um auch klassikferne Zuhörer- nie der Nationen Musiker aus nee mit den Berliner Philhar- schichten von der Schönheit 40 Nationen, versteht sich das monikern engagiert worden des musikalischen Erbes zu Orchester als Symbol des Friewar. In den Folgejahren musi- überzeugen – und erfolgreicher. dens und der Völkerverständiziert Frantz mit den renom- Zehn Jahre lang moderierte gung. Für Frantz aber ist ein miertesten Orchestern wie den Justus Frantz die ZDF-Sendung Wunsch aus Kindertagen in Wiener Philharmonikern oder „Achtung! Klassik“, für die er Erfüllung gegangen: Hatte er dem Orchestre de Paris und 1993 die Goldene Kamera er- doch damals keinen Gedanken gibt sein Debütkonzert in den hielt. Mit Konzerten und Work- an eine Karriere als Musiker USA mit den New Yorker Phil- shops für Kinder sowie der verschwendet, sondern wollte harmonikern unter Leonard CD-Reihe „Klassik für Kids“ Geschichte, Jura oder PolitoloBernstein. Doch spätestens mit begeistert er auch die jüngsten gie studieren und in den dipseiner Gründung des Schles- Zuhörer. Und immer wieder lomatischen Dienst treten. wig-Holstein Musik Festivals musiziert seine Philharmonie Heute ist der vielsprachige im Jahr 1986, das Frantz neun der Nationen, die Frantz seit Künstler auf internationalem Jahre als Intendant leitete, zeig- fast zwanzig Jahren leitet, vor Parkett unterwegs – als Diplote sich noch ein weiteres Talent Staatsoberhäuptern oder auch mat im Auftrag der Musik. des im polnischen Inowrocław dem Papst – so wie am 25. Okgeborenen Musikers: „Ich hat- tober, wenn zu Ehren von Papst online-Tipp te schon immer einen gewissen Franziskus in der Basilica di Konzert-TIPPs
Papendorf/Rostock Fr. 18.7., 19:30 Uhr Villa Papendorf Mozarts Reise nach Paris. Justus Frantz (Klavier). Werke von Mozart Schleswig-Holstein Musik Festival Mo. 28.7., 20:00 Uhr MUK Lübeck Happy Birthday, Justus Frantz. Philharmonie der Nationen, Justus Frantz (Leitung) Rheingau Musik Festival Do. 31.7., 20:00 Uhr Kloster Eberbach (Basilika), Eltville Philharmonie der Nationen, Justus Frantz (Leitung). Werke von Mozart & Bruckner
MDR Musiksommer Sa. 2.8., 17:00 Uhr Rotkäppchen Sektkellerei, Freyburg Philharmonie der Nationen, Justus Frantz (Leitung), Ksenia Dubrovskaya (Violine). Werke von Beethoven & Mendelssohn
Di. 5.8., 19:30 Uhr Schloss Moritzburg (Schlosspark) Justus Frantz (Klavier). Werke von Chopin Festspiele Meckl.-Vorpommern Fr. 22.8., 19:30 Uhr Kaiserbädersaal, Ostseebad Heringsdorf Maria Ariya (Sopran), Nikolay Borchev (Bariton), Justus Frantz (Klavier). Werke von Tschaikowsky, Glinka, Rubinstein u. a.
Der junge Justus Frantz dirigiert Brahms‘ „Ungarische Tänze“ auf Gran Canaria Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/frantz Buch-Tipp
Justus Frantz: 50 einfache Dinge, die Sie über Musik wissen sollten 240 Seiten Gebundene Ausgabe bei Westend Taschenbuchausgabe bei Herder Juli/August 2014 concerti 9
Interview
»Ich brauche Neue Musik wie die Luft zum Atmen« Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja verweigert sich sinnloser Schönheit. Von Christian Schmidt
Stellen Sie sich vor, Sie fahren U-Bahn. In der Unterführung musiziert ein Folkloreensemble mit einem Hackbrettspieler. Bleiben Sie stehen? 10 concerti Juli/August 2014
Selbstverständlich, dann muss ich immer an meinen Vater denken, zuletzt vorgestern beim Joggen im Wiener Volksgarten.
Dann würde ich wahrscheinlich auf einem moldawischen Markt Gemüse verkaufen.
»Mit meiner Biographie ist man nirgends richtig zu Hause«
Mit meiner Biographie ist man nirgends richtig zu Hause, mein Zuhause ist die Musik.
Es ist nun 25 Jahre her, dass Ihre Familie mit Ihnen aus der damaligen moldauischen SSR nach Wien ausgewandert ist. Sie waren da gerade zwölf. Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?
Das war einerseits eine schwierige Emigrantenzeit mit Unsicherheit und Not. Andererseits der Beginn einer großartigen Entdeckungsreise in die Neue Musik, beginnend mit der Zweiten Wiener Schule und weiter mit dem Kompositionsstudium. In der Straßenbahn schrieb ich täglich eine Motette im Palestrina-Stil und ein eigenes Stücklein. Als Geigerin konnte ich in jeder Kirche gut mit Muggen verdienen. Was wäre aus Ihnen geworden, wenn sich dieser Zufall nicht ergeben hätte?
Woran denken Sie, wenn Sie sich Ihre Heimat vorstellen?
Aber wo fühlen Sie sich angekommen?
Im Gartenliegestuhl, beim Pingpong oder mit meiner Tochter im Naturhistorischen Museum. Darf man als international agierender Musiker ein politischer Mensch sein?
Irgendein Grieche hat gesagt, der Mensch sei ein „Zoon politikon“, ein politisches Lebewesen. Selbstverständlich ist jeder Mensch – Musiker oder nicht – aufgerufen, politisch Stellung zu beziehen. Wie beurteilen Sie die Situation in der Ukraine?
Die Leitlinie in solchen Fragen kann nur echte politische Selbstbestimmung sein. Die Schweiz zeigt seit Jahrhunderten, wie man solche Fragen per Volksabstimmung löst. Dazu gehört aber eine Kultur der Demokratie. Moldawien grenzt an die Ukraine und hat mit ihr
Foto: Marco Borggreve
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ird Patricia Kopa tchinskaja nach ihrer Heimat gefragt, ist die Antwort nicht leicht. Denn die 1977 im moldawischen Chis¸ina˘u geborene Geigerin hat polnisch-griechischjüdische Wurzeln, sie hat in Wien studiert und wohnt in Bern. Daher sagt sie gern, dass sie sich dort zu Hause fühle, wo sie mit den Kollegen, die sie schätzt, die Musik machen kann, die sie will. Die ist nicht selten sperrig, Kopatchinskaja pflegt die Moderne wie kaum eine andere Solistin ihrer Generation. Die Tochter professioneller Musiker will niemandem gefallen. Barfuß aufzutreten ist so keine Marketingpose, sondern echte Entrückung. Aber ihr raues, nicht selten aufgesplissenes Spiel ist selbst schon zum Markenzeichen geworden. Kopatchinskaja zieht hässliche, provokante Töne dem windschnittig-abgeschliffenen Schönen vor, dem „Wiener Schnitzel, das das Publikum immer wieder essen will“.
ZUr pErSon
Patricia Kopatchinskaja wurde 1977 im heutigen Moldawien in eine Musikerfamilie geboren. Nach der Emigration der Eltern studierte sie in Wien und später in Bern. Als Solistin spielt sie mit namhaften orchestern und machte sich auch durch zahlreiche uraufführungen einen Namen. Sie lebt mit Mann und Tochter in Bern.
Juli/August 2014 concerti 11
Interview
eine gemeinsame Geschichte, daher geht mir das Ganze sehr nahe. Kann die Musik helfen, Frieden zu stiften?
Das ist zu hoffen, Yehudi Menuhin und Daniel Barenboim sind beste Beispiele.
Oh nein. Ich bin auf der Suche – wie ein Kind, das die Welt entdeckt. Die Seele eines Werkes will ich so erzählen, dass man es heute noch versteht und staunt. Die Interpretation bleibt ungenügend, wenn man nur alles richtig macht. Es geht um Fantasie, um Verrücktheit. Mich interessieren andere Welten, das Unaussprechliche, Mystik, Poesie, die Suche nach Wahrheit und Freiheit. Sie betonen oft die Notwendigkeit »hässlicher Musik«. Wozu?
Es gibt natürlich Wohlfühlmusik in allen Varianten – von der Salonmusik über Schlager und dieses Kaufhausgedudel bis zur gesüßten Klassik. Aber Wahrheit in der Musik hat manchmal schroff zu sein, schon bei Beethoven und erst recht bei einer Galina Ustwolskaja. In ihr lässt sich die ganze Geschichte des 20. Jahrhunderts hören, die ja auch nicht immer nur schön war. Finden Sie auch, dass der Werkekanon öffentlicher Konzerte immer kleiner wird?
Wenn Veranstalter wollen, können sie das Spektrum auch erweitern, es gibt da einige Beispiele. Der große Erfolg solcher Repertoireweitungen lässt 12 concerti Juli/August 2014
Den Boden spüren: Patricia Kopatchinskaja tritt am liebsten barfuß auf
hoffen, dass auch andere Veranstalter nachziehen. Lehnen Sie Programme manchmal ab, weil Sie glauben, zu einem Stück nichts Neues mehr beitragen zu können?
Das kommt tatsächlich vor.
»Wahrheit in der Musik hat manchmal schroff zu sein« Dafür wagen Sie zum Beispiel eine Ersteinspielung von Werken des Armeniers Tigran Mansurian. Es gibt ja genug Zeitgenossen, die einfach negiert werden.
Die Realisierung der neuen CD mit seinen Werken war mir seit langem ein Bedürfnis. Seine Musik ist rein und spirituell, jeder Ton kommt aus einer tiefen menschlichen Herzlichkeit, Schönheit und Einfachheit, aber auch Verzweiflung, die uns in der heutigen Musik nie mehr so begegnet. Wofür wird zeitgenössische Musik gebraucht?
Gegenfrage: Wofür hat man
Vivaldi und Mozart gebraucht? Und was gehen sie uns heute an? Ich jedenfalls brauche die Neue Musik, wie ich täglich neue Luft zum Atmen brauche. Hat sie noch eine gesell schaftliche oder politische Relevanz?
In allen bekannten Kulturen gehörte Musik dazu, und das seit Zehntausenden von Jahren. Das wird auch in den kommenden Jahrtausenden so bleiben. Die Frage ist nur, welche Musik relevant bleibt. Es ist meine Lebensaufgabe, das herauszufinden – zusammen mit dem Publikum. Müssen dessen Ohren für das Neue gereinigt werden?
Das würde für jede Musik nicht schaden. Die menschliche Wahrnehmung ist kontextabhängig. Man kann Haydn re trospektiv hören und hört nur den alten Papa. Oder man kann ihn im Zusammenhang mit Giacinto Scelsi oder einem anderen Neuerer hören, und dann wird deutlich, wie experimentierfreudig und gewagt der alte Papa komponiert hat. Sie haben selbst Komposition studiert. Haben Sie manchmal
Fotos: Marco Borggreve
Verkünden Sie auch eine Botschaft mit den Mitteln der Musik?
Wenn Ihnen Risiko wichtiger als Perfektion ist, unter scheidet Sie genau das von anderen Geigerinnen?
den Wunsch, etwas besser ausdrücken zu können, würden Sie selbst die Musik schreiben?
Wenn Sie selber kochen, können Sie die Künste eines Meisterkoches viel besser würdigen. Wer selber schreibt, kann fremde Werke besser begreifen. Deshalb sollte jeder Musiker auch komponieren, selbst wenn seine Produkte nicht bedeutend sind. Darüber hinaus habe ich manchmal das Bedürfnis, etwas Eigenes zu sagen, und dann komponiere ich auch.
»Alles hat man Gott zu verdanken« Aber es verschwindet dann alles im Schrank?
Keineswegs! Mein Klaviertrio haben wir vor einigen Jahren im Pariser Louvre, mein Violinkonzert erst neulich im PaulKlee-Zentrum in Bern uraufgeführt. Im Konzert scheinen Sie über Ihre Interpretationen recht spontan zu entscheiden. Geht das gut?
Nein, nicht immer! Ist aber umso spannender.
Studioaufnahmen haben das naive Publikum dazu verführt, Perfektion auch im Konzert zu erwarten. Das hat zu einer Erstarrung des Konzertbetriebes geführt. Früher war es üblich zu improvisieren. Wenn man nichts riskiert, kann man jedes Mal perfekt und gleich spielen – aber das haben ja viele Dirigenten und Orchester gern angesichts der wenigen Proben, die man zur Verfügung hat. Also ist das nicht Ihr Ding?
Nein, definitiv nicht. Fühlen Sie sich damit noch als Exotin?
Inzwischen gibt es eine neue Strömung, die das Spontane und Spielerische in der Musik wiederentdeckt. Macht denn das professionelle Künstlersein glücklich?
Die glücklichsten Momente sind die, wenn eine Aufführung eines Werkes, das mir am Herzen liegt, wirklich gelingt, und zwar mit Musikern, mit denen ich mich wirklich verstehe. Dafür lebt man. Aber das Dasein als reisender Musiker hat auch Schattenseiten, mit Stress, Einsamkeit, Getrenntsein von der Familie, für eine Frau eine besonders vertrackte Bürde. CD-Tipp
Mansurian: Doppelkonzert, 2. Violinkonzert, Romanze für Violine & Streichorchester, quasi parlando P. Kopatchinskaja (Violine), A. Lechner (Violoncello), Amsterdam Sinfonietta, C. Thompson (Leitung). ECM
Woher nehmen Sie dann bloß all diese Fröhlichkeit?
Alles hat man Gott zu verdanken. Konzert-TIPPs
Choriner Musiksommer Sa. 12.7., 15:00 Uhr Kloster Chorin Orchester der Komischen Oper Berlin, Patricia Kopatchinskaja (Violine), Henrik Nánási (Leitung). Werke von Tschaikowsky & Dvořák Schleswig-Holstein Musik Festival Do. 17.7., 20:00 Uhr Klosterkirche Bordesholm & Fr. 18.7., 20:00 Uhr Dom Meldorf Patricia Kopatchinskaja (Violine), Sol Gabetta (Violoncello). Werke von Bach, Xenakis, Kodály, Vasks & Ravel amsterdam Fr. 29.8., 20:00 Uhr Concertgebouw Patricia Kopatchinskaja (Violine), WDR Sinfonieorchester Köln, Jukka-Pekka Saraste (Leitung). Werke von Wagner, Schumann & Sibelius Musikfest Berlin Fr. 12.9., 20:00 Uhr & Sa. 13.9., 19:00 Uhr Philharmonie Berliner Philharmoniker, Peter Eötvös (Leitung), Patricia Kopatchinskaja (Violine). Werke von Rihm, Eötvös & Brahms/Schönberg
Sa. 13.9., 22:00 Uhr Philharmonie Patricia Kopatchinskaja (Violine), Markus Hinterhäuser (Klavier), Laurence Dreyfus (Barockvioline & Viola da gamba) Dortmund Fr. 24.10., 20:00 Uhr Konzerthaus quartet-lab. Patricia Kopatchinskaja & Pekka Kuusisto (Violine), Lilli Maijala (Viola), Pieter Wispelwey (Violoncello). Werke von Mozart, Biber, Beethoven, Cage, Muhly & Crumb Frankfurt Do. 30.10. & Fr. 31.10., 20:00 Uhr Alte Oper hr-Sinfonieorchester, Philippe Herreweghe (Leitung), Patricia Kopatchinskaja (Violine). Werke von Beethoven & Schumann online-Tipp
Patricia Kopatchinskaja probt das Violinkonzert „Seven“ von Peter Eötvös Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/kopatchinskaja Juli/August 2014 concerti 13
KUrZ GEFraGt
»Ich will ein Sänger auf der trompete sein« GÁBor BoldoczKI, der legitime nachfolger der
trompetenlegende Maurice andré, will mehr als golden strahlende töne. hier spricht er über ...
… reine Schönheit
Da gibt es zunächst die originale Literatur für mein Instrument, die ist ganz pur, es geht um die Zeremonie, das Festliche und Feierliche. Das mag etwas mit reiner Schönheit zu tun haben. Aber dann entstand nach der Naturtrompete die Möglichkeit, chromatisch spielen zu können. Nun geht es darum, nicht nur Glück und Freude auszustrahlen, sondern auch mit melancholischen Farben zu malen. Ich mag die große Palette der Trompeten-Dramaturgie. Ich brauche die Abwechslung. … Singen auf der Trompete
Das ist der Traum, das Ideal, das ich anstrebe. Ich will ein Sänger auf der Trompete sein. Man soll dabei am besten vergessen, welches Instrument ich eigentlich spiele. Da begegnen sich die Musik und die Person, das Instrument ist nur ein Vermittler. Der Ton muss ehrlich sein. Da steht schließlich ein Mensch auf der Bühne. Vorher singe ich übrigens sehr viel. Die Lippen können ja nicht unendlich lang spielen. Singen ist die natür14 concerti Juli/August 2014
lichste Form des Musizierens und die Voraussetzung für das Trompetenspiel. Das harmonische Zusammenwirken von Zunge, Artikulation, Luftgeschwindigkeit und Muskelspannung, Lungen- und Kopfresonanz in Verbindung mit
der richtigen Portion Glück machen das Singen wie das Trompetespielen aus. Und: der Hals muss wie beim Singen offen sein. Die Luft kommt heraus und alles entsteht ganz natürlich. So ist dann auch mein eigener Ton entstanden:
Foto: Marco Borggreve
… den eigenen Ton
Von festlich bis melancholisch: Gábor Boldoczki braucht musikalische Abwechslung
beim Singen meiner Stücke. … Tanzen Ich hoffe, dass mein Ton wie Das ist mein großes Hobby. Da der eines guten Sängers ab- kann ich abschalten. Ohne Inwechslungsreich ist, also den strument und ohne Wörter schnellen Wechseln der Emo- Emotionen auszudrücken, ist gut für den Körper und für den tion folgt. Kopf. Beim Tanzen strahlen wir … Zirkularatmung aus, was in uns steckt. Ich beherrsche sie nicht. Die Musik atmet ja immer – auch … weibliche Konkurrenz wenn die Luft schon mal knapp Das ist doch wunderschön, werden kann. Insofern habe dass es sie gibt. Ich würde sie ich mich nie so stark mit dem nicht Konkurrenz nennen. WoThema beschäftigt. (Er macht bei letztlich ja alle Musiker vor, wie das gleichzeitige Ein- Konkurrenten sind. Ich erlebe und Ausatmen dennoch funk- das Verhältnis allerdings ganz tioniert und lacht.) anders. Sergei Nakariakov ist ein sehr guter Freund von mir. … ungarische Volksmusik Auch von ihm habe ich viel Wir Ungarn sind ein musikali- gelernt. Nun kommen hübsche sches Volk. Wir können große Frauen hinzu. Bestimmt ergibt Trauer tragen und ganz groß sich mal die Gelegenheit, gefeiern – ungarisches Tempera- meinsam aufzutreten. ment! Die Menschen singen dabei sehr gern. Das Laienmu- … Vibrato sizieren hat immer noch einen Als Solist ist mir ein gewisses hohen Stellenwert. Ich denke Vibrato erlaubt, als Ensembleda an meine Großmutter und mitglied nicht. Aber als Tromdie Zeiten, als es noch keinen peter benötige ich es eigentlich Fernseher gab. Und zumal in nicht oder nur wenig. Es kann Komponisten wie Kodály und da so eine natürliche Bewegung Bartók ist die ausgeprägte Nä- im Ton geben, die man aber he von Volks- und Kunstmusik kaum als Vibrato wahrnehmen ja sehr präsent. sollte. … Vorbilder
… Politik in Ungarn
Maurice André bleibt die Trom- Wir hatten 40 Jahre Kommupetenlegende mit diesem un- nismus, nun geht es bei allen glaublichen Charisma. Ansons- Schwierigkeiten, die ich durchten zählt die Vielzahl der Ein- aus sehe, aufwärts. Zum Glück flüsse durch jeden guten Mu- geht es der Kultur gut: Wir hasiker, der mir auf meinen Rei- ben in Budapest vier Konzertsen begegnet. Gidon Kremer häuser, eine neues wurde erst hat mich fasziniert. Mit Martin vor sieben Jahren gebaut. Grubinger werde ich bald zusammenarbeiten. Es geht mir … Träume überhaupt darum, dass immer Ich bin sehr zufrieden und wieder neue Werke in spannen- freue mich auf jeden neuen Tag. den Konstellationen entstehen. Die Carnegie Hall allerdings Krzysztof Penderecki kompo- wäre so ein Traum. Die USA niert gerade ein Trompeten- gilt es noch zu entdecken. Eines Tages klappt auch das! konzert für mich.
