Auf den Spuren der Südtiroler Bergmilch Ausflüge zu Bauernhöfen unserer Mitglieder
Oswald Stimpfl
Auf den Spuren der Südtiroler Bergmilch Ausflüge zu Bauernhöfen unserer Mitglieder
Folio Verlag Wien – Bozen
Hinweis Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sämtliche Informationen wurden gewissenhaft recherchiert, doch Ruhetage können sich kurzfristig ändern. Daher empfehlen wir Ihnen, sich vorher bei den einzelnen Betrieben telefonisch über die Öffnungszeiten zu informieren. Die beschriebenen Ausflüge werden auf eigenes Risiko unternommen; Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung. Für die Wanderungen wird die Mitnahme von geeignetem Kartenmaterial empfohlen oder Sie planen Ihre Wanderung mithilfe von www.trekking.suedtirol.info Dank Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott an alle, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. In erster Linie unseren Mitgliedern, den Bäuerinnen und Bauern, die sich zur Verfügung gestellt und sich Zeit genommen haben, dem Autor Rede und Antwort zu stehen. Weiters danken wir der Organisation „Roter Hahn“ des Südtiroler Bauernbundes in der Person von Hans J. Kienzl. Ein besonderer Dank geht aber an Oswald Stimpfl, unseren Autor, Hermann Gummerer und seinen MitarbeiterInnen vom Folio Verlag, die sich sofort von unserer Idee überzeugen ließen und sie mit viel Einsatz realisiert haben.
B i ld n a c hw e i s Titelfoto: Lüch de Survisc, © Oswald Stimpfl Archiv Bergmilch Südtirol Gen u. landw. Ges.: S. 10, 11, 128. Die Fotos der folgenden Seiten wurden von den jeweiligen Höfen zur Verfügung gestellt: S. 33, 34, 73 u. r., 74, 75, 105 u. r., 118 r., 123 o. r. Alle übrigen Fotos stammen von Oswald Stimpfl. S y mbol e
Dieser Betrieb trägt das Gütesiegel des Roten Hahns. Unter der Marke Roter Hahn vereint der Südtiroler Bauernbund 1.600 authentisch geführte Höfe in allen Teilen des Landes. Die drei Produktlinien „Urlaub auf dem Bauernhof“, „Bäuerliche Schankbetriebe“ und „Qualitätsprodukte vom Bauern“ stehen für unverfälschtes Reise-Erlebnis und Qualität. www.roterhahn.it
Ausgangspunkt Gehzeit bzw. benötigter Zeitrahmen Tourenlänge Höhenunterschied empfohlene Jahreszeit © Oswald Stimpfl und Bergmilch Südtirol Gen. u. landw. Ges. Gesamtherstellung: Folio Verlag Wien/Bozen Grafik: no.parking, Vicenza Druckvorbereitung: Typoplus, Frangart Printed in Italy www.mila.it
Inhaltsverzeichnis
VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 MIT LIEBE GEMOLKEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 GESCHICHTE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Wo unsere Bergmilch herkommt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1 Der Greinhof am Reschensee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Der Rameishof in Prämajur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Der Inner-Glieshof in Matsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Der Rainalterhof hoch über Tartsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Der Niederhof in Martell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Der Niedermairhof am Vinschger Sonnenberg . . . . . . . . . . . . . . . 7 Der Außerstauderhof in Passeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Der Christlhof bei St. Martin in Passeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Die Oberglanegg-Alm in Hinterpasseier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Der Wegleithof in Ulten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Der Beimsteinhof in Vöran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Der Wargerhof in Mölten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Der Oberfahrerhof auf dem Salten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Der Haflingerhof in Jenesien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Der Wieserhof in Reinswald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Der Ebnicherhof bei Oberbozen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Der Oberpfaffstallerhof bei Klobenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Der Unichhof bei Aldein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Der Bayrlhof in Deutschnofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Der Koflerhof in Tiers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Der Fronthof in Völser Aicha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Der Lüch de Survisc in Wengen/La Val . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Der Mersahof in Corvara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Der Oberhof in Rein in Taufers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Der Untereggerhof in Weißenbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Der Gönnerhof in Percha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Der Niedristhof in Aschbach bei Percha . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Der Oberredensbergerhof bei Rasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Der Bergerhof in Antholz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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aus SüdtirolS SPEISEKARTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Vorwort Liebe LeserInnen und Freunde unserer Bergbäuerinnen und Bergbauern! Woher kommt eigentlich die Südtiroler Bergbauernmilch, die für die Herstellung der vorzüglichen heimischen Milchprodukte verwendet wird? Wenn Sie liebe LeserInnen nicht aus Südtirol stammen, in Ihrer Freizeit nicht in den Bergen unterwegs sind oder nicht unmittelbar neben einem Bauernhof wohnen, haben Sie sich diese Frage sicher schon gestellt. Unsere bäuerliche Genossenschaft Bergmilch Südtirol hat rund 3300 Mitglieder, Bauern aus allen Landesteilen Südtirols, die mit größtem Einsatz und mit Hingabe den Hof bewirtschaften und die Felder bearbeiten, das Vieh versorgen und tagtäglich die frische Milch anliefern. Mit diesem Büchlein möchten wir Ihnen die „MilaWelt“ etwas näher bringen, Ihnen von unseren Bäuerinnen, Bauern und Höfen erzählen und sie vielleicht auch dazu animieren, den einen oder anderen Bauernhof persönlich kennenzulernen und Ausflüge zu unternehmen, die bei einem unserer zahlreichen Mitgliedsbauernhöfe vorbeiführen. Wir haben stellvertretend rund 30 Bauernhöfe ausgewählt, die alle Gebiete in Südtirol, aus denen unsere Mitglieder stammen, abdecken, um so die verschiedensten Realitäten der Südtiroler Berglandwirtschaft und unserer Bauern aufzeigen zu können. Folgen Sie den Spuren der Südtiroler Bergmilch, wir wünschen Ihnen dabei viel Spaß und vielleicht so manche neue Bekanntschaft mit fleißigen und naturverbunden Menschen. Ihnen haben wir unsere köstliche Milch, das weiße Gold der Alpen, zu verdanken! Joachim Reinalter, Obmann der Bergmilch Südtirol Gen. u. landw. Ges.
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Mit Liebe gemolken Morgens, 5.15 Uhr: Bäuerin Monika Gamper tritt aus dem 1400 m hoch gelegenen Hof Platzair in St. Martin im Kofel / Vinschgau ins Freie. Ein kurzer Blick hinab ins 800 m tiefer gelegene Tal. Dann hinein in den Stall: melken, ausmisten, füttern … Gegen 8 Uhr ist die Arbeit getan, die Milch mit der Seilbahn zu Tal geschickt. So wie Familie Gamper melken jeden Morgen 5.135 Südtiroler Bauern und Bäuerinnen ihre Kühe: Das Rad der Südtiroler Milchwirtschaft beginnt sich zu drehen. Die Sammelwagen der zehn Südtiroler Milchhöfe holen die Milch auch des entlegendsten Hofes ab, und zwar jeden Tag! Das ist europaweit fast einzigartig! In anderen Regionen Europas wird die Milch nur mehr alle zwei bis drei Tage abgeholt. Triebfeder der Milchwirtschaft sind die Milchhöfe. Sie sind genossenschaftlich organisiert, gehören also ihren Mitgliedern, den Bauern selbst. Es gibt zwar 70 Hofkäsereien und 60 Almsennereien, aber 99 Prozent der in Südtirol produzierten Milch – jährlich über 370 Mio. kg! – werden an die Genossenschaften geliefert. Allein könnten die kleinen bäuerlichen Betriebe mit weniger als 15 Kühen im Stall am Milchmarkt niemals bestehen. Also übernehmen die Genossenschaften die gemeinsame Verarbeitung und Vermarktung. Mit Erfolg: Südtirols Milchprodukte sind in Südtirol, im Hauptabsatzmarkt Italien und zunehmend auch über die Grenzen hinaus geschätzt und geliebt. Der weitaus größte Milchhof des Landes ist „Bergmilch Südtirol“. Über 3.200 Mitglieder produzieren beinahe 60 Prozent der gesamten Südtiroler Milchmenge. Ihren Namen trägt die Genossenschaft übrigens erst seit 2013, nachdem die beiden Milchhöfe „Mila“ und „Senni“ nach einem langjährigen Prozess des Zusammenwachsens fusioniert hatten. Deren Namen bleiben allerdings als gut eingeführte Marken für die breite Palette an Qualitätsprodukten erhalten: Joghurt, Schnittkäse, Mascarpone, H-Milch, Frischmilch, laktosefreie Milch, Butter, Frischsahne, Frischkäse. Südtirols Bauern wissen: Ihre produzierte Milchmenge ist gemessen am Weltmarkt winzig klein. Sie arbeiten unter schweren Bedingungen, mit Billigprodukten großer Produzenten in Gunstlagen können sie nicht mithalten. Daher setzen Südtirols Milchhöfe auf Qualität. Sie haben mit dem Südtiroler Sennereiverband ein äußerst strenges Kontrollsystem aufgebaut und verzichten freiwillig auf gentechnisch verändertes Futter. Bisher ist die Strategie aufgegangen: Das Niveau des Milchauszahlungspreises liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Dennoch kämpfen die Bauern mit hohen Produktionskosten und beschwerlicher
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Arbeit. Der Großteil von ihnen bessert sein Einkommen durch zusätzliche Tätigkeiten am Hof oder bei anderen Arbeitgebern auf. Dennoch sind sie fast durchwegs mit Leib und Seele Bauern geblieben; mit Begeisterung und Berufsstolz mähen sie die Wiesen, melken die Tiere und bemühen sich um beste Milchqualität. Am liebsten wäre jeder von ihnen der Beste! Das aber schafft jedes Jahr nur einer. Ihm verleiht der Sennereiverband den Titel „Landesbester Milchlieferant“. Im Frühjahr 2013 war dies Familie Gamper am Vinschger Sonnenberg. Vielleicht kommen ja Sie, liebe Leserinnen und Leser, selber einmal beim Platzair vorbei, wenn Sie sich – wie in diesem Büchlein wärmstens empfohlen – auf Wanderschaft zu Südtirols Milchhöfen begeben … von Guido Steinegger, Chefredakteur „Südtiroler Landwirt“
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Geschichte Mila Die Geschichte der heutigen Mila reicht bis in das Jahr 1962 zurück. Am 17. März 1962 versammelten sich um 14 Uhr im Hotel Spondinig zehn Vertreter verschiedener Vinschger Sennereien mit dem Notar Dr. Peter von Ehrenstein, um die Vereinigten Sennereien Vinschgau (VSV) zu gründen. Sie hatten zwei Ziele: Zum einen sollte das bereits in Bozen bestehende Pasteurisierungszentrum Vinschgau – damals im Besitz der Sennereien Partschins und Rabland – als Frischmilchbetrieb der Vereinigten Sennereien Vinschgau genutzt werden. Zum anderen wurde der Bau eines Verarbeitungsbetriebs der Vereinigten Sennereien Vinschgau in Spondinig geplant. Am 28. Oktober 1963 zählte die VSV bereits 30 Mitgliedsbetriebe. Da diese aus verschiedensten Regionen Südtirols stammten, beschlossen Johann Laimer und Rudolf Zadra, der Obmann und der Direktor der Vereinigten Sennereien Vinschgau, sowie 28 der 30 Mitglieder, der Genossenschaft einen neuen, nicht geografisch gebundenen Namen zu geben: Aus den Anfangsbuchstaben von Milch und Latte entstand Mila, ein Name, der bis heute für eine Erfolgsgeschichte steht.
Chronik 1962: Zehn Vinschger Sennereien gründen die Vereinigten Sennereien Vinschgau (VSV).
1976: Einstellung der Produktionstätigkeit der Milchhöfe Bozen und Vinschgau.
1963: Die VSV zählen 30 Mitgliedsbetriebe. Die Vereinigten Sennereien Vinschgau werden umbenannt in Südtiroler Molkereien. Der Name Mila (Milch = Mi, Latte = la) wird geboren und die Vereinigung firmiert fortan mit Mila Südtiroler Molkereien Gen.m.b.H.
1977: Beginn der Produktion von Frischmilch, Frischrahm, Butter und Topfen in Bozen, Kampiller Straße 13/A (heute Innsbrucker Str. 43): Das erste Joghurt unter dem Markennamen Mila wird abgefüllt.
1974: Baubeginn des neuen Mila-Werks am linken Eisackufer in Bozen-Kampill.
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Heute werden im Werk Bozen Joghurt, Frischmilch, Frischrahm, H-Milch und Butter hergestellt.
Milchhof Bruneck (Senni) Am 20. April 1949 wurde die Genossenschaft mit dem Namen Milchhof Bruneck Gen.m.b.H. mit Sitz in Bruneck gegründet. Das Milcheinzugsgebiet erstreckt sich über das Pustertal von St. Sigmund bis Niederdorf einschließlich der Nebentäler: Gadertal, Tauferer Tal, Ahrntal, Antholzer Tal, Gsieser Tal und Pragser Tal. Im Jahr 1953 wurde ein erster Milchverarbeitungsbetrieb im Zentrum von Bruneck errichtet. Durch das ständige Ansteigen der Milchanlieferung war schon im Jahre 1967 die Planung eines neuen, größeren Verarbeitungsbetriebes in Bruneck nötig. Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Bau im November 1974 seiner Bestimmung übergeben. Die Genossenschaft hat mit diesem Betrieb jahrzehntelang ein vielseitiges Sortiment an Molkereiprodukten entwickelt, die alle unter der Marke Senni vertrieben wurden. Heute wird im Werk Bruneck vorwiegend Käse und Mascarpone hergestellt.
Milkon Südtirol 1997 wurde die Milkon Südtirol gegründet. Sie war eine Genossenschaft zweiten Grades, bestehend aus den Basisgenossenschaften Mila Gen. und landw. Ges. sowie Milchhof Bruneck Gen. und landw. Ges. (Senni).
Südtiroler Bergziegenmilch Genossenschaft Im Juni 2006 wurde die Südtiroler Bergziegenmilch Genossenschaft gegründet. Sie hat insgesamt 19 Mitglieder. Diese befinden sich in Passeier, Sand in Taufers, St. Lorenzen und Natz/Schabs. Die angelieferte Ziegenmilch wird zu Ziegenfrischmilch, Ziegenmilchjoghurt und Ziegenkäse verarbeitet.
Bergmilch Südtirol Durch die Fusion der Genossenschaften Mila und Senni wurde am 1. Jänner 2013 die Genossenschaft ersten Grades Bergmilch Südtirol Gen. u. landw. Ges. gegründet.
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Wo unsere Bergmilch herkommt
Werk Bozen Werk Bruneck
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Der Greinhof am Reschensee Den Vinschgau charakterisieren die Kontraste: Während in manchen Abschnitten steil aufragende Bergriesen das von der etsch durchflossene Tal umrahmen – etwa die schneebedeckten Gletscher der Ortlergruppe oder die kaum minder hohen Gipfel der Ötztaler Alpen –, sind Feriengäste oft von der weiten, offenen Landschaft rund um den Reschensee mit seinem „versunkenen“ Kirchturm überrascht. Unser Ausflug führt zum Greinhof am südwestufer des sees. Der Greinhof ist in ruhiger Lage nahe dem Waldrand in Wiesen gebettet, er liegt etwas erhöht über dem Wasserspiegel des Reschensees auf 1566 m Meereshöhe. Die wenig befahrene straße von st. Valentin nach schöneben und Rojen führt in der nähe vorbei. im sommer kehren gerne Radfahrer, ganzjährig Wanderer in den Hofschank ein, denn der Vinschger Radweg sowie Wanderrouten führen nahe am Haus vorbei.
waS der hof Bietet Kassian Plangger, der Großvater der Bäuerin, kaufte in den 1930erJahren den Greinhof. Der etwa 400 Jahre alte Bauernhof lag damals noch etwas tiefer als das jetzige Haus in der nähe des seeufers. Die Zufahrt war beschwerlich, außerdem wurde 1949/50 der Reschensee aufgestaut. Damit wurden die ertragreichen, ebenen Wiesen vom Wasser verschlungen, nur die höher liegenden, steilen blieben übrig. ein schwerer schlag für die Bauern. Veronika Plangger, die heutige Bäuerin, war erst 16 Jahre alt, als das schicksal abermals zuschlug. Am 25. november ovember 1980 stürzte auf ddem Heimweg vom KatharinaKirchtag in Graun ein Auto in den Reschensee – alle sechs insassen ertranken, darunter auch ihre beiden Brüder. Wenige Jahre später verstarb auch der Vater. so mussten die Witwe Aloisia und ihre Tochter den Hof alleine weiterführen. 1988 heiratete Veronika und beschloss im selben Jahr mit ihrem Mann, etwas erhöht auf einem ebenen Platz eine neue Hofstelle zu errichten.
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Heute werden auf dem Hof etwa 15 Rinder, darunter neun Melkkühe und etwas Jungvieh, etliche Ziegen, Schweine und Hühner gehalten. Die Milchlieferung erfolgt täglich zur Sammelstelle in St. Valentin. Von den vier Kindern hat ein Sohn bereits die Landwirtschaftsschule Fürstenburg in Burgeis abgeschlossen. Im Winter arbeitet er in Österreich bei einer Liftgesellschaft, im Sommer auf dem elterlichen Hof. Die Hofnachfolge scheint also gesichert. Mittlerweile wurde auch der erwähnte Hofschank eröffnet, dessen Einkünfte zum Unterhalt beitragen. Es hat sich nämlich herumgesprochen, dass Veronika Plangger sehr gut und gerne kocht. Die zahlreichen Gäste schätzen die einfache Hausmannskost, darunter verschiedene Knödel, Nocken, Braten und Gulasch, das hausgemachte Roggenbrot nach traditioneller Vinschger Art mit Sauerteig, die verschiedenen Kuchen, Säfte und das Gemüse aus dem Garten. Vom eigenen Acker kommen auch die Kartoffeln sowie die Kohlköpfe, aus denen Sauerkraut gemacht wird. Der Hausherr, Walter Stecher, war Tischler und hat seinen Beruf gegen die Landwirtschaft getauscht. Sämtliche Holzarbeiten im Haus stammen aber noch aus seiner Hand, so auch die gemütliche, getäfelte Gaststube.
Wie kommt man hin? Am nördlichen Dorfende von St. Valentin auf der Heide von der Staatsstraße nach Westen abbiegen und rund 2 km den Hinweistafeln „Schöneben“ folgen, bis rechts die beschilderte Zufahrt zum Greinhof abzweigt. Greinhof, Familie Stecher, Graun 1, 39027 Graun im Vinschgau, Tel. 0473 634574, von Weihnachten bis Ostern und von Mitte Juni bis Anfang Oktober geöffnet, Mi Ruhetag.
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Der „versunkene“ Kirchturm Bei Graun ragt unübersehbar und überraschend ein Kirchturm aus dem Reschensee. Das viel fotografierte Motiv ist der letzte Zeuge von Alt-Graun. Um elektrische Energie zu gewinnen, wurde 1949 ein Staudamm errichtet. Die alten Bauernhäuser und die Kirche, die sich auf dem Gelände befanden, wurden bis auf den Kirchturm gesprengt und die fruchtbaren Wiesen und Felder geflutet. Im Museum der Gemeinde Graun werden die Geschichte der Seestauung sowie die Zerstörung und der Wiederaufbau der Dörfer Reschen und Graun anhand einer Fotodokumentation veranschaulicht. Gemeindemuseum Graun, Altes Gemeindehaus in Graun, Tel. 0473 633127.
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P TIP Rund um den Reschensee Den Reschensee umrundet ein schöner Radweg bzw. ein familienfreundlicher Wanderweg. An der Ostseite folgt er dem Seeufer und verläuft eben, an der Westseite führt er über Wiesen und durch Wald sanft auf und ab.
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Infos in Kürze Parkplatz Talstation Umlaufbahn Schöneben, 1502 m insgesamt ca. 4–5 Stunden ca. 15,5 km 200 Höhenmeter Einfache, aber lange Wanderung, mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs
Davon würden sich andere gern eine Scheibe abschneiden! Intensiv und aromatisch im Geschmack, delikat am Gaumen – der Stilfser hat, was Käseliebhaber suchen. Aus frischer Bergbauernmilch hergestellt, steht er seit nahezu 100 Jahren echt und unverfälscht zu seinem Ursprungsgebiet. So ist er bis heute der einzige Südtiroler Käse, der das Prädikat ‹‹Geschützte Ursprungsbezeichnung›› tragen darf. Eine Erfolgsgeschichte, die er gerne mit Ihnen teilt.
Der Stilfser.
Tradition und Leidenschaft www.mila.it
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Der Rameishof in Prämajur Die kleine Siedlung Prämajur liegt oberhalb von Burgeis im Obervinschgau auf einem nach Süden ausgerichteten sonnigen Berghang mit einer fantastischen Aussicht auf die Ötztaler Alpen und die Ortlergruppe, den höchsten Bergen Südtirols. Die Siedlung besteht aus wenigen Bauernhöfen, darunter dem Rameishof, zwei Hotels, einem winzigen Kirchlein und der Talstation eines Sesselliftes. Der Rameishof hat uralte Wurzeln. Bereits um 1159 werden eine Alm und ein Hof „in prato maiore“, also auf einer größeren, höher gelegenen Wiese, erwähnt. Die jetzigen Hofbesitzer, die Familie Thöni, sind erst 1938 auf den Hof gezogen. Großvater Anton Thöni stammte ursprünglich aus Burgeis und verdiente seinen Lebensunterhalt als Straßenarbeiter. Er kam aus einer kinderreichen Bauernfamilie und erbte einst ein kleines Haus ohne weiteren Besitz im Dorf; die Felder wurden unter seinen Geschwistern aufgeteilt. Als 1938 der Rameishof in Prämajur verkauft wurde, da der damalige Besitzer ledig war, keine Erben hatte und zudem den Hof ziemlich hatte verkommen lassen, entschloss sich Anton Thöni, das Anwesen samt sechs Hektar Kulturgrund zu kaufen, mit seiner Familie nach Prämajur zu ziehen und den Bauernhof zu bewirtschaften.
Was der Hof bietet In den Jahren 1957 bis 1963 wurde der Rameishof mit viel Arbeit und Fleiß vollständig renoviert und umgebaut. Schon 1964 wurden die ersten Fremdenzimmer eingerichtet, obwohl der Ausbau der Straße nach Prämajur erst 1972 – zugleich mit der Eröffnung des Skigebiets Watles – erfolgte. Bis dahin gelangten Gäste und Gepäck mit dem Traktor über einen steilen Karrenweg zum Hof auf 1740 m Höhe. Im Jahr 1981 wurde auf eigenem Grund neben dem Rameishof der Gasthof Kastellatz errichtet. 1988 übernahm Stefan Thöni den elterlichen Rameishof und ließ zwei Jahre später einen neuen Stall errichten. Zuletzt wurde 1994 das Wohnhaus des Rameishofs abgerissen und neu aufgebaut, sodass es sich jetzt als stattliches Anwesen präsentiert, dem auf den ersten Blick die landwirtschaftliche Nutzung gar nicht anzumerken ist. Mit sichtlicher Befriedigung und Selbstbe-
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wusstsein erzählen Stefan und seine Frau Monika, wie sie jetzt mit ihren drei Kindern auf dem Hof leben und wirtschaften. Gästen stehen vier Ferienwohnungen sowie ein Fremdenzimmer zur Verfügung, deren Einrichtung vorwiegend aus einheimischem Lärchenholz, teilweise aus altem, unbehandeltem Holz besteht. Zum Frühstück, das in einem Frühstücksraum eingenommen werden kann, werden viele eigene Produkte und Hausgemachtes serviert: Milch, Eier, Joghurt, Marmelade, Butter und Käse von der Alm, meist auch selbst gebackener Kuchen. Grundlage für all dies sind die 25 Rinder im Stall, davon 11 Kühe der Braunviehrasse sowie etliche Jungrinder, wobei die frische Milch zusätzlich täglich in die Genossenschaft nach Bozen geliefert wird. Von den hauseigenen Schweinen stammen der Speck und das Fleisch für den Eigengebrauch. Die Gäste auf dem Hof schätzen es, dass sie den tollen Wellnessbereich des vom Bruder geführten Hotels Kastellatz mitbenutzen können. Auch zu den Liftanlagen sind es nur wenige Schritte, sodass Skifahrer oder Wanderer ihrem Auto während der gesamten Aufenthaltszeit ebenfalls einen Urlaub gönnen können. Der vom Hof benötigte Strom wird umweltschonend produziert: Eine Fotovoltaikanlage speist 18.000 KW Energie pro Jahr ins Netz. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt über eine Holz-Pellet-Anlage.
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Wie kommt man hin? Auf der Malser Heide von der Staatsstraße Richtung Burgeis abzweigen und dann der Beschilderung nach Prämajur folgend rund 7 km bergauf zum Rameishof fahren. Rameishof, Familie Thöni, Prämajur 12, 39024 Mals, Tel. 0473 830282, www.thoeni.it.
