concerti Ausgabe Hessen Februar 2017

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DAS KONZERT- UND OPERNMAGAZIN

Mit Regionalteil hessen

252 Konzert- UNd Operntermine

Herbert Schuch Das Vertraute im Neuen Anne Schwanewilms Floristin auf Abwegen

Jan Vogler »Das einzelne Konzert ist mehr Weg als Ziel«

Februar 2017


LES TROYENS DIE TROJANER Hector Berlioz

Musikalische Leitung John Nelson / Dylan Corlay Regie Eva Maria Höckmayr Bühnenbild Jens Kilian Kostüme Saskia Rettig Licht Olaf Winter Video Bert Zander Choreografie Martin Dvořák Chor, Extrachor Tilman Michael Kinderchor Markus Ehmann Dramaturgie Norbert Abels Énée Bryan Register Chorèbe Gordon Bintner Panthée Daniel Miroslaw Narbal Alfred Reiter Iopas Martin Mitterrutzner Ascagne Elizabeth Reiter Cassandre Tanja Ariane Baumgartner Didon Claudia Mahnke Anna Judita Nagyová | u.a. Premiere Sonntag, 19. Februar 2017 (16 Uhr) Weitere Vorstellungen 26. Februar; 3., 9., 12. (16 Uhr), 18., 26. (16 Uhr) März 2017 Menschen flüchten, vom erbarmungslosen Krieg in ihrer Heimat aufs Äußerste trau­ matisiert, über das Mittelmeer in ein reiches Land, das sie am Ende wieder verlassen, um die Utopie eines eigenen Staates wirklich werden zu lassen. Die junge Opernregisseurin Eva Maria Höckmayr wird Hector Berlioz’ gewaltiges Werk über Krieg und Frieden, Gewalt und Liebe als zeitloses Gleichnis der menschlichen Geschichte inszenieren.

www.oper-frankfurt.de


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Fotos: Ivo von Renner, privat; Titelfoto: Jim Rakete

als wir im letzten Sommer mit Frank-Walter Steinmeier für unsere Rubrik „3 Fragen“ ein Interview geführt haben, wusste noch niemand, dass er in diesem Februar aussichtsreichster Kandidat für die Wahl des Bundespräsidenten sein würde. Steinmeier entpuppte sich im Interview als Musikliebhaber, Gregor Burgenmeister für den klassische Konzerte Herausgeber/Chefredakteur bei Staatsbesuchen und Festakten stets eine wichtige Bereicherung sind. So verwundert es auch nicht, dass Steinmeier Schirmherr der Dresdner Musikfestspiele ist, die im Frühjahr zum 40. Mal stattfinden und damit ein Jubiläum feiern dürfen, das auch wir umfassend würdigen. Bereits in diesem Monat feiert die Deutsche Stiftung Musikleben ein Jubiläum: Der Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds findet zum 25. Mal statt. Den Fonds richtete die Stiftung 1993 ein, um hochbegabten angehenden Musikern hochwertige historische Musikinstrumente über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu verleihen – sofern sie den Wettbewerb erfolgreich absolvieren. Ulrike Henningsen begleitete für uns ein knappes Jahr lang die Cellistin Olena Guliei, die sich 2016 ein Instrument von Joseph Antonius Rocca erspielte. An dieser Stelle sei schon vorweg gesagt, dass für Guliei das Cello längst ihr größter Schatz ist. Und doch ist es nur eine Beziehung auf Zeit. Ihr

AUS DER REDAKTION Bisweilen liefern Interview-Partner nicht nur Antworten, sie helfen auch bei alltäglichen Problemen. Als Sebastian Schmidt und Andreas Willwohl vom Mandelring Quartett zum „Blind gehört“-Termin kamen, funktionierte plötzlich die Musikanlage nicht mehr. Erstaunlich schnell und fachmännisch legte Willwohl Hand an und sorgte dafür, dass wieder Musik aus den Boxen kam. Auch wenn Willwohl erst vor Kurzem zum Quartett dazustieß, stellte Eckhard Weber, der das Interview führte, erstaunt fest, dass die beiden auftraten wie alte Freunde, die sich schon ewig kennen.

Eckhard Weber Der Musikjournalist lebt nach musikwissenschaftlichen Forschungsaufenthalten in Frankreich und Spanien in Berlin, wo er hellwach das Opern- und Konzertleben sowie die Off-Szene beobachtet.

Februar 2017 concerti   3


Inhalt

Konzert

10

Jan Vogler ... sprengt gerne musikalische Grenzen

8 Vertrautes aufbrechen

porträt Der Pianist Herbert Schuch begeistert die Klassikwelt vor allem mit extravaganten Programm­ zusammenstellungen

10 »Dann ist New York dein Acker!«

interview Dennoch zieht es Jan Vogler

immer wieder von seinem Wohnsitz am Hudson River nach Dresden, wo er seit 2009 die Dresdner Musikfestspiele leitet

Oper

16 Floristin auf Abwegen

porträt Bevor Anne Schwanewilms die Opernbühne eroberte, hatte die Sopranis­ tin ganz andere berufliche Vorstellungen

Die Welt der Klassik

22 »Die Bratsche ist süffig!«

blind gehört Andreas Willwohl und

16

Anne Schwanewilms ... kehrt in diesem Jahr nach Bayreuth zurück

Sebastian Schmidt vom Mandelring Quartett hören und kommentieren CDs, ohne dass sie erfahren, wer spielt

Regionalseiten An dieser Stelle finden Sie die interessantesten Klassikgeschichten des Monats sowie alle Konzert- und Operntermine Ihrer Region

dresdner musikfestspiele

Mandelring Quartett ... hört genau hin, wenn Kollegen spielen

auftakt Sonderveröffentlichung zum

Jubiläumsjahrgang eines der größten Festivals in Deutschland

Die Welt der Klassik Rubriken 3 Editorial | 6 Kurz & Knapp | 18 Opern-Kritiken 20 Opern-Tipps | 26 CD- & DVD-Rezensionen 29 Top 20 Klassik-Charts | 30 Multimedia-Tipps 64 concerti Lounge | 66 Vorschau & Impressum 4  concerti Februar 2017

60 Beziehung auf Zeit

reportage Im Rahmen eines Wett­

bewerbs verleiht die Deutsche Stiftung Musikleben jedes Jahr jungen Musikern historische Instrumente

Fotos: Jim Rakete, Javier del Real, Uwe Arens

22

33 Tradition und Moderne


Hörgenuss bis zum letzten Ton. Ganz ohne Räuspern oder Husten.

• Schnell spürbare Hilfe • Befeuchtender Schutzfilm • Lang anhaltende Linderung


kurz & knapp

Mein Lieblingsstück

Ravel: Daphnis Und Chloe Bei mir ändert sich das Lieblingsstück von Zeit zu Zeit. Derzeit bin ich nachgerade fasziniert von Ravels Kristjan Järvi Ballett, von dessen Klangfarbenreichtum und von der Raffinesse. Es ist schier unmöglich, das Stück zu hören oder zu dirigeren, ohne wieder etwas Neues darin zu entdecken.

33  115

Pfeifen hat die größte Orgel der Welt, die in der Atlantic City Convention Hall steht. Überdies hat sie 314 Register und bringt 150 Tonnen auf die Waage.

Geld verdienen mit Vinyl Dass Vinyl einen Aufschwung erlebt, pfeifen die Spatzen schon seit Jahren von den Dächern. Handelt es sich dabei meist um gefühlte Wahrheiten, lässt jetzt eine aktuelle Statistik der British Phonographic Industry aufhorchen: 2016 gaben die Briten erstmals mehr Geld für Schallplatten aus als für Downloads und Streams. Der Umsatz wuchs dabei um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

... Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter ... STIL-NOTEN mit Siems Luckwaldt

6  concerti Februar 2017

Vor einigen Monaten sollte ich mir schriftlich Gedanken zum Thema „Mode und Humor“ machen. Easy, dachte ich, schließlich grinsen im Fashion-Zirkus ständig alle in Smartphone-Kameras, und Instagram ist voll von extravaganter bis (unfreiwillig) komischer Garderobe. Vom Jung-Dandy, der an die „Wetterfrösche“ des ZDF erinnert, bis zum It-Girl fortgeschrittenen Semesters mit Solarium-Dauerkarte und sichtlicher Farbblindheit. Doch bei weiterer Recherche merkte ich rasch, wie wenig die Modewelt jenseits irrwitziger Showeffekte und Prosecco-seligem Tratsch über sich selbst lachen kann. Vielleicht eine Art Kompensation einer Branche,

die zu oft als trivial und überflüssig verunglimpft wurde und nun im Reflex ihr Dasein verteidigt. Ähnliches gilt auch für die ach so närrische Karnevalszunft. Unter mancher Pappnase prangt ein griesgrämig verzogenes Paar Lippen. „Das verstehst du nicht“, hört man dann oft, so als wären Mode und Fasching ein Teenager, der nervige Eltern ­abkanzelt. Schade eigentlich, denn mit gelegentlicher Selbstironie und etwas Souveränität gelänge nicht nur echter (!) Stil. Auch reichlich Sympathie wäre das Ergebnis, selbst von Laufstegmuffeln. Wie wäre es mit einem Bündnis der Unverstandenen, vielleicht Fashion Alaaf e. V. oder so? Ta-ta, ta-ta, ta-tah …

Fotos: Peter Adamik, gemeinfrei (2), Reto Andreoli

William Shakespeare, englischer Schriftsteller


3 Fragen an ... Andreas Schaerer

SAFT IN SEINER FEINSTEN FORM

Farbenrausch Jazz-Sänger Andreas Schaerer denkt nicht in Schubladen – für ihn zählt, was gut klingt

Herr Schaerer, bekannt sind Sie als JazzSänger. Auf Ihrer aktuellen CD »The Big Wig« begeben Sie sich jedoch auf klassische Pfade. War es schwierig, plötzlich für ein klassisches Orchester zu komponieren? Da ich auch Komposition studiert habe, hatte ich zumindest schon mal das Rüstzeug, um ­eine Partitur zu schreiben. Trotzdem kannte ich gewisse Instrumente nur oberflächlich, weshalb ich vor dem eigentlichen Kompositionsprozess tagelang Partituren studiert habe.

Kam Ihnen die Tatsache, dass im Orchester der Lucerne Festival Academy junge Leute an den Pulten saßen, entgegen? Absolut! Zwar sind die Musiker stark in der Klassik verankert, viele von ihnen hatten aber auch reichliche Erfahrungen im Jazz- oder Popbereich, so dass sie auch die improvisatorischen Elemente meiner Kompositionen als Freiräume zu nutzen wussten.

Hatten Sie denn davor schon Berührungspunkte mit der Klassik? Ich höre sehr viel klassische Musik, war auch oft auf dem Lucerne Festival. Ich finde es großartig, welche Frechheit und Nonkonformität gerade die zeitgenössische Musik haben kann. So besehen ist es auch völlig in Ordnung, wenn sich ein Jazz-Musiker einfach mal auf klassische Pfade begibt ...

WW W.NI EHOFFS -VAI HI NGER.D E


PORTRÄT

Vertrautes aufbrechen

Klavieristisches Chamäleon: Herbert Schuch entdeckt gerne neue Seiten an sich

D

em Zufall eine Chance zu geben, ist eine unterschätzte Kunst. Welche Schönheiten daraus erwachsen können, lässt sich an Herbert Schuch beobachten. Beim demnächst erscheinenden Album „Go East!“ zum Beispiel begann alles mit dem Umstand, dass Schuch eine Zeit lang gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Pianistin Gülru Ensari, vor dem eigentlichen Üben erst einmal die Acht Walzer op. 6 von Paul Hindemith vierhändig spielte. Das Duo stellte verwundert fest, 8 concerti Februar 2017

dass es von Hindemiths Walzer-Miniaturen gar nicht mehr weit ist zu jenen von Johannes Brahms, Opus 39. Und überhaupt: Was passiert eigentlich, wenn man diese beiden Zyklen aufbricht und daraus einen einzigen macht? Die Verschmelzung der beiden Zyklen mag in der Theorie befremdlich anmuten, das Hörerlebnis jedoch offenbart das Werk zweier Komponisten, deren kulturelle Herkunft denkbar fern der Wiener Walzerseligkeit war, die aber obendrein eine untrügli-

che Nähe zur östlichsten Me­ tropole Mitteleuropas verbindet. Von dort aus blicken Schuch und Ensari noch weiter gen Osten mit der Klavierfassung für vier Hände von Strawinskys Le Sacre du printemps sowie einem Auftragswerk des türkischen Komponisten Özkan Manav, das aus zwei anatolischen Tänzen besteht. Für Herbert Schuch sind die osteuropäischen Elemente, die sich auch in Form von Versatzstücken ungarischer Melodien und Rhythmen durch die Walzerkompositionen ziehen, nicht allzu fremd: 1979 geboren im rumänischen Banat, verbrachte er dort seine ersten Kindheitsjahre und siedelte 1988 mit seiner Familie nach Deutschland über. Für Schuch war es damals „ein bisschen wie heimkommen“, da er als Spross der in Rumänien lebenden deutschsprachigen Minderheit lediglich in seinen ersten Lebensjahren rumänisch sprach. Daher wirkten die eingespielten Werke anfangs auch fremdartig für ihn, „obwohl ich wegen meiner Vergangenheit durchaus einen Zugang zu ,ungeraden‘ Rhythmen habe. Trotzdem fühlte ich mich eher als staunender Betrachter und nicht wie jemand, der Bescheid weiß.“ In dieser Hinsicht war seine Frau eine

Foto: Felix Broede

Der Pianist Herbert Schuch begeistert die Klassikwelt mit extravaganten Programmzusammenstellungen. Von Maximilian Theiss


Klavier-Festival Ruhr Die Pianisten der Welt beflügeln Europas neue Metropole

wichtige Stütze, „die mir auch zeigen konnte, welche Art von Bewegungen bei den Tänzen gemacht werden.“ Die Duo-CD ist nicht das erste kammermusikalische Projekt des Pianisten, der als Teil eines Klavierquintetts 2012 den Echo-Klassikpreis für die beste Kammermusikeinspielung des Jahres gewann. „Das Schöne an solchen Zusammenarbeiten ist, dass man das Fremde entdeckt, gleichzeitig aber das Vertraute in sich selbst wiederfindet. Im Zuge der Einspielung von ,Go East!‘ etwa fielen mir plötzlich wieder Wörter und Phrasen aus dem Rumänischen ein, die ich längst vergessen habe.“ Angesichts des Gedankenreichtums, der eine tragende Säule in Schuchs Klavierspiel darstellt, versteht man auch, wa­ rum er gerne davon erzählt, dass ein Pianist mit seinem Instrument auch „sprechen“ muss. Es wirkt so, als seien für ihn Virtuosität, technische Brillanz und musikalische Intelligenz nur die Pflicht eines Musikers, auf die noch eine Kür folgen muss. In Schuchs Fall ist das die Fähigkeit, aus zusammengestellten Einzelwerken ein einziges, vollkommen neues Kunstwerk zu erschaffen. Konzert-TIPPs

Villingen-Schwenningen Fr. 3.2., 20:00 Uhr Franziskaner Konzerthaus Sebastian Manz (Klarinette), Mirijam Contzen (Violine), Danjulo Ishizaka (Violoncello), Herbert Schuch (Klavier). Werke von Schumann & Messiaen Würzburg Di. 7.2., 19:30 Uhr Hochschule für Musik Maximilian Hornung (Violoncello), Herbert Schuch (Klavier). Werke von Beethoven & Brahms

Essen Fr. 10.2. & Sa. 11.2., 20:00 Uhr & So. 12.2., 11:00 Uhr Villa Hügel Gülru Ensari & Herbert Schuch (Klavier), Folkwang Kammerorchester, Johannes Klumpp (Leitung). Werke von Mozart Köln Mi. 15.2., 20:00 Uhr Philharmonie Daniel Müller-Schott (Violoncello), Gülru Ensari & Herbert Schuch (Klavier). Werke von Brahms & Hindemith Freiburg Mi. 1.3., 20:00 Uhr Hochschule für Musik (Wolfgang-Hoffmann-Saal) Zemlinsky Quartett, Herbert Schuch (Klavier). Werke von Zemlinsky u. a. Neubeuern Sa. 18.3., 20:00 Uhr Schloss (Festsaal) Danjulo Ishizaka (Violoncello), Herbert Schuch (Klavier). Werke von Poulenc, Beethoven & R. Strauss Darmstadt Do. 23.3., 20:00 Uhr Staatstheater (Kleines Haus) Herbert Schuch (Klavier). Werke von Boulez, Bach & Busoni München Fr. 21.4., 20:00 Uhr & Sa. 22.4., 19:00 Uhr Gasteig (Philharmonie) Matthias Goerne (Bass), Herbert Schuch (Klavier), Münchner Philharmoniker, Philharmonischer Chor München, Michael Sanderling (Leitung). Werke von Schostakowitsch & Beethoven Berlin Sa. 29.4., 13:00 Uhr Konzerthaus (Kleiner Saal) Herbert Schuch (Klavier). Werke von Debussy & Beethoven Dresden Fr. 26.5. & Mo. 28.5., 19:30 Uhr Kulturpalast Herbert Schuch (Klavier), Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung). Werke von Mozart & Schostakowitsch online-Tipp

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Go East! Werke von Brahms, Hindemith, Manav & Strawinsky Herbert Schuch & Gülru Ensari. Erscheint bei CAvi am 17.2.

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Interview

»Dann ist New York dein Acker!« Dennoch zieht es Jan Vogler immer wieder von seinem Wohnsitz am Hudson River nach Dresden an die Elbe, wo er seit 2009 die Dresdner Musikfestspiele leitet. Von Alexander Keuk

Die Dresdner Musikfestspiele gehen nun ins 40. Jahr. Das klingt nach Beständigkeit in der sich rasch verändernden Klassikwelt. Wie hat sich das Festival in den Jahren Ihrer Intendanz entwickelt?

Dresden besaß und besitzt eine starke eigene Klassikszene, vor allem mit Staatskapelle, Philharmonie und den großartigen Chören. Darauf konnte ich aufbauen und hole mit den Festspielen einmal im Jahr große Stimmen aus Klassik, Weltmusik und Jazz in die Stadt. Damit befruchten sich die Stadt und das Festival gegenseitig. Es ist wichtig, dass Musik von 10 concerti Februar 2017

Dresden ausgeht, aber auch Musik nach Dresden kommt. Ich habe vor allem die großen Orchester der Welt zu Gastspielen eingeladen. Das wiederum interessiert ein Publikum, das von außen kommt – und wir haben mittlerweile unsere Besucherzahlen nahezu verdoppelt! Nun sind wir soweit, dass

»Wir machen hier keine Programme mit Zeigefinger« wir die eigenen kreativen Stärken herausholen, etwa mit der Gründung unseres Dresdner Festspielorchesters vor fünf Jahren. Mit diesem Orchester, das auf historischen Instrumenten musiziert, entsteht in Dresden ein neuer Klang. Die Dresdner Musikfestspiele wurden 1978 gegründet – oder müsste man sagen: Sie fanden plötzlich statt? Welche Beweggründe gab es damals?

Die Gründung der Musikfestspiele war im Grunde DDRPropaganda. Geschickt wurde die Kulturstadt Dresden gewählt, ebenso strategisch wurden große Interpreten wie

Karajan, Abbado oder die New Yorker Philharmoniker eingeladen. Allerdings fehlte die demokratische Freiheit, die zur Entfaltung eines solchen Festivals gehört wie die Luft zum Atmen! So gelang zwar der Gründungsjahrgang grandios, aber dann überwog die Angst vor der verbindenden Kraft der Musik und die staatliche Kontrolle erstickte den Keim eines großen Festivals. Nach der Wende bekamen die Festspiele ihre zweite Chance – und heute profitiert Dresden zudem von einer hervorragenden touristischen Infrastruktur und einer Vielzahl von stimmungsvollen Spielstätten. Als Cellist mit einem weitgefassten Repertoire sind Sie dafür bekannt, dass Sie musikalische Grenzen gerne sprengen. Inwieweit müssen Sie beim heutigen Publikum für Offenheit und Toleranz werben?

Demokratie, Frieden oder Freiheit kommen nicht von selbst, jede Generation muss sich solche Werte immer wieder neu erarbeiten. Aber genau das ist ein starker gesellschaftlicher Motor und wiederum für mich als Cellist auch eine wichtige

Foto: Felix Broede

A

uch wenn man in derselben Stadt lebt, in der Jan Vogler seit 2009 die Dresdner Musikfestspiele leitet, ist es nicht leicht, den vielbeschäftigten Musiker zum Interview zu treffen. Flugs ist er zu Konzerten und Terminen nach Bonn und Berlin unterwegs, um dann ein paar Tage später nach einem weiteren Stopp in Dresden von seinem Zweitwohnsitz in New York aus völlig entspannt über seine Vorhaben als Interpret und Leiter des internationalen Festivals zu sprechen.


zur Person

Im Herzen auch ein Dresdner: 1984 bis 1997 war der gebürtige Berliner „Erster Konzertmeister Violoncello“ der Staatskapelle Dresden, ehe er sich vollkommen seiner Karriere als Solist und Kammermusiker widmete. 2005 wirkte er bei der feierlichen Wiedereröffnung der Frauenkirche mit, 2009 trat der heute 52-jährige Cellist seine Intendanz bei den Dresdner Musikfest­ spielen an.

Februar 2017 concerti  11


Interview

Motivation, ein Festival zu leiten. An dieser Schnittstelle ist es eine große, aber auch schöne Verantwortung für mich, dafür zu sorgen, dass Musik eine entscheidende Funktion in der Gesellschaft innehat. Damit sind Sie nicht im künstlerischen Elfenbeinturm unterwegs, sondern arbeiten auch mit Menschen zusammen: ihren Mitarbeitern, den Musikern und dem Publikum …

»Licht« ist das Motto der 40. Dresdner Musikfestspiele – in welchem Licht sollen wir die Musik hören?

Gemeint ist zunächst das Licht der Aufklärung, vielleicht eines der wichtigsten Lichter der Menschheitsgeschichte – in der Kunst lässt sich dieses Licht besonders seit zirka 250 Jahren sehr gut verfolgen. In der Musik geht es uns zudem auch um Lichtgestalten. Das sind Komponisten, die durch ihr aufklärerisches Wirken bis heute unser Denken, Fühlen, Handeln beeinflussen oder Lichtgestalten unserer Zeit: Performer und Künstler, die uns neue Wege zeigen, Musik zu präsen12  concerti Februar 2017

Als Cellist bedient Jan Vogler ein bemerkenswert breites Repertoire

tieren, wie etwa Cameron Carpenter oder Martin Grubinger. In den vergangenen Jahren nimmt man Ihr starkes Interesse für die Alte Musik wahr. Befruchtet sich dieses Interesse auch mit dem der Festspiele?

Ja, die Aufführungspraxis Alter Musik ist ein wichtiger Schwerpunkt der Dresdner Musikfestspiele, nicht zuletzt durch die Gründung des Festspielorchesters. Mein Interesse daran rührt schon aus der Kindheit: Mein Vater hatte die Harnoncourt-Aufnahmen der Opern von Monteverdi bekommen und die hörten wir zu Hause, wie auch Aufnahmen des Cellisten Anner Bylsma, der in der Alten Musik originale Farbschichten freilegte, die über die Jahrhunderte übertüncht wurden. Die Alte-Musik-Zentren entstanden ja in London, Paris, Köln, Wien und Amsterdam. Nun haben wir ein Festspielorchester mit Musikern genau

aus diesen Standorten gegründet. So entstand eine Art Ferienlager aus Experten, die als Festspielorchester zum Musizieren in Dresden zusammenkommen. Geleitet werden sie von dem fabelhaften Ivor Bolton, dessen großes Talent es ist, eine sehr inspirierende Atmosphäre unter den Musikern zu schaffen. Zudem hat Dresden ja eine starke eigene musikalische Prägung, die wir in die Programme unseres Orchesters einbeziehen. Wir widmen uns mit dem Festspielorchester vor allem der Musik des 19. Jahrhunderts, Komponisten wie Beethoven, Schumann oder Strauss, die – um bei unserem Motto zu bleiben – in den Interpretationen in einem neuen Licht erscheinen. Sind diese damals benutzten Darmsaiten denn der Stein der Weisen? Wie klingen diese Saiten eigentlich?

Es sind in etwa die Kleider der Zeit, die man getragen hat. Das

Foto: Felix Broede

Richtig, und mir kommt es darauf an, den Leuten nicht einfach etwas vorzusetzen, sondern das Publikum zu verstehen und es dann auch mitzunehmen zu den eigenen kreativen Gedankengängen und musikalischen Entdeckungsreisen. Wir machen hier keine Programme mit dem Zeigefinger, aber wir glauben, dass wir mit der Musik viele Dinge und Haltungen ausdrücken können, die uns auch außerhalb des Konzertbetriebs, im Alltag oder Privatleben stark bewegen und somit wertvoll für alle sind.


Anliegen der historisch informierten Aufführungspraxis ist, dass man sich einem damals vorherrschenden Originalklang annähert, und dafür brauchen wir eine Art Zeitreisewerkzeug. Das Instrumentarium wirkt dabei wie ein Gefährt. Dann haben wir die Partituren, Autografen und Quellen, womit wir vielleicht nicht genau im Jahr 1850 landen, aber wir haben eine neue Klangidee von dieser Zeit.

Kontinenten – liegt darin auch ein Geheimnis der Kreativität des Cellisten Jan Vogler?

New York war ja zuerst mein Zweitwohnsitz, aber ich habe gemerkt, dass mir genau an diesem Ort viel einfällt, dass ich hier viel lernen kann. Das war damals zunächst eine wichtige Ergänzung zu meiner Jugend, meinen Jahren in OstBerlin. Bei einem gemeinsamen Frühstück in Moritzburg hat es mir die Komponistin Sofia Gubaidulina einmal so erklärt: „Jan, wo wohnst Du?“ – „In New »Das einzelne York.“ – „Ich wohne auf dem Land, in der Nähe von HamKonzert ist mehr burg, und ich schaue auf einen Weg als Ziel« Acker. Dann fällt mir etwas ein, was ich komponiere.“ Ich sagNeben Ihrer Intendanz in te: „In New York schaue ich auf Dresden sind Sie auch als den Hudson River, ich habe Solist tätig. Welche Stücke Ruhe und ich kann Cello üben wecken in diesem Jahr und bin inspiriert.“ Und Sofia besonders Ihr Interesse? antwortete: „Dann ist New Neu ist für mich Brittens groß- York dein Acker.“ Sie hat recht, artige Cello-Sinfonie, die ich ich glaube, diesen Acker, diesen zum Beispiel in Taiwan, Lon- Platz auf der Welt muss jeder don und auch Dresden auffüh- Mensch für sich finden. ren werde. Besonders viel Spaß macht mir momentan auch die Festival-TIPP regelmäßige Arbeit an den Dresdner Musikfestspiele Klassikern, wie den Cellokon18.5.—18.6.2017 zerten von Dvo ˇrák, Schumann Jan Vogler (Intendant), Anne-Sophie Mutter, Valery Gergiev, Diana Damrau, oder Schostakowitsch. Die Francesco Piemontesi, Francesco Aufführungserfahrung der verTristano, Vladimir Jurowski u. a. gangenen Jahre gibt mir eine Semperoper, Festspielhaus Hellerau, Frauenkirche, Coselpalais u. a. gewisse Ruhe bei der Arbeit, ich setze mir langfristige Ziele online-Tipp und experimentiere täglich mit neuen Tempi, Klangfarben Blochs Hebräische oder Phrasierungen. Das einRhapsodie „Schelemo“ zelne Konzert ist mehr Weg als Video & Termine: Ziel, und die verschiedenen concerti.de/vogler Dirigenten und Orchester geCD-Tipp ben meiner Sicht auf die Werke ständig neue Impulse. Schumann: CellokonSie haben einen Wohnsitz in New York, einen in Dresden, Sie wandeln zwischen den

zert & Sinfonie Nr. 2 Jan Vogler (Cello), Dresdner Festspiel­ orchester, Ivor Bolton (Ltg). Sony Classical

13. bis 16. Juli 2017 Schloss Schielleiten in der Oststeiermark

La Margarita Die Oper zur Hochzeit Kaiser Leopolds I. in Wien, 1667 Im Zentrum: das historische Rossballett

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Oper

Die interessantesten Inszenierungen und Künstler – wir stellen Ihnen das Wichtigste aus der Welt der Oper vor

Foto: Forster

Von Rachsucht erfüllt: Annalena Persson singt in Göteborg die Titelpartie der Elektra

16_Porträt Floristin auf Abwegen Bevor Anne Schwanewilms die Opernbühne eroberte, hatte die Sopranistin ganz andere berufliche Vorstellungen 18_Kurz besprochen Online-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen 20_Opern-Tipps Die besten

Musiktheaterproduktionen – ausgewählt von unserem Experten Peter Krause Februar 2017 concerti  15


Porträt

Floristin auf Abwegen Bevor Anne Schwanewilms die Opernbühne eroberte, hatte die Sopranistin ganz andere berufliche Vorstellungen. Von Matthias Nöther

die Facetten des Bühnenbil­ des. Noch heute gerät sie ins Schwärmen, wenn sie an die Künstlerin Rosalie und ihr Bühnenbild zum Bayreuther Ring des Nibelungen vor rund 20 Jahren denkt: „Rosalie hat­ te immer einen Grund, wes­ halb sie zum Beispiel grünes, mattes Material genommen hat oder aber dünnes glänzen­ des Lackmaterial. Es inspi­ riert mich, wenn die verschie­ denen künstlerischen Berufe ineinandergreifen und ge­ meinsam das Stück erzählen.“

Sopranistin Anne Schwanewilms studierte als tiefer Alt und begann ihre Karriere als Mezzosopran

E

ine Gartenlandschaft wie am Rande des Re­ genwalds. Sie wächst an der Wand des Kellercafés im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann entlang. Anne Schwanewilms deutet vom Sofa aus auf das exotische Grün. „So etwas zum Beispiel macht man, wenn man Gar­ tenbau oder Floristik stu­ diert.“ Eine Lehre als Floristin, sogar die Gesellenjahre da­ nach hat sie absolviert, dann 16  concerti Februar 2017

im Blumenladen gearbeitet. Von fachkundig gestalteten Gärten kann Anne Schwane­ wilms auch heute kaum ein Auge wenden. Vom professio­ nellen Gartenbau ist der Sop­ ranistin ein genießender, aber auch analytischer Blick auf ihre Umgebung geblieben. Wenn sie heute nicht in ihrem Garten arbeitet, sondern weit weg von jedem Sonnenlicht ihre Rollen im Opernhaus probt, fällt ihr Auge sofort auf

Anne Schwanewilms braucht diese Inspiration, sie braucht den genauen Blick und Infor­ mationen, die über ihr Metier hinausreichen. Regisseure und Dirigenten brauchen all das auch – denn die Sopranis­ tin möchte auf Augenhöhe überzeugt werden. Im Som­ mer 2017 kehrt Anne Schwa­ newilms als Eva in Richard Wagners Meistersinger von Nürnberg ins Bayreuther Fest­ spielhaus zurück. Wagner hat sich ein junges Mädchen ge­ dacht, der Regisseur Barrie Kosky hat sich für sein Debüt auf dem Grünen Hügel mit Schwanewilms eine Sängerin mittleren Alters ausgesucht, und zwar absichtlich. „Der

Foto: Javier del Real

Egal, was der Regisseur tut – es muss durchdacht sein


Mann weiß, was er tut. Ich darf darüber nichts verraten, aber er hat mich mit seinem Konzept der Eva-Figur völlig überzeugt.“ Das ist nicht selbstverständlich. „Ich sage nicht sofort ,Ja‘ zu einem Rol­ lenangebot. Ich muss immer erstmal schauen, was der Re­ gisseur mit dem Stück will.“ Schließlich stünden sechs Wo­ chen Proben an, und das kön­ ne auch zur Qual werden, wenn eine Figur nicht genü­ gend durchdacht sei. Als Anne Schwanewilms sich fünf Jahre Auszeit von ihrem Floristik-Job nahm, um Ge­ sang zu studieren, stieg sie als tiefer Alt ein. Aus dieser Zeit hat sie die Erfahrung mitge­ nommen, mit einer Rolle auch mal zu hadern. Etwa, wenn sie als Mutter in Hänsel und Gretel zwanzig Jahre jünger war als die Sängerinnen der Märchenkinder. „Es wurde schwierig für mich, weil sich eine Sängerin mit 45 auch nicht gerade wie ein junger Bub benimmt.“ Eine Aufnahmeprüfung ist kein Beratungsgespräch

Darstellerische Glaubhaftig­ keit war es dann, die Anne Schwanewilms 2002 den Kri­ tikerpreis der Opernwelt ein­ trug. Erwartet hatte sie das nicht. Körper und Stimme müssen auf der Bühne eins werden – von diesem An­ spruch würde Anne Schwa­ newilms niemals abrücken. Sie erinnert sich noch daran, wie wenig sie ihren Körper bei den Aufnahmeprüfungen zum Gesangsstudium be­ herrschte. „Beim ersten Mal war es eine Katastrophe, mei­ ne Hände haben sich bewegt, und ich wusste nicht, was da

mit mir geschieht. Es war et­ was anderes, als ein Bera­ tungsgespräch im Blumenla­ den zu führen.“ Es ist wiederum die Stimme gewesen, die für Anne Schwa­ newilms am Ende den Zugang zu ihrem darstellenden Körper ermöglicht hat. Es ist eine Klar­ heit über das eigene Tun, die es wiederum möglich macht, für jede Nuance des Lebens eine Farbe in der Stimme zu finden. Darum ging es Anne Schwanewilms. „Wenn ich das nicht geschafft hätte, wäre ich wieder Gärtnerin geworden.“ online-Tipp

Anne Schwanewilms über Schumann und Wolf Video & Termine: concerti.de/ schwanewilms

E f w l

opern-TIPPs

München So. 5.2., 17:00 Uhr Bayerische Staatsoper R. Strauss: Der Rosenkavalier. Kirill Petrenko (Leitung), Jürgen Rose & Otto Schenk (Konzeption) Weitere Termine: 8. & 11.2. Berlin So. 26.2., 17:00 Uhr Staatsoper im Schiller Theater Wagner: Tannhäuser. Simone Young (Leitung), Sasha Waltz (Regie & Choreographie)

So. 12.3., 20:00 Uhr Staatsoper im Schiller Theater Wagner-Gala. Waltraud Meier, Camilla Nylund, Anne Schwanewilms, Burkhard Fritz, Wolfgang Koch, René Pape, Staatskapelle Berlin, Staatsopernchor, Simone Young (Leitung) Bayreuth Di. 25.7., 16:00 Uhr Festspielhaus Bayreuth Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. Philippe Jordan (Leitung), Barry Kosky (Inszenierung)

Weitere Termine: 31.7., 7., 15., 19. & 27.8.

r d E u E a s s E u f

E r r t

9. bis 25. Juni 2017 www.musikfestspiele-potsdam.de 0331 – 28 888 28

Februar 2017 concerti   17


Kurz Besprochen

Opern-Kritiken Auszüge aus unseren tagesaktuellen Musiktheater-Rezensionen. Weitere finden Sie unter: www.concerti.de/oper

Hamburg 4.12.2016

Essen 4.12.2016

Die Potentatin von Pankow

Die getanzte Mahler-Verniedlichung

Im blau-golden schimmernden Fluss

Straus: Die Perlen der Cleopatra Komische Oper Berlin. Adam Benzwi (Leitung), Barrie Kosky (Regie), Dagmar Manzel, Dominique Horwitz Weitere Termine: 2. & 11.2., 12.7.