Konzert-TIPPs
Weilburger Schlosskonzerte Fr. 1.8., 20:00 Uhr Schloss (Renaissancehof) Gábor Boldoczki (Trompete), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim Hamburg So. 3.8., 18:00 Uhr St. Katharinen Gábor Boldocki (Trompete), Hedwig Bilgram (Orgel). Werke von Loeillet, Buxtehude, Bach u. a. Festspiele Meckl.-Vorpommern Sa. 30.8., 12:00 Uhr & 18:00 Uhr Stadtkirche Ludwigslust Nikolay Borchev (Bariton), Gábor Boldoczki (Trompete), Sebastian Küchler-Blessing (Orgel), NDR Chor, Mecklenburgisches Barockorchester „Herzogliche Hof Kapelle“, Johannes Moesus (Leitung) Berlin Do. 30.10., 20:00 Uhr Konzerthaus Konzerthausorchester Berlin, Osmo Vänskä (Leitung), Gábor Boldoczki (Trompete), Denys Proshayev (Klavier). Werke von Schnittke, Schostakowitsch & Prokofjew München Do. 27.11., 20:00 Uhr Residenz (Herkulessaal) Gábor Boldoczki (Trompete & Flügelhorn), Sergei Nakariakov (Flügelhorn), Budapest Chamber Orchestra Essen So. 7.12., 17:00 Uhr Philharmonie (Alfried Krupp Saal) Gábor Boldoczki (Trompete & Leitung), Péter Tfirst (Violine), Franz Liszt Kammerorchester Dresden Fr. 12.12., 20:00 Uhr Frauenkirche Brücken – Italien. Gábor Boldoczki (Trompete), Prager Philharmonie online-Tipp
Gábor Boldoczki in Vivaldis Geburtsstadt Venedig Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/boldoczki CD-Tipp
Vivaldi: Konzerte RV 93, 106, 230, 522, 531, 548 (Transkriptionen), 2 Arien für Trompete & Orchester Gabor Boldoczki & Sergei Nakariakov (Trompete), Cappella Gabetta, Andrés Gabetta (Leitung). Sony Classical Juli/August 2014 concerti 15
WIR KOMMEN AUCH ZU IHNEN! Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden
München 4. September 2014 Berlin 5. September 2014 Frankfurt am Main 7. September 2014 Köln 9. September 2014 Dortmund 10. September 2014 Wien 20. & 21. Mai 2015 Baden-Baden 23. & 24. Mai 2015 Osterfestspiele Salzburg 28. März – 6. April 2015 WWW.STAATSK APELLE-DRESDEN.DE
PA R T N E R D E R S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N
OPER
Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor
Foto: Adrienne Meister
Magische Momente auf der Münchener Biennale: Utopien von Dieter Schnebel
18_porträt »Jeder will den meisten applaus« Simone Kermes und Vivica Genaux erinnern an ein legendäres Diven-Duell 20_Kurz besprochen opern-Kritiken Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet 22_opern-tipps Zum Sommer: die schönsten Opern-Festspiele in Deutschland und Europa Juli/August 2014 concerti 17
portrÄt
Fast kam es zum Duell: Simone Kermes und Vivica Genaux in Pose
»Jeder will den meisten applaus« SIMone KerMeS und vIvIca GenauX erinnern an ein legendäres
N
eue Veröffentlichungen arien ausgegraben und erstvon Simone Kermes mals aufgenommen hatte, widgleichen oft einer Ent- met sie sich nun mit der CD deckungsreise in die barocke „Rival Queens“ einem weiteren, Vergangenheit. Nachdem die außergewöhnlichen Kapitel Sopranistin für das Album der Operngeschichte: dem „Dramma“ mehrere Kastraten- Wettstreit zwischen den bei18 concerti Juli/August 2014
den Sängerinnen Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni. Anfang des 18. Jahrhunderts war zwischen diesen zwei Italienerinnen in London ein heftiger Konkurrenzkampf entbrannt, der bis hin zu Hand-
Foto: Gregor Hohenberg/Sony Classical
diven-duell. Von Jakob Buhre
greiflichkeiten auf der Bühne führte. Georg Friedrich Händel hatte Cuzzoni 1722 entdeckt und für seine Royal Academy of Music in London engagiert. Vier Jahre später traf auch Bordoni in der englischen Hauptstadt ein, wo sie ihr Debüt in Händels Oper Alessandro gab. Neu inszeniert: die Mutter aller Theaterskandale
Die Sopranistinnen hatten zuvor schon in Venedig und Mailand gemeinsam auf der Bühne gestanden, doch nun entwickelte sich – angestachelt von der lokalen Presse – eine regelrechte Feindschaft. Zudem teilte sich das Publikum in Bordoni- und Cuzzoni-Anhänger, die stets ihre Favoritin bejubelten und die Kontrahentin mit Zischen bedachten. Als die beiden schließlich im Juni 1727 in Giovanni Battista Bononcinis Oper Astianatte aufeinandertrafen, kam es im Haymarket Theatre zu einem Handgemenge: Laut Zeitungsberichten zogen sich die extravaganten Solistinnen an den Haaren und warfen sich üble Beschimpfungen an den Kopf. Es sollte dies auch der letzte gemeinsame Auftritt gewesen sein. Zusammen mit der aus Alaska stammenden Mezzosopranistin Vivica Genaux erinnert Simone Kermes nun an die „Mutter aller Theaterskandale“, mit mehreren Arien sowie Duetten jener Zeit, u. a. von Johann Adolf Hasse, Nicola Antonio Porpora und Geminiano Giacomelli. Dazu posierten sie für die Albumfotos mit Florett und Pistolen und rauften sich die Haare – freilich rein fiktiv. „Wir kennen uns schon länger und wir verstehen uns viel zu gut, um Rivalinnen zu sein.
Vivica und ich sind wirklich Kumpel, wo jeder dem anderen etwas gönnt, verstehen uns sowohl als Sänger als auch menschlich sehr gut. Wir müssen noch daran arbeiten, auf der Bühne die Fetzen fliegen zu lassen“, sagt Kermes, auch im Hinblick auf die anstehenden Konzerte, die sie gemeinsam mit Genaux gibt. Tatsächlich scheint ein öffentlich ausgetragener Sängerinnen-Krieg wie bei Bordoni und Cuzzoni im heutigen Operngeschäft kaum denkbar. Diventum ist selten geworden, und die großen Solisten vermeiden Skandale lieber, statt sie zu produzieren. Es sei heute verschrien und werde opernintern eher verlacht, wenn man wie eine Diva auftrete, sagte jüngst die Sopranistin Anna Prohaska im concerti-Gespräch. Wobei Simone Kermes anmerkt: „Das Zickengehabe von Bordoni und Cuzzoni, das gibt es heute teilweise auch noch. Es gibt auf der Opernbühne immer auch Neid. Schließlich will jeder den meisten Applaus.“ Kermes vermutet außerdem, dass noch heute an bestimmten Opernhäusern Claqueure bei Beifallsstürmen und Buh-Arien mitmischen.
oder das Fachwissen haben – sie merken trotzdem, ob es ehrlich und mit einer gewissen Qualität vorgetragen wird. Das merke ich an der Reaktion des Publikums eigentlich immer. Man muss nach wie vor mit Leistung und Qualität überzeugen.“ Über Konkurrenz macht sich die gebürtige Leipzigerin allerdings keine großen Sorgen. „Ich spüre keinen großen Konkurrenzdruck. Es ist ja niemand so wie ich – und ich bin auch nicht wie jemand anderes.“
Selbstbewusst: Sorgen wegen der Konkurrenz macht sich Kermes nur gespielt
Baden-Baden Fr. 28.11., 20:00 Uhr Festspielhaus
Die Leidenschaft, mit der sich damals das Publikum entweder auf die Seite Bordonis oder Cuzzonis stellte, scheint im Vergleich zu heute bemerkenswert. „Es gibt jetzt vielleicht nicht mehr so viele im Publikum, die ganz genau beurteilen können, welcher Sänger besser ist. Aber auch wenn die Leute nicht unbedingt die Ahnung
Konzert-TIPPs
Barocke Rivalitäten Simone Kermes (Sopran), Vivica Genaux (Mezzosopran), Cappella Gabetta, Andrés Gabetta (Violine & Leitung). Werke von Arena, Hasse, Bononcini u. a. Harzburger Musiktage Sa. 19.7., 20:00 Uhr Lutherkirche Bad Harzburg Rheingau Musik Festival So. 20.7., 19:00 Uhr Kloster Eberbach, Eltville Schleswig-Holstein Musik Festival Di. 22.7., 20:00 Uhr Reithalle Elmshorn & Mi. 23.7., 20:00 Uhr St. Michaelis Lüneburg Halle an der Saale Sa. 22.11., 19:30 Uhr Ulrichskirche Hamburg Mi. 26.11., 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) NDR Das Alte Werk
Stuttgart Sa. 29.11., 20:00 Uhr Liederhalle CD-Tipp
Rival Queens – Arien und Duette von Arena, Bononcini, Hasse, Giacomelli, Sarro, Porpora, Ariosti, Leo u. a. Simone Kermes (Sopran), Vivica Genaux (Mezzosopran), Cappella Gabetta, Andrés Gabetta (Leitung) Erscheint bei Sony Classical am 18.7. Juli/August 2014 concerti 19
KUrZ BESprochEn
OPERN-KRITIKEN Was Sie tagesaktuell auf unserer Website erwartet
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uter Journalismus lebt von fachlicher Expertise und maximaler Aktualität. Um Ihnen als Monatsmagazin auch letztere zu bieten, verfolgen unsere Opern-Autoren die wichtigsten Premieren in Deutschland und Europa und berichten in ihren Online-Kritiken tagesaktuell: über Siege und Niederlagen – ob in Berlin, Dresden oder Duisburg.
Musikalische und szenische Wunder: Schnebels Körpertheater
Biennale I: die Magie der utopie München 17.5.2014 Volksliedhaft Gassenhauerndes mischt Dieter Schnebel seiner Partitur bei – Beschwörungsformeln rühren an menschliche Grundkonstellationen heran: Affekt-Archetypen. Neue 20 concerti Juli/August 2014
Musik erinnert sich der Archaik, sie weiß um tristaneske Septakkorde ohne Auflösung, ist beseelt von dionysischem Eros, der im In-derSchwebe-Lassen seine Wirkung entfaltet. Diese Musik hat Magie. Ein „Blochianer“ ist Dieter Schnebel. Hatte der präferierte Philosoph des Komponisten in der Musik einst die utopische Kunst entdeckt, so macht sein Anhänger diese Kraft zum Thema seiner Oper. Genau wie in der Musik mit ihrer sanften Schönheit erfährt auch szenisch alles seine relativierende Bestätigung durch ironischen Humor. Man hätte eigentlich noch eine kleine Ewigkeit länger als die 85 Minuten zuhören und zuschauen mögen. Womit Dieter Schnebel dem utopischen Augenblick eine verblüffende Dauer verliehen hat. Was könnte das Musiktheater mehr leisten? (PK)
München 20.5.2014 Der Gesang von blühender Emphase trifft auf pulsierende, wohldosiert harte Klänge aus dem doppelten Orchester. Die Verwebung von Freiburger Barockorchester und ensemble recherche nutzt Hèctor Parra zu fesselnden Eingebungen. Die Münchener Biennale setzt ein Ausrufezeichen zum Abschluss einer Ära! (PK)
Münchener Biennale – Muffathalle Schnebel: Utopien. Matthias Rebstock (Regie), Sabine Hilscher (Bühne & Kostüme), Roland Quitt (Dramaturgie), Neue Vocalsolisten Stuttgart
Münchener Biennale – Gasteig Parra: Das geopferte Leben. Peter Tilling (Leitung), Vera Nemirova (Inszenierung), Alejandro Lárraga Schleske, Lini Gong, Sally Wilson
Biennale II: zurück zu den Wurzeln
Laufend aktuelle Opern-Rezensionen: www.concerti.de/oper
Fotos: Adrienne Meister (2), BettinaStoess, Matthias Creutziger
Die vollständigen und laufend neue Opern-Kritiken finden Sie online: Scannen Sie dafür den QR-Code mit einer Smartphone-App oder geben Sie: www.concerti.de/oper im Browser ein.
Berlin: Der Jahrhundertmezzo triumphiert Berlin 4.6.2014 Ideales Singen mag es kaum geben, Joyce DiDonato führt freilich vor, wie nah man dem Ideal und der Magie des Gesangs kommen kann. Anders als ihre bedeutende Rollenvorgängerin Agnes Baltsa singt sie diese Partie jenseits aller Grenzen von Sopran-
Deutsche Oper Berlin Donizetti: Maria Stuarda. Paolo Arrivabeni (Leitung) Weitere Termine mit Joyce DiDonato an der Royal Opera London: 5., 8., 11., 14., 16. & 18.7.
Vorschau
Pavillon Wiener Klassik Schloss Ulrichshusen 12.09. bis 14.09.
12.09. 18:00 Uhr Klavierrezital mit Igor Levit Foto © Felix Broede
Joyce DiDonato als Donizettis Königin der Herzen
und Mezzofach wirklich mit einer Stimme, mit perfektem Registerausgleich also, dazu mit fantastischer Atemkontrolle und einem natürlichen Charme, der Maria Stuarda als Opernfigur so spannend macht. Mädchenhaftigkeit, Königinnenstolz und Kraft des Verzeihens – eben die ganze Palette an Farben der Seele legt Joyce DiDonato in ihr Singen, dem man nicht kalte Perfektion, sondern Vollendung als Gefühlswahrheit bescheinigen muss. Im höheren Dienst eines Belcanto, der nie Selbstzweck, sondern als Mittel zum Berührtwerden durch menschliches Empfinden die reinste Form des Singens darstellt, lässt die Amerikanerin ihre Maria Stuarda zur Königin der Herzen werden. Welch ein Triumph. (PK)
Igor Levit
13.09. 17:00 Uhr Duo-Rezital mit Julia Fischer und Igor Levit Foto © Decca/Uwe Arens
hamburg 29.6.2014 Staatsoper Auerbach/Neumeier: Tatjana Simon Hewett (Leitung), John Neumeier (Choreographie), Hamburg Ballett
Thielemanns Gesang der Düsternis Dresden 30.5.2014 Wagnerkrösus Christian Thielemann macht diesen Verdi zum Ereignis, zwingt seine Staatskapelle zu einem schwerelosen Gesang der Düsternis. Hauptheld Zeljko Lucic in der Titelpartie weiß mit stimmlichen Schattierungen seinen zwiespältigen Charakter zu zeichnen. Diese Produktion lohnt weite Wege! (CS) Semperoper Verdi: Simon Boccanegra Christian Thielemann (Leitung), Jan Philipp Gloger (Regie), Zeljko Lucic, Kwangchul Youn Weitere Termine: 10., 16., 19. & 25.4.2015
Beim Lesen von Puschkins Versroman Eugen Onegin war Hamburgs Ballettchef Neumeier fasziniert von der tiefgründigen Figur der Tatjana, die im Mittelpunkt seiner Uraufführung steht macerata 18.7.2014 Macerata Festival, Arena Sferisterio Verdi: Aida Julia Jones (Leitung), Francesco Micheli (Regie) Der junge Intendant Francesco Micheli setzt Verdis Ägyptenoper selbst in Szene – da dürften Elefanten diesmal fehlen duisburg 15.8.2014 Ruhrtriennale, Duisburg Andriessen: De Materie Peter Rundel (Leitung), Heiner Goebbels (Regie) Eröffnungspremiere der Ruhrtrien nale: Intendant Heiner Goebbels inszeniert ein exzeptionelles Musiktheaterwerk des 20. Jahrhunderts
Julia Fischer
14.09. 16:00 Uhr Konzerthausorchester Berlin, Julia Fischer und Michael Sanderling An allen drei Tagen Begleitprogramm zur „Wiener Klassik“, kuratiert und moderiert von Prof. Dr. Christoph Stölzl Ein Projekt der Körber-Stiftung
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OPERN-TIPPS
Treffen an der Côte d’Azur: im ausgezeichneten Aix-en-Provence
Schwelgerische Inspiration franKreIch »Bestes Festival 2014«:
Aix-en-Provence lädt zum Staunen ein
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uftende Lavendelfelder, gut erhaltene Ruinen des alten Rom, herausgeputzte Dörfer, das klare Wasser der Côte d’Azur, eine köstliche Küche – wenn wir Nordlichter von Urlaub träumen, kommt uns alsbald Südfrankreich in den Sinn. Wer mehr als Glamour und Strandleben sucht, wird beim Träumen freilich nicht allzu lang in Nizza oder Cannes verweilen, sondern ins Landesinnere vordringen, wird Arles, Avignon oder Nimes erkunden und schließ22 concerti Juli/August 2014
lich Aix-en-Provence entdecken und staunen. Natürlich ist das hiesige Festival, 1948 gegründet als kulturelles Zeichen des beherzten Aufbruchs nach dem Krieg, schon längst kein Geheimtipp mehr, doch dass die International Opera Awards 2014 eben diese Sommerfestspiele als „bestes Festival“ auszeichnen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass hier eben viel mehr stattfindet als Star-Rummel und Jet Set. Klar: Hier dirigierte Simon Rattle Wagners Ring, und hier kann
man sich auf erlesene Sängerbesetzungen verlassen. Doch hier sind eben auch Inszenierungen von höchstem Rang zu bestaunen, die zwischen dem Anspruch des deutschen Regietheaters und dem französischem Empfinden für Ästhetik eine perfekte Balance finden. Patrice Chéreau hat sich hier 2013 kurz vor seinem Tod seine letzte Inszenierung abgerungen – die längst legendäre Elektra, die nun an den bedeutenden Opernhäusern Europas als Koproduktion nachgespielt wird. Hier beringt man nicht nur Mozart mit traumhaften Ensembles auf die Bühne, sondern auch Monteverdi und nutzt dazu die Expertise der historischen Aufführungspraxis auf lebendige Weise. Hier werden nicht nur die Repertoire-Klassiker zum gepflegten Wiederhören zelebriert, sondern auch Uraufführungen gewagt. Stimmungsvolle Spielstätten, Durchlässigkeit zu den verwandten Künsten und viel Mut prägen den Spielplan: Neben Opern von Händel, Mozart und Rossini wird in diesem Sommer auch Matthias Goerne mit einer szenischen Winterreise zu bestaunen sein. festival d‘aix-en-provence 2.-24.7. Händel: Ariodante, Mozart: Die Zauberflöte, Rossini: Il Turco in Italia, Schubert: Winterreise, Bach: Trauernacht. Pablo Heras-Casado, Andrea Marcon, Marc Minkowski u. a.