Benediktinerabtei Marienberg Hoch über Burgeis zieht die weithin sichtbare weiße Benediktinerabtei Marienberg den Blick auf sich. Die Grafen von Tarasp stifteten das wehrhafte Kloster um 1200, es bewachte die Reschenstraße. Der gewaltige, weiß leuchtende Bau beeindruckt durch seine Geschlossenheit und die hohe Fassade mit ihren vielen Fenstern; sie lassen ihn wie eine Festung und nicht wie ein Kloster erscheinen. Wären da nicht die Zwiebeltürme, könnte einem auch ein tibetanisches Kloster in den Sinn kommen. Jahrhundertelang war Marienberg das kulturelle und geistige Zentrum des Obervinschgaus. Auch eine für die Geschichte Tirols wertvolle Chronik des Mönchs Goswin entstand hier um 1390. Marienberg ist über die nach Schlinig und Prämajur führende Straße erreichbar. Klosterhof und Stiftskirche sind frei zugänglich. Hauptsehenswürdigkeit ist die romanische Krypta mit Fresken, die byzantinischen Einfluss erkennen lassen. Bekannt ist die Darstellung der Engel aus der Zeit um 1160. Ihre Besichtigung ist nur im Rahmen des Vespergebets möglich, dafür zeigt das Klostermuseum eindrucksvolle Videos. Moderne Gäste- und Pilgerunterkunft. Benediktinerabtei Marienberg, Museum Marienberg, Tel. 0473 843980, www.marienberg.it
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Rund um den Watles Im Hintergrund von Prämajur erhebt sich aus dem gewellten, sonnigen und aussichtsreichen Almgelände der Watles mit seinen 2558 m Höhe. Die Umrundung dieses Bergs auf einer langen (ca. 12 km), aber leichten Wanderung eröffnet herrliche Ausblicke auf die Ötztaler Alpen, die Sesvenna, den Ortler und auf den tief unten liegenden Vinschgau. Von Prämajur fahren wir zur Talstation der Sesselbahn (Parkmöglichkeit) und lassen uns von ihr auf 2150 m Höhe bringen. Oben angelangt genießen wir zunächst die tolle Aussicht; dann folgen wir zuerst der Markierung 3 und dann 4A zum Pfaffensee und wandern von dort leicht ansteigend weiter bis zu einem Sattel zwischen Schafberg und Watles (Markierung 4). Danach geht es durch Lärchenwald (Markierung 9A) abwärts zur Oberdörfer Alm (2060 m, Einkehrmöglichkeit, bis hierher zwei Stunden). Nach einer Stärkung führt uns Weg 8 westwärts, um dann in
einen Steig (8A) zu münden, der angenehm eben, im letzten Stück absteigend zur Bergstation der Sesselbahn zurückführt. Dabei haben wir stets den eisgepanzerten Ortler im Blickfeld.
Infos in Kürze Bergstation der Watles-Sesselbahn 4 Stunden ca. 12 km 620 Höhenmeter Leichte Bergwanderung
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Der Inner-Glieshof in Matsch Im oberen Vinschgau, zwischen Schluderns und Mals, dringt das Matscher Tal zu den Ötztaler Bergriesen vor. In diesem relativ unberührten Hochtal, umgeben von großartiger Bergwelt, liegt die kleine Ortschaft Matsch. Im Talschluss steht in einer geschützten Mulde inmitten von Wiesen auf 1824 m Höhe der Inner-Glieshof. Der Bauernhof trägt den Titel „Erbhof“, das heißt, er ist als landwirtschaftlicher Betrieb seit mindestens 200 Jahren in direkter Erbfolge in den Händen einer Familie. Im fernen Jahr 1795 ersteigerte ein Urahne der Familie Heinisch den Glieshof, der sich seither in deren Besitz befindet.
Was der Hof bietet Die Landwirtschaft und ein Gastbetrieb als Stützpunkt für Bergsteiger gehörten seit jeher zum Hof. Neben dem Hof steht eine 1934 erbaute, dem hl. Sebastian gewidmete Kapelle mit einem spitzen Türmchen. Im Laufe der Jahre entdeckten und besuchten immer mehr Alpinisten, Wanderer und Familien das abgelegene Matscher Tal. 1989 wurde der Inner-Glieshof erweitert und der Besitz geteilt: Manfred Heinisch übernahm den Gastbetrieb, dessen Bruder Reinhard den Bauernhof samt Landwirtschaft. Es wurde ein neues Wohnhaus mit drei komfortablen Ferienwohnungen für bis zu 12 Personen errichtet. Heute gehören zum Hof rund 20 Hektar Wiesen- und Weideflächen sowie 16 Milchkühe, Jungrinder, Hühner und Schweine. Die Milch wird an die Genossenschaft nach Bozen geliefert. Die Familien des Bauernhofs und des Gastbetriebs verbindet eine nicht alltägliche Familiengeschichte: Die heutige Bäuerin Cornelia arbeitete nach dem Abitur als Sekretärin, bis sie von ihrer Schwester, die den Glieshof-Gastwirt Manfred geheiratet hatte, überredet wurde, im Gastbetrieb als Serviererin zu arbeiten. So lernten Cornelia und Bauer Reinhard einander kennen und lieben. Damit leben jetzt die beiden Brüder mit ihren verschwisterten Ehefrauen in unmittelbarer Nachbarschaft. Cornelia ist der gute Geist des Hauses und hat eine Leidenschaft für Blumen: Wer im Sommer am blumenverzierten Haus
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vorbeiwandert, kann dies nicht übersehen. Im Winter schätzen Skitourengeher aus der Schweiz, Österreich und Süddeutschland das Haus, über Weihnachten und zum Jahreswechsel kommen gern Italie ner und im Sommer gibt es vorwiegend deutsche Gäste. Wer sich hier einquartiert, kann zahlreiche hofeigene Produkte genießen: die frischen Frühstückseier, Speck, Kaminwurzen und Gemüse aus dem Garten sowie selbst gebackenes Brot, frische Säfte und Marmeladen.
Wie kommt man hin? Am östlichen Dorfrand von Tartsch zweigt die Straße ins Matscher Tal ab. Von Matsch sind es 6,4 km bis zum Inner-Glieshof. Inner-Glieshof, Familie Heinisch, Matsch Nr. 127, 39024 Mals, Tel. 0473 842659, www.inner-glieshof.it.
Die Matscher Vögte Vor Matsch stehen auf einem Bühel die Ruinen der Burgen Ober- und Untermatsch sowie die Martinskapelle aus dem 11. Jahrhundert. Ein Zweig der Grafen von Tarasp aus dem nahen schweizerischen Graubünden siedelte sich im 12. Jahrhundert in Obermatsch als Vögte von Matsch an. Im 15. Jahrhundert verlegten die Vögte ihren Hauptsitz auf die nahe Churburg bei Schluderns und vernachlässigten die Matscher Burgen. Gaudenz von Matsch, Graf zu Kirchberg aus eben diesem Geschlecht brachte es als oberster Feldhauptmann der Tiroler Truppen zu Ehren, als er 1487 die Venezianer schlug und Rovereto zurückeroberte. Die Grafen von Trapp beerbten die Matscher Vögte nach deren Aussterben, sodass die Matscher Burgen heute noch in Trappschem Besitz stehen.
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P TIP Auf die Spitzige Lun Der Hausberg von Matsch ist die Spitzige Lun (2324 m), ein gut und leicht zu erwandernder Aussichtsberg mit wunderbarem Panoramablick zu den gesamten Vinschger Bergen.
Infos in Kürze Matsch (1576 m) 2,5 Stunden bis zum Gipfel, 4 Stunden insgesamt
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ca. 11 km 740 Höhenmeter Markierung: Nr. 13, leichter Bergweg
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Rundwanderung im Matscher Talschluss
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Vom Parkplatz bei den Glieshöfen startet ein Rundweg zu den umliegenden Almen: Weg Nr. 1 führt auf der orografisch linken Bachseite durch schütteren Wald zuerst zur 2050 m hoch gelegenen Inneren Matscher Alm. Dort werden im Sommer von der Milch der etwa 60 Kühe über 4000 kg Almkäse und 700 kg Butter hergestellt. Der Weg wechselt nun auf die gegenüberliegende Talseite, und wir wandern auf dem Vinschger Höhenweg (Nr. 7) mit prächtiger Aussicht – vorbei an der ebenfalls bewirtschafteten Matscher Alm – bis zur Kreuzung mit dem Weg Nr. 8, auf dem wir wieder zum Inner-Glieshof absteigen.
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Infos in Kürze Parkplatz Glieshöfe 3h ca. 8,5 km 470 Höhenmeter Leichter Bergweg
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Der Rainalterhof hoch über Tartsch Dieser Ausflug bringt uns die charakteristische Vinschger Landschaft des trockenen Sonnenbergs bei Schluderns nahe. Er führt zu sonnigen Bergweiden und dem Weiler Muntetschinig, auf einen Waalweg, durch einen herrlichen Wald, dann durch tiefe Schluchten und entlang eines Wildbachs. Unterwegs machen wir einen Abstecher zum uralten Siedlungsplatz Ganglegg, einem faszinierenden Aussichtsplatz. Der Rainalterhof liegt auf 1400 m Höhe auf einer Geländeschulter, die sich oberhalb von Tartsch, einem Ortsteil der Gemeinde Mals, am Eingang zum Matscher Tal ausbreitet. Mehrere Häuser, alte, schindelgedeckte Bauernhöfe und zeitgemäße Neubauten mit roten Tonziegeldächern bilden den Weiler Muntetschinig mit unserem Ziel: dem Bauernhof und Hofschank Rainalter.
Was der Hof bietet Der seltsame Name Muntetschinig leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Bergweide, die zu Tartsch gehört“. Zum Rainalterhof gehört ein Bauernhaus, dessen Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Daneben hat die Familie Frank im Jahr 2004 einen stattlichen Neubau errichtet, in dem eine große Ferienwohnung bis zu fünf Gäste beherbergen kann. Außer zu den Mittsommerfeiertagen, wenn bevorzugt Italiener kommen, ist sie mit deutschen Urlaubern belegt. Ebenerdig wurde ein gemütlicher, holzgetäfelter Gastraum für den Hofschank eingerichtet. Von der Terrasse vor dem Haus aus bietet sich ein prächtiger Fernblick zur vergletscherten Ortlergruppe und über den oberen Vinschgau. Auf dem Hof werden 45–50 Rinder gehalten, vorwiegend Braunvieh, darunter etwa 20 Milchkühe, die den Sommer auf der Weide verbringen. Auch etliche Schweine gibt es im Stall; sie liefern den guten Speck und die Hauswürste. Bei der Verarbeitung bringt ein Sohn seine Fachkenntnisse ein – er arbeitet im Hauptberuf als Metzger. Altbäuerin Margarethe kocht gerne Bauernkost, darunter die mittlerweile selten angebotenen Gerichte wie Mus oder Krautnocken. Das Sauerkraut, das viele Speisen begleitet, wird selbst zubereitet; auch das Roggenbrot ist hausgemacht. Manchmal ergänzen Reh- und Hirschgerichte die Speisekarte.
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Wie kommt man hin? Von der Vinschgauer Staatsstraße in Tartsch (SS 40) Richtung Matsch abbiegen, nach 3,8 km geht es links nach Muntetschinig und nach 1,1 km neuerlich links zum knapp unterhalb der Straße gelegenen Rainalter. Rainalterhof, Familie Frank, Muntetschinig 39, 39024 Tartsch, Tel. 0473 831764, reinalterhof@gmail.com.
Ganglegg Am Berghang oberhalb von Schluderns befindet sich Ganglegg, eine befestigte Siedlung der Bronze- und Eisenzeit. Bei Grabungen fanden Archäologen gewaltige, bis zu 2,5 m dicke Befestigungsmauern sowie Gebäudereste. Die einstige Siedlungsfläche ist ungewöhnlich groß. Vermutlich stand hier eine bedeutende Wohnanlage, die den gesamten oberen Vinschgau beherrschte und beeinflusste. Wenig abseits der Siedlung lag auf einer exponierten Kuppe ein Brandopferplatz, auf dem im Laufe von etwa 600 Jahren Tausende von Tieren, hauptsächlich Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine, geopfert wurden. Ganglegg war viele Jahrtausende lang besiedelt und wurde erst nach der Römerzeit verlassen. Der Ort verfiel, wurde überwuchert und als Viehweide genutzt. „Gangl“ bezeichnet übrigens eine eingezäunte und sichere Stelle, wo man das Vieh zusammentrieb und einsperrte.
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St. Veith auf dem Tartscher Bühel In Tartsch liegt auf einem das Tal beherrschenden Hügel das uralte Kirchlein zum hl. Veith mit romanischem Turm und Umfriedungsmauer. Hier stand in früheren Zeiten – so erzählt die Sage – eine Stadt. Alle ihre Häuser und die Kirche samt Glockenturm sollen einst von einer gewaltigen Mure verschüttet worden sein. Die Bauern grämten sich am meisten wegen der Glocken, denn sie hatten einen herrlichen Klang. Beharrlich gruben sie an der Stelle, wo sie die Glocken vermuteten: Endlich hatte einer Glück. In seiner Erregung entfuhren ihm aber die frevelhaften Worte: „Hab ich dich endlich, du Verfluchte!“, worauf die Glocken für immer in der Erde versanken. In Vollmondnächten hört man manchmal ein leises Ding-Dong. Tatsache ist, dass Grabungen auf dem Tartscher Bühel uralte Siedlungsstätten zu Tage brachten. Der aussichtsreiche Tartscher Bühel kann auf einem Steig in 45 min umrundet werden. Startpunkt ist der Parkplatz beim Friedhof Tartsch an der Vinschger Staatsstraße, Markierung „Bichlsteig“, 2,7 km Länge, kaum Auf- und Abstiege.
Einkehrtipp Das „Weiße Rössl“ in Schluderns ist ein traditionsreiches Dorfgasthaus; die schöne Panoramaterrasse ist ideal für eine gute Jause, Kaffee und Kuchen. Burggasthof zum weißen Rössl, Meraner Straße 3, Schluderns, Tel. 0473 615300, www.burggasthof.com, Mo Ruhetag.
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Über Ganglegg zur Churburg Vom Ortszentrum von Schluderns steigen wir über die Kalvarienbergstraße zum felsigen, das Dorf überragenden Kalvarienberg mit seiner eindrucksvollen Kreuzigungsgruppe auf. Wir folgen dabei den Schildern „Leitenwaal“ (Markierung 18) und erreichen nach etwa 45 Minuten Aufstieg die frei zugängliche, archäologische Grabungsstätte Ganglegg. Dann wandern wir weiter leicht aufwärts auf Weg Nr. 17. Entlang eines Waals geht es weiter durch einen Wald von Schwarzföhren mit mächtigen Stämmen, bis wir uns auf der gegenüberliegenden Talseite wieder Richtung Schluderns wenden (Nr. 17). Die Aussicht auf den oberen Vinschgau, das von einer Mauer umgürtete Städtchen Glurns und die schneebedeckte Ortlergruppe ist gran-
dios. Den tosenden Bach sowie ausgesetzte Stellen überqueren wir gefahrlos auf Brücken und Stegen und erreichen so nach gut zwei Stunden die Churburg. Diese Burg zeugt von der wechselhaften Beziehung zu den nahen Schweizern: Sie wurde zwar unter den Churer Bischöfen errichtet, aber bald von deren Widersachern, den Herren von Matsch, übernommen. Später bauten die Grafen von Trapp – die die Anlage seit 1504 besitzen und noch heute im Sommer bewohnen – die Trutzburg zum prunkvollen Renaissanceschloss aus. Tel. 0473 615 241, www.churburg.com, Eintritt 8 €. Für die Besichtigung (nur mit Führung) sind ca. 2 Stunden einzuplanen. Zuletzt sind es nur noch 10 Minuten hinab nach Schluderns.
Infos in Kürze Schluderns, 933 m 2,5 Stunden 7 km 370 Höhenmeter Leichter Bergweg
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Der Niederhof in Martell Das Martelltal zieht sich als tiefer einschnitt, flankiert von steilen Berghängen, fast 30 km lang vom Vinschgau bei Goldrain bis zu den eisgekrönten Gipfeln der cevedalegruppe hin. im etwas breiteren Mittelteil liegt das Dorfzentrum Martell auf 1350 m Höhe. Von hier aus erstrecken sich steile Wiesenhänge mit den darin verstreuten Bauernhöfen der Waldbergsiedlung bis knapp unter die Waldgrenze. Obwohl er immerhin auf 1650 m Meereshöhe liegt, ist der niederhof, wie schon der name andeutet, der unterste der Waldberghöfe. etwas unterhalb der straße, die sich bis zum obersten der Höfe, dem stallwieser, hinzieht, steht der alte niederhof, während der neue niederhof unmittelbar an der schmalen straße liegt.
waS der hof Bietet Das stammhaus, der alte niederhof, wurde bereits 1555 erbaut. Der mit Holzschindeln gedeckte Paarhof duckt sich an den steilen Berghang unterhalb der Zufahrtsstraße. Darin war bis 1953 auch die Volksschule der Fraktion Waldberg untergebracht. Das sehenswerte Haus beherbergt eine sammlung von altem bäuerlichem Gerät, die nach Vereinbarung gerne gezeigt wird. sie vermittelt einen guten einblick in die entbehrungsreiche bäuerliche Arbeitswelt der gar nicht so guten alten Zeit. 1980 wurde der neue niederhof mit acht Gästezimmern sowie einer Wohnung für die Familie fertiggestellt. Rund zehn Jahre später übernahm Jungbauer Josef Maschler mit ehefrau Marlene das elterliche Anwesen. Dann kamen ein neuer stall und eine scheune hinzu, bis vor einigen Jahren wieder ein größerer Umbau fällig wurde: Die private Wohnung der Familie wurde in einen neuen Holzblockzubau verlegt und die Zimmer wurden zu drei komfortablen Ferienwohnungen umgestaltet. Zuletzt wurde 2006 ein kleiner Anbau zur Produktverar Produktverarbeitung errichtet. Dort wird das Fleisch der auf dem Hof gehaltenen Tiere verarbeitet. Ab Hof und auf Bauern Bauernmärkten, am Weihnachtsmarkt und beim Marteller erd-
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beerfest werden Frischfleisch, Speck und Kaminwurzen verkauft. Stammkunden beziehen auf Vorbestellung Pakete mit gemischtem Fleisch von Tieren, die auf dem Hof und auf der Alm artgerecht gehalten werden. Auf dem Niederhof gibt es rund 20 Rinder – Milchkühe, Kälber und Ochsen –, Schweine, Schafe, Ziegen, ein Pony, Kaninchen, Katzen, Hühner und den gutmütigen Hund Jimmy. Auch eine Jausenstation ist Teil des Betriebs. Viele der eigenen Produkte kommen dabei auf den Tisch, außerdem der herzhafte Bergkäse von der Lyfialm. Die Hausgäste schätzen das Angebot der hofeigenen Erzeugnisse, zu denen noch Eier, Milch, Brot, Marmeladen und Säfte kommen. Die meisten Gäste finden sich hier in der Sommersaison von Mai bis September ein; es sind vorwiegend Besucher aus Deutschland, die dann im August den Italienern Platz machen. Während der Weihnachtszeit und in den Faschingsferien kommen gern Familien zum Winterwandern, Langlaufen und neuerdings zum Schneeschuhwandern.
Wie kommt man hin? Anfahrt: Von Goldrain im Vinschgau ins Martelltal bis Martell/Gand, dann nach Martell/Dorf und nun 5 km bergauf auf einer schmalen Asphaltstraße. Niederhof, Familie Maschler, Waldberg 222, 39020 Martell, Tel. 0473 744534, www.niederhofmartell.com, kein Ruhetag.
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Einkehrtipp Eine viel besuchte Gastwirtschaft, die herzhafte Tiroler Hausmannskost bietet, ist der oben erwähnte Stallwieser – mit Kinderspielplatz, Ententeich und Streichelzoo zudem ein Paradies für Kinder. Gasthaus Stallwies, Waldberg 1, Tel. 0473 744644, www.stallwies.com, im Winter Do Ruhetag
Die Marteller Erdbeeren Das Martelltal ist bekannt für seine hervorragenden Bergerdbeeren, die auf dieser Höhe (900–1800 m) einen unvergleichlichen Geschmack entwickeln. Auf dem 8 km langen, beschilderten „Südtiroler Erdbeerweg“ wird mit Schautafeln und Infostationen die Erdbeerwelt des Martelltals erklärt. Der Weg ab dem Nationalparkhaus Culturamartell führt in rund 2 Stunden an Bauernhöfen mit Hofverkauf, Jausenstationen, Hofkäsereien, einer voll funktionsfähigen alten Bauernmühle sowie an der Vermarktungsgenossenschaft vorbei. Broschüre bzw. Plan zum Herunterladen auf der Website der Gemeinde Martell: www.gemeinde.martell.bz.it
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Der Waldbergbauer-Weg Auf der Sonnenseite sind fünf Bergbauernhöfe des Weilers Waldberg durch einen Themenweg, den „Waldbergbauer-Weg“, miteinander verbunden und zeigen sich von ihrer besten Seite. Durch eine abwechslungsreiche Berglandschaft und einen der größten zusammenhängenden Zirbelwälder Südtirols geht es an einer verlassenen Getreidemühle vorbei zu den
traditionellen Bauernhöfen. Streckenweise begleitet ein Wasserlauf in ausgehöhlten Baumstämmen, der sogenannte „Kandlwaal“, den Weg. Er wird immer noch von den Bauern zur Bewässerung der Felder genutzt. Auf einem markanten Hügel, dem Suachbichl, erläutert das „Observatorium“, eine begehbare kreisrunde Plattform, die vielen Berggipfel reihum.
Infos in Kürze Parkplatz und Infotafel beim Niederhof, 1650 m insgesamt ca. 3 Stunden 7 km 400 Höhenmeter Einfacher Bergweg
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Der Niedermairhof am Vinschger Sonnenberg Die nach Süden ausgerichteten, sonnenexponierten Talflanken des Vinschgaus zwischen Mals und Partschins bei Meran werden als „Sonnenberg“ bezeichnet und unterscheiden sich mit ihren steilen Feldern und der kargen Vegetation deutlich von den gegenüberliegenden bewaldeten Hängen. Oberhalb von Kastelbell liegt aussichtsreich der Hofschank Niedermair. Der Niedermairhof wird bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Ursprünglich bildeten drei Höfe den kleinen Weiler Trumsberg, und der Name stammt wahrscheinlich vom engadinischen Begriff tre umens, lat. tres homines, drei Dienstleute bzw. Lehnsleute. Heute erwirtschaftet der Bauernhof im Besitz der Familie Kaserer sein Einkommen durch Vieh- und Milchwirtschaft sowie mit dem AbHof-Verkauf landwirtschaftlicher Produkte und einem Hofschank.
Was der Hof bietet Am Sonnenberg war das bäuerliche Leben immer beschwerlich; die Berghänge und Felder sind besonders steil und das Wirtschaften mühsam. Aufgrund der geringen Erträge wurde der Niedermairhof in den Jahren der großen Wirtschaftskrise 1929–1935 fünfmal versteigert, bis ihn der Großvater des heutigen Besitzers erwarb. Einen Ausschank gibt es auf dem Hof bereits seit rund 30 Jahren. Früher machten hier Wallfahrer Rast, die vom Tal nach St. Martin im Kofel pilgerten, denn der Niedermair liegt auf halber Wegstrecke. Das Bergdorf St. Martin war einst ein viel besuchter Wallfahrtsort: Schließlich ist der hl. Martin ein wichtiger Schutzpatron des Viehs, das die unverzichtbare Lebensgrundlage der Bauern bildete. Mittlerweile sind die Siedlungen am Sonnenberg durch Straßen und Seilschwebebahnen erschlossen. Wurden die Felder bis vor wenigen Jahren über ein ausgeklügeltes System von Wasserkanälen, die sogenannten „Waale“, bewässert, sorgen heute Beregnungssysteme für genügend Nass. Bei rund 500 mm Niederschlag pro Jahr (weniger als in Sizilien!) wäre eine Landwirtschaft sonst nicht möglich. Zum Niedermairhof gehören sechs Hektar Kulturgrund. Es werden Rinder der Grauvieh-Rasse gehalten, dazu Schweine, Schafe, Hasen,
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Hennen und Pfauen. Etliche der Melkkühe gehen im Sommer nach Schleis im Obervinschgau auf die Alm und sorgen dafür, dass im Herbst der würzige Almkäse auf die Jausenbrettchen kommt. Das restliche Rindvieh wird auf die hofeigene Hochalm getrieben. Die Küche ist in der Hand von Frau Annemarie, die sehr gerne kocht und meint, das müsse man auch, wenn es schmecken soll! Das Fleisch kommt von den eigenen Tieren. Da trifft es sich gut, dass Sohn Reinhard viele Jahre als Metzgergeselle gearbeitet hat und genau weiß, was als beste Grundlage für einen zarten Rinder- und Lammbraten geeignet ist. Das Gemüse wird im eigenen Garten geerntet, die Roggenbrotfladen – die Paarlen – sind selbstgebacken und auch das Sauerkraut ist hausgemacht. Weitere hofeigene Produkte sind Speck, Kaminwurzen und getrocknetes Rindfleisch. Bei Schönwetter sitzt es sich gut auf der windgeschützten Sonnenterrasse vor dem Haus; ist der Wettergott nicht gnädig, laden zwei getäfelte Stuben zum Verweilen ein.
St. Martin im Kofel In der einfachen Kirche von St. Martin, nahe der Bergstation der Seilbahn auf 1740 m, steht in einer Felsenhöhle das Gnadenbild des gleichnamigen Heiligen. Den meisten ist er als der barmherzige Soldatenheilige bekannt, der seinen Mantel mit dem Schwert zerteilt und die Hälfte einem frierenden Bettler überlässt, andere bringen ihn mit einem Festschmaus in Verbindung und verzehren am 11. November die Martini-Gans. Bei den Bergbauern hingegen gilt er als Schutzpatron des Viehs. So finden wir in der Kirche rührende Votivbilder, die zum Dank für erlangte Hilfe angebracht wurden. Wegen dieses Höhlenheiligtums heißt der Ort korrekt St. Martin im Kofel und nicht am Kofel; „Kofel“ steht mundartlich für Felsberg.