Mahler: Das Lied von der Erde Hamburgische Staatsoper. Hamburg Ballett, John Neumeier (Choreografie), Simon Hewett (Leitung) Weiterer Termin: 15.7.

Wagner: Lohengrin Aalto-Musiktheater Essen. Tomáš Netopil (Leitung), Tatjana Gürbaca (Regie), Daniel Johansson, Jessica Muirhead Weitere Termine: 26.3., 1.4.

Operette Gelacht wird durchweg unter der Gürtellinie – und doch nie unter Niveau. Denn der Regie führende Hausherr Barrie Kosky versteht sein Handwerk zu traumwandlerisch gut. Die von Adam Benzwi klug eingerichtete, in der Orches­ trierung teils reduzierte, teils jazzig extra gut gewürzte und mit AidaZitaten angereicherte Fassung schärft die bissige Verzahnung von Wort und Ton, sodass diese OscarStraus-Sause abschnurrt wie nix Gutes. Das Timing ist so sekundenbruchteilgenau gearbeitet wie in der besten Broadway-Show. Die Pointen sitzen so präzise, dass wir gar nicht zum Nachdenken darüber kommen, wie seicht die vielleicht gerade waren. Eine BesetzungsSensation: Dagmar Manzel als alle Grenzen des Cleopatra-Klischees brechendes Luder einer Pharaonin und Vulkan von Bühnentier. (PK)

Ballett John Neumeier hat wenig Erhellendes zu diesem Bekenntniswerk über Leben und Tod, Jugend und Schönheit, Sehnsucht und Vergänglichkeit zu sagen. Seine Mahler-Anverwandlung gerät demütig und altersmilde, letztlich aber auch kraft- und saftlos. Der bekennende Mahlerianer verniedlicht die komplexe Partitur, er vertieft sie nicht, wie man gerade von ihm wohl erwarten darf. Kaum je findet er zu einer die Musik in ihrer Dialektik von Leben und Tod ernstnehmenden Dynamik der Kontraste. Nichts ist hier eckig, kantig, konfliktreich, heutig. Alles ist freudig meditative, ewig fließende, ganz dezente Weltabschiedsweisheit, die sich bedeutungsschwanger gibt, so aber wenig Bedeutendes transportiert. Auch musikalisch plätschert Mahler dahin, wie er auf der Bühne müde bebildert wird. (PK)

Oper Über die ganze, bekanntlich fast vier Stunden lange Strecke hält Thomáš Netopil diese vielleicht romantischste aller Partituren in einem – tatsächlich! – blaugolden schimmernden Fluss. Die geradezu aufregenden dynamischen Steigerungen werden organisch aus den musikalischen Strukturen entwickelt. Der Farbenreichtum dieser Musik, die Selbstverständlichkeit, mit der die vielen Instrumentalsoli artikuliert werden, hat bei Netopil und den Essener Philharmonikern etwas Berauschendes. Leider kann die Inszenierung von Tatjana Gürbaca mit dieser Ausnahmequalität nicht mithalten. Ihre Stärke ist die genau beobachtete, kleinteilig aufgefächerte Führung von Solisten und Chor, ihre Schwäche tritt vor allem im oft instinktlosen Umgang mit Wagners dramatischen Abläufen offen zu Tage. (AF)

18 concerti Februar 2017

Fotos: IkoFreese/drama-berlin.de, Kiran West, Forster, Jochen Quast

Berlin 3.12.2016


Dresden 4.12.2016

Hoffmanns Verführungen Offenbach: Hoffmanns Erzählungen Semperoper Dresden. Frédéric Chaslin (Leitung), Johannes Erath (Regie), Eric Cutler, Christina Bock, Tuuli Takala, Sarah-Jane Brandon

Oper Das Kreativteam zeigte sympathischen Mut zum Risiko. Und das passt voll zu Offenbachs nur fast vollendetem Vermächtnis Hoffmanns Erzählungen von 1881, in das die Editoren Michael Kaye und JeanChristophe Keck seit Jahren immer wieder neue Notenfunde einbauen. Dieses musikdramatische Röntgenbild eines Genies mit Genius lässt niemanden ungerührt. Zwiespältigkeit der Aussage ist hier – korrekt im Sinne der einander ebenbürtigen Gedankentäter E. T. A. Hoffmann und Jacques Offenbach – meistens ein Sieg im Geisteskrieg mit dem atemberaubend unergründlichen Werk. Regisseur Johannes Erath, der in Hamburg zum Beispiel ein poetisch-trauriges Schlaues Füchslein gezaubert hatte, ließ mutig alle Konsequenz fahren: Hier wird das Unerwartete zum Gleichnis durch gesuchte Unlogik. Danken sollte Dresdens „Wunderharfe“ dem innovativen Meister

Frédéric Chaslin: Der Dirigent definiert ein diskussionswertes Exempel zwischen Partitur und Klang. Ganz nebenbei inspiziert er mit der sehr willig-hingabefähigen Staatskapelle wichtige Stile der Unterhaltungsmusik des letzten Jahrhunderts. Dialoge entfallen so gut wie alle. Chaslin vermutet mit oft allerbreitesten Tempi Wagnerkult in der „Grand-Opéra-lyrique-comique“ Offenbachs. Er generiert postsinfonisches Musikdrama dort, wo Offenbach mit Violin- und Vokalsymbolen die absolute Musik sucht. Soloinstrumente reizen überall, und vor allem im Olympia-Akt gibt es Valeurs wie bei den Salonmusiken im Prager „Hotel Europa“. Jeder Akt etabliert ein anderes Klanggenre. Ehrlicher Anlass zur Freude ist, wenn die von der Quellenkritik verschmähten Wunschnummern – das geniale Schattenseptett und die Diamantenarie – endlich wiederkommen. (RD)

DAS GANZE PROGRAMM

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Februar 2017  concerti   19 20.12.16 14:07


OPERN-Tipps Ausgewählt von unserem Experten Peter Krause

Hamburg So. 12.2.2017

An der Elbe marthalert’s im Original Oper Dieser Regisseur wirkt

Berg: Lulu Hamburgische Staatsoper. Kent Nagano (Leitung), Christoph Marthaler (Regie) Weitere Termine: 15., 18., 21. & 24.2.

Stilprägend: der Schweizer Regisseur und Musiker Marthaler 20 concerti Februar 2017

Keine Experimente: ästhetische Eleganz in anmutigem Licht Dresden Do. 23.2.2017

Otello in Farbe OPer Verdis Otello zieht von der Salzach an die

Elbe um – mit Christian Thielemann am Pult

S

chicke Roben, ästhetische Eleganz, dekorative Bilder: Wenn das Trio aus Regisseur Vincent Boussard, Bühnenbildner Vincent Lemaire und Kostümbildner (wie hauptamtlichen Modeschöpfer) Christian Lacroix eine Inszenierung erarbeitet, dürfen all jene Opernfreunde aufatmen, die das Regietheater mit all seinen Experimenten und Aktualisierungen satt haben. Die Kritiker allerdings rümpfen gern die Nase ob all des guten Geschmacks, der sich bei den drei Franzosen da auf der Bühne üblicherweise breitmacht. So auch nach der Premiere des

Otello bei den Salzburger Osterfestspielen 2016, als die Rezensenten gar von „szenischer Langeweile“ schrieben. Jetzt zieht Verdis rabenschwarzes Spätwerk von der Salzach an die Elbe um – an die koproduzierende Semperoper, deren Chefdirigent Christian Thielemann mit seiner Staatskapelle und Heldentenor Stephen Gould in der Titelpartie für ein musikalisches Fest sorgen dürften. Verdi: Otello Semperoper Dresden. Christian Thielemann (Leitung), Vincent Boussard (Regie) Weitere Termine: 26.2., 1. & 5.3., 11., 13. & 28.5.

Fotos: Dominique Odenkirchen, Forster, Monika Rittershaus, Tilo Stengel

derart stilprägend, dass sein Nachname schon mal zum Verb mutiert. Denn wenn junge Kollegen ihn zu imitieren suchen, heißt es in Rezensionen gern: „Es marthalert mal wieder.“ Nur klappt das mit dem Nachmachen des Christoph Marthaler eigentlich nie. Zum Glück hat die Staatsoper in Hamburg also das Original gebucht – im üblichen Doppelpack mit der kongenialen Ausstatterin Anna Viebrock. Für den Schweizer Regisseur und Musiker ist Alban Bergs Lulu eine Steilvorlage, schreit der unvollendete Schlussakt doch nach einer starken Entscheidung der Interpreten.


München So. 12.2.2017

Weitere Tipps

Der ernste Rossini Oper In David Aldens Inszenierung führt Joyce

DiDonato eine Traumbesetzung des Belcanto an

D

er Schwan von Pesaro wusste sehr wohl, dass ihn ein gütig großzügiger Gott mit dem Genie-Gen für die Opera Buffa gesegnet hatte. Gioachino Rossini zu reduzieren auf Il Barbiere di Sevilla und La Cenerentola und deren köstliches Koloraturenfeuerwerk und musikalisches Geplapper, würde freilich den Meister des Belcanto komplett verkennen. Seine ernsten Opern sind von ebenso absoluter Inspiriertheit. Als „Melodramma tragico“ hat er seine Anverwandlung

des Sémiramis-Stoffes von Voltaire bezeichnet, sein Meisterwerk um Macht, Gewalt und Leidenschaft ist seine letzte Opera seria, im 19. Jahrhundert war sie eines seiner meistgespielten Werke. Joyce DiDonato in der Titelpartie führt in der Münchner Neuinszenierung von David Alden eine Traumbesetzung an. Rossini: Semiramide Bayerische Staatsoper. Michele Mariotti (Leitung), David Alden (Regie). Weitere Termine: 15., 18., 23. & 26.2., 3.3., 21. & 24.7.

Heidelberg

Morgen und Abend Fr. 3.2., 19:30 Uhr Theater Heidelberg Nach der umjubelten Uraufführung im Londoner Royal Opera House inszeniert Ingo Kerkhof die Oper von Georg Friedrich Haas neu. Göteborg

Elektra

Sa. 4.2., 18:00 Uhr The Göteborgs Operan Hausherr Stephen Langridge setzt Richard Strauss’ AtridenTragödie in Szene – mit Annalena Persson in der Titelpartie (Foto). Bremen

Bang Bang

Berlin So. 19.2.2017

Der schwule König Oper Lorenzo Scartazzini schreibt ein

Musiktheater über den englischen König Edward II.

O

b die Männerfreundschaft zwischen dem historischen Edward II. und seinem Günstling Gaveston auch sexueller Natur war, ist bis heute umstritten. Doch in der Kunst wurde die Figur zu einer Ikone der Schwulenbewegung. Christopher Marlowes 1593 entstandenes blutiges Drama über die Selbstbehauptung des unglücklichen englischen Königs erzählt davon ebenso wie die Bearbeitung von Bertolt Brecht Scartazzini: Edward II. (UA) Deutsche Oper Berlin. Thomas Søndergard (Leitung), Christof Loy (Regie) Weitere Termine: 24.2., 1., 4. & 9.3.

oder die Filmadaption von Derek Jarman. Der Schweizer Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini schrieb nun nach einem Libretto von Thomas Jonigk eine Oper, das sich ganz auf die Rolle des königlichen Außenseiters konzentriert.

Sa. 11.2., 19:30 Uhr Theater Bremen Mit Kultsongs aus Quentin Tarantinos Filmen stricken Arrangeur Torsten Kindermann und Regisseurin Selen Kara eine Dreigroschenoper unserer Zeit. Frankfurt

Les Troyens So. 19.2., 16:00 Uhr Oper Frankfurt Geflüchtete Trojaner segeln übers Mittelmeer ins reiche Karthago. Eva Maria Höckmayr setzt Berlioz’ Grand opéra in Szene. Zürich

Orest So. 26.2., 19:00 Uhr Oper Zürich Manfred Trojahns Oper fängt an, wo Richard Strauss in Elektra aufhörte. Hat das Morden mit Orest ein Ende?

Ikone der Schwulenbewegung: Edward II. in den Künsten

Weitere Tipps, Termine, Tickets und mehr: www.concerti.de

Die Rezension zum Tipp: Über alle Premieren mit diesem Zeichen berichten wir tagesaktuell. Sie finden diese und weitere Kritiken online: www.concerti.de/oper Februar 2017 concerti   21


Blind gehört

Das Mandelring Quartett von links nach rechts: Sebastian und Nanette Schmidt, Andreas Willwohl und Bernhard Schmidt

»Die Bratsche ist süffig!«

A

uf einen Kaffee in Berlin: Zwei Mitglieder des Mandelring Quartetts treffen sich mit concerti an einem winterlichen Vormittag in den Räumen ihrer

22  concerti Februar 2017

Künstleragentur zum „Blind gehört“-Termin. Primarius Sebastian Schmidt kommt gerade aus Hamburg, wo er als Professor für Violine an der Hochschule für Musik

und Theater tags zuvor unterrichtet hat. Nach dem Interview geht es mit der Bahn weiter nach Neustadt an der Weinstraße, dem Stammsitz des Mandelring Quartetts.

Foto: Uwe Arens

Andreas Willwohl und Sebastian Schmidt vom Mandelring Quartett hören und kommentieren CDs von Kollegen, ohne dass sie erfahren, wer spielt. Von Eckhard Weber


Andreas Willwohl hat es nicht so weit zum Termin: Der ehemalige Solobratschist des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin wohnt hier. Seit 2011 ist er Professor an der Hochschule für Musik in Nürnberg, 2015 stieg er beim Mandelring Quartett ein. Beide Musiker diskutieren gutgelaunt ihre Höreindrücke.

Verdi: Streich­ quartett e-Moll, 1. Satz Vogler Quartett BMG/RCA 1991

Andreas Willwohl: Verdi mit dem Vogler Quartett. Ich habe das kurz darauf auch live gehört mit ihnen, im Berliner Konzerthaus. Sebastian Schmidt: Das ist natürlich ein ganz wunderbares Stück. Schon dieser Anfang, der eine Tür öffnet, der nimmt einen gleich mit. Macht Lust, mehr zu hören. Schmidt: Ein dichter Ton ... Willwohl: … der aber hier wunderbar passt. Ein hervorragen-

des Timing und eine unglaubliche Klangqualität. Beethoven: Streich­ quartett Nr. 9 C-Dur „RasumowskyQuartett“, 1. Satz Alban Berg Quartett EMI 1984

Schmidt: Das Werk ist klar, Nummer 9 von Beethoven. In der Intonation ist es allerdings höher als das, was ich gewohnt bin. Ist das eine digital überspielte Analog-Aufnahme? Irgendwie ist das etwas angespannt, und auch das Tempo im schnellen Teil nach der Einleitung ist ziemlich zackig. Und manchmal auf Kosten der Deutlichkeit. Das Klangbild ist für mich eigentlich nicht warm, sondern relativ kühl. Eher eine jüngere Formation? Es hat ein bisschen sportlichen Charakter. Beethoven – bei aller Stringenz, die dieses Stück hat – muss auch Zeit haben zum Atmen. Willwohl: Ich finde das auch mutig, wenn man es so spielt. Alban Berg Quartett? 1984? Nein, Hammer! Die waren ja damals noch jung.

zum ensemble

Drei Geschwister und eine Viola: 1983 gründeten Sebastian, Nanette und Bernhard Schmidt gemeinsam mit einer Schulfreundin in ihrer Pfälzer Heimat Neustadt das Mandelring Quartett. Als 2015 der Bratscher Andreas Willwohl im Quartett nachrückte, zählte die Repertoireliste der Schmidts bereits über 350 Werke. 1997 gründete das Ensemble zudem das Hambacher Musikfest, ein jährlich stattfindendes Kammermusikfestival.

Schubert: Streich­ quartett Nr. 13 a-Moll „Rosa­ munde“, 2. Satz Artemis Quartett Virgin Classics 2012

Schmidt: Diese Interpretation nimmt sich Zeit für Schönheiten, spielt Details aus. Das ist bei solch einem Stück allerdings auch riskant, wenn man das zu viel macht. Es darf nicht Überhand nehmen, dann würde man den Fluss durchbrechen. Aber in dieser Präsentation finde ich es stimmig.

Willwohl: Ich finde es hier auf jeden Fall sehr gesanglich gespielt. Das geht für mich in Richtung Artemis Quartett, in der Art, wie sie spielen. Es ist dann die Frage, ob man das die ganze Zeit durchhält als Quartett, ob sich zum Beispiel der schöne Ton nicht irgendwann erschöpft. Ich würde es ein wenig schlanker spielen. Debussy: Streich­ quartett g-Moll, 2. Satz Amaryllis Quartett Genuin 2015

Willwohl: Was sie auf jeden Fall haben, ist eine sehr gute Intonation, auch in den Pizzicati. Ein bisschen wie Paco de Lucia auf der Gitarre, sehr griffig und tolle Farben und eher ein flotteres Tempo, sehr viele Obertöne. Schmidt: Ich finde es auch gut gespielt. Aber die französische Leichtigkeit, das Parfüm, die sind zugunsten einer starken Präsenz aller Instrumente atmosphärisch in den Hintergrund geraten. Und ich meine, dass man die Pizzicati individuell noch unterschiedlicher gestalten kann. Der Fokus ist hier auf Präzision, Zusammenspiel, man hört alles sehr gut, insgesamt ist es farbig, aber in der Pizzicato-Arbeit würde ich mir wünschen, dass es noch ein bisschen tänzerischer ist. Willwohl: Also ich persönlich würde dieses Parfüm eher in den dritten Satz legen. Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 1 D-Dur, 4. Satz Kuss Quartett Onyx 2012 Februar 2017 concerti   23


Blind gehört

Willwohl: D-Dur Nummer 1! Schmidt: Vom Klangbild schlank, filigran, gut ausbalanciert, sehr gut gespielt. Was bei Tschaikowsky sonst in die Vollen geht, das ist es jetzt hier nicht, sondern es bleibt relativ klassisch. Willwohl: Also, ich habe das Stück eine Zeit lang sehr intensiv gearbeitet, als junger Musiker in vielen Meisterkursen. Sehr anständig gespielt, vom Klang her durchaus russisch. Das Cello klingt für mich hier eher direkt, die Bratsche ist sehr süffig. Schmidt: Sie ist nicht breit, aber trotzdem fokussiert. Willwohl: Eher so ein Bruckner-Bratschenklang. Und die erste Geige finde ich ziemlich straight, aber nicht ganz so farbig wie die Bratsche … Das Kuss Quartett, sagen Sie? Das hätte ich jetzt überhaupt nicht gedacht. Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 10 As-Dur, 1. Satz Mandelring Quartett audite 2009

Schmidt: Nr. 10! Willwohl: Vom Klangbild gefällt es mir sehr gut, denn anders als bei vielen anderen Aufnahmen hat man das Gefühl, man säße mittendrin. Ist gut gelöst. Schmidt: Es ist länger her, dass wir das aufgenommen haben. Ich glaube nicht, dass wir es sind. Es ist aber trotzdem unserem interpretatorischen Ansatz relativ ähnlich. Ich nehme mir heute mehr Freiheiten in der Zeit, genieße ein bisschen mehr die harmonischen Momente. Es ist nicht weit von meiner Idee entfernt. Eine sehr 24 concerti Februar 2017

ernst zu nehmende Geschichte, dieses Dürre und dieses Präzise gleichzeitig. Es ist charakteristisch gespielt. Willwohl: Man braucht bei Schostakowitsch immer Stringenz mit Charakter dahinter. Schmidt: Wir sind es doch?! Interessant! Borodin: Streich­ quartett Nr. 2 D-Dur, 1. Satz Leipziger Streich­quartett MDG 2012

Schmidt: Bisschen straight einerseits für mich, bogentechnisch nicht so raffiniert, dafür mit Griff in den Schmalztopf bei manchen Dingen. Ja, es könnte raffinierter sein, ein wenig unterschiedlicher in der Atmosphäre. Alles sehr präsent. Ich habe eine etwas andere interpretatorische Vorstellung. Willwohl: Borodin war ja Chemiker und lediglich HobbyCompositeur, das aber auf relativ hohem Niveau. Ich glaube, er klingt trotzdem nicht ganz von alleine. Man muss dem Komponisten ein bisschen helfen: Wenn es sich zum Beispiel in der ersten Geige hochschraubt und ich das dreimal gleich spiele, ist es dann erschöpft. Da würde ich von der Farbigkeit des Spiels her viel raffinierter etwas zaubern. Wie bei einem guten französischen Essen. Schmidt: Genau, der Frankreich-Aspekt fehlt mir etwas in diesem Russischen.

Suk: Streichquartett Nr. 1 B-Dur, 4. Satz Minguet Quartett cpo 2015

Willwohl: Schön auf jeden Fall. Ich kenne das Stück nicht. Schmidt: Ich kenne es auch nicht. Willwohl: Das ist sehr heikel für das Cello in der Harmonik, es geht ständig hin und her. Vielleicht Reger? Und trotzdem auch so etwas Tschechisches drin. Schmidt: Josef Suk?! Aha! Welches Quartett? Und wer spielt es? Ich finde, es ist in der Intonation und ensembletechnisch sehr gut, sehr beweglich, sehr farbig. Macht Spaß zu hören. Klanglich reizvoll die erste Geige, die anderen Stimmen auch sehr präsent. Ein gutes Stück. Sind die anderen Sätze auch so gut? Willwohl: Sehr gutes Quartett. Die Bratsche hat Kern, das Cello ist sehr gut. Wer spielt? Beethoven: Streich­ quartett Nr. 16 F-Dur, 3. Satz Hagen Quartett Myrios Classics 2013

Schmidt: Hervorragende Einspielung! Willwohl: So sauber! Schmidt: Super! Und variabel im Klang, jeder Klang sagt etwas. Willwohl: Nicht zu wenig, nicht zu viel, man hört jedes Instrument ganz klar heraus. Alle vier Musiker sind sehr hochwertig im Spiel, sehr persönlich. Schmidt: Ich wüsste jetzt zugegebenermaßen auch nicht, wer es ist, aber die Aufnahme ist toll. Willwohl: Die muss ich mir kaufen! Schmidt: Hagen? Sehr, sehr gut. Willwohl: Also eine Kultur, die


sucht man heute im Streichquartett!

Dvořák: Streichquar­ tett G-Dur, 1. Satz Signum Quartett Capriccio 2015

Willwohl: Von Antonín Dvorˇák ist das, nicht wahr? Opus 106. Es ist auch eines meiner Lieblingsquartette von Dvorˇák, wird viel zu wenig gespielt. Schmidt: Also los! Willwohl: Das Alban Berg Quartett ist es auf keinen Fall, die haben es offensiver gespielt. Hier ist es feiner. Obwohl diese Stringenz diesem Stück nicht schadet. Schmidt: Also ich vermisse hier nichts. Willwohl: Farben ohne Ende, tolles Stück! Ich weiß nicht, wer es ist … Ah, das Signum Quartett! Schmidt: Kompliment, eine wirklich schöne Auswahl an Aufnahmen! CD-Tipp

Brahms: Streich­ quintette Nr. 1 & 2 Mandelring Quartett Roland Glassl (Viola) audite

The Royal oPeRa

The Royal balleT

Giuseppe Verdi

Wayne McGreGor

Di., 31. Jan. 2017

Mi., 8. feb. 2017

IL TROVATORE

Konzert-TIPPs

Aalen Mo. 13.2., 19:00 Uhr Stadthalle Mandelring Quartett, Katarzyna Mycka (Marimba). Piazzolla: Libertango, Guinot: Luz, Acosta: Sones de América, Haydn: Streichquartett 76/2, ThomasMifune: Haydns südamerika­nische Saitensprünge, Schnyder: Zoom in & Tangos, Bernstein: „West Side Story“-Suite Berlin Mi. 22.2., 20:00 Uhr Kammermusiksaal Mandelring Quartett. Schubert: Quartettsatz c-Moll & Streichquartett G-Dur D 887, Berg: Lyrische Suite So. 30.4., 19:00 Uhr Radialsystem V Mandelring Quartett. Brahms: Streichquartette Mo. 1.5., 16:00 Uhr & 19:00 Uhr Radialsystem V Mandelring Quartett. Brahms: Streichquintette & Streichsextette Ingolstadt Mi. 1.2., 20:00 Uhr Stadttheater (Festsaal) Mandelring Quartett, Roland Glassl (Viola). Mozart: Streichquintett KV 593, Schostakowitsch: Streiquartett Nr. 8, Brahms: Streichquintett G-Dur op. 111 Mannheim Mi. 26.4., 20:00 Uhr Reiss-Engelhorn-Museen (Florian-Waldeck-Saal) Mandelring Quartett, Roland Glassl (Viola). Mendelssohn: Streichquintette Nr. 1 & 2, Schulhoff: Fünf Stücke München So. 31.1., 19:30 Uhr Residenz (Max-Joseph-Saal) München-Zyklus II. Mandelring Quartett. Dessoff: Streichquartett F-Dur op. 7, Dvořák: Streichquartett F-Dur op. 96 „Amerikanisches“, Brahms: Streichquartett c-Moll op. 51 Nr. 1

wOOLf wORks

Di. 30.5., 19:30 Uhr Residenz (Max-Joseph-Saal) München-Zyklus III. Mandelring Quartett. Wolf: Italienische Serenade für Streichquartett, Webern: Langsamer Satz für Streichquartett, Berg: Lyrische Suite für Streichquartett, Brahms: Streichquartett a-Moll op. 51/2 Neustadt an der weinstrasse So. 19.2., 18:00 Uhr Saalbau Mandelring Quartett Haydn: Streichquartett 50/5 „Ein Traum“, Schubert: Streichquartett D 804 „Rosamunde“, Beethoven: Streichquartett op. 59/2

14.–18.6. Hambacher Musikfest Mandelring Quartett (künstlerische Leitung), Rennquintett, Paul Rivinius, Daniel Schnyder, Christoph Schmidt, Peter Leiner u. a. Regensburg So. 12.2., 19:30 Uhr Universität (Hörsaal H 24) Mandelring Quartett, Roland Glassl (Viola), Gustav Rivinius (Violoncello). R. Strauss: Sextett aus „Capriccio“ op. 85, Brahms: Streichsextett G-Dur op. 36, Tschaikowsky: Streichsextett d-Moll op. 70 „Souvenir de Florence“ Remscheid So. 21.5., 18:00 Uhr Teo Otto Theater Mandelring Quartett. Haydn: Streichquartett F-Dur op. 50/5, Schubert: Streichquartett a-Moll D. 804 „Rosamunde“, Mendelssohn: Streichquartett D-Dur op. 44/1

online-Tipp

Das MendelssohnProjekt Video & Termine: concerti.de/ mandelringquartett

Und nOch 5 wEITERE OpERn & BALLETTE BIs JUnI 2017!

eintrittskarten jetzt erhältlich auf www.rohkinotickets.de Schauen Sie sich Trailer an, erfahren Sie alles über die besetzung und melden Sie sich für unseren monatlichen Kino-Newsletter an: www.roh.org.uk/cinema

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06.12.16 16:50 Februar 2017 concerti   25


Rezensionen CDs und DVDs – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion Das NDR Elbphilharmonie Orchester in seiner neuen Heimstätte

Auratischer Glanz CD des Monats Das NDR Elbphilharmonie

A

uch wenn schwer zu beurteilen ist, inwieweit der Höreindruck dieser CD nun dem vor Ort in der neuen Elbphilharmonie entspricht: Allein klanglich ist diese erste Aufnahme aus dem ob seiner Akustik schon jetzt gerühmten Konzertsaal eine Sensation. Transparent und fein ist der Orchesterklang, wunderbar fein aufgefächert das Farbenspektrum. Das Bassfundament ist profund, Paukenschläge kommen schnell 26  concerti Februar 2017

und trocken, über allem liegt ein fast auratisch zu nennender Glanz. Das NDR Elbphilharmonie Orchester, wie das Sinfonieorchester des NDR jetzt heißt, wird mit dem Pfund dieses Prachtsaals umso mehr wuchern können, als es auch künstlerisch unter seinem Chefdirigenten Thomas Hengelbrock ein Niveau erreicht hat, das keinen Vergleich zu scheuen braucht. Brahms’ dritte und vierte Sinfonie sind ein Wunder an organischer Durch-

gestaltung. Die Entwicklung des thematischen Materials vollzieht sich mit großer Selbstverständlichkeit, alles bleibt rhythmisch im Fluss, wobei Hengelbrock es weder an dramatischer Zuspitzung in den Durchführungen noch an Kontemplation in den langsamen Sätzen fehlen lässt. Frank Armbruster Brahms: Sinfonien Nr. 3 & 4 NDR Elbphilharmonie Orchester Thomas Hengelbrock (Leitung) Sony Classical