Fotos: Festival Aix en Provence, Joern Kipping, Silvia Lelli
Zum Sommer: die schönsten Opern-Festspiele
Innsbruck bietet Barockwonnen österreich Alessandro De Marchi erinnert mit Scarlatti, Händel und Cesti an das Glücksjahr 1685
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er Komponist Pietro Antonio Cesti machte Innsbruck schon Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem Zentrum der italienischen Oper nördlich der Alpen. Dirigent und Festivalleiter Alessandro De Marchi lässt das Erbe lebendig werden – und stellt unter dem Motto „1685“ Opern von Händel, Domenico Scarlatti und eben Cesti in den Mittelpunkt der 38. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Vorbildlich verknüpft er mit den Inszenierungen auch einen Wettbewerb für
junge Sängerinnen und Sänger aus aller Welt, die über eine besondere Begabung für das Barockfach verfügen. So treten in der Premiere von Cestis L’Orontea auch Preisträger des vergangenen Wettbewerbs auf. Händels Almira verantwortete De Marchi bereits an der koproduzierenden Staatsoper in Hamburg. Scarlattis Oper Narciso leitet Fabio Biondi, sein Ensemble „Europa Galante“ sorgt für Barockwonnen im Graben, die Maite Beaumont in der Titelpartie garantiert.
Aus Hamburg nach Innsbruck: Händels Frühwerk Almira Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 8.-31.8. Opern von Cesti, Händel & Scarlatti, Konzerte, Barockfest, Gesangswett bewerb, Maite Beaumont, Fabio Biondi, Alessandro De Marchi
Salzburg leuchtet wieder österreich Das Stelldichein der Superstars lockt heuer wieder an die Salzach
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Staraufgebot: Plácido Domingo und Anna Netrebko im Trovatore Salzburger Festspiele 18.7.-31.8. Oper, Konzert, Schauspiel. Anna Netrebko, Waltraud Meier, Plácido Domingo, Francesco Meli, Wiener Philharmoniker, West-Eastern Divan Orchestra u. v. a.
ber Kunst wurde hier zuletzt nur noch wenig gesprochen, Querelen und Schuldzuweisungen um den scheidenden Intendanten Alexander Pereira und seine Koproduktions-Deals zwischen Mailand und Salzburg bestimmten die Feuilletons. Ob in seinen letztmalig verantworten Festspielen wieder die Feier feinster Musik und besten Theaters in den Fokus gerät? Die Künstlernamen sprechen dafür: Bartoli, Garancˇa und Netrebko, Domingo, Flórez und Seiffert führen die Sängerriege der Superstars an, am Pult wal-
Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
ten Welser-Möst, Eschenbach, Gatti und Metzmacher, RegieAlt-Meister Harry Kupfer inszeniert den Rosenkavalier des Jubilars Richard Strauss. Und neben Verdis natürlich längst ausverkauftem Trovatore stehen gewichtige Wiederund Neuentdeckungen auf dem Programm: Schuberts Fierrabras setzt Peter Stein ins Szene, die Uraufführung Charlotte Salomon von Marc-André Dalbavie verantwortet Luc Bondy. Im Konzertprogramm setzt die Ouverture spirituelle Zeichen des Austauschs zwischen den Religionen. Juli/August 2014 concerti 23
Glyndebourne lädt zu Picknick
Das Tiroler Erl wird Wagnerhochburg
england Als John Christie
österreich Der ganze Ring an einem Wochen ende: Gustav Kuhns Antwort auf Bayreuth
und seine Gattin, die Sängerin Audrey Mildmay, vor genau 80 Jahren ihr Festival ins Leben riefen, ging es zunächst noch sehr intim zu. Man spielte im Orgelzimmer ihres Anwesens. Reisen des Ehepaars nach Bayreuth und Salzburg ließen Anspruch und Ideen alsbald wachsen. Man baute ein 300 Personen fassendes Theater. Dirigent Fritz Busch und Intendant Carl Ebert stießen aus Deutschland hinzu. Eine aufregende Erfolgsgeschichte beginnt. Heute sind die verlängerten Picknickpausen im Park mit ihrer sehr englischen Mischung aus Feinund Lockerheit so legendär wie die Spitzenqualität der Opernproduktionen, die natürlich längst in einem großen und modernen Theater stattfinden, das 1994 wie seinerzeit 1934 mit Mozarts Figaro eingeweiht wurde. Mittlerweile dauern die Festspiele enorme drei Monate – mit dem Anspruch wuchs die Nachfrage.
Picknickpause im Park von Glyndebourne Glyndebourne Festival 17.5.-24.8. Händel: Rinaldo, Mozart: La finta giardiniera & Don Giovanni, Tschaikowsky: Eugen Onegin, Verdi: La traviata. Christiane Karg, Omer Meir Wellber, Ottavio Dantone 24 concerti Juli/August 2014
Startenor José Carreras steht letztmalig auf der Opernbühne
E
in kleines Dorf im Tiroler Unterland, wo der Inn die Grenze zwischen Deutschland und Österreich markiert, will nicht mehr Ort kriegerischer Kämpfe sein. Im 17. Jahrhundert begründen Bürger die Tradition von Passionspielen – alle sechs Jahre stellen sie das Leiden Christi nach. 1997 füllt Dirigent Gustav Kuhn das in den Zwischenjahren leerstehende Passionstheater und erfüllt sich gleichzeitig einen Lebenstraum: Er wollte schon immer ein eigenes Festival veranstalten, Opern als Dirigent, Regisseur und Intendant verantworten, unabhängig vom Musiktheaterzirkus der Me tropolen. Er gründete die Tiro-
ler Festspiele Erl. Wagner in oftmals jungen gewagten Sängerbesetzungen stand und steht immer wieder im Mittelpunkt, so auch der Ring, den Kuhn an einem Wochenende kompakt schmiedet. Weitere Sensationen: Kuhnt stemmte 2012 den Neubau des Festspielhauses. Und José Carreras debütiert in Erl und gibt damit letztmalig sein Opern-Comeback – in der Uraufführung El Juez des österreichischen Komponisten Christian Kolonovits. Tiroler Festspiele Erl 10.7.-15.8. Wagner: Der Ring des Nibelungen, Christian Kolonovits: El Juez, Bartók: Herzog Blaubarts Burg, Konzerte. José Carreras, Michael Kupfer, Lucio Gallo, Johan Tilli u. v. a.
Fotos: Leigh Simpson, Enrique Moreno/Teatro Arriaga, Studio Amati Bacciardi, Archivio Fondazione Festival Pucciniano, Carla Arnold
Opern-Tipps
pesaro feiert seinen Schwan ItalIen Salzburg hat Mozart,
Bayreuth hat Wagner, Halle hat Händel, ja, und Pesaro hat Rossini. Nichts geht übers Authentische des Genius Loci. Und so kann die Stadt an der Adria gehörig damit wuchern, der Geburtsort des Großmeisters der Komischen Oper und des Belcanto zu sein. Seit 1980 veranstaltet sie Festspiele zu Eh-
Das Teatro Rossini in Pesaro, Rossinis Geburtsstadt
ren ihres großen Sohns – im schnuckelig kleinen Teatro Rossini oder in der massentauglichen Adriatic Arena. Das Besondere und Spannende des Festivals: Hier werden nicht nur die Standardwerke, sondern im besonderen die von den Opernhäusern sonst vernachlässigten Stücke auf die Bühne gebracht – sorgfältig ediert und oftmals auf CD und DVD festgehalten. Es gastieren die führenden Sängerinnen, Sänger und Maestri des Belcanto in gern ambitioniert witzigen Inszenierungen. rossini opera festival 10.-22.8. Rossini: Armida, Il barbiere di Seviglia, Aureliano in Palmira, Il Viaggo am Reims. Carlo Rizzi, Alberto Zedda, Antonio Siragusa, Carmen Romeu
puccini in torre del lago ItalIen Hier kann man die Villa des leidenschaftlichen Jägers, Anglers, Auto- und Frauenfreundes besuchen, auf seinen Spuren um den See schlendern und dann seine Opern unter freiem Himmel genießen. Puccinis Wahlheimat Torre del Lago – auch seine Geburtsstadt Lucca ist schnell erreichbar – liegt idyllisch unweit der Riviera-Küste. Opernfreunde, die es in die Toskana zieht, sollten hier unbedingt einen Halt einlegen. Zumal in diesem Jahr wieder herausragende Sänger auf dem Besetzungszettel stehen. Daniela Dessi leidet als Mimi zum Weinen schön, mit Giovanna Casolla alterniert ein hochdramatisches Urgestein des Veris-
mo mit der jungen Sopranistin Lise Lindstrom in der Rolle der Eisprinzessin Turandot. Baritonlegende Rolando Panerai kehrt als Gianni Schicci zurück.
verona
opernfeStIval bis 7.9. arena di verona Eine laue Sommernacht, Verdis Aida, große Stimmen, opulente Bilder – das Original der Open Air-Oper ist unschlagbar München
opernfeStSpIele 21.6.-31.7. nationaltheater u. a. Rossinis Wilhelm Tell und Monteverdis Orfeo werden neu inszeniert, und die Netrebko debütiert in Verdis Macbeth rheInSBerG
KaMMeroper SchloSS rheInSBerG
28.6.-16.8. Schlosstheater u. a. Am einstigen Musenhof Friedrichs II. gründete der Komponist Siegfried Matthus 1991 sein Opernfestival für die Elite des Sängernachwuchses. 80-jährig gibt er den Stab nun weiter eutIner
eutIner feStSpIele 4.7.-30.8. Seebühne Auf der Freilichtbühne am See gibt’s diesmal das Musical Anatevka und Verdis Trovatore St. MarGarethen
opernfeStSpIele 9.7.-17.8. arena im römersteinbruch Das beschauliche Weindorf im österreichischen Burgenland beheimatet einen der ältesten Steinbrüche Europas: Die perfekte Kulisse für Aida nürnBerG
Oper unter freiem Himmel: Puccinis Werke in der Toskana puccini festival 25.7.-30.8. Puccini: La Bohème, Madame Butterfly, Il Trittico, Turandot. Giovanna Casolla, Daniela Dessi, Fabio Armiliato, Walter Fraccaro, Alberto Mastromarino
Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.con certi.de
GlucK feStSpIele 14.-27.7. opern- und Schauspielhaus nürnberg u. a. Zum 300. Geburtstag ihres berühmten Sohnes fahren die Franken auf: Gleich fünf Opern stehen auf dem Programm
Juli/August 2014 concerti 25
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Ruhrtriennale 2014
Konzert-Tipps Ausgewählte Konzerte, Opern- und Ballettvorstellungen im Juli & August
Hamburg 25.7.2014
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Stuttgart 17.7.2014
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München 5.7.2014
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Juli/August 2014 concerti I
KONZERT-TIPPS
sa. 12.7.2014, 19:30 Uhr Radialsystem V 30 Jahre Mandelring Quartett. Mandelring Quartett so. 13.7.2014, 19:00 Uhr komische Oper Komische Oper Festival - Bernstein: West Side Story. Koen Schoots (Leitung), Barrie Kosky (Regie), Julia Giebel, Tansel Akzeybek, Sigalit Feig, Daniel Therrien, Gianni Meurer, Peter Renz so. 27.7.2014, 20:00 Uhr Berliner dom Sommerklänge! Philharmonie der Nationen, Justus Frantz (Leitung). Mozart: Sinfonie Nr. 41 „Jupitersinfonie“, Schumann: Sinfonie Nr. 1 „Frühlingssinfonie“
1 dIana daMRaU so. 27.7.2014, 17:00 Uhr festspielhaus Baden-Baden Diana Damrau (Konstanze), Rolando Villazón (Belmonte), Thomas Quasthoff (Bassa Selim), Anna Prohaska (Blonde), Paul Schweinester (Pedrillo), Franz-Josef Selig (Osmin), Yannick Nézet-Séguin (Leitung), Vocalensemble Rastatt, Chamber Orchestra of Europe. Mozart: Die Entführung aus dem Serail (konzertant) Mehr geht nicht: Starbesetzung für Mozarts 1782 im Wiener Burgtheater uraufgeführtes Singspiel.
Bad OldeslOe so. 17.8.2014, 19:00 Uhr Peter-Paul-kirche Artemis Quartett. Mozart: Streichquartett G-Dur KV 387, Mendelssohn: Streichquartett f-Moll op. 80, Beethoven: Streichquartett cis-Moll op. 131
BeRlIn Mi. 2.7.2014, 22:30 Uhr komische Oper Glass: Les Enfants Terribles (Premiere). Bernhard Hansky (Paul), Katarina Morfa (Elisabeth), Adela Zaharia (Agathe), Máté Gál (Gérard), Byron Knutson (Leitung), Felix Seiler (Regie) sa. 12.7.2014, 15:00 Uhr kloster Chorin Choriner Musiksommer. Patricia Kopatchinskaja (Violine), Staatskapelle Weimar, Stefan Solyom (Leitung), Gayle Tufts (Moderation). Tschaikowsky: Violinkonzert D-Dur op. 35, Dvořák: Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 II concerti Juli/August 2014
so. 3.8.2014, 15:00 Uhr dorfkirche Chorin Avi Avital (Mandoline). Sauli: Partita III für Mandoline solo C-Dur, Bloch: „Nigun“ aus „Baal-Shem“, arrangiert für Mandoline solo, Bach: Partita Nr. 2 dMoll BWV 1004, Kuwahara: Improvised Poem für Mandoline solo, Avital: Kedma Mo. 11.8.2014, 20:00 Uhr admiralspalast Young Euro Classic: Bundesjugendballett, John Neumeier (Choreographie). Choreographien zu Klavierwerken, französischen Chansons und Liedern von Debussy, Satie, Porter, Strawinskys Arrangement für Klavier solo aus „Petruschka“ & Haydns Sinfonie Nr. 30 „Alleluja“ Mi. 13.8.2014, 19:30 Uhr kulturbrauerei Audi Klassik Open Air: Eröffnungsgala. Svetlana Kasyan (Sopran), Berliner Symphoniker, Lior Shambadal (Leitung). Arien aus Opern von Wagner, Borodin, Glinka, Verdi, Puccini u. a. so. 24.8.2014, 19:00 Uhr Waldbühne West-Eastern Divan Orchestra, Daniel Barenboim (Klavier & Leitung). Mozart: Klavierkonzert B-Dur KV 595. Ravel: Rhapsodie espagnole, Pavane pour une infante défunte u. a. sa. 30.8.2014, 19:00 Uhr Philharmonie Konzert zur Saisoneröffnung. Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle (Leitung). Rachmaninow: Sinfonische Tänze op. 45, Strawinsky: L‘oiseau de feu so. 31.8.2014, 16:00 Uhr Philharmonie Berliner Symphoniker, Lior Shambadal (Leitung). Prokofjew: Peter und der Wolf, Tschaikowsky: Album für Kinder
2 anna netReBkO so. 31.8.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Berlin Anna Netrebko (Sopran), Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim (Leitung). Strauss: Vier letzte Lieder & Ein Heldenleben op. 40 Ein Benefizkonzert zugunsten der Restaurierung des Opernhauses Unter den Linden, in dem Strauss häufig als Gastdirigent auftrat.
BeRnkastel-kUes fr. 18.7.2014, 20:00 Uhr kloster Machern (Barocksaal) Mosel Musikfestival. Klaus Florian Vogt (Tenor), Jobst Schneiderat (Klavier). Schubert: Die schöne Müllerin fr. 29.8.2014, 20:00 Uhr kloster Machern (Barocksaal) Mosel Musikfestival. Nils Mönkemeyer (Viola), Andreas Arend (Theorbe). Marais: La Guitarre Livre III, Bach: Suiten Nr. 1 G-Dur & Nr. 2 d-Moll, Delalande: Air de Pasyan et de Paysanne, Fourqueray: Couperin Suite Nr. 2 u. a.
BReMen fr. 4.7.2014, 20:30 Uhr knoops Park Sommer in Lesmona: Operngala. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Alejo Pérez (Leitung). Werke von Berlioz, Bizet, Rossini u. a.