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Wie kommt man hin? Anfahrt über Kastelbell, dort 10 km den Schildern Trumsberg folgen. Zu Fuß: Von der Bergstation der Seilbahn Latsch–St. Martin im Kofel den Wegweisern Vinschger Höhenweg (bzw. Markierung 2 und 8) folgend in 1,5 Stunden leicht bergab. Niedermairhof, Familie Kaserer, Trumsberg 4, 39020 KastelbellTschars, Tel. 0473 624091 und 349 2593055, vom 1. April bis 20. Dezember geöffnet, Do Ruhetag, vom 15. Juni bis 15. August auch am So Ruhetag; abends Vorbestellung erwünscht; Ab-Hof-Verkauf von Rindsgeselchtem, Kaminwurzen und Speck.
Touren für Mountainbiker und Speedhiker
Der Vinschgau ist für Mountainbiker ein Paradies; ausgeschilderte Wege erlauben Touren jeden Schwierigkeitsgrades. Die Seilbahn Latsch–St. Martin transportiert die Räder in die Höhe und ermöglicht somit eine Downhill-Strecke von 1110 Höhenmetern und 9,1 km Länge. Die belebte und viel befahrene Tour ist nach dem Schloss, das an der Strecke liegt, „Annenberg-Easy-Trail“ benannt. Eine Karte zum Herunterladen mit Tourenvorschlägen finden Sie unter www.latschmartell.it, Tel. 0473 623109. Die Seilbahn fährt ganzjährig. Der Steig von der Talstation der Seilbahn in Latsch bis zur Bergstation in St. Martin ist als Speedhiking-Strecke ausgewiesen. Trainierte Bergläufer benötigen für die 5,2 km und 1110 Höhenmeter weniger als eine Stunde, „Normalwanderer“ brauchen dagegen gut und gerne 3 Stunden und 20 Minuten. Unterwegs Einkehrmöglichkeit beim Berggasthof Ratschill, 1285 m, Tel. 0473 623 622, kein Ruhetag.
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Am Vinschger Sonnenberg Eine erlebnisreiche Wanderung am Vinschger Sonnenberg führt von St. Martin im Kofel nach Kastelbell im Talgrund. Dabei können wir den Reiz dieser außergewöhnlichen Landschaft mit ihren steilen Feldern, der kargen Vegetation aus Lärchen, Schwarzföhren und Buschwald sowie den üppigen Obstanlagen in Talnähe erleben. Der neu angelegte Vinschger Höhenweg führt dabei immer leicht absteigend auf guten Wegen bis zum Niedermairhof. Danach geht es – mit schönster Aussicht über den Vinsch-
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gau – durch schütteren Kiefer- und Buschwald und felsdurchsetztes Gelände in Serpentinen stetig abwärts nach Kastelbell. Die im 30-Minuten-Takt verkehrende Vinschgerbahn bringt uns bequem und flott nach Latsch zurück, wo es vom Bahnhof nur 10 Minuten bis zum Parkplatz an der Talstation der Seilbahn sind.
Infos in Kürze St. Martin im Kofel, Anfahrt mit der Seilbahn ab Latsch 3 Stunden knapp 8 km 1200 Höhenmeter im Abstieg
Markierung: 2 und 8, ab Niedermair 2 und 4
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Der Außerstauderhof in Passeier Wo sich der Meraner Talkessel gegen Norden hin allmählich verengt, liegt im Talgrund das Dorf Saltaus. Kurz dahinter, am steilen Berghang, der sich zum felsigen Ifinger hochzieht, stehen die wenigen Häuser von Schweinsteg. Darüber sind auf Rodungsinseln im dichten Wald einzelne Höfe verstreut. Eine der Häusergruppen an diesem Hang heißt Stauden, und jener einzeln dastehende Hof, der etwas außerhalb zum Taleingang hin liegt, ist der Außerstauder – unser Ziel. Früher wurde hier neben der Landwirtschaft auch ein Gasthaus betrieben, aber seit dem Um- und Neubau im Jahr 2003 wurde auf Urlaub auf dem Bauernhof umgestellt und ein Hofschank eingerichtet.
Was der Hof bietet Die kleine Siedlung Schweinsteg gehört – ebenso wie der Nachbarweiler Mörre – seltsamerweise verwaltungsmäßig zu St. Leonhard in Passeier, obwohl dazwischen die Gemeinde St. Martin liegt. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass es im Tal früher einen Steg über die Passer gab, um die Schweine auf die Weide zu treiben. Das sind längst vergangene Zeiten, denn heute überspannt eine feste Brücke den Fluss. Die Straße zum Hof führt am kleinen gotischen Kirchlein zur hl. Ursula vorbei und quert dabei steile Wiesen- und Waldhänge. Der schmucke Neubau steht oberhalb der Straße und bietet einen weiten Blick über das Passeiertal bis hinaus ins Meraner Becken und zu den Ultner Bergen in der Ferne. Das Wirtschaftsgebäude liegt unterhalb der Straße, im Stall stehen 13 bis 14 Melkkühe, außerdem gibt es Schweine, Ziegen und Hühner. Im Sommer hüten die Altbauern auf der nahen Schießgrubalm die Kühe, Jungrinder und Ziegen. Für die vorwiegend deutschen Gäste – einige sind Stammgäste – stehen auf dem Hof sechs Doppelzimmer zur Verfügung. Viele der hofeigenen Produkte finden sich dann auch auf dem Frühstückstisch, darunter Milch, Eier, Säfte aus Johannisbeeren und Holunder, Marmeladen und selbst gebackenes Brot. Wanderer und Ausflügler werden in der Gaststube oder auf der Terrasse vor dem Haus verköstigt und haben die Auswahl zwischen Jausenbrettchen mit Speck oder Käse und kleinen warmen Speisen wie Omelette oder Kaiserschmarren.
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Wie kommt man hin? Nördlich von Saltaus von der Passeirer Straße rechts abbiegen Richtung Schweinsteg. Dann 3,8 km bergauf; nach einer Rechtskehre ist links an der Straße eine Parkbucht, von der der Fußweg zum Haus führt. Außerstauderhof, Familie Pichler, Schweinsteg 21, 39015 St. Leonhard in Passeier, Tel. 0473 645400, www.stauderhof.it. Urlaub auf dem Bauernhof von Ostern bis Allerheiligen; Hofschank von Ostern bis Mitte Mai und von Mitte September bis Allerheiligen.
Einkehrtipp Café Restaurant Weinberg, Familie Demetz, Kirchweg 20, 39020 Riffian, Tel. 0473 241133, Di Ruhetag.
Die Passeirer Malschule Bei einem Bummel durch die Dörfer des Passeiertales – insbesondere St. Martin sticht da hervor – mag es verwundern, dass an alten Häusern noch viele gut erhaltene Fresken zu sehen sind. Sie zeugen vom Schaffen der Passeirer Malschule. Diese hatte ihre Blütezeit im ausgehenden Barock von 1719 bis 1845. Die Künstler Auer und Haller waren nicht nur im Tal, sondern in ganz Tirol tätig: Sie schufen Bilder und Fresken, malten Kirchen aus und verschönerten Häuserfassaden. Am westlichen Dorfrand von St. Martin steht das reich geschmückte Malerhaus, der ehemalige Sitz der Malerschule, mit einer Erinnerungstafel.
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Auf dem Kuenser Waalweg nach Riffian Eine beliebte Wanderung führt von Kuens auf dem Waalweg bis nach Riffian und von dort auf anderem Wege wieder zurück. Sie beginnt auf dem Kirchplatz mit einem kurzen Aufstieg zu einer Schautafel. Dann schlängelt sich der Weg entlang dem Bewässerungsgraben, dem sogenannten „Waal“, durch Wiesen und Wald bis nach Riffian mit seiner Wallfahrtskirche. Unterwegs bieten immer wieder Bänke die Möglichkeit zur Rast sowie
Infos in Kürze Kirche in Kuens, 580 m insgesamt ca. 1,5 Stunden 4,5 km 150 Höhenmeter Einfacher, familienfreundlicher Spazierweg
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eine herrliche Aussicht auf das gegenüberliegende Schenna und Richtung Meran. Geschnitzte religiöse Holzstelen säumen die Wegstrecke. Für den Rückweg würde sich eine alternative Route durchs Dorf und durch Obstgärten anbieten (Markierungen 5B, 5 und 21), es lohnt sich aber aufgrund der schönen Strecke auch, auf dem Waalweg zurückzukehren.
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Der Christlhof bei St. Martin in Passeier Von Meran aus zieht sich das Passeiertal nach Norden hin; flankiert wird es von den Gipfeln der Texelgruppe im Westen sowie von den Sarntaler Alpen im Osten. Gleich zwei Übergänge am Talende, das Timmelsjoch mit 2491 m und der Jaufen mit 2094 m, ermöglichen die Verbindung zu den österreichischen Nachbarn bzw. ins Sterzinger Gebiet. Oberhalb von St. Leonhard, dort wo das Tal nach Westen ins Hinterpasseier abzweigt, liegt der kleine Weiler Christl auf rund 1000 m. Das Dörfchen Christl ist den Wanderern auf dem Meraner Höhenweg als Etappenziel ein Begriff. Hier liegt der Christlhof, ein Bauernhaus und Berggasthaus, das Unterkunft und Verpflegung anbietet. Gleichzeitig kann man hier die Tour unterbrechen, um ins Tal abzusteigen, bzw. hier den Weitwanderweg beginnen, der als anspruchsvoller Höhenweg die Texelgruppe umrundet.
Was der Hof bietet Das Siedlungsgebiet um den Christl (1130 m) blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1288 wird ein zinspflichtiger Hof Imchristel erwähnt, wobei nicht gewiss ist, dass es sich um den gleichen Bauernhof handelt, den heute der Christlhof repräsentiert. Der Name geht vermutlich auf den Namen Christian zurück, mit cresta (Kamm) hat er also nichts zu tun (so Kühebacher, ein Südtiroler Sprachwissenschaftler). Seit Jungbauer Josef (Sepp) Ennemoser auf dem Hof das Sagen hat und dabei von seiner Partnerin Lydia tatkräftig unterstützt wird, weht auf dem Christlhof ein neuer Wind. Neben dem alten Bauernhaus, das um 1900 ein noch älteres Anwesen ersetzte, wurde ein schmucker Neubau mit Ferienwohnungen errichtet. In der gemütlichen Stube im Gasthaus können müde Wanderer einkehren und sich stärken, aber auch auf der Terrasse vor dem Haus, im Schatten einer ausladenden Linde, sitzen die Besucher gern und erfreuen sich an der prächtigen Aussicht. Auf der Speisekarte stehen herzhafte Tiroler Gerichte. Ausgesprochen köstlich sind der Apfelstrudel, das Omelett, das mehr einem Biskuitkuchen ähnelt, oder der schwarzplentene Ribl, ein einfaches Gericht aus geröstetem Buchweizenbrei. Auf dem Hof werden Schweine, Hühner, Hauskatzen und natürlich Rinder gehalten. Wenn sie nicht gerade in der Sommerfrische knapp
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unterhalb des Timmelsjochs sind, stehen im Stall sechs bis acht Melkkühe und einige Jungrinder. Die Milch wird zur Sammelstelle ins nahe Nachbardörfchen Breiteben gebracht. Neben der Gastwirtschaft und dem Milchverkauf bessert auch die Vermietung der drei Ferienwohnungen das Einkommen auf. Sepp ist froh, dass der Meraner Höhenweg am Haus vorbeiführt, denn dieser bringt viele Gäste. Gar manche, die während der Wanderung nur einmal übernachten, kehren als Urlaubsgäste wieder. Sepp ist den Weg selbst oft gegangen, sodass er bereitwillig hilfreiche Tipps gibt, und um – wie er sich ausdrückt – den Gästen die „Wahrheit“ zu sagen: „Ich kann nur weitererzählen, was ich selbst erlebt habe!“
Wie kommt man hin? Von Meran kommend auf der Passeirer Straße bei der Handwerkerzone St. Martin links abbiegen und 6,5 km bergauf fahren. Christlhof, Josef Ennemoser, St. Martin, Tel. 0473 656246 und 347 0424563, christlhof@dfree.it, geöffnet von Ostern bis Ende Oktober, nur im Oktober Mo Ruhetag.
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Der Meraner Höhenweg Dieser Weitwanderweg zählt zweifelsohne zu den schönsten Wanderrouten im Alpenraum. Er bietet spektakuläre Ausblicke und ein unvergleichliches Wandererlebnis, da er durch verschiedene Vegetations- und Klimabereiche und durch die schönsten Gebiete des Naturparks Texelgruppe führt. Er verläuft auf relativ gleichbleibender Höhe (ca. 1500 m) entlang der Markierung 24 und ist für jeden routinierten Wanderer mit guter Kondition und gutem Schuhwerk geeignet. Die wenigen exponierten Stellen sind durch Ketten, Seile oder Geländer gesichert. Für Tageswanderungen bieten sich Teilabschnitte des Höhenweges an, der entlang der Strecke beliebig begonnen oder unterbrochen werden kann. Der gesamte Weg ist knapp 100 km lang, die Gesamt
gehzeit beträgt sechs bis sieben Tage. Es gibt Übernachtungsmöglichkeiten in den Hütten und Berggasthäusern entlang der Strecke, eine Vorbestellung der Unterkünfte wird empfohlen. Eine interaktive Wanderkarte und die detaillierte Tourenbeschreibung mit Unter kunftsverzeichnis gibt es unter www.meranerland.com, Suchbegriff „Höhenweg“.
Infos in Kürze Katharinaberg im Schnalstal, 1245 m (Nord-Route), Ulfas bei Moos im Passeier, 1369 m (Süd-Route) ca. 100 km ca. 5000 Höhenmeter Markierung: durchgehend Nr. 24 Juni bis Oktober
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Die Oberglanegg-Alm in Hinterpasseier Das Hinterpasseier ist eines der abgelegensten Gebiete südtirols. Die straße schlängelt sich von st. Leonhard in Passeier bis nach Moos und klettert dann mit vielen Kurven und Kehren immer höher. Oberhalb des Örtchens Rabenstein wechselt sie die Talseite und windet sich dann in serpentinen über Hochalmen, die von einem Kranz mächtiger, vergletscherter Dreitausender umgeben sind, immer höher hinauf bis zum Timmelsjoch (2509 m), dem übergang ins österreichische Ötztal. Auf den Hochalmen knapp unterhalb des Timmelsjochs liegt auf 2062 m Höhe die Oberglanegg-Alm, ein bemerkenswerter landwirtschaftlicher Betrieb mit einer interessanten Geschichte: Während eine Alm normalerweise die „Dependance“ eines Bauernhofes ist, wo sich Jungvieh und Kühe im sommer aufhalten, gehört zur Oberglanegg-Alm kein Bauernhof, die Tiere überwintern in einem stall im Tal.
waS die alM Bietet Alles begann im Jahr 1937, als Josef Pixner die Alm, damals eine armselige Hütte, kaufte. Der name Oberglanegg stammt übrigens vom Glanegghof, der unterhalb der Timmelsjochstraße in der nähe des Gasthofs Hochfirst liegt. 1953 wurde neu gebaut und 1988 der Ausschank eröffnet, denn mit der eben erst fertiggestellten Hoch Hochalpenstraße, die in der nähe vorbeiführte, kehrten immer zahlreicher Bergwanderer ein. Mittlerweile hat Josef Pixner, der Altbauer, den Betrieb an seinen sohn Franz-Josef übergeben. Die Jahreszeit bestimmt die Arbeit auf der Alm. Anfang Mai, je nach Witterung auch später, kommt Jungbauer Pixner wieder auf die Alm. normalerweise ist Anfang Mai die Timmelsjochstraße vom schnee geräumt, aber nach heftigen Winterstürmen finden sich da an windexponierten stellen manchmal noch meterhohe schneewächten. Zu allererst müssen die Zäune repariert, die ställe gereinigt und elektrozäune errichtet werden. Auf die tieferen Lagen werden zuerst die Ziegen aufgetrieben, und von den etwa 40 Geißen rund 30 täglich gemolken. im Juni folgen
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dann die Rinder, darunter 25 Stück Melkkühe, auf die Weide. Mit Fortschreiten des Sommers steigen sie immer höher, bis auf 2300 m, denn in dieser Höhe schmecken ihnen die Bergkräuter am besten! Die Milch wird 1,2 km weit zu einem Abholpunkt an der Straße gebracht, wo sie vom Sammeldienst der Genossenschaft übernommen wird. Bei der Arbeit können in gewissem Umfang auch landwirtschaftliche Maschinen eingesetzt werden. Sie bleiben den Winter über auf der Alm, in einer sturm- und lawinensicheren Tiefgarage. Gut, dass ein eigenes wasserbetriebenes E-Werk preisgünstigen Strom für die Maschinen, Pumpen und Kühlaggregate liefert. Das zweite finanzielle Standbein bildet der Almausschank. Ein viel begangener Wanderweg führt direkt an der Alm vorbei, und was gibt es Schöneres als vor der Alm auf der Sonnenterrasse zu sitzen und die herrliche Aussicht zu genießen? Neben der herzhaften Küche trägt auch der gute Ruf der Almwirtschaft mit den vielen freundlichen Familienmitgliedern dazu bei, dass zahlreiche Gäste kommen. Da gibt es Bauernbratl (Kartoffeln mit Schweinsrippchen), Ziegenbockbraten, bei dem das Fleisch zuerst gebeizt und dann gebraten wird, Kitz, Gulasch, Kuchen und Strudel, Joghurttorte, Sacher- und Biskuittorten – um nur einige der Köstlichkeiten aufzuzählen. Der Joghurt ist selbstverständlich hausgemacht!
Wie kommt man hin? Von Moos in Passeier sind es 7,2 km auf der Timmelsjochstraße bis zum Parkplatz an der fünften Kehre nach dem Gasthaus Hochfirst (2022 m). Oberglanegg-Alm, Familie Pixner, Timmelsjochstraße, Rabenstein, Moos in Passeier, Tel. 348 8024400, geöffnet von Juni bis Oktober.
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Einkehrtipp Seeber-Alm, Familie Gufler, Tel. 348 0393673, Juni–Ende September geöffnet, kein Ruhetag
Die Timmelsjoch-HochalpenstraSSe Die Straße über das Timmelsjoch wird zu Recht als Erlebnisstraße bezeichnet. Das Timmelsjoch ist Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang und einer der höchsten Alpenpässe überhaupt. Schon 1933 wurde unter Benito Mussolini mit dem Bau begonnen, aber erst 1968 konnte die Verbindung als Mautstraße offiziell freigegeben werden. Die Straße ist in der Regel von Mitte Juni bis Mitte Oktober von 7 bis 20 Uhr geöffnet, Lkws dürfen sie nicht befahren. Besonders beliebt ist die Ausflugsstraße bei Motorrad- und bei Radfahrern. Letztere finden hier nicht nur beim jährlichen Ötztal-Radmarathon im August eine der längsten durchgehenden Steigungsstrecken vor, wobei von St. Leonhard bis zum Pass 30 km und 1800 Höhenmeter zu überwinden sind. Das Timmelsjoch ist auch in ein länderübergreifendes, von der EU mitfinanziertes Straßenprojekt eingebunden, das sich „Timmelsjoch-Erfahrung“ nennt: An mehreren Haltepunkten informieren fünf beeindruckende und auffällige Architektur-Skulpturen über Geschichte, Natur, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft der beiden Grenztäler.
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Zum Seebersee Am Fuße der vergletscherten Gipfel, die die Kulisse der Oberglanegg-Alm und des Seebertals bilden, liegt der malerische Seebersee, ein beliebtes Ausflugsziel. An der Timmelsjochstraße biegen wir nach dem Gasthaus Hochfirst, kurz vor der ersten Kehre, links zu einem Parkplatz ab. Ein ebener Güterweg (Markierung 20A) führt uns in ca. 20 Minuten zur nahen Seeber-Alm. Von dort verläuft der Steig (Nr. 43), die Bergwiesen querend, in stetem Auf und Ab taleinwärts und in einer knappen Stunde zum Seebersee. Dabei haben wir immer die vergletscherten Gipfel der Ötztaler Berge vor uns. Nach einer Rast gehen wir jetzt auf Weg 43A wieder talauswärts und gelangen zur Oberglanegg-Alm. Von dort steigen wir wieder zum Parkplatz ab (Markierung 20).
Infos in Kürze Parkplatz der Seeber-Alm (1915 m), von der Timmelsjochstraße bei der ersten Kehre nach dem Gasthaus Hochfirst links abbiegen insgesamt ca. 2,5 Stunden 7 km 350 Höhenmeter Mittelschwerer Bergweg
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Der Wegleithof in Ulten Das Ultental ist – obwohl nur 30 km von dem Tourismusmagnet Meran entfernt – eine Oase der Ruhe, in der sich noch viel von der ursprünglichen Bergbauernwelt erhalten hat. Ein munterer Bach, die Falschauer, entspringt am Weißbrunner Ferner und durcheilt alle Vegetationszonen des Tales vom Gletscher bis zu den Weingärten in Lana. Die schmucken Dörfer liegen großteils im Talboden und sind allesamt nach Heiligen benannt: St. Pankraz, St. Walburg, St. Nikolaus und St. Gertraud. Der Sage nach trieben im Tal dermaßen viele Geister und Teufel ihr Unwesen, dass die Siedlungen himmlischer Schutzmächte bedurften. An den steilen, aber sonnigen Flanken liegen verstreut die schönen, urigen Ultner Bauernhöfe, viele davon in Holzblockwerk mit Schindeldächern. Eines dieser Anwesen ist der Wegleithof oberhalb von St. Pankraz; er liegt an der Zufahrt zum etwas höher gelegenen Kirchlein St. Helena.
Was der Hof bietet Auf 1170 Metern, hoch über dem Talgrund, betreibt die Familie Kapaurer den traditionellen Bergbauernhof und bietet Urlaub auf dem Bauernhof an. Seit 1746 ist er durchgehend in Besitz derselben Familie. Karl Kapaurer verdingte sich in seiner Jugend als Gelegenheitsarbeiter, im Sommer als Zimmermann und im Winter bei einer Liftgesellschaft, bis er nach dem plötzlichen Unfalltod seines Vaters in dessen Fußstapfen trat und den Bauernhof übernahm. Jetzt konnte er das Gelernte gut einbringen: Der Bauernhof wurde umgebaut, erweitert, modernisiert, und geschickt Altes mit Neuem kombiniert. Ebenerdig wohnt die Mutter, die immer noch mithilft und sich um den großen Gemüse- und Kräutergarten kümmert, und im Obergeschoss die Bauernfamilie. In einem kleinen Holzhäuschen mit einem charakteristischen, mit Holzschindeln gedeckten Dach sind ein Backofen und ein Arbeitsraum untergebracht. Die Gäste logieren in einem neuen, selbst gebauten und mit eigenem Holz getäfelten Nebengebäude. Das große Wirtschaftsgebäude mit Stall und Stadel ist in die Jahre gekommen und wäre erneuerungsbedürftig, insbesondere die Scheune ist nicht sehr funktionell eingeteilt. Während vor Jahrzehnten
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noch viel Roggen angebaut wurde, der in der Scheune auf Rosten lagerte, muss bei der jetzigen Grünlandbewirtschaftung das Heu aufgeschichtet werden. Ein Um- oder Neubau wäre daher fällig. Trotz großzügiger Fördermittel übersteigt der Bedarf an Eigenmitteln aber die Wirtschaftskraft des Hofs, meint Bauer Karl. Zum Wegleithof gehören sieben Hektar Wiesen und 30 Hektar Bergwald. Es werden 20 Kühe und Kälber versorgt, dazu Hühner und Enten. Außerdem gibt es Katzen, den gutmütigen Hofhund Jerry und zwei Ponys. Im Sommer kommen einige Rinder auf die Alm, denn der Wegleiter ist an zwei Gemeinschaftsalmen beteiligt. Ein Bach in der Nähe treibt die Generatoren eines privaten E-Werkes an, das günstigen Strom liefert. In der hofeigenen Backstube wird für den Eigenbedarf, für Freunde und für Gäste Roggenbrot nach alter Art und Bauernkrapfen mit Mohnfülle gebacken. Aus dem Garten kommen für Hausgäste und – auf Vormerkung – für sonstige Abnehmer frische Kräuter und Salate; selbstverständlich gibt es jederzeit frische Milch und Eier, der Joghurt und der Topfen sind ebenfalls hausgemacht.
Talmuseum Der Ultner Museumsverein hat in St. Nikolaus eine umfangreiche Sammlung von Hausrat, bäuerlichem Gerät, Dokumenten, Bildern und Kuriosem aus dem Ultental zusammengetragen und bewahrt es in einem sehenswerten Heimatmuseum auf. In mehreren Räumen vermittelt uns die Sammlung Einblicke in das frühere bäuerliche Leben. Info über Öffnungszeiten und Führungen: Tel. 0473 790147 oder 0473 790374.
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wie koMMt Man hin? Von Lana kommend kurz nach st. Pankraz rechts in Richtung st. Helena abbiegen. nach ca. 5 km (bei einer Bushaltestelle) zweigt links die Zufahrt zum Wegleithof ab (Hinweistafel). Wegleit, Familie Kapaurer, Mariolberg 29, 39010 st. Pankraz, Tel. 0473 787079 und 338 7929233, www.wegleit.it.
einkehrtipp Direkt an der Landstraße in st. nikolaus werden beim „Ortler“ Ultner spezialitäten serviert. Hotel Restaurant Ortler, Familie Paris, Tel. 0473 790101, Mi Ruhetag, www.hotel-ortler.com.