Weitere Rezensionen finden Sie auch unter www.concerti.de

Foto: NDR / Michael Zapf

Orchester feiert Premiere im neuen Konzertsaal


Gehetzt

Subtil

Traumhaft

Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung & Eine Nacht auf dem kahlen Berge Wiener Philharmoniker, Gustavo Dudamel (Leitung) Deutsche Grammophon

Weinberg: Kammersinfonien Nr. 1-4 & Klavierquintett op. 18 Yulianna Avdeeva (Klavier), Kremerata Baltica, Andrei Pushkarov (Percussion), Gidon Kremer (Violine & Leitung). ECM

Händel: Arien aus Giulio Cesare, Alcina, Rodelinda, Theodora u. a. Sonya Yoncheva (Sopran), Academia Montis Regalis, Alessandro De Marchi (Leitung). Sony Classical

Künstlerisch bleibt diese Neueinspielung trotz ihrer technischen Brillanz weit hinter denen etwa von Mariss Jansons oder Jos van Immerseel zurück, da vieles von Mussorgskys Charakterisierungskunst Dudamels pauschalem Drauflosmusizieren zum Opfer fällt. Statt die Musik zum Sprechen zu bringen setzt Dudamel auf schnelle Tempi – ein Allegretto wird dann schon mal zum Presto, was das Verständnis der Musik nicht befördert. Und langsame Sätze wie Il vecchio castello oder Catacombae offenbaren umso schmerzlicher das Fehlen einer differenzierten musikalischen Vorstellung. (FA)

Die Distanz zum eigenen Leben und Werk, die Mieczysław Weinberg sich in seinen späten Kammersinfonien erschreibt, leuchtet die Kremerata Baltica subtil aus. In den drei ersten herrscht ein Eindruck nicht fließender Bewegung vor, wehmütig, aber nicht hoffnungslos. Hierzu bildet die überbordend spielerisch musizierte, doch eigentlich resignativ anmutende vierte Kammersinfonie einen größtmöglichen Kontrast, wie auch das von Gidon Kremer für Streichorchester bearbeitete, fast fröhlich daherkommende frühe Klavierquartett mit der leidenschaftlich entspannten Pianistin Yulianna Avdeeva. (AF)

Händels elegische Arien faszinieren durch Sonya Yonchevas perfekte Gesangstechnik und schlanke, noble Linienführung, die ihr unverwechselbares Timbre aufs Schönste zur Geltung bringen. Wo Wut oder Lebensfreude das Ausdrucksspektrum regieren, bekommt ihr Singen trotz perfekt platzierter Koloraturen einen Zug ins Blasse, Phlegmatische, auch, weil sich die Academia Montis Regalis unter Alessandro de Marchi auf begleitenden Schönklang zurückzieht. Die Mezzosopranistin Karine Deshayes dagegen wird zur musikalischen Traumpartnerin. Die beiden Duette sind Tracks für die einsame Insel. (AF)

Erlesen

Würdig

Verschmolzen

Chopin: Mazurken Nr. 11, 40 & 41, Nocturnes Nr. 2, 10, 13-16 & 18, Polonaise Nr. 7, Walzer Nr. 10 u. a. David Fray (Klavier) Erato

Babin: Konzert für 2 Klaviere & Orchester, Bartók: Konzert für 2 Klaviere, Schlagzeug & Orchester Klavierduo Genova & Dimitrov, Bulgarian RSO, Yordan Kamdzhalov (Ltg). cpo

Rostropowitsch Zugaben Rostropowitsch: Humoresque op. 5, Popper: Elfentanz op. 39, Debussy: Claire de lune Alban Gerhardt (Cello), Markus Becker (Klavier). Pan Classics

Schon mit dem ersten Stück, der Nocturne Es-Dur op.9/2, wird man ganz behutsam eingesponnen in die Klangwelt von David Fray, der ein ungewöhnliches Gespür besitzt für die atmosphärischen Facetten von Chopins Musik. Auch wenn Fray bevorzugt die dunklen, melancholisch verschatteten Seiten Chopins betont, so kann er auch männlich auftrumpfen, etwa in der Polonaise-Fantaise op. 61. Pianistisch ist das alles erlesen: Fray legt jeden Ton auf die Goldwaage, der Flügel kann funkeln und leuchten, seine Oberstimmenkultur erinnert an große Vorbilder wie Rubinstein oder Perahia. (FA)

Eigentlich sind es zwei Orchester, die hier mit- und teils gegeneinander antreten: einerseits das Nationale Bulgarische Radio Sinfonieorchester unter Yordan Kamdzhalov, andererseits das Klavierduo Genova & Dimitrov. Zwei Fraktionen, die sich herrlich streiten und immer wieder zu einer Einheit verschmelzen, zuerst in Béla Bartóks Konzert für zwei Klaviere und dann im zweiten Konzert des US-Amerikaners Victor Babin. Eine Aufnahme, die der Katalog so noch nicht kennt, nicht mit dieser Hingabe, nicht mit dieser Kongruenz des Zusammenspiels, nicht mit dieser rhythmischen Prägnanz. (CL)

Alban Gerhardt würdigt im doppelten Rostropowitsch-Jahr (1927-2007) den großen Cellisten gemeinsam mit Pianist Markus Becker. Sie haben ein Album mit 18 Zugaben aufgenommen, von Rostropowitsch selbst, von Prokofjew, Rachmaninow, Debussy und anderen. Obwohl hier fast nur Musik erklingt, die zum Übertreiben einlädt, gelingt beiden Solisten das Kunststück, alles in Bahnen des Natürlichen zu lenken. Rhythmisch zupackend, mit weit geschwungenen Kantilenen oder aber großartig agil spielt Gerhardt. Nie überschreitet er die Grenzen. Eine schlüssige Aufnahme, eine aufrichtige Würdigung. (CL)

***** = herausragend **** = sehr gut *** =gut ** =befriedigend * =unbefriedigend

Februar 2017 concerti  27


Rezensionen

Klingender Shakespeare

Betörende Etüden

Bray: That Crazed Smile, Beethoven: Klaviertrio Nr. 5 „Geister-Trio“, Mendelssohn: Klaviertrio Nr. 2 u. a. Oberon Trio CAvi music

Glass: Opening aus Glassworks, Études (Auswahl) Víkingur Ólafsson (Klavier) Siggi String Quartet Deutsche Grammophon

Zum vergangenen Shakespeare-Jahr hat das Oberon Trio ein besonderes Programm zusammengestellt: Die Auftragskomposition That Crazed Smile von Charlotte Bray wirkt luftig und anregend. Forsch tastet sich das Trio gemeinsam an die amorphen Rhythmen heran. Diese Interpretationslust sowie musikalische Verbundenheit verliert sich bei den übrigen Titeln vergleichsweise leider ein wenig. Doch vor allem in den Mittelsätzen kann das Trio überzeugen: Tonschön und harmonisch schwelgen die Musiker in Mendelssohns Andante, ausdrucksstark und pulsierend finden sie bei Beethoven zueinander. (JH)

Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Diese Weisheit des Vorsokratikers Heraklit könnte das Motto für das in vielerlei Hinsicht überraschende Album von Víkingur Ólafsson sein. Der isländische Pianist versteht es eindrucksvoll, die Repetitionen von Philip Glass so auszugestalten, dass keine Wiederholung wie eine Wiederholung klingt – was umso erstaunlicher ist, als es sich bei den Klavierstücken um Etüden handelt, um Werke also, die von vornherein das Repetitive in sich tragen. Nachgerade betörend sind auch die schillernden Klangflächen, die Ólafsson seinem Flügel entlockt. (MT)

Katholischer Brahms

Erschütterndes Dokument

Brahms: Ein deutsches Requiem Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Simon Keenlyside (Bariton), Cleveland Orchestra, Wiener Singverein, Franz Welser-Möst (Leitung). Concorde

Braunfels: Ulenspiegel Marc Horus, Christa Ratzenböck, Joachim Goltz, EntArteOpera Choir, Israel Chamber Orchestra, Martin Sieghart (Leitung). Capriccio

Brahms’ hanseatisches Deutsches Requiem in Bruckners katholischer Wirkungsstätte, der Barockbasilika des Stifts St. Florian bei Linz? Warum nicht, schließlich zielte Brahms auf eine universelle Botschaft ab. Franz Welser-Möst leitet sein Cleveland Orchestra mit entspanntem Puls und durchgehendem Zug. Die Musiker beherrschen die Kunst der leisen Töne. Der Wiener Singverein geht souverän mit. Auch bei den dramatischen Teilen überzeugen alle Kräfte, inklusive der Vokalsolisten. Die Filmregie von Altmeister Brian Large fängt die Atmosphäre des Orts und die Details der Darbietung ein. (EW)

Der 1912 uraufgeführte, während der spanischen Besatzung in Flandern im 16. Jahrhundert angesiedelte Ulenspiegel ist ein erschütterndes Dokument für die Kriegsbegeisterung der deutschen Künstler und Intellektuellen vor dem Ersten Weltkrieg. Die von EntArteOpera aufwendig ini­ tiierte Aufführung in Linz führt das trotz der etwas verbraucht wirkenden Bilder plastisch vor. Martin Sieghart gelingt es, Dynamik und Transparenz des Klanges bestmöglich zu vereinen. Marc Horus und Christa Ratzenböck stellen sich den mörderischen Hauptpartien mit viel Musikalität und maximalem Einsatz. (AF)

28  concerti Februar 2017

Kurz Besprochen Rachmaninow: Klaviertrios Nr. 1 & 2 L. de la Salle (Klavier), B. Niziol (Violine), C. Herrmann (Cello). philharmonia.rec Lise de la Salle und ihre musikalischen Partner spannen elegische Melodiebögen um die beiden RachmaninowTrios, die im Gedenken an Tschaikowsky entstanden sind. (JH) Llibre Vermell de Montserrat La Capella Reial de Catalunya, Hesperion XXI, Jordi Savall. AliaVox Fast schon Mittelalter-Jazz: Jordi Savall vermischt die liturgischen Gesänge des „Llibre Vermell“ aus dem 14. Jahrhunderts mit Instrumentalimprovisationen. Grandios! (AF) Sommer: Rübezahl und der Sackpfeifer von Neisse PO Altenburg-Thüringen, Laurent Wagner (Ltg). Pan Classics Bei dieser Wiederentdeckung der Märchenoper beeindrucken die Bühnen Altenburg-Gera durch ein süffig klingendes Orchester und ein hervorragendes Ensemble. (AF) Consolation Werke von Kolessa, Lysenko, Sylvestrov u. a. Natalya Pasichnyk (Klavier), Olga Pasichnyk (Sopran) u. a. BIS Die Pianistin beschäftigt sich mit unbekannten Solo- und Kammermusikkompositionen aus der Ukraine. Eine berührende und hörenswerte Hommage an ihr Heimatland. (AF) Online-Tipp

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Top 20 Klassik-Charts Monat (2.12.2016– 5.1.2017)

1

Jonas Kaufmann

11

Philippe Jaroussky

2

Alison Balsom

12

Sol Gabetta, Berliner Philharmoniker

Schon früh begeisterte sich Alison Balsom für Bach-Choräle, die sie nun eingespielt hat – erweitert um weitere festlich-barocke Werke, für die die Britin teilweise zur Naturtrompete griff.

13

Teodor Currentzis, Musicaeterna

3

Anna Netrebko

14

Anna Netrebko

4

Ludovico Einaudi

15

Albrecht Mayer

5

Jonas Kaufmann

16

Thomas Hengelbrock, Balthasar-Neumann-Chor

6

Lang Lang

7

Daniil Trifonov

8

Murray Perahia

(1)

(4)

(3)

(5)

(8)

(11)

(10)

(9)

Dolce Vita Sony Classical

Jubilo – Fasch, Corelli, Torelli & Bach Warner Classics

Verismo Deutsche Grammophon

Elements We Love Music

Nessun dorma – The Puccini Album Sony Classical

Bach: The French Suites Deutsche Grammophon ... und noch ein Bach-Fan: Jeden Tag beschäf­ tige er sich mit dem Barockkomponisten – er gebe ihm Kraft, sagt Murray Perahia. Nun hat er dessen Französische Suiten eingespielt.

9

(19)

10 (7)

Il Volo

Notte Magica – A Tribute to the Three Tenors Masterworks

Elīna Garanča

Revive Deutsche Grammophon

Sol Gabetta Live Sony Classical

(13)

Mozart: Don Giovanni Sony Classical

(2)

Puccini: Manon Lescaut Deutsche Grammophon

(Neu)

Vocalise Deutsche Grammophon

(Neu)

Mendelssohn: Elias Deutsche Harmonia Mundi

(Neu)

2016 feierte der Balthasar-Neumann-Chor 25-jähriges Jubiläum und beschenkte sich und seine Fans mit einer fulminanten Aufnahme des großen Mendelssohn-Oratoriums.

New York Rhapsody Sony Classical

Transcendental Deutsche Grammophon

Bach & Telemann: Sacred Cantatas Erato

(6)

17

Harteros, Kaufmann, Terfel, Gubanova

18

Christina Pluhar & L’Arpeggiata

19

Concerto Köln & Shunske Sato

20

Kammerchor Stuttgart, Athesinus Consort Berlin

Opern Gala – Live from ­Baden-Baden. Sony Classical

(17)

Pluhar: Orfeo Chamán Erato

(18)

Vivaldi: The Four Seasons Berlin Classics

(Neu)

Luthers Lieder Carus

(Neu)

Martin Luther hat auch die Musikgeschichte entscheidend mitgeprägt. Die bedeutendsten und schönsten Vertonungen seiner Liedtexte sind nun auf dieser CD vereint.

Ermittelt von GfK Entertainment GmbH im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V.

Februar 2017 concerti  29


multimedia Das Beste aus Radio, Fernsehen, Kino und Internet Online: Mozart in the Jungle

TV-Tipps

Schostakowitsch

Eine Soap für Klassikfans

So. 5.2., 20:15 Uhr Orchester Zwei Sendungen, zwei Schostakowitsch-Sinfonien: Erst kommt Nummer fünf, das erste große Werk des russischen Komponisten, das den Ideen des SowjetRegimes verpflichtet war. Danach folgt Nummer zwölf, Schostakowitschs Visitenkarte für die ­Mitgliedschaft in der KPdSU. Arte

Vierhändig Mo. 6.2., 1:10 Uhr Klavier Die französischen Pianisten David Kadouch und Adam Laloum interpretieren eine Neufassung für zwei Klaviere von Igor Strawinskys Le Sacre du printemps. 3sat

Lang Lang in New York

Gael García Bernal als Dirigent Rodrigo

V

or drei Jahren wagten sich die Amazon-Studios an die 2005 erschienenen Memoiren einer Oboistin der New Yorker Philharmoniker. Die heißen im Film New Yorker Symphoniker und bekamen in der ersten Staffel einen neuen Dirigenten, der den Orchesteralltag gehörig durcheinan-

derwirbelt. Zu Beginn der dritten Staffel von Mozart in the Jungle geht’s nach Venedig, wo das Comeback-Konzert einer bekannten wie öffentlichkeitsscheuen und komplizierten Operndiva ansteht. Gespielt wird die Sängerin von Monica Bellucci, gedreht wurde an Originalschauplätzen, unter anderem auf dem Markusplatz. Die Liebe zum Detail, die Opulenz der Bilder und nicht zuletzt der Anspruch der Regisseure und Produzenten, ohne Rücksicht auf den Mainstream-Geschmack ihre Ideen umzusetzen, machen den Reiz dieser Serie aus. Zu finden auf: www.amazon.de

Online: Berliner Philharmoniker Sa. 11.2., 20:15 Uhr Klavier Mit Werken von Bernstein und Gershwin, aber auch von Lou Reed und Alicia Keys ist Lang Langs jüngste Konzertaufzeichnung eine ­Liebeserklärung an New York. Arte

La Bohème So. 26.2., 23:15 Uhr Oper Das Isango Ensemble aus Kapstadt verlegt die Handlung des Puccini-Klassikers in die Townships ­Südafrikas.

30 concerti Februar 2017

Aus dem Vollen geschöpft

F

ür Patricia Kopatchinskaja ist das Violinkonzert von György Ligeti „das spannendste seit Beethoven“ und sie bekennt: „Es ist das Konzert, das ich am liebsten spiele.“ Diesmal hat die Geigerin mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle ein Spitzenorchester als musikalischen Partner. Neben Mahlers 4. Sinfonie

als Hauptwerk des Abends steht auch die Uraufführung eines Auftragswerks von Wolfgang Rihm auf dem Programm, bei dem der Komponist aus dem Vollen schöpfte. Es wird also eng werden auf der Bühne der Philharmonie. Sa. 11.2., 19:00 Uhr Der Live-Stream ist zu finden auf: www.digitalconcerthall.com

Fotos: Felix Broede/DG, Amazon.com Inc, gemeinfrei, The Opera Platform, Cordia Schlegelmilch

ARD alpha


Kino: woolf Works

Radio-Tipps

Literarisches Triptychon

M

rs. Dalloway, Orlando und Die Wellen – diese drei bahnbrechenden Romane Virginia Woolfs mit Elementen aus ihren Briefen, Aufsätzen und Tagebüchern liefern die Grundlage und die Inspiration für das Triptychon des mehrfach preisgekrönten Choreografen Wayne McGregor für das Londoner Royal Ballet. Sorgten seinerzeit die literarischen Konventionsbrüche der Autorin für gleichermaßen positives wie negatives Aufsehen, wurde die Uraufführung von Woolf Works einhellig von Publikum und Kritik gefeiert. Das lag nicht zuletzt am Komponisten Max Richter, der die Musik beisteuerte. Elektroni-

Deutschlandfunk

Prominente Playlist Sa. 4.2., 10:05 Uhr KlassikPop-et cetera Nur wenige ­Hornisten haben das Glück, eine Solokarriere zu starten, die wenigsten von ihnen werden auch noch weltbekannt. Eine von ihnen ist Marie-Luise Neuenecker, die ihre Lieblingsstücke erklärt. Deutschlandfunk

Virginia Woolf inspirierte Literaten und auch Choregraphen

sche Klänge vermischen sich hier mit Live-Musik und bieten ein experimentell angehauchtes musikalisches Fundament für McGregors erste abendfüllende Produktion für das R ­ oyal Ballet. Mi. 8.2., 20:00 Uhr Teilnehmende Kinos: www.roh.org.uk/cinemas

RSB-Kammerkonzert

So. 5.2., 21:05 Uhr Konzertdokument der Woche Das Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester ­erfüllt sich einen Wunsch und ­gestaltet ein intimes Konzert im silent green, einem ehemaligen Krematorium. Deutschlandfunk

Online: Die Komponisten Russlands

Blick auf die russische Oper

D

as 19. Jahrhundert war nicht nur in Italien, Deutschland und Frankreich das Goldene Zeitalter der Oper, sondern dank Tschaikowsky, Rimsky-Korsakow, Glinka und Co. auch in Russland. Die bekanntesten Opern beziehen sich dabei auf die literarischen Werke Alexander Puschkins, etwa Eugen Onegin, Pique Dame, Mozart und Salieri oder Der goldene Hahn. Doch schon an der Schwelle zum 20. Jahrhundert folgte mit Sergej Prokofjew, Igor Strawinsky und Dmitri Schostakowitsch die nächste Komponistengeneration, die mit gänzlich neuen Klangwelten aufwartete. In den letzten Jah-

ren durfte die russische Oper zahlreiche spannende Neuinszenierungen erfahren. Die wichtigsten und aufregendsten Produktionen hat die Redaktion von The Opera Platform zusammengestellt.

Patricia Alessandrini Sa. 11.2., 22:05 Uhr Atelier neuer Musik Die italienische Komponistin erforscht neue Klänge mittels moderner Technologie, ohne dabei ihren spielerischen Ansatz – und ihren musikalischen Humor – zu verlieren. Deutschlandradio Kultur

live aus der Philharmonie Berlin Fr. 24.2., 20:03 Uhr Konzert Das Deutsche Symphonie-­ Orchester Berlin spielt unter ­Neeme Järvi Beethovens drittes Klavierkonzert (Solist: Igor Levit). Deutschlandradio Kultur

Der Hofmusikus Die Welt der russischen Oper liegt nur einen Klick entfernt Zu finden auf: www.theoperaplatform.eu

Di. 28.2., 22:00 Uhr Alte Musik Michael Maul beleuchtet jene Lebensphase von Johann Sebastian Bach, als dieser 1708 Hofmusikus in Weimar wurde und die Musik Italiens und Frankreichs für sich entdeckte.

Februar 2017 concerti   31


ELBPHILHARMONIE

SOMMER

WORLD – FILM – JAZZ – KLASSIK 9. BIS 31. AUGUST 2017

TICKETS AB 15.02. UNTER TEL: 040 357 666 66 WWW.ELBPHILHARMONIE.DE


40. Dresdner Musikfestspiele Sonderveröffentlichung zum Jubiläumsjahrgang eines der größten Festivals in Deutschland

Foto: Oliver Killig

Das Dresdner Festspielorchester, der eigene Klangkörper der Dresdner Musikfestspiele, in der Semperoper

34_Anne-Sophie Mutter Erneutes Wiedersehen Seit über zwanzig Jahren ist die Stargeigerin prägend für die Musikfestspiele 38_Vierzig Jahre Dresdner Musikfestspiele Klangvolles Jubiläum Ein Blick auf die Geschichte des Klassikfestivals 40_Kulturpalast Weg frei für Musik Der rundum erneuerte Kulturpalast öffnet seine Pforten 48_Dresdner Festspielorchester Hinaus in die Welt Vor fünf Jahren gründeten die Musikfestspiele ihr eigenes Orchester Einzeltermine, Details, Tickets und vieles mehr auf www.concerti.de/festivalguide

Februar 2017 concerti  33


40. Dresdner Musikfestspiele

Erneutes Wiedersehen zum Jubiläum Seit über zwanzig Jahren ist Anne-Sophie Mutter eine prägende Künstlerin für die Musikfestspiele

mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach anschlossen. Künstlerischer Leiter des Ensembles war damals der Dresdner Dirigent Hartmut Haenchen, der zur gleichen Zeit auch als Intendant die Geschicke der Musikfestspiele leitete.

In den letzten vier Jahrzehnten avancierte Anne-Sophie Mutter vom Wunderkind zur Grande Dame der Geigenvirtuosen

W

enn man ein Jubiläum zu feiern hat, dann begeht man das am besten mit guten Freunden und Bekannten. Beim Eröffnungskonzert der 40. Dresdner Musikfestspiele ist es Anne-Sophie Mutter, die als treue Weggefährtin bereits zum sechsten Mal im Rahmen des Festivals auftritt. Als die Geigerin 1995 ihr Debüt bei den Musikfestspielen gab, war sie zwar schon ein internationaler Star, doch hat sie seither immer wieder neue musikalische Pfade beschrit-

34 concerti Februar 2017

ten, was sich auch in ihren Auftritten der letzten 22 Jahre in Dresden widerspiegelte. 1995, als die Musikfestspiele noch unter der Intendanz des Schauspielers und Regisseurs Michael Hampe standen, trat sie mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter der Leitung von André Previn auf. Auf den sinfonisch geprägten Einstand folgte 1998 ein Kammermusikabend mit ihrem langjährigen Klavierpartner Lambert Orkis, dem sich in den Jahren 2007 bis 2009 zwei weitere Recitals sowie ein Konzertabend

Zum Jubiläum hat der gegenwärtige Intendant Jan Vogler Anne-Sophie Mutter erneut in die Semperoper eingeladen, wobei sie sich diesmal mit To¯ ru Takemitsus Nostalghia von 1986 zunächst abseits des Kanons der bekannten Geigenliteratur bewegt, ehe sie Bruchs 1. Violinkonzert spielt, das zu den bedeutendsten Werken der Romantik gehört und das Anne-Sophie Mutter schon fast ihr ganzes Geigerinnenleben begleitet: 1982 spielte sie es erstmals mit Herbert von Karajan und den Berliner Philharmonikern ein, als sie 17 Jahre alt war. Bei den Dresdner Musikfestspielen wird die Geigenvirtuosin von der Philharmonia Zürich begleitet. Mit Fabio Luisi, seit 2012 Generalmusikdirektor der Philharmonia, schließt sich in Dresden ein weiterer Kreis, denn auch der italienische Dirigent kennt die Stadt sehr gut: Drei Jahre lang, von 2007 bis 2010, leitete er die Sächsische Staatskapelle und wirkte gleichzeitig als Generalmusikdirektor der Semperoper. Maximilian Theiss Do. 18.5., 20:00 Uhr Semperoper Anne-Sophie Mutter (Violine), Philharmonia Zürich, Fabio Luisi (Ltg.) Takemitsu: „Nostalghia“, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26, Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Fotos: Stefan Höderath/DG, Matthias Krüger, Marco Borggreve, Tanja Niemann

Zwei große Künstler mit Dresdner Vergangenheit


Hessen Das Musikleben in Hessen im Februar

2 Liza Ferschtman

4 Nils Mönkemeyer

8 Elīna Garanča

10 Joseph Moog

Fotos: Marco Borggreve, Irène Zandel, Karina Schwarz/DG, Thommy Mardo

… sucht die Balance

… erweitert ihr Repertoire

… macht keine (Bratscher-)Witze

… sorgt für starke Hörerlebnisse

2_Porträt »Wie man ist, so spielt man« Eine Stradivari spielen können viele. Doch Liza Ferschtman möchte aus den Klängen Worte formen 4_Interview »Das Niveau der Bratscher wird immer besser« Nils Mönkemeyer sieht ein neues Selbstverständnis der Violaspieler aufziehen 8_Regionale Tipps So klingt Hessen! Die wichtigsten Termine im Februar, ausgewählt von der concerti-Redaktion 16_Klassikprogramm concerti 02.17 Hessen 1


Porträt

»Wie man ist, so spielt man« Eine Stradivari spielen können viele. Doch Liza Ferschtman möchte aus den schönen Klängen Worte formen. Von Peter Krause

I

m Innern brodelt es spürbar heftig. Auch wenn die Ausbrüche selten sind, überträgt sich die Leidenschaft ihres Spiels in jedem Moment: Liza Ferschtman gleicht einem geigerischen Vulkan. Und sie ist eine Vollblutmusikerin im ganzheitlichen Sinne, keines 2 Hessen concerti 02.17

jener geigenden Girlies, die zwar auf ihrem Instrument entzücken, sonst aber wenig zu sagen haben. Geboren wurde sie in Holland als Kind russischer Juden, Mutter und Vater sind beide Musiker. Natürlich spürt Ferschtman ihre Wurzeln, wobei sie

sich weniger mit „diesen starken Virtuosen und ihrem klangvollen Spiel“ verbunden fühlt. Die „russische Schule“, wie sie ihre Eltern verkörpern, identifiziert sie mit „breit gebildeten Künstlern, die sich auch in Literatur und Kunst sehr gut auskennen“. Sie wur-

Foto: Marco Borggreve

Schönheit allein genügt ihr nicht: Liza Ferschtman »erzählt« mit ihrer Geige Geschichten


de denn auch nicht zum Wunderkind gedrillt, sondern wuchs „mit Liebe zur Musik auf“. Die Freiheit und der Spaß am Musizieren sind bis heute ihre Motivation: „Ich bin keine Geigerin, bei der sich alles um das eigene Instrument dreht. Ich muss unbedingt Musik machen – die Geige ist nur ein Weg zur Musik.“

wie ein Sänger. Und da ist das Erzählende des Singens. Für mich ist es sehr wichtig, ohne Text etwas zu erzählen und die Menschen auf diese Weise mitzunehmen. Ich spiele von A nach B, mache ein Komma, spreche dann weiter: Auch komplizierte Zusammenhänge werden so für das Publikum nachvollziehbar.“ Schon als Kind hörte die kleine Liza Aufnahmen von Sängern »Man muss wie Kathleen Ferrier, Hans Hotter und Dietrich Fischer-Diessprechen und kau: „Für meine Eltern war der zulassen, die Gesang das höchste Ideal für reine Schönheit zu alles Musizieren.“ Konkret versucht sie, sich beim Geigen verlassen« „Klangworte oder sogar Geschichten vorzustellen“. Bis heute fasziniert sie zumal Bei jedem neuen Stück gelte es, der tiefe Klang des Cellos – des die perfekte Balance zwischen Instruments ihres Vaters. Auf Klang und Deklamation zu finder Suche nach dem persönli- den. „Ich unterscheide zwichen Ideal ihres Geigentons schen instrumentalem und geht es eben darum, „dass es musikalischem Spiel. Wenn ich unter dem Ton noch etwas eine Aufnahme abhöre, denke gibt“ – und so schätzt sie tief- ich manchmal: Das klingt jetzt gründige Untertöne mehr als instrumental richtig gut, aber bloß brillante Obertöne. ich habe noch nicht genug ‚gesagt‘. Man muss aufpassen, Stradivari mit Sopranstimme nicht nur ‚schön Geige zu spieLange spielte sie eine sehr schö- len‘: Das können viele! Natürne Storioni – eine Geige mit lich gibt es Musik, für die der ganz tiefer Stimmung, die eher schöne Klang genau richtig ist; einer Bratsche glich: „Das war aber in einer Sonate von Beetmein Ton. Nun spiele ich auf hoven muss man sprechen und einer Stradivari, die eher einer zulassen, die reine Schönheit So­pranistin gleicht. Ich gebe zu verlassen.“ mir viel Mühe, damit sie mehr wie ein Mezzo klingt, weil mir Stilistisch sattelfest – dieser Charakter mehr ent- ob mit oder ohne Vibrato spricht. Wie man ist, so spielt Hier spiele nun die Dosierung des Vibrato eine entscheidenman.“ Immer wieder klingen Verglei- de Rolle. Die Lehrer der russiche mit dem Singen an, wenn schen und der amerikanischen Liza Ferschtman über ihr Gei- Schule bevorzugen ja nicht genspiel spricht. Zwei Aspekte nur bei romantischer Musik spielen dabei eine Rolle: „Da einen vibratosatten Zugriff, ist die Lyrik des Singens, man „damit es schön klingt“. muss atmen und phrasieren Ferschtman ist hingegen auch

durch die niederländische Tradition der historischen Aufführungspraxis geprägt: „Für mich strebe ich eine gute Mischung an, bin zwar mehr romantische als barocke Geigerin, will aber mit dem Wissen um den jeweiligen Kontext spielen. Einen rein romantischen Bach fände ich heutzutage unmöglich.“ 2007 hat die heute 37-jährige Musikerin die künstlerische Leitung des Kammermusikfestivals in Delft übernommen. Sie schätzt es, thematisch arbeiten zu können: „Wir inte­ grieren andere Kunstformen, arbeiten mit Schauspielern zusammen. Für die Musiker wie für das Publikum werden weite Kontexte und neue Konzertformen immer wichtiger, gerade für die Vermittlung der Liebe zur Musik an junge Leute. Die Begeisterung weiterzugeben, ist mir noch wichtiger, als nur schön Geige zu spielen.“ Konzert-TIPP

Marburg So. 5.2., 20:00 Uhr Erwin-Piscator-Haus Liza Ferschtman (Violine), Nordwestdeutsche Philharmonie Herford, Dirk Kaftan (Leitung) Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels”, Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur „Romantische“ online-Tipp

Bibers „Rosenkranzsonaten“ Video & Termine: concerti.de/ ferschtman CD-Tipp

Mendelssohn: Violinkonzert & Streichoktett Liza Ferschtman (Violine), Het Gelders Orkest, Kees Bakels (Ltg). Challenge concerti 02.17 Hessen 3


interview

»Das Niveau der Bratscher wird immer besser« Für Viola-Spieler ist eine Solokarriere noch immer die Ausnahme. Nils Mönkemeyer sieht jedoch ein neues Selbstverständnis der Bratscher aufziehen. Von Maximilian Theiss

Herr Mönkemeyer, Sie sind nicht nur Solist, sondern auch Lehrer. Wie ist Ihr Blick auf die kommende Generation der Klassikhörer?