CHeMnItZ Mi. 9.7.2014, 20:00 Uhr Markuskirche Robert-Schumann-Philharmonie, Frank Beermann (Leitung). Schubert: Sinfonie Nr. 1 D-Dur & Nr. 2 B-Dur
dResden sa. 5.7.2014, 18:00 Uhr schauspielhaus (großes Haus) Julia Fischer (Violine), Daniel MüllerSchott (Violoncello), Simon Trpčeski (Klavier), Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung). Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll, Cellosonate Nr. 2 F-Dur & Klaviertrio Nr. 3 u. a. Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
Fotos: Michael Tammaro/Virgin Classics, Paul Marc Mitchell, Dario Acosta
Baden-Baden so. 6.7.2014, 18:00 Uhr festspielhaus Eine russische Sommernacht. Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg, Valery Gergiev (Leitung). Tschaikowsky: Capriccio italien & Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64, Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3
di. 8.7.2014, 20:00 Uhr semperoper Rachel Willis-Sørensen (Sopran), Mihoko Fujimura (Mezzosopran), MDR Rundfunkchor, Sächsische Staatskapelle Dresden, Myung-Whun Chung (Leitung). Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“ sa. 12.7.2014, 17:30 Uhr die gläserne Manufaktur von VW Klassik picknickt. Rudolf Buchbinder (Klavier), Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Leitung). Weber: Ouvertüre zu „Der Freischütz“, Strauss: Burleske d-Moll für Klavier und Orchester, Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur „Eroica“
so. 31.8.2014, 11:00 Uhr sächsische staatsoper Gidon Kremer (Violine), Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Leitung). Gubaidulina: Violinkonzert Nr. 2 „In tempus praesens“, Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-Moll
sa. 12.7.2014, 19:30 Uhr Bachhaus eisenach (Instrumentensaal) Eisenacher Telemann-Tage. Gerd Amelung (Cembalo). Werke von Boismortier, Couperin, Bury, Forqueray & Telemann
dUIsBURg
sa. 19.7.2014, 19:30 Uhr Wartburg MDR Musiksommer. Olga Scheps (Klavier). Tschaikowsky: Die Jahreszeiten op. 37a, Schubert: Impromptus f-Moll op. 142/1 & Ges-Dur op. 90/3, Fantasie C-Dur D 760 „Wandererfantasie“
do. 3.7.2014, 19:30 Uhr theater am Marientor Britten: Death in Venice (Premiere). Düsseldorfer Symphoniker, Lukas Beikircher (Leitung), Immo Karaman (Regie) di. 15.8.2014, 17:00 Uhr landschaftspark nord (gebläsehalle) Ruhrtriennale: Le Sacre du Printemps – Choreographie für 40 Maschinen. Romeo Castellucci (Konzept & Regie), Scott Gibbons (Sound), Hubert Machnik (Programmierung), MusicAeterna, Teodor Currentzis (Leitung)
düsseldORf 3 tIne tHIng HelsetH sa. 23.8.2014, 20:00 Uhr frauenkirche dresden Tine Thing Helseth (Trompete), Tobias Götting (Orgel). Werke von Bach, Vivaldi, Marcello u. a. „Ich wollte immer TrompetenSolistin werden, ich wusste nur nicht, was ich dafür alles tun müsste“, sagte Tine Thing Helseth im concerti-Interview. Geschafft hat sie es trotzdem.
sa. 5.7.2014, 19:30 Uhr deutsche Oper am Rhein Massenet: Werther. Düsseldorfer Symphoniker, Kinderchor am Rhein, Christoph Altstaedt (Leitung), Joan Anton Rechi (Regie)
eIsenaCH so. 6.7.2014, 15:00 Uhr landestheater eisenach (großer saal) Musical: Luther! Rebell wider Willen. Landeskapelle Eisenach, Carlos Moreno & Mariano Domingo (Leitung), Tatjana Rese (Regie)
eltVIlle do. 3.7.2014, 20:00 Uhr kloster eberbach (kreuzgang) Rheingau Musik Festival: Südamerikanische Nacht. Arabella Steinbacher (Violine), Richard Galliano (Akkordeon), Stuttgarter Kammerorchester, Susanne von Gutzeit (Leitung). Werke von VillaLobos, Bach, Galliano & Piazzolla do. 7.8.2014, 20:00 Uhr kloster eberbach (kreuzgang) Albrecht Mayer (Oboe), I Musici di Roma. Werke von Vivaldi, J. S. Bach, C. P. E. Bach & Händel
eRfURt do. 10.7.2014, 20:30 Uhr domplatz Böhmer: Jedermann. Rockoper in zwei Akten von Wolfang Böhmer nach Hugo von Hofmannsthal (UA). Auftragswerk des Theaters Erfurt. Peter Lund (Regie), Hank Irwin Kittel, Götz Hellriegel (Choreographie), Ensemble des Theaters Erfurt, Philharmonisches Orchester Erfurt
Juli/August 2014 concerti III
KONZERT-TIPPS
essen
so. 27.7.2014, 19:00 Uhr schloss Johannisberg (fürst-von-Metternich-saal) Rheingau Musik Festival. Quatuor Ebène. Mozart: Streichquartett Es-Dur KV 428, Bartók: Streichquartett Nr. 4 C-Dur Sz 91, Schumann: Streichquartett A-Dur Nr. 3 op. 41
so. 6.7.2014, 20:00 Uhr Philharmonie (alfried krupp saal) Klavier-Festival Ruhr. Grigory Sokolov (Klavier). Chopin: Sonate Nr. 3 h-Moll op. 58, Zehn Mazurkas
sa. 12.7.2014, 19:00 Uhr Philharmonie (alfried krupp saal) Klavier-Festival Ruhr: Till Brönner & His Piano Friends. Till Brönner (Trompete), Jacob Karlzon & Antonio Faraò (Klavier), Martin Gjakonowski (Bass), Martijn Vink (Percussion) do. 28.8.2014, 20:00 Uhr Philharmonie (alfried krupp saal) Ivo Kahánek (Klavier), Essener Philharmoniker, Tomás Netopil (Leitung). Debussy: Prélude à l‘après-midi d‘un faune, Martinů: Doppelkonzert H 271, Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“
flensBURg do. 7.8.2014, 20:00 Uhr deutsches Haus Schleswig-Holstein Musik Festival: Sol Gabetta (Violoncello), Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini (Blockflöte & Leitung). Bach: Brandenburgische Konzerte Nr. 3 G-Dur BWV 1048 & Nr. 4 G-Dur BWV 1049, C. P. E. Bach: Cellokonzert A-Dur Wq 172 & Sinfonie B-Dur Wq 182/2, Telemann: Concerto a-Moll für Blockflöte, Viola da Gamba und Streicher TWV 52:a1
fRankfURt do. 10.7.2014, 19:00 Uhr Oper frankfurt Delius: Romeo und Julia auf dem Dorfe. Chor der Oper, Opernensemble, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Paul Danie (Leitung), Eva-Maria Höckmayr (Regie) so. 13.7.2014, 19:00 Uhr Oper frankfurt Janáček: Die Ausflüge des Herrn Broucek. Chor der Oper, Opernensemble, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Johannes Debus (Leitung), Axel Weidauer (Regie) IV concerti Juli/August 2014
geRa
andRÉs 4 OROZCO-estRada Mi. 27.8.2014, 20:30 Uhr Metzlerpark frankfurt Leticia Moreno (Violine), hr-Sinfonieorchester, Andrés OrozcoEstrada (Leitung). Ravel: La valse, Tzigane & Boléro, Sarasate: Carmen-Fantasie, Strauss: 1. Walzerfolge aus „Der Rosenkavalier“ Der in Kolumbien geborene Andrés Orozco-Estrada übernimmt mit dieser Spielzeit die künstlerische Leitung des hr-Sinfonieorchesters.
füRtH Mi. 2.7.2014, 19:30 Uhr stadttheater fürth Millöcker: Gasparone. Orchester der Staatsoperette Dresden, Christoph Lichdi (Leitung), Christian Garbosnik (Leitung), Matthias Oldag (Regie)
gaRtROP Mi. 9.7.2014, 20:00 Uhr Wasserschloss, gartropschlossfreiheit (Hünxe) Klavier-Festival Ruhr. Martin Stadtfeld (Klavier). Bach: Englische Suite Nr. 2 aMoll BWV 807, Englische Suite Nr. 3 gMoll BWV 808, Präludien aus „Das Wohltemperierte Klavier“, Chopin: Etüden op. 10
do. 3.7.2014, 19:30 Uhr Bühnen der stadt gera (Bühne am Park) Nørgård: Nuit des Hommes. Oper(atorium) nach Gedichten von Guillaume Apollinaire. Takahiro Nagasaki (Leitung), Kay Kuntze (Regie)
geRMeRIng fr. 25.7.2014, 19:30 Uhr stadthalle (Orlandosaal) Herbert Schuch (Klavier), Stuttgarter Kammerorchester. Mendelssohn: Streichersinfonie Nr. 7 d-Moll, Mozart: Klavierkonzerte Nr. 12 A-Dur KV 414 & Nr. 11 F-Dur KV 413, Grieg: Suite „Aus Holbergs Zeit“ op. 40
gReIfsWald do. 24.7.2014, 19:30 Uhr theater greifswald Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Tanzprojekt „In Love“. Kremerata Baltica, BallettVorpommern, Gidon Kremer (Violine), Ralf Dörnen (Choreographie), Mirga Gražinytė-Tyla (Leitung). Bernstein: Serenade, Bizet: Carmen-Suite
HalBeRstadt
geIsenHeIM Mi. 9.7.2014, 20:00 Uhr schloss Johannisberg (fürst-vonMetternich-saal) Rheingau Musik Festival. Gautier Capuçon (Violoncello), Yuja Wang (Klavier). Debussy: Cellosonate d-Moll, Prokofjew: Cellosonate C-Dur op. 119, Rachmaninow: Cellosonate g-Moll op. 19 Mi. 16.7.2014, 20:00 Uhr schloss Johannisberg (fürst-vonMetternich-saal) Rheingau Musik Festival. Alice Sara Ott (Klavier). Werke von Beethoven, Bach, Liszt u. a.
5
tHe HIllIaRd enseMBle
Mi. 16.7.2014, 19:30 Uhr dom Halberstadt MDR Musiksommer. The Hilliard Ensemble. Werke von Sharafyan, Tchemberdu, Schnaus, Pärt u. a. Dieses Jahr ist Schluss. Doch bevor das preisgekrönte A-cappella-Ensemble nach vierzig Jahren im Dezember in London sein letztes gemeinsames Konzert gibt, tourt es noch einmal durch die Welt.
Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
Fotos: Felix Broede, Werner Kmetitsch, Marco Borggreve
fr. 11.7.2014, 20:00 Uhr Philharmonie (alfried krupp saal) Martha Argerich, Lilya Zilberstein, Daniel & Anton Grenzberg (Klavier). Mozart: Klaviersonate zu vier Händen D-Dur KV 381, Schumann/Debussy: Sechs kanonische Studien für Pedalflügel op. 56, Rachmaninow: Suite Nr. 1 für zwei Klaviere, Czerny: Rondeau Brillante op. 227, Mendelssohn/Busoni: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11 für zwei Klaviere zu acht Händen
HaMBURg sa. 5.7.2014, 18:00 Uhr Hamburgische staatsoper (Opera stabile) Cesti: Orontea (Premiere). Philharmoniker Hamburg, Nicholas Carter (Leitung), Anja Krietsch (Regie)
6 JUlIa fIsCHeR fr. 25.7.2014, 20:00 Uhr laeiszhalle Hamburg Julia Fischer (Violine), Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi (Leitung). Mendelssohn: Die Hebriden op. 26 & Violinkonzert e-Moll op. 64, Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Geigen-Virtuosin und -Professorin Julia Fischer verrät concerti ihr Lieblingskinderbuch: „Alle Bücher von Michael Ende, ich bin ein großer Ende-Fan. Als Kind habe ich „Momo“ gelesen und „Jim Knopf“. Die Bücher werde ich auch meinen Kindern vorlesen, wenn sie etwas größer sind.“
Mi. 13.8.2014, 20:00 Uhr laeiszhalle (großer saal). Jan Lisiecki (Klavier), Swedish Chamber Orchestra, Thomas Dausgaard (Leitung). Mendelssohn: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 „Reformations-Sinfonie“, Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25 & Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“ sa. 16.8.2014, 20:00 Uhr Bucerius kunst forum Schleswig-Holstein Musik Festival: Geschwisterbande. Fritzi Haberlandt (Rezitation), Stefan Kurt (Rezitation), Matthias Kirschnereit (Klavier). „Liebste Fenchel“ – der Briefwechsel zwischen Fanny und Felix Mendelssohn und Klavierwerke der Geschwister Mendelssohn do. 21.8.2014, 20:00 Uhr laeiszhalle (großer saal) Sol Gabetta (Violoncello), Mariinsky Theatre Symphony Orchestra, Valery Gergiev (Leitung). Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107, Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98
KONZERT-TIPPS
kassel
di. 1.7.2014, 20:00 Uhr Herrenhäuser gärten (großer garten) KunstFestSpiele Herrenhausen: Begehbare Sinfonie. Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, Benjamin Reiners (Leitung). Mozart: Sinfonie Nr. 41 C-Dur „Jupiter-Sinfonie“, Pärt: Fratre, Gabrieli: Symphoniae sacrae (Auszüge)
sa. 5.7.2014, 19:30 Uhr staatstheater (Opernhaus) Verdi: Rigoletto (Premiere). LinLin Fan (Gilda), Marc-Oliver Oetterli (Der Graf von Monterone), Abraham Singer (Der Graf von Ceprano), Anna Nesyba (Gräfin von Ceprano), Hansung Yoo (Marullo), Bassem Alkhouri (Matteo Borsa), Yoel Gamzou (Leitung), Sonja Trebes (Regie)
fr. 11.7.2014, 19:30 Uhr staatsoper Hannover Sissi. Ballett von Jörg Mannes mit Musik von Mahler, Honegger und Strauß. Khatuna Mikaberidze (Mezzosopran), Siegmund Weinmeister (Leitung), Ballett der Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
kIel
sa. 12.7.2014, 17:00 Uhr staatsoper Hannover Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Chor & Extrachor der Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover. Karen Kamensek (Leitung), Olivier Tambosi (Regie) sa. 26.7.2014, 19:30 Uhr staatsoper Hannover „Last Night“. Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, Karen Kamensek (Leitung). Holst: The Planets, Walton: Crown Imperial, Sullican: Pineapple Poll, Wood: Fantasia on British Sea Songs, Elgar: Pomp and Circumstances
HeIdenHeIM fr. 4.7.2014, 20:00 Uhr schloss Hellenstein Opernfestspiele Heidenheim. Leoncavallo: Der Bajazzo/Cavalleria Rusticana. George Oniani (Canio/Bajazzo), Luca Grassi (Tonio/Taddeo), Stefan Zenkl (Silvio), Stuttgarter Philharmoniker, Marcus R. Bosch (Leitung), Petra Luisa Meyer (Regie)
do. 24.7.2014, 20:00 Uhr kieler schloss Schleswig-Holstein Musik Festival. Balthasar-Neumann-Chor, BalthasarNeumann-Ensemble, Thomas Hengelbrock (Leitung). Händel: Israel in Egypt HWV 54
köln Mi. 2.7.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Maria João Pires (Klavier), Kölner Kammerorchester, Christoph Poppen (Leitung). Mozart: Sinfonie C-Dur KV 425 „Linzer Sinfonie“, Sinfonie g-Moll KV 550 u. a. sa. 5.7.2014, 20:00 Uhr Philharmonie Frank Peter Zimmermann (Violine), WDR Sinfonieorchester, Kent Nagano (Leitung). Dvořák: Konzert a-Moll op. 53 B 96/108, Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 Mi. 16.7.2014, 19:45 Uhr tanzbrunnen In a Time Lapse Tour. Ludovico Einaudi (Klavier)
IngOlstadt di. 1.7.2014, 19:30 Uhr stadttheater (festsaal) Audi Sommerkonzerte. Cameron Carpenter (Orgel). Werke von Dupré, Demessieux, Mozart, Williams, Skrjabin, Walton u. a. Mi. 16.7.2014, 19:30 Uhr stadttheater (festsaal) Audi Sommerkonzerte. Rudolf Buchbinder (Klavier), Raphaela Gromes (Violoncello), Tschechische Philharmonie, Kent Nagano (Leitung). Van der Aa: Up-close, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 VI concerti Juli/August 2014
7 MaRIss JansOns fr. 29.8.2014, 20:00 Uhr kölner Philharmonie Leonidas Kavakos (Violine), Königliches Concertgebouworchester Amsterdam, Mariss Jansons (Leitung). Werke von Brahms, Rihm & Strauss Gleich zwei Jubiläen gibt es zu feiern: 150 Jahre Richard Strauss und zehn Jahre Mariss Jansons beim Concertgebouworchester.
so. 31.8.2014, 11:00 Uhr Philharmonie Renaud Capuçon (Violine), Gérard Caussé (Viola), Gürzenich-Orchester Köln, Dmitrij Kitajenko (Leitung). Bruckner: Sinfonie d-Moll WAB 100, Mozart: Sinfonia concertante Es-Dur KV 364, Strauss: Suite aus „Der Rosenkavalier“ op. 59
leIPZIg do. 3.7.2014, 20:00 Uhr gewandhaus (großer saal) Grosses Concert: Strauss-Zyklus. Håkan Hardenberger (Trompete), Gewandhausorchester, Andris Nelsons (Leitung). Dean: Trompetenkonzert „Dramatis Personae“ (DEA), Strauss: Eine Alpensinfonie op. 64 Mo. 28.7.2014, 19:00 Uhr thomaskirche MDR Musiksommer: Zum 264. Todestag von J. S. Bach. Gesine Adler (Sopran), Calmus Ensemble, Ensemble Noema, Georg Christoph Biller (Leitung). Werke der Bach-Familie
lUdWIgsBURg so. 6.7.2014, 19:00 Uhr forum am schlosspark (theatersaal) Ludwigsburger Schlossfestspiele. Philippe Jaroussky (Countertenor), Gianluigi Trovesi (Klarinette), Wolfgang Muthspiel (Gitarre), L‘Arpeggiata. Pergolesi: Stabat mater & Arien von Händel, Caldara u. a. di. 8.7.2014, 19:00 Uhr forum am schlosspark (theatersaal) Ludwigsburger Schlossfestspiele. Martha Argerich (Klavier), Lilya Zilberstein (Klavier), Duo Gerzenberg (Klavier). Werke für Klavier zu vier und acht Händen von Mendelssohn, Mozart, Schumann & Rachmaninow Mi. 9.7.2014, 19:00 Uhr Residenzschloss (Ordenssaal) Ludwigsburger Schlossfestspiele. Christine Schäfer (Sopran), Eric Schneider (Klavier). Purcell: Songs & Arien, Crumb: Apparition & Drei frühe Lieder
lüneBURg Mo. 21.8.2014, 20:00 Uhr Rathaus lüneburg Schleswig-Holstein Musik Festival. Kristian Bezuidenhout (Hammerklavier). Mozart: Rondo a-Moll KV 511, J. S. Bach: Ricercar a 3 aus dem „Musikalischen Opfer“ BWV 1079, Mendelssohn: Präludium und Fuge e-Moll, Trois Caprices op. 33 u. a. Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
Fotos: Marco Borggreve, Michael Herdlein
HannOVeR
MagdeBURg
so. 20.7.2014, 19:00 Uhr Prinzregententheater Monteverdi: L’Orfeo (Premiere). Anna Virovlansky & Anna Bonitatibus (Sopran), Jeroen de Vaal (Tenor), Christian Gerhaher (Bariton), Andrea Mastroni (Bass), Monteverdi-ContinuoEnsemble, Ivor Bolton (Leitung), David Bösch (Regie) u. a.
sa. 12.7.2014, 21:00 Uhr theater (domplatz) O‘Brien: The Rocky Horror Show. Sebastian de Domenico (Leitung), Ulrich Wiggers (Regie)
MaInZ fr. 18.7.2014, 20:00 Uhr Zitadelle In a Time Lapse Tour. Ludovico Einaudi (Klavier) di. 26.8.2014, 20:00 Uhr st. stephan Ludwig Güttler (Trompete & Corno da caccia), Friedrich Kircheis (Orgel). Werke von Purcell, Händel, Bach u. a.