St.-helena-kirChlein St.-helenaDas Kirchlein auf dem markanten Geländevorsprung oberhalb von st. t. Pankraz ist der hl. Helena geweiht. Auf dem linken barocken seitenaltar befindet sich das eigentliche schmuckstück der Kirche, die statue der Gottesmutter Maria als schwangere Frau. Dieses seltene Motiv war lange Zeit ein beliebtes Ziel von Wallfahrern, insbesondere Frau Frauen, die um Kinder oder eine gute Geburt beteten. Der Wirt des nahen Gasthauses (Gasthaus Helener Bichl, Tel. 0473 787139, Mo Ruhetag) weiß eine nette Geschichte von einem Urlauberpaar zu erzählen, dem nach jahrelanger Kin Kinderlosigkeit nach einem Urlaub in der Waldeinsamkeit des Helener Bichls endlich der ersehnte Kindersegen zuteil wurde.
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Seespaziergang in Ulten In Ulten wurde die Falschauer zum großen Zoggler Stausee aufgestaut, der ab St. Walburg den Talgrund des Ultentals bis Kuppelwies einnimmt. Auf seiner bewaldeten Südseite führt abseits der Talstraße ein bequemer Weg den See entlang. Wir überqueren zunächst die breite Dammkrone und wandern dann neben dem See taleinwärts. Der gut ausgebaute Weg liegt bei hohem Wasserstand nur wenige Meter über dem Seespiegel. Am Wegrand stehen Tafeln mit „Märchen“ von Ultner Kindern und „Gedankensplittern“ von Jugendlichen. Wir kommen an einer Getreidemühle vorbei, errei-
chen das westliche Ende des Stausees und folgen dem Lauf der Falschauer durch lichten Fichtenwald. Hinter dem Weiler Jaisten steigt der Weg allmählich etwas an. Beim Albl-Skilift überqueren wir die Wiese und gehen dann auf dem Weg bergseitig weiter bis zu einem Fernheizwerk. Hier zweigt der Weg ab und führt über eine Falschauerbrücke hinauf zur Ortschaft St. Nikolaus, wo das Talmuseum zu einem Besuch einlädt. Rückkehr entweder mit dem öffentlichen Bus oder zu Fuß über den Ultner Höfeweg an der linken Talseite.
Infos in Kürze Staudamm Zoggler Stausee, 1158 m, Markierung „Seeweg“, dann „Ultner Höfeweg“ Hinweg 2 Stunden und 20 Minuten, bei Rückkehr über den Höfeweg 4,5 Stunden 7,5 bzw. 15 km 250 bzw. 430 Höhenmeter Mittelschwieriger, weil langer Bergweg
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Der Beimsteinhof in Vöran Flankiert vom Etschtal zieht sich vom Meraner Doppelgestirn Ifinger und Hirzer ein sonniges Hochplateau als sanft gewellte Wiesen-, Wald- und Almlandschaft Richtung Süden hin. Etwa in seiner Mitte liegt das Dorf Vöran, überragt von einem markanten, braunrot gefärbten Felsbuckel, dem Beimsteinknott oder -kogel. Am Fuße dieses einzigartigen Naturdenkmals, von dem man einen außergewöhnlichen Rundblick vom Rosengarten bis zum Naturpark Texelgruppe hat, thront auf 1290 m der Beimsteinhof. Der Hof blickt auf eine lange Geschichte zurück, 1369 wird erstmals ein Ulricus iuxta lapidem ab Feran (Ulrich beim Stein in Vöran) erwähnt. 1450 scheint in den Urkunden Cristan bei dem Stain auf, nach wiederholtem Besitzerwechsel kaufte schließlich Ignaz Kröss – der Urgroßvater des jetzigen, gleichnamigen Bauern – im Jahr 1907 den Beimsteinhof, baute ihn um und setzte die getäfelte Stube ein. 2007 wurde das alte Haus durch einen Neubau ersetzt, nur Keller und Stube blieben erhalten.
Was der Hof bietet Das Anwesen liegt eindrucksvoll neben weiten Wiesen im Schutz des Felsens; es besteht aus dem neuen Wohnhaus, dem Wirtschaftsgebäude mit Stall und Stadel, einem älteren Zubau und einem winzigen Kirchlein, das von der Familie liebevoll geschmückt und gepflegt wird. Die Sitzbank davor lädt zu Besinnung und Ruhe ein.
Einkehrtipp Nahe der Leadner Alm (Anfahrt nur über Aschl möglich) bietet der Gasthof Waldbichl (1530 m) gute Hausmannskost. Sonnenterrasse, Kinderspielplatz, tolle Aussicht. Gasthof Waldbichl, Familie Laner, Aschler Weg 11, Tel. 0473 278113, www.waldbichl.com, im Sommer kein Ruhetag, sonst Do.
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Beim Beimsteiner liegt der Schwerpunkt in der Viehwirtschaft, zum Hof gehören 14,5 Hektar Wiese, dazu Weide, Wald und ein Teil des Kogels. Im Schnitt werden 17 Kühe der Braunvieh-Rasse, Jungrinder und Kälber, Hausschweine, Hennen und Hasen gehalten und versorgt. Aber auch mit Gästen haben die Bauersleute lange Erfahrung. Im Krieg waren die Carabinieri – die Dorfpolizei – im Haus einquartiert, dann bewohnten Sommerfrischler das kleine Nebengebäude. 2008 wurden zwei Ferienwohnungen fertiggestellt, und der Nebenerwerb „Urlaub auf dem Bauernhof“ lief an. Die Wohnungen sind hell, modern, großzügig bemessen und doch gemütlich mit viel Holz eingerichtet. Mit Begeisterung und Einsatz betreiben die jungen Bauersleute den neuen Erwerbszweig. Als Gäste betreuen sie im Sommer hauptsächlich Familien, die hier – fernab von Verkehr und doch nahe dem Ortskern – unbeschwert urlauben können. Zusammen mit den eigenen drei Kindern geht es dann auf dem Hof lebhaft und fröhlich zu. Im Herbst und im Winter kommen meist Paare oder Familien mit Kleinkindern, die Ruhe und Stille suchen. Verwöhnt werden alle mit Produkten vom Hof: Speck von den eigenen Schweinen, Eier, hausgemachte Marmeladen und Säfte, Gemüse und Beeren aus dem Garten.
Wie kommt man hin? Die Anfahrt kann ab Terlan über Mölten (8,6 km) oder ab Meran über Hafling (9 km) erfolgen. Umweltbewusste benutzen die Seilbahn ab Burgstall (20 Minuten Fußweg). Beimsteinhof, Familie Ulrike und Ignaz Kröss, Vöraner Str. 19, 39010 Vöran, Tel. 0473 278182, www.beimsteinhof.it.
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Einkehrtipp Gleich neben dem Beimsteinhof wird in einem der „Südtiroler Gasthäuser“ (www.gasthaus.it), beim Oberwirt, gepflegte Küche serviert. Sonnenterrasse mit schöner Aussicht. Hotel Restaurant Oberwirt, Familie Reiterer & Mittelberger, Vöraner Straße 25, Tel. 0473 278129, www.hotel-oberwirt.com, im Sommer kein Ruhetag, sonst Di.
Knottenkino Im Nordwesten von Vöran erhebt sich neben dem Beimsteinknott ein weiterer Felsbuckel, der „Roatstoan“. Seine Vorderseite fällt senkrecht zum Etschtal hin ab, aber von Osten her kann der bewaldete Rücken bequem erwandert werden. Auf der 1465 m hohen Kuppe stellte der Künstler Franz Messner 30 Klappsessel zum sogenannten Knottenkino zusammen. Dieses originellste Kino weit und breit zeigt immer dasselbe Programm in täglich neuen Variationen: den fantastischen Blick über das Etschtal zu den Ultner Bergen und dem Ortler.
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Rundwanderung zum Knottenkino Eine angenehme Rundwanderung über herrliche Almwiesen und durch lichten Wald schließt das Knottenkino ein: Unweit vom Beimsteinhof, nämlich neben dem Gasthof zum grünen Baum (z. Z. geschlossen), beginnt Weg 16 und führt zum Sattel Bruggen und dann kurz hinauf zur LeadnerAlm (Einkehrmöglichkeit, Tel. 0473 278136, www.leadner-alm.com, Mo Ruhetag). Ab Bruggen geht es dann auf Weg 11 weiter zum Knottenkino und schließlich über den Schützenbrünnlweg (Nr. 14) zurück zum Ausgangspunkt.
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Infos in Kürze Parkplatz oberhalb des Gasthofs zum grünen Baum knapp 3 Stunden ca. 9 km 370 Höhenmeter Mittelschwieriger Bergweg
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Der Wargerhof in Mölten Der Tschögglberg ist ein beliebtes Wandergebiet: Rund 1000 Höhenmeter über dem etschtal, liegen auf diesem Bergrücken – von süden nach norden betrachtet – die Dörfer Jenesien, Mölten, Vöran und Hafling. Unser Ziel ist Mölten, ein bäuerlich geprägtes Dorf auf dem sonnenverwöhnten Hochplateau mit toller Aussicht nach südwesten, umgeben von Wäldern und lichten Lärchenwiesen. Der Wargerhof schmiegt sich am Dorfrand von Mölten an den Hang. Hier betreibt die Familie Götsch neben der Landwirtschaft einen Hofschank. Gemütliche holzgetäfelte stuben und die große sonnenterrasse im Freien laden zum Beisammensitzen und zu einer stärkung ein.
waS der hof Bietet Die Hofstelle ist seit 1520 erwähnt, aber schon 1444 taucht in schriften ein Ulrich Warker kirchprobst auf, ein name mit möglicherweise germanischen Wurzeln. Warger ist eine Form des namens Werihard/Werner. Auf historischen Fotos sind dort, wo sich heute Wiesen erstrecken, ausgedehnte Kornäcker zu sehen, und die alte scheune des Wargerhofs trägt ein steiles strohdach. inzwischen wurde der Hof vollständig umgebaut und präsentiert sich als schö schönes Anwesen im alpinen Baustil mit modernem Wohnhaus, einer großen funktionellen scheune und dem alten, nunmehr renovierten Bauernhaus. All das war nur möglich, weil der Besitzer gleichzeitig inhaber eines Tiefbauunternehmens ist und neben seiner Freude an der Landwirtschaft auch gehörige eigenleistung in den Umbau einbringen konnte. Der Hof ist umgeben von acht Hektar Grünland, das gut mit Maschinen bearbeitet werden kann. im stall stehen etwa 15 Melkkühe der heimischen Grauviehrasse aus eigener Zucht, alle noch mit Hörnern, so wie es früher normal war. im sommer wird das Vieh auf die Gemeinschaftsalm bei der sattlerhütte und der Möltner Kaser gebracht; einige Jungrinder kommen in die „sommerfrische“ ins schnalstal, der Heimat des Vaters, der als Maurer nach Mölten kam und hier Wurzeln
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schlug. Dessen Sohn, Alexander Götsch, der Bauer und Bauunternehmer, packte bereits als Bub auf dem Wargerhof mit an und übernahm mit seiner Familie und den Schwiegereltern vor rund 15 Jahren gegen Leibrente den Hof von den alten, kinderlosen Hofbesitzern, baute ihn aus, modernisierte und vergrößerte ihn. Um den Hofschank sowie um die Verwaltung der Baufirma kümmert sich Ehefrau Kunigunde. Während der Saison helfen auch die drei Töchter, die ansonsten studieren, im Betrieb mit. Neben traditioneller Tiroler Kost kommen Gerichte mit leicht mediterranem Einschlag auf den Tisch, was auf einem Bergbauernhof nicht selbstverständlich ist. Es wird nur hofeigenes Fleisch vom Rind, Kalb, Lamm und Kitz zubereitet und sehr auf die Verwendung saisonaler Produkte vom Hof oder aus der näheren Umgebung geachtet. Vier komfortable Ferienwohnungen und zwei Doppelzimmer bieten bis zu 20 Personen einen geruhsamen Aufenthalt. Das Frühstück wird den Gästen in der heimeligen Bauernstube serviert; dabei stehen viele hausgemachte Spezialitäten wie Kuchen, Brot, Butter, Marmeladen, Wurstwaren und frische Säfte zur Auswahl. Zudem haben Gäste hier über 160 km markierte Wanderwege vor der Haustür, u. a. führt der alte Kirchsteig direkt am Hof vorbei.
Wie kommt man hin? Von Terlan nach Mölten, dort Richtung Schlaneid abbiegen, nach knapp 400 Metern zweigt rechter Hand schon die Zufahrt zum Hof ab. Wargerhof, Familie Götsch, Schlaneider Straße 12, 39010 Mölten, Tel. 0471 668442, www.wargerhof.com, Fr nachmittags, Sa und So geöffnet. Vormerkung empfohlen.
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Prickelndes Vergnügen Bei einem Ausflug auf den Tschögglberg sollte die Besichtigung der höchstgelegenen Sektkellerei Europas zum Programm gehören. Auf 1200 m Meereshöhe verarbeitet Familie Reiterer in tiefen und weitläufigen Kellern erlesene Weißweine aus der Terlaner, Überetscher und Salurner Gegend nach der traditionellen französischen Methode zu Arunda-Sekt von hervorragender Qualität. Sepp, Marianne oder Sohn Michael Reiterer zeigen an Werktagen und nach telefonischer Voranmeldung ihren Sektkeller und organisieren Verkostungen. Gönnen Sie sich dieses prickelnde Vergnügen auf hohem Niveau! Kellerei Arunda, Tel. 0471 668033, www.arundavivaldi.it.
Einkehrtipp Der schöne Berggasthof in St. Ulrich samt Kinderspielplatz und Naturkegelbahn liegt in freier idyllischer Lage. Gasthof St. Ulrich, Familie Obkircher, Mölten, Tel. 0471 668056, www.sanktulrich.com, Mo Ruhetag.
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Nach St. Ulrich Auf einem Hügel westlich von Mölten liegt auf 1333 m das Kirchlein St. Ulrich, daneben lädt das gleich namige Berggasthaus zur Einkehr ein. Ausgangspunkt ist der Parkplatz im Dorfzentrum, oberhalb des Fossilien-
museums. Wir folgen der Markierung 13, die uns in einer Dreiviertelstunde nach St. Ulrich führt. Dort genießen wir den herrlichen Rundblick, besichtigen das Kirchlein und stärken uns im angrenzenden Gasthaus.
Infos in Kürze Parkplatz Ortszentrum Mölten auf 1137 m, neben der Feuerwehrhalle insgesamt ca. 1,5 Stunden knapp 3 km 200 Höhenmeter Einfacher, leichter und familienfreundlicher Spazierweg
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Der Oberfahrerhof auf dem Salten Im Herzen von Südtirol liegt der Tschögglberg, ein Bergrücken, der sich zwischen Sarntal und Etschtal erhebt. An seinem Südabhang liegt das Dorf Jenesien und von dort zieht sich der Salten, eine wellige Hochfläche mit Wiesen und lichtem Lärchenwald, nach Nordwesten bis zum kleinen Weiler Flaas hin. Dort, auf stattlichen 1528 m, liegt der Oberfahrerhof sonnig und frei auf steilem Wiesenhang mit prächtigem Ausblick zu den Dolomiten im Osten sowie zur Mendel und der Ortlergruppe im Westen. Die Gruppe der Fahrerhöfe liegt auf uraltem Siedlungsgebiet. Der Name leitet sich von den Föhren (Kiefern) ab, die auf den trockenen und steinigen Hängen oberhalb von Flaas wachsen. Schriftliche Aufzeichnungen erwähnen 1359 einen Chuonrad Forcher de Flas, 1288 taucht bereits der ober hof in Vorchach auf. Auf uralte Besiedlung weist ein Grabstein mit einer römischen Inschrift hin, der in der Nähe aufgefunden und in die Straßenmauer beim Unterfahrer eingesetzt wurde.
Was der Hof bietet Der sich seit 1896 im Besitz der Familie Zöggeler befindliche Hof wurde vor wenigen Jahren an der alten Hofstelle neu errichtet und präsentiert sich heute als freundliches Haus mit großer Sonnenterrasse, viel hellem Holz und schönem Blumenschmuck. Zwischen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude liegt der kleine Reitplatz, auf dem Kinder und erwachsene Reitanfänger ihre Runden drehen. Der Bergbauernhof hat sich ganz auf Pferde und Familien eingestellt. Sonja und Sebastian Zöggeler sowie ihre sechs Kinder sind richtige Pferdenarren; zehn Pferde und ein Pony stehen den Urlaubern zur Verfügung. Der Zuspruch ist gut und auch andere Höfe in der Nähe, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, nutzen für ihre Gäste dieses Angebot. Bauer Sebastian begleitet die Gäste bei Ausritten und wird von den Kindern unterstützt. Geboten werden auch Reitstunden für Anfänger und Kinder, Stunden-, Halbtages- und Tagesritte sowie Kutschen- bzw. im Winter Schlittenfahrten. Besonders beliebt sind die Kinderwochen im Hochsommer: Kinder und Jugendliche werden
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von jeweils Montag bis Freitag in 8er-Gruppen mit Unterkunft und Verpflegung aufgenommen. Jedem jungen Teilnehmer wird ein eigenes Pferd zugeteilt, mit dem er reitet und für das er die ganze Woche zu sorgen hat. Die Zahl der Stammgäste wächst stetig und mittlerweile schätzen die Urlauber auch die Winterzeit zum Reiten, Rodeln sowie Winter- und Schneeschuhwandern. Auf den sonnigen und freien Almen und Lärchenwiesen ist aufgrund der Höhe die Schneelage meist gut. Der Bauernhof wird auf traditionelle Weise bewirtschaftet. Die 13 Hektar Wiesen liegen alle um den Hof herum. Obwohl das Gelände teilweise sehr steil ist – es weist eine Neigung von 40–60° auf – kommt das traditionelle Tiroler Grauvieh aus eigener Zucht damit gut zurecht. Die Wiesen werden möglichst naturnah und unter Verzicht auf Kunstdünger bewirtschaftet. Nach den zwei Grasschnitten wird das Vieh bereits im August auf die Wiesen getrieben: „Das tut den Kühen gut, denn so bleiben sie gesund und die Milch ist von Top-
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Qualität“, meint Bauer Sebastian. Auch Silofutter ist tabu; verfüttert werden außer Gras und Heu auch Getreidemischungen. Aus der Milch wird für die Gäste und den Eigenbedarf Joghurt und Frischkäse zubereitet. Aus dem Hausgarten kommt im Sommer Gemüse, die Johannisbeeren, Erdbeeren und Himbeeren werden zu Marmeladen und Säften verarbeitet. Die Hoftiere liefern Eier, Speck und Hauswürste. Den Gästen stehen drei modern, komfortabel und mit viel hellem Holz eingerichtete Ferienwohnungen mit jeweils 2–6 Betten zur Verfügung.
Wie kommt man hin Anfahrt ab Bozen über Jenesien nach Flaas und weiter in Richtung Mölten bis zum Parkplatz Schermoos (ca. 18 km). Alternativ von Terlan nach Mölten, von dort 3,5 km in Richtung Jenesien bis Schermoos. Von dort sind es noch 500 m bis zum Oberfahrer (beschildert). Oberfahrerhof, Familie Sonja und Sebastian Zöggeler, Flaas 16, 39050 Jenesien, Tel. 0471 340084, www.reiterhof-oberfahrer.com.
Einkehrtipp Nur 10 Minuten vom Oberfahrer und von der Wanderroute entfernt bietet der Wirt und Koch Christian Pircher in gemütlichen, getäfelten Stuben sowie auf großer Sonnenterrasse verfeinerte Tiroler Kost. Berggasthof Lanzenschuster, Flaas 48, Jenesien, Tel. 0471 340012, www.lanzenschuster.com. Im Winter und Frühling an Wochenenden geöffnet, im Sommer durchgehend ohne Ruhetag.
Zum Fahrer Weiher Besonders reizvoll ist der Spaziergang zum nördlich von Schermoos gelegenen Fahrer Weiher, dessen Wasser bereits vor Jahrhunderten künstlich aufgestaut wurde. Die ansehnliche Wasserfläche ist von Binsen und Schilf gesäumt und in eine wunderbare Landschaft mit Wiesen und alten knorrigen Lärchen eingebettet, die als Biotop ausgewiesen ist. Wenig unterhalb vom Oberfahrerhof führt ein Fußweg (Markierung 17B) in wenigen Minuten zur Teichlandschaft, die sich vorzüglich als Picknick- und Kinderspielplatz eignet.
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Auf das Möltner Joch Wir starten beim Parkplatz Schermoos und folgen Markierung 5. Die Straße schlängelt sich zunächst durch Wald und Wiesen sanft den Hang hinauf, wobei sich die Sicht immer mehr weitet, bis am Horizont die Dolomiten auftauchen. Nach etwa 20 Minuten kommen wir am Oberfahrerhof vorbei. Kurz danach biegen wir links auf Weg 17A ab. Der Wanderweg verläuft leicht ansteigend in nördliche Richtung auf das Möltner Joch mit seinen herrlichen, weiten Lärchenwiesen. Das Möltner Joch ist übrigens kein Pass oder Sattel, sondern der höchste Punkt des Rückens, den ein großes hölzernes Kreuz markiert. Nach einer
Stunde Gehzeit erreichen wir die weite Anhöhe und genießen die tolle Aussicht. Ein besonderes Erlebnis ist die Wanderung zur Zeit der Krokusblüte bald nach der Schneeschmelze im April. Dann breitet sich hier oben, wo das Gelände ebener ist, ein unüberschaubarer bunter Blütenteppich von Millionen Krokusblüten aus. Diese Fülle an weißen und lila Blüten sowie die abwechslungsreiche Landschaft sorgen für ein einmaliges Wandererlebnis. Rückkehr zum Parkplatz auf demselben Weg oder über den Weg E5 (Teil des Europäischen Fernwanderweges).
Infos in Kürze Gebührenpflichtiger Parkplatz Schermoos (1453 m) an der Straße von Flaas nach Mölten insgesamt ca. 2,5 Stunden ca. 6,5 km 290 Höhenmeter Einfache, leichte und familienfreundliche Wanderung
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Der Haflingerhof in Jenesien Nördlich von Bozen liegt auf einem sonnigen Mittelgebirgsbalkon Jenesien. Das einst ruhige Bergdorf hat sich seit dem Bau einer bequem befahrbaren Straße beinahe zu einem Städtchen entwickelt. Unverändert ist die prächtige Aussicht auf die Dolomiten, auf Teile des Bozner Talkessels und Richtung Süden ins Südtiroler Unterland. Südlich des Ortskerns fällt das Gelände zuerst sanft ab, dann werden die Wiesen immer steiler und gehen allmählich in felsdurchsetzten Wald über. Die stadtnahen Hänge bei Bozen sind dann wieder mit sorgfältig bepflanzten Rebanlagen überzogen, aus denen einige der besten Südtiroler Weine stammen. Die Bauernhöfe auf den Wiesen unterhalb des Dorfes bilden die Streusiedlung Pittertschol. Der Haflingerhof ist einer der ältesten dieser Höfe und aufgrund seiner Lage besonders imposant.
Was der Hof bietet Der Südhang unterhalb von Jenesien ist klimatisch verwöhnt; es verwundert daher nicht, dass es sich um altes Siedlungsgebiet handelt. Bereits 1288 wurde hier ein zinspflichtiges Gehöft hof ze Piderschol erwähnt, bei dem es sich wahrscheinlich um den Haflingerhof handelt. 1519 taucht in den Dokumenten ein Haffingerhof, 1592 bereits der Name Haflinger auf. Früher war Pitterschol die Kornkammer Jenesiens, heute wird beim Haflinger nur noch Getreide und als Zweitfrucht Schwarzplent (Buchweizen) für den Hausgebrauch ausgesät und eingebracht. Daraus werden auf dem Hof Brot und Kuchen gebacken oder einfache Köstlichkeiten wie der „schwarzplentene Ribl“ zubereitet, der von Zwetschkenkompott begleitet wird. Neben dem alten, sorgfältig renovierten Bauernhaus, das von der Familie Gerda und Franz Plattner mit ihren Kindern Kathrin, Fabian und Tobias sowie der Oma Elisabeth bewohnt wird, steht ein moderner Zubau, in dem unter anderem zwei große Ferienwohnungen mit Balkon und Terrasse untergebracht sind. Diese Wohnungen sind nicht nur im Sommer, sondern aufgrund der Nähe zur Stadt das ganze Jahr über bei Städte- und Kulturreisenden begehrt. In der warmen Jahreszeit sitzt es sich angenehm unter der Gartenlaube; der Ausblick auf
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die Dolomiten ist sensationell. Wenn sich die bleichen Berge in der Abendsonne rot färben und im Tal die Lichter der Stadt Bozen zu funkeln beginnen, wird man sich der einmaligen Lage des Hofes erst richtig bewusst. Kinder fühlen sich hier besonders wohl, es gibt viel Platz zum Herumtollen, Spielgeräte und natürlich viele Tiere: neben den Kühen und Kälbchen noch Katzen, Hasen und Schweine. Der Haflinger wird als Vollerwerbsbetrieb hauptsächlich mit Viehwirtschaft geführt. Die Milch stammt von Rindern der Braunviehrasse und wird täglich vom Sammeldienst der Molkereigenossenschaft abgeholt. Weinreben und Apfelbäume finden sich in den tieferen Lagen des Hofs, während im großen Bauerngarten – dem ganzen Stolz von Gerda und Oma Elisabeth – Salate, Tomaten und zahlreiche Blumen gedeihen. Hausgäste wissen die hofeigenen Produkte, die auch auf den Frühstückstisch kommen, sehr zu schätzen.
Wie kommt man hin? In Bozen zweigt am Beginn der Sarntaler Straße (SS 508) die Straße nach Jenesien ab; dieser folgen wir rund 7,5 km. Sobald erstmals das Dorf Jenesien sichtbar wird, links zum Haflingerhof abbiegen (50 m, beschildert). Haflingerhof, Familie Plattner, Pittertschol 2, 39050 Jenesien, Tel. 0471 354311, www.haflingerhof.it.
