Vogelsanger Mehr als nur ein
Weg
Impressum Masterseminar M3 - Methoden des städtebaulichen Entwerfens Sommersemester 2017 | TU Dortmund | Fakultät Raumplanung
SVEN KOHLSCHMIDT MANUEL WEGENER PASCAL SELL
INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung
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2 Typologischer Entwurf
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3 Kontextueller Entwurf - Analyse
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4 Kontextueller Entwurf - Konzept
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Kapitel 1
„Der Wunsch nach einem kleinen Ortsteilzentrum beschäftigt den Verein bereits seit Jahren.“
Rheinische Post - 24. Januar 2012
KAPITEL 1
EINLEITUNG
Kapitel 1
Einleitung Seit nunmehr einigen Jahren verzeichnet die Stadt Düsseldorf einen stetigen Einwohnerzuwachs, welcher sich laut Prognosen auch in den kommenden Jahren kaum abschwächen wird. Um den hohen Bedarf an Wohnraum zu befriedigen ohne weitere Flächen im Außenbereich in Anspruch zu nehmen rücken immer mehr innerstädtische Flächen in den Fokus, welche bisher anderen Nutzungen unterliegen. Eine dieser Flächen ist das Plangebiet Vogelsanger Weg. Dieser liegt im Stadtteil Mörsenbroich und hat eine Fläche von 27 Hektar. Der nördliche Teilbereich ist beidseitig des Vogelsanger Weges durch Gewerbeund Bürostandorte geprägt. An diese Gewerbeadressen schließen rückseitig sowohl nach Ost als auch nach West hin Kleingartensiedlungen an. Der südliche Teilbereich an der Münsterstraße ist durch vier- bis fünfgeschossige Wohnbebauung geprägt. Ziel dieser Planung ist es in diesem Falle nicht ein innerstädtisches Gewerbegebiet in ein Wohngebiet umzuwandeln, sondern innovative Lösungen aufzuzeigen, wie ein verträgliches Nebeneinander von Gewerbe
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Planungsraum und Wohnen in Zukunft möglich sein kann. (vgl. Landeshauptstadt Düsseldorf 2016: 3) Die neuen städtebaulichen Strukturen sollen sich mit dem vorhanden baukulturellen Erbe des Gewerbestandortes zu einem städtebaulichen Gesamtkonzept vereinen. Dabei geht es insbesondere darum die vorhanden Potenziale der gewerblichen Strukturen um Wohnnutzung zu ergänzen und dabei die vorhandenen Grün- und Freiräume mit einzubeziehen. Mit dem Leitsatz „Vogelsanger Weg – Mehr als nur ein Weg“ soll der Entwurf aufzeigen, dass sich für ein solches Gewerbegebiet durchaus Möglichkeiten bieten, in Zukunft eine neue Adresse sowohl für Wohnals auch Gewerbenutzung zu entwickeln, welche die vorhanden Potenziale aufgreift und dem Quartier auf diese Weise eine individuelle Identität verleiht. Hiermit geben wir Ihnen einen komprimierten Überblick über unsere Konzeption für den Vogelsanger Weg und möchten Sie mit unseren Entwurfsideen begeistern. Mit besten Grüßen Sven, Manuel und Pascal
Einleitung
Im Rahmen des kontextuellen Entwerfens sind die Erkenntnisse und Ergebnisse des typologischen Entwerfens rückgekoppelt und in angepasster Form in den finalen Entwurf mit eingebunden worden.
Methode Theorie Analyse
In diesem Zusammenhang werden insbesondere die Konzepte des Co-Working und CoHousing aufgegriffen. An dieser Stelle wird zunächst festgelegt, was die Konzepte eigentlich bedeuten und welche unterschiedlichen Ausprägungen es diesbezüglich be-
In einem zweiten Schritt wird mit dem kontextuellen Entwerfen die systematische Vorgehensweise gewählt, um die Planung in das vielschichtige Gewebe der städtischen Strukturen einzubinden. (vgl. Reicher, C. 2017: 20, 28) Es wurden die verschiedenen Schritte dieser Methode durchgeführt, welche zunächst über eine räumliche Einordnung und thematischen Analysen zur Entwicklung des räumlichen und programmatischen Leitbilds geführt haben. Diese bilden die Ausgangssituation und die Leitline für die folgenden Teilkonzepte, den daraus entwickelten Strukturplan sowie die konkrete Darstellung des Entwurfs in einem Gestaltungsplan.
Konzept
Zunächst das typologische Entwerfen, um sich insbesondere dem Zusammenbringen von Wohnen und Arbeiten in verschiedenen Typologien zu nähern und aus diesen ein städtebauliches Konzept zu entwickeln. In diesem Fallbeispiel geht es dabei insbesondere um die Frage welche Typologien sich eignen, um Arbeiten und Wohnen miteinander verträglich zu vereinen und dabei auf differenzierte und individuelle Bestandssituationen zu reagieren.
reits gibt, um die wichtigsten Aspekte für die vorliegende Typologie miteinzubeziehen.
Fazit
Im Rahmen des Masterseminars Methoden des Städtebaulichen Entwerfens an der TU Dortmund werden zu diesem Zweck zwei verschiedene Entwurfsmethoden herangezogen.
Ziel
Forschungsdesign
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Kapitel 1
„Wohnen am Vogelsanger Weg wird möglich.“ Rheinische Post - 3. Februar 2016
KAPITEL 2
TYPOLOGISCHER ENTWURF
Kapitel 2
Nutzergruppen und Wohnraumansprüche Beim Typologische Entwerfen, auch Baustein-Methode genannt, geht es darum aus bewährten Lösungen jene Gemeinsamkeiten zu abstrahieren, welche die Charakteristika eines Bautyps ausmachen. Aus einer Vielzahl möglicher Lösungen wird ein geeigneter Typ bzw. geeignete Typen gewählt und so lange an gegeben Strukturen umgeformt, bis er wieder zu einer einzigartigen Lösung wird. Dabei geht es insbesondere um das Verständnis von städtischen Strukturen als Organisation von Nutzungen, um hier eine optimale Verflechtung der Nutzungen zu ermöglichen, indem man sich an Vorbildern orientiert, diese adaptier, transformiert und kombiniert. (vgl. Kühn, K 2000:1; Reicher, C. 2017: 20) Für den vorliegenden Fall sollen die Typologien geeignet sein, um Wohnen und Arbeiten verträglich miteinander und/oder nebeneinander zu ermöglichen. Aus den Recherchen wird deutlich, dass es verschiedene Typologien gibt, welche dieser Kombination von Wohnen und Arbeiten gerecht werden können. Aus der Vielzahl von möglichen Varianten wurde sich für den Grundriss-Typ „Hausblock“ entschieden, welcher durch seine Größe, Form und Flexibilität es ermöglicht den differenzierten Ansprüchen des zukünftigen Wohnens und Arbeitens gerecht zu werden.