MüHlHeIM an deR RUHR do. 3.7.2014, 20:00 Uhr stadthalle (theatersaal) Klavier-Festival Ruhr. Maria João Pires (Klavier), Kölner Kammerorchester, Christoph Poppen (Leitung). Werke von Mozart
MünCHen di. 1.7.2014, 20:00 Uhr Prinzregententheater Julia Fischer (Violine), Alexander Sitkovetsky (Violine), Nils Mönkemeyer (Viola), Benjamin Nyffenegger (Violoncello). Streichquartette von Beethoven, Schumann & Schostakowitsch sa. 5.7.2014, 20:00 Uhr Odeonsplatz (Open air) Lang Lang (Klavier), Münchner Philharmoniker, Alan Gilbert (Leitung). Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26, Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-Dur „Titan“
8 MaRtIn gRUBIngeR sa. 5.7.2014, 19:00 Uhr gasteig (Philharmonie) München Martin Grubinger (Multipercussionist), Münchner Rundfunkorchester, Ariel Zuckermann (Leitung). Werke von Tan Dun, Bruno Hartl, Avner Dorman, Friedrich Cerha, Keiko Abe & John Corigliano „Das Schlagzeug ist auf die natürlichste Weise populärer geworden: durch Überzeugung“, sagt der 31-jährige Multipercussionist im concerti-Interview.
so. 6.7.2014, 20:00 Uhr Reithalle Münchner Opernfestspiele. Blacher: Die Flut (Premiere). Oksana Lyniv (Leitung), Aernout Mik (Regie) Mi. 9.7.2014, 20:00 Uhr gasteig (Philharmonie) Strawinsky: Oedipus rex. Mikhail Petrenko (Bass), Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev (Leitung) sa. 19.7.2014, 19:30 Uhr Circus krone Kálmán: Die Zirkusprinzessin (Premiere). Michael Brandstätter (Leitung)
neUstRelItZ do. 24.7.2014, 19:30 Uhr schlosskirche Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Tabea Zimmermann (Viola), Igor Levit (Klavier). Hindemith: Sonate Nr. 4, Britten: Lachrymae, Mendelssohn: Sonate c-Moll, Bach/Brahms: Chaconne für Klavier
nüRnBeRg so. 6.7.2014, 17:00 Uhr staatstheater (Opernhaus) Wagner: Die Walküre. Marcus Bosch (Leitung), Georg Schmiedleitner (Regie)
PadeRBORn di. 15.7.2014, 20:00 Uhr schlosspark (Marstall-Innenhof) In a Time Lapse Tour. Ludovico Einaudi (Klavier)
POtsdaM fr. 15.8.2014, 20:00 Uhr Bühne vor den kolonnaden Potsdamer Schlössernacht. Anna Vinnitskaya (Klavier), Royal Philharmonic Orchestra, Michael Francis (Leitung). Elgar: Enigma-Variationen, Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll u. a.
Juli/August 2014 concerti VII
KONZERT-TIPPS
fr. 18.7.2014, 20:00 Uhr Rellinger kirche Schleswig-Holstein Musik Festival. Sabine Meyer (Klarinette), Trio di Clarone, Konrad Elser (Klavier). Mendelssohn: Konzertstück Nr. 1 f-Moll op. 113 & Konzertstück Nr. 2 d-Moll op. 114, Schumann: Drei Romanzen op. 94, Studien für Pedal-Flügel, Sechs Stücke in canonischer Form op. 56 & Fantasiestücke op. 73, Bruch: Acht Stücke op. 83 (Auszüge)
RendsBURg di. 19.8.2014, 20:00 Uhr Christkirche Matthias Goerne (Bariton), Ensemble Resonanz. Mendelssohn: Sinfoniesatz c-Moll & Oktett Es-Dur op. 20, Mendelssohn/Rasch: Was bedeutet die Bewegung… – ein Mendelssohn-Liederzyklus, Bach: Ich habe genug BWV 82
ROstOCk fr. 25.7.2014, 19:30 Uhr Halle 207 Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Gidon Kremer (Violine & Leitung), Kremerata Baltica. Bach/Kissine: Aria aus „Goldberg-Variationen“, Beethoven: Violinkonzert, Dvořák: Elegie, Haydn: Terremoto, Prokofjew: Sonate, Piazzolla: Tangos u. a.
saaRBRüCken sa. 5.7.2014, 20:00 Uhr saarländisches staatstheater Die Gärtnerin aus Liebe (La finta giardiniera) (Premiere). Saarländisches Staatsorchester Saarbrücken, Ulrich Cornelius Maier (Leitung), Tom Ryser (Regie)
sCHWetZIngen so. 13.7.2014, 19:30 Uhr schloss (Rokokotheater) Mozart: Mitridate, Re di Ponto (Premiere). Mirko Roschkowski (Mitridate), Cornelia Ptassek (Aspasia), Xiao Ma (Sifare), Clint van der Linde (Farnace), Eunju Kwon (Ismene), David Lee (Marzio), Onur Abaci (Arbate), George Petrou (Leitung), Nicolas Brieger (Regie)
WeIMaR
.
sa. 12.7.2014, 20:00 Uhr Weimarhalle (Weimarhallenpark) Rule, Britannia! Konzertnacht Open Air. Staatskapelle Weimar, Stefan Solyom (Leitung), Gayle Tufts (Moderation). Werke von Williams, Arnold, Wood, Elgar, Goodwin, Walton, Delius, Arne u. a.
WIesBaden 9 RenaUd CaPUÇOn do. 17.7.2014, 20:00 Uhr theaterhaus stuttgart Contrapunctus. Renaud Capuçon (Leitung & Violine), Stuttgarter Kammerorchester. Bach: Contrapuncti Nr. 1, 3, 7 & 9 aus „Die Kunst der Fuge“, Violinkonzert BWV 1041 a-Moll, Violinkonzert BWV 1042 E-Dur, Strauss: Metamorphosen AV 142 Im Alter von 14 Jahren wurde Renaud Capuçon am Pariser Konservatorium aufgenommen. Mit seinem jüngeren Bruder, dem Cellisten Gautier Capuçon, konzertiert er regelmäßig.
so. 20.7.2014, 17:00 Uhr Oper stuttgart Wagner: Tristan und Isolde (Premiere). Christiane Iven (Isolde), Erin Caves (Tristan), Sylvain Cambreling (Leitung), Jossi Wieler & Sergio Morabito (Regie)
so. 24.8.2014, 19:00 Uhr kurhaus (friedrich von-thierschsaal) Rheingau Musik Festival. Diana Damrau (Sopran), Xavier de Maistre (Harfe). Lieder von Strauss, Canteloube, Liszt, Renié & Dvořák di. 26.8.2014, 20:00 Uhr kurhaus (friedrich von-thierschsaal) Rheingau Musik Festival. Alisa Weilerstein (Violoncello), Tschechische Philharmonie, Jirí Belohlávek (Leitung). Dvořák: Violoncellokonzert h-Moll op. 104 & Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der neuen Welt“
so. 31.8.2014, 19:00 Uhr liederhalle (Beethovensaal) RSO Stuttgart, Sir Roger Norrington (Leitung). Werke von Beethoven, Berlioz & Dvořák
tRIeR so. 6.7.2014, 17:00 Uhr st. Paulin Mosel Musikfestival. Dorothee Mields (Sopran), Stefan Temmingh (Blockflöte). Werke von Bach, Vivaldi u. a. fr. 8.8.2014, 20:30 Uhr kurfürstliches Palais (Innenhof) Mosel Musikfestival. Simone Kermes (Sopran), Lautten Compagney, Wolfgang Katschner (Leitung). Arien von Händel u. a.
stUttgaRt
WeIlBURg
fr. 4.7.2014, 20:00 Uhr liederhalle (Beethovensaal) Eric LeSage (Klavier), RSO Stuttgart, Stéphane Denève (Leitung). Schumann: Konzert-Allegro d-Moll op. 134, Strauss: Salomes Tanz, Schmitt: La Tragédie de Salomé u. a.
do. 31.7.2014, 20:00 Uhr schloss Weilburg (Renaissancehof) Weilburger Schlosskonzerte. Herbert Schuch (Klavier), Stuttgarter Kammerorchester. Mendelssohn: Streichersinfonie Nr. 7, Mozart: Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur, Grieg: Aus Holbergs Zeit u. a.
VIII concerti Juli/August 2014
do. 7.8.2014, 20:00 Uhr kurhaus (friedrich von-thierschsaal) Rheingau Musik Festival: With Shakespeare in Love. Senta Berger (Rezitation), Terry Wey (Countertenor), Lautten Compagney Berlin, Wolfgang Katschner (Leitung). Werke von Dowland, Johnson, Danyel, Morley u. a.
10 aRaBella
steInBaCHeR
fr. 29.8.2014, 20:00 Uhr kurhaus (friedrich vonthiersch-saal) Wiesbaden Rheingau Musik Festival. Arabella Steinbacher (Violine), RundfunkSinfonieorchester Berlin, Marek Janowski (Leitung). Brahms: HaydnVariation op. 56a, Mendelssohn: Violinkonzert e-Moll op. 64, Schumann: Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 Bis zum 13. September lockt das Rheingau Musik Festival mit 160 Konzerten an 45 Spielorten. Arabella Steinbacher verlockt an diesem Abend mit Mendelssohn.
Weitere Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de
Fotos: Peter Rigaud, Virgin Classic
RellIngen
FESTIVALS In Deutschland und Europa – wir stellen Ihnen die interessantesten Programme, Orte und Künstler vor
Foto: Denijs De Winter
Für jeden Tag eine: 365 uralte Platanen stehen im Park von La Roque d‘Anthéron, in dem sich die Pianistenelite trifft
28_frankreich zum Gesang der zikaden Im Sommer wird La Roque d‘Anthéron zum Mekka der Pianisten – nicht der einzige Grund, das hübsche Örtchen zu besuchen 30_Bremen »die dna für alles folgende« Das Musikfest Bremen entwickelt von der Barockzeit aus ein hochkarätiges Programm, mit Ausflügen in spätere Epochen 32_polen daheim bei chopin
Das Warschauer Chopin-Festival feiert einen europäischen Komponisten Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
Juli/August 2014 concerti 27
FEStiValGUidE
zum Gesang der zikaden franKreIch Im Sommer wird la roque d‘anthéron zum Mekka der pianisten – nicht der einzige Grund, das hübsche örtchen zu besuchen. Von Annette Zerpner umgeben, in dem sich heute eine private Rehaklinik befindet. Wer jedoch zum „Festival International de Piano“ anreist, bekommt diese Attraktionen sozusagen auf dem Silbertablett: Schon zum 34. Mal bieten Park und Abtei dieses Jahr der internationalen Pianistenelite und seit 1998 auch NachwuchsKammermusikern „in residence“ eine Bühne.
Im Waldesgrün: Das Festival hat eine einzigartige Atmosphäre
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ie kennen unser Klavierfestival nicht?“ Die Bäckereiangestellte mustert das Urlauberpaar überrascht, während sie eine Papiertüte Brioches und ein Baguette über die Verkaufstheke reicht. „Die meisten Gäste kommen ja extra deswegen nach La Roque, wissen Sie!“ Einen Besuch wert ist das hübsche 5000-Einwohner-Städt28 concerti Juli/August 2014
chen in der Nähe von Aix-enProvence auch ansonsten. Schließlich gibt es hier nicht nur verwinkelte Gassen, den Fluss Durance und die Ausläufer des Luberon, sondern auch das Zisterzienserkloster Abbaye de Silvacane von 1144 und den Parc du Château de Florans, dessen 365 uralte Platanen und zahlreiche Mammutbäume ein Renaissanceschloss
Angefangen hat alles 1957 mit dem Kauf des Schlosses durch Paul Onoratini. Umtriebig, musikbegeistert und ab 1959 Bürgermeister der Gemeinde, installierte er 1971 zunächst einen Kammermusikzyklus im romanischen Zisterzienserkloster. Mit dem Musikmanager René Martin aus Nantes, der ein paar Jahre später die Gegend nach einem Standort für ein neues Klavierfestival absuchte, war Onoratini gleich auf einer Wellenlänge. Der Park inspirierte beide: „Man bringt die Musik dahin, wo sie geboren ist – in die Natur, die große Inspirationsquelle der Komponisten“, beschreibt Martin seine Philosophie als künstlerischer Leiter des Festivals. Inzwischen arbeitet er mit JeanPierre und Michel Onoratini zusammen, den Söhnen des = Zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: Christophe Grémiot
Ein Schloss, ein Kloster, ein Park – die richtige Inspiration für ein Festival
2010 verstorbenen Paul. Seit der ersten Auflage 1981 ist der Park von Mitte Juli bis Mitte August ein wahres „Mekka der Pianisten“. Martha Argerich, Swjatoslaw Richter, Radu Lupu, Nelson Freire, Daniel Barenboim, Katia und Marielle Labèque, Christian Zacharias – sie und viele andere haben bereits in der platanenumstandenen Konzertmuschel inmitten eines großen Bassins am Flügel gesessen oder vor einem Orchester gestanden. Im Laufe der Jahre wurden nämlich nicht nur die ansteigenden Sitzreihen für das Publikum immer wieder erweitert, sondern auch der Bühnenbereich vergrößert, so dass nun selbst Kammerorchester Platz finden. Zur ersten Konzertmuschel kam eine zweite, zu den zentralen Auf-
trittsorten Park und Abtei eine ganze Reihe Spielorte in der Umgebung bis nach Aix. Publikum aus aller Welt
Dorthin, genauer ins Musée Granet im Quartier Mazarin, werden dieses Jahr zum Beispiel Geigerin Antje Weithaas, Cellist Jean-Guihen Queyras sowie Klarinettist und Komponist Jörg Widmann den Pianisten Florent Boffard als „Botschafter“ des Festivals von La Roque begleiten und mit Werken von Widmann und Messiaen ein „imaginäres Museum der Musiker“ schaffen. Zwischen dem 8. und 14. August öffnet tagsüber außerdem wieder das „conservatoire de plein air“, die „Freilufthochschule“, mit öffentlichen Meisterklassen im Park. Das Publikum,
Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide
einheimisch und aus aller Welt, stärkt sich derweil bei Picknick unter Bäumen für den Abend mit Beethoven, Bach oder Chopin. Im Ort spricht übrigens bei weitem nicht nur die Dame in der Bäckerei von „unserem“ Festival. Ob Klavierstimmer, freiwillige Helfer oder diejenigen, die als Gastgeber den Künstlern ihre Türen öffnen – viele sind „habitués“, Freunde und Unterstützer der ersten Stunde. Ausdauernder sind eigentlich nur die Zikaden. Die jedoch singen gänzlich unbeeindruckt von dem riesigen künstlerischen Angebot der 75 Konzerte ihr eigenes Lied. Festival International de Piano 18.7. – 17.8.2014 Leif Ove Andsnes, Renaud Capuçon, Marc-André Hamelin, Ton Koopman, Alice Sara Ott, Daniil Trifonov u. a. La Roque d’Anthéron
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Weltkulturerbe mit Lichtdesign: In der Großen Nachtmusik flaniert das Publikum durch den Stadtkern
»die dna für alles folgende«
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er das Musikfest Bremen kennt, der weiß: Eröffnungsabend, Große Nachtmusik, das ist ein Muss“, schwärmt Thomas Albert, Barockgeiger, Dirigent und Gründer des renommierten Festivals im Jahr 1989. Seit dieser Zeit leitet er das Musikfest Bremen – und darf somit in diesem Jahr auch als Intendant das 25-jährige Jubiläum feiern. Nach einem Vierteljahrhundert Musikfest ist Albert immer noch überzeugt: Die traditionelle prunkvolle Eröffnung mit 27 Kurzkonzerten, zu welcher der Lichtdesigner Christian Weißkircher Bremens Stadtkern mit dem UNESCO-Welterbe Rathaus 30 concerti Juli/August 2014
und Roland festlich strahlen lässt, hat sich beim Publikum kein bisschen abgenutzt. Dieses soll aus dem Vollen schöpfen, oder besser: sich selbst einen Pfad durch das Dickicht des überreichen Angebots des Abends schlagen. Der eigene musikalische Pfad durch den Stadtkern
Alle Besucher stellen sich individuell ihre musikalische Route durch den erleuchteten Bremer Stadtkern zusammen und wandern zwischen den Spielstätten hin und her. Auch wenn im vergangenen Jahr kurz vor Festival-Beginn dann die meisten Tickets schon ausverkauft waren, ist Thomas Albert über-
zeugt: „Bis kurz vor Beginn gibt es zumindest für die großen Veranstaltungsorte, für den St. Petri Dom, für die Liebfrauenkirche und für die Glocke noch Tickets.“ Gleich am nächsten Tag folgt ein Opernhöhepunkt des Musikfests. Christoph Willibald Glucks Oper Orfeo ed Euridice wird gezeigt, mit den Musiciens du Louvre Grenoble, unter ihrem Leiter Marc Minkowski zweifellos eines der berühmtesten Barockorchester der Welt. Gluck, dessen 300. Geburtstag die Musikwelt in diesem Jahr feiert, leitete mit seinem 1762 in Wien uraufgeführten Werk eine grundlegende Reform der italienischen Oper = Zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: fotoetage
BreMen das Musikfest Bremen entwickelt von der Barockzeit aus ein hochkarätiges programm, mit ausflügen in spätere epochen. Von Matthias Nöther
ein, die laut Dirigent Minkowski „die DNA für alles Folgende“ der Operngeschichte werden sollte. Musik an den berühmten Arp-Schnitger-Orgeln
Einen stark regionalen und stilistisch völlig gegensätzlichen Akzent setzt beim Musikfest Bremen das Arp-SchnitgerFestival. Es beleuchtet das Schaffen und Erbe des Orgelbauers Arp Schnitger, der 1648 im Gebiet der Wesermarsch geboren wurde und von hier aus zu einem der bedeutendsten Instrumentenbauer der Barockzeit wurde. 45 seiner Orgeln und Orgelprospekte sind heute noch erhalten. Im unmittelbaren Umland von Bremen und Bremerhaven befinden sich vier der am besten
erhaltenen Schnitger-Orgeln. Eröffnet wird das Festival am 7. September an der SchnitgerOrgel in der St. Cyprian- und Corneliuskirche Ganderkesee. Für einen reizvollen Gegensatz zu den typisch norddeutschen Orgelkomponisten Dietrich Buxtehude und Heinrich Scheidemann sorgt hier das Pariser Vokalensemble Solistes XXI mit einem sakralen Werk des schweizerischen Komponisten Klaus Huber, der in diesem Jahr 90 wird. Das Hauptfestival ist, trotz seines Barock-Schwerpunkts, immer wieder durchsetzt mit Ausflügen zu klassisch-romantischen Komponisten wie Brahms, Beethoven und Mahler, den Abschluss bilden Werke von Mendelssohn, musiziert vom weltberühmten Orpheus
Chamber Orchestra unter Daniele Gatti. Doch die Alte-Musik-Schiene des Musikfests hat zuvor noch einige Höhepunkte zu bieten, die mit dem musikalischen 21. Jahrhundert verwoben sind – etwa in dem „Multiple-Voices“-Projekt der Sänger Terry Wey und Ulfried Staber. Sie nehmen im St. Petri Dom Thomas Tallis’ 40-stimmige Messe zu zweit live auf und setzen die Stimmen mit Hilfe von 16 Lautsprecherboxen über mehrere Stunden hinweg im Dom zu einem gewaltigen Klanggemälde zusammen. Musikfest Bremen 30.8. - 20.9.2014 Renaud Capuçon, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Juan Diego Flórez, Emmanuelle Haïm, Janine Jansen, Paavo Järvi u. a.