Ehrlich gesagt habe ich ein Problem damit, wenn man sich auf Teufel komm raus der Jugend oder den jungen Erwachsenen anbiedert, wenn man sich bemüht, cool und hip zu wirken, obwohl man es selbst gar nicht ist. Das ist dann zwar nett gemeint, geht aber meiner Meinung nach gehörig an der Sache vorbei. Die große Heraus4 Hessen concerti 02.17

forderung liegt darin, die Leute ins Konzert zu bringen. Wenn sie erst mal im Zuschauerraum sitzen, sind sie am Ende gar nicht so überfordert, wie man gemeinhin behauptet, denke ich.

»Fürs Orchester wäre ich zu individualistisch« Wie sind denn Sie selbst zur Klassik gekommen?

Eigentlich ganz typisch für meine Generation: Mein Vater war Jazz-Gitarrist, hat auch mal klassische Gitarre studiert. Und weil beide Eltern musikinteressiert waren, gab es in unserem Haushalt reichlich Klassik und Jazz. Ich bin da also gewissermaßen reingewachsen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Liebe zur klassischen Musik an eine ganze Generation nur unzureichend weitergegeben wurde. Inzwischen gibt es Bestrebungen, das zu ändern, aber der Erfolg oder Misserfolg wird sich erst in zehn, fünfzehn Jahren zeigen. Aber da ist viel in Bewegung, es gibt tolle und interessante Projekte. Man muss auch

Vieles einfach ausprobieren, dann wird man sehen. Sehen Sie sich da als Musiker auch in der Pflicht oder ist es die Aufgabe der Veranstalter, dafür zu sorgen, dass die jüngere Generation vermehrt Konzerte besucht?

Primär ist das in meinen Augen schon die Aufgabe der Veranstalter, aber die Musiker machen nun mal die Musik. Nehmen wir das Projekt „Rhapsody in School“: Die Idee dazu muss erst einmal entstehen und verwirklicht werden. Wie mein Besuch einer Schulklasse am Ende aber ausfällt, liegt an mir. Wie gestalten Sie solche Klassenbesuche?

Ich sorge für eine lockere Atmosphäre und mache den Schülern klar, dass es keine dummen Fragen gibt. Es mag sein, dass ihnen meine Musik erst einmal fremdartig erscheint, mit der Zeit aber öffnen sie sich mehr und mehr für das, was ich ihnen zeige. Als Bratschenprofessor sind Sie sowohl Pädagoge als auch Solist. Ist es schwierig, diese beiden Disziplinen unter einen Hut zu bringen?

Foto: Irène Zandel

B

eamter auf Lebenszeit“ – wann immer Nils Mönkemeyer die Worte in den Mund nimmt, schwingen gleichzeitig Ironie und Zufriedenheit mit. Einerseits ist der Bratscher nämlich Künstler durch und durch, der seinen Weg außerhalb vorgezeichneter Konventionen gegangen ist. Andererseits wirkt Mönkemeyer aber auch bodenständig und geerdet. Seit 2011 ist er Professor an der Münchner Musikhochschule, was ihm die eingangs erwähnte Stellung garantiert. Am Abend vor dem ­Interviewtermin war Mönkemeyer zu Gast bei einer Klassiksendung für Jugendliche.


zur Person

Ein Nordlicht im Süden: 1978 wurde Nils Mönkemeyer in Bremen geboren und begann seine Ausbildung erst an der Violine, ehe er mit 19 Jahren zur Bratsche wechselte. Als Solokünstler veröffentlicht er immer wieder Ersteinspielungen auf CD und gibt Uraufführungen zeitgenössischer Werke. Vor seiner Professur in seiner Wahlheimat München lehrte er in Dresden und Madrid.

concerti 02.17 Hessen 5


interview

Bekommt eine Menge gebacken: Am Ofen in der Küche findet Nils Mönkemeyer die Ruhe, die er zum Musizieren braucht

6 Hessen concerti 02.17

an meinem eigenen Bratschenspiel. Sie können auf etwa zwanzig Jahre Lehrerfahrung zurückblicken. Haben sich Ihre Schüler und Studenten in all diesen Jahren verändert?

Nicht die Studenten, aber ihr Bratschenspiel! Die Generation der Bratschen-Solisten ist noch sehr jung, das Niveau wird kontinuierlich besser, auch unser Selbstverständnis ist so weit von den Bratscherwitzen entfernt wie noch nie. Ach, und ich hatte mir fest vorgenommen, das Thema Bratschenwitze zu umschiffen.

(lacht) Die sind auch nicht mehr zeitgemäß. Ich denke, das Orchesterspiel ändert sich sehr stark. Nicht nur die Bratscher, sondern generell die Streicher haben früher weicher, runder gespielt, weniger offensiv. Auch der einzelne Spieler hat im Orchester mehr Verantwortung als früher, was sich auf die Spielweise auswirkt, die viel solistischer ist als früher. Woran liegt das?

Es herrscht mehr Mut dazu, auf der Suche nach Neuem auch mal mit liebgewonnenen Gewohnheiten zu brechen. Da spielt natürlich das Internet eine große Rolle, das die Musiker global vernetzt. Früher

Foto: Irène Zandel

Im Grunde unterrichte ich ja schon länger als ich solistisch spiele. Die beiden Disziplinen konkurrieren allerdings nicht miteinander, sondern bereichern sich vielmehr gegenseitig. Es gibt Unterrichtstage, die mich regelrecht inspirieren, weil ich dann mal nicht an mich selbst, sondern an meine Schülerinnen und Schüler denke. Das Schöne dabei ist, dass ich am Ende auch nichts anderes mache, als wenn ich mich auf ein Konzert vorbereite: Ich verusuche, eine Systematik und Struktur in die Dinge zu bringen, jedoch nicht für mich, sondern für meine Schüler. Das wiederum hilft mir ungemein bei der Arbeit


hat man zum Beispiel in Deutschland ganz anders gespielt als in Frankreich, weil jedes Land seine eigene Schule und Spielkultur hatte. Heutzutage, wo etwa die russische Schule des Streichinstrumentenspiels nur noch ein paar Klicks entfernt ist, lösen sich diese Grenzen allmählich auf. Nutzen Sie denn das Internet bei musikalischen Fragen?

Klar! Nehmen wir zum Beispiel die Frage nach dem Vibratospiel: Da gibt es einen ganzen Blog dazu, der sich obendrein nur mit dem Vibrato der Romantik auseinandersetzt. In diesem Blog hat eine Holländerin Aufnahmezeugnisse von Kreisler, Ysaÿe und anderen Künstlern zusammengestellt samt Zeitzeugnissen und Berichten von Konzertbesuchern. In meiner Ausbildungszeit musste ich dafür noch in die Bibliothek gehen und war auf das Material angewiesen, das vor Ort war. Heißt das, dass Sie bei der Einstudierung eines unbekannten Stückes erst mal ins Internet gehen?

Das wiederum dann doch nicht. Das liegt aber daran, dass ich in dieser Phase ganz bewusst versuche, nicht auf das zu achten, was andere Musiker denken und spielen. Im Idealfall verhält es sich also so wie bei der Einstudierung einer Uraufführung, bei der man ja auch nicht auf die Erfahrungen anderer Interpreten zurückgreifen kann. In diesem Jahr gibt es gewissermaßen eine weitere Uraufführung für Sie: Sie treten erstmals als

Künstlerischer Leiter in Erscheinung, und das bei gleich zwei Festivals: dem Festspielfrühling Rügen und beim Kammermusikfestival Elysium.

Richtig, das wird ziemlich aufregend. Im Kleinen ist man als Solist ohnehin Künstlerischer Leiter, und zwar jedes Mal, wenn man ein Konzert- oder Tourneeprogramm zusammenstellt. Bei den Festivals ist es großartig, dass ich jetzt ein tolles Team hinter mir habe, ich musste also nicht alles alleine machen. Es ist sehr spannend, mal nicht einen Abend, sondern einen größeren Zeitraum zu planen und sich zu überlegen, was so ein Festivalerlebnis überhaupt ausmacht. Denn das Publikum besucht in aller Regel kein fest geplantes Einzelkonzert, sondern möchte mehrere Konzerte in gedrängter zeitlicher Abfolge besuchen. Das klingt aber auch so, als müssten Sie sich mit vielen neuen Musiken und Kompositionen sowie Ihnen unbekannten Künstlern befassen ...

Beim zweiten Mal vielleicht. Die Idee oder den Wunsch, das zu machen, habe ich schon seit Längerem in mir herumgetragen. Insofern hatte ich ohnehin schon viele Ideen, die ich jetzt umsetzen kann. Ihr Weg als Konzertbratscher war erfolgreich, obwohl noch immer die meisten Violaspieler im Orchester sitzen. Stand dieses Thema für Sie jemals zur Debatte?

In Hannover habe ich eine Zeit lang in der NDR Radiophilharmonie gespielt. Das Orchesterrepertoire ist natürlich fantas-

tisch. Es ist ein unglaubliches Gefühl, Mahler oder Tschaikowsky zu spielen und zusammen mit 90 Musikern gewissermaßen zu einer Person zusammenzuschmelzen. Das hat etwas Magisches. Aber genau das ist mir auch schwergefallen. Ständig hatte ich Angst, den Klang zu ruinieren, weil ich wieder mal nicht aufgepasst habe oder schlicht zu laut spiele. Irgendwann habe ich verstanden, dass ich einfach mehr Freiheit brauche. Da bin ich eben doch zu individualistisch. Konzert-TIPPs

GieSSen Di. 7.2., 20:00 Stadttheater Nils Mönkemeyer (Viola), Philharmonisches Orchester Gießen, Michael Hofstetter (Leitung). Mozart: Sinfonie Nr. 34 C-Dur KV 338, Rosetti: Violakonzert G-Dur C 15, Haydn: Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ Frankfurt Do. 16.2., 20:00 Uhr Alte Oper (Mozart Saal) Sabine Meyer (Klarinette), Nils Mönkemeyer (Viola), William Youn (Klavier). Bruch: Drei Stücke aus op. 83, Mozart: Klarinetten-Aria, Violinsonate C-Dur KV 14 & Trio Es-Dur KV 498 „Kegelstatt“, Schumann: Fantasiestücke op. 73 & Märchenbilder op. 113

So. 14.5., 17:00 Uhr Holzhausenschlösschen Nils Mönkemeyer (Viola), Markus Becker (Klavier). Bach: Sonate g-Moll BWV 1029, Hindemith: Viola­ sonate op. 11/4, Schumann: Adagio und Allegro op. 70, Brahms: Violasonate f-Moll op. 102/2 online-Tipp

Mit Nils Mönke­ meyer im Hohen Norden Video & Termine: concerti.de/ moenkemeyer CD-Tipp

Mozart with Friends Nils Mönkemeyer (Viola), Sabine Meyer (Klarinette), Julia Fischer (Violine), William Youn (Klavier). Sony Classical concerti 02.17 Hessen 7


So Klingt … Hessen. Die wichtigsten Termine im Februar, ausgewählt von der concerti-Redaktion

Mit Stahl und Sprengkraft in der Mezzo-Stimme Frankfurt Elīna Garanča erkundet die Welt

der großen romantischen Oper

I

hr erstes Publikum waren die Kühe auf dem Bauernhof ihrer Großmutter in Lettland, denen sie kleine Lieder vorsang. „Ich brauchte eben Publikum, schon als kleines Mädchen“, lacht Elı¯ na Garancˇa. Zunächst träumte sie von einer Karriere als PopSängerin, dann aber entdeckte sie das Belcanto-Repertoire. Doch ihre Mutter, die Mezzosopranistin und Gesangspädagogin Anita Garancˇa, glaubte

8 Hessen concerti 02.17

nicht an eine Opernlaufbahn. „Du hast deine Stimme mit Zigaretten verraucht“, sagte sie. Doch sie hatte den starken Willen der Tochter unterschätzt, Elı¯na ergatterte einen Vertrag an der Oper in Meiningen und packte die Koffer. „In Lettland hätte ich nur Hebammen-Rollen bekommen.“ Das ist fast zwanzig Jahre her. Seitdem beeindruckt Elı¯na Garancˇa an allen großen Opernhäusern mit einer Mezzo-Stimme, die Stahl

und Sprengkraft in sich vereint, voluminös und gleichzeitig schlank und biegsam ist, sowie „einem untrüglichen Gefühl für Nuancen und Zwischentöne einer jeden Phrase und einer verführerischen Sensibilität“, schwärmte die New York Times. An der Seite ihres Mannes Karel Mark Chichon nimmt sie nun das Publikum mit auf eine Reise in die Welt der großen romantischen Oper aus dem Italien und Frankreich des späten 19. Jahrhunderts. Teresa Pieschacón Raphael Mi. 8.2., 20:00 Uhr Alte Oper Elīna Garanča (Mezzosopran), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Karel Mark Chichon (Leitung) Werke von Tschaikowsky, Bizet, Verdi, Mascagni, Ponchielli u. a.

Fotos: Holger Hage, Stefan Simonsen

Ruht sich auf ihren Erfolgen nicht aus: Demnächst möchte Elīna Garanča sich auch Partien von Verdi erarbeiten


Klassik, Jazz und Tango mit Schildkrötenschuhen Eltville Wer sich »Crazy Duo« nennt, darf auch verrückte Arrangements abliefern

HAYDN LAND TAGE 24. August – 3. September 2017

Wien | Rohrau | Kittsee Halbturn | Eisenstadt Frauenkirchen | Fertod Neusiedl am See | Raiding

Flockiges Genre-Hopping mit Geige und Cello: das Crazy Duo

E

s kommt ganz schön funky daher, wenn Jakob Encke und Leonard Disselhorst die Schildkrötenschuhe auspacken. Das soll nicht etwa heißen, dass die beiden eine Vorliebe für eigenwilliges Schuhwerk hätten. Vielmehr covern sie den Song Turtle Shoes, den die Jazzgrößen Bobby McFerrin und Herbie Hancock vor mehr als 30 Jahren aufgenommen haben. Flott gibt sich das neue Arrangement, und es ist auch in einem Videoclip verewigt. Da grooven die jungen Musiker in freier Natur, was der Angelegenheit einen charmanten Indie-Touch verleiht. Richtig außergewöhnlich wird sie aber erst durch das benutzte Instrumentarium: Jakob Encke ist Violinist, Leonard Disselhorst spielt Violoncello. Gemeinsam bilden die beiden das Crazy Duo und bringen an ihren Streichinstrumenten die ganze Bandbreite von Klassik über Jazz bis zu Rock und Pop zum Klingen. In ihren Cross-

over-Auftritten vereinen sie ihre Erfahrung als hochqualifizierte Kammermusiker mit der Freiheit, die der Jazz ihnen bietet. Darüber hinaus lassen sie die Trennung zwischen Komponist und Interpret hinter sich, da sie neben fremdem Material auch eigene Stücke auf Lager haben. Encke und Disselhorst sind außerdem Mitglieder des vision string quartets, das auf der Bühne stets auswendig spielt und wie das Crazy Duo ein weites Repertoire quer durch die Genres beherrscht. Seit seiner Gründung 2012 hat das vision string quartet schon oft Furore gemacht. Unlängst gewann es den ersten Preis und alle Sonderpreise beim renommierten Concours de Genève. Georg Pepl So. 12.2., 11:00 Uhr Schloss Reinhartshausen Rheingau Musik Festival Crazy Duo: Jakob Encke (Violine & Baritonvioline), Leonard Disselhorst (Violoncello)

Adam Fischer Wiener Kammerorchester Paul Mc Creesh Renaud Capuçon Kammerorchester Basel Hamburger Ratsmusik Danish Chamber Orchestra Jasminika Stancul Piotr Beczała Helmut Deutsch Valerie Sajdik u.a.

HAYDNFESTIVAL since 1989 Haydn Festspiele Burgenland Intendanz: Dr. Walter Reicher Franz Schubert-Platz 6 Austria - 7000 Eisenstadt Tel.: +43 (0) 2682 61866 office@haydnfestival.at www. haydnfestival.at


Tipps & Termine

Frühreifer Romantiker Darmstadt Joseph Moog triezt den Teufel in Rachmaninows Paganini-Variationen

Ä

ußerst spannend konzipiert ist das vierte Sinfoniekonzert der Spielzeit am Staatstheater Darmstadt, erklingen dabei doch gleich zwei exemplarische Werke des 20. Jahrhunderts, die auch auf andere Künste ausgestrahlt haben: György Ligetis Atmosphères, deren oszillierende Mikropolyphonie Stanley Kubrick einst kongenial als Filmmusik benutzte, und Leoš Janácˇeks überwältigende Sinfonietta, die ihrerseits durch den Roman 1Q84 des japanischen Erfolgsautors Haruki Murakami geistert.

Doch nicht nur diese beiden Komponisten sorgen für ein starkes Hörerlebnis. Ein solches verspricht auch der herausragende junge Pianist Joseph Moog. 1987 in Ludwigshafen geboren, hat er bereits eine eindrucksvolle Reihe an Auszeichnungen gewonnen. So ist er zweifacher Preisträger des International Classical Music Award, und er war auch schon für den Grammy nominiert. In Darmstadt präsentiert er sich spätromantisch virtuos mit Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini. Georg Pepl

»Ich bin selbst mein strengster Kritiker«: Pianist Joseph Moog So. 5.2., 11:00 Uhr & Mo. 6.2., 20:00 Uhr Staatstheater Joseph Moog (Klavier), Das Staatsorchester Darmstadt, Daniel Meyer (Leitung). Werke von Schulhoff, J. C. Bach, Rachmaninow, Ligeti & Janáček

Oboe trifft Streichtrio

Z

Spielort der Hohhaus-Konzerte seit 1952: das Stadtpalais Sa. 11.2., 19:00 Uhr Hohhaus-Palais Ensemble Più Werke von Abel, Mozart, Janitsch, Stamitz, Bach & Vanhal 10 Hessen concerti 02.17

wischen 1770 und 1778 als Palais der Freiherren Riedesel zu Eisenbach erbaut, beherbergt das Schloss Hohhaus heute die Sammlung des Lauterbacher Museums. Sein Rokokosaal bietet außerdem das festliche Ambiente für die Hohhaus-Konzerte, die in ihrer nun schon 65. Saison wieder mit erlesenen Musikgenüssen aufwarten. So präsentiert das Ensemble Più eine Werkauswahl aus dem 18. Jahrhundert, wie sie hierher nicht besser passen könnte. Oboist Andreas Gosling, Geigerin Eva Gosling, Bratschist Martin Börner

und Cellist Markus Beul widmen sich dabei auch den bemerkenswerten musikalischen Beziehungen zwischen Mozart und der Familie Bach. Da gibt es ein mozartsches Bach-Arrangement für Streichtrio ebenso wie ein Oboenquartett des jüngsten Bach-Sohnes Johann Christian, den der achtjährige Mozart 1764 persönlich in London kennenlernte. Die melodische Eleganz des Londoner Bach beeindruckte den Salzburger tief. „Schade für die musikalische Welt“, schrieb er 1782 nach dem Tod Johann Georg Pepl Christians.

Fotos: Thommy Mardo, Reinhardhauke/Wikimedia Commons, Henrike Bromber

Lauterbach Das Ensemble Più malt im Rokokosaal mit ganz besonderen Klangfarben


Solitär im Lebenswerk Richard Strauss’ Mit Elektra entfesselt Oberspielleiter Markus Dietz mythische Kräfte am Staatstheater Kassel

Höhensicher: die schwedische Sopranistin Ingela Brimberg als Elektra

R

ichard Strauss’ frühe Oper Elektra ist zwar schwer zu singen und zu spielen, dafür aber mit zwei Stunden nicht allzu lang. Vielleicht beruht auch darauf ihre weltweite unglaubliche Beliebtheit, denn eine blutrünstige Griechentragödie um Gattenmord, Muttermord und gnadenlose Rache allein macht noch keinen Publikumsrenner. Im Staatstheater Kassel hat GMD Patrik Ringborg die Schwedin Ingela Brimberg für die Titelpartie engagiert, die immer eine Herausforderung für die jeweilige Sängerin ist. Ausgebildet in Göteborg, debütierte Brimberg 2013 am Opernhaus Stockholm und zählt inzwischen zu den führenden jugendlich-dramatischen Sopranistinnen der Gegenwart. Die Partie der Elektra hat sie be-

reits in einer Inszenierung der katalanischen Gruppe La Fura dels Baus in Umeå übernommen, die auf DVD aufgezeichnet wurde. Da Ingela Brimberg auch die Rolle der Salome im Repertoire hat, kann sie wohl bestens nachvollziehen, was Richard Strauss einmal rückblickend über diese Werke sagte: „Beide Opern stehen in meinem Lebenswerk vereinzelt da: Ich bin in ihnen bis an die äußersten Grenzen der Harmonik, psychischer Polyphonie (Klytämnestras Traum) und Aufnahmefähigkeit heutiger Ohren gegangen.“

Irene Bazinger

Sa. 18.2., 19:30 Uhr (Premiere) Opernhaus R. Strauss: Elektra Ingela Brimberg (Sopran). Patrik Ringborg (Leitung), Markus Dietz (Regie) Weitere Termine: 22.2., 4., 15. & 24.3., 13.5., 8. & 25.6.



Christopher Lehmpfuhl malt fĂźr concerti die Elbphilharmonie

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Tipps & Termine

In Frankfurt wuchtet Eva-Maria Höckmayr Berlioz’ Les Troyens auf die Opernbühne

Ihre Inszenierungen wurden mehrfach von hiesigen Fachzeitschriften ausgezeichnet: Regisseurin Eva-Maria Höckmayr

O

per ist immer teuer, aber diese hier ist geradezu eine Zumutung. So jedenfalls rechnet es der Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe in seinem Opernmagazin vor: „Mit der Produktion von Les Troyens muten wir uns eine Menge zu! Es werden enorme Ausgaben allein durch die Verpflichtung von zusätzlich vierzig Choristen auf uns zukommen.“ Zudem verlange Hector Berlioz mehr Musiker im Orchestergraben. Aber, darauf ist Loebe stolz: „Dort, wo für andere Opernhäuser hohe

14 Hessen concerti 02.17

Mehrkosten entstehen, nämlich bei den Solisten, können wir punkten“ – denn lediglich eine einzige der 20 Solopartien müsse in Frankfurt mit einem Gast besetzt werden. „Eine Besetzung aus dem hauseigenen Ensemble für Die Trojaner – unglaublich!“, klopft sich der Intendant auf die Schulter. Les Troyens von Hector Ber­lioz ist eine echte Grand opéra, eine Monumentaloper: schwierig und ausladend, deutlich länger als vier Stunden und alle Beteiligten unter ständiger Anspannung. Das in den 1860er

Jahren entstandene Großwerk nehme sich aus „wie das musikalische Pendant zu Tolstois Krieg und Frieden“, bestätigt Chefdramaturg Norbert Abels. Dass es sich nicht eben häufig auf den Spielplänen zeigt, sei nicht zuletzt seinem komplexen Ausmaß zu verdanken. „Der gewaltige Orchesterapparat, der nicht minder umfangreiche Chor, nicht zuletzt aber die exorbitanten gesanglichen Herausforderungen für die Solisten verhinderten die Aufnahme der Oper in das gängige Repertoire.“ 2013 wurden die Trojaner am Staatstheater Darmstadt auf die Bühne gewuchtet, John Dew machte sich damit ein üppiges Abschiedsgeschenk. Ein gewaltiges sechs Meter hohes Pferd – mit einem solchen sollen sich vor gut 3 000 Jahren ja griechische Krieger Zugang zur Stadt Troja verschafft haben – war damals das viel gefeierte optische Element einer ansonsten sehr statischen Angelegenheit. Etwa zwei Minuten pro Vorstellung war es seinerzeit auf der Bühne zu sehen. Es müsste also noch gut in Form sein und könnte jetzt in Frankfurt eine gute Zweitverwertung finden. Aber wird es in der Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr überhaupt solch ein hölzernes Stand- und Sinnbild des Trojanischen Krieges geben? Ja, es gibt ein Pferd, bestätigt Dramaturg Abels. Aber mehr mag er offensichtlich noch nicht verraten. Stefan Schickhaus So. 19.2., 16:00 Uhr (Premiere) Opernhaus Berlioz: Les Troyens. John Nelson (Leitung), Eva Maria Höckmayr (Regie) Weitere Termine: 26.2., 3., 9., 12., 18. & 26.3.

Foto: Gregor Hohenberg

Pferd oder nicht Pferd – das ist hier die Frage


Aktuelle

NEUHEITEN bei Sony Classical

Elbphilharmonie Hamburg Die erste Aufnahme aus dem fantastisch klingenden großen Saal. Brahms’ Sinfonien 3 & 4 mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Thomas Hengelbrock. Als CD und als Deluxe Edition mit 56-seitigem Booklet mit Wissenswertem und einem Film über die Entstehung der Elbphilharmonie, sowie 4 Fotokarten.

Sonya Yoncheva | Händel Das erste Barock-Album der hochgelobten Sopranistin – mit den schönsten Arien starker Frauen aus Opern und Oratorien von Händel. Begleitet wird Sonya Yoncheva von der Academia Montis Regalis unter Alessandro De Marchi. | www.sonyayoncheva.com

www.sonymusicclassical.de

Wiener Philharmoniker Das Neujahrskonzert 2017 Gustavo Dudamel ist der jüngste Dirigent des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker. Der glanzvolle Auftakt des Jahres mit zahlreichen musikalischen Überraschungen ist als Doppel-Album & auf DVD/Blu-ray erhältlich. | www.wienerphilharmoniker.at

Christian Gerhaher & Martin Walser Die schöne Magelone Brahms Liederzyklus mit Christian Gerhaher und Gerold Huber am Klavier, reizvoll kombiniert mit Martin Walser, der eigene Bearbeitung von Tiecks Magelone Text liest. www.gerhaher.de

www.facebook.com/sonyclassical


Programm Das Klassikprogramm für Hessen im Februar

Tipp

19:00 Unitarische Freie Religions­ gemeinde K.d.ö.R Olivia Sham (Klavier). Mozart: Sonate Nr. 8 a-Moll, Mendelssohn: Lieder ohne Worte op. 19a, Bennett: Fantaisie A-Dur, Schumann: Fantasie op. 17

Frankfurt

19:00 Alte Oper Junges Konzert. hr-Sinfonieorchester, David Afkham (Leitung). Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 19:00 Weltkulturen Museum Der rote Faden. Studierende der Musikhochschule. Werke von Hagedorn (UA) & Languillat (UA) 20:00 Haus der Deutschen Ensem­ ble Akademie (Dachsaal) Offene Ohren. IEMA-Ensemble. Werke von Hosokawa, Kurtág, Rihm u. a. Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater (Großes Haus) Mozart: Die Zauberflöte. Konrad Junghänel (Leitung), Carsten Kochan (Regie)

2.2. Donnerstag

4.2. samstag

20:00 Alte Oper Frankfurt Andreas Ottensamer (Klarinette), Wiener Concert-Verein, Lorenzo Viotti (Leitung). Mozart: Klarinettenkonzert A-Dur KV 622, Sinfonien Nr. 38 D-Dur & Nr. 26 Es-Dur, J. Stamitz: Klarinettenkonzert Nr. 3 Jugendsünde: In Wien stand Andreas Ottensamer einst in Unterwäsche Model für ein Fotoshooting – heute möchte der Klarinettist die Bilder lieber nicht mehr sehen.

Darmstadt

Neu-Isenburg

19:30 Staatstheater (Großes Haus) Verdi: Rigoletto. Michael Nündel (Leitung), Karsten Wiegand (Regie)

20:00 Hugenottenhalle Best of Musical Starnights

Frankfurt

Wiesbaden

19:30 Dr. Hoch’s Konservatorium (Clara Schumann Saal) Sound Sleep. Eva Mayerhofer (Gesang), Roger Hanschel (Saxofon), Matthias Lingenfelder (Violine), Martina Horejsi (Viola), Ulrike Zavelberg (Violoncello), Dietmar Fuhr (Bass), Afra Mussawisade (Percussion) 19:30 Musikhochschule (Großer Saal) The modern Horn. Clemens Gottschling (Horn), Gerhard MüllerHornbach (Leitung). Uraufführungen aus den Kompositionsklassen u. a. 20:00 Alte Oper Pierre-Laurent Aimard (Klavier), hr-Sinfonieorchester, David Afkham (Leitung). Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5

19:30 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) A. Scarlatti: La Giuditta. Christian Rohrbach (Leitung), Chris Pichler (Regie)

GieSSen

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Kondschak: Rio Reiser – König von Deutschland 16 Hessen concerti 02.17

Frankfurt

3.2. Freitag Bad Homburg

19:30 Schlosskirche im Landgrafen­ schloss Elizaveta Fedyukova (Violine), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ciarán McAuley (Leitung). Mozart: Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218, Haydn: Sinfonie Nr. 49 f-Moll „La passione“, Gluck: Ballett aus „Don Juan“ Bad Sooden-Allendorf

19:00 Altes Kurhaus Luiza Borac (Klavier). Liszt: Études d’exécution transcendante S. 139, Chopin: Walzer op. 34 u. a.

20:00 Alte Oper Pierre-Laurent Aimard (Klavier), hr-Sinfonieorchester, David Afkham (Leitung). Werke von Beethoven & Schostakowitsch GieSSen

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Sondheim: Ab in den Wald. Andreas Kowalewitz & Martin Spahr (Leitung), Cathérine Miville (Regie)

4.2. Samstag Bad Homburg

20:00 Kurtheater Loewe: My Fair Lady Frankfurt

11:00 Alte Oper (Mozart Saal) Mein Lieblingsstück. Studierende der Musikhochschule Frankfurt. Dowland: Madrigale, Chopin: Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20 19:00 Opernhaus Mozart: Don Giovanni. Antonello Manacorda (Leitung), Christof Loy (Regie) 19:00 MMK Frankfurter Positionen: Lange Nacht der Sozialforschung. Mitglieder des Ensemble Modern u. a. Feldman: For Philip Guston, Vorträge & Ausstellung 19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Philipp Nickel (Viola), Ekaterina Kintsurashvili (Klavier) 19:30 Papapageno Musiktheater am Palmengarten Viva la musica: Von der Oper bis zum Musical 20:00 Alte Oper Andreas Ottensamer (Klarinette), Wiener ConcertVerein, Lorenzo Viotti (Leitung). Werke von Mozart & Stamitz Weitere Infos siehe Tipp

Foto: Anatol Kotte/Mercury Classics/DG

1.2. Mittwoch


Hofbieber

19:00 Schloss Bieberstein Sunhwa Lee (Violine), Raoul Grüneis (Klavier). Beethoven: Kreutzersonate, Frey: Violinsonate B-Dur, Franck: Violinsonate A-Dur Kassel

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Flaherty: Ragtime. Alexander Hannemann (Leitung), Philipp Kochheim (Regie) Offenbach

14:00 Büsing-Palais (Foyer) toujours Mozart: Café Mozart. Bell’Arte Salzburg. Musik & Literatur zu Mozart 14:30 Büsing-Palais (Bankettsaal) toujours Mozart: Mozart & Jedermann – Öffentliches Podium für Musikliebhaber. Musikschule Offenbach, Just Harmonists Chor u. a. 15:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Der falsche Ton – ein Bilderbuch-Konzert für Orchester in Reisebesetzung, Erzähler und obligaten Projektor. Mitglieder der Bayerischen Staatsoper, Anton Prestele (Leitung), Jörg Hilbert (Erzähler) 16:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Round table. Über Mozarts Meisterwerke 17:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Gran Partita KV 361. Ensemble Vecchio legno 18:00 Büsing-Palais (Bankettsaal) toujours Mozart: … allein ich bin einmal Ihr alter Freund. Jan Barnieck (Klavier & Moderation) 18:00 Büsing-Palais (Foyer) toujours Mozart: Tanz mit Mozart. Tanzmeister Jürgen Schrape lädt zum Tanz

BOLSHOI BALLETT: SCHWANENSEE NUR AM SONNTAG, 5.2. UM 16 UHR Das berühmteste und beliebteste Ballett aller Zeiten wird vom meisterhaften Bolshoi-Ensemble zu neuem Leben erweckt!