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Singles Wohnen allein in einer Wohnung und benötigen ca. 36m² Wohnraum, in Ein- oder Zwei-Zimmer-Apartements im Dachgeschoss.
Paare Bestehen jeweils aus 2 Personen, welche gemeinsam zusammenleben und -wohnen. Diese Nutzergruppe benötigt rund 72m². Sie können sich durch meist doppeltes Einkommen vermehrt teurere Wohnungen leisten.
Familie Definiert sich durch Haushalte mit Kindern sowie z.T. berufstätigen Eltern. Je nach Kinderzahl benötigt die Nutzergruppe mit ca. 90 m² die größten Wohnungsgrößen.
Senioren Sind ältere Menschen, welche nicht mehr erwerbstätig sind. Diese Nutzergruppe benötigt barrierefrei nutzbaren Wohnraum. Häufig bieten sich dafür Wohnungen im Erdgeschoss an.
Typologischer Entwurf
Gewerbliche Tätigkeiten und Raumansprüche Büro Können sich in den oberen Geschossen der Gebäude ansiedeln, da sie weniger auf Kundenfrequentierungen angewiesen sind und keine großen Raumansprüche haben.
Kanzlei Können sich ähnlich wie die Büronutzungen in den oberen Geschossen ansiedeln. Sie sind flexibel bezüglich der Zuschnitte.
Praxis Benötigen häufig größere Raumtypen, um die Räumlichkeiten wie z.B. Wartezimmer, Empfang und verschiedene Behandlungszimmer auf einer Etage unterzubringen.
Der Hausblock bietet die Möglichkeit einer vertikalen Nutzungsmischung. In den unteren Etagen könnten Räume für Einzelhandel, Dienstleistungen, soziale Einrichtungen oder kleine Handwerksbetriebe untergebracht werden, welche eine gewisse Kundenfrequenz aufweisen. Eine flexible und modulare Bauweise ermöglicht es, dass differenzierte Raumgrößen und auch Raumhöhen realisiert werden. Darüber bietet es sich an Büronutzungen oder Wohnen einzubinden. Auch hier können je nach Anforderung des Gewerbes beziehungsweise der verschiedenen Bewohner differenzierte Raum- bzw. Wohnungsgrößen angeboten werden. Dabei ist immer die Lage des jeweiligen Hausblocks im Raum zu prüfen. Es bietet sich an die gewerblichen Nutzungen zu Hauptverkehrsachsen auszurichten.
Einzelhandel Benötigen große Flächen im Erdgeschoss, um ihre Waren den Kunden anzubieten. Zusätzlicher Platz wird durch Lagerflächen beansprucht.
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Kapitel 2
Exkurs: Co-Housing und Co-Working Die zunehmenden Dynamiken und Veränderungen der Gesellschaft und der Wirtschaft führen dazu, dass sich neue Konzepte des Wohnens und des Arbeitens ergeben haben, welche in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen können. Zu diesen werden insbesondere die Konzepte des Co-Housings und des Co-Working gezählt.
Co-Housing Co-Housing ist ein Konzept des partizipativen Wohnens. Dabei geht es darum mit den Nachbarn eine Gemeinschaft zu bilden, welche über das normale Wohnen nebeneinander hinausgeht. Die Bewohner bestimmen hier in erster Linie selbst, wie sie das Konzept auslegen. Sie entscheiden selbst über die Gestaltung ihrer Wohnungen und des gemeinschaftlichen Hofes. Das zentrale Element bildet hier der soziale Aspekt. Die bauliche Form ist dabei oft so gestaltet, dass es Höfe gibt, welche von der gesamten Nachbarschaft als gemeinsamer Ort für soziale Interaktion jeglicher Art genutzt werden kann. Zudem gibt es unterschiedliche Gemeinschaftsräume, welche als Orte der Begegnung fungieren. Alle Bewohner können sich auf ihre eigene Weise in die Gemeinschaft einbringen. Ältere Menschen können beim Einkauf unterstützt werden, während diese zum Beispiel andersherum auf die Kinder aufpassen können, wenn die Eltern arbeiten sind. Dabei hat jeder der Bewohner eine eigene private Wohnung, welche jeweils als die Bedürfnisse der einzelnen Nutzer angepasst ist. Diese reichen vom Ein-Zimmer-Apartment bis zur Familienwohnung mit mehr als 3 Schlafzimmern. (vgl. Arte 2017)
Co-Working Mit den Dynamiken der letzten Jahre sind viele neuartige Jobs, Beschäftigungsmodelle und Formen der Zusammenarbeit entstanden, die vor allem dazu geführt haben, dass sich der Trend zur Selbstständigkeit deutlich gesteigert hat. Diese wachsende Gruppe bzw. „Community“ der Selbstständigen Wissensarbeiter hat sich Alternativen zum klassischen Arbeitsplatz gesucht und diese im Homeoffice, Bürogemeinschaf-
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ten oder mobilen Arbeitsplätzen gefunden. In Co-Working Spaces finden insbesondere Menschen der Schwerpunktbranchen IT- und Kreativwirtschaft sehr gute Bedingungen für ihre Arbeit. Solche Co-Working Spaces können dabei ganz unterschiedliche sein und widersetzen sich so einer strengen Kategorisierung. Jeder Co Working Space ist ein durch die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Community geprägtes Unikat. Holm Friebe 2008 beschreibt die zentralen Eigenschaften, wenn auch minimalistisch mit den folgenden Aspekten: Arbeitsraum, Sozialraum, Kontaktraum, Wirtschaftsraum, Informationsraum, Spielraum, Entwicklungsraum, Besprechungsraum, Großraum, Ideenraum, Veranstaltungsraum und Schauraum. Zentral ist folglich auch hier der Gemeinschaftsgedanke und damit der soziale Aspekt des Zusammenarbeitens. (vgl. Schürmann 2013: 12-13, 33f.) In Bezug auf die räumliche Ausprägung lassen sich einige Aspekte benennen, welche die Infrastruktur und Einrichtung eines Co-Working Space ausmachen.