29. August – 6. September Künstlerische Leitung: Auryn Quartett
Johannes Brahms Karten und Infos: karten@musiktage-mondsee.at +43 (0)6232 2270
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© Gabrielle Revere
Weggefährten und Widersacher
Karen Gomyo 2. und 4. September
13.06.14 18:10 Juli/August 2014 concerti 31
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daheim bei chopin polen das Warschauer chopin-festival feiert einen europäischen Komponisten – und setzt auch selten gespielte landsmänner aufs programm. Von Klemens Hippel
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ein Herz ruht auf eigenen Wunsch in der Warschauer Heilig-Kreuz-Kirche. Besser kann die enge Verbindung, die Frédéric Chopin immer zu seiner Heimat Polen aufrecht erhielt, nicht symbolisiert werden. Geboren wurde er zwar nicht in der polnischen Hauptstadt, sondern gut 50 km entfernt, doch bereits in seinem ersten Lebensjahr zogen seine Eltern nach Warschau. Hier wurde er als Wunderkind gefeiert, hier lernte er alles über Musik. Eigentlich erstaunlich, dass ihn seine Stadt erst seit 2005 mit einem eigenen Festival ehrt. In Paris und Valdemossa gibt es schon seit mehr als dreißig Jahren Festivals zu seinem Gedenken. Und in Nohant, 32 concerti Juli/August 2014
wo er komponierend mehrere Sommer verbrachte, gar seit über 40 Jahren. Ein wahrer Europäer: chopin und die Verbindung der Traditionen
Dass man in Warschau mit dem Festival so lange gewartet hat, hat sich aber gelohnt: So gründete es sich in einer Zeit, in der man Chopin nicht nur als den bedeutendsten polnischen, sondern vor allem auch als einen großen europäischen Komponisten wahrnehmen konnte. „Chopin and his Europe“ hat man das Event daher getauft – und wählt stets zwei Schwerpunkte: Den polnischen Musiker, von dem aus man den Blick auf viele weniger bekannte
Landsleute richten kann, und den in Paris lebenden Europäer, der im Nabel der damaligen Musikwelt Trends setzte und viele Zeitgenossen und Nachfolger beeinflusste. Wie kaum ein anderer steht Chopin ja für zwei einander widerstrebende Tendenzen in der Musik des 19. Jahrhunderts: Die (Wieder-) Entdeckung nationaler Eigenarten in der Musik einerseits und die Verbindlichkeit eines einzigen, auf dem ganzen Kontinent gepflegten „klassischen“ Stils andererseits. In diesem Jahr begeht man beim Chopin-Festival den 100. Geburtstag von Andrzej Panufnik, eines Landsmanns, der wie Chopin den größten Teil seines Lebens im Exil verbrachte. Man = Zeitraum
= Künstler
= Ort
Foto: W. Grzędziński
Auch in diesem Jahr dabei: Jan Lisiecki und Maria João Pires
Natürlich sind aber auch die Stars der internationalen Klavierszene in jedem Jahr beim Festival zu Gast. Dieses Mal ist neben Künstlern wie Olli Mustonen, Andreas Staier oder Maria João Pires auch Yulianna Avdeeva zu bestaunen, die 2010 als erste Frau seit Martha Argerich den Warschauer Chopin-Wettbewerb gewann.
25. 3.9. MESSE H-MOLL 1 Les Musiciens du Louvre KÖTH EN E R Grenoble | Marc Minkowski
BACH FESTTAGE
4.9. VIOLINE SOLO 2 Isabelle Faust, Violine 4.9. BACH & FLAMENCO 3 Thomas Demenga, Violoncello | Bettina Castaño, Flamenco Tanz
3.– 7. SEPT 14 4.9. REQUIEM 4
Huelgas Ensemble Minguet Quartett | Paul van Nevel
5.9. KLAVIER SOLO 5 Piotr Anderszewski, Klavier 5.9. HOCHZEITSKANTATE 6 Hamburger Ratsmusik Simone Eckert, Viola da Gamba & Leitung KARTENSERVICE Köthen-Information Schlossplatz 4 06366 Köthen (Anhalt) Fax: (03496) 7009929 koethen-information@ bachstadt-koethen.de www.koethen.de Online-Tickets www.bachstadt-koethen.de Touristische Auskunft: (03496) 70099260 www.bach-in-koethen.de
5.9. MAGNIFICAT 8 Amsterdam Baroque Orchestra & Choir | Ton Koopman 6.9. KLAVIERKONZERTE 9 Francesco Tristano, Klavier | Kölner Kammerorchester 6.9. BRANDENBURGISCHE KONZERTE 11 La Petite Bande | Sigiswald Kuijken 7.9. BACH PARTY 12 Francesco Tristano 7.9. GOLDBERGVARIATIONEN 14 Evgeni Koroliov 7.9. SONNENGESANG 15 Nederlands Kamerkoor Reinbert de Leeuw
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Chopin-Festival Warschau 15.8. - 31.8.2014 Alexander Melnikov, Dejan Lazić, Krzysztof Urbański, Jan Lisiecki, Stephen Isserlis, Andreas Staier, Olli Mustonen, Concerto Köln u. a.
www.fredener-musiktage.de
Ein Kammerkonzert am heiligsten Ort der ChopinVerehrung
Fast alle Konzerte finden in den großen Warschauer Konzertsälen statt, in denen der Meister selbst sich wohl ganz verloren vorgekommen wäre: „Ich eigne mich nicht dazu, Konzerte zu geben“, sagte er einmal zu Franz Liszt. „Das Publikum schüchtert mich ein, sein Atem erstickt, seine neugierigen Blicke lähmen mich, ich verstumme vor den fremden Gesichtern“. Ihm kommt man wohl am heiligsten Ort der Chopin-Verehrung am nächsten: An seinem Herzen, wo ein Kammerkonzert stattfindet.
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derts immer noch wenig verbreitet, obwohl sich die Klaviere der Chopinzeit vom modernen Flügel mindestens so sehr unterscheiden wie Flöte, Oboe oder Geige. In diesem Jahr erlebt Griegs Klavierkonzert seine polnische Erstaufführung mit historischen Instrumenten.
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erinnert zum Beispiel an Michal Kleofas Oginski, der lange vor Chopin die Polonaise bekannt machte, oder an Jozef Krogulski, der wie der nur fünf Jahre ältere Chopin seinerzeit als Wunderkind gefeiert wurde. Gleichzeitig erweist man den nordischen Komponisten der Chopin-Zeit die Ehre. Dem fast vergessenen Norweger Thomas Dyke Ackland Tellefsen etwa, der nach Chopins Tod einige von dessen Schülern übernahm. Ein dritter Aspekt hat das Festival von Anfang an begleitet: Der historischen Aufführungspraxis wird eine herausgehobene Position eingeräumt. Während sie für die Barockmusik inzwischen zum Normalfall geworden ist, ist sie für die Klaviermusik des 19. Jahrhun-
29. Juli - 10. August 2014 C‘est le ton qui fait la musique Der Ton macht die Musik
Sommerkonzerte im Leinetal Zehntscheune Freden & Fagus-Werk Alfeld Musik mit camerata freden duo pianoworte Florence Absolu Le Concert Lorrain Minguet Quartett Vincent Peirani & Émile Parisien Komponistenportrait Olivier Dartevelle Ausstellung von Hervé Loilier
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Essay
Vermarktung von Komplexität
Wie spricht man das Publikum der Zukunft an? In den vorherigen Ausgaben diskutierten an dieser Stelle Friederike Holm und Markus Fein. Die Artikel finden Sie auf: www.concerti.de/ konzertinnovationen
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or einigen Jahren wurde der damalige Sender NDR 3 in NDR Kultur umgetauft. Mit dieser Namens umbenennung ging eine „inhaltliche Reform“ einher. Die Sender nannten diese Reform „Innovation“. Nicht länger sollten Tag um Tag immer die gleichen Werke der klassischen Musik unkommentiert und für den geneigten Hörer viel zu lang dahinklingen. Mit sinnigen Moderationen junger Sprecher, mit der Aufspaltung der Sätze in kleine Häppchen, mit „Musikfarbe“ und anderen chirurgischen Eingriffen wollte man, genau, junges Publikum an den Sender binden, die Zielgruppen erweitern und „näher“ herankommen an den Hörer. Wenn es damals das Wort „Partizipation“ schon gegeben hätte, wäre auch hier einiges passiert. Einige Jahre später. Mein Weg führt mich regelmäßig aus 34 concerti Juli/August 2014
dem Ruhrgebiet in Richtung Norden. Irgendwann kurz nach der Raststätte „Dammer Berge“ wechselt der Sender von meinem vertrauten WDR 3 auf eben diesen reformierten Sender NDR Kultur – und mich graust es jedes Mal. Dafür bekommt der NDR Rundfunkgebühren? Mich schaudert es, wenn ich diesen Sender
höre. Er ist ein reiner „Klangfarbensender“ geworden. Die Werke werden zerstückelt gesendet, bunt zusammengewürfelt scheint die Auswahl (obwohl ich weiß, dass ein ausgefeiltes Computerprogramm hinter dem Programmmix steckt), unerträglich klingen die Wohlfühlstimmen der Moderatoren. Barock-Arien folgen
»Musik für Alle«: Intendant Benedikt Stampa (rechts) setzt auf Publikumsansprache durch provokantes Marketing
Fotos: Mark Wohlrab, Pascal A. Rest
Nicht oberflächliche Vermittlung, sondern geeignetes Marketing bringt uns neues Publikum. Das Konzert muss bleiben, wie es ist. Eine Entgegnung vom Intendanten des Konzerthauses Dortmund Benedikt Stampa
auf Filmmusik, die wiederum auf chillige Lounge-Musik. Ab und zu dann ein Satz aus Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert und zum Schluss David Garrett. Musik garantiert fusselfrei. Ob Radio oder Konzert – das Programm darf und soll anspruchsvoll sein
Aber man ist ja angeblich nahe dran am Hörer. Ich meine, hier wurde eine „Idee“, hier wurde ein, ja, ich nenne es so, „Kulturgut“, auf dem Altar der Anbiederung geopfert. Denn die Reichweiten von NDR Kultur haben sich in den nachfolgenden Jahren nicht signifikant verbessert. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk sollte sich anders anhören. Und damit bin ich bei meinem Thema: Intendanten sind für das Programm und dessen Verbreitung zuständig und ZUr pErSon
verantwortlich. Egal ob sie einem Orchester, einem Konzerthaus, einer Oper oder einer Rundfunkanstalt vorstehen und egal, wie groß ihre Institution ist und wie viel Subventionen sie bekommen. Das Programm sollte dabei im Vordergrund aller Bemühungen stehen. Was aber ist ein gutes Programm, und wie stelle ich es in den gesellschaftlichen Kontext? Welche Formen der Vermittlung wende ich an und wer ist mein Adressat? Und hier trennen sich die Wege. Der NDR schlug den Weg der „Verharmlosung“ ein und verlor. Klassik als Klangfarbe, als Hintergrundmusik, als Begleiter durch den Tag und als Soundtapete. „Barrieren abbauen“ und „Hemmschwellen zu senken“, war und ist die Devise der großen „Vereinfacher“. Holger Noltze hat in seinem wegweisenden Buch „Die Leichtigkeitslüge“ diese Haltung als das entlarvt, was sie ist: zynisch. Musikvermittlung kann den eigentlichen Konzertbesuch nicht ersetzen
BenedIKt StaMpa ist studierter Musikwissenschaftler und Kulturmanager. Seine ersten beruflichen Stationen führten den gebürtigen Westfalen nach Hamburg, wo er zunächst Geschäftsführer der hamburgischen Kulturstiftung, später der laeiszhalle und des hamburger Musikfests war. Seit 2005 ist er Intendant und Geschäftsführer des Konzerthauses dortmund.
Denn mit der Vereinfachungsstrategie vieler Programmverantwortlicher ging eine Verramschung des „Produkts“ Klassik einher. Pointiert formuliert wurde „Vermittlung“ wichtiger als das Hören des eigentlichen Werkes, ersetzten Babykonzerte den eigenen Konzertbesuch der Eltern, man war ja schließlich im Konzert (und das reicht dann für die nächste Zeit). Partizipation, also die aktive Teilhabe am Konzertgeschehen, „innovative“ Formate und das Aufbrechen von Ritualen werden gefordert, um „relevant“ zu bleiben.
ESSay
Diese aktuelle Debatte (s. con- Es gilt: Klassik ist kompliziert, certi Mai und Juni 2014) erin- aber nicht elitär. Klassik ist nert mich stark an das Vor- einmalig und gerade heute als gehen des NDR. Die Folge ist: „Produkt“ erstklassig zu verIrrelevanz durch Anbiederung. markten. Die These lautet: Das mag übertrieben klingen, Komplexität kommt in Mode, bestenfalls exzentrisch, Vermarktung von Komplexität schlimmstenfalls vielleicht so- ist die logische Folge. Wenn wir den Mut haben, die Komplexigar arrogant. tät der Musik von Bach, BeetKlassik ist komplex – und hoven, Mozart, Schostakoals solche muss sie vermarktet witsch, Mahler oder Ligeti als werden Qualität zu begreifen und sie Meine Haltung ist diese: Im als Alleinstellungsmerkmal am Zentrum steht das „WERK“ – Markt positiv zu platzieren und zwar das ganze. Vermitt- und langfristig zu sichern, könlung ist kein Selbstzweck und nen wir mit der Mechanik der kann das Konzert auf der Büh- Kommerzialisierung neue ne, auf das der Zuhörer sich Schichten erreichen und relemit allen Konsequenzen der vante Quoten erzielen, ohne Vertiefung und des stillen Zu- uns anbiedern zu müssen. hörens einlassen muss, nicht Der Intendant muss die Saison so planen, dass sie, wie Gerard ersetzen. Mortier sagte, „eine Art Landschaft für das Publikum kreiert“ – für jede Altersstufe und für jeden Anspruch. Wir dürfen uns nicht scheuen, alle Hebel der Vermarktung zu ziehen – ohne das „Produkt“ zu verraten. Konzert muss »gelernt« werden – und das Marketing dazu verführen
Dem Logo nachempfunden – ein wütendes Nashorn als Sinnbild für komplexe Musik: Werbemotiv vom Konzerthaus Dortmund 36 concerti Juli/August 2014
Wir müssen uns als Konzertveranstalter kommerzialisieren, um weiterhin Publikum zu finden. Es geht nicht um Gewinnmaximierung als Unternehmensziel und auch nicht um die Aufhebung der Subventionen. Wenn wir in Dortmund den Slogan „Musik für Alle“, der seit Jahren einer unserer Hauptclaims ist, ernst nehmen, führt kein Weg an der Vermarktung der Klassik vorbei. Wir wollen die klassische Musik in die Gesellschaft zurückbringen – durch eine nachhaltige Vermarktung. Natürlich ist Schumann kompliziert und Prokof-
jew noch schwieriger. Aber warum? Weil 97% Prozent der Bevölkerung es nicht gewohnt sind, diese Musik zu hören und wir diese Musik nicht als Teil unserer Gegenwart betrachten. Weil viele Menschen der mittleren Generation Interesse an klassischen Konzerten haben, sich aber nicht trauen, den Konzertsaal zu betreten. Sie haben „Konzert“ einfach nicht gelernt. Hier setzt strategische Vermittlung an, deren Ziel es ist, durch geeignete Maßnahmen den Interessierten zum Käufer, oder wie wir in Dortmund sagen, zum Fan zu machen. Inhaltliche Vielfalt und breit gefächerte Kommunikation
Und wenn man genau hinschaut, sind Konzerthäuser heute die Flaggschiffe der Bewegung. Sie bieten, je nach künstlerischer Ausrichtung, eine Vielzahl an verschiedenen Konzertformaten und Musikstilen an, sie investieren vehement in Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, bauen digitale Netzwerke auf, binden berühmte Künstler und begleiten junge Musiker auf ihrem Karriereweg. Im besten Sinne sind sie das Kraftzentrum und Motor des regionalen Musiklebens und daher als aktive Partner aus dem Musikleben nicht wegzudenken.