Einkehrtipp Auf der Langfenn wird ambitionierte, verfeinerte Tiroler Kost geboten, schöne Panoramaterrasse. Gasthaus Langfenn, Familie Egger-Hafner, Langfennweg 1, Mölten, Tel. 0471 668218, www.langfenn.it, ganzjährig geöffnet.
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Auf dem E5 Über den gesamten Tschögglberg führt eine rot-weiß-rot markierte Wanderroute mit der Bezeichnung E5. Dahinter verbirgt sich einer der reizvollsten der elf Europäischen Fernwanderwege. Er verläuft mit einer Gesamtlänge von ca. 3050 km von der Pointe du Raz an der Atlantikküste Frankreichs durch die Schweiz, Deutschland und Österreich über die Alpen bis nach Verona. Die Strecke zwischen Oberstdorf in Bayern bis nach Bozen gilt als der schönste Abschnitt. Wer ein Stück davon erwandern möchte, startet am besten beim Sportplatz nördlich von Jenesien und folgt der Markierung nordwärts über die weiten, ebenen Lärchenwiesen des Saltens mit prächtigen Ausblicken hin zu den Dolomiten und zur Ortlergruppe bis zum Höhenkirchlein Langfenn und dem angrenzenden Gasthaus. Rückkehr auf dem Hinweg.
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Infos in Kürze Parkplatz beim Sportplatz Jenesien (gebührenpflichtig), 1237 m insgesamt ca. 4 Stunden 12,5 km 420 Höhenmeter Einfacher, leichter und familienfreundlicher Spazierweg
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Der Wieserhof in Reinswald Von Bozen aus zieht sich das sarntal etwa 30 km lang nach norden hin. Das anfänglich schluchtartige Tal öffnet sich bei sarnthein zu einem weiten Wiesengrund, um sich bei Astfeld in das Penser und in das Durnholzer Tal zu verzweigen. eine noch weitgehend unberührte Landschaft und Traditionen, die noch gepflegt werden, machen das Durnholzer Tal zu einem echten Geheimtipp. Dort liegt auf 1600 m der Wieserhof. Der Wieser ist einer der höchstgelegenen Bauernhöfe des Tales; wer dorthin fährt, muss die Berge und die einsamkeit mögen. Zuerst geht es durch die erwähnte enge und wilde schlucht, wo die straße zwar breit und gut trassiert ist, aber aufgrund der Tunnels und Felswände für Flachländer wohl bedrohlich wirkt; dann weiter ins waldreiche und dadurch dunkle Durnholzer Tal, wo die steile Zufahrt zum Wieserhof dem Autofahrer einiges an Geschick abverlangt. Zuletzt öffnet sich der Blick weit über das Tal und hin bis zur nahen sarner scharte, dem Hausberg des Tals.
waS der hof Bietet Das schmucke Gebäude des Wieserhofs wurde 1995 neu gebaut; vorher stand hier ein bescheidenes HäusHäus chen, von den einheimischen inheimischen „Wieshäusl“ oder „Wies„Wies hütte“ genannt. im m Obergeschoss sind zwei nette FeriFeri enwohnungen eingerichtet, seit 1997 wird nämlich Urlaub auf dem Bauernhof angeboten. Rosa, die GastGast geberin, ist ein Paradebeispiel für das ausgeprägte selbstbewusstsein der sarnerinnen. Für Gäste liegt eine Hofmappe auf, die nützliche informa nformationen über den Urlaub auf dem Hof, das Bauernhaus, die Gastfamilie und über das sarntal enthält. Da steht neben entsprechenden Bildern zur Rollenverteilung der Familienmitglieder auf dem Wieserhof: „Rosa, Jahrgang 1964: ich bin die Bäuerin und trage die Verantwortung auf dem Wieserhof.“ Und neben dem Foto des Hausherrn steht: „Michael, der Hof- und stallchef, Jahrgang 1960. er versorgt das Vieh im stall und arbeitet im stadel, Feld, Wald und auf der Alm.“
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Zum geschlossenen Hof gehören sechs Hektar Wiese, von denen nur vier mit Maschinen bearbeitet werden können. Zwei Hektar müssen von Hand mit der Sense gemäht werden, weil das Gelände dermaßen steil und buckelig ist. Im Stall stehen sieben Melkkühe und einige Jungrinder, die den Sommer auf der hofeigenen Weide unterhalb der Pfnatschalm bei Reinswald verbringen. Das Einkommen der Familie wird durch den Milchverkauf, die Aufzucht von Jungrindern und die Ferienwohnungen erwirtschaftet. Außerdem arbeitet Rosa Stofner als Reinigungskraft in zwei Grundschulen im Tal. Die Feriengäste kommen vorwiegend im Sommer, im Winter schrecken sie wohl vor den winterlichen Straßenverhältnissen zurück – Rosa rät auf ihrer Webseite: „Bitte Schneeketten nicht vergessen!“ –, wenngleich die Zufahrt bei Schneefall vom Winterdienst geräumt wird.
Wie kommt man hin? In Astfeld Richtung Durnholz abbiegen, gleich nach Kilometer 7,5 (Bushaltestelle) zweigt rechts die Straße ab, die in 2,2 km bergauf zum Hof führt. Wieserhof, Rosa Stofner, Reinswald 15, 39058 Sarntal, Tel. 0471 625252, www.wieser-hof.com
Einkehrtipp In Durnholz bietet das traditionsreiche Dorfgasthaus schmackhafte Tiroler Gerichte von Milzschnittensuppe über Knödelvariationen bis hin zu Wild. Pfarrgasthof Durnholz, Familie Innerebner, Tel. 0471 625142, ganzjährig geöffnet, Do Ruhetag.
Sarner Handwerk Im Sarntal ist das traditionelle Handwerk noch lebendig: Hier nähen die Frauen Pantoffeln, die sogenannten Toppar, und Federkielsticker verzieren Trachtengürtel, Hosenträger und Kleinlederwaren. Drechsler fertigen aus dem harzigen Zirbelholz schöne Teller, Schüsseln und sonstige Gebrauchsgegenstände. Gleich in mehreren Betrieben wird aus der Latschenkiefer das in Medizin und Kosmetik geschätzte Latschenkiefernöl destilliert. Infos über Einkaufsmöglichkeiten gibt das Tourismusbüro in Sarnthein, Kirchplatz 9, Tel. 0471 623091.
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Unterwegs auf einem Abschnitt des Talrundwegs Diese Route schlängelt sich ab Reinswald (1501 m) den Hang entlang und führt dabei kurzweilig, in leichtem Auf und Ab durch Wald und Wiesen sowie an verstreut liegenden Bauernhöfen (einschließlich des Wieserhofs)
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vorbei bis zu dem Dörfchen Durnholz und dem gleichnamigen See (1600 m). Für die Rückkehr empfiehlt sich der Linienbus (Nr. 150). Die Strecke wird auch gern von Mountainbikern befahren.
Infos in Kürze Kirche in Reinswald, 1501 m ca. 2,5 Stunden 8,2 km 450 Höhenmeter Markierung: 22 Einfacher Wanderweg
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Der Ebnicherhof bei Oberbozen Der Ritten ist der Hausberg der Bozner, an seinem sonnigen Südhang breitet sich eine besondere Natur- und Kulturlandschaft aus: Wiesen und Felder, Kastanienhaine, Buschwald auf den trockenen, von rot-violettem Porphyrfels durchsetzten steilen Hängen sowie die geologische Attraktion der Erdpyramiden im Katzenbach unterhalb von Oberbozen. Dort, hoch über Bozen liegt der Ebnicher auf einer – wie schon in seinem Namen anklingt – ebenen Geländeterrasse. Der Bauernhof beeindruckt durch seine außergewöhnliche Lage mit einmaligem Ausblick auf die hellen Dolomitenzacken des Rosengartenmassivs im Osten, den Bozner Talkessel samt der vom silbernen Band des Eisackflusses durchzogenen Landeshauptstadt, bis hin zum Überetsch und den Bergen der Mendelgruppe im Westen.
Was der Hof bietet Die großen Bauernhöfe auf dem Rittner Hochplateau besaßen vielfach ein „Zuhöfl“, ein Weingut mit kleinem Wirtschaftsgebäude und Wohnhaus, auf den tiefer gelegenen Hängen des Berges. Der Ebnicher ist aus so einem Zweigbetrieb eines Bauern im Weiler Maria Himmelfahrt entstanden: Seit nunmehr knapp zwei Jahrhunderten wird der Weinund Viehhof von der Familie Tauferer bewirtschaftet. Der Ebnicher liegt oberhalb von St. Magdalena bei Bozen auf 832 m und ist daher noch bestes Weinanbaugebiet für Sorten, die in diesen Höhenlagen gedeihen. In gutem Zusammenspiel und unter Einsatz aller Familienmitglieder wird auf dem Hof Weinbau mit Hofkellerei, Viehwirtschaft, Urlaub auf dem Bauernhof und ein Buschenschank betrieben. Rund 20 Grauviehrinder werden gehalten, davon 10 Melkkühe, der Rest Jungvieh, außerdem noch Schweine, Hühner, Hund und Katz’. Im Sommer kommt ein Teil des Rindviehs auf die Gemeinschaftsweide auf dem Rittner Horn. Großvater Sepp lieferte die Milch noch mit der Zahnradbahn und nach deren Einstellung Mitte der 1960er-Jahre mit einem Traktor in die Stadt an eine Milchverkaufsstelle; heute wird die Milch zur Sammelstelle nach Oberbozen gebracht. 1998 wurde das Haus umgebaut und dabei eine Ferienwohnung eingerichtet, in der vier Gäste Platz finden. Der Hof ist insbesondere im Herbst, wenn der alte Brauch des „Törggelens“ gepflegt wird, ein
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Die Rittner Bahn 1907 wurde der Ritten von Bozen aus durch eine elektrisch betriebene Schmalspurbahn erschlossen. Im ersten, sehr steilen Abschnitt schob eine Zahnradlok die Waggons hinauf zum Weiler Maria Himmelfahrt. Auf dem nun relativ ebenen Streckenabschnitt fuhr die Bahn ohne Zahnradantrieb flott weiter bis nach Klobenstein. In den 1960er-Jahren wurde nach einem schweren Unfall die Zahnradstrecke durch eine Seilschwebebahn ersetzt, die ihrerseits 2009 von einer Kabinenumlaufbahn abgelöst wurde. Mit ihr gelangen Fahrgäste nun ohne nennenswerte Wartezeiten in 12 Minuten nach Oberbozen. Auf der Hochebene ist die bei Einheimischen und Fremden außerordentlich beliebte Schmalspurbahn aber immer noch in Betrieb und zu besonderen Anlässen verkehren sogar noch die liebevoll gepflegten historischen Garnituren von 1907!
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beliebtes Ausflugsziel. Dann herrscht fröhliche, ausgelassene und ein wenig weinselige stimmung in der gemütlichen, holzgetäfelten Bauernstube oder auf der großen sonnenterrasse mit den rustikalen Tischen und Bänken und dem Prachtblick über’s Land. Da packen wirklich alle Familienmitglieder mit an und servieren die typischen regionalen Gerichte: selbst geselchten speck vom Hausschwein, Käse von einer Alm im Vinschgau, wohin zwei der Kühe im sommer auf die Weide kommen, außerdem Kaminwurzen, Knödeltris, Gerstsuppe, Hauswurst mit Kraut, faschierter Braten, „Rippelen“ mit erdäpfel, Kuchen und Krapfen, auf Vorbestellung „schlutzer“ sowie schlachtplatten. Den Durst löschen hausgemachte säfte und die hervorragenden eigenbauweine, der ganze stolz des Juniors Andy. in dieser Höhenlage gedeihen der weiße Müller Thurgau und der Blauburgunder prächtig, auch der süffige Vernatsch ist sortentypisch. Die Weine wer werden in Flaschen abgefüllt serviert.
wie koMMt Man hin? Die Zufahrt ist etwas abenteuerlich. Vom Ritten (Oberbozen) her führt eine gute straße zum Haus, deren nutzung für Gäste erlaubt ist. schmal und sehr steil (28 % steigung) ist die Zufahrt von Bozen über st. Magdalena (3 km). ebnicherhof, Familie Tauferer, Am Grumeregg 6, 39054 Oberbozen/ Ritten, Tel. 0471 978264 und 333 2305850.
törggelen, ein alter, fröhliCher BrauCh Törggelen, das herbstliche Wandern von Weinhof zu Weinhof, ist ein typischer Brauch der südtiroler Weingegend. Beim „echten Törggelen“ in der guten alten Zeit waren die Bauern unter sich. im Vorraum zum Weinkeller, wo die große Weinpresse – die Torggl – stand, lud der Bauer nachbarn und erntehelfer ein, bei einer Jause den neuen Wein zu verkosten. nicht selten zog dabei die fröhliche Runde wandernd von Hof zu Hof und genoss neben dem neuen Wein auch nüsse, Brot, gebratene Kastanien und wenn’s hoch herging, eine gekochte Hauswurst mit sauerkraut. Heutzutage muss ein Törggele-Weinhof, ein Buschenschank, mehr bieten, um die gewachsenen Ansprüche der Gäste zu befriedigen: schlutzkrapfen, mehrere sorten Knödel, gebratene Rippchen, schlachtplatten, süße Krapfen, die möglichst in einer alten, holzgetäfelten stube serviert werden – und einen großen Parkplatz vor dem Haus. Die entsprechenden Adressen der Rittner Buschenschenken können sie beim Tourismusbüro erfragen: www.ritten.com, Tel. 0471 356100.
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Der Rittner Themenweg Ein etwa zweistündiger Spazierweg verbindet neun Sehenswürdigkeiten bzw. Themen, die für das Rittner Hochplateau von Bedeutung sind. Der gut beschilderte Weg (Markierung 23) beginnt am Bahnhof in Oberbozen, führt an den Erdpyramiden vorbei zum Kirchlein St. Jakob und über Maria Himmelfahrt zurück. Tafeln weisen auf die Themen hin – etwa
auf die Geschichte der Rittner Bahn, den alten Kaiserweg, die Erdpyramiden, das charakteristische rote Rittner Porphyrgestein, die Wasserarmut oder die alte Tradition der Sommerfrische der wohlhabenden Bozner. Nicht nur Touristen, auch Einheimische entdecken dabei Neues! Übersicht auf: www.ritten.com/de/aktiv/wandern/wandertipps
Infos in Kürze Bahnhof Oberbozen ca. 2 Stunden 5,3 km 230 Höhenmeter Mittelschwerer familienfreundlicher Spazierweg
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Der Oberpfaffstallerhof bei Klobenstein Der Ritten mit seinen großen Ortschaften Klobenstein, Oberbozen und Unterinn liegt als breiter Mittelgebirgsrücken zwischen dem Sarntal und dem Eisacktal. Das angenehme Klima, die wunderschöne freie Rundsicht und die sonnige Lage machen ihn seit jeher zum Sommerfrischeort der Bozner und zum Reiseziel von Feriengästen. Eine Kabinenumlaufbahn führt von Bozen auf das Hochplateau, eine historische Schmalspurbahn anschließend nach Klobenstein – aber auch die Rittner Straße ist aufgrund des Panoramas eine Fahrt wert. Auf dem Weg vom Rittner Hauptort Klobenstein zum Rittner Horn liegt der Oberpfaffstaller auf 1300 m Höhe inmitten von Wiesen. Von der Sonnenterrasse aus schweift der Blick hinüber zu den Dolomiten mit dem alles beherrschenden Felsbuckel des Schlerns. 160 km Wanderwege überziehen den Ritten und führen unter anderem auch am Hof vorbei. Im Winter herrscht auf den Pisten des nahen Rittner Horns reger Ski- und Rodelbetrieb – was gibt es da nach einem Tag an der frischen Luft Schöneres, als sich in der heimeligen Bauernstube bei schmackhaften Gerichten die kalten Nasen aufzuwärmen?!
Was der Hof bietet Nach einem Um- und Ausbau vor einigen Jahren präsentiert sich der Hof mit einem mächtigen Wirtschaftsgebäude. An das Wohnhaus wurde eine verglaste Veranda, ein Wintergarten, angebaut, auf der Wiese stehen neben dem Kräuter- und Beerengarten Holztische für die Gäste sowie Spielgeräte für die Kinder. Mittelpunkt der Bauernwirtschaft ist die alte Stube mit dem schön geschnitzten Getäfel und dem gemauerten Bauernofen. Fast alles, was auf dem Hof aufgetischt wird, ist selbst gemacht: Speck und Kaminwurzen, Säfte und Sirupe (Melisse, Pfefferminze, Himbeere, Holunder). Frau Margit arbeitet nicht nur gerne in der Küche, sie hat auch eine solide Ausbildung und Erfahrung als Köchin in der Gastronomie, dank derer sie die köstlichsten Gerichte hervorzaubert: Erdäpfelblattlen mit Kraut, „Schlutzer“, vielerlei Knödel, Schlachtplatten und hausgemachte Krapfen. Sonntags oder auf Vorbestellung gibt es Rinds-, Lamm- oder Schweinsbraten. Herrlich mundet das Bauern omelett mit Speck, Zwiebel, Schnittlauch, Cocktailtomaten, Sahne
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und Käsespänen oder das Bauerngröstel mit gekochtem Rindfleisch und Bratkartoffeln, der Rindfleischsalat mit Gemüsestreifen und Schnittlauch sowie die Schwarzplent-Nudeln mit Lauch und Speck, für die eine Mehlmischung aus Weizen und Buchweizen verwendet wird. Tochter Melanie und Sohn Manuel helfen beide fleißig mit. Bauer Othmar arbeitet an zwei Tagen in der Woche in einem Südtiroler Viehvermarktungskonsortium und ist ein ausgewiesener Fachmann, was Rinder betrifft. So verwundert es nicht, wenn im Stall 15 leistungsstarke schwarz-weiß gescheckte Melkkühe der Rasse Holstein-Friesian (HF) stehen. Die Jungrinder werden mit bestem Erfolg selbst gezüchtet. Zum Hof gehören auch noch Hühner, Hasen, Zwergziegen und Katzen sowie etliche Schweine, die den ausgezeichneten Speck liefern. Besonderheiten sind Schafe der Rassen Villnößer Brillenschaf und Walliser Schwarznasenschaf sowie Schwarzhalsziegen.
Die Rittner Erdpyramiden Regen, Wind, Frost und Schmelzwasser haben in jahrelanger Erosion bis zu 20 Meter hohe Säulen aus dem Moränenschutt der Eiszeitgletscher herausgewaschen. Wie ein Hut sitzt auf den meisten Säulen ein Stein, der das lehmhaltige Material unter sich vor allzu schneller Abtragung schützt. Erdpyramiden sind auf dem Ritten an mehreren Stellen anzutreffen: bei Oberbozen, in der Gegend von Unterinn sowie bei Lengmoos.
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Wie kommt man hin? Von Bozen nach Klobenstein und dort rund 3 km Richtung Rittner Horn bis linker Hand der Hof erscheint. Oberpfaffstaller, Familie Oberrauch, Tannstraße 13, 39054 Ritten/ Klobenstein, Tel. 0471 356350 und 349 8792348, vom 1. Mai bis Ende Januar und über Ostern geöffnet, Mo und Di Ruhetag, Vorbestellung empfohlen.
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P TIP Pyramidenweg Ein ebener und aussichtsreicher Spazierweg ab Lengmoos quert über hölzerne Stege und Brücken den Hang oberhalb der bekannten Erdpyramiden und ermöglicht so einen besonders guten Ausblick auf dieses Naturphänomen. Eine schöne, überdachte
Infos in Kürze Parkplatz Lengmoos, nahe dem Hotel Spögler, 1133 m Höhe ca. 1 Stunde und 20 Minuten 3,5 km 100 Höhenmeter Einfacher, leichter und familienfreundlicher Spazierweg
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Holzbrücke über den Finsterbach bringt Spaziergänger dann zum Kirchlein Maria Saal. Hier ist ein kurioses Fresko zu besichtigen: Die Muttergottes hält einen großen Regenschirm in der Hand, darunter sucht das Volk „Schutz und Schirm“ …
Bauernhof spüren
Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol Vom Weinhof zwischen Palmen bis zum Bergbauernhof an der Baumgrenze bietet Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol eine Vielfalt an Möglichkeiten, bäuerliche Tradition, Naturverbundenheit und liebevolle Gastfreundschaft hautnah zu erleben. Unter www.roterhahn.it können Sie aus über 1500 Angeboten Ihren persönlichen Traumbauernhof auswählen. Oder bestellen Sie kostenlos den Katalog.
Südtiroler Bauernbund – Roter Hahn, 39100 Bozen Tel. +39 0471 999 308, info@roterhahn.it, www.roterhahn.it
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Der Unichhof bei Aldein Hoch über den Etschniederungen, mit schönster Aussicht auf die großartige Bergwelt, liegt das Dörfchen Aldein, umgeben von Wiesen, Almen und darin eingestreuten stattlichen Bauernhöfen. Der Ort wird vom westlichsten der Südtiroler Dolomitengipfel, dem Weißhorn, überragt; an dessen Westseite hat der markante Einschnitt des Bletterbachs ein geologisches Naturdenkmal mit bunten Gesteinsschichten geschaffen. Der breite und wellige Wiesengürtel, der sich vom Dorf Aldein zur Bletterbachschlucht und zum Weißhorn hinzieht, wird „Lerch“ genannt. Dort liegt abgelegen und somit völlig ruhig auf 1400 m Höhe der Unichhof. Neben dem Bauernhaus stehen im Schatten von Linden, Ebereschen und Obstbäumen der Stall und die Scheune sowie ein niedriger Zubau mit einem Hofladen und den Räumen zur Verarbeitung von Produkten.
Was der Hof bietet Bis ins 19. Jahrhundert standen an der Hofstelle des Unichs zwei Bauernhöfe. Im Haus wird eine Urkunde aus dem Jahr 1812 aufbewahrt, also aus der Zeit der Herrschaft des Franzosenkaisers Napoleon I., in der von einer Hofstelle für zwei Familien mit einem gemeinsamen Dreschstadel berichtet wird. 1868, nach einem verheerenden Brand, wurde an dieser Stelle nur noch ein Bauernhaus errichtet, das jetzt von den Nachkommen der Familie Gurndin bewohnt wird. Das Wohnhaus mit den ausladenden, hellen, mit Geranien geschmückten Holzbalkonen ist neu gebaut. Ebenerdig wohnt die Bauernfamilie, in den oberen Stockwerken gibt es zwei schöne, große Ferienwohnungen. Die Felder des Unichhofs reichen bis an die Bletterbachschlucht heran. Vom Hof aus ist der Einschnitt in das Weißhorn mit dem „Grand Cañon Südtirols“, wie das Naturdenkmal auch genannt wird, gut zu sehen. Auf dem Hof werden rund 30 Grauviehrinder gehalten, davon sind etwa 18 Melkkühe. Nicht nur die Wiesen, auch die Weiden, auf welche die Tiere täglich aufgetrieben werden, liegen in Hofnähe. Rund um den Hof wachsen Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Jostabeeren, Holunderbeeren, Kirschen, Weichseln sowie gelbe und blaue Zwetschgen, die zu Brotaufstrichen und Sirupen verarbeitet und
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dann auch im Hofladen zum Verkauf angeboten werden. Aus dem eigenen Garten kommen weiter die Kräuter für den Melisse- und Minzesirup; aus dem ebenfalls hier angebauten Weißkohl wird Sauerkraut gemacht. Erst vor kurzem wurde die alte hofeigene Getreidemühle wieder in Betrieb genommen. Jungbauer Robert hat Backen gelernt und eine semi-professionelle Backstube eingerichtet. An guten Tagen werden hier etliche Sack Mehl – vorwiegend vom Getreide der eigenen Felder – zu verschiedenen Weizen-, Roggen- und Dinkelbroten, zu Schüttelbrot und zu Süßbrot verarbeitet. Die traditionellen Formen heißen dann Pitschelen oder Breatln. Zu den Abnehmern zählen neben den Hausgästen viele Stammkunden. Altbauer Hartmann geht im Winter einem Nebenberuf nach. Er nimmt bei den verschiedenen Bauernhöfen in der Umgebung Hausschlachtungen vor; er ist ein sogenannter „Struzer“. Natürlich werden auch die eigenen, auf dem Unichhof gehaltenen Schweine von ihm verarbeitet. Aus ihnen werden die guten Hauswürste und der Speck für den Eigenbedarf gemacht.
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Wie kommt man hin? In Aldein Richtung Lerch bzw. Bletterbach fahren und nach 2,5 km die rechts abzweigende, beschilderte Zufahrt zum Hof nehmen. Unichhof, Robert Gurndin, Lerch 21, 39040 Aldein, Tel. 0471 886747 und 348 0663589, robert.gurndin@rolmail.net.
Einkehrtipp An den Tischen und Bänken im Freien vor der Gurndin-Alm kann man sich bei traditionellen Südtiroler Gerichten vom „Gipfelsturm“ erholen. Gurndin-Alm, Tel. 330 765083, www.gurndinalm.com, Mai bis Oktober, kein Ruhetag.