Infos und Karten unter cinestar.de

Sonntag, 5. Februar 2017 │ 20 Uhr │ Alte Oper Frankfurt

© Priska Ke�erer, Luzern

In Koopera�on mit der Alten Oper Frankfurt

Cappella Andrea Barca Sir András Schiff

Klavier und Leitung

J. Haydn Karten zu € 69 / € 56 / € 44 / € 29 über Frankfurt Ticket unter Telefon 069/1340-400 oder www.frankfurt-�cket.de, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse 2016 FBK 06 Schiff Anz Concerti.indd 1 Termintipps, Tickets und mehr: www.concerti.de

Klavierkonzert D-Dur Sinfonie Nr. 101 D-Dur „Die Uhr“ W. A. Mozart Sinfonie D-Dur „Prager“ Klavierkonzert A-Dur www.frankfurter-bachkonzerte.de 09.12.2016 16:53:58 concerti 02.17 Hessen 17


Klassikprogramm

5.2. sonntag

11:00 Alte Oper Frankfurt Arabella Steinbacher (Violine), Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Hartmut Haenchen (Leitung). Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll Sehnsucht nach der Normalität: Arabella Steinbacher sucht immer wieder nach Oasen im stressigen Musikeralltag – „für mich heißt das, dass ich in der Natur joggen gehe, Tagebuch schreibe, meditiere.“ 19:30 Büsing-Palais toujours Mozart: Sinfoniekonzert. Michael SchmidtCasdorff (Flöte), Hofkapelle München, Rüdiger Lotter (Leitung). Mozart: Sinfonien Nr. 29 & 32, Flötenkonzert G-Dur KV 313, J. C. Bach: Sinfonia Concertante Nr. 3 21:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Kleine – feine – Nachtmusik. Klein­ odien aus Mozarts Handschriften Rüsselsheim

20:00 Theater Lehár: Die lustige Witwe. Kammeroper Köln Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes (Premiere). Albert Horne (Leitung), Philipp M. Krenn (Regie)

5.2. Sonntag Darmstadt

11:00 Staatstheater Joseph Moog (Klavier), Das Staatsorchester Darmstadt, Daniel Meyer (Leitung). Schulhoff: Bassnachtigall, J. C. Bach: Sinfonie g-Moll Nr. 18/6, Rachmaninow: Paganini-Rhapsodie, Ligeti: Atmosphères, Janáček: Sinfonietta Erbach

17:00 Deutsches Elfenbeinmuseum Mariane Vignand & Rachelle Betancourt (Violine), Stefanie Pfaffenzeller (Violine & Viola), Ulrich Horn & Valentin Scharff (Violoncello), Nami Eijiri (Klavier). Schubert: Nocturne Es-Dur D 897 & Streichquintett C-Dur D 956, Mozart: Klaviertrio B-Dur KV 502 18 Hessen concerti 02.17

Frankfurt

11:00 Alte Oper Arabella Steinbacher (Violine), Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Hartmut Haenchen (Leitung) Weitere Infos siehe Tipp 16:00 Alte Oper (Mozart Saal) Kinderkonzert: Die Trompetenfamilie. Christian Kabitz (Moderation) 19:30 LAB Frankfurter Positionen: Billinger/Schulz – Unlikely Creatures (II) (UA) 19:30 Opernhaus Prokofjew: Der Spieler. Sebastian Weigle (Leitung), Harry Kupfer (Regie)

14:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Gran Partita KV 361. Ensemble Vecchio legno 14:30 Büsing-Palais (Bankettsaal) toujours Mozart: Mozart & Jedermann – Öffentliches Podium für Musikliebhaber 15:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Round table. Über Mozarts Meisterwerke 15:45 Büsing-Palais toujours Mozart: Der falsche Ton – ein Bilderbuch-Konzert für Orchester in Reisebesetzung, Erzähler und obligaten Projektor Seligenstadt

20:00 Alte Oper Sir András Schiff (Klavier & Leitung), Capella Andrea Barca. Haydn: Klavierkonzert D-Dur Hob. XVIII:11 & Sinfonie Nr. 101 D-Dur „Die Uhr“, Mozart: Sinfonie D-Dur KV 504 „Prager“ & Klavierkonzert A-Dur KV 488

17:30 Ev. Kirche Musik bei Kerzenschein. Roger Tristao Aldao (Gitarre). Werke von Bach, Barros u. a.

Fulda

20:00 Staatstheater Joseph Moog (Klavier), Das Staatsorchester Darmstadt, Daniel Meyer (Leitung). Schulhoff: Bassnachtigall, J. C. Bach: Sinfonie g-Moll Nr. 18/6, Rachmaninow: Paganini-Rhapsodie, Ligeti: Atmosphères, Janáček: Sinfonietta

18:00 Schlosstheater Offenbach: Ritter Blaubart. Theater Plauen-Zwickau GieSSen

19:30 Stadttheater Benatzky: Im weißen Rössl. Wolfgang Wels (Leitung), Thomas Goritzki (Regie)

6.2. Montag Darmstadt

Frankfurt

Kassel

19:30 Holzhausenschlösschen Emil Mangelsdorff Quartett & Gäste

18:00 Staatstheater (Opernhaus) Mozart: Le nozze di Figaro. Tobias Theorell (Regie)

19:30 LAB Frankfurter Positionen: Billinger/Schulz – Unlikely Creatures (II)

Marburg

19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Voilà Viola. Studierende der Musikhochschule

20:00 Erwin-Piscator-Haus Liza Ferschtman (Violine), Nordwestdeutsche Philharmonie Herford, Dirk Kaftan (Leitung). Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels”, Bruckner: Sinfonie Nr. 4 „Romantische“ Offenbach

10:00 Büsing-Palais toujours Mozart: In diesen heil’gen Hallen – Mozart und die Freimaurer. Rhein Main Vokalisten, Peter Schüler (Bariton), Olaf Joksch (Klavier), Jürgen Blume (Leitung) 11:30 Büsing-Palais (Foyer) toujours Mozart: Café Mozart. Bell’Arte Salzburg. Musik & Literatur zu Mozart 12:00 Büsing-Palais toujours Mozart: Un’armonia celeste. Sinfonia di vetro, Sascha Reckert (Leitung) 13:00 Büsing-Palais (Bankettsaal) toujours Mozart: …allein ich bin einmal Ihr alter Freund. Jan Barnieck (Klavier & Moderation) 13:00 Büsing-Palais (Foyer) toujours Mozart: Tanz mit Mozart. Tanzmeister Jürgen Schrape lädt zum Tanz

20:00 Alte Oper Arabella Steinbacher (Violine), Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Hartmut Haenchen (Leitung). Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll Seligenstadt

11:11 Einhardbasilika Orgelfastnacht. Dirko Juchem (Saxofon), Frank Willi Schmidt (Säge & Kontrabass), Simon Zimbardo (Schlagzeug), Thomas Gabriel (Orgel & Klavier)

7.2. Dienstag Darmstadt

19:30 Staatstheater Puccini: Tosca. Will Humburg (Leitung), Eva Maria Höckmayr (Regie) Frankfurt

19:00 Alte Oper Disney in Concert: Das Dschungelbuch. Deutsches Filmorchester Babelsberg

Foto: Peter Rigaud

Tipp


19:00 KunstKulturKirche Allerheili­ gen shortcuts – Experiment und Begegnung. Studierende des Instituts für zeitgenössische Musik IzM

8.2. Mittwoch Darmstadt

19:30 LAB Frankfurter Positionen: Billinger/Schulz – Unlikely Creatures (II)

19:30 Staatstheater Gounod: Faust. Karsten Wiegand (Regie), Otto Pichler (Choreografie)

19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Klavierabend

Frankfurt

19:30 Musikhochschule (Opernstu­ dio) Vortragsabend Flöte

18:00 Musikhochschule Barockmarathon. Studierende der Abteilung Historische Interpretationspraxis

20:00 Oper (Holzfoyer) … singt Lieder im Holzfoyer. Barbara Zechmeister (Sopran), Hilko Dumno (Klavier) 20:00 Orangerie im Günthersburg­ park Priya Mitchell (Violine), Lars Anders Tomter (Viola), Claude Frochaux (Violoncello), Uxía Martínez Botana (Bass), Natacha Kudritskaya (Klavier). Schubert: Streichtrio B-Dur D 471, Violinsonate D-Dur D 384, Klavierquartett „Adagio e Rondo concertante“ & Klavierquintett „Die Forelle“

20:00 Alte Oper Elīna Garanča (Mezzosopran), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Karel Mark Chichon (Leitung). Werke von Berlioz, Verdi, Massenet, Saint-Saëns & Cilea 20:00 Orange Peel Kammerflimmern. Mariane Vignand & Rachelle Betancourt (Violine), Stefanie Pfaffenzeller (Viola), Ulrich Horn & Valentin Scharff (Violoncello). Schubert: Streichquintett C-Dur D 956 u. a.

GieSSen

Fulda

20:00 Stadttheater Nils Mönkemeyer (Viola), Philharmonisches Orchester Gießen, Michael Hofstetter (Leitung). Mozart: Sinfonie Nr. 34 C-Dur, Rosetti: Violakonzert G-Dur, Haydn: Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „mit dem Paukenwirbel“

20:00 Stadtschloss (Fürstensaal) Rachel Kolly d’Alba (Violine), Chris­ tian Chamorel (Klavier). Schubert: Violinfantasie C-Dur D 934, R. Strauss: Violinsonate, Lekeu: Violinsonate G-Dur, Falla: Danse espagnole

Termintipps, Tickets und mehr: www.concerti.de

Rüsselsheim

20:00 Theater Die 12 Tenöre Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) hr2-Hörfest: Mozart lebt! Heinrich-Heine-Trio, Max von Pufendorf (Mozart), Jesko von Schwichow (Moderation). Mozart: Divertimento Es-Dur KV 563 u. a.

9.2. Donnerstag Darmstadt

20:00 Staatstheater (Kleines Haus) Schlagzeug. Simone Rubino, Richard Putz, Sergey Mikhaylenko & Christian Benning (Schlagzeug). Gerassimez: Asventuras, Hamilton: Interzones, Xenakis: Rebonds B, Reich: Mallet Quartet, Cangelosi: Bad Touch, Lang: The Anvil Chorus, Rubino: Choral, Cage: The Third Construction Frankfurt

19:30 Dr. Hoch’s Konservatorium (Clara Schumann Saal) Klavierabend. Studierende der Klasse Marc Pierre Toth 19:30 LAB Frankfurter Positionen: Actuel Remix #03 Ensemble Modern Live Remix (UA)

concerti 02.17 Hessen 19


Klassikprogramm

Fulda

20:00 Schlosstheater Pollak: Wie im Himmel. Altonaer Theater Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes. 19:30 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) Our House. Frank Bangert (Leitung), Iris Limbarth (Regie)

10.2. Freitag Darmstadt

20:00 Staatstheater (Kammerspie­ le) Cut. Compagnie Philippe Saire, Philippe Saire (Choreografie) Frankfurt

19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Nordlichter. Hochschulorchester der Musikhochschule, Vassilis Christopoulos (Leitung)

Darmstadt

15:30 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Aktion Theaterfoyer. Kammerkonzert 20:00 Staatstheater (Kammerspie­ le) Cut. Compagnie Philippe Saire, Philippe Saire (Choreografie) Eltville

19:00 Weingut Kopp Deborah Lynn Cole (Sopran), Karl H. Nagel (Klavier) Frankfurt

19:00 Dr. Hoch’s Konservatorium (Clara Schumann Saal) Susanna Risch (Sopran), Frankfurter Orchestergesellschaft, Stefan Schmitt (Leitung). Puccini: Preludio Sinfonico, R. Strauss: Vier letzte Lieder, Franck: Sinfonie d-Moll 19:30 Opernhaus Prokofjew: Der Spieler. Sebastian Weigle (Leitung), Harry Kupfer (Regie) 19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Vortragsabend Fagott

19:30 Musikhochschule (Kleiner Saal) Szenenabend. Studierende der Gesangsklassen

19:30 Musikhochschule (Kleiner Saal) Szenenabend. Studierende der Gesangsklassen

20:00 Alte Oper McCartney: Liverpool Oratorio. Anna Maria Kaufmann (Sopran), Gail Gilmore (Mezzosopran), Stefan Vinke (Tenor), Hans Christoph Begemann (Bariton), Frankfurter Kantorei, Orchester Camerata, Limburger Domsingknaben, Winfried Toll (Leitung)

20:00 Gallus Theater ZuKT_Wintertanzprojekt. Studierende des Studiengangs ZuKT_BAtanz

20:00 Gallus Theater ZuKT_Wintertanzprojekt. Studierende des Studiengangs ZuKT_BAtanz

20:00 Künstlerhaus Mousonturm Frankfurter Positionen: Jocson – Princess Studies (UA) GieSSen

19:30 Stadttheater Verdi: La traviata. Wolfram J. Starczewski (Regie)

GieSSen

Kassel

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Cornelius: Der Barbier von Bagdad. Jan Hoffmann (Leitung), Roman Hovenbitzer (Regie)

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Flaherty: Ragtime. Alexander Hannemann (Leitung), Philipp Kochheim (Regie)

Kassel

19:00 Hohhaus-Palais ensemble più. Werke von Abel, Mozart, Janitsch u. a.

Wiesbaden

Limburg

17:00 Hessisches Staatstheater Wagner: Die Walküre. Alexander Joel (Leitung), Uwe Eric Laufenberg (Regie)

18:00 Stadthalle Konstanze von Gutzeit (Violoncello), Lemberger Philharmonie, Ilya Stupel (Leitung). Beethoven: Egmont-Ouvertüre f-Moll, Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur, Gade: Sinfonie Nr. 4 B-Dur

Bad Nauheim

Wiesbaden

20:00 Jugendstil-Theater Tschaikowsky: Schwanensee. Das Russische Nationalballett Moskau

19:30 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) A. Scarlatti: La Giuditta

20 Hessen concerti 02.17

18:00 Staatstheater Puccini: Tosca. Will Humburg (Leitung), Eva Maria Höckmayr (Regie) Eltville

11:00 Schloss Reinhartshausen Rheingau Musik Festival: Crazy Duo. Jakob Encke (Violine & Baritonvioline), Leonard Disselhorst (Violoncello) Frankfurt

11:00 Alte Oper Internationaler Dirigentenwettbewerb Sir Georg Solti. hr-Sinfonieorchester, Drei Finalisten der Vorrunden (Leitung). Ravel: La Valse, Weber: Oberon-Ouvertüre, Berlioz: La Carnaval romain, Dukas: Der Zauberlehrling, Elgar: Pomp and Circumstance Marsch Nr. 1 11:00 Oper (Holzfoyer) Oper Extra: Les Troyens 14:00 Opernpforte Familienworkshop: Don Giovanni 19:00 Opernhaus Mozart: Don Giovanni. Antonello Manacorda (Leitung), Christof Loy (Regie) 19:30 Festeburgkirche Viele Pfeifen – eine Flöte. Sebastian Wittiber (Flöte), Martin Lücker (Orgel). Werke von Leclair, Bach, Mozart, Lachner, Reger, Karg-Elert, Fukushima & Gerhardt 19:30 Musikhochschule (Kleiner Saal) Szenenabend. Studierende der Gesangsklassen

Tipp

Lauterbach

19:30 Staatstheater (Schauspiel­ haus) marianengraben. Johannes Wieland (Choreografie)

11.2. Samstag

12.2. Sonntag Darmstadt

14.2. Dienstag

20:00 Casino-Gesellschaft Wies­ baden (Herzog-Friedrich-Au­ gust-Saal) Junge Elite. Van Baerle Trio. Beethoven: Klaviertrio c-Moll op. 1/3, Schubert: Adagio Es-Dur „Notturno“ D 897, Tschaikowsky: Klaviertrio a-Moll op. 50 Spielen in jedem Wohnzimmer: Dank eigenem Youtube-Kanal kann man das Amsterdamer Van Baerle Trio auch zuhause auf dem Fernseher hören und sehen.

Foto: Marco Borggreve

19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Konzert der Klavierklassen


20:00 Gallus Theater ZuKT_Wintertanzprojekt. Studierende des Studiengangs ZuKT_BAtanz 20:00 Künstlerhaus Mousonturm Frankfurter Positionen: Jocson – Princess Studies Fulda

Wiesbaden

Wiesbaden

11:00 Hessisches Staatstheater (Foyer Großes Haus) Heiner Rekeszus (Klarinette), Thomas Hoffmann (Viola), Erika le Roux (Klavier). Bruch: Vier Stücke aus op. 83, Brahms: Klarinettensonate Nr. 1& Violasonate Nr. 2, Juon: Trio-Miniaturen op. 18 & 24

19:30 Hessisches Staatstheater Mozart: Die Entführung aus dem Serail. Konrad Junghänel (Leitung)

18:00 Schlosstheater piano piano. Kenneth Kvarnström (Choreografie), Asuka Nakamura (Klavier). Musik von Schubert

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes

GieSSen

Frankfurt

11:00 Stadttheater (Großes Haus) Vorgestellt: Titus Andronicus – Ein Machtspiel. Tarek Assam (Choreografie & Regie), Martin Spahr (Leitung)

17:00 Musikhochschule (Großer Saal) Konzertexamen Klavier. Sung-Jae Kim (Klavier)

GroSS-Karben

18:00 Ev. Kirche Ensemble „con voce festiva. Werke von Vivaldi, Scarlatti, Melani u. a. Kassel

16:00 Staatstheater (Opernhaus) Flaherty: Ragtime. Alexander Hannemann (Leitung), Philipp Kochheim (Regie) 19:30 Staatstheater (Schauspiel­ haus) marianengraben. Johannes Wieland (Choreografie) Obertshausen

16:00 Ev. Waldkirche Ein feste Burg ist unser Gott. Christian Müller (Orgel), Kornelia Kachunga (Lesung) Offenbach

17:00 Capitol Theater Stummfilmkonzert: Das Phantom der Oper. Neue Philharmonie Frankfurt, Jens Troester (Leitung). Julian/Davis: Das Phantom der Oper (1925)

14.2. Dienstag

20:00 Alte Oper (Großer Saal) Radu Lupu (Klavier). Werke von Haydn, Debussy & Tschaikowsky Wiesbaden

20:00 Casino-Gesellschaft (Herzog-Friedrich-August-Saal) Junge Elite. Van Baerle Trio. Werke von Beethoven, Schubert & Tschaikowsky Weitere Infos siehe Tipp

15.2. Mittwoch Darmstadt

19:30 Staatstheater Bizet: Carmen. Sandra Leupold (Regie)

16.2. Donnerstag Darmstadt

19:30 Staatstheater Lloyd Webber: Evita Frankfurt

20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Sabine Meyer (Klarinette), Nils Mönkemeyer (Viola), William Youn (Klavier). Bruch: Drei Stücke op. 83, Mozart: Aria, Violinsonate C-Dur KV 14 & Trio Es-Dur KV 498 „Kegelstatt-Trio“, Schumann: Fantasiestücke op. 73 & Märchenbilder op. 113 Kassel

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Offenbach: Die Großherzogin von Gerolstein. Alexander Hannemann (Leitung), Adriana Altaras (Regie) Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes

17.2. Freitag

Frankfurt

Bad Homburg

19:30 Musikhochschule (B 203) Vortragsabend Flöte

19:30 Schlosskirche im Landgrafen­ schloss Jonathan Plowright (Klavier). Mozart: Zwölf Variationen über „Ah, vous dirais-je, maman“ KV 265, Brahms: Sieben Fantasien & Sonate Nr. 1 C-Dur, Chopin: Nocturne op. 9/3 & Ballade Nr. 3 As-Dur, Bach/Busoni: Chaconne BWV 1004

Kassel

10:00 Staatstheater (Orchester­ raum) Orchester-Rallye für Kinder. Staatsorchester Kassel, Constanze Betzl (Leitung)

Termintipps, Tickets und mehr: www.concerti.de

concerti 02.17 Hessen 21


Klassikprogramm

19:30 Opernhaus Prokofjew: Der Spieler. Sebastian Weigle (Leitung), Harry Kupfer (Regie)

Tipp

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Tschaikowsky: Dornröschen. Ballettschule Dushevin’s

19:30 Dr. Hoch’s Konservatorium (Clara Schumann Saal) Benefizkonzert: Music for a Better World. Karen Tanaka & Marc Pierre Toth (Klavier) 19:30 Musikhochschule (Kleiner Saal) Harfenabend 20:00 Alte Oper Schumann: Das Paradies und die Peri. Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe (Leitung) Weitere Infos siehe Tipp 20:00 Dom Andreas Boltz (Orgel). Werke von Vivaldi, Händel, SaintSaëns u. a. GieSSen

20:00 Johanneskirche Faschnacht. Main-Barockorchester, Martin Jopp (Leitung). Werke von Fasch & Zelenka Kassel

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Flaherty: Ragtime Wiesbaden

19:30 Wartburg Visualisierte Musik zu „Der Ring des Nibelungen“. Studierende der Musikhochschulen Franfurt & Mainz, Orm Finnendahl & Tjark Ihmels (Leitung)

18.2. Samstag Bad Nauheim

19:00 Ev. Dankeskirche Orgelkonzert mit Texten zu Martin Luthers Todestag. Frank Scheffler (Orgel) Darmstadt

19:30 Staatstheater Gounod: Faust. Karsten Wiegand (Regie)

Limburg

18:00 Stadthalle Pollak: Wie im Himmel. Altonaer Theater 17.2. freitag

20:00 Alte Oper Frankfurt Schumann: Das Paradies und die Peri. Julia Kleiter (Peri), Maximilian Schmitt (Erzähler & Jüngling), Christina Landshamer (Jungfrau), Gerhild Romberger (Verlassener Jüngling & Engel), Krešimir Stražanac (Gassner), Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe (Leitung) Dickkopf: Eigentlich sollte Phi­ lippe Herreweghe in Vaters Fußstapfen treten, studierte Medizin und arbeitete als Psychiater – am Ende war seine Musikliebe stärker. GieSSen

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Titus Andronicus – Ein Machtspiel. Martin Spahr (Leitung) Kassel

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Strauss: Elektra (Premiere). Patrik Ringborg (Leitung), Markus Dietz (Regie) 19:30 Staatstheater (Schauspiel­ haus) marianengraben. Johannes Wieland (Choreografie) Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes

19.2. Sonntag

Frankfurt

Bad Homburg

13:00 Dr. Hoch’s Konservatorium Tag der offenen Tür

17:00 Kurtheater (Foyer) Rolf Kohlrausch (Klavier), Susanne Schäfer (Lesung)

19:00 Opernhaus Mozart: Don Giovanni. Antonello Manacorda (Leitung), Christof Loy (Regie) 19:30 Papapageno Musiktheater am Palmengarten Offenbach: Orpheus in der Unterwelt. Boris Grappe (Regie) 20:00 Alte Oper Baiba Skride (Violine), Göteborger Symphoniker, Alain Altinoglu (Leitung). Sibelius: Finlandia & Violinkonzert, Grieg: Peer-Gynt-Suiten Nr. 1 & 2 20:00 Refektorium Karmeliterklos­ ter Faschnacht. Main-Barockorchester, Martin Jopp (Leitung). Werke von Fasch & Zelenka 22 Hessen concerti 02.17

Kassel

Darmstadt

11:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Aktion Theaterfoyer Frankfurt

16:00 Opernhaus Berlioz: Les Troyens (Premiere). John Nelson (Leitung), Eva Maria Höckmayr (Regie) 18:00 hr-Sendesaal Sternenklänge. Andreas Hepp (Klavier & Schlagzeug), Peter Reiter (Klarinette, Saxofon & Klavier), Axel Pape (Schlagzeug), Dietmar Fuhr (Bass), Hába Quartett. Hepp/Reiter: Sonne, Mond und Sterne

Weilburg

17:00 Schlosskirche Ardinghello Ensemble. Mozart: Quartett G-Dur KV 370, Beethoven: Trio Es-Dur op. 3, Haydn: Trio D-Dur Hob. IV:6, Ries: Quartett e-Moll op. 145/2 Wettenberg-WiSSmar

17:00 Ev. Kirche Mariane Vignand & Rachelle Betancourt (Violine), Stefanie Pfaffenzeller (Violine & Viola), Ulrich Horn & Valentin Scharff (Violoncello), Nami Eijiri (Klavier). Schubert: Nocturne Es-Dur D 897 & Streichquintett C-Dur D 956, Mozart: Klaviertrio B-Dur KV 502 Wiesbaden

11:00 Museum Juris Teichmanis (Violoncello), Hansjacob Staemmler (Klavier). F. X. Mozart: Cellosonate E-Dur, Ries: Trois Airs Russes Varies op. 72, Beethoven: Sonate A-Dur op. 69 & Variationen Es-Dur über „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ 19:30 Hessisches Staatstheater Sommernachtstraum (Premiere). Tim Plegge (Choreografie). Musik von Mendelssohn u. a.

20.2. Montag Darmstadt

20:00 Staatstheater Aktion Theaterfoyer. Cinemafoyer Frankfurt

20:00 Alte Oper Daniil Trifonov (Klavier), Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev (Leitung). Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll, Mahler: Sinfonie Nr. 1 20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Weltmusik im Mozart Saal: Exil. Ensemble „En Chordais“, Kyriakos Kalaitzidis (Oud & Leitung). Stücke in der Tradi­ tion des griechischen Rembetiko Kassel

19:30 Staatstheater (Opernfoyer) Quartetto Erato. Mozart: Klavierquartett Es-Dur KV 493, Brahms: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll, Schostakowitsch: Klavierquintett g-Moll

Foto: Michiel Hendryckx

Frankfurt


Offenbach

19:30 Musikhochschule (Kleiner Saal) Telemann: Zwölf Fantasien für Viola da Gamba

19:30 Theateratelier Französische Verhältnisse. Martin Engel (Klavier), Burkhard Engel (Lesung). Werke von Liszt, Chopin & Debussy, Texte von Heine

22.2. Mittwoch Darmstadt

Seligenstadt

16:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Aktion Theaterfoyer. Musikalischer Nachmittag

20:00 Stadthalle (Saal des Riesen) Kammersolisten XXI. Mozart: Per questa bella mano KV 612, Rossini: Sonata a quattro Nr. 3 C-Dur, R. Strauss: Till Eulenspiegel, Beethoven: Septett Es-Dur op. 20

19:00 Opernhaus Mozart: Don Giovanni. Nikolai Petersen (Leitung)

20:00 hr-Sendesaal Auftakt. George Li (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Tito Muñoz (Leitung). Copland: Suite zu „Billy the Kid“, Liszt: Klavierkonzert Nr. 1, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 „Pathétique“

Kassel

GieSSen

19:30 Staatstheater (Opernhaus) R. Strauss: Elektra. Patrik Ringborg (Leitung), Markus Dietz (Regie)

19:30 Stadttheater Cornelius: Der Barbier von Bagdad. Jan Hoffmann (Leitung), Roman Hovenbitzer (Regie)

Frankfurt

Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater (Foyer Großes Haus) Silvia Hauer (Mezzosopran), Pauliina Tukiainen (Klavier). Werke von Britten, Debussy, Falla, Mahler & Wolf

Wiesbaden

20:00 Kurhaus Annika Treutler (Klavier), Hessisches Staatsorchester, Zsolt Hamar (Leitung). Wagner: Faust-Ouvertüre, C. Schumann: Klavierkonzert a-Moll, Liszt: Eine FaustSinfonie in drei Charakterbildern

21.2. Dienstag Frankfurt

18:00 Musikhochschule (Kleiner Saal) shortcuts – Experiment und Begegnung. Studierende des Instituts für zeitgenössische Musik IzM

23.2. Donnerstag

19:30 Musikhochschule (Großer Saal) Liebeslied: Musiktheater. Werke von Brahms & C. & R. Schumann

19:00 Villa Bonn Annelien van Wauwe (Klarinette), Lucas Blondeel (Klavier). Debussy: Première Rhapsodie, Berg: Vier Stücke op. 5, Debussy: Clair de lune, Poulenc: Klarinettensonate C-Dur, Schumann: Fantasiestücke op. 73 & Arabeske op. 18, Brahms: Klarinettensonate Es-Dur op. 120/2

Frankfurt

19:00 Opernhaus Bizet: Carmen

Kassel

19:30 Staatstheater (Schauspiel­ haus) marianengraben. Johannes Wieland (Choreografie), Tanzensem­ ble des Staatstheaters Kassel Wiesbaden

20:00 Hessisches Staatstheater (Studio) Musical-Kammerkonzert. Karen Müller, Jan Rekeszus & Wolfgang Thomas (Klavier)

Vesselin Stanev Klavier

Frankfurt, Alte Oper Mozart-Saal Montag, 6. März 2017, 19.30 Uhr

Kartenpreise € 32.– / € 24.– € 16.– / € 12.– Rentner, Studenten, Behinderte inkl. Gebühren

César Franck (1822–1890) Prélude, Choral et Fugue (1884) Claude Debussy (1862–1918) Préludes pour piano (1909/10) Premier Livre

Kartenvorverkauf Frankfurt Ticket RheinMain GmbH Ticket Hotline +49 69 13 40 400 an der Abendkasse oder an den Vorverkaufsstellen Veranstalter

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ISTICO

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Foto: © Paul Yates

Medienpartner

Frédéric Chopin (1810–1849) 24 Préludes op. 28 (1831–1839)

03.01.17 13:15 concerti 02.17 Hessen 23


Klassikprogramm

24.2. Freitag Darmstadt

19:30 Staatstheater Lloyd Webber: Evita Frankfurt

17:00 Dr. Hoch’s Konservatorium (Clara Schumann Saal) Jugend musiziert: Preisträgerkonzert

19:30 Papapageno Musiktheater am Palmengarten Offenbach: Orpheus in der Unterwelt. Boris Grappe (Regie) 20:00 Alte Oper (Mozart Saal) Ensemble Modern, Vimbayi Kaziboni (Leitung), Norbert Ommer (sound director). Kampela: ... tak-tak ... tak ... (UA), Lim: Ronda – The Spinning World (UA), Moreira: Instrumentarium (UA), Rios Filho: volvere (UA) GieSSen

19:30 Opernhaus Ma(i)nhatta. Stummfilm-Musik-Varieté. Musiker der hr-Bigband & des Ensemble Modern, Rollkunstläufer „Roll’s Royce Hanau“ u. a.