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Mi 10.9., 20:00 uhr Konzerthaus dortmund Saisoneröffnung: Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Leitung), Gidon Kremer (Violine). Gubaidulina: Violinkonzert Nr. 2 „In tempus praesens“, Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-moll
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Strawinsky: oedipus rex & apollon musagète Stuart Skelton, Jennifer Johnston, Fanny Ardant, Monteverdi Choir, London Symphony Orchestra, John Eliot Gardiner (Leitung). LSO
Eine überaus wichtige Opera seria, uraufgeführt 1752, zehn Jahre vor der epochalen Reform-Oper Orfeo ed Euridice. Weltersteinspielung und Korrektur vieler Vorurteile über den frühen Gluck. Denn genial war er schon da, grandios wie Händel und subtil wie Mozart. Die hypermoderne, delirierende Arie Se mai senti spirarti sul volto taucht später in Iphigénie en Tauride wieder auf. Alle Sänger begeistern durch Wohllaut und Virtuosität, das Orchester pflegt die heute unumgängliche barocke Ruppigkeit. Gleichwohl das bislang kostbarste Geschenk zum 300. Geburtstag des Ritters Gluck. (VT)
Richard Strauss‘ klirrend-schonungslose Elektra haben Christian Thielemann und die Staatskapelle Dresden im Januar 2014 konzertant in Berlin aufgeführt. Nicht alles erscheint hier brutal, Thielemann deutet das Werk in Maßen neu, indem er auch für augenzwinkernde Kommentare Raum lässt. Die weiblichen Hauptrollen sind mit den Damen Herlitzius, Schwanewilms und Meier weitgehend sehr gut besetzt. Da werden munter vokale Flammen gezündet, (bewusst?) stimmliche Brüche erzeugt und insgesamt charismatisch, im Fall von René Pape als Orest sogar mit belcantistischem Einschlag gesungen. (CV)
Mit Oedipus Rex hat Igor Strawinsky eine Anti-Oper vorgelegt, ein typisches Experiment der 1920er. Das London Symphony Orchestra mit dem Monteverdi Choir unter Sir John Eliot Gardiner erreicht den beabsichtigten Eindruck erhabener, schrundiger Monumentalität und ritueller Ekstase. Dagegen lassen sich die Solisten mitunter zu expressiven Arien hinreißen. Nur Jennifer Johnston als Jokaste findet hier konsequent den richtigen Ton – und Fanny Ardant als Erzählerin. Die Ballettmusik Apollon musagète lassen die Londoner nobel, klangsatt und virtuos in bläulich metallischem Glanz strahlen. (EW)
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lyrik und attacke
Bartóks Bruder
Galaktische Innenwelt
Brahms: die schöne Magelone, lieder Daniel Behle (Tenor) Hans-Jürgen Schatz (Sprecher) Sveinung Bjelland (Klavier) Capriccio (2 CDs)
enescu: Sinfonie nr. 5 & Isis Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken/Kaiserslautern, NDR Chor, Marius Vlad (Tenor), Peter Ruzicka (Leitung) cpo
nørgård: Sinfonien nr. 1 & 8 Wiener Philharmoniker, Sakari Oramo (Leitung) DaCapo
Immer noch ein Stiefkind unter den Liederzyklen: Johannes Brahms‘ Die schöne Magelone nach der Erzählung von Ludwig Tieck. Gute Tenor-Aufnahmen sind entsprechend Mangelware, trotz Schreier, Blochwitz, Prégardien. Nun hat Daniel Behle das Werk gleich doppelt herausgebracht, auf der ersten CD ergänzt um weitere Brahms-Lieder, auf der zweiten eingepasst in den von Hans-Jürgen Schatz vorgetragenen Tieck-Text. Behle singt mit Emphase und Geschmack, meist lyrisch, aber auch mit Mut zur Attacke, wo es Brahms verlangt. Mit Sveinung Bjelland hat er einen gleichwertigen Partner an seiner Seite. (CV)
Enescus Fünfte (1941) liegt im Particell vor, zwei Drittel des Kopfsatzes hat er selbst instrumentiert, den Rest besorgte Pascal Bentoiu auf denkbar beeindruckende Art. Atemraubend auch, wie die Interpreten Enescus Musik erfassen, diese Landschaften im Abendlicht mit tief glühenden Farben, langen Schatten, untergründig raunenden Stimmen. Leidenschaftlicher, hingerissener Abgesang auf eine Welt, deren geistige Essenz die sinnliche Schönheit ist. Enescu war ein Naturereignis, seine Schöpfungen sind von absoluter Singularität. Höchste Zeit, dass wir ihn endlich als Bartóks Bruder erkennen. (VT)
Nach der wuchtig-expressiven 7. Sinfonie kehrt Per Nørgård in der Achten wieder in seine Innenwelt zurück. Malte er dort al fresco, so frönt er hier pointillistischen Versuchsreihen, ziellos durch den Klangraum gleitenden Skalen, exzessiv durchrhythmisierten Strukturen und simultanen Abläufen auf verschiedenen Zeitebenen. In der Musik des 82-jährigen Dänen gelten die Gesetze der Galaxie – nur Gott kann sie vollständig erfassen, als Zuhörer steht man staunend vor solch dicht funkelnder Pracht. Die Wiener Philharmoniker verknüpfen die Sternbilder mit kammermusikalischem Zartsinn. (VT)
denkanstöße statt Gefiedel
feinnervig und subtil
ohne zungenschnalzen
Mozart: violinkonzerte nr. 3 Kv 216, nr. 4 Kv 218 & nr. 5 Kv 219 Arabella Steinbacher (Violine), Festival Strings Lucerne, Daniel Dodds (Leitung) Pentatone
Skrjabin: Klaviersonaten nr. 2 & 10, 4 préludes op. 22, 2 Impromptus op. 14, 3 etudes op. 65 u. a. Pervez Mody (Klavier) Thorofon (Vol. 4)
Moszkowski : Sämtliche Werke für Klavier vierhändig Domenico Monaco & Michele Solimando (Klavier) Brilliant Classics (3 CDs)
Aus Geigen-Girlies werden… große Künstlerinnen. Zumindest gelegentlich wie im Falle Arabella Steinbachers: Bezaubert doch die Münchnerin inzwischen mit äußerer wie innerer Schönheit und berührt mit klug durchdachten Interpretationen. Da kommen ihr die drei Mozart-Konzerte gerade recht: Denkanstöße statt Gefiedel lautet die Devise – die von den Festival Strings Lucerne gern aufgenommen wird. Und Steinbacher nutzt die so bereitete Bühne für Sanglichkeit und Poesie (KV 218), weiß ebenso intelligent zu phrasieren (KV 219) wie im G-Dur-Opus fein und intim zu gestalten. Stilsicherheit par excellence! (CF)
Im Rahmen seiner Gesamtaufnahme des Klavierwerks Skrjabins hat der in Indien geborene und in Deutschland lebende Pervez Mody nun das vierte Album mit den Sonaten Nr. 3 und 10, den Préludes op. 13 und 22 sowie weiteren Werken eingespielt. Feinnervig im Anschlag und subtil ausdeutend bringt der am Moskauer Konservatorium ausgebildete Pianist den immensen Stimmungs- und Farbreichtum Skrjabinscher Klangsprache zur Geltung. Manieriert oder gar schwülstig klingt es nie, da hier ein Künstler am Werk ist, der sein Gefühl mit Verstand zu zügeln weiß. Eine Freude nicht nur für Liebhaber der Spätromantik. (SI)
Genie der Salonmusik, Erfinder des musikalischen Bonmots, einer der geistreichsten Männer seiner Zeit: die Bedeutung Moritz Moszkowskis (1854-1925) ist den beiden Pianisten offenbar nicht klar gewesen. Sie interpretieren ihn sauber und rhythmisch überaus exakt, der Steinway im Konservatorium von Foggia klingt angenehm unfrisiert, aber leider auch trocken, vielleicht nicht nur aufgrund des restriktiven Pedalgebrauchs. Man hört einen Moszkowski ohne Zungenschnalzen. Stattdessen eignen sich die Aufnahmen bestens zum akustischen Studium, weil die virtuosen Strukturen freigelegt werden. (VT)
40 concerti Juli/August 2014
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rEZEnSionEn
eine frage des Geschmacks
Bürgerlicher Magier der Moderne
Bach: cellosuite nr. 1, rachmaninow: vocalise, lightfoot: If You could read my Mind u. a. Cameron Carpenter (Touring Organ) Sony Classical (CD & DVD)
Bryan Gilliam: richard Strauss – Magier der töne – eine Biographie 234 Seiten und 18 Abbildungen C.H. Beck
Er stilisiert sich gern zum Enfant terrible der Organistenzunft: Weil Cameron Carpenter analoger Pfeifenorgeln überdrüssig war, hat er sich eine elektronische bauen lassen, mit gesampelten Klängen zwischen Kino-, Pfeifen- und Hammondorgel. Die Debüt-CD dieses Instruments vereint eine kluge Zusammenstellung von Ohrwürmern einerseits, Kostbarkeiten wie Duprés Weihnachtsvariationen andererseits. Stilfanatiker dürften die Hände ringen, tolerante Hörer sich am unzweifelhaft meisterhaften Tastenspiel berauschen. Ob der quäkende Klang wirklich schön ist, bleibt eine Geschmacksfrage. (CS)
Schreiben deutsche Biographen über deutsche Geistesgrößen, dann neigen sie zum Polarisieren: Zwischen devoter Denkmalpflege und bösartigem vom-Sockel-Stoßen gibt es kaum je die unaufgeregt profunde und einfühlsame Betrachtung, die auf Primärquellen fußt, statt Stereotypen älterer Sekundärliteratur wiederzukäuen. Ein neues Wagner-Buch ohne politisch korrekte Antisemitismuskeule wird hierzulande entweder verschwiegen oder vernichtet. Der Blick des amerikanischen Forschers Bryan Gilliam auf Richard Strauss ist hingegen ein Musterbeispiel der Ausgewogenheit und der Anschaulichkeit. Da ist ein Autor zu den Quellen zurückgewandert, durch Leben, Werk und Zeitgeschichte hindurchgegangen, um uns den Komponisten hernach auf gut 200 Seiten so viel näherzubringen, wie es manchen Kollegen selbst in dicken Wälzern kaum gelingt. Enorm erhellend ist die Darstellung der Jugendjahre, in denen Strauss, der angebliche Wagner-Epigone, durch den akkuraten Brahms mehr geprägt wurde denn durch den rebellischen Bayreuther Meister, dessen Schopenhauer-Faszination mit ihrer Lebensverneinung und Metaphysik-Verzückung Strauss zu Nietzsche trieb, dessen fröhlicher Agnostizismus seiner Persönlichkeit so viel mehr entsprach. Wunderbar klare Worte fi ndet Gilliam für die hohe Komplexität des Richard Strauss, den bürgerlichen Künstler der Moderne, den karrierebewussten Dirigenten in hellen wie in braunen Zeiten, den verantwortungsvollen Familienmenschen. Vor allem lässt der Autor die Beziehungen zu Weggefährten lebendig werden. Eine hochspannende, gewinnbringende Lektüre. (PK)
leichtigkeit statt volle dröhnung vierne: Sämtliche orgelsinfonien vol. 3 – orgelsinfonien nr. 5 & 6 Hans-Eberhard Roß (Goll-Orgel St. Martin Memmingen) audite
Ziemlich kühn, für dieses Repertoire keine Cavaillé-Coll-Orgel zu wählen – noch kühner, zu dem großen Rhapsoden Ben van Oosten in Konkurrenz zu treten. Doch behauptet sich Roß dank origineller Deutung souverän. Er gestaltet mit erstaunlicher Leichtigkeit, die Dynamik besticht durch Differenziertheit, das Klangbild durch Transparenz, seine Registrierungen sind von fabelhafter Farbigkeit. Man wird keinen Takt lang zugedröhnt, kann die Melodik und kontrapunktische Vielschichtigkeit jederzeit hörend erfassen. Vierne wird entmystifiziert, ohne an Beredtheit zu verlieren. (VT)
KURZ BESPROcHEN alyabiev: lieder & romanzen Jewgenia Scheweljowa (Sopran), T. Kandinskaya (Klavier) u. a. Melodiya Opulent und melancholisch herb getönt der Sopran Jewgenia Scheweljowas, ein Hammerklavier und 15 Lieder des russischen Schubert: ergreifende Salonkultur anno 1830! (VT) prokofjew: Iwan der Schreckliche Olga Borodina, Ildar Abdrazakov, DSO Berlin, Rundfunkchor Berlin, Tugan Sokhiev. Sony Classical Bombastisch, dies Oratorium – doch Tugan Sokhiev stemmt den Kraftakt mit Riesen-Orchester und -Chören wirkungsvoll. Ein packender Hörfilm in bestechender Farbtiefe. (EW) pfitzner: die drei cellokonzerte Alban Gerhardt (Cello), Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Sebastian Weigle (Leitung). hyperion Zärtlich-charaktervoll Alban Gerhardt, farbenreich das RSO – doch der Funke springt nicht über. Pfitzners Musik bietet eben nur Emotionen mit angezogener Handbremse. (EW)
Kishino: Irisation Parkhaus Trio, Ensemble Ascolta, musikFabrik, Tokyo Philharmonic Chorus, hr-Sinfonieorchester. Wergo Malika Kishino spürt dem Reichtum der Klänge nach und lässt diese pulsieren. Tonalitätsnah in der Harmonik klingen ihre Werke zwar nicht revolutionär, doch eigen. (CF) onlinE-tipp
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Juli/August 2014 concerti 41
Blind GEhört
»ein artist auf der tuba!« der tubist andreaS MartIn hofMeIr hört und kommentiert cds von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt. Von Teresa Pieschacón Raphael
A
m liebsten wäre Andreas Hofmeir Fußballer geworden, aber der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Sinologin hat sich dann doch der Musik zugewandt. Der Bruder spielte bereits in der Blaskapelle, und da es zu viele Schlagzeuger gab, entschied sich der Bayer für die Tuba – heute ist er dem Instrument regelrecht verfallen. Vor kurzem ist er aus den USA zurückgekommen, dort konzertierte Hofmeir auf der ITEC (der internationalen Tuba-Konferenz), die diesmal in Bloomington ausgetragen wurde. „85 TubaSolo-CDs gab es im Angebot!“, schwärmt er – „mit jeweils unterschiedlichem Repertoire“.
John Williams: tubakonzert – 1. Satz – in: 20th century tuba concertos Øystein Baadsvik (Tuba) Singapore Symphony Orchestra 2008. BIS Records
Das ist John Williams! Die Aufnahme von Øystein Baadsvik mit dem Singapore Symphony Orchestra. Die habe ich einmal gehört im Internet. Sehr sauber gespielt. Aber die Artikulation? Das könnte spritziger, pointierter sein. Das Legato ist wunderbar. Können wir noch mal den Anfang hören? 42 concerti Juli/August 2014
Für jeden Schabernack zu haben: Andreas Martin Hofmeir ist nicht nur als Solist, sondern auch als Kabarettist bekannt
Ja! Ich finde, da sollte man mehr Staccato spielen (singt nach). Steht sogar in den Noten! Es müsste mehr Artikulationsvielfalt her, sonst wirkt es langweilig. Die größte Spannung in der Musik ist doch zwischen den langen lyrischen und den kurz angerissenen, spritzigen Noten.
hindemith: Sonate für tuba und Klavier – 2. Satz – in: complete Sonatas vol. 7 Ensemble Villa Musica Walter Hilgers (Tuba) 1997. MDG
Hindemith, 2. Satz, aber halbes Tempo! Ich tippe auf … keine Ahnung ... Was? Das ist Walter Hilgers? Walter Hilgers galt lange als Maßstab. Aber das würde man heute nicht mehr so spielen (klatscht und klopft im Rhythmus). Wir brauchen Leute wie Nigel Kennedy, der zwar alles übertreibt, aber dadurch die Musik für ein neues Publikum öffnet. Am allerwichtigsten ist, dass man
Foto: Philippe Gerlach/Sony Classical
ZUr pErSon
andreas Martin hofmeir (Jahrgang 1978) ist vielseitig wie kein anderer: Ob als Solotubist, im Duo mit dem Harfenisten Andreas Mildner, als Mitglied der bayerischen Balkan-Brassband laBrassBanda oder als Kabarettist auf der Bühne – Hofmeir kennt keine Grenzen. Er ist professor am Mozarteum in Salzburg und unter anderem Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs 2005 und echo Klassik preisträger als Instumentalist des Jahres 2013.
gepackt wird von der Musik. die ewigen Phrasen der Sänger, Ich bin längst nicht so perfekt dieses Vibrato. Naja, wer’s mag wie Hilgers und spiele auch ... Aber die Instrumentation ist nicht immer absolut fehlerfrei, einfach toll. aber auf der Tuba-Konferenz in Amerika habe ich jetzt dann doch mit Abstand die meisten CDs verkauft. Also muss es ein Mozart: ouvertüre bisschen interessant sein, denzu die zauberflöte – ke ich. Das Problem bei den in: philBlech meisten Tubisten ist, wenn sie philBLECH Wien als Solist auftreten, dass sie Paul Halwax (Tuba) 2013. Universal Music meist aus dem Ensemble geholt werden, aber nicht per se SoGerman Brass! Nein? Das listen im Bewusstsein sind. Ich Philblech-Ensemble? Die Tromselbst muss hinaus vorne auf peten sind zu tief, naja, normal die Bühne, bin nicht so für das ist es andersherum ... Also, ich Ensemble geschaffen. Ich will habe nichts gegen Arrangedie Musik modellieren wie ein ments. Im Barock waren sie ja Töpfer eine Vase. Das ist der da wenig eitel. Auch die Solowerke waren fakultativ besetzt. wahre Zauber! Die strikte Instrumentierung kommt erst in der Klassik. In einem Arrangement kann man das Stück neu erleben. Es ist Wagner: das rheinwie eine Oper, immer wieder gold – 2. Szene neu inszeniert. Kinder wollen (Walhall-Motiv) die eine Geschichte ja auch Bayreuther Festspielorchester Pierre Boulez (Leitung) nicht immer von der Mutter 1981. Philips vorgelesen bekommen. Ja! (singt mit) Das habe ich oft gespielt. Wenn man da nicht wüsste, dass da unten lundquist: eine Tuba rumwerkt, das würlandschaft für tuba de kaum auffallen. Das dadrüund Streicher – in: ber sind ja auch keine echten the virtuoso tuba Tuben, sondern sogenannte Michael Lind (Tuba) Wagner-Tuben, klein mensu- Schwedisches RSO 1995. Caprice Records rierte, dem Tenorhorn nachLandscape von Lundquist empfundene, linksgriffige Instrumente mit Hornmund- mit Michael Lind. Lind war stück. Eine lustige Spinnerei mein Lehrer, ein Genie, der uns von Wagner. Mit normalen Te- alle für das Instrument begeisnorhörnern hätte er auch kom- tert hat! Ein Artist auf der Tuponieren können, das wäre ba! Dass jemand so auf der vielleicht einfacher gewesen … Tuba singen konnte, war für Oje, jetzt fängt die Sängerin an uns damals nicht vorstellbar. zu singen! Dabei war es so In diesem Stück kann er es gar schön! Die Wagner-Opern sind nicht so zeigen. Alles klingt dann am schönsten, wenn recht „tubistisch“, dieses nicht gesungen wird. Die Tex- tattattatta, so „Weißer Hai“te sind schon etwas dämlich, mäßig. Aber es ist ein cooles Juli/August 2014 concerti 43
Blind gehört
Kabarett-Pop. Sogar ein Kabarett mit Renaissance-Motetten haben wir gemacht. Aber jetzt nicht mehr. Diese Nummer da kenne ich übrigens nicht, und ich kenn von denen eigentlich fast alles. Die Spielqualität spielt natürlich keine Rolle bei so etwas. Das Grobe und Ungehobelte ist hier Programm. So etwas macht schon mal Spaß, aber eigentlich will ich schön spielen und zeigen, was möglich ist. Bei den Biermösl würde ich eher singen.
Biermösl Blosn: Moschee in Riad – in: UnterBayern Biermösl Blosn Michael Well (Tuba) 2003. Mood Records
Das sind die Biermösl. Mit denen habe ich mal etwas gespielt. Ja, es gab Zeiten, da wollte ich das machen, was die machen. Ich war ja mal der Schulkasper und hab viel Kabarett gemacht, eine Mischung aus Comedian Harmonists und
Coltrane: Giant Steps – in: TubaTuba Michel Godard & Dave Bargeron (Tuba) 1995. enja
Das ist auch Bob Stewart! Nicht? Michel Godard? Ein wirklich Großer! Das ist unglaublich virtuos. Das Zweistimmige hier kommt dadurch zustande, dass er gleichzeitig
Wagner-Tuben hin oder her: Dessen Musik liebt Hofmeir nur ohne Sänger 44 concerti Juli/August 2014
ins Instrument spielt und singt. Das Singen in das Instrument hinein ist in den wenigsten Fällen schön. Aber es ist lustig!
Sugar Blues – in: High Society Canadian Brass Chuck Daellenbach (Tuba) 2005. Opening Day Records
Ist das Philip Jones? Und wenn nicht, dann Canadian Brass. Und Chuck Daellenbach. Canadian Brass war eine Riesen-Marke! Die sind auf der ganzen Welt getourt und haben eine Lanze gebrochen, lustige Bühnenshow ... Ich habe sie in der Münchner Philharmonie gesehen. Jeder Blechbläser hat ihre CDs. Die haben alles von Bach bis zu den Beatles gespielt. Bach ist unglaublich wichtig, auch für die Jazzer. Bei uns Blechbläsern kommt sowieso immer Jazz hinein. Das ist anders als bei den Streichern.
Fotos: Philippe Gerlach/Sony Classical
Stück. Ich glaube, ich würde es trotzdem nicht in einem normalen Konzert spielen, weil es viele ausgrenzt. Es ist nicht so einfach verdaulich. Solche Stücke haben wir viele. Aber leider keine Tschaikowskys mehr, die für die Tuba schreiben könnten. Dabei ist die Tuba ein freundliches und angenehmes Instrument. Sie nimmt einen in den Arm. Man hört einfach nur reinen, vollen Klang.
Diese Trennung zwischen Jazz und Klassik gibt es bei den Blechbläsern kaum, und eigentlich liegt es sowieso nahe beieinander – man denke an Komponisten wie Bernstein oder Gershwin.