IN die Bletterbachschlucht Nirgendwo in Südtirol sind Fauna und Flora und die Geologie der Berge vielfältiger als hier in den Ausläufern der Dolomiten. Die Vegetationszone reicht von den Etschniederungen in knapp 200 m Höhe bis zum 2315 m hohen Weißhorn, dessen Gipfel aus weißem Kalkstein die Wälder zwischen dem Eggental und dem Trentiner Fleimstal überragt. Diese Landschaft können Sie auf einem dichten Wegenetz wandernd entdecken. Ein besonderes Naturerlebnis ist die Wanderung durch die enge Bletterbachschlucht, die seit 2009 zum Unesco Weltnaturerbe gehört. Auf dem Lehrpfad des Geoparcs in der Schlucht oder bei einer Wanderung oben am Rande des Abbruchs der steilen Felswände ist der geologische Aufbau des Bergs wie in einem offenen Buch nachvollziehbar. Ein Rundgang durch das Besucherzentrum mit den interaktiven und videounterstützten Stationen macht eine anschließende Exkursion durch die Schlucht noch spannender. Eintritt Geoparc Bletterbach gegen geringe Gebühr. Die Eintrittsgebühr kann bei Teilnahme an der täglich geführten Wanderung um 10.30 Uhr voll verrechnet werden. Es werden auch Führungen durch das Museum im Besucherzentrum und durch die Bletterbachschlucht angeboten. Besucherzentrum GEOPARC Bletterbach, Aldein, Lerch 40, Tel. 0471 886946, www.bletterbach.info, 1. Mai bis 31. Oktober, täglich von 9.30–18 Uhr GEO Museum in Oberradein: Öffnungszeiten wie GEOPARC; Anmeldung für Führungen: Tel. 0471 886946
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Auf das Weißhorn Der markante Gipfel (2315 m) ist trotz seiner exponierten und beherrschenden Lage von seiner Südseite her in einer kurzen und leichten Wanderung zu bezwingen. Der Gipfelsturm lässt sich gut als Rundwanderung anlegen: Vom Parkplatz Jochgrimm geht es in einer Stunde auf gut markiertem, anfänglich sogar gepflastertem Steig zum Gipfel mit Gipfelkreuz und imposanter Aussicht. Auf den letzten Metern vor dem Gip-
felplateau verläuft der Weg über Blockwerk, das aber weder für Groß noch für Klein ein Hindernis darstellt! Von der Bergspitze aus ist schon das nächste Etappenziel, die Gurndin-Alm (1954 m), zu sehen; sie liegt am Fuße des Weißhorns, eingebettet in weite Wiesen. Zur Alm sind es rund 40 Minuten Abstieg durch dichten Latschenbestand und zuletzt über schönste Blumenwiesen.
Infos in Kürze Parkplatz Jochgrimm, Nähe Gasthaus Jochgrimm, 1989 m, Anfahrt von Aldein über Deutschnofen oder von Bozen durch das Eggental 2 Stunden und 20 Minuten 4,7 km 390 Höhenmeter Leichter Bergweg, im Gipfelbereich geht der Steig über Blockwerk
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Der Bayrlhof in Deutschnofen Das Bergdorf Deutschnofen breitet sich in sonniger, freier Lage in 1360 m Höhe auf einem Hochplateau mit Blick auf die Dolomitzacken von Latemar und Weißhorn aus. eingebettet in weitläufige Wiesen, Almen und herrliche Wälder liegt unser Ziel, der Bayrlhof, in bevorzugter Aussichtsposition. Der Bayrlhof (1380 m) blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits im 16. Jahrhundert wird der Hof Traudtsam zu Kofflach erwähnt und 1601 taucht an stelle des Trautsamhofs der name Peirl auf. 1630 wird der „Trautsamhof, jetzt Peyrl“ wieder einmal verkauft, 1753 wird er renoviert, wovon eine inschrift über der Tür zeugt. nach wechselvoller Geschichte und oftmaligem Besitzerwechsel zog im Jahr 1947 die Familie Kofler vom Unterbühl-Hof auf den Bayrlhof. 1997 wurde der Hof vom jetzigen Besitzer Walter Kofler übernommen.
waS der hof Bietet seit 2002 bietet der Bayrlhof mit gutem erfolg „Urlaub auf dem Bauernhof“ an: es stehen vier Ferienwohnungen zur Verfügung, die bis zu 18 Personen beherbergen können. Drei Appartements sind im Dachgeschoss des Wohnhauses der Familie untergebracht; ein Appartement befindet sich im angrenzenden alten Bauernhaus, das kürzlich renoviert wurde. neben einer langen sommersaison besteht aufgrund der nähe zum skigebiet Obereggen auch im Winter eine rege nachfrage nach den Ferienwohnungen. Wenn im sommer Familien mit Kindern kommen, finden diese in den vier Kindern der Bauersleute gleich ideale spielkameraden. Vor dem Haus ist an den spielgeräten wie Rutsche, schaukel, Trampolin und spielhaus sowie auf den Wiesen genügend Platz zum Herumtol Herumtollen, außerdem sind straßen und andere Gefahren weit weg! neben Rindern der berggewohnten und trittsicheren Grauviehrasse werden schweine, Hühner und Hasen gehalten. Auch Hunde und Katzen streichen zur Freude der Kinder ums Haus.
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Vor ihrer Heirat mit Walter Kofler hat Monika als Buchhalterin und Sekretärin gearbeitet. Ihre Kenntnisse kann sie gut in den Umgang mit den Gästen einbringen, während sich der Bauer vor allem um die Landwirtschaft kümmert. Die schönen, nicht sehr steilen Wiesen sind alle in Hofnähe gelegen und können mit Maschinen bearbeitet werden. Durchschnittlich stehen 16 Kühe sowie 15 Kälber im Stall; während des Sommers befindet sich das Jungvieh auf Gemeinschaftsweiden, die Kühe weiden hingegen auf den umliegenden Wiesen des Hofs. Die Milch wird täglich zum Nachbarhof gebracht, dort eingesammelt und zur Genossenschaft nach Bozen geliefert. Hauseigene Produkte wie Milch und Eier sowie im Sommer frisches Gemüse können von den Hausgästen direkt ab Hof gekauft werden.
Wie kommt man hin? Über das Eggental auf der Landesstraße 72 nach Deutschnofen. Rund 3 km vor dem Dorf biegt rechts die beschilderte, asphaltierte Zufahrt zum Hof ab. Bayrlhof, Walter und Monika Kofler, Schwarzenbach 9, 39050 Deutschnofen, Tel. 0471 610185, www.bayrlhof.de.
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Einkehrtipp Südtiroler Küche und tolles Panorama bietet die Jausenstation unmittelbar neben dem St.-Helena-Kirchlein. Jausenstation Kreuzhof, Schwarzenbach 7, Tel. 0471 610171, kein Ruhetag.
St. Helena Das malerisch gelegene Kirchlein St. Helena birgt wahre kunsthistorische Schätze und lohnt auch deshalb einen Abstecher. Wahrscheinlich geht die Kirche in ihren Grundzügen auf das 12. Jahrhundert zurück. Der reiche Freskenschmuck gilt als ein Hauptwerk der Bozner Malerschule um 1400. Im Inneren zeigen die Fresken im Langhaus die vier Evangelisten. Seitwärts sind Bilder aus dem Leben der Gottesmutter und aus der Kindheit Jesu freigelegt. An der Westwand, dem Altar gegenüber, sind St. Helena, St. Sebastian, eine Verkündigung sowie die Bischöfe Ulrich und Wolfgang dargestellt. Der Sage nach ist unter dem Kirchlein ein Silberschatz vergraben. Dieser Volksglaube gründet sich auf die Tatsache, dass in der Umgebung Silbererz abgebaut wurde. Die wahren Schätze sind aber wohl die schönen Fresken und die unglaubliche Aussicht vom Kirchhügel. Im Kirchturm läutet übrigens die älteste Glocke weitum; sie wurde um 1400 gegossen.
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St.-Helena-Kirchlein Wir beginnen die Wanderung unterhalb des Hotels Pfösl in Deutschnofen an einer Bushaltestelle und steigen zunächst zum erwähnten Hotel auf. Hinter dem Hotel biegen wir links ab, spazieren auf dem „Panoramaweg“ durch den Wald in südöstliche Richtung, queren die Hauptstraße und wandern am Bayrlhof vorbei. Prächtige Rundblicke auf Schlern, Rosengarten und Latemar im Osten, Schwarz- und
Weißhorn im Süden und das Mendelgebirge im Westen begleiten uns auf der Wanderung durch Wald und Wiesen, wobei wir den Hügel, auf dem das Kirchlein St. Helena steht, zunächst links liegen lassen. Beim ersten Hof nach dem Bayrl zweigt links der Weg zum erwähnten Kirchlein ab. Von dort führt der St.-Helena-Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Infos in Kürze Bushaltestelle an der Abzweigung zum Hotel Pfösl in Deutschnofen 1,5 Stunden 5,8 km 160 Höhenmeter Leichte, lohnende Rundwanderung
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Der Koflerhof in Tiers Im unteren Eisacktal zieht sich östlich das malerische Tierser Tal bis zum Paradeberg Südtirols, dem Rosengarten, hin, der mit seinen Felstürmen rund 3000 m hoch aufragt. Zu seinen Füßen liegt das Dörfchen Tiers an den Sonnenhang geschmiegt. Das Gebiet ist Teil des Naturparks Schlern-Rosengarten und zählt mittlerweile auch zum Unesco Weltnaturerbe. Am oberen Dorfrand ist der Koflerhof in beeindruckender Lage in den Wiesenhang gesetzt: Richtung Süden geht der Blick auf das Dorf und übers Tal bis weit nach Westen, hinter dem Haus türmen sich die Felswände und Zinnen des Rosengartens auf – ein wahres Postkartenmotiv.
Was der Hof bietet Die Fluren bei Tiers sind uraltes Siedlungsgebiet und auch der Koflerhof hat eine lange Geschichte. Der Name leitet sich von Kofel, mundartlich Buckel, ab und verweist auf den aussichtsreichen, beherrschenden Standort des Hofs. Seit 1759 ist der kleine Bergbauernhof im Besitz der Familie Knolseisen und wird nach alter Tradition mit viel Einsatz und Freude geführt. Norbert ist im Nebenberuf Bauer, ansonsten Zimmermann. Jede freie Minute widmet er dem Bauernhof. Die Heuarbeit wird in den Ferien, an den Wochenenden und an langen Sommerabenden erledigt. Die Wiesen liegen nicht alle nahe am Haus, ein Grundstück ist in St. Zyprian, ein weiteres liegt in Richtung Niger, bei Plafetsch. Eine weitere Einnahmequelle ist nach wie vor die Milchwirtschaft, auch wenn derzeit nur noch vier Milchkühe im Stall stehen. Seit über 30 Jahren werden auch Urlaubsgäste beherbergt, hauptsächlich Familien aus Deutschland, seit 2002 wird in zwei modernen Ferienwohnungen im neu errichteten Bauernhaus mehr Komfort geboten. Familien und Kinder, die hier ihre Ferien verbringen, haben auch mit den anderen Tieren auf dem Hof ihre Freude: einem Pony, Ziegen, Enten, Hühnern, Katzen, Schweinen und Kälbchen. Vor dem Haus gibt es auf der Wiese und auf dem Spielplatz viel Freiraum zum Herumtollen. Am liebsten nutzen die Gäste aber die Wandermöglichkeiten der Umgebung, denn der Koflerhof liegt günstig an verschiedenen markierten Wegen: Einer davon führt nach Völser Aicha und
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dabei am Gasthaus Schönblick vorbei; ein anderer zum Wuhnleger und ein weiterer zum Kirchlein St. Sebastian. Der Kirchsteig führt in wenigen Minuten hinab ins Dorf.
Wie kommt man hin? Von Tiers Zentrum ca. 2 km östlich bis zur Kreuzung an der kleinen Kirche St. Zyprian; hier links ab und sofort wieder links (beschildert), vorbei am Hotel Patissenhof; kurz danach biegt links die Zufahrt zum Koflerhof ab. Koflerhof, Familie Knolseisen, Oberstraße 15, 39050 Tiers, Tel. 0471 640042, www.koflerhof.bz.it.
Das Naturparkhaus Steger Säge Das alte, wasserbetriebene Sägewerk am Tschaminbach mit dem dazugehörenden Wohnhäuschen des Sägemüllers, des „Sagschneiders“, wurde zum Naturparkhaus umfunktioniert. Im Obergeschoss veranschaulicht ein Video die Entstehungsgeschichte der Dolomiten. Schautafeln und der Naturparkführer erläutern den Wald als Wirtschaftsfaktor in der bäuerlichen Gesellschaft. Die Hauptattraktion des Hauses ist aber die jahrhundertealte, immer noch funktionstüchtige „Venezianer Gattersäge“. Wenn das von der Wasserkraft des Tschaminbachs angetriebene Sägeblatt lärmend und kreischend einen Baumstamm zu Brettern schneidet, wird jeder die einfache und effiziente Technik und den damaligen Erfindungsgeist bestaunen. Naturparkhaus Schlern-Rosengarten, Tel. 0471 642196, www.provinz.bz-.it/naturparke, Juni bis Oktober, Vorführung der Säge: jeden Mi um 11, 15 und 16.30 Uhr.
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Zum Wuhnleger Tiers liegt an der viel befahrenen Nigerstraße. Für Autofahrer sind die Dolomiten samt Rosengarten freilich kein Geheimtipp mehr. Wer den Rosengarten in Ruhe erleben will, sollte sich zu Fuß aufmachen und beispielsweise zum Wuhnleger wandern. Hier spiegelt sich das Rosen garten-Massiv in einem kleinen, von Lärchen gesäumten Weiher. Und zur Abendstunde, wenn die untergehende Sonne den Rosengarten flammend rot erglühen lässt, lebt die Sage von König Laurins Zauberreich wieder auf – nämlich die Geschichte vom
Infos in Kürze Parkplatz Weißlahnbad insgesamt ca. 2 Stunden ca. 6 km 300 Höhenmeter Einfacher Bergweg
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Fluch des Zwergenkönigs, dessen Rosengarten niemand je mehr blühen sehen sollte, weder bei Tag noch bei Nacht. Nur die Stunde der Dämmerung hatte Laurin vergessen und somit erstrahlen dessen Rosen bei Sonnenuntergang doch immer wieder. Und so geht’s zum Wuhnleger: Vom Parkplatz beim Weißlahnbad (Zufahrt ab St. Zyprian) führt ein breiter Forstweg zu dem Weiher, bei dem Bänke zum Verweilen einladen. Anschließend führt Weg Nr. 4, später 4B und 6, über St. Sebastian wieder zum Ausgangspunkt zurück.
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Der Fronthof in Völser Aicha Wo das Tierser Tal in das enge Eisacktal mündet, liegt rechter Hand auf einem Mittelgebirgsbalkon Völser Aicha, ein klimatisch begünstigtes Fleckchen Erde. Auf dieser Höhe gedeihen die letzten Reben, gemütliche Buschenschenken laden zur Einkehr ein, und auf den Bauernhöfen wird neben der Viehhaltung noch Obst- und Weinbau betrieben. Nachdem sich die Tierser Straße aus dem Eisacktal in die Höhe windet, verläuft sie ein Stück eben am Berghang entlang. Unterhalb dieses Straßenabschnitts liegt der kleine Weiler Völser Aicha: Nur wenige Bauernhäuser und eine neuere Wohnsiedlung scharen sich um das Kirchlein und das Dorfgasthaus. Am südlichen Dorfrand erhebt sich in den steilen Wiesen und Weinbergen der Fronthof, ein stattlicher uralter Bauernhof.
Was der Hof bietet Die Siedlungsspuren in diesem Gebiet reichen bis in die Frühgeschichte zurück. Hier wurden Silexgeräte, Bronzefibeln, eine römische Begräbnisstätte und eine Stele gefunden. In der Römerzeit gab es Nekropolen an den Durchzugsstraßen, sodass vermutlich zu jener Zeit eine Straße vom Fassatal über Tiers ins Eisacktal führte. Einige der Höfe – darunter Unterpsenn, Federer, Finger und insbesondere der Fronthof – weisen eine Bausubstanz auf, die auf das hohe Mittelalter zurückgeht. Der Fronthof gilt als eines der größten, aus der gotischen Zeit erhaltenen und einheitlich aus Steinquadern errichteten Bauernhäuser Südtirols! Beachtenswert sind neben dem gotischen Eingangstor mit dem Wappenstein die gewaltigen Sandsteinbögen und -pfeiler der Kellerräume. Sie lassen vermuten, dass das Gebäude früher auch repräsentativen Zwecke diente, möglicherweise als Sitz eines Gerichtsschreibers. Zum Hof gehören die umliegenden Wiesen und acht bis neun Melkkühe im Stall, außerdem Jungrinder der Rasse Grauvieh, die im Sommer auf die Hochweiden am Schlern aufgetrieben werden. Der Hof ist eine bekannte und beliebte Adresse für das herbstliche Törggelen. In der großen holzgetäfelten Stube oder auf der Sonnenterrasse oberhalb des Hauses mit Blick auf den Bozner Talkessel
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schmecken Spezialitäten der bäuerlichen Küche vorzüglich: Gerstsuppe, „Schlutzer“, Käse- und Speckknödel, Hauswurst mit Kraut, gebratene Rippchen, die Marendbrettlen mit Speck und Käse, die süßen Krapfen und gebratenen Kastanien, dazu die hausgemachten Himbeer-, Melissen- und Minzensäfte sowie die vorzüglichen Eigenbauweine. An Sonntagen im März und April wird mittags hingegen auf leichte Frühlingsküche umgestellt. Auf einem Hektar Weinberg wachsen Zweigelt, Sylvaner, Blauburgunder, Kerner, Weißburgunder und Sauvignon. Das Handwerk hat der Jungbauer in der Landesweinbauschule Laimburg gelernt – mit Erfolg, wie die bei Weinverkostungen errungenen Auszeichnungen beweisen. Das Sauerkraut ist wie der Speck und die Kaminwurzen hausgemacht. Letztere werden übrigens auch im Ab-Hof-Verkauf angeboten. Die Ferienwohnung für bis zu 6 Personen belegen vorwiegend Stammgäste aus Deutschland.
Wie kommt man hin? Von der Eisacktaler Straße bei Blumau Richtung Tiers abzweigen und bis Völser Aicha fahren; dort noch rund 500 m den Hinweisschildern zum Hof folgen.
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Fronthof, Familie Kompatscher, Oberaicha 5, 39050 Völs am Schlern, Tel. 0471 601091, www.fronthof.com, März und April So und im September werktags jeweils zu Mittag geöffnet. Oktober und November Mi–So ab 12 Uhr, abends nur auf Vorbestellung. Mo und Di Ruhetag.
Schloss Prösels Das prächtige Bauwerk wurde im Auftrag von Leonhard von Völs zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut. Leonhard war eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit, Landeshauptmann von Tirol, persönlicher Freund Kaiser Maximilians und dreimal mit Frauen aus mächtigen Adelsfamilien verheiratet. Das Schloss ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen und birgt neben einer schönen Waffenund Rüstungssammlung, die besonders Kinder begeistert, herrschaftliche Wohnräume sowie eine Gemäldesammlung. Tel. 0471 601062, www.schloss-proesels.it.
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Der Oachner Höfeweg Der Wanderweg führt von Schloss Prösels durch eine abwechslungsreiche bäuerliche Kulturlandschaft bis zum Kirchlein St. Katharina zwischen Völser Aicha und Tiers. Auf dem Weg liegen gut erhaltene Kunst- und Kulturdenkmäler, stattliche Bauernhöfe, Wein- und Obstanlagen, umgeben von einer vielfältigen Fauna und Flora. Die Aussicht reicht über den Bozner Talkessel zu den fernen Bergen im Westen sowie zu den Dolomiten mit dem alles beherrschenden
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Rosengarten. Die Wanderung kann auch nur in Teilabschnitten begangen werden. Infobroschüre zum Herunterladen auf der Website des Fronthofs.
Infos in Kürze Parkplatz bei Schloss Prösels, 856 m ca. 4–5 Stunden ca. 8 km 140 Höhenmeter Markierung/Beschilderung: Oachner Höfeweg Einfacher Bergweg, im Sommer heiß
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Der Lüch de Survisc in Wengen/La Val im mittleren Gadertal – zu Füßen der Fanesgruppe mit den Hausbergen neuner, Zehner und Kreuzkofel – liegt der kleine ladinische Ort Wengen/La Val. Der moderne und lebhafte skizirkus, dem das südliche Gadertal seine Berühmtheit verdankt, ist noch nicht bis hierher vorgedrungen. Wer also einen geruhsamen und naturnahen Urlaub sucht, ist in dem 1300-seelen-Dorf mit seinem kleinen Ortskern, den verstreuten Bauernhöfen und den Viles, den charakteristischen ladinischen siedlungen, gut aufgehoben. im oberen Ortsteil, unweit der alten Kirche, von der nur noch der Turm und wenige Mauerreste stehen, liegt auf einem Hügel nahe dem Waldrand der Bauernhof Lüch de survisc auf 1475 m und lädt zu Wanderungen und zum Genuss von typischen ladinischen Gerichten ein. Auf Ladinisch heißt die Gegend ians ians.
waS der hof Bietet Vor einigen Jahren wurde die Hofstelle umge-baut. Anstelle einer alten scheune cheune wurde eine einladende Hofschenke errichtet, daneben wurden ein großer neuer stall und stadel tadel gebaut und das alte Haus im traditionellen stil til erneuert: mit HolzschinHolzschin deln auf dem Dach und einem bunten Blumenmeer vor den Fenstern und im Garten – zur Freude der vievie len Gäste aus Deutschland und italien. Bauer Manfred und Vater Federico kümmern sich um die Landwirtschaft. Bei 20 Milchkühen und etlichen Jungrindern gibt es viel zu tun, dazu werden noch schweine und schafe gehalten. somit ist der nachschub an eigenem Rind-, Lamm- und schweinefleisch für die Küche des Hofschanks garantiert. Vom Feld kommen die Kartoffeln und die Kohlköpfe für das selbst angesetzte sauerkraut, aus dem Garten die Kräuter, salate, Zwiebeln und der unverzichtbare Mohn für die bäuerlichen süßspeisen. Aus Himbeeren, Johannisbeeren und Holunderblüten wird saft gewonnen. Da Äpfel auf dieser Höhe nicht mehr gedeihen, werden sie zugekauft und im Haus zu saft gepresst. einmal im Monat wird Butter geschlagen und der Vorrat tiefgefroren.
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Auf dem Hof gibt es täglich frischen Topfen (Quark), der als Füllung für die verschiedenen Teigtaschen Verwendung findet. Den Käse liefert eine Hofkäserei. Die Speisekarte wird von Frau Annamaria zusammengestellt, die großen Wert auf einfache bodenständige Küche legt: So finden sich darauf Gerstsuppe, Speck, Kaminwurzen, Knödel aller Art, Gulasch mit Polenta, Schlutzkrapfen, Hauswürste, Rippelen und Schlachtplatten sowie die beliebten Turtres (im Pustertal „Tirtlan“ genannt) und Cajinci arestis: gebackene Teigtaschen mit einer Füllung aus Kartoffeln, Spinat und Topfen oder Sauerkraut bzw. Mohn und Marmelade. Die hohlen Kirchtagskrapfen heißen Crafuns da segra.
Wie kommt man hin? Von der Gadertaler Straße in Pederoa nach Wengen abzweigen; dort an der Kirche vorbeifahren und kurz vor der Feuerwehrhalle links der Beschilderung „ ians“ folgen. Nach der dritten Kehre, bei einem neuen Stall, rechts zum Hof abbiegen. Lüch de Survisc, Familie Vallazza, ians 13, 39030 Wengen/La Val, Tel. 0471 843149 oder 339 7992784, ganzjährig geöffnet, nur auf Vorbestellung.
Kleine ladinische Sprachlehre Vater: pere; Mutter: uma; rot: cöce; Kreuz: crusc; Schnee: nëi; Regen: plöia; Sonne: sorëdl; Wiese: pre; Wald: bosc; Felsen, Berg: crëp
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Die Kirchen St. Genesius und Barbara Die erste, dem hl. Genesius geweihte Kirche in Wengen geht auf das Jahr 1382 zurück. Da sich aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen in der Nähe des Talgrundes ansiedelten, wurde das Dorfzentrum von Alt-Wengen talwärts verlegt und dort eine neue Kirche errichtet. Die heute in der Dorfmitte gelegene Kirche wurde 1874 vollendet, die alte Kirche 1935 abgerissen – mit Ausnahme des Glockenturms. In der Nähe ansässige Bauern hatten sich gegen dessen Abbruch gestemmt – nicht aus Gründen des Denkmalschutzes, sondern weil sie fürchteten, der Schutt würde auf ihren Wiesen liegen bleiben. Ihnen ist es zu verdanken, dass der gotische Turm noch erhalten ist. Mittlerweile wurde im Fundament des Turmes eine Ausstellung zur Kirchengeschichte eingerichtet. Auch von einer weiteren Kirche gibt es Interessantes zu erzählen: Nicht unweit von der alten Dorfkirche wurde 1491 eine Kirche erbaut und der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, geweiht. Das lässt darauf schließen, dass sie von Bergknappen, die im benachbarten Valparolatal das dort und am Monte Pore gewonnene Eisenerz verhütteten, erbaut wurde. Es ist erwiesen, dass bei den Höfen von Tolpëi neben der Kapelle früher silberhaltiges Erz geschürft wurde. Die Barbara-Kapelle liegt schön und frei auf einem Hügel. Der Standort wurde deshalb gewählt, weil die alte Kirche von Wengen etwas versteckt in einer Mulde lag und deshalb ihr Glockengeläut nicht gut zu hören war. Bemerkenswert ist das Kreuzigungsfresko an der Außenwand. Die Kirche ist in wenigen Minuten von den Höfen von Tolpëi aus auf einem malerischen, von Eschen gesäumten Wiesenweg zu erreichen.