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Neben den freien Arbeitsplätzen (1) gibt es zudem Private Büros für Kleinunternehmen mit mehreren Mitarbeitern (2). Ergänzend zu diesen zum Teil privaten Arbeitsplätzen bieten ein Co-Working Spaces unteranderem Räumlichkeiten an, welche gemeinschaftlich genutzt werden und dem Austausch und der Kommunikation dienen. Dazu gehören Be-
sprechungsräume (3), Kaffeeküche oder Bistroraum (4), ein Konferenzraum (5) oder eine Gemeinschaftliche Terrasse (6) oder ein gemeinschaftlicher Garten. (vgl. ebd.: 41-42) Diese kleineren Strukturen des sozialen Austausches lassen sich aber auch auf größere Strukturen übertragen. So können gestaltete Hofstrukturen, ähnlich wie im Co-Housing-Konzept dazu beitragen, dass sie die soziale Interaktion der unterschiedlichen Erwerbstätigen befördern. Der Hof wirkt damit nicht nur positiv zur Erholung, sondern bietet einen Raum für Kommunikation und Generierung neuer Kontakte und sozialer Netzwerke.
Typologischer Entwurf
Typologischer Baublock und Freiraum Die Typologie des Hausblocks lässt sich unter Anbetracht der beiden Konzepte des Co-Housings und Co-Workings in einem System so anordnen, dass in einem Riegel zwei Höfe entstehen. Zum einen der Gewerbehof, welcher sich zur Haupterschließung des Vogelsanger Weges hin orientiert. Die umgebenden Blöcke sind vorranging durch Gewerbe und Dienstleistungen jeglicher Art in den unteren Geschossen geprägt. Hier bilden sich unterschiedliche tiefen durch die jeweils differenzierten Anforderungen der jeweiligen Gewerbeform. In den oberen Geschossen können zudem Wohnungen mit Terrassen entstehen, wobei hier jedoch das Gewerbe die zentrale Nutzungskategorie darstellen soll. Die Anordnung der mittleren Gebäude ist auf eine Weise gestaltet, dass sie den Gewerbehof fassen, aber gleichzeitig einen Durchgang zum dahinterliegenden Wohnhof ermöglichen. In diesen mittleren Hausblöcken soll Wohnen und Gewerbe
Wohn- und Gewerbehöfe Holzhalbinsel
Campushöfe TU Braunschweig
Rostock, DE
Braunschweig, DE
möglichst in gleichen Teilen vorhanden sein. Das Gewerbe soll sich jedoch hier möglichst zum Gewerbehof orientieren, während das Wohnen sich mehr zu Wohnhof hin öffnet. Der Wohnhof ist der zentrale Ort für die Bewohner der nach hinten gelagerten Wohnblöcke. Durch diese Anordnung soll möglichst vermieden werden, dass das Wohnen durch den Lärm und das mögliche Treiben am Vogelsanger Weg sowie dem angrenzenden Gewerbe gestört wird. Die Öffnung nach hinten bietet zudem den Zugang zum öffentlichen Grünraum und den Kleingärten des Plangebietes. Der Wohnhof greift den Aspekt der sozialen Interaktion des Co-Housing-Gedankens auf und soll als Raum der Begegnung für die Bewohner dienen. Hier sollen Spielgelegenheiten, gemeinsame Gärten und Gemeinschaftsräume die Begegnung der Bewohner fördern und damit ein gemeinschaftliches Zusammenleben ermöglichen und befördern. Die hinteren Hausblöcke dienen
nur dem Wohnen und bieten den unterschiedlichen Nutzergruppen mit ihren differenzierten Wohnungsansprüchen verschiedene Lösungen mit den flexiblen Wohnungszuschnitten. Diese Typologie der Zwei Höfe wird im Folgenden unter dem Begriff der „Vogelsanger Höfe“ zusammengefasst. Entsprechend des typologischen Entwerfens lässt sich diese Typologie mehrfach in den Raum stempeln. So wird deutlich, dass sich zum Vogelsanger Weg eine Gewerbefront bildet, die nach hinten hin durch die öffentlichen Gewerbehöfe ergänzt werden. Durch die Anordnung der Gebäude bildet sich hier ein zweiter Weg, welcher Parallel zum Vogelsanger Weg durch die Gewerbehöfe verläuft und diese miteinander verbindet. Dahinter liegen die privaten Wohnhöfe der Bewohner. An diese schließt der öffentliche bzw. teilöffentliche Freiraum mit den Kleingärten an.
Wohnhöfe Rebstockpark
Wohnhöfe Phönix-See
Frankfurt, DE
Dortmund, DE
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Kapitel 2
Entwurf mit dem typologischen Baublock
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Typologischer Entwurf
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Kapitel 1
„Gebäude am Zubringer könnten höher als jetzt sein.“
Westdeutsche Zeitung - 20. Dezember 2016
KAPITEL 3
KONTEXTUELLER ENTWURF - ANALYSE
Kapitel 3
Räumliche Einordnung Der Planungsraum befindet sich im Stadtteil Düsseldorf Mörsenbroich und damit in zentraler Lage zwischen der Innenstadt und dem Hauptbahnhof im Süden sowie dem Internationalen Flughafen Düsseldorf im Norden. Diese beiden zentralen Verkehrsknoten sind von diesem Standort aus sehr gut mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu erreichen. Dies spielt insbesondere für die mögliche zukünftige Entwicklung als Gewerbestandort eine wichtige Rolle. Der Flughafen ist ein Standortfaktor für Branchen mit internationaler Verflechtung und der Bahnhof bildet die überregionale Verbindung für Erwerbstätige aus der näheren Umgebung von Düsseldorf. Zudem ist auch die Messe Düsseldorf nicht weit entfernt. Aus Sicht des zukünftigen Wohnens sind die Nähe zu Naherholungsangeboten wie dem Grafenberger Wald und dem Rhein als positive Standortfaktoren zu nennen, welche sich in kürzester Zeit auch mit dem Fahrrad erreichen lassen.
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Kontextueller Entwurf - Analyse
Gebäude- und Nutzungsstruktur
Gewerbe Wohnen
Freizeit Einzelhandel Dienstleistungen
N Die Analyse der Nutzungsstruktur macht deutlich, dass der Planungsraum aktuell in erster Linie gewerblich genutzt ist. Dieser lässt sich in einen nördlichen und südlichen Bereich einteilen. Während der nördliche Teil durchgängig von Büros und Gewerbehallen geprägt ist, gestaltet sich die Nutzung im südlichen Teil deutlich differenzierter. Zum einen lassen sich hier mit dem Memphis Gebäude als Indoorspielplatz und der Fitnesshalle im Osten sowie der Badmintonhalle im
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Westen verschiedene Freizeitnutzungen aufzeigen. Zum anderen finden sich hier zwei Discounter, welche durch einen weiteren an der Münsterstraße ergänzt werden. Ganz im Südosten schließt sich die Blockrandbebauung an der Münsterstraße als Wohnbebauung an. Im Nord- sowie Südosten ist die direkte Umgebung durch Wohnnutzung geprägt, während sich nach Westen hin eine weiträumige Kleingartenanlage anschließt. Zum Teil weist das Gebiet interessante Ge-
bäudestrukturen auf, welche für eine spätere Nutzung bzw. Umnutzung interessant sein könnten. Dies sind insbesondere die gewerblichen Hallen im Osten des Plangebiets sowie das 12-Stöckige Bürogebäude als Hochpunkt des Gebiets.
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Kapitel 3
Grün- und Freiraumstrukturen
Brachfläche
Kleingärten
Öffentlicher Aufenthaltsfläche
Wald
N Durch die beiden Kleingartensiedlungen sind die äußeren Ränder des Plangebiet außerordentlich grün. Es fehlen jedoch öffentliche Grünflächen, welche für jeden zugänglich sind. Die einzige Fläche, welche dieser Kategorie gerecht wird ist der Park vor dem Memphis Gebäude. Öffentliche Plätze bieten sich nur vor dem Memphis Gebäude und am Biergarten des Kleingartenvereins „Am Faselbusch“. Die bewachsenen Flächen im Nordwesten gehören einem Indianerverein
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und können nicht öffentlich genutzt werden.
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Kontextueller Entwurf - Analyse
Mobilität- und Erschließung
Rath Mitte - S
Vogelsanger Weg Am Schein
Haeselerstr.
Heinrichstr.
N Die Erschließung des Plangebiets erfolgt in erster Linie nur über den Vogelsanger Weg. Neben dieser Haupterschließung gibt es nur sehr wenige Nebenerschließungsstraßen. In den meisten Fällen liegen die Betriebe direkt am Vogelsanger Weg, weshalb hier keine Erschließungsstraßen nötig sind. Die beiden Eingänge für den motorisierten Individualverkehr bieten die Kreuzung Nördlicher Zubringer/Vogelanger Weg und Münsterstraße/Vogelsanger Weg im Süden. Über die
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Kleingärtenwege bietet sich ein Zugang zum Plangebiet von Osten und von Westen. Das Gebiet ist auch mit dem öffentlichen Personennahverkehr relativ gut erschlossen. Im Süden befindet sich der Knotenpunkt Heinrichstraße mit U-Bahn und Straßenbahn Anbindung und im Norden der Knotenpunkt Rath Mitte S mit S-Bahn und Straßenbahn. Alle sind zum Teil fußläufig erreichbar. Zudem befindet sich eine Bushaltestelle zentral im Plangebiet. Die Parkplätze im Plangebiet
sind nicht öffentlich und gehören meist zu den jeweiligen Betrieben.
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Kapitel 3
Zusammenfassende Analyse Insgesamt wird deutlich, dass das Plangebiet aktuell einige Mängel aufweist. Insbesondere im nördlichen Bereich sind die möglich nutzbaren Flächen nicht ausgeschöpft, weisen Brachen auf oder sind durch Gewerbe belegt, welches auch an anderen Standorten funktionieren können. Der südliche Bereich wirkt sehr unstrukturiert, weist jedoch mit einigen Hallenstrukturen deutliche Potenziale auf, welche für zukünftige Planungen identitätsstiftend aufgenommen werden können. Insbesondere das Memphis Gebäude, dessen Lage im Grünen zwischen Kleingärten und dem Park, sowie die industriellen Hallen bieten große Potenziale als Impulsgeber für die Neuentwicklung des Planungsraumes. Ähnlich dazu auf der anderen Seite des Vogelsanger Weges mit der Badmintonhalle und dem Biergarten im Grünen.
N
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Typologischer Entwurf
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Verkehrsstruktur
ZITAT EINFÜGEN „ ..., denn der Bedarf an neuem
Wohnraum ist groß, und einige Flächen
wurden bislang baulich nur in geringem Maße genutzt.“
Neue Ruhr Zeitung - 6. Februar 2017
KAPITEL 3
KONTEXTUELLER ENTWURF - KONZEPT
Kapitel 4
Räumliches Leitbild
Quartierskonzept weiter in das Plangebiet übernommen. Im Norden wird der Gewerbecharakter aufgegriffen, um hier den Gewerbestandort weiter zu stärken und die Flächen besser zu nutzen. Zwischen diesen beiden Nutzungszonen sollen Wohnen und Arbeiten baulich und räumlich miteinander verzahnt werden.
Gewerbe-Campus Wohnen & Arbeiten Kulter & Event
Programmatisches Leitbild
Um das Ziel zu erreichen das gegebene baukulturelle Erbe des Plangebiets zu erhalten und ein verträgliches Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen wurde ein räumliches Leitbild entwickelt. Dies sieht vor das Memphis-Gebäude und die Badmintonhalle, welche sich jeweils im Grünen der Kleingärten befinden, durch eine Grüne Achse zu verbinden. Dadurch soll zum einen das Grün auf beiden Seiten des Vogelsanger Weges vernetzt und die beiden Highlights erlebbar gemacht werden. Die Grüne Achse wird durch eine Urbane Achse ergänzt, welche sich als öffentlicher urbaner Raum von dem Platz vor dem Memphis-Gebäude, zwischen den bestehenden Industriehallen hindurch bis zum Platz vor der Badmintonhalle zieht. Diese Achsen bieten eine neue zentrale Achse, welche dem Vogelsanger Weg rechtwinklig kreuzt und ihm so ein mindestens gleichwertiges Gegenstück bietet. Die Nutzung im Gebiet wird deutlich strukturierter und orientiert sich dabei an den Nutzungen im direkten Umfeld des Planungsraumes. Im Süden wird die Wohnnutzung aufgenommen und
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Die Analyse zeigt deutlich auf, dass der Vogelsanger Weg durchaus Potenziale aufweist, welche genutzt werden können, um den Standort in Zukunft auch als neue Adresse für Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf zu entwickeln. Das programmatischen Leitbild: „Vogelsanger Weg – Mehr als nur ein Weg“ soll sowohl räumlich als auch symbolisch verstanden werden. Zum einen wird der Planungsraum heute nur als der Vogelsanger Weg wahrgenommen, da dies die einzige Erschließungsstraße bildet. In Zukunft soll diese zwar ihre Funktion als Haupterschließung nicht verlieren, sie soll aber um einige Nebenerschließungen ergänzt werden, welche das gesamte Plangebiet erreichbar machen sollen. Aus symbolischer Sicht meint der Leitsatz, dass das Gewerbegebiet nicht für immer ein reines Gewerbegebiet bleiben muss. Die Dynamiken der letzten Jahre und die Veränderungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft haben zu neuen Anforderungen an das Wohnen und Arbeiten geführt. Gleichzeitig steht die Stadt vor der Herausforderung immer mehr Wohnungsnachfrage zu bedienen, ohne in Außenbereiche Flächen zur Verfügung zu stellen. Heute ist die Fläche ein unbelebtes und graues Gewerbegebiet, doch es bieten sich mehr als die verstetigung der aktuellen Nutzung als Gewerbegebiet. Mit einem neuen und zukunftsfähigen Konzept kann der Planungsraum eine ganz neue Qualität erhalten und eine neue Adresse in Düsseldorf werden, die Arbeiten und Wohnen verträglich verknüpft.
Kreativblock
Gemeinschaftliches Wohnen Grüne Lunge
Die Neuplanung sieht im südlichen Bereich vor die vorhandene Blockrandbebauung zu ergänzen und auch hier gemeinschaftliche Wohnhofe zu entwickeln, welche den Grundzügen des Co-Housing-Konzepts folgen. Die Hallenstrukturen im westlichen Bereich um das Memphis-Gebäude werden erhalten und durch den öffentlichen Raum des Memphis-Areals eingebunden. Dieser Raum erfährt eine neue öffentliche Qualität durch verschiedene kleinteilige Nutzungen im Bereich Freizeit, Gastronomie, Kunst, Kleingewerbe und Handwerk und bildet den Kreativblock. Dieser soll als Impulsgeber für das neue Vogelsanger Quartier dienen und auch für die umliegenden Quartiere in Mörsenbroich als kreatives Zentrum fungieren. Auch hier könnten neue kreative Berufsformen interessante Arbeitsräume vorfinden und ihre Ideen austesten. Das Memphis-Gebäude und die Badmin-
tonhalle bilden die beiden Kulturellen Ankerpunkte im Quartier. Hier sollen Sportevents, Ausstellungen, Feste oder Konzerte veranstaltet werden. Nördlich schließen daran die neuen Baublöcke der Vogelsanger Höfe an, welche jeweils öffentlichen Gewerbehöfe und private Wohnhöfe als Gemeinschaftsflächen aufweisen und auf diese Weise das Wohnen und Arbeiten in räumlicher Nähe miteinander verzahnen. Die Gewerbestrukturen sollen, neben einem Angebot für unterschiedliche gewerbliche Nutzungen, insbesondere dem Co-Working Konzept entsprechen. Die Räumlichkeiten sollen zum Teil so gestaltet sein, dass Start-Ups, Freelancer und Selbstständige verschiedener Branchen den Raum zum gemeinschaftlichen Arbeiten nutzen können. Die gemeinschaftlichen Gewerbehöfe dienen als Ort des Austausches und der Kommunikation außerhalb der jeweiligen Arbeitsstätten und bringen die Angestellten und Selbstständigen verschiedener Branchen zusammen. Die nordwestlich gelegenen Gewerbeflächen sind insbesondere für größere Firmen mit vielen Angestellten vorgesehen. Hier kann auch Produzierendes Gewerbe untergebracht werden. Durch die Höhen der Gebäude bietet sich hier beispielsweise vertikale Produktion. Zudem könnten an dieser Stelle auch Großraumbüros untergebracht werden. Die beiden Grünräume im Osten und Westen umrahmen die verschiedenen Nutzungen, bieten eine Vielzahl an Eingängen ins Grüne.
Kontextueller Entwurf - Konzept
Konzeptbausteine Durchlässige Kleingartenwege Gewerbe Tiefgaragen Mischnutzung
Gewerbehof Shared Space
Grünachse
Wohnen & Arbeiten Wohnhof
Urbane Achse Öffentliche Stellplätze Haupterschließung Wohnen
Fuß-& Radweg Park
Grün- und Freiraum
N
Die vorhandenen Kleingärten werden zum größten Teil erhalten. Für den Anteil an Kleingärten, welcher im südöstlichen Bereich des Kleingartenvereins „Am Faselbusch“ für Bebauung weichen muss, wird ein Ausgleich im nördlichen Bereich geschaffen. Der Memphis-Park wird qualifiziert und bildet den Ausgangspunkt für die Grüne Achse zur Badminton Halle. Im westlichen Teil des Parks werden zwei weitere Parks geschaffen, welche als öffentliche Grünflächen für Bewohner und Erwerbstätige nutzbar sind. Die Urbane Achse ergänzt die Grüne Achse und ist eine Mischung aus öffentlichem Platz, Flaniermeile und Grünraum. Die grünen Wohnhöfe dienen als Aufenthaltsflächen und Räume für soziale Interaktion für die jeweiligen Bewohner der umgebenen Bebauung und sind nicht öffentlich zugänglich. Auch die Gewerbehöfe sollen mit Grünelementen gestaltet werden und den öffentlichen Raum des Vogelsanger Weges parallel ergänzen.
Mobilität und Erschließung
N
Der Vogelsanger Weg bleibt die Haupterschließungsstraße für des Plangebiet. Diese wird jedoch um einige Nebenerschließungsstraßen ergänzt, welche sich als Stiche in die hinteren Bereiche durchziehen. Diese Stiche schließen jeweils an die Wege der Kleingärten auf beiden Seiten des Vogelsanger Weges an und ermöglichen so eine Begehbarkeit des gesamten Plangebietes. Die vorhandene Bushaltestelle wird nach Norden verlagert und um eine weitere im südlichen Bereich ergänzt, um die erhöhte Nachfrage durch die neuen Wohneinheiten und Arbeitsstätten bedarfsgerecht zu befriedigen. Die Vogelsanger Höfe werden jeweils mit Tiefgaragen ausgestattet, um den Verkehr aus dem Raum herauszunehmen.
Nutzungen
N
Dem Leitbild entsprechend sind die Nutzung jeweiligen räumlichen Schwerpunkten zugordnet. Dadurch sollen in erster Linie betriebsbedingte Belästigungen, auf die Wohnnutzung verhindert werden. Aus diesem Grund ist der nordwestliche Bereich ausschließlich für Gewerbe vorgesehen und der südöstliche Bereich dient vorwiegend dem Wohnen. Dadurch wird eine gewisse räumliche Distanz als Pufferzone ermöglicht. Die Memphis Achse und die Baublöcke der Vogelsanger Höfe bilden die Übergangszone zwischen diesen Nutzungen. Die Anordnung der Höfe ermöglicht es, nicht störendes Gewerbe und Wohnen in räumlicher Nähe zu vereinen. Auf diese Weise wird dem Gebiet eine geordnete Struktur verliehen, welche die Gemengelagen verträglich auflöst und trotzdem eine Nutzungsmischung innerhalb des Plangebiets ermöglichen.
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Kapitel 4
Rahmenkonzept Insgesamt wird deutlich, dass die neue Planung die bestehenden Potenziale innerhalb des Plangebiets einbindet und gleichzeitig auch die direkte Umgebung des Plangebiets miteinbezieht. Auf diese Weise wird die individuelle Identität des Standortes erhalten und es fügt sich nahtlos in die bestehende Situation in Mörsenbroich ein. Zum einen wird die Wohnnutzung im Südosten und zum anderen die Gewerbenutzung im Norden aufgegriffen und behutsam ins Plangebiet weitergeführt. Auf diese Weise ergeben sich hier zwei Eingänge in das Plangebiet. Im Norden der Gewerbeeingang und um Sü-
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den der Eingang zu den Wohnquartieren. Im Westen werden die Grünstrukturen der Kleingartensiedlung „Am Kittelbach“ aufgenommen und über eine Brücke und die Kleingartensiedlung „Am Faselbusch“ in das Plangebiet eingebunden. Die Grüne Achse greift diese großräumige Grünstruktur auf und verknüpft diese mit den Grünstrukturen am Memphis-Park und der Kleingartensiedlung „An der Stieglitzstraße“. Die Wege der Kleingärten schließen an die neuen Nebenerschließungen der Quartiere an und ermöglichen grüne Zugänge von Nordosten und Westen in das Plangebiet.
Gestaltungsplan
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Kontextueller Entwurf - Konzept
Kapitel 4
Realisierungsphasen 1
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Kontextueller Entwurf - Konzept
Wandel des Quartiers
Der Vogelsanger Weg ist heute noch ein graues Gewerbegebiet ohne Charakter und wenig belebt. Die Straße dient als verkehrliche Erschließung für größtenteils untergenutzte Gewerbeflächen, wobei das Gebiet auch Potenziale für eine Umnutzung bietet.
In Zukunft können die Potenziale genutzt werden, um eine Entwicklung des Quartiers in Bewegung zu setzen. Vorhandene Wohnquartiere werden sinnvoll um neue Wohnformen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens ergänzt. Das vorhandene baukulturelle Erbe wird für kreative, neuartige Nutzungen umgenutzt und neu belebt, um somit dem Quartier einen Impuls zu geben.
Die ersten Impulse machen das Quartier auch für weitere Nutzergruppen interessant. Es siedeln sich infolgedessen neue, moderne Wohn- und Gewerbeformen an. Der Vogelsanger Weg entwickelt sich nun zu einem belebten, öffentlichen Raum, der neben einer starken Vielfalt an Nutzungen auch hochwertige Freiraumqualitäten anbietet.
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Kapitel 4
Vertikale Nutzungsstruktur Gewerbe
Wohnen
Freizeit und Kultur
Einzelhandel
Gastronomie
Dienstleistung
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Die einzelnen Nutzungen sind diesbezüglich als Nutzungsschwerpunkte zu verstehen, in denen eine bestimme Nutzung überwiegt, andere Nutzungen jedoch nicht kategorisch ausgeschlossen werden sollen. Über eine vertikale Mischung sollen die verschiedenen Nutzungen verträglich miteinander verknüpft werden, ohne dass Konflikte zwischen diesen Nutzungen entstehen. So sollen die Erdgeschosse in den südwestlichen Bereichen, welche vorwiegend für Wohnen vorgesehen sind, auch durch Dienstleistungen oder Einzelhandel belebt werden. Die Vogelsanger Höfe folgen der konzeptionellen Idee des typologischen Entwurfes. Zum Vogelsanger Weg hin soll vorwiegend Gewerbe die Straßenfronte prägen, welche jedoch in den oberen Geschossen durch Wohnen ergänzt werden können. Hier sollen insbesondere Nutzungen eingebunden werden, welche die Funktion des Wohnens im dahinterliegenden Wohnhof nicht stören. Der nordwestliche Bereich soll nur dem Gewerbe als Standort dienen. Hier sollen Nutzungen ermöglicht werden, welche im restlichen Plangebiet nicht vertäglich mit der Wohnutzung kombiniert werden können. An dieser Stelle sind insbesonde betriebsbedingter Lärm und Gerüche zu nennen. Die Höhenentwicklung orientiert sich im Süden an dem Bestand der Blockrandbebauung, wie auch die Vogelsanger Höfe. Die Gebäude des Gewerbe-Campus und insbesondere am nördlichen Eingang in Plangebiet sollen deutlichere Höhen aufweisen und damit den Eingang zur Vogelsanger Gewerbeadresse prägen.
Kontextueller Entwurf - Konzept
Aktivitätenquerschnitt
Das Quartier bietet in unterschiedlichen Bereichen differenzierte Möglichkeiten für Aktivitäten. Die angrenzenden Straßenräume des nördlichen Zubringers und der Stieglitzstraße dienen in erster Linie der Erschließung des Plangebiets und sind ansonsten kaum nutzbar. Dahingegen bieten sich im Plangebiet großräumige Grünräume, wie die Kleingärten
und Parks. Hier können die Menschen Spazieren und Joggen gehen, in den Kleingärten Grillen oder sich im Park erholen oder spielen. In den öffentlichen Räumen um die Badmintonhalle, dem Memphis Areal und der verbindenden Urbanen Achse können sich Menschen Aufhalten, Freunde treffen, sich unterhalten, Feiern oder in der Gastronomie
etwas essen und trinken. Die neuen Baublöcke ermöglichen den Bewohnern ein gemeinschaftliches Zusammenleben in funktionierenden Nachbarschaften. Hier können die Bewohner gemeinsam Kochen, sich im Wohnhof unterhalten oder einfach gemeinsam Zeit verbringen. Der Vogelsanger Weg bleibt als zentrale Erschließung erhalten, bekommt aber durch
die Entwurfskonzeption und die damit verbunden Nutzungsintensitäten eine ganz neue Bedeutung. Der Raum kann als zentrale Radwegeverbindung genutzt werden, lädt zum Flanieren an belebten Erdgeschossen ein und ist dadurch mehr als nur ein Weg.
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Kapitel 4
Perspektivische Darstellung - Memphis Areal
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Kontextueller Entwurf - Konzept
Lichtkonzept Die neue Planung sieht vor, dass sich die Zahl der Gebäude und damit auch die unterschiedlichen Nutzungen im Quartier quantitativ erhöhen. Die Zahl der Menschen, welche den Raum des Vogelsanger Quartiers für unterschiedliche Zwecke nutzen, hauchen dem Raum ein neues Leben ein. Diese Belebung spielt sich dabei nicht nur Tagsüber ab, sondern lässt sich auch in den Abend- bzw. Nachtstunden erkennen. Heute ist das Quartier tagsüber nur durch Lieferverkehr und Durchfahrtsverkehr geprägt. Nach 18:00 Uhr ist der gesamte Raum verlassen und kann durch die geringe Nutzungsinten-
sität als Unsicher wahrgenommen werden. Das neue Vogelsanger Quartier hebt diese Problematik auf, da das gesamte Quartier durch Wohnbebauung geprägt ist, welche eine neue soziale Kontrolle bietet. Die Wohnhöfe sind abends durch die Lichter in den Wohnungen beleuchtet. Zudem sind insbesondere der öffentliche Raum um das Memphis-Areal und entlang der Urbanen Achse auch in späteren Stunden durch Gastronomienutzung belebt und beleuchtet. Insbesondere diese Achse wird in den Abendstunden beleuchtet, um die identitätsstiftenden Quartiersbild in Szene zu setzen.
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Kapitel 4
Bewohnerstimmen aus dem Plangebiet Manager Michael sanierte sein Bürogebäude am Vogelsanger Weg gleich nach Bekanntgabe der Planung. Besonders die neu gestalteten Objekte im Eingangsbereich unterzeichnen den gewerblichen Charakter des Gebiets. Er schätzt die Nähe zu attraktiven Angeboten im Herzen des Vogelsanger Quartiers und nutzt ebenfalls viele Räumlichkeiten der Cohousing Bereiche im Memphis Areal. Wenn er dort Kunden trifft sind sie begeistert von der neuen Adresse.
Familie Schneider ist erst kürzlich in die Vogelsanger Höfe gezogen. Sie suchten ein neues Wohnumfeld – im freien und trotzdem stadtnah. Vor allem die gemeinschaftlichen Innenhöfe neben dem privaten Garten gefallen ihnen. Während die Kinder im Hof spielen, können die Eltern sich mit der Nachbarschaft anfreunden und gemeinsam grillen. Sofia und Leon gefällt die neue Spielfläche vor der Memphishall sehr. Wo früher nur ein kleiner Bereich zum Spielen war ist heute eine großer entstanden, der neben Spielgeräten auch ein neues Eiscafé beherbergt. Hier können sie nach dem Kindergarten noch ein Eis essen, während ihre Eltern die letzten Sonnenstrahlen auf dem gemütlichen Platz genießen.
Katja und Oliver schlendern nach ihrem Feierabend gerne über das Memphis Areal. Ihre Arbeitsplätze befinden sich in den angrenzenden, modernen Bürokomplexen entlang des Vogelsanger Wegs. Häufig treffen sie hier auf Freunde und Bekannte. Dann gehen sie gemeinsam in eines der hippen Restaurants oder Bars die für jeden etwas anbieten. Wenn der letzte Bauabschnitt abgeschlossen ist wollen sie unbedingt eine Wohnung mit Dachgeschoss ergattern – auf der Warteliste stehen sie schon lange.
Dieter geht mit Hund Rocky immer in den Kleingärten seine täglichen Runden. Er wohnt in einem der Wohnhäuser die frisch fertig geworden sind. Wenn er mal nicht spazieren geht joggt er die große Runde durch das Quartier. Hier können er und Rocky problemlos Straßen überqueren. Auch abends und im Winter fühlt er sich durch das neue Beleuchtungskonzept sicher.
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Henriette und Walter wohnen schon über 50 Jahre an der Münsterstraße. Das im unattraktiven rückwärtigen Bereich noch etwas zu ihren Lebzeiten passiert hätten sie nie gedacht. Doch nun nutzen sie die gemeinsamen Höfe und treffen auf neue Nachbarn, die ihnen häufig bei den Einkäufen helfen. Oft sitzen sie aber auch einfach nur auf den Bänken und schauen dem bunten Treiben zu.
Kontextueller Entwurf - Konzept
Perspektiven Modell
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Kapitel 1
„Dadurch könnte Mörsenbroich endlich einen Mittelpunkt, einen Platz mit Aufenthaltsqualität bekommen.“
Rheinische Post - 24. Januar 2012
KAPITEL 5
FAZIT
Kapitel 5
Fazit Durch die zwei verschiedenen Entwurfsmethoden ist es gelungen, dass im Vogelsanger Quartier ein verträgliches Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten ermöglicht wird. Mit Hilfe der Baustein-Methode ist speziell eine individuelle Lösung für das vorliegende Plangebiet entwickelt worden, welche sowohl Arbeiten, als auch Wohnen in räumlicher Nähe verknüpft und gleichzeitig die Konzepte des Co-Housings und Co-Working ermöglichen. Mit Hilfe der Schichten-Methode wurde zudem ein Entwurf erarbeitet, welcher die bestehenden Strukturen und individuellen Gesetzmäßigkeiten des Plangebiets und dessen Umgebung untersucht. Aus diesen Gesetzmäßigkeiten des Bestehenden wurden die speziellen Prinzipien und Anhaltspunkte für eine neue Entwicklung aufgegriffen und mit neuen Herausforderungen verknüpft. Die Schichten-Methode hat insbesondere dazu beigetragen das baukulturelle Erbe innerhalb des Plangebiets herauszustellen, um dieses in eine zukünftige Entwicklung einzubinden. Hier sind insbesondere die Hallenstrukturen im Bereich des Memphis Areals und entlang der Urbanen Achse sowie die großräumigen Grünstrukturen der Kleingärten zu nennen. Zudem wurde auf diese Weise die Einbettung des Plangebiets in die Umgebung fokussiert, indem die südliche Wohnbebauung, die nördliche Gewerbenutzung und die westlichen Grünraumstrukturen im Plangebiet weitergeführt wurden.
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Dabei wurde die entwickelte Typologie der Vogelsanger Höfe aus dem typologischen Entwurf nicht verworfen, sondern in behutsam angepasster Form auch in den kontextuellen Entwurf eingebunden. Diese bietet durch die Form und Anordnung der Höfe die Möglichkeit eines Verbindungsgliedes zwischen dem Bereich des Gewerbe-Campus im Norden und den Bereichen im Süden, welche vorwiegend dem Wohnen dienen. So wird neben der kleinräumigen Verzahnung von Wohnen und Arbeiten innerhalb eines Baublocks auch für das gesamte Gebiet eine räumliche Lösung gefunden, die Gewerbe und Wohnen verträglich und nachhaltig im Quartier ermöglicht. Insgesamt zeichnet sich das neue Vogelsanger Quartier durch vier besonders herausgestellte Merkmale aus. Die gewerblich geprägte Gebäudestruktur gilt als identitätsstiftend und trägt gemeinsam mit der horizontalen und vertikalen Nutzungsmischung zur Adressbildung bei. Durch die neuen qualitätsvollen öffentlichen Räume im Vogelsanger Quartier werden Orte zur Kommunikation und sozialen Aktivitäten geschaffen. Mit innovativen Wohn- und Gewerbeformen setzt das Quartier in Düsseldorf einen Impuls. Zusätzlich dient der Vogelsanger Weg als Verbindung sowohl innerhalb des Quartiers, als auch im Stadtgebiet. Gelegen zwischen Innenstadt und Flughafen ist er ein wichtiges Bindeglied. Es wird deutlich, dass der Vogelsanger Weg mehr als nur einen Weg darstellt.
Fazit
Vogelsanger Mehr als nur ein
Weg
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Quellenverzeichnis Arte 2015: Cohousing: Ein Konzept mit Zukunft. Dokumentation. Abgerufen von http://sites.arte.tv/futuremag/de/cohousing-ein-konzept-mit-zukunft-futuremag (Zugegriffen am 22.06.2017) Flaticon: Icons made by Flaticon. Abgerufen von www.flaticon.com Kühn, K. 2000: Typologie. Vortrag im Rahmen der Gebäudelehrevorlesung 5 an der TU Wien. Wien Landeshauptstadt Düsseldorf 2016: Beiderseits Vogelsanger Weg. Aufgabenstellung Gutachterverfahren. Düsseldorf Reicher, C. 2012: Städtebauliches Entwerfen. Studium. Vieweg+Teubner. Wiesbaden Reicher, C. 2017: Methoden des Städtebaulichen Entwerfens. Vortrag im Rahmen des Masterseminars Methoden des Städtebaulichen Entwerfens im Mastermodul 3 – Vertiefungsschwerpunkt Städtebau am 18. April 2017 an der TU Dortmund. Dortmund Schürmann, M. 2013: Coworking Space. Geschäftsmodell für Entrepreneure und Wissensarbeiter. Springer Gabler. Luzern.