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Sondheim: Ab in den Wald

19:30 Dr. Hoch’s Konservatorium (Engelbert Humperdinck Saal) Juneau im KONzert. Duo Juneau

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Rossini: Il barbiere di Sevilla

20:00 hr-Sendesaal Auftakt. George Li (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Tito Muñoz (Leitung). Copland: Suite zu „Billy the Kid“, Liszt: Klavierkonzert Nr. 1, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6

19:00 Kirche Veronika Skuplik (Barockvioline), Torsten Johann (Cembalo). Werke von Telemann

GieSSen

19:30 Stadttheater (Großes Haus) Titus Andronicus – Ein Machtspiel. Martin Spahr (Leitung) Kassel

19:30 Staatstheater (Opernhaus) Flaherty: Ragtime Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Britten: Peter Grimes 19:30 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) Dessau: Mutter Courage und ihre Kinder. Gabriel Cazes (Leitung), Thorleifur Örn Arnarsson (Regie)

Kassel

Klein-Karben

Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater Sommernachtstraum. Tim Plegge (Choreografie)

26.2. Sonntag

16:00 Hessisches Staatstheater (Kleines Haus) A. Scarlatti: La Giuditta

27.2. Montag Darmstadt

20:00 darmstadtium Hilsberg: Les Misérables. Kammeroper Köln

20:00 Heiliggeistkirche Konzert zum Rosenmontag. Frankfurt Chamber Brass

Frankfurt

15:00 Oper (Holzfoyer) Orchester hautnah

11:00 Oper (Holzfoyer) Traumsequenzen. Nanako Kondo (Oboe), Claudia Dresel (Klarinette), Ingo de Haas (Violine), Thomas Rössel (Viola), Daniel Robert Graf (Violoncello), Bruno Suys (Kontrabass). Milhaud: Les Rêves de Jacob op. 294, Verdi/Suys: Auszüge aus „Streichquartett e-Moll“, Prokofjew: Quintett g-Moll op. 39

24 Hessen concerti 02.17

Wiesbaden

Darmstadt

Frankfurt

19:00 Alte Oper Operettengala: Dein ist mein ganzes Herz. Brigitta imon & Silvia Krüger (Sopran), Klaus Florian Vogt (Tenor), Johann-StraussOrchester Wiesbaden, Herbert Siebert (Leitung)

18:00 Staatstheater (Opernhaus) Mozart: Le nozze di Figaro

20:00 Oper (Holzfoyer) Happy New Ears. Ensemble Modern, Enno Poppe (Leitung), Rebecca Saunders (Gespräch). Saunders: Dichroic seventeen, Stirrings Still I & Fury II

18:00 Staatstheater Verdi: Rigoletto. Michael Nündel (Leitung), Karsten Wiegand (Regie)

18:30 Opernhaus Bizet: Carmen

Kassel

Frankfurt

19:30 Staatstheater Puccini: Tosca. Will Humburg (Leitung), Eva Maria Höckmayr (Regie)

Darmstadt

20:00 Stadttheater (taT-studiobüh­ ne) Offenbach: Häuptling Abendwind. Wolfgang Wels (Leitung), Wolfgang Hofmann (Regie)

17:00 Schlosskirche Roman Zaslavsky (Klavier). Schumann: Arabeske op. 18 & Sinfonische Etüden op. 13, Liszt: Sonetto 104 & 123, Sonate Nr. 7 „Après une lecture de Dante“

15:30 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Aktion Theaterfoyer. Georgi Mundrov (Klavier). Kammerkonzert

25.2. Samstag

GieSSen

Bad Homburg

11:00 Staatstheater (Foyer Großes Haus) Soli fan tutti. Mareille Dahme (Flöte), Sebastian Röthig (Oboe), Philipp Bruns (Klarinette), Hans-Jürgen Höfele (Fagott), Juliane Baucke (Horn), Makiko Sano, Almuth Luick & Wilken Rank (Violine), Daniel IbáñezGarcia (Viola), Michael Veit (Violoncello), Balázs Orbán (Kontrabass), Joachim Enders (Klavier). Reicha: Bläserquintett D-Dur op. 91/3, Ligeti: Trio, Dvořák: Quintett G-Dur op. 77

21:45 Hessisches Staatstheater (Foyer Großes Haus) Salón Tango

17:00 Opernhaus Berlioz: Les Troyens. John Nelson (Leitung) 20:00 Alte Oper (Großer Saal) Richard Galliano (Akkordeon), Stuttgarter Kammerorchester, Meesun Hong Coleman (Violine & Leitung). Bartók: Rumänische Volkstänze, Turina: La Oración del Torero, Piazzolla: Adios Nonino & Concerto pour Bandoneon „Aconcagua“, Galliano: Habanerando, Petite suite française, Breinschmid: Wien bleibt Krk & Musette pour Elisabeth

Kassel

20:00 Stadthalle Ramón Ortega Quero (Oboe), Staatsorchester Kassel, Anja Bihlmaier (Leitung). Respighi: Fontane di Roma & Pini di Roma, Navarro: Legacy, Tarrodi: Liguria

28.2. Dienstag Darmstadt

19:30 Staatstheater (Kleines Haus) Giselle. Balletto di Roma, Itamar Serussi & Chris Haring (Choreografie) Frankfurt

20:00 Opernhaus Songs My Mother Taught Me. Lawrence Zazzo (Countertenor), Simon Lepper (Klavier). Lieder von Barber, Rorem, Ives & Bolcom Wiesbaden

19:30 Hessisches Staatstheater (Großes Haus) Mozart: Die Entführung aus dem Serail


Raus aus der Kirche, rein ins Vergnügen

Karfreitagszauber aus St. Petersburg

Dresdner Kreuzchor So rich-

Orchester des MariinskyTheaters Bereits zum dritten

tig entspannend wird das Jahr eins nach dem 800-jährigen Jubiläum nicht, denn die Feierlichkeiten des Reforma­ tionsjahres werden auch den Alltag des Dresdner Kreuzchores bestimmen – nicht zuletzt auch deswegen, weil es nach wie vor zu den wichtigsten Aufgaben der Kruzianer gehört, die liturgischen Dienste der Kreuzkirche am Dresdner Altmarkt zu übernehmen. Bei den Dresdner Musikfestspielen jedoch strömt der Knabenchor zusammen mit Kreuzkantor Roderich Kreile ins Freie und lädt zur Serenade im Schlosspark Pillnitz, der früheren Sommerresidenz des Sächsischen Königshauses. Dort schlagen die jungen Sänger einen musikalischen Bogen quer durch die Jahrhunderte nicht nur mit klassischem Liedgut, sondern auch mit zeitgenössischen Arrangements und Volksliedern. MT

Etwa 50 Konzerte im Jahr geben die Kruzianer So. 4.6., 15:00 Uhr Schloss Pillnitz Serenade im Grünen Dresdner Kreuzchor, Roderich Kreile (Leitung) Das genaue Programm wird noch bekanntgegeben

Mal ist Russlands wichtigstes Sinfonieorchester zu Gast bei den Dresdner Musikfestspielen. Valery Gergiev, seit 1988 als Künstlerischer Leiter und seit 1996 als Intendant des Mariinsky-Theaters, hat unermüdlich das Repertoire des Orchesters erweitert. Der Klangkörper setzt zwar noch immer Maßstäbe als Interpret russischer Kompositionen, begeistert aber auch zunehmend mit deutschem Repertoire. So wird das Orchester aus St. Petersburg neben Schostakowitschs 5. Sinfonie

auch Auszüge aus Parsifal und Götterdämmerung von Richard Wagner aufführen. MT

Valery Gergiev leitet seit fast 30 Jahren das Mariinsky-Orchester Fr. 19.5., 20:00 Uhr Kulturpalast Orchester des Mariinsky-Theaters, Valery Gergiev (Leitung). Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 d-Moll, Wagner: Karfreitagszauber aus „Parsifal“ & Auszüge aus „Götterdämmerung“

Strahlender Belcanto in der Semperoper Diana Damrau Vor bald zwan-

zig Jahren betrat Diana Damrau erstmals als Königin der Nacht die Bühnen, unter anderem übrigens auch in Dresden. Plötzlich fiel an immer größeren Opernhäusern in der Welt ihr Name, wenn es darum ging, die Zauberflöte-Figur zu besetzen. Neben den Straussund Mozartpartien ist es vor allem das Belcanto-Fach, in dem die Günzburgerin zu den besten Sopranistinnen weltweit gehört. Bei den Dresdner Musikfestspielen, die in diesem Jahr auch einen Gesangsschwerpunkt haben, widmet sich Damrau gemeinsam mit

ihrem Ehemann, dem Bassbariton Nicolas Testé, ausgewählten Belcanto-Werken. MT

Sang 2016 an elf verschiedenen Opernhäusern: Diana Damrau So. 21.5., 20:00 Uhr Semperoper Diana Damrau (Sopran), Nicolas Testé (Bassbariton), Prague Philharmonia, Emmanuel Villaume (Leitung) Werke von Bellini, Massenet, Meyerbeer, Ponchielli, Thomas & Wagner Februar 2017 concerti   35


40. Dresdner Musikfestspiele

Paradiesischer Sound aus London Mit dem London Philharmonic Orchestra ist erstmals einer der großen englischen Klangkörper Orchestra in Residence in Dresden. Von Juan Martin Koch

tisch erstklassigen, 1800 Besucher fassenden neuen Saal bespielen dürfen. Auch für das traditionsreiche Londoner Orchester waren die frühen neunziger Jahre wegweisend. Nachdem man sich den Spielort lange mit dem Philharmonia Orchestra teilen musste, wurde die Royal Festival Hall 1992 ganz offiziell zum festen Domizil des LPO, das dann in der Folge auch einschneidende finanzielle Einbu-

Dirigierte mit 24 Jahren erstmals in Covent Garden: Vladimir Jurowski

36  concerti Februar 2017

ßen durch das Arts Council abwenden konnte, nicht zuletzt durch entsprechende Proteste und Solidaritätsbekundungen des Publikums. Solche hatte das 1932 durch Sir Thomas Beecham gegründete Orchester schon in Kriegszeiten bitter nötig, als 1941 große Teile des Instrumentariums einem Bombardement zum Opfer fielen, was daraufhin eine beispiellose Spendenaktion auslöste. Ein Repertoire von Sinfonik bis zu Videospiel-Musik

Künstlerisch waren die Nachkriegsjahre von einer zunehmenden Internationalisierung am prominent besetzten Dirigentenpult geprägt. Auf Adrian Boult, William Steinberg und John Pritchard folgten Bernard Haitink, Georg Solti, Klaus Tennstedt, Franz Welser-Möst und Kurt Masur, bevor 2007 der damals gerade einmal 34-jährige Russe Vladimir Jurowski den Chefposten übernahm. Nach wie vor ist das Orchester breit aufgestellt und macht neben der Sinfonik und der Opernarbeit beim Glyndebourne Festival immer wieder Ausflüge in die Film- und die Games-Musik.

Fotos: Roman Gontcharov, Patrick Harrison

D

aran hätte der Dresdner Musikstudent Vladimir Jurowski Anfang der neunziger Jahre wohl nicht im Traum gedacht: Ein Vierteljahrhundert später ist er als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra (LPO) zu Gast im runderneuerten Dresdner Kulturpalast. Als Orchestra in Residence der Dresdner Musikfestspiele gehört das LPO zu den ersten internationalen Klangkörpern, die den akus-


Das London Philharmonic Orchestra in seiner Heimstätte, der Royal Festival Hall

Auf den Live-Mitschnitten beim hauseigenen LPO Label kann man sich ein Bild von der Repertoiretiefe und der exzellenten Zusammenarbeit mit Jurowski machen. Das instrumentale Niveau ist überragend, der Orchesterklang hoch differenziert und somit ideal geeignet, die ausdrucksintensiven, aber unsentimentalen, oft scharfkantigen, rhythmisch zugespitzten Interpretationen Jurowskis umzusetzen. Ausgrabung einer Konzert-Rarität

nente Cellist, der mit unendlicher musikalischer Neugier immer auf der Suche nach unerhörtem Repertoire ist. Sergej Prokowjews 1938 vollendetes Cellokonzert e-Moll op. 58 ist ein solches Werk, denn im Konzertsaal und auf Tonträgern ist fast ausschließlich dessen Überarbeitung, das Sinfonische Konzert op. 125 zu hören, das der Komponist 1950 auf Anregung Mstislaw Ros­ tropowitschs in Angriff nahm. Das Dresdner Festspielpublikum wird sich durch Isserlis und seine Mitstreiter gerne von den Qualitäten dieser in ihren Ausmaßen und ihrem Ausdrucksspektrum Grenzen sprengenden Ursprungsver­ sion überzeugen lassen.

Beste Voraussetzungen also für ein Werk wie Dmitri Schostakowitschs 15. Sinfonie, die am 23. Mai die Dresdner Musikfestspiel-Residenz des LPO beschließt. Die Doppelbödigkeit und der maskenhafte Cha- »Himmlische Freuden« rakter dieses sinfonischen im Kulturpalast Vermächtnisses dürften bei Eröffnet wird das zweitägige Jurowski und seinem Orchester Gastspiel des LPO von einem in besten Händen sein. Zuvor Solisten, der trotz seiner gerasteht eine konzertante Rarität de einmal 21 Jahre schon ein auf dem Programm, und es ist „Alter Bekannter“ bei den Mukein Zufall, dass der Solist Ste- sikfestspielen ist. Zum dritten ven Isserlis heißt, jener emi- Mal tritt der kanadisch-polni-

sche Pianist Jan Lisiecki dort auf und spielt mit Frédéric Chopins e-Moll-Konzert ein Werk, das ihn in seiner Karriere schon lange begleitet. Das sinfonische Hauptwerk des Abends ist Gustav Mahlers Vierte, und wenn man den hymnischen Londoner Kritiken zu den Auftritten im Herbst Glauben schenken darf, stehen für den vierten Satz mit der Sopranistin Sofia Fomina wahrlich „himmlische Freuden“ ins Haus. Der paradiesische Sound kommt vom London Philharmonic Orchestra. Konzert-TIPPs

Dresden Mo 22.5., 20:00 Uhr Kulturpalast Jan Lisiecki (Klavier), Sofia Fomina (Sopran), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Chopin: Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11, Mahler: Sinfonie Nr. 4 G-Dur

Di. 23.5., 20:00 Uhr Kulturpalast Steven Isserlis (Violoncello), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Glinka: WalzerFantasie h-Moll, Prokofjew: Cello­ konzert e-Moll op. 58, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 15 A-Dur op. 141 Februar 2017 concerti   37


40. Dresdner Musikfestspiele

Tradition und Moderne 1978 wurden die Dresdner Musikfestspiele aus der Taufe gehoben, 2017 finden sie zum 40. Mal statt. Ein Rückblick auf eines der größten Festivals in Deutschland. Von Maximilian Theiss

B

eginnend 1978 finden in Dresden als jährlich durchzuführendes Musikfestspiel internationalen Ranges Dresdner Musikfestspiele statt!“ Was sich mehr als Verordnung denn als feierliche Verkündigung eines großen Klassikfestivals liest, entstammt einem regierungsamtlichen Dekret von Partei und Staatsführung der DDR inmit-

ten des Kalten Krieges. Von Beginn an hatte man also einen hohen Qualitätsanspruch an die Dresdner Musikfestspiele, die trotz mangelnder Devisen Künstler und Ensembles aus aller Welt in Sachsens Landeshauptstadt lockten. Herbert von Karajan etwa kam mit den Berliner Philharmonikern zur ersten Ausgabe des Festivals, 1981 dirigierte Claudio Abbado

im Kulturpalast Chor und Orchester der Mailänder Scala, auch Dietrich Fischer-Dieskau, Marilyn Horne sowie Zubin Mehta und die New Yorker Philharmoniker traten schon in den ersten Festivaljahren hier auf. Daneben suchten die Veranstalter schon früh den engen Kontakt zum Publikum: Seit 1981 lockt die Open-AirVeranstaltung „Dresden singt &

Fotos: Archiv der Dresdner Musikfestspiele

Claudio Abbado mit Shirley Verrett und Chor und Orchester der Mailänder Scala 1981 im Kulturpalast

38 concerti Februar 2017


DRESDNER MUSIKFESTSPIELE – Themen und Intendanten

JAN VOGLER 2009 – heute 2017 „Licht“ 2016 „Zeit“ 2015 „Feuer Eis“ 2014 „Die Goldenen 20er“ 2013 „Empire“ 2012 „Herz Europas“ 2 0 1 1 „Fünf Elemente“ 2010 „Russlandia“ 2009 „Neue Welt“ HARTMUT HAENCHEN 2003 – 2008 2008 „Utopia“ 2007 „Landschaften“ 2006 „Glauben“ 2005 „Lust am Fremden“ 2004 „Sagenhaftes“ 2003 „Wagner & Wolf“

Herbert von Karajan vor dem Konzert mit den Berliner Philharmonikern 1978

musiziert“ jährlich Tausende Besucher an. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs galt es, das Festival in einem zusammenwachsenden Europa zu verankern und zu etablieren, wobei das „Gesicht“ der Dresdner Festspiele gewahrt wurde: Mehr denn je treten hier internationale Spitzenkünstler und -ensembles auf, in Orchester-, Kammerund Solokonzerten erklingen praktisch alle Facetten der klassischen Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart. Zudem steht jeder Festspieljahrgang unter einem ganz bestimmten Motto, das eine Komponistengruppe, eine Epoche oder ein Genre näher beleuchtet. 1995 wagte der damalige Intendant Michael Hampe mit „Apokalypse“ erstmals ein Motto, das nicht unmittelbar mit Musik in Verbindung steht. Bis heute sind diese Schlagwörter Garanten für einzigartige und vor allem

TORSTEN MOSGRABER 2001/02 2002 „Sehnsucht & Abschied“ 2001 „Aufbruch“

vielfältige Programmzusammenstellungen, die es für das Publikum zu entdecken gilt. Ein Klassikfestival mit hauseigenem Orchester

Auch eine weitere Tradition ist schon seit Anbeginn wesentlicher Bestandteil: die Rückbesinnung auf die eigene, lokale Musikgeschichte sowie auf die Musen- und Zwingerfeste der sächsischen Kurfürsten als Vorläufer der Musikfestspiele. Deshalb sind auch Dresdens Chöre und Orchester eng mit dem Festival verbunden, allen voran das hauseigene Dresdner Festspielorchester, ein international besetztes Ensemble unter der Leitung von Ivor Bolton, das 2012 im Geiste des „Orchestra di Dresda“ gegründet wurde, jener legendären Hofkapelle Augusts des Starken. Gäbe es also ein Motto für alle vierzig Spielzeiten der Musikfestspiele – es müsste lauten: „Tradition und Moderne“.

MICHAEL HAMPE 1994 – 2000 2000 „Barock & Jazz“ 1999 „España“ 1998 „Die Macht der Musik“ 1997 „Italiener in Elbflorenz“ 1996 „ Aufklärung – Traum der Vernunft“ 1995 „Apokalypse“ 1994 „ Sachsens Glanz – Das Augusteische Zeitalter“ MATTIS DÄNHARDT 1992/93 1993 „Tanzpodium“ 1992 „ Oper in Dresden – Kunst für Europa“ WINFRIED HÖNTSCH 1978 – 1991 1 9 9 1 „Das Erbe Mozarts in Dresden“ 1990 „ Russische Klassik – Sowjetische Moderne“ 1989 „ Vier Jahrzehnte sozialistische Musikkultur“ 1988 „Verdi und Wagner in Dresden“ 1987 „Die italienische Oper in Dresden“ 1986 „ Carl Maria von Weber und der Gedanke der Nationaloper“ 1985 „ Semperoper – Tradition und Gegenwart“ 1984 „Begegnungen mit Tanz“ 1983 „Dresdner Operntraditionen“ 1982 „Musiktheater für Kinder“ 1 9 8 1 „Mozart als Musikdramatiker“ 1980 „Tanztheater heute“ 1979 „Oper des 20. Jahrhunderts“ 1978 „Kammeroper“ Februar 2017 concerti   39


40. Dresdner Musikfestspiele

An der Außenfront wurde der renovierte Kulturpalast kaum verändert, ...

Palast der Musik

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o facettenreich wie die Stadt selbst, so vielfältig sind auch die Konzert­ orte bei den Dresdner Musik­ festspielen. Vom industriellen Charme einer Fabrik bis hin zum idyllisch gelegenen Wein­ gut reicht das Spektrum der 22 Spielstätten bei dem Festival. Ob prächtige Orchesterkonzer­ te in der Semperoper und der Frauenkirche, intime Kammer­ musikabende im barocken Pa­ lais im Großen Garten oder lockere Sessions im Ball- und Brauhaus Watzke: Die magi­ sche Kombination aus Konzert­ ort, Programm und Künstler sorgt bei den Dresdner Musik­ festspielen immer wieder für unvergessliche musikalische Momente. Zu den Höhepunkten der Jubi­ läumsausgabe der Festspiele gehören dabei auch die Veran­ 40 concerti Februar 2017

staltungen im Konzertsaal des verbinden ganze Generationen Dresdner Kulturpalasts. Ab mit dem Gebäude nicht nur April ist die Heimstätte der ihre ersten Begegnungen mit Dresdner Philharmonie nach der klassischen Musik in den fünfjähriger Umbauzeit wieder Schulkonzerten der Dresdner für den Konzertbetrieb geöff­ Philharmonie, sondern auch net und lockt mit einem mo­ legendäre Programme wie das dernen, akustisch hochwerti­ „Brückenmännchen“, swingen­ gen Konzertsaal von europäi­ de Dixieland-Abende oder schem Rang. Im Herzen von Gastspiele aus der Schlager­ Dresden – am Boulevard zwi­ welt. Einst von der DDR unter schen Alt- und Neumarkt gele­ dem Gedanken des „Volkshaus“gen – erwacht damit hinter der Programms konzipiert, blieb originalgetreu sanierten Fassa­ diese Mischung aus klassi­ de ein Ort der Begegnung zu schen Konzerten, Revuen, neuem Leben: Der Kulturpalast Gastspielen und Kongressen beherbergt nämlich nicht nur über 40 Jahre lang charakteris­ den großen Konzertsaal, son­ tisch für die Kulturpalastnut­ dern ist auch die neue Heimat zung. des Dresdner Kabaretts „Her­ kuleskeule“ und der Stadtbib­ Exzellente Akustik für die liothek, wie es ursprünglich großen Orchester der Welt schon der erste Planungsent­ Von Anfang an nahm die klas­ wurf von 1959 vorsah. Seit der sische Musik dabei jedoch ei­ Eröffnung im Oktober 1969 nen wichtigen Platz ein: Der

Fotos: gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partnern

Der Reiz der Dresdner Musikfestspiele liegt auch in den exquisiten Spielorten. In diesem Jahr findet ein Teil der Konzerte im wiedereröffneten Kulturpalast statt. Von Nicole Czerwinka


Kulturpalast war nach 1945 die erste dauerhafte Spielstätte der Dresdner Philharmonie, bis 1991 konzertierte auch die Sächsische Staatskapelle Dres­ den hier noch regelmäßig. Die Musikfestspiele waren seit ih­ rer Gründung 1978 ebenfalls eng an diese Spielstätte gebun­ den und luden schon zu DDRZeiten international renom­ mierte Klangkörper in den Saal, darunter die Berliner Philhar­ moniker unter Herbert von Karajan (1978), das Orchester der Mailänder Scala unter Clau­ dio Abbado (1981) oder das Philharmonische Orchester aus Tokio (1984). Ende der neunziger Jahre ver­ lor der Kulturpalast jedoch zunehmend an Akzeptanz in

der Klassik-Szene. Die Akustik im Mehrkzwecksaal konnte im internationalen Vergleich nicht mehr mithalten. Dennoch blieb er bis zu seiner Schließung 2012 einer der wichtigsten Dresdner Veranstaltungsorte – und wird dies nach der Wie­ dereröffnung im April 2017 auch wieder sein. Erinnerungen an das Alte und Erwartungen an das Neue

Der große Saal, die Seele des Hauses, wurde im Zuge des 89,3 Millionen Euro teuren Umbaus in den vergangenen fünf Jahren komplett entkernt und in einen modernen Kon­ zertsaal von Weltrang mit ex­ zellenter Akustik verwandelt – gestaltet in der Form eines

Weinbergs und ausgestattet mit rund 1800 Sitzplätzen. Le­ diglich die Außenfassade des Kulturpalasts blieb nach der Sanierung dieselbe: Die mar­ kante Glasfront und das groß­ zügige Foyer im Innern, sogar die charakteristischen Mosaike an der Hauswand wurden denkmalgerecht restauriert. So verbinden sich an diesem zen­ tralen Ort die Erinnerung an Altes und die Erwartung auf Neues wiederum auf magische Weise. Die Dresdner Musikfest­ spiele werden dies mit 14 in­ ternationalen Gastspielen fei­ ern. Im spannungsvollen Dia­ log zwischen Alt und Neu kann man sich im Kulturpalast also mehr denn je auf bewegende Konzertabende freuen.

... im Inneren präsentiert sich einer der modernsten Konzertsäle Europas

Februar 2017 concerti   41


40. Dresdner Musikfestspiele

Musik aus dem Nachbarland Das Orchestre de Paris ist berühmt für seine Interpretationen französischer Sinfonik

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ie Sanierung des Dresdner Kulturpalasts kommt voran, Ende April wird das Gebäude der späten sechziger Jahre nach jahrelangem Umbau wiedereröffnet. Das war eine große Notwendigkeit, sagt der Intendant der Dresdner Musikfestspiele Jan Vogler und freut sich, nun einen Raum in der Stadt zu haben, in dem die gesamte sinfonische Literatur aufgeführt werden kann. Wie sich französische Orchestermusik im neuen, akustisch hochwertigen Konzertsaal anhört, zeigt das Orchestre de Paris, das sich besonders der

traditionsreichen französischen Musik verpflichtet fühlt. Seit September letzten Jahres leitet Daniel Harding als Chefdirigent das Orchester gemeinsam mit Chef associé Thomas Hengelbrock, mit dem der Klangkörper nach Dresden reist. Ein weiterer Repertoireschwerpunkt ist die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, in diesem Konzert vertreten durch Joseph Canteloubes Vermächtnis Chants d‘Auvergne, für die das Orchester die amerikanischen Mezzosopranistin Kate Lindsey gewinnen konnte. Teresa Pieschacón Raphael

Von Barock bis Moderne reicht das Repertoire von Kate Lindsey Fr. 2.6., 20:00 Uhr Kulturpalast Kate Lindsey (Mezzosopran), Orchestre de Paris, Thomas Hengelbrock (Ltg.). Ravel: Daphnis et Chloé (Ausz.), Canteloube: Chants d’Auvergne (Ausz.), Mussorgski/Ravel: Bilder einer Ausstellung

Das Mahler Chamber Orchestra begeht in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum

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Symbol, Mahnmal und Wahrzeichen: die Frauenkirche Do. 15.6., 20:00 Uhr Frauenkirche Christian Tetzlaff (Violine), Mahler Chamber Orchestra, Daniele Gatti (Leitung). Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“, Beethoven: Sinfonien Nr. 2 D-Dur & Nr. 6 F-Dur 42 concerti Februar 2017

ahrzehntelang stand die Ruine der Dresdner Frauenkirche inmitten eines gewaltigen Trümmerberges, wurde dann Stein um Stein wieder aufgebaut und konnte zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2006 in ihrer einstigen Schönheit erstrahlen. Heute ist der architektonisch beeindruckende Sakralbau ein Symbol für Hoffnung, Versöhnung – und Ewigkeit, wie auch das von Christian Tetzlaff interpretierte Violinkonzert von Alban Berg. Der Komponist widmete es „dem Andenken eines Engels“, der Tochter von Alma

Mahler und Walter Gropius, die 1935 mit 18 Jahren an Kinderlähmung verstarb. Begleitet wird er vom Mahler Chamber Orchestra, das 1997 von einer Gruppe Musiker um Claudio Abbado gegründet wurde. Von Beginn an prägte neben Abbado auch Daniel Harding das Ensemble, zu Beginn als Erster Gastdirigent, inzwischen als Conductor Laureate. Seit 2016 ist Daniele Gatti künstlerischer Berater des Kammerorchesters, das als „nomadisches Kollektiv“ ohne eigene Konzertstätte aus 45 Mitgliedern besteht. TPR

Fotos: Rosetta Greek, Heribert Pohl/Wikimedia Commons, Christoph Münch, Marco Borggreve

Das nomadische Kollektiv


Essenziell, kein nettes Extra Das City of Birmingham Symphony Orchestra gastiert in der Dresdner Semperoper

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er einmal in den rot samtenen Fauteuils oder in den hufeisenförmig geschwungenen Rängen der Semperoper gesessen und oben auf den prunkvollen Kronleuchter geblickt hat, der fühlt, was uns abhanden zu gehen scheint: Erhabenheit. Von Gottfried Semper um 1878 im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet, wurde das Opernhaus während des Zweiten Weltkrieges nahezu zerstört und bis 1985 liebevoll und aufwändig rekonstruiert. „Hier in Dresden war Kultur nie ein nettes Extra, sondern ist essen-

ziell“, sagt Festspiel-Intendant Jan Vogler, der hier seine Karriere als „Erster Konzertmeister Violoncello“ begann. In der Semperoper wird nun das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) zu Gast sein, dem seit September 2016 mit der Dirigentin Mirga Gražinyté-Tyla erstmals eine Frau als Music Director vorsteht. Sein Gastspiel im prunkvollen Opernbau gibt das CBSO mit dem aufstrebenden spanischen Dirigenten Gustavo Gimeno – eine Zusammenarbeit, die schon mehrfach für umjubelte Konzerte sorgte. TPR

Originalgetreu wurde die Semperoper wieder aufgebaut Fr. 26.5., 20:00 Uhr Semperoper Jan Vogler (Violoncello), City of Birmingham Symphony Orchestra, Gustavo Gimeno (Leitung) Werke von Mozart, Britten & Schumann

Romantik bei 21,2 Grad Mit einem ungewöhnlichen Programm bereichert das hr-Sinfonieorchester die Musikfestspiele

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Leonidas Kavakos gilt als einer der besten Brahms-Interpreten So. 4.6., 20:00 Uhr Kulturpalast Leonidas Kavakos (Violine), hr-Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Ltg.). Ligeti: „Lontano“ für großes Orchester, Brahms: Violinkonzert D-Dur, Strawinsky: Le Sacre du printemps

an darf gespannt sein, wie sich György Ligetis Lontano für großes Orchester aus der Mitte des Saales heraus entfaltet, wo die Bühne des neuen Konzertsaals im Kulturpalast steht. Mit vierfachem Piano beginnt das Werk und wächst sich allmählich zu einem raumfüllenden Klang aus. Im Juni hat Intendant Jan Vogler das hr-Sinfonieorchester aus Frankfurt eingeladen, das unter seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada jenes Stück spielen wird – neben Strawinskys Le sacre du printemps, das ebenfalls höchste

Ansprüche an die Saal­akustik stellen wird. Der Klangkörper, 1929 als Rundfunkorchester gegründet, ist besonders für seine Repertoire-Vielfalt bekannt, aus dem oft Konzerte mit außergewöhnlichen Werkkombinationen entstehen. So darf man sich bei diesem Konzert auch auf Leonidas Kavakos freuen, der mit Brahms’ Violinkonzert in D-Dur einen romantischen Kontrapunkt zum 20. Jahrhundert setzt – übrigens bei etwa 21,2 Grad Saaltemperatur. Dafür sorgen die Lüftungen aus den Sesselfüßen im Publikum. TPR Februar 2017 concerti   43


Der sympathische Bösewicht von der britischen Insel Für den Bariton Bryn Terfel ist nur eine Sache wichtiger als die Musik: seine Familie

Das Böse ist sein Metier: Bryn Terfel widmete sogar ein ganzes Album den dunklen Mächten in der Oper – und nannte es »Bad Boys«

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as ist wohl die Natur der Oper: Die Tenöre sind die Guten, die Baritone die Bösen. Und die Bass-Baritone die besonders schlechten, bösartigen Figuren. „Böse zu sein, macht solchen Spaß“, sagte Bryn Terfel einst in einem Interview mit der „Welt“. Besonders auf der Bühne. Da grollt und donnert er, verführt und vernichtet mit wenigen Gesten. Ob als grausam intriganter Jago in Verdis Otello, korrupter Polizeichef Scarpia in Puccinis Tosca oder gar als Méphistophélès höchstselbst 44 concerti Februar 2017

in Gounods Faust. Dunkle psychologische Facetten hat er diesen und vielen anderen Charakteren verliehen, bis zur proletarischen Verdüsterung in der Titelrolle von Stephen Sondheims viktorianischer Metzelballade Sweeney Todd. Konzert ohne Make-up und Kostüme

Mit Folksongs seiner Heimat im Gepäck war Bryn Terfel 1983 von einem walisischen Bauernhof aus nach London aufgebrochen, um an der Guildhall School of Music vorzusingen.

1992 war es so weit, und Terfel schlug als Jochanaan in Richard Strauss‘ Salome Publikum und Kritiker der Salzburger Festspiele in seinen Bann und wurde fortan als „walisisches Naturereignis“ – auch in Bayreuth – gefeiert. Inzwischen ist der 51-Jährige Vater von drei Söhnen, die ihm oft wichtiger waren als seine Karriere. Als er 2007 seinen Auftritt als Wotan absagte zur Londoner Siegfried-Premiere, weil sich eines der Kinder den Finger gebrochen hatte, erntete er heftige Kritik. „Ich habe damals viele Leute enttäuscht, aber die Familie hat Priorität. Auch Bayreuth versucht mich jährlich auf den Grünen Hügel zu locken, aber da bin ich in Spanien mit den Kindern.“ Da kann sich das Publikum der Dresdner Musikfestspiele freuen, dass Terfels Liederabend auf Mai und nicht in die Sommerferien fällt. „Liederabende“, sagt er, „bringen einen zum Ursprung des Singens zurück. Man steht allein mit seinem Pianisten auf der Bühne, es gibt kein Orchester, keinen Chor, kein Make-up, keine Kostüme. Alles dreht sich um die Lieder und um die Poesie.“ Ein buntes Programm bietet er: Lieder aus der walisischen Heimat sind darunter, etwa von Meirion Williams und Owen Williams, sowie Lieder von Franz Schubert und Robert Schumann – und natürlich manche „Bad Boy“-Arie. Dem Ruf muss man schließlich gerecht bleiben. Teresa Pieschacón Raphael Mi 31.5., 20:00 Uhr Kulturpalast Bryn Terfel (Bassbariton), Eugene Asti (Klavier) Werke von Bryan Davies, Jacques Ibert, Frederick Keel, Franz Schubert, Robert Schumann, Meirion Williams u. a.

Fotos: Benjamin Ealovega/DG, Hans Morren, Harald Hoffmann/DG, Molina Visuals

40. Dresdner Musikfestspiele


Mit Monteverdi zurück in die Renaissance

Mozart im Zeichen des B’Rock

Anima Eterna Als sich 17 Mu­

dichter Konzertkalender, etli­ che Alben und Auszeichnun­ gen beweisen. SN

B’Rock Orchestra Es ist nicht sofort klar, aber es geht um Alte Musik. Jedoch im jungen, fetzigen Gewand! Mit diesem Ziel gründete der Cembalist und Dirigent Frank Agsterib­ be 2005 in Gent ein Ensem­ble, das sich auf die historisch informierte Aufführungspra­ xis spezialisiert hat und in dem junge Musiker mit wech­ selnden Dirigenten zusam­ menarbeiten. In seinen Pro­ grammen verbindet das En­ semble Größen der Barock­ literatur mit unbekannterem Repertoire. Doch auch zeitgenössische Musik kommt, sofern sie denn für das historische Ins­ trumentarium geeignet ist, zum Zuge. Und nicht nur die Konzertliteratur, sondern auch die Oper spielt eine gro­ ße Rolle. In Dresden steht mit Arien aus Don Giovanni, Le nozze di Figaro und Die Zauberflöte sowie mit Auszügen aus mehreren Sinfonien Mo­ zarts beides auf dem Pro­ gramm. SN

Repräsentiert die weibliche Seite des Abends: Anna Prohaska

Ein Spezialist des Barock dirigiert das B‘Rock: René Jacobs

So. 11.6., 20:00 Uhr Annenkirche Anna Prohaska (Sopran), Nikolay Borchev (Bariton), La Folia Barockor­ chester, Robin Peter Müller (Violine & Leitung). Purcell: Dido and Aeneas & King Arthur (Auszüge)

Fr. 9.6., 20:00 Uhr Martin-LutherKirche Mari Eriksmoen (Sopran), Johannes Weisser (Bass), B’Rock Orchestra, René Jacobs (Leitung). Opernarien und Auszüge aus Sinfonien von Mozart

siker 1987 zu einem Barocken­ semble zusammenschlossen, gaben sie sich den Namen „Anima eterna“ (zu deutsch: „ewige Seele“), abgeleitet vom Nachnamen des Leiters Jos van Immerseel. Neben dem Barock wollten sie ebenso die Wiener Klassik aufmischen, was ihnen bereits 1990 mit der Aufnahme aller Klavierkonzerte Mozarts gelang. Über Schubert, Liszt, Brahms und Strauss stieß das Orchester mit Ravel erfolg­ reich bis ins 20. Jahrhundert vor. 2017 steht mit Gershwin ein neuer Vorstoß an. Doch in Dresden geht es mit Werken

von Claudio Monteverdi erst einmal zurück in die Renais­ sance. Sabine Näher

Wie der Vater, so der Sohn: Christoph und Julian Prégardien Do. 1.6., 20:00 Uhr Frauenkirche Marianne Beate Kielland (Mezzoso­ pran), Christoph Prégardien & Julian Prégardien (Tenor), Anima Eterna Brugge, Jos van Immerseel (Leitung). Werke von Monteverdi

Wahnsinnig verrückt und wahnsinnig erfolgreich La Folia Der portugiesische

Begriff „folia“, der sich in ähn­ lichen Schreibweisen auch im Spanischen, Italienischen und Französischen findet, bedeutet Tollheit oder übermütige Aus­ gelassenheit. In der Renais­ sance wurden exzentrische Tänze als „folia“ bezeichnet, die wiederum im Barock wei­ terentwickelt wurden. Wenn sich ein Ensemble diesen Na­ men wählt, ist er Programm: „Im Jahr 2007 trafen sich ein paar verrückte bis wahnsinni­ ge junge Musiker, die Lust hatten, Lärm zu machen“ – so die Eigenaussage. Ein anste­ ckender Wahnsinn, was ein

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40. Dresdner Musikfestspiele

Zeit für Musik Die Uhrenmanufaktur Glashütte Original und die Dresdner Musikfestspiele

gehörte bereits im 17. Jahrhundert zu einem der einflussreichsten Kulturzentren weltweit. Hier versammelte sich die Avantgarde der Kunst, Technik und Wissenschaft. Hier wurde sie gefördert und zu neuen Höhenflügen inspiriert. In dieser Blütezeit der deutschen Kultur liegen auch die Wurzeln der sächsischen Uhrmacherkunst, deren Erfolgsgeschichte ihren Anfang im berühmten Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden nahm. Der Tradition und der Zukunft verpflichtet

Auch der begehrte Festspielpreis wird in der Manufaktur angefertigt

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ass eine Marke wie Glashütte Original sich speziell den schönen Künsten verbunden fühlt, erscheint in Anbetracht der eigenen Leidenschaft für Ästhetik, Fingerfertigkeit und Präzision naheliegend. Mit großer Hingabe engagiert sich die sächsische Manufaktur daher im kulturell-künstlerischen Bereich und setzt auf langjährige Partnerschaften mit hochkarätigen Institutionen.

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Die seit nunmehr 14 Jahren bestehende enge Beziehung zu den Dresdner Musikfestspielen zeigt dies besonders eindrucksvoll und lässt darüber hinaus auf die regionale Verbundenheit der Uhrenfirma schließen. Glashütte Original knüpft damit an die Tradition des inspirierenden Austauschs zwischen Dresden und dem unweit entfernten, im sächsischen Erzgebirge gelegenen Städtchen Glashütte an. Dresden

Ganz im Zeichen dieser Exzellenzkultur, die beide Städte verbindet und prägt, fühlt sich Glashütte Original nicht nur dem Erhalt traditionsreicher Künste verbunden, sondern macht sich auch für die Förderung junger, aufstrebender Talente stark. Der Glashütte Original MusikFestspielPreis unterstreicht dieses Engagement. Er ist Künstlern gewidmet, die nicht nur selbst für höchste Exzellenz in ihrer Disziplin stehen, sondern sich auch für den musikalischen Nachwuchs einsetzen. Der mit 25000 Euro dotierte Preis wird 2017 zum 14. Mal gestiftet und gemeinsam mit den Dresdner Musikfestspielen verliehen. Die überreichte Trophäe wird wie in den vergangenen Jahren von zwei Schülern der manufaktureigenen Uhrmacherschule „Alfred Helwig“ gefertigt. Zu den Preisträgern zählen Künstler wie Gustavo Dudamel, Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker, Hélène Grimaud, Hilary Hahn sowie zuletzt der lettische Dirigent Andris Nelsons. Ana Maria Quandt


Wiedersehen in Dresden Das Curtis Symphony Orchestra spielt erneut bei den Musikfestspielen auf

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inhundert Musiker. Das gilt auch unter Sinfonieorchestern als großes Format. So viele hochbegabte junge Leute spielen im Curtis Symphony Orchestra, einem der renommiertesten Hochschulorchester weltweit. Angesiedelt ist es am Curtis Institute of Music in Philadelphia, zu dessen Absolventen Lang Lang ebenso zählt wie Hilary Hahn oder der Komponist Samuel Barber. Etwas mehr als die Hälfte der Studenten stammen aus den USA, sodass in jedem Jahrgang durchschnittlich zwanzig unterschiedliche Nationalitäten

vertreten sind. Damit Talent und künstlerische Perspektive entscheiden, müssen keine privaten Studiengebühren entrichtet werden. Über 200 Konzerte veranstaltet das Konservatorium im Jahr – vor Ort in Philadelphia und auf internationalen Tourneen. 2012 eröffnete das Curtis Symphony Orchestra als Residenzorchester die Dresdner Musikfestspiele. Auch in diesem Jahr ist es zu Gast in Dresden – gemeinsam mit dem Pianisten Peter Serkin als Solist, der übrigens auch Absolvent des Curtis Institute ist. Christina Bauer

Bereits als Elfjähriger studierte Peter Serkin am Curtis Institute Mi. 24.5., 20:00 Uhr Kulturpalast Peter Serkin (Klavier), Curtis Symphony Orchestra, Osmo Vänskä (Leitung) Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15, R. Strauss: Ein Heldenleben op. 40

Auf neuen Pfaden Francesco Tristano und Cameron Carpenter überschreiten musikalische Grenzen

Fotos: René Gaens/Glashütte Original, Kathy Chapman, Gavin Evans

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Auch Piazzollas Tangomusik spielt Carpenter auf seiner Orgel Fr. 19.5., 21:00 Uhr Reithalle Francesco Tristano (Klavier). Werke von Bach, Tristano u. a. Mo. 5.6., 21:00 Uhr Alter Schlachthof Cameron Carpenter (Touring Organ). Werke von Bach u. a.

lassik trifft Clubkultur. Das ist, kurz gefasst, die Idee von Classical Beats. In dieser Konzertreihe zeigen Künstler, wie viele und vielfältige Möglichkeiten es gibt, um aus den beiden so gegensätzlichen Musikrichtungen etwas ganz Neuartiges zu erschaffen. Jung werden dabei nicht nur die meisten Zuhörer sein, sondern auch die musikalischen Protagonisten selbst, die zudem ihre Instrumente modernisiert haben. Francesco Tristano etwa kombiniert Klavier oder Keyboard mit Sampler, Synthesizer und Effekten. Cameron

Carpenter wiederum ließ sich seine eigene digitale TourneeOrgel bauen und kann auf ihr eine schier aberwitzige Anzahl an Klängen produzieren. Deshalb begnügt sich der Amerikaner auch nicht mit der Orgelliteratur, sondern bewegt sich auf sämtlichen Feldern der Musik. Am Ende hat bei Classical Beats dann aber doch die Clubkultur das Sagen: Dann legt einmal Tristano selbst auf, während nach Carpenters Auftritt der Berliner DJ Johann Fanger das Publikum zum Tanzen auffordert. Christina Bauer Februar 2017 concerti  47


40. Dresdner Musikfestspiele

Hinaus in die Welt Vor fünf Jahren wurde das Dresdner Festspielorchester gegründet und ist inzwischen nicht nur in Sachsens Landeshauptstadt zu erleben. Von Christiane Filius-Jehne

Bereit für die Aufführung: das Dresdner Festspielorchester

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schen Aufführungspraxis verschrieben hat. Die spannende Suche nach dem Originalklang beschränkt sich dabei nicht nur auf die Epoche des Barock, sondern führt die Musiker und ihren Chefdirigenten Ivor Bolton über die Klassik bis in die Spätromantik. Damit steht das Ensemble in der Tradition so renommierter Orchester wie

Concentus Musicus Wien, Les Musiciens du Louvre, des Orchestra of the Age of Enlightenment oder des Orchesters des 18. Jahrhunderts. Die Mitglieder des Dresdner Festspielorchesters, allesamt Spezialisten für historische Aufführungspraxis aus den besten europäischen AlteMusik-Ensembles, musizieren

Foto: Oliver Killig

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it der Gründung des Dresdner Festspielorchesters im Jahr 2012 hat sich Festspiel-Intendant Jan Vogler einen Traum erfüllt und gleichzeitig auch eine musikalische Lücke in der Stadt geschlossen. Denn mit dem Festspielorchester beheimatet Dresden nun auch einen Klangkörper, der sich der histori-


virtuos und mit unbändiger Spielfreude auf Instrumenten, die der Entstehungszeit und dem historischen Hintergrund der aufgeführten Werke entsprechen, was ein ganz besonderes und authentisches Klangbild entstehen lässt. Die begeisterte Aufnahme von Publikum und Presse spiegelt sich auch in der Nominierung für den „International Opera Award“ 2015 wider. In seiner sechsten Saison beginnt für das Festspielorchester ein wichtiger neuer Lebensabschnitt, indem es aus seiner Geburtsstadt Dresden hinaus in die Welt tritt. Dresdner Programm mit Starbesetzung

Anfang Mai ist der Originalklangkörper mit Jan Vogler und Martin Stadtfeld als Solisten in der gerade eröffneten Elbphilharmonie in Hamburg zu erleben, doch schon im April öffnen sich zu Hause in Dresden endlich die Türen des lang ersehnten, hochklassigen Konzertsaals im Kulturpalast, ein Ereignis, das am 30. April auch mit einem Konzert des Dresdner Festspielorchesters feierlich begangen wird. Mit Webers Freischütz-Ouvertüre, Schumanns Vierter Sinfonie und Beethovens virtuosem Tripelkonzert mit Nicola Benedetti, Jan Vogler und Alexander Melnikov als Solisten wird sich die kreative Kraft dieses Klangkörpers dann im neuen musikalischen Herzen der Stadt entfalten. Das mittlerweile zu einer schönen Tradition gewordene Gastkonzert der Festspiele in Berlin führt in diesem Jahr das Festspielorchester in die Hauptstadt. Das Programm, das einen Tag zuvor auch in

der Frauenkirche zu erleben ist, hat eine Dresdner Färbung: Neben der Ouvertüre zu Richard Wagners Oper Rienzi, die 1842 am Königlichen Hoftheater in Dresden ihre Premiere feierte, stehen in der Philharmonie die Vier letzten Lieder von Richard Strauss auf dem Programm, dessen Opern zum größten Teil ebenfalls in Sachsens Landeshauptstadt uraufgeführt wurden. Solistin ist die großartige Waltraud Meier. Den Abschluss des Konzertes bildet Beethovens berühmte Eroica.

und mit Jan Vogler als Solisten während der Festspiele seine erste CD aufnehmen: Robert Schumanns Cellokonzert und seine 2. Sinfonie, die natürlich auf Originalinstrumentarium eingespielt wurden. Auch Jan Vogler hatte hierfür sein Stradivari-Cello mit Darmsaiten bespannt. Seit Oktober liegt diese Aufnahme als klingende Visitenkarte vor – ein wichtiges Ereignis für das Ensemble, bedeutet doch eine CD-Produktion „immer eine noch intensivere Auseinandersetzung mit der Musik“, wie Orchestermanager und Solobassist Licht als Symbol für Freiheit Michael Neuhaus resümiert: und Transparenz „Sie bringt ein Orchester imÜberhaupt stehen die Konzer- mer weiter.“ Die nächsten Jahte des Dresdner Festspielor- re werden spannend. chesters 2017 im Zeichen Beethovens: Mit dem Tripelkon­ Konzert-TIPPs zert, der 3. Sinfonie und Leonore (die Urfassung der Oper Dresden Fidelio kommt beim Ab- So. 30.4., 11:00 Uhr Kulturpalast Nicola Benedetti (Violine), Jan Vogler schlusskonzert in einer nicht (Violoncello), Alexander Melnikov alltäglichen konzertanten Fas- (Klavier), Dresdner Festspielorchester, sung zur Aufführung) ist der Ivor Bolton (Leitung). Weber: Ouvertüre zu „Der Freischütz“, Beethoven: revolutionäre Komponist zen- Tripelkonzert C-Dur op. 56, Schumann: traler Schwerpunkt des dies- Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 jährigen Repertoires des Fest- Sa. 10.6., 20:00 Uhr Frauenkirche spielorchesters. Beethovens Waltraud Meier (Mezzosopran), Festspielorchester, Ivor „Rettungs- und Befreiungs- Dresdner Bolton (Leitung). Wagner: Ouvertüre oper“, für deren Aufführung zu „Rienzi“, R. Strauss: „Vier letzte herausragende Solisten ge- Lieder“, Beethoven: Sinfonie Nr. 3 wonnen werden konnten, Es-Dur op. 55 „Eroica“ 18.6., 20:00 Uhr Kulturpalast wird dabei nicht nur auf his- So. Abschlusskonzert. Beethoven: torischem Instrumentarium „Leonore“. Miriam Clark (Leonore), Eric erklingen: Darüber hinaus gibt Cutler (Florestan) u. a., Dresdner FestBalthasar-Neumannes erstmals eine Zusammen- spielorchester, Chor, Künstlergruppe „Bohème 2020“, arbeit mit dem Festspielpro- Ivor Bolton (Leitung) jekt „Bohème 2020“, das den Hamburg Kulturpalast in eine unge- Di. 2.5. & Mi. 3.5., 20:00 Uhr wöhnliche Opernbühne ver- Elbphilharmonie Martin Stadtfeld (Klavier), Jan Vogler wandeln wird. (Violoncello), Dresdner Festspiel­ Im vergangenen Jahr konnte orchester, Ivor Bolton (Leitung). Werke das Dresdner Festspielorches- von Bach, Beethoven & Schumann ter anlässlich seines fünfjäh- Berlin rigen Bestehens unter seinem So. 11.6., 20:00 Uhr Philharmonie Chefdirigenten Ivor Bolton Künstler und Programm s. Hamburg Februar 2017 concerti   49


40. Dresdner Musikfestspiele

Von wegen nur Verführer! Casanova neu entdeckt mit Sky du Mont und dem Armida Quartett

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er Name Casanova ist im Laufe der letzten Jahrhunderte zur Marke geworden, zum Synonym für erotische Ausschweifungen. Dabei steckt hinter der Fassade des Lüstlings und Liebhabers ein facettenreicher Charakter. Über den Menschen Giacomo Girolamo Casanova weiß man wenig. Oft wird vergessen, dass er auch Intellektueller, Autor und Chronist seiner Zeit war – Attribute, die zwar weniger die Lust an Skandalen nähren, aber den Blick eines scharfsinnigen und scharfzüngigen Geistes auf seine Epoche offenlegen. Eine

enge Verbindung bestand übrigens auch mit Dresden: Seine Mutter war dort Schauspielerin, die Schwester Tänzerin und der Bruder Direktor der hiesigen Kunstakademie. Genau diesen weniger bekannten Seiten der historischen Persönlichkeit widmet sich Sky du Mont, der Grandseigneur des deutschen Films, und liest Auszüge aus den Memoiren des venezianischen Lebemanns und Künstlers. Das vitale Armida Quartett rundet das Programm mit Werken von Haydn und Mozart ab. Ana Maria Quandt

Eine Stimme wie gemacht für dieses Sujet: Sky du Mont Do 8.6., 20:00 Uhr Palais im Großen Garten Casanova oder die Freiheit des Willens. Armida Quartett, Sky du Mont (Sprecher) Werke von Haydn & Mozart

Hollywood trifft Klassik Bill Murray und Jan Vogler im

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Auch ein begnadeter Erzähler: Hollywood-Star Bill Murray So. 4.6., 11:00 Uhr Kulturpalast Bill Murray (Sprecher & Gesang), Mira Wang (Violine), Jan Vogler (Violoncello), Vanessa Perez (Klavier). Werke von Bach, Gershwin, Piazzolla u. a., Texte von Hemingway, Twain u. a. 50 concerti Februar 2017

m Berliner Flughafen bat Jan Vogler einen „netten Herrn“, sein Stradivari- Cello kurz zu halten. Später saß der Mann im Flugzeug neben ihm. Erst im Gespräch und nach einigen Autogrammen, die sein Nachbar immer wieder gab, wurde klar, dass Vogler ganz ungezwungen mit Bill Murray plauderte. Der Cellist und Intendant der Dresdner Musikfestspiele und der HollywoodMime waren sich sofort sympathisch und gar nicht „Lost in Translation“. Als Bill Murray 2014 in Berlin drehte und einen Abstecher zu den Dresdner

Musikfestspielen machte, reifte die Idee zu einem gemeinsamen Projekt, das nun verwirklicht wird: Bill Murray, Jan Vogler & Friends schlagen eine Brücke zwischen Musik und Literatur. Autoren wie Ernest Hemingway, Walt Whitman oder Mark Twain treffen auf Johann Sebastian Bach, Astor Piazzolla, Leonard Bernstein oder George Gershwin und streifen das amerikanische Lebensgefühl. Und genau das kann die Hollywood-Legende mit einem Blick, einer Geste am besten: vom Leben erzählen. AMQ

Fotos: Manfred Esser, Volkswagen AG, Oliver Killing

musikalisch-literarischen Schlagabtausch


Niedersächsisch-sächsische Freundschaft Der Autobauer Volkswagen engagiert sich für Kunst und Kultur und begeistert immer wieder mit überraschenden Projekten – nicht nur bei den Dresdner Musikfestspielen, sondern auf der ganzen Welt

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erbert von Karajan, die Berliner Philharmoniker – und die Kulturförderung von Volkswagen: Bereits 1949 sorgte VW dafür, dass das Orchester und sein weltberühmter Dirigent inmitten der Volkswagen-Produk­ tion spielten. Die Idee, künstlerische Inhalte für ein großes Publikum zu öffnen, bestimmt heute mehr denn je das internationale Engagement der Volkswagen AG. „Denn Kunst und Kultur sind Impulsgeber einer fortschrittlichen Gesellschaft, sie animieren zum Kreativsein und genau daraus er-

wächst Innovation“, fasst Benita von Maltzahn, Leiterin Kultur und Gesellschaft innerhalb der Volkswagen Konzernkommunikation zusammen. Überraschungen gehören dabei zum Konzept. Derzeit steht VW etwa an der Seite der Dresdner Musikfestspiele, um eine ambitionierte Idee Realität werden zu lassen: Einer der weltweit berühmtesten Schauspieler trifft auf einen international renommierten Cellisten, und beide präsentieren ein einzigartiges Bühnenprogramm. Live zu erleben gibt es Bill Murray und Jan

2016 unterstützte VW das Konzert mit dem Singapore Symphony Orchestra unter Lan Shui und Gil Shaham als Solist in Dresden

Vogler bei den Dresdner Musikfestspielen. Die Partnerschaft mit dem Festival schließt an die nachhaltige Arbeit im Freistaat an, die nicht nur neue wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Perspektiven eröffnet hat. So wird die Gläserne Manufaktur, die nunmehr Volkswagens internationales Zentrum für Zukunftsmobilität beheimatet, zur Kulisse des zehnten Jubiläums von „Klassik picknickt“. Am 17. Juni 2017 tritt Starpianist und Volkswagen Kulturbotschafter Lang Lang mit der Sächsischen Staatskapelle unter Leitung von Plácido Domingo als Dirigent auf. Abgerundet wird das Engagement durch Partnerschaften mit dem Kreuzchor, dem Semperopernball und dem Moritzburg Festival. Gleichermaßen aktiv ist die Volkswagen AG in der Unterstützung von Museen und kulturellen Bildungsinitiativen. So ist die Volkswagen Group of America seit 2011 Partner des Museum of Modern Art (MoMA) und des MoMA PS1. In Deutschland engagiert sich Volkswagen zusammen mit der Nationalgalerie – Staatliche Museen in Berlin, und in Großbritannien hat das Unternehmen in diesem Jahr die wegweisende Ausstellung „Engineering the world“ im Londoner Victoria & Albert Museum ermöglicht. Lars-Eric Schuldt Februar 2017 concerti  51


40. Dresdner Musikfestspiele

Kein Geschichtsbuch Ein Interview mit Sven Helbig, der für die Dresdner Musikfestspiele die Musik zum Stummfilm Luther – Ein Film der deutschen Reformation von 1927 komponiert hat. Von Verena Fischer-Zernin

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nlässlich des Reformationsjahres bitten die Dresdner Musikfestspiele zu einem Filmkonzert mit Uraufführung: Sie zeigen den Stummfilm Luther – Ein Film der deutschen Reformation von 1927 (Regie: Hans Kyser). Mit der Musik dazu haben sie Sven Helbig beauftragt. 1968 in Eisenhüttenstadt geboren und dort auch aufgewachsen, lebt der Komponist heute in Dresden. Herr Helbig, haben Sie schon mal einen Film vertont?

Wissen Sie schon, welche Fassung des »Luther«-Films Sie vertonen werden?

Wir wollen eine restaurierte Schnittfassung zeigen. Der Film ist nach seiner Uraufführung scharf kritisiert worden, besonders die Kirchen fühlten sich schlecht dargestellt und haben erreicht, dass einige Szenen zensiert wurden. Die nehmen wir wieder hinein. Wir werden aber kein reines Archivprogramm zeigen.

Fotos: BArch, FILMSG 1/ 10351 (2), Claudia Weingart

Noch nie. Ich beschäftige mich aber sehr viel mit Filmmusik. Es interessiert mich einfach, wie sie gemacht ist. Welches Tempo hat die Szene, wie verbindet sich die Musik mit den Bildern, wo verzichtet man auf Musik?


Auf heutige Betrachter wirkt der Film in Gestik und Aus­ stattung reichlich pathetisch und klischeebeladen.

Ich finde ihn furchtbar antiquiert. Aber das Übertriebene kann man ganz gut ikonographisch verarbeiten, wenn man sich vom Vorgang löst. Eine große Geste wirkt dann eher wie ein Symbol. Nehmen Sie etwa die Gewitterszene, in der Luther die Arme ausbreitet und die Botschaft empfängt. Die kann man herausschneiden und wiederholen.

machen es sich zur Aufgabe, ihre Erkenntnisse in die Breite zu geben, in der Sprache, die man ohne Spezialisierung versteht. Sie schreiben für Chor, Orchester und Elektronik. Wie setzen Sie das Instrumentarium ein?

Was ist Ihre Maxime bei der Bearbeitung?

Ich versuche, eine moderne, diverse Erlebniswelt zu schaffen, statt Instrumente bestimmten Komplexen zuzuordnen. Das klassische Orchester steht nicht für das zu Überwindende und die Elektronik nicht für den Fortschritt. Das wäre zu einfach.

Fernando Carmena, der Videokünstler, und ich waren uns einig, dass wir zum Kern der Sache vordringen müssen. Die Bilder sind Dokumente aus einer vergangenen Zeit. Sie enthalten aber starke Momente, mit denen wir heute weitererzählen können.

Auf jeden Fall! Durch die Mischung von Orchester, Chor und Elektronik klingt die Musik trotzdem neu. Wir wollen Luther aus heutiger Sicht erzählen und kein Geschichtslehrbuch auf die Bühne stellen.

Wie läuft denn der Kompo­ sitionsprozess ab? Bekommen Sie die fertige Fassung vorgesetzt?

Nein, das ist eine Gemeinschaftsarbeit. Ich bekomme immer mal Kostproben, dann passe ich wieder die Musik an und schicke es zurück. Sie sind also mittendrin. Wie wird Ihre Filmmusik wohl klingen?

Meine Musik ist nicht für Spezialisten komponiert. Sie ist auf den ersten Blick einfach nachzuvollziehen. Ganz im Sinne Luthers. Wir bewegen uns heute mit unseren Fähigkeiten und Erkenntnissen oft nur in den eigenen Kreisen, Musiker machen Musik für die Kollegen. Nur wenige Künstler

Komponieren Sie tonal?

Was reizt Sie an Luther?

Mich interessiert nicht, was er 1517 getan hat. Mich interessiert, dass jemand aufsteht und sagt: Ich mach das nicht mehr mit. Wenn wir die Geschichte von Luther heute erzählen wollen, müssen wir von einem Menschen erzählen, der die selbstverständlichsten Dinge hinterfragt. Die Gedankenlosigkeit, mit der wir leben, wird größer. Wenn wir an Konsumentschei­ dungen denken – die halten viele Menschen für Privatsache.

Wir haben heute einen völlig falschen Begriff von Privatheit. Es ist nicht privat, was ich für ein Auto fahre. Der Benzinverbrauch, die Bedingungen, unter denen die Materialien verar-

Sven Helbig ist bekannt als Grenzgänger zwischen den Genres

beitet und eingesetzt werden – das alles hat sehr große Auswirkungen auf die Allgemeinheit. Die Konsequenzen müssen wir dann wieder gemeinsam tragen. Das war zu Luthers Zeiten im Grunde auch so.

Die Frage ist, was es heute zu reformieren gäbe und wie wir die Kraft dafür gewinnen wollen. Das Konzert muss uns dieser Frage näherbringen. Wenn das nicht gelingt, ist es überflüssig. Konzert-TIPP

Dresden Sa. 3.6., 20:00 Uhr Kulturpalast Filmkonzert. MDR Rundfunkchor, MDR Sinfonieorchester, Kristjan Järvi (Ltg.), Sven Helbig (Komposition) Kyser: Luther. Ein Film der Deutschen Reformation (1927, UA der neuen Filmmusik) Februar 2017 concerti   53


40. Dresdner Musikfestspiele

»Mr. Red Horn« lädt ein zur Reise ins Unbekannte Mit dem Posaunisten Nils Landgren beehrt ein klassisch ausgebildeter Jazzer die Musikfestspiele

„vollkommenen Klaviermeister“ betitelte ihn die FAZ. Auch er ist ein Suchender im besten Sinne, der sich nicht mit dem Oberflächlichen zufrieden gibt, sondern stets nach dem Ungehörten und Unvorhergesehenen forscht. Sein Spiel zeichnet sich durch eine konzentrierte Leidenschaft aus, ist immer eine spannende Reise, die den Möglichkeiten und Ausdrucksformen des Jazz buchstäblich auf den Grund geht. Drei Ausnahmemusiker vereint in einem Trio

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usic knows no borders, music is freedom“, lautet das Credo von Nils Landgren. Ein kurzer Satz, der aber alles über den großen schwedischen Jazzposaunisten sagt. Er gehört zu den erfolgreichsten Jazzmusikern in Europa und spricht dabei ein Publikum weit über die Grenzen des Genres an, immer mit der ihm so eigenen positiven und vitalen Energie. Die Vielseitigkeit, Neugier und unbändige Lust am Musikmachen zeigt sich gerade in den unzähligen Facetten des Künst-

54 concerti Februar 2017

lers, der auch als Sänger, Komponist, Festivalleiter und Professor eine prägende Stimme des Jazz geworden ist. „Mr. Red Horn“, wie er gern wegen seiner roten Posaune genannt wird, ist ein Phänomen, das alle Spielarten beherrscht und mal fetzig groovend, mal zart und melancholisch sein Publikum mitreißt. Erforschung des Unerhörten und Unvorhergesehenen

Eine ebenso starke Musikerpersönlichkeit ist der junge JazzPianist Michael Wollny. Als

Fr. 26.5., 20:00 Uhr Gebäude­ensemble Dt. Werkstätten Hellerau Nils Landgren (Posaune), Michael Wollny (Klavier), Wolfgang Haffner (Schlagzeug)

Foto: Sebastian Schmidt

Nils Landgren studierte im schwedischen Karlstadt klassische Posaune und wechselte danach erst zum Jazz

Das einzigartige Trio komplettiert der Schlagzeuger Wolfgang Haffner, der zweifelsohne der bekannteste deutsche Musiker auf seinem Instrument genannt werden darf und national und international mit den Größten seines Fachs musikalisch unterwegs ist. Sein Markenzeichen sind faszinierende Kreativität und ein unverwechselbarer Drive. Wenn diese drei Ausnahmemusiker des Jazz zusammenkommen, können sich nicht nur Liebhaber des Genres auf einen Abend der Extraklasse freuen. Die Intimität der kleinen Besetzung gibt Raum für spannende musikalische Exkurse, für Entdeckungen und verschiedenste Klangfarben. Rhythmen und Melodien werden zu Bausteinen im Wechselspiel zwischen den Künstlern, die neben berauschenden Improvisationen auch Klassiker zu Gehör bringen. Ana Maria Quandt


VIELE KULTUREN, EINE SPRACHE: TANZ.

BREAKDANCER GEGEN BALLETT-SOLISTEN, STREETSTYLE GEGEN CONTEMPORARY, HIP-HOP MISST SICH MIT SPITZENTANZ – „Floor On Fire“ – Ein Film feiert den Tanz. Vielfalt, Virtuosität, Feuerwerk: Die Leidenschaft für den Tanz ist eine Leidenschaft für das Leben selbst. Die Sprache des Tanzes ist universell und lässt Grenzen spielerisch überwinden. Und so verschieden die Stile und Kulturen, am Ende gewinnen alle gemeinsam.

Erleben Sie das Tanzhighlight aus Sachsen im Film auf www.so-geht-sächsisch.de/FloorOnFire


40. Dresdner Musikfestspiele

Programm

Alle Termine der Dresdner Musikfestspiele 2017 auf einem Blick

11:00 Kulturpalast Sonderkonzert. Nicola Benedetti (Violine), Jan Vogler (Violoncello), Alexander Melnikov (Klavier), Dresdner Festspielorchester, Ivor Bolton (Leitung). Weber: Ouvertüre zu „Der Freischütz“, Beethoven: Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56, Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120

18.5. Donnerstag 20:00 Semperoper Eröffnungskonzert. Anne-Sophie Mutter (Violine), Philharmonia Zürich, Fabio Luisi (Leitung). Takemitsu: Nostalghia, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26, Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

19.5. Freitag 20:00 Kulturpalast Orchester des Mariinsky-Theaters, Valery Gergiev (Leitung). Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47, Wagner: Karfreitagszauber aus „Parsifal“, Morgendämmerung, Siegfrieds Rheinfahrt, Siegfrieds Trauermarsch & Schlussgesang der Brünnhilde aus „Götterdämmerung“ 21:00 Reithalle - Straße E® Classical Beats. Francesco Tristano (Klavier). Frescobaldi: Toccata IV, XI & VIII (2. Buch), Bach: Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826, Tristano: Hello, Nach Wasser noch Erde, Eastern Market, Dminorloop, Higashi, Ground Bass (Chaconne) 23:00 Reithalle - Straße E® Classical Beats. Francesco Tristano (DJ)

20.5. Samstag 20:00 Frauenkirche Barbara Felicitas Marin (Sopran), Annekathrin Laabs (Alt), Albrecht Sack (Tenor), Tobias Berndt (Bass), Johann Clemens (Trompete), Erich Markwart (Corno da caccia), Sächsisches Vocalensemble, Mitteldeutsches Kammerorchester, Ludwig Güttler (Trompete, Corno da caccia & Leitung). Werke von Bach, Fasch, Mozart & Vejvanovský 56  concerti Februar 2017

Tipp

20.5. samstag

20:00 Annenkirche Intrada Vokal­ ensemble, Ekaterina Antonenko (Leitung). Schostakowitsch: 10 Poeme auf Texte revolutionärer Dichter op. 88, Schtschedrin: Vier Chöre auf Texte von Alexander Twardowski, Swiridow: Drei Chöre aus der Musik zur Tragödie „Zar Fjodor Joannowitsch“, Schnittke: Drei geistliche Gesänge Das Intrada Vokalensemble, 2006 in Moskau gegründet, erinnert an die Oktoberrevolution vor 100 Jahren mit einem Programm aus dessen russischer Heimat. 20:00 Annenkirche Intrada Vokal­ensemble, Ekaterina Antonenko (Leitung) Weitere Infos siehe Tipp 20:00 Schloss Wackerbarth Radebeul Francesco Piemontesi (Klavier) Mozart: Sonate Nr. 10 C-Dur KV 330, Liszt: Les cloches de Genève & Sonetto 123 aus „Années de pèlerinage“ & St. François de Paule marchant sur les flots aus „Deux légendes“ S 175/2, Schnaus: piece (in soundscape), Schubert: Sonate A-Dur D 959

21.5. Sonntag 11:00 Deutsches Hygiene-Museum Beethoven: Fidelio für Kinder. Taschenoper Lübeck, Sascha Mink (Regie & Licht), Julian Metzger (Leitung) 20:00 Semperoper Diana Damrau (Sopran), Nicolas Testé (Bassbariton), Prague Philharmonia, Emmanuel Villaume (Leitung). Werke von Bellini, Massenet, Meyerbeer, Ponchielli, Thomas & Wagner

22.5. Montag 19:00 Deutsches Hygiene-Museum Opernbaustelle. Schülerinnen und Schüler Dresdner Schulen, Margrit Dürr & Tobias Hagge (Gesang), Ninon Gloger (Klavier), Julian Metzger (Leitung), Sascha Mink (Regie) 20:00 Kulturpalast Jan Lisiecki (Klavier), Sofia Fomina (Sopran), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Chopin: Klavierkonzert Nr. 1, Mahler: Sinfonie Nr. 4

23.5. Dienstag 20:00 Kulturpalast Steven Isserlis (Violoncello), London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski (Leitung). Glinka: Walzer-Fantasie h-Moll, Prokofjew: Cellokonzert e-Moll op. 58, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 15

24.5. Mittwoch 20:00 Festspielhaus Hellerau Extinction of a Minor Species (UA). Dresden Frankfurt Dance Company, Jacopo Godani (Choreografie) 20:00 Kulturpalast Peter Serkin (Klavier), Curtis Symphony Orchestra, Osmo Vänskä (Leitung) Weitere Infos siehe Tipp

Tipp

24.5. mittwoch

20:00 Kulturpalast Peter Serkin (Klavier), Curtis Symphony Orchestra, Osmo Vänskä (Leitung). Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll, R. Strauss: Ein Heldenleben Osmo Vänskä begann als Klarinettist und wechselte bald ans Dirigierpult. In Dresden leitet der Finne eines der besten Nachwuchsorchester weltweit.

Fotos: Ivan Starostin, David DeBalko, Jeff Gerew, Neda Navaee

30.4. Sonntag


Tipp

6.6. dienstag

20:00 Palais im Großen Garten Philippe Quint (Violine), Claudio Bohórquez (Violoncello), Boris Giltburg (Klavier). Prokofjew: Violinsonate Nr. 1 f-Moll op. 80, Auerbach: Violinsonate Nr. 2 „September 11“, Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67 Drei herausragende Solisten teilen sich einen Kammermusikabend und begeben sich in unterschiedlichen Formationen auf Spurensuche durchs russische Repertoire.

25.5. Donnerstag 20:00 Festspielhaus Hellerau Extinction of a Minor Species. Dresden Frankfurt Dance Company, Jacopo Godani (Choreografie) 20:00 Kulturpalast The Century of Percussion. Martin Grubinger (Schlagzeug), The Percussive Planet Ensemble 20:00 Palais im Großen Garten Schumann Quartett. Haydn: Streichquartett Es-Dur Hob. III: 38 „Der Scherz“, Mozart: Streichquartett Nr. 14 G-Dur „Frühlingsquartett“, Beethoven: Streichquartett Nr. 7 F-Dur

26.5. Freitag 20:00 Gebäudeensemble Dt. Werkstätten Hellerau Nils Landgren (Posaune), Michael Wollny (Klavier), Wolfgang Haffner (Schlagzeug) 20:00 Semperoper Jan Vogler (Violoncello), City of Birmingham Symphony Orchestra, Gustavo Gimeno (Leitung) . Mozart: Sinfonie Nr. 31 D-Dur „Pariser“, Britten: Sinfonie für Violoncello und Orchester op. 68, Schumann: Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38

27.5. Samstag 17:00 Dom St. Marien Freiberg David Titterington (Orgel). Bach: Toccata d-Moll BWV 538, Ein feste Burg ist unser Gott BWV 720, Dies sind die heil’gen zehn Gebot BWV 678 & Fuge d-Moll BWV 538, Rinck: Sechs CorelliVariationen op. 56, Wesley: Chorallied und Fuge, Brahms: Präludium und Fuge a-Moll, Rogg: Rezitativ, Passacaglia und Toccata aus Partita sopra „Nun freut euch, liebe Christen g’mein“

19:30 Dreikönigskirche Dresdner Barockorchester. Fasch: Oboenkonzert d-Moll, Konzert B-Dur für Chalumeau, zwei Oboen, Streicher und B. c. & Suite G-Dur für zwei Oboen, Fagott, zwei Hörner, Streicher und B. c., Heinichen: Konzert G-Dur für zwei Traversflöten, zwei Oboen, Streicher und B. c., Pisendel: Sonate c-Moll für zwei Oboen, Streicher und B. c. 20:00 Frauenkirche Sjaella. Mittelalterlicher Hymnus aus Kempten „Veni Creator Spiritus“, Wawer: Morgengesang, Ferrario: Jubilate Deo u. a. 20:00 Kulturpalast Tschechische Philharmonie, Ji ˇ rí Bělohlávek (Leitung). Smetana: Mein Vaterland

28.5. Sonntag 11:00 Semperoper Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker. Werke von Blacher, Carli, Piazzolla u. a. 19:30 Kulturpalast Herbert Schuch (Klavier), Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling (Leitung). Mozart: Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466, Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 12

29.5. Montag 20:00 Schloss Wackerbarth Radebeul Niu Niu (Klavier). Bach: Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825, Schumann: Fantasie C-Dur op. 17, Chopin: Ballade Nr. 4 f-Moll, Liszt: Sonate h-Moll

30.5. Dienstag 20:00 Kulturpalast Max Raabe & Palast Orchester

31.5. Mittwoch 20:00 Kulturpalast Bryn Terfel (Bassbariton), Eugene Asti (Klavier) Werke von Davies, Ibert, Keel, Schubert, Schumann, M. Williams & O. Williams sowie Auszüge aus „Bad Boys“

1.6. Donnerstag 20:00 Frauenkirche Marianne Beate Kielland (Mezzosopran), Christoph Prégardien & Julian Prégardien (Tenor), Anima Eterna Brugge, Jos van Immerseel (Leitung). Monteverdi: Il Combattimento di Tancredi e Clorinda, Tempro la cetra aus „Concerto“ (Madrigalbuch VII), Lamento d’Arianna, Il ritorno d’Ulisse in patria (Auszüge) & L’Orfeo (Auszüge)

2.6. Freitag 20:00 Kulturpalast Kate Lindsey (Mezzosopran), Orchestre de Paris, Thomas Hengelbrock (Leitung). Ravel: Daphnis et Chloé-Suite Nr. 2, Canteloube: Chants d’Auvergne (Auszüge), Mussorgski/Ravel: Bilder einer Ausstellung

3.6. Samstag 20:00 Kulturpalast Filmkonzert. MDR Rundfunkchor, MDR Sinfonieorchester, Kristjan Järvi (Ltg), Sven Helbig (Komposition): „Luther – Ein Film der Deutschen Reformation“ (1927)

4.6. Sonntag 11:00 Kulturpalast Bill Murray (Sprecher und Gesang), Mira Wang (Violine), Jan Vogler (Violoncello), Vanessa Perez (Klavier). Werke von Bach, Gershwin u. a., Texte von Twain u. a. 15:00 Schloss Pillnitz Serenade im Grünen. Dresdner Kreuzchor, Roderich Kreile (Leitung) 20:00 Kulturpalast Leonidas Kavakos (Violine), hr-Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (Leitung). Ligeti: Lontano, Brahms: Violinkonzert, Strawinsky: Le sacre du printemps

5.6. Montag 16:00 Kreuzkirche Mendelssohn: Elias. Maria Perlt (Sopran), Henriette Gödde (Alt), Patrick Grahl (Tenor), Henryk Böhm (Bass), Sächsisches Vocalensemble, Dresdner Motettenchor, Knaben des Knabenchores Dresden, Camerata Lipsiensis, Matthias Jung (Leitung) 20:00 Semperoper Matthias Goerne (Bariton), Sächsische Staatskapelle, Daniel Harding (Leitung). Mahler: Blumine & Kindertotenlieder, Dvořák: Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 21:00 Alter Schlachthof Classical Beats. Cameron Carpenter (Touring Organ). Werke von Bach, Carpenter, Piazzolla, Vierne, Wagner u.a. 23:30 Alter Schlachthof Classical Beats. DJ Johann Fanger

Tipp

7.6. Mittwoch

20:00 Schloss Wackerbarth Radebeul In Mo Yang (Violine), Thomas Hoppe (Klavier). Werke von Bach, Janáček, Milstein, Paganini & Szymanowski 2015 gewann In Mo Yang 20-jährig den Ersten Preis des PaganiniWettbewerbs – eine Sensation, denn zuletzt wurde ein Erster Preis neun Jahre zuvor verliehen.

Februar 2017 concerti   57


40. Dresdner Musikfestspiele

Tipp

13.6. Dienstag

20:00 Palais im Großen Garten Philippe Quint (Violine), Claudio Bohórquez (Violoncello), Boris Giltburg (Klavier) Weitere Infos siehe Tipp

20:00 Palais im Großen Garten Cuarteto Casals Weitere Infos siehe Tipp

7.6. Mittwoch

20:00 Ball- und Brauhaus Watzke Barokksolistene

20:00 Schloss Wackerbarth Radebeul In Mo Yang (Violine), Thomas Hoppe (Klavier) Weitere Infos siehe Tipp 20:00 TU Dresden (Zentrum für Regenerative Therapien) Sound & Science: Musik und Gehirn. Prof. Dr. Gerd Kempermann (Hirnforscher), Prof. Dr. Jürg Kesselring (Neurologe), Christoph Reuter (Klavier)

8.6. Donnerstag 20:00 Palais im Großen Garten Casanova – oder Die Freiheit des Willens. Armida Quartett, Sky du Mont (Sprecher). Werke v. Haydn & Mozart

9.6. Freitag 20:00 Festspielhaus Hellerau White Water & Dust. Cloud Gate Dance Theatre, Lin Hwai-min (Konzept & Choreografie). Musik von Satie, Roussel, Ibert, Saygun, Ohana & Schostakowitsch 20:00 Martin-Luther-Kirche Mari Eriksmoen (Sopran), Johannes Weisser (Bass), B’Rock Orchestra, René Jacobs (Leitung). Mozart: Arien aus Don Giovanni, Le nozze di Figaro, Die Zauberflöte & Die Entführung aus dem Serail, Auszüge aus den Sinfonien Nr. 35, 38, 40 & 41

Tipp

13.6. dienstag

20:00 Palais im Großen Garten Cuarteto Casals. Mozart: Streichquartett Nr. 19 C-Dur KV 465 „Dissonanzenquartett“, Bartók: Streichquartett Nr. 3 cis-Moll Sz 85, Beethoven: Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132 Seit 20 Jahren bringt das Cuarteto Casals frischen Wind in die inter­nationale Kammermusikszene und besucht in seinem Jubiläumsjahr auch die Musikfestspiele.

58 concerti Februar 2017

14.6. Mittwoch 16.6. donnerstag

20:00 Residenzschloss Dresden (Kleiner Schlosshof) Dieter Ilg Trio: Mein Beethoven Beethoven mal anders: Der Kontrabassist und dreifache EchoPreisträger Dieter Ilg präsentiert Jazz-Adaptionen von Werken des Wiener Klassikers aus Bonn.

10.6. Samstag 11:00 Palais im Großen Garten Werkstattkonzert. Dresdner Festspielorchester, Jan Vogler (Moderation). Werke von R. Strauss & Wagner 18:00 Coselpalais Quartett der Kritiker. Susanne Benda, Eleonore Büning, Manuel Brug & Albrecht Thiemann im Gespräch. Diskussion zu Beethovens „Eroica“ 20:00 Frauenkirche Waltraud Meier (Mezzosopran), Dresdner Festspielorchester, Ivor Bolton (Leitung). Wagner: Ouvertüre zu „Rienzi“, R. Strauss: Vier letzte Lieder, Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“

11.6. Sonntag 19:30 Hochschule für Musik Elisabeth Holmer (Mezzosopran), Georg Streuber (Bariton), Olaf Bär (Sprecher), Singakademie Dresden, Sinfonietta Dresden, Ekkehard Klemm (Leitung). Bredemeyer: Lenin - Eine Art Beispiel (UA), Eisler: Kantate „Die Mutter“ u. a. 20:00 Annenkirche Glorious Revolution - England 1688/89. Anna Prohaska (Sopran), Nikolay Borchev (Bariton), La Folia Barockorchester, Robin Peter Müller (Violine & Leitung). Purcell: Dido and Aeneas & King Arthur (Auszüge) 20:00 Philharmonie Berlin Waltraud Meier (Mezzosopran), Dresdner Festspielorchester, Ivor Bolton (Leitung). Wagner: Ouvertüre zu „Rienzi“, R. Strauss: Vier letzte Lieder, Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“

12.6. Montag 20:00 Schloss Wackerbarth Radebeul SaxRevolution! Asya Fateyeva (Saxofon), Valeriya Myrosh (Klavier), Sebastian Doppelbauer (Sprecher)

15.6. Donnerstag 20:00 Frauenkirche Christian Tetzlaff (Violine), Mahler Chamber Orchestra, Daniele Gatti (Leitung). Berg: Violinkonzert, Beethoven: Sinfonien Nr. 2 D-Dur & Nr. 6 F-Dur „Pastorale“

16.6. Freitag 20:00 Palais im Großen Garten Martin Luther: Prediger, Politiker, Privatmensch. Flautando Köln, Thorsten Müller (Percussion), Stefan Bauer (Vibrafon), Martin Brambach (Sprecher) 20:00 Residenzschloss Dresden Dieter Ilg Trio: Mein Beethoven Weitere Infos siehe Tipp

17.6. Samstag 14:00 Überall in Dresden Klingende Stadt 17:00 Neumarkt Dresden singt & musiziert. Balthasar-Neumann-Chor, Dresdner Chöre, Dresdner Festspielorchester, Ivor Bolton (Leitung) 19:00 Frauenkirche Wut - Jelinek, Wagner und Jesus von Nazareth. Christian Borries (Leitung & Regie)

18.6. Sonntag 20:00 Kulturpalast Abschlusskonzert. Beethoven: Leonore (Urfassung „Fidelio“ von 1805) Miriam Clark (Leonore), Eric Cutler (Florestan), Michael Kupfer-Radecky (Don Pizarro), Christina Gansch (Marzelline), Martin Mitterrutzner (Jacquino), Peter Rose (Rocco), Tareq Nazmi (Don Fernando), Balthasar-Neumann-Chor, Dresdner Festspielorchester, Künstlergruppe Bohème 2020, Ivor Bolton (Ltg.)

Tickets & Kontakt: Besucherservice der Dresdner Musikfestspiele Weiße Gasse 8 01067 Dresden Tel. +49 (0)351–656 06 700 besucherservice@musikfestspiele.com

www.musikfestspiele.com

Fotos: Molina Visuals, Till Brönner

6.6. Dienstag


Neues entdecken Dresden bewegt sich. Ein Kraftwerk macht Kultur, jung und energiegeladen. Lassen Sie sich mitreißen. Kraftwerk Mitte Dresden Staatsoperette Dresden „Die Hochzeit des Figaro“ Komische Oper von Lorenzo Da Ponte Musik von Wolfgang Amadeus Mozart in deutscher Sprache ab 13. Mai 2017 „Maria de Buenos Aires“ Tango-Operita von Horacio Ferrer, Musik: Astor Piazzolla ab 23.06.2017

Visit Dresden www.dresden.de/events www.kraftwerk-mitte-dresden.de


reportage

Beziehung auf Zeit Im Rahmen eines Wettbewerbs verleiht die Deutsche Stiftung Musikleben jedes Jahr jungen Musikern historische Instrumente. Ulrike Henningsen begleitete eine Preisträgerin

Fotos: David Ausserhofer

Glückliche Partnerschaft: Olena Guliei mit ihrem erspielten Cello von Joseph Antonius Rocca

60 concerti Februar 2017


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ief versunken in die Klänge ihres Cellos spielt Olena Guliei am Sonntagmorgen im Spiegelsaal des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe einen Satz aus Prokofjews Sinfonia concertante. Ihr Ton ist kraftvoll und warm. 20 Minuten hat die junge Ukrainerin Zeit, um die fünf Mitglieder der Jury davon zu überzeugen, dass eines der wertvollen Celli gut zu ihr passen würde. Erleichtert sei sie, bekennt die Cellistin nach ihrem souveränen Auftritt mit einem schüchternen Lächeln. Vor vier Jahren kam die in ­Kiew geborene Olena Guliei an die Hochschule für Musik und Theater nach Hamburg. An der Nationalen TschaikowskyMusikakademie ihrer Heimatstadt hatte sie, damals 23-jährig, ihren Bachelor gemacht, in Hamburg schloss sie dann nach zwei Jahren ein Master-Studium ab und studiert seitdem weiter mit dem Ziel Konzertexamen. Das Cello, mit dem Olena Guliei sich beim Vorspiel präsentiert hat, ist ein Leihinstrument der Hochschule. Ihr Professor Bernhard Gmelin riet seiner Studentin zur Teilnahme am 24. Wettbewerb des Deutschen Musinstrumentenfonds, denn um ihre Begabung voll entfalten zu können, braucht Olena Guliei ein besseres Instrument. Die erste Begegnung

Die renommierten Streicher der Jury des 24. Wettbewerbs hat die Cellistin überzeugt. Mit einem kleinen weißen Zettel in der Hand kommt sie von der Besprechung ihres Ergebnisses am Nachmittag zurück. „Vio-

Die Wettbewerbs-Jury: Troels Svane, Rudolf Gleissner, Igor Ozim, Stephan Picard und Volker Jacobsen (v. l.)

loncello von Joseph Antonius Rocca” steht darauf geschrieben. Dieses Instrument darf sie heute mitnehmen. Sein Vorbesitzer Matthias Johannsen hatte es in den vergangenen fünf Jahren in vielen Konzerten und wichtigen Vorspielen eingesetzt und sich zuletzt mit diesem Cello im Auswahlverfahren um eine Professur durchgesetzt. Strahlend nimmt Olena Guliei das Streichinstrument von 1839 am Abend im Rahmen eines Festkonzerts aus den Händen der Treugeberin Dr. Monika Blankenburg, die außerdem noch eine Patenschaft für die Cellistin übernommen hat, in Empfang. „Super!“ ist der einzige Kommentar der sprachlosen Musikerin. Frühling – das erste Gespräch

Acht Wochen später kann Olena Guliei schon mehr erzählen. Zum ersten Gespräch über das Violoncello hat sie eine befreundete Geigerin mitgebracht, die beim Übersetzen hilft. Bei den ersten Sätzen ist das noch nicht nötig: „Ich habe gedacht, es ist mein Instrument“, beschreibt Olena Guliei

die ersten Versuche mit dem Cello „Ich habe gespürt, dass es zu mir passt.“ Die Ukrainerin kommt aus einer Musikerfamilie. Die Eltern und die Schwester spielen Geige, für Olena suchte die Mutter das Cello aus. Im Alter von sechs Jahren bekam sie den ersten Unterricht, am ersten Wettbewerb nahm Olena mit acht Jahren teil, und schon damals wurde ihr klar, dass musizieren weit mehr war als nur ein Hobby. Erst zwei ganze Violoncelli habe die Musikerin in ihrer Laufbahn gespielt, übersetzt die Freundin. Niemals, so betont sie, hätte Olena sich ein so teures Violoncello, wie sie jetzt spielen darf, leisten können. Die Annäherung an ein neues Instrument ist ein Prozess, der Geduld erfordert. Die Cellistin betont, dass gerade bei diesen wertvollen Instrumenten jedes seine eigene Farbe habe und man Zeit brauche, um alles zu entdecken. Jedes Instrument sei wie eine andere Welt. Aber eine Eigenschaft des Cellos von Rocca erleichtert die Suche. „Es antwortet schneller“, erklärt sie Februar 2017 concerti   61


reportage

menden Wochen in Italien folgen – diesmal mit dem neuen Cello. Sommer – das zweite Gespräch

Auch beim nächsten Treffen hilft die Freundin wieder bei der Verständigung und erzählt in Olena Gulieis Namen, dass das Violoncello nun ein Teil der Cellistin geworden sei. Die Beschäftigung mit dem Ausdruck stand für diese in den vergangenen Monaten im Vordergrund. Dabei hat sie deutlich gespürt, wie sehr ihr das In­ strument von Rocca dabei hilft, ihre musikalischen Ideen umzusetzen, denn sie kann auf diesem deutlich mehr Klangfarben erzeugen als auf ihrem vorherigen Cello und auch die Artikulation differenzierter gestalten.

Seit Februar 2016 spielt Olena Guliei das Violoncello aus dem Jahre 1839

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zum wettbewerb

Im zweistelligen Millionenbereich liegt der Versicherungswert des Deutschen Musikinstrumentenfonds, der 1993 ins Leben gerufen wurde. Seither verleiht die Deutsche Stiftung Musikleben aus diesem Fonds historische Instrumente über einen jährlichen Wettbewerb an hochbegabte Nachwuchskünstler. So wurden im letzten Jahr rund 50 Geigen, Bratschen und Celli vergeben. Im Februar findet der Wettbewerb zum 25. Mal statt und darf somit ein Jubiläum feiern.

Auf der Konzertreise hat sich auch der positive Eindruck beim Zusammenspiel betätigt. Durchweg beglückende Konzerterfahrungen habe sie mit ihrem Pianisten daher in Italien gemacht, freut sich die Cellistin noch im Nachhinein. Da Olena Guliei ungern fliegt, ist die junge Ukrainerin mit der Bahn unterwegs gewesen. Dabei hat sie ihr Instrument nie aus den Augen gelassen. Selbst auf die Toilette hat sie es mitgenommen. Zu groß war die Sorge, dass ihm etwas zustoßen könnte. Nicht allein wegen der Kosten, die dann entstehen würden, weicht die Musikerin ihrem Cello nicht von der Seite. „Es ist wie ein lebendiges Wesen“, begründet sie die Vorsicht. In den Sommerferien allerdings wird sich Olena Guliei zum ersten Mal vom Instrument trennen. Sie fährt für zwei Wochen nach Kiew zu ihrer Familie, die sie seit einigen Jahren nicht mehr gesehen

Fotos: David Ausserhofer

auf Deutsch: „Und es versteht schneller, was ich möchte.“ Zwei Wochen spielte Olena Guliei zunächst nur Zuhause und im Unterricht, bevor sie das Cello zu Proben mitnehmen konnte. Während der Arbeit mit ihrem Kammermusikpartner Volodymyr Lavrynenko war dann sofort eine deutliche Veränderung zu spüren. Bei den Proben mit dem alten Instrument hatte sich der Pianist immer zurückhalten müssen. Nun schaffen es beide besser, eine klangliche Balance herzustellen. Das Duo hatte im September 2015 beim „Premio Trio di Trieste“ unter 37 Bewerbern den ersten Preis und den Publikumspreis erspielt. Neben dem Preisgeld bekamen sie damit auch die Möglichkeit, Konzerte zu geben. Einige sollen in den kom-


Teures Gut: Auch Stradivariund Guarneri-Geigen hat die Stiftung zu verleihen

hat, und möchte das Violoncel- und Probespielen für Orches- eine finanzielle Zuwendung, lo, für das sie zur Ein- und terstellen. Auch das Konzert- mit der Olena Guliei einen Teil der Studien- und LebenshalAusreise ein spezielles Doku- examen rückt näher. ment bräuchte, lieber in Ham- „Ich habe großes Glück gehabt tungskosten sowie die Kosten burg in der Obhut ihrer mit dem Cello“, betont Olena für die InstrumentenversicheSchwester lassen. Guliei. „Ich bin noch motivier- rung bezahlen kann. ter, denn ich kann viel mehr „Das ist eine große Hilfe“, beHerbst – das dritte Gespräch technisch umsetzen und auch kräftigt Olena Guliei noch Diesmal kommt Olena Guliei viel kraftvoller spielen.“ So einmal. Denn damit schaffe sie allein und spricht mutiger kraftvoll, dass sie sich auch als es besser, beim Spielen den Deutsch. Die Cellistin wirkt Solistin vor einem Orchester Druck der herausfordernden ernster als im Sommer. Mit der behaupten könnte. Lebenssituation auszublenden Reise in die Heimat sind die Die Deutsche Stiftung Musikle- und sich voll auf die Musik zu Probleme dort wieder in den ben unterstützt die Musikerin konzentrieren. Gelingen diese Vordergrund gerückt. Zwar sei nicht nur mit dem In­strument. Momente so wie am Sonntagsie in Kiew nicht unmittelbar Dreimal ist Olena Guliei im morgen im Februar, berührt von den Auswirkungen des Rahmen von Konzerten aufge- die junge Cellistin ihre ZuhöKriegs betroffen, betont die treten, die die Mitarbeiter der rer mit ihrem Spiel, weil man Ukrainerin und ergänzt: „Aber Stiftung geplant haben, und da spürt, dass sie etwas zu erzähich spüre eine innere Unruhe, die Förderung langfristig an- len hat: „Wenn ich spiele, ist wenn ich an die Zukunft mei- gelegt ist, werden weitere fol- es wie ein anderes Leben. Ich nes Landes denke.“ gen. Dazu kommt die Vermitt- habe meine Geschichte im In diesem Jahr wird Olena Gu- lung von Auftritten bei renom- Kopf.“ liei wichtige Prüfungen beste- mierten Festivals wie dem hen müssen. Im Februar prä- Schleswig-Holstein Musik Wettbewerbs-TIPP sentiert sie sich wieder der Festival und den Festspielen Hamburg Jury beim 25. Wettbewerb des Mecklenburg-Vorpommern. Deutschen Musikinstrumen- Außerdem steht die Cellistin Fr. 24.2. & Sa. 25.2., 9:00–18:00 Uhr & So. 26.2., 9:00–12:00 Uhr tenfonds, und die entscheidet stetig in Kontakt mit ihrer Pa- Museum für Kunst und Gewerbe dann über die Leihgabeverlän- tin. Es bedeutet Olena Guliei (Spiegelsaal) gerung. Außerdem plant die viel, dass diese regelmäßig zu 25. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds. Ukrainerin die Teilnahme an ihren Konzerten kommt. Die Öffentliche Wertungsspiele. Instrumentalwettbewerben Patenschaft beinhaltet auch Einlass alle 20 Minuten, Eintritt frei Februar 2017 concerti   63


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Foto: Dietmar Rabich-Wikimedia Commons, gemeinfrei, Damir Begovic/Hapag-Lloyd Cruises, shutterstock

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