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Auf den Gran Pizat Vom ausgeschilderten Parkplatz im Weiler ians aus, ganz in der Nähe des Hofschankes, lässt sich eine schöne, gemütliche und abwechslungsreiche Wanderung unternehmen. Immer in angenehmer Steigung schlängelt sich der Weg (Markierung 5) über Wiesen, führt an den Höfen von Biëi vorbei auf den Wald zu und erreicht die Furcela da ians, einen uralten Übergang nach St. Vigil in Enneberg. Von hier aus ist es nur noch ein kurzer Anstieg auf die
Infos in Kürze Parkplatz ians, 0,5 km oberhalb der Dorfkirche von Wengen 2,5 Stunden 6,5 km 480 Höhenmeter Markierung: 5, 5B, 6, Weilerrundgang, 5 Leichter Spazierweg
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Kuppe des Gran Pizat (1939 m), dem höchsten Punkt der Wanderung. Diesen Abschnitt begleitet ein tolles Panorama zu den Dolomitenzacken und über das Gadertal. Der Weg 5B verläuft jetzt abwärts und führt an einem Tümpel vorbei, der sich in den Karten „See“ (Lé da Rit) nennen darf. Dort stehen neben einem Holzkreuz Tisch und Bänke, die zu Rast und Jause einladen. Über den Weiler Runch (Markierung 6) geht es zum Ausgangspunkt zurück.
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Er hat jetzt Zeit für Sie! Wo Gutes noch besser wird, ist Zeit unabkömmlich. Wir haben sie ihm gegeben und das vollendet, was die Natur so einzigartig auf Südtiroler Almen begonnen hat. Und jetzt, wo er nach sechs Monaten zu seinem vollen, würzigen Aroma herangerei�t ist, hat er Zeit für Sie.
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Der Mersahof in Corvara Das Gadertal beginnt im Pustertal bei Bruneck und zieht sich gegen süden zu den Dolomiten hin. nach einer Geländestufe bei st. Martin weitet sich das Tal und eröffnet prächtige Ausblicke: auf von schütteren Lärchenwiesen bewachsene Hänge und in Wiesen eingebettete Dörfer, überragt von der großartigen Kulisse der Dolomiten. in der sommer- und Wintersaison herrscht hier pulsierendes Leben: Alta Badia, wie diese Landschaft mittlerweile heißt, ist zu einem Tourismusgebiet ersten Ranges aufgestiegen. Am Fuße des 2665 m hohen sassongher, dem Hausberg von corvara, liegt auf dem sonnigen Wiesenhang in 1558 Metern Höhe einer der wenigen noch verbliebenen Bauernhöfe dieses Gebiets, der Mersahof. Mittlerweile sind fast alle Bauern des Hochtals den Verlockungen des Fremdenverkehrs erlegen und haben die landwirtschaftlichen Betriebe vollständig in touristische einrichtungen umfunktioniert. Der Mersahof ist einer, der diesem Trend nicht gefolgt ist.
waS der hof Bietet Die Ursprünge der Hofstelle des Mersahofes reichen weit zurück, sind es doch die besten Wiesenlagen in diesem Talabschnitt. Wenn die Bauersleute – Pepi, Jahrgang 1937, und seine Frau elsa, Jahrgang 1941 – von den alten Zeiten erzählen, kommt Rührung und ergriffenheit auf: Damals gab es im Tal nur bescheidenen Fremdenverkehr, keine seilbahnen oder Lifte, auch kaum Autos. Von den vier Kindern blieb keines auf dem Bauernhof. Drei sind skilehrer geworden, und ein sohn führt die Marmotta-Berghütte auf der Pralongià, dem skiund Wandergebiet südöstlich von corvara. Auf dem Hof werden von Pepi vier bis fünf Milchkühe und einige Kälber versorgt; sie dürfen im sommer auf die steile Weide hinter dem Haus. Die Milch bringt elsa täglich mit einem kleinen Geländefahrzeug zur sammelstelle an der Dorfstraße. sie kümmert sich auch um die Feriengäste im Haus, denn in sechs einfachen Zimmern können bis zu zwölf Personen logieren.
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Darunter sind viele Stammgäste aus verschiedensten Ländern, manche kommen bereits seit Jahrzehnten immer wieder. Vom Hof kommen die frische Milch, Eier und von einem Nachbarsbauern der Speck für den Frühstückstisch. Wer Ruhe, Einfachheit und Erholung sucht, ist hier richtig! Auch was die Aussicht betrifft: Vom Sonnenhang geht der Blick über das dicht mit Hotels bebaute Dörfchen Corvara; dahinter liegen die Wiesen mit den Serpentinen der Straße, die sich zum Campolongo-Pass hinaufschlängelt, die Wälder um den Col Alt, gegenüber die zerklüftete Sellagruppe und im Rücken die Sassongher-Gruppe sowie im Nordosten die Felswände der Kreuzkofelgruppe – gerade so als hätte jemand eine Fülle von Postkartenmotiven aneinander gereiht. Im Sommer gibt es auf der Wiese oder im Garten eine Grillmöglichkeit, im Winter steht ein Skiraum zur Verfügung. Und ein Wellnessbereich? Da muss man nur vors Haus, in die freie Natur mit der würzigen und reinen Bergluft! Direkt vor dem Haus führt außerdem der Wanderweg nach Kolfuschg vorbei, der abends sogar beleuchtet ist!
Wie kommt man hin? In Corvara die Straße zum Grödner Joch nehmen, nach 50 m rechts abbiegen, 700 m bergauf fahren, zuerst die Sassongher-Straße, dann bei der Villa Anita links nach Merscia. Mersahof, Familie Giuseppe Pezzedi, Merscia 27, 39033 Pescosta-Corvara, Tel. 0471 836125 und 338 8801364.
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Von Corvara nach Kolfuschg Ein einfacher, aussichtsreicher Rundweg führt uns auf der Sonnenseite des Talbeckens zum Dörfchen Kol fuschg. Wir starten dazu an der Brücke über den Bach, der – vom Grödner Joch kommend – den Weiler Pescosta von Corvara trennt. Am Bach entlang folgen wir dem promenadenartigen Spazierweg, biegen nach 200 m im spitzen Winkel rechts ab (Markierung 4A) und gehen durch die Siedlung Pescosta. Der Weg verläuft weiter zum Mersa-Hof, wo wir auf Weg Nr. 10 treffen, der jetzt mit schönster Aussicht sanft ansteigend
durch Wiesen bis zum Nachbardorf Kolfuschg (1638 m) führt. Dieser Wegabschnitt ist am Abend beleuchtet. In Kolfuschg bewundern wir die barocke Dorfkirche und die Aussicht zu den Sellatürmen, ein bekanntes Fotomotiv. Jetzt geht der Weg leicht abwärts, ist nun mit der Nr. 4 markiert und führt zum Parkplatz bei den Aufstiegsanlagen. Am Südrand des Parkplatzes treffen wir auf den „Wassersteig“ den „Tru do l’ega“, der uns wieder zum Ausgangspunkt zurückbringt.
Infos in Kürze Brücke in Corvara, 1520 m insgesamt ca. 1,5 Stunden 4 km 160 Höhenmeter Einfacher, leichter und familienfreundlicher Spazierweg
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Der Oberhof in Rein in Taufers Östlich von sand in Taufers zieht sich ein Hochtal bis zu den vergletscherten Dreitausendern der Rieserfernergruppe hin. An seinem ende liegt in einem weiten Talkessel das Dörfchen Rein und nochmal ein stück höher, am eingang zum Knuttental, die siedlung Hofer mit dem Oberhof. Die siedlung wird urkundlich bereits im 13. Jahrhundert erwähnt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde ein Gehöft geteilt und als zwei selbständige Höfe, Oberhof und Unterhof, weitergeführt. Jedenfalls taucht um das Jahr 1600 der name „Oberhof“ in Urkunden auf; er ist mit seiner Lage auf 1680 m Höhe einer der höchstgelegenen Höfe des Tals.
waS der hof Bietet im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzer, bis schließlich im Jahre 1884 Georg Auer, der Urgroßvater des jetzigen inhabers David Auer, den Oberhof kaufte. Mit dem Ausbau der Zufahrt aus dem Tauferer Ahrntal wurde das Gebiet für den Tourismus erschlossen und hat sich bis heute als lohnendes Ziel etabliert. im Winter locken ein beschauliches skigebiet und eine 15 km lange Langlaufloipe die Gäste an, und im sommer ist es die herrliche Bergwelt mit den unzähligen Wandermöglichkeiten. Die Bergriesen Hoch- und Wildgall, der schneebige nock und der Magerstein, die das Bergdorf Rein umkränzen, sind alle weit über 3000 m hoch und bilden das Herzstück des naturparks Rieserferner-Ahrn. Bereits in den 1970er-Jahren gab es im Haus ein bescheidenes Quartier für Gäste. seit dem neubau 2007 rrangiert der Hof in der Klassifizierung der Organisation „Roter Hahn“ mit vier Blumen – die südtiroler üdtiroler Dachorganisation für Urlaub auf dem Bauernhof honoriert damit das hervorragende An Angebot und den außerordentlichen erlebniswert. Bereits der erste Blick auf den Oberhof zeigt, dass der Bauer ein besonderes Verhältnis zu Holz haben muss: ausladende Balkone, Giebel, große Tore, Zäune, spielgeräte und -häuschen – alles aus massivem Holz. Auch die beiden Ferienwohnungen, in denen bis zu 12 Personen untergebracht werden können, sind in Massivholz eingerichtet. David
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Auer ist nämlich nicht nur Landwirt, sondern auch gelernter Tischler. Er geht in einer Werkstatt neben dem Bauernhof seinem Zweitberuf nach und fertigt für seine Kunden, die vorwiegend aus der Umgebung kommen, Maßmöbel und Einrichtungen an. Neben Tischlerhandwerk und Betreuung der Gäste ist die heimatverbundene Bauernfamilie redlich bemüht, die Landwirtschaft in den Mittelpunkt zu stellen und weiterzuführen. Im Stall stehen fünf Melkkühe und etliche Jungrinder, die im Sommer tagsüber auf die hofeigene Weide im Knuttental dürfen und am Abend wieder in den Stall zurückkehren. Die Milch wird täglich von der Molkereigenossenschaft eingesammelt und nach Bruneck zur Verarbeitung gebracht. Zur Freude der Urlauberkinder werden auf dem Hof noch Hühner, Katzen, Kaninchen und in einem eigenen Gehege lebhafte und zutrauliche Zwergziegen gehalten. Damit sich die Kinder vom ersten Augenblick an wohl fühlen und die Eltern den Urlaub umso mehr genießen können, gibt es auf dem Hof einen tollen Spielplatz mit Schaukel, Rutsche, Kletterseil, Karussell, Trampolin,
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einen großen Sandkasten, Schubkarren, Schaufeln, Fußbälle, Stelzen … Sollte es einmal regnen, ist das Spielzimmer mit den zahlreichen Spielsachen das richtige Ausweichquartier. Die vielen Stammgäste kommen zwar vorwiegend aus Deutschland und Italien, dank Internet werden aber auch zunehmend internationale Urlauber auf den Oberhof aufmerksam, so z. B. Gäste aus Brasilien und Neuseeland.
Wie kommt man hin? Von Sand in Taufers 11 km auf guter Bergstraße bis nach Rein, dort an der Kirche vorbei und noch 1 km bis zum Oberhof. Oberhof, Familie Waltraud und David Auer, Oberhof 11a, 39032 Rein in Taufers, Tel. 0474 672582, www.oberhof-rein.it.
Einkehrtipp Die Durra-Alm (2095 m) ist eine urige Almhütte am Aufstiegsweg mit herrlicher Aussicht und Terrasse, Tel. 349 4949480, kein Ruhetag. Die vielbesuchte Knuttenalm (1922 m) liegt im Talgrund und verfügt über eine große Holzterrasse, Tel. 335 6508309, www.knuttenalm.it, kein Ruhetag.
Die Reinbachfälle Die drei Wasserfälle in der Toblschlucht bei Sand in Taufers sind zwar nicht die höchsten, aber mit Sicherheit die spektakulärsten von ganz Südtirol. In mehreren Fallstufen stürzen die Wassermassen des Reinbachs zwischen den Felswänden hinab. Eine einfache, erlebnisreiche Wanderung verläuft vom Ortszentrum von Sand in Taufers flussabwärts den Uferweg der Ahr entlang, überquert den Bach und folgt der Markierung Nr. 2 in die Reinbachschlucht, wo es an den tosenden und Gischt sprühenden Wasserfällen vorbei bis hinauf zur Toblburg mit Franziskuskapelle (1172 m) geht. Der Weg ist als Besinnungsweg ausgelegt. Zehn von einheimischen Künstlern gestaltete Stationen verbinden Natur und Kunst und laden zum Verweilen und Besinnen ein. Auf dem Rückweg nehmen wir die Abzweigung zum Gasthaus Toblhof (Bushaltestelle, Tel. 0474 678009, ganzjährig geöffnet, Di Ruhetag, www.toblhof.it), dort überqueren wir die Reiner Straße und folgen der Markierung 2A talwärts. Gehzeit: 3 Stunden, Höhenleistung: 300 Höhenmeter.
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Ins Knuttental Das Knuttental zieht sich von Rein in Taufers als kleines Hochtal nach Nordosten hin und ist von hohen Bergen, darunter etlichen Dreitausendern, umgeben. So macht Wandern richtig Spaß: einfache, angenehme Wege, leichte Orientierung, keine allzu anstrengenden Aufstiege und dazu herrliche Natur mit rauschenden Bächen, Wiesentälern, einer Vielfalt an Blumen vor einer Kulisse von schroffen, schneebedeckten Gipfeln sowie auf halber Strecke eine gemütliche Almhütte zur Einkehr. Wir beginnen die Wanderung rund 1 km hinter dem Dörfchen Rein, beim großen Parkplatz. Wir nehmen nicht den breiten Talweg, sondern steigen links auf Steig Nr. 1 in einer guten Stunde zur Durra-Alm auf. Nach einer Einkehr wandern wir auf Weg 1A ins Tal zur Knuttenalm hinab, der Weg quert dabei schönste blühende Almwiesen. Der Weg von der Alm zurück zum Parkplatz (Nr. 9) folgt im Wesent lichen dem Bach.
Infos in Kürze Parkplatz kurz nach Rein 3 Stunden 7,5 km 470 Höhenmeter Leichte Bergwanderung
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Der Untereggerhof in Weißenbach Vom Ahrntal zweigt bei Luttach eine Straße in ein verträumtes, malerisches Bergtal ab. Sie steigt zunächst in Kurven an und mündet in einen weiten Wiesenboden, wo sich auf 1334 m Höhe einige wenige Häuser um die gotische Kirche gruppieren. Dahinter bilden die Zillertaler Alpen eine gewaltige Barriere von Dreitausendern mit klingenden Namen: Großer Möseler, Turnerkamp und Hornspitze. Ihre Gipfel tragen auch im Sommer einen Eis- und Schneepanzer. Dort wo die Talstraße, von Luttach kommend, aus dem Wald tritt, breiten sich schöne sonnige Wiesenhänge aus und auf einer Geländeschulter liegen frei und beherrschend die Eggerhöfe auf 1364 m. Dem stattlichen Unteregger mit dem steingefassten Torbogen, der Granittreppe, den spitzbogigen Gewölben und den krummen Wänden sieht man das ehrwürdige Alter sofort an. Blumenschmuck und stimmige Einrichtungsdetails lassen den Sinn der Besitzerfamilie für die alte bäuerliche Kultur erkennen.
Was der Hof bietet Der Unteregger ist ein schönes Beispiel für den Arbeitskreislauf in der Berglandwirtschaft: Zum Bauernhof in Weißenbach gehören zwei Almen, auf die im Sommer das Vieh getrieben wird. Die erste, die Untereggeralm, liegt auf 1789 m, die zweite auf 2135 m, und zwar auf einer darüber und höher gelegenen flachen Stelle. Sie wird deshalb auch „Ebene“ oder „Obere Untereggeralm“ genannt. Im Frühsommer werden rund 20 Rinder, 10 Melkkühe sowie die Jungrinder zuerst drei Wochen lang auf die untere Alm getrieben, dann gehen sie sechs Wochen lang auf die obere Alm und gegen Ende des Sommers, wenn die Weiden in der Höhe „abgegrast“ sind, wieder zurück in mildere Gefilde, bis es schließlich im Herbst nach Hause auf den Bauernhof geht. Die Milchablieferung ist folglich recht umständlich: Die Milchkannen müssen von der oberen Alm, zu der keine Zufahrt führt, mit einer Materialseilbahn zu Tal befördert werden: Dann geht es mit dem Auto bis zum Almnachbarn und von dort hinunter ins Dorf, wo um 11 Uhr der Sammel-Tankwagen der Genossenschaft wartet. Die Untereggeralm duckt sich unter einen markanten Hügel; in den Wintern 1917 und 1937 wurde sie von Schneelawinen zerstört und 1975
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an der heutigen, sicheren Stelle neu errichtet. Seit 1992 erst gibt es die Zufahrtsstraße, sodass die Alm mittlerweile von den Besitzern bequem mit dem Auto erreichbar ist. Neben dem Bauernhaus im Dorf werden in einem Nebengebäude noch vier gemütliche und komfortable Wohnungen vorwiegend an deutsche Stammkunden vermietet; neuerdings interessieren sich vermehrt auch Italiener und Osteuropäer für den Urlaub auf dem Bauernhof.
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Wie kommt man hin? Kurz vor der Dorfeinfahrt Weißenbach rechts abbiegen (Hinweisschild); nach ca. 900 m ist der Hof erreicht. Untereggerhof, Familie Kirchler, Weißenbach 5A, 39030 Ahrntal, Tel. 0474 680095.
Die Dorfkirche von WeiSSenbach Die gotische Kirche zum hl. Jakobus in Weißenbach ist ein kunsthistorisches Schmuckstück, das weitum seinesgleichen sucht: Fresken aus der Pacher-Schule sowie ein wertvoller Flügelaltar von 1516 mit der zentralen Statue des Apostels Jakob samt den Pilgerattributen Muschel und Wanderstab. Die Außenseiten des Flügelaltars zieren Bilder der beiden „Wasserheiligen“: des Fährmanns Christophorus im Fluss (links) und Florians als römischer Soldat im Harnisch (rechts). Eine wunderschöne Predella (Altarunterbau) zeigt die Darstellung der Geburt Christi und den Kindermord von Betlehem. An der Nordwand des Altars steht außerdem ein selten gewordener kirchlicher Einrichtungsgegenstand, ein gotisches marmornes Sakramentshäuschen aus den Jahren um 1500. Die Außenwand schmückt ein riesiges Fresko des hl. Christophorus, des Patrons der Reisenden.
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Zur Gögealm Von Weißenbach aus bietet sich eine Wanderung auf breitem Forstweg zur Gögealm (2027 m) an. Der Weg (Markierung 24) folgt dem Talverlauf, steigt stetig an, führt durch einen schönen Wald, an rauschenden Bächen und an der Trattenalm (1880 m, Einkehr) vorbei, bis über die Baumgrenze in einen ausgedehnten Bergkessel hinein. Auf dem letzten Wegabschnitt hat sich der Trattenbach, der hier überquert wird, eine wilde Schlucht gegraben. Unterwegs bieten sich beeindruckende Ausblicke auf die Zillertaler Bergwelt! Die Gögealm, eine viel besuchte Einkehr mit Kinderspielplatz und der Bergkapelle Maria Schnee, ist in rund 2 Stunden erreicht; sie liegt auf einem weiten Almboden und ist von Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet. Familie Niederkofler, Tel. 349 2388979. Rückkehr auf dem Hinweg.
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Infos in Kürze Parkplatz am Ende der Fahrstraße, bei der sogeannten „Ledohousn-Alm“, 1415 m rund 3,5 Stunden 9,5 km 610 Höhenmeter Leichter Bergweg
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Der Gönnerhof in Percha Am Ostrand des Brunecker Talkessels formt das Pustertal eine leichte Geländestufe, auf der sich das Dorf Percha ausbreitet. In dessen Süden liegt der bewaldete Kronplatz, im Winter ein äußerst beliebtes und viel besuchtes Skigebiet, während sich auf den nördlich gelegenen Sonnenhängen Wiesen und Felder ausdehnen, gespickt mit Bauernhöfen und Weilern, die auf unterschiedliche Weise das Landschaftsbild bestimmen. In Wielenberg, einem dieser Dörfchen, steht sonnenverwöhnt und stolz der Gönnerhof. Abseits der vielbefahrenen Durchzugsstraße im Tal, etwas erhöht über dem Talboden auf 1100 m und mit prächtiger Aussicht, bildet der Gönnerhof mit wenigen anderen Anwesen den kleinen Weiler Wielenberg. Die Siedlung wird bereits im 11. Jahrhundert als locus Welinberc erwähnt, im 15. Jahrhundert taucht der Gönnerhof in den Archiven auf. Damals leistete der „Genner“ Abgaben an Michael Pacher, den berühmten Brunecker Maler und Bildhauer.
Was der Hof bietet Heute bewirtschaftet die Familie Steiner – Frau Rosi (Rosamaria) mit Mann Martin und den drei Kindern – mit Umsicht und Liebe den großen Bauernhof. Bereits seit den 1970er-Jahren werden Gästezimmer vermietet. Mittlerweile stehen in einem großzügigen und modernen Zubau den Gästen zwei komfortable Ferienwohnungen von je ca. 50 m² zur Verfügung, eine weitere, kürzlich renovierte Wohnung befindet sich im Altbau. Von der großen Wiese vor dem Haus, gesäumt von Beerensträuchern und Obstbäumen, bietet sich ein toller Blick über das Pustertal, auf Olang, den Seekofel und den Dürrenstein. Dazu gibt es viel Platz zum Ausspannen, Sonnenliegen und für die Kinder zum Herumtollen und -turnen eine eigene Spielhütte. In einem separaten Häuschen – neben dem großen Gemüsegarten mit seiner artenreichen Kräuterabteilung – leben die Großeltern, die beide noch fleißig mit anpacken. Auf dem Hof werden etwa 15 Melkkühe, viele Jungrinder, dazu Schweine und Hennen sowie zur Freude der Gästekinder auch Zwergkaninchen, Meerschweinchen, ein Hund und Katzen gehalten. Ein Großteil der Milch wird täglich an die Ge-
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nossenschaft in Bruneck geliefert. Aus einem kleinen Teil werden für die Gäste im Haus und auf der hofeigenen Gönneralm (1983 m) frische Butter, Graukäse, Schnitt-, Kräuter- und Weichkäse gemacht. Hausgemacht sind auch der Speck und die Kaminwurzen, die mit den anderen Hofprodukten die Frühstückstafel der Hausgäste bereichern. Dazu zählen neben Pflaumen auch saftige Äpfel der Sorte Florina, die auf dieser Höhe noch gedeihen.
Kräuterhof Hauser Fast nur einen Steinwurf vom Gönnerhof entfernt, bietet sich der Besuch im Kräuterhof Hauser an. Seit 2010 ist er in einem Naturstammhaus aus mächtigen Fichtenholzstämmen untergebracht. Dort hat sich die Familie Huber ganz dem Anbau und der Verarbeitung von Kräutern verschrieben. Im Schaugarten werden über 50 verschiedene Kräutersorten angebaut. Im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung kann der Hof besichtigt werden. Im Hofladen gibt es die vor Ort erzeugten Produkte wie Kräutertees, Kräutersalz, Kräuterschnäpse, Salben usw. zu kaufen. Kräuterhof Hauser, Wielenberg 20, Percha, Tel. 0474 401092, www.kraeuterhof.it.
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Die meisten Gäste kommen übrigens aus Deutschland und buchen schon lange im Voraus. Die Italiener fragen meist zu kurzfristig an, um noch freie Termine zu ergattern. Der nahe Skiberg Kronplatz macht den Gönnerhof auch im Winter für Skifahrer, die eine kurze Anfahrt nicht scheuen, interessant. So hat sich durch gute Sommerund Wintersaisonen das touristische Standbein für die Familie zu einer wichtigen und unverzichtbaren Einnahmequelle gemausert.
Wie kommt man hin? Von der Pustertaler Straße zweigt 1 km östlich der Ortsdurchfahrt von Percha die Straße nach Wielenberg ab. Der Gönnerhof liegt kurz vor der Kirche von Wielenberg, unterhalb der Straße. Gönnerhof, Familie Steiner, Wielenberg 1, 39030 Percha, Tel. 0474 401152, www.goennerhof.eu.
Einkehrtipp Das Pyramidencafé in Dorfnähe von Oberwielenbach mit seiner Panoramaterrasse ist bekannt für die reiche Auswahl an Kuchen und Torten, die Frau Waltraud selbst zubereitet und Wirt Norbert auf Wunsch auch als Tris serviert! Jausenstation Restaurant Pyramidencafé, Schießstandweg 2, Oberwielenberg, Tel. 0474 401371, www.pyramidencafe.it, Do Ruhetag, geschlossen von Mitte bis Ende Juni und im November.
Die Kirche von Wielenberg Die kleine Dorfkirche, eine romanische Gründung, weist einige interessante Besonderheiten auf. Sie wurde in der Zeit der Gotik erweitert und umgebaut. Als 1875 ein Blitz einschlug und großen Schaden anrichtete, erhielt der Turm eine für Südtirol ungewöhnliche Treppengiebelmauer. Die Kirche ist dem hl. Koloman gewidmet, ein seltenes Patrozinium. Dieser Heilige, ein irischer Pilger, wurde als Beschützer des Viehs und der Pilger verehrt. Auf dem Altar sind unter der Muttergottes mit Kind auch noch Johannes der Täufer sowie die drei heiligen Jungfrauen Aubet, Cubet und Quere abgebildet. Um Letztere ranken sich zahlreiche Sagen. Mittlerweile wird ihre Herkunft und Existenz von der Kirche angezweifelt und offiziell gelten sie nicht mehr als verehrungswürdige Heilige.