One Mint Julep – in: Spirits in the Field Arthur Blythe Trio Bob Stewart (Tuba) 2000. Savant Records
Wer ist das? Bob Stewart? Ach, der war jetzt auch auf der Tuba-Konferenz. Im Jazz geht es weniger um die Klangqualität. Man will Dreck in der Musik haben. Man will ja nicht, dass es in der Kneipe riecht wie im Bad einer schönen Frau. Die Unsauberkeit ist hier wichtig. Das Saxophon klingt ja auch nicht wirklich schön. Dieser gequetschte Klang. Das ist leider nicht so meine Stärke. Man muss kreativ sein bei den Im-
provisationen. Ich kann das nicht so gut, aber ich will das unbedingt lernen und können. Das ist ein langer Prozess. Vaughan Williams: Konzert für Tuba und Orchester – 3. Satz – in: Bläserkonzerte des 20. Jahrhunderts Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Richard Nahatzki (Tuba) 1999. Capriccio
Oje, das weiß ich nicht, wer das aufgenommen hat. Wo haben Sie denn die Aufnahme her? Die kenne ich nicht. Der Klang ist okay, sehr hell, es glänzt ein bisschen. Aber die Tuba ist etwas schwerfällig, kommt nicht mit den anderen Instrumenten mit. Da … das müsste leichter sein! Und nicht so auf der Erde liegen. Tuba kann in Wirklichkeit genauso spritzig artikulieren wie andere Instrumente. Und was die Tempi angeht: In der Regel kämpft der Solist in der Probe gegen das Orchester um seine Konzert-TIPPs
München Fr. 18.7., 19:30 Uhr Schloss Nymphenburg (Hubertussaal) Andreas Martin Hofmeir (Tuba), Andreas Mildner (Harfe) Schleswig-Holstein Musik Festival Di. 29.7., 20:00 Uhr Kartoffelhalle Pohl-Boskamp, Hohenlockstedt & Mi. 30.7., 20:00 Uhr Kleines Theater Bargteheide Andreas Martin Hofmeir (Tuba & Rezitation), Guto Brinholi (Gitarre) online-Tipp
Andreas Martin Hofmeir im Interview nach der Verleihung des ECHO Klassik Das Video sowie weitere Konzerte auf: www.concerti.de/hofmeir
Vorstellung, beim Auftritt fügt er sich im Zweifel doch, wenn er denn muss. Solokonzerte sind das schwierigste für die Dirigenten. Er muss ständig auf Ausgleich bedacht sein. . Mozart: Tuba Serenade (Eine kleine Nachtmusik, 1. Satz arr. für Tuba) – in: Easy Winners Philip Jones Bläserensemble John Fletcher (Tuba) 1979. Decca
Das ist John Fletcher! Das hat der alles nacheinander selbst aufgenommen – vierstimmig! Nein, nein, der Elefant tanzt hier kein Ballett. Das klingt gar nicht nach Ulknummer, denn Fletcher artikuliert wunderbar. Die Tuba hat etwas Großes, Würdevolles. Das Stück ist so bekannt, aber das funktioniert super! Das war damals Pionierarbeit und der hat das nicht lustig gemeint. Man muss sich das vorstellen: alles ganz allein! CD-Tipps
Duda: Tubakonzert Nr. 1, Matkalla für Tuba & Orchester, Williams: Tubakonzert u. a. Andreas Martin Hofmeir (Tuba) Münchner Philharmoniker Andrew Manze (Leitung) Sony Classical Uraufnahmen Duda: Tubakonzert Nr. 1, Näther: Duo für Tuba & Harfe op. 120, Roikjer: Capriccio u. a. Andreas Martin Hofmeir (Tuba) Andreas Mildner (Harfe) Michael Martin Kofler (Flöte) Albert Osterhammer (Bassklarinette) Philharmonie Salzburg Neubrandenburger Philharmonie Genuin Juli/August 2014 concerti 45
MULTIMEDIA Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet tv: preISGeKrönteS proJeKt „tonalI“
TV-TIPPS 3Sat
neue töne
Sa. 6.7., 20:15 uhr lübeck Das Schleswig-Holstein Musik Festival soll wieder die Nummer 1 in Deutschland werden, hat der neue Intendant Christian Kuhnt als Devise ausgegeben. Zur Eröffnung spielen die NDR-Sinfoniker unter Thomas Hengelbrock. zdf
daS zWeIte leBen So. 13.7., 17:40 uhr dokumentation Er galt als Genie und war der bekannteste Dirigent des 20. Jahrhunderts: Herbert von Karajan. Das Porträt von Eric Schulz wartet mit vielen unveröffentlichten Bild- und Tonaufnahmen auf.
der Siegeszug des cellos
Auf dem Weg nach oben: TonaliPreisträger Alexey Stadler
J
edes Musikstück ist wie eine Reise durch Zeit, Länder und verschiedene Gefühle.“ Alexey Stadler gerät ins Schwärmen, wenn der 22-Jährige übers Cellospielen spricht. Kein Wunder, gehört der junge Mann doch zu den Hoffnungsträgern auf seinem Instrument, hat 2012 mit dem Tonali Grand Prix
den höchstdotierten Preis für Nachwuchsmusiker gewonnen und ist nun auch noch auf dem Weg zu einem kleinen TV-Star. Denn Regisseur Hannes Treiber hat eben diesen Wettbewerb in seinem Film „Ciao Cello“ dokumentiert und die 12 Finalteilnehmer einen Sommer lang begleitet. Im Alltag, bei Proben, „Warm up“-Konzerten in Schulen und natürlich zum Finale. Vor allem aber gelingt es ihm, die Liebe der jungen Cellisten zur Musik und zum Instrument zu vermitteln – und so vielleicht auch in Zeiten von Pop und Rap mehr Jugendliche für die Klassik zu begeistern. So. 17.8., 10:45 uhr, 3sat
Bad BoY der orGel So. 20.7., 20:20 uhr film Cameron Carpenter ist ein Star – auf der Orgel. Ein Exzentriker und Klangzauberer und eines der grellsten Phänomene der Musikszene. Regisseur Thomas Grube hat den Virtuosen begleitet. arte
GIpfeltreffen fr. 15.8., 16:00 uhr Salzburg Letztes Jahr waren Anna Netrebko und Plácido Domingo in Salzburg in Verdis Giovanna d‘Arco umjubelt worden, diesen Sommer kommt das Star-Duo für die Neuinszenierung des Troubadours.
46 concerti Juli/August 2014
onlIne: lIve-StreaMS auS München
Staatsoper goes Internet
N
eue Medien und die alte Kunstform der Oper? Kein Problem für die MusiktheaterMacher in München: Letzte Saison hatte die Bayerische Staatsoper als erstes Haus der Welt ausgewählte Aufführungen kostenlos im Live-Stream angeboten und erreichte damit in der Spitze bis zu 250 000 Nutzer! Eine Erfolgsgeschichte,
die diese Spielzeit fortgesetzt worden ist: Bis zu sechs Kameras im Zuschauerraum und 20 Mikrofone im Orchestergraben übertragen das Geschehen in Echtzeit – so auch zum Saisonfinale die Neuinszenierung von Monteverdis L‘Orfeo. So. 27.7., 18:00 uhr, nationaltheater Übertragung per Livestream unter: www.bayerische.staatsoper.de/tv/
Fotos: Colin Bell-EMI Classics, medicitv, Georg Tedeschi, Karl Forster
arte
onlIne: StreaMInG-plattforM
Klassik-Kick live aus Brasilien
F
ernsehen ohne Fernseher ist längst nicht mehr allein eine Angelegenheit der jüngsten Generation. Immer mehr Zuschauer nutzen StreamingAngebote im Internet – zumal wenn es wie im Klassikbereich bei privaten wie öffentlichrechtlichen TV-Sendern kaum noch Produktionen gibt oder diese zu nachtschlafenen Zeiten gesendet werden. Ein Markt der Zukunft, auf den auch das Portal medici.tv setzt, das seit 2008 im Netz ist und neben Filmen mit einem breiten Klassik-Angebot von Oper über Orchesterkonzerte bis hin zu Künstlerporträts wirbt und seit kurzem diese Produktpalette auch auf Deutsch anbietet.
BraSIlIenS ton
deutSchlandfunK
Schöne neue Medien: Überall sind Klassikübertragungen empfangbar
dIMInuendo doloroSo
Natürlich mit den Größen der Vergangenheit von Callas bis Glenn Gould, aber auch mit 100 Live-Übertragungen alljährlich. Da müssen ARD und ZDF schon lange senden, um auf solche Zahlen zu kommen ...
Mo. 7.7., 20:10 uhr Musikszene Sieben professionelle Kammerorchester gibt es in Deutschland. Entstanden als flexible Ensembles nach dem Krieg, um die Konzertnachfrage zu decken. Doch heute macht die freie Szene den traditionellen Klangkörpern Konkurrenz.
So. 6.7., 22:30 uhr, São paulo Live: Orquestra Sinfonica de São Paulo www.medici.tv
MuSIKStadt roStocK
... tine thing helseth ünstler nicht nur live im Konzert hören, sondern Musiker auf ihren Reisen begleiten und sie hautnah bei Proben, spannenden Projekten und außergewöhnlichen Ereignissen erleben: Solch unverstellten Blick in die Künstlerwelt eröffnet das Online-LeserInterview von concerti. Ende Juli begeben wir uns eine Woche lang in die Welt der Trompeterin Tine Thing Helseth. Als Teenager spielte die Norwegerin in Blechbläserensembles Popmusik – heute tritt die 27-Jährige als Solistin mit den großen Orchestern dieser Welt auf. Und verspricht für ihre Festival-Tour durch Deutschland „Ladybrasspower“ pur: Ist
deutSchlandradIo Kultur
fr. 4.7., 00:05 uhr feature Vielfältigst wie das Land ist auch die Klanglandschaft Brasiliens. Autor und Musiker Andreas Weiser hat zahllose akustische Impressionen gesammelt und daraus eine Hommage an das Land seiner Sehnsüchte komponiert.
onlIne-IntervIeW: In der Welt von ...
K
RADIO-TIPPS
sie doch vom 28. Juli bis zum 3. August mit ihrem Ensemble tenThing unterwegs – zehn Frauen, die die Männer-dominierte Blechbläserwelt aufmischen. Und keine User-Frage unbeantwortet lassen werden.
deutSchlandfunK
Mo. 14.7., 20:10 uhr Musikszene Hafen, Tourismus, Wissenschaft – aber Musik? Ja, dank zahlreicher Kooperationen gibt es ein vielfältiges Musikleben in der Hansestadt, wie Autorin Irene Constantin erfahren hat. deutSchlandradIo Kultur
MuSIQue concrÈte Mi. 23.7., 20:03 uhr helmut lachenmann Die Freiheit der Kunst von inneren wie äußeren Zwängen hat Helmut Lachenmann stets über sein Schaffen gestellt – und ist damit zu einem Vorbild für eine ganze Komponisten-Generation geworden. In sechs Folgen spricht er über seine Ästhetik und seine Erlebnisse. Br-KlaSSIK
Wenn KlÄnGe BrücKen Bauen
Ladybrasspower: Tine Thing Helseth zeigt sich schlagfertig 28.7.-3.8. Zu finden ist das Interview unter: www.facebook.com/ concertimagazin
Mi. 30.7., 20:03 uhr tanz- und folkfest rudolfstadt Brücken schlagen zwischen Klassik und Volksmusik, Jazz, Folk und Blues: In Thüringen ist das seit 1991 selbstverständlich. In diesem Sommer treffen Bach auf bayerischen HipHop, griechische Rembetiko-Lieder auf Monteverdi, Spirituals auf kurdische Klänge.
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FUSSBall-wM
taktik? Strategie? das runde Klassik und fußball sind zwei verschiedene paar Schuhe? von wegen! Musiker sind die größten fans, wie unsere umfrage zur WM in Brasilien zeigt. und vermögen sogar detaillierte expertisen rund um den Ball abzugeben – die ausführlichen antworten der kickenden Klassikkünstler finden sich auf WWW.concertI.de/WM
danIel hope Spanien ist der heiße Favorit des südafrikanischen Geigers. „Das Team versteht es, nicht nur Virtuosen, sondern auch Kammermusiker zusammenzubringen.“
chrIStoph poppen Der Dirigent beweist (dank seiner Söhne) Übersicht: Der günstige Spielplan lasse die Deutschen bis ins Finale durchmarschieren – dort allerdings habe Jogis Elf keine Chance gegen die überlegenen Spanier.
MatthIaS Schorn Seit 30 Jahren werde er „narrisch“, da Österreich nicht mehr gegen Deutschland gewinne, gesteht der Klarinettist. 2014 sieht der „Ösi“ die Nachbarn „nach Verlängerung“ siegen: „Durch ein Tor von Thomas Müller.“
KIt arMStronG Das runde Leder? Der Pianist bevorzugt Rugby: „Beim Fußball sehe ich nur Spieler, die zufällig umherrennen.“ Dennoch ein Tipp? „Wo erscheint Ihr Magazin? In Deutschland? Dann wird Deutschland Weltmeister ...“
48 concerti Juli/August 2014
muss ins eckige! GÁBor BoldoczKI
vIvIane haGner
danIel Müller-Schott Taktik, Leidenschaft, Spannung: Seit der Kindheit zieht der Fußball den Cellisten magisch an. Jogis Jungs traut der Bayer viel zu: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Elf in Turnieren stets zur Bestform steigert.“
„Leidenschaftlicher Gelegenheitsfan“ nennt sich die Geigerin. Und wagt doch eine exakte Prognose: „Mit einem 3:1 gegen Deutschland wird Brasilien Weltmeister.“ KonStantIn heIdrIch
MartIn Stadtfeld Halbfinale – mehr sei für die Deutschen nicht drin, glaubt der Pianist. Ins Endspiel kämen Spanien und Brasilien: „Dank des Heimvorteils und ihrer Gabe, den Gegner zu überraschen, wird die Seleção Weltmeister.“
„Wir im Fauré Quartett genießen die WM so, da wir endlich mal einer Meinung sind“, lacht der Cellist. Und die wäre? „Brasilien und Deutschland kommen ins Finale – aber wahrscheinlich wird Spanien Weltmeister ...“
Jean-GuIhen QueYraS
IGor levIt „Only the sky is the limit“, traut der Pianist den Deutschen sogar das Finale zu. Schade nur, dass kein Spieler seines Lieblingsvereins Hannover 96 dabei ist ...
„Die Deutschen spielen derzeit den schönsten Fußball“, schmeichelt der Cellist seiner Wahlheimat. Nützt aber bekanntlich nichts – getragen von ihrem Publikum „gewinnt Brasilien im Finale gegen Spanien“.
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Fotos: privat, Irène Zandel, Adrian Bedoy, Marco Borggreve, Harald Hoffmann, Timm Koelln, Felix Broede, Uwe Arens, Mat Hennek
„Deutschland hat derzeit ein Weltklasse-Team, die Spieler sind im besten Alter und hochmotiviert“, meint der Trompeter. „Mit etwas Glück können sie gewinnen.“
VorSchaU
Die September-Ausgabe erscheint am 22. auGuSt
Joyce DiDonato Gerade an der Deutschen Oper Berlin gefeiert – im Herbst kommt die Primadonna wieder nach Deutschland
Vladimir Jurowski In England ein gefeierter Dirigent – nun sorgt der Russe auch hierzulande für Furore
Gidon Kremer »Capell-Virtuos« der Saison: Auf Tournee mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden
concerti – das Konzert- und opernmagazin erhalten Sie im Abon-
nement sowie an zahlreichen Veranstaltungsorten, Konzert- und Theaterkassen, im Fachhandel, in Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Hotels, Restaurants und Cafés. alle termine,
tickets und vieles mehr auch im Internet unter: www.concerti.de 50 concerti Juli/August 2014
verlag concerti Media GmbH Mexikoring 29, 22297 Hamburg Tel: 040/657 90 810, Fax: 040/657 90 817 info@concerti.de, www.concerti.de herausgeber/chefredakteur Gregor Burgenmeister (V.i.S.d.P.) redaktion Friederike Holm (Leitung), Ninja AnderlohrHepp, Insa Axmann, Julia Bleibler, Petra Eisenhardt, Mirko Erdmann, Christoph Forsthoff (CF), Sarah Hansen, Peter Krause (PK), Julia Oehlrich, Jörg Roberts, Dr. Christiane Schwerdtfeger, You-Son Sim, Nele Winter autoren der Sommer-ausgaben Marie von Baumbach, Michael Blümke, Jakob Buhre, Dr. Klemens Hippel, Julian Hofer, Sören Ingwersen (SI), Thomas Jakobi, Alexander Keuk, Matthias Nöther, Teresa Pieschacón Raphael, Christian Schmidt (CS), Volker Tarnow (VT), Maximilian Theiss, Christoph Vratz (CV), Dr. Eckhard Weber (EW), Dirk Wieschollek, Annette Zerpner anzeigen Felix Husmann (Leitung Agenturen & Marken) Tel: 040/228 688 620 f.husmann@concerti.de Susanne Benedek (Leitung Marketing, Klassikveranstalter & Kultur) Tel: 030/488 288 535 s.benedek@concerti.de Mirko Erdmann (Musikindustrie, Klassikveranstalter & Festivals) Tel: 040/657 90 816 m.erdmann@concerti.de Ellen Zerwer (Veranstalter Online-Marketing) Tel: 030/488 288 537 e.zerwer@concerti.de Jörg Roberts (Veranstalter Anzeigen Hamburg) Tel: 040/657 90 813 j.roberts@concerti.de You-Son Sim (Anzeigendisposition) Tel: 040/657 90 810 anzeigen@concerti.de art direktion/Gestaltung Tom Leifer, Jörg Roberts, Dodo Schielein, Aaron Schubert druck und verarbeitung Evers-Druck GmbH abonnement concerti Media GmbH Postfach 600 423, 22204 Hamburg Tel: 040/657 90 808, Fax: 040/657 90 817 abo@concerti.de (Bestellung unter Angabe der Regionalausgabe). Das Jahresabonnement kostet 25 € (inkl. Regionalseiten) bzw. 15 € (Mantelteil) frei Haus. erscheinungsweise elf Mal jährlich IvW geprüfte auflage redaktionsschluss Immer am 15. des Vor-Vormonats, bitte senden Sie Ihre Termine an: termine@concerti.de. Der Abdruck erfolgt kostenlos. Alle Rechte concerti Media GmbH. zusatz Der Terminkalender erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir übernehmen keine Haftung, da es sich bei einer Vielzahl von Ankündigungen um einen Vorabplan handelt. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unaufgefordert eingesandte Bücher, Fotos, CDs und Manuskripte keine Gewähr. Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. titelfotos Marco Borggreve (Hamburg, Berlin & Mitteldeutschland), Felix Broede (München)
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CONCERTI
Impressum
Meisterstück and Hugh Jackman Crafted for New Heights Vor neunzig Jahren kreierte Montblanc ein Schreibgerät, das über die Dimension der Schreibkultur hinaus zu einer Ikone wurde: das Montblanc Meisterstück – ein Symbol für ewiges Streben nach Perfektion. Um diese 90 Jahre Meisterstück zu ehren, ist der Füllfederhalter aus der Meisterstück 90 Years Collection mit rot-vergoldeten Beschlägen und einer in die Feder gravierten „90“ verziert. Visit and shop at Montblanc.com