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Zur Gönneralm Was ist naheliegender, als eine Wanderung zur hofeigenen Jausenstation Gönneralm zu unternehmen? Nach der Anfahrt über Percha nach Oberwielenbach starten wir am Parkplatz der Erdpyramiden (dort Panoramatafel) und folgen nun einem abwechslungsreichen Waldweg zu den Erdpyramiden (Markierung Pyramidenweg). Die imposanten Erdtürme im Föhrenwald oberhalb von Wielenberg wurden durch Regen und Wind aus dem gelb-weißen Moränenschutt geformt, den die Gletscher der Eiszeit vor etwa
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13.000 Jahren hier abgelagert haben. Von den bizarren Säulen führt die Forststraße gemütlich auf die Gönneralm (Gehzeit ca. 1,5 Stunden). Wer es etwas anspruchsvoller wünscht, wählt 500 m nach den Erdpyramiden die Abkürzung, nämlich den steileren Steig 16A, und erreicht die Alm in einer Stunde. Die Anstrengung wird mit herzhafter Bauernküche und einer fantastischen Aussicht über die Pusterer Bergwelt und die Dolomitengipfel belohnt.
Infos in Kürze Oberwielenbach, Parkplatz Erdpyramiden gut 3 Stunden ca. 7 km (über Weg 16A zur Alm) rund 600 Höhenmeter Markierung: Pyramidenweg, 16B, 16A, 6; ab Alm Nr. 6, dann 1
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Der Niedristhof in Aschbach bei Percha Auf der Sonnenseite des Pustertals, im Abschnitt zwischen Percha und Rasen, liegen eine Reihe von großen Gehöften und kleinen Weilern über den Berghang verstreut. Der Bergrücken dehnt sich hier von der Rienz bis zu den Dreitausendern der Rieserfernergruppe aus. Zur Höfegruppe Aschbach, die auf rund 1300 m oberhalb des Dörfchens Nasen liegt, gehört auch der Hofschank Niedrist. Die zwar steilen, aber sonnigen Hänge des Weilers Aschbach sind uraltes Siedlungsgebiet. Bereits im 13. Jahrhundert wird hier ein Hof erwähnt, der damals Niederaspach hieß. Im 16. Jahrhundert kam es zu einer Teilung und erstmals taucht der Name Nidrist auf. Nach wechselvoller Geschichte wird der stattliche Paarhof heute von der Familie Niederwolfsgruber bewirtschaftet.
Was der Hof bietet Bauer Paul kümmert sich um den Hof mit den acht Hektar Grünland, den Stall mit den 15 Kühen und um die eigene Alm, auf die im Sommer die Jungrinder getrieben werden. Die Milchlieferungen erfolgen an die Genossenschaft in Bruneck. Der Hofschank, der sich aus einer bereits 1973 eröffneten Jausenstation entwickelt hat, ist in der Hand von Frau Margareth. Schon bei der Aufzählung der Köstlichkeiten läuft einem das Wasser im Munde zusammen: selbst gebackenes Brot, Gerstsuppe und verschiedene Knödel bilden erst den Auftakt. Eine ideale Kombination bilden die Hauswürste mit Kraut oder der Krautsalat mit Speck. Dann gibt es noch Röstkartoffeln, Omelett, Gulasch, Rinds- und Schweinsbraten auf Vorbestellung. Neben dem traditionellen Kaiserschmarren sind die Niggilan eine herzhafte Süßspeise: gebackene Hefeteigbällchen mit Mohn. Die Salate und das Gemüse kommen aus dem eigenen Gemüsegarten, die Säfte sind hausgemacht. Diese einfache Bauernküche findet bei den italienischen Gästen großen Zuspruch. In der Zwischensaison kehren aber auch die Einheimischen gern ein, und für Firmen- und Familienfeiern aller Art ist der Niedrist eine gute Adresse. Es gibt auch einen AbHof-Verkauf von Kaminwurzen und Fruchtsirupen.
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Wie kommt man hin? Von der Pustertaler Straße (SS 49) 2 km östlich von Percha in Richtung Aschbach abbiegen und knapp 4 km bergauf fahren. In einer Linkskehre zweigt rechts die Zufahrt zum Hof ab. Niedristhof, Familie Niederwolfsgruber, Aschbach 2, 39030 Percha, Tel. 0474 401163 und 3401782734, www.niedristhof.it, Januar bis Mitte Februar geschlossen, Vorbestellung empfohlen, Mo Ruhetag.
Kirche zum hl. JAKOB Auf dem Weg zum Niedrist führt der Weg an der Jakobskirche in Nasen, der östlichsten Fraktion der Gemeinde Percha, vorbei. Die Kirche aus dem Jahre 1474 steht frei im Grünen und zählt zu den schönsten spätgotischen Heiligtümern des Landes. Die Fresken im Inneren sowie die große Christophorusfigur an der Außenfassade stammen aus der Hand des bedeutenden Malers Simon von Taisten. Den Schlüssel verwahrt Mesner Josef Durnwalder, Mair am Bach Weg 4, Tel. 0474 401307. Der Legende nach hat der Fährmann Opherus einst ein Kind auf seinen Schultern durch einen Fluss getragen. Das Kind sei dabei immer schwerer geworden, so dass Opherus zu versinken drohte. Am anderen Ufer gab sich das Kind als Christus zu erkennen, der seinerseits als Weltenherrscher die Last der ganzen Erde zu tragen habe. Er gab Opherus den Namen Christophorus (Christusträger). An vielen Kirchen Südtirols ist er als Riese dargestellt.
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Von Nasen zu den Redensberger Höfen
Bei dieser Wanderung, die vom Dörfchen Nasen startet, liegt der Niedristhof günstig an der Strecke. Für den Aufstieg wählen wir den Waldweg, für den Rückweg hingegen den sonnigen Wiesenweg. Dabei folgen wir der Markierung Nr. 19, dem Nasner Bach entlang bis zu einer großen ebenen Lichtung im Wald, in der die Redensberger Höfe (1379 m) liegen. Auf der Höfezufahrt geht es nun, der Nr. 4 folgend, auf den höchsten Punkt (1474 m) im Wald zu. Bei einer Schranke senkt sich jetzt der Weg (1A) über Wiesen und mit herrlicher Aussicht zum Niedrist bergab (1336 m, bis hierher knapp 2 Stunden). Ab dem Niedrist führt Weg Nr. 17 frei und aussichtsreich nach Nasen hinab.
Infos in Kürze Nasen Ortseinfahrt, Brücke, Abzweigung „Rauterhöfe – Redensberg“. knapp 3 Stunden 7,5 km 490 Höhenmeter Markierung: 19, 4, 1A, 17 Leichte Bergwanderung
Rundwanderung Erdpyramiden Eine andere Wanderung führt als Rundwanderung vom Niedrist durch Wald und Wiesen zu den Erdpyramiden von Oberwielenbach. Der interessanteste Teil, der an den Pyramiden vorbeiführt, ist holprig und steil, Trittsicherheit ist Voraussetzung.
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Infos in Kürze Niedristhof 2,5 Stunden knapp 6 km 400 Höhenmeter Markierung: 17, 1A, 1B, Pyramidenweg, 1A, 17A, 1A sowie 17, um zum Niedrist zurückzugelangen Mittelschwierige Bergwanderung
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Der Oberredensbergerhof bei Rasen Wo bei Olang das Antholzertal ins Oberpustertal mündet, steht auf den sanft abfallenden Ausläufern der Rieserfernergruppe ruhig, ja fast einsam der Oberredensbergerhof (1379 m); er ist umgeben von Wiesen und Wäldern und bietet eine einzigartige Aussicht auf die umliegende Bergwelt. So wie der nahe Weiler Aschbach zählt das Gelände, auf dem der Oberredensbergerhof steht, zu uraltem Siedlungsgebiet. Um 1142 wird ein Rodeneperch erwähnt; der Hofname geht wohl auf die Rodung am Berg zurück. Seit Generationen schon ist der Hof in Familienbesitz.
Was der Hof bietet Derzeit begrüßt die achte Generation die Gäste. Angelika und Andreas Schuster sind mit Begeisterung Gastgeber und Bauern und strahlen förmlich, wenn sie von ihrer Arbeit am Hof erzählen. Im Stall stehen rund 30 Milchkühe und etliches Jungvieh, wobei sich die Schusters auf die Aufzucht des Simmenthaler Fleckviehs spezialisiert haben; dieses ermöglicht eine Doppelnutzung als Milch- und Fleischrind und eignet sich gut für das Berggebiet. Von den bisherigen Zuchterfolgen zeugen zahlreiche Anerkennungsdiplome. Im Sommer wird das Vieh auf die hofeigene Alm am Fuße des Rammelsteins, dem Hausberg, getrieben; dort wird aus der Bergmilch Butter und Graukäse für den Eigenbedarf, den Verkauf an Tagesgäste und für die Hausgäste auf dem Hof gewonnen. Das Bauernhaus wurde erst 2005 neu errichtet. Dabei kam es zum Ausbau der drei bestehenden Ferienwohnungen für bis zu 12 Personen. Sie tragen die stimmigen Namen Abendrot, Morgenstern und Schwalbennest. Letztere deshalb, weil in den Rohbau damals eine Schwalbe einzog und genau dort ihr Nest baute. Für die Balkone, Giebel, Dachbalken, Böden und ein Großteil der Möbel wurden 300 m³ Fichten- und Lärchenholz aus den eigenen Wäldern verbaut. Das schafft Wärme und Behaglichkeit. Die Wohnungen sind sommers wie winters gut ausgelastet; die Biathlonwettbewerbe im nahen Antholz haben die Gegend besonders bei deutschen Gästen bekannt gemacht. Über die Mittsommerfeiertage mieten sich hingegen gern Italiener ein.
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wie koMMt Man hin? Von der Pustertaler straße bei Olang ins Antholzertal abbiegen; nach 1 km beim Kreisverkehr vor niederrasen wieder in Richtung Antholz fahren, nach weiteren 1,5 km, bei einem alleinstehenden Bauernhof, links abbiegen und den schildern (App. Oberredensberg) für 1,8 km den Berg hinauf folgen. nachdem das sträßchen aus dem Wald hinausführt, ist der Hof gleich zu sehen. Oberredensbergerhof, Familie schuster, neunhäusern 18, 39030 Rasen-Antholz, Tel. 0474 496565, www.oberredensberg.it.
antholzer See Das Antholzertal zieht sich von Olang im Pustertal bis zu den eisgekrönten Felsriesen der Rieserfernergruppe mit Wildgall (3273 m) und Hochgall (3436 m) hin. im Talgrund sind mehrere kleine Dörfer mit insgesamt etwa 3000 einwohnern in die Landschaft gebettet. im Talschluss liegt auf 1638 m der romantische Antholzersee. Der Rundgang um den blaugrünen see, in dem sich Berggipfel und Wälder spiegeln, ist ein leichter, überaus lohnender spaziergang von rund 3,5 km Länge, für den man gemütliche 1,5 stunden Gehzeit veranschlagen sollte. Vom see aus führt eine straße hinauf zum staller sattel auf 2052 m Höhe; das ist ein kleiner Grenzübergang ins österreichische Defereggental.
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Rasner Möser Bei Oberrasen, im Biotop „Rasner Möser“, lässt sich die sehnsucht nach intakter natur mit grünen Wäldern, nach dem Duft von feuchtem Moos und Waldboden, nach blumenübersäten Wiesen, stillen Tümpeln und kleinen Bächen, frischer Luft und einer eindrucksvollen Bergkulisse rasch stillen. Das Feuchtbiotop ist als Rest eines ehemaligen, mittlerweile verlandeten sees ees unter sschutz gestellt. übrigens brigens ist das Wort „Rasen“ keltischen Ursprungs, es bedeutet so viel wie „sumpf“ umpf“ und hat den Ortschaften Oberund n niederrasen den namen en gegeben. Mit einem gepflegten Grasteppich hat die Bezeichnung also
nichts zu tun! ein Lehrpfad führt über Holzbohlen und schöne ebene Wege durch dieses einmalige naturschutzgebiet mit seiner besonderen Flora und Fauna. Der spazierweg zum 23 Hektar großen Biotop beginnt in Oberrasen und verläuft stets eben und fernab vom Verkehr. schautafeln geben eine übersicht über die Tiere und Pflanzen dieses Lebensraums sowie über das Wegenetz und die Rastplätze.
infoS in kürze Kirche in Oberrasen 1 stunde reicht für einen kleinen Rundgang kein Höhenunterschied, leichte Wanderung
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Der Bergerhof in Antholz Das idyllische, waldreiche Antholzertal wird am Alpenhauptkamm von der mächtigen Rieserfernergruppe mit Hoch(3436 m) und Wildgall (3273 m) nach Norden hin abgeschirmt. Die Weiler Antholz-Niedertal, -Mittertal und -Obertal liegen nacheinander aufgefädelt in einer breiten Talmulde. Im Talschluss schimmert ein wunderschöner See in blau-grünen Farben, und ein schmales Sträßchen führt von dort über den Stallersattel ins österreichische Defereggental. In Antholz-Mittertal liegt am nördlichen Dorfrand, am Fuße der bewaldeten Bergflanken inmitten fruchtbarer Wiesen, der Bergerhof, unser Ziel. Zum Hof gehört auch die auf 1600 m gelegene Bergeralm, wohin die Rinder in die Sommerfrische getrieben werden und wo Wanderer eine urige Einkehr in grandioser Bergwelt erwartet.
Was der Hof bietet Die Siedlung des „Hofes unterm Berg“, wie er einst hieß, ist mit Sicherheit eine frühe Rodung – alte Flurnamen mit römischer Wurzel deuten darauf hin. Bereits 1490 wird ein „Hans unterm Berg“ erwähnt. Seit 1782 ist der Hof im Besitz derselben Familie, die seit 1920 durch Einheirat den Namen Pallhuber trägt. Der auf 1320 m Höhe gelegene Bergerhof mit seinen hölzernen Giebelverkleidungen, den breiten blumengeschmückten Balkonen und dem nicht minder stattlichen Wirtschaftsgebäude strahlt eindrucksvolle Behäbigkeit und den ganzen Stolz des Bauernstandes aus. Erst beim zweiten Hinsehen stechen noch andere Zubauten des großen Anwesens ins Auge. Bauer Thomas kümmert sich auf dem Hof, der auf Vieh- und Milchwirtschaft ausgerichtet ist, um die Landwirtschaft. Etwa 30 Rinder werden gehalten, darunter 17 Milchkühe. Es ist Simmentaler Fleckvieh, das eine Doppelnutzung als Milch- und Fleischrind zulässt. Auch Schwarzbunte Kühe, eine reine Milchrasse, sind darunter. Mit Stolz werden die Auszeichnungen für beste Milchqualität an einer Anschlagtafel vor dem Stall präsentiert. Frau Silvia betreut das Haus und auch den wichtigen Bereich „Urlaub auf dem Bauernhof“. Im Haus wurden vier geräumige, komfortable Ferienwohnungen eingerichtet, ideal für Familien, Gruppen und Paare.
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Besonders geeignet ist der Bauernhof für Familien mit Kindern, denn es gibt als Spielkameraden die drei Kinder der Bauernfamilie, dazu einen gutmütigen Hund, Zwergziegen, ein Pony, Hühner, Katzen und Hasen. Weitab vom Straßenverkehr können die Kleinen nach Herzenslust herumtoben, spielen und den Umgang mit Tieren hautnah erleben. Beim Melken oder beim Füttern der Kälbchen darf zugeschaut oder mitgeholfen werden. Vor dem Haus gibt es eine große Liegewiese und ein geräumiges, bei Groß und Klein für Feiern und Jausen beliebtes Gartenhäuschen samt Holzofen. Außerdem stehen Spielgeräte, Spieltraktoren, Roller, Fahrräder und im Winter Schlitten oder Rutschteller parat. Auf den Frühstücks- und Jausentisch kommen die hofeigenen Produkte: täglich frische Milch, Eier und Joghurt, je nach Jahreszeit Kräuter und Gemüse aus dem eigenen Garten, verschiedene Marmeladen, Fruchtsäfte und Honig. Die Ferienwohnungen sind sowohl im Sommer als auch im Winter gut ausgelastet.
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Wie kommt man hin? Von Olang kommend erreichen Sie nach 12 km Antholz-Mittertal, fahren durch das Dorf und dort etwa 700 m stets geradeaus, bis links die beschilderte Zufahrt zum Bergerhof abzweigt. Bergerhof, Familie Pallhuber, Anholz-Mittertal 44, 39030 Rasen-Antholz, Tel. 0474 492467, www.bergerhof.it.
EinkehrtippS Die Eggerhöfe bieten einheimischen Spezialitäten wie Schlutzkrapfen, Pressknödel oder Graukäse aus der Hofkäserei. Hofschenke Eggerhöfe, Tel. 0474 493030, www.eggerhoefe.it. Auf der Bergeralm mit Bauernstube und offenem Herd gibt es Tiroler Gerichte wie Hauswurst mit Kraut und allerlei Knödel. Bergeralm Willi & Tanja, Tel. 348 8424337. Die Schwörzalm punktet mit toller Aussicht von der Sonnenterrasse und serviert einfache einheimische Kost. Schwörzalm, Tel. 348 8883489.
Biathlon Antholz gilt als eine der internationalen Hochburgen des Biathlonsports und die jährlichen Weltcuprennen ziehen Zehntausende von Zuschauern an. Das Wettkampfstadion in der Nähe des wunderschönen Antholzersees kann besichtigt werden und bietet die Möglichkeit, sich im Schießen zu erproben. Auch im Sommer ist das Gelände mit den Sportanlagen für Besichtigungen geöffnet. Südtirol-Arena, Rasen-Antholz, Tel. 0474 492390, www.biathlon-antholz.it.
Überliefertes Vom Bergerhof wird eine makabre Sage in Mundart-Reimen erzählt: Eine böse Frau, eine Berchta, schlüpft in die Kammer zu einem kranken Kind: „Kathrine, Kathreine, i schliaf durchs Schlisslloch inn – Kathrine, Kathreine, iaz bischi hin“. Worauf das Kind entseelt im Bettchen vorgefunden wurde. („Kathrine, Kathreine, ich schlüpfe durchs Schlüsselloch rein – Kathrine, Kathreine, jetzt bist du tot!“ Frei nach Pater L. Leitgeb, einem Antholzer Heimatkundler.)
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Zur Berger- und Schwörzalm Dieser Rundweg führt durch dunkle Wälder zu zwei urigen Almen mit toller Aussicht, über Wiesen, schmale Waldsteige und schließlich durch die Tallandschaft von Antholz. Bei der Sportzone in Antholz-Mittertal startet Weg 3 in Richtung Rieserfernerhütte. Wir nutzen dort die Panoramatafel, um uns zu orientieren, dann geht es los. Bei der Hofschenke Eggerhöfe taucht der breite Weg in den Wald ein und führt zum tosenden Wasserfall des Klammbachs (bis hierher 50 Minuten). Weiter oben treffen wir bei einer Lichtung erst auf die urige und gemütliche Bergeralm, dann auf die Brennalm und überqueren anschlie-
ßend das Geröllbett des Klammbachs (Markierung 3B), um auf der gegenüberliegenden Seite nach wenigen Minuten die Schwörzalm (1680 m) zu erreichen (ab Parkplatz 1 Stunde 40 Minuten). Hier genießen wir die herrliche Aussicht über das Tal. Hinter dem Haus führt der stellenweise recht schmale Kornbrenntenweg (Nr. 10) hinab zum Steinzgerhof. Dort schwenken wir scharf nach Südwesten (Nr. 11, Franzosensteig), gehen am Bergerhof und den Eggerhöfen vorbei, bis wir auf die Aufstiegsroute stoßen und auf dieser nach AntholzMittertal zurückkehren.
Infos in Kürze Antholz-Mittertal, Parkplatz bei den Sportanlagen, 1260 m 3 Stunden, 10 Minuten 7,9 km 570 Höhenmeter Markierung: 3, 3B, 10, 11, 3 Leichter Bergweg
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Aus Südtirols Speisekarten Zum besseren Verständnis der Speisekarten sind hier einige typische Südtiroler Gerichte und Begriffe erklärt. Apfelkiechl: in Teig ausgebackene Apfelscheiben Bauernbratl: Eintopf, Schweinebraten mit Kartoffeln Bockernes: ähnlich dem Schöpsernen, aber vom jungen Geißbock Buschenschenke: Die Tradition der Buschenschenke geht auf das Mittelalter zurück, als den Bauern zugestanden wurde, den eigenen Wein aufzuschenken. Heute werden meist traditionelle Gerichte angeboten. Buschenschenken dürfen nur sechs Monate im Jahr offen halten. Erdäpfel: Kartoffel Erdäpfelblattln: Gebackenes aus Kartoffelteig Gerstsuppe: Suppe aus Gerste, Gemüse und Selchfleischstücken Graukasnocken: Nocken mit kräftigem Magerkäse, dem sogenannten Graukas Gröstl: Eintopf aus Bratkartoffeln und gekochtem Rindfleisch Hauswurst: frische, gekochte Schweinewurst; klassisches Törggelegericht Hofschenke: Hofschankbetrieb, in dem Produkte aus Eigenbau aufgetischt werden, gibt es auch in Gebieten, wo kein Wein angebaut wird. Kaminwurz: Luftgetrocknete und leicht geräucherte, dünne Trockenwurst, die bei keiner Brettljause fehlen darf. Kasnocken: Käsenocken Keschtn: Kastanien (gebratene), die Edel- oder Esskastanien, in Österreich und Bayern Maroni genannt.
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Kiechl oder Kniekiechl: Kreisförmiges Hefegebäck mit einer Vertiefung in der Mitte, die nach dem Backen mit Marmelade gefüllt wird. Knödel: Faustgroße gekochte Klöße, deren Hauptbestandteile Semmeln, Speck, Eier, Milch und Mehl sind. Statt Speck werden oft auch Käse, Spinat und Pilze beigemengt. Krapfen: Je nach Gegend rauten- oder halbmondförmiges Gebäck, das mit Mohn, Birnen- oder Preiselbeermarmelade, Aniszucker o. Ä. gefüllt wird. Marille: Aprikose Milzschnitten: Suppeneinlage, bei der Weißbrot mit Milz bestrichen, geschichtet, gebacken und dann geschnitten wird. Mus: Früher das Volksgericht der armen Leute; es wird aus weißem, fein gemahlenem Maismehl gekocht; es gibt auch Gries- oder Schwarzplenten-Mus. Nuier: neuer, meist noch gärungstrüber Wein Omelett: Eierkuchen, Pfannkuchen Ossobuco: Scheiben von der Kalbsstelze, also dem quer geschnittenen Markknochen der Stelze Polenta: Maisbrei; wird als Beilage zu Pilzen, Braten oder Gulasch gereicht. Pressknödel: flach gedrückter Knödel, erst gebraten, dann in Salzwasser gekocht Ribisel: Johannisbeeren Ribl: Krümelig gebratener Mais- oder Buchweizenbrei, oft werden auch Kartoffeln beigemischt. Rindsgeselchtes: geräuchertes Rindfleisch Rohnen: Rote Bete
Schlutzer / Schlutzkrapfen: mit Spinat gefüllte, halbmondförmige Teigtaschen, serviert mit zerlassener Butter und Parmesankäse Schmarrn: In Stücke gerissenes Omelett, mit Zucker bestreut; beim Kaiserschmarrn werden dem Teig Sultaninen beigegeben. Schneemilch: Nachspeise aus dem Vinschgau Schöpsernes / Schöpsenbraten: Hammelbraten vom Jungschaf, der am besten im Rohr zubereitet wird. Im Herbst typisches Fleischgericht in den Berggasthäusern. Schupfnudeln: in Butterbröseln leicht geröstete, fingerdicke, gekochte Nocken aus Kartoffelteig Schüttelbrot: Der dünnflüssige Brotteig aus Roggenmehl wird nicht gewalkt, sondern auf einem runden Brett geschüttelt; so entstehen dünne, knusprige Fladenbrote, die lange haltbar sind. Schwarzbeeren: Heidelbeeren Schwarzplent: Buchweizen; das Mehl hat einen nussigen Geschmack und wird deshalb bevorzugt zu Kuchen, aber auch Knödeln verarbeitet.
Selchen: räuchern Selchkarree: geräuchertes und gepökeltes Rippenstück vom Schwein, „Kassler“ Siaßer: süßer, unvergorener Traubenmost Spatzln: Spätzle Speck: Der Name „Südtiroler Speck“ wurde von der EU zum geschützten Markenprodukt erklärt. Er bezeichnet ausreichend gereiftes, leicht geräuchertes Schweinefleisch mit niedrigem Salzgehalt. Selbst gemachter „Bauernspeck“ ist heute selten, aber in manchem Dorfgasthaus noch zu finden. Strauben: goldgelb gebackene, schneckenförmige, tellergroße Süßspeise Suren: pökeln Tirtlan: mit Sauerkraut, Quark, Spinat oder süß gefüllte und in Schmalz ausgebackene runde Teigtaschen Topfen: Quark Törggelen: Der Name kommt von der „Torggl“, der alten Weinpresse. Heute bezeichnet Törggelen die Verkostung des neuen Weins zu deftigen Schlachtplatten und gebratenen Kastanien.
Am 1. Jänner 2013 wurde die Fusion der beiden Milchhöfe Senni (Bruneck) und Mila (Bozen) endgültig abgeschlossen. Die beiden Betriebe waren schon 15 Jahre lang, seit 1997, in einer Genossenschaft zweiten Grades, der Milkon Südtirol, zusammengeschlossen. Die neue Genossenschaft tritt unter dem Namen Bergmilch Südtirol auf.
Die beiden weiterhin bestehenden Hauptmarken Mila und Senni stehen für frische und hochwertige Milchprodukte.
Die Qualität unseres wertvollen Rohstoffs Milch hat ihre Grundlage vor Ort bei unseren Mitgliedern: Auf den Stalltüren der Bauernhöfe verweisen Tafeln auf die kontrollierte und sichere Herkunft der Milch, aber auch auf den milchverarbeitenden Betrieb